GERMANISCHE BIBLIOTHEK
HERAUSGEGEBEN VON
WILHELM STREITBERG.
I. SAMMLUNG
GERMANISCHER ELEMENTAR- UND HANDBÜCHER.
IV. REIHE: WÖRTERBÜCHER.
DRITTER BAND:
MITTELHOCHDEUTSCHES WÖRTERBUCH
ZU DEN DEUTSCHEN SPRACHDENKMÄLERN BÖHMENS
UND DER.MÄHRISCHEN STÄDTE: BRUNN, IGLAU UND
OLMÜTZ (XIII. — XVI. JAHRHUNDERT)
VON
Dr. FRANZ JELINEK
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HEIDELBERG 1911
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ZU DEN
DEUTSCHEN SPRACHDENKMÄLERN
BÖHMENS UND DER MÄHRISCHEN STÄDTE
BRUNN, IGLAU UND OLMÜTZ
(XML BIS XVI. JAHRHUNDERT)
VON
Dr. FRANZ JELINEK
K. K. DIREKTOR DES STAATSGYMNASIUMS IN IGLAU
GEDRUCKT MIT UNTERSTÜTZUNG
DER GESELLSCHAFT ZUR FÖRDERUNG DEUTSCHER WISSENSCHAFT,
KUNST UND LITERATUR IN BÖHMEN
509505
HEIDELBERG 1911
CARL WINTERS U N I VERSITÄTSBUCH H ANDLU NG
Vorwort.
Der Gedanke zu dem vorliegenden Wörterbuch kam mir, als ich
1889 bei der Untersuchung der luxemburgischen Kanzleisprache auf
den interessanten Wortschatz der Wenzelsbibel aufmerksam wurde
und gleichzeitig beim Studium des berühmten Bergrechtes meiner
Vaterstadt Iglau erkannte, daß auch in diesem eine reiche Fund-
grube für das deutsche Wörterbuch nicht minder wie für die deutsche
Rechtsgeschichte zu erschürfen sei. Die Sprache eines großen Teiles
derselben und des Iglauer Stadtrechtes, wie sie in den Iglau er Codices
A und B vorliegt, desgleichen die Übersetzung von U — A. Igl. B
und der umfangreichen 4 Bücher der Const. geht auf Johannes
von Gelnhausen zurück, der in Iglau als Stadtschreiber von 1400—1404
nachzuweisen ist, nachdem er lange vorher Grubenschreiber in dem-
selben Kuttenberg gewesen, in dem der Stifter der kurz vor 1400
entstandenen Wenzelsbibel, der Prager Bürger Martin Eotlev 1378
als magister mouetae (Münzmeister) nachgewiesen ist (Tomek,
Zäklady z. B. 188 Nr. 858), und dann die Schulung in Kaiser Karls IV.
Kanzlei unter Johannes von Neumarkt durchgemacht hatte. Des
letzteren in die 2. Hälfte des 14. Jahrhunderts zurückreichenden
Übersetzungen von Hier, und Sol. wurden daher auch herangezogen.
Der aus diesen Quellen, geschöpfte Wortschatz stellt den der luxem-
burgischen Kanzleisprache des 14. Jahrhunderts dar und bildet den
Grundstock des Wörterbuches. Der Sprache und Entstehungszeit
dieser Quellen am nächsten stehen : das Buch der Prager Malerzeche
von 1348, die prosaische Böhmische Chronik, der in den letzten
Jahren des 14. Jahrhunderts von einem Saazer Stadtschreiber verfaßte
Ackermann von Böhmen, sowie das Brünner und Prager Stadtrecht.
An diese wurden die übrigen der weiter unten aufgezählten Denk-
mäler angereiht, von denen einige — die Dichtungen Ulrichs von
Eschenbach ( W. v. W. und Alex.) und Heinrichs von Freiberg — in
'lie 2. Hälfte des 13-, der mitteldeutsche Dalimil in den Anfang des
VI Vorwort
11. Jahrhunderts zurück, viele aber bis weit ins 16., ganz vereinzelte
sogar ins 17. und 18. Jahrhundert heraufführen.
Die Denkmäler zeigen, abgesehen von dem ganz mitteldeutschen
Dalimil und dem noch die mhd. Lautgestalt zeigenden Dichtungen
Ulrichs von Eschenbach und Heinrichs von Freiberg, den nhd.
Vokalismus, daher wurden die Stichwörter in der nhd. Gestalt, zu-
meist mit Aufgebung des konsonantschen Auslautsgesetzes angesetzt,
so daß z. B. üf, üz unter auf. aus, lougen unten laugen, stigen
unter steigen, iu und öu unter eu zu suchen ist, se steht unter ä,
doch auch unter e: durch Verweisungen wurde nachgeholfen. Die
Konsonantengruppen sl, sm, sn, sw sind in dieser Gestalt (nicht
unter schl usw.), ht, hs jedoch als cht, ehs (z. B. achten, vuchs), ph
als pf, anlautendes f unter v. die Zeitwörter in der Nennform, auch
die trennbar zusammengesetzten unter der Präposition zu suchen.
Indem ich dieses Werk, an das ich die Mußestunden vieler Jahre
verwendet habe, die mir mein Beruf und die Mitarbeit an deutschen
Lesebüchern frei ließen, der Öffentlichkeit übergebe, fühle ich sehr
wohl, wie viel ihm trotz der größten Sorgfalt zur Vollkommenheit
fehle, glaube aber doch mich der Hoffnung hingeben zu können, es
werde als eine namhafte Ergänzung zu den beiden mittelhoch-
deutschen Handwörterbüchern und zu Grimms deutschem Wörter-
buch der deutschen Wissenschaft willkommen sein.
Schließlich fühle ich mich gedrängt, auch an dieser Stelle der
Gesellschaft zur Förderung deutscher Wissenschaft, Kunst und
Literatur in Böhmen für die Bewilligung eines namhaften Beitrages
zu den Druckkosten, den Professoren an der deutschen Universität
in Prag Hofrat Johann von Kelle, Karl von Kraus, Alois Pogatscher
und August Sauer dafür meinen tiefgefühlten Dank auszusprechen,
daß sie das Werk geprüft und dem genannten Verein wärmstens
empfohlen haben, der Direktion der Wiener Hofbibliothek und dem
Bürgermeister von Iglau Vinzenz Inderka für das freundliche Ent-
gegenkommen bei der Benützung der kostbaren Handschriftenschätze
der Hofbibliothek, beziehungsweise des Iglauer Stadtarchives, end-
lich der verehrten Verlagsbuchhandlung vou Carl Winter in Heidel-
berg für die Übernahme in ihren angesehenen Verlag.
Iglau, den 30. März 1911. Dr. Franz Jelinok.
Quellen- Verzeichnis.
1. Schöne Literatur.
1. >V. v. W. oder Wh. v. W. = „Wilhelm v. Wenden". Ein
Gedicht Ulrichs von Eschenbach, herausgegeben von Wendelin
Toischer, Prag 1876 als I. Band der von Ernst Martin begründeten
„Bibliothek der mittelhochdeutschen Litteratur in Böhmen". Der
Dichter Ulrich von Eschenbach — ob er ein Verwandter Wolframs
von Eschenbach gewesen, ist ungewiß — gehört (nach der Sprache,
den Keimen und Besonderheiten im Wortschatz) nach Mitteldeutsch-
land, nicht nach Baiern, und lebte am Hofe Wenzels IL von Böhmen.
Diesen und die ihm 1278 (nach Pfemysl Ottokars II. Tode) zu Iglau
vermählte Tochter Rudolfs von Habsburg, namens Ghita, verherrlicht
der Dichter als Wilhelm von Wenden und dessen Gemahlin Benc.
Die Dichtung (zitiert nach Versen) ist zwischen 1287—1297, wahr-
scheinlich zwischen 1289—1290 entstanden.
2. Alex. = „Alexander" von Ulrich von Eschenbach, heraus-
gegeben von Wendelin Toischer, Tübingen 1888 (183. Band der
Bibliothek des Litterarischen Vereins in Stuttgart). Das Gedicht
hat 28000 Verse, der Anhang (zitirt als Alex. Anh.) 2100 Verse,
beide werden nach dem Verse, der das Schlagwort enthält, zitiert.
3. Trist. = Tristau (6890 Verse, eine der Fortsetzungen des
Gedichtes „Tristan" von Gottfried von Straßburg), Leg. = Die Legende
vom heiligen Kreuze (882 Verse), Kf. oder Ritterfahrt = Die Ritter-
fahrt des Johann von Michelsberg {eines böhmischen Bitters nach
Paris, 330 Verse). Schretel = Das Schrätel und der Wasserbär
(352 Verse). Alle 4 Dichtungen in dem Werke „Heinrich von
Freiberg, mit Einleitungen über Stil, Sprache, Metrik, Quellen und
die Persönlichkeit des Dichters, herausgegeben von Dr. Alois Berat".
Halle a. d. Saale, Verlag Max Niemeyer 1906. Der Dichter Heinrich
von Freiberg dürfte wohl aus einem von Freiberg in Sachsen nach
Leitmeritz ausgewanderten Geschlechte stammen, daselbst etwa 1235
geboren, an der dortigen — 1298 bezeugten — städtischen Latein-
schule sein Latein gelernt haben; Anfang oder Mitte der 50er Jahre
des 13. Jahrhunderts kam er mit Smilo von Zittau (später von
Lichtenburg) nach Deutschbrod. Die Lichtenburger gelangten mit
dem Jahre 1251 in den Besitz ausgedehnter Gebiete an der böhm.-
mährischen Grenze (auch Bergwerke z. B. bei Schlappenz) und waren
VIII Quellen-Verzeichnis
als deutsche Kolonisatoren hier bedeutend. Heinrich von Freiberg.
war wohl bürgerlicher Herkunft und lebte zwischen 1240 — 1300.
4. Dal. •= die mitteldeutsche Übersetzung (eines Unbekannten) der
Alttschechischen Chronik des Dalimil, Anfang des 14. Jahrhunderts;
die beiden ersten Zahlen bedeuten Seite und Zeile der Ausgabe von
Venceslav Hanka im 48. Band der ..Bibliothek des Litterarischen
Vereines in Stuttgart-', die beiden Zahlen in Klammern bedeuten
Kapitel (Nummer) und Zeile der immerhin weit besseren Ausgabe
von Josef Jirecek im III. Band der ,.Fontes reruin Bohoemicarum".
5. Böhm Chr. bedeutet die weit geschmackvollere prosaische
Übersetzung derselben Dalimilschen Chronik wohl aus dem 14. Jahrb..
von einem Unbekannten in demselben III. Band der von Josef
Jirecek herausgegebenen Fontes rerum Bohoemicarum. sie ist in
70 Kapitel und 110 Abschnitte geteilt und wird nach den Ab-
schnitten zitiert.
6. Aek. = „Der Ackermann von Böhmen", hg. v. Job. Knie-
schek, Prag 1877 (in der Bibliothek der mhd. Lit. in Böhmen, 2. B.)
zitiert nach Seiten und Zeilen; eine Xeuausgabe durch Dr. Alois
Bernt befindet sich im Druck. Entstehungszeit: Ende des 14. Jahr-
hunderts, Heimat Saaz.
7. Ernst = Die Sage vom Herzog Ernst, Fassung D im I. Band
der ,. Deutschen Gedichte des Mittelalters'- hg. von von der Hagen und
Büsching; daß diese von Ulrich von Eschenbach herrührt, hat Zwier-
zina in der Zsch. f. deutsches Altertum 44 S. 289 und 45 S. 411
betont und Jahnke in den ..Studien zum Wilhelm von Wenden",
1 >i>-ertation. Goslar 1903 stimmte ihm zu.
2. Bechtsdenkmäler.
8. Prag. Str. = Das Statuarrecht von Prag (Nummer 1—47).
Prag. ßb. = Das Rechtsbuch von Prag (Nr. 1—206), beide zitiert
nach Nummern, die Seiten der Vorrede I — C II in lat. Ziffern, nach
dem Werke: ..Das altprager Stadtrecht aus dem XIV. Jahrhunderte
nach den vorhandenen Handschriften zum ersten Mal herausgegeben
und erläutert von Emil Franz Bössler. Mit einer Vorrede von Jacob
Grimm, Prag 1845. (Deutsche Rechtsdenkmäler aus Böhmen und
Mähren I. Band.)
9. Brunn. Str. I. u. II. in dem Werke: Die Stadtrechte von
Brunn aus dem XIII. u. XIV. Jahrhundert, nach bisher ungedruckten
Handschriften herausgegeben und erläutert von Emil Franz Rössler,
Prag- 1852 (Deutsche "Rechtsdenkmäler aus Böhmen und Mähren
II. Band, Friedrieh Tempsky). Brünner Str. I, bedeutet daraus das
Schöffenbuch, von dessen 730 Nummern nur Nr. 479 deutsch ist (die
andern sind., lat.) — Brunn. Str. II. = die Beilagen und zwar:
Nr. 1 — 36. Übersetzung und Bearbeitung des von König Wenzel I.
1243 für Brunn (fußend auf dem Wiener von 1221) erteilten Stadt-
rechtes, der „Jura originalia". Nr.. 37—110 Stadtrecht von Brunn
ans dem Anfang des 14. Jahrb. (Änderung und Fortbildung des
früheren). — Nr. 111—174 König Wenzels II. Judenrechte zu Brunn.
— Nr. 145—152 Mautrechte. — Nr. 153 Ottokar 11. Handfeste über
die städtische Gerichtsbarkeit (nach dem Original Znaim 1276
Quellen-Verzeichnis IX
Mai 28). — Nr. 155 König Wenzels II. Handfeste über den Jahr-
markt (Prag1. 1291 Juli 13). — Nr. 156—162 Wenzels II. Handfeste
über die Wahl der Schöffen, Stadtsteuern, Stadtgerichtsbarkeit Ver-
folgung der Räuber; Brunn. 1293 März 13; Nr. 163 König Wenzels II.
Handfeste über die Bruckmant, Brunn 1293. — Nr. 164-178 Hand-
festen König Johanns. — Nr. 179—243 einzelne Schöffensatzungen,
alles zitiert nach Nummern.
10. Eger. Str. = „Die Stadtgesetze von Eger aus den Jahren
1352—1460, hg. v. Dr. Ferdinand Khull', im 12. Jahresbericht des
II. Staatsgymuasiums in Graz 1830/1, dabei bedeutet A die Auf-
zeichnung der Stadtgesetze von 1352, B die davon abweichende
Fassung von 1400, C die dritte Fassung von 1460; die Stadtgesetze
stammen von denen Nürnbergs ab. — St. Z. = der Stadt Zoll (1352,
Beilage 1; Burg. = Burger recht, Beilage 2; Uug. = Bestimmung
des Ungeldes, Beilage 3; Fr. = Verordnung über die Freiung,
Beilage^; Leibg. = Leibgedinge (abgedruckt bei Mayer im Archiv
für öst, Gesch. LX 1880 I. Hälfte), L. Meing. = Leibgedinge des
Arztes Meingoss, Beilage 5 von 1352, M. U. = Stiftung einer ewigen
Messe in Waldsassen, Beilage 6 von 1385; zitiert wird nach Ab-
schnitten und Sätzen.
11. Chili!». = Einige Dorfweisthümer (Ban- und Bergteidinge)
aus Mähren von P. Ritter von Chlumeeky im Archiv für Kunde
Osterr. Geschichtsiiuellen 17. B. 1857 Beilage I. und zwar bedeutet:
I. = die Rüguug von Urbau von 1604, IL = die Rügung des
Aigenns Kaludorff von 1575, III. = Mühlfrauner Rügung von 1604,
IV. = Rausenbruckherische Riegung 1604, V. = Oblasser Riegung
von 1604, VI. = Auszug aus einer alten Rügung von 1575, VII.
= Bergteidingsbuch des Marktes Pöltenberg von 1574, VIII. = Ur-
alte Weinbergrechte zu Seelowitz von 1402 und IX. = Dy Gwon-
heit des marktes Modrycz, um 1514.
12. Aus dem Buche „Deutschböhmische Dorfweistümer" von
Schlesinger, Sonderabdruck aus dem XV. Jahrgang 3. Heft der Mit-
teilungen des Vereines für Geschichte der Deutschen in Böhmen:
Rüge v. Pröhl = eine Rüge von Pröhl (im Saazer Kreis) von 1536;
Dreiding von Politz = ein Dreiding aus Politz nach einem Mskr.
des 18. Jahrb., Teiding v. Friedberg aus der Zeit 1654 — 1697.
13. Igl. Str. = Iglauer stadtrechtliche Schöffensprüche in dem
Werke „Der Oberhof Iglau in Mähren und seine Schöffensprüche aus
dorn 13.— 16. Jahrhundert von Dr. J. A. Tomaschek, Innsbruck 1868;
zitiert nach Nummern (bei längeren auch mit Hinzufügung der
Seite), die Zahlen der — selbständig gezählten — jüngeren Sprüche
stehen in Klammern.
14. Igl. B. = Übersetzung des stadtrechtlichen Teiles der
Iglauer Handfeste B durch Johannes von Gelnhausen in dem Werke :
„Deutsches Recht in Österreich im XIII. Jahrhundert" von I. A.
Tomaschek, Wien 1859. Zitiert nach Abschnitten.
15. Von dem Buch „Das böhmische Bergrecht des Mittelalters
auf Grund des Bergrechtes von Iglau" von Prof. Dr. Adolf Zycha,
Berlin 1900 (Verlag von Franz Vahlen) wird der I. Band („Die
Geschichte des Iglauer Bergrechtes und die böhmische Bergwerks-
X Quellen- Verzeichnis
Verfassung") zitiert als Zycha I. nach Seiten ; aus dem II. Band („Die
Quellen des Iglauer Bergrechts"1)) als:
Igl. U— A = die lat. Iglauer Stadthandfeste, die ein vom Stadt-
notar über die Verhandlung des Königs Wenzel I und seines Sohnes,
des Markgrafen Premysl Ottokar (II.) mit den Iglauern Bürgern
1249 aufgenommenes Protokoll darstellt, das durch Anhängung der
Siegel der beiden Fürsten bekräftigt wurde, in der deutschen
Übersetzung des Johannes von Gelnhausen (zitiert nach Para-
graphen).
Igl. U — B = die deutsche Übersetzung (eines unbekannten Ver-
fassers) der von den Bürgern (auf Grund der in U — A erhaltenen
Autonomie) vorgenommenen Ergänzung der Stadthandfeste (etwa aus
der Zeit zwischen 1265—1280) ebenfalls nach Paragraphen zitiert.
DIR I. IL III. die wohl im Auftrage des Iglauer Stadtrates
erfolgte deutsche Kodifikation des weiter entwickelten deutschen
Iglauer Bergrechtes, I. (== die erste Bedaktion) in 27 Paragraphen
(nach ihnen mit Beifügung der Abschnitte zitiert) wohl aus dem
letzten Jahrzehnt des 13. Jh.: II. eine um die §ij 28 und 2it vermehrte
2. Bedaktion aus dem Anfang des 14. Jh.: III. die durch die
§§ 30—43 vermehrte 3. Redaktion, deren Igl. Hs. nach 1370 her-
gestellt wurde.
Const. = die deutsche Übersetzung (durch Johannes von Geln-
hausen) der „Constitutiones juris metallici Wenceslai II." oder wie
sie sich selbst nennen. Jus regale montanornm. die auf Grund des
Igl. Bergrechtes (DIRI., auf Veranlassung Wenzels II. (1282 — 1305)
von dem italienischen Rechtsgelehrten magister Goezius von Orvieto
zwischen 1300 — 1305 abgefaßt wurden, zitiert nach den vier Büchern
I— IV), Kapitel und Paragraphen.
Igl. Dgr. = die Entscheidungen des Oberhofes Iglau in Berg-
sachen. zitiert nach den 118 Nummern der Zychaschen Ausgabe, die
zweite Zahl bedeutet hierbei den Abschnitt; da diese auch in der
unzureichenden Ausgabe von I. A. Tomaschek v. Stratowa „Das alte
Bergrecht von Iglau und seine bergrechtlichen Schöffensprache'',
Innsbruck 1897. vorliegen, so seien hier neben die Nummern der
Zvchasehen Ausgabe die der Tomaschekschen in Klammern angeführt:
Nr. 1 (70). 2 (77) 3 (110), 4 (109), 5 (62), 6 (101), 7 (65). 8 (73),
9 (fehlt). 10 (98), 11 (108), 12 (129), 13 (130), 14 (54), 15 (45), 16
J) Zu diesem II. Bande des Werkes meines lieben Freundes habe
ich beigesteuert: die Abschrift des lat... Textes von U— B nach der
Iglauer Handfeste, die der deutschen Übersetzung von U— A nach
dem Kodex A. die von U — B nach E und die Lesarten von L und V;
die Abschrift des I. und IL Buches der Konstituti>uienübersetzung
nach D. und die des III. und IV. Buches nach E. die Lesarten von
D und die des lat. Textes der Const. nach einer Hs., ferner die Ab
schritt der Sprüche Nr. 12. 13. 92 nach D. 22. 30. 36 und 69 nach
E, 3. 4. 6. 10. 11. 22. 31. 40. 41. 46. 47. 48. 50. 52. 53 (bis § 11)
60. 67. 98. 99. 104 nach C. die Lesarten zu den aus B abgeschriebenen
Sprüchen nach Kudex C. ferner war ich an der Herstellung dei
deutschen Texte und der Revision beteiligt.
Quellen-Verzeichnis XI
(66), 17 (67), 18 (64), 19 (71a), 20 (68), 21 (52), 22 (109 a) 23
(S. 18f), 24 (69), 25 (74), 25a (fehlt), 26 (83), 27 (84), 28 (86), 29
(93), 30 (124), 31 (112), 32 (85), 33 (fehlt), 34 (94) 35 (151 tschech.),
36 (125), 37 (78), 38 (62. 63), 39 (127), 40 (100), 41 (107), 42 (fehlt),
43 (46), 44 (80), 45 (91), 46 (99), 47 (102), 48 (101), 49 (117;, 50
(105), 51 (128), 52 (106 S. 91 doppelt), 53 (116), 54 (95 S. 96 doppelt),
55 (115), 56—59 (118-121), 60 (111), 61 (139), 62 (140), 63 (90),
64 (92), 65 (95), 66 (70), 67 (103). 68 (51), 69 (123), 69 a (fehlt), 70
(53), 71 (57), 72 (als N/44 nach B, als 122 nach F), 73 (72), 74 (82),
75 (55), 76 (71h), 77 (147), 78 (79), 78 a (3), 78b (4), 79 (138), 81
(75), 82 (56), 83 (132), 84 (133), 85 (142), 86 (151), 87 (152), ss
(148), 89 (141), 90 (88\ 91 (fehlt), 92 (131), 93 (135), 94 (136), 95
(134), 96 (87), 97 (50), 98 (112 S. 102 doppelt), 99 (113), 100 (114),
101 (61), 102 (160), 103 (47). 104 (106), 105 (49), 106 (58), 107 (143),
108 (144), 109 (145), 110 (146), 111 (149), 112 (150), 113 (1), 114
(2), 115 (48), 116 (59), 117 (81), 118 (122). —
Ihrer Entstehung nach gehören vor 1268 Nr. 23, vor 1325:
Nr. 15. 43. 72. 78. 78h. 97; zwischen 1325—60 Nr. 1. 2. 7. 8. 14.
16—21. 24-28. 30. 32. 36-38. 43-44. m. 68. 70—76. 78 a. 78 b. 81.
82. 96. 101. 105. 106. 113—117; zwischen 1360-85 Nr. 5. 9. 29. 34.
42. 54. 63—65; ins 14. Jh. auch: Nr. 33. 36. 91: -- zwischen
1400—1407 Nr. 3. 4. 6. 10. 11. 22. 31. 40. 41. 46-50. 52. 55—60.
67. 69. 98. 99. 104; — 1424 Nr. 39; um 1450 Nr. 12. 13: -- 1493
Nr. 77. 88; — ins 1. Jahrzehnt des 16. Jh. Nr. 83. 84. 92—95.
109-112; in die Zeit von 1510-1514 Nr. 35. «5—87. 89. 107—109.
Igl. Mut. sind die 25 Nummern der Tglauer Mutungen aus dem
16. Jahrb. aus dem V Abschnitt des Zychaschen Buches. —
16. Igl. Kspr. = einige wenige, in Zychas Werk fehlende
bergrechtliche Iglauer Sprüche für Kuttenberg, enthalten in dem
1. Anhang zu dem Aufsatz ..Johannes von Gelnhausen. Kritisch-
historische Studie von Dr. B'Bretholz in der Zschr. des deutschen
Vereines für die Geschichte Mährens und Schlesiens, redigiert von
Dr. Karl Schober, Brunn. 1903, 7. Jahrgang 1.— 4. Heft, während
der 2. Anhang den kaum in orthographischen Varianten von der
Ausgabe Zychas abweichenden Text der Übersetzung der Con-
stitutiones durch Joh. von Gelnhausen nach dem Originalkodex (jetzt
im Brünner Stadtarchiv) bietet.
17. Igl. Stb. sind die Iglauer Stadtbücher (handschriftlich
im Iglauer Stadtarchiv, Schrank 1) und zwar I. B. aus der Zeit von
1359—1377, IL von 1378—1408, III. 1408-1472, lila von 1410-1433,
IV. 1419— 1519, V. 1473—1514. zitiert nach Band und Blatt, wobei
a die Vorder-, h die Rückseite bedeutet, (Die folgenden Bände: VI.
von 1514-1529, VII. von 1520-1620, VIII. von 1529—1542, IX. von
1542-1551!. X. von 1556—1584, XI. von 1584—1609, XII. von 1609—1637
sind nicht für das Wörterbuch ausgenützt.)
18. Igl. Ms. — Urkunden der" Iglauer Meistersinger I. Teil von
Dr. Franz Streinz (Programm des Staatsgymnasiums in Wien,
III. Bez. 1901/2) zitiert nach Seiten. Sie gehören dem Anfang des
17. Jahrhunderts an.
19. Prag. Mz. = Buch der Präger Malerzeche von 1348, als
13. Band der Quellenschriften für Kunstgeschichte und Kunsttechnik,
XII Quellen-Verzeichnis
hg. v. Eitelberger, Wien 1878 und im selben Jahre in Prag neu
herausgegeben von Patera und Ferdinand Tadra.
20. Eger. Z. 0. = Die Egerer Zunftordnungen. Ein Beitrag
zur Gescbichte des Zunftwesens. Von Dr. Karl Siegl, Hg. v. Verein
f. Gesch. der D. in Böhmen, Prag 1909, zitiert nach Nummern und
Abschnitten. Es sind Nummer: 1 die der Bader und Barbierer (1584),
2—6 der Bäcker, (1512. 1535. 1536. 1550. 1555). Nr. 7 der Binder-
gesellen (1550), 8 der Binder (1551), 9 der Färber (1652), 10 der
Flaschner (1559), 11 der Glaser (1583), 12 der Goldschmiede (1584),
13-15 der Hufschmiede und Wagner (1500. 1573. 1609), 16— 18 der
Hutmacher (1460. 1524. 1536), 19 u. 20 der Kürschnergesellen (1488.
1490), 21 deren Zech- und Tanzordnung (1600), 22—24 der Maurer,
Zimmerleute und Bauhaudwerker (1470. 1559. 1579), 25 der Maurer
und Steinmetzen (1746). 26 der Messerschmiede (1609). 27 der Metzger
(um 1440). 28 der Fleischhauer und Garköche (1526). 29 der Müller
(1532), 30. 31 Müller- und Mühlordnung (1572. 1586). 32. 33 der
Mulzer und Bräuer (1400. 1584), 34 der Pfefferküchler (1618). 35 der
Biemer (1584). 36. 37 der Botgerber und Lederer (um 1350 u. 1567).
38 der Sattlergesellen (1560). 39 der Sattler (1615), 40 Lohnordnung
der Schröter (1403). 41 der Schuhmacher (1653). 42. 43 der Seiler
(1538 u. 1591), 44 der Tischler (1577), 45 der Töpfer (1566), 46 der
Tuchmacber (1653). 47 u. 48 der Zimmerleute (1559 u. 1711).
21. Eger. Aelitb. I. u. IL = Das Achtbuch des Egerer Schöffen-
gerichtes aus der Zeit von 1310—1390 (I). vom Jahre 1391-1668
(II) Von Dr. Karl Siegl. (Prag 1901 u. 1903 Verl. des Ver. f. Gesch.
d. D. in B. in dessen Mitteilungen 39. u. 40. Jahrgang zuerst, dann
gesondert erschienen) zitiert nach Nummern.
22. Buch der Gebr. = Das Buch der Gebrechen am Egerer
Schöffengericht. Von Heinrich Gradl, Stadtarchivar in Eger (im
Archiv für Geschichte und Altertumskunde von Oberfranken, 15. B.
2. Heft S. 215—275, aus der Zeit von 1379.
23. Miud. d. Egerl. = Die Minderung des Egerlandes von
Heinr. Gradl, ebda. 15. B. 3. Heft; zitiert nach Seiten.
24. 01m. Stb. = Olmützer Stadtbuch in der Schrift : ,.Über das
Olmützer Stadtbuch des Wenzel von Iglau" von Wilb. Sauger, hg.
von der historisch-statistischen Section der k. k. mährisch-schlesischen
Gesellschaft zur Beförderung des Ackerbaues, der Natur- und Landes-
kunde, Brunn 1882, C. Winiker (in den „Monumenta Rerum Bohemico-
Moravicarum et Silesiacarum, Sectio IL Liber III.), zitiert nach
Nummern, bei längeren Stücken daneben mit Seitenangabe.
25. Aussig. Urkdb. = Urkundenbuch der Stadt Aussig, hg. v.
Dr. Adalbert Horcicka, zitiert nach Nummern.
26. Stb. Brüx = Das Stadtbuch von Brüx bis zum Jahre 1526
bearbeitet von Dr. Ludwig Schlesinger, Prag 1876, zitiert nach
Nummern.
27. Budiv. l'rkdb. = Urkundenbuch der Stadt Budweis, hg.
v. Karl Köpl, I. B. 1. Hälfte von 1251—1391. Prag 1901.
28. Böhm. -Kämmt z = Geschichte der Stadt Böhmisch-Kamnitz
und ihres Gerichtsbezirkes im Mittelalter von Karl Linke in den
..Mitteilungen des A'ereines f. Gesch. der Deutschen in Böhmen.
XIX. Jahrgang S. 215—279.
Quellen-Verzeichnis XIII
3. Städtechroiiikeu.
Vor den „Deutschen Chroniken aus Böhmen, Verlag des Vereines
f. Gesch. der Deutschen in Böhmen", Prag 1879. 1881. 1884 behandelt
der I. B. :
29. Elbog. Chr. = „Die Chronik der Stadt Elbogen (1471—1504),
bearbeitet von Dr. L. Schlesinger, und zwar S. 1—138 die Chronik,
S. 139—177 verschiedene Beilagen (a. 1451 — 1506), zitiert nach Seiten
und Zeilen, die freilich in der Ausgabe selbst nicht gezählt sind:
der IIB.:
30. Traut. Chr. = Simon Hütteis Chronik der Stadt Trautenau
(1484—1601), bearbeitet von Dr. L.Schlesinger, zitiert nach Seiten;
der III. B. :
31. Eger. Chr. = „Die Chroniken der Stadt Eger, bearbeitet
von Heinrich Gradl"; und zwar Nr. 1—99 (S. 3—61) die Chronik des
Pankraz Engelhart (von 1560), Nr. 105—177 (S. 73—177) die „Manual-
Chronik des Andreas Baier (bis zum Jahre 1594); Nr. 996 — 1035
S. 183 — 232 die Ausgabslisten der Stadt Eger (1390 — 1440);
Nr. 1036—1040 S. 233—238 das Wahlbüchlein von 1560; Nr.
1041—1215 S. 241—390 Beilagen aus den Jahren 1389—1553 (die
Nr. 1216—1304, Daten zum Verzeichnis der Egerer Geschlechter
boten für das Wörterbuch keine Ausbeute). Zitiert wird nach
Nummern, bei längeren Stücken mit daneben stehender Seitenzahl.
4. Religiöse Literatur.
32. W — B bezeichnet die für den deutschen Kaiser Wenzel (als
König von Böhmen Wenzel IV.) von dem Prager Bürger Martin
Rotlev gestiftete, prachtvoll illustrierte deutsche Bibel, die am Ende
des 14. Jahrhunderts — wohl in Prag — entstanden ist und sich in
6 mächtigen Foliopergamentbänden in der Wiener Hof bibliothek (als
Nr. 2759— 64, alte Signatur M. S. Ambras 18) befindet; sie ist noch
ungedruckt.
Hierbei bedeutet dien. (= Genesis) das I., Ex. (= Exodus) das
IL, Lev. (= Leviticus) das III., Xum. (Numeri) das IV. und Deut.
(Deuteronomium) das V. Buch Mosis; Jos. = das Buch Josue
(24 Kapitel); Richter = das Buch der Richter (11 Kapitel); Ruth
= das Buch Ruth (4 Kapitel); Köu. 1 = das I.Buch Samuels
(31 Kapitel); Kön. II = das IL Buch Samuels (24 Kapitel); Kon. III
— das I. Buch der Könige (22 Kapitel); Kön. IV = das IL Buch
der Könige (25 Kapitel) ; Par. I und Par. II bezeichnen das I. und
IL Buch Paralipomenon oder der Chronik, jenes mit 29, dieses mit
36 Kapiteln : Esdr. I = das I. Buch Esdras , im Hebräischen Esra
genannt (10 Kap.); Esdr. II = das IL Buch Esdras, auch Nehemias
genannt (13 Kapitel); Esdr. III = das nicht kanonische III. Buch
Esdras; Tobias = das Buch Tobias (14 Kapitel); Judith = das
Buch Judith (16 Kapitel); Esther = das Buch Esther (16 Kapitel);
Job = das Buch Job oder Hiob (42 Kapitel); Ps. = das Buch der
(150) Psalmen; Spr. = die Sprüche Salomons; Pred. oder Prediger
= Eclesiastes oder Prediger, von den Hebräern Koheleth genannt
(12 Kapitel): Hohe Lied = das Hohelied Salomons. hebräisch Sir
XIV Quellen-Verzeichnis
Hasirim (8 Kapitel): Sirach = das Buch Ecclesiasticus, deß Sohnes
Sirachs, griech auch Panaretos genannt (51 Kapitel) ; Is. = Prophe-
zeiung des Isaias oder Jesaias (6G Kapitel); Jer. = Prophezeiung
des Jeremia8 (52 Kapitel); Klage Jer. = Threni, das ist Klagelieder
des Propheten Jeremias (5 Kapitel); Barueh = Prophezeiung
Baruchs (6 Kapitel); Ez. = Prophezeiung Ezechiels (48 Kapitel),
— Das Buch Daniel und die 12 kleineren Propheten wie das I. und
IL Buch der Machabäer fehlen in der Wenzelsbibel.
33. T— B = „Der Codex Teplensis, enthaltend die Schrift des
newen Geczeuges. Älteste deutsche Handschrift, welche den im
XV. Jahrhundert gedruckten deutschen Bibeln zu Grunde gelegen,
herausgegeben von P. Philipp Klimesch. München 1881. Nach der
Hallenser Dissertation von W. Weis („Untersuchungen zur Be-
stimmung des Dialectes des Codex Teplensis. 1886) fiele diese
Übersetzung in eine nicht viel südlicher als Prag gelegene böhmische
Landschaft, die Abschrift (Schreiber B) in das bühm. -obersächsische
Sprachgebiet, beide in die beiden letzten Jahrzehute des IL Jahrhunderts.
Matth. Mark. Luk. Job. bezeichnen die Evangelien des Mat-
thäus, Markus, Lukas und Johannes.
Btb. (= Botenbuch) die Apostelgeschichte ; die Briefe des Paulus
sind bezeichnet mit: Köm. = an die Römer, Korinther I. und IL,
der I. und IL Brief an die Korinther, Galater = der Brief an die
Galater, Eph = an die Epheser, Philipper = an die Philipper,
Kolosser — an die Kolosser, Thess. I. und IL = I. und IL Brief an
die Kolosser. Tim. I. und IL = I. und IL Brief an Timotheus,
Titus = an Titus, Philemon = an Philenion, Juden = an die
Hebräer; Briet Jak. = Brief des Jakobus, Peter I. und IL = I. und
IL Brief des Petrus, Joh. I. IL III. = I. IL III. Brief des Johannes,
Judas = Brief des Judas, Off'enb. = die Offenbarung des hl. Johannes
oder die Apokalypse.
34. Joh. v. Igl. = eine deutsche Erklärung der 10 Gebote
durch Johannes de Iglavia in der Handschrift Nr. 1(346, 2 der Wiener
Hofbibliothek. Der Zusatz z. B. 10. Geb. bedeutet die Erklärung des
10. Gebotes.
35. Hier. = „Das Leben des heiligen Hieronymus in der Über-
setzung des Bischofs Johaunes VIII. von Olmütz", herausgegeben
von Anton Benedict, Prag, 1880 (in der „Bibliothek der mhd. Lite-
ratur in Böhmen. Begründet von Ernst Martin, hg. von Verein für
Geschichte der Deutschen in Böhmen, III. Band) ; diese von Johann
von Neumarkt (nach, seinem Geburtsort in Schlesien) zwischen
1371 — 75 geschaffene Übersetzung wird zitiert nach Seiten und Zeile
des Druckes.
36. Sol. = die lateinischen, fälschlich dem Augustinus zu-
geschriebenen Soliloquien (Selbstgespräche) in der Übersetzung des
Johann von Neumarkt aus der Zeit von 1353 — 1364 (wohl zwischen
1358 — 1363) hg. v. Dr. Anton Sattler in den Programmen des fürst-
bischöflichen Gymnasiums am Seckauer Diözesan-Knabenseminar in
Graz 1900 — 1902, zitiert nach den unten stehenden Seiten und nach
Zeilen.
Von diesen Quellen sind Nr. 17, 32 und 34. darunter 11 mächtige
Folianten, nur handschriftlich vorhanden.
Quellen- Verzeichnis
XV
Abgekürzte Bezeichnung dieser Quellen nach der
Reihenfolge des Alphabets.
Die nebenstehende Zahl zeigt, unter welcher Nummer des
Quellenverzeichnisses nähere Aufklärung zu suchen ist.
Ack. s. 6.
Alex. s. 2.
Alex. Anh. s. 2.
Aussig. Urkdb. s. 25.
Böhm. Chr. s. 5.
Böhm. Kamn. s. 28.
Brunn. Str. s. 9.
Brüx Stb. s. 26.
Buch der Gebr. s. 22.
Budweiser Urkdb. s. 27.
Chlum. s. 11.
Const. s. 15.
Dal. s. 4.
DIE». 15.
Dreiding v. Politz s. 12.
Eger. Achtb. s. 21.
., Burg. s. 10.
„ Chr. s. 31.
„ Fr. s. 10.
„ L. Meiug s. 10.
„ M. U. s. 10.
„ Str. s. 10.
„ St. Z. s. 10.
„ Ung. s. 10.
„ Z. 0. s. 20.
Elbog. Chr. s. 29.
Ernst s. 7.
Hier s. 35.
Igl. B s. 14.
„ Bgr. s. 15.
„ Ms. s. 18.
„ Mut. s. 15.
„ Rspr. s. 16.
„ Stb. s. 17.
„ Str. s. 13.
„ U — A s. 15.
„ U— B s. 15.
Job. v. Igl. s. 34.
Leg. s. 3.
Mind. d. Egerl. s. 23.
Olm. Stb. s. 24.
Prag. Mz. s. 19.
„ Rb. s. 8.
„ Str. s. 8.
Rf.; Ritterf. s. 3.
Rüge v. Pröhl s. 12.
Schretel s. 3.
Sol. s. "36.
Stb. Brüx s. 26.
T— B s. 33.
Teiding v. Friedberg s. 12.
Traut. Chr. s. 30.
Trist, s. 3.
W— B s. 32.
W. v. W. s. 1.
Zycha I. s. 15.
Andere Abkürzungen.
a. = anno.
Acc. oder Akk. = Akkusativ,
d. p. = der Person, d. S. = der
Sache.
Adj. = Adjektiv, Eigenschafts-
wort.
Adv. = Adverb, Umstandswort,
adv. = adverbiell.
bildl. = bildlich.
Comp. = Komparativ.
Dem. = Deminutiv, Verkleine-
rungswort.
Ein]. = Einleitung.
f. = Femininum, weibliches Ge-
schlecht.
fr. oder franz. = französisch.
Gen. = Genitiv, 2. Fall;
in Verbindung W— B Gen. =
Genesis der Wenzelsbibel.
Inf. = Infinitiv, Nennform.
intr. = intransitiv.
Jh. = Jahrhundert.
L. = Mittelhochdeutsches Hand-
wörterbuch von Dr. Matthias
Lexer.
lat. = lateinisch.
XVI
Quellen-Verzeichnis
m. = Maskulinum, männlich.
mhd. = mittelhochdeutsch,
nhd. = neuhochdeutsch.
Nom. = Nominativ, 1. Fall.
Part. = Partizip, Mittelwort,
poln. = polnisch.
Präp. = Präposition, Vorwort.
Prät. = Präteritum.
Pron. = Pronomen, Fürwort,
red. — (ursprünglich) redupli-
zierend,
slav. = slavisch.
Sing. = Singular, Einzahl.
st. = stark biegend.
stv. = stark biegendes Zeitwort.
subst. = als Hauptwort gebraucht.
Subst. = Substantiv, Hauptwort.
tr. = transitiv.
unpers. = unpersönlich.
unreg. = unregelmäßig.
v. = von.
vgl. = vergleiche.
: = reimend auf.
Ablautsreihen «1er starken Zeitwörter.
Il
12
Präsens
z. B. gibe:
nime ;
Präteritum
Singular,
gap:
nam;
13 i, hilfe:
LI
a, half;
Präteritum
Plural,
ä, gäben;
ä, nämen;
u, hülfen;
Partizip
Präteritum.
e, gegeben;
o (u), ge-
nomen ;
o (u), ge-
holfen ;
i, gestiegen;
i, (mhd.), ei ei, steic; i, stigeu;
inhd.),stigen;
III a in (mhd.), eu ou, bouc; u, bugen;
(nhd.) biuge;
III b iu(mhd.),eu,ie 6, zöch; u, zugen;
(nhd.) ziuhe:
IV a (e) var; uo (md. ii. nhd. uo (md.
ü) vuoren; vuoren;
V a, ä, uo ei ou ie. stiez, ; ie, stiegen :
(6) z.B. stöz,e;
Die Bezeichnuug der Klassen I bis III entspricht der bei Lexer,
mir daß die III. hier in a und b gegliedert ist, dagegen entspricht
hier die IV. Klasse bei Lexer der Klasse I 4, die V. Klasse den redupli-
zierenden bei Lexer (1 1, I 2, I 3, II und III).
o, gebogen;
o, gezogen;
ft) a, gevarn;
wie im Präs.
z.B. gestoben.
Mit * sind jene Wörter bezeicJtnet. die weder im Mhd. Wb. von
Beneke , Müller, Zarnke, noch in dem Lexers oder höchstens aus
diesen Quellen (\V. v. W. Trist. Prag. Str. Prag. Bb. Brunn. Str.)
belegt sind. Es sind folgende 2135 )Yorte, von denen diejenigen,
deren Deutung oder Erklärimg unsicher ist. hier mit * bezeichnet sind:
abend -e^en Str., abend -regen, aber-slich, ab-beu Adj. *, ab-
gerurt, ab-gevelzt, ab-gewicht*. ab-hauunge, ab-keren, ab-kundigung,
ab -leibig, ab-lenung. ab-lesund. ab -malung. ab-marscheiden, ab-
XVII
nutzung-, ab-pflücken, ab-sagunge, absckied-täding, ab-spennig, ab-
steigung-, ab-stellung, abtes-lehen, abtisch, ab-trinken, ab-tüung,
ab-vertung, ab-vürung, ab -wachsen, ab -wandeln, ab -wegen, ab-
wendig, achsil-span, ach-vart, acker-recht, acker-reut, acker-teil,
ahm, aldö-selbest, al-hiesig, aller-behendest, -bequemlieh, -durch-
leuchtigist, -vugleichst, almer-sloz,, al-seufzend, altär-herre, alt-knecht,
alter-opfer, alt-vateriseh, al-vliez,end, al-wallend, al-zu-bezeiten, am-
bechter, ambechtung, amisei, amts-burgermeister, an-botwaren, ander-
weidunge, an - enphenklich , an -gagern, an -gehegt, an -genügen,
angestikeit, an-gölden, an-göllung, an-haft, an-hengung, an-krentung,
an-ligunge, an-merkunge, an-pleien, an-plareu, an-rumpeln, an-
schrauzen, an-sankhan(!)*, an-stimmeD, aut-gift, an-vadern, an-vechten,
an-vechter, an-vertigen, an-veuern, au-vorderung, an-weiserin, an-
werden, an-wesen, an-zeigeu, an-zerreu, aquilo, arc-heftig, arm-
gespan, arme-mennin, armutei, armutel, artikels-brief, astecht, at-
mitzen, auf-gebot, auf-dingen, auf-höre, auf-krcenei), auf-lage, auf-
lauger, auf-laufung, auf-lä^ung, auf-leg-register, auf-macher, auf-
richtung, auf-rürig, auf-schauer, auf-schrenken, auf-sinken, auf-sten,
auf-weisuug, aus-bereden, aus-biutlich, aus-eiseu, aus-kerunge, aus-
kirnen, aus-lendung, aus-nember, aus-raufuuge, aus-reien, aus-reutehi*,
aus-rumpeln, aus-setzung, aus-schreiten, aus-sckröten, aus-schuppen,
aus-schürfen, aus-sueien, aus-vellig, aus-warterin, awersant.
B
bacher, bader-knecht, bad-ke^^el, bad-tüch, ban-dich, barbarön,
barbier, barchant-werk, barschaft, baselisken-auge, bauer-pferd, bauer-
sechswöchnerin, bäurisch, beamis, beckel-huot*, becken-kuecbt, -schräge,
becken-werk, be-ding, be-geitigen, be-geitiger, beginstnus, be-gnügde,
be-gnüglich, be-gnüg-sam, be-gnügtler, be-gnügung, be-grebtnis, be-
guntnusse, be-halt-lich, be-halt-sam, be-hant-haben, be-hüllunge, be-
hülzunge, bei-lag, beilde, bein-gespau, beispild, bei-vellig, bei-wesung,
beiz, be-jechung, be-lernen, be-listigung, be-lue, be-meiligunge, be-
uielden, be-meltlich, be-nennung, be-nötigen, be-noetung, be-nüglich,
be-rainen, be-rede, be-reinung, be-remiteln, berg-emmer, ber-gewand,
berg-grube, berg-gezauwe, berg-gut, berg-1 achter, berg-lich, berg-
man, bergung, berg-vreiuuge, berg-werk, berg-werks- vergleich,
bericbt-leut, ber-lein, bern-stube, bersck-büchse, be-rubsam-lich, be-
rür-lich, be-schediger, be-scheidikeit, be- schick nnge, be-schidunge,
be- schirm -rede, beschit-brief, be-seligen, be-sicherung, be-spurzen,
bestands-weis, be-steer, be-stendler, be-streuunge, be-swserden, be-
teiding, beteidiiigs-man, betel-vür, be-trübsaluuge, bette-gewendlich ;
beugel, beigil; beutel-mül, bevelh-haber, be-vrunt, be-vüren, be-weg-
lich, be-wellung, be-willen, be-wingen, be-wust, be-zaunen, be-zunget,
bider-leute, bienenwald, bier-eigen, binsen-strauch, birgig, biterin,
bittelei, bittlefse, bläb-slag, blaten-geier, bieg, bleibling, bleihutte,
blezen, bochnicze, bock-stolle, bodemen, boden-steiu, bogen-ort, bor-
stube, bosten-, -posten-brief, boten -briefe- trager, bot-heit, botwarei,
botzen, brand-schettig, brant-messe, brechelen, breeherin, brech-haus,
kegeln*, pregeln, breu, bren-brief, brest-haftig, bret-kloz, breucliig,
Jelinek, Wörterbuch. \)
XVIII
breueh -liehen, breu-holz, breu-tag, breutunge, breu- urbar, brichtig,
brief-leute, biöt- nieder, bruck-tor, brüderkeit, brüder-teil, brüder-
toehter, brun-ländl- wiese, brunung, brust-winde, brüunge, büch-
druckerei, buchen -stock, bück-halter, buchs-bauruin, büchsen-kugel,
-schieben, -schiff er, buchung, puchung, bulgen-macher, bündisch,
bürg (= Eunuch, Diener), burgen-recht, bürger-rneister-schaft. burg-
güt, burn, büz-vlec.
D.
dachs-vel, dannenherö. dar-legung, daust, deck-beil, dendel-mark,
denk-zetel, derfter-drin, deub-heit, deub-strafen, deuchten, deutsch-
haus, dich'tikeit, dieberei, dienstikeit, diez, stf., donder-streich, doner-
döz,, doner-schric, dreiding, drei-gekrönt, drei-gerüdert. dreiling-vaz,,
drei-seitl-kendl, dreu-brief, dril- gerudert, drinn*, drö-brief, drom
(= drum), drossdram*, druck- form -setzer, drnmel- schlager, dump-
lächter, durch-genge-stelle. durch-lustig, durch-pelzen, durch-spehen,
durch-vornieren.
E
e-brechtig, ebtissinne, ederein, eder-mäl, eger-holz, egerisch,
Eger- leite, ehe -leiblich, ehender, eid-pfenning, eigen -dienst, eigen-
lich Adv., ein -bewilligen, -gehörimge, -heischen, -hendlicht, einiger-
lei, ein-legen, -leiben, -maner, -muten, -raten, -sacker, -schaffen,
-schuldigen, -segen, -slag, -slahen, -streichen, -tragen, -trechtig,
-trechtic-lich, -ti-echtikeit , -vordrer, -forieren, -wegen, -werber,
-werfen, -werren, -wonunge, einzen-pferd, ein-zünften, eis-bau, eisen-
gezeuge, eis-meister, eitel-bar, eit-loch, ellen-bernde, ent-eigenen,
ent-einigen, entgegen-leuten, ent-hebigkeit, -hoffenen, -lauf, entlehent-
niäl . ent-satzunge, -senften. -seuberkeit. -seubung, -sliez,ung,
-sprie^unge, -Urlauben, -vreien, -vreniden, -werfer, -wüschen, enzamt-
alter, -erbe, -erzogen, -gelich, -gevangner. -knecht, -ritter, -sitzend,
-süchung, -werk er, -werkuug, enzrinzen*, erb-aninäz.ung, erb-ansprech,
erb-eid, erb- gang -stolle, erb-gebirge, -geld. -gericht, -gesehen,
-gewerke, -grübe, -grub -Schreiber, -haltung, er-bitung, erb-leute,
erb -samkl eich, erb-sez,z,eii, -süber- grübe, -smid, erbe-spil, -stolle,
-stolner, -Untertan, er-butig, erb-wappen, -zins-gelt, erden-knolle,
erderunge, er -donnern, -dunsten, eren-mantel, -verkleinerlich, er-
grabnüsse, er-hebuug-brief, er-holunge, -körunge, -kündiget, -leuchti-
keit, -leuterung, -quicker, -reglich, -reiten, ersamen, er-schauwern,
er-schellunge, er- schreck -sal, er-schürbeu, -slahung, ersten -lieh, er-
stickunge, er-süchter, -sundern, -teidingen, -varukeit, -vreuwunge,
-werblich, erzet-pfennig, erz-teiler, eschern, Esel-dorf, esel-keuchel,
esel-m8ez,ig, esse-meister, essen -geld, etzen, e -vroelichkeit, ewigilig,
exemplär-büch, ez,-ban.
G
gähes, galine, gampt, gang-stein, ganst-lich, gart-brüder, garte-
eisen. gar-zal, gatten-hün, gaukel-weis, ge-pawer-volk, ge-bitlich
XIX
ge-blez,e, ge-blickt, ge-blümede, ge-breme, ge-burg", gedechtnis-büch,
ge-deihenüsse, ge-denklich, ge-dreieckt, ge-dupelt, gegen -antwort,
-dön, -heit, -louf, -nächber, -nutzunge, -stufe, -Wortes, gegeter-
venster, ge- hindert, ge-horsamkeit, ge-hörsainichen, ge-hörsamung,
ge-host, ge-humbt, geinzekeit, geisselunge, geitigunge, ge-kneufelt,
ge- kochte, ge-kretz, geld- einlege -lädlin, ge- leine, ge-leit-brief, ge-
lich-sam, ge-lichsen-heit, ge-litschert, ge-lübdnis, ge-luber, ge-lübig,
ge-lübuis, -lustsamen, geraecht-leute, gemein-eldester, ge-raeinsamer,
ge- nieint. ge-nächenung, ge-näd-sam, ge-nech-lich, ge-nera-habung,
Geomancia, ge-peinikeit, ge-recher, gerecht -haftig, -haftigen, ge-
rechtig, gerichts- erlang, -peitsche, ge-rinkelt, gesatz - Ordnung,
geschicht-lich, geschoz,-nemer, ge-seinst, gesellen-singschül, ge-siger,
ge-slepp, ge-sling, gesnitz-werk, ge-speist, ge-spil stn., ge-sprächikeit,
gestein-rulle, gestift-altär, ge-streuche, ge- stritte, ge- sümpfe, ge-
swere, ge-tref lieh, ge-turme, ge-turre, geuden-reich, geu-kuecht, geut,
ge-verdlich, ge-vere, ge- vierwinkelt, ge-iiecke, ge-vletz, ge-vogilt,
ge-vrid-sam, ge-vridsam-lich, ge-waltigung, gewand-kamer, -presse,
-schere, ge-welbel, ge-werd, ge-wunnung, ge-wurmelt, gezeug-brief,
ge-zwinlingt, gibelein, gibel-venster, gie^-kanel, gigen-garren,
gimmin, glach, glauz-blüme, -gevar, gleissende (== ge-lichsende),
glied-ma^, glö^-ling* glüb-nis, gnäden-tau, -taYel, -sam, golaezer,
gold-macher, gotes-lesterei, got-link*, grausamkeit, gremnüsse, grem-
schaft, gremsen, greniz- ackerunge, grenizen-besehreiber, greniz-
gedechtnis, -kreiz, -mülstein, -recht, -rein, -streit, -stritte, -weide,
Griffenstolle, gris-gramig, -gramung, gröz,-günstig, -günstig, grüben-
schreiber, grund-brief, gründel, grüntel, grund-greniz, -lös, -vestig,
gunstlich.
H
habarte*, hacken -smid, hader- lumpin, halben -bech, halm-wurz,
hamer-stat, handeis -buch, handlungs-tag-, hant- eisen, -reichunge,
-streich, -wenden, -werks-kerze, -werks-zeche, -zeichen, harlaz.-weber*,
haruasch-geld, -geriete, -kamer, harn-krüg, haspler, häufe, haupt-
gang, -geschütz, hauptil, haupt-vride-brief , -zeche, haus-gibel, -hal-
tung, -kompter, hausner, heb-stange, hehil, heidech, hei-holz, heilig-
sani, heim-gemach, heim(e)-lich stn. , -vertiguug, heiu-buchen-stock,
heintig, heirat-man, Heirias, heirling, helbde, helfen-teil, henge-bank,
herab-schaffuug, her-berger, her-heim, her-hinder, her-meister, hermel-
wiz,, hern-gegen, herren-lehen, her-schauwen, hers-vluot, her-
widerumb, herzen, herzu -komen, hese*, heufe, heuler, heulunge,
heuräts-tag, heu -rechen, -schür, heven- sieder, hief-dorn, hiesig,
himel-grave, -hof, himels-reif, hinach-volgens, hinder- werfung,
-ziehung, hiner-knecht, hin-kerunge, hin-kunt't, hin-lä^er, -läz,unge,
-vlucht, -vürunge, Höch-deutschland, höch-gräflich, -kostig, -müeten,
-vleizjg, -wild, hock-schar, hoffen-trunken, höf-tafel, -wonung, hol-
duug, holunke, holz-heider, -klause, -mandät, -riese, -wurmel, hörnen,
hserunge, hospitalisch, hunderter, hundert-vechtig, hunds-kappe, -vut,
hür-handel, hurten, husser, hüt-gadem, hütten-kost, hutt-grund, hütt-
stat, hütung, hüt-weg.
b*
XXII
quater-stück. queler, quetschieren, quitscken.
K
racher, rani-hof, rappier, ratig-, rät - Schaffung, räts-persön, rät-
tünnelin, rauch -heller, rauuer, recht -brecher, -brecherin, -brief,
-haftigeu, -macher, -tisch, rechtuug, recht -vlüchtig. rede -rieh, refel-
werk, reformation, regent, reihel, rein stf.. reinisch, reis-slos, -slosser,
reit-zedel, rem-hof, reu, rendl-mül, reng, rengsburger, ren-vau, rent-
herre, -Schreiber, reutig, reut-leute, reut-me^er, rieht -leute,
rincrerotes, riug-leute, ritter- ernst, ritters-mantil, ritter-scheften,
roböt-man, rocken -beck, -möl, roinaney, rone-baum, rör, rösen-gasse,
ros-stallung, rotterei, rotting, rüben-kirckweik, Eüben-zagel (= Rübe-
zahl), run-, runi-baum. ruom-rae^e, -wort, rüst-baum.
s
sac-band, sal-raacher, salzuuge, sand-seiger, sauiter-niacher, sappen,
sat-blaw, sauer -ampfer- hübe], sauer -ainpf-wise. sauer -teigeu swv.,
sauf er. saupe, saupnik, Schacht -rad, schaden -gelt, -sack, schadung,
schaeffen-, schepen-brief, sehäf -meister, schappe, zappe; scharf -gräb-
lein, schar -strich, schar -werken, schau -meister. schaurig, schawer-
waz.z.er-weg. -wetter, -wind, Schechtel, schef-tor, -turn, scheier-leiu,
scheiter. schelung. schemelern. schem-likeit, -wort, schenken-meister.
schenk-sontag, schepfen sicr. schepfen-brief, scke'rf, scherper, scherpfer,
schichtig, schiok-wärts, schid. -niauer, schiefferieren, schif-nian, schin-
dunge, schiz,-stat. schon stf. ?, schoen-melzners-gasse, schön-pfennig,
schorn, schötzeu-kopf, schoben, schranzen, schronecht, schül-geinez,,
-halter, -kunst, -raeisterei, -ordenunge, -stublin, -veier, schuolören*,
schupfrig, schurpf, schur-schere. schuster-kör, -zeche, schutz-berg-
werk, schutz-geld, sechs-wöcherin, seige-richt, seiger-spehr, seil-riclit.
selb-mugend. selduug, sel-vart. Sel-wein, sem-lichkeit, seilende, seiä.
seufel, seuffen-gerin, sibeu-geste'rnet, sichel-niüle, sicherz,. sicht-spiegel,
sicken, side- Schneider, siech -heusei, siede, sig-baum, sig-behalte-
rinue, siges-opfer, siges-opfer-tier, signet*. singundig, skorpen-wurme,
släf-trunken, slag-dill, -nnil, slegel-gasse, -helb, sleif-hütte, sleisse,
sleiz,en-leuchten. Slesing, sleuder-stein, sling-lein, sioter-becke*, sraseh-
leich, smelz-gadem, smide-ammeebt, -ampt, -kuecht, -zuuder, snappen-
hut*. snarnig, sneid-ling, solen-schawer, sol-sneider, somer-turm. sorg-
lichkeit, sotan, söteu, speier*, speileu sivv., speis -ochse, spiler-gasse,
spital-müle, spitel- garte, -herre. -tor, -vleisch, spitz -treid, spreng.
Sprengung, spreuter, spürunge, stalligkeit, stam-lig, stangen-kriecher,
stank-haus. stark -rieche, -waltig. stat-krämer, -reiter, -stein, -tafel,
-veld. stauh- wolle, standen -reuter. stech -rede, steg-reifnerer, steiu-
gerülle, -hübe], -klippe, -Schneider, stemme -rieme*, stendig, stenge-
kopf, sterbs-leufte. sterbens-zeit, stern-gewalt, stollen-gang, -meister,
-recht, stoller, stolner, stolpern, straf -gleit, strauz,- rauber (oder für
straz,-rauber) , strä^-mord, -reiter, streng -mutig, streuchecht, strich-
wind, stritzel*, strö- triste, stubke* (aus tscheeh. stupek, stoupek =
XXIII
Landstreicher), stürb-ling, stürmerinne, stürm -rüschende, -veuer,
sturzen-gasse, sturz-vaz,, Stutzer, süch-stolle, süden-osten, südnisch,
sumer-mantel, sunder -rote, sunnen-brehende, suns-herre, svvackeln,
swatzer, -bolz, swebel- liebt -lin, swer-mütikeit, swiger-vrawe.
tabak-trinken, tag-schicht, tal-neige, tamasebke, tän-berg,
tarraß-puebse, tauben-keucbel, tausenter, teidiugs-leute, teig-teglicb,
teiler-bar, teil-haftigleich, teil-stat, -zedel, temper-lich, tenein, terevent,
tesse, tetic-lich, tetner, tetzem, teube, tiseb-bier, -gerüste, tjost-geselle,
toben-birnig, tören-kolbe, tor-stock, toten-jar-register, töten-schein,
tötiguuge, toet-liug, traubeu-speierl, trauer-macher, trauren-wender,
-wenderin, treber-gasse, trecbsel-stül, tres-kainer-tür, tretunge, treu-
brief, treugen, tritt- weg, trink-kopf, triscb (bei L. nur einmal belegt),
triuuipliier-lichen, troisierer, trossse-bübe, trugen-schaft, tschabrün,
tücb-bereiter, tüch-macher-knecht, -macher-kur, -presse, -weber, tugend-
bernde, tünieb, tupphelecht, tür-gerichte, türken-glocko, turrer,
twaben, -e stf., twerch-gasse, -wand, twireb-zaun.
ü
übel-bandlunge , -sagen, -sagunge, -tüung, über-decke, -eckern,
-eintragen, -geer, -geert, -ge-höcht, -geung, -hangen, -heimlicb,
-heimelicb, -kererinne, kerunge, -schaffen, -schar-raasse, -schar-recht,
-schi-ecken, -sez,e, -stülpen, -swelig, -swenimen, -trenken, unbekoni-
leicb, -unraerkleicb, -unundersuchleicb, -unvernenileich, -vallung,
-vorniren, -vreveln, -waebsung, -Wechsel, -wesend, -wesleich, -wes-
leicben, -wunderleich (-en), um-angsten, um-drewen, -graben, -haben,
-haus, -raien, -rank, -steunge, -teilunge, -vüerung, un-ausle^lich, un-
aufheblicb, un-ausgesetzt, -bedechtlich, -bedrungen, -begrünt, -bekum-
leich (-en), -beleutet, -beresplieb, -beschedenlicb, -betrecht, -betroffen,
-bevrunt, -bewost, -bindlicb, -danks, under-ambechten, -ambechtung,
-bilden, -burggrave, -eingen, -backen, -stat, -Steiger, -weislich,
-würfig, un-echt-lich, -enthebig, -entredlich, -erhörlich, -erlaufen,
-ersueblicb (-en), -erverleich, -gearbeitet, -gebeut, -gebiechsam, -ge-
brestlich, -geerbt, -gegurtet, -geleichlicb, -geleit, -geng, -genglich,
-gerüret, -gesauerteigt, -gesebankt, -gesit, -gestreng, -getrunken,
-gevalten, -gevogt, -gewonlichkeit. -güticher, -gütig, -gutlichkeit,
-kuntlich, -lezjeich, -nächberlicb, -nachteilig, -nützlicbkeit, -priester-
licb, -prüflich, -rechtlickeit, -reinerin, -reinig, -rciniglichen, -reinlich-
keit, -satig, -schutzlich, -spürlich, unten (?) su-v., un-tödig, -tödikeit,
-Übung, -vaulend, -verantwort, -vergeltlich, -vergez,z,en-heit, -vergolt,
-verhütlich, -vernomen, -versagen-licb, -verstellich, -verswendet, -ver-
ursacht, -verweislich, -verzechet, -verzerleich, -veulich, -vleiz,, vol-
acht, -vol-segenlicb, -wonhaft, -zerbrochenkeit, -zulä^ung, ur (uhr),
urbarer-buch, urteil-autwort, urteiler, ürten-geselle.
V
vaechel, vähung, valet-predigt, vanen-trager, vaset, vasnacht-
tanz, vatz-baube*, vaust-reebt, vaz,-geld, -vüllen, vecht-meister, veier-
XXIV
rastunge, veierunge, veier-zal, veig-maul, veig-maul-bauni, veil-habeu,
veil-turn, veilzer, veindbrief, veinig, veits-tanz, veld-halder, veldnus,
veldsteiger, velleiu, feuiol, ven-recht, ver-aldunge, -antworterin,
-bannenschaft, -behren, -blanken, -breiten, -briugunge, -bruenen,
-brünusse , -brüunge, verbillige, verders, ver-dienstnüsse, -dolden,
-donen, -einikeit. -grausamen, -heckler, -hengnus, -hoffung-, -höhung,
-holzen, -hülflich, -hutern, -jäworten. -jäwoitung, -lag, -lagern,
-lagerung. -laufung, -lehenschatt, leib-diiigen, -meiligunge, -nunftik-
lichen, -oeden, -pfandung, -pfenden, -pfenigen, Pflichtigen, -pttuck-brief,
ver-reiter. -richterinne, -richtnus, rickts-brief, -ringen, -rückunge,
-schaffen, -schepfen, -schlichen (?)*, -sernüsse, -silen*, singen, -sinnec-
lich, -smsechlichkeit, ver-sinsebnüsse, -sorglichen, -sprenzen, -strafen,
-süns-herre, -tauschen, verte, ver-tünüsse, -Unmenschen, -unwirden,
-üppig, -üppigen, -Ursachen, -veiern, -vleugen, -vlüchet, -vorsten,
-vreimarkeu. -vürisch. -wachten, -wandelich, -war. verwe-haus, ver-
widersachen, -zechuuge, -zeiung, -zelnüsse. -zerlichkeit, -zettung,
-zeunen, -zoglicbkeit. -vetzen, veuer-besen, -streif, -streim, -streimig,
-valke, veulde, vierden-teil, vier-meister, vihe-knecht, vil-haberin,
vilz-gezelt, viol-schoene, visch-halter, -haut, vlaschner, vleck-haftigen,
vlecknis, vleck-werk, vleisch-leute, vleischner, vletz-loch, vliegen-
geslechte, fliez,endig, vlie^-waz^er, vliz,8ere, vliz,z,igung, vlöz^el, flueg-
geschirre, vlügel-werk, vlüt-rinue. vlüzen, vogel-kösz, -zouber,
-zouberei, -zouberinne, foldt, vol-endunge, volgens, vollen-hoch,
vollent, föllung, vor-bedechtig, vor-begürten, -bezeugen, vor-eher,
vor-eid, -erkennen, -gezalt, -haut, -heckler, -heusei, -keren, -lägung,
-laufen, -leuflich, forn-teichlin, vor-schicken, -stand, -stat, -staten
Adj., -steter, fort-triften, vor-ublich. vraun-tor, vrei-vechter, vrenc-
lich, vreuden-lön, vreund-willig, vride-gebot, -hez^ig, -wrand, vrön-
leichnams-tag, vron-schaft. vrum-berg, -er, vnio-mursel, -predigt,
-worten, vuchs-rücke, vündeler, vuoter-barn, vuoz,-turiner, vür-bilden,
vür-butig, -dacb, -dienerin, -gebitunge, -gehegt, gesten, -nemig,
Türsten-stat, vurst-gelt, vür-trechtlichen, -werfuuge.
w
wacbsen Adj., wäfen-tüm, wag-baum, wagen-bürd, wäg-kamer,
walt-dieb, -eile, -sache, -zinse-gelt, wandel-stat, -vrei, wander-schaft,
want-rutte, war, warf-vadem, wärleichnams-tag. warnigen, wascherei,
waz,z,er-ber, -gewürke, -holzbauleute, -hris, -klause, -krügelein, -kunst,
-perln svw., -scheppe, wedirnmme, wege-lägern, weg-steuer, weibs-
kleid. weib-suchtig, weich-vasten, weiden-z wiesei, weil-zeit, wein-
herre. -kufil, -lesen, -ranie. -stecke, weiseu-habe, weiz,-grosche,
weidecht, welt-wärheit, welzung, Went; wer, wehr {Hokblock),
werg stn., werg Adj., werk-gezeug, -stücke, -zeug-strempfel, wenn- .
stube, werunge (Besatzung, Bedeckung), westnisch, wichtikeit, wider-
anspräche, -anspreckunge, -genzen, -jagen, -kalzen, -kererinne, -ne'men,
-ordenen, -purren, -sacherinne, -vüller, -wertiglich, -wirdig, wilde-
ling. winds-braut, wind-schacht, -schaufeln, -stille, winkel-recht,
wirbelig, Avirk-nüsse, wirts-haus. wischel, wispel, wladeke, wol-ermelt,
wol-gevallung, wolken-spor, wol-lustigen, -meiuung, -sagen, -tüung,
-Weisheit, worfer, wücher-nemer, wüest-heit. wulleu swo. stn.
XXV
wünnen-heil, wunnic-lichen siov., wim-weide, würk-stul, würmeln,
wurren siov.
Z
zagel-los, zam-kauf, zank-handel, zapfen -gelt, zauber-geist, -lister,
zauder, zäum -Stricker, zech -buch, zechen-wint, zech-lade, -meister-
amt, -meister-tüm, -Ordnung, zehend-boding, -schaff'el, zehen-eimerig,
zeheuen, zeidel, zeigen, zeinein, zeit-wesen, zell-vart, zelung, zenk,
zen-leg, zenturio, zenzel, zepfler, zer-brockenkeit, -dünnen, -kuüllunge,
-knutschen, -slakunge, -tretunge, zesamenung, zeuf, ziechende, ziegel-
scheune, ziek-emme, zier-haftig, zigen-balg, -bock, zi-muos, zinnerer,
zins-henne, zoge-brücke, zol-lade, zü-büez,en, zü-burger, zü-einuug,
zugegen-wertig, zü-gehoerige, zü-geleufte, zü-liaften, zuhauf'-legunge,
zü-heusel, -läz,, -legen, -neigunge, -neme, zunft-mez,ig, zü-reden.
-richten, zu-rings, zurück-gen, -werfen, zii-sachen, -sager, zusammen-
bot, -gebot, -gelüben, -glubunge, -halter, -legunge, -rimpfen. -slahen.
-tragen, -varen, zü-schaffen, -schicken, zuschicke -grosche^ zu -sitzer.
zu-stend, -stendig, -tragen, -n'tzen, -vriden, -vur, zuvuran, zu-vürunge.
-wachsung, -wintern, -ziehen, zweifel-rede, zweigecht, zweilig-tisch-
tüch, zwein-rede, zwei -seitlich, zweng-lich, zwerch-holz, zwilingel,
zwirbel-wind, zwiselecht.
Im Wörterbuch gehört * auch zu eleu Worten: kantoresse, kin-
konie, kitting, kreiz- schieben, -uhrla, krolais. küh-slüz^el, lauetz-
knntschaft, leichnam-botich, leien-prieste). ligen-hübel, lösung-amt,
mosanze, ore-wetschelin, stemme -nme, türken-glocke, veuer-valke,
wirknüsse stuf, (im II b. wirknus), zech-büch, zer-tretunge, zetebar.
Unter den Stichworten: Bergregal, berg-teil, berg-vreiuuge und
berg-werks-vergleich, die in unseren Quellen entweder — wie das
:J. und :;. — höchst selten, oder — teir das 1. und i. überhanpi nicht
belegt sind, glaubte ich aus sachlichen Gründen das Nötige nach
Zycha 1 zusammenstellen tu sollen..
A.
Abba lat. abbas. Abba vater, dir sint alle dink nmglich, T — B
Mark. 14, 36.
ab-bern stv. I, 2 abnehmen, verloren gehn. wenn so der tac
abe birt und sich die sunne lsez,et nider, Alex. 9851 ; da^ mi manger
jugent wirt gröz, dienst verlorn und abe birt unbelohnt bleibt,
Wh. v. W. 543.
ab-biten stv. 1,1 = von jemandem etwas durch Bitten erlangen.
einen eines dinges abreden noch abpiten lassen, Eger Str. C 92.
ab-bleien (bliuwen stv. III ?) pfänden: der wirt hat macht,
den gast zu pfänden und abzubleyen, Eg. Chr. N 104.
ab-brechen stv. I, 2 Abbruch tun, nicht zahlen, jemandem etwas
wegnehmen: wer seinem leibe abebricht u. vastet, Hier. 52, 15. Sind
dem male und das in die steure vor mancher zeit ist abgeprochen
(die Unterstützung im Bergbau nicht mehr gewährt wurde), Igl. Bgr.
42, 3. swaz er den beiden abebrach (als Beute abnahm), daz was
milteclich vergeben, Wh. v. W. 3675. üf dem walde rouber wären,
die der strafen vären wolten unde brächen abe die liute nöten umb
ir habe, Wh. v. W. 5494.
ab-breclier stm. der den Armen das ihnen Gebührende vor-
enthält, ob ein wirt beschuldiget wirt in dem rat, daz er böse
knecht adir abprecher halde (er muß sich das erste Mal reinigen
durch einen Eid, das ziceite Mal selbdritte schtvören, das dritte Mal
wird ihm die Stadt verwiesen und er verliert sein Bürgerrecht),
Prag. Str. 179.
ab-brennen swv. Haus und Hof anzünden. Ladenbach hat
bekant, das er den scholtzen in Qualisch hat abgebraeut. Chr.
v. Trautenau 327.
ab-bruch stm. Abbruch, Schädigung, domit uns doran kain
uuczimlich abpruch geschehe, Igl. Bgr. 107, 1. on a. ewr freiheit,
Eg. Chr. 1187 S. 359.
abe-her Adv. von oben her. yn den wingärten sliffende abeher,
Stb. Brüx 325.
ab-beu Adj* = ungebaut (Lexer abebü stm. Liegenlassen des
Baues von Bergwerken und Weingärten): Do pleib die — verbrante
grübe — abpew etwilang, Igl. Bgr. 90, 3.
abe- s. ab-.
äbend-ez,z,en, äbent-Ss^en stn. Abendessen, Abendmahl. Ozias
machte ein gros abentessen, W — B Judith 6, 19 (coenam magnam);
dp er (Christus) in dem lesten abentessen (Abendmahl) seinen iungern
ein grosses Urkunde seiner libe wolte bezeigen, Hier. 43, 23. zu dem
Jelinek, Wörterbuch. 1
2 abend -ez,z,en — ab -gen
abendez,z,en der prautlauft (Hochzeitmahl) des Lammes. T — B Offenb.
19, 9. Matthäus 23, 6. Luk. 14, 24. Joh. 13, 3.
abend-e^en *stv. I, 1 zu Abend essen : ich ge in (= in hinein)
zu im und abendisse mit im und er mit mir, T— B Offenb. 3, 20.
äbend-regen stm* (serotinus imber, Spätregen), W — B Jer.
3, 3. Bei Lexer kommt zwar abentsunne und abentwint vor.
äbend-ste'rne swstm. machest ersteende den abentsterne über
die sune der erden? (nuniquid vesperum super filios terrae consurgere
facis?), W— B Job 38, 32.
äbeud-tranc stm. bei Lex. nur aus Jer. belegt, = Abendtrank,
Wh. v. W. 1647.
äbenteuer (äventiure) stf. etwas Wunderbares, in dem —
haupte des menschen — ist kunstereich allen gottern verborgen
äbenteuer, Ack. 38. 17. streit und ebentewre, Böhm. Chr. 17. 50. 110.
abenteuerlich Adj. ein ieder abenteuerlich u. sinnig man,
Ack. S 46, 13.
ab-erdingen sicv. (bei Lex. abdingen = durch Verhandlung
sich abfinden) im Prozeß abgewinnen, abnehmen: den clostern noch
den Juden gelt aberdingen, Str. Eger A II 1 (abdringen B 11).
aber-slich* (uberslich E. G.) stm. Schlacke? (Lexer: slich
= Schlamm, Schlick, Kot), aberslich, gechrez u. semleich sachen,
Igl. Bgr. N 1.
ab-erzeugen (abe-ziugen) swv. durch Zeugenschaft vor Gericht
abgewinnen: Nimant mack dem andern sein gut abeherezugen , her
enmuge sich pas gewern, den (als daß) im imant sein gut aber-
czeugen muge u. wert pas sein leip. u. sein gut, DIR LTI, tj 36.
ab-e^en, ab-essen stv.1,1 wegessen: im das sein — abtrunken
und abgessen hat, Eg. Achtb. II, 11.
ab-gang stm. das Fehlen einer Sache, Mangel, ^Gebrechen,
Chron. v. Traut. 136. mangel und abgangk gehabt, Stb. Brüx 441.
damit sie in allen dingen furgesehen wer und keiu abgangk hab,
Igl. Stb. Y 166 d. furhaltend den a. und mangel, der auf irem hanndt-
werk czu diseu czeiten aufkümbt und entsteet, Y236a. so ein mülner
an seiner wür ein a. an etwas biet, V 257 c. a. und schaden V 257 c.
ab-geleibt part. Adj. verstorben, der sich mit des Abgeleibten
— wittib dermalen in der guth (in Güte) vortragen gehabtt, Eg.
Achtb. II 207-
ab-gelten swv. bezahlen : welcher aus den brüdern — das haus
besiezen wil, derselbe gelts dem andern obe, Igl. Stb. III A 160 a.
ab-gen st. red. Zw. eingehen, aufhören; fehlen, abschaffen, Chron.
v. Traut. 28. 57. 287. were sache, das einer von todes wegen abgienge.
Stb. Brüx 157. nu ist daselbst das pergwerk apgegangen, also das
nu ain tailes gerten gepawet sein, Igl. Bgr. 31, 1. die 2 leben, du
im apgangen sein — derfullen auf dem andern Stollen, Igl. Bgr. 58, 6 ;
dass unser mitpurger guter gedechtnuss von todeswegen abgangei
ist, Igl. Str. 289. vorpyeten diselben gespreche, das si ir abgei
(davon ablassen), Igl. Str. 189. dieselben 10 seh. g. sollen meine
hausfrawn abgeen an irem drittail und meinen kindern czugeen czi
iren czwei teilen, Igl. Stb. III A 102a. die mir des niht abe gärj
sie enclagen iuwer leit mit mir, Alex. 11984. als unser craft ma
gesten nibtes wir in abe gen, 11988.
ab-gerurt — ab-läzig 3
ab-gerurt* Adj. = oben erwähnt, diser abgerurte brife, Stb.
Brüx 257.
ab-gefloz,z,en part. Adj. abgelaufen: den 13. Novembris ab-
geflossnes 80. Jahrs (1580), Eg. Achtb. II 204.
ab-gewicht* stn. Geoinetria hilfet do nicht — gegen den Tod
— mit irera rechten abgewicht, Ack. 40, 16.
abgots-haus stn. Götzentempel, T — B I. Korinther 8, 10.
ab-grimd stmn. Abgrund, Tiefe. Ler mich, allertifstes apgrund
(abyssus profundissima) , Sol. 67, 19. vertreib die vinsternnsz ab
dem antlutz des abgrundes meiner gedanken, 5, 7. die erde was
aber unnucz und lere u. vinsternusse waren auf der gestalt der abe-
gruud, W — B, Gen. 1, 2. daz, vinster a., Sol. 89, 31. gevallen uncz
in das a., Sol. 71, 22 u. 25. legt in in das abgrund, T— B, Offenb. 50, 3.
stf.: die abgrunde rufet an die abgrunde, W— B Ps. 41, 8.
abhendig Adj. (Lex. : abh. bringen = bei Seite schaffen, rauben,
abh. machen = entwenden) das das gut nicht abhendik werde, Prag
Str. 61. alles was lebet, musz von unser (des Todes) hende a.
werden, (G) Ack. 16, 3. ich wil in a. machen und toten, Böhm.
Chr. 57. s. ab-wendig.
ab-hauimge* (Lex. howunge = Sectio) stf. (das Fällen von
Bäumen) in der abhowunge des holczes die aks enpfarn ist von der
hant, W— B Deut. 19, 5.
ab-keren* siov. sich abwenden von: der könig thet den Behmen a.
Traut. Chr. 29.
ab-kenmge stf. aversio : deine abkerunge wirt dich anschreien
(aversio tua increpabit te), W — B Jer. 2, 19. u. die stat ist dervullet
mit apkerunge, W — B Ez. 9, 9.
ab-komen stv. I, 2 von etwas loskommen, begab sich, das
Mathias Kromer (der einen Teich mit Fischbrut besetzt hat) von
unfrides wegen den nicht fechsen mecht, so sol er denselben beseczt
lassen sein auf das ander iar und dorumb sol er dem Janco Schon-
melczer umb das ander iar obkomen (eine Vergütung zahlen) noch
seinem willen, Igl. Stb. III 328 c. Elbog. Chr. 147, 25.
ab-kratzen subst. Inf das hous heisse her ubirkraczen inwendig
um und umme und das pulver des abkraczens — czustrewn an eine
gar unreine stat (pulverem rasurae) W — B Lev. 14, 49.
ab-kundigung* stf. Festsetzung eines „tages": Eg. Chr. 1179.
ab-läz,, ab-laz, (mhd. abeläz,) stm. = Erlassung , Verzeihung.
der priester erwirbt im ablas und wirt im vorgeben, W — B Num.
15, 28. durch abläz, siner missetät um für seine Missetat Verzeihung
zu erlangen, Legende 653. einmaliges Ablassen eines Fischteiches:
Jocub pawrhainzl hat dem laslaben xl guidein gelihen auff den teich
— also das er sol desselben geniessund sein czwen ablas mit dem
laslab in gleichem teil, Igl. Stb. V 26b. si sullen mit einander ain
ablas (des Teiches) haben V39d.
ab-läz,en (auf abelän) stv. red. I, 2 erlassen, nachsehen, den eit
ablassen kann der Teil, gegen den die Zeugen geführt werden, falls
er will, Const. IV 12, 17. sie mit irem teich unbetwungen sullen
sein abczulassen (ihn abzulassen) und czu trucken, Igl. Stb. V 78 c.
ab-läz,ig ( = abel8ez,ec) Adj. 1. verzeihlich, 2. nachlässig. Wenn
der richter wolt ablässig sein, wolt ein solchen (schädlichen) man
4 ab -ledigen — ab -rede
nicht bewahren nach noth, so war der richter wandel verfallen,
Chlum. 1 53, wegen ihrer ablessigen nachlässigkeit, Chr. v. Traut. 121.
ab-ledigen swv. ablösen: czwen halbe Teich abkaufen und a..
Igl. Stb. V 150b. czins a. 111210c, III 124b. 152a, Vl65d.
ab-legen swv. ablegen, abstellen, erstatten, vergüten; ist das sein
widersach wil sich richten und ablegen componere, sich in Güte
ausgleichen), Ig]. Bgr. 72. wellet keinem tail ab- noch czulegen
sunder got vor äugen haben (= unparteiisch richten), Igl. Bgr. 84, 2.
S. 460, 7. treit mir ieman keinen haz, — dem wil ich daz, legen abe,
Alex. 26278. das sol man im wieren (wehren) und a., Igl. Stb. V 176 d.
ab-leibig* (ab-libe) Adj. tot. das er in a. gemacht hat, Eg.
Achtb. II 199, 200, 201, 217.
ab-leibung (abe-libunge) stf. Tod, Mord* an Mckel Kessler
— begangene a., Eg. Achtb. II ad 218.
ab-lemmg* stf. Schuldentilgung: gelt zur a. gemeiner stat —
wenden, Traut. Chr. 216.
ab-lesund* part. Adj. unczt auf das ablesund jar (=usque
ad annum remissionis. ..Erlaßjahr" , jedes 5U. Jahr), W— B Ez. 46, 17.
ab-marseheiden* swv (von marcscheide stf. Grenzbestimmung)
abgrenzen, die kaiszrischen doerfer a., Chr. Traut. 333. das Hriesen-
gebirg helfen abzumarscheiden. da hat der Girzig z Rzasue seinen
marscheidtcompast angestellt im Hrisengrund u. gemessen bis auf
die oberste spitze des Hrisenberges, 190. berge u. thal abge-
marscheidet 190.
ab-mez,z,en stv. 1 1 (abe-mez,z,en) durch Messen aberkennen, das
sie uns mit dem unrechten abgemessen haben, das müssen sie uns
mit dem rechten widerkeren, Igl. Bgr. 40, 1. S. 351, 37. 41, 1. S. 357, 8.
ab-nemen stv. 12 hinwegnehmen, tilgen: der da abnimt di sünd
der weit, T — B Joh. 1. 29; verringern: den nucz gemainer stat nicht
abczunemen sunder auf czunemen — sein wir schuldig, Igl. Stb. V 259 a.
ab-nemer stm. Berauber (bei Lex. nur aics Benn. 2193, Ackerm.
MSH 2, 217. 270a belegt) aller ding entwerfer und abnemer, Ack. 58, 6.
ah-nutzung* (bei Lex. nur abenutz = Nießbrauch) stf. mich
meiner spolierten gutter sambt den vorhaltenen abnutzungen —
genedigst restituieren, Chron. Traut. 100.
ab-pflüeken* (mhd. pflücke) swv. carpere: recht als prligt ein
ochse das gras bis an die wurcze abeczupflucken, W — B Num. 22, 4.
ab-raum (abe-rüm) stm. was weg zu räumen ist, Schutt, Erde,
die steine und den a. abzuräumen, Chr. Traut. 170.
ab-reehenen swv. die steuerpflichtige Habe verrechnen. "Wie
ein manne sol ab -rechen mit der stat, Prag Str. 116. Bei Entsagung,
Niederlegung des Bürgerrechtes, die 3 mal vor Gericht gelautmert
werden mußte, wurden die Güter des Abtretenden beschrieben, ditl
Gläubiger zur Namhaftmachung ihrer Forderungen anqewiesen
Ein dem Gericht verschwiegenes Gut verfiel der Stadt, Prag Str
LXXXV. Das du mit dir lassest aberechen, was diner schulde were
Stb. Brüx 187.
ab-rede stf. 1. Ausrede, 2. Leugnung, 3* Verabredung, Vertrag
es ist ein abred geschehen von der beseczung des halben teiche
(Besetzimg mit Fischbrut), Igl. Stb. 111328b. ein abred — zweie
nachpawren von wegen des pruns, III 325 c. die gegenwurtige a. sol i:
ab -reden — ab -schütten 5
dem statpuch der herren von Igla geschrieben und bewart werden,
V52b.
ab-reden swv. durch Reden (gerichtliche Klage) einem etwas
abnehmen; einen eines dinges abreden noch abpiten lassen, Eg. Str.
C 92. absprechen: in ir er lesterleichen abreden und absneiden, Igl.
Stb. IV 117 b. ichn mac dem tränke (dem Liebestrank) nicht sin art
abe gereden noch eukan, Trist. 261.
ab-reiz,en (mhd. aberiz,en, entreißen, rauben) stv. II. —
1. reißen, 2. abzeichnen, abmalen, Chr. Traut. 177. 193. ob der„
teich in der czeit von siben jaren obriss, wie es sich gepuret (aus
welchem Grund immer) ausgenomen von den veinten, so sol in der
Jacub Smucker auf sein aigene darlegung (Kosten) vermachen und
pessern, Igl. Stb. III 232 b. (wenn der Teich reißt durch Dammbruch.)
ab-richten sivv. gutmachen, den Streit beilegen, componere, vgl.
sich richten und ablegen, sich vorrichten: und wollen sich abrichten
(componere voluerint), Igl. Bgr. 72. vor Gericht abfertigen, Chr.
v. El bogen 30, 33; = bezahlen: die zwen sweher des breutigams u.
der breute, ob die da sint, schrillen die spilleute aberichten, iet-
licher 3, jedem spilman 6 behemischer gross und kein gewant noch
kleider 6n geverde, Eger Str. B 12.
ab-sagen sivv. Fehde ankündigen: Eg. Chr. N. 330.
ab-sagunge* stf. (abesagen, mit Worten zurücknehyyxen , auf-
kündigen, abesage = Zurücknahme eines gegebenen Wortes) hier Über-
gang des Schlosses von Brüx in andere Hände, Stb. v. Brüx 345.
ab-schaben stv. IV. sich schnell entfernen, sich fortscheren,
imp. schab ab Zeichen der Abweisung. Nun wart zu mir gesprochen :
schab ab (durch den Tod seiner Frau), Ack. 5, 3.
ab-scheiden stv. red. II entscheiden, Chr. v. Elbogen 130,20.
ab-scheiden stn. Abscheiden, Abschied: noch seinem a. von
dieser werlt, Igl. Stb. V 259 a.
ab-scheidunge stf. Weggehen, Entfernung, alle die tage seiner
abscheidunge (separationis), W — B Num. 6, 8. = alienatio, Job 31, 3.
in abscheidunge wirt mich teilen der herre von seinem volke,
Js. 56, 3.
ab-schied mhd. abeschit (Entscheidung, Bescheid) stm. dass du
(Bischof v. Regensburg) durch den Bann deinem Abschied (Ent-
scheidung) nachzusetzen tringest, Mind. Egerl. S. 71.
ab-schied-täding* stn. Taiding, an welchem die Gemeinde-
rechnung geprüft, das Absolutorium erteilt, die Taidingartikel vorge-
lesen, gemindert oder gemehrt wurden, in Friedberg wohl meist am
Montag nach dem Palmsonntag also im Frühlingsbeginn. Taiding
v. Friedberg, N. 46. 47. 48.
ab-schröten stv. red. V. abschneiden, abladen*: die bir-
schrötter — haben den Weinschenken abgeschroten 1565 aimer,
Traut. Chr. 231.
ab-schütten swv. sich entschlagen, abschütteln, abziehen.
= eximere aliquem de hereditate, es ist verboten, quamvis in
civitatibus quandoque hat ex consuetudine, quod propinquus
venditoris emptorem modo, qui dicitur „abschütten" repellat ab
rf empto, Brunn. Str. I. 363 — Und ab ein man ein haus oder ein erbe
^ hat und ein ander man zins hat auf demselben erbe oder hause und
6 ab -sein — ab -teilen
Avolde der sein baus oder erbe verkauften eim andern und derselbe,
der zins darauf hat, wolde den, der das erbe oder haus verkauft
abeschutten von seines zinses wegen, das mag nicht gesein, Prag.
Str. 108. (Der Gültherr oder Rentenkäufer konnte den Besitzer
der Liegenschaft in dem freien Verkaufe des Gutes nicht hindern
(abeschutten). di 4 seh. d. czins obledigen und obschitten mit ein-
ander oder getaut, Igl. Stb. 111210 c.
ab-sein stv. zu Ende, abgeschafft sein: alle spruch, stosz, Un-
gunst — czwischen in schullen absein, Igl. Stb. 1Y 182 a.
ab-setzen svw. des Amtes entsetzen: das die ir eitgenossen ader
wir ader unser camerer abseezen sol, das nicht ein suchtiges schaf
die ganeze hert suchtig mache, Const. 1 5, 4.
ab-slag (abe-slac) stm., 1. Abschlag, Erniedrigung der Forderung,
2. dürres Holz, 3.* = abe-slage stf. Abzug, Ablauf: das wasser, das
von dem abslag (der Mühle) get auf des Lebuschen graben, Igl.
Stb. III 106 c III A 138 b.
ab-slahen stv. IV. 1. in Abschlag bringen. Was kost der ant-
worter sol absiahen, wenn er geheissen ist, das ding wider zu keren,
Const. IV 19, 3, das man als vil den saumigen absiahe am lone, als
vil czeit sie versaumpt haben, Const. 1 12, 6 und 12, abgeslagen not-
dorftige und nueze koste IV 19, 3; den nuez von dem acker dorft si
nach der stat recht nicht absiahen an deme gehle, Igl. Str. 59. 2. mit
Gewalt nehmen, entreissen: Chr. v. Traut. 263; 5. erschlagen: sein
bruder Wenzel Hoffmann, der im abegeslagin wart zeu Meystersdorf,
Stb. Böhm.-Kamnitz I, N. 88.
ab-spennig* Adj. vgl. siev. spenen = abwendig machen: so einer
dem andern seine hauer, grueber, — u. a. arbeiter zum Weingarten
u. zu feldt aufredet u. abspennig macht, der muß 5 fl Strafe zahlen,
Chlum. VII 25.
ab-stän an. stv. IV. intrans. absteigen, von eüvas ab-, zurück-
treten, abfallen, auf etwas verzichten, verlieren: swer so krieget nach
fremder habe, swen der stät der sinen abe, daz ist, daz man selten
klaget. Wh. v. W. 6192. biz, daz sie aller irer habe gerlich gestunden
abe, Wh. v. W. 5367. da (ze grabe) in gestet der richtuom abe, Alex.
27920. daz sie dem edlen werden man (Darius) in triuwen wseren
abe gestän, es an Treue hätten fehlen lassen, Alex. 16402.
ab-stechen stv. I, 2 durchschneiden: hat im selbst die gurgel
abgestochen, Traut, Chr. 313.
ab-steigimg* stf. Abhang, Abfall eines Berges: zu der a. des
berges der olebaum, am Abhang des Ölbergs, T — B Luk. 19, 37.
ab-stellig* (mhd. abstendig) Adj. seine Verpflichtung nicht ein-
haltend: er — sein vorwilligung und zusag — a. worden ist, Eg.
Chr. 1179.
ab-streichen stv. II die Hand beim Eide abziehen, wer dies tut,
quinque libras pro emenda solvet juramento nihilominus modo debitc
procedente, Brunn. Seh. 46.
ab-teilen stov. 1. tretmen, wieder nehmen: was man unsenr
herrengott ezu einmal gibt, das schal man im furpas nimmer abteilen
Igl. Str. 242. S. 137. etwas dinges mit gerichte angenomen ader abge
teilt, Const, III 9, 2 (für abgesprochen Cod. DE), die bestatten = ab
geteilte kinder. Igl. Str. 61 (34 c) = solche die ihr Erbteil schot
abtes-lehen — ab-wesen 7
bei Lebzeiten der Eltern erhalten haben, vorn handwerk abgeteilt
und verworfen, Igl. Stb. V 220 d.
abtes-lehen* stn. die einem Abte als Grundherren gemessenen
2 Herrenlehen, Igl. Bgr. N 5, 6. 51,11. 16,1—3: doruber wart ge-
teilt, das der apt czu den selben aptesleben volles recbt hat u. nicht
der kunig, 16, 3 — wanne dasselbe perkwerk auf seinem gut auf
der aptei vunden sei u. der perk darauf gemessen ist, 16, 2. Const.
III 6, 2 u. sonst.
abt-gott, abtgott sehr häufig für ab-gott stnm. Abgott, Götze
von dem aptgotte moloch (idolo Moloch) W— B Lev. 20, 2. 3. 4 u. s.
ab-tilgunge stf. Vernichtung, abolitio, eradicatio: worden ist
es in ein abtilgunge zusammenslahender hubel u. gemawerter stete
(in eradicationem), W— B Is. 37, 26.
abtisch* Adj. von einem Abt eingesetzt: der aptisch richter.
Eg. Chr. 652.
ab-trag stm. Buße, Genugtuung Chr. v. Eger 143. Michko hat
— einen öffentlichen abtrag than, Igl. Ms. 18. die ordenlichen
mercker ein widerruff und schriftlichen abtrag (Abbitte) begehret,
Igl. Ms. 20 u. 21. a. und widerkar thun, Eg. Chr. 1188. a. und be-
kerung, 1144. 1142.
ab-tragen stv. IV. wegschaffen, abbauen: das ercz heimlich ab-
tragen wird wie die Nichtbauhaflhaltung des Bergwerks mit Verlust
des Abbaurechtes bestraft, Const. III 1, 6. das er im suliche smachait
hatt müssen abtragen {abbitten) mit worten, Igl. Stb. V 217c. {eine
Schuld) bezahlen; abschwächen: des helmes herte den slac ab truoc,
Alex. 8256.
ab-tragung stf. = ab-trag {Entschädigung) : um sein schmerezen
ein Widerlegung ixnd abtragung thun , Igl. Str. S 334 N 68.
ab-treten stv. I, 1 sich entäußern, das ich des gutes bin ab-
getreten, Igl. Str. 236.
ab-trinken* stv. I, 3 wegtrinken, einem Getränk stehlen: das
er im das sein dipleich und rewpleich bei tage und bey nacht ab-
truncken und abgessen hat, Eg. Achtb. II 11.
ab-trünue Adj. abtrünnig, du abtrünner (apostata), W — B
Job 34, 18.
ab-tun unregelm. V. beseitigen, sotane listikeit czumale abetun
(submovere), Const. I 7, 8. (S. 77, 13.)
ab-vertung* stf. Ausrüstung mit Vollmacht, mit gnuglicher
a. irer freyheit — briven zu Prag erschinen, Chr. Elbog. 60, 3.
ab-vürung* stf. Abfuhr: wege durich abefurung willen des ercz
czu den molen und hutten, Igl. Bgr. 26, 2.
ab-wachsen* st. IV. decrescere. ein sulches leben, im§r es
wechset imer es abewechset (decrescit), Sol. 8, 24.
ab-wegen* swv. messen, das wasser, die Aupa ist abgewegen
worden, Chr. v. Traut. 114. 115. 124.
ab-welen, abe-weln swv. einen Gewählten absetzen: ob er (der
vürste) si ein tyraunus — mit rehte weit man in dar abe, Alex. Anh. 1141.
ab- wendig* Adj. getrennt, geschieden: alles, was lebet, musz
von unserer hende abwendig werden, Ack. 16, 3.
ab-wesen subst. Inf. (abe-wesen) stn. Abwesenheit: als irre
schaf in abewesen ires hirten, Hier. 101, 3
8 ab -zeugen — achteil
ab-zeugen (mhd abe - ziugeii) sivv. durch Zeugenschaft abge-
xoinnen: der im sein gut abeczeugen wolde, Igl. Str. 242, denne ims
iniant abegeczeugen muge 241; wenne is uns apczeugen schul oder
muge, Igl. Bgr. 98, 1.
ab-zug stm. Abzug, Heimgang: im auf- und abzug auf die
schulen geistliche lieder aufspielen, Igl. Ms. 19.
ab-zug-brief stm. s. weglosz, Chr. v. Elbog. 109, 7.
ach (ahe stf.) Fluß, Wasser. Aquae meatus, vulgariter dictus
ach, duplex est, Brunn r. II 76. 322.
achse stf. = Achse, vier reder durch icliche gründe (bases)
u. ereine echsen, W — B Kön. III 7, 30.
achsel-bein stn. Schulterknochen, Schulter, dem knappen üf
sin a. legte er sine zeswen hant, Trist. 1230.
achsil-span* (v. ahsel u. spange sivstf.) armilla. achsilspan
und orringe u. armgespan (armillas, inaures, annulos et dextralia,
W— B Ex. 35, 22.
achsil-gespan* stn. (armilla) manch achsilgespan, die wugen
czehen scot (armillas totidem pondo siderum decem), W — B Gen.
24, 22. guldine orringe und achsilgespan, Gen. 24, 30 u. 47. ich nam
— sein achsilgespan, das do was an seinen armen, Kön. II 1, 10.
acht {mhd. aht, ahte) stf. Meinung, Gesinnung, Berechnung,
Verhältnis, Geschlecht, Stand, Ansehen, der wolde mich in — armer
ahte hau (wenig schätzen), Wh. v. W. 5417. in wünneclicher ahte,
70. das kint sie haben wolden gevorht in wirdeclicher aht, 35.
ich hab in armer waete aht Krist ze suochenne gedächt, 968.
Willalm der tet in der aht, als er wser bi fröuden mäht, swie doch
mit jämer ranc sin lip, 840. in richelicher ahte sinen heim sie im
ertrahte, 7267. einen gräwen roc und zwene schuo nach gebüres
ahte mir, lieber Munt, betrahte (suche mir einen grauen Bock und
2 Bauernschuhe zu erwerben), 448. do der bot — war des huses
ahte genam, Ernst 2093. ir zal ich iu niht sagen wil, wan ich
ir ahte niht enweiz,, Alex. 23078 und 5801. ich bans in der ahte
min (ich schätze sie) daz, ir wol drin tusent sin, 12227. als ichz,
in miner ahte hän (nach meinem Dafürhalten), 15551. iuwer
manheit wol geliche stet, als ich ir ahte prüeven kan, 10969. der
wigant in sin ahte nam (berechnete den erlittenen Schaden),
15194. wolt ir die ahte (von den 7 Fürsten Trojas) erkennen,
Homerus kann sie wol genennen, 4809. — das gewürme in die
erde kroch, daz, was sin art und sin ahte, Alex. 23151. daz,
velt erlühte in der aht, als des meien süez,e hsete bräht vil bluomen
ze stiure der heide 3339. liute, daz. niemant ir art und ir acht er-
kente, Ernst 3732.
acht (ähte, aehte) stf. Verfolgung, öffentl. gebotene Verfolgung,
Acht: in der unwiderbringenden swersten acht gotes beleibent (ihr,
o Tod), Ack. 2, 6. die geschriben wären an die sehte, Wh. v. W. 5498.
in ir selbes (ihres Reiches) sehte seite sie (die rouber) daz werde
wip, 5481. die flüchtigen Angeklagten kann der bergmeister wol drei
raitunge eischen und in die echte tun, DIR § 23a 6. den —
wolde er tuon in sin aehte, Alex. 17348.
achteil stn; = 1js. ein achteil, das die urbar genant ist ('/'s
des gewonnenen Erzes eines gemessenen Berges, das als Abgabe dem
achtber — acker- recht 9
Könige von Böhmen als Landesherren gehört), Igl. Bgr. 51, 7. (An
der Stelle Igl. Ms. 3; „wirtt auch irem khürchenambt kheinen achttl
bringen sunder vilmer fürderlicher sein" ist ivohl kein nachteil zu lesen).
achtber, aht-bsere Adj. achtbar, achtungsicert: des grossen
achpern lerers sancti Augustini, Sol. 1, 5. Adv. gecleidet gar aht-
baere, Alex. Anh. 1908.
ackt-bseren swv. ahtbaere machen; Ruhm verleihen: die keiser-
liche wirdekeit — so gar tiurlich vor sol a. dich (o Vaterstadt),
Alex. Anh. 1856.
achten, ahten sivv. beachten, erwägen, überlegend durchgehen,
schätzen : wolle wir unsern schaden achten (schätzen), Hier. 101, 26.
er hie^ da^ volc überal scharn und ahten mit der zal (bei der Heer-
schau zählen), Alex. 2428. daz, er in herzen achte und achtende
betrachte alle sine vuore und alle sin leben, Trist. 201. als er die
sünde geachte, Trist. 273.
achtnuss* stf. Aufmerksamkeit, auf solch ding gar wenig a.
geben, Chr. Eger 9.
achtimge stf. Aufmerken, Gutdünken, Schätzung: schein, zu
des achtuug (im Vergleich zu dem, dem gegenüber) alle liecht sint
vinsternusse, Ack. 55, 21. licht, zu dem u. zu des achtung alle liht
sein ein vinsternusz, Sol. 31, 28. die sele wirt auch genisen der
besten gut, gein der achtung aller ander ding zu niht sein geczelt
(quoruin comparatione cuncta haec — velut nihilum computatur,
Sol. 53, 23. alle achtunge noch dem scot des heilictumes wirt
gewegen (omnis aestimatio siclo sanctuarii ponderantur), W — B
Lev. 27, 25.
ach-vart* stf. Wallfahrt nach Aachen, vgl. sel-vart, röm-
vart und die Geldmittel hierzu: ich schaff (vermache) ein achfart und
ein selfart, Igl. Stb. III 322 d. ein vorrichtnus mit Rom — und mit
Achverten ablegen, Igl. Str. 224.
acke (mhd. ecke, egge, stswf. stn. 1. Schneide einer Waffe,
2. Ecke, Winkel) stf. der stolle heisset auch die czeil ader linie
ader die ecke (H, acke D) — die acke, von der die hewer ercz hawen
(= acies), Const. II 4, 2. s. ecke.
acker-leute st. PI. (= agricolae): Ist das ich habe — die sele
irr ackerleute gepeinigt, so wachse mir vor getreide disteln und vor
gersten dorner, W— B Job 31, 39. 40 u. Jer. 52, 16.
aeker-mami stm. agricola, arator, colonus, W — B Gen. 4, 2.
Ich bins genant ein ackerman, von vogelwait ist mein pflüg, ich
wone in Beheimer lande, Ack. 4, 6 (nach Martins Vermutung sym-
bolisch zu, fassen = mein Erwerb kommt von der Feder, wie auch
die entsprechende Stelle im tschechischen Gegenstück symbolisch den
Weberberuf deutet, darnach wäre der Verfasser einer der Schulrektoren
und Notare von Saaz (um 1399).
acker-niaz, stn. als ältestes erscheint in Böhm.-Kamnitz (Linke
S. 309) 1393 das Viertel und die Ruten, später 1490 mißt man nach
Gewenden und Beeten.
acker-recht* stn. = Bezug, Nutzung des Ackerteils: merkleiche
pergwerk pei uns gewesen sein uff der thumherren grünt von Präge,
davon sie urbar (= 1j3 der Urbar) u. akkerrecht merkleich genomen
haben, Igl. Bgr. 31, 1.
10 acker-reut — admirät
acker-reut* (= riute stfn.) durch Ausrodung dem Walde ab-
gewonnener Acker, Taiding v. Friedberg 58.
ackers-gebeude* (vgl mhd. gebü = Gebäude, bestelltes Feld)
stn. Ackerbau: ein man dem akkersgepeude gegeben (bomo agri-
culturae deditus) W— B Par. H 26, 10.
aeker-teil* stn. Mitbaurecht des Grundherrn (vielleicht der
Untereigentümer , Bauern desselben) zu 1/32 = der 32. Korb Erzes
gegen Tragung der Kost, die spätestens bei Einwurf von Kübel u.
Seil anzubieten ist. Im Laufe des XV. Jh. ging das Ackerteil in
die Erbkuxen (4 von 128 also lj3i) über, die durch den Max.
Vergleich v. 1575 auf 2 reduziert wurden, falls wegen mangelnden
Forstbestandes der Grundherr kein Holz liefern konnte. Das Acker-
teil bildet nebst a) den 2 Herren- (Abtes)lehen , b) einem Drittel der
Urbar von jedem gemessenen Berg, einschliesslich der Nebenlehen
(wofür im XV. Jh. falliveise der teilweise Nachlass des Zehnten vom
Landesherren gewährt wird); c) erst spät endlich auch einer Ent-
schädigimg des Grundeigentümers für Bergschaden u. zwar für
Haldensturz u. bei Einschlagung von Bauen die Entschädigung des
Grundeigentümers eines Bergiverks. Zycba I S 189 — 192, Igl. Bgr.
ackersteil, N 23,2. N 24. der herren reebt ist ein dritteil zu
nemen des achten teiles, das die urbar beisset, und in dem ge-
messen perge ein czweiunddreissigteil, das beisst ein ackerteil; und
also wer do beswert wirt in eime, der wirt erhaben in dem andern,
Const. II 3, 4. ein czweiunddreissigteil das beisst ein ackerteil u.
gehurt samt ' 3 der Urbar dem Grundherrn, Const. II 3, 3. auf dem-
selben eigen hat mau allewege abgeschut ackerteil den 32. trock,
seint der perk gestanden ist, Endurteil: als der hoff und das vor-
genante eigen hat ackerteil enpfangen u. genumen, als schol es auch
noch tun, Igl. Bgr. N 25. Der apt von Czedlicz hat auch die ge-
werken von der funtgruben angesprochen von des ackerteils wegen
ume ein czwaiunddreissigteil , Igl. Bg. N 21. Die seltsame Ent-
scheidung des Igl. Oberhofes, daß die gewerken dies nicht schuldig
sind zu geben, erklärt Zycha II 331 damit, daß hier nur das Abts-
lehen nicht aber die 7 Lehen in Klostergrund ragten, zieht aber
1 190 die Erklärung vor, dass die Hintersassen des Abtes, nicht der
Abt bezugberechtigt waren, ackerteil nemen, Igl. Str. 52.
ackes, ax, PI. exe, mit unorgan. t, axt, PI. exte stf. Axt: die
tor — wurden mit exen uf geslagen, Alex. 9495. exe, W — B
Baruch 6, 14.
adal-ar, adel-ar stm. Adler, er wirt dir des edelen adelers
flugel geben, Hier. 69, 14, W— B Lev. 11, 13. 11, 14. zwen vettieb
ainz, micheln adalarz,, T— B Offenb. 12, 14. ain stimme ainz, adaler 8, 13.
adel stn. m. Geschlecht, edles Geschlecht, edler Stand, Voll-
kommenheit, daz, adel, Trist. 2156, rechte^ adel 1371, sin höhez,
adel 56; richez, adel, Leg. 51. in kunigliches adel, Böhm. Chr. 6. 41.
aden (mhd. ätem, äten) stm. Atem, Hauch, Lebenskraft, Geist.
diu habe al wir sin und äden, Alex. Anh. 7.
adinirat (entstellt aus amiral, nach mittellatein. Umdeutung
admiratus) Titel des Chalifen stm. swm.*, Alex. 1885. 4637, 5234,
6029, 6034, 6501, 6806, 6844, 8571, 12476, 13892, 16847, al der
heiden admirät muoz, riebe und erön von im (dem baruch) euphän
äffe — alberein 11
17154, des admiräten tot 16965, 16121, 21381, man ssehe den admirät
(= Darius) unfrö, Alex. 5421, 5432, 5495, 5565.
äffe sivm. Affe, Tor. du kintlicher äffe (sagt Darius von
Alexander), Alex. 5543.
äffen swv. intr. zum Narren werden, tr. zum Narren machen:
er was geaffet dö, Alex. 19618; nein, er was geaffet 542, ich wsen
uns dise gote äffen 3116, das; man in int äffe 1253.
affen-heit stf. Torheit, ich zel es für ein affenheit, swer
durch siuen übermuot an im selben übel tuot, Wh. v. W. 3792; die
affenheit der toren (fatuitas stultorum), "W— B Spr. 14. 24, in den
profeten der stat Samaria hab ich gesehen affenheit, W — B Jer. 23, 13.
a. hat uns dar zuo (euch zu bekriegen) bräht. Alex. 2637.
after-ding stn. Gerichtsitzung nach dem regelmäßigen ding
(elichen ding, e ding) s. ding.
after-kösen swv. nachreden, verleumden : die do afterkosen von
meiner sele (detrahentes animae meae), W — B Ps. 70, 13.
alter - kösunge stf. üble Nachrede (detractio) W— B Buch d.
Weish. 1, 11.
after-rede * stf. böse Nachrede, Verleumdung, afterred oder kosen
oder enezihen mit worten einem andern menschen, Job. v. Igl. 5. Gebot.
after-reu (= after-riuwe) stf. Nachreue, Nachweh, Betrübnis:
das du nit bekomert werdest mit afterrew, Ack. 3, 15.
after-snit stm. (Schnitt von hinten, Verleumdung) aftersnyt
czu czweien grosschen u. dorunder (aber nicht darüber) dürfen die
Refler (Schuhflicker) kaufen und verarbeiten (hier also = Leder-
abfälle), 01m. Stb. 110b.
after-spräche stf. Nachrede, unkust vil a. hat, Alex. 24881.
agen stm., agene stf. Spreu: ich zeuch aus den agen (Splitter)
von deinen äugen, du selbst siehst nit den trom, der da ist in deirn
äugen, T — B Luk. 6, 42. waz, sichstu den agen in den äugen deins
bruder und sichstu nit den trom in deim äuge? Matth. 7, 3 u. 5.
agerloster, aglastir (ahd. agalastra, mhd. agelster, agalster)
swf. Eider, noch heute im Eqerl. äghalästa, Chr. v. Eger N 446.
vil aglastir, Dal. 102, 19 (44, 55).
aliiu* Interj. der Begrüßung: ahiu, Parmenois Tristan!
Trist. 1986.
aht s. acht.
ähte, sehte stf. Verfolgung, Acht s. acht.
aimay* stm. Nashorn: ein snellez, tier vil groez.er dann ein
elefant: aimay ist daz, genant; ez, truoc — an der stirne vorne drin
gröz,e scharfe hörne, Alex. 21680, die hörn der künec behalten hiez,,
da mit der aimay so stiez, 21694.
ait-loch s. eit-loch.
äle swf. Ahle, subula: nym ein ale und durchbore im das öre
in der tür deines hauses, W — B Deut. 15, 17, durchbore im sein ore
mit einer alen, Ex. 21, 6.
albeg s. alle-wec.
alberein (mhd. alberin von alber = Pappelbaum) Adj.: Jacob
nam albereim gerten grüne und mandeleine und ohorneine und eines
teiles schelte her sie, und do er di rinden abgeezoch, do schinen sie
an dem gescheiten weiss, W— B Gen. 30, 37.
12 al- bereite — almusner
al-bereite (= albereit, Adj. u. Adv.) = öfters, bisweilen. Wb.
v. W. 791.
aldö-selbest* Adv. = daselbst: die aldoselbest gegenwurtig
waren, Hier. 134, 28.
al-gar (flekt. al-garwer) Adj. ganz bereit, von des lenzen craft
gekrenzet stunt daz, velt algarwe in wunne bernder varwe, Alex.
Anb. 549.
aller-behendest* Adj. geschicktest, klügst: der mensch — ist
das a. u. das allerfreiest gottes werkstuck, Ack. 38, 12.
aller-bequeinlich* (von mhd. bequsemelich) Adj. nützlicher,
mehr frommend : als si erkennen, was unserm gemeinen nucze a. sei
(melius expedire), Const. II 4, 10.
aller -durchleuchtigist* (v. mhd. durcb-liubtec strahlend, er-
haben, berühmt) Adj. : a. fürst u. herre her Karl (IV.) Sol. 1, 1.
aller-erleuchtigist Adj. a. bern Mathias, Eg. Chr. 1 127.
aller-menielich (= aller-mannelich) Pron. jedermann, Hier. 26, 9.
4, 6. allermeniclich offenbar verkündet 8, 8.
aller-gewist Adj. = sicherste: das gesicht, das allergewist
zeuge, Ack. 38, 19.
aller- sclieutzlicliist (Sup. von mhd. schiuzlich) Adj. häßlichst:
das allerschoniste gepild — es wer das a., Olm. Stab. 79.
aller-vugleichst* Adv. — am besten, passendsten: keuffen, wo
in das a. czu tun were, Igl. Bgr. 26, 1.
aller-wimnenclichst Sup. des Adj. glückseligst: die a., schar.
Trist. 4385.
alle-tvec, alle-wege Adv. überall, immer: der allewege reeh-
tichlicben richtet, Hier. 17, 8, der geist wider den leip u. der leip
wider den geist allewege vichtet 17, 16. der so gross wunder allewege
wurket 115,9; 20,10—14; = semper Sol. 34, 5. 13. 14; 35, 1. 2;
36, 20. 28; 3, 9; 19, 18. alweg also, Igl. Str. 229; nicht albeg gericht
seczen und ergen lassen, Igl. Bgr. N 62, 3; Chr. v. Elbogen 42. 25. 39.
9, 46; 54, 33; al wegen 10, 9. 54, 4; allewegen 54, 28 u. 32. alle jar
albeg czu sand Girgen tag sol er im ader sein eriben — raichen
u. geben 4 seh., Igl. Stb. V 169 a, albeg auf weinachten, V 255b.
alle jar albeg den dinstag nach Georgii, V 197b.
al-ineektikeit (= al-mehtec-heit) stf. Albnacht: noch der
grossen vild deiner almechtikeit (sec. multitudinem magnificentiae
tuae), Sol. 56,10; gelaubet in die a. seiner kreften, Hier. 67,1.
Sol. 27, 14.
alliier, almerei (= almerie) stf. Schrank, Kasten, Chr. v.
Traut. 163. 234; trüben und almerey, Igl. Str. 327.
almer-sloz,* stn. (G.-sloz,z,es) Schloß an einem Schrank: er
ist im schuldig umb ein almerslosz 12 gr., Igl. Stb. V 154 a.
al-mitalle (verstärktes mitalle, Hpt. 7, 125. mit Instrum.
von al) Adv. gänzlich, ganz u. gar: sein herre uns wert das
almital cze tun, Igl. Str. 224.
almusen (almuosen) stn. Almosen, T — B Btb. 10, 4. 10, 30.
almisen, Böhm. Cbr. 95.
alniusner (almuosensere) stm. almusnerin * stf. der Almosen
gibt oder nimmt, hier in letzterer Bed.: Und ist es nicht sein
tegleich gesind an allin dingen adir sein almusner adir almusnerin,
al- raune — amacht-mann 13
nimt ers (leiht er Kerze und Tuch aus der Zeche aus) darubir
(gegen diese Bestimmung), er gibt ein vierdunk czu puss, Prag.
Mz. 20.
al-rauue stswf. (=al-rüne) mandragora: fand alraunen, W — B
Gen. 30, 14. ein teil von den alraunen , die alraunen wiltu mir
nemen, Gen. 30, 15.
alrest = aller - erst Adv. = dann erst, Igl. Str. 38.
al-seufzend,* al-siufzend * part. Adj. schwer seufzend: al-
siufzende sprach Tristan, Trist. 344. 1045. 2309, 3616.
altäre, altaere, alter stm. Altar, stn.*: damit die capellen
und das altar — aufgepawt und verpracht werd, Igl. Stb. V 198 a.
altär-herre * swm. Priester, der an einem dazu bestimmten
Altare eine Stiftungsmesse zu lesen hat, Chr. v. Traut. 25, 26, 36.
altäriste swm. Altardiener: die mer gemelten drei capplan
und altaristen, Igl. Stb. V 59 d.
alter-opfer* stn. Opfer am Altar: Aruspex nach alteropfers
rauch in zukunft tuende auszrichtung, Ack. 41, 16.
alters-eine Adj. ganz allein: sie saz, clagende a. in irm
gemache, Alex. 836. daz, ich nieman enhan wann din a., 4329.
alt-uerre swm. alter Herr, Patriarch, Ahnherr, Senior einer
geistl. Körperschaft, Landesältester: mit den altherren der erden
(cum senatoribus terrae), W — B Spr. 31 , 23.
alt-knecht s. kneclit.
alt-sez,z,en part. Adj. seit langer Zeit angesessen : do (zu Grenz-
streitigkeiten) sol man altsessen leut czufuren, Igl. Stb. II 72. umb-
sessener u. altsessener leut, 292 (S 200).
al-vanz (mhd. ale-vanz) stm. eigentlich aus der Fremde her-
gelaufener Schalk, dann sachl. Possen, Schalkheit, Betrug, Geschenk,
Gewinn: das in (den richter) kein gab ader alfantcz vom rechten
nicht abwende, Olm. Stb. 79.
alt- vaterisch* Adj. altvaterisch, altertümlich ein a. kessel,
Igl. Stb. V 149 b.
al-vliez,end* part. Adj. schivimmend: alvlie^ende in dem
waz,z,er, Trist. 3211.
al-wallend* part. Adj. siedend: einen pfeffer, der was al-
wallende heiz,, Trist. 5291.
al-zu-bezeiten* Adv. vor der rechten Zeit, voreilig: a., wann
si noch nicht haben, der si bedurften, so pitten si gesworne, Const.
II 2, 12.
al-zu-hant (= al-ze-hant) Adv. allsogleich; Igl. Str. 308 (S 218
u. 219). also blüet mein leben u. dorret alzuhant (statim), Sol. 8, 21.
al-zu-mäl (=al-ze-mäl) Adv. allzumal, ganz: der same sei
denn des ersten (zuvor) in dem ertreich alzumal gestorben, Hier. 42, 21.
aniacht (=ambachte, ambet) stn. Amt, Beruf, Gottesdienst,
Messe: amacht (=Amt, Traut, Chr. 152; amechte, Chr. v. Eger
N 1116. eines fursten amecht ist am gerichte czu sitzen, Böhm. Chr. 95.
amacht-mann, ameckt-inann, amp-maun (= ambet-man,
amt-man) stm. der ein Amt zu verwalten hat, Diener, ritterb artiger
Dienstmann. Bezeichnung für den Stadtrichter in Böhm.-Kam-
nitz, Linke S. 300 Anm. PI. amechtlute = Amtleute, Stb. Brüx
N344.
14 ä- macht — ampt
ä-inaeht, ä-iiieelit (=ä-makt) stf. Ohnmacht. Mangel an
Kraft: abe mich ein huste anqueme oder ein amecht, Igl.
Str. 286.
amatist, ametiste swm. Amethyst: in einem amatisten ergraben
wol mit listen, Alex. 21 169. der amatist was so clär, Ernst 2407.
ambacliten , ambechten swv. dienen: Alsust kam nit der snn
der meide, daz, man im ambechte, wan daz er ambecht, T — B Matth.
20, 28. 27, 55. 25, 44. Mark. 10, 45. daz, mich mein swester lest allein
ambechten. Luk. 10, 40. keim ze weren im ze ambechten Btb. 24, 23.
die engel genachten sich und ambechten im, Matth. 4, 11. wan ioch
dise hent habent geambecht di dink, di mir waren notdurftig und
den di mit mir sint = ich habe mir und den Meinen den Lebens-
unterhalt durch meiner Hände Arbeit erworben, Btb. 20, 34,
auibechter* stm. Diener: der sei euer a., T— B Matth. 20, 26.
der unter euch ist der mer, der werd euer a., Matth. 23, 10. 26, 58.
Luk. 4. 20. di Phariseer santen a. , daz, si in fiengen, Joh. 7, 32.
12, 26. Mark. 9, 34. 14, 54. der a. Götz (Gottes), Körn. 13, 4 und 6.
mit den bischofeu und mit den ambechtern, Philipper 1, 1.
ambeehtumr * stf. Dienst, Amt: so ich vollende di a. dez,
wortz,, T— B Btb. 20,24. um di einzigen a., Luk. 10,40 daz, loz, der
a. {= Anteil am Apostelberuf), Btb. 1,17. di stat dir a. die Stelle
dieses Apostelamtes, Btb. 1, 25. si heten auch Johannes in der a.
zum Gehilfen im Apostelamt, Btb. 13, 5. Btb. 11,29. Offenb. 2, 20.
dieweil ich bin ain pot der haiden, ernstlich ich ere mein a., Rom. 11, 13.
ain-höz. (=ane-böz,) stm. Amboß: anders es must der Immer
den amposz treffen u. hert wider hert sein, Ack. 29, 8.
am bulle s. am pulle.
ä-mecütic Adj. ohnmächtig, schwach: do vil si aber nider
und wurt gar amechtig (paene exaniniata), W — B Esther 15, 18. das
amechtige houbt neigte sie auf die dierne, Esther 15, 10.
ainei (= amie) swf. Geliebte, Buhle: Ja herr, ich war ir fridel,
si mein amei, Ack. 6, 13.
amis stm. n. (als n. auch die Geliebte) der Geliebte : min süez,er
amis, gehab dich wol ! Wh. v. W. 1990. manic edele herzoginne was
da mit ir amise, Alex. 26804. Tristanden ir amisen, Trist. 4771.
amisei* stm. Geliebter: Tantrisel, der triuwen a., Trist, 5063.
amme swf. 1. Mutter, insofern sie das Kind säugt, 2. Amme,
3. Hebeamme: ir ammen (nutricem) W — B Gen. 24, 59. 35,8.
amm-olf stm. Erzieher, Pflegevater: kunige werden deine
ammolfen und kuniginne werden (deine) ammen, W — B Js 49, 23.
Mardocheus do was ein ammolf (nutritius) der tochter seines bruders
Odisse, die auch mit seinem (sie! statt: mit einem andern) namen
was geheissen Hester, W— B Esther 2, 7. Nu santen dorumme die
probste des houses u. die vorweser der stat u. die grosten der
gepurt u. die ammolfen (nutritii) sprechende, Kön. IV 10, 5.
Amol* (amor, amür stm.) stf.* Liebe, Liebes göttin*: vrou
Amor was da niht laz., Alex. 301. wem Amor gesiget an, der darf niht
sorgen niere, swen sie mit minnen gere in sin herze schiuz,et, Alex.
346 ff.
ampt stn. (= ambaht) Amt: der König hat gesaezt mit diesem
gepote unezubrochlich czn haiden, das kein perkmeister meer ampte
arapt-liute — anden 15
ader mer meisterschefte den einis haben sol , Const, I 7, 23. von der
Schreiber ampt handelt, Const. I 8. vgl. auch Bergbehörden. Noch
irem Dienst nnd irm ampte (secnndnm officia et oultum sunm, W — B
Num. 7, 8).
ampt-liute st. PI. Diener: die ampt-liute kämen, die die
tische abenämen, Wh. v. W. 1552. auch bekumpt es wol der urborer
bescheidenheit, das si in irem ampte alsotane richtere nnd ainpt-
leute haben, die do weise u. getrewe sein, Const. I 4, 8. wir — tail
euch czu einem rechten, das steiger, hutleut und ander amptleut
nicht verrer kraft haben czu besagen, denne also verre als ir ampt
get, und an der stat, do sie ir ampt begen und üben u. tuen schullen,
Igl. Bgr. 116, 2. amptleut von beiden teilen, Igl. Rspr. I.
anipt-man (=ambet-man, amt-man) stm. das dheines ampt-
mannes geczeugnusse kraft habe, er neme denn von den urborern
den eit, Const. I 12,4. Willehalmes amptman warn gemeine üf
dem plan, Wh. v. W. 1326.
anipulle swf. Lampe, Ampel : er hat czum altar czwu silbrein
ambullen umb 11 seh. gekauft, Igl. Stb. V 198 b.
an s. äne.
anbrengen unregelm. Zw. (md. Form für an-bringen = weg-
geben) hier aber = anspornen*, incitare: anbrengen czu der arbeit,
Const. II 1, 9. die bauleute mit gueter trostunge anbrengen czu
sotaner grossen sweren arbeit, Const. II 4, 4 (invitare). wir wollen
auch nicht, das weder selbscholn weder ir fursprechen weder ander
leute von iren wegen die geezeugen mit bete ader mit lone an-
preDgen (= verleiten) in czu nueze, Const. IV 11,10. wer suliche
— unezimliche ursach weste und dasselbig auff di eldrn Gesellen
nicht anprecht {ihnen nicht anzeigte), ist zu puess verfallen 7 d.,
Igl. Stb. V 177 d.
an-be-haben (ane-be-haben) sivv. einem, etwas ihm abgewinnen:
wer dem andern ein ross, das her im vervangen hat, anbehabt, der
mac die eisen und den czaun czu demselben rosse nicht behaben,
Igl. Str. 92.
an-beter (=an-betsere nur md. Belege) stm. Anbeter: so das
er vorterbte die anpeter Baals (eultores Baal), W — B Kön. IV 10. 19.
III 18, 25.
an-botwaren swv. (von botwar Schmähung) fälschlich be-
schuldigen vor Gericht , verleumden , Brunn. Str. : wo einer dem
andern vrefleich vorpeut u. anpotwart, das gehört dem chunich zu,
in sein gericht, Brunn Str. II 11. — der schol das püessen mit
4 mareken, II 56. der schol sich wol ee vorsehen, das er in iht an-
potwar und welle im mit unrechte seines ackers abgewinnen, I 479
s. botwarei.
an-dachtikeit (= an-daechtic-heit) stf. andächtige Verehrung,
Hier. 202, 16.
ande (mhd. ande, ant) Adj. schmerzlich: minem herzen ist diz
ande, sol ich von dieem lande, Wh. v. W. 5406. Isöten ande und
ange doch was, duz, sie so lange des lieben spiles (Beischlafes) solde
enpern, Trist. 1 109. im was öt ande und ange, 4790. mir gar ande
ist, Böhm. Chr. 98.
anden s. anten.
16 ander -halp — an-enphenklick
ander-halp Adv. auf der andern Seite, anderwärts: das is (das
strittige Erz) weder einhalp noch anderhalp gefalle (= keiner der
streitenden Parteien zufalle), DIB, 1 15, 1. anderhalben des Jordans.
T— B Joh. 3, 26.
an-dersterben s. an-sterben, anderunge s. endemnge.
ander-weit Adv. zum zweiten Male, sehr oft: und anderweit
{wieder am jüngsten Tage) werde ich ummegeben mit meinem velle
(et rursus circumdabor pelle mea), W — B Job 19, 26. Ir werdet mich
anderweit sehen, Hier. 67, 14. ich glaube, das ich mit diser haut a.
umbeczogen werde, 60, 18. dorczu wer mir uuczimlich a. czu reden,
222, 4. das sie die glocken hette anderweit geleutet, 177, 17. und do sie
a. czu im quamen, 166, 8. mein sele ist a. besweret mit dem fleische,
146, 28. in czeiten des jüngsten tages, so sele und leip anderweit ge-
sammet werden, Hier. 141, 16. 144, 25. 145, 16. Igl. Bgr. 83, 3. swert
er übel sam der vorsprech, so vorleuset ain holung u. swert anderwaid.
Brunn Str. H, 202. also das her im seiner recht nicht anderwaide
gedinget bette u. hette geiaget, Igl. Str. 227. a., do in het gesechen
ain ander dirn, T— B Mark. 14, 69. a. fragt in Pilatus Mark. 15, 4.
der nit a. wirt geborn, Joh. 3, 3. 3, 4. 3, 7. Jhesus sprach a. zu im,
Matth. 4, 8.
ander-weiden swv. nochmals tun, wiederholen: doch ist mein
meinung, das man — sulche diug — nicht anderweiden sulle,
Hier. 145, 22. mitten in sulchen worten wart er sulche geberde
andervveiden , 138, 15. nu anderweitet er das wort von der gutet
gots, Sol. 47, 23. drei clagen, der ich nicht darf anderweiten, wenn
ewer gnad hat sie wol gehört, Igl. Str. 291 (S. 197). anderweidet
seine torheit (iterat stultiam), W — B Spruch. 26, 11. meine kunst
ich anderweide (repetam scientiam meam), Job 36, 3. wie gar snode
bistu, anderweidende deine wege (quam vilis facta es nimis, iterans
vias tuas), Jer. 2, 36. czu dem andernmal er das selbe nicht ander-
weitet, Job 33, 14. anderweit im alle die red, di obgeschriben stet.
Igl. Stb. H121d.
ander-weidunge* stf. Wiederholung, zweites Gesetz: Dornach
hebt sich an das buch Deuteronomius, das do ist also gesprochen das
buch der anderweidunge der e., W — B Deut. Überschrift (I B 174c).
an-dingen swv. einen gerichtlich ansprechen, vor Gericht be-
rufen, hier aber pachten: Wie das er von im ein teicht — umb
23 s. auff meissner gr. angediengt hat, Igl. Str. 72 (S. 339).
äne, an Adv. bei Verb, mit Gen. beraubt, ledig: der künec von
Ubiäne was siner briefe nicht äne (hatte sie auch erhalten), Wh.
v. W. 3535.
ane-genge s. an-genge.
ane-herre s. an-herre.
ane-lich Adj. u. Adv. ähnlich, Wh. v. W. 7240.
anen s. anten.
änen swv. mir. mit Gen. ledig, beraubt sein; refl. sich ent-
äußern, verzichten auf m. Gen.: Wer in frauwen dinsten ist, der
musz sich aller missetat anen mit recht, Ack. 47, 5. der künic sol
sich unser änen, Alex. 21358 = von iwis trennen.
au-enphenklich* Adj. ivohlge fällig , T— B I. Brief Petri 2, 5.
ain anenphenklich^ opphir, Philipper 4, 18. dicz ist gut und a. vor
an -erben — an-genge 17
Got, I. Timotbeus 2, 3. ain anenphenklichz, volk, Titus 2, 14. im
ist a. von aim igleren geslecbt, das; in furcht, Btb. 10, 35. daz,
oppber meines dienstes werd a. den heiligen in Jerusalem, Römer 15, 31.
daz, a. iar dez, Herren (das Gnadenjahr , das Jubeljahr), Luk. 4, 19.
anwerben swv. als Erbe auf einen übergehen: ein hantfest, die
in nicht anerbet, Igl. Str. 67. ein ieder mensch ist uns (sagt der Tod)
ein sterben schuldig und ist im angeerbet zu sterben, Ack. 30, 8.
unrecht guet, iz, sei angeeribt oder angestorben, Job. v. Igl. 7. Gebot.
Thebäner strit an erbet, Alex. 2769.
aue-vraiie s. an-vraue.
an-gagern* swv. anfahren, anschreien: von dem povel — an-
gegagert und gekaft, Ritterf. 217.
an-gang stm. = ane-genge stn. Anfang: das vom angange
der werlt nicht gehört ist, Const. III 6, 13; „Angang" als Vorbedeutung :
di da gelauben an antgift, aniganch — und ander ding, Joh. v. Igl. 1.
ange Adj. (prädikativ): unangenehm. Isöten ande und ange doch
was, Trist. 1109.
an-geborn part. Adj. angeboren, natürlich: er schrei in großem
grimme sin angeborne stimme, Schretel 244. a. sigel, Traut. Chr. 60.
Eg. Chr. 1191-
an-ge-haben = an -haben sivv. angreifen, abgewinnen: und
wollen di mit dem Stollen disen di leben angehaben, Igl. Bgr. 75, 1.
an-gehegt* part. Adj. vor Gericht vorgebracht: Jan Sander ver-
hoff, er sei den waisen aus an^ehegter ursach nichs verpflicht, Igl.
Bgr. 85, 2.
an-geliören, -geliceren swv. zukommen, sich bezichen auf:
gebet der werlde, das sie angehört, Hier. 33, 18. wizzet , das ir die
sundigen werlt nichtes angehöret (ihr angehört) 44, 11. Alles perk-
recht, des wir gebrauchen, entweder das gehört die leut an oder die
silbergruben an oder die lehenschafft, anspräche u. ire czugehorungen
oder angehorunge, Const. Vorrede § 4. ir vaterlich eribtail, das sie an-
gehört und zugepurt, Igl. Stb. 111326 a.
angel stmf. 1. Stachel, 2. Fischangel, 3. Türangel: der richter
sol von den gesworn geleitet werden sam ein tur in dem angl
(sicut cardine ostium gubernatur) , Const. I 5, 5. Von dem alle
himelische ordenunge aus irem geewigten angel nimmer treten mag,
Ack. 56, 16. du fluiden scharpher angel (Vernichter der Freuden),
Alex. 13546. leg den angel, T— B Matth. 17, 26.
an-gen, an-gän an. red. Zw. einen get ein dinc an = trifft ihn:
Wer das aber, das mich oder mein erben chainerlai not angieng, also
das ich das vorgenant gericht müsset verchauffen, verseczen oder hin-
lassen, Budweiser Urkdb. 476. anfangen, vorhaben mit jemandem:
waz, got — mit uns anegät, des sollen wir im gnade sagen, Ernst 3228.
an-genge stn. Anfang. Im anegenge schepfte got himel und
erde, W — B Gen. 1, 1. von dem a. des jares, Deut. 11, 12; zu Silo
gewonet hat mein name von a., Jer. 7, 12. der da geschuf den man
und daz, weip am anegeng, T— B Matth. 19,4. an dem a. was es
nit also, 19, 8. Luk. Vorrede 2. Joh. 1, — 1. Brief Joh. 1, 1 u. 2, 7. —
äne — a. die wite und ouch die lenge — hat din gevvalt be-
sehen, Alex. 16253. an a., 1. 1123. 10105. von der weit a. 11132.
Trist. 6734.
Jelinek, Wörterbuch. 2
18 an-ge-nugen — an -heben
an-ge-nugen* sicv. genügen: Was ir mir czu einem rechten
teilet, do genüget mir wol an, Igl. Bgr. 65, 5.
anger stm. auch f. Grasland, eigentl. u. Midi: Ir (o Tod) habt
meiner wunnen licht somerblumen mir ausz meines hertzen anger
jemerlichen ausgerewtet, Ack. 4, 11. der brünen bluomen anger
(weibl. Scham), Trist. 5969.
an-gesicht stf. Ansehen, Aussehen, Gesicht: schönes antliczes
und czirlicher angesicht, W — B Gen. 39, 6. als ein halme, der balde
verswindet vor angesichte des windes , Hier. 5, 13. sie enblösten
seinen heiligen leip, der so enpferbet was, das grausamig sein an-
gesicht (Anblick) were 19, 9.
äugest, äugst stf. Bedrängnis, Besorgnis, Furcht, einen sun
zwivaltiger angst = der zweimal der Hölle würdiger denn ihr T — B
Matth. 23, 15.
augestikeit* stf. Bedrängnis a. und notdorffte, Eg. Chr. 1167.
au-gewinneu stv. I, 3 abgewinnen : nimant kan — den erb-
stollen im mit rechte angewinnen , D I R 1 10. im mag dornach
(icenn er 6 Wochen im Bergwerk unangestprochen baut) niemancz mit
rechte nichte angewinnen, Igl. Bgr. 12, 2. teil — von vorsumenisse
der koste — angewinnen, DIR I 22 u. 16. Igl. Bgr. 66, 2.
an-gie^en stv. III b. den Inhalt eines Gefäßes durch Ein-
gießen messen, Maß und Gewicht prüfen. Dornach umb angiessen,
umb unrecht eilen u. glot, umb unrecht getreid, was dovon puss
gevallet, der ist 2 teil des richters und das dritteil der scheppen
Igl. Str. 276 (S 182). umb angiessen, das ist 5 grozze oder was die
scheppen daruf seczen 181. ir muget angissen an alle Sachen: an
wein u. an pier, wenne euch gelust und nicht wenn der richter wil;
und was pusse ir dorauf seczet, das muget ir tuu u. das schol
nimand Widerreden 257 b (S 150). wie oft man sol pfenden gen an
dem angissen weins 257 a.
an-gie^er stm. öffentl. Messer der Flüssigkeitsmaße: a. wein-
koster u. messer, Igl. Str. 257 a. das man steteklichen angisser solt
bestellen u. haben, die do an unterlass wein, pir und allerlai trank
angussen, das der gemein gerecht geschee, Olm. Stb. 52.
an-gölden* swv. an einen Geldforderungen stellen, anbetteln
man soll weder praut noch preutigam nicht a. noch in kein geli
abnemen, Eger Str. C 8.
an-greit'en stv. II in Angriff nehmen, sich anschicken zu etwas
dornach wil ich meine teidinge angreifen, Igl. Bgr. 65, 2. Da habe]
di selben den Stollen wider angegriffen u. sint gevarn mit eineri
offenen durchslack in dasselbe bergwerk, Igl. Bgr. 74, 1. Z. 16.
an-haft* stm. Anhaftung: sie trugen gar über ein an lütei
licher minne kraft sunder wankes anhaft, Wh. v. W. 4176. (bei Lexe
nur durch diese Stelle belegt.)
au-hang (ane-banc) stm. was sich an etwas anhängt, Tau, B(
gleiter, Hure, Eigentümlichkeit*, angehängte Bedingung, gelich b(
wiset min sin daz, der kinder anhanc si waz, site den ammen wone
bi, Alex. 13441.
au-heben stv. IV. anfangen: czu machen haben sie das ang«
haben, W— B Gen. 11, 6. hier hebit sich an das 1. buch usw., W—
öfters, die masse des newen pergis schol sich anheben in d
an-hebunge — an -laufen 19
greniczen u. czil des purgerlehens, Igl. Bgr. U-A 13. wer ain Stollen
anhebt, U — A 15. an schaden des ersten anhebenden dinges (sine
laesione rei principalis), Const. IV 19, 3. S. 287. Z. 9.
an-hebunge stf. exordium, Anfang, das ein ende einer Sachen
der andern sachen anhebunge nicht sein sol, Const. IV 17, 1.
an-hengen stov. an jem. hängen, czorn anhenget euch (furor
imminet vobis), W— B 11167 b. er wirt anhangen seiner hausvrowen,
Gen 2, 24.
an-henguug* stf. Anhänger, Parteigenossen: das sich ander
meiner herren a. zu sein schew sullen entpfahen, Elbog. Chr. 72, 3.
an-lierre (an-herre) sinn. Ahnherr, Großvater: dinen vater du,
herre, hast erslagen, der aneherren, die ich bi dir hän getragen = den
Großvater derer, die ich dir geboren habe, Alex. 3084. Dal. 31, 1
(6, 41).
an-kapien swv. verivundert ansehen, angaffen: mit offnem munde
ankapfen sie sie, W — B HIB. 117 d.
an-keren swv- tr. angreifen, anwenden: das si (die gescheft-
leut) das gelt durch meiner sei selikait a., Igl. Stb. V 41 c.
an-kerben stov. aufs Kerbholz zeichnen, Chr. v. Traut. 231.
an-komen stv. I, 2 mit Acc zu, an oder über einen k., eitlem
beikommen: dö bat die vrouwe huote spehen, ob man si (die Räuber)
anekseme, daz, man in daz, leben nseme, Wh. v. W. 5478. welichen
sie ankumen mugen (quos invenire poterunt), Const. I 15, 9. Und
ob sie sotane nicht ankumen mugen, das sie di an underlos unserrn
camerer antworten (quodsi ipsius copiam habere non poterint),
Const. 1 15, 9. nach des briefes laut, der mit rechte mich ankumen
ist (an mich übergegangen) u. den ich mit meinem gehle geloset, Igl.
Str. 272b; = erhalten, erben: Chr. v. Elbogen 9, 39. 36, 7.
an-kreutung* stf. (ein md. Wort von krot stn. u. kroten,
kröten, kruden) Anfechtung, Belästigung: trewens, fluchens, zetter-
geschreies, hendewindens u. aller ankreutung sein wir allen enden
untz her wol genesen, Ack. 3, 1.
an-langen swv. gerichtlich fordern*: er soll in dorumb (um
die bezahlte Schuld) nicht mer anlangen, Igl. Str. 57, S 325.
dorumb er die gewerken menigmal angelangt hat (zur Zahlung ge-
mahnt), Igl. Bgr. 80, 2. so ir von dem bemelten Ruswurm mit den
brieffen angelanget werdet, 83, 1. und ich darumme nie angelanget
(gerichtl. angesprochen) bin, 99, 1. mein bitten u. anlangen Igl. Ms. 3
== bitten , Chr. v. Traut. 86. 88. 252. das ich ang. noch anteidingen
wil, Stdb. Brüx 335. Der Jude Lebe versprach, dass er alle, die
der sachen czu schicken gehabt haben, der sachen halben in ewigkeit
nicht anlangen, nicht beteidingen, aufhalden noch kummern wil,
Stdb. Brüx N 293. dass er unsere bürgere von Eger domite (Reichsacht
seitens des Landgerichtes zu Nürnberg) nicht anlange noch bekümere,
Mind. des Egerl. S 69.
an-laufen stv. V. iviederholt um etwas angehen: mit vleis fur-
e|bringen und a., Eg. Chr. 1099 S. 282. so müssen wir unsern hern — ,
unser freiheit und alt herkomen zu erhalten, a., Elbog. Chr. 86, 2;
der Abgesandte des Rats hat di hern der landtafel, auch Kern cantzler
:]j angelaufen , 96, 7 ; also haben sie — unsern hern — und uns ange-
loffen, sie und ire stat — zu retten, 150, 32.
20 an-läz, — an-neinen
an-läz, (= ane-läzj sttn. Kompromiß , doch ist ein entlicher
anlasz durch di hern, lant und stete gemacht wurden, der k. mt.
(Majestät) wider den Türken gelt und ein stewer zu geben, Chr. v.
Elbogen 101, 14. anlast 8. 22.
an-lä^n (ane-läz,en, -län) ablassen, nachlassen, refl. abtrünnig
werden) st. red. V.: wen sich die leufte geswynde anlassen, Chr.
v. Elbogen 17, 14-. so schaff ich dem sun meiner swester Barbara
3 seh. g., ab er sich wol anlassen wurd und nicht ain keezer wer,
so gol man im die reichen, Igl. Stb. III, 112 c = wenn er sich brav hält.
an-legen swv. anwenden, gebrauchen, Chr. v. Traut. 3. di losung
a. = bemessen. Chr. v. Elbogen 64, 6. marter a. Böhm. Chr. 37.
an-leite stf. 1. Anleitung, 2. Immission, Einsetzung eines um
Schadenersatz Klagenden in des Beklagten Güter, 3. Anschreibgebühr
bei Kauf, Verkauf, 4. bei Eintritt ins Handwerk, 5. Eintritt als
Kolonist, 4. Ein Schneider, der Meister werden luill, gebe auch ein
halbe schock ze anlait, ein vierdunk desselben halben schockes den
schepfen u. den andern vierdungden sneidern, Prag. Str. 45. — 5. War
das zur Kolonisation überlassene La?id leicht kultivierbar oder schon
im Anbau begriffen, so mußte die Zinsung schon im ersten Jahr
erfolgen, ja in manchen Fällen eine Art Anzahlung (Anlait, Analeit,
Handgeld. Toppgeld, peeunia porrectoria — pro induetionalibus nomine
proprietatis et heredariae possessionis, tschech. „nawal" ) gegeben iverden.
Mitt. d. Yer. f. Gesch. d. Deutschen in Böhmen XV. B. 3. Heft S. 170.
an-leitung stf. s. anleite, Chron. v. Traut. 99.
an-ligen stv.il mit Dat. 1 auf einem lasten, 2. angelegentlicl
bitten, 3. bevorstehen, bestimmt sein, 4. Sorge tragen für. 1. durcl
armut u. anligunde not, Hier. 48, 6. allen gebrechen, die do totlichei
leuten anligende sint, 62, 13. 3. also das der anligende sebade —
understanden werde (ut periculum imminens evitetur), Const. 1 11, 1
4. notdürftigen dingen anligen (—rebus necessariis insudare), Const.
9 Einl.
an-ligunge* stf. Aufgabe, Obliegenheit: unsere sache u. an
ligunge, Olm. Stdb. 132, S. 100.
an - merkunge * stf. Anzeichen, Beginn: do sie abgienk de
perk an des tages anemerkunge (cum descenderet moutem circa ortui
diei), do liefen ir enkegeu die speher der Assyren, W — B Judith 10, 1:
an-muten (-muoten) Inf. des swv. Zumutung: sulches des baps
a., Eg. Chr. 40.
an-mütunge stf. Zumutung: alle tage new anmutung od<
keufen, alle wachen fremde aufsetzung oder muffeln, Ack. 45, 13.
an-na?ine Adj. angenehm: gar anneme was sulcher dinst. Böhi
Chr. 48.
an-neigen sivv. hinneigen, niederlegen ; der sun der meid hat n
do er sein haubt angeneig, T — B Luk. 9,58.
an-neinen stv. 12 — 1. über sich nehmen, 2. sich anmaßen, 3. fei-
nehmen, arretieren: 1. wurd angenumen ein streit (initum belluil
W — B Par. I 20, 4. sich annemen, teil czu bawen, Const. I 7. 8. *
sullen sie sich irer guetor widerumb annemen u. underfahen. I.
Bgr. 93, 3 (S. 479, 10). sie sich pöser gewonheit annamen, Böh.
Chr. 102. 2. wer ist also hochvertig, das er — sich wider uns (a»
König) anneme so grosser kuniglicher eren? Const. I 5, 10. S. 67..
an-pleien — an-saz 21
3. gefeucklich a. gefangen nehmen Chr. v. Elbogen 14, 24. 73, 27.
97, 236, peinlich a. 88. 31. Eg. Chr. 1187 S. 358.
an-pleien* swv. anfahren: warumb piaist du mich an? Igl. Str.
(76) S 343. vielleicht verlesen für an-plaren.
an-plaren* swv. v. plärren blöken, schreien wie eine Geiß: er
im nichts gesprochen hab noch angeplart, Igl. Str. 76 S 343.
an-praren* sivv. anstoßen (?) angeczart u. angeprart, Igl. Str.
76 S 343.
an-rechen swv. aufzählen, Chr. Traut. 252.
an-reimen swv. angreifen, besonders zu Pferd: der e an dem
anrenne ersluoc Polimenne, Alex. 19677.
an-richten swv. in Ordnung bringen: ein brunnen ist wider
angericht und gezogen worden, Traut. Chr. 8.
an-rüren (an-rüeren, an-ruoren) swv. angehen, betreffen: die das
anruret (quorum interest), Const. I 9, 4. als verre es disen artikel an-
ruret, so wollen wir, das die saezunge mit allen iren unterscheiden alle
amptleute des gepirges anrure (ad omnes prorogari), Const. I 7, 23.
was die menge anruret, das ist von der menge czu beweren,
Const. I 7, 11 ; in dienstl. , amtliche Tätigkeit ziehen : Chr. v. Eger
Nr. 931.
an»rumpeln* swv. hervorbrechen, erumpere: anr. wil ich machen
den wint des ungewiters in meinem unmute, W — B Ez. 13, 13.
an-sagen sivv. ansagen, eingestehen, versprechen, anklagen, sich
anmelden: sich mit dem rechten ansagen, Igl. Bgr. 83, 3. das er sich
czur schaezung angesagt hat, 83, 3. sich a. = melden, daß man
Wein schenken will, Olm. Stb. 63. ist sich auch von der gauzen
gesellschaft angesaget worden (Klagen, Beschwerden gegen ihn vor-
gebracht) , Igl. Ms. 14. wer — meister werden wil , sal sich dem
hantwerk ansagen, Igl. Stb. III 185 c.
an-schlag stm. Anschlag an ein Brett, Ankündigung, anschlag-
brief oder postenbrief der Meistersinger, Igl. M. s. postenbrief.
an-schlagen stv. s. an-slahen.
an-schieben stv. 111 b es einem = 1. einem Vorschub leisten,
A begünstigen, Chr. v. Elbogen S 11, 16 u. 162, 11. den kauf anschieben
u| = dem Pfandgeber das Vorkaufsrecht an dem von ihm gegebenen
\\\ Pfand lassen : die purigen hetten sollen das pfant 3 vierezehen tage
vor dem rechten aufbieten, dann verkaufen u. so sollen sie dem
Tochaner (hier dem Pfandgeber) den kauf anschieben u. aus dem Erlös
der Bürge bezahlt werden, Igl. Str. (56) (S. 324). keiner sol nichts
verkaufen noch versetzen, er sal es dem andern zufur a. , Elbog.
jul Chr. 11, 16. gesazt pfant — den rat a. und mit seiner gewissen
verkaufen, Prager Str. 137
an-schrauzeu* swv. anfahren, lästern, increpare: mein antlicz
ihab ich nicht gekart von den anschrauezenden u. den speienden in
v. mich, W— B Js. 50, 6.
an-schreiben stv. 11 protokollieren : Elbog. Chr. 21, 24.
an-schreien stv. 111 u. swv. anfahren, increpare: vil leute zu
strafen u. an zu schreien, Const. I 8, 4.
an-saz stm. 1. Einführung in den rechtlichen Besitz 2. Vor-
haben, Anschlag*: sulchem geswinden furnemen und ansatz nach,
Eg. Chr. 1160.
22 an -setzen — an-sprseche
an-setzen swv. bei Lexer nur = hintergehen, betrügen, zwu halbe
fuder angesetzte pfeil = Pfeile mit eisernen Spitzen (?) Stdb. Brüx 345.
an-sichtig Adj. sichtbar, deutlich, Chr. v. Traut. 95. 268. 269.
an-sinnen stv. I 3 ivie nhd., Chr. v. Elbogen 51, 18.
an-sitzen stv. II. bergm. siclo wo festsetzen mit dem Bau: des
ist er angesessen in dem selben erbstolleu auf der rechten wasser-
seige, Igl. Bgr. 76, 1. als er hinter dem alten stollenhaupt sei an-
gesessen czehen leben, 76, 2; man darf nicht näher als auf 1 Klafter
(lachter) an einen fremden Schürf heranrücken (ansiezen), Const. II
1, 4 u. Igl. Bgr. 1, 7.
au-slag sim. 1 Anschlag an ein Brett, 2. Vorbereitung des
Schützen zum Abschießen, 3. Plan, 4. Angebot, Antrag: 4. künig
Mathias hatte dem bapst Paulo — anschlag gemachet, so ime di
stat Eger eingeraumet wurde, so wollte er alle ketzerei im ganzen
Beheimer lande — ausrotten, Eg. Chr. 40 S. 32.
an-slagen stv. 1Y. = schätzen: sie mir die pferde anslagen
und uff ein gelt schätzten iczlichs besunder, Stdb. Brüx 244. stewer
a. bestimmen, auferlegen, Chr. v. Elbogen 125, 26. 29. an die Glocke
mit dem Schwengel schlagen: Chr. Elbogen 113, 7. als man so hört
(lauschte), hat angeslagen (die Ratsglocke) und di gemein sich ge-
samelt, 136, 16. das si in dem selben hof anslahen (Tuch an den
Bahnen) und verben sol, Igl. Stb. III 134a. ankündigen: ein christl.
singschul anzuschlagen u. zu halten, Igl. Ms. 3.
an-spenniger s. einspänniger, Chr. v. Eger.
an-spräche stf. gerichtl. erhobener Anspruch, Forderung: alle
ansprach ader f orderunge , die zwischen den leuten geteidingt wirt,
die teilt man also: entweder sie sein von personen ader von den
dingen, Const. IV 6, 5. so spricht denn Peter das ding an sam seins
in dem gerichte, so ist die anspräche in das ding (realis petitio)
ebda. Umb sust wirt des clagers anspräche czugelassen, ab der
antworter das angesprochene ding nicht besiezet noch mit argelist
hat gelassen besiezen , IV 6, 7. Hat der Angesprochene behauptet,
das Ding zu besitzen, hat es aber nicht, so wird er verurteilt: dem
clager czu aller seiner nochvolge u. schaden ader als vil der clager
sweret in dem krige, verleugnet er den Besitz des angespr. Dinges,
so fällt es ohne weitere Gerichtsverhandlung dem clager zu, Const.
IT 6, 7 u. 8. lehen halden über jar u. tag an alle anspräche u. teidinge,
Igl. Bgr. 59, 2 = S. 414, 15. das sie das 16 teil haben gekauft u. in
gehabt an a., 90, 6. der bergmeister hat gewalt — czu richten umb
alle anspräche, es sei umb kaufe u. mutunge oder glubde u. auch umb
kostversaunmusse, DIR 23 a, 3. und ich mit stewer und keinerlei a.
begriffen bin, Igl. Bgr. 42, 2. von sulcher fordrung u. a. wegen, Stdb.
Brüx 349 u. 226. Wer erbe u. eigen, nachdem u. es im vor richter
u. scheppen auf wirt gegeben jar u. tag an ansprach hat besessen,
dem mag man sein vurpas von recht nicht a. gemachen, Igl. Str. 49.
a. hindert gewer, Prag Eb. 143. das sie im derselben teil an alle ir
und irer kinder a. wolde abtreten lediklich, Igl. Espr. IV.
an-spra?clie Adj. angefochten: e das das gut ansprech ist
worden. Igl. Str. 242b, er reit auf das gut u. macht das ansprech;
der das erb anspreche gemacht hat, Igl. Str. 245. erb, das ansprach
wert von jar zu jar, Prag. Eb. 143.
au -sprechen — an -sterben 23
ansprechen stv. I, 2 einen = von ihm etivas fordern auch mit
Acc. der Sache: des tailes, das die hutte anspricht, Igl. Bgr. 100,1.
den perg pauten sie lang, bis das sie angesprochen wurden 118,1.
als sie dornach (nach der lehenschaft) steen u. a., 39, 9. hat er den,
(der einen gemessenen Berg 6 Wochen baut) in den 6 Wochen nicht
angesprochen, er mag ir im hinnach nicht angewinnen, DJB, 1 16.
ob man diselbe gemeinschaft anspricht oder beclaget u. sich sie
weret, Const. I 7, 12. die aide gewonheit, di pilleich genant ist ein
pöse rechtprecherin , das ist, das nimant den andern wider an-
sprechen muge, er sei denne vor von im mit gerichte, das iczunt
angehaben ist, erledigt u. enpunden, Const. IV 7, 6. der anworter
ist genant, unib das er antwortet umb das ding, das man anspricht,
IV 4, 2. einen anspr. in — — qerichtl. belangen wegen — : Chr.
v. Elbogen 10, 39. 63, 24. 78, 29. 129, 24. einen umb verdahten mut
ansprechen, Eger Str. A X 1, B 36. welcher das ander anspricht umb
ein e, enpricht das mit dem rechten, das angesprochen wirt, so
schol das, das daz ander angesprochen, — der stat 10 pfunt haller
geben, Eger Str. VI 5. wie man einen man anspricht, also schol her
antworten, Igl. Str. 229. Ist abir der kämpf angesprochen (wohl ver-
lesen oder verdruckt für angeprochen = si indictum fuerit duellum),
Igl. Bgr. 73. er in von wegen einen diebstal angesprochen hat, Igl.
Stb. V217b.
an-sprecher stm. Kläger: der vursprech des ansprechers, Igl.
Str. 245 u. ö.
an-sprechig Adj. angefochten , die guter zu a. sind, Chr. v.
Traut. 95.
an-spruch stm. Eimvand gegen die Rechtmäßigkeit des Be-
sitzes, Igl. Bgr. 100, 1. an dem selben a. (Rechtsanspruch) und umb
die übrigen czuspruch ist es also unternomen worden, das es sol
steen auf ein pesser ausweisung frumer leut, won in got wider in
haim hilft. Igl. Stb. III A 163 b.
an-sprüchig (an-sprüch) Adj. (rechtlich) angefochten: dieweil
die gemelten guter zu ansprechig sind oder nach ansprüchig werdeu,
Traut, Chr. 95.
an-stal stm. (bei L.: Anstellung, Waffenstillstand): mit ge-
brechen ist bekumert aller leut anstal, Ack. 43, 2.
an-stän unregelm. red. V. anstunden sprechende (instabant
dicentes), W— B Ex. 5, 13. sich ividmen, obliegen: die witwe anste
tagz, und nacht^ den flehungen (Gebeten), T— B I. Tim. 5, 5. anstet
(anhanget XI. Bibel) dem gepet Kolosser 4, 1. di anstendeu ding
noch kumftigen (Gegenwärtiges noch Zukünftiges), T — B Römer
8,38.
an-stand stm. Anstellung, Amt, Friede, Miete: das verfallen
bestandtgelt und anstandt bei den inwonern der stat Trautnaw zu
ersuchen (einheben), Traut. Chr. 126. 113. 126.
an-stellen swv. aufschieben, Chr. v. Elbogen 88, 21.
an-sterben stv. 12 einen = durch Todesfall anjem. kotnmen: So
| ist es (Anteil an einer halben Hütte) mich von meinem vater ange-
| stürben, Igl. Bgr. 98,1. wen noch ein erblink da ist, den is ange-
worben ist von seinem eldervater u. von seinem eevater 100,1; mit
allem dem, das sie angestarb von irem vater, Igl. Str. 307 (S 214),
24 an -stinken — an -treffen
wenne si das von rechtes anvalles wegen anderstorben wer von dem
egesprocken irem elicken vater, 227. das mick anderstorben ist, 236.
das erb, das si anderstorben scbolt sein von irem vater, 236. was
si (die Mutter) mir bat gegeben, das ist mein u. bab als gut recht
dorczu als sie {seine Frau) u. ist mich anderstorben von meinem
eleichen vater, 263 (S 159), unrecht guet, angeerbt oder angestorben,
Job. v. Igl. 7.
an-stinken stv. 1 3 (mit gutem oder schlechten Gertich) an-
duften: „mich stinkt der Pehem an als ein stinkendes az", Böhm.
Chr. 71. Conrad, der Sohn Sobeslaics sagt: mich stinkit an bi nom
der bemisch ödem recht als ein totir hunt, Dal. 126, 6 (71, 41).
an-stoz, an-stuss stm. 1. Angriff, Anfechtung, 2. Grenze,
3. das zu einem Gut Gehörige. 1. die weil di stad an der grentz
gelegen ist, vil austusse inusz leiden, Elbog. Chr. 58, 30; deshalben
wir (Elbogner) meher den andere leuth geferlickeit und a. haben
zu besorgen, 73. 41.
ant stmf. Enterich, Ente: die valken — ervlugen manegen
wilden ant, Trist. 1141.
anten (= anen) swv. ahnen, voraussehen: Die pferde wollen
nicht in die Stadt, es anthet sie etwas (daß ihr Herr in Türschen-
reuth den Tod finden werde), Chr. v. Eger 926, Anin.
anten (anden) swv. ahnden, rügen, rächen, strafen: di sach
— in rachsal nimmermer geanthen noch geeffern soll, Mind. des
Egerl. S 73. dises nimermer anden noch rechen, Eg. Chr. 1089.
viertel — hab in — erlös gezaelt darmnb, das er eine berichte
(geschlichtete) sache wider in geant bette, Elbog. Chr. 82, 6; des
ninier gein ander zu anten — noch in rachsal furzunemen, 3, 16.
ant-gift* stf. Gegengabe, durch die man den Zauber brechen
kayin: alle die da gelauben an antgift, aniganch, an nachvuef, an
patunige und an ander ding, Joh. v. Igl. 1. Gebot.
ant-lütze (mhd. ant-lütte, -lütze, -litze, -lit, -litte, -liht) stn.:
vertreib di vinsternusz ab dem antluts des abgrundes meiner
gedanken, Sol. 5, 6 u. 10, 19. als vor des fewers antlutz das wachs
verschmilzt, 45, 6. dein a. (faciem tuam), 3, 33. 4, 5. wenn wir mit
offenbarm a. dein a. schawen werden, 21, 5 u. 6. wann du ire
weinenden klagebaeren antlutze angesehen hast, Hier. 18, 2. c
sein a. seiner Vernunft als erleuchtet werde, 22, 20. das du bereitet
hast vor a. u. vor gesichte alles Volkes 90, 20.
an-tragen stv. I, 4 ausmachen, anklagen: 1. als sie das vormals
beiden seiten betten angetragen. Hier. 199,23; 2. Chr. v. Elbogen
86, 34. 88. 4. 126. 12. beschwernüsse — den eitern dieser brüder-
schaft an zu tragen, Igl. Ms. 24. einen hinterlistigen Anschlag
machen : mit sinem sun truoc er daz, an, daz, er dem süe^en werden
man mit der vergift solde vergeben, Alex. 26857. wie daz ange
tragen wsere, 18110. die zwo (beim Urteil des Paris verschmähtet
Göttinnen) des gewuogen, den rät sie sint antruogen, daz, Tröjä zer-
stoeret wart, Alex. 4916. wie die (Alexanders Schwester) was au I
dem rate, da sin tot wart angetragen (beschlossen), Alex. 27547.
an-trechtig s. ein-trechtig
an-treffen stv. 1, 2 berühren, betreffen : alle dink, als vil, ah
sie das gerichte antreffen, Const. I 6, 6.
an -treten — an-val 25
an-treten stv. 1, 1: di di sache alle drei angetreten hat (an-
ging), Igl. Str. 263. gener, den die sache antrit, 34.
ant-vogel stm. (zahme und toilde) Ente: mir ist der antvogel
tot, der diu guldin eiger legte (Alexander begründet damit, warum
er den von seinem Vater den Persern gezahlten Tribut nicht weiter
zahlen will) Alex. 4184, 3413.
ant-werk stn. Belagerungsmaschine, Maschine: vil antwerch
er machen hat, Ernst 1398.
ant-worten (mhd. auch antwürten) swv. 1. übergeben, 2. als
Geklagter sich verteidigen, Rede stehen, 3. entsprechen: 1. das Straf-
geld, Wandel in unser camer a., Const. I 7, 8. das si di smide
(welche gegen die Verordnimg handeln) an underlos unserm camerer
a., 1 15, 10, Chr. v. Traut. 165. sich a. praesentieren Chr. v. Elbogen
22, 28 ; 2. nimant kan gezwungen werden für den andern zu a., Igl.
Str. 104 ; 3. das der gewin muge der pauleute koste u. arbeit geant-
worten, Const. II 3, 8. das di fruchte u. nueze billich mugen geant-
worten u. die pauleute mit guter trostunge anprengen mugen czu
sotaner grossen sweren arbeit, Const. II 4, 4.
ant-worter (mhd. ant-würter) stm. der Beklagte, Gegner, Brunn.
Str. I 479. derstet der clager auf den a. berait phenning mit einem
rechten — ,11231. dem chlager u. dem a. ein recht tun, 11,200.
Prager Str. 125 u. ö., Igl. Str. I S 353. anklager u. antw., Igl. Bgr.
80, 1. wie der clager u. a. sich halden sullen in dem gerichte be-
handelt, Const. IV 3. ab der a. nicht gesteet (erscheint), so der richter
czu gerichte siezet, so mag er (der Richter) sein ungehorsamkeit
rügen u. besaezen. — ab der clager nicht gesteet, so mag der ant-
worter bitten durch des clagers, saumpnusse willen, das er mit urteil
ledig werde u. enpunden von seiner clage gerichtes halben, IV 3, 1 u.
IV 4, 15. für Nichterscheinen auf genanntem Tag steht dem a. eehaf tig
beschirmunge, helfrede zu IV 4, 14. es sol auch der clager noch-
volgen dem gerichte, do der a. ist, IV 4, 17. Chr. v. Elbogen 11, 36.
a. (Überreicher) diez brifes, Igl. Stb. V 12 d. Igl. Rspr. III. V. XIII.
XIV.
an-vadern* swv. vor Gericht fordern: er weis nimancz darumb
anfadern den in, Igl. Str. N. 58. S 325.
an-vadrung s. an-vorderung.
au-yahen stv. red. I, 2 gestohlenes Gut in Beschlag nehmen,
eine Sache durch Ergreifung als die seine ansprechen : seinem phaffen
mag man wol ein ross in wertleichem gericht anphahen, wan ein
ross ist nicht ein geistleich ding, Brunn. Str. II (228). was rosse
geraubet werden auf der veint gut — der mag man nicht czu recht
angevahen, Igl. Str. 94.
an-val stm. 1. feindlicher Überfall. 2. was herabfällt, Äste,
Schnee. 3. was hinzukommt. 4. Anfall eines Gutes durch Erbschaft
oder Lehen; Erbschaft. 5. Abgabe des Erben für Verleihung eines
Hofes: 1. umb anfeilen über acker der gemeine adir einer dem
andern, Aussig Urkdb. N 139. 4. Anfall des Erbteils von einem
Kinde auf das andere, Igl. Str. (2b.) der vrawen bruder hat an-
j gesprochen einen rechten anval seiner eleichen swester dritteil an
dem erbe u. petgewant, Igl. Str. 269. ab si nu neher sein desselben
anfalls wen die formunden, 305. 105 schock, die si im schuldig
26
an-vang — an-vangen
weren um einen rechten auval, 246. 229. von eines anvalles wegen,
den sein eleich vater gelassen hette seiner eleichen swester, 229.
ausgenomen der anvell, ab in der mit recht angepuren wurde, 301
(S. 208). der anfal sol sein von einem kind auf das ander,
Igl. Stb. V92a. so ein kind stirbt, sol sein anfal (Erbteil)
auf des andern gefallen, V182c. ich schaff mein enyklein 20 seh.
mit anfal von einem auf das ander, V97d. meinen drei swestern
ieder schaff ich 5 seh. mit dem a. von einer auf die ander,
V 51 c. er hat geschafft sein hab sein hindern mit a. und seiner
hausfrawn das drittail noch dem statrechten, m 326b. ich schaff
meiner hausfrau iren drittail und den hindern czwai tail mit a. von
einem auff das ander, Y167b. so sol derselbig a. von meinen
enyklein gefallen auf meine paide tochter und mit a. von einer auf
die ander, V 189 b. den anfal von unser mueter — wann ich priester
wir, der sol auch auf sie gefallen, V200c. in des Spruchs und
anfalls halben quitt und ledig gesagt, Igl. Stb. V 32 d. nochdem als
si (Lida) ein anfal hat czum Czaslabs (in Czaslau) in dem gelassen
gut ires bruders — denselben iren tail des anfals hat sie der Jungfrau
Dorothea irer swester übergeben frey und ledig, V172a. als ir
styffpruder umb den — anfal irs bruders — sich gemüet und geraist
hat an irer stat und dornoch denselben anfal mit rechten erlangt
hat. dorumb hat sie im desselben anfals gleichen halfentail umb sein
müe übergeben, V173b. sein vaeterlichs anfahl verkauft, Traut.
Chr. 53. = Zweifel : das sulche anfeile in dir nicht bleiben mugen,
Hier. 83, 2. 3. = Anfeindung, Anspruch: Marquard v. Poreschin
verleiht 1387 dem Markte Kaplitz das Budweiser Stadtrecht, also be-
schaidenleich . das cbain anffal nicht macht noch chraft haben schol
noch mag, Budw. Urkdb. 445. 1. Erbe, Chr. v. Traut. 53. 2. Geld,
das der Ubernehmer eines Lehensyutes dem Obereigentümer zu zahlen
hat, Chr. v. Elbogen 9, 43 u. 158, 3.
an-vang, aue-vang stm. 1. Anfang. 2. Vindication, Arrestation
eitles gestohlenen Gutes. 3. dieses selbst: an den heiligen tagen u.
in den aneven°-en der manden u. in den andern hochezeiten, W — B
Par. 123, 30 (IH. B 29 b auch 72 a u. 107 b u. V. 176 b. 103 b. 119 c
= Ps.) : anefang u. ende (= Gott. Ack. 56, 2. 2), Brunn. Str. II 208.
von dem rechten, das anfang haisset, gefallen dem richter 12 haller
vom ochsen oder ku u. von idem klainen viehe 4 heller, Igl. Str. 87.
a. der rosse, 94. mit dem verfangenen Rosse behält man nicht Zaum
und Eisen, 92. wenn der Beklagte sich ausiceist, daß er das Pferd
auf öffentl. Markt gekauft hat, gilt er zwar nicht als Dieb, aber er
behält es nicht. 120. für den a. eitler Sache gebührt dem Richter
1 Groschen, wenn der Wert nicht zu ermitteln, 132. wem ein Pferd
angefangen ivird, soll innerhalb einer best. Frist den vor Gericht
bringen, von dem er es gekauft, sonst verliert er es, 120. 319.
an-vangen, an-vengen swv. = an-vahen: wer seiu phert mit
dem rechten bei imanden anefanget, der gevallen dem richter
30 haller, dem schreibe 10; Der Beschuldigte kann sich so lange
auf den berufen, der es ihm verkauft habe, bis man den rechten
vorkauffer vindet; sodann allererst wirt das phert mit dem rechten
— u. zwar mit dem aide auf dem pferde in Gegenwart v. 2 Nachbarn
behalden. Igl. Str. B 66.
an-vallen — an-wentleu 27
au-valleu stv. red. 1, 1 1. angreifen, 2. zufallen, bes. gerichtlich
oder erblich: wer im daune das sein zu unbillicher weise hat an-
gevallen, Eger Str. 39, teding von wegen des 32-teils, das einem vor-
leiher angevellet (zukommt), Igl. Bgr. 22, 3.
an-vara stv. red. 1,4 bergm. einen Stollen beginnen: der den
Stollen hett angevarn, Igl. Bgr. U — B 20.
au-veckten* stv. I, 2. einen a. = gegen ihn eine rechtliche
Forderimg erheben: ab di genant Vicenzin mit icht angefochten
wurde von seines swehers wegen, das er (Joh. Lulleich) si vertreten
schol, Igl. Stb. III 128 a.
an-vechter* stm. Angreifer, Versucher: der a. was nicht (ten-
tator defuit), Sol. 41, 25. 31.
an-vechtunge* stf. feindl. Angriff: laidige a. , schentliche Zu-
versicht u. schemliche ferung die bezwinge euch gröblichen an aller
stat, Ack. 2, 1. wunder nimpt uns sollicher unerhörter a., die uns
nie mer hat begeint, Ack. 5, 11. a. der bösen geiste, Hier. 20, 24.
der werkle u. des fleisches a., 17, 18 u. 22, 13. di an alle anvechtunge
sich selber noten czu böz,en gedancken, Joh. v. Igl. 10. Gebot.
an-veilen swv. — feilbieten, Chlum 161. er hat sich ver-
willigt, so im der teich oder di wisen immer hinfur fail würd, so
sol er czu voraus dasselb dem Parchanter oder sein eriben anfallen,
Igl. Stb. V 87 b. das ainer dem andern seinen halfentail für all andern
a. sol, V88a. 86b. wolt er den teich verkaufen, so sol am ersten
denselben dem Schemelczer widerum a. und verkaufen, Igl. Stb. LT 181 b.
sein czil czum ersten seinem bruder a., V43b. dorum sie das haus
mochten ausrufen lassen zum verkaufen und anzuveilen, V 56 b. V 45b.
an-vellig, Adj. angreifend, beißend: ab einer einen hunt hett,
der anfällig wer, Chlum. V 26.
an-vertigen* swv. angreifen, gerichtlich belangen: er hat die
purger darüber zu pfenden, ze a. und ze beclagen, Eger Str. Meing. 13.
an-vertigunge* stf. Angriff: den tot zwingt die a. des clagers,
die weiszheit (ivohl Wahrheit) zu sagen, Ack. 55, 4.
an-veuern* swv. anzünden, refl. sich entzünden: es hat sich
auch der schafhof angefeuert, Eg. Chr. 424. es fewerten die stat-
müln über das wasser (übers Wasser hinüber) an, 54.
an-vrau, ane-vrouwe stf. Ahnfrau: Röxä — ir ein clüs und
ir anvrouwe hiez, machen, Alex. 27101. ir (der kinder) anefrouwe
ich bin, Alex. 3086. sante Ludmillen, seiner anfrawen, Böhm. Chr. 25.
an-liirdern swv. vor Gericht laden, Chr. v. Traut. 155.
an-vorderung* stf. Rechtsanspruch: kainerlei zusprach noch
anfadrung der sach halben czu haben, Igl. Stb. V 23 a. 44 c.
an-walde, an- walte swm. Anwalt, Vertreter; des kunigs an-
walden, Igl. Bgr. 53, 21. 36,1. des kunigreiches zu Beheim ampt-
leuten, anewaldeu, Stdb. Brüx 112.
an-wank verlesen für ane-vank: daz, wir sin etlich a. seiner
gescheph (daß wir seien gleichsam die Erstlinge seiner Geschöpfe),
T— B Jak. 1, 18.
an-weiserin* (bei Lexer wohl anwiser) stf. Anleiterin: dise
zwo tugende sin aller fügende anwiserin, Alex. Anh. 1298.
an-wenden swv. angrenzen, wie weit ein jede grentze gehet
und anwendet, Chr. v. Traut. 205. 212. 271.
28 an-wesen — arc-heit
an-wSsen* unregelm. Zw. angehen, sich beziehen auf, zu-
kommen: hab ich eczwas nicht gewost, das anweset mich, W — B
Job 6, 25.
an-Tviserin s. anweiserin.
an-zal stf. Zahlungsanteil, des globe wir, selbschuldigere u.
bürgen wir u. unser erben alle mit gesampter haut — das sich unser
keiner sal noch enmag mit seiner bezalunge u. anzal von den andern
scheiden Stdb. Brüx 127.
au-zeigen* swv. nachweisen? des erbstollen ersessen, ange-
czaigte gewehren u. gerechtikeit benemen, Igl. Bgr. 77, 3.
an-zenien stv. 12: gotes diener u. gotes hofgesind — wol an-
zimet. das si fridlichen sein, Hier. 19, 22.
an-zeppen sivv. (= an-zapfen): die stadtrichter sollen die
vas anczeppen u. am vorkauffen helfen u. fuderlich sein, Olm.
Stb. 82.
an-zerren* swv. anpacken? er hat in vor dem hause angeczart
u. angeprart Igl. Str. (76) S 343.
an-ziehen stv. III. als Eigentum für sich in Anspruch nehmen:
der sich di pfaune anczuhet, Igl. Str. 108. ich sech ie gar gerne,
das ir der ding halben nit so hart a. thet {wenn ihr die Streitfrage
nicht so ernst nehmen loolltet) Eg. Chr. 1144.
apoteke sivf. Apotheke, Spezereiladen, Behälter: über die
apotheken des olis, Ölbehälter, W— B Par. 127,28.
apoteken-pulver stn. : salben u. allerlei a. Ack. 9, 1.
apoteker stm. pigmentarius W — B Par. =111 B 91b.
aptisch s. abtisch.
aquilo* (lat. aquilo) sivm. Norden: drei tor vonaquilonT — B
Offenb. 21, 13; von aquilon und von mitten tag, Luk. 13,29.
arbeisz, arbes, erbeisz (areweiz) stf. Erbse, Chr. v. Traut. 195.
196. 280. 291. 326. 337. Eger. Chr. 104.
arbeit stfn. Arbeit, Mühsal, Not, Strafe: Kumt alle zu mir,
die ir in der arbeit und seid geladen, ich wider mache euch, T — B
Matth. 11,28.
arbeiten swv. Wer auf fremdem Grund ein Haus baut, aus
fremdem Holz ein Schiff, aus fremder Wolle oder Seide ein Tuch
macht, verliert die Arbeit, das Haus gehört dann dem Grundherrn,
tat er es aber unwissentlich (bona fide), so ist billig, daß der Grund-
herr ihm für die Arbeit eine Widerlegung tue, Igl. Str. 228. drei
arbeitende irer (=erer) tageschicht, das heissen 3 lange schiebt DIB.
22 b. auch sol kain meister noch kein geselle das hautwerk wider
dem willen der meister arbeiten, Igl. Stb. V 256 a.
are, arg stn. Böses. Übel, Bosheit: dis nicht anten noch effern
in keinem argk, Elbog. Chr. 75, 11.
arehe, arke (= arke, arc, arche, arch) stswf Arche. Fahrzeug,
Kiste, Sarg, Holz- u. Strohhaufen. Befestigung'' des Ufers gegen
das Reißen des Stromes, Chr. v. Traut. 184. 185. 311, ein Vorbau
in einem Gebäude, Erker, 231. mache dir ein arche von gefugen
holezern. wonunglein mache in die arche — 300 doumelen sol haben
die lenge der archen und 50 doumelen ir breite und 30 d. ir hohe,
W — B Gen. 6, 15. — der in sins herzen arken sie nü mit triuwen
meinte, Trist. 5018.
arc-heftig — arnunge 29
arc-heftig* (archaft bei Lexer nur aus Böhm, belegt) Ad/j '. sehr
schlimm: ein archeftiges volksgeslechte (geutem procacissimam),
W— B Deut. 28,50.
arc-heit stf. Böses: ewer vater hat mit archeit mich umstanden
(circumvenit me) W— B Gen. 31,7. Geiz: T- B Mark. 7, 22. di
arkait, di da ist ein dienst der apgot, Kolosser 3, 5. II. Petri 2, 14.
arc-wan stm. Verdacht, Argwohn : weder haz, noch a. trage ich
gein iuch, schoene Isöt, Trist. 1014.
arkellei stf. aus mlat. artellaria, lat. ars; Artillerie, Chr. v.
Eger 83.
arniatliiti Spezereien: tragent di a. T — B Luk. 24,1.
arm-brust stn. so soll er das armbrust verlorn haben, Prager
Str. 41. ein a. u. einen eisinhut, Stdb. Brüx 214. guter a. czwei,
Igl. Stb. in 314 d. Traut. Chr. 42. Eg. Chr. 24. Elbog. Chr. 135.
armbrustinacker-geselle* swm. Gehilfe eines Bogners: Eg.
Chr. 204.
arm-gespan* (v. gespan stn.) stn. Armspange, dextraliola W —
B Judith 10, 3, Ex. 35, 22.
anu-knecht stm. Leibeigener die zwen a., Eg. Chr. 1150.
arm-leute, armen-leute PI. v. armnian stm. Bauer, Häusler,
Chr. v. Eger, 1140. 1170. 1171. 1172 und Elbog. Chr. 11, 35. 11, 39.
106, 32. mit iren armerleut, 137, 4 öfters.
arm-man stswm. Häusler, armer Bauer: bitte, wollent mein
arman geruchen an entgelt los zu lassen, Eg. Chr. 1160. die zwen
armener, 1169. Elbog. Chr. 71.
arme-meuuin* stf. arme Frau: sein köchin, mein a., Eg. Chr. 256.
armtit (armuot stf. armuote stn.) stn.: domit du erfüllen wild
das armut deiner hungerigen kinder, Sol. 56, 30. in der erden meines
armutes W — B Gen 41, 52. min einvaltigez, armuot daz, nemt vür
guot, Schretel 151. das liehe a. was grosz, Traut. Chr. 277.
armütei* stf. armütel* stn? Armut: in geringer narung in
armutei und niedrigem stände, Traut. Chr. 123. in meinem armutel
W— B Par. I 22, 14.
amen swv. Lernten, pflügen*, 2. verdienen, 3.püßen für etwas,
4. einen &. = es ihn entgelten lassen: 1. hettet ir nicht gearnt in
meiner kalben, mein ratsal hettet ir nicht funden (si non arassetis
in vitula mea, non invenissetis propositionem meam) W — B Richter
14, 18. die ochsen, die amten (arabant), Job. 1, 14. die — getriuwen
— muosten sust es arnen und lident von iuch straffen, Ernst
574. er giht, daz, ir ez, im arnet (büßet), Alex. 5227. vil süre du
arnen muost die unzucht, die du gegen mir tuost, Alex. 5528. 17990.
arn stm. Ernte: der edel barne, des fremden ich gap arne mit
leitlichem smerzen, Wh. v. W. 6777.
arnunge stf. Verdienst: so nemen wir Ion noch unser arnung
(digna factis reeipimus) , Sol. 11, 14. Kein ir (der Geschöpfe) arnung
vordert das, danne deine gnade ist vorgangen, wenn du alle dink
in deiner gute geschepft hast, wenn alle schepfung gleicher arnung
woren (quia omnium nulla fuere merita), Sol. 23, 31 — 35. nach a.
Hier. 193, 28. an all ir arnung ( Verdienste) , Sol. 69, 10. das der
gantz mensch noch seiner a. (pro meritis) eintweder er ader di hell
enphach, Sol. 86, 6. der zal und der namen und der boze arnung bei
30 apprille — auf-beren
dir allein erkennet ist = quorum dinumeratio nominum et meritorum
pravorum apnd te est, Sol. 70, 17.
apprille swm.: in dem ersten manden Msan, das ist in dem
apprillen, W — B Esther 11, 2. in dem ersten manden, der do genant
ist Nisan, den wir nennen den apprillen, W — B Esther 3, 7.
ars stm. After : machet fünf erse u. fünf meuse guldeiner (quin-
que anos anreos facietis et qninqne mnres anreos), W — B Kün. I 6, 5.
er were des wert, das man im di czende mit einem steine in den hals
schlüge, das si im czu dem arse ausfilen, Igl. Str. 172.
ars-belle stf. nates, clunis: die man wurden geslagen in den
heimlichen teilen der arspelle, W — B Kön. I 5,12. her vorterhte sie
in die heimlichkeit der arspelle die Azoten u. alle ire creisse, Kön.
I 5, 6. nakt u. parfus mit aufgedakten arspellen, Is. 20, 4.
ars-loch stn. Aft er, anus ; Mastdarm: ir arslocher vorn vorvaulten
(computrescehant prominentes extales eorum), W — B Kön. I. 5, 9.
art stmf. (einmal n.), 1. Ackerbau, 2. dessen Erträgnis, 3. Land,
4. Herkunft, Abkunft, 5. Natur, Beschaffenheit, Art. 5. dinen hohen
art, din cläre geburt ellendeclich hän ich verfurt (dich Edle — habe
ich in die Fremde geführt) Wh. v. W. 1969. die marggrevische art
die obere oder gebirgische Markgrafschaft Baireuth (im Gegensatz
zur unteren = Önolzbach) als waldiges Land v. hart (= Wald) erklärt,
Chr. v. Eger 1202. 1205.
artikel stm. Abschnitt eines Schriftstückes, Punkt: uns diser
artikel unterweist, Igl., Bgr. 1, 1 u. s.
artikels-brief* stm. Statuten, Satzungen der Meistersinger-
zunft: Igl. Ms. 5.
äs stn. Fleisch eines toten Körpers, Aas: hilf uns — got, wenn
so der werlde tot unser äs bringet ze grabe, daz. vor dir die sele
ruowe habe, Alex. 8999- stanc von den ervelten äsen, 3704. so vil
sie der nider sluogen, daz, sie üf den äsen riten. 7931.
asche swm. ein Flußfisch: die Äsche, Chr. v. Traut. 123.
asche swm. Asche: mich erden und aschen, las mich reden, Sol.
81, 31.
aseher-mitwoch* (= asch-tac) stm. sie f. stf.* an der a., Traut.
Chr. 237. noch dem a., (6. Febr. 1505) Eg. Achtb. IT 132.
aseher-varb Adj. aschfarbig, grau wie Asche praun, gel und
a., Eg. Chi-. 1200.
aspudiz Natterngift: daz, aiter aspudiez (venenum aspidum ist
unter iren lespen, T — B Bömer 3, 13.
astecht* mhd. astec, estic) Adj. ästig, ramosus: sie machten
in weide der abtgoter u. seulen ouf allen hoen hubein und under
allem astechten holeze (subter omne lignum nemorosum), W — B
Kön. IV 17, 10. auf allen astechten eichen (subter universam quercum
frondosam), Ez. 6, 13. under allem astechten holeze (sub omni ligno
frondoso), Jer. 2, 20.
atmitzen*, adiniczeii* siev. anfahren: Do in Sobezlab der
gruelich an admiezt unhuorlich. der bot als ser irsrak, daz er zeu
haut tot lak, Dal. 151, 38 (67, 118).
aui'-beren (üf-bseren) swv. auf die Bahre legen, aufbahren: sie
beserket wart und üfgebert, Trist. 6591. sin licham wart üfgebert,
6483.
auf- bieten — auf- geben 31
auf-Meteu stv.III. bekannt machen: das pfant drei vierczehen
tag noch einander vor den rechten aufbieten Igl. Str. S. 324.
auf-brechen stv. 1,2 anbrechen: do der tac üf brach, Alex. 21707.
auf-erstendiinge stf. Auferstehimg, Hier. 81,1. tag der (in
der) gemeinen auf-derstendunge, 131, 8. 197, 25. Sol. 86, 8. Ich bin
di auferstendung und daz, leben, T — BJoh. 11,25. daz, er derstet
in der a. an dem jüngsten tag, Joh. 11, 24, Matth. 22, 23. 28. 30 ;
27, 53. a. der toten, Matth. 22, 31. Luk. 2, 34.
auf-geben stv. 1,1: 1. übergeben, verleihen; 2- zu Gmisten
jemandes auf ein Recht verzichten; 3. fahren lassen, darauf ver-
zichten: 1. ob ein hous vorprint, ee das man is aufgibt (gerichtlich
dem Käufer übergibt), so ist is dem vorprunnen, der is vorkauft hat,
Prager Rb. 140. es ist ein recht, das der kewffer den verkewffer
ee sal weren (bezahlen), e er im das erbe aufgebe, Igl. Str. S 370.
die pfenning, die do gevallen, do man erb oder heusser vor dem
richter aufgibt, Igl. Str. 276 (S 180). erb u. eigen vor richter u.
scheppen a., 49. unser mitpurger — hat seiner hausfrawen von
gutem willen aufgegeben u. vorreicht — vor dem rat — 700 unge-
rische gülden auff seime haus am Ringe gelegen, Olm. Stb. 146.
Nimant mag ouch erbe und eigen aufgeben noch vorseczen dan vor
dem richter und vor den scheppen, DIR III 3S. Igl. Bgr. 90,5.
Wer dem andern sein erbe vor gerächte aufgibt redlichen, Igl. B. 25,
I u. 3. ab denne der vorkaufer wider spricht, di selben teile auf
czu geben (resignare), als gewonlich ist, vor dem pergmeister, Const.
III 8, 1. weder der kauffer weder der geber (statt der, dem etwas
gegeben wurde) behalden kein recht in den gekaufften oder gegeben
teilen, di sein in denn vor dem pergmeister von den vorkaufern oder
gebern aufgeben, Const. 1116,9. der leczte kauffer, dem die ge-
kaufften teil aufgeben sein, so wirt er doch vorgeczogen für alle, die
vor im gekauft haben, den die gekauften teil nicht aufgegeben sein,
III 6, 8 — 3. die teil aufgeben (resignare) den pergmeistern Const. 1 7, 21.
Wer auch eczliche teil, von was Sachen das sei, auflest, der sol di-
selben aufgeben den pergmeistern, das si den, der sie nemen wirt, in
die teil weisen, als recht ist, I 7, 21. will man perkwerke aufg. durch
des wassers willen, so soll man kundigen den urborern an einer mit-
wochen furmittages, das sie an dem nehesten sunabent, der darnoch
geet, furmittags aufnemen dasselbe perkwerk mit dem ausgeczogen
wasser als recht ist. Die Aufgeber behalten dann pfert, strenge und
alles zum Wasseraufziehen Nötige, nur das Rad und was niet- und
nagtlfest ist (czunegilt), lassen sie zurück. Wer aber das Bergwerk
nicht aufgibt, verliert Pferd und Strang, und wenn das Wasser einen
andern Berg ertränkt, wird es auf seine Kosten ausgezogen, Const.
II 3,13—14. Von aufgeben ains pergis dem andern durich wasser
halbe. - welcher perg den andern wasser halbe hindert, das schol
man dem richter drei tage kundigen, u. waun die 3 tag ausgeen, so
schol man den perg, der da hindert, dem perge aufgeben, der da
gehindert ist, mit dem rechten, Igl. Bgr. U — A. 8. 1. zwei mark
geldes — die das kint dem Kunel hat aufgegeben unbetwungeulichen,
Igl. Str. 285. das kint, das sie dem Kunel hat a., das schol sie auch
entweren, 285. 4. ausliefern, anzeigen: wer böse leute nicht auf-
geben wollte, gegen den sollen die verbündeten Städte ziehen, Stb.
32 auf-gebung — auf-hebunge
v. Brüx 139. die wise, wenn nürt die greniczstein werden an die
stat eingesaczt, aufczugeben und czu freyen, Igl. Stb. III 198d.
Niklas Regel bat aufgeben sein haus — seiner eleichen hausfraun,
Igl. Stb. III 134 d. er hat den selben czins 2 mark aufgeben dem
Peter freundl, III 150 c. Matthias Kromer hat auffgeben czu der
gemain sein teichl, IV 195 a. als mein swiger irer guter demselben
Barthelmes (ihrem zweiten Mann) vor nie abgetreten noch uffgeben
hat vor keinem gesworn scheppen (nur ein) 64 teil an denselben
teilen (Bergteilen), Igl. Bspr. II. auch hat her dem Mul hausl
czu dem bemelten ffreimark 1 scb. gr. auffgeben und czwen schöber
schütt, Igl. Stb. V 254c. Gertl hat dem richter — auffgeben und
mecbtig gemacht alles sein gut, III A 116 a.
auf-gebung stf. 1. Aiif gebung , Einführung in die Gewähr,
2. Verzicht, 3. Auferlegung: das die uffgebung der guter u. habe,
varund u. unvarund, zwischen man u. weib u. zwischen andern
personen u. auch vorcziehuug der guter u. erbe, die für dem Bäte
gescheen, vorpracht u. bestetigt werden, ist gewonheit in Olmütz.
Olm. Stb. 144. sein recht mit a. ader verschreibung behalten, Igl.
Bgr. 89, 4 = Verzicht: Const. 113, 13 u. s. abetretunge u. uffgebuuge
des egenanten gerichtes (der gerichtsteile in Brüx), Stdb. Brüx 169.
a. eines ackers, Igl. Stb. IV 210d.
auf-gebot* stn. s. aufbieten: ein pfant für lidlon gibt der
protess an dem andern tage mit rechte — hin an aufgebot, Igl.
Str. 199.
auf-gen* stn. das Aufbrechen, Verschwenden, Eger Str. C 18.
auf-haben twv. aufrecht halten, erhalten: ein man, der in der
e lebt, kan kein mittel aufhaben ; ist er zu gutig, ist er zu scharpf :
an in beiden wirt er mit schaden gestrafet, Ack. 45, 10.
auf-halden stv. V. festnehmen, arrestare: unser guter a. u.
pf enden, Stb. Brüx 142. das er in ewikeit der Sachen halben nicht
anlangen, nicht beteidingen, aufhalden noch kummern wil, Stb. Brüx
293, ist icht gescheen, das nicht gescheen sulde, das das uffgehalden
(gehindert, rückgängig gemacht) werde, 323. guter a. uud hindern.
Traut. Chr. 47. Böhm. Chr. 77.
auf-lialter stm. Erhalter: gantz mechtiger erquicker, aufhaltei
unde vernichter des wesens (Gott), Ack. 58, 5.
aut'-haltimge stf. Erhaltung, Stütze: aller weit aufhaltung
vestung u. merung sint die werden frauwen, Ack. 47, 11. 2. Be
schlagnahme: uffhaldunge, entwenduuge ires gutes, Stb. Brüx 337. _
anf-hauen (= üf-houwen) stv, V. aufhauen, aufbrechen: di«
dröer haben kauf leut angegriffen , die wagen aufgehawen , Chr. v]
Traut. 323.
auf-heben stv. IV. in die Höhe heben, erheben, (Segel) heißen
hissen: si hüben auf ainen segel, T — B Btb. 27, 40. eine Bückver
gütung einheben: was si darauf (auf den gegen Prag geführten Wein
darauflegen und darleien mit furlou u. kostunge, das si das wide
uff heben, Igl. Stb. II 121 d.
auf-hebunge stf. Einhebung* einer Zahlung, habent die ge
werken von dem Stollen von den gewerken von dem hanginde
eigenschaft mit gutem willen genuinen ein aufhebunge, die ande
u. die dritte — si schullen sie furpas nemen , Igl. Bgr. 75, 2. ul
auf- höre — auf -legen 33
kebunge zolles, Stb. Brüx 123. (vgl. mhd. üf-heben = Geld erheben
u. üf-hebe-gelt.)
auf-höre* (vgl. bei L. höre, hoere stf. das Hören) stf? das
Aufhören, Ende: aber des kein a. van im haben (er hört nicht auf,
uns zu quälen) Elbog. Chr. 107, 25.
auf-komen stv. 1 2. auf komen, in die Höhe kommen, entstehen :
auf des (gruntherrn) grünt oder erbe ein newes perkwerk aufkumpt,
Igl. Bgr. 29. abgangk und niangel , der auf irem hanndtwerch auf-
kümbt und entsteet, Igl. Stb. V 236a.
auf-krcenen* swv. wie eine Krone aufsetzen, eine Mißgeburt
hatte auf dem haubt hohe zepf, wie sich die itzige zeit aufkroenen,
Chr. v. Traut. 247.
auf-lage* stf. Auferlegung neuer Lasten und Abgaben: ohn
einige ferner a. (für die Brotbänke), Traut. Chr. 191. Carolus quintus
— die pauern befreihet vor newrer auflag iher herschaften, 56.
zu diser a. (Türkensteuer) hat sich ein ider sonderlich seines ver-
mügens halben schätzen müssen, Eg. Chr. 77. stewre, hilf ader auf-
lagen, 1196 S. 369.
auf-langer* stm. eine Art Mantel: czwen swarcze mantel —
ainer auflanger, der ander glockmantel, Igl. Stb. V 263 a.
auf-lauf stm. Auflauf, Aufruhr, kainer wirt schuldik des
auf lauf z,, T — B Btb. 19, 40. kein a. noch samnung wider den rat
und gesworne gemein machen, Elbog. Chr. 63,40.
auf-laufeii (üf-loufen) red. stv. anschwellen, anwachsen auf-
geloffne uncosten, Traut. Chr. 96.
aui'-laufimg* stf. rote Ruhr, (Krankheit) von dem darmgicht
oder von der auflaufung der denn, T — B Btb. 28, 8.
aui'-läz,en stv. red. V. aufgeben ein Recht: a. die recht, Const.
III 8, 1. in der weise auflest man czimlich recht u. clage teidinge,
III 8, 1. auflassen der kriege (cessiones licium) III 8,2. welich man
sein teil auflesset des mittwoches vor mittag, der dorffe nicht gelden
die koste derselben wochen, es were denne, das er vor etwas schuldig
were, Igl. Bgr. 78. si heften des sorge, das mannig bergwerk u. mannig
grübe aufgelassen wurde, die sunst gebawet wurden, Igl. Bgr. 36, 1.
wolde sie die teil (Bergteile) — ufflassen, so wolde ich di teil
lozen (durch Zahlung der kost vor dem Verliegen schützen), Igl.
Rspr. IV.
auf-laz,z,img* stf. (doch bei L. belegt: üfläz-gelt = Bezahlung
f. die üf-laz,z,uuge) Einführung in die „Gewer" , sie geschieht vor
gehegter bank adir vor einem vollen rothe, mit gutem willen und
mit wolbedachtem mute u. mit gesundem leibe, ungetwungen u.
gedrungen, Stb. Bö hm.-Kamnitz Nr. 15. 27. 121. Kinder, welche eine
Auflassung aufgeben, müssen sich verpflichten, sie nach ihrer Mündig-
keit nachzuholen, Nr. 36. Hier finden Auflassungen nicht ivie
im Sachsenspiegel bloß in Echteding, sondern auch im Afterding u.
sonst in gewöhnlichen Ratssitzungen statt u. erhalten Gültigkeit
nicht erst nach Jahr u. Tag (= 1 Jahr 6 Wochen 3 Tage) bei
Nichteinspruch des nächsten Erben; nur einmal ist eine Rückkauf -
d frist in „Jahr u. Tagen" festgesetzt (Nr. 3) Linke S 308.
auf-legen siov. 1. beisteuern, 2. anstiften: 1. unter einander —
[ samlen und ein ieder etwas auflegen, mit welchem gelt wir die
Oelinek, Wörterbuch. 3
34 aufleg-register — auf-rürig
öffentlichen singschulen mögen bestellen, Igl. Ms. 10. die laden zum
auflegen , 12, 1. dise (par winterhandschue) gewan Marcus Michko
beim auflegen, 13. das er solche aufsetze getan und aufgeleget
hette, Hier. 163, 13. 3. auferlegen, erheben: wer ungelt, czolle,
maute an unsern willen gesaczt adir ufgelegt hette, Aussig Urkdb. 139.
di puess sol er czuhant auflegen (= erlegen, zahlen), Igl. Stb. V 177b.
vorlegen, vorzeigen: ire freiheiten und grundbriefe auch a. und hören
lassen, Elbog. Chr. 131, 12.
aufleg-register* stn. Verzeichnis derer, die Beiträge leisten,
Igl. Ms. 12.
auf-legung stf. 1. Auferlegung , 2. Auflage, 3.* Erlegung
{Zahlung) einer Geldsumme: sich in gleichen tail tauen mit gleicher
auflegung, Igl. Stb. III 327 d. (s. söd.) Boleslaw — wolde nicht
grosse a. tun (viel auf den Krieg wenden) und tagete mit den
Polen, Böhm. Chr. 33.
auf-leinen swv. 1. anlehnen, befestigen, 2. refl. sich aufrichten,
aufwallen: 2. aufleinen werden sich seine vlute u. nicht ubergeen
werden sie das (das dem Meer auferlegte ewige Gesetz), W — B Jer. 5, 22.
sich wider die gefreiten singer u. beisitzer nicht aufleinen, Igl. Ms. 23.
aul'-macher* (bei Lex. aufmacherinne, die sich aufputzt, Huren-
mutter) stm. Kuppler: aufmacher und auf macherin die sint des
teufeis, Joh. v. Igl. 6. Geb. Aufruhrer, welche die furnembsten a.
und aufrurer der gemein geweßen, Chr. v. Eger N. 352.
auf -macherin stf. Kupplerin, Hurenmutter: Joh. v. Igl. 6. Gebot.
auf-neuien stv. 1 2 in Besitz nehmen, sich in die „gewer" ein-
führen lassen: das erbe, gekauftes haus usw. a. , wer do kauft ein
erbe oder ein haus oder ein saczunge, — das aufnemen schölle vor dem
richter u. vor den gesworn vor gehegter pauk, Igl. Str. 259 (S 152 f.).
das geteidingt ist u. uffgenommen, Stb. Brüx 135. wir sein schuldig
— der stat nucz nicht abczunemen sunder auffczunemen , Igl. Stb.
V 259 a. Und also als er die stuff hat aufgenomen und hat dowider
nie nicht gerett uncz auf disen heutigen tag, Igl. Bgr. 53, 19. di
stuff nam das ander teil für vol uff, das ander wolde ir nicht uff-
nemen denne uff recht, Igl. Bspr. I. di teil ufnemen, IV.
auf-neiinmg stf. (bei L. nur susceptibilitus Dfg. 569a) Hebung,
Förderunq : irem bemelten hantwerk (der leinweber) zu auffn einung,
Igl. Stb. V 28b. a. ihres handtwerks, Traut, Chr. 244.
auf-reden swv. (bei Lex. hin- u. herreden) aufhetzen: die
arbeiter — dem andern aufreden u. abspennig machen, Chlum. VII 25.
aufrecht, üfreckt Adj. 1. aufrecht, emporstehend, schlank,
2. noch nicht gefallen, 3. aufrichtig, 4. untrer fälscht: mit dem üf-
rehten gerichte kieset under in einen wisen man, Wh. v. Wh. 3862.
auf-reiz,en stv. den Aufriß machen*, Chr. v. Traut. 177.
auf-richten swv. emporrichten: von der hoffenunge, die man
a. sol zu got, Sol. 27, 25; einen Schaden ersetzen: Brunn Str. 352, 26.
auf-richtung* stf. Wiederherstellung: zu a. der mühl und
forbergs 300 schock verbauen, Traut. Chr. 74.
auf-rür, -ruor stf. Aufruhr, Tumult: di hern mit grosser a.
gesucht, Elbog. Chr. 113,15. 128,21.
auf-rürig"' Adj. zum Aufstand bereit: Tomas Müntzer machte
die pauern a., Traut. Chr. 56.
auf -sagen — auf- sinken 35
auf-sagen sivv. aufkündigen, absagen, renuntiare: dorumb hab
er vor einem rat solichs gescheft (Testament) aufgesagt u. sich des
geeisert = entäußert, darauf verzichtet, Igl. Bgr. 85, 2.
auf-sagunge stf. Absage, Kündigimg: u. dise einunge schol
steen u. weren 3 ganze jar noch datum des brifes — 6n alle auf-
sagung, Mind. d. Egerl. 43. die a. (des Bündnisses zur Erhaltung
eines teilweisen Friedens in der Gegend) schol gescheen kegen Eger
in den gesworen rate der einunge, 44.
auf-satz stm. 1. Auflegen von Abgaben u. diese selbst, 2. Zinsen,
3. Verordnung, Bestimmung, 4. Vorhaben, Absicht, 5. Plan, List, Hinter-
gedanke, Hinterlist, Nachstellung, Betrügerei, Streifzug. 1. Sust sullen
sie aller ufsecze u. beswerung frei sein u. ledig für allermeiniclich. —
aller ufs. u. beswerung zukumfticlich überhaben sein, Igl. Bgr. 51, 7 u. 8.
4. es beguude der selbe geistliche jungeliug nicht von aufsatze
(absichtlich) sunder von geschieht (zufällig) der seinen swester hant
beruren, Hier. 205, 1. oder solten wir durch aufsatzes durch liebes
oder durch leides willen die leute lassen leben, Ack. 9, 4 — 5. das er
alle sulche ding u. aufsetze getan u. aufgeleget bette, auf die rede,
das er den heil, gottesknecht Silvanum u. die hl. frauwen — zu
bösen worten brechte , Hier. 163, 13. der teufel begunde — als ein
zorniger ungeduldiger lebe alle arglistige wege mit allem falschen
aufsatze — suchen, Hier. 203, 19. mit falschen reten, mit bösen auf-
setzen, 98, 25. sust (außer urbar und l\32 des leihers) sullen sie aller
ufsecze und beswerung frey sein und ledig, Igl. Stb. V IIa und b.
auf-satzimg, uf-satznng stf. (mhd. uf-setzunge) Festsetzung,
gesetzt. Anordnung das sie die burger czu Brux zu keinerlei bern, beten,
stewren, ufsaezung oder keinerlei beswernussen dringen (= Steuer-
befreiung der Stadt auf 10 Jahre), Stb. Brüx 129.
auf schauer* stm. Aufseher: widrigens sollen die schaffern u.
aufschauere (der Herrschaft) selbige (zur Robot untaugliche Personen)
nicht annehmen, sondern zurückschicken, Dreiding v. Politz.
auf-schreiben stv. aufkündigen, aufsagen, Chr. v. Elbogen 84, 32.
wiz,t, daz, nach miuem libin (wenn mein Geliebter sterben sollte)
meinem leben wil ich nit (ivohl mit) ufschribin (will ich auch nicht
leben) Dal. 94,26 (39,90).
auf-schrenken* swv. für ausgeschenkten Wein oder Bier ein-
nehmen, das gut, das aus seinen weinen wer aufgeschrankt u. aus-
gevullet an czwaifumfczik schok. Igl. Str. 232.
auf-sehuug, uff-sehuug stf. Aufsicht: das man desterpas uff
die rauber, dieb u. beschediger uffsehung hab, Olm. Stb. 80.
auf-setzen swv. 1. aufsetzen, 2. aufladen, 3. aufs Haupt setzen,
4. auferlegen, 5. aufhelfen, 6. einsetzen, 7. anordnen, verordnen. — ich
schaff, das die vurmunden ein ersamen und ein fromen priester sullen
n haben von meinem gut und denselben priester uffseezen und ab, Igl.
i. Stb. III A 102 b.
auf-setzung stf. feindliche Bänke, feindl. Betragen: alle tage
' neu anmutung oder keufen, alle wochen fremde a. oder muffeln,
Ack. 45, 14.
auf'-sinken* stv. 13 (von sinken einen Schacht in die Teufe
te richten), do kein Schacht auffgesunken ist. Igl. Bgr. 46, 2. vgl.
sinken einen Schacht: „Deutsches Bergwörter ouchu von Heinr. Veith.
3*
36 a\xf- sitzer — auf-välien
auf-sitzer stm. der auf einem Tiere sitzt oder reitet: nu-
der den fuz,en ires oufsiczers (sedentis), W -B, Num. 22,27.
auf-schiez,en stv. III in die Höhe schießen, hoch emporragen:
ir müre — mit üfgeschoz,z,en turnen, Alex. 5965.
auf-slag stm. 1. Mehrforderung bei Zinsen, Wucher: dehainer-
laie a. oder vürsecz tun, Eger Str. A. XV, 8. — 2. Aufschub: nu nach-
dem wir ein versaczung zu der krön gen Behem u. doch eiu reich-
stat sind, so haben wir lengern aufslagk (Aufschub von Bann und
Interdikt) nit erlangen mügen Chr. v. Eger 1117. 3. Aufschlag zum
Preise oder der Pfandsumme: keinen aufslag tun (mehr verlangen
als auf das verpfendete Schloß Brüx ffeliehen war), Aussig Urkdb.
181.
auf-slahen stv. I 4 intr. im Preis, in den Kosten in die Höhe
gehen: also das si koste (..Bergkost") hett ungeschlagen wol fünf
mark. Igl. Rspr. IV. die kirchen a. (mit Geivalt öffnen) Böhm.
Chr. 61.
auf-spreizen, auf-spreuczen (mhd. üf-spreiten) swv. auseinander-
spreizen, auseinander spannen: mit eim blawen dunst — wirt der
rath dem gemainen man das maul aufspreitzen, Chr. v. Traut. 121. der
do aufspreuczet hat als von nichte die himel (qui extendit velut
nihilum coelum), W— B, Js. 40, 22.
auf-steiger stm. Reiter, ascensor: das ros vorspottet sie u. iren
(!) aufsteiger, W — B Job. 39. 18. a. des hiemels (coeli auxiliator der
zum Himmel hinauffährt), Deut. 33,26.
auf-stecken swv. „ausstechen", ein Zeichen, daß mit dem Ver-
kauf begonnen werde, am Geschäftslokale ausstecken, pfragner u.
pfragnerin sollen auch weder am freitag zu abend noch am sunabend i
alle die weil und der kost stecket, den man die zween tag aufstecken |
wil, nichts noch keinerlei auf dem markt nit furkaufen. Eger Str.
C. 110 s. kost.
auf-sten* stv. 14 halten zu, Partei nehmen für: ich bitt euch, als
ir meines herren ambtleut seit, das zu mir uffsteet, wanne die sache
meines herren des kunigs ist, Igl. Stb. V 10 c. aus den Sachen uns
viel — gebrechen a. (entstehen) werden, Eg. Chr. 1067.
auf-stöz,, uf-stöz, stm. feindlicher Zusammenstoß, Streit: nach
menigern czwitrachten und uffstos, 01m. Stb. 59. uffstos und czwi-
tracht von czechen und hantwerkern, 52. 108 f. czweiunge noch
uffstosse, 108 a. uffstos und kriege, 101. vormeiden uffstoss, czwi-
trachten und geverlikeit, 98. 96.
auf-tfumg (üf-tuounge) stf. das Öffnen, daz, mir werd ge-
geben daz, wort in der a. meines mundes, T — B Epheser 6, 19.
aufte* stf. gloria, Herrlichkeit: in der aufte der wegen (in
gloria quadrigarum), W — B Judith 1, 4.
aut'-vähen, -rangen red. stv. 1. fest fassen und halten, 2. gefangen
nehmen, 3. befriedigen, 4. einem etwas auf-, wegfangen, 5. aufnehmen
für (übel), wan di heiter (Fischhälter) mit wasser aufgefangen (ge-
füllt) sint, so sullen sie von dem wasser ein schrit frey haben, Igl.
Stb. V 100 c, so sol man (den oben gelegenen Teich) wider verseczen
(mit Fischbrut) und auffallen, V32a. das er sein teicht auffahen
mag als hoch, das er an Wenczlaw thani eins halben mans hoch stee,
V19a.
auf-vart — aus -brechen 37
auf-vart stf. 1. Fahrt stromaufwärts, 2. Himmelfahrt: 2. an dem
abent der uffart unsers herren, Igl. Stb. V 100 b.
auffart-tag stm. Himmelfahrt stag: nach unsers hern a. Eg.
Chr. 1030 S. 223. N 1145.
auf-werfen stv. I 3 refl. sieh rasch umwenden, abfallen, tr. zu
eüuas erwählen, machen: wir mugen von uns selber einen fursten
a. oder mugen wol äne fursten sin, Böhm. Chr. 34.
auf-werfunge stf. (belegt nur MH 2,88 als: Empörung) das
Auf werfen: wirt machen einen streit in aufwerfunge der hubel (in
jactu aggeris, wenn er den Wall ausgeworfen) und in stiftunge der
grebin, W— B, Ez. 17, 17.
auf'-ziehunge stf. dilatio : Const. IV 17, 6. ( Verzögerung des Ge-
richtes, Hinausschieben desselben durch heilige Zeit), noch sol (der
clager u. antworter) piten a., domit er das gerichte fühe u. der krieg
gehindert werde, Const. IV 9, 5.
auf-zog stm. Aufschub, Verzug: aufczog des rechten, Const. IV
17, 6. IV 18, 5. a. und frist, Eg. Chr. 1127.
auf-zug stm. Aufzug, -marsch: im auff- und abzug auff die
schulen, Igl. Ms. 19.
aug-apfel (=ouge-apfel) stm.: behut als den ougapfel seines
ougens, W — B Deut. 32, 10. unsers rechtens ordenunge — als ein aug-
apphel unversehrt czu halden, Const. IV 7, 10.
aug-brä stswf: Augenbraue: sein nisen ist schein des vewers
und seine ougen als die augbrau des morgens (ut palpebrae diluculi,
die Wimpern der Morgenröte), W— B Job. 41, 9.
augel-weide (bei Lex. auch öugelweide) stf. Augenweide: ein
zuchtiges, keusches u. an eren uuverrucktes weip ist vor aller ir-
discher a., Ack. 46, 17. er het im die a. ze tröste genomen, Alex.
18496. 6879. in lichter öugelweide, 13461. dise vroelich öugel-
weide, Trist. 572. o. spehen, Trist. 575, 862, 864.
augen-blic stm. 1. Blick der Augen, 2. kurze Zeit, Augenblick.
1. du wibes süez,er ougenblic, Alex. 13797.
äugest (e). angst, ougst stswm. August: in des ougstes zit, der
gerne grö^e hitze git, Alex. 21487.
augst-muii stm. August Traut. Chr. 157. 184. 225. 285. 312.
aug-vane (ouge-vane) swm. Schleier, Schweißtuch: er sach den
augfanen (schwaisztuch 11. Bibel), der da was uf sehn haubt, T — B
Joh. 20, 7. sein (des Lazarus) antluz was gepunden mit eim augfanen
(schwaiz,tuch 11. Bibel), Joh. 11,44. dein gewicht („Pfund") han
ich verborgen in dem augfanen (Schweißtuch, in sudario), Luk. 19,20.
augentlichcn Adv. deutlich: es sein gar mancherlei Sachen, die
do not sein a. zu beschreiben, Olm. Stb. 149.
aus-beredeu * sw. ausmachen, ausbedingen: das ist in den bethe-
digungen ausgeczogen u. mercklichen ausbereth, Stb. Brüx. 325.
aus-besliez,en stv. III ausschließen, nicht gelten lassen: wo ist
dein wunniclich (dein Rühmen, gloriatio)? si ist ausbeslossen, T— B
Römer 3, 27.
aus-bintlicli* Adj. vorzüglich, a. gut weizen oder rokhen prot,
Chr. Traut. 137. (von aus-binden = ausnehmen, als Bedingung setzen?)
aus-hrechen stv. 1,2 tr. herausnehmen, -reißen, bergm.: auf
einem durchgebrochenen Gang weiter arbeiten, intr. hervorbrechen,
38 aus -buchen — aus-komen
sich zeige?!, die ougen umbrechen = blenden, Alex. 27853. äugen a.,
Böhm. Chr. 14. 33. 36. 40. 44.
aus-bucken, aus-puchen (mhd. üz-bochen auspocben), swv.
aus-plündern, sie haben im dorffer auspucht, Chr. v. Elbogen 106, 13.
aus-bündig Adj. ausgezeichnet: Maxiniilianus (I.) der held —
in allen ritterspieln a., Traut. Chr. 7.
aus-bürgen swv. durch Bürgschaft, Zahlung einer Bürgschafts-
summe befreien: seine nachgepawern haben in {den ivegen Totschlags
Gefangenen) awsgepurget auf ein vorrichtnus, Igl. Str. 224.
aus-dingen siuv. 1. ausbedingen, vorbehalten, Traut. Chr. 175.
2. sichern, schonen, 3.* zum Bruch eines Vertrages verleiten: das kein
meister dem andern seinen gesellen aus der werchstat nicht ausdingen
noch auskauften soll, das er bei im arbeit — pey der puess 12 weisse
groschen, Igl. Stb. V 256 b. kein meister dem andern seinen gesellen
aus der werchstat a. oder entfremden sol, das er bei im arbeit, pei
der pues halb pf unt wachs, V 177 a.
aus-druckenung stf. 11 ortlaut: da noch a. der forrede (Verein-
barung) nicht folge gescheen, Stb. Brüx. 337.
aus-eisen* swv. vom Eise befreien, den 12. tag decembris —
ist ein Bayer und papirgesell ertrunken, als er die rade auszeisen
wolt, Chr. Traut. 182.
auser-hall) (=üz,er-kalp. -halbe -halben), Adv. u. Praep. m.
Gen. außer dem Bereiche, außerhalb: es sei aus bevelhnus des vaters
ader auserhalb durch sich selbs, Igl. Bgr. 85, 4.
aus-erkom pari. Adj. v. üz,-kiesen auseneälden : dem künec —
der manheit ist vor üz,erkorn, Alex. 12221.
aus-geben stv. 1, 1. 1. ausliefern : wie di guter waren ausgegeben
(ihren Eigentümer übergebe?)), Igl. Rspr. V. die hab auf recht aus-
geben, Mind. Egerl. 35. 2. verheiraten: seinem kinde, das her aus-
gegeben hatte, Igl. Str. 269. Prag Eb. 149. weun man si ausgeb.,
Igl. Stb. HI, 129c, 3. namhaft machen*, bestimme?!*, Chr. v. Elbogen
24, 41. 25, 16, 25. 26, 21.
aus-gebunge stf. Auszahlung: grosse koste, czerunge uud uus-
gebunge der e genannten 4000 (römischer) guidein. Mind. d. Egerl. S. 53.
aus-holern swv. aushöhlen: die steine ausholern die wasser,
W— B Job. 14, 15.
aus-jagen swv. ve?treibe?r. aus dem sinne ausztilgen u. aus-
jagen, Ack. 31, 10.
aus-jeten swv. aus-jäten : das wir alle uberÜüssigkeit ausreuten
u. a. sullen, Ack. 11, 2.
aus-kerunge* stf. Auswurf, Abschaum: wir sein gemacht als
ein a. diser werlt (purgamenta), T— B I Korinther 4, 13.
aus-kiesen s. ans-erkorn.
aus-kirnen* swv. (v. kirnen, kernen Kerne auslösen, das Erz aus
dem tauben Gestein durch Zerklei?ier?i) ausscheiden die erczscheider
— das ercz a., das guete von dem bösen (enucleant), Const. 1,19.
aus-komen stv. I, 2. sich verbreiten, zu Ende gehen: da die
selben jar auskamen, Igl. Str. 308 (S. 218). daz, si sich zum ersten
liefen in daz, mer und auszukumen [sich zu rette?i) zu dem
land. T— B Btb. 27, 43. wie er ist auskumen von dem mer, Btb.
28, 4.
ausladung — aus -reuten 39
ausladung stf. (= üz,-ladunge) über die Baulinie hinaus-
reichender, über die Straße vorspringender Bau, an den kragsteinen
in der a., Chr. v. Traut. 124. die a. zum erker, 170.
aus-legen swv. aussetzen, ausladen, verbrämen, erfüllen, aus-
rüsten; schmücken; bestimmen; auslegen, erklären, das si auslegten
(aussetzten) ire kint, da^ si icht wurden geleblickt, T — B Btb.
7, 19. do waz, ein schiff auslegund di purd {aus dem die Waren
ausgeladen wurden), Btb. 21, 3. er ersach die richeit, die aldä was
üzgeleit, Ernst 2204.
aus-legunge stf. Auslegung, Deutung: nu, wie mugen wir
vornemen der richtere irsal u. czweifel — ab von uns nicht ausgeet
des rech'en auslegunge? Const. I 5, 10.
aus-lender stm. Fremder, extraneus, Igl. B. 24.
aus -lendig Adj. fremd mit aim auslendigen manne, Igl.
B. 8.
aus - lendisch Adj. ausländisch, fremd: Böhm. Chr. 34.46.
63. 93.
aus-lendung* stf. Landungsplatz, Lände: sie merkten ein stat
habent di a. (ein gestat 11. Bibel), T— B Btb. 27. 39.
aus-leuten (u^-liuten) swv* zu Grabe läuten: man hat im
(Kaiser Ferdinand 1564) lange dann eine ganze stunde ausgeleut
alhie, Traut. Chr. 177.
aus-man stm. fremd: burger ader a. ( peregrinus ) , Eger
Str. B. 27.
aus-marichen (üz,-merken) swv. abgrenzen: als weit das mit
marchstain ausgemaricht warden ist von einer stros zu der andern,
Igl. Stb. V 129 c.
aus-neinber* stm. Ausgedinger: Taiding v. Friedberg N 52.
aus-nemen stv. 1,2 1. herausnehmen, ausschließen, 2. hervor-
heben, bestimmen: 2. von ausnemender {bestimmter) rede des ant-
worters wider den clager, Const. IV 7. die kegenrede wirt wider-
triben mit ausgenommener Widerrede (exceptio eliditur — per repli-
cationem) Const. IV 7, 1.
aus-nl:munge stf. Vertragsklausel: an alle üznemunge, Brunn
Str. 385, 171; lehenschefte, die man mit der clausein u. ausnemunge
vorleihet, das, alsopalde die lehenheuer an den ordenlichen gank
komen, das sie davon lassen u. sullen keines ganges czu in peiten,
Const. III 2.
aus-raufimge * stf. laceratio, das Ausraufen: a. der har, W — B.
Esther 14, 2.
aus-reieu* swv. mit Musik von Haus zu Haus ziehen: die
hochzeit sullen nicht a. von haus zu haus Eger Str. A I 9 u. B 10.
aus-reinen swv. abgrenzen: Policzer hat verkauft der Michel
Darin von seinem feld in der kolerin ein fleckl, als ver es ausgeraint
ist, zwischen irem teich und dem steig, Igl. Stb. V 162 c.
aus-reiter stm. ein Diener, der nur zu bestimmten Verrich-
tungen ausgesendet ivurde und daneben die Geschäfte eines Post-
boten besorgte, 8 a. und 24 landshütter, Chr. v. Traut. 281. soldener,
ausreiter u. helfer, Mind. d. Egerl. 24.
aus-rcuten (=üz-riuten) swv. exarare, evellere: somerblumen,
aus meines herzen anger ausgereutet, Ack. 4, 12. alle überflüssig-
40 aus-reutung — aus- rieh tung
keit ausreuten u. ausjeten , 11, 2. ein vewer, alle geslechte ous-
reutende (omuia eradicans genirnina), W — B Job 31, 12. sam eines
poumes hat er abgenomen meine hoffenunge, Job 19, 10. aber die
uberkerer (praevaricatores) werden alle ausgereutet sam die dorn,
Könige II 23, 6. die habe wirt ausreuten u. ousgereutet (sie sub-
stantia eradicabitur), Sirach 21, 5. die des ausreutens, Prediger 3, 2.
das her holez u. stockech — ausgereutet, Igl. Str. 51.
aus-reutung stf. das Ausroden, Entwurzelung, Vertilgung: ein
a. u. ein vorworfunge hastu mich gesaezt, W — B Klagen Jer. 3, 45.
so wil ich ausreuten das geslechte in a. u. vorlisunge, spricht der
herre (evellam — evulsione), Jer. 12, 17.
aus-richten swv. 1. glätten, 2. schlichten, versöhnen, 3. aus-
statten, ausrüsten, 4. abfertigen, bezahlen, vergüten, 5. für einen be-
stimmten Dienst halten, 6. verspotten, 7. erklären explicare, 8. Fragen
beantworten: 4. were auch, ob ein besesze oder leger {Belagerung) würde
u. ob man an dem geleger ader süst schaden neme, dorumb schold iczliche
herschaft die seinen selbs ausrichten, die schaden betten empfangen,
Mind. d. Egerl. 42, = bezahlen, Chr. Elbogen 124,29. Brüx Stb. N 294.
ir kunige, ir sullet vorsteen u. lernen, wie ir die werlt ausrichtet,
Const. IV 9, 4. sich selber u. unter einander a. Const. III 6, 13.
3. dorumbe (um 50 seh. gr.) di benanten bruder ir swester katruschen
(= Katharina) kchlaiden sulln und czu pett und czu tische a.
(= ausstatten), Igl. Stb. III 193 d. di tochter mit petgewant a.,
III 329 c. si haben si ausgericht mit cleidern czu pet und czu tisch
für 1 schock, Igl. Stb. III 4. 2 seh. gr. derselben manischen (= Marie),
wenn man si ausgeb {verheirate) und dem Wentslaben irem stieffater
auszurichten, III 129 c. czu der morgengab, di man im vormalen zu
seinem weib geben und ausgericht hat, 111135a. III A 161b. sein
tail, was im angepurt, a. und beczallen, III 128 a. das selbig gelt
a. auf di nochgeschrieben teg, III 133c. III 159b. das er seiner
stief muter für ir morgengab ausrichte 60 seh. IL 34 d. den czins
a., 111135b. einen jartag a. und halten, Y 197b. einen jartag
a. und vorpringen, V 259b. meinen leezteu willen a. , V 164d. 30
selmes a., V 164d. 10 selpad in 4jaren noch einander auszurichten,
V 163 d. ein selpad a., V 155 c. 7. der sache kunnen wir nicht aus-
gerichten, Igl. Str. 257. S. 149, 1. das wir sie nicht czubande ausge-
lachten mugen (expedire), Const. 1 5, 1. wir sprechen, das wir die artikel
nicht kunen ausrichten, Igl. Bgr. 2, 5. wer mag sulche werk anders
ausgerichten. nur das sie gescheen in hochvertigem mute, Hier. 49, 6.
andere seine tugent a. = zu erzählen, Hier. 16, 19.
aus-richter stm. — -iu stf. aller ding ausrichter, visirer, ent-
werfer u. abenemer {Gott), Ack. 58, 6. arismetrica — der zal behende
ausrichterin , Ack. 40, 16. czu disem geschefft {letzten Willen) hab
ich mir derkoren zu furmunden, zu ausrichtern und vorwesern domit
zu handeln und czu mechtikleichen di erbern weisen manen Hans
Eberl usw., Igl. Stb. III 112 c.
ans-richtung stf. Deutung, Bezahlung, Entscheidung, Beilegimg
eines Streites: aruspex nach alteropfers rauch in zukunft tuende
ausrichtung, Ack. 41, 16. umb sulche habe u. gut uus ein gancz a.,'
kerung u. benugen gescheen ist, Stb. Brüx 226. 234. 244. 220. bis
mir ein a. geschit, Mind. Egerl. 29. ich wil euch czuhant ein a.
ans -roden — aus -setzen 41
machen , Igl. Bgr. 64, 2. S. 428, 3. der richter schal in (die wegen
eines Kaufes in Streit gerieten) ein a. geben, Igl. Str. 186. nach
a. deiner tiefen heimlichen gerieht, Sol. 69, 6. das — gescheft einen
ganzen furgang und a. haben sol, Igl. Stb. III 200 d.
aus-roden sivv. auf die rede, das er — ausroden u. vertreiben
schulle alle dorn, Hier. S 6, 23.
aus-rüi'en (-ruofen) stv. red. V. einen Berg oder Stollen = 6
Sonntage nacheinander in der Kirche zum Betriebe auffordern,
widrigenfalls die Verleiher sie andern verleihen können: Ist das ain
perk oder stolle, die da gemessen sein und dornach wüste sein,
die schol man 6 suntage ausrufen, das die, der die berge sein,
arbeiten sollen; oder auff den 6. vorgangen suntag, arbeiten sie
nicht, so schullen die urbarer czu in nemen die gesworn u. schullen
auf das ausgeruffen gepirge cziehen oder geen; und vinden
sie daselbst gepirge wüste, so mugen die egenanten urbarer
dasselbe gepirge ledicleich vorleihen, wem sie wollen, Igl. Bgr.
U— A § 7.
aus-rüfunge stf. 1. Aufforderung zur Bauhafthaltung eines
Berges oder Stollens, 2. Ankündigung des Schichtenwechsels, 3. münd-
liche Bekanntmachung: 1. die a. in der kirchen, das man wolle ein
perkwerk wiederpawen, das vorwust ist, Const. II 4,8. 2. Ist das
das czil (einer besteunge) kumpt auf ein tag, der czu arbeit be-
scheiden ist, czuhant in der neuesten ausrufunge der ersten nacht-
schicht so beheldet der besteer furpas nichtesnicht rechtens, Const.
III 6, 16.
aus-runipeln* swv. mit Ungestüm hervorbrechen: der do pindet
die wasser in den wölken, so das sie nicht a. miteinander unter
sich, W — B Job. 26, 8. und alezuhaut durch die heimlichkeit der
naturen des bouches kot im ausrumpelte, Richter 3, 22. wer hat vor-
slossen mit türen das mer, do es ausrumpelte sam aus einer per-
muter, Job. 38, 8.
aus-satzuiig stf. 1. Satzung, Ordnung, 2. Privileg*, 3. Aus-
stattung*, Dotierung: 1. das di Crani also noch wilkur der stat a.
ausgesatezt sein, Olm. Stb. 104. alle handel alhie czu Olomuncz bei
irer a. und gewonheiten behalden werden, 132 (S 103). das si in
unser cromrecht wider unser Cramheuser aussatzung greifen, 132
(S 102). haben die cromer noch alder aussaezung u. wilkur der
Stat Olomuncz brief über ire czeche u. innunge gehabt , 132 S 106.
noch recht u. a. diser stat, 62. 2. Chr. v. Elbogen, 24,12. 25,7.
33,41. 26,11. 36,37. 3. handwercher, die in der Stadt bürger und
zur a. gehören, Chr. v. Traut. 89. die a. oder freiheit, Elbog. Chr.
36, 36. bei rechten und aussatzungen zu behalten, 127, 19. 4. Ver-
mietung: a. u. besteunge (Mietung locatio et conduetio), Const, III
6,12.
aus-schreiben stv. II. einen Namen aus einem Verzeichnisse
streichen, löschen, der Bürgen gegen ein Fryg-eld aus dem Stadtbuch
nach Erfüllung des Verbürgten, Stb. Böhm.-Kamnitz, 188.
aus-setzen swv. vermieten: umb wie vil lones Peter das ding
schaezt, das man a. schol oder hinlassen, umb als vil sei es hiu-
gelasseu , Const. III 6, 12. 2. ausstatten : das die heuser mit cramen
ausgesaezt sein, Olm. Stb. 132. (S. 101). ausstatten, dotieren, Chr.
42 aus-setzig
aus-sneien
v. Traut. 5. 60. 89. die heiratleut — die heirat czwischeu in gemacht
und beschlossen haben also das der Partlme Spiczpartl seinen sun
ausg-eseczt hat mit dem halben grossen teucht, Igl. Sth. V 275 d. das
"Wolffl hat sein tochter czu pett und czu tisch für 30 seh. ausgeseezt
und mit einer halben wisen, V 279 d. sein tochter a. mit 1 seh., V 152 a.
V 153 c. das selbig dierndl ausseezen czu pett und czu tisch, V 163 d.
V32b. VlOld. er — sal sein tochter Anna, die er mit der vorigen
hausfrauen Begina gehabt hat, aus demselben seinem vorlasenem
gute ereziehen u. furpas, wenn sie mundig wurd u. czu jaren kweme,
zu tisch u. zu pett aussetezen, so als gewonheit ist, auch soll sie
1/3 des Vermögens bekommen, Olm. Stb. 151.
aus-setzig (= ü^-setzic) Adj. leprosus : W — B Nnm. 5, 2. do
czoch her die haut ausseezig her wider aus, Ex. 4, 6. opfer des
ausseezigen, Lev. 14, 32. 13, 12 a. sam ein sne, Kön. IV 5, 27. das er
einem aussetzigen geleich was, Hier. 19, 12. Böhm. Chr 87.
aus-setzikeit stf. = Aussatz: W — B Lev. 13, 6. u. 7. der slac
der a. = plaga leprae, Lev. 13, 2. 13, 20. die har in ein weisse vor-
wandelt u. die gestalt der a. legir der hout und dem andern fleische,
der slac der a. ist es, Lev. 13, 3. wenne der priester die stat der a.
legir dem andern fleische u. die har in weis vorkart sieht (qui cum
viderit locum Jeprae humiliorem carne reliqua et pilos versos in
candorem), Lev. 13, 20.
aus-setzung* stf. das die mulen noch rechter a. des Magde-
burgischen rechten u. gemeinen nutz diser stat gehalden wurden,
Olm. Stb. 52. also vil grosse u. unvorgeltliche a. u. besteunge (tot
magnas et pretiosissimas locationes et conduetiones), Const. III 6, 13.
aus-sehiez,en stv. III aber sich hat ein edelman — ausge-
schossen — und der ganzen cron viend wordeu (vielleicht Schreib-
fehler für ausgeschlossen) = er hat dem König von Böhmen nicht
den Treueid geleistet, Chr. v. Elbogen 43, 13. er mid dem swert ein
weg uz,schos (bahnte durchs Gestrüpp) , Dal. 91, 11 (38, 12). sich
hat ein edelman auszgeschossen (nahm nicht teil) Elbog. Chr. 43, 13.
aus-schröten* red. stv. V. schroten, mahlen: damit der weiz
zum semelmel aufs beste ausgeschrotten werde, Traut. Chr. 136.
aus-schuppen* (mhd. schupfen, schupfen) sirv. durch Stoßen
in schaukelnde Bewegung bringen, schlendern, abiveisen, mit der
„Schicpfen" strafen, ausstoßen, ausschließen : das sie mit sotaner
argelist ire mitgewerken a. und ausgescheiden mugen, Const.
m 5, 13.
aus-schürfen, -schürpfen* su:v. durch Abgraben und Auf-
werfen herstellen: unter den gotes thürlein war ein bastey aus-
geschüft (so!) als ein bolwerck, das hiess man die katzen, Eg. Chr. 93.
aus-sclmz, stm. Ausschuß, Kommission mit bestimmter Aufgabe:
da hat die gantze gemain ain a. erwellet, die Sachen gemeiner Stadt
in befohlen, Traut. Chr. 154. die (sich empörenden Bürger) machten
ein a. auf 80 menner, mit burgermeister und rathe — zu handien,
Eg. Chr. 56.
aus-slalien stv. IV. vertreiben: die sune der ousgeslagenen
(filii excussorum), W— B Ps. 126 (127), 4.
aus*-sneien (sniwen, snien stv. IL u. swv.) swv. schneien:
es hat einen guten schnee ausgeschneidt, Eg. Chr. 987.
aus-spehen — aus-trenken 43
aus-speheii sivv. auskundschaften: Moyses sante, die do ous-
spehten die stat Jaser, W — B Num. 21, 32.
aus-speiisen swv. {wohl zu spennen swv. spannen): die hauer
— aufm Kuttenberg — gewonnen si (menschl. Gebeine) nur mit dem
kraczen u. tragen sie ausspensend, das nichts anders dann wie
weiroch ruch (es war nämlich noch ein Stück kasell, Priesterkleid,
an der Leiche des von Hussiten erschlagenen Priesters), Chr. v.
Traut. 12 (v. 1492).
aus-sprechen stv.1,2 entscheiden: was wir zwischen in us-
sprechen werden, das sie das beiderseit stete halden sollen, Mind. d.
Egerl. 32. was ich zwischen in scheide, ausspreche u. mache, 79.
aus-spruch stm. Entscheidung: von des a. wegen zwischen
euch und den forstern, Mind. d. Egerl. 76. das wir lehenhewer unsern
willen czu dem a. geben betten , Igl. Bgr. 40, 3. ein aussprach u.
ein gemecht der scheppfen, 49, 2. die herren des rats und auch die
eidern herren haben ein ausspruch gemacht umb die sach und czu-
spruch, die czwischen dem Jörgen Tewffl, kursner und Veit kürsner
gewesen sein, Igl. Stb. III 327 b. ein geczeug, der czu dem ausspruch
geruft worden ist, III A 137 a.
aus-sten unregel. stv. IV. ausharren vor Gericht, Chr. v.
Elbogen, 25, 43. 119, 26. 129, 34. also das ainer dem andern kain
schult gibt noch yn nichte ausstet yn kainer geltschult ader Wider-
legung, Igl. Stb. V. 198 b.
aus-stellig, aus-erstellig (= üz,-stellic) Adj. ausstehend: das
austerstellig gelt, das man noch schuld ist czum prunne (ein Berg-
werk), wol 8ü0 mark, die vorpitet uns auff ein recht, Igl. Bgr. 40, 1.
aus-teilen swv. zerlegen*, zerteilen*: welicher acker ist aus-
getailt worden in 13 garten, Igl. Stb. IV 210c.
auster swm. Südwind (lat. auster) den austern wint, T — B
Luk. 12, 55.
aus-trag stm. Schlichtung, Entscheidung : bis zu a. der Sachen,
Eg. Chr. 1166.
aus-tragen stv. IV. heraustragen, hinbringen: ee dann das selbig
leder anderswo gefürt wirt, so sal er das dreimal gen markt aus-
tragen, Igl. Stb. V 81 d. di gesworn meister sollen hüet (Hüte), die
nicht kaufmansgut wert sein, von dem selben meister a. (konfiszieren)
und czuschneiden, V256a. von gelde a., DIR. III.
aus-traglick (ü^-tragenlick, -tregenlich) Adj. schlichtend, ver-
söhnend: a. und pillich antwort, Eg. Chr. 1162.
aus-tragunge stf. Vereinbarimg: dise gegenwortige a. die sal
also beschriben ligen in der stat buche auf die rede, Prag. Str. 64.
ausgenumen der a., die da geschriwen stet in der stat puch von der
schult wegen, 60.
aus-treuken swv. in Teichgrund verioandeln : was man im
■ ausgetrenkt hat , dafür hat im herr abt geben ein wisen , Igl. Stb.
V254b. so sie die heiter (Fischhälter) hoher schütten wolten, was
j sie damit a., das sol auch bleiben, V 100b. wenn die herren ietz
oder darnach den selben teich wolten hoher oder weiter schütten
.(vergrößern) und machen, was sie dem Mathia damit wurden a.,
das sol er auch zu der gemain geben, IV 195 a. wan si (Kernteich
und newteich bei Piestau = Pistau) beschütte und beseczte und was
44 aus -treten — aus -wendig
sein ist (des Frantz holczen), austrenken werden, dofür geben und
beczalen sal 25 seh. gr. III 183 c. so die vor geinelten brüder den
selben teich hinfur grosser machen wollten, was sie damit a., das
sol im der La9lab vou sein pawrn alles freyen, Vr 37 a.
aus-treten stv. I, 1 abtreten von den Gerichtsbänken: Do Messen
wir sie von paiden tailen a. u. wolden urteil sprechen, Igl. Bgr. 11, 5.
aus-tftn unregelm. Zw. aus der Liste der Geächteten streichen:
Eg. Achtb. II 147.
aus-varen stv. IV. bergm. das Verlassen der Grube: Do be-
kanten sie (die obersten Steiger) das sie das gesehen hetten in den
dreien ausfarenden schichten nocheinander (= bei dreimaligem
Schichtwechsel), Igl. Bgr. 67, 6. refl. sich rechtfertigen : ist er noch
des ambts entsetzt worden, biß er sich der Sachen außfuhre, Eg.
Chr. 942.
aus-vart stf. 1. Exodus: das buch der a. von egipten, das do
genant ist exodus, W — B Ex. Schluß. 2. exitus: ousvart des todes,
Ps. 68, 21. _
aus -rechten (uz,-vehten herausdringen) stv. I, 2 verdrängen,
vertreiben, expugnare*: ofte haben sie mich ausgevochten von meiner
jugende (saepe expugnaverunt me a juventute mea), W — B Ps. 128, 1.
aus-veilen sivv. feilbieten, verkaufen: wo aber einer wer, der
solches (ein Erbe mit Miteigentümern) ohne wissen u. worth des
andern, zu dem das erb gehöret, wolt a., hat der, der auf dem erb
sitzet, macht u. recht, dass er in kauf mag stehen, Chlum. I, 61. so
sol man den obgemelten iren drittail durch gotes willen ausfailen, wo
die herren erkenueten, das es am genötigisten wer, Igl. Stb. V 104c.
aus-yellig* Adj. seinen Verpflichtungen nicht nachkommend,
wo wier benentem hern Schellndorf hierinen ausfellig und solchen
zins — nicht bezalen würden, Chr. v. Traut. 47. mir Fritz Fleisch-
man sulcher richtung auszfellig [wurde], Chr. v. Elbogen 77, 14.
aus-vluz, stm. Ausfluß: Ursprung, aus dem alle reine auszflusz
fliessen (= Gott), Ack. 57, 6.
aus-warten sivv. ausdauernd obliegen: das unser volk (Berg-
leute) seiner arbeit u. unsers u. des gemeinen nuezes muge nuczlich
ausgewarten , Const. 12,1 (insudare). kein foit oder statschreiber
soll wein oder hier schenken noch handel treiben, sunder sollen irer
ampt alein ausworten u. derselben ampt geniß alein geprauchen u.
dovon leben, Olm. Stb. 61. so wil ich der weis auswarten mit fül-
wein und mit andern Sachen, Igl. Stb. II 120b. wenne die herrn
warten des Stechens (Turniers) und der worffel aus, Böhm. Chr. 102.
sie warten des (des landes peste) aus, 79. iderman wirt seiner vesten
a.; 31.
aus-warterüi* stf. Pflegerin: meines leibes a., Ack. 15, 1.
aus-weisung stf. 1. Ausweisung, 2. Inhalt, 3. Hypothek: 3. wer
denne eldere a. haben wert, der selb derheb das gelt, als ferre es
langt, Igl. Stb. 11140 a.
aus-wenden sivv. sich erstrecken, reichen: er hat frei fischen,
so ferre als seine guter a., Chr. v. Traut. 60.
aus-wendig Adj. u. Adv. äußerlich, ausivärüg: die gäbe (ein
reines schönes weib) heisset gäbe vor aller irdischer auswendiger
gäbe, Ack. 12, 15. licht, das vorplendet alle a. Hecht, Ack. 55, 20.
aus -werfen — äventiuren 45
die a. rede ist ein zeichen der innern gedanken, Hier. 57, 15. a. leute
(extranei), Str. Eger B 13. a. geste (peregrini) C 93, von auswendiges
richters recht , Const. I 4, 3. weder mit auswendigen noch mit in-
wendigen sinnen got funden wirt, Sol. 73, 29. got — nicht hegreift
das a. ftilen (tactus), 75,23. in di auswendigen schone dink was
ich ungestalter also gevallen, Sol. 75, 38. — Adv. : das ampt — des
richters — wirt etwenne geubet a. des gerichtes, Const. 1 4, 1. a. den
gemerken (reieu E) des Stollen, II 5, 10. auswendig dem (extra quem)
niht gotes ist, Sol. 101, 5. • nihts werd a. sein (exterius), 98,21.
wen ich übel a. sucht, das inwendig was, 74, 15.
aus-werfen stv. I, 3 herauswerfen , beseitigen, treiben: si
gedachten, ob si mochten ausgewerfen daz, schif (zum Landungsplatz
treiben) : T — B. Btb. 27, 39. uncz daz, er ausgewirft daz, urtail zu
der Überwindung (bis er das Recht zum Siege gebracht hat, ejiciat
ad victoriam Judicium), Matth. 12, 20. do warf sich die Wlasta vor
in allen aus (trennte sich von den übrigen) und reit unter sie,
Böhm. Chr. 15.
aus-woner stm. wer nicht inwoner einer Stadt ist: ab ein
rath einen a. in di stad zu mitburger oder mitwoner aufneme, Elbog.
Chr. 13, 20.
aus-würflmg str. Fehlgeburt abortivus, W— B Num. 12, 12.
Job. 3, 16. Prediger, 6, 3.
aus-zeigen swv. zeigen, weisen: ein fleckl, als weit sein hoff-
mark (Hof räum) auszaigt, Igl. Stb. V 33 c.
aus-zienen stv. 111 ausnehmen, vorbehalten, Cbr. v. Traut. 97.
das ist in den bethedigungen (Verträgen) ausgeczogen u. merck-
I liehen ausberedt, Stb. Brüx. 325. wir wollen den frid (Waffenstill-
I stand) vestielich halten — noch seine helfer dorynn — nit auß-
gezogen (ausgenommen), sunder dorin begriffen haben, Eg. Chr. 1085.
aus-ziehung stf. Ausnahme*, Chr. v. Traut. 18.
aus-zug stm. Vorwand, Ausfluclä, Chr. v. Elbogen 87, 26. 141, 15.
als ir uns — geschriben habt mit vil einslegen und auszugen, hau
wir verlesen, Eg. Chr. 1142.
aus-zucken svw. aus-, wegziehen, austrocknen, die brun vor hitz
auszuckt es bald, Chr. v. Traut. 276.
autorität sivstf. soweit sich unser autorität erstrecket Urkdb.
Aussig 44.
auwe, aw (ouwe) stf. Wasser, vom Wasser umflossenes Land,
Au = Au im Egerl., Eg. Achtb. II 101.
auwe, ouwe (ouwe, öwe, owe) Interj., der Klage, des Wunsches,
des Erstaunens, er swuor ir leit, ir laue ouwe (substantivisch
gebraucht), Alex. 10036.
äventeur, äventiure (aus franz. aventure, mittellat. adventura)
![ wunderbares (meist glückliches) Ereignis, Erzählung davon, Gedicht,
« Abschnitt eines solchen, Trist. 1450 — 1465. gein (uz,, in) der a. tan,
: 1674. 1693. 2051. da man der a. gelt mit Karies löte widerwac,
5 1676. von avoy an strites a. manger üf dem wale ( Walstatt) bleip,
Alex. 14093, s. auch abenteuer.
äventiuren sivv. durch gefahrvolle Unternehmungen aufs Spiel
., setzen, wagen: sine jugent die gehiuren die wil er (Tristan) a.,
* Trist. 1452.
4-6 avoy — bach-, bak-oven
avoy Interj. (aus franz. ab voi) ba sieb! avoy, wie dö wart
gestriten, Alex. 16632. 13607. von avoy an strites aventiure manger
üf dem wale bleip, Ales. 1-4093.
awersant* Adv. aber sogleich: Dornach a., als sieb die keezerei
in Behem u. nemlich zu Prag begunde anzuheben, Olm. Stb. 54.
äwisck-bauin (v. mhd. ibesche f.) stm. Eibischbaum, Chr.
v. Traut. 235.
äwisch-bere, -berre, -behre stf. Eibischbeere, Chr. v.
Traut. 235.
ax, ackes stf. Axt s. ackes.
äz, stn. Speise, Futter = übermäze an tranc und äze, Alex.
24894.
B
(Die Worte, die bald mit anlautendem b, bald mit p geschrieben
erscheinen, stehen hier unter B.)
bäc s. Mg.
back stmf. bes. md. u. alem. gerne f.; nach Peters kommt es
als f. heute noch in Nordböhmen, auch im angrenzenden öst.
Schlesien vor: nim des wassers ous der bach u. geusse das ouf
die erde und was du schepfest ous der bach, das wirt vorwandelt
in blut, W — B Ex. 4, 9. do legte her hüte (insidias) in der pach
(in torrente), Könige I 15,5. fünf gar durchsichtiger steine ous der
pach, Könige I 17, 40. an die stat der pach Cison, Kichter 4, 7. die
pach Cison czoch ir toten (traxit cadavera eorum), Richter 5, 21.
weiden von den pechen (salices de torrente) Lev. 23, 40. sambt
dem Peterdorffer wasser oder die bach, Traut. Chr. 5. m. : den
selben pach, genant Radban, Mind. des Egerl. 20.
bache swm. Schinke, geräucherte Speckseite: ob imant pochen
(pachen II u. III) oder Seiten in di stat füret oder gest kauften in
der stat, so schol man geben von jedem pochen 1 pfenn. u. von jeder
seiten 1 helbling, Budw. Urkb. N 477. swer da vuert pachen, der
gibt von dem pachen ain phenning, Brunn. Str. II 150.
bachel* sin. kleiner Bach: das bachel, so durch Kailendorf
fliesset, Chlum. II 20.
bach-haus stn. Bäckerei: Chr. v. Elbog. 11,10. in dem pach-
huse, Stb. Brüx 346, wegen der Bachhauser, Chi. II 15. hin gienc
er in ein bachhüs, Schretel 167.
back-stein (==mhd. bäg- stein, Zankstein, den scheltende Weiber
zur Strafe um den Hals träges mußten, vgl. RA. 720) stm. wenn-
zwo trauen oder dirnen öffentlich mit einander schlügen oder roufeten
oder sich schendeten (= beschimpften), so sollen sie beide ohn alle
gnad den baebstein vor allermännig tragen, Taiding v. Friedberg 37.
bach-, bak-oven stm. Backofm, Prag. Str. 168. do wart ein
vinsterr nebil und erscheine ein rouchender backoven u. lampen
des fewers, geende czwischen den teilungen (eine Feuerflamme, hin-
durchgehend zwischen jenen geteilten Opferstücken) W — B Gen.
15, 17. gekochte opfer der heilicheit in dem backoven (in clibano)
Lev. 2, 4. daz, er in den bachoven kroch, Schretel 264.
bach-werk — baldekine. 47
back-werk stn. 1. Backwerk, 2. Bäckerhandiverk: wenn es den
Bäckern wegen Teuerung unmöglich wärt das pachwerk zu ver-
sorgen. Traut. Chr. 138 unten , getreide sur noturft ires pachwerks
— einkaufen, 136.
backen-slag stm. Ohrfeige, Schlag auf die Backe: der gab
Jhesus ein b., T— B Joh 18, 22. di andern gaben im pachensleg an
sein antlucz, Matth. 26, 67. Böhm. Chr. 83.
backen-streich * stm. Ohrfeige: mein notdurfft aischt, des
packenstreichs dermassen nit lenger zu gewarten, Eg. Chr. 1143.
back-zan stm. Backenzahn: ouf tat unser herre den back-
czan in des esils kinbacken und ous im vlussen wasser (molarem
dentem), W — B Richter 15, 19. mit backczenen (molaribus),
Spr. 30, 14.
bader stm. Eigentümer oder Verwalter einer Badstube: den
pader, der der stuben maister ist, Igl. Str. 200. er ist verantwortlich,
wenn eihem außerhalb (nicht innerhalb) der Badstube sein Gewand
wegkommt. Cunraden den pader, Eg. Achtb. I 33.
bader-knecht* stm. Gehilfe eines Baders, Badhausbesitzers:
er beschuldigt den Jagen teuffl, paterknecht, lgl. Stb. V 173c.
bader-pfanne* swstf. Kessel, Pfanne zum Hitzen von Wasser
für Bäder: sie darf nicht gepfändet werden, Igl. Str. 108.
bad-kez,z,el * stm. Kessel in einem Badhaus, Igl. Stb. III 198 b,
V206a.
bad-lön stmn. : wenn ein Jude podet, so sal er dem pader einen
groschen zu padlon geben, die judiu lj% gross, Olm. Stb. 128.
bad-stube swf. Bade-haus, -stube: Juden dürfen sich nur bar-
bieren, ire kinder beschern u. zur ader lassen, in welcher padstuben
sie paden, Olm. Stb. 128. iren halben erbczius auf die padstuben des
Lorencz paders abtreten, Igl. Stb. III A136a.
bad-tüch* (-tuoch) stn. Badetuch: ein walchisches padtuch,
JIgl. Stb. V 281 c. ein b. III 198 b.
bäg stm. lautes Schreien, Zank, Streit: Heinrich muoste liden
Jdisen päc (Todesstreich), Ernst 1144.
bägen stv. V. swv. laut schreien, streiten : waz, sie dar gevrägten
oder nach zins bägten, Alex. 22904. ern ruocht, waz, mir bägen, er
kan uns der habe so letzen, Alex. 24072.
bägen stn. Zanken, Streit, Widerrede, ir sult mir äne bägen
folgen, Alex. 12829.
bahrer stm. Bohrer, Chr. Traut. 234.
balas, balax stm. eine Art blasser oder ganz weißer Rubine
von einem indischen Lande Balasam benannt, franz. balais): to-
mzius und licht balas, Alex. Anh. 2013. 2093.
balbierer s. barbierer.
baldekin, paldekein stm. kostbarer aus Seide u. Goldfäden
ßlnoireartig gewobener Stoff aus Bagdad, dann auch anderer Seiden-
l toff: so schol man czu allen leichen dehain paldekein noch seidein
i luch nicht haben, Eger Str. A V 1, B 21. mit edelem baldikin, Trist.
\ ,1:451. von einem baldikine wart im ein himel ertracht, Ritterfahrt
3-70. gar schone ein niuwer b., darüf keklich daz, ors sin — trat,
.85. dö nam sie da^ b. von dem antlitze sin (des toten Tristan),
Trist, 6559.
48 balsemen — bauer-vüerer
balsemen stw. 1. Balsam geben, 2. balsamieren, 3. durch Balsam
den Geruch oder Geschmack einer Speise erhöhen. 2. Isöt gebalseniet
und beserket wart, Trist 6590.
balt Adj. kühn, schnell, eifrig : kügender fremden was sie balt,
Wh. v. W. 4430. verheget betten sie den walt — ietweder sit der
strafen balt, 6063 f. Tantrisel was mit rede balt, Trist. 5099. an
siner clage nibt ze balt was daz, süez,e fröiwelin: rebte clage tet
sie sebin, Alex. 16990. der unverzagte an manbeit balt, 6018. an
tilgenden balt, an valsebe blint, 10640.
bau (G. -irues) stm. Gebot unter Strafandrohung, Einberufung
zum Gericht, Verbot, Kirchenbann: Den pan (exeommunicationem)
mag man aueb melden wider den richter ader den clager u. mag
den pewern in iczleicbem teile ader stucke des kriges {Prozesses).
Aber der antworter, der in dem banne ist, den twinget man czu ant-
worten, das imand nicht werde geseben frumen gewinnen von seiner
posen list, Const. IV 7, 4. PI. benne, Chr. Eger 1100.
baue stm f. Gen. Dat. auch umlautend. PI. benke u. banke,
1. Gerichtsbank, 2. Fleischbank, 3. Brustioehr. 1. Der Richter u. die
Schöffen sollen bloß in den vier penken richten außer in bestimmten
Fällen: wenn der Richter oder der Bürgermeister von der Stadt
wegen oder von des Gerichtes wegen oder ein sebeppe oder ge-
sworner geriebtssebreiber oder ein gesworner pütel, um unezuebt,
die im von seines amptes wegen erpoten ist, kegen imand czu tai-
dingen hat oder der richter eines enlenden mannes wort spricht —
da gen die scheppen wol an ein gespreche, Igl. Str. 188. Wanne ein
man den andern vor den virpenken begreifet, so mag her in wol
ansprechen um gelt oder um unezucht und her schol im antworten,
Igl. Str. 85, vor den vier penken , 139. 140. 141. 2. das hiuf ür die
fieischacker czu Olomuncz uff itczlicbe pank anderthalb Rind und
uff ein halbe pank ein gancz Rind all wochen slahen sollen, Olm.
Stb. 98 d.
bauchen s. baneken.
band s. bant.
baneken swv. umhertummeln, sich durch Bewegung erlustigen:
die e lägen sam din wip die wolden banchen nu den lip, Alex.,
2344.
ban-dich* stn. (woft{=ban-teidinc stn. das für einen Bezirk
(ban) an einem bestimmten Tage abgehaltene Gericht) kommt ah
dreimaliges Gericht im Jahre (1264) in einem mährischen Dorf vor.
Erben — Emier, Reg. II N 442, Mitt. d. Ver. f. Gesch. d. Deutschen in
Böhmen XV S 172.
baner, baiuier, banier stfn. Banner, führendes Zeichen einet
Schar: Do du das paner vor Alexander fürtest, Ack. 27, 1. wan meinei
freuden achtber baner ist mir leider untergangen, Ack. 7, 6. wo dei
kunik oder sein gewalt mit offener banyer czu veld leid, Igl. Str. 94
nu was sin banir nider komen, die der künc von Dächas nider brach
Alex. 21902.
baner-herr swm. Herr des Bannes, der Gerichtsbarkeit, Chr
Traut. 281.
baner-vüerer stm. Fahnenträger: panerfurer, under des pane:
niemant siglos wirt (= Gott), Ack. 56, 18.
ban-gericht — bar 49
ban-gericilt stn. = ban-teidinc, Grimm Wb. 3, 695: Wenn ban-
gerichte hett keinen verczog, Igl. Str. 280.
han-hiui* stti. = Pflichthuhn, die gemein czu Oblass rügt —
das wir Panhüner sein schuldig von jedem hauss eine in das Convent
zu den Fasebang und mer gattenbüner zu den Pfingsten, Chlum. V2.
banier s. baniier.
bau-lich Adj. verderblich, schrecklich: daz, sie banlicben dol
liten, Legende 482.
banmmg stf. Exkommunikation: b. Egers im Jahre 1469, Eg. Chr. 40.
baut stn. VI. bant — md. auch bende — bender, bander hier Eisen-
bänder an der Tür: negel und panter ausezogen u. die lecher ver-
schmiert in seinem haus, Igl. Str. (72) S 339. das er panter abgeprochen
hat, ebda. Was man von Eysern — Gatern oder panthen arbeit, das
sal alles gancz sein und gerecht, Olm. Stb. 117, 2. — seit gedenkent
neiner pant {meiner Bande), T — B Kolosser 4, 18.
ban-teiding stn. ein für einen Bezirk (ban) an einem her-
kömmlichen Tage abgehaltenes Gericht, Igl. Str. 38. 39. 40. Eröffnung:
ler Älteste aus dem Rat spricht zum Richter : „ Herr Richter, ist es
Zeit, das Gericht zu eröffnen u. Frieden zu gebieten?" Antwort:
,Ja, es ist schon Zeit, aber welchen Frieden gebietet Ihr?" Der
Älteste antwortet: „Gottes Frieden, unseres Herrn Frieden, des
Richters und der Konsuln Frieden und aller derer, die den Frieden
ieben." Der Richter: „Diesen Frieden bekräftige ich; der sich gegen
hn durch Worte vergeht, der soll mit Geld u. körperlichen Strafen
gestraft werden. Darum nehme jeder sich inacht, seine Sache mit
geziemenden Reden zu führen." Nach einem gleichlautenden Weis-
\um nach Kolin befehlt darauf der Richter dem Gerichtsboten öffent-
lich auszurufen: „Hat jemand etwas vor Gericht zu sprechen, der
\rete vor die Herren"; und kein Konsul darf ohne dringende Ursache,
o lange das Gericht dauert, aus den vier Bänken treten, Igl. Str.
|31a.). Zum b. zitiert man nur einmal und verurteilt in ihm auf
Ver Stelle, 38; eine von einem b. in ein anderes Gericht geschobene
\lache soll ganz so wie im b. behandelt werden, 39. Ein Rainbrecher
\oll den Rain in 3 Tagen wiederherrichten, wenn im b. geteidingt
|;wde, sonst in 14 Tagen, 135. Alles, was vor gehegter Bank be-
gannt wurde, hat Kraft, 341- b = judiciuin peremptorium, j. gene-
I ale , 322. Igl. B. 29. in banteidingen haben die geezeugen nicht
! olung (sonst czwir nach dem ersten), Igl. Str. S. 360. sie ist ge-
standen in panteiding rechten, Igl. Stb. IV 206 d. vor gehegtem p.,
•V117a. er hat aufgeboten ein pfandt in panteding recht, IV 251 d.
Ille ladunge — czu dem ordentlichen gerichte — sein sam bantei-
j| inge czu vornemen (peremtorie citande), Const. IV 2, 7. Conclusum
I iey gehaltener Panthättung Anno 1658 den 25. February, Chlum. II 20.
ban-terin* stf. mit Binden beschäftigte Feldarbeiterin: So einer
jem andern hauer, grueber, Scheiter, Pantern, Precherin oder dergl.
Arbeiter 'zue Weingarten und zue feldt aufredet und abspennig
! lacht, muß er 5 f. Strafe zahlen, Chlum. VII 25.
ban-1'eiertage stm. gebotener Feiertage, Eger. Str. C 54. 55.
bar Adj.md. ßekt. barvver = nackt, bloß, bar: mit baren füezen,
6 {7— B Kön. II 15, 20. par gelt, Stb. Brüs. 441. beczalt in bar gelt,
jbl. Stb. V 101a. 102 (anno 1493) 103 d.
Jeliuek, Wurterbucb. 4
50 barbarön — bart
barbarön* 3». Barbare: der b. gevaugen wart, Alex. 9732.
barbier* stf. Teil der Rüstung oder des Helmes, der den Hals
und die Backen schützt: dem fürsten in druiigen durch die b. die
spriz,en, Alex. 8195.
barbierer, balbierer stm. Bartscherer, Traut. Chr. 224.
barehant stm. Barchent: auch sal kein kramer uoch Sneyder —
parchant kauften, er (dieser) sei denn in der schawe gewesen, Olm.
Stb. 92a. zwen tozen hosen, acht barchan, Ig-]. Rsp. V.
barehanter stm. Barchentweber: die gancze czecbe der Czichner
und der Parchanter Meistern, Olm. Stb. 108a.
barehant- werk* stn. Zunft der Barchenhceber. uff dem parchant-
werk, Olm. Stb. 108.
barehe (barke stswf. Barke), wahrscheinlich aber parc, -kes
stm. Umzäunung: daß er (Zdymir von Zedwitz ) — 17 feuer-
pfeil bereit mit scblachten (hölzernen Uferbefestigungen) , parchen
und aller nothdurft grüß (?) die Stadt zu verrathen, Eg. Chr.
1043, 4.
bare stswf. Sänfte, Bahre, Totenbahre: Vorwar der künic
David gienk noch der par (feretrum), W — B Kön. II 3, 31. 600
par erez , Igl. Bgr. 39, 5. ein pore ereztes 102. Perdicas fromte
dö manege bare, Alex. 13976. da Tristant lac töter üf der baren,
Trist. 6553.
barig s. bürge.
barig-schaft s. bürg-schaft 11. har-schaft.
bär-kerze, pör-kerze sie f. Kerze bei einer Totenbahre, Egei
Str. A V 1 B 21. porkerzen darf man auch bei Leichen von noch
nicht 7 jährigen Kindern haben, Eger Str. A 1.
barmekeit stf. Barmherzigkeit: in ganzer gerechtigkeit hat ei|
ein süez,e barmekeit, Wh. v. W. 521. milte u. die süez,en barmekeit
2878. _ I
barmen swv. einem b. ihn erbarmen, sein Mitleid erregen, siel
über einen b. sich seiner erbarmen: die — tugent sin edle süez,e jugen
des mit barmder senfte twanc daz, er also mit jämer ranc, Alex
10353.
barmunge stf. Erbarmen, Mitleiden: oder hat got seiner l
vorgessen? Hier. 67, 25. sag mir durch dein b. (per miseratione
tuas), was bistu mir? Sol. 81,25. 82,3. 77,36.
barn stn. Kind, = Sohn auch m.: der edel barne wird de
sweher Wilhelms genannt, Wh. v. W. 6776. des edelen Riwaline
barn, Trist. 1508. 2249. Trist. 4022. 6735. Isalden barn 4299. Ef. lA
des küneges barn, Alex. 1906. Mnus was des swester barn, der bi
mit hurte kam gevarn, Alex. 8221. des hohen Jupiters barn, 6971
der werlde barn, Ernst 13. der Adelheide barn, Ernst 115.
bar-sekaft* stf. Bargeld : so schaff ich von der barigschaft, di
ich lass, das sind 1 guidein und 35 gr. — Igl. Stb. III 112 a.
bart stm. PI. berte Bart als Zeichen der Mündigkeit. Geschlecht:
reife: die nicht part haben, werden darumb vorkorn (nicht zv\
Zeugenschaft zugelassen), wann in ist noch nicht des gemutes richtun
u. sein die jungen unter XIV und die meide unter XII jaren, Cons
IV. 12,4.
hart = Panther s. part.
barte — bau-leute. 51
harte siof. breites Beil, Brunn Str. II 187. das sie eine barte
an dem Schilde füren, dorait ire vorfarn weren geköpft, Böhm.
Chr. 73. wen die barte nber ewerm halse wirt sten, 55. so wirt
euch die parte an den halz gesaczt werden, 106. der henger (Henker)
hatte eine p. in seiner haut, 56. wie er dem kinde mit einer parten
absluge, 21.
bartocht, bartecht s bertecht.
bariich (bäruc, — ckes) stm. — äer Gebenedeite, Titeides Ghali fen.
der b. daz, ampt hat, daz, al der heiden admirät muoz, riebe und erön
yon im enphän, Alex. 17153. 17149. 17335. 17339.
bariin stm. Baron, Großer des Reiches, geistlicher oder welt-
licher Herr, Trist. 517, s. unter lant-herre.
bar-füz, (=bar — vuoz, — vüez,e) Adj. nacket und parfus W—
B Js. 20, 4. predigern, parfussen (aus diesem Orden) und spital sol
man nicht mer geben, wenn zu einem tisch geste haben, Eger Str.
C24.
bas, baz, Adj. u. Adv. Komp. v. wol: trat hinezu bas (propius),
W — B Gen. 44, 18. pas, passer = wohl, besser, Chr. Eger 1186.
basauient-borten* swm. von fr. passement, Borten zur Ver-
zierung oder Einfassung, Chr. Traut. 323.
baselisken-auge * (v. basiliske siom.) stn.: Pitagoras gleicht
uns zu eines mannes schein, der het baseliscenaugen, die wanderten
an allen enden der weit, Ack. 23, 14.
hast stmn. (PI. beste) Rinde, Bast: mit dem seibin baste —
an der eichin aste erhink er sinen gevatir, Dal. 86, 6 (34, 101).
bau, bü (bü, bou, Gen. büwes) stmn. Bestellung der Felder u.
Weingärten: nieman buwes dar in phliget, Wh. v. W. 3856. sol hinfur
das selbig paw also yn der hoch, als iecz stet, pleiben uud nit hoher
pawt werden, Igl. Stb. V 168 a.
bauchet (bücheht) Adj. bauchig: daz, pauchet kendl, Igl. Stb.
V96a.
bauen (buwen, biuwen, bouwen) unregelm. swstv. intr. ange-
messen sein, wohnen; tr. das Feld bestellen; bewohnen; daz, mer b.
li Schiffahrt treiben; die strafe b. sich einen Weg bahnen, ihn gehen,
1 fahren, absol. seine Zuversicht gründen auf. alle dink sint mir er-
»laubt, wan alle dink pawent nit (aedificant, alles ist mir erlaubt, aber
\ nicht alles erbaut), T — B I Korinther 10,23. s. auch biuwen.
bauer s. bau wer.
bauer-pferd* stn. Zugpferd: Traut. Chr. 183.
bauer-sechswöchnerin* stf. Bäuerin, die vor 6 Wochen ent-
mbunden hat, Traut. Chr. 351.
bauke (ptike) swf. Pauke: die zwene puttel haben die (wegen
[Unzucht gefangen gesetzte) maid mit der paucken zum Pruckthor
ijlhinaus getromelet, Eg. Chr. 918.
baukeu swv. mhd. püken die Pauke schlagen: der poukenden
«jungen vrowen, W — B Ps. 67, 26. tymbanistriarum.
bau-leute (=bu-liute) st. PL Bauern: pauleute, die das feit
u|pawen (camporum eultores), Const. I 15, 10. durch armer pauleut
M\(= Bergleute) wegen, Igl. Bgr. 1, 1. ebenso: unseres gebirges pau-
leute überheben an czerunge u. kosten , Const. I 9, 1. bouleute (=
Bauern), W— B Gen. 47, 19.
4*
52 bau -lieh — be- dachen
bau-lieh (bin-, bft-lich) Adj. in pawlichem wesen {Bauwesen)
mit thoren, thurrae, Elbog. Chr. 55, 1.
hauin (= boum) stm. Baum (ein seltsamer Gen.l): es mag
auch kein haut das minste blat des baumens gemachen, Sol. 24, 29.
bau-inan stm. 1. Bauer, 2. Pächter eines Bauerngutes, 3. Berg-
bautreibender: 1. Dal. 28, 28 (5, 34) nemt iueh czu herezog ein pauman
160,31 (70). 3. wer aber das ein ander pauman das ding fleissiger
gepawet het, Const. IV 19, 3. 2. Ist aber, das ein herre seinem bau-
manne vor scheppen verbeutet, das er niemande seinen reyen breche
oder er müsse dasselbe verbussen, domit wirt der herre ledig unde
der b. sal die busse leiden, awe er imande seinen reyen brichet, Igl.
Str. S 370. 1. er was ein bauman der philistischen erden (colonus
terrae Palaestinorum). W — B Gen. 21, 34. den lantman und den
bouman, der do bei euch pilgereimet (indigenae et colono, qui
peregrinatur apud vos), W — B Ex. 12, 49. s. büman.
baum-garte swm. Baumgarten: wie sie (die menschen) peltzen
baumgarten, Ack. 53, 16. do man noch poumgerten siten (wie in
Obstgärten) wasser doreinleitet, "V\T— B Deut. 11, 10.
bau- recht (= bü-recht stn. Hofgerechtigkeit, Grundeigentum :
Das Baurecht soll mit nachfolgenden Worten gehegt werden, Chlum.
VI 1.
bäurisch* Adj. bäuerlich, bäurisch: die gert ist ein zeichin
miner paurischin gepurd, Dal. 30, 14 (6, 15). von einer p. art, 30, 21
(6,23).
bauunge stf. ~Wohnung, Erbauung: in der powunge (in ex-
struendo), W — B IL Par. 14, 7. czu bawung der bergwerk holez
kauften, Igl. Bgr. 26, 3. di ding, di da sint zu der pawung, was zw
Erbauung dient, F — B Römer 14, 19. der da weissagt, der redl
den menschen czu der pawung und zu der Unterweisung, I. Ko-
rinther 14, 3.
bau-wein (= bü-win) stm. Eigenbau: es sei Bau- oder Kauft'
wein, Chi. IV 28. kein fremden wein ins Aigen führen — dieweil
Bawwein vorhanden ist, Chi. DI 18.
bauwer (büwpere, bouwaere) stm. Bauer, Erbauer, Schöpfer: de:
erden kloses pawer (= Gott), Ack. 56, 20.
beainis* stm. (franz.) schöner Freund, Geliebter: min b., Trist
4775.
becke swm. Bäcker: ich Wernel der peck, Eg. Achtb. I lc
Walther Kupferberger, der peck, II 36.
beckel-lmot* stm. den potestät sluoc Tristan durch den 1
unz uf die zungen hin zu tal, Trist. 3304.
beeken-geselle swm. Geselle eines Bäckers, Olm. Stb. 101.
beoken-knl'cht* stm. Bäckergeselle: den hermann, peckenkneclr
Eg. Achtb. II 36. Wilhelm, p., des nickel wagners sun, II 100.
beeken-werk* stm. Zunftstube der Bäcker: Die Peckei
peckengesellen ader Mulner, czwischen den ufstoss und krieg g(
schee, die sullen das an die gesworn Meister uff dem Peckenwer
bringen und sich dorumb — lassen vorrichten, Olm. Stb. 101.
becken-zeche stswf. Bäckerzunft: Traut. Chr. 116. 135.
be-dachen swv. mit einem Dach versehen, so gar ist ez, (da
hüz,) vermüret und bedachet, Trist. 5780.
bedacht — be-gehung 53
bedacht, beclaht part. Adj. s. bedecken.
be-dächt part. Adj. bedacht besonnen: wer umb bedahten mut
beklaget und beredt wirt oder mit bedähtem mut ein unfuge tut,
der mus der stat 5 pfunt geben oder nem sich selbe dritte davon
mit dem rechten, Eger Str. B 36.
bedechtnusse stf. Erwägung, Const. I 4, 5.
be-decken swv. bedecken: bedackten ire pürge (castra) W — B
Ex. 16, 13. aller siner huoben velt hete bedaht ein cleinez gelt,
Alex. 4745.
be-deckung stf. Bedeckung, Beschönigung: b. seins unbillichen
handeis, Eg. Chr. 1164.
bedenken swv. refl. sich besinnen: das er sichs bedechte (ad
meditandum) W— B Gen. 24, 63.
be-deuter s. bediuter.
be-deutlich (be-diuteclichen) Adv. 1. deutlich, 2. bedeutungs-
voll, 3. nämlich*: 3. wan si (meine zwei sun) zu iren ver-
nünftigen jaren kumen, b. zu achtzehen jaren, des mechtig und
gewaltig sullen sein, Igl. Stb. III 148b, c. ain hantfesten uff 16
grossen jeriges czinses uff der stat czum Czaslabs, b. uf der ganczen
gemaine III A 161. mit den urburern b. ubereinkomen, Const. II 4, 12.
bediuter stm. Ausleger: als mir der rede bediuter {mein
Geivährsmann) jach, Wh. v. W. 2078.
be-drangen, -drengen swv. bedrängen: stete und inwoner wider
ir recht und freiheit bedrängt werden, Elbog. Chr. 134, 7.
be-drücken siov. niederdrücken, überivältigen: er wart bedruckt
mit swerem slaf, T— B Btb. 20, 9.
bedanken swv. (Prät. bedühte, bedüht) : dich bedaucht (Praet.),
du habest uns wenig gegeben , Sol. 66, 32. dich hat bedaucht in
deinem sinne, Hier. 221, 12.
be-dunkuug stf. Meinung, Vorwand, T— B Btb. 27. 30
begabung, begebung = stf. Schenkung, Chr. Traut. 17. 18.
be-gach s. be-jehen.
be-gän s. be-gen.
begateu (mhd. begaten, md. begaden) sivv. 1. erreichen,
treffen, 2. ins Werk setzen, durchführen: nü was der turnei begat
t. Wh. v. W. 7364. = mit einem Gatten versehen: wie wol ist im
geschechen, den du mit einem reinen unvermeiligten gatten (=
Weibe) hast begattet, Ack. 12, 18.
begeben stv. I, 1 trans. hingeben, unterlassen, freilassen; refl.
sich in ein Kloster begeben: sit sin begeben (seid dessen überhoben),
Alex. 15105. kint bestaten oder begeben in orden, Eger Str.
B 19.
be-gechung s. be-jeehnng.
begegenen, begeinen sivv. begegnen, feindl. entgegentreten:
welicherlei Sachen dir sei von uns mit zwenglicher gewalt begeint,
. Ack. 4, 2. wunder nimpt uns sollicher ungehorter anfechtung, die
uns nie mer hat begeint, Ack. 5, 12. afterrew musz iedem ver-
warren man begeinen, 19, 2. das im nit Unwillen darnach begeine,
28, 10. mir snlches ruches vormals nie begeint was, Hier. 114, 4. der
erste, der dir begant (ivohl begeint) wirt, Böhm. Chr. 19.
be-gebuug &. be-jeehung.
54 be-geitigeu — be-ginstnuss
be-geitigen* swv. begehren: der da sieht daz, weip sie zu b.,
ieczuut hat er sie geebrecht in seim hercz T — B Matth. 5, 28. daz,
fleisch begeitiget (gelüstet) wider den geist, Galater 5, 17. als auch
sie begeitigen (sich gelüsten lassen), I. Korinther 10, 6. ir begeitigt und
enthabt nit, Jak. 4, 2. der geist, der da entweit in euch, der be-
geitigt zu dem nide (hat der Geist, der in uns icohnt, einen Hang
zu dem Xeide?), Jak. 4, 5. nit begeitig daz, ding deinz, nechsten,
Körner 13, 9.
be-geitiger* stm. einer, der etwas begehrt: daz, wir nit sint
b. der ubeln ding. I. Korinther 10, 6.
begen, begän unregelm. stv.red. hier festl. begehen, feiern: Die
herzoginne zucht begienc (übte, zeigte): in wirde sie alle enphienc, Wh.
v.W. 1-406. mit einander lieplich sie (Tristan und Gäwän) sich begiengen
= waren gegeneinander sehr liebenswürdig, Trist. 2671. Des morgens,
do wir in begiengen (bestatteten), do legten wir seinen heiligen
leichnam bedachten mit einem leinen sacke — bei der krippen,
dorinne unser herre Cristus in seiner kintheit etwenne geweinet
hat, Hier. 95, 6. do si (di amptleut) begen und üben, Igl. Bgr. 116.
wen man den lieben seien — mit einem selambt wurd begeen,
Igl. Stb. V 257 c das uns diee reuplich beschedigung — gancz un-
besorgt (unvermutet) und unbewart bescheen und begangen, Eg.
Chr. 1141.
begengnüsse (= beganenisse) sin. Leichenbegängnis: man sol
zu einem itlem begenknüsz nicht iner kerzen haben dann vier u. ein
opferlicht, alle nicht über 16 pfunt, Eger Str. C 37. ire forfordern
und erben mit einem loblichen b. und jartag begehen lassen, Elbog.
Chr. 12,11. 2 = Lebensunterhalt: zu dem begenknisse deiner meide
(ad victum ancillae tuae), W — B Spr. 27, 27.
begerig (= begirec, begiric) Ad}, begehrenswert* : du lustige,
begerige speise, Hier. 88, 13. Es ist auch nicht des begerigen
(volentis), Sol. 51, 21.
be-görn swv. mit Gen. oder an: auf bergwerk, wo man an uns
begert, Igl. Bgr. 107, 2.
begerung stf. Begehren, Wunsch, Gegenstand der Sehnsucht:
Nu mus ich dich vinden, begerung meines hertzen (desiderium),
Sol. 2,6. b. aller der gutete, domit du mich genert hast, Sol. 33, i2.
36, 32. dorauf ist seine (des Satans) einige begerung, das er die sele
fresz , 42, 30. auf das ich mit ewiger b. dein beger , 30, 3. b. des
fleisches oder der äugen, Ack. 48, 3. sundige b., Hier. 11, 6. nicht
wander furbas mer nach b. des fleisches, Hier. 18, 12. b. = desiderium
Sol. 98, 20. die rufenden begerungen unserz, herren, Sol. 102. 34
affectus, cupido, W— B III 56 b. V 6 b. 42 d. T— B Joh. 8. 44.
begießen stv. III benetzen, Midi, von Gnaden gesagt: dei
süez,e name (Krist) in so begöz, Wh. v. W. 351.
beginmiss stf. Anfang: liecht, das in der b. gesprochen hat
werde liecht! Ack. 56, 1.
begiustnuss* stnf. (r. mhd. beginst stf.) Anfang: b. aller weis
heit ist vorcht unsers herren, Hier. 21, 5. ein b. aller bösen ding«
ist, wer seiner krankheit turstiklichen gelaubet, Hier. 21, 10. dt
bist ein b. u. auch ein ende aller dinge, 88,6. 87,22. got b. unc
auch ein ende ist aller schepfenunge, 146, 3. in beginstnusse meine
be-girde — be-gnügung 55
rede, 150,5. 151,9. von b. = a principio, Sol. 63, 8. als du mich
in der b. von nicht gemacht hast, Sol. 52, 14. das wort, das gewesen
ist in dem b. bei got, das ist engelisch creatur, 22, 3. u. 6. wort,
das in dem b. gesprochen hat: werd ein licht! 10,29. deine guttet,
die du mir von b. her verlihen hast , 19, 2. höchste worheit und
worhaftige höh u. b. aller schepfung, 23, 23. aller ding b. und auch
end. vor dem b. und vor dem anheben der werlt bistu got, Sol.
77. 23. unwandelbar b. sint in dir, 77, 30. b. aller creatüren, 83, 5.
als si (die majestat) nie b. gewan, 83, 9.
be-girde, -gerde stf. Begierde, Verlangen: do wir horten des
hofmeisters b. (= Begehren), Igl. Rspr. III.
begirlich Adj. begehrenswert, desiderabilis: begirliche (aus-
erivählte) steine, W — B Js. 54, 12. geben wil ich dir die begirliche
erde (das Land des Verlangens , das ersehnte Land), das uberclare
erbe der here (exercituum) der heiden, W — B Jer. 3, 19.
be-girlich Adv. 1. mit Begierde lüstern, 2* inständig, ein-
dringlich: bitte wir euch b., Igl. Stb. II 102 c.
begirimge = begerunge stf. Verlangen: grosze b., grosze lib
haben sie zu uns, Sol. 66,1. nim von mir die b. (concupiscentias),
29.24. verterb mein b. mit deiner suszikeit, 30,1. die werlt ist
voller strick der b. , b. des fleisches und der äugen, 30,16—20. so
wirt ersetet alle begirung meines hertzen, Sol. 32,37. Sol. 92, 36.
aber das gemeine gemischte volk — braute in der begirunge des
vleisches, W— B I 143c. (Num. 11, 4).
begnaden sivv. ein Privileg erteilen : Chr. v. Traut. 35.
begnädunge stf. Privileg (bei Lexer nur 2 Belege): oder sie
werden die b. Verliesen (Privilegium amittere), Const. II 4, 5. Traut.
Chr. 4. 14.
be-gnügde* (= genüegede) stf. Genüge, Befriedigung: von
der begnugde dez, herczen rett der munt (aus der Fülle des Herzens),
T— B Luk. 6,45.
be-gniigeu (begenüegen, be-nüegen) swv. genug haben: der da
hat dem wirt gegeben und im gegnugt (bis er genug hat), T — B
Luk. 19, 26. Matth. 25, 29. von den dingen , der in begnüget , Luk.
21,4. wie manige mietling begnugent brotz, Luk. 15,17. di e
under in gieng (subintravit, ist dazivischen gekommen), daz, di misstat
begnügt (überhandnehme), Römer 5, 19. wan neur begnüg eur ge-
rechtikait nit iner den (nicht vollkommener sein ivird als) der schriber
und Phariseer, ir get nit in daz, reich der himel, Matth. 5, 20.
be-gnüglich* Adj. hinreichend groß, reichlich: si habent ez,
(daz, leben) begnugclich = damit sie das Leben haben überreichlich,
T— B Joh. 10, 10. ain b. menge, Btb. 14, 1. er macht ein begnug-
lichez, wort, Btb. 11, 1.
be-gmig-sam* stf. Überfluß, Fülle: wan von der begnugsam
des herczen redet der munt, T — B Matth. 12, 34.
be-gniitftler* Adj. reichlich: si (die Ältesten des Rates) gaben
begnugtleren schacz den hutern (den Wächtern des Grabes viel Geld),
T— B Matth. 28, 12.
iK'-tfiiiitfiing* stf. Hülle, Überfluß: ich kum zu euch in be-
j gnugung de/, segens Kristi, T— B Römer 15, 29. di b. der gnaden,
Römer 5, 17.
56 be-grabmige — behabeu
be-grabunge stf. Begräbnis: das sie in ein rechte e treten
(an Stelle der bisherigen freien Liebe) und ir b. betten auf den
heiligen steten, Böhm. Chr. 32.
be-grebde stf. Begräbnis: an dem tag meiner begrebd, T — B
Job. 12, 7.
be-grebnis stf. Grabstätte*, Chr. Traut. 64. = Bestattung der
Toten: es würde uns messe, bigrebnisse nidergelegt und benomen,
Stb. Brüx 379. zur kirchen und begrebnus belayten, Igl. Stb. V
177b.
be-grebtnis* stf. Begräbnis: kost die b. 28thahler6w.gr.,
Eg. Chi-. 715. zu irer begrebtnus, 542. 550.
begreifen stv. II umfassen, in Worte fassen, ergreifen, in
sich fassen, mit dem Eid bekräftigen: ob sie in in ichtes irresales
begreifen mochten, Hier. 12, 21. ob mich ein slaf begriffe, 10,17.
nu mus ich dich b. , gut = amplectar te bonum, Sol. 2, 20. = in
sich fassen: Chr. v. Traut. 128. das si (die Briefe) in allen iren be-
greiften (dem Inhalte nach) untuglich sein und furbas niere kein
kraft noch macht haben, Mind. Egerl. 22. die geezeugen müssen das
b. mit irem ayd, Igl. Str. 300. wie im gescheft begriffen ist (wie
es im Testament steht), Igl. Str. (71) S 337. di gewaltigen be-
griffent (Druck: begriffen t) ez, (daz, reich der himel), T— B Matth.
11. 12.
begreifung stf. 1. Umfang, 2. Inhalt, 3. Verständnis, ^Macht-
bereich*: 1. hantfesten in allen iren meinuugen und begriffungen,
Stb. Brüx 225. 2. Chr. v. Traut. 128. 168, 25. 4. Selig sei der herr,
der uns nicht gegeben hat in b. irr zen (in captionem dentibus
eorum), Sol. 43,28.
begrüez,en stov. 1. begrüßen, 2. zum Zweikampf herausfordern,
3. gerichtl. ansprechen. 3. Chi", v. Elbogen, S. 10, 3. di mülner sullen
die herren des rats begrüssen und bitten, Igl. Stb. V257c.
begimtnusse* = beginstnus stfn. Anfang: Und wann die
laduuge ein beguntnusse und ein grund ist der ordenunge des
rechten, so sullen wir dovon als von dem furnemigisten teile von
ersten besehen, Const. IV 2, 1.
begürten swv. begurte, begurtet u. begurt, umgürten, erfassen :
den gurtel der kunige entloset er und begurtet mit einem stränge
ir lenden, W— B Job. 12, 18. ain ander begurt dich, T— B Joh. 21, 18.
betrachte, — wie ich mit swaere bin begurt, Wh. v. W. 1081, de*
herre, mit sinnen begurt (mit Verstand begabt), alsüs stunt sin ant-
wurt, 3875. solich angest in begurte dö man in ze dem töde fuorte
Alex. 18377. der lip mit jämer was begurt, 9320. liute unde lanl
mit solichem jämer wurden begurt, 4081. mit leide b. 2044. mit
strites antwurten sul wir ir craft b., 12189. ob nü iuwer höht
geburt der gote sippe hsete begurt, 10678.
behabeu swv. (sieh auch anbehaben) behaupten, festhalten
gerichtliche Klage oder Forderung gewinnen: Brunn Str. 38. Wei
dem andern ein ross, das her im vervangen hat , anbehabt , der mag
die eisen und den czaun czu demselben rosse nicht behabeu, Igl
Str. 92. das hernach geschrieben stet in einem geoffenbarten ge
tichte, die in kriechischer czungen und puchstaben sint behabei
{abgefaßt), W B IV 174a. Esther 10, Anm. her muss es behabei
be-haft — behalter 57
auf dem creuze (durch einen Eid), das her das (ihm anvertraute)
swert verloren hab , Igl. Str. 196. mit derselben hantfest mag her
nichtesnicht b. noch beczugen, 67. er gebärt (benahm sich, schenkte
so reichlich), als er niht behaben wolt, Wh. v. W. 1617. unser
frouwe (die Wirtin) an uns ir pris behabet hat, 1671. Er behabt
sinen Stollen mit recht, Igl. Bgr. U— B 15. der den ganch enphangen
hat von erste, der behabt sin recht daran also, das sin ganch
pi dem ersten von den schephen gehawen wiert, Igl. Bgr. U — B 5.
wer das — ercz — pehaben schol, U — B 24. Holofernes behabte
(obtinuit, bemächtigte sich) alle stete u. alle woner der erden, W— B
Judith 3, 7. sie waren behabt mit (ergriffen von) micheler vorcht,
T — B Luk. 8, 37. er wolde ouch den selben knaben (des Bess^ls
Sohn) — die lant b., Alex. 17624.
be-haft s. be-heften.
behage stf. (auch behege) Gefallen: sie waren wol in sime
behage (= waren von ihm gut aufgenommen), Wh. v. W. 5014. den
wirt zu belügen, ist vlt, der werdekeit behage, 2681.
behagen swv. gefallen mit Dat., md. auch mit Acc: allen den
herren er (sin rät) behaget, Wh. v. W. 6021. ob dir gerechtigkeit
behaget, Hier. 84, 25. Es behagt den eldisten auch , das ein ieder
perkmann sein recht gancz in gemessen pergen, in lehen und in
lehenscheften behalde, Const. III 1, 9. was heute richter und
scheppen behaget, das missevellet in morgen in einer semlichen
geschieht, Const. I 5, 8. das ich behage vor dir (ut placeam coram
Deo) W— B Ps. 55, 13.
be-halden, be-halten stv. red. 1, 1 für sich behalten, bewahren,
bewirten, einhalten, vor Gericht erhärten, gewinnen: der kunig wirdet
nicht behalden (gerettet) mit seinem reichtume noch mit kreften,
Hier. 29, 13. dasselbe ist nur der einige weg, domite man das
himelreich beheldet, 43, 8. wann in diesem heutigen tage alle seine be-
gerunge behalden hat Jeronimus (seine Wünsche erfüllt gesehen), 102, 12.
ab der perkmeister das dorste b. auf dem cruez mit seinem eide, Igl.
Bgr. 117, 2. ein sotan eigenknecht ist genant von b. (a servando),
Const. IV 12, 2. Und ist es, das iener, der geladen ist, als oft
geschieht, laukent, das di ladunge czu im nicht komen sei, so mag
der lader das behalden mit seinem eit an cz weiffei, Const. IV 2, 2.
| die urborer sollen — alles perkvolk vor allen unrechten unschadhaft
■ behalden u. beschirmen, I 2, 1. I 4, 2. als der perkmeister der ersten
•leiunge bekant hat und es auch mit seinem eide behalden hat, Igl.
i Bgr. 34, 3 u. 4. Polimites vor milte niht behielt, Alex. 3136. —
tretten: o her, macht uns behalten (rette uns), T— B Matth. 8,25.
J14, 30. dein treue hat dich gemacht behalten (dein Glaube hat dir
{geholfen), Matth. 9,22. die andern macht er b., sich selber mag er
nit machen b., Matth. 27,42. Luk. 23,35. verstecken: do nam die
junckfraw Gutte an sich ein kappe und behilt sich hinter dem alter
MAltar) Böhm. Chr. 42. Kochan behilt sich under einem stein, 34.
be-halderin s. be-halteriu.
t behalter stm. Beobachter, Halter, Bewahrer, Erlöser, Vormund,
\Ort, wo Fische gehalten iverden, Chr. v. Elbogon 97. 24. Jhesum den b.
Ilsrael, T— B Btb. 13,23. des behalters Jhesu Kristi, II. Petri 2,20.
wir paiten des b. unsers Herren, Philipper 3, 20. ein b., der da ist
58 be- halterin — be- heften
Christus, Luk. 2, 11. Götz, unsers b., Titus 3, 4. got, mein b., Luk. 1, 47.
ein gewer b. der werlt {wahrhaftig der Heiland der Welt), Joh. 4, 42.
be-halterin stf. Schützerin, Retterin: schara ist ein behalderin
der sselikeit. Ales. Anh. 1526.
be-haltig, be-haldig Adj. verborgen gehalten: eine behaldige
turstikeit = fidueiam repositam, Sol. 22, 32. sein fraw — sol
behaltig sein alles des (es behalten), das er hat und gebrauchet czu
tische und czu pette, Igl. Stb. II 139 c. ob wir daran (dem christl.
Glauben) behaltic sin (daran festhalten), Wh. v. W. 5816.
be-halt-lich* Adj. schützend, Rething bringend: der tilgende
taete — die wären im b., Alex. Anh. 101.
behaltnusse stf. (= behaltnisse): nach behaltnusse meiner
gelubde = meinem Gelübde geynäß, Hier. 151, 1. mit behaltnusse
des rechten (aequitate observata) , Const. IV 18, 9. si sullen das
wasser in seiner b. behalden (in reeeptaculo), II 3, 7.
be-halt-sam* stf. Rettung, Heil: daz in got geh di b. durch
sein hend, T— B Btb. 7,25. die b. ist in diesem, Btb. 4, 12. Offenb.
7, 10. Römer 10, 10. der Juden misstat ist ain b. den haiden, Römer,
11, 11. daz, dise b. Götz ist gesant den haiden Btb. 28, 28. daz, du
seist zu ainer b. unez an daz, end (Grenze) der erd, Btb. 13, 47. ich
pitt euch zu enphachen di speiz, um euer b., Btb. 27, 34. heut ist
gemacht b. disem haus. Luk. 19, 9. allez, fleisch sieht die b. unsers
Gotes, Luk. 3, 6. b. ist von den Juden (das Heil kommt von den
Juden), Joh. 4, 22. daz, hörn der b., Luk. 1, 69. enphacht den heim
der b., Eph. 6. 17. geben wissentheit der b. = Gewißheit des Heiles,
Luk. i, 77. mein äugen, die habent gesehen dein b., Luk. 2, 30. daz,
erbe der b., Juden 1. 14. 2. 3. 9, 28. daz, Evangelium ewer b.. Eph.
1, 13. zu der b. durch den glauben, IL Timoth. 3, 15. daz, mir diez
kamt zu der b. (zur Seligkeit gedeihen wird), Philipper 1, 19. 1,28.
2, 12. nu ist gemacht b., Offenb. 12, 10.
behaltung stf. Erhaltung, Behauptung, Behälter, schützender
Ort, Schutz: meres stram mit aller irer b., Ack. 11, 1. die erde unde
alle ire b. ist auf unstettigkeit gepawet 51, 8. bei behaldung seiner
sele, 01m. Stb. 84. bei b. u. vorlast irer seien, Olm. Stb. 76. aber
die behaldunge (Inhalt) des briefes was die, so das allen landen
luint wurde, das bereit weren die Juden zu nemen raehunge von
iren veinden, W — B Esther 8, 13. czu pesser Sicherheit und']
pehaltung diez meins gescheffts (Testaments), Igl. Stb. V 41c
be-hanthaben* swv. einhalten, daran festhalten: als alle handl
und aussaezung in dieser stat Olomuncz bei irer aussaezunge und ge-
wonnenen behanthabt werden, Olm. Stb. 132. S. 103.
be-hausen s. be-hiisen.
be-hausuns* (be-hüsunge) stf. Wohnung: Eger. Achtb. II 170
190. 196. 157. 202.' 216. 221.
be-heften swv. Prät. behafte, Part, beheftet, behaft, umstricken
fesseln, begaben: daz, vordertail des schiffes belaib beheftet = bliel
unbeweglich stecken, T— B Btb. 27, 41. behefte mich, herre zu deiner
vorchten, Hier. 22. 17. er (min vater) hat bi lebelicher kraft eine; I
forsten tochter mir hehaft (mich mit ihr verlobt), die ich nach sinn
töde nam, Wh. v. W. 6632 f. vil Beheni wein von im behaft (ge !
fangen worden) Dal. 60, 27 (21, 54).
be- hegen — be- helfen 59
be-hegen swv. hegen, als Eigentum schützen, in Anspruch
nehmen: wann er mit sulcher sach des gutes icht beilegen mug oder
gclmlle, Igl. Str. 232.
be-heg-lich, be-hegelich Adj. wohlgefällig: iuwer rät —
sint wöI behegelich, Wh. v. W. 1768. ,bene' das saget behegelich,
; b. gevellet wol, 4322. do ist in der nasen der ruch verzimmert zu
beheglicher senftigkeit alles lustsames u. wunnsames riechens, Ack.
Ij 39, 5. wenn mir mein b. zeit und der libe tag meiner seiden itzund
I komen ist (mein Sterbetag), Hier. 18, 18. wie b. auch dem al-
[ j mechtigen gote sulche predige sei , 24, 27. das er b. sei der gnade
seines kuniges, 42,6. wer sulch opfer b. dem almechtigen gote,
II 49, 23. die reichen leben in beheglichen (= behaglichen) suzzen tagen,
I 56, 15. gewinne dir behegliche wort, domite allermeniclich geleret
{ werde, 70, 12. hochfart u. geitikeit nicht beheglich sein dem al-
j mechtigen gote , 107, 8. als dir behegleich gewest ist (complacuit),
1 Sol. 25, 25. behegleiche senftikeit der ruch (odorum suavitates) 54, 9.
I als dir b. was (placuerit), 63, 18. als das langest beheglich gewest
I; ist, Const. I 7, 22. Was einst b. gewest ist, das sol furbas nicht
: missehagen, 1115,2. so das es sei beheglich (placabilis), W — B
I Lev. 19, 5. das beheglich ist in den ougen unsers herren, Deut. 12, 28.
I das beste wil ich tun, was im b. ist, Judith 12, 14. das es niuge
I beheglichen gesein (placabilis), Lev. 22, 29. got mache in euch be-
1 heglichen {gewogen), Gen. 43, 14. in beheglicher czeit (tempore
;f placito, zur Zeit der Gnade) hab ich dich erhört, Js. 49, 8. got be-
hegenleich zu sein (placere) Sol. 87, 2. daz, behegleich sei dem smack,
(■75,7. 69. einen solichen (vormund), der do meinen kindern und der
.1, ganzen gemein tugleich und behegleich wer, Igl. Stb. III 149a.
i' imantz, der in nicht b. were — aus der stat Urlauben, Elbog. Chr.
\ 108,40.
beheglichkeit = be-hege-licheit stf. Wohlgefallen, Willkür,
nj eigenes Ermessen, Gefallen: damit czu tun u. czu lassen nach der
iijjb. ires willens, Igl. Bgr. 53,7. unsere unverdrossen diuste mit stetir
■>\ biheglichkeit u. wolgefallen, Stb. Brüx 379. daran erezeigt ir uns
-<[! sonderliche b. u. wolgefallen, Mind. Egerl. 36 u. 69. daran ir sunder-
=: liehen unserm gnedigen herren dem Römischen u. Behemischen künige
jjiigrosse b. und danknemkeit tut, Mind. Egerl. 46. unsern fruntlichen
i "(linst in steter beheglichkeit zuvor, Igl. Rspr. V S 51. unser b. stete
zuvor VI.
Beheim stn. Böhmen: Beheim ich bescheid alsus: ,be' das
.t;diutet beatus ,heim' domus oder mansio, das sprichet ouch ze diute
so; ein eigen hüs u. staetiu wonunge, Wh. v. W. 4353if. kunig czu
Beheim, Sol. 1,3. kunig czu Behem, Igl. Bgr. LT— A Einl. do berg-
'i .werk fanden wart in Behemen u. in Merhern, D I R I Einl. Der
Name kommt bekanntlich von den kelt. Bojern; ihre Nachfolger, die
i \germ. Stämme Böhmens, übertrugen ihren Name?i Bajo-varii = Be-
> \wohner des Landes der Bojer (Baia), auf Bayern.
be-liiUi' stm. Ausflucht, Voncand, Chr. Traut. 127.
be-helfeii stv.1,3 behülflich nein, rejl. als Hilfe brauchen: das
man in keinen andern ader andere denn unsere kunigliche macht
ader an unsern camerer furpas beruften u. behelfen sal (ut — appelletur
provoceturve), Const. I 5, 10. kein gewouheit mag die deupheit be-
60 be-heltnusse — be-hendig-keit
helfen, II 2. 13. an dem tage des heiles bin ich beholfen gewesen
dir (auxiliatus sum tili) , W — B Js. 49, 8. sich auf etwas behelf en
= sich darauf berufen, Chr. Elbog. 17, 27. behelfen mit dem rechten,
Igl. Rspr. I. das dasselbe Hause unser offen Hause sein soll, uns
davon, daraus u. darein zu behelffen zu unsern nötten wider alle
unsere veinde , Mind. Egerl. 17. sunder das si uns und im (dem
underkamerer an unser stat) geroten u. beholfen sein, Urkb. Aussig
139. wer im dazu beholfen ist, Stb. Brüx 93.
be-heltnusse = behaltnisse stf. Erhaltung, Wahrung: alle
dise ding wollen wir, das si mit b. des rechten gepessert sullen
werden (juris ordine observato), Const. IH 1, 7. die unsers rechten
b. nicht achten (nostri juris observantiam), IV 1, 2. äne des rechten
b. ader widerprengunge ader des rechten minnermige (sine jure
retinendi, recuperandi aut minuendi, in 9, Einl. des rechten b. ist an
dem, das einer gebrauche der silbergruben, als vor geredt ist, III 9, 1.
Beheiuer-land stm. Böhmen: Böhm. Chr. 84.
behemiseh Adj. böhm. (vielfach = tschechisch) Albrecht wolde
die pebemischen czungen gar vortilgen, Böhm. Chr. 101. Ottokar II.
sagt: ich wil machen, das man auff der prucke czu Präge kein p.
wort wirt hören, 92. p. czunge Vorrede zur Böhm. Chr.
be-hende Adj. geschickt zu brauchen, schnell von leibl. Gefügig-
keit u. geistiger Eignung: Wo hat ie werkman gewurket so behendes
und reiches werkstucke — als eines menschen haupt? Ack. 38, 15.
darin (im menschen) alle behende werk, alle kirnst u. meisterschaft
mit Weisheit sint gewirket , 39. 16. Arismetrica — der zal behende
ausrichterin, 40, 16. ein prediger behender worte, ob er sein predig
nicht bestetiget mit tugentlichen werken, der ist nur ein wind,
Hier. 25, 25. die behenden weisen leute, 224,24. b. hantwerk,
Const. II 3, 5.
be-hendigen swv. (einhändigen, Gr. Wb. 5, 318): der teufel
sein strick verborgen hat nicht allein in werken des fleisches —
sunder auch in geistlicher Übung u. hat bebendigt (hat in der Hand)
die selben sein strengen stricke, Sol. 47, 6. antwort — bei ein —
langsamen boten b., Eg. Chr. 1162.
be-hendig-keit stf. Schnelligkeit, Geschicklichkeit, Schlauheit,
List, Ausflucht: der capitel sint 34. darinn man hübsches sinnes ge-
tieftes b. wol findet, Ack. 1, 5. er hat die Schilde irer (der Ketzer) b.
mit feuriger kraft des gelauben verbrennet, Hier. 4, 3. dennoch mochte
ich solche wunderhaftige b. mit nichte zu worte bringen, Hier.
117, 13. wir widerweren auch aller alder gewonheit sotane b. (sub-
tilitatem), Const. IY 20, 12. etwenne helfen alle b. der leute nicht,
das man das wasser oben ausezihe, H 4, 1. Dorumb so sein vil b.
(subtilitates) von den eitern funden, wie man dasselbe wassei
ubertawer u. überwinde, die alle tage von den newen behendec-
lieber gebessert werden, H 3. 5. so geet uns sere czu herezen
di b., die gewonheit und irresal, di di fursprechen haben, Igl. Str
299. solche b., di der leut ungeluk suchet noch gibt kein hülfe de)
worhait noch der gereebtikeit (daß nämlich der furspreche, ehe ei
sich zu etwas anderem wendet oder sich berufen hat. keinen Fuf
wegrühren dürfe). 299. Igl. Rspr. VI S 55. wie ein rat auf in ertihtei
b. noch seinem leib, ere und gut gestanden, Elbog. Chi'. 81, 46.
be-hendig-lich — beide -samt 61
be-hendig-lich Adj. u. Aclv. geschieht, genau: das mark meiner
wurtzel besihestu behendicleicher (subtilius), Sol. 37, 1.
be-hern sivv. mit Heeresmacht überziehen, erobern: Nabuchodo-
noser streit wider Arphaxat und beherte in (obtinuit eum, ivard
seiner mächtig) auf ainem grossen velde, das do heisset Ragau, W— B
Judith 15. Und Holofernes steig über alle ire casteln und beherte
alle gemawerte stete (obtinuit omnem munitionem) , Judith 2, 12.
Gutam er gresunt hebert {eroberte er, ohne daß sie verletzt wurde)
Dal. 98, 6 (42, 32).
be-herten. swv. Prät. be-herte, -harte, Part. -hart, sichern,
behaupten, bekräftigen, durch Kampf erzwingen: ob Wenczlab
desselben geltes icht lieher sei czu b. und czu behalden mit seinem
eigen briete, Igl. Str. 259. S. 153, 3. (über den Stabreim Gr. R — A
S7ff.). das ir wellent beherten ir lande den pris, Wh. v. W.
7301 f. sie wolden mit striten b. da^ sie im niht wurden diensthaft,
Alex. 5970. ir behert (beraubt) mich nicht der eren min, 596.
beninisch Adj. böhmisch: ir haus, gelegen in der Behmischen
gassen (= Böhmgasse), Igl. Stb. 111199 a.
behm-gasse swf. Name einer Gasse: in der pehmgassen, Igl.
, Stb. V 98 a.
be-holzen, be-hülzen swv. mit Holz versehen : ein ersam rath
; hat dem galgen lassen new beholtzen, Eg. Chr. 332.
behrn s. bern.
be-hüllen swv. bedecken: dein gewant, mit dem du behullet
I wast, mit nichte vor alder nam das ab, W — B Deut. 8, 4. sie behulte
:ez, (daz, hundel) da mite, Trist. 4585.
be-hüllunge* stf. Bedeckung, Überschattimg: in der behullunge
deiner vlugel, W — B Ps. 35, 8. 60, 5. kein b. ist der verlust (nulluni
'■■ est operimentum perditioni), Job 26, 6.
be-bülzunge* stf. das Versehen mit Holz, Holzlieferung: auch
Jsol inen die notdürftige b. zu irem pergwerke aus unsern Traut-
inawischen (— kaiserl.) weiden — umb den gebürlichen waldzins
ilervolget werden, Traut. Ohr. 253. vgl. berg-vreibeit. die wält
{ weide) und b. (werden als Regalien aufgezählt), Traut. Chr.
jjll3. 126.
be-hurt s. bu-lmrt.
be-hürten swv. s. buhurdieren.
be-huseu sivv. 1. mit einem Haus versehen, 2. ansiedeln: 1. vil
lierren er behüste do, Alex. 26128; 2. die hiez, er b. dar (in Theben),
liilex. 3828.
be-hüten (be-hüeten) swv. bewahren, beschützen, vorsichtig
mein, verhindern: so behut (halte) di gepot, T — B Matth. 19,17. alle
link hab ich behut (beobachtet, befolgt), Matth. 19, 20.
bei Präp. mit Dat., md. auch Acc: du kennest nit golt bei blei
ij'Htc/ii Gold von Blei unterscheiden), Ack. 46, 2.
beident-, bedent-, beideu-halben Dat. als Adv. auf beiden
Reiten: silbergruben sollen zu dem minsten 1 perglachter von einander
entfernt sein, also das peidenhalben der runpaum sich gemachsamleich
i |nuge umbkeren, Const. II 1, 4.
beide-samt Abd. beide zusammen: paid-samt mit einander
W— BIII 36 d.
62 beierisch — bein-gewand
beierisch Adj. Bayrisch: in den peierischen walt, Böbra. Chr.
41. Dal. 106, 5 (46).
bei-ge-stendig (= bi-ge-stendec Adj.) sin = beistehen, adesse,
Igl. B. S 193.
bei-graft (=bi-, be-graft) stf. Begräbnis: in dem tage der
b., Hier. 95, 17. 96, 4. Saut Eusebius b. — zu banden nenien {in
der Schrift besprechen), 150, 4. ein igleicb man bat vrei wilkor zu
kisen sein b., wo er will, Prag. Bb. 110. keine beygraft haben
(sepulturas carere), Igl. B. 43. das recht der beigrafte, W — B Gen.
23, 4. czureisset ewer gewant und gurtet umme euch sekke u.
claget vor der peigraft Abners, Kön. II 3, 31. als ein faules as
wirstu nicht haben geselleschaft mit in noch halt in der p., Is. 14. 20.
in p. eines esels wirt er begraben , Jer. 22, 19. und geben wirt er
die posen umme die p. (pro sepultura), Is. 53, 9. des fürsten bigraft,
Alex. 27216. beczalen die peygraft, Igl. Stb. V 149 b. ob sie mein
hausfraw ir beigraft nicht hie wolt haben, III 153b. czu meiner
peigraft, V 95 a. das sie zu den heiligen (in der Nähe der Kirche)
beigraft hetin, Dal. 80, 21 (32, 38).
bei-gürtel (= bi-gürtel) stm. Geldkatze: wer das habe gelegt
in unser b., W — B Gen. 43, 22. der richter ruckte im (dem Diebe)
einen b. aus dem pusen mit Pfenningen, Igl. Str. 271. er bette gelt
gesehen in einer peigurteln (also hier sicf.), 271. pfennige in dem
bigurtel sin, Dal. 55, 35 (18, 84).
beihel (= bihel) stn. Beil: du bist gewesen ir hamer, ir
amboz u. ir b., Hier. 66, 17.
bei-lager, -leger (bi-leger) stn. Beilager : den 3. jan. 1586 hat i
Augustus, churfürst zu Sachsen, sein b. gehalten, Eg. Chr. 705. dises
keyserliche b. 3. des hern Hansen ehlichen beilegers, Traut. Chr. 109.
beilde* (= bilde) stn. Beispiel, Bild: böz, beilde, Joh. v. Igl.
5. Gebot.
bei-leiftig* Adv. ungefähr: hett die herren b. 1000 fl ge-
standten, Eg. Chr. 171.
bein (= bin, bin) stswf. Biene: Von den peinen. Ein schwärmen-
der Bienenschwarm, der sich in des Nachbars Hof oder Haus nieder-
läßt, gehört dem, der ihn zuerst fängt, Prag. Bb. 133.
bei-namen (= bi-, be-namen) Adv. im vollen Sinne des Wortes,
namentlich binamen (fürwahr) ez, ist erbermeclich, swä zwei geliebe
also scheident sich, Wh. v. W. 4113. beinamen = insbeso7idere, Hier.
171, 30. ein warhaftiger cristen, b. ein priester und ein geistlichei
man — sal nur got besitzen, 42, 16. das wir dich und dein heiligen
und b. unsern heiligen St. Ieronimus also loben müssen, 129, 6. laser
vil guter gebete und b. den salter 137, 12. ander dinge b. was in
nach dem tode widerfaren was, 145, 13. allermeuniclicben und b
hinge leute, 202, 8. b. ein leben von seinem stollenhaupt, Igl. Bgr
76,4.
beinen-wald s. bienen-v. ald.
beiu-gespan* stn Fußspange; beingespan, achsilgespan u
vingerlein u. armgespan und kettelein (periscelides), W — B Num
31, 50.
bein-genaud stn. Beinbekleidung, er tet von im die vinger
lin und sin bein°-ewant, Ales. 26034.
bein-schretig — beiten 63
beiu-scbretig (bein-schroetec) Adj. den Knochen verletzend, bis
auf den Knochen gehend: painschretige wunden, Igl. Stb. V 37c. 82 d.
199 d. 271c.
beiuzig (mhd. beinzigen, aus bi-einzig) Adv. einzeln, einzig,
Chr. Eger 1020, in letzterer Bedeutung im Egerl. noch heute als
bainzi.
bei-scbaft (bi-schaft) stf. belehrendes, Beispiel, Fabel: b. gab
ich euch, T — B Joh. 13, 15. gib dich selb in ein peischaft {erweise
dich als ein Vorbild) guter werk, Titus 2, 7. bis ain peischaft (im
Druck fälschlich perschaf, ebenbiid 11. Bibel) der getreuwen in dem
wort, I. Timoth. 4, 12. in den trubsalen, di ir erleidt zu der pei-
schaft (in ein exempel IL Bibel) dez, gerechten urtails, IL Thess.
1,5. neint bischaft (ein Beispiel an) des ubeln ausgang, Jak. 5, 9.
si sint gemacht in pischaft zu enthaben di pein des ewigen feuers,
Judas 1, 7.
bei-slafen (subs. Inf. bi-slafen) stn. Beischlaf: das du ge-
brouchest meines beislafens, W — B Gen. 38, 16. die vrowen, di do
man derkant haben in beislafen, die erwurgit. — Aber die meide
und alle wlpliche iuncvrowen, die behaldet euch, W — B Nuni. 31,
17 u. 18.
bei-släfunge (= bi-släfunge) stf. Beilager: der do was vor-
weser über die b. des kuniges, W — B Esther 2, 14.
bei-slag (=bi slac) stm. Abfall beim Schlagen, schlechte, nach-
geschlagene Münze: bei allerlei muntz beisiege und bei weihe un-
weib müssen wesen, Ack. 47, 13.
bei-sorge (= bi-sorge, bei Lex. nur md. Belege.) stf. Be-
sorgung, Fürsorge, Seelsorge, was schon ist, das ist mit teglicher b.
swere zu halten, Ack. 30, 21. Besorgnis: auch weren sie ohn alle
b. und gewehr auf die grentzen gegangen, Traut. Chr. 208.
bei-spel (=bi-spel) stn. Parabel, Gleichnis: zu einem b. der
| vorsmehunge und der ungehorsamkeit, W— B Esther 16,24. und ouf
hub her sein b. u. sprach (assumpta parabola sua dixit), Num. 23, 7.
| nam ein b. und sprach, Num. 24, 3. nemende sein b. (assumens para-
bolam suam), Job. 27, 1.
bei-spild* stn? exemplum: zu einem beispilde, W — B Num.
5, 21 u. 5, 27.
bei-stendig ( = bi-stendec) Adj. beistehend, behilflich: alle
gotes zirung- sol b. wesen, wider euch zu wurken, Ack. 10, 13. bei-
stendiger aller bedürftigen, 58, 1. der etat b. u. gehorsam sein, Igl.
Str. 190b S 108. imand vor gerichte mit seinem eide b. sein, Igl.
B. 33. der stat b. und gehorsam sein, Igl. Stb. II 107 a. 107 b. Elbog.
Chr. 28, 2. 28, 7. 43, 2. 77, 42.
bei-stendiger (bi-stender) stm. 1. Augenzeuge, 2. Helfer: 2. nahen-
der b. = Gott, Ack. 58, 1.
beiten (= beiten) swv. zögern, warten, einem Frist geben:
ibeit des blinden, Sol. 7, 29. Wes beitestu? worumb bekerest du nicht
klein hertz in besserunge gegen gote, Hier. 37, 19. kume schire und
lass dein beiten, 63, 5. gleicherweis als ein mitling seines werkes und
: seiner arbeit ende beitet, also beite ich dein, 75. 12. gerechten ge-
Irichtes b., 81, 18. wir waren beitende eines sulches urteiles, 147, 25.
nicht langer des beitet, ir gebt im kristenliches reht (Taufe), Wh.
64 bei teil — be-jac
v. W. 3277. seiner czeit Leiten, Const. 1 5, 1. wir wollen nicht, das
die smide oder ander arbeiter auf ein vierteil jars und etwenn mer
oder minner beiten ires vordienten lones , I 15, 3. durch peiten des
lones, IV 18, 1. es entaugt nicht czu p. do, do nicht hilft das , des
man gepeitet hat IV 11, 5. si (die fursprechen) sullen nicht dovon
schaden nemeu, dovon sie pilleich Ion b., IV 4, 11. darinne nicht zu
p. ist, II 1, 7. das nach ordenlicher saczunge iderman seiner czeit
p. sol, das er in seinen Sachen ein gut antwort habe, 15, 1- Igl. Str.
40. Prager Str. 103. beite dornach ander siben tag, W — B Gen. 8, 10
u. 12. Judith 10, 6 u. I 79b. Beit, wider beit, beit, wider beit, Sol.
94, 28. wir beiten sein , wenn er kura von der hochzeit, Sol. 94, 35.
das du auf dem ufer des himelischen landes unser beitest, Sol. 97, 35.
baitend T — B Job. 5, 3. Luk. 1, 21. bait wir eins andern, Luk. 7, 19.
do ir Paulus beite zu Athen , Btb. 17, 16. du beides (hast zu er-
warten) ein gros ubil, Dal. 74, 28 (30, 19).
beiten, biten (mhd. biten) stv. II warten, zögern wes biten
wir? Wh. v. W. 7121. was mugeu wir biten? ja sult ir mit mir
riteu vür die geerten herzogin, 6290.
beitler (biutelsere -er) stm. Beutelmacher, Lederarbeiter ; einer
der durchbeutelt, durchsiebt, ein b., der die orgel alhie gemacht hat,
Chr. Traut. 50.
beitsche s. peitsche.
beitunge stf. Verzug, Verzögerung , Erwartung: du herr, bei-
tunge Israhel, Sol. 58, 35. und was ist newr mein beitung? Sol.
94, 29. gab und Ion ir b., Sol. 99, 40. ir peitunge was sich worden
(periit exspectatio eorum), W — B Ez. 19, 5. wo ist nu dorumme
mein p. (praestolatio) , Job. 17, 15 u. Gen. 8, 10. vor vorchten vor
der baitung. T — B Luk. 21, 26. ain fraizlich paitung dez, urtails,
Judeu 10,27.
bei-vellig* Adj. zustimmend, anhänglich: mich dahin zu
notigen, in des beifelliger [zu werden] Elbog. Chr. 78, 18.
bei-weilen (bi-, be-wilen) Adv. bisiceilen: ob mich b. wider
meinen willen ein slaf begriffe, Hier. 10, 16. b. wart ich erczornet
über mich selben, 11, 10. 24, 15. du twingest sie b. zu sunden, 53, 26.
wann b. so schrei er mit grausamigen antlutz, 137, 21. 116, 14.
bei-wesen (= bi-wesen) stn. Anwesenheit, Beisem. Gesellschaft:
Es ist sitte, das man die leut, die den tot vorschult haben, für
gericht pringt u. in irem b. urteil über sie spricht, Olm. Stb. 89.
in b. des herrens Endres Lederer, Elbog. Chr. 69, 26.
bei-wesung* stf. Anivesenheit, Gegenivart : in b. und vorjehung
Bernhartz von Schonpergk, Elbog. Chr. 2, 1.
» beiz*, peiz* stm.? Leinwand, Byssus: di here — nachvolgten
im auf weissen rossen, gevasset mit weissem peiz reinen (vestiti
byssino albo et mundo), T — B Offenb. 19, 14.
bei-zeichen (= bi-zeichen) stn. 1. Symbol, 2. Gleichnis, 3. Be-
deutung: vom munde zu munde rede ich zu im und offenbar nicht
durch ratsal und beiezeichen (figuras), W — B Num. 12, 8.
beiden sivv. beizen: er beizje der stat so nähen, Alex. 3407.
er reit beiden mit dem valken sin, Trist. 1137.
be-jac, -ges stm. Beute, Errungenschaft, Vorteil, Geschäft:
Vil diner wirde bejac mir suo^e in minem herzen lac, Wh. v. W
be -jagen — be- klagen 65
1054 f. ein sinnig berze gap ir rät, das trahte üf weltlich bejac,
739 f. ie üf dem ros ein barnesch lac vollen guot vif ritterlich bejac,
3158. aldar sie kämen durch bejac und nämen, swaz, sie fnnden,
5505. da bite ich umb der nar b., 4953. ein lieplichez, kosen — git
dicke bi hohem mvvote pin und doch an Minden bejac, 7064 ff. üf
prises bejac riten, Alex. 18593. Alex. Anh. 768.
be-jageu swv. erbeuten, erringen; refl. sich beschäftigen, sein
Leben erhalten, das ich habe von mir diu flnht bejaget mit miner
unzuht (ich hätte durch mein ungebührliches Betragen dich von mir
getrieben), Wh. v. W. 1104 ff. = verfolgen, Chr. Elbogen 91, 28. ritter-
lichen pris den muoz, ich nimmerme b., ob ich dir unrecht welle
sagen, Trist. 361.
be-jechen, be-jeken stv.1,1 mit G. bekennen, beichten, zu-
gestehen: begehent ir sund, T — B Matth. 3, 6. der mein begicht
(sich zu mir bekennt) vor den leuten und ich begich sein vor meinem
vater, Matth. 10, 32. si giengen alle, daz, si beiechen (bei der Volks-
zählung), Luk. 2,3. er begache und laugent nit, Joh. 1,20.
be-jechung* stf. Bekenntnis, wir behalten (lasset uns fest-
halten an) di unbeweglich begechung unser Zuversicht (Hoffnung),
jT — B Juden 10,23. di begehung des mundes wirt getan zu der be-
| haltsam, Römer 10, 10. in den tagen der begehung (der Schätzung,
: Beschreibung , professionis) , Btb. 5, 37. begich gute begehung (be-
t kenne eine gute bekanntnucz XI. Bibel) I. Tim. 6, 13. 6,14.
be-kennen siuv. erkennen, bekannt machen, zu eigen geben, refl.
izur Erkenntnis kommen: Je grosser lieb zu b., ie grosser leit zu
lemperen lieb, Ack. 16, 18. Es ist offenbar, wer im rechten (vor
\Gericht) bekennet, den hat man für den, der überwunden ist, Const.
IV 10, 1. wer im rechten bekennet, muss 1. czu seinen rechten jaren
kommen sein. 2. williclich u. unbetwungen b. 3. wissende u. nicht
jkon irrsal der sachen b. 4. wider sich b. 5. im gerichte. 6. vor
peinem richter. 7. in kegenwortikeit seines widersachen ader des
schaffers. 8. von einem sichern ding ader sicher grosse. 9. von dem
Klinge, dovon die clage ist, Const. IV 10.
be-kent-lich (be-keune-lick) Adj. erkennbar, bekannt: alle dinc
I — sint dir b. und wissentlich, Alex. Anh. 21. das doch der arman
In keinerlei weise bekentlichen (zugibt) Elbog. Chr. 71.
be-kent-nusse = bekantnisse, bekentnisse stfn. Bekenntnis.
mFür den Beklagten belastendes B. hat nur in den oben unter bekennen
i ingegebenen Fällen Gültigkeit, Const. IV 10.
be-keren sivv. hin-, umwenden, verwandeln, zu einem Glauben,
Ii6-, anwenden, in den früheren Zustand bringen: ertznei, zu b.
Inenschleiche gebrechen, Sol. 54, 20. = zur widerkar (s. d.) bringen,
■ 3hr. v. Eger 1143. bekert, abgetragen und gewandelt = gebüßt,
1.143. sich umwenden: Ihesus bekert sich und sprach, T — B Luk.
|153, 28. si funden den stein bekert (weggewälzt) von dem grab,
, j juk. 24, 2. do ich waz, bekert. als ich mich umgewendet, Offenb. 1, 12.
be-kerung stf. 1. Krisis einer Krankheit, 2. Bekehrung, 3. Lehre,
*!f. Vergütung: so euch nit abtrag und b. von mein son beschech,
\ aüsst ir euch — beclagen, Eg. Chr. 1144. 2. an Saut pauls tag Be-
;:erung, Eg. Achtb. II 118.
be-klagen swv. über oder gegen einen kl., Chr. Traut. 1C5.
Jelinek, Wörterbuch. 5
66 be-klagunge — be-kumern
be-klaguuge stf. (Diefenb. gl. 164 lamentatio) Klage, querela:
weune beclagunge hat er in mir fanden, W — B Job. 33, 10.
be-komen s. be-kumen.
be-komern s. be-kumern.
be-koinerung stf. (Lesart nach Cod. E für underwinden) =
Inangriffnahme, Const. II 1, 2 u. 3. S 119, 19 u. 24.
be-korn sicv. schmecken, kosten, kennen lernen (mit Gen., Acc.
oder Nebensatz) prüfen, versuchen mit Acc: bekoret sint unser veter
ftentati sunt), W— B Judith 8, 21. das er dich bekorte (tentaret),
Deut. 8, 2. zagheit er nie bekorte, Alex. 4644. da von (infolge der
Ermordung so vieler) manic herze bekort jämer, der im e was un-
kunt, 8314. sulch jämer wir nie bekorten, als wir von im horten,
Ernst 3487. do er ez, het bikort (den Wein mit Galle gekostet hatte),
T— B Matth. 27, 34. er het b. da^ wa^er, Joh. 2, 9. di bekoren nit
meins abentessens, Luk. 14, 24. nit enrurt noch bekort noch begreift
alle dink, di da sint in der verderbung. Kolosser 2, 22. wir haben
gelobt — uns, nichtz ze b., bis daz, wir Paulus derslugen, Btb.
23, 15. di nicht b. den tod, Matth. 16. 28. daz, di genad Götz bekort
den tod um all. (den Tod für alle erleide), Juden 2, 9. di habent auch
bekort di himilischen gab, Juden 6, 4.
be-korunge stf. Versuchung: Nicht soltu vorsuchen deinen
herren gote, als du vorsuchet hast an der stat der bekorunge (in
loco tentationis). W — B Deut. 6, 16. b. durch den krieg (wegen des
Zankes) der kinder von Israel (tentatio propter jurgium f. Isr.),
Ex. 17, 7. jene aber, die b. nicht empfangen haben (qui tentationem
non susceperunt) sint gestoret von dem storer, Judith 8, 24 f. Nu
hab ich bißher nit gehört, wo man dergleichen kuckenfleisch genomen
hab, imand kein b. gescheen sei (s. widerkar), Chr. Eger 1143 (Ver-
gütung, Schadenersatz), ob di b. ist heiig und der samnung = wenn
aber die Erstlinge heilig sind, so ist es auch die Masse, T — B
Bömer 11, 16.
be-krenken swv. schwächen, verletzen: liht, das kein vinster-
nusz bekrenkt, Sol 31, 33.
be-krien swv. beschreien, laut preisen: bekriet schone und
beschrit wart des fürsten höchgezit, Trist. 511.
be-kumen, (be-konien) stv. I, 2 kommen, gelangen, sich er-
eignen, erholen, zu statten kommen, biz, daz, wir dir bekomen sten
(vor dich kommen), Wh. v. W. 2122. swar sie vor e bekämen (wohin
sie früher auch immer gekommen sein mögen), 5011. Ist aber, das
dem antworter kein meldunge ader beschirmunge bekumpt noch,
hilf et (Xisi competat), Const. IV 7, 6. das in ruch und gemach davon
bekume (quod — ipsis proficiat ad quietem). I Torr. 8 41. auch
bekumpt es wol der urborer bescheidenheit (discretioni urbariorum
convenit), I 4, 8. II 2, 10. dovon, das alle dink gleich bekumen dem l
gerechten u. dem ungerechten (aeque eveniant), W — B Prediger 9, 2.
be-kumeru, bekomern md. für be-kümbern, bekumberi)
sivv. belästigen, in Not bringen, in Arrest setzen, beschäftigen, siel
mit eticas b., es pflegen: die — röubsere — den walt bekumberi
beten, Wh. v. W. 5901. freude, leit, vorcht und hoffnung, die vier
alle weit bekümmern, Ack. 33, 2. mit gebrechen ist bekummerl
aller leut anstal. Ack. 43. 2. Darumb so sei wir so sere bekommen
be- legen — be-lenten 67
mit dir, 48, 15. dann wart, das dn nit bekomert werdest mit
afterrew, 3, 14. ich bekumer mich mit der red (loqnutione implicar),
Sol. 6, 1. der ist mir ein wint, der die oren beknmert, Hier. 25, 26.
In grausamen vorchten der nachtgesichte, so der slafe pfliget czu
b. die leute, W — B Job 4, 13. dorumb das der undercamerer mit vil
gescbäften, das lande berurenden, bekümmert was, Olm. Stb. 132.
S 105. Wenn imand hoffenunge bat czu dem perkwerk — so under-
windet er sich einer breiten u. bekomert ein stat in einem freien
fehle, ein grübe zu machen, Const. II 1, 3. S. 119, 32 nach E. Er
hat das mit der stat prif zu Präge und anderwo bekumert an unser
wissen, Igl. Str. 235. werfet von euch alle uberkerunge, in der ir
euch habt bekümmert (qnibus praevaricati estis), W — B Ez. 18, 31.
die vorte sint b. und die pfuczen sint enczunt mit fewer (vada
praeoccupata sunt), Jer. 51, 32. sie bekümmerten den vort des Jor-
danis (besetzten die Furt), Richter 3, 28. Holoernes b. alle ire creisse
von Cilicia uncz bis czu den enden Jafet, Judith 2, 15. Und alles
gesinde Effraims schrei und b. die wasser und den Jordan uncz bis
czu Bethara (= Bethbera), Richter 7, 24. alle waren sie bekümmert
von dem wein (fatigati a vino), Judith 13,2. vinsternüsse haben
sie b. (fatigaverunt) , Judith 9,7. do Wlasta het daz, lant be-
kommert, Dal. 46,21 (14,5). anlangen, beteidingen, aufhalden,
bekümmern, Stb. Brüx. 293 u. 227. bekumert von dem unrainen
Geist, T — B Mark. 1, 23. di mit unkenschen gedanken ir hercz
bechumern, Job. v. Jgl. 10. G., alle di ier sinne damit b. als alle
die davan gern boren reden 6. Gebot.
be-legen sivv. bergm. ein Bergwerk mit Knappen belegen: das
er es — das ort — zu rechte belegen mag, DIR 23a, 10. legten
wir nicht heuer dar, si (der munczmeister u. andere) wolden von
meines herren des kunigs wegen die orter selber mit heuern belegen,
ilgl.Bgr. 53,21.
be-legunge stf. Belagerung: werden wirt sie — die stat —
Jin ein b., W— B Ez. 4, 2 u. 4, 7.
be-leiben s. be-liben.
be-leibliuc s. bleihling.
be-leilmng* stf. Überbleibsel, Rest: si hüben auf die b., T — B
[Matth. 14, 20.
be-leichtcn s. be-leuchten.
be-leiten swv. geleiten, Geleite geben: wie er an siner wider-
Ivart von der kristenheit beleitet wart mit mangem fürsten lobesani,
|Wh. v. W. 5548. wirt is not sein — in zu beleiten, Stb. Brüx 352.
Iden herren sie beleiten zu schiffe, Trist. 1558. wer hat in beleitet
liier, Alex. 20509. den (meister, sun oder tochter eines meisters)
Nullen alle maistern und gesellen zur kirchen und begrebnus belayteu,
[gl. Stb. V 177b.
be-lernen* sivv. belehren: welche werden wissen zu defen-
llieren ohne mein b., Igl. Ms. 25. Bei L. belernunge = Belehrung
aus Thiir. Rd.
be-leuchten (be-liuhten) swv. beleuchten, erhellen: wachs kaufen
II— die obgemelte mess czu beleuchten, Igl. Stb. V 164a.
be-Ieuten (be-liuten) sivv. mit Geläute bekanntgeben: die
lljlocke — dormite die wecbter auch solten das l'euwer b. , Traut.
68 be-liben — be- nennen
Chr. 143. ich — habe dieses fewer beleutet mit der ratkglocken,
167.
be-liben, bliben stv. II. in gleichem Zustand bleiben, unter-
bleiben, tot bleiben, übereinkommen*: so sein alle rete u. die eldisten
doran mit einander beliben, das — , Olm. Stb. 57. snnderlichen sein
auch die rete mit den eidern doran vestiklichen b., 58. 61. 62.
be-ligen stv. 1,1, liegen bleiben, dabei bleiben, tot bleiben,
trans. belagern: Sloss Karlstein, das iczunt belegen ist, Aussig
Ukdb. 177. '
be-listigung* stf. (von be-listen = durch List erreichen): Über-
listung, er wird die stat wider einnemen durch b. wider geschrieben
freiheit, Ch. Traut. 120.
be-lue* Seeungeheuer: die argen b. die ritt er zugen sie in
den se, Alex. 21 569. ipomites und b. mangem manne täten we,
22375.
beizen swv. propfen, einnisten lassen: er palczte dy Tutschin
gewaltlich (begünstigte) Dal. 161, 20 (71, 18).
be-iueiligunge* stf. (von be-meilegen = beflecken) Befleckung,
contagio: die leute mit semlicher bemeiligunge vorunreinet, W — B
Num. 19, 18.
be-melden* sivv. erwähnen: die bemelt funtgrueb, Igl. Mutg.
11 u. 24. die bemelten partheien, die b. Stollen, Igl. Bgr. 111. das
sol ihme bemelt u. verriebt werden, Traut. Chr. 3.
be-melt = obengenannt : des b. Schaczl, Igl. Stb. III 326 b. der
b. Wenczlaw, di b. margareta, III 325 a.
be-meltlich* Adj. angeblich, Chr. Traut. 126.
ben s. pen, Chr. Traut. 139.
be-nachten, be-nahten swv. über Nacht bleiben, übernachten:
da benähte üf der ouwe daz, her, Alex. 23152. einem b. einem nächt-
licher Weile geschehen: die noch was ein maget, als ir benachtet
noch betaget were der dinge ichtes icht, da von man brüt den
briuten spricht, Trist. 869-872.
bendel stm. Band, Binde: ein roter pendel (vitta coccinea)
W — B Ps. (=VB 126 b). die zusamenbant ein iacintisch pendil, das
sie sich claffende icht wekilten u. wurden bewegit von einander
(daß sie nicht loshingen und voneinander verrückt würden), W — B
Ex. 39, 19.
bendlein (= bendelin, bendel) stn. Bändchen, Binde: mit
iacinthischen b., Ex. 28, 28.
be-neben Adv. und Präp. seiheärts, zur Seite: b. im zöcli
man daz, sine (ros), Alex. Anh. 1931.
be-nemen stv. 1,2 wegnehmen, entziehen, berauben, refl. siel
entledigen: der schar der hüfe die zal benam, nieman sie kund«
erahten, Alex. 6236. das du im das leben hast benomen, Böhm
Chr. 98.
be-neniung stf. Wegnahme : bey der pen der b. aller wirdikei
(Entziehung aller Würden) Eg. Chr. 1125 S. 303.
be-nennen sivv. meist rückumlautend = bestimmen, anberaumen
verheißen, zueignen: auf einen benanten rechtistag vorladen, Igl
Bgr. 107. 1. aller fürsten lant wären zuo zinse im benant (ver
pflichtet). Alex. 900. diner kröne sin benant vil fürsten (untertan]
benent-lich — be- mimen 69
Alex. 121-11. wa^ im fürsten wären b. — die wurden besant, 26751.
waz, im boten wirt gesant den sint die trinkvaz, b. (zum Geschenk
bestimmt), 26404.
be-nennung* stf. (guter) Ruf, Ruhm: swelhe da sint guter b.
(bonae famae), T— B Philipper 4, 8.
benent-lich Adv. mit ausdrücklichen Worten: reichen und
geben b. 500 gülden reinisch, Traut. Chr. 94.
be-nentnusse stn. (bei Lexer nur aus Freiberger Rechts-
denkmälern belegt) : noch der czal der b. = iuxta numerum vocabu-
lorum, ihrer Namen), W — B Num. 26, 53.
be-nimen (wohl das mhd. beneimen) swv. festsetzen, bestimmen,
verheißen: umb kees u. eier, den armen leuten zu der abentspeis
benimpt u. bestelt, Olm. Stb. 73.
bennig Adj. im Banne befindlich, geboten oder verboten unter
Androhung von Strafe, Chr. Eger 1108.
be-nötigen* (be-noeten) swv. zivingen: des wir benotigt, ew.
k. mt. zu clagen , Elbog. Chr. 107, 3. ir mitburger also nit b. (be-
drängen) 102,18. sunder sich benotigt, di von Elpogen zu smehen,
118, 10.
be-ncetung* stf. Bedürftigkeit, Notlage: der armenleut b. zu
wegen (in Rechnung zu ziehen, berücksichtigen) Eg. Chr. 1140.
bensei stm. — pensei, pinsel, Pinsel: darüber brün wol
stende brä, als sie mit dem bensei da ze wünsche sin gestrichen,
Wh. v.W. 1506 ff.
be-nug Adj. b. thun = genügen, er hat damit seinem ampt
nicht benug getan , Chr. Elbogen 76, 29. so ist — dy gros schuld
und angst (Bedrängung durch Feinde) auf unsern nacken gewachsen,
nit wissen noch betrachten kunnen, wie dy benug zu tun, Chr. v.
Eger N. 1123 S. 300.
be-migen subst. Inf. stn. Genüge: das einem itczlichen Rechte
und ein b. geschee, Olm. Stb. 146. Christus, unser liber herr, Petro,
seinem Vicario, antwort czwa swert czu benugen off erden: das ein
swert geistlicher u. das ander werntlicher ordenung, Olm. Stb. 76.
das den armen kranken mit essen, mit trinken und mit dem leger
ein b. geschee, 73. dem Spruche ein b. tun, Elbog. Chr. 39, 2.
be-nugen, = benüegen swv. genug haben, zufrieden sein: benugt
sein, Chr. Elbogen 16, 17. 64, 1. 71, 30. 78, 1. 105, 16. b. = genügen,
nachkommen : 39, 2.
be-nügig Adj. b. machen = zufriedenstellen, befriedigen: wie
wol wier ihme umb die kaufsumma — durch Versicherung b. gemacht,
Chr. Traut. 67. Elbog. Chr. 78, 7.
beuüg-lich*, -en Adv. genügend, in zufriedenstellender Weise:
Ib. u. notturfticlich geantwort, Eg. Chr. 1072 S. 261.
be-niimen md. für be-nuomen swv. namhaft machen, urkundl.
'.verheißen: der lehenschefter freue sich des rechten, das im der lehen-
Iherre benumet und bescheidet (quod sibi concessor dixerit deputandum),
Const. III 5, 16 S. 191. ein stete stunde des tages b. ader bescheiden
(assignare) , III 5, 13. so haben wir beiden teilen des einen be-
numpten tag gelegt vor uns in Rat zu komen, Olm. Stb. 132 S 105.
ho sal — die geltschult dem Closter czu sent Bernhardin czum Baw
— gevallen — dorczu sie es benumpt u. beschaft (vermacht) haben,
70 be-quemlich — be-rede
155. ein gesworen des rates, der dorczu benumet (bestimmt) ist, den
slussel haben sal, 49. in irem benumten (dedicato) heiligen ampte,
W — B Par. I 25, 1. das er benumte in ir teil (ut traderet), Estber 2,9!
die er im benumet hette zu einer tochter (quam sibi adoptaverat*
in filiam), Estber 2, 15. die Sterke irr bende der gewalt irr abtgoter
benumende (robur manuum suarum idolorurn potentire deputantes,
zuschreibend), Estber 14, 8. die selben benümpten personen, Eger Str.
13. benumen = namhaft m., Cbr. Elbogen 25, 11. 25, 21. 26, 15. er
hat bekannt und benumet seiner eelicben frawen — 200 prager muncz,
Igl. Stb. II 169a.
be-quemlieh Adj. passend, aequalis geeignet, nütz: Du strafest
mit rede, die dir nicht b. ist, W — B Job. 15,3. der eit b. ist, die
kriege zu entscheiden, Const. IV 9, 1. ob das b. sei unserm gemein
nueze — daselbst einen Stollen zu messen, II 5, 1. was unserm ge-
meinen nueze allerbequemlichst, 114,10. darnoch in den wirdigen
bochezeiten sol man die perkmeister mit einer bequemlichen Steuer
und hülfe, nicht mit ereze, sunder mit pfennigefn] trösten I 7.22.
ber sivm. Bär: und her giengen czwen peren (tirai) aus dem
walde, VT— B Kön. IV 2.24.
be-rainen* die Grenzen ziehen, -bezeichnen) siev.: weide, wisen
- mit allem dem, das darezu beraynet ist u. in denselben reinen
begriffen ist, vorleiben u. reichen, Mind. Egerl. 17 (a. 1389).
be-rainung s. be-reiimng.
be- rasten* r. raste, reste siov. ausruhen, rasten: ouf dem
beraste der geist (super quos requieverit spiritus), W — B Num.
11, 26.
be-räten stv. red. 12 1. (v. rät Rat) = überlegen, anordnen, reji.
mit sich zu Rate gehen, 2. (v. rät = Vorrat, Lebensunterhalt) aus-
rüsten, unterhalten, mit etwas versehen. 2. wan er (Gott) reich ist
zu beraten allermeniclich, Hier. 59, 15. er (Gott) sol uns noch be-
raten, er ist noch hoher gäbe rieh, Wh. v. W. 5399. nicht anders
wir da häten, sus wären wir beraten (so schlecht ausgestattet), 6683 f.
die beriet man des toufes sä, 7768. also mich got vor diser stat
diser zweier süne beraten bat (mir beschert), 7492. sit ich von der
guoten schiet, diu mich der zweier süne beriet (sie mir gebar),
6613. ist das euch got berett (iciedcr Ertrag vom Bergbau gibt),
Igl. Bspr. IV.
be-rauchen swv. beräuchern: dar nach berouchte er (Alex.) den
sarc (Achills) mit wirouch und mit mirre, Alex. 4994.
be-raumen, -re innen, -reimen* (von rümen Platz machen, iveg-
räumen, weichen) swv. festsetzen, bestimmen: Chr. Traut. 150. 191.
204. 249. 262. 270. dem grossen grenitzsteine, den er itzt b. lesst,
Traut. Chr. 150.
bere s. berg.
bere s. berre.
be-rechten (=be-rehten) swv. vor Gericht aussprechen, aus-
machen, richten, verurteilen, hinrichten: daselbst sol er (der Er-
mordete) berechtund werden, Chlum. 1 6.
be-rede* stn.? stf.? Vereinbarung, Bedingung (der Übergabe):
dorauff worden die pered geleutert und gelobten (die Gefangenen)
recht gefencknis; Eg. Chr. 1185 S. 356.
bereden — be- reiten 71
bereden swv. für jemanden Zeugnis ablegen: wen er einen un-
schuldigen nicht bereden wil — u. er sein unschult wol weis, Joh.
v. Igl. 5.
be-red-leute st. PI. (von bereden mündl. festsetzen, beweisen
durch Eid oder Kampf sich verteidigen), Zeugen einer Vereinbarung:
die b. oder hochczeitleut, die dan czwischen in ein berednus ge-
macht haben. Olrn. Stb. 151.
be-redmis (= beredmisse) stf. 1, Verabredung, Vertrag, 2. Reini-
gung, Entschuldigung: 1. ein obeschrift ous unserm register der b.
mit dem Libak, unserm mitpurger, Igl. Str. 323 S 234. auff suliche
b. (Versprechen), Igl. Bgr. 80, 2. ein berednus gemacht, Olm. Stb. 151.
2. Quod Martinus expurgatiouem homicidii habere non potest sibi
impositi de iure hoc est vulgariter dicendo: Martin mak kein be-
rednus habin, Brunn Str. I 730 S. 336. — 1. von wegen einer Verlust,
dorumb er mit ir ein freundlich b. thun hat, Igl. Stb. V 195 d. ein b.
u. ainung gemacht ist, V217d. III A 99b. ein b. von einer rinnen
wegen, III A 158a. 111133a. ein freuntliche berednus und ein
ganz ewigs gemecht, III 206 d. also hield er mit Adams hausfraw
ein b. (Versuch einer gütlichen Beilegung ihres Rechtshandels),
III 39 d.
be-redunge stf. Verabredung, gütliche Beilegung, Beweisführung,
Anspruch: das er keine clage oder b. getun mag (questionem
movere), Const. II 3, 11. wie im die selbig schuld über die b. seiner
schuldiger (= Schuldner) nicht beczalt ist, Igl. Bgr. 93, 3. was wir
mit iuch in b. haben = verabredet haben, Stb. Brüx 257. het er b.
(Unterredung) mir gegeben, sin oheim mochte noch hiute leben,
Ernst 1183. 1216.
be-reinen s. be-rainen.
be-reinung* stf. Schlichtung eines Rechtstreites: den dingen
gutliche rw geben, bis es zu beraynung komen mag, Eg. Chr. N. 1170.
be-reit Adj. = bar: bereites gut, Brunn Str. II 231. II 175.
derstet der clager auf den antwurter b. Pfenning mit einem rechten,
II 231. wer selgeret wil machen an seinen lesten czaiten, der schol
das nicht an erbe und an eigen [tun] sunder an bereitem gelde
II 175. nur um b. gelt, Prager Str. 117. berait pfenning vorpieten,
Igl. Str. 97. siebenthalb und dreissik schok grosser phenning Prager
muncz und czal, die wir von in perait emphangen haben, Budw.
Urkb. 445. mit bereytem gelde nach gewonlichem kauffe czu
beczalen , Stb. Brüx 178. umb b. gelt hingeben , Eger Str. A XV 12.
— 20 schock gross, die ich im hie berait hab müssen beczalen, Igl.
Rspr. V. das er berait im das beczalt hab, Igl. Stb. 111326a.
18 seh. gr. bereites geldes, 11164 b. beczalen mit gutem beraitem
gelt, III 133 c. ich vermeld beraiez (bereitetes) malcz czwai prau, Igl.
Stb. V 269 d, bar bereit geldt, Traut. Chr. 159.
be-reiten (mhd. be-reiten) swv. rüsten, benachrichtigen, kennen
lehren, berechnen, herzählen, Rechenschaft ablegen, mir ist leit, daz,
ich den menschen hän bereit (geschahen), Alex. 11242.
be-reiten (= be-riten) stv. II reiten auf (einem Weg, Pferd),
angreifen, einholen durch Reiten, bergm. durch Umreiten abgrenzen*:
Wer do spricht, das im ein erbehaftig stolle gelegin si, ab is sin
not were, der sal bewisen mit siner hantfesten, das im dorezu be-
72 be- reit -schaft — berer
rethen (II: bellten) adir gegebiu si DIR 14. Gewöhnlich — nicht
notwendig — erfolgt durch diese Bereitung, circum-equitando , die
Verleihung eines Erbstollen und „Erbes" (im engeren Sinne) oder
„Erbgebirge" = Felder, deren Größe im bes. Fall bestimmt wird
(oft mehrere gemessene Berge samt Überscharen , Const. 113,8), in-
dem der oberste Regalbeamte u. eine Abordnung des Rates auf den
Berg ritten u. die Grenzen bestimmten, die verlochsteint (Const.
II 3, 12) ivurden, Zycha I 215 f. vgl. auch I 233 Anm. 22. czu bereiten
u. ezn weisen die reynen, die — etwenn geschahen und gereinet
wurden. Mind. d. Egerl. 19.
be-reit-schaft stf. Zubereitung, Ausrüstung, Gerätschaft, bares
Geld: als sie (die Kaufleute) ze dem se «sohlen u. b. koufen wolden,
"Wh. v. W. 5454. er kam ze lande mit b. und mit phande, Alex. 1244.
an b. uf den velden niuwan von gezelden nämen sie also kreftic
guot, 14421. manegen rubin — saeh man üf dem borten dar, da
die b. ane hienc, der des werden lip bevienc, 12297. der küne-
ginne ich hän beschaft (vermacht) alle min b., 26998, sie mochten
siden oder braten, ab sie die b. häten (etwas zu braten hatten),
Ernst 3544. das niemant umb deheine b. noch umb dehein
gelt spilen sol, Prag. Str. 18. das ein knecht seime herren verstolen
hat von b. an kleinot und auch an gewant wol auf 70 schocke wert,
Igl. Str. 271. kauffen b. zum gemerck, Tgl. Ms. 19. kaufmanschaft
um b. kaufen. Eger Str. A XY 11. es sol niemand dehein b. guidein
grosse phennige oder halber noch deheinerlei muncze — verkaufen
noch geben — umb merunge (Zinsen) auf 'deheinerlaie frist, Eger
Str. XV 2. al mein beraitsckaft mitsambt aller und jeglicher meiner
und irer geltschuld, Igl. Stb. Y 275b. das sie bei irer muem des
Margreta Wenczl parchanterin czu Igla gar nichsnicht hat weder
in peraitschaft noch an geltschuld noch an klayneten, V 153 c. die
b. Überantwort und verreicht (ausgefolgt), V 180c. was ich hab an
b., das schaff ich meiner hansfrawn, III 30 c. 100 gülden in b.
Y 31 a. in b. las ich 60 gülden, Y 67 d.
be-reitunge stf. Bereitung: an die b. (praeter praeparationes)
iener manne, die bekümmert hette die gevenknüsse (quos occupaverat
eaptivitas\ W — B Judith 7, 2. Rüsttag*, der Tag vor dem Sabbat h:
ez, was die beraitung, di da ist vor dem samstag (= Karfreitag),
T — B Mark. 15, 42. an dem tag nach der Beraitung (karfreitag
11. Bibel), Matth. 27, 62. ez. was di b. (karfreitag 11. Bibel), Job.
19. 31. um di b. der Juden (von des karfreitags wegen 11. Bibel),
Joh. 19,42.
be-remfteln* (vgl. Lexer u. Schnuller Bagr. Wb. rampfen,
raffen, rampfel = habgierige Person) sicv. berauben, Chr. Traut.
118.
be-röngen (bei L. nur belegenen, beregnon, W. v. Eh. 51, 25.
berengen. H. v. N. 362) sivv. besprengen: di berengt asche (cinis
aspersus), T — B Juden 9, 13.
be-rennen stov. berante, berant = begießen, laufen lassen,
bestürmen, angreifen: swseret im daz, iht, ob er mich daz, ros
berennen (— mich reiten) siht, Wb. v. W. 3192.
berei' (bei L. nur in ge-berer) stm. Erzeuger, PI, Eltern:
sun, gehorsamt den perern, T— B Kolosser 3. 20.
be-respen — berg 73
be-respen (berespen, berefsen) siuv. tadeln: Und Jhesus berespt
in und der tenfel gieng ans von im, T — B Mattb. 16, 17. Jhesns
berespt in (den unreinen teufel), Luk. 4, 35. er berespt si (di tenfel),
4, 41. er b. den wint, 8, 24. er b. den unreinen geist 9, 42. 9, 55.
welcher von euch b. mich der sund, Joh. 8, 46. wir werdeu b. vom
herren, I. Korinther 11, 32. mit was berespent di, di da widerstent
der warheit, IL Timoth. 2, 25. dorum si wurden berespt von im mit
aller turstikait, Btb. 6, 10. di sundern berespe vor allen, I. Timoth.
5, 20. ze b. alle die ungengen, Judas 1, 15. b. dese geurtailte, Judas
1,22. ir werd berespt von der e als di obergeer (Übertreter), Jak.
2, 9. si mochten nit b. seine wort vor dem volke, Luk. 20, 26. si
berespten sie (di iunger), Luk. 18, 15. Peter begond in zu b., Mark.
8, 32. Herodes wart b. von im um Herodiadem, Luk. 3, 19. meister,
berespe dein iunger, da^ si swigen, Luk. 19, 39. di b. in, daz, er
swige, Luk. 18, 39. er b. si, er gebot daz, si dicz keinem sagen,
Luk. 9, 21. di geselschaft berespete si, daz, si swigen, Matth. 20, 31.
Matth. 16,22. Epheser 5, 11. di ich lieb hab, di b. ich und kreftig
si, Offenb. 3, 19.
be-respuuge stf. Tadel: in der b. dez, Herren, T— B Epheser
6,4. er hett di b. in seiner tobheit, empfing die Strafe für seinen
Unsinn, IL Petri 2, 16.
be-reuen, be-reweu, beriuwen stv. III. mich beriuwet ein
dinc = bereue es, bin betrübt darüber) reuen, dauern: Es — beräwe
in, das er den menschen het gemacht in der erden (paenituit eum),
W — B Gen. 6, 6. mich rewet, das in habe gemacht, Gen. 6, 7. nicht
es in berawen hat, Jer. 20, 16. daz. nie keinen man berau , betrübte,
Alex. 1637.
berg stm. Berg: wider, gegen, ze berge empor: er begunde —
die hende uf gegen berge heben — gegen den lüften, Alex. 10528.
Bergm. ein für Bergbau durch Abbauwürdigkeit des Erzes und das
nötige Maß geeignetes Gebiet, Feld oder Berg. Beim Bergmessen
wird im Igt. Bergt: ein maßwürdiger Metallgang, seiner Längen-
ausdehnung, dem „Streichen" nach aufgeteilt, Einzelunteryiehmungen
zugeteilt, die ihn nach der Richtung seines Falles zu verfolgen
haben. Zu Seiten seiner Salbänder im Hangenden und im Liegenden
wurde Feld von bestimmter Ausdehnung, die Vierung, zugegeben.
Das Iglauer Grubenfeld war demnach ein gestrecktes Feld mit
ewiger Teufe nach dem Fallen des Ganges. Als Vierung ivurden,
einerseits um die Beivequngsfreiheit für den Abbau, andererseits um
die — besonders in Iglau und vorzugsiveise im Hangenden vor-
handenen — Quertrümmer einzuschließen, beigegeben: 3ll2 Lanen
(Lehen) im Hangenden und 1 Lane im Liegenden: Unde wo ein
berg oder Stollen funden wirt oder ausgearbeitet wirt, da schol man
inne haben auff das hangende vierdhalb lehen und auff das ligende
ain lehen (zu je 7 lachter, Klafter) die höe und die teufe in gleicher
masse (altitudo et profundum in aequali statura), Igl. Bg. U — A § 2.
Und swo ein perch funden wirt oder ein Stolle wiert angenomen,
der pehabt czu recht an sinem haugunden vierthalbe lehen und an
seinem ligunden ain lehen [hoch] und tief in gleicher weise, U — B
§ 2. — Deutscb-Broder Recht (69) — So ist von ersten czu wissen,
das ein iczleicher gemessen perg beheldet siben lehen in die slihte
74 berg
(gerichtes in die lenge nach des ganges cznge E) und das hangende
hat vierdhalb lehen und das ligende hat nur ein leben, und iczleiches
lehen beheldet in im siben lachter, Const. II 2, 1. — Unde ein
iczlicher stolle beheldet das recht, das ein gemessen berg hat uff
sin hangendes und uff sin ligendes: uff sin hangendes vierdehalb
(vier Ib) lehen und uff sin legindes eins (ein halp F.), DIR §5,2.
Das Bergmaß, die Längenausdehnung nach dem Streichen des
Ganges, betrug 7 Lehen {oder Lernen von je 7 lachter, Klafter) also
4'J Klafter: nämlich 3% Lanen oder 24l'l2 Klafter nach den 2 Seiten
vom Birnbaum. Entstanden ist dies Maß tvohl so, daß an die —
als Mindestentfernung zweier Schürfe verlangte — Ausdehnung von
1 Lehen nach 2 Seiten noch je ein und an diese, so auf 3 Lehen
erweiterte, Fundgrube noch je 2 {die sogenannten 4 endeisten) Lehen
angeschlossen wurden. Nachdem mindestens 2 der Stadt geschworenen,
denen das Vermessmigsrecht zustand, den Gang des Muters geprüft
hatten, ob er im Stollenort mindestens 1 Klafter auf der Sohle und
3lt Klafter hoch anstehe, dann entweder selbst das Erz angeschlagen
hatten oder, wenn sie nicht sachverständig waren, es in ihrer Gegen-
wart hatten anschlagen lassen und versiegelt nach dem Schmelzgaden
oder der Hütte gebracht hatten, wurde es daselbst geprüft, ob es
maßwürdig sei, d. h. ob es 1ji Marie Blicksilbers (einen vierdung
gutes geplicktes Silbers) nach Deckung der Hüttenkost gebe. Sie
können auch mehrere Gänge in demselben priifen und einen maß-
loiirdigen darunter suchen. Auf künftige, erhoffte Maßwürdigkeit
einzugehen, ist ihnen nach den Const. II 2, 12 streng verboten. Die
7 Lehen werden nun mit der Schnur vom Runbaum aus (DIR
§ 13, 3. Const. II 2, 3 u. Igl. Bgr. N. 4) — unter mehreren Gängen
desselben Finders von dem aus, von welchem dem Bergwerk alle
Notdurft geschieht {gefördert, Wasser entzogen und Wetter gebracht
wird: von dan alle fordemus aus und inget, Igl. Bgr. 6, 7) — gemessen.
Wenn der Aufschluß durch einen Stollen erfolgte, so wird von der
Fundstelle an gemessen, (Igl. Bgr. U — A 5, U — B 12).
An die 7 genannten Lehen (lanei principales der Const, = ge-
messener Berg im engeren Sinne) wurden dann nach beiden Seiten
je ein Königs-, ein Bürger- und ein Herrenlehen gemessen Wenn
aber bergfreies Feld {infolge von zu nahen Bergwerken auf dem-
selben Gang) gegen beide Stollenörter zu fehlt, so verlieren zunächst
nur die von den äußersten Nebenlehen an Maß1) Wenn aber die
Lehen (3Va) zwar nach einer Seite sich ergehen und hier noch berg-
freies Feld sich anschließt, nach der andern aber nicht Platz ist, so
sind detn Finder alle Lehen nach der einen und im Anschluß
2 Königs-, 2 Bürger- und 2 Herrenlehen zu messen {diese Neben-
lehen heißen dann wohl auch „Sechslchen"). Hierbei ist nach U — A
und B von der Grenze des hindernden Berges, nach den Const. und
DIR § 13, 7. Igl. Bgr. N 7. 8. 9 von der Fundgrube aus zu messen.
Was zwischen dieser und dem Nachbarberge bleibt, wird — mit
Ausnahme von . J/2 Klafter neben dem Schacht für die ungestörte
Arbeit — zur Überschar. Doch gibt es eine solche zwischen 2 Berg-
x) Was aber unter 2 Lehen {—lWeJtr) bleibt, wird nicht ver-
messen, sondern Überschar.
berg 75
werken auf verschiedenen Gängen (also im Hangenden, bzio. Liegen-
den) nicht. Die Nebenlehen, ztdetzt Igl. Bgr. N 51 im Jahre 1419
envähnt, kommen im 15. Jh. ab, Zycha I. 209—224. Belege über die
Vermessung a):
Wer einen neuen perk vindt, dem sal man messen siben leben
uff paide Seiten, dem herren kunige ein lehen auf beide seilen und
ein purgeriehen. (Mangelhafte Übersetzung von: mensurentur ei
septem lanei, ex utraque parte domino regi unus, ex utraque parte
burgensibus unus), Igl. Bgr. U — A § 3. — Der einen newen perck
vindet, dem scliol man mez,en siben leben, itwedertkalb dem
kunige ein leben u. itwederthalbe den burgern einez,, U — B § 3.
Das Fehlen der Herrenlehen (an diesen Stellen) erklärt sich ivohl dar-
aus, daß die Igl. Bergwerke auf königl. Grunde waren u. die
Künigslehen eben die Herrenlehen waren. — man misset ikweder-
balben der funtgruben vierdebalb leben, donacb an iczlicber siten ein
konigesleken (dem kunige ein leben III) unde dornoch ein purger-
ieben (abteslehenla) unde ein berrenleben, DIB, §13, 6. — Ab-
weichend auch im Deutschbroder B. (07) : ex utraque parte mensure-
tur domino regi laneus, postea Henrico et fratribus suis primo dictis
(also das Herrenlehen), postea iuratis laneus (also erst jetzt das
Bürgerlehcn) sicut regi. — Man sol auch messen einem iczlichcn perge
vierdhalb lehen an icleichem teile (allenthalben, das ist auf beide
stoluort Cod. E) an czu heben mitten in dem wirbel des rumpaumes.
Darnach sol man uns (= dem Könige) messen ein lehen gleicherweis
und ein purgeriehen und ein berrenlehen, Const. II 2, 3. — b. Messung
nach einer Seite: Wo man einen perk messen scbol u. bindert das
dann das purgeriehen (== Ende eines andern Berges) also das er czu
dem minsten vierdhalb leben nicht bebalden mak, so schol di egenante
masse (die 7 Lehen) des newen pergis sich anheben in der greniczen
und czil des (fremden) purgerlehens, und also beheldet er die rechte
masse : siben lehen, darnach dem herren kunigen czwai lehen und den
gesworen schullen sie czwai lehen messen (= Bür geriehen), Igl.
U — A§ 13. — Swo man einen perch mezen schol, das es der purger
lehen hindert, daz er zu dem ministen vierthalb lehen nicht mag
gehaben, die vor genant maze schol man anheben czu ende der purger
leben und also pehelt er sin recht mäze der siben leben; darnach
meze man dem kunege czwei lehen und den purgern czwei, Igl.
U— B§21. — Mag sich dise masse (7 Lehen -f- 0 Nebenlehen) nicht
irgehen vor andir bergmassen, so misset man diese lehen alle an einer
siten noch einandir. Unde was czwischen dem nufange unde den
bergen (der perge hohen, Cod. B., der purger len, Cod. M.) ist oberig,
das heisset man ein obirschar, DIR §13,7. — Mag aber di mase
nicht gereichen durch die nehekeit eines andern gemessen perges
auf peide Seiten (oder stolnorter, Cod. E) als vor geredet ist, so
sol man auf eine seiten (ein stat oder stoln E) alle siben lehen mit
sampt künigslehen, purgeriehen u. berrenlehen mit allen seinen
rechten peide in hangendem und ligendem messen, Const. II 2, 4. —
Sint dem malen und sich die masse an peiden seiten nicht ergen
mag, so schal man czu der funtgruben anheben u. schol den gewerken
all ir lehen an einer seiten (auf ein stoluort EF) nach einander
messen, Igl. Bgr. N 7, 3. — Seit Ende des Mittelalters wird in Sachsen
70 berg
wie in Böhmen nach dem doppelt so großen Wehr ( = 2 Lehen)
gemessen, das wohl urspr. in Schlesien und zwar 1342 zuerst im Gold-
berger Recht vorkommt. Eine Fundgrube wird jetzt zu 3 Wehren
= 42, die „endeisten Lehen" (jetzt die „nächsten u. andern Maße")
zu je 2 Wehren = 28 Klaftern gemessen; statt der 7 Lehen (=49
Klafter) gab es jetzt 7 Wehre (ä 2 Lehen) also 98 Klafter. Die
Breite betrug jetzt S^a Klafter ins Hangende und 3l/2 ins Liegende,
ausschließlich der Gangesbreite. Auch konnten — wie früher schon
in Schlesien und Ungarn — auch mehr oder weniger enrlelste Lehen
geliehen werden. Das Budolfinische Patent von 1604, Art. 6 stellte
das alte 7 Lehenmaß doch mit der neuen „Vierung" wieder her, Zvcha
I 213-215.
Der so gemessene Berg muß mindestens so abgebaut ic erden, daß
alle erschroteten Erze angegriffen und nicht etwa verzimmert werden
(Const. 1 11, 2) it. daß in den 7 Lehen mindestens mit 3 Schächten
(je einem in der Fundgrube und in den endeisten Lehen), in jedem
Lehen wenigstens mit 3, in jeder Lehenschaft mit 1 Ort gebaut
werde: Ein islick perch in siben lehen geteilt sebol czu reebte czn
dem ministen haben drei scheebt und in iglichem leben drie orter
u. in islicher lebensebaft ein orte und mag niebt furpas petwungen
weiden , Igl. U — B § lü. Buwet der nufenger di sebin lehen mit
drien schechten, (nämlich-^) vuntgruben unde czwei endilste lehen,
der urbarer mag in nicht hoher gedririgen, ein lehen mit drien
ortern, eine lehenschaft mit eime orte, DIR §14,2. — Es behagt
den eldisten auch, das ein ider perkman sein recht gancz in gemessen
perge, in lehen u. in lehenscheften bebalde, wer es, das di gewerken
eins gemessen perges alle siben lehen mit drein silbergruben aus-
pauten, aber die lehen, die vorlihen sein umb unser sicher eigen-
schaft. wie man die nennet, mit einer silbergruben u. mit drein
ortein, di lehenschaft mit einem orte nure gepawet werde. Aber die
newen leute sein vil behender — und mithengen, daz ein iczlich
lehen sol ausgepawet werden mit seiner eigen silbergruben u. mit
so vil ortern, als vil do werden mugen an schaden der ge-
werken, Const. III 1. 9 u. 10. Dieses „unverhüllte Baubbausgstcm des
Wenzelschen Gesetzes" dürfte aber praktisch unbeachtet geblieben
s< in. Zycha I 313.
3. bedeutet berg das als zu geringhaltig aufgeschüttete Gestern,
Halde. Wenn dieses nicht jedermann zur Durchsuchung auf etwaigen
Meinen Gewinn (den cloppern) überlassen, sondern bergm. Verarbeitung
wieder zugeführt wird, ist es urbar-pflichtig : Ein man czuhet perk
aus einer gruben u. schüfet den auf ein halden u. wil di clopper
auf der selben halden nicht lassen kloppen u. vurt den selben perk
czu niul u. melt u. arbeit in selber; u. dorum wil der urbarer urbar
von der selben balden nemen, wanne her wil in niht vorwissen, er
schütte auch erez auf di selben balden. Entscheidung: wanne her
die halden den clopfern werte, ber schol von rechte urbor davon
geben, Igl. Bgr. N 18. — was in got in den vier lehen beschert, es
sei erez, kiz. perk ader gang, das do phennig gilt ader gelden mag
— hier wohl sonstu-ie brauchbares Gestern, Igl. Bgr. 51,11.
4. = Kuttenberg: So er im pergk gefangen gesessen ist, Igl.
Str. (60) S 328. Do czog Albrecht auf der Pehem schade und legerte
berg- bau -recht — berg-buch 77
sich mit macht vor dem Pergk. — sie derwerten den Pergk und
Kollen {Kolin) Böhm. Chr. 100.
berg-bau-recht stn. hauptsächlich das Recht, Bergteile zu besitzen,
kam allen Stünden: Herren (z.B. 2 Pfalzgrafen vom Rhein am Igl.
Bergbau beteiligt) Rittern, Bürgern, Bauern und Knechten; auch
nicht gesessenen und bis 1568 ivohl auch den Juden zu, bis diesen
der Aufenthalt in Kuttenb., Joachimstal und allen böhm. Bergwerken
verboten wurde. Bergbeamten wurde öfters, z. B. 1573 allen zu
Joachimstal das Mitbauen verboten, doch bald wieder erlaubt, da
diese lieber ihre Ämter niederlegten. Das b. besteht 1. an Neufängen
im Schutz der notw. Schürf- und Ausrichtungsarbeiten, 2. an
gemessenen Bergen, 3. an Erbe im eng. Sinne = gemessenen Feldern
von im einzelnen Falle zu bestimmender Größe, 4. selten an (un-
gemessenen) Distriktsfeldern, 5. Suchstollen in wassernötigem Gebirge,
6. Erbstollen (für Abfuhr von Wasser und Einfuhr von Wind).
Schur ferlaubnis in bergfreiem Feld, auch Vereinbarung mit dem
Grundherrn braucht man bald nicht, doch darf man an fremde
Schürfe nicht näher als 1 (seit der Kuttenb. Ref. von 1579: 31^)
Klafter heranrücken, um das Umdrehen des fremden und eigenen
Runbaumes zu ermöglichen, Zycha I 202 — 9.
Bergbaufreiheit s. bergfreiunge.
Berg-behörde a) regalherrliche, beziehungsweise grundherrliche:
1. der bergmeister, als magister montium de Igla in einer Urkunde
von 1227 bezeugt, oberster Beamter des legi. Grundherrn des Igl.
Bergwerkes, noch U — BS 16 u. 17 erwähnt, verschwindet bald, iveil
bloß grundherrlich, 2) die urbarer, die öfters auch münezmeister
genannt werden, 3) berghofmeister in Kuttenberg, 4. seit 1528 (ohne
lange Dauer) „oberster Berghauptmann", 5. Urbarschreiber und die
von ihnen ernannten Schreiber, 6. die obersten Steiger 7. mar(c)-
scheider. In den Immunitäten werden nur der bergmeister und
zehentner — nach Vergleich von 1534 gemeinsam vom Guts- und
Regalherrn bestellt — .
berg-buch stn. Die schon nach dem ältesten Bgr. U — A u.
U — B 1 D I R 1, 18 über Verleihungen ausgestellten Handfesten, be-
kräftigt mit dem Siegel der Bergbehörde und der Stadt, (in dem
Schemn. R. nur der Stadt) werden in Iglau seit der 2. Hälfte des
14. Jh. in das, nach Art der Gerichtsbücher — unter Zeugenschaft
des mitwirkenden Rates — geführte Bergbuch eingetragen, das beioeis-
kräftig ist, während seit DIR III § 3i schlichte Verzeichnungen der
verleihenden Beamten ausdrücklich — und darnach auch Freib.
R — B § 42 — für unkräftig erklärt xcerden. Die Annaberger
(von 1509) und darnach die Joachimstaler B. 0. faßt dann die
Eintragung ins Bergbuch als primär und die den Parteien erteilten
Handfesten als Abschriften auf, so daß alles, was nicht in den
2 Büchern (1. für neue und 2. für wiederaufgenommene Zechen)
steht, als unkräftig erscheint. Kenntnisnahme der Eintragungen
steht jedermann zu, Zycha 1297 f. leiunge nach des perges pueb,
Igl. Bgr. Nr. 45, 4. ein achteil — verschrieben in das bergbuch vor
dem bergmeister, 89, 2. noch irem bekentnusse u. des puches laut, 65.
beweisen mit pergs puch ader des pergs hantveste, 91. Vereinbarung
= wilkur, eingetragen in des pergs puch, 40. 52. 53. Verlesung der
78 berg- eisen — berg-gericht
bewarung aus dem statbuch von wegen des Stollens, N. 69a (a. 1552).
ein teil der schuldiger {Gläubiger) di do hatten in des perges puch,
Igl. Str. 231 u. 232. bergbuch,' Igl. Str. 232. 291. 327. 329. 332. ein
stuften, die in das pergepuch pracht ist, Igl. Rspr. 1 1, S. 35, ein
abschritt us unsers pergspuch, Epr. V.
berg-eisen stn. = ferruin montanum, Werkzeug zum Steine
brechen, Const. I 12, 10. schlegel und b., Chr. v. Traut. 148. Nach
Agricola B. 111 ist es 9 „Quärfinger" lang, 1 '/s breit, 1 dich.
berg-emmer* stm. auf Weinbergen üblicher Eimer, Chlum.
YIII 26 s. unter berggenosse.
berg-erb-lehen stn. perg erblehen, Cod. H. bergisch erb-
lehen, I). erbbergwerkeu, E. Const. II 2, 15 s. erbgebirge.
berg-genosse swm. Geschworener auf einem Weinberge: Wer
do verkauftet oder kauftet, wo man den Perkmeister nicht gehaben
mag, so mac ein Percgenoss leihen und aufnemen, er geb nur dem
percmeister sein recht, Chlum. VIII 3. ein Perc-Emmer — scholl
gehemmet sein nach der Percgenossen Rat und schol sein gibig und
gebig zu nemen u. zu geben. Chlum. VIII 26. Perckmaister u. sein
Perckgenosse, Chlum VII 8. Ir percmeister und ir perc-genoz,z,en,
habt ir das recht besessen, so well wir rügen das percrecht und das
gepirges recht, Chlum. VII 1.
berg-gericht stn. Gericht in Bergiverksangelegenhciten. Nach
Zycha I S. 321 — 326 : 1. Verfassung. Das ordentl. Berggericht setzt
sich aus einem Richter (s. bergricuter) u. den Berg geschworenen
(s. diese), im Bedarfsfälle unter Zuziehung der Stadt geschworenen
zusammen: wann des not ist in grossen Sachen, so sullen die
geswornen des pergis di gesworn der stete und eldisten aus dem
folke czu in rufen, wan was man forschet von vil leuten, das
vindet man dester leichter, Const. I 5, 7. In jüngerer Zeit fällen
nur mehr die Stadtgeschworenen das Urteil, so in Iglau nach dem
Spr. Nr. 92, so in Kuttenberg nach Igl. Bgr. Nr. 49, 11 u. 53,23.
Bas Richter amt fällt dem Urbarer bzw. — in Kuttenberg regelmäßig
dem Münz- oder Hofmeister zu, an deren statt — wie in einer
Urkunde von 1311, Emier III N. 31 — der Kämmerer oder auch der
Unterkämmerer des Königs in dessen Stellvertretung den Vorsitz
übernehmen kann. DIR § 23 a, 2 heißt es: Es sol auch kein urborer
noch kein bergmeister berggerichte sitzen, er hah czum miusten
czwen schopphen dobei czu seinen geswornen amptleuten. — Const.
I 4. 4 : Wir seczen ouch — das weder di urborer weder der richter,
den si seczen, kein perkgerichte hegen oder besiezen sullen, es sein
denne czu dem miusten czwen scheppfen kegenwortig.
Neben dem ordentlichen Gerichte fungiert nämlich in gering-
fügigen Sachen das Gericht des vom Urbarer an seiner statt mit
Zustimmung der Gewerken des Berges einzusetzenden Bergrichters,
(Const. I 4, 4 s. oben und DIR § 15, 2 : kein urbarer hat das recht,
einen richter czu seczen uff einem berge an der gewerken willen)
und das des Bergmeisters, die beide wenigstens mit 2 Berg-
geschworenen besetzt sein sollen (DIR § 23 a, 2 u. Const. I 4, 4 s. oben
und Const. I 7,20: Czu irem (der perkmeister) ampte u. gerichte
gehört auch, das sie kleine widerdrise, do nicht blut vorgossen ist,
di geschehen sein in den steten, die in bevolen sein, di niugen si
berg-gericht 79
richten czwischen iren undertanen. Si gehört auch an di gewalt,
czu richten von den lehenscheften, es were denn, dass die sache so
swer und gros were ader wer czwischen furtrefi'lichen leuten, so
gehört die sache an grossem richtstul. Der Bergrichter, zuletzt
Const. I 6 genannt, verschwindet im XIV. Jh. Von diesen Gerichten
geht die Berufung an das ordentl. Berggericht. Auch die organi-
sierte Knappschaft führte zu einer gewissen Rechtsprechung der
Aeltesten.
2. Zuständigkeit a) sachliche. Die Berggerichte sind ausschließ-
lich kompetent in edlen Bergsachen und zwar nach dem Brünner
Schöffenbuch, R. I. 478 (Rössler S. 219 fi\) nbi rnontana sita sunt, et
non ibi, ubi domini — montanorum — habitare consuerunt. Auch
der König nimmt hier sein Recht, Igl. Bgr. N. 22, 3 : Des gibt sich
der kunig, der monezemeister u. der hofmeister czu den scheppen
des berges czura Chutten urteil, also das sie ein recht nach irein
gewissen und eide darüber sohlen sprechen, Aveme das 32. eines
gemessen berges angehöret mit rechte. — Bergsachen sind jene
Zivilsachen, die „ursprünglich von bergwergks wegen — herkomen",
Igl. Bgr. N. 107, 2. so : Schuldklagen um Samkost oder um Lidion,
Klagen auf „Kluft u. Gänge", Metall, Streitigkeiten aus dem Kaufe
von Bergteilen, um aberslich oder um gechrecz oder um semlich
dink — schol man auf dem perge — nicht in der stat gerichte —
vor dem perkrichter oder vor dein munezmeister von recht taidingen,
Igl. Bgr. 105. Ferner vgl. Freib. Str. XXXVII 5 u. Schneeberger
B. 0. v. 1479 § 1, 2. Außerdem gehören hierher „kleine" Frevel, bei
denen es sich nicht um den Tod eines Menschen handelt: Wiert
aver einer wunt oder erslagen, der richter von den pergen nimpt
wol mezer und swert; die grose pueze gehöret dem richter an von
der stat, Igl. U — B 28. Ein itlich bergmeister hat auch das recht,
das er alle unfuge, die mit Worten oder mit wereken an seiner
gruben u. in den vier wentten seiner kauwen gescheen, selber mag
richten und nindert anderswo dar schibenn, an allein wunden und
todtschlege ; wann ime der frevel gepusset wirt, so sol er sie furbass
an den marektrichter weisen, die sach zu volfurn u. zu volenden,
DIR § 23a, 5. Den flüchtigen Täter, soll er 3 mal vorladen und
dann im Marktgerichte beschreibenn u. auch öffentlich verzelen
(= ächten) lassen 23a, G. Czu irem (der bergmeister) ampte u.
gerichte gehört auch, das sie kleine widerdrise, do nicht blut vor-
gossen ist, die geschehen sein in den steten, die in bevolen sein, die
mugen sie richten czwischen iren uudertanen, Const. I 7, 20. Wir
tailen euch — czu einem rechten, das der perkmeister umb dibe,
wunten, plutrunst oder ume ander sache, di in der gruben oder in
der kauwen oder an der tailstat geschehen, czu richten hat, Igl.
Bgr. N. 106, 2. Nach den angeführten Stellen u. DIR 23 a, 3: ein
itlich bergmeister hat gewalt alle clag zu richten, die vor ime
beclagt werden, um teil, si sein erbelich oder verlihen, umb alle
anspräche, es sei umb kauffe, umb mutunge oder glubde und auch
umb kostvorsaumnusse — gehören vor den Bergmeister; auch Zivil-
klagen aus Teilkäufen, Versprechen um Kostverlegung und aus
Lehenschaften ; vor den Bergrichter aber — für den später auch der
Bergmeister tritt — alle Sirafklagen. b) Die örtliche Zuständigkeit
80 ber-gewand — bgrg-bauer
umfaßt das ganze Bergwerksrevier in Zivilsachen, dagegen in Straf-
sachen nur soiccit, als der Frevel in der Grube, Kaue oder Teilstatt
geschehen ist, DIR 23 a, 5. Const. I 7, 20. Igl. Bgr. N. 106, während
im übrigen, soweit der Berg reicht, das Stadtgericht richtet, U — B 27.
„Verzählunq" auf dem Berg zielt t die durch das Stadtgericht nach
sich, DIB 23a. 6.
Verfahren wie beim Stadtgericht. Der Versuch der Const. das
fremde Prozeßverfähren einzuführen, ist mißglückt.
Die Zeugenschaft steht zu: um kost von tailen auf perkwerk
— einem gesworen perkmeister oder gesworn perkscriber, Igl. Bgr.
N. 113, umb munczgelt — einem geschworen sebriber, der muncz-
sebriber ist u. der muncz gesworen bat, Nr. 115. Steiger, butleut
und ander amptleut — haben — niebt verrer kraft czu besagen
denne also verre, als ir ampt geet, und an der stat, do si ir ampt
begen und üben u. tuen schulleu, Nr. 116. das man einem manne
umb di selbe kost (von Bergteilen) nicht dorf vuergepieten, er sei
gesessen oder nicht, sunder alle tag vurt mau in wol vur den
richter; und wes in der perkmaister oder der perkscreiber (gruben-
schreiber E) uberezeugen, das schol er alezuhant mit phenningen
oder mit guten phanden vorrichten, Nr. 114. Nach D I R 23 a, 4 hat
der pergmeister auch zu gestatten aller glubte und aller saezunge u.
willekur u. allerbande rede, di vor ime gescheen, mit vollen rechten.
ber-gewand* stn. Kleid, varender habe u. pergewandes und
kleinote uuderwant sich der vrawen sweher ires mannes vater,
Igl. Str. 269.
berg-grube* swf. Bergwerk, bergmännischer Einbau in die
Erde, ob Stollen oder Schacht, zumeist argentifodina: czu gemeinem
nueze der perkgruben, Const. I 9, 2.
berg-gezauwe* stn. Bergbaugerät, einfaches Werkzeug für
Bergbau: was denne unter der masse gelassen wirt in den berk-
geezawen (berggeezeug E), es sei eiserein oder holezein, das pleibt
allesampt den newen vindern (= in instrumentis montanis), Const.
II 2, 7. Bei Veith, Bergicb. Gezau, Gezäu, Gezeu belegt aus Mathesius
„Sarepta" 1571 Nürnberg; Döring, Sachs. Bergreyhen, II 60 u.
Bergordn. f. d. Churfürstenthum Köln 7,25 und Brassert: Bergord,
der preuß. Lande, 617 = Gezäh(e), jedes Werkzeug, das der Bergm.
bei seinen Arbeiten gebraucht.
berg-gut* stn. = Bergteil: das — Ffricz Ruswurm ettlichen
leuten auf ire bergkguter geliehen, die sie im für seiu schuld in das
pergkpuch verschrieben haben, Igl. Bgr. N. 93, 3.
berg-haubtman stm. regalherrlicher Oberbeamter in Bergwerken
außerhalb Kuttenbergs (in diesem an seiner statt der berghofmeister.
An ihrer Spitze steht seit 1528 bis etwa 1534 als oberstes Organ
der zentralen Bergwerksverwaltung der Traut. Chr. 45 genannte
Christof von Gendorf, oberster perghauptman in Behaim, dann jedoch
wieder der oberstmünzmeister.
berg-hauer stm. Berghäuer: die Kuttenbergischen b., Traut.
Chr. ein berghewer, Eg. Cbr. 413. — wohl verlesen für berg (= taubes
Gestein): ir (der gewerken vom Korn) wasser, perkhauer und all
andre furclrung zu demselben gemessen perg zur Gersten ist aus-
gangeu, Igl. Rspr.
berg-herre — berg-kost 81
berg-herre sicm. Gewerbe: dieselben (Akk.) vingen die pergk-
herren alle auff einen tag. — und mussten doch ire tochter den
pergklierren sonen geloben czu geben, Böhm. Chr. 102.
be'rg-kost(e) stf. Kosten des Bergbaues usw. 1. für die Berg-
arbeit. Da es zumeist kapitalistisch beteiligte, nicht persönlich selbst
arbeitende Gewerken waren, heißt der für die, diese Arbeit ver-
richtenden Lohnarbeiter zu zahlende Lohn „gemeine pergkost"
(communis expensa montana), Const. 17, 15; 1115,7 in dem Sinne,
daß sie von jedem Gewerken für die auf seine Teile kommenden
Arbeiter, nicht aber, als ob sie von allen Gewerken gemeinsam für
alle Arbeiter zu bezahlen wäre. Darum werden diese mit Lohn-
forderungen nicht an die Gewerkschaft, sondern an die partes, pro
quibus laboraverint, gewiesen, zahlt ursprünglich jeder Gewerke seine
Lohnarbeiter beim wöchentl. Gedinge aus, später (in den böhm.-
mühr. Quellen zufällig nicht belegt, in Sachsen nach der Schneeberger,
B. 0. v. 1479 § 8 u. v. 1492 § 10, im Schwarzwald durch die Münster-
thaler B. 0. schon 1372 bezeugt) der Gewerkschaftsbeamte, aber nur
die Arbeiter, für die er von den einzelnen Gewerken den Lohn er-
halten, andere muß er mit Lohnforderung an den säumigen Gewerken
weisen. Die Annaberg - Joachimst. B. 0. ordnet erst bestimmt den
Lidion unter die allgemeinen (= gemeinsamen) Auslagen der Gewerk-
schaft ein.
Um den Lohn kann 1. wenn die Pfennige verdient d. h. nach
Bestätigung durch die Aufsichtsorgane die Schichten voll verfahre)!
wurden und außerdem 2. der Löhnungstermin eintrat, wenn aber
nach Freib. B. R.-A. § 17 „die gewerken vor dem bergmeistere —
willekurn, ire kost zu wurffen czu geben (= zu zahlen, wenn ein
bestimmter Betrag aufgelaufen) adir uftage" (== bestimmte Termine)
dann, wenn unter Erfüllung von 1. dieser Betrag oder 'Termin er-
reicht ist, geklagt werden „um Teil". Nach einem vor der Vollver-
sammlung der Geiverken, später (D I R § 22a, 1 und im jüngeren,
Freib. R) vor dem Berggericht in mehreren Terminen [um „Erbteile"
nach DIR 22a, 1 in 3 gedingen — raitungen — , um Lehenschafts-
teile in 3 Tagen nacheinander, DIR § 22 b ; Mahnklagen können
nach Vereinbarung der Geicerken nach § 22 c entfallen] durchgeführten
Verfahren wird durch diese Versammlung oder Gericht der wegen
Kostver säumung beanspruchte Bergteil dem klagenden Arbeiter —
ohne Rücksicht auf die Höhe der Schuld, (Const. I 7, 15) eingeant-
u -ortet, den dieser nun zu verlegen hat und wohl häufig, da ihm
hierzu das Geld fehlt, verkauft. Doch kann er, wenn der Teil z. B.
die Forderung nicht deckt, auf ihn verzichten u. für seine Forderung
wie für jede andere Schuld den Gewerken pfänden lassen, da dieser
mit seinem ganzen Vermögen haftet u. sich auch nicht durch Auf-
geben seiner Stellung als Gewerke der Verpflichtung entziehen kann,
sondern trotzdem schuldig bleibt; Igl. Bgr. N. 78 heißt es daher:
welick man sein teil auflesset des mittwoches vor mittag, der dorffe
nicht gelden die koste der selben wochen, es were denne, das er vor
etwas schuldig were. —
Nur um „bergkost" kann auch Erz (= die Ertragsquote des
mit dem Lohn säumigen Gewerken) gepfändet (verboten) werden s.
verbieten u. Kommerimg: Is enmag auch kein mau des andern erez äff
Jelinek, Wörterbuch. g
82 berg-kost
dem berge vorbitten adir vorsprechen uinine keine schulde, wenne
alleine unime die sammekoste der gewerken, DIR §21. Hoch um
gemeine pergkoste ist czimlich idem arbeiter, ercz vorpieten und
hindern an allen eit, Const. III 5, 7. die perkmeister — sulleu mit
grosen fleise behüten, das man nimant um keinerlei schult sein ercz
hinder nur umb gemein pergkost (samenkost an der gruben E),
Const. I 7. 15. — Freib. R.-B. § 35, Sehern. B. B. (17). — Diese Kom-
mer ung geschieht durch den Bergmeister durch Hineinstecken eines
Pflockes in die bei der Erzteilung dem Gewerken zufallenden 3Ietcdl-
häufchen.
b. Kosten für den gemeinschaftlichen Aufwand, Herstellung von
Maschinen wie Förderungs- u. Wasserhebungswerken, Windfärujen,
Einstellung von Treibpferden u. dgl., Bezahlung der gemeinsamen
Amtleute. Ferner wurde für edle gemeinschaftlich: Leder, Seile,
Kübel, Eisen. Unschlitt u. dgl. angeschafft. Zur Bezahlung dieser
Auslagen muß ein gewerkschaftlicher Verlag bestanden haben. Erst
in der Xeuzeit hatte dieser auch den Arbeitslohn auszuzahlen.
Der Beitrag zu diesem Verlag war im wöchentl. Gedinge zu
zahlen oder durch T 'fänder sicher zu stellen, 3 malige Versäumnis
führt den Verlust des Bergteiles herbei: Ist das iemant tail hat an
eim gepirge u. auzerhalb laudes ist (offenbar aber auch einer im
Lande) versäumet sein bestellet1 oder sein püeger drei gedinge, das
er seiner cost darezu nicht geit (nicht engibet B. engibet M.) er
verleust sein tail mit rechte, DIR 28. Was man phant umb diselbe
kost verseezet, di mak der perkmaister oder der perkscreiber oder
die gewerken alezuhant an alles aufgepot hin czu den Christen oder
hin czu den Juden vorseezen, Igl. Bgr. X. 78 a. Um Kost versetztes
Erb — schol er in drin tagen losen. Tut er des nicht, an dem
virden tag mag man das selb erb verseezen, vorkaufen oder di kost,
do er es vur verseezet hat, darauf gewinnen, wie man mag. X. 78 b.
— Nach jüngerem sächs., über Joachimstal nach Böhmen ver-
nüanzten Hecht wird die Zubuße vierteljährig gezahlt u. aus den 3
Gedingen eine Frist von 4 Wochen; doch scheint es in Kuttenberg
beim alten Brauch geblieben zu sein.
Nach Versäumung dieser 4 wöchentlichen Frist wird nach sächs.
Becht u. Schneeberg B. 0. v. 1492, Schreckenb. Entw., Annaberger
u. Joachimsth. B. 0. auf Grund eines vom Schichtmeister vorgelegten
Berichtes der Teil durch Ausschreibung aus dem Gegenbuch u. Ein-
tragung ins „Betardatbuch" zugunsten der Gewerkschaft entzogen,
die ihn veräußern oder den gehorsamen Geiverken zuteilen kann.
Seit 15G0 so für ganz Böhmen vorgeschrieben.
Der säumige Gewerke haftet auch nach Aufgabe des Teiles mit
seinem gesamten Vermögen für Kost in der vom geschicorenen Berg-
meister oder -Schreiber bezeugten Höhe, Spr. 113 u. 114. Wer seinen
Teil nach Mittwoch Mittag aufläßt, haftet für die Kost der ganzen
Woche, Igl. Bgr. Nr. 78: welich man sein teil auflesset des mittwoches
vor mittag, der durfte nicht gelden die koste derselben wochen, es
were denne, das er vor etwas schuldig were. — Auch hier ist Erz-
verbot, Kommerung, gestattet.
Beule Arten von Kost (a und b) mußten unter allen Umständen,
auch wenn das Bergwerk noch nicht ertragfähig war, gezahlt werden.
berg-lachter — berg-ineister 83
Erst seit Ende des Mittelalters war dies bei einigen Zechen nicht
mehr nötig, seit nur der Reingewinn u. zwar in Geld — bei Aus-
beutezechen — ausgezahlt wurde, andere keiner* abwarfen — „sich
verbauten" d. h. gerade die Kosten deckten, während atif Zubuß-
sechen sogar darauf gezahlt wurde.
berg-lachter* = berc-kläfter, ein Langenmaß beim Bergmessen,
s. lachter, nach Schemu. Bgr. Wagner 165 = 3 Ellen der Stadt.
berg-leute s. berg-liute.
berg-Iich, berg-leich* Adj. zum Berge gehörig: mit wasser
und mit ander perkleicher notdorfft, Igl. Bgr. 53, 4. das im mit
perkleichem rechten gepuren mag, 40, 6. mit pergleicher arbeit,
47, 2. 51, 1. welchen man in den obgenanten leben — mit berklicher
arbeit begriffe und funde, 51,10. nu hab ich di lehen ettliche czeit
mit berkclicher arbeit gebawet, Igl. Stb. V 10 b. als nimand von
fremden perkwerken zu uns kumen ist mit offen durchsiegen mit
berklicher arbeit, Igl. Rspr. VII. man sol und mag in einem freien
mit perklicher arbeit arbeiten, di weil nicht ein durchslag geschieht,
Igl. Rspr. VIII. der lehen mit berklicher arbeit zu geniesen,
Igl. Stb. V 11c.
berg-liute, berg-liite, -leute st. PI. dis sint di pergrecht, di
— von den burgern von der Igla u. von den eldesten bergluten
bestetiget u. beschriben sin — , DIR I. Einl. purgern u. perkleuten,
U— A, Einl.
berg-man stm. PI. berg-leute, jeder, der sich mit Bergbau
beschäftigt, sowohl Gewerke als Bergarbeiter, Knappe und alle für
das Bergwerk arbeitenden Handwerker, das wir (= lehenheuer)
und ain iczleich perkman dester sicher u. dester pas gepawen
reuigen, Igl. Bgr. 40, 1 (S. 352, 6) u. sonst.
berg-meister stm. a) regal- oder grundherrlicher oberster
Beamter, magister montium, in einer Urkunde von 1227 in Iglau
neben dem Urbarer bezeugt, ist als königl. oberster Beamter des auf
königl. Grund gelegenen Iglauer Bergtverks, nicht als Lokalbeamter
des Regalherrn zu betrachten. Sein Amt fiel in Iglau als grund-
herrlich bald der neuen Bergwerksverfassung zum Opfer, zuletzt
erwähnt Urk.-B § 16 u. 17. Seitdem versteht man in Iglau unter
b. den Gewerkschaftsvorstand. In Freiberg ist der b. zunächst
Leiter des dem Landesherrn gehörenden Freiberges und wird zum
obersten regalherrl. Beamten; in Schemnitz (schon Seh. Bgr. 1) durch
die Stadt ernannt. In Iglau erscheint im 16. Jh. (so Edikt von
1586) als Bergmeister, in Kuttenberg als Hofmeister, 1586 als Ober-
bergmeister ein oberster regalherrl. Beamter.
b) Seit in Iglau und Kuttenberg die Geschäfte des regalherrl.
Bergmeisters, an den ursprünglich ihm untergebenen Urbarer über-
gegangen, also in der Blütezeit des Bergbaus, versteht man in
Böhmen und Mähren unter Bergmeister den von den Gewerken aus
ihrer Mitte gewählten Geiverlcschaftsvorstand. Er mußte wenigstens
1 32 Teil haben: Di gewerken nemen einen bergmeister, wen si
wullen, also das derselbe teil mit in habe czum minsten ein czwei-
unddrissigteil; unde wer an des urbarers statt ist, der sal im den
eit geben, DIR § 13, 9. Und dovon so gepiten wir vestielich u.
seezen, das kein perkmeister nur aus den gewerken des selben perges
6*
84 berg-meister
— erweit sul werden, der czu dem niinsten ein czweiunddreissigteil
in dem selben perg babe. Und demselben snllen di nrborer den eit
staben, das er uns und den gewerken alle trewe getreulich beweise,
Const. I 7. 2 u. 3. Diese Bedingung fällt durch die Joachimstaler
B.-O. Art. 15. 36. 38 weg. Nach Igl. Recht darf keiner zugleich bei
zwei Gewerkschaften Berg-meister sein: — unser angeboren mildikeit —
hat gesaczt mit diesem gepote unczubrochlich czu halden. das kein
perkmeister meer ampte ader mer meisterschefte denn einis haben
sol; wann wo er czu in peiden eilet, do vollendet er keines wol,
Const. 17, 23. Nach sächs. Quellen (Schneeberger B.-O. v. i477 §2.
Annaberger u. Joachimstaler ß.-O. Art. 37) darf er jedoch bis zu 6,
aber beieinander liegende Gruben verwalten. Nach dem Schreckenb.
Entwurf § 13, Annaberger u. Joachimst. B.-O. Artikel 36 ist er zu
einer Kautionsstellung verpflichtet. Frauen sind 1604 Rudolf. Pat.
Art. 1 von diesem Amt ausgeschlossen. Die Bergm. ursprüngl. die
ersten Aufnehmer eines Bergwerks, Bergleute, die dieses durch ihre
Initiative, Opfer an Arbeit und Geld emporgebracht und daher unter
den Gewerken die erste Stelle einnahmen, ■ — später Schichtmeister
genannt, wurden dann einer Schar von Beamtenaspiranten ent-
nommen, die nur ihre Versorgung suchten; sie werden mit Wochen-
lohn, in älterer Zeit außerdem mit Festtagsgeschenken bezahlt: idem
bergmeister sol man alle wochen siben grossen rechen, als das
langest beheglich gewest ist den eidern; dornoeb in den würdigen
hochezeiten, als gewonleich ist, noch dem gewinne der silbergruben,
den si vor sein, so sol man si — mit einer bequemlicben Steuer u.
hülfe, nicht mit ereze. sunder mit pfennigen trösten. Const. I 7, 22.
Joach. B.-O. Art. 15. Vgl. Schneeberger B.-O. 1492 §5- Schreckenb.
Entw. § 58. Er hat den Urbarem den Eid zu leisten: Das kumet
dan davon, das ein itzlich bergmeister den eidt entphahen muss von
den urborern und swern muss offenbar, alss wol des kuniges nutz
und der urborer alss seiner gewerken zw fudern u. zu werben u.
iren schaden zu wenden, DIR §23(a), 9. demselben (bergmeister)
sullen die urborer den eit staben, das er uns u. den gewerken alle
trewe getreulich beweise, Const. I 7, 3.
Zu seinen Pflichten gehört die ökonomische Verwaltung der Zeche,
weshalb er mindestens einmal in der Woche das Grubengebäude zu
besehen hat u. nach dem wöchentl. Bericht der Hut- und Zimmerleute
usw. das Nötige zu verfügen hat: Und ab er nicht allewege, so sol
er doch eins in der wochen selber in die silbergruben steigen, di
im bevolhen sein; es wer denn das in ehafte not hinderte, und sol
doselbst, was gebreebsam ader irresam ist, getreulich pessern, Const.
I 7, 4. Und sol von der arbeit der (^zukünftigen wochen mit seinen
amptleuten vorbesehen u. schicken u. in allen sacben sein ampt czu
nuez der gewerken redlichen üben, also das er in der silbergruben.
di im bevolhen ist, nichtesnicht ungeordiniret dohinden lasse, I, 7. 5.
Es ist auch für in czu tun aller koste rechnunge, dass man nicht
unnueze czerung habe ader nueze ader notige czerun^e nicht under-
wegen lasse, I 7, 19. Vgl. auch Joach. B.-O. Art. 39. 40. 42. 48. 54ff.
Nach außen, insbesondere bei Anweisung verliehener Lehenschaften.
Teilveräußerungen , Verpfändung der Zeche u. im Prozeß vertritt er
die Gewerkschaft: Es mag auch kein man kein lehenschaft belegen
berg-meister 85
in keiner gruben, er entpfa si van dem bergmeister; der sol im dan
geben ein gesworn man, der das ort beschawet, ob es ledig lige und
abpawe, und vindet er es dan also, das er es czu rechte belegen
mag u. das es der czeche nicht schedelich ist, so mag er es belegen
u. pawen an hindernnsse, DIE §23a, (10). Auch ist das ein recht,
das kein bergmeister auff keinen andern tag noch umb kein ander
eigenschafft imand icht leiheun sol vil oder wenig, dann als di ge-
wercken gesetzet u. ime gebotten haben zu verüben. Leihet er icht
anderss und kumet des zu krige und entpfallen im di gewercken,
sein leihen hat nit kreffte. Wer aber das, das van ungewinne di
eigenschafft zu swer wurde und der tag zu kurtz den lehenhawern
u. das di zeche davan verwüste, so sol der bergmeister di gewercken
besenden uff einen genannten tag u. manen, das si beide eigenschafft
u. tag also setzen und kiseu, da man umb gepawen muge, oder sol
es selber in gebitten zu hauwen, das di zeche icht verwüste. Thuu
si dan das nicht, so sol es der bergmeister bringen an di urborer,
DIR § 23 a, 8 u. 9. si sullen i'urpas nindert vorleihen leben ader
orter an der gewerken sunderlicbe laube noch über das czil, das in
diselben bescheiden haben, sonst sol das mit rechte kein kraft haben,
Const. 17, 7. kein b. soll kein teil in allen lehenscheften, do si
vorleihen, sich annemen czu pawen. Was wider dise unser saczunge
getan wirt, das sol darben alles rechten und aller tat; verfeilet aber
der b. in disem gepote, so sol man in smehlich abseczen u. sol
nimmer czu keiner meisterschaft ader ampte auf dem gepirge hoffe-
nunge haben. Allen Gewinn, den der Bergm. vom Verleihen von Lehen-
schaften zum Schaden der Freiheit des Gebirgs hat, sol der camerer
czwifach (vom, Bergmeister u. den Gewerken) als pusse antworten
in unser camer, Const. I 7, 8. Indem man, gestützt auf dieses Becht
der Verleihung von Lehenschaften durch den gewerkschaftlichen Berg-
meister Iglaus, das auch in das Freiherger Bergr. aufgenommen ist,
diesen Bcrgm. (Iglaus) mit dem regalherrlichen Freibergs identifizierte,
glaubte man 1482 in Freiberg fälschlich an die Notwendigkeit des
Eingreifens des regalherrl. Bergm. bei Begründung von Lehenschaften
und so entstand unter ausdrücklicher (mißverständlicher) Berufung
auf das Iglauer Bergrecht daselbst ein l'rozeß.
Die Vertretung der Gewerkschaft durch den Bergm. beim Prozeß
lehren die meisten Sprüche des Igl. Bgr., bei Verpfändung der Zeche,
Joach. B.-O. Art. 62. Der b. soll besehen, 1. das den, di under in
arbeiten, recht Ion u. zu rechter czeit vorgolden werde — ader in
di teil, umb di si gearbeitet habeu, czueigen; 2. das man nimaut
umb keinerlei schult sein ercz hinder, nur umb gemein pergkost,
Const. I 7, 15. 3. das man nur den Frzscheidem, Bulgenmachern u.
den, di di czeit u. stunden künden, alleine lone mit ercze, Const.
I 7, IG. 4. das der Ion für die Arbeiter ausreiche, domit si sich
generen mugen, I 7, 17. 5. er soll die warheit erfarn von aller ge-
legenheit des gepirges alle wochen von den hutleuten, czimmer-
leuten usw. u. besehen umb holcz, eisen, strenge usw., 17,18. für
im ist rechnuuge czu tun aller koste, I 7, 19.
Der Bergmeister ist endlich Richter (mit wenigstens 2 Berg-
geschworenen als Beisitzern) in geringfügigen Sachen. Die Berufung
von seinem wie des Bergrichters Gericht geht an das ordentliche
86 berg - meister
Gericht des Urbar ers (Münz- oder Hofmeisters in Kuttenberg): Es
sol auch kein urborer noch kein bergmeister berggerichte sitzen, er
hab zum minsten zwen schopphen dobei zu seinen geswornen ampt-
leuten. Was si da miteinander urteiln, das hat volle crafft, es sei
dan, das es imant straffe u. sich beruffe an das recht vor di urborer
u. di scheppfen, und ob di schepphen selber ein urteil verschiben in
ir morgensprach, DIR§23a(2). Ein itlich bergmeister hat gewalt,
alle clag zu richten, di vor ime beclagt werden, umb teil, si sein
erbelich oder verlihen, umb alle anspräche, es sei umb kauffe, umb
mutunge oder glubde u. auch umb kostversaumnusse, DIR 23a (3).
Der bergm. hat auch czu gestatten aller glubde und aller satzunge
u. willekur u. allerhande rede, di vor ime gescheen, mit vollen rechten,
23a, i. er hat auch das recht, das er alle unfuge, di mit worten
oder mit wercken an seiner gruben und in den vier wentten seiner
kauwen gescheen, selber mag richten und nindert anderswo dar
schibenn, an allein wunden u. todtschlege; wann ime der frevel ge-
pusset Wirt, so sol er si furbass an den marctrichter weisen, di sach
zu volfuren u. zu vollendin, 5. Ist aber, das derselb schuldige vor-
fluchtig wurdt u. vor dem b. dem gerichte nicht gesteet, er mag in
wol drei raitunge lassen eischen u. in die echte thun. Wenne das
geschieht, so sol man inne dann in dem rnaretgerichte lassen be-
schreibenn u. auch verzelen öffentlich, D I R 23a 6. Wir tailen euch
auch czu dem andern male czu einem rechten, das der perkmeister,
um dibe, wunten, plutrunst oder ume ander Sache, di in der gruben
oder in der kauwen oder an der tailstat gesehen, czu richten hat.
Aber was ausserhalb auf dem leben oder auf dem gepirge ge-
schieht, das schol der statrichter richten, N. 106, 2. Czu irem (der
Bergmeister) ampte u. gerichte gebort auch, das si kleine widerdrise,
do nicht blut vorgossen ist, di geschehen sein in den steten, di in
bevolen sein, di mugen si richten czwischen iren undertanen. Si
gehört auch an die gewalt, czu richten von den lehenscheften , es
were denn, das die sache so swer und gros were ader wer czwischen
furtreff liehen leuten, so gebort di sache an grossem richtstul (so
sullen sie suchen das erste gerichte Gr.), Const. I 7, 20. Wer auch
eczliche teil, von was Sachen das sei, auflest, der sol diselben auf-
geben den pergmeistern , das si den, der si nemen wirt, in di teil
weisen als recht ist, 1 7, 21 u. Const. III 8, 1. Zu seiner Unterstützung
gestattet ihm das spatere Becht (Joach. Zus Art. 12 von 1525, Schmidt!
S. 150 ff.) einen Jungen, nicht aber mehr zu halten.
Doch sullen die kauffer gescheid sein in disem teile, das si czu
voraus di gekauften teil in den newen runden, do kein perkmeister
ist, czukant vor den gewerken in heissen aufgeben u. auflassen,
von den vorkauffern, Const. III 6, 8.
Wir wollen auch nicht, dass der pergmeister in allen sachen der
lehenschefte. darinne er der erste geezeug sein muss, kein gerichte
besiezen sol, wann nimand mag in derselben sache richter und
geezeug sein, Const. Dil 5, 11. Die Ernennung der Berggeschworenen
(Berg- oder Schichtmeister, Steiger, Schreiber, Zimmer- und Hut-
hute) ist nach Ansicht der Iglauer nur dann ausschließlich Sache
der Gewerken, wenn ihnen dies — wie in lglau — durch ein regal-
herrliches Privileg geicährt worden ist: Spruch Nr. 101. Czu dem
berg-ineister 87
leczten teil wir euch: Haben di gewerken an irer hantvest, das in
der herczoge das hat erleubt, das si scheppen seczen, so mugen si
es wol getuen mit recht; also mugen auch di urborer, ob es in der
herczog hat vorlihen. Ist des alles nicht, so hat der herczoge von
rechte scheppen czu seczen oder weme her das von seinem gewalt
empfilhet. Dies ist auch aus Const. I 5, 2 heraus zu lesen. 1530 hat
Schlich die Freiheit, jene zu ernennen als Grundherr für Himelstein
und Hauenstein, während den Zehentner der König unter Tragung
der halben Besoldungskosten ernennt, (Zycha I 150). In Ferdinandei-
schen Bergwerksvergleich von 1534 ist der Bergm. grundherrlich. Im
Gegensatz zu lglau bildet sich in Freiberg das Amt des Berg-
meisters, der hier auch — nicht ein Mitglied des Rates — ivohl als
Redaktor des Freiberger Bergrechtes A erscheint, zum obersten regal-
herrUchen Amt für das ganze Land, aus, das auch in den folgenden
Jahrhunderten fortbestand, 1466 wurde für die Bergwerke außerhalb
der Pflege Freibergs ein zweiter und ein Unterbergmeister eingesetzt,
{Freiberger Urkuudenb. II N. 1048). Hier bleibt dies Amt von der
— wie in Böhmen verpachteten Urbar und Münze getrennt. Zu
Ende des 15. Jahrhunderts dringt in Sachsen (Annaberger B.-O. von
1509 Art. 4 und danach in der Jochachimst.) das Verbot durch, daß
kein Bergmeister über eine Grube, an der er selbst Teile hatte,
rechtsprechen dürfe, 1589 ivird in Joachimstal bestimmt, daß er
höchstens 4 Kuxe mitbauen dürfe, jedoch das Einschreiben derselben
auf Frau und Kind verboten sei, doch in Kuttenberg drang dies
nicht durch, da die Bergmeister und Beamten lieber auf ihre Stelle
als auf das Mäbaurecht verzichten wollten.
Nach der Joachimsth. B 0. Art. 29 soll der Bergm. schede-
lichen Bau abschaffen u. nutzliche Baue angeben. Nach Art. 92
fungiert er mit den gesworen u. andern unvordechtigen berkvor-
stendigen statt der 4 Schiedsrichter bei blindem Durchschlag.
In der Annaberger und darnach in der Joachimst. BO. wird
Gedingarbeit uff ertz und in fundigen tzechen äne des bergmeisters
willen ader sunderliche tzulassung verboten, (Zycha I S 301).
Nach dem Schemnitzer Bergr. Punkt 2—5 wird der Bergmeister
vom Richter und Rat ernannt und von des Königs Kammer besoldet.
Nach Punkt 14 können Fristungen „von dem raate u. dem perck-
maister ye 14 tag, als oft es not geschieht" erteilt werden, nach dem
Göllnitzer B,. v. 1400 „ein viertel jar oder mer, (Zycha I 81 u. I 316).
Einen in Ausübung seines Amtes trägen Bergm. sollen die Ge-
werken, falls diese aber „mit seiner saumpnus u. irresal" einver-
standen sind, die Urbarer absetzen u. „von in selber doselbist einen
perkmeister czuhant setzen, Const. I 7, 6.
c. ) = Hüter eines Weinberges: Der bergmeister hat solches
(Einschreiben von Vieh in einen fremden Weinberg) zu verwandlen.
Die Wandel (Geldstrafen) gehören dem Bergm. zu oder dem Dorf-
richter, Chlum. 1 13 u. 14. Wir rüegeu, dass so viel das Berchrecht
betreffend ein perckmeister u. czwen perekhgenossen erwehlet werden
— die unter Eid Ruhe u. Ordnung auf den Weinbergen erhalten
1*. Streitigkeiten daselbst schlichten sollen, Chlum. VII 1. so sullen
di da (Weingärten) bawen, den ez der b. (der Frager Weingärten)
vorlihet, Stadtb. v. Brüx N 108. die konige czu Behem mugen alle
88 berg-ordnnng — berg-recht
jar u. so oft des not wirt, einen b. seczen und entseczen, Stdb. Brüx
N 108. Perckhinaister u. sein Perckhgenosse, Chlum. VII 8. Ir
percmeister u. ir percgenossen habt ir das recht besessen, so well
wir rügen das percrecht u. des gepirges recht, Chlum. VIII 1 u. 3.
berg- Ordnung* stf. — Bergrecht: ich — mut — ein fund-
gruben — u. einen erbstollen, der fundgrueben zu guet, mit aller
irer gerechtigkheit nach laut der b., Tgl. Mutung N 13.
berg-recht stsivn. Über das älteste deutsche Bergrecht, vgl.
Zycha, Das Becht des ältesten deutschen Bergbaues bis ins 13. Jh.,
Berlin 1899; über das Igl. Bgr. Zycha: Das böhm. Bergr. des Mittel-
alters auf Grundlage des Bergr. v. Iglau I und II, Berlin 1900, Vahlen.
1. Iglau, das neben der slav. Burg Iglava als Sitz einer landes-
fürstl. Praefektur und daher nach Jirecek (Cod. juris Boh. I S. 82)
selbst als Haupt einer Provinz zuerst 1174 und zuletzt als solcher noch
1214 erscheint, muß zwischen 1214 — 1227 von der Provinzialgerichts-
barkeit eximiert worden sein, was in der Handfeste stillschweigend
vorausgesetzt wird und aus dem sonst unbegreiflichen Fehlen eines
Praefekten von Iglau in einer an die Iglauer sich richtenden Urk.
r. 122? sich ergibt. Die dadurch erwiesene numerische und polit.
Kräftigung der jungen deutschen Gemeinde ivar hauptsächlich eine
Folge des bereits 1227 blühenden Bergbaues, in welchem Jahr König
Ottokar 1. die Wahrung der Rechte des Petrus v. lamnitz vor allem
dem Gerichte seines Iglauer obersten Beamten und der Igl. Berg-
geschworenen empfahl, so daß das Igl. Bgr. bereits zu externer Be-
deutung gelangt erscheint. Als oberstes Gericht in Bergsachen hat
es Ottokar auch 1238 betrachtet und 1234 selbst in Iglau Recht ge-
nommen. Als Weistim der Berggemeinde um die Mitte des 13. Jh.
in die 1. Handfeste der Stadt (Ä) aufgenommen, setzt es eine —
vollends wenn man es als ein in Iglau entstandenes Recht annehmen
ivollte — sehr lange Entwicklung voraus. Mindestens muß man die
Anfänge in die letzten Jahrzehnte des 12. Jh. zurückversetzen, wenn
man auch seine Elemente als aus der Fremde übertragen wird be-
trachten müssen.
Für die Heimat der deutschen Kolonisten in Mühren zuerst
bes. unter dem Markgrafen Wladislaw, 1197 — 1222, unter K. Otto-
kar I. beziehungsweise Wladislaw, Heinr. v. Mähren, K.Wenzel I.
(wohl bes. deutscher Bergleide) und Ottokar II. wird für ältere Koloni-
sation (bis Anfang des 13. Jh.) hauptsächlich der Niederrhein ge-
halten. Wenn sich auch (Tomaschek, Deutsches Becht in Österr.
S. 80ff.) flandrisch-wallonische Elemente im Igl. Stadtrecht deutlich
nachweisen lassenund die Kaufmannskolonie in Iglau wohl aus nieder-.
rhein. Elementen bestanden haben mag, so weist doch Zycha, die
vorherrschende Meinung, daß fränk. Bergbau und fränk. Bergrecht
vom Rhein und Main ostwärts bis nach Schlesien, nordwärts bis an
den Harz und über Meißen nach Böhmen, Mähren und Oberungarn
gezogen sei, zurück, da den geringen Ähnlichkeiten zwischen dem
Bergrecht des Harzes und dem Freibergs — das mit Iglau die
größte Verwandtschaft zeigt — bedeutende, ja wesentliche Unterschiede
gegenüberstünden. Er findet die Grundbestandteile des Igl. und Frei-
berger Bgr. in den Alpenländern (bes. in Urk. über den Silberberg-
bau um Trient 1185 — 1213, auf dem Zessenberg 1185 — 1216, den
berg-recht 89
Massanischen Statuten aus dem 13. und beginnenden 14. Jh.). Und
wenn man schon die — iveü nicht erweisbare — 'Einwanderung
deutscher Bergleute aus den Alpenlandern direkt nach Iglau nicht
annehmen wolle, kämen die größtenteils den Alpenländern direkt oder
indirekt entstammenden Bergleide des böhm. Bergbaugebietes zu-
nächst in Betracht, da in den Sudetenländern mindestens seit 1213
deutscher Bergbau im Anfang des 13. Jh. weit verbreitet war. Frei-
berg könne man endlich zum mindesten mit demselben Recht als die
Tochter wie als Mutterstadt Iglaus betrachten. Seine Bitte an
Iglau um Mitteilung des Gesamtrechtes deute die Erinnerung an die
Herkunft des Freiherger Hechtes an und war sicher nicht an die
eigene Tochterstadt gerichtet. Der Ausbau des Bergrechts in Freiberg
sei sicher auf derselben, den Alpenländern entstammenden Grund-
lage erfolgt wie in Iglau, bis im 14. Jh. in Freiberg das kodifizierte
Iglauer Bergr. aufgenommen wurde. —
Ein Einfluß des — nach Ausweis vieler slav., vom Bergbau her-
rührender Ortsnamen in den Sudetenländern und Oberungarn — ge-
wiß vor und ivohl einige Zeit neben dem deutschen bestehenden slav.
Bergbaues auf den deutschen, muß mit Bücksicht auf seinen primi-
tiven, nicht in die Tiefe dringenden u. nicht gewerkschaftlichen Be-
trieb für ausgeschlossen gelten, wie ja auch die technischen Aus-
drücke des deutschen Bergbaues keinerlei slav. Einfluß zeigen.
2. Nach der alten und allgemeinen Tradition (Teithner, „Versuch
einer natürlichen und polit. Geschichte der böhm. und der mährischen
Bergwerke", Wien 1780) begann der Bergbau Iglaus und zwar wie
überall nicht durch bergm. Schürfen, sondern infolge eines zufälligen
Fundes auf dem Altenberger Zug im W. der Stadt auf landesherrl.
Grund, der „gefreit" d.h. jedermann zu Schürfversuchen und dem
Finder gegen geivisse Leistungen zur dauernden Ausbeute überlassen
wurde, hängt also nicht mit der kolonisatorischen Tätigkeit der bei
Iglau begüterten Orden des hl. Johannes von Jerusalem und der
deutschen Brüder zusammen, da sonst das Fehlen grundherrlicher
Gerechtsame in den ältesten Stählten nicht verstündlich icäre. Geist-
licher Besitz war hier an den Bergwerken nicht beteiligt. Beim
Tausch der Iglauer Kolonie (nebst dazugehörigen Dörfern und Maut-
stellen) gegen Trebitsch seitens des Markgr. Premgsl 1234 (1240 wieder
landesfürstl.J war das Bergwerk nicht mit inbegriffen.
3. Die Größe des Bergbaugebietes und der Bergmannskolonie bis
zur Mitte des 13. Jh. ist unbekannt, ivar jedenfalls nicht bedeutend,
sollen doch (Sternberg 1 S. 50) 1278 auf dem ältesten und be-
deutendsten Kuttenberger Bevier (dem Kublik) mir 300 Bergleute
angesessen gewesen sein. Der Ertrag muß gleichwohl trotz mäßigen
Reichtums der Gänge, groß gewesen sein, da sich König Wenzel 1.
bei seiner Aussöhnung mit seinem Sohne Ottokar, für die Über-
tragung der Markgrafschaft Mähren als Gegenleistung nur den
halben Ertrag der offenbar durch Silbereinlösung wichtigen Münze
von Iglau ausbedang.
4. Die Berggemeinde besaß selbständige Organisation und eigenen
Wirkungskreis, die dem Landesfürsten geschworenen Grubenamtleute,
Berg geschworenen, bildeten unter Vorsitz des Bergmeisters, des grund-
und regalherrlichen Beamten des Landesherrn (bis in die Mitte des
90 berg-recht
13. Jh.} das regelmäßige Berggericht und setzen in Fragen der Ord-
nung auf dem Berg Recht. Diese Beamten verteidigten die Rechte
des Regalherrn, so die Stadtgeschworenen unter Vorsitz des landes-
fürstlichen (Stadt-) Richters und die der Gewerken, die zugleich Bürger
waren und mit der Kaufmannskolonie die Stadtgemeinde bildeten
(s. gesworene der stat). Diese beanspruchen für die Bürgerschaft
die Bürgerlehen und gegen das eigentl. Recht des Königs, daß diese
sich nicht verliegen, ferner auch die Überscharen. Die beiden letzteren
Ansprüche bekämpft Wenzel in den Const. II 2, 5 u. 6.
5. Von höchster Wichtigkeit für die Entwickhing des Iglauer
wie des Freiberger Bgr. ivar es 1. daß auf landesherrlichem Grund ge-
graben wurde und dadurch ursprünglich grundherrliche Rechte des
Landesherrn als regalherrlich aufgefaßt wurden und die ursprünglich
vom Landesfürsten als Grundherrn erteilte Bergbaufreiheit gleichsam
als vom Regalherrn geforderte Pflicht von jedem Grundherrn verlangt
wurde. (S. Bergregal und bergfreiheit). 2. daß die Bergleute nicht
Slaven, sondern Deutsche waren, die als mit voller Autonomie aus-
gestattete Kolonisten ihrem slavischen Berg- und Landesherrn frei
gegenüberstanden. Wie das „deutsche Recht" wurde bes. das Berg-
recht als ihr persönliches, von ihnen selbst zu findendes Recht be-
trachtet, nach dem zu leben ihnen grundsätzlich zugesprochen war,
(Zycha I, 1—46).
6. Verbrieft erscheint das Igl. Bgr. zugleich mit dem Stadfr. in
der zwischen 15. — 24. Aug. 124!) unter Anwesenheit K. Wenzels I. und
seines Sohnes Ottokar IL entstandenen Igl. Handfeste (U — A.). Aus
dieser ging die verlorene Quelle des von den vier Söhnen Zmils von
Licktenburg der Stadt Deulschbrod verliehene Stadt- undw Bergrecht
v. 1278 (gedruckt von Sternberg, Jirecek, Bocck, Emier, Celakovsky)
herror.
Etwa zwischen 1265 — 1280 erfolgte auf Grund der Autonomie
Iglaus, bekräftigt durch das Insiegel der Stadt die zweite, vom Stadt-
rat veranlaßte, durch einige Verbesserungen und Ergänzungen aus-
gezeichnete Stadthandfeste B. (U— B).
Unter Weglassung des Stadtrechtes und der privilegialen Form,
um einerseits eine verläßliche, mit der jüngeren Rechtsbildung über-
einstimmende, viele praktisc/ie Fragen regelnde Grundlage für Ent-
scheidungen zu haben, als auch als Gesamtiveisung an ansuchende
Städte, ließ der Stadtrat, sicher nicht durch einen Regalbeamten,
sondern durch den Stadtnotar (wie bei U— B) das DIR I. Fassung
(§ 1 — 27 ) wahrscheinlich im letzten Jahrzehnt des 13. Jh. (in den
Const. schon benützt) herstellen Original nicht erhalten. Die Ab-
schriften stammen von dem nach Freiberg gesandten Exemplar her.
Eine zweite Fassung des DIB (Ia) liegt vor in einer, wahrscheinlich
als Rechtsweisung für eine fremde Stadt (wohl Kuttenberg) bestimmten,
ivegen eines Formfehlers aber zurückbehaltenen, mit dem Bürgersiegel
versehene Aufzeichnung. Sie enthält außer textlichen Abweichungen
gegenüber 1 zwei Zusatzartikel. Ib ist eine icohl durch die Kutten-
berger durch Umstellung der 2 Zusatzartikel und zahlreiche Ab-
weichungen veränderte und selbst 1363 weitergegebene Form der von
ihnen von Iglau an Stelle von Ia erhaltenen Fassung in einer Frei-
berger Hs. Cod. Z. Sie zeigt wiederholt Benützung der Const. —
berg-recht 91
Die III. Fassung (in einer Brünner Hs. aus der Mitte des 14. Jh.
und einer Iglauer Hs. v. 1370) zeigt, ohne Scheidung des Stadtr. und
Bevor. 11 weitere Artikel und bildet die Grundlage für das jüngere
Fr eib erger Bergt. —
Const. Als erster und letzter suchte König Wenzel II. (1283 —
1305) seiner Neigung für die Rechtswissenschaft folgend, auch iveil
bei der weiten Verbreitung des Iglauer Bergrechtes , das diese so
geheim hielten, die Lage günstig ivar, ein allgemeines Landesberg-
recht zu kodifizieren, ließ sich etwa 1295 den magister Goczius von
Orvieto, utriusque juris tarn canonici quam civilis professoreni ido-
neum kommen and durch ihn die Coustitutiones juris met. Wen-
ceslai II. oder eigentlich „jus regale montanorum" abfassen. Das
Original scheint nicht erhalten zu sein und war ivohl (nach 15, 10)
in der kgl. Kammer aufbewahrt, jedenfalls nicht den Kuttenbergern
überreicht worden, nicht für diese allein, sondern montanis per
regnum Bohemie universis waren sie bestimmt. Daher ist die Be-
zeichnung der Const. als „Kuttenberger Bergordnung" (Wagner, A.
Schmidt u. a.) unrichtig. Nach seibstgeivählter Systematik werden
darin sämtl. Artikel des DIR I. Fassung (§1—27) verarbeitet;
auch die Igl. Handfeste B oder auch noch A lag dabei vor. Zijcha
vermutet, es sei zur Herstellung der Const. wohl den Iglauern ihr
Recht abverlangt (entlichen) worden. Praktische, offenbar Kutten-
berger Bergleute wurden zu einer Enquete zugezogen, wie zahlreiche
Rügen gegen Praktiken der Urbarer, Bergmeister, Steiger, Metall-
käufer und gegen Mißbräuche bei Muhmgen, Verleihungen usw. be-
zeugen. Der König selbst nahm wohl persönlich Einfluß auf die
Redaktion. In blumenreicher, etivas breiter lat. Sprache wird der
Stoff möglichst systematisch geordnet, mit reichlichen Zitaten aus
dem röm. Recht wie mit Arabesken verziert, im IV. Buch der erste
Versuch einer Kodifikation des röm. -kanonischen Prozesses für ein
tveltlichcs Gericht im Mittelalter gemacht. Die Abfassung fällt in-
folge der Erwähnung des Regierungsantrittes Wenzels in Polen u.
(II 4, 14) der Münzreform von 1300 zwischen 1300 und Wenzels Tod
1305. Eine Wiener Hs. des 16. Jh. gibt das Jahr 1303 an. Trotz
mehrfacher Reformversuche im KV. und XVI. Jh. blieben die längst
veralteten Const. bis zur Einführimg des jetzt geltenden österr. Berg-
gesetzes (von 1S54) in Kraft.
Trotz der in den Const. wiederholt sich äußernden Eifersucht
des Königs gegen den Iglauer Oberhof und dem Gebot, daß die Kutten-
berger nicht an diesen, sondern an die kgl. Kammer appellieren
sollten, beriefen sich diese nach loie vor selbst in solchen, durch die
Const. entschiedenen Fragen nach Iglau, wo die Const. schon 1325
bekannt und dann durch Johannes von Gelnhausen (als Stadtschreiber
in Iglau zwischen 1390 bis 1404 tätig) ins Deutsche übersetzt wurden.
Die Iglauer benützten jetzt für Entscheidungen und Rechtsmitteilungen
vielfach die Const. und, noch 1589 wurde ein Prachtkodex mit lat.
Text, deutscher und tschechischer Übersetzung von Joh. Hynconius dem
Iglauer Stadtrat gewidmet.
7. Verbreitung des Iglauer Bergrechtes, a) Entstehung des
jüngeren Freiberger Bgr. Während in Freiberg zw. 1297 — 1307
ein umfangreiches Stadtrecht zustande kam, gelang nur ein
92 berg-recht
mangelhafter Vorentwurf des Bergrechts und dem Bat des Berg-
meisters folgend, sah sich diese berühmte meißnische Bergstadt zur
Bitte an Iglau, der obersten Autorität in Bergsachen, um Rechts-
müteüung offenbar bald nach 1307 gezwungen. Nachdem Freiberg
schon vorher in den Besitz von DIR Ib gelangt war, erhielt es nun
die III. Fassung und aus der Vereinigung des älteren Fr eiber ger
Rechtes mit dieser entstand 1346 — 1375 das jüngere Freiberger Recht.
b) Das Deutschbroder Stadt- und Bergrecht v. 1278, gegeben von
den 4 Söhnen Zmils (wahrscheinlich des Erbauers der Feste Lichten-
burg) — es gewährt die von ihrem. Vater gegebenen Rechte und Frei-
heiten ..aueta et eniendata" — ist eine Bearbeitung einer älteren
von Zmil v. Lichtenburg herrührenden, aus der lgl. Handfeste A
hervorgegangenen Vorlage. Sie ist aus der lgl. Ü — A und nicht
etwa aus einer allmählichen Zusammenstellung des in Iglau beob-
achteten Brauches entstanden, wie die wörtliche Übereinstimmung u.
vielfach noch gleiche Anordnung wie in U — A beweist (Zycha I 66 ff.).
c) Dem Haber er Steig folgte mit der Eröffnung von Bergwerken
u. Iglauer Kolonien auch das lgl. Bgr., seit 1255 Kuttenberg (auf
landesfürstl. Grund wie in Iglau), 1261 (zuerst genannt) Kolin u.
1289 Czaslau; in beiden letzteren, tcohl sicher Iglauer Kolonien, übt
Iglau einige Zeit noch das Vermessungsrecht und bezog daher den
Ertrag der Bürgerlehen ; 1272 erwirbt es das Vermessungsrecht über
die Bergwerke in Ausk und in denen, die zwischen diesen und Iglau
etwa aufkommen.
Unter Wenzel II. wird die Neustadt apud Cbrudim antiquam mit
lgl. Bgr. bewidmet.
d) Über die Aufnahme des lgl. als allgemeinen Bergr. nach
Schlesien vgl. Steinbeck I S. 53 ff. 1271 erhielt Troppau für die
Bergwerke in Bensch von Ottokar das lgl. Bgr., 1273 erbittet sich
das Kloster Kamenz vom Herzog Heinr. v. Münsterberg das böhm.
= Iglauer Bgr.
e) Das lgl. Bgr. bildet die Grundlage für das Oberungarns und
damit für das gesamte ungar. Bergr.
Im slav. Oberungarn, z. T. auch in Siebenbürgen iveisen zahl-
reiche Namen wie Kutienberg , Schüttenhofen, Lukaivitz, Iglo, Neu-
dorf (in der Zips. urspr. Iglahaza 1297), die beiden letzteren wohl
von Iglau kolonisiert, Tajova (nach der Thaya) Rabenstein {xoohl
nach Rabstei>i in Mähren;. Mittelberg (in Siebenbürgen, wohl nach
dem bei Deutschbrod gelegenen gleichnamigen Berge) auf die Her-
kunft dieser, besonders durch Bela IV. (1235 — 1270) nach Abwehr
der Mongolengefahr begünstigten deidschen Kolonisten Ungarns hin.
Das deutsche Schemnitzer Berg- und Stadtrecht in seiner jetzigen
Gestalt beruht auf einer _ erst (kaum vor dem Ende des 14. Jh.)
entstandenoi deutschen Übersetzung der Iglauer U — B und zwar
Stadtrecbt Punkt 2 (lgl. U— B § 1), 3 (2—8. 10. 12), 4 (14), 5 (15
bis 20, 23 — 26), der inhaltlich jüngere Teil des Bergr. neben originellen
Satzungen ungefähr in gleichem Umfang eine Verarbeitung folgender
§§ des lgl. Bergr. Punkt 3 (DIR § 15), 15 (19), 16 (25 u. 26), 17 (21);
aus welcher Fassung des DIR dies stamme, läßt sich nicht genau
feststellen, zwar fehlen die Zusatzartikel der II. und III. Fassung,
doch liest es oft wie die III. 1327 erhielten die Kolonien des
berg-recht 93
Gründener Bodens das Iglauer durch Verleihung des Schemnitzer
Bergr. an den Oberhof Göllnitz. Dann kam es hier selbst, mit Zu-
grundelegung des Schemnitzer Bergr., um 1400 zu einer Aufzeichnung.
Unter dem Namen Kuttenberger wurde das Iglauer Bergr. 1328 an
Kremnitz verliehen und bildet so den Ausgangspunkt für die Krem-
nitzer B 0 von 1492 und 1512 und da auf den 3 genannten oberung.
Bergrechten die ungarische BO. Maximilians v. 1575 beruht, so
bildet das Iglauer Bergr. die Grundlage der ungarischen Berggesetz-
gebung.
f) Schon im 13. Jh. ivar der Grund zur Alleinherrschaft des
Igl. Bgr. in den böhm. und zur Vorherrschaft in den angrenzenden
Ländern gelegt, obgleich der Iglauer Bergbau sehr bald von dem uner-
hörten Bergsegen Kidtenbergs locit übertroffen wurde und endlich ganz
erlosch und damit die letzten Kenner des Bergr. verschwanden. Bas 14.
Jh. brachte der Stadt den Vollgenuß der geiconnenen Autorität. 1303
wird Symonsdorf im Czaslauer Kreis, 1311 Kolin, 1325 Schüttenhofen
mit Igt. Becht bewidmet, 1331 Chotebof darin bestätigt, 1345 die Berge
von Jamnitz für ihr Bergwerk in Schicken damit bewidmet und den
Iglauern daselbst durch Karl IV. das Vermessungsrecht zugesprochen.
Wohl manche Berggemeinde mag damit wohl noch bewidmet worden
sein (so wohl Kuttenberg und Eile, doch ist von vielen nur der
Becht szug nach Iglau nachgewiesen so von: Römerstadt, Beichen-
stein, Mesritsch, Triesch, Sternberg, l'atlaun, Pilsen. Karl IV. sagt
1345: de omnibus et singulis montanis cuiuscnmque metalli per to-
tum regnum Bobemie in dubiis senteneiis ad civitatem Jglaviensem
civesque ipsos pro babeuda vera et justa sentencia recurritur (Emier
IV N. 1600, Zycba I S. 104). Um 1500 nennt der Bat selbst sein
Gericht „das höchste reebt in diesem kuniglicben regimenth, Bgr.
Nr. 92 u. 111 ; und 1514 sagen die Gewerken von Medl über Iglau:
daß sie anderswo in diesem Lande nirgend Becht zu suchen toissen
denn in Iglau, ivo für jedes Bergrecht im Königreich die Haupt-
steile ist lind der Hauptsitz, Bgr. N. 86,2. Mit dem Niedergang des
Iglauer Bergbaues und dem Übergang des Bergbaues in grund-
herrlichen Betrieb erlahmte die rechtbildende Kraft; durch den
Grafen Schlick, den Herrn von Joachimstal wird 1518 für sein
Bergiverk im Konradgrüner Tal fast wörtlich die Annaberger BO.
eingeführt und sie gewinnt immer mehr Boden in den böhm. Ländern.
Bald überflügelte der Oberhof Joachimstal den Iglauer. Über den
Kampf zwischen diesem neuen ^deutschen" (= sächischen) mit dem
alten Iglauer -Kuttenberger, „böhmischen1' Bgr. und die endgültige
Regelung, vgl. Zycba I 113—123.
Dis sin' di bergrecht, di von allirerst, do bergwerck funden wart
in Bebemen unde in Herbem, von den burgern von der Ygla unde
von den eldesten berginten bestetiget unde besebriben sin unde vor-
sigilt mit der stad unde der burger ingesegil, ein iczlichem berg-
manne czu vorlisen unde czu gewinnen DIR I geben wir (von
Iglau) zu erkennen, das wir unser bergrecht allein im kunigreich
czu Behm gebraueben u. mittailen, Igl. Bgr. N. 108. Lieber Herr,
gerubt zu wissen, dass wir auf Eisenbergwerke kein Recht haben,
sondern nur auf Gold und Silber, Igl.' Bgr. N. 86,4. Idoch so
habe wir warbaffticleich vornomen, wie das ganeze perkrecht mit
94 berg-regal
der auslegunge widerigen sinnen vorirret und betrübet sei. umb das
der leute gedecbtnuss krank ist — so seczen wir mit disein geböte
ewicleicb czu weren, das die ur borer. die gesworn. die richtere und
di perkmeister nicht anders richten sullen, denn als in unsern
rechten begriffen ist, und mit guten siten, die nicht wider unser
recht sein, pisher gehalden ist. Const. I 5, 8 u. 9. Darum b wir wollen
in disem puch, das sunderleich heissen sal kunigs perkrecht, allen
gebrechen des rechten erfüllen, und was do in dem alten rechten
czweiffels ist gewest, das wollen wir pas entsliessen u. wollen ein
leutere lere des perkrechten idem manne geben. Const. Einleitung § 3.
Und darumb so mus man von ersten wissen, das das pergrecht ent-
weder es ist, wi man ein ding gewinnet ader wi maus beheldet ader
wi maus widerprenget ader wi maus minnert. Const. 111,1 Hier,
hebet sich an das Privilegium des koniges Wenczlaw vom perkrecht
czu deucze. Const. Überschrift in E.
Uerg-regal. Das Igt Bgr. ist das älteste, das sich auf der
Verbindung von Bergregcdität und Bergbaufreiheit, der Grundlage des
modernen deutschen Bgr., erhebt. Während ursprünglich der Grundherr
im Besitze der bergherrlichen Gerechtsame tear und der Staat nur ein
Abgabenbezugsrecht besaß, ivurde aus letzterem ein kgl. Verleihungs-
recht gegenüber dem Grundeigentümer (2. Form: Grundeigentümer-
beleihung) und endlich 3. Einzelverleihung jeder Grube direkt an
den Finder (Finderbeleihung). Zycha. ältestes Bergr. Abschnitt I — HI
und VI. Das rasche Zusammenwachsen von Bergregcdität und Berg-
haufreiheit wurde besonders dadurch gefördert, daß in Iglau (wie in
Eile, Mähr. -Neustadt, Kuttenberg, Ireiberg) der Landes- zugleich
Grundherr war, so daß die grundherrliche Beleihung des Finders
als staatliche, die grundherrliche Aufsicht als staatliche Kontrolle
aufgefaßt werden konnte. Die im Interesse des Königs (Erhaltung)
i'itd der Bergleute (Nichterhöhung der Abgabe) gelegene Organisation
des Bergbaues wurde dann auch auf Privatgründe ausgedehnt , die
der Bergbaufreiheit anfangs widerstrebenden Grundherrn durch Anteil
am Ertrag abgefunden. Die gänzliche Loslösung des Bergbaus vom
Grundherrn erfuhr aber eine Bückbildung, so daß schließlich derselbe
Zustand erreicht wurde wie im Sachsenspiegel, regale Belehnung des
Grundherrn, der jedoch die bisherigen Formen der Finderbeleihung
beobachten mußte, Vogtei des Grundherrn, die seit dem 16. Jh.
keiner regalen Belehnung mehr bedurfte. U — A (Zycha, Ältestes Bgr.
S. 78) tcahrscheiulidi für den Bereich eines, vom mähr. Landesfürsten
gefreiten Berges niedergeschrieben, nennt wie V — B daher keinen
Grundeigentümer, das Vcrleihungsrecht des Frbarers (§ 1) bezieht
sich nur auf das gefreite Gebiet. Erst das DIB (§5, 6, 13 Herren-
lehen, 25 und direkt 26) hat ein allgemeines, r egales Finderbeleihungs-
recht zur Grundlage. Am schärfsten kommt die Regalität in den
Const. II 2, 15 zum Ausdruck, ico das kgl. Gesetzgebiuigsrecht in
Bergsachen auf das Kammereigentum an den Bergiverken gestützt
wird. Schon vor TJ — A, schon 1227 habe)i die böhm.-mähr. Landes-
fürsten das Bergregal ausgeübt, nicht ohne Widerspruch der Grund-
herrn. Die Regalität war urspr. ein im Reich lä)igst überlebtes, im
Osten noch lebendes Zehentbezugsrecht , dann Grundeigentümer-
beleihung , dann in der 2. Hälfte des 13. Jh. durchgeführte Finder-
berg-regal 95
beleihung. (1258 hat der kgl. Beamte auf der Lichtenburger Herr-
schaft Deutschbrod plenariara facultatem — porrigendi quoslibet
raontes sive meatus, Emier Regesta ßoh. et Moraviae II N. 195).
Sie ist in ihrer definitiven mittelalterl. Form keine tschechische Ein-
richtung, sondern zum mindesten durch die deutschen Bergleute aus-
gebildet, das Wort Urbar in der Sonderbedeutung „Bergwerksabgabe1'
bis ins 15. Jh. nur in den böhm. Ländern und den durch das böhm.
Bergr. beeinflußten: Schlesien, Polen und Ungarn, erst seit dem
15. Jh. auch anderwärts üblich. Übertragung des Regals durch das
Reich an Böhmen scheint nicht stattgefunden zu haben. König
Albrecht erhebt dem König Wenzel IL gegenüber Anspruch darauf,
muß ihn aber nach dem unglücklichen Krieg von 1305 im Frieden
ausdrücklich aufgeben. Durch die goldene Bulle Karls IV. ist das
Bergregal den böhm. Königen dauernd gesichert. Eine bedeutende
Einschränkung der Erträgnisse des Bergregals erfolgte seit Karl IV.
durch Steuern (s. diese), Beschränkung des Silbereinlösungsrechtes der
Krone, durch Fristungen und Bergfreiheiten, die fast die ganzen
Bergwerke in grundherrliche Gewalt brachten. Mit dieser Entkräftung
der staatlichen Macht in Böhmen bes. seit der 2. Hälfte des 15. Jh.
ergreifen auch auf kgl. Bergwerken Bürgermeister und Rat der kgl.
Bergstädte auch in Bergsachen die Jurisdiktion über die Bergleute
und verdrängen z. Teil die unmittelbar regalherrliche Verwaltung
außer in der Verwaltung der Urbar, so in Kuttenberg und Iglau, in
welch letzterer Stadt alle Blutungen des 16. Jh. bei Bürgermeister
und Rat angebracht werden.
2. Rechte aus dem Bergregal: a) vorbehaltene Mineralien sind
seit dem 13. Jh. unbestritten Silber und Gold, die niederen Metalle
galten zwar als de jure dem König zustehend, doch wird an
dieser Rechtsanschauung nicht festgehalten. In der goldenen Bulle
Karls IV. werden als regal erklärt: universae auri et argenti
fodinae atque minerae stanni, cupri, ferri, plumbi et alterius cuius-
cumque generis metalli ac etiam salis, im Bergwerksvergleich von
1534 werden „aus Gnade" die niedern Metalle und im Max.
Vergleich auch Alaun, Kupferivasser und Schivefel den böhm.
Ständen Überlasseti, 1556 zuerst von Ferdinand eine Verleihung
auf Steinkohlen im Saatzer, Leitmeritzer und Schlauer Kreis er-
teilt, b) Verleihungsrecht s. Verleihung, c) Aufsicht über die Pro-
duktion nur zur Verhinderung einer Benachteiligung des Regalherm
durch Hinterziehung oder Versäumung seines Anteils {durch Nichtbau)
d) Finanzielle Rechte = Urbar im weiteren Sinne und zwar 1. Urbar
im engeren Sinne (s. d.) = der 8. Korb des geivonnenen Erzes in
natura. 2. 1/1C von den Lehenschaften (außer der Urbar von diesen,
da Igl. Bgr. Nr. 23, 3 die Urbar der Königslane erwähnt wird, die
also, wie regelmäßig, verlehenschaft war) außer von Lehenschaften in
Bürgerlehen und in den sogenannten „Erbgebirgen", Const. I 16, 2
und II 2, 15 und zwar 1jiG von der Lehenschaftsförderung voriceg
abgezogen, nicht etwa von der an die Verleiher der Lehenschaft
abzustattenden „Eigenschaft" , da Const. II 2, 15 das 16tel auch in
den lanei regales und superfluitates (Überscharen) gefordert wird.
Vgl. Ig]. Spruch N. 17. 3. vorbehaltenes Abbaurecht an den 2 Königs-
lanen (je einer zu beiden Seiten des vermessenen Berges an dessen
96 berg-richter
,.endelsten Lehen" anschließend und an den Überscharen, die nach
U — A § 14 und U — B § 22 den Bürgern (Stadtrat), nach den
Const. II 2, 5. non obstante Iglaviensi constitucione dem Begal-
herrn, endlich nach der Joachimstaler B 0. von 1518 (aus der
Annaberger von 1509 Art. 24 übernommen) je zur Hälfte den An-
rainern zufiel. 4. MitbaurecM an jeder Grube (,,' 32 des Leihers",
um das sich 1405 der König, der Münz- und der Kuttenberger Hof-
meister, alle 3 als angebliche Leiher stritten, bis es dem letzten durch
Entscheidung Iglaus zugesprochen wurde, und zwar ist es nicht Be-
soldimg des Beamten, sondern ein Teil der Urbar. Man vgl. DIB,
§13,1, Const. II 1, 5 und 112.15; über den Streit Spruch Nr. 22.
5. Eine Schicht im Schmiedeneuntel (DIB §14.1, Const. II 2, 15,
Spruch Nr. 20. 30, 5. 36, 2. IT— B § 10 und Const. III 1, 9.) seit nach
Ausscheidung der Schmiede aus der Gewerkschaft und Entlohnung
nach Art anderer Arbeiter, die Geicerken das früher den Schmieden
zugewiesene Neuntel an sich zogen itnd den normalen Gewerkenteilen
gleichstellten (Zycha, Ältestes Bgr. S. 103). Hie übrigen 3 Schichten
des „Schmiedeneuntels" wurden nicht von sämtlichen Gewerken ab-
gebaut, sondern veräußert und so von eigenen Geicerken abgebaid.
e) Becht der Edelmetalle inlösung s. "Wechsel. Der Nutzen des Berg-
regals, für den Kimig Wenzel Const. III 6, 13 dem Himmel mit auf-
gehobenen Händen dankt, war bedeutend. Kuttenberg lieferte damals
der legi. Kammer jährlich 10 000 Mark Silbers; König Albrecht ver-
langt von König Wenzel die Urbar von 6 Jahren oder 80000 Mark.
foerg-riehter stm. Bergrichter. Neben dem ordentlichen Gericht
(in welchem der Urbarer, bezw. der Münz- oder Hofmeister oder statt
dessen in Stellvertretung des Königs der Kämmerer oder Unter-
kämmerer Bichter ist) füngiert in geringfügigen Bergangelegenheiten
entweder der Bergmeister oder der Bergrichter mit ivenigstens zwei
Berggeschworenen. Er wird an des Urbarer s Stelle von diesem mit
Zustimmung der Geicerken eingesetzt. Kein urbarer hat das recht
einen richter czu seezen uff einem berge an der gewerken willen,
D I B 15, 2. Wir seezen auch, — das weder die urborer weder der
richter, den si seezen, kein perggerichte hegen oder besiezen sullen.
es sein denne czu dem minsten czwen scheppfen kegenwortig,
Const. 14, 4: vgl. auch DIB 23a, (2). De> Bergrichter verschwindet
(zuletzt Const. I 6) im 14. Jh. Vgl. berg-gericht. Er soll nach
Const. 16: nicht recht gericht vorkeren; er soll sich mer halden
nach des rechten geseezen denn noch seinem willen (1), eher einen
schedlichen hinlassen als einen unschuldigen toten (2), sich samklich
erpiten reichen u. armen gleich in iren notdurften; auch sol der
richter gute siten haben u. Stetigkeit volkumener leute ; auch nimmer
den, di de krigeu, seinen mut offenbarn mit seinem antlicze (3);
er soll auch clug sein, das er alle dink, di vor im geschehen, lasse
durch einen Schreiber von wort czu worte in ein puch seezen mit
guter geezeugnusse der geswom, di do pei sein. Und czuvoraus
sol er mit fieisse di urtel beschreiben lassen, di man geschoben hat
in der gesworn morgensprache. Es sullen auch alle acta, als si
sich han augehaben, pei im bleiben (4\ er sol an dem anfange, als
er sich des gerichtes underwindet, für den perkscheppen sweren, als
vor geredet ist vou den urboreru. u. sol alle die artikel. die in dem
berg-scheppe — berg-schreiber 97
eide der urborer begriffen sein, unczubrochenlich balden u. beschirmen
(7) ab der ricbter mit imand sache bett, ader sein vater ader rauter
ader prüder ader swester, so sol er — nicht czu gerichte siezen;
wenn es ist schedlich, wo man under eim vordaebten richtere kriget
(8). — teidinge umb aberslich, geebreez u. ä. — schol man auf dem
perge vor dem perkrichter oder vor dem munezmeister taidingen,
Igl. Bgr. Nr. 105.
berg-scheppe, -scheppfe, -scheffe sivm. Bergschöffe s. Grimm
D Wb. 1, 494f., jurati montanorum, die Grubenamtleute außer dem
Berg- oder Schichtmeister mit dem sie (Steiger, Schreiber, Zimmer-
und Hutleute) das (niedere) Berggericht bilden, welche dem Regal-
her ni den Eid treuer Amtsführung geschivoren haben, Const. I 5, 2
und Bgr. Spr. Nr. 65, 6 nimmt ihnen der Kämmerer oder die Schöffen
{Stadtrat?) den Eid ab, nicht der Münzmeister, nach DIR 13,9.
Const I 3, 3 und einem Kuttenbcrger Privileg von 1329 der Urbarer;
denn die regalen Einnahmen hingen in hohem Grade ab, ob der
Hutmann die Beiseiteschaffung noch nicht verzehnteter Förderung
verhinderte, die Zimmerleute frische Anbrüche nicht verdecken ließen
und dergl. Sie setzten in internen, die Ordnung auf dem Berg
betreffenden Fragen Recht unter Vorsitz des Bergmeisters (U — A § 17
mit U — A, Schluß der Bürgerfreiheiten) tmd fungierten als regelm.
Berggericht. Die oberste autonome Rechtsetzung ivar aber in den
Händen des Stadtrates unter Vorsitz des landesfürstl. Richters, die
Berggeschworenen wirkten nur als Berater mit. Vgl. gesworene
der stat. — U — A, Schluß der Bürgerfreiheiten: Darnach wollen
u. gepieten wir, was di scheppfen unser stat und di perkscheppfen
durch gemainen nuez schicken u. seezen, das schol von allen unvor-
ruckt gehaldeu werden. — Igl. Bgr. Nr. 14 : doruber ward geteilt,
das di scheppen von der stat (Czukmantel) u. nicht die scheppen
von dem perkwerk czu dem purgeriehen recht haben. Di selben
scheppen auch von der stadt schullen perge messen u. nicht di perk-
scheppen. — Nach Const. 14, 2: alle urborer — sullen für unserm
camerer u. für unsern pergscheppen offenlichen swereu — . ingesigel
d. b. IV 14, 2.
Die b. sorgen mit dem Urbarer für die Ordnung auf dem Berge,
insbesondere den Lebensmittelverkauf (Const. I 3,7 ; 15,14) und üben
bei Bauten baubehördl. Funktionen (Const. I 5, 15. Spruch N. 23.
Nach Ansicht der Iglauer (Bgr. Spr. N. 101) ist die Ernennung der
b. (Grubenamtleute) nur dann alleinige Sache der Gewerken, -wenn
diesen wie in Iglau und Kuttenberg ein Privileg hierzu erteilt
iv orden ist.
berg-schreiber stm. a) regal- oder grundherrl. Schreiber, Unter-
beamter der Urbarschreiber, von den Urbarem (Const. I 8,5) ernannt,
besorgen die laufenden Aufschreibungen in den lokalen Urbarämtern
auch die Verrechnungen der wöchentlichen Kost von Bauen der
Urbarer. Nach der Joachimst. B 0., Teil 1, fungiert neben dem
Zehentner als ein Unterbeamter ein Gegen- (Urbar-) Schreiber und ein
Bergschreiber.
b) gewerkschaftlicher = Grubenschreiber, der die Verrechnungen
führt, Igl. Bgr. N. 78a. Um kost von tailen auf perkwerk mag ein
gesworner perkmeister oder ein gesworner perkscriber (in E daraus
Oelinek, Wörterbuch. I
98 berg-teiding — berg-teil
grubenschreiber korrig.) auf einen igleichen man wol gesten u. ge-
czeugen, Igl. Bgr. Nr. 113. das man einem manne umb dieselbe kost
nicht dorf vuergepieten, er sei gesessen oder nicht, sunder alle tag
vurt man in wol vnr den riehter: und wes in der perkmeister oder
der perkschreiber (E daraus grubenschreiber verbessert) uberczeugen,
das schol er alczuhant mit phenningen oder mit guten phanden vor-
richten, Spr. N. 114. Als underpergschreiber auf dem Kuttenberg
des Peter Schobers von Igla czeiten u. grubenschreiber über sechs
gruben pei her Thoma Wollfals czeiten ivar Johannes v. Geiln-
hausen tütig, ehe er (1357— 1378) Registratur Karls IV. wurde.
berg-teidiug sin. WemberggeruM: Die bergmeister sollen
auch jährlichen 2 offene Perckthadung halten, eines am St. Georg,
das andere an St. Lorenztag, Chlum. VIII: Wir ragen auch, dass
czwei Percteiding schollen sein in einem jare, eines des nechsten
suntages nach sent Jörgen Tage — u. dez ander des suntages vor
sent Lorenzentage, Chlum. VIII 4.
berg-teil sin. gewöhnt. kurz teil genannt, sind, wie Zycha, Alt.
Bgr. S. 137 — 150 und 1238 — 252 gegenüber der älteren, neuerdings
von Opet und Ermisch wieder aufgenommenen falschen Ansicht
ausfuhrt, nicht reale, räumlich begrenzte Teile des Grubenfeldes noch
ideale Teile des Berggebäudes — bei Nichtbetrieb z. B. auch gegen
den Willen des Besitzers tritt Heimfäll an den Ilegalherrn ein. über-
haupt entscheidet über Verwertung und Verwaltung der Grube die
Majorität der Gewerken — sondern die aus dem gemeinschaftl. Zu-
sammenwirken (Werken) der Gewerken hervorgegangenen Anteile au
der Bergbauunternehmung, Ertragsquote, Mitgliedschaftsr öüe, heute
Kux. Obgleich es räumlich abgegrenzte Teile des Grubenfeldes
gab — die 6 Lehen: .-.'Königs-, 2 Bürger-, 2 Herrenlehen; in den
7 Lehen selbst Lehenhäuern überlassene Teile — so haben diese
doch mit den Gewerkenteilen nichts zu tun. Schon im 12. Jh. nicht
bloß im Iglau-Kuttenberg-Freiberger Bgr. erweisen sich die Teile als
ideale 1. weil sie [l s, ' ie, J 32) durchaus nicht mit dem Grubenfelde
(7 Lehen zu ? Klaftern, oder in Goslar 13, je 13 Fuß von einander
abstehende Gruben) stimmt, 2. weil man sich nicht denken könnte,
welcher reale Teil dem Verleiher (] 3i) und Grundherrn C S2) zu-
gesprochen würde, da die realen Teile doch sicher nicht gleichwertig
und gleicherzhaltig sein könnten; 3. weil im Igl. Bgr. auch — dann
ganz unerklärlich — Teile an Stollen vorkommen; 4. weil das Gruben-
feld selbst durch Vergebung und Einziehung von Lehenschaften den
Umfang beständig wechselte', 5. da die Förderung aus edlen, durch
die Gewerkschaft selbst abgebauten Anbrüchen der Gruben icie auch
die von Lehenhäuern eingehobenen Ertragsquoten {Eigenschaft) zu-
sammengeschlagen und je nach Größe der Teile an die einzelnen
Gewerken auf geteilt wurden und deshalb die Zuweisung eines einzelnen
Raumes cm die einzelnen keinen Sinn gehabt hätte. Hie richtige
Deutung der scheinbar für reale Teile sprechenden Stellen siehe
Zycha I 242 — 244 („Vermietung" nach dem Freiberger Bgr. A § 2,
locatio, conduetio, aussaezunge u. besteunge nach Const. III 0, 12,
Verleihen DIB §24 eines Zweiunddreißigtels oder mehr, ferner über
Const. I 15. 4 und Igl. Bgr. N. 90, 2). Hie Stelle DIR § 24 lautet:
Ist das ein man siner teil iht vorlihet einem andern manne, is si
berg-teil 99
an bergen, Stollen, lehen adir lehenschaften — wenn dieser siner
eigenschaft nicht engebit, er vorhast mit rechte sine lehenschaft. —
Const. I 15,4: wenn einer sich um Arbeitslohn pfänden läßt, muß er
tticht bloß die Pfändungskosten zahlen, sondern es sol sich der perk-
raeister underwinden aller seiner teil, wo er sie hat, u. sol davon
peide den smiden nnd auch den mitgewerken genug tun. Da können
die Teile nur in derselben Grube gedacht sein, da der Bergmeister
(Const. I 7, 23) dies Amt nur in einem Bergwerk versehen darf , doch
sind deutlich Anteile am Schmiedeneuntel und andere Teile gemeint.
Nach Igl. Bgr. N. 90, 2 hat ein Mann von einer Frau 1j1G einer
Kiesgrube gekauft und für die ihr noch zu zahlende Summe von
200 schock gross dieses und sein eigenes Sechzehntel verpfändet , da
die Grube aber infolge eines {zur Erweichung des Gesteines) gesetzten
Brandes verbrannte , borgte er sich vom Bergmeister Geld aus mit
den Worten: vorleget mich mit gelde zu dem geweitigen von
meinen teilen = borgt mir soviel, als auf midi mit meinen 2/16 zum
Gewältigen der Grube kommt. Über Freiberger Bgr. A § 22. Frei-
berger Urkdb. I S. 11. Trient R. Cod. Wang. S. 323 Note 68, S. 448
aand 446) vgl. Zycha, Recht des alt. deutschen Bergb.
2. Die Zahl der Teile betrug 4, 8, 16 oder 32 {auch im alpenl.
Bergr. z. B. auf dem Berg Zessen, in Trient, doch kommen auf
Zeiring in Steierm. 3, 6, 11, 12, 18 und 36tel, im Freiberger 1/3
des Begalherrn vor) in Iglau sind jedoch diese Teile zusammen nur
8/9, da das Schmiedeneuntel außerhalb der Normalzählung steht
(s. d.). — Viertel und das Schmiedeneuntel scheinen urspr. die Ein-
heiten gebildet zu haben {nach Const. I 16, 2 soll die Ausbeute nach
4 Schichten geteilt werden), doch müssen schon damals Zweiund-
dreißigstel abgeteilt worden sein wie ll3t des Verleihers und Grundherrn
{Ackerteil) sowie die Abstimmung nach V32 beweisen. Diese Zweiund-
dreißigstel und die 4 Schichten des Schmiedeneuntel bilden dann die
Einheiten und also auch die Zahl der Gewerken. Bauen mehrere
z. B. 1/38 oder eine Schicht des Schmiedeneuntels , so stellen sie der
Gewerkschaft gegenüber nur einen Gewerken dar, als deren Vertreter
der Veräußerer der Schicht oder des Teiles gilt. Für diese Unter-
teile eines kleinsten (Vsa) Bergteiles {oder einer Schicht des Schmiede-
neuntels) kommt seit 1327 (Emier III Nr. 1400) der Ausdruck Kux
vor. Indem später diese Kuxbesitzer selbst die Bechte von Gewerken
erhielten, erscheint deren Zahl auf 128 erhöht. Nach Agricola
{1556) hätten patrum memoria metallici Snebergi primo diviserunt
in 128 partes, welche Teilung dann nach Joachimstal und von da
nach Böhmen übertragen worden sei. Die Nebenlehen erscheinen
in Viertel und diese in deren Schichten geteilt (Emier m 31 ivird
1 .ic in laneo civili genannt.)
3. Verurkundung der Teile oder Bücher über die Mitglieder der
Gewerkschaft kennen die Iglauer Quellen nicht. Mißbräuche, wie sie
Const. III 6, 8. (etliche pose leaate sein gewont, das sie in neuen
funden (die noch keinen Bergmeister haben) mer teil voi'kauffen, denn
si doselbist haben — darumb soll sich der Käufer die gekauften
Teile czuhant vor den gewerken in heissen aufgeben aa. auflassen
vor den vorkaufern und Const. II 1, 13 wird aus demselben Grunde
bestimmt: das der erste emphaher (eines Ganges) sol einen igleichen
7*
100 berg-teil.
aus den gewerken mit seinen teilen nennen, u. sol auch keiner teil
doselbist haben, denn den er hat genennet) gerügt werden, führten
erst an der Wende des 15. und 16. Jh. in Sachsen zur Forderung
der Bergbehörden: 1. nach erfolgter Beleihung ein Verzeichnis der
Gewerken zu überreichen wtd 2. in einem Gegenbuch nur jene als
Gewerken aufzunehmen, die bis zur ersten Rechnung Zubuße gegeben.
Dasselbe gilt für spätere Teüveräußerungen.
4. Die Art der Übereignung durch Auflassen und Einweisen
läßt den Teil (wie heute den Kux) als unbewegliche Sache erkennen.
Ob er auch als solche beim Erbgang behandelt wurde, muß unent-
schieden bleiben.
5. Der Teil ist unbeschränkt übertragbar und kann veräußert,
auch ver- und gepfändet werden, ohne daß die Mitgeioerken es
hindern können, während in der Goslaer Ordnung v. 1471 Verkauf
und Verpfändung von Bergteilen an die Zustimmung des Rates ge-
knüpft ist.,.
Die Übereignung des Bergteiles infolge von Kauf (z. B. kostete
1 ,6 der Grube auf dem Schusterplatz in Kuttenberg und Vi« an
einem Biirgerlehen 1311 300 Schock Gr.), Tausch oder Schenkung ge-
schieht durch Auflassung (Resignation) in die Hände des Vorstands
der Gewerkschaft, der dann den Erwerber investiert, ei nieeist: Wer
auch eczliche teil, von was Sachen das sei, auflest, der sol diselben
aufgeben den perkmeistern, das si den, der si neinen wirt, in di teil
weisen, als recht ist; ader der, den mau einweisen solde, sol der teil
darben u. mag auch nicht bewern, das er ichtesicht rechtes habe,
man hab si denne aufgeben u. sei darein geweiset, Const. I 7,21, wi
neuen funden, wo kein Bcrgm. ist, soll dies vor den Gewerken ge-
schehen, 16,8; wann weder der kauffer weder der geber[!] behalden
kein recht in den gekauften ader gegeben teilen, di sein in denn
vor dem pergmeister vor den vorkauffern ader gebern aufgeben, und
mugen si nicht beclagen vor dem richter, wie wol si sie anreden
mochten, umb das in di teil nicht aufgeben sein. _ Die Veräußerung
mußte übrigens nach deutschreclitl. 11 eise durch Übergabe eines An-
geldes bekräftigt werden, die den Charakter eines Wandels annehmen
kann: Doch lassen wir si (kauffer ader vorkauffer bei Rückgang des
Kaufes) äne wandel, es were denn iczund etwas hantgift darau
geben; u. wenn das geschieht, der den kauf nicht halden wil, so sol
vorlisen der kauffer das, das er geben hat, ist es aber der vorkauffer.
so sol er es czwifach widerkeren, wiwol nichtesnicht von der hant-
gift geredt ist, Const. III 6,5.
Die Übereignung kann auch verbrieft werden, Igl. Bgr. Spr. 89,3.
die daselbst 89,2 abgelehnte Ab- und Zuschreibung im Gegenbuch
wird in der Joachimst. Bgr. gefordert, nur muß sie (Art. 94)
taut Annaberger BO. innerhalb 4 Wochen nach Abschluß des Ge-
schäfts geschehen, sonst ist der Gegner an den Vertrag nicht ge-
bunden. Teile konnten auch gepfändet, jedoch nicht die Ausbeide
verboten werden /Komerung), da durch letztere dem Gewerken der
Fond zur Bezahlung der Kost entzogen worden wäre, der dadurch
befriedigte Gläubiger sie aber schwer gezahlt hätte. Dies ergibt sich
azis DIR 21. Const. I 7,15. III 5,7 und Schemn. Bgr. Punkt 17. Frei-
berger Bgr. § 35 vgl. rorMeten.
bergung — berg-vreiunge 101
Der Bergteil war ferner ein gesetzliches Pfand für den Arbeiter,
der für ihn gearbeitet hat, auch ein Objekt selbständiger Besteuerung.
Spekulation in Bergwerkswerten; Verkehr mit Teilen, später Kux-
kränzelei, brachte viele Mißbräuche mit sich.
bergung* stf. = gemez,z,ener berg: in einem iczlichen gebirge
das bergung haisset {Zusatz in Ib) mit namen nicht mer Stollen
beschreiben sin weune czweier hande, D I R 2.
berg- volk stn. Bergleute: pirgvolk im Hriesengrnnd, Tränt.
Chr. 122. das b. uns geneme machen, Const. I 2, 1. I 5, 15.
berg-freiheit stf. Bergbaufreiheit und Rechte eines gemessenen
Berges, in welchem brief der her Christof Sylber ein ganze perg-
freiheit verschrieben hat über das goldpergwerk zn Glesendorf, die
grosse Pinge genant am Gülden Rehorn mit allen bergrechten, Traut.
Chr. 227. ferner sollen auch alle inwoner und pawende gewerken
sampt allen denen, die solchem perchwerke zu gutem handien mit
zufürung allerlei victualien auf all unsern und des königreichs
gründen inmassen ander pergstedte aller zolle, maut und aufläge
frei und vor meniglich unvorhindert sein, 253. s. bergvereiunge.
Als Ortsname: das stetlein die Birkfreiheit, Traut. Chr. 224. dem
berckstettlein, genant die Pergfreiheit unterm Gülden-Rehorn am
wasser Aupa gelegen, 227. zur kirchen auf der Bergfreiheit, 281
(an einer späteren Stelle: in der Freiheiter kirchen, 282), 336. über
die brücke zur Jungenpuchen, welches man itzt die Pirgkfreiheit
nennt, 132.
berg-vreiunge * stf. = Bergbaufreiheit. Die Umgestaltung des
ganzen Landes zu einen einzigen gefreiten Berg hängt mit der
Finderbeleihung zusammen. Das Interesse der Bergleute, sich der
Willkür des Grundherrn zu entziehen, ging mit dem des Königs zu-
sammen, durch Blüte des Bergbaues die Urbar zu erhöhen. Die
Grundherrn wurden durch Vermessung der 2 Herrenlehen, das
Ackerteil und ljs der Urbar mitinteressiert und entscluldigt. Die b.
gelangt in der 2. Hälfte des 13. Jh. mit der Finderbeleihung zum
Abschluß, bis sie wieder durch das Eindringen der grundherrl.
Vogtei und deren Lostrennung von der regalen Finderbeleihung stark
eingeschränkt wurde (doch weitaus nicht so wie in Schlesien)
I. Pflichten des Grundherrn: 1. Schürfen und Gewinnen von Metallen
ist jedem Bergmanne vom Grundeigentümer zu gestatten: wann
imand hoffenunge hat czu dem perkwerk — so underwindet er sich
einer breiten czu einer silbergruben czu machen in einem freien
fehle, do idem manne umb u. umb czimlich ist czu arbeiten u. erez
czu suchen, Const. II 1, 3. Nach Igl. Bgr. Nr. 26, 2 darf der Grund-
herr nicht: vias et semitas de novo faetas vel faciendas ad dieta
montana tendentes — inhibere. Wie es scheint durfte sogar auf
dem unter Haies und Hof gelegenen Grund gegraben werden, in
Kittenberg wurde in der Stadt selbst gebaut, (Sternb. I S. 52 und
Igl. Bgr. N. 52,5 und 59,4 liegt das Bergwerk „zum prun in unsers
herrn des kunigs haus"). Erfolglose Arbeit oder Auflassung des
Baues verpflichtet nicht zur Wiederherstellung des früheren Zustandes;
ivenigstens steht nichts davon in unseren Quellen. 2. Duldung der
Anlage von Kauen auf 16 Hofstätten : Ein iglicher gemezner (newer)
perk schol behalden czu recht sechezehen hovestet, U— B 9. Es ist
102 berg-vreiuuge
czu wissen, das ein iczleich perg in dem erbe, darinne er gemessen
ist, äne imandes Widerrede 16 hofstete noch pergrechte beheldet u.
also vil weit u, breit czn irer Viehweide, als ein mensche mit einem
pogen eins geschisen mag, Const. II 3, 1. (Darüber) bescheide wir
also, das di gewerken aus sechezen hofsteten mugen eine machen
oder czwo oder mer czu fieischpenken, czu protpenken oder eine
padestuben, das stet an in. Wil aber imant aus der maze der 16
hofstete des vorgenanten gepeudes icht paweu, das mus her mit des
hern gunst tun, des das gut ist, Igl. Bgr. Spr. 27. — bescheid wir
also, das ein icklich gemessen perk schol 16 hofstete vrei haben;
u. darinne mag man schenken pier, met u. wein. Und di schollen
ordenieich gepawet sein pei der czeche, das mugen gewandern peid
mit wegen u. sust an alle hindernisse. Und schullen haben czu
irer viechweide um und umme sich also verre, als ein man mit einem
pogen geschiessen mag von der czeche , Spr. N. 28 und 29, 3 und 4.
Unde also vil gemessener berge legin in eins erbestollen marscheide,
also manch sechezen hofestete [beheldet der stolle] £> I B 8, 2. Der
tiefste Erbstollen sol als oft 16 hof stete behalden, als vil perge dem
selben Stollen czugeschicket sein, Const. II 4, 24. 3. Gewährung von
Hutweide bis Bogenschußweite im Umkreis, s. die obigen Zitate;
4. Holz zu Schacht- und Stollenbautcn unter Tag hat der Grundherr
<irm gemessenen Berg unentgeltlich zu gewähren, wenn er Widder
besitzt. Igl. Bgr. X. 23,6; ferner D I B 26, 2. Von bergwerkes friheit:
was dasselbige bergwerck holczes bedarff in den gruben, das sal
im der herre nicht weren, er si geistlich ader werltlich. — Const.
113,2: Darnoch von den weiden desselben erbes, darinne der perg
gemessen ist, sullen die pergleute alles das umbsust nemen, das
alleine notdurft in den silbergruben. Jüngere Igl. Sprüche (N. 26,3:
wenn alles holez, des die bergleute dorfen in der gruben und in den
Stollen under der erden u. ober der erden czu rinnen u. czu kawen,
das sol in der herre geben. — Spr. 96. 2 : Aber der herre , auf des
gute das perkwerk leit. der muss alles das holez, das man in di
gruben darf u. czu den kauwen, geben, ab hers gehaben mag.) —
ziehen auch den Bedarf für die Kauenbauten und für Holzkohlen
für die Schmiede und Hütten in die Abgabepflicht des Gutsherrn.
Im Bergwerksvergl. von 1534 wird wie im Igl. Bgr. die unentgeltliche
Holzlieferung nur für ..Schächte, Fundgruben und Stollen, was sich
zum Auszimmern unter der Erden gebührt1' und „soviel sich auf
des Herren Gründen das Holz erstrecken mag" gefordert, dagegen
müsse das Holz zu Häusern, Schmelzhütten und zum Kohlenbrennen
von den Gewerken gekauft werden doch zu einem billigen Preis, der
allenfalls behördlich geregelt wird. 5. Freier Weg und Steg: be-
stehende Wege dürfen vom Grundherrn nicht gesperrt werden, Igl.
Bgr. X. 26, 2. — 6. Erst der Max. Bergwerksvergl. von 1575 verlangt
vom Grundherrn Wasserfluß zu gestatten, durch Benützung der
Privatwässer für Künste, Aufbereitung- und Hüttenwerke und zwar
gegen Bezahlung. 7. Hütten = Erzmühlen und Schmelzhütten dürfen
nach Igl. Bgr. ohne Entschädigung für Grundbenützung gebaut
werden, wenn der Grundherr das Ackerteil erhält, sonst muß der
Grund käuflich erworben werden. Bestehende Mühlen, die zu Auf-
oereitungswerken umgewandelt werden, Zinsen weiter, wenn bisher.
berg-vrid — bergwerks-vergleich 103
Igl. Bgr. N. 26, 4. Zins von Kauen und Hütten und renale Ver-
leihung von Hütten kommen in Böhmen erst spät auf. Weder die
( 'onst. noch Karl IV. 1351, erst K. Wladislaw verfügt nach Sternb. I
S. St über einen Hüttenzins in Kuttenberg. Nach dem Max. Berg-
werksvergl. soll der Grundherr Poch- und Hüttenwerke enttveder
selbst errichten und gegen Zins benützen lassen oder zinsfrei durch
die Gewerken errichten lassen.
Auch von den sraelczhutten, di gesaezt ader gepawet sein in
dem selben erbe, si sullen von nimande getwungen werden, czins
czu geben . wann di vorgäbe di heisst pergfreiunge , Const. II 3, 3
(= haec praerogativa dicitur montanorum). — b'. Die angesessenen
Bergleute genießen volle Freizügigkeit, Verkehrs- und Abgabenfreiheit
ihrer durch mannigfache Privilegien auch von Abgaben an den
Landesherrn befreiten Güter und unterstellen dem Gericht des Königs
oder dessen, dem es der König empfiehlt: Insuper de judicio ipsius
inontis et de aliis diversis, que sunt in monte, dominus ipsius terre
se intromittit , Igl. Bgr. N. 23, 5, quia dicti montani possint resi-
denciam capere in locis et emere necessaria, ubicumque videbitur
ipsis melius expedire tarn diu, donec facultas ipsis aderit, ibi domos
ediücare in montibus penes czecham, N. 26, 1. Der Erwerb von
Bauerngütern icar ihnen gestattet und führte zur Erlassung der
Besidenzp flicht. Durch den Bergioerksvergl. von 1534 tverden sie
der grundherrlichen Gerichtsbarkeit und bäuerlichen Abgabenpflicht
unterworfen, behalten aber ihre Freizügigkeit und freien Güter-
verkehr. IL Bechte des Grundeigentümers: 1. die zwei Herren- bez.
Abteslehen, 2. das Ackerteil, 3. Ein Drittel der Urbar, 4. erst spät:
Ersatz für Bergschaden durch Haldensturz und Einschlagung von
Bauen. (Vgl. darüber Zj'cha 1 176 — 193).
berg-vrid, berc-vrit stm. sin.* Bergfried, Turm einer Burg,
Alex. 10192. daz, berevrit sebiere was bereit, 10196. mit perfriden,
W — B. Hohes Lied, 4, 4. ich wil seezen jaspensteyne deine perfride
(ponam jaspidem propugnacula tua) Js. 54, 12. turmälinlicher Ele-
fantensattel: ich hau vernomen — daz, vil helfande tragen vil berc-
vride und daz, die sin wol beriht mit geschoz.ze, Alex. 19893.
berg-werk* st«, meist gemessener berg, „gebirg", ,,silbergrube:'
genannt, Bergwerk: dem, der das perkwerk verleihet, U — A 16. Das
die Urbarer mit wissen der scheppfen schullen das p. halden, U — A
17. do si (die gewerken) das p. enphangen haben, Igl. Bgr. Nr. 32, 2.
Und freimarkt sal ein iglich neugefunden bergwerk haben, N. 30
und 32. 3. als ein gemeiner vorleiher — aller seiner p. — auf dem
egenanten p. czu Pilsen, N. 29, 1. weg u. stege, die do gingen czu
dem obgenanten b., N. 26, 2. aber betten die molen, e sie czu dem
nuez des bergwerks gekart wurden, icht geezinset, denselben czins
solden die bergleute auch leiden, N. 26, 4. wenn ir p. podenlos ist
u. nicht sol hat, N. 47, 2 und sonst Traut. Chr. 253.
bergwerks-vergleich, -vergleichung, a) Ferdinandeischer von
1534, in tschech. Sprache abgefafst. Auf einer mangelhaften Über-
setzung des Peter Stierba bertthen mehrere Drucke, so der von
Schmidt I, S. 163 ff., vgl. Sternberg II, S. 244 ff. daselbst II, 235 ff.,
über dessen Geschichte, vgl. Steinbeck I, S. 158 ff.: 1. Die niedern
Metalle (Messing, Zinn, Eisen, Blei, Quecksilber) tverden ganz dem
104 ber-haft — be-richten
Grundherrn überlassen; 2. auf bestehenden Gold- und Silberberg-
werken fällt der halbe Zehent dem Grundherrn zu (der halbe und
der „Wechsel" bleibt dem König), ihm auch die Vogtei und das Be-
lehungsrecht gegen Anerkennung der Bergbaufreiheit, — nw der
Zehentner und Silberbrenner soll des gemeinsamen Interesses wegen
von beiden bestellt werden — , 4 Erbkuxe (= Ackerteil), Verpflichtung
der Herrschaft, Holz zu Bauten unter Tag umsonst, über Tag zu
einem {allenfalls behördl. zu bestimmenden) billigen Preis abzugeben.
Ein beschränktes Aufsichtsrecht über Beschiverden der Bergleute
gegenüber dem Grundherrn kommt dem König zu, der sich freie
Hand vorbehält neuen Silber- und Goldbergiverken gegenüber.
3. Bestehende Fristungen und Freiheiten bleiben bis zum Erlöschen
in Kraft, dann findet der Yergl. Anwendung. Dieser wurde Landes-
gesetz für Böhmen, für Mähren wurde durch Ferdinands General-
begnadigung und Fristung der Bergwerke in Mähren von 1562
(Schmidt 3, S. 12) der Zehent auf 6 Jahre ganz erlassen, grundherrl.
Verleihung nach der Joachimst. BO. (1548) durchgeführt. Silber
tmd Kupfer sollen in die Münze nach Frag oder Kuttenberg zur
Einlösung abgeführt, Gold gegen 1 w. Groschen vom Lot frei ver-
kauft werden dürfen, b) Maximilianischer von 1575. Der deutsche
Originaltext gedruckt bei Schmidt 3, S. 293 ff. (vgl. Sternberg II,
304 ff. und Steiubeck I. S. 180 ff.) Er ist eine Abänderung, besonders
aber Ausführung von a). 1. Der König verzichtet nicht nur auf
die Hälfte, sondern noch auf ein Viertel des Zehents für 25 Jahre;
2. der Silbereinlösungspreis tcird bestimmt; 3. die 4 Kuxe seien nur
dann der Herrschaft zu verbauen, icenn diese das zu Grubenbauten
unter Tag nötige Holz wirklich besitzt, sonst nur 2; 4. Klagen gegen
den Grundherrn sollten an den Obermünzmeister gerichtet icerden,
der sich beim Scheitern von Vergleichsversuchen Belehrung beim
Landrecht zu holen hat; 5. Die Freiheiten der kgl. Bergstädte
werden bestätigt und bes. auf die Privilegien von Kuttenberg, Berg-
reichenstein, Eile und Knin verwiesen. 1628 wird dieser Vergleich
auf Mähren ausgedehnt. — a. 1580 Traut. Chr. 253.
ber-haft Adj. I. fruchttragend , fruchtbar also der süez,e tou
die erde bringet b., Alex. 1639. der lenze — die erde bringet b.,
8374. 2. schwanger von minne und rechter liebe kraft wart die
frouwe b., Alex. 748. von des engeis worte kraft ein reine magt
wart b., 2016; W. v. W. 683. 2785.
be-richen (be riehen, be-richsenen) swv. beherrschen: von dir
(Betlahem) get aus ein laiter (Führer), der da berichet mein volk
Israel, T— B. Matth. 2, 6. do Poncius Pilatus bericht Jude (Land-
pfleger von Judäa icar), Luk. 3, 1.
be-richt stmf. 1. Bericht, Belehrung, 2. Einrichtung eines
Hofes, Gerätschaften, 3. Vertrag, gütliche Beilegung, Versöhnung.
3. die bemelt taylnng und bericht ist geschehen, Igl. Stb. V
182 c.
be-richten swv. Praet. berichte, Part, berichtet u. bericht, in
richte bringen, ordnen, gestalten, bestellen, einen Streit schlichten,
einen b. = unterweisen, versehen mit (Gen. der Sache oder doppelten
Akk.) bezahlen, befördern, verleumden: wie man b. (es einrichten)
müge , daz wir bliben bi eren , W. v. W 1755. daz er daz, lant biz.
be-richt — be-richtunge 105
her nach grözen eren hat bericht (verwaltet), 7665. dö gar diz lant
was bericht nach kristen orden, 7835. die tische und sitze berihte
man mit rehter phlihte, 1451 f. diu phert — heizet berihten sä, 6288.
hab ich des, vrouwe, von in wer (die Gewähr einerseits), ob ich sie
vür iuch bringe her, und sie berihtent iht, daz dekein übel an in
geschiht? 6045. der (Krist) sol mit siner güete berihten ir gemüete,
daz — = ihren Sinn so wenden, daß — 6735. die czwitracht be-
teidingt und beriht sind, Stdb. v. Brüx N. 353. des toufes ich im
berihte (gebe ich ihm), W. v. W. 3296. wenn er hatz angenomen u.
selber beriht u. beczalt hat, Igl. Bgr. N. 80, 3. reflex. = sich in den
rechten Stand setzen, ausrüsten, sich friedlich vergleichen, sich losmachen
von (Gen.): und uns gutlich einten u. berihten, Mind. d. Egerl, S. 35.
die sich richeit rlizzen in hoher schoenheit melde berihten sich ze
velde, W. v. W. 7294. da (zur höchgezite) sollten zuo berihten sich
al ir herren, 6972. daz ze der verte (Reise zum Hoftag) rilich im
ieglich man berihte sich, 7005. er berihte sich mit richeit siten,
7023. wol berichte sich der vremde rote gar mit ritterlicher koste
ze dem turnei, 7286 f. Dornach berihtet er sich mit dem hl. leich-
nam unseres herren (ließ sich „versehen"), Hier. 137, 7. manig mensch,
das sich in dem latein nicht b., kond. Solil. 1, 14. durch eczlicher
Sachen willen, daraus wir uns nicht kunnen b., Igl. Bgi'. 1,1. aus-
rüsten: hei^ent sie sich berihten mit uns die hervart phlihten, Alex.
2745. ze strite b. 7194, 23858. ze wer b., 11974, 4214. wol man
sich berihtet sach, 4372. schif her b., Alex. Anh. 654. einen Zwist
schlichten: da^ truwe ich schiere hän bericht, Trist. 2464. erzählen:
da^ (mer von Tristan) — hat meisterlich berichtet Gotfrit von
Sträub urc, Trist. 14. da^ sie in b. künde, wä von daz, wsere, Alex.
25394. waz, wolt ir, her? des berihtet mich, Alex. 24531.
be-richt part. Adj. ausgerüstet : tüsent man wol berihter schilde,
Ernst 3079. wol berichter man, Alex. 2754.
be-richter stm. = Ordner, Zurechtweiser, Friedenstifter, Ver-
mittler: der (frage u. antwort) solt der wirt b. sin czwischen im u.
dem gaste, W. v. W. 3359 f.
be-richter s. brichtig.
be-richtikeit stf. Schlichtung, Verständnis: ich hab gesehen
u. gehört, daz man frouwen wisheit jach u. in b. vil sprach üf alle
Sachen wol ze raten, die wile sie wirte häten, W. v. W. 1017.
bericht-leut * st. Fl. Leute, die zwischen zwei Streitenden
eine Versöhnung (bericht) gestiftet und Zeugen dieses Vertrages: Igl.
Stb. III 151a; ill 135 a V 43 d.
be-richtuiige stf. Verrichtung, Beilegung, Schlichtung einer
Angelegenheit: an dem er der b (= Auskunft) gert, W. v. W. 5896.
durch des willen wir gewilkurt haben czu einer b. darumb = einem
Vergleich zugestimmt, Igl. Bgr. N. 53,21. die alle iren willen dorczu
gegeben haben, das man soleiche b. czwussen in machte, das man
das bergwerk also bewarte, das es nicht verturbe u. ungebawet
blibe, N. 36, 1. umb alle ubelhandlung, ab die zu b. quemen, — an
der puss hat der richter das czweiteil u. die scheppen das dritteil,
Igl. Str. N. 276, S. 182, u. N. 308. ein berichtnng und taylung ist
geschehen zwischen den waysen des Engelharts huetters seligen und
dem Lorencz Brünner, Igl. Stb. V 160 a.; Eg. Chr. N. 1022.
106 be-riechen — bern
be-rieeheu stv. III. rauchen: daz, er in sein haus gangen ist
und mit verslossuer türe und mit berochenen fewr — in begriffen
hat, Eg. Achtb. II 11.
berille, barille su-m. der Edelstein Berill. Brille, saphire
und berillen, Alex. Anh. 2011.
ber-lein* stn. Gebärmutter. Mutterschoß: swie daz, er ieczunt
was vil nach hundertjerig und da^ perlein (Yulva) Saren tot {nicht
gebärungsfähig). T — B Eömer 4, 19.
bermie-lich Adj. = berme-lich, Erbarmen erregend. Ach tod
deiner b. tat. Hier. S. 98. 8.
benn-liehen Adv. Erbarmen erregend: do sach er gar b. u.
weit umb sich, Böhm. Chr. 31. der sich b. (kümmerlich) genert, Dal.
171,38(76).
ber-müter (ber-muoter) stf. 1. Gebärmutter. 2. Bauchgrimmen.
Kolik. 1. Worumme bin ich nicht in der permuter gestorben?
W— B, Job. 3, 11. alles, das do auftut die p., Ex. 13, 12. der mich
— iu der p. einen (statt eine = er allein) hat gepildet, Job. 31, 15.
die voulen unreinen neczil, die do ausgeen von der mitte irr p. das
Häutchen der Sachgeburt. Deut. 28, 57. und e du ousgiengest von
der p., hab ich dich geheiligt, Jer. i, 5.
ber-müter-munt stm. Öffnung der Gebärmutter. W — B..
Sprichw. 30. IG.
hörn stv. 12 hervQrbringen, gebären, (Eier) legen, Frucht tragen:
man sach e guldin eiger bern des künec Philippus henne, Alex. 1826.
wä von die jär niht enbernt so sie die liute mangels wernt. Alex.
8369.
bern swv. schlagen, loshauen, betreten: Alexander wil sie also
mit swerten bern. Alex. 7134. esil bern, Dal. 28, 19 (15 1.
bern stn. das Losschlagen: üf sich ir uiigevüegez, bern sach
man wol in beiden hern, Alex. 11871.
bern stmf. aus dem slav. berna (tschech.) = Landesst euer :
Daz die purger nicht pern schullen geben, daz die purger ge-
maineu pern, der auf daz gantz lant was geslagen. tms habent geben,
Brünner Str. II 158. Und czu dem erstenmal sag wier seu (die Brünner
Bürger) vrei von allem pern u. von aller chunigssteuer, man nem
seu gemeinlich in dem lant oder besunderleich — (von Dörfern.
Meierhöfen. Ackern oder sonstigem Erbe) noch uns noch unsern erben-
chainen pern noch chain chunigssteuer noch gemainleich noch be-
sunderleich — nimmer geben schollen, Brunn. R. II 170 (K. Johann.
Hdf. Prag 1319). Die Bürger Iglaus zahlen von ihren Besitzungen
außerhalb der Stadt keine Bern, sondern bloß ihre Holden; purger.
die außerhalb der Stadt Liegenschaften haben, müssen in der Stadt
dafür Losung geben u. ouch dorum, das dyselben purger von den-
selben czinsgelt nicht bern durften geben dem forsten noch in die
hervart reiten, wiewol ir holden bern geben — wann sy nicht peren
davan geben, sam dy pawren tun, Igl. Str. 192. Wir haben in (den
Bürgern v. Aussig) an sulcher summen des bern das ist an den
ezweinezig u. hundert marken, als oft man in die pliigt ufseezen,
20 mark an iglicher summen abgelassen, ivelche dafür der Stadt
Brüx zugeschlagen icerden sollen, falls aber diese Stadt die Mehr-
zahlung verweigert, soll ihr yiederlagsreclit an Aussig übergehen,
berride — be-rüfen 107
Aussiger Urkdb. N. 121. die unrecht losuuge oder bern oder Steuer
von leuten nemen, Job, v. Igl. 7; Chr. v. Eger N. 98; v. Traut. 157.
auf jedes haus einer jeden Stadt in Bebein 3 schock houszsteuer oder
bebrn oder ungelt, wie man es nennen mocht, in ein jar zu erlegen,
193. 235. 328. berna = allgemeine Sammlung, collectio generalis
traf zumeist den Bauer und Stadter, also jene, welche Zins zahlten.
Der Adel zahlte von Gütern, welche er selbst bewirtschaftete oder
für seinen Unterhalt bewirtschaften ließ, keine Berna. Sobald er
das Gut emphgteutisch vergab, also zinsbarmachte, icard es auch berna-
pflichtig, Mitt. d. Vereins f. Gesch. d. Deutschen in Böhmen XVr, Lit.
Beilage S. 41 (in einer Anzeige von Jos. Emiers, Ein Bernaregister
des Pilsner Kreises von 1379). b. = kgl. Steuer, von allen Unter-
tanen gemeinsam entrichtet, Linke S. 298.
b6rn.de pari. Adj. v. bern (stv. 1, 2) absol. oder mit Gen. her-
vorbringend, fruchtbar: Willehalm der voller tugend bernde, W.
v. W.^489.
bern-stübe * swf. Amtsstube, in der die Bern auf die einzelnen
Steuerträger verteilt oder eingehoben wird, Chron. v. Eger N. 49.
be-rochen s. be-riechen.
berrej perre (= bere) stswm. aus gr.-lat. pera ein sack-
förmiges Netz, egerländ. noch als bea: do hat man lassen fischen
mit perren u. mit henden, Chr. v. Eger N. 193.
berschaft s. beischal't.
bersch-büchse* (bühse) swstf. Jagdgewehr : mit des Möllings
perschpuchsen, Eg. Chr. N. 903.
bertecht, bartocht, bartecht Adj. bärtig: betwinge wir und
drucken untter uns die bertechten pocke (wenne sich die manne
noch heidenischer gevvouheit bilden und trugen alle lange perte,
Böhm. Chr. 8. undirtenig wir uns den purn (Bauern) schir unde[r] di
partatin bock? Dal. 33, 25 (8, 27).
berting stm. Klosterbruder, do singen die pertinge daz, tor
zu. Böhm. Chr. 42.
be-rubsamlich* Adj. Ruhe, Versöhnung bringend: gutwillige,
freuntliche und b. verainigunge und berichtung, Igl. Stb. V 52 b.
be-rüchen, be-ruochen sivv. m. Akk. pflegen, sich einer Sache
annehmen: damit der bach berucht (gepflegt) sei. Taiding v. Fried-
berg 6. di beruchten Stephan = sorgten für seine Bestattung, T— B.
Btb. 8, 2. die wunden wurden da gebunden nach ir not beruochet,
Ernst 4007.
be-rüchtung von berüchtigen stf. die Tätigkeit, durch die
man einen in üblen Ruf bringt, Chron. v. Elbogen 76, 31. 76, 37.
be-rüfen (be-ruofen, herliefen) stv. V. u. swv. zusammen-
rufen, proklamieren, schelten, tadeln, refl. appellieren: Wollt ir
mich von meiner clag schrecken, des beruf ich mich mit euch an
gott, Ack. 51, 1. Von sulchen beswerungen mag man sich redlichen
berufen: ab der richter imand czu dem rechten heischet an dem
heiligen tage ader wenn nicht gericht ist; ader ab er die mase über-
tritt, wenn er rechtens helfen sol; ader ab er des rechten nicht
helfen wil und in ähnl. Dingen. Die alte Gewohnheit, daß man
sich b. müsse, e sich der richter umbkert czu andern Sachen und
daß man nicht getar ein fuss von danne ruren, wird verworfen; denn
108 be-rüfunge — beruft
ist das nicht genuk, das er von der stat nicht gee. ee er urteil
strafe ader wenn er seinen willen darczu tut offenlich? Const. IV
20, 11 und IV 20. 21: ab der, der sich berufet, er sei denne mit
ehafter not behindert, seine berufunge innewendig vier wochen nicht
vollendet, so sol man in für den haben, der sich nicht beruftet hat,
u. wider den er sich berufet hat, dem sol er genuk tun umb seine
czerunge, die er redlich getan hat. — in Const. IV 20, 14 u. s. wird
berufuDge nur an den König verlangt, sol man di sache alleine für
unser kegenwortikeit prengen, IV 20, 3 : Auch noch perkrechte so
sol der richter kein urteil sprechen, sonder er sol volfuren der
scheppen urteil; u. übertritt er denne darinne di mase (an eime
kleinen als wol als an eim grossen, IV 20, 4). ader besweret er
ettlich teil, man mag sich redlich berufen. — das peide richter u.
scheppen mit allem Heise sich bewaren sullen. das si imand, di vor
in kriegen, nicht sache geben, sich czu beruften, IV 20, 4. Als oft
man von dem urteil der urborer ader der gesworn ader von der
richter gewalt oder von keiner beswerunge sich beruft, das man an
keinen andern ader andere dann unsere kunigliche macht ader an
unsern camerer furpas b. und behelfen sol; wann wir meinen u.
setzen, das di perkrecht furpas mer nindert czimleicher pleiben denn
in unser camer, Const. I 5, 10. Doch half dies nichts, denn nach
wie vor berief man sich auf den Igl. Überhof in Bergangelegenheiten
s. berg-recht.
be-rüfunge stf. Berufung an ein höheres Gericht, Appellation.
Über Art und Weise der b., Igl. Str. 299; wer die b. innerhalb der
gegebenen Frist nicht vollführt, ohne durch ehafte Not gehindert zu
sein, verliert das Recht dazu, Igl. Str. 325 und oben unter berufen.
Wer das infolge der Berufung gefällte Urteil verwirft, zahlt 50 Mark
Goldes Strafe, Igl. Str. 302. Er hat sein b. iczund leicht in czehen
wochen adder mer nicht vollfurt. — der dem rechten nicht gehorsam
ist gewesen, hat seine b. u. sein recht vorlorn , Igl. Str. 325. Noch
pergrechte so ist die b. ein tat u. clage, di do begreifet ettleiches
urteiles strafunge, domit imand unrecht besweret ist, Const. IV 20, 1.
Formel der b.: her richter, das urteil, das die scheppen wider mich
gesprochen haben, straffe ich u. wil ein pessers prengen von der
>tat, von der ichs czu rechte prengen sol oder: ist das urteil ge-
sprochen wider geschriben recht ader wider gewonliche ordenunge
des gerichtes, dorumb so ist das urteil nisnicht, das wil ich redlich
beweren u. beweisen. Const. IV 20, 13. TVer sich mit Unrecht beruft
hat. muß auch, dem widersachen, als der richter schaczet, czerunge
u. koste widerkeren, Const. IV 20, 15. H enn aber dem Beruf er recht
gegeben icird, so sol der, der di beruffuuge erkennet [dem, der das
urteil gestraft hat] auch di czerunge heissen widerkeren u. man sol
auch widerruffen alles, das noch der redlichen berufunge gescheen
ist czu schaden dem, der sich berufet hat, wan als lange die b.
stet, so ist nichtesnicht czu vernewen, IV 20, 16. die b. ist nichtes-
nicht. di man tut, ee man besweret ist, IV 20, 8. nimande sol sein
eigen wille czihen darczu, das er sich berufe, sunder notige notdurft:
wann di b. sol nicht schirmunge sein arger list u. poser täte, sunder
ein hülfe, di unschult czu beweisen, IV 20, 10.
beruft pari. Adj. = berühmt. Chron. v. Eibogen 93, 23.
be-rugiichen — be-sagen 109
be-rüglichen Adv. in Ruhe, Traut. Chron. 92.
be-rügt part. Adj. unangefochten: das der Veit kursner deu
Jörgen teuffl, kursner ein berugten man schol lassen bleiben, Igl.
Stb. III 327 b.
berureu sivv. erwähnen: das obin berurte sloss Brux, Stadtbucb
v. Brüx N. 341.
be-rür-lich* Adj. berührbar. dem man sich nähern kann: ir
babt euch nit genacbent zu dem berurlichen (Berge, sondern zu
einem brennenden) feur, T— B Juden 12, 18.
bereinige stf. 1. menstruatio , 2. Geburt*, Entstehung: das in
allen sacben eines zurrüttung des andern berung sei, Ack. 50, 16.
ber-vrit, berg-f'rit 1. hölzerner Belagerungsturm auf Rädern,
2. zur Verteidigung gebauter, gewöhnt, steinerner Turm: s. berg-
vrid.
be-saclieu swv. einrichten, beiverkstelligen: si darüf wislich
sunneu, wie sie die stat gewunnen, das besachten mit einander, Alex.
Anh. 593. ein vürste — die nahthuote besachte, Alex. Anh. 529.
be-sage stf. 1. Wortlaut, Inhalt, 2. Anklage. 2. der besage
mag er sich entschuldigen, Prag. Rb. 86. nach besag eines artikels
eines konigl. briefs, Traut. Chr. 129. 146. 265.
be-sage stm. swm. den valschen besagen Verleumder, W — B.
Psalm 71 (72), 4. die menige der valschen besager, Job. 35, 9. der
besager geczeugnus, Igl. B 46.
be-sagen swv. 1. beklagen, anklagen: wesait man = Angeklagte
Brunn. Recbt (38) (39), 118; wiert iemant pesait um ein totslag u.
welle sich unschuldigen, II 38. Ist das iemant besait wiert um ein
totslag u. sich des bechent, er hab die chraft mit chraft vertrieben,
da^ ist notwere seines leibes , II 8. Die vor sulchem gerichten die
armen sele besaget hatten, Hier. 220, 2. er mag es wol beczewgen,
beweren u. b., Igl. Str. I, S. 362 oben. Welich leben di (geswornen)
besagen (beschuldigen), das si di nechsten lehen trenken mit irem
wasser — D I R I § 6, 2. her besagte seine brüder umb eine böse
sünde gegen seinem vater, W— B. Gen. 37, 2. das ir die mass czihen
lasset, wenn si wirdig fluiden u. besagt ist, Igl. Bgr. N. 11, 1. u.
wanne her (der Hirte) yniant besagt (beschuldigt), Igl. Str. 42. vor
dem hohen gerichte b. (coram majori iudicio accusare), Igl. B 17.
hören die scheppen von yn selben (ohne Aufforderung durch den
Richter) icht in dem markte oder in dem leithause unnucze rede,
di von einer leichtikeit geschit, do haben si nicht recht, einen man
dorumb zu besagen; idoch sehen sie unczucht, rauffen, slahen oder
wunden, da haben sie craft czu besagen, Igl. Str. I, S. 358 u. macht
der geswornen czu b. u. rügen (accusandi potestatem), Const. IV 11, 8.
von dem selben (in dem zu messenden Gang gehauenen) silber baben
sie besaget u. auch czu irem eit genuinen, das man pilleich einen
perk messen schulle, Igl. Bgr. N. 5. Das selbe ercz ging abe in der-
selben czeit, das es czu der mas nicht wart besaget, N. 5, 3 und
N. 5, 4 und 5. Steiger, hutleut u. ander amptleut nicht verrer kraft
haben czu besagen (= Zeugenschaft zu geben) denne also verre,
als ir ampt get, Igl. Bgr. N. 116. das gesworen marscheider also
vinden u. b. auf iren eit, N. 76, 5; di Steiger sprachen: wenne wir
haben über der erden nicht czu b. sunder in der gruben, N. 64, 2.
110 be-sagen — be-schatzen
sint dem malen u. die scheppen das wasser besebeii u. besaget betten,
N. 66j 1. das di selben amptleut geseben u. besaget. — als her
besehen u. b. ist, N. 63, 4. het aber imaut in besaget (verklagt, ver-
leumdet), Ernst 965. wer in gegen inch besagt hat, 998. dar umb
snlt ir sie niht b. (beschuldigen), Alex. 16120. daz, si fanden, do
von si in besagten , T — B Lnk. 6, 7. Job. 8, 6. si begunden in b.,
Luk. 23,2. 23.10. um was sache er wer besagt, Btb. 23, 28. 24,2.
daz, ich euch bin ze b. bei dem vater, Joh. 5, 45. Moyses ist der euch
besäet. Job. 5, 45. wenn er mich und dich dem kunige besaget,
Böhm. Chr. 52.
be-Sager stm. Ankläger: so dein b. kument, T— B Btb. 23, 35.
24, 8. 25, 16.
be-sagunge stf. Anklage: Und do (vor Gottes Gericht) der
unfletigen teufel b. lange geweret bette, Hier. 219, 23. b., W — B
111 85 c. valsche b. = calumnia, W — B Deut. 28, 29. czeuch
verre von valseher b., Js. 54, 14. Das ist die stat der besuchunge
(visitationis) alle valsche b. (lauter Unrecht) ist in ir, Jer. 6, 6. ab
ein gefangener von unrechter b. des neyds — eingepracht wer,
Olm. Stb. 89. sie (die Gefolterten) werden oft ir selbs u. anderer
unschuldiger leute morder mit unrechter b. ebenda, nit Avellst
enphachen di b. (nimm keine Klage an) wider den prister, T — B
Timoth. 5, 19.
be-ssemen swv. besäen: über ire besaamde felder zu treiben
(näml. Vieh), Eg. Chr. 1199 S. 376. nicht die besaambte felder ver-
wüsten. S. 377.
be-samt, be-saiiinient. be-sampt 1. Adj. ganz: mit gantzer
meiner besampter kraft (tota mente mea). Sol. 35, 6. besamment
beid naturen (utramque ereaturam), 83.27. 2. Adv. in gleicher
Weise: deine gab, die du itzunt besampt (pariter) freunden u.
feinden gibst. 55.3. der (hl. geist) von in beiden b. entspreusset,
86, 16.
be-samung stf. Versammlung Igl. Stb. V 256b.
be-sarkeu s. be-serken.
be- Satzung stf. 1. Befestigung. 2. Besetzung eines Teiches mit
Fischbrut, 2. ein ablass (eines Teiches) haben auf ein gleiche b.,
Igl. Stb. Y 39 d. nach der besaezung des gerichtes, Eröffnung der
Gericldsverhandlung, Igl. Stb. V 10c.
be-saufen (be-süfen) stv. III. einsinken, versinken, ertrinken.
trans.* verschlingen*, einschlürf ev*: di erd tet auf iren mund
und besof den floz,, den der trakk liez, von seinem mund, T — B
Offenb. 12. 16. der tot ist besoffen {verschlungen) in oberwindung,
I. Korinther 15, 54.
be-schaffen stv. IV. erschaffen: wan seine (des himels) genade
uns b. bat, Const. III 6, 13. die Juden gelauben an einen got, der
himel u. erd b. hat Joh. v. Igl. 1. sie. = heißen: wir haben unserm
pfleger — befohlen und ernstlich beschafft zu genanten Czedwitzer
und seinen gutern mit ernst zu greifen, Eg. Chr. 1175.
be-schaffuug stf. = Geschöpf. Es wurde gefressen — ein
iglich lebendig b. di ander, Ack. S. 11, 11.
be-sehatzen swv. )>tit. schwerer Steuer. Kontribution, Lösegeld
belegen; nach Zahl und Wert anschlage?^, um daz,, daz, si mich be-
be-sckauwen ■ — be-scheidenheit 111
raubt babeu und beschatz ich (schätze ich) — 100 scbock, Eg.
Aclitb. I 23. den künic und alle die er gevienc beschazt der hoch-
gemuote, Alex. 23903. ir (der Gefangene?)) weih und kindlein be-
schaczt werden, Eg. Chr. N. 1123, S. 300.
be-schauwen swv. betrachten erspähen: wie die Sachen ge-
handelt u. beschawet werden, des solt du uns underweisen, Mind.
d. Egerl. 81.
be-schauwung stf. Betrachtung: mit den ringeln in beschawung
(aus conteniplationum suarum) verbergen die Cherubim u. Ser. das
autlutz vor dem, der do sitzet auf dem hohen stul, Sol. 80, 31. b.
der wunden durch die geswornen, Ig]. Str. (62). Wenn ein ver-
wundeter nicht durch die geschworenen Schöffen seine Wunden be-
schauen läßt, verliert er seine Rechtsa?isprüche; ebenda.
be-sehediger* Stm. Schaden-, Unruhstifter: straßrauber und
b., Eg. Chr. 1162. 1187, S. 358 f.
be-schehen stv.il geschehen, durch höhere Fügung sich er-
eignen : an einem morgen ez beschach, W. v. W. 5536. das uns dise
reuplich beschedigung — gancz unbesorgt und unbewart bescheen
und begangen, Eg. Chr. 1141.
be-scheide stf. Bestimmimg: mit der b., daz — Eg. M. U. 6.
be-scheidekeit s. be-scheidikeit.
be-scheiden part. Adj. bestimmt, deutlich, verständig : erberige,
b. leute = personae idoneae et discretae, Const. IV 2, 15. wen
senden wir dar — der wese so bescheiden (klug), W. v. W. 6023 f.
Chron. Traut. 124.
be-scheideu stu. V. 1. trennen, schlichten, 2. zuweisen durch
Schiedsspruch, 3. durch den Richter, 4. durch Testament: 2. Erbteil,
wer di mit clage wil gewinnen vor kost, di ime darauf wirt b. von
den ratleuten, DIR 22 a 1. b. tage = termini : Schol ymand einen
man vorprengen zu b. tagen, der umb ungerichte beclaget ist, stirbt
er di weill, man scholl den toten vorprengen u. ist domit ledig,
Prag. Rechtsb. 126. do beschiet mau in peiderseit einen tag, Igl.
Str. 251. — 3. ich bescheide meiner muter 10 schock auf mein haus,
Igl. Str. 324, S. 235. ein gut, — das ein piderman — vor totpet-
leuten beschaiden hat, 300. si wold sich an dem, des ir prüder be-
schiden hat, nicht lasen genügen, 233. seine dink schaffen u. be-
scheiden, 247, S. 140. Joseph in der tröume beschied, Alex. 11390.
be-seheideuheit stf. 1. Verstand, kluges Handeln; 2. Ver-
pflichtung; 8. richterl. Entscheidung; 4. Bedingung; 5. Was zur
Befriedigring eines Bedürfnisses hinreicht. 1. b. behelt die lust
bei gemach, Ack. 29, 12, sorge u. b. wonten stet an irem (meiner
Fraxi) hofe 15, 5. alle Weisheit, alle b., Hier. 73, 12. din wiplich b.
(Klugheit) W. v. W. 1114. auch bekumt es wol der urborer l>.
(discrecioni urbariorum convenit), Const. I 4, 7. wir piten euer lt.,
das ir uns des weiser machet, Igl. Str. 170. wir piten euer vor-
sichtige b. mit ganczem üeisse, das ir uns des weiser machet, 252
u. s. Und mein b. (mansuetudo) hat mich gemeret W — B Kön. II
22,36. — 3. Begent die b. (=fügt euch meiner Entscheidung) Ack.
29, 7. — 4. di urbarer, den wir unser urbar in einer b. (certis con-
dicionibus) u. umb ein sichern genis gelassen haben, Const. I 4, 7.
aller dinge b. sint da (in Tyrus) mit namen u^ geleit, Alex. 9593.
112 be-scheidenlich — be-scheude
die b. dein zorue staete vorwesen sol, Alex. Anb. 1324. inäz,e mit b..
Trist. 69.
be-seheidenlieh 1. Adj. bescheidlicb Cod. E für bescheiden
hülfe tun Const. I 7, 16 = hinreichende. 2. Adv. die eigenschaft
sal in den hantfesteii — mit allen Unterscheidungen (bescheidlicb
= distincte) geleutert werden, Const. II 4, 12. andir lehen — gefallen
{fallen zu) deme, der recht dorczu hat also b. : den urbarem koniges
lehen, den herren ir lehen, den burgern ir lehen, DIR 5, 1. si haben
gelihen also b., daz si in den selben leben czwene schacht nider
schullen sinken vertiklich noch des hofmeisters u. der steiger rat,
Igl. Bgr. N. 45. 4. — liehen: das das craft sulle haben also be-
scheidenlichen (unter der Bedingung, mit der Bestimmung), das an
irem geschefte des koniges nucz u. des gebirges furderunge offinbar
irscheinen möge, DIR1. slüz,z,ele glich den slüz,z,eln, die er ge-
drücket vant alhie in da^ wachs b., Trist. 5981.
be-seheidikeit* stf. Klugheit: wie er das mit listikait u mit
beschaydikait aus dem Hainzen gepracht hat, Igl. Str. (60) S. 327.
be-seheiuen swv. zeigen, zu erkennen geben, mit Acc. der
Sache, Dat. der Person. Und man im bescheinte, was Krist der
name meinte. W. v. W. 362f. die vor die vlucht bescheinten (sich
stellten, als ob sie flehen), die karten wider die antlicz u. sterclich
widerstunden, W — B Richter 20, 41. ja enweiz, ich, waz, ez, meinet
oder waz, ez, uns bescheinet, Alex. 662. dem küng er (Daniel) be-
scheinte, waz, ieglich wort meinte, 955. er im bescheinete, waz, die
sendung meinete 1853, min sin dir daz, bescheinet, waz, der troum
meinet 7751, er weinende bescheinet der großen sünde missetät,
Leg. 341. den (frouwen) sie dienst mit triuwen hetten bescheinet
(erwiesen), Alex. 3658.
be-sehemen swv. in Schmach bringen, verletzen: wann die
ordnuuge der vornuuft wirt bescheint (confunditur), Const. I 2, 4.
er beschemte (warf ihm spöttisch vor) des konigs son mit dem pade,
Böhm. Chr. 52.
be-sehemige s be-sehoenung.
be-sehern stv. 1 2 (ich beschir, beschar, PI. beschären, beschorn)
kahl scheren: das hat bescher her czuhant an demselben tage seiner
reiniguuge, W — B Num. 6, 9.
be-seheten (be-schatewen) swv. beschatten: die kraft des
Höchsten beschettent dich. T — B Luk. 1. 35.
be-schetigen swv. obumbrare: beschetiget (beschirmt) hastu
über mein houbet, W— B Ps. 139,8.
be-sehetigung stf. Schatten, obumbratio: bi dem — vater der
licht — nit ist di vorwandelunge noch di b. der stunden (vicissi-
tudinis obumbratio = ein Schatten von Wandel), T — B Jak. 1, 17.
be-seheude (be-schiude, be-schouwede) stf. Anschauung, Anblick,
Angesicht, wir underweisen unser herczen in seiner (gotes) be-
scheud, T— B I Brief Joh. 3, 19. dein gepet und dein almusen sint
ufgestigen in gedenkung in die b. gotz, Btb. 10, 4. dein almusen
sint kumen in gedenkung vor der b. Gotz, Btb. 10, 31. nu sei wir
all gegenwertig in deiner b., 10, 33. in der b. Gotes, Btb. 4, 19. ich
fursach den Herren zu allen zeiten in meiner b., Btb. 2, 25. in
seiner b. (verlesen besehend), Epheser 1. 4. in der b. euer aller (vor
be-schickunge — be-schoenen 113
euren Augen, wie ihr alle sehet), Btb. 3, 16. er macbt gnad got in
der b. aller, 27, 35. von der b. dez, ratz,, 5, 41, dise schickten si vor
di b. der boten (stellten sie den Aposteln vor) und betend legten
sie in auf die hend, 6, 6. er gab im (Josef) Weisheit in der b.,
Pharaonz, 7, 10. in der b. der kirchen III. Brief Joh. 1, 6 in der be-
sehend seiner junger, Joh. 20, 30. in der b. seinez, tronz,, Offenb. 1, 4
u. 20, 12. in der b. des Lames, Offenb. 7, 9. in der b. Götz, 8, 2.
be-schickunge* stf. Vermächtnis, letzter Wille: Jaromir er-
mante in (den bruder) an sulche teilunge und b., di ir bruder
Sbitynhnyew tat, Böhm. Chr. 49.
be-schidunge* stf. Verfügung bei der scheidunge (Tod), letzter
Wille, Testament: er tet ein redlich b. an seinen leezten czeiten,
Igl. Str. 324, S. 235 , 248. des pergs puch, do der frawen — b. red-
leich beschriben u. bewart ist 291, S. 197. di b. besecz ich mit
euch 247, S. 141, 326. 328. das sie Averen totpetleut irer beschidung
= Testamentszeugen 289 c, ob ir beder eleicher vater hernach mit
kainer b. oder mit kainen prieffen ir erbtail, das her ir (bei ihrer
Hochzeit) vorgelobt hat, anders imant vorschriben oder vorgeben
muge, 248. der beruffte — totpetleut als vil, als er der bedurfte,
czu seiner beschidung, 305b. di b. ist auch nie vor kainem rat —
gelautmert noch bewart worden, 300. das das ir leezte b. wer,
236, S. 132; 263, S. 163 u. S. 162. mein swiger hat mit wolbedachtem
mut ein b. getan vor zweien gesworn scheppen, Igl. Rspr. IV. seines
swehers b. ( Vermächtnis), IV. ein furmund etwen frau Angnesen b. XII.
be-schinden stv. I 3, Part, beschunden und sui. beschindet,
1. schälen, enthäuten, 2. berauben, spoliare m. Acc. und Gen.: ir
werdet b. die egipten = spoliabitis Aegyptum, W — B Ex. 3, 22. die
nakten hastu beschunden des gewandes, Job. 22, 6. das arme povil
haben sie beschunden = vulgum pauperem spoliaverunt, Job. 24, 9.
be-schirmer stm. Beschützer : ich bin dein b., W— B Gen. 15, 1.
be-schirm-rede* stf. Verteidigungsrede, exceptio: Idoch an
gevere czu vorsteen, so ist ein igleich b. ein ausgenomen rede
genannt, wann in der b. meint er seines widersachen willen un-
kreftig machen, Const. IV 7, 1.
be-schirmunge stf. Schutz, Verteidigung: als die namen der
b. und Widerrede mancherlei genannt sein, Const. IV 7, 1. so mag
der antworter furlegen sein b., IV 7, 2. das auch wir unser b. u.
Widerrede dester fürsichtielicher geordinieren IV 2, 3. aber von den-
selben steten, die zu b. den vluchtigen werden ausgesundert (quae
ad fugitivorum subsidia separantur), W — B Num. 35, 13. wer di b.
(im Druck fälsch: beschrinnung) virluset, den rad er virkuset, Dal.
26, 5 (4, 9).
beschit-, be-schiet-brief* stm. v. be-schit, -schiet stm. u. be-
schiden, bescheiden. Testament: mit dem beschidbrieff, da anhanget
das grosser insigel der stat, Igl. Str. 305 b. der b. laut den fur-
munden als lauge, unez das der junge kumpt czu seinen vornunftigen
iaren, czu iren guten treuen, 290 u. 305.
be-schoenen stvv. beschönigen, schön machen, sich von einem
Verdacht reinigen: Einer, der mit Brandlegung gedroht, jedoch nicht
dabei ertappt worden ist, mag sich selbsibender beschöuen, Igl. Str.
B. 49. beschonter ausrede bedarf wol schuldiger man, Ack. 20, 9.
Jelinek, Wörterbuch. Q
114 be-schoenunge — begchüten
be-sekoemmge stf. Beschönigung, Vorwand: das uiebt mit b.
des czimleicheu unezimliches getan werde, Const. I 7, 8. Ist aber die
sache emploset, so mag mau si mit sotaner b. (nicht loie in Hs. H.
und im Druck benehniunge) nicht widerprengen = velamento tali
(die Behauptung, man habe sich geirrt) nullatenus restauretur, IV
10, 8. sie haben auf ein b. (zum Schein) mit rossen den roubern
lassen nacheilen, Traut. Chr. 346. nun tat ich in nicht wol ver-
trawen, wann si mochten esz darumb an mich pracht haben zu einer
beschemig (wohl für b.), das sie es iczund nicht thun betten wollen
und dorumb zu konigk gesant, Elbog. Chr. 159, 30.
beschreiben stv. II 1. aufzeichnen, 2. schriftlich festzetzen,
durch Urkunde überweisen, 3. schriftlich kommen heißen, 4. ver-
bannen. 1. wenn (da) du in deinen henden mich beschriben hast,
so lis diselben schrift u. heile mich, Sol. 7, 6. 2. Das sint die recht,
die den nufengern beschrebin sint, DIR I § 13. was in beschriben
u. Torlihen ist, DIR III 30. weme des koniges gewaldiger liher —
icht vorlihet — u. beschribet das , das craft sulle haben — D I R 1.
vgl. auch Chron. Traut. 5. 4. echten lassen u. b., Brunn R II (5).
wiert iemant um ein totslagf beschriben, der beleih an allen under-
laz iar u. tag von der stat II 40. 3. die man besenden u. beschriben,
W. v. W. 1212. die schuld hab ich lassen b. (schriftlich zusammen-
stellen) auff einer czedl, Igl. Stb. V 273 b.
be-schreien (beschrien) stv. II. u. stv. (Praet. beschrei, — schre,
— schrite; Part, beschrien, — schrirn, beschriet, — schrit) 1. ins
Gerede bringen, 2. beklagen, beweisen, 3. verkündigen, 4. bes. vom
Beschreien der Übeltäter, Grimm Wb. I 1595. 5. Durch Schreien er-
füllen: 1. so ein feuer in einem haus auskumbt über das dach u.
das es beschriren (darüber Lärm gemacht) ward, der ist dem richter
an alle gnad 1 schock (wandel, schuldig) Taiding, v. Friedberg 21.
kombt aber der Landtrichter nicht darzu (zu einem ehrenrührigen
Wortwechsel auf der Straße) u. beschreit solches nicht, so sollen die
wandel sie ihrem gruutherrn u. ihrem verordneten Richter heimb-
tragen in sein haus, Chlum. I 38. 4. b. eines Diebs mit 13 pferden,
Chron. Traut. 326. 5. das die vierwinkel von ir kain (keinem der
Kinder) ie beschrien sein — das sie die vierwinkel nicht beschrigen
haben, Igl. Str. 263 S. 160, die Lebens- u. Erbfähigkeit des neuge-
borenen Kindes wird darnach beurteilt, I. Grimm R. A. 75. be-
kriet schone und beschrit wart des fürsten höchgezit, Trist. 511.
durch boten wart ein hervart beschrit — üf ein geleite zit, Ernst
3861.
be-schröten stv. V. Praet. beschriet, behauen, beschneiden : alle,
die do beschroten sind in einen schöpf (am Haupte geschoren), W — B
Jer. 9, 26. Job — zureis sein rock u. beschrit sein houbt, Job. 1, 20.
ob dem weib ist lesterlich (schimpflich) zu beschroten oder zu be-
schern (daß ihr die Haare geschoren werden), T — B I. Korinther
11,6.
be - schüten, be-sekuten sivv. 1. begießen, beschütten, 2. be-
decken, 3. überwältigen, 4. beschützen, 5. befreien, 6.* durch Auf-
schütten eindämmen, einen Teich anlegen: wann si die kern = und
new teich bei Pistau beschütt und beseezte (mit Fischbrut), Igl. Stb.
111183 c.
be-schutz-gelt — be-setzen 115
be-schutz-gelt styi. (v. beschütz stm. Beistand, Schatz) Be-
zahlung für Schutz. Ein dorf gibt 4 schock groschen czu b., Stadtb.
v. Brüx N. 196.
be-schutzunge stf. Schutz: uiider schatten meiner b. = sub
umbra culininis mei, W — B Gen. 19, 8.
be-sehen stv. I 1. erblicken, 2. betrachten, untersuchen, 3. be-
denken, 4. besorgen, für jemand sorgen, 5. mit acc. und gen. {der
Sache) mit etwas versorgen, 6. refl. sich umsehen. 4. daz er (der
amptman) bessehe die stete, daz man darinne vaste hete alle gesetze
unde reht, W. v. W. 4101 f. Wann es ist gut in disem teile {beim
Erzverbieten), das man armen leuten besihet (providere), di ettwenne
nicht purgen gehaben mögen u. haben andere wo nicht czu nemen,
domit sie ire teile pawen u. vorkosten nur von dem selben ercze,
Const. III 5, 6. so meinen wir unsere perkleute leuterlich u. gene-
diclich czu b. (providere), das iderman an des andern schaden in
seinen greniczen genuk habe III 6, 13. 6. doch er sich wol under
in besach, W. v. W. 7235.
be-seligen* swv. beare, glücklich machen: des himels — gnade
— uns beseliget hat, Const. III 6, 13.
beseme, besme swm. be'sem stm. Besen, Zuchtrute, daz,
haus — gereinigt mit pesemen und gezirt, T — B Matth. 12,44.
be-senden swv. rück umlautend = kommen lassen: die man b.
u. beschriben, W. v. W. 1212. ir herren sie wolde b., 6373. sin
herren mit briefen er besande, 64. Käedin was besaut, Trist. 332.
die wurden alle besant, 516. roten, die er mit brieven mohte be-
senden, Alex. 9913. do besauten wir den alten rat und baten sie,
das si uns underweisten des Urteils, Igl. Rspr. I.
be-serken, -sarken swv. in den Sarg legen: Isöt — gebalsemet
und beserket wart, Trist. 6590.
be-setigen swv. satt, zufrieden machen, besetiget sein = zu-
frieden sein, Chron. v. Elbogen 72, 18. 87, 41. 93, 7.
be-setzen siuv. rückunü. 1. b. mit Menschen bevölkern. 2. Pächter,
Lehensleute z. B. auf ein Gut setzen. 3. ein Gericht zusammensetzen.
4. bestimmen, durch Zeugen feststellen*. 5. umlagern, festhalten.
6. eine Sache mit Geld = es darauf antuenden. 7. einem etwas ver-
machen. 8. Ersatz zusagen: 4. Das bekenntnuss besaczten di von
der scheunn u. auch der hofimaister mit meinen herren den scheppfen,
Igl. Bgr. N. 6, 2. das b. der bergmeister von den sechslehen mit uns u.
dem hofmaister, N. 57, 6. mit den das auch besaczt wer, N. 63, 1.
ich besecz das mit ewern gnaden, das sie sich an kainerlei ge-
czeuknuss geczogen haben, N. 40, 2. er beseczt is (das der erbstollen
nicht gebaut worden) mit den schepphin, DIR I. 9. Secht, ir herren,
hie hab wir vor haissen beseczen czu der masse, Igl. Bgr. N. 6, 2.
Do besaczten die vorgenannten — des rates u. des perkspuch be-
kenntnuss, N. 40, 7. sein recht kundigen u. offenlich b. vor etlichen
gesworn, Const. II 1, 7. das mit geczeugnusse beseczen, II 2, 3. des
clagers ungehorsamkeit rügen u. besaczen {fälschlich f. besagen),
Const. P7 3, 1. Dag wart besaczt mit den scheppen , Igl. Str. 245.
247, S. 141. das besaczte Petir mit den scheppen , 229. wann sie
die teich beschütt und beseczte {mit Fischbrut), Igl. Stb. III 183c.
das sie den teich mit einander in gleichen teil b. nüczen und ge-
116 be-setzunge — be-släfen
niessen sullen, V 38 d. so scliullen sie den teich b. und des geniessund
sein zu gewin und zu verlust, V26b.
be-setzunge stf. wenn nicht = besitzunge, Besitz, dann das
durch Zeugen Erhärtete: ir leib u. gut u. ire b. beschirmen. Igl.
Bgr. N. 98. 2. b. eines teiches (mit Fischbrut), Igl. Stb. III 328 b.
328 c. s. be-satzung.
be-sez,z,en part. Adj. 1. besessen (vom Teufel). 2. belagert.
3. angesessen, begütert. 2. umb Medatem sie in mante und al der
besehen schulde, daz, er in (den Belagerten) gsebe hulde. Alex. 15082.
be-sichern swv. sichern, fest, sicher machen: auf di stras leute
zu besiebern die strass — schicken, Elbog. Chr. 61, 3. das new
gleyt zu geleiten und b., 61, 14.
be-sicherung* stf. Sicherung: b. und bereitung der Strasse.
Elbog. Chr. 61, 31.
be-sicht stf. Umsicht, Sorgfalt, Begutachtung*, Prüfung*:
auf das sulchs (ihre Klagen über Bedrückung) zu besieht und rainung
komen. Eg. Cbr. 1170.
be-siehtigung stf. Begutachtung, Prüfung: domit das (die
Klagen über Bedrückung) zu b. komen und dorinn gruntliche er-
farung mag gehabt werden, Eg. Chr. 1183.
be-sinnen stv. I 3 und sw. 1. nach-, ausdenken. 2. zur Er-
kenntnis bringen. 3. mit Überlegung begaben : freuden, die menschen-
hertze nie und nimmer mag b. , Hier. 38, 7 und 148, 26. dein al-
mechtikeit so gross ist. das si kein creature gesagen noch b. mag,
82,10. das solche zirheit (Sehn uck) menschliche vornunf t mit nichte
b. kan, 122. 17. wer ditz swache. zurgenkliche leben recht besinnet,
104, 2. der wol besinnete Tristan, Trist, 133.
be-sitzen 1. stv. I, 1. besitzen: e der krieg angehaben ist, so |
sol man fragen ab er (der antworter — Geklagte) das ding besieze,
u. spricht er, das er das ding besieze, das er nicht besiezet, der
denn den krig doruber mit im heldet, der wirt vorurteilt dem clager
czu aller seiner nochvolge u. schaden ader als vil der clager sweret
in dem kriege, Const. IV 6, 7. Leukent aber der antworter, das er
nicht besieze das ding u. doch dasselbe angesprochen ding besass,
so twinget man in nicht furpas des clagers pittunge oder anspräche
czu antworten, sunder daran wirt er vorpuset, das auf den clager,
der do bewert, das der antworter das gepeten ding besiezet, di
besiezunge desselben dinges mit des richters macht geleitet und ge-
wechselt wirt. wie wol er nicht bewert, das das ding sein sei,
wann di gerichte sullen nicht czu gespotte sein , IT 6, 8. 2. fest-
sitzen (im Sattel) küm man in besitzen sach, Alex. 9064. 3. sivv.
hinsitzen, gericht b. — Gericht halten: Der richter frag offenlich
von den geswornen, ab man an dem tage u. die stunde des tages
muge czimlich czu (unnötig ergänzt) gericht siezen. So urteilen die
gesworen, den tag u. die stunde czimleich sein, gericht czu sein
umb das es kein heilig tag ist noch auch die stunde zu spete
Const. IV 4, 5 u. ö. Igl. Bgr. u. Str.
be-sitzimge stf. Besitznahme, Aneigmmg , Besitz, czu seine]
b. — ad possessionem suam, W — B Lev. 25, 10 u. Const. IV 6, 8.
be-släfen stv. red. V. = beschlafen: ist das ein man — di«
hausvraw seines nesten nicht beslefet (non violaverit), W — B Ez. 18, 6
be-slie^en — be-standigkeit 117
be-sliez,en stv. III. umschließen, gefangennehmen, aus-, zu-,
beschließen, enden: er beslo^en Johannes, T— B Luk. 3,20.
be-slie^unge stf. Einschließimg: b. des himels armonei, Beiwort
für Gott, Ack. 56, 11. dise clausel u. b. = haec clausula, Const. II 5, 10.
be-smiren (mhd. be-smirwen) swv. beschmieren: der mensch ist
ein besnüret binstock, Ack. 36,8.
be-sneidunge stf. (be-snidung) Beschneidung, Vorhaut: David
brachte ire (der 200 Philister) b. = praeputia, W— B Kön. 18,25
und 27.
be-sniten Part, von besniden (zurecht schneiden Gewand und
Worte), zugestutzt: sohlen wir euch, als ir schreibt, darum ersucht
haben, wer villeicht dergleich besnytener antwort (voller Hinter-
gedanken) von euch begegnet, Eg. Chr. N. 1162, S. 336.
be-sorg stm. Besorgnis, Vermutung: wie wol ich des kein be-
sorgk noch wissen ewers posen willens gehabt, Eg. Chr. 1168. zu b.
des Hussen predig immer einzureissen, 29.
be-sorgeu siuv.refl. vermuten: Do besorgten sie sich, das leicht
die vocher in den wagnern (einem Bergwerk) nicht czuslahen weren
(zugemacht) , Igl. Bgr. N. 63, 2, S. 423, 15. ein iklich sich seibin be-
sorge und sich nach willin karge ! Dal. 35, 33 (9, 10). nit besorgt
(unerwartet), Eg. Chr. 1142.
be-sorgunge stf. Besorgung, Obsorge: grosze b. haben sie umb
uns = magnus est effectus dilectionis eorum erga nos, Sol. 65, 40.
be-sprechen stv. I, 2 mit Akk. der Sache : verabreden, besprechen ;
Akk. der Person: anreden, beschuldigen, refl. sich beraten: sinen rät
der fürste besprach ze den er triuwen sich versach, Alex. 10563.
be-spurzen* sivv. anspeien: si begond in zu bespurczen, T — B
Mark. 14, 65. si bespurczten in, Mark. 15, 19.
be-stän, be-sten stv. IV. 1. stehen, zurückbleiben: und die arche
bestund auf den armenischen pergen (requievit), W— B Gen. 8, 4. —
2. auf etwas stehen, es besetzen. 3. zugefroren sein. 4. feindlich
angreifen, bes. von Krankheiten und Leidenschaften. 5. etwas auf
sich nehmen, wagen. 6. mieten, bestehen: als Mieter, Pächter ein
Gut übernehmen, Chron. Traut. 120. 7. eines dinges b. = es erwerben.
8. bestanden sin m. G. oder Akk., zu etivas, einer Zahlung, Buße
verpflichtet sein, etivas verwirkt haben: er ist bestanden mit
9 marken , D I R II 29. er ist bestanden czehen march , Brunn. R.
II 49. dem richter, II. 206. darumb ist er b. dem richter mit
60 Schillingen (stabit judici in pena 60 solidorum, Igl. Str. B. 34.
wer sich berüfft unbillich an die obriste herrschaft, der ist bestanden der
pusse czehen phunt, 35. der ist dem richter b. mit 72 hallern, Igl.
Str. 159. so sal er seins hals bestanden sein, Stdtb. Brüx N. 108.
der im mit der sache bestanden (unterlegen) ist, Igl. Str. I, S. 362.
4. unwiz^ende er in ein huote (Hinterhalt) kam, von der er
wart bestanden (angegriffen), Alex. 24 081.
be-stand stm. 1. Bestand. 2. Waffenstillstand. 8. Pacht, Miete,
Chron. v. Traut. 94.
be-stand-brief stm. Pachtvertrag, Chron. Traut. 92.
be-stand-gelt stn. Pachtgeld, Chron. Traut. 94. 113. 126.
be-standigkeit (= be-stsetec-heit): zu ewigwährender b. sind
die siege! angehängt worden, Urkdb. Aussig N. 44.
118 be-stand-jar — bestellen
be-stand-jar stn. Mietsjahr nach ausgang dieser b.; in disen
6 b., Chron Traut. 94.
be-stands-leut st. PI. Pächter Mieter, Traut. Chr. 93.
be-stand-iveise Adv. pachtweise, Traut. Chr. 246. in b.
ebenda 107.
be-staten swv. Praet. bestatte, Part, bestatet, bestat: 1. an
eine Stelle bringen. 2. gestatten. 3. venvenden. 4. pachtweise über-
lasseil. 5. Kinder ausstatten, verheiraten. 6. euphem. begraben:
5. W. wart wolgemuot, daz, er ze werden dienste hat siniu werden
kint bestat, W. v. W. 6413f. bestatet ein man kinder bei leben-
dingen leibe mit genanter margengabe, wanne derselbe man hernach
stirbet, ob her halt an gescheit (Testament) vurscheidet, di bestatten
kinder haben mit den unbestatten nicht erbtail, Igl. Str. 61. wenn
— unsere bürger — ir kint bestatent oder begebent in orden oder
wenn ein priester sein erste messe singt — so soll nur Vater, Mutter
und Geschwister zu ihm gehen und ihn beschenken, Eger Str. A IV 1,
B 19. 5. nach ir stiegen hohen art wart bestat daz, werde wip (mit
Heiratsausstattung), Alex. 3839. 6. Er hat auch freieu wilkür, wo
man in b. schulle, daz, man in bestat, Brunn. B. II 32.
be-stseten swv. md. besteten, Praet. bestatte, Part, bestaetet,
bestset, 1. festmachen, 2. bestätigen, 3. festsetzen, 4. Sicherheit für
etwas leisten, 5. mit Beschlag belegen, 6. verheiraten, 7. aufspüren
— Wild: 2. aus (form u. weise, inhalt) unser alten geschrieben u.
bestatten bergrechten, Igl. Bgr. N. 77, 1. 12,1. 92,1. 111. bestaten,
Chron. v. Elbog. 64, 36. besteten = bestätigen, gestatten, 65, 2. wart
dicz (die Ehe) zwischen in beiden mit triuwen und mit eiden be-
stetet, als iz, solde sin, Trist. 653.
be-stechen stv. 12 einen Erzgang treffen, Erz im Gange ab-
hauen zur Prüfung der Maß Würdigkeit: das der pergmaister — u.
seine gewerken ercz czu der mas (= maßwürdiges) bestochen hatten
noch gehaiss des hoffmaisters u. der obristeu steiger, Igl. Bgr. N. 11, 1.
Do füren — die obristen steiger — furpas mit einander u. quamen
auf die orter, do man hatte bestochen czu der masse, N. 6, 2. Der
gang wart bestochen, noch — beschlagen, zur hutten gefurt ge-
worcht u. bewart als recht ist, N. 52, 1. die czwen gesworn scheppen
besahen den gang, das der under sich und für sich bestochen was
als recht ist, Igl. Rspr. VII.
be-steer * stm. Pächter, Mieter, Übernehmer einer Lehenschaft,
conductor im Gegensatz zum hinlasser (locator): der richter sal be-
sorgen, das er dem besteer schirme u. halde alles, das er (der hin-
lasser) gelobt hat, Const. III 6, 15. der b. sol sich furschen, das er
in keinen sacken das recht der besteunge (conductionis) czubreche
ader das er kein recht des bestanden dinges nicht erger mache ader
nicht gehenge, das es erger werde. III 6, 15. Wer eine Vereinbarung
übertritt, ist es ein besteer, so ist er vorvallen von allem seinem
rechten, das er aus der besteunge begriffen hat, III. 6, 15. und wann
das czil des hinlasseus vorgeet, so ist alles recht des besteei's vor-
loschen, III 6, 16.
bestellen swv. rückimil. = besetzen, belegen mit Bergleuten:
die tiffen [aufgelasseneyi] lehen habent unsere urbarer bestalt (deren
Bau verfügt) u. czihen das wasser in den Stollen, Igl. Bgr. N. 71, 1.
be-steller — be-steunge 119
be-steller stm. bevollmächtigter Vertreter eines am Bergbau
nicht persönlich teilnehmenden, meist abwesenden Gewerken : schaffer
der koste (des den Gewerken vertretenden Lohnarbeiters), die man
heisset besteller, Const. 1 14, 4. Auch ist das recht, das kein b. von
sin selbis vorsüraenisse, is si an koste adir au andern dingen, nimant
(seinem Vollmachtgeber) siner teil nicht vorwirken adir vorlisen mag,
DIR 1 20. Ist das iemant tail an eim gepirge hat und auszerhalb
landes ist, versäumet sein b. oder sein pfleger drei gedinge, daz er
seiner cost darczu nicht geit, er verleust sein teil mit rechte,
DIR II 28.
be-stendicheit stf. Treue, Festigkeit: wollten sie ire unschuldt
durch b. ires gemutes u. sterke ires leibs mit einem Kampfe {Zwei-
kampf) beweisen, Mind. d. Egerl. S. 71.
be-stendig Adj. 1. beständig, dauerhaft, 2. erwachsen: 1. auf
die rede, das sulche falschheit nicht b. sei, so kuin der warheit
trostlich zu hilfe, Hier. 154, 24. der 3. munch ist noch b. (noch nicht
davongelaufen), Eg. Chr. 910.
be-stendler* stm. Vertreter! s. be-steller: das wergelt u. alle
unrechte gaben , die in (= sich) vormals die foyt ader ire b. zuge-
zogen haben, die sein nu abgenommen worden, Olm. Stb. 80.
be-stentuüsse stf. Status, Zustand: uusers gemeinen nutzes
b. halden wir wol (statum nostrae rei publicae sustentamus, Const.
IV 9, 3. und ratvragten in ubir irs wesens b. = super statu suo,
W — B Richter 20, 27. (mhd. bestendnisse = Befestigung, Be-
kräftigung).
be-stetigen swv. .<?. oben bestän u. be-st?eten, dis sint die berg-
recht, die von den burgern v. der Ygla u. von den eltesten berg-
luten bestetigt u. beschrieben sin u. vorsigelt mit der stad unde der
burger ingesegil, D I R I Einl. Werne des koniges gewaldiger liher
mit rate der burger u. der geschworn von der Igla icht vorlihet
unde bestetiget under seinen ingesigel unde under dem i. der stad
v. d. Igla beschribet, D I R I, 1. veste u. gancz ist das gerichte, das
von den meisten geurteilt u. b. wirt, Const. 1 4, 4. Bestetige mich,
herre got Israhels (confirma me), W — B Judith 13, 7 u. 9. die (Jo-
hann u. Elisabeth) man do beide bestetigt czu konig, Dal. 234, 7
(106). an ewer k. g. (Mathias) als an einem bestetigten konig der
Romischen kirchen, Elbog. Chr. 151. 42.
be-stetigung (bestsetigunge) stf. Bestätigung, dauernde Ein-
richtung:* dasz sal also von in und allen iren erben zu ewigen
zeiteu ein b. sein und gehalten werden, Elbog. Chr. 10, 18.
be-stetnüsse stf. conventio, Zustimmung, Bestätigung : gedinge
u. b. di nemen recht (pacta e conventione legem suscipiunt. Const.
III 1, 15. gedinge nemen recht u. saczunge aus der b. (Cod. D.,
vestenusse H), II 11 und 13.
be-stetung (= be-stsetunge) stf. Bestätigung: Sotane b. bewere
wir also, das dovon kein schade gescbeh unser urbar, Const. II, 1, 10.
b. des böhm. Königs durch den deutschen König, Dal. 175, 21 (78).
be-steunge stf. conductio, Miete: Ist aber das der, der genant
(die Höhe der Miete anzugeben) nicht wil ader mag das Ion aus-
sprechen, so ist die b. für nichtesnicht sam für kein geschaczt Ion,
u. dasselbe recht behaart uns in aussaczung-e u. b. u. hat auch
120 bestin — be-sulgen
fuge u. stat iu kaufen u. voikaufen, Const. III 6, 12. b. werden in
einer gleichnusse kauffs u. vorkauffes beredet, ist das iener u. diser
in die b. u. aussaczuuge übereinkommen nacb der saczunge des
kauffs ader lones, wan äne lön kein b. hat furgank, III 6, 12. von
allen seinen rechten, das — der besteer — aus der b. bestanden u.
begriffen hat, III 6, 15. Wenn beim Ausgang einer b. (Miete einer
Zeche) gewonnenes Erz nicht ausgezogen ist, so meinen die einen,
daß es den besteern bleiben solle, andere, daß diese kein Recht mehr
darauf hätten, die dritten sagen, es müsse zur offenbaren Teilung
kommen zwischen besteern u. hinlassern. Darauf die Const. : Ist aber
daz, das ercz derselben wochen. in der sich endet die hinlassunge, nicht
ausgeczogen ist, nur dasselbe mugen die besteer (verbessert aus
hinlasser, das hier alle Hs. haben) czu in fechsnen (cziehen E).
was aber erczes von der vodrigen wochen vor dem geendeten czil in
der silbergruben pleibet. das haben sie vorlorn — si weren denne von
ehafter not gehindert es aus zu ziehen, Const. III 6, 18. s. auch gedinge.
bestin, bästin Adj. von Bast: sin taschin, di was pestin. Dal.
29, 4 (5, 46). si strickten im einen pesten straugk an den hals,
Böhm. Chr. 34. er hing in — mit einem pesten stränge 34.
be-stotzen = bestürzen, bestorzen (md.) sivv. umstürzen, ein-
stürzen, umwenden: si funden do einen gank, der sich gesaczt hat
von dem hangenden in das ligende u. funden den bestoczten fünf
vierteil lank und eines lachters tiff, Igl. Bgr. N. 6, 2.
be-stözen stv. III. 1. bearbeiten, glätten. 2. vollstopfen. 3. an-
fahren, schelten. 4. verstoßen. 2. ohne das, was mit nage behafft
u. mit erdt bestossen, Chluni I 59. 3. waz, in der meister an gerief
oder erkliche bestiez,, Alex 1675.
be-streminge* stf. (vom sivv. beströuwen, bedecken, bestreuen):
her vorwandilte mit b. (aspersione) der aschen seinen munt u.
seine ougen. W— B Kön. 11120,38.
be-striekung* stf. Faselung (mit einem Strick): in gefengk-
liche haft und b. komen, Eg. Chr. 1191.
be-stümeln sivv. verstümmeln, obtruncare: Welcher den andern
des marktages wunt — dem bestuml man die hant, Brunn. R.
II, 62. wan sie mich bestümelt sehen, Alex. 15 533. so wir be-
stümelten lip heim brengen, Alex. 15589.
bestung = best?etunge stf. Befestigungen Festmachung , El-
bogener Chr. 61, 9.
be-stürzen sivv. umstürzen ; umwendend bedecken; bestürzt machen;
refl. sich stürzen* : di swein bestürzten sich in dem mer, T — B Matth. 8, 32.
be-siichen, be-suochen swv. nachsehen, durchsuchen, besuchen:
wer des niht geloubet, dise rede er besuoche in herzogen Ernstes
buoche, Alex. 25101. und do er alles das besuchte u. vant nichtes-
nicht. do sprach her, W — B Gen. 31,34.
be-suehuuge (= besuochunge) stf. visitatio: deine b. (Heim-
suchung) hat behütet meinen geist, W — B Job. 10, 12. in der czeit
irr b., Jer. 8, 12. an alle b. unser crom er iununge u. bruderschaft
(ohne ihr Mitglied geworden zu sein\, Olm. Stb. 132. S. 100.
be-sulgen von sol, Pfütze) mhd. gewöhnt, besolgen, besoln
swv. besudeln: den potich mit blute besulget (truncum suo sanguine
volutatum). "W— B Judith 14,4.
be-sunder — be-tagen 121
be-sunder Adv. abseits, unter vier Augen : diu f ürstin — eines
tages in b. nam u. spracb, W. v. W. 6534.
be-swserden* = be-swseren, betrüben, unangenehm sein: die bete
(den ersten Angriff' in der Schlacht machen zu dürfen) künde b. von
Atheniä die werden, Alex. 3297. di bete {den ersten Streich gegen
die Feinde führen zu dürfen) künde beswserden Atheniä die werden,
Alex. 3297.
be-swseren, be-sweren swv. rückuml. 1. belästigen, 2. betrüben,
3. drückendes, ungerechtes Urteil fällen gegen einen. 2. dö gedähte
ich, ich möhte dich b. mit den leiden mseren, W. v. W. 5256. 3. be-
sweret er (der richter) ettlich teil, mau mag sich redlich berufen,
Const. IV 20, 3 u. s. — Werde besweret (gravida) fundeu, W — B V 196 d.
be-swsernusse stf. Bedrückung: wie wol sich die vom Elbogen
irer beswernus an die k. mt. (= mayestät) — erclagt, Elbog. Chr.
106, 21 f. zu schaden und b. uns u. der urbar, Const. I 21, 1.
be-swserunge stf. 1. Bedrückung, Grund zur Klage, gravamen:
zu grossem schaden u. beswerunge uns u. der urbar, Const. I 21, 1.
si sullen aller ufsecze u. beswerunge überhaben sein, Igl. Bgr.
N. 51, 8. arbeit, unselde, b., Hier. 65, 8. keine b. wirt uns an dem
losse (nulla erit in pretio difficultas), W — B Num. 20, 19. des un-
geltes u. des lantpernes u. aller anderer b. frei und ledig sein,
Stadtb. v. Brüx N. 108. man enweis nicht von der alden b. (traurige
Lage Böhmens nach Pr. Ottokars II. Tod). Const. II, 5, 9 ; bes. von
ungerechten Urteilen: das er nicht so leichte in eins andern b. ge-
czeugnusse füre — in gravamen al terms proferat f als am testimonium,
Const. IV 11, 7. man berufet sich — von b. der gesworn scheppen,
ab si wider das recht unrecht urteil sprechen, Const. IV 20, 2. als
oft man von keiner b. sich berufft (a quocumque gravamine, I 5, 10.
Prager Str. 80, 125. 93. 135. Brunn. R. II. 177. das ist mir ein gros
b., sulichs czu leiden von meinem aigen kindt, Igl. Stb. V 215 a.
sulche unsere b. zu verhören, Elbog. Chr. 107, 5. bei der b. (Ver-
hängung) der excommunicacion Eg. Chr. 1125, S. 303. solche b.
= Interdikt, 1129.
be-sweichen s. beswicnen.
foe-swern stv. IV. mit swv. Praes. beschivören: Notenkunst mit
irem süssen gebeten, mit irem starken besweren, Ack. 41, 12.
be-swerunge stf. Verschwörung, coniuratio (v. swern, stv. IV.
mit sw. Präsens), gepotscheftet wart Daviden, das Achitofel wer in
der b. mit Absalon W — B Kön. II. 16, 31. Ob ich b. habe gehabt,
wider meinen herren u. habe in vorterbet, welcher hat dise alle
geslagen (si ego coniuravi) , IV 10, 9. Athalia schrei : Ein b. ! ein
b.! Kön. IV. 11, 14.
be-swicken stv. II. trans. hinter gehn, betrügen: dö sie (Evä)
der tiuvel besweich und sie listeclich ersleich, Alex. 10251.
bet stn. (auch bett) 1. Ruhebett, Feld-, Gartenbeet (zu biten
urspr. liegen) : ein halb bet von rein (= Rain), Rüge v. Pröhl N. 23.
24. nu wollen — die von Eger — auf den gutern pet nemeu, das
da unrecht ist, Mind. d. Egerl. S. 77. körn auf czwain schock petten
— u. zu der sat 2 strich gersten, Igl. Stb. III 193 c.
be-tagen siuv. Part, auch beteit 1. tagtn, Tag werden. 2. er-
scheinen, zu teil werden. 3. die Zeit den Tag hinbringen, erleben.
122 bet-brief — bete-liche
4. mit Akk. der Person jemandem erscheinen als Glück oder Un-
glückstag. 5. widerfahren. 6. vorladen. 7. festsetzen. 8. sich b.
= altem. 9. Bit males in vröude nie betaget — sit er mich nach
im hie ellendeclichen lie, W. v. W. 6855 f. so sin wir saeleclich be-
taget (so ist es für uns ein glücklicher „Hoftag" 7119 f. 2. u. 5.
swenne mir der selten tac betaget, daz, mir getrfiwet würde ein
maget, Trist. 1073. ein schoene maget, daz, mir so schoene nie be-
taget in herzen noch in ougen wart 1084, in wart dö vröuden me
betaget, wan ob sie beten erjaget tüsent hirze oder tüsent swin,
3589. die noch was ein maget, als ir benachtet noch betaget were
der dinge ichtes icht, da von man brüt den briuten spricht, 669 — 872.
8. sie ist der järe wol betaget volwachsen und schcene genuoc, 3870.
Isöt vol wachsen unde wol betaget, 98. — ir wellet die (Gefangenen)
b. (ihnen einen Gerichtstag ansetzen), Eg. Chr. 1186, S. 357, di ge-
fangen uff purgschaft zu b. und mit in vor ewer königliche gnade
zu tagen furkumen, 1165. het ir mich vor lengest derhalb betagent
(vor Gericht gefordert), 1159.
bet-brief stm. Empfehlungsschreiben: umme einen petpryeff ein
purger schol geben einen grossen dem Schreiber, Igl. Str. 258 b. ein
b. mit der scheppen sigel, 258 a.
bete-haus, böt-haus (= bete-hüs) stn. jüd. u. heidn. Tempel,
oraculum. W — B. s. ubervorniren ; des betehüses wercman, Legende 685.
be-teidigung stf. 1. Verabredung. 2. Rechtsstreit*, Fehde*.
2. das wir mit den hern von Plauen in b. steen (in Fehde begriffen
sind), Eg. Chr. N. 1088.
be-teiding* stn. stf. (gerichtliche) Verhandlung und deren
Entscheidung: dordurch der bethedingk zuruckt wurde (der Aus-
gleich gebrochen), Elbog. Chr. 153, 16.
be-teidingen (aus be-tage-dingen) swv. 1. verabreden, unter-
handeln, vertragsmäßig feststellen. 2. in einen Vertrag einschließen.
3. gerichtlich anklagen: 1. was berett u. beteidingt worden ist, Mind.
d. Egerl. 72. Er ist beteidingt uf hüten (heutigen?) dinstag noch
Egidy im 53. jar der minneren zal (1453) zcu abekomen der Juden
u. judinen, zu Rochlitz u. zcu Brüx sitzende, daß die gefangenen Juden
für ihre Befreiung 650 fl. rhein. zu zahlen hätten. Stb. v. Brüx. 292.
anlangen, b., aufhalten, bekümmern, Stb. Brüx N. 293. Wie sich
Sachen handeln u. b. Averden, Olm. Stb. 84. 2. so hän ich einen vride
genumen und beteidinget dar in alle, die hie mit iuch sin, Trist. 2471.
beteidings-iiian*, betedings-man* stm. Vermittler: der ein
b. gewest ist des frides czwischen — ewern herrn, iuch u. uns uff
peile parteien, Stb. Brüx N. 257.
be-teidung = be-teidiguuge stf. Verabredung, Abschluß eines
Vertrages, Chron. Elbog. 1, 1. weder die bethadigung, weder den
fride, Stb. Brüx N. 325.
betelei stf. (von betelen sivv.) Die Bettelei, mendicitas, W — B
V 110c.
betel-geld stn. Armengeld, Traut. Chr. 283.
bete-llch Adj. bittend, icorum zu bitten ziemt: gutliche pett-
liche pett und ersuchung, Eg. Chr. N. 1154.
bete-liche, -en Adv. wie zu bitten ziemt, bittend: als si uns
betlich ersuchen haben lassen, Elbog. Chr. 57, 20.
betel-vür — be-trägen 123
betel-vur* stf. das Betteln: Falls ein Mann, der seiner Frau
„ir morgengab bescheiden" ohne seine Schuld in Not gerät, sollen
ire frnnt sie anweisen mit bete u. nicht czwingen, das sie ire
morgengab verkaufen oder versetzen lasse, das sie mit sulcher Steuer
die betelfur vermeiden mugen (= ne mendicare compellatur) Prager
Rb. 111. jnra Iglav. art. 2 p 208.
bet-gewand, -gewendlich s. bette-gewand, -gewendlich.
be-tichten swv. (Praet. be-tihte, Part, be-tihtet, be-tiht) schreiben,
dichten, ersinnen, in einem Gedichte erzählen: der sant Jeronimus
wirdigkeit gancz beschreiben oder b. iuuge, Hier. 17, 3. sein arbeit,
domit er des kochwirdigen sant Jeronimi leben beuchtet u. be-
schriben hat, 230, 23. daz, mer — so blüende hat betichtet meister
Gotfrit von Sträzjburc, Trist. 13.
bet-läutung stf. Das Lauten zum Gebet: so einer in der
quatemberwochen am mitwochen oder freitag u. sambstag, auch am
freitag durch das ganze jähr — früh vor b. in den feldern zu äzten
{weiden) begriffen wirt, soll wandel geben ein schock, Taiding v.
Friedberg N. 47.
bet-lein s. bette-lein.
be-traehten swv. 1. bedenken , erwägen. 2. dadurch finden.
3. behandeln: das pose, das er hette betrachtet (ausgedacht) wider
die Juden, kerte wider in sein houbt, W— B Esther 9, 25. Einen
grawen roc u. zwene schuo nach gebüres ahte mir, lieber Munt,
betrachte = (suche mir zu verschaffen), W. v. W. 449. denn die
czeit u. stunde leiden nicht, das man sich volliclich bedenken u.
b. muge (deliberandi consilium), Const. IV 2, 3. — 3. Julius betracht
(behandelte) Paul menschlicher ding (human), T — B Btb. 27, 3.
auch ein grosse forcht und b. (subst. Inf.) müssen haben mit wachen,
zirckelln torhüten u. andern, Eg. Chr. 1123, S. 300.
be-trachtung stf. 1. Trachten nach chva.fi. 2. innere An-
schauung. 3.* Vorsorge für: das stet in der geschefftleut henden,
das sie ein b. tun im und sein vorf ädern umb irer sei selikeit, Igl.
Stb. III 328b.
be-tragen swv. auch stv. IV. 1. sich nähren, seinen Unterhalt
haben: des (zu pflügen) pflac er unde was sin site, wan er betruoc
sich da mite, Schretel, 304. 2. sich vertragen * : wer aber sach , das
sich der rosenmülner ader sein nachkomen mit in nicht mochten
betragen, Igl. Stb. V 168 b. so sie sich miteinander nicht mochten b.,
V106b, 180 b.
be-trägen swv. unpers. mit Akk. der Person, G. oder über m.
Akk. der Sache: 1. verdrießen, überdrüssig werden. 2. nicht gelüsten
nach: wolt iuch nicht betragen miuer rede, so wolt ich brechen den
kriec, W. v. W. 3928 ff. In den selben tagen begonde got b. (taedere)
über, Israel W — B Kön. IV. 10,32. mich sol des nicht b., ich en-
welle ez, gegen im wägen, Alex. 1655. 2309. lät iuch des nicht b.,
ir enwellent sagen mir, 4046. ob in des niht beträgete, daz, er
mich ichtes vrägete, Trist. 813. du wilt in iezu vrägen, solde es in
ouch b., 994. so vil — gevräget, daz, mich sin halt betraget, 2294.
sint daz, nu hie betraget mich (da es mir hier langweilig ivird), 4286.
daz, iuch des welle b. , Alex. 1529. durch sie (diu wip) in des niht
124 be-treten — be-twang
beträgte, 8214. dem sag ichz, äne b.. wie mich dise rede si ankörnen,
27600. der künic und die künegin durch geselleclich gewin mer
dan durch b. an irm bette lagen, 3013.
be-treten stv.il treffen, überraschen: dö betratten di — den
fursten, Böhm. Chr. 85.
be-triegunge stf. Trug. Versuch zu betrügen: in dem jüngsten
tagen kument spotter in b., T — B II. Petri 3, 3.
be-tvüben swv. trüben, verdunkeln, schwärzen, betrüben, turbare:
do di Syren wurden betrübet , "VV — B Kön. IV 7, 15. und ob si alle
werden betrübt (Anstoß nehmen) an dir, ich wirde nimer betrübt, T — B
Matth. 26,33. dicz betrübt euch (gibt euch dies Anstoß)? Joh. 6, 62.
be-trüber (= be-trüebsere) stm. turbator, Störefried : unnucze
storer u. b. unsers perkwerks, Const. 1 15, 1.
be-trübnus stn. (--- be-trüebenisse stfn.), Betrübnis: du die
freud u. ich das betrupnusz, Sol. 6, 25. hoffnung in meinem b. (in
omni tribulatione mea), Sol. 2, 19.
be-trübsal (betrüebesal) stn. Ärgernis: T— B Luk. 17,1.
be-trübsalunge* stf. Kummer, tribulatio: betrupsalunge hat
uns begriffen , W — B Jer. 6, 24. in b. des murmelns ist deine lere
in (in tribulatione murmuris doctrina tua eis), Js. 26, 16. noch
werden sie vrucht tragen in b. (in conturbatione), Js. 65, 23.
be-trübimge (= betrüebunge) stf. contritio: die betrubunge
der tochter meines volkes, W — B. Klagen, Jer. 3, 48.
be-trugnuss = betrügnisse stf. Falschheit: gemalte b. wird
der Mensch genannt, Ack. 36, 15.
bets , betschir (mhd. pitschier Zimr. ehr. 3. 565, 4. petschat,
betschat aus slav. pecet) stn. Petschaft, Siegel: Traut. Chron. 142.
ein pets mit ainem hierschen, Igl. Stb. V 149b.
foet-tafel* stf. (v. beten) oraculum, propitiatorium, W — B
Ex. 35, 12. ouch machte her ein gnadentafel, das ist ein betetafel,
Ex. 37. 6. David ratvragte die pettetafel (consuluit oraculum),
Kön. II 21, 1. guideine gehemerte cherubim czu beiden Seiten der
betetafel, W— B I 79 d. ir nebil u. ir rouch bedecke die bettafel,
Lev. 16, 13.
bette-genosse (= bette-genöz,) stm. Bettgenosse: wol im, den
du so mit reinem betgenossen begäbest, Ack. 43, 16. Trist. 4837.
bette - geselle sivm. Bettgenosse: die lieben bettegesellen,
Trist, 5429.
bette-gewand stn. Bettzeug: das petgewant, darauf dieselbe
ist gelegen, Igl. Stb. III 52 c, unterpett und b., V 150 c.
bette-gewendlich* stn. Bettzeug: ein rock u. pettgewentlich,
Igl. Stb. V 148 c.
bettelein stn. 1. kleines Bett. 2. Beilager*: 2. daz, wir geen
nit in petleinen (im cubilibus, Schlafkammern) und in unkeuschen,
T— B Römer 13. 13. s. pötel.
bette-stat stf. Bettstatt. Schlafstätte: W— B Lev. 15, 4. 15,5.
bette-zieehe swf. Bettzieche: küssen und pettezihen, Igl. Stb.
III A132a.
bet-vart (= bete-vart) stf. Bittgang, Wallfahrt: Prag. Rb. 62.
be-twang (= be-twanc, be-zwanc, -ges) stm. Bedrängnis, Un-
gemach, Chron. v. Eger N. 1093.
be-twengen — bevelh-haber 125
be-twengen sivv. in Bedrängnis bringen: das herze was be-
twenget (beklommen) , W. v. W. 1936. ir herze bleip b. von der
hingen löuwen klän, die daz serlich grifen an, W. v. W. 2094 ff.
be-twingen stv. I 3 bedrängen, beengen, einschließen, der Frei-
heit berauben: wann die keiserliche recht u. des gemeinen volkes
recht di sein betwungen mit kraft (leges et plebiscita per vim sunt
coactae), Const. III 5, 12.
be-twungeliche, -en Adv. gezwungen, unfreiwillig: solden sie
im dienstes jenen, da^ müeste betwuDgelick geschehen, Alex. 18850.
nit b., wan williglich, T— B I. Peter 5, 2.
beuchil (= biuchel, -in) stn. kl. Bauch, ventriculum: die
schulder u. das b. des ochsen, W — B Deut. 18, 3. an ir biuchel, Trist. 706.
beugel*, beigil* stn. ringförmiges Gebäck: prezel und beugel
pachen, Traut. Chr. 137. prezen oder beigel, 138.
beulich (biulich) Adj. und Adv. zum Bau geeignet; im gutem
Zustand: das schlosz mit dechern, thoren usw. — in ihren costen
bewlich halten, Traut. Chr. 93. die papirmühl peulich halten, 94, 1.
beutel (biutel) stmn. Beutel, Tasche, Trist. 1530.
beuteler, beutler (biutelsere) stm. Beutelmacher, Taschner:
Eg. Chr. 1039.
beuten (mhd. biuten) swv. erbeuten, Beute machen. Sie betten
bei Wirzperg gepeut, Buch der Gebr., S. 230. Chron. v. Eger N. 1079.
be-vähen, be-vän red. stv. V. umfassen, begreifen in sich, er-
fassen, mit Furchen einfassen: swaz der himel bevät und alles, daz
die erde hat, W. v. W. 2850. der zal driu tüsent bevienc (betrug),
Alex. 12111. die jämer gröz, bevienc, 16 960. waz, uus noch strites
ie bevienc, daz, ez, uns sseliclichen gienc, 21409. dö sich die vogel
liefen ze tal, sie beviengen den se überal, 21 712.
be-valteu stv. red. V zusammenfalten, umstricken, auffallen*,
kümmern'*: den herren wenic des bevilt, daz er in vor im halten
sach, W. v. W. 3246.
be-varen stv. IV. (bei Lexer nur: de meist in der werlde
bevarn weren, Chr. 7, 264,5) erfassen, ergreifen: die das erb b. der
ewigen selikeit (qui haereditatem capiunt salutis), Sol. 65, 4.
be-velh stm. (f.) 1. Übergebung, 2. Obsorge, 3. Befehl*-, befehlich
aus der kamer, Traut. Chr. 207. ausser vorwissen und schriftlichen
befehlich, 94 Z. 4. ein befehlich des erzherzog Ferdinands ist ge-
komen, 114.
be-velhen stv. 13 md. bevelen überlassen, übergeben, anver-
trauen, begraben, anheimstellen, ein Geschäft übertragen: Ist abir,
das er des nicht gehabin mag, deme die eigenschaft (einer Lehen-
schaft) geboret, so sal er sie usteilen mit wissen eines gewerken u.
sal sie etweme befeien, DIR 24. bevelhent iuch dem segel niht
(verlaßt euch nicht auf das Segel, sondern rudert), Alex. 4463. b.
der erde (begraben), 9161. er wart bevolhen der erde, 23788. man
bevilhet sie (die an Krankheiten Verstorbenen) ouch der erden, 2208.
sie bevelhet die selbig narung gaucz u. gar irm sun dem Jocuben
Schausichselber, Igl. Stb. V 193 a.
bevelh-haber* stm. Bevollmächtigter, Beauftragter: dem land-
vogt ader seinen bevelhlhabern, Eg. Chr. 1194. deme von Gendorf
oder seinen befehlichhabern, Traut. Chr. 114.
126 be-velhnüsse — be-vridunge
be-velknüsse stf. Auftrag, Befehl: seintteiimalen dem Fr.
Ruswurm u. seinen gewerken die drei czechen u. ein Stollen — auff
fürstlicher genad verschaffen u. bevelhnus durch den bergmeister ver-
liehen sein, Igl. Bgr. N. 83, 2. aus b. des vaters, 85,4. das keiu
burger weder inwoner des gastes hab noch gut in befelnuß enphahe
in sulcher mas , das er im das vorkaufte, sunder das der gast sein
gut selbs handl u. vorkaufe, als er recht hat, Olm. Stb. 55. wie wol
wir — der sach halben in sunderheit kain b. (ausdrücklichen Befehl)
haben, Eg. Chr. 1134.
bevelhs-brief * stm. schriftlicher Befehl: ein b. an dise dörfer,
huldung oder mansglüb zu thun, Traut. Chr. 75.
be-velkunge stf. Auftrag, ein b. der Schikoc Nikuschin — von
irer messgewant wegen, Igl. Stb. III 218c. noch ir b. (in ihrem Auf-
trag), Eg. Chr. 1148.
be-vesten swv. befestigen, bestätigen: disen — brieff mit unser
majestat ingesigel b., Igl. Str. B. S. 194. sie befestenten ire treue
unter einander, Böhm. Chr. 10.
be-viln swv. unpers. mir bevilt ein dinc oder meist eines
dinges, — mir ist dessen viel oder zuviel, bin dessen überdrüssig:
der kost (des Aufwandes) sol uns nicht beviln, W. v. W. 1225. helfe,
der in (Gott) nicht bevilde, Alex. 6694. umb sünde, der in niht be-
vild, 7717. die Beier ir bevilte, wie man sagt sie sin mute (ironisch),
12269. daz, er solde machen von golde nach im gröz,e bilde und in
des niht bevilde, 26994. des begunde ouch dise b., sie vorchten die
melde, Ernst 2910. wenic dich des bevilde, wä man gegen hurtec-
licher tjost solde komeu mit richer kost, Alex. 27434. sines gevertes
mich bevilde, 5767. dar umb in (Midas) siner tage bevilt (wurde
seines Lebens überdrüssig) : im wären esels oren gezilt, 5903. künec-
licher milde niht in bevilde, Alex. Anh. 1406. der arbeit niht sol
beviln mich, Anh. 105. ez, — was der volle dez, (ez.z,ens) bereit, als
sie des wolde niht beviln, Anh. 2073. wirdikeit dich niht bevilte,
Alex. 13796. ob dich sin niht bevilt, so ervar die wärheit, Trist.
3991 ; W. v. W. 3246.
be-vliez,eu stv. III fließend, bedecken, umfließen: er vant die
bluomen befloz^en (mit Tau benetzt), Alex. 7223.
be- vordem swv. vorfordern, zitieren: etliche, die da regieren,
befördern u. straffen, die andern, welche geregiert, befördert u. ge-
straffet werden, Igl. Ms. 24.
be-vreien (= be-vrien) swv. befreien: wie unser befreite (be-
stätigte] Schulordnung vermag, Igl. Ms. 27. 21. 11.
be-vriden swv. Schutz und Friede verschaffen: einen lantman
die czwene ze herren wolten hän, daz, sie der bevritte, W. v. W. 3921.
der sin lop ie wol bevritte vor unprise, Alex. 27322. du wirdest si
in — und auswendig befriden in deinem frid (pacificare), Sol. 98, 26.
das selb czinsgelt b. von der stat, ob si losung dovon gebeD, das ist
ein kranke bevridung, Igl. Str. 192. umzäunten: Brunn. R. I. 479.
den weg über die prucken beczaunen und befriden, Igl. Stb. II 170.
be-vridunge stf. (Einzäumimg) An der oben bei bevriden
zit. Stelle, Igl. Str. 192 ist ivohl eher bevriunge zu lesen = Be-
freiung. Beilegung eines Zwistes: darmit es zu b. und vorgleichung
komen möchte, Traut. Chr. 302.
be-vrunt — be-wegen 127
be-vrunt* Adj. mit großer Verwandtschaft: Etczlichen wein-
herren merkliches verterben doraus erginge u. liemlicben den armen
u. unbefrnnten, die durch die pas habunden u. pas befrunten domit
(daß mehrere Weinbesitzer zu gleicher Zeit den Wein „uf getan u.
geschenkt" haben) gedrungen u. beswert wurden, Olm. Stb. 53.
be-vüren* sivv. (vgl. Schmid, Schwab. Wb. 209) das letzte
Reinmachen durch den Maurer beim Gipsen, Traut. Chr. 170.
be-w»ren s. beweren.
be-warn swv. bewahren, verschließen (einen Brief), behaupten,
festhalten, verhüten, refl. sich inacht nehmen, vor dem Urteil sich das
Berufungsrecht sichern: der fursprech — stund auf u. hat sich be-
wart czu dem urtail, Igl. Bgr. N. 47, 5. geltschuld im statpuch
b. Igl. Stb. V 26 b. — an manheit der bewarte, Alex. 10998.
be-warunge 1. Sorgfalt, 2. das bewarn der Ehre durch Zu-
sendung eines Fehdebriefes, praeservantia, «3. Wahrung eines Rechtes*:
meine herren (scheppen) — die Verlesung der bewarung aus dem
statbuch von wegen des Stollens ervarn haben, Igl. Bgr. N 69 a.
be-wegen stv. II Prät. bewac und bewuoc nach, 14 refl. mit
G. sich abivenden, entschlagen, verzichten auf: er durch Krist sich be-
wac gar hoher wirde, der er phlac, W. v. W. 2758. hoher koste sie
sich bewac (ließ es sich was kosten), 7028. trächeit sich die be-
wägen, Alex. 4466. Sturmes sie sich bewägen, 2510. der sich
stürmens da bewuoc, 5280. daz, volk sich strites gegen im be-
wuoc, 5211. daz, herz sich zagheit bewac, 4032. der ie zagheit sich
bewac, 5490. Polimites muost sich des riches bewegen, 3134. er
was verwunt so sere, daz, er sich immermere strites und ritterschaft
bewac, 3617. die sunne het schines sich bewegen, 3504. alles des
huses wirde und sines gemaches zirde — der herre in hervart sich
bewac (verzichtete auf), 6223. sie heten doch lebens sich bewegen
(jede Hoffnung auf Rettung aufgegeben) , dar umb siez, — torsten
gewägen, 9576. — sich aufs Gerateicohl wozu (mit oder ohne G.)
entschließen: er bewac sich daz, er rüeren began — an der tür der
kemenäten, Trist. 2776. daz, sich daz, volc des bewigt , daz, sie die
veste wellen geben, Alex. 1582. ich hau mich doch des bewegen,
daz, ich wil strites gegen ihm phlegen, 2267. daz, er strites sich
gegen dem bewac, 2475. der künec sich des bewac die naht er in
harnasche lac, 3529. die sineu Aväm noch so bewegen, daz, sie doch
strites wolden phlegen, 3619. Thebäner heten sich bewegen, sie
wolden mit im (Alex.) strites phlegen, 3177. Eschinus wolde
|| tjostierens phlegen gegen dem fürsten bewegen (den kühnen), 3582.
er bete sich des gegen in b. er wolt daz. länt verderben, 2497. alleine
ich ritens mich bewac, 5763. gegen den — die Sturmes phlegen —
ich mich hän bewegen, 10830. Alexander, der sich des bewac, mit
her die stat er al uinbe lac, 5967. Alexander sich bewac durch die
wunden wolt er bliben (zu Theben), 3934. ze büwen er (der künic),
sich bewac ein hüs, 4816. er sich des bewuoc, er wolde den eidem
rechen, 3142. wol dir, die sich minne gegen dir bewigt, 3453. daz,
paradis dem gebirge (Kaucasas) nähen ligt, daz, ez, sich rüerens dar
an bewigt (daß es angrenzt), 4534. si bewugen (nötigten) in sagent:
0 herr, beleih mit uns, wan es ist abent, T — B Luck, 24, 29. (hier
wohl ein vereinzelt st. Prät. zum sivv. bewegen, bewegen).
128 be-weg-lich — be-werlich
be-weg-lich (Adj. auch be-wegenlich): beweglich, von fahrender
Habe: in allen irem beweglichem gute, W— B Judith 15,8.
be-weglich* Adj. v. bewegen sivv. bewegend, bestimmend.
Traut. Chr. 124. 264.
be-weglichkeit (mhd. nur be-wegelicheit Secund., 428), stf. Ver-
änderlichkeit, Wechsel: das auch sulche teiding in ewig czeit durch
b. herczenlicher trew u. liebe — behertet sein u. bleiben mögen,
Stb. Brüx. N. 349.
bewegnus (= be-wegenisse) stf. Bewegung, Entschluß, Beweg-
grund: er hat von aigen b. kremerey ausgelegt, Olm. Stb. 132
S. 101.
be-wegunge stf. Bewegung, Beiz; Augenblick (infolge
schlechter Übersetzung von momentum): euch ist nit ze kennen di
zeit oder di b. (Stunde, augenblick 11. Bibel), T — B Btb. 1, 7.
be- weiden (= beweidenen siov. nur: piweidinöter depasta, Gl.
Virg. 1, 26) b. werden sie (die Hirten) euch in kunst u. in lere =
pascent vos scientia et doctrina), W — B Jer. 3, 15.
be-weinen sivv. beweinen, refl.. über etwas weinen : des sich arm
und reich grosz beweint, Elbog. Chr. 18, 9.
be-weisen, (bewisen). 1. anweisen, m. Gen. belehren. 2. be-
weisen. 8. bezahlen. 4. als Lehen überweisen. 5. verpfänden, got
sol ir noch bewisen mich = soll mir den Weg zu meiner Frau
weisen, W. v. W. 6646. alsAich der rede bewiset bin (ivie ich er-
fahren habe) , 3353. got Amön bewiste im ein krüt, Alex. 22 997.
be-weisung (be-wisunge) stf. Schuldschein, Hypothek: wer b.
hett auf der frawn Ela haus, das er die für uns precht, Igl. Rspr.
XIII.
be-wellen stv. I 3 in oder um etwas wälzen, ringsumgeben;
versehen; besudeln, beflecken: von seiner aigen geitikeit abgezogen
und bewollen (verlockt, gereizt), T — B Jak. 1, 14. hassent den be-
wollen rok, der da ist fleischlich, Judas 23.
be-wellung* stf. Umstrickung, Fessel: ich sich dich — in der
b. der ungankeit (in den Banden der Ruchlosigkeit), T — B Btb. 8, 23.
be-werben stv. sivv. ? hat er (der neue Meister) also ausgeweist
und auch dorczu bewerbt hat und aufgenomen wirt, Igl. Stb. V 28c.
be-weren (=bew8eren) swv. rückuml., bewärte, bewseret, be-
wärt; bewähren, erproben, di ochsen ze beweren, T — B Luk. 14, 19.
1617 ist auf einhelliges erkennen beweret worden — die nei (neue)
bewerte Iglauer weiß Phillipp Hagers von Nürenbergk, helt 25
reimen. — Hab ich einen thon — bewehret, Igl. Ms. S. 17. der
wäre dink beweret (qui verum deierat, auf die Wahrheit schwört),
W — B Prediger 9, 2. erhärten, dartun: pewert er (der aus Notwehr
einen erschlagen hat) das selb sibent bewerlicher manne u. das under
den siben ein gesworner schephe sei, so wirt er gar unschuldig,
Brunn. Str. II 8. ferner II 4, 7, 8, 9, 10, 13, 21, 32, 185, 198, 209.
Es kumpt u. geschieht auch oft, das man b. mus das in gerichte —
furgelegt ist, Const. IV 11 E. geltschult vormal in dem andern stat-
puch bewart, Igl. Stb. Y26b.
be-werlich Adj. zu billigen, probalilis. b. man, Brunn R. H 8.
rationabilis : Davon so bewern wir mer den sinn der newen leute
in disen Sachen, der mer bewerlich ist, Const. IH. 1, 11.
be-werunge — bez,z,ern 129
be-werunge (= be-wrerunge) stf. Beweis, Bestätigimg der
Wahrheit: ich gelobe in guten treuen mit b. des gegenwärtigen
briefes, Mind. d. Egerl. S. 23. als die ernstliche b. schein worden ist
(prout evidentissimum apparuit argumentum) an dem grossen kunige
— Herrn Ottacker (IL), unserm liben vater, Const. II 5, 9. Die b.
ist eines czweifel haften dinges redliche lauterunge — vor dem richter
in des widersachen kegenwortikeit, Const. IV 11, 1. die b. geschieht
— mit geezeugen, mit offenbaren briffen, mit hantvesten, mit dem
eide u. mit rechter vorwenunge, IV 11, 2. den gehört an die b.,
der das ding geben hat, nicht den, der sein leukent, IV 11, 3. alle
b. noch der beschreibunge der heiligen romischen keiser sollen sein
an alles czweifels lauter und schon sam daz, clare licht IV 11, 6.
wer do fordert ettwas dinges, der sol mit im prengen seine b.,
IV 11, 17. ferner IV 17, 1 u. s.
be- willen* Adv. mit Zustimmung: auserhalb b. desselben
meisters, Igl. Stb. V 177 b.
be-willigen swv. 1. icie nhd. 2. refl.* sich bereit erklären*:
2. wie das ich mich gegen den herrn gewerken auf dem bergw.
Hangenstein bewilligt hab, das ich in ir hutten u. gruben ver-
sargeu soll, Igl. Bgr. N. 80, 4. haben wir auch uns gutwillig darzu
bewilliget und bekant, Traut. Chr. 47.
be-willigung stf. Einwilligung, Vereinbarung: ein b. ist ge-
schehen von einer fridmawer wegen, Igl. Stb. V 277a.
be-winden stv. 13 1. umwinden, umivickeln, 2. bekleiden, 3. um-
stricken: daz, kint hiez, sie (Jokaste) b. mit sideuen tuochen linden,
Alex. 2883. des orses (Pücival) gebeine b. mit s. t. 1. und vüegen
in ein grap, 23545. 3. dester mer wirt der mensch bewunden mit
vinsternusz der sunden (involvitur), Sol. 44, 26.
be-whigen*? stv. 1 3 führen: er wart bewungen von dem geist
in di wüst, T — B Luk. 4, 1 {wenn kein Lesefehler vorliegt).
be-wisen s. be-weisen.
be-wust* stf.? Kenntnis: 6n eines räts willen u. b., Eger. Str.
C. 73. ohne b. unserer obrigkeit, Igl. Ms. S. 9. der clage — über
ein rat zum Elpogen hinter ir bewust (ohne ihr Wissen) gescheen,
Elbog. Chr. 73, 15. mit erbitung sulch ihrer und unserer bewust
{was ihnen und uns bekannt ist), Elbog. Chr. 55, 7. es geschähe ohne
b. eines erbarn rathes, Eg. Chr. 13 S. 20.
be-zaunen* {von zun, zoun stn. Zaun) swv. mit einem Zaun um-
geben : den weg (über die prucken über die Igla czu Fustorff ) sal
, « die gemein von fustorff von beiden seiten beczawnen und befriden
• und vormachen, als oft es not wirt, Igl. Stb. II 170a.
be-zeihen, -zihen stv. II beschuldigen: als er in und sein weip
, dieberei beezigen (Hs. bezogen) hat, Igl. Stb. V 18d.
bez^ern swv. 1. verbessern, 2. vergrößern, beschleunigen, 3. rechtl.
' m. Dat. vergüten, entschädigen, 4. büßen, für etwas Strafe leiden:
• j sint dem malen und sie unvorezugen das urteil nicht gepessert (=
: „gestraft") haben, als ein recht ist, so ist iederman mit der höchsten
• puse vervallen; wen wer eines Urteils nicht volgen wil, der sol es
I pessern an der stat {sogleich), tut her das nicht, her mus das urteil
leiden, Igl. Bgr. N. 65, 7.
Jelinek, Wörterbuch. O
130 bez^erunge — bier-eigen
bez^erunge stf. 1. Besserung, 2. Buße, Strafe, 3. bes. Wer-
geid. 4. Düngung eines Ackers: 2. 72 phenninge und (?) in b. oder straf.
Taiding v. Friedberg 1. das gut, das do beisset pesserung, des mag
ein man dem andern nicbt verpieten {mit Verbot belegen) an allain
umb erstandnes guet, das ber in der purger tavel hat geschriben,
Igl. Str. 95. di b. gevellet dem forderer, Igl. Str. 181. ist das im
b. wirt gesaczt (pretium impositum), W — B Ex. 21, 30. 2. Ersatz,
Brunn. B. (235). so scbol er {der Besitzer des Viehes) daz selb tier
dem gelaidigten menseben czu pesserung geben, Brunn. B. II, 235.
ich tu pez,z,erung von guetem gemuet für mich (will mich verant-
worten), T — B Btb. 24, 10. do si beten enphangen di pessrung
(Bürgschaft erhalten hatten) von Jason, Btb. 17, 9. 1. zu des ge-
peudes pesseruuge, des tempils gebt — das gelt — wider = ad in-
staurationem templi reddite — peeuniam, W — B Kön. IV 12, 7. 3.
Wergeid: Igl. Str. I S. 356 oben; es fällt an den Forderer, 181, an die
Kinder des Getöteten und nicht an seine Verwandten, 281. De in-
terdicto peeuniae, dietae pesserunge. quod peeunia, quae in compo-
sitione homieidii vel alterius casus, qui vulgarita „pesserung" dici-
tur, dari debet, interdici non potest, Brunn. R. 1 393.
be-zeugnus stn. (beziugnüsse) Zeugnis: Do borten wir
scheppfen das b., Igl. Bgr. N. 67, 6.
be-zücht (mhd, bi-ziht stf. stm.? stn.? Beschuldigung, als er
aber solcbs bezücbts fort leugbar war, Traut. Chr. 31.
be-zucken, be-zücken swv. 1. über einen plötzlich kommen,
überlisten, betören, 2. schnell wegziehen, 3. Worte schnell sprechen:
1. so das sie vordruckten in dem gerichte den armen — u. die waisen
beezuckten (pupillos diriperent), W — B Js. 10, 2.
be-zunget * part. Adj. beredt: Wer mer spräche kann denne
eine u. schal einen aid sweren, der schol in der spräche sweren, di
her allerpeste kan u. in der er allerpeste beezunget ist, Igl. Str. N. 22.
bidenien swv. beben, zittern: er begont ze pidemen und zu
derschrecken, T— B Mark. 14, 33.
bi- derbe (auch be-derbe, mit Hochton auf 1. oder 2. Silbe)
tüchtig, angesehen, brauchbar, nütze: lustsam, fro u. wolgemut ist
ein man, der ein biderbes weip hat, Ack. 43, 7. schonten wir nicht
der biderben frawen, von den unbiderben künden wir vielmer
singen u. sagen, 45, 19. mit piderben leuten überwunden, Eger Str.
A XV 8.
bi-derben s. bidern.
bider-man stm. Ehrenmann : das gelt — wer nicht sein, sunder
eines bidermannes, Igl. Rspr. V. S. 54.
bidern, bi-derben, biderben swv. nützen, gebrauchen: auch hat
sie geschafft ein kessel czu unserm spital, den sol man zu andern
dingen nicht pidern weder nüczen wen czum päd den armen leuten,
Igl. Stb. III A 137 b.
bienen-wald, * bene-wold* stm. hohle Bäume mit ivilden
Bienen zur Bienenzucht, Böhm.-Kamnitz Linke S. 296.
bier stn. Bier: wein und hier (sicera, „berauschendes Getränk") ,
T— B Luk. 1, 15.
bier-eigen* Adj. biereigen oder die kleine Gemeinde icurden
in späterer Zeit die alten Bürger v. Böhm.-Kamnitz genannt, da
bier-glocke — bilder 131
das alte Bürgertum an den Besitz eines brauberechtigten Erbgutes
geknüpft war. 67 Hofbesitzer gehörten hierzu. Die später Zuge-
wanderten erhielten nicht mehr dieses Vollbürgerrecht u. bildeten mit
jenen zusammen „die ganze (auch die große) Gemeinde'' . Die (bier-
eigenen) Vollbürger haben die ganze Administrativgewalt der Ge-
meinde, sind persönl. frei, haben nie eine Robott zu leisten, besetzen
das Gericht als Bürgermeister oder Schöffen, haben das Recht eines
innungsmäßigen Betriebes eines Gewerbes sowie das Recht, Handel
zu treiben, Linke S. 295. Die andern („Gärtner" und „Häusler")
haben der Bürgerschaft Geschoß zu zahlen, das Marktrecht und
können sich durch 6 Wahlmänner an der Wahl der 6 Stadtältesten be-
teiligen, von ihnen zahlen die G. der Herrschaft jährt, „etzliche Zins
u. Hafer", die H. müssen ihr jährlich 2 Tag mit Schneiden u. lxj2
Tage mit Grashauen robotten, während 3. die Bauern auf den
Dörfern, die als Nebeneriverb Müllerei und Bienenzucht im Bienen-
wald treiben, ursprüngl. frei waren, außer den Abgaben dem Grund-
herrn Grundzins in Geld und Getreide und gewisse Robott leisten
mußten, Linke S. 296.
bier-glocke (auch bir-, pir-glocke) swf. Glocke zur Bezeich-
nung der Sperrstunde der Wirtshäuser: über die p. im leitbaus
sitzen, Eger Str. C 66. des nabtes nach der p., C 67. es war ver-
boten, nach der b. an ein offens Hecht auf die Gasse zu gehen oder
hier sich aufzuhalten, in den Wirtshäusern zu trinken oder zu
spielen, Traut. Chron. 211.
bier-glöeklein stn. kleine Bierglocke: das b. zu leuten, Traut.
Chr. 197.
bier-haus stn. Bierschenke: hader in einem piherhause bei
nacht gescheen, Elbog. Chr. 69, 11.
biet stfn. Gebiet: der schol überall in des chuniges piet vor-
czalt (geächtet) sein, Brunn. R. II 61; Dal. 80, 3 (32, 20).
bieten stv. III (bisweilen Inf. hinten und hüten) anbieten,
darreichen, strecken, gebieten, in Acht und Bann tun, reß. sich wider-
setzen: die Persän buten sich ze wer, Alex. 9014. daz, er sich ie
gegen der herte bot, 11006. der roc sich an der lenge bot (er-
streckte sich) nicht verrer dan unz üf die knie, Trist. 1178. ez,
muoz, mir immer vüegen not daz, ickz, iu ie so guot gebot (es so
gut mit Euch gemeint habe), Alex. 20403. der muoste liden die
selben not, die man e sinen geverten bot, 3646.
bieter, piter stm. Avsucher, einer, der ansucht, daß ihm ein
„Berg" gemessen iverde, Const. 112, 11.
bigraft s. beigraft.
bilbis (bilbiz,, bilwiz.) m. f. n. Kobold: und die bilbis und die
zauberin können vor uns (dem Tod) nicht bleiben, Ack. 8, 15.
bilde stn. 1. Bild, Gebild, Werk der bildenden Kunst, 2. Glocken-
mantel, 3. Menschenbild, Gestalt, 4. Art, 5. Vorbild, Beispiel: O du
lichte lampe suzzes bildes, Hier. 15, 2. 6. das ich b. geb deiner
allersenftigisten suzzikeit (ut exemplum tribuam), Sol. 49, 29.
bilder (= bildsere) stm. 1. Bildner, 2. Vorbild: ungleicher
bilder aller menschenantlitz, Ack. 56, 14. O du lichter b. aller tugend-
licher geduld, Hier. 15, 2. uncz bis do her ist der pilder des briefes
9*
132 bildhauer — bitterkeit
(exeniplar epistolae), W — B Estber 13, 7 Ann. Das ist der pilder
dises briefes des kuniges Artaxersis Esther 16 Einl.
bildhauer* stm. Bildhauer: rueister Wolf, püthawer, Eg.
Chr. 900.
bild-, bilde -sam Adj. [bei Lcxer „bildsam"] vorbildlich*:
traget brinnunde licht in ewern kenden bildsames lebens, Hier. 54, 7.
sulcher heiligen bildesamen leben volgen, 128, 9. die sich seines hl.
bildesanien lebens gebessert hetten, 156, 19.
bildunge stf. Bildnis, Gestalt: auch besunder das nach b.
dises valles (unter Einwirkung dieses warnenden Beispiels) nimant
seinen eigen kreften furbas gelauben wurde, Hier. 212, 14.
bilwiz, s. bilbis.
bin md. Präp. mit Dat. aus bi, be und in = innerhalb: daz
sie wider kaemen bin dem jär, W. v. W. 5274. bin der zit, Alex.
26 317.
binden stv. I 3 binden, fesseln, verpflichten: der rat (Vertrag)
were gepunden mit 100 schocken grosser pfennig, Igl. Str. 243. min
sorge ich hohe binde, Alex. 23396.
binsen-strauch* (mhd. binez,, bin^ stm. und swf. und struch
stm.) = Binsenstrauch, scirpus: mag nu gegrunen der pynsenstrauch
an veuchte oder mac gewachsen ein gestrute (carectum, Riedgras)
äne wasser, W— B Job. 8, 11.
birgen s. bürgen.
birgig* Adj. bergicht, montuosus: in den b. steten, W — B
Jer. 33, 13.
birgesch Adj. bergicht: Aber erst so phlegen sie czu machen
in dem fuse des perges Stollen in dem pirgeschem gepirge (= bergichtem
Bergbaugebiet), das man das trenkende wasser unden ausfure,
Const. H 4, 1.
birg-yolk, -yreiheit s. berg-volk, -vreiheit.
biret stn. Barett: das swarcz und das braun biret, Igl. Stb. V 149b.
bischaft s. beischaft.
bischof , -res stm. 1. Bischof. 2. pontifex: 2. Joachim aber,
der höchste pischof von ierusallem, W — B Judith 15, 9. Caiphas —
der was pischof (Hoher Priester) des jares, T — B Job. 11, 49.
bisch-, bis-tiiom stn. bischtumer u. der bischofe wesen,
Hier. 216, 7.
biter stm. Ansuchet-* besonders um Vermessung eines Berges:
man sol alles recht u. alle vorsichtikeit in des personeu als in dem
ersten piter halden, Const. II 2, 11. s. auch bieter.
biterin* stf. Weib, das zum Einladen der Gäste herumgeschickt
wurde: den piterin. so die zu ersten messen einsegen ader zu einer
leich ader hochzeit biten, Eger Str. C 42.
bittel (auch Mittel) = bütel stm. Gerichts-, Polizeibote, Büttel,
Traut. Chr. 286.
bittelei*, büttelei* stf. Amtsstube des Büttels, Arrest (?),
Traut. Chr. 285. 286. der zum rathman gewählte Baier sagt: ob
ich auch heut swaeren werde, steht bein mir, ist doch die büttelei
den huuden nicht gebauet, 163. Eg. Chr. 815.
bitterkeit stf. Bitterkeit, Leid: beleiben in swacher sündiger
b., Hier. 5, 7.
i
bitt-lefse — blaten-geier 133
bitt- leise* swf? Wortspid mit wiclefitae ivie anfangs die
Husiten auch genannt wurden: gelobt sei dein narn durich die bitt-
lefsen. Holienfurter Husitenvater unser.
bittimge stf. (Lexer nur: oranien D F G 398c) Bitte, bes. um
Recht: das der clager nicbt durch unrichtige u. irresarae pittunge
ader forderunge willen von dem teidingen des gerichtes getrieben
werde, Const. IV 6, 2. Mein p. u. mein gepete sint dise (petitio et
preces), W— B Esther 5, 7. ist, das der kunig meine p. erfüllet,
Esther 5, 8. die sich am rechten gegen in noch ires rechten b. nicht
wollen genügen lazsen, Mind. des Egerl. 24.
biuchel s. beuchel.
biutel s. beutel.
biuwen (buwen, bouwen, biuwen) unregelm. st. siv. v. intr.
das Feld bebauen, als Bauer leben; angesessen sein, icohnen; trans.
bebauen; bewohnen. Part. sw. gebüwet, gebouwet, st. gebftwen,
gebiuwen, gebouwen: den man größer wisheit jach, da^ sie die mit
triuwen lange heten gebiuwen (gehegt, gepflegt, besessen hätten),
Alex. 2235. er hiez, sie nach ir triuwen da (an der Stätte des zer-
störten Theben) phlegen unde biuwen (sich ansiedeln), Alex. 3830.
blab (blä, -wes) Adj. blau (in der Farbensymbolik = treu):
Hoer noch ein wunder plab! si snitin in ouch di nasin ab, Dal.
149,34 (67,39).
bläb-slac, -ges* (aus blä, -wes blau und slac, -ges) stm. livor,
blaue Flecken verursachender Schlag: und von seinen plabslegen sei
wir gesunt worden , W — B Js. 53, 5. umb plabslege dem selbschol
(dem Verletzten) einen vierdunk, dem richter u. den scheppen ein
vierdunk, Igl. Str. 181; und 257 b; 20 peul u. plabsleg, 10, S. 59.
| einen blawen slack, 28. ein plabslack, 40. plauschlag, Brunn.
K. I 267. ein plabslag under den äugen, Igl. Stb. V 153 b.
bladecken s. wladeke. Chron. v. Elbog. 24,7. 24,31.
bla?jen, bleen Praet. blsete, bläte, Part, geblset, geblän. trans.
und refl. aufblähen, eigentl. und bildl.: ir geist, in dem sie sich
bieten (tumebant) gegen im, W— B Richter 8, 3.
blaue Adj. blinkend, glänzend, weiß, schön: der edel wise von
alter blanc, W. v. W. 4395 und 7192. daz, er denne rite gein dem
blanken lande hin, Trist. 4213. 4289.
blas stn. brennende Kerze: vor minen herren was enzunt ein
starkez. blas, Alex. 26418.
blase-, bläs-balk stm. Blasebalk. Ein blaszbalk tvird der
Mensch genannt, Ack. S. 36,12. doch sivm.* PI. blasebalgen: Traut.
Chr. 36. 41. 50. s. bor-kirebe.
blä-slac s. bläb-slac.
blat (PI. blat, -e) stn. Blatt, Laub: die linde — mit esten
und mit blaten gap vollen wint und großen schaten, Trist. 1157.
blate, plate (aus mlat. plata) swf. 1. Platte 2. eiserner Brust-
harnisch. 8. Mönchsglatze, Mönch: 2. laut u. leute mit Schilden,
platen (thoraeibus) u. swerten beschirmen, Const. IV 4, 10.
blaten-geier* stm. glatzköpfiger Geier: Radisslaw — begunde
Sent Wenczlaw plattengeyer czu nennen uud sein domit czu spotten
durch seiner andacht willen, Böhm. Chr. 28 (mit höhnischer Anspielung
auf die Tonsur der Geistlichen).
134 bläter — bliaut
bläter (= blätsere) swf. Blase, Blatter, Pocke: pustula, W — B
Lev. 13, 2.
blat-vüz, (blate-vuoz,) stm. Plattfaß, sagenhafter, mißgestalteter
Mensch : die blatf uoz,e, Ernst 3885.
blä-Tverk s. blö-werk.
blech stn. Blattchen: bedecke mit ereinen blechern (laminis
aeneis), W— B Ex. 27, 6 und 28,38.
blech-hant-sehüch stm. Igl. Stb. III 112b auf der strazse nam
die kursen u. plechhantschucb, Eger B. d. Gebr. 225.
bieg* wohl be-leg stn. Pflasterung: 5 seh. g. sullen gefallen zu
dem pleg pey der langen prucken, Igl. Stb. III 152 d. czu dem pleg
vor unser frawn thor, V 204b. von dem gelt schaff ich ein pleg
czu machen under dem cziglteich, so ver es wendt (das Geld reicht),
V 154c.
blecken siev. Prät. blacte, blähte tr. sehen lassen, zeigen, intr.
sichtbar werden, sich zeigen, da vor (vor der Stadt) des veldes
wenic blecket, mit gezelden ez, was bedecket, Alex. 3338.
bleibling* stm. (von bliben, be-liben; dazu leibe stf. äleibe)
stf. Überbleibsel: in die bleibelinge deiner speise (in reliquias eiborum)
W — B Ex. 8, 3. die b. der unkeuscher, die prister der seckten der
gotinne cybile, die do waren uberbliben in den tagen Asa, seines
vaters. vortilgte her, Kön. III 22, 47. nicht lies her in ir kein b.,
Jos. 10. 37 und 39 (1 225 c). heil sint worden die b. des volkis,
Richter 5, 13. aber die kinder Israels erslugen alle b. der stat in dem
swerte, Richter 20, 48. Vorbrüe die b. in dem vewer, Ex. 29, 34. die
wort des puches, die do gesant hat Jeremias, der profete von ieru-
salem, zu den bleiblingen der alden der hingefurten, Jer. 29, 1. Heile,
herre, dein volke. die b. Israels, 31, 7. Ferner Job. 18, 19 u. III 70c.
72 b. 91 d V 22 a u. s.
bleibung (be-libunge nur aus Rudolst. r. s. 208 belegt) stf.
Überbleibsel*, Best* di pleibung der brechung- (reliquias fragmentorum,
die übriggebliebenen Brotstücke) , T — B Mark. 6, 49. er nam di
beleibung und gabs in, Luk. 24, 44. streit mit den pleibungen
(reliquis. den übrigen) von irem samen. Offenb. 12, 17.
bleien s. blien.
blei-hutte * (von bli, -wes, -ges stnm. u. hätte) sivstf. Bleihütte :
der die pleihuteu ,.zu den Räuden" dreistunt jär u. tag inne gehabt
hat, Igl. Bgr. N. 100, 2.
blei-wäge (= bli-wäge amussis) stf. Bleiwage: Umme di pleiwag
bescheid wir euch also, das di gehört di herschaft (Grundherrn) an,
Igl. Bgr. N. 32, 1. statera plumbi, Bestimmungen über ihren Ge-
brauch, Igl. Str. 179.
bleue (= blaewe) stf. durch Schlagen entstandener blauer Fleck,
livor: die plewe u. der zuswolne slak, W — B Js. 1, 6.
bleuen, blöwen (=bliuwen) stv. 111 —schlagen, bleuen: den
nac sach man den alten werden bliuwen üf di erden, Alex. 10426.
Eger Chr. N. 104. haar oder flax lassen blowen, Taiding v. Friedb. N 43.
blezen* Iterativ, v. biegen stev. blöken von den Ziegen, W — B
nil33d.
bliant (blialt, bliät) stm. golddurchicirkter Seidenstoff, bes. von
purpurbrauner Farbe: ir mantel was ein bliant. Trist. 4480. 4584.
blic — blüen 135
blic, -ckes stm. Glanz, Blick, b. der bliczen, W— B P8.
134,6.
blicken (Prät. blicte, blihte) sivv. blicken, ausstrahlen, glänzen:
wi ein cron wolt aus Merbern b., Dal. 64, 33 (24, 4).
bilde stswf. Steinschleuder: üz der stat uz einer bilden swief
der mangen meister einen stein, Alex. 970'2. Alex. Anb. 691.
blieii Adj. aus Blei, wie aus Blei, (mit Blei) beschwert: daz,
im was sam ein blien berc, Trist. 5284.
blikze (mhd. blicze, blikize) swm. Blitz: unser herre gab
donner und bagil u. laufende plikczen ouf die erde, W — B Ex.
9, 23. ous dem vewer ein plickcz gende, Ez. 1, 13. in die gleichnisse
des glenczenden b., Ez. 1, 14; Ps. 143, 6. ein ungewitter mit
dondern und blixen, Chr. v. Traut. 61. 179, s. blix.
blindikeit, blindec-heit stf. (meist md. Quellen) Blindheit.
mein b. wirdet erleuchtet, Hier. 61, 21. 65, 19. der b. begert ich,
Sol. 17, 1. nicht anders ist b. wenn beraubung des lihts, 13, 20. ist
nicht kunst (scientia) sunder b. 11, 3. oberstes liht, das (Acc.) kein
b. vervinstert, 31, 32. du hast erleuchtet mein b. — we der b., das
ich dich nicht sach, 82, 15. 82, 8. we der b., in der ich nicht mocht
des himels licht beschawen, 89, 35.
blix swm. s. blikze, Blitz, Traut. Chr, 61, 179.
blixen = blikize swv. blitzen, Traut. Chr. 61, 168.
bloch stm. PI. bloch, blöcher, Block, dickes Brett, Bohle, eine
Falle, Trist. 2881. 2702. 2707.
bloede Adj. 1. gebrechlich, schwach. 2. zaghaft, etwas er-
schrocken : als Gabriel die reinen bloeden sach = die über die erste
Ankündigung erschrockene Maria, W. v. W. 2910- unwerlich und
bloedez, volc, Alex. 20820. blöde, unvermüglich, schwach eine lange
zeit, Traut. Chr. 118.
bloedikeit stf. 1. Gebrechlichkeit, Schwäche. 2. Zagheit: mischte
dine gotheit zu menschlicher b. Legende, 62. — 2. Dal. 52, 15
(17, 16).
blö-werk stn. (aus blä) Blau-, Kobaltwerk, Eger Chr. N. 363.
blöz, Adj. nackt, entblößt, enticaffnet, nichts als, bloß, mit G.
frei von, beraubt: da von sie wurden lebens blöz,, Alex. 8341.
blöz,-leich, Möglichen (= bloez,-liche, -en) Adv. 1. unverhüllt,
offenbar. 2. gänzlich: 2. das her im des erbes plosleich abtreten
scholle, Igl. Str. 230. wenn sich die egenanten zwen perkmaister
desselben priefs mitsampt den sechslehen ploslichen hatten vorzihen,
Igl. Bgr. 53, 15.
blne stf. (von blüejen swv.) Blüte: in der besten plue fiel eine
solche gehling gefrust ein, Eger. Chr. N. 28.
blüen (= blüejen) swv. auch rückuml. intr. blühen, trans. blühen
machen, als Blüte tragen: ob sie (die verfluohten) der walt noch
künde blüen, wir suln sie doch mit strite müen, Alex. 9947. sie
wolde daz, blüende blüemelin irs blüenden magettuomes wern,
Trist. 702. wä blüende wort? 2. daz. (mer von Tristan) — so
blüende hat betihtet Gotfrit von Sträz,burc 12 f. wol geblüemet und
wol geberlt ist siner (Gottfrieds) blüenden vünde kränz, 34. üz,
blüendem sinne, 20. rechte als der rösen würfe dar, sus bluoten in
der stunde die wort üz. sinem munde, 1305. und in der blüenden
136 blüine — blüt-suchtig
czeite was es (Frühlingszeit). W — B Gen. 48, 7. in dem manden der
b. czeit (mensi verni teniporis), Ex. 34, 18.
blüme, bluouie sivmf. Blume, Blüte, bildl. das Schönste seiner
Art: 0 wol dir werdiu Nazaret, din name ze diute ein bluome stet,
W. v. W. 2826 f. (Beim hl. Bernhard in der 1. Homilie, Super missus
est, IL p. 35 der Ausgabe von Mabillon Paris 1667 bei Fr. Leon-
hard heißt es: Xazareth interpretatur flos. In der bluomen (Nazaret)
wolt ein bluome (Christus) uns ze heil werden geborn u. von rose
äne dorn und in der bluomelichen zit (hierin vom hl. Bernhard und
den sonstigen Berichten abiceichend), W. v. W. 2835 ff. als die blum,
die do wechset auf dem paum , Sol. 8, 19. Geleidigt wirt er sam
ein weingarte in der ersten blumen seine[r] trauben u. als der ol-
paume, vorwerfende seine blute, W — B Job. 15, 33.
blümen (= blüemen) sicv. mit Blumen schmücken , verherr-
lichen: die dernert wurden in geblümten tuchern. die um-
mehelsten die kot (qui nutriebantur in croceis, amplexati sunt
stercora), W — B, Klagen Jer. 4, 5.
blümen-, bluonien-krenzelin* stn. kleiner Blumenkranz, Trist.
3765.
blund Adj. blond: die blunde Isot, Trist. 49. 281. 1423. 2336.
2356. 3007. 3055. die bele blunde Isot. 199. 785. 3259. u. s. zu
Isöten der Wunden belen üz, Irlant, 127.
blnnderu s. plündern.
blnot G. blüete u. bluot PI. blüete stf. Blüte. Wenne so es
dennoch ist in der blute, noch wirt nicht abgerupft mit der hant,
vor allen wurczen vordorrt es, W — B Job. 8,12.
blut-runs, -runst (= bluot-runs, -runst) stmf. blutige Wunde:
Ist daz ein mait oder ein ersam weip mit czurissem gewant u.
pluetruns chlait u. nicht czeugnusse hat, der, da sie auf chlait, der
mach sich unschuldig mit 2 czeugen, chlait sie aber an czurissens
gewant u. an pluetruns, so unschuldigt sich ener allain auf dem
chreucz , Brunn. R II 41. Ist , das imand auff den andern ain b. in
dem gerichte erstee, so gefeilet dem selbeschol (dem Verwundete?!,)
1 2 mark u. dem richter u. scheppfen 1ji, Igl. Str. B. 76; Igl. Str. 171;
10 S.59; 28 S. 40. umme plutrunst: '^niark dem selbschol, dem richter
16 gros, den scheppen 8 gross, 257 b. czu richten über plutrunst u.
andere Sachen, die in der kauwen oder an der teilstat gesehen, hat der
bergmeister, Igl. Bgr. X. 106. ein plutrunst an dem haup [t], Igl. Stb. V
161b, 210 d. 37 d. auf den lenden ein b., V 153 a. welicher andern
haup ein plutrunst gehabt hat, V153b. ein wunden am haup als
ein b., Y181a: 182 b. ettlich b. under dem angesicht, V82d. neben
der painschretigen wunten ein b., V 37 c.
blüt-sueht (= bluot-sucht) stf. Menstruation: siben tage wirt
sie unrein noch den tagen der abscheidunge der blutsuchte, W — B
Lev. 12, 2.
blüt-suchtig Adj. menstruata: Ist das ein man zu einer b.
vrowen nicht enget (ad mulierem menstruatam non accesserit), W — B
Ez. 18, 6. als ein uureinikeit der b. vrowen, Is. 30, 22. ire tragenden
vrowen u. ire b. sie anruren (de sacrifieiis eorum foetae et menstru-
atae contingunt, Baruch 6, 28.
blüt-vergie^er — boll-werk 137
blut-vergie^er (= bluot-vergie^er) stm. Und derfullet ist die
erde mit plutvorgisern (sanguinibus), W— B Ez. 9, 9. di der fursten
rechte echter und blutvorgisser waren, Böhm. Chr. 54.
bliit-flus (= bluot-vlöz,) stm. Blutfluß, Menstruation: welches
weip, so das mened widerkumet (inense redeunte) hat den Aus des
blutes, W — B Lev. 15, 19. ist das der man mit ir breutet in der
czeit des blutfiusses, Lev. 15, 24.
boben-e (md. auch boven) Adv. und Praep. m. Acc. oben, ober-
halb : wer dorinne erbeitet hoben dem wassir, der mus das thun mit
willen des Stollen u. einer gewerken, DIR I. 4, 3.
bochnicze*, puchnieze* (wohl nicht aus der Form bochenz
für vochenz (e) swstf. Art Kuchen oder Weißbrot, sondern aus dem
tschech. bochnik) stf. Laib: Las mich, des pite ich, an ein teil der
priesterschaft, so das ich esse ein bochnicze brotis (buccelam panis),
W — B Kön. 12,36. legen wil ich vor dich ein puchnicze brotis
(buccelam panis), so das du essest u. werdest wider stark, Kön.I
28, 23.
bock-stolle* (icohl aus boc, -ckes stm. Bock und stolle swm.
Stütze, Gestell, Pfosten, Fuß) swm. Fuß eines Holzbockes (Bauge-
rüst), hölzernes Gestell, die schwilbogen ausgeschlagen, die bockstoln
genant, Traut. Chr. 170.
bodein, podem stm. Boden, Faßboden, Faß, Eger Str. AXIII2.
B. 37 und St. Z. 4. von iedem poden (Faß) icenn man in der zeit
v. Walpurgen tag bis auf send Michels tag schenkt, zahlt man
1 pfunt haller, Eger Str. AXII2. das schlosz mit den dechern,
thoren , podemen — bewlich halten, Traut. Chr. 93.
bodemen* swv. mit Boden versehen? man sal auch kein inerl-
eisen einniten in kein neues reisslos, sunder es sol recht gepodemt
sein u. dorczu gefidert u. gelott u. in keinerlei mas vorsmit, Olm.
Stb. 117, 1.
boden-los (= bodem-lös) Adj. bodenlos, von einem Bergwerk,
das keine Sohle, Wasserscige hat : u. das der ander freischacht b. ist
worden, Igl. Bgr. N. 5, 2. wenn ir perkwerk podenlos ist u. nicht sol
hat, N. 47,2.
böge swm. 1. Bogen als Waffe, 2. Halbkreis, 3. Regen-, 4. Sattel-
bogen. 1. davon meine ich nicht ze hoffen in den bogen meiner
naturlichen Vernunft, Hier. 5, 23. beim Weinstock*: wann einer be-
griffen würd in Weingarten, der pögen aufhieb, klareben abschnitt
usw., Chlum. 1 12.
bogen-ort* stn. Setzlinge von Weinstöcken. Wer grub stocke
oder pogen-örter aufczug u. von dem votter abschneidet, im czu
frumen u. dem Weingarten zum schaden, er verkauff sie oder secze
sie an ein andre stat, wirt er begriffen damit, so ist er des halses
vervalleu u. gehört auf den rost, Chlum. VIII 16.
bole sivf. Brett, Bohle: zwelf kerzen gröz, alsam die boln,
Ritterf. 162.
bolle sie f. kugelförmiges Gefäß: was mochs (kannst) tu mit
deinem swerte czuhawen? Do sprach er: „einen holen (tschech.
zrnov = Mühlstein, Böhm. Chr. 50.
boll-werk (bol-werc) stn. Bollwerk: die mawern mit schroten,
bollwerken und sturmfeuern — befestigen Hessen, Eg. Chr. 86.
138 bord — botech
bord s. bort.
borgen swv. worauf (G.) acht haben, Nachsicht haben in Be-
ziig auf (G.), anvertrauen, borgen, entlehnen, schuldig bleiben, unter-
lassen: sie begunden einander borgen siege und gelten ungezalt,
Alex. 3598.
bor-kirehe stf. die Emporkirche: es wurden gebaut — die
blasebalgen auf die purkirche (Kirchenchor) , Traut. Chr. 36. die
blasebalgen über das schüllercbor auf die porkirche gebaut, 41. die
blasebalgen waren auf der purkirchen und rumpelten gar zu sehr, 50.
borse (= burse) stswf. 1. Börse, Geldbeutel, 2. best. Summe
Geldes, 3. gemeinschaftl. zusammenlebende Genossenschaft und deren
Haus, 4. Kosthaus vieler Studenten, geben einen groschen aus
unserr borsen (des Konventes vom Kloster ^Yaldsassen) , Eger Str.
M. U. 4.
bor-stube* swf. hochgelegene Stube, zu der eine Treppe hinauf-
führt : b. über dem frauenzimmer, Traut. Chr. 148. 230
bort stmn. Rand, Schiffsrand, Bord: üf des waz,z,ers bort da
stet ein linde wolgestalt, Trist. 4682. üf des kiles bord (auf Deck
des Schiffes), Ernst 3361.
böse, boese Adj. böse, schlecht, gering, wertlos: in (Darius)
bunden die argen losen üf einen wasren bösen, Alex. 16 430.
boesern swv. intr. schlechter werden, trans. schlechter machen:
wie die rede der kunige werden geposert (depraventur) , W — B
Esther 16. 7.
bös-tieit stf. malitium: vil b. = multa malitia, W — B Gen. 6, 5.
wenne es ist posheit = nam scelus est. Lev. 18, 23.
bosse, posse swm. Bildwerk, Relief: sie (eine geschnitzte
Tafel, das jüngste Gericht darstellend) ist mit fein golde inwendig
in der föllung, die possen vergoldet, (vgl. bosseln: Grimm Wb. 1264,
Schmid Schwab. Wb. S. 87, Vilmar kurhess. Id. bosseln): Traut.
Chr. 35.
hosten-, posten-brief* stm. Aushängeschild der Meistersinger:
Den Anschlag oder postenbrieff, an welchem der garten sampt den
alten 12 meistern u. den 7 güldenen pforten von schönen Ölfarben
u. mit goldt gemalen, gestehet in allem p. 14 sch(ock), Igl. Ms. S. 12.
bot stn. Angebot*: das pot was verre von dem rechten kaufe
sam er um das bot nisnicht wiste (woste H) = exhibitionis illius
ignarus, Const. I 21, 1. Gebot: Moyses vernam aldä die zehen bot,
Alex. 11448. laut, das dem konig u. den von Eger stund zu pot,
Eg. Chr. 1068.
böte f. (Fremdwort aus dem Tschech. bota) Stiefel, Schuh : die
boten sullen mit drote geheft sein u. sullen uberstempt sein czu
baiden Seiten bis an die spicz. 01m. Stb. 113.
böte swm. Bote, Bevollmächtigter, Apostel: dicz sint die namen
der 12 poten, T— B Matth. 10, 2.
botech, potich stm. Rumpf Leib: Und wenne ire fursten zu-
samengelaufen zu dem geczelde Holofernis u. vinden in, den potich,
in seinem pette, mit blute besulget, so wirt vallen vorchte auf sie
(eum truncum), W— B Judith 14, 4. Vgl. auch leichnampotich.
botech, -e stm. swf. = Bottich: Von klein potigen u. klein kübel
1 helbling, Budw. Urkb. N. 477, S. 252.
bötel — botzen 139
bötel (bettelin?) stn. kleines Bett, Liegerstatt: er hat sich ver-
pflicht die frau Lilleichin ir lebtag in dem selben haus czu halten
mit einem pötl, Igl. Stb. V 84 b.
boten-briefe-trager* stm. Diser (Fehde-) brife ist uns geant-
wort worden von einem siechten b., Stb. Brüx N. 257.
boten-bröt stn. Geschenk für die Überbringung einer Nachricht.
Ist das her (ivenn er) alleine ist, ein gut potenbrot (gute Botschaft)
in seinem munde , W — B Kön. II 18, 25. dem ich muste geben das
p. = mercedem pro nuntio), Kön. II 4, 10. ein vilguot b., Ernst
1999. Trist. 2176. 5292. Alex. 1168.
boten-biicli stn. Apostelgeschichte. T — B.
bot-heit* stf. Botschaft er atnt, Amt eines Apostels: um daz, ich
gewon der pothait in dirr keteu (legatione fungor in catena), daz,
ich turre gereden, als ez, mir gezimt, T — B Epheser 6, 20. wir ge-
wonen der pothait (legatione fungimur) in Kristo, IL Korinther 5, 20
und 12, 12. di stat der pothait (des apostelamts 11. Bibel), Btb. 1, 25.
durch Kristum wir enphiengen di genad und di pothait, Römer 1, 4.
bot-m£ez/igkeit stf. Untertänigkeitsverhältnis: herschaft, schlosz
u. stadt Trautnaw — mit freiheiten, gerichten, potmesigkeiten,
Traut. Chr. 65. 66.
bot-schaft stf. 1. Botschaft. 2. Gesandschaftsbericht. 3. Voll-
macht. 4. dem ordentl. Gericht nachfolgende Gerichtssitzung: durch
ire erbere volmechtige b., Stb. Brüx. N. 225. an botscheften — be-
müht werden, Prager Str. 130.
bot(e)-schaften, -scheften sivv. verkünden, melden: Und ge-
gepotscheftet wart Sisare, W — B Richter 4, 12. so das ich euch p.
seine wort (nt annunciarem) Deut. 5,5. ich wil b. herrn Pharao
I49b. IV 126b. 127d. 128c. 132a. Do wart gebotschepft Abraham
Gen. 22, 20
botwarei, potwarei* stf. (vgl. das tschech. Schimpfwort pot-
vora) Verleumdung: Calumpnia ist ein falsche furlegunge ader ein
unrechte hinlegunge, die er wissentlich erdacht hat, das heisset czu
deucz potwarei, Const. IV 9, 2. Der eit umb die warheit ist also,
wenn einer swert, das er in guten trewen nicht mit p. clagen u.
antworten wolle (non calumpniandi animo), IV 9, 2. Von ersten soll
der clager swern, das er nicht mit p. den krieg anhebe sunder er
glaube, das er seine gute sache habe — das er sich meine mit keiner
p. czu beschirmen, IV 9, 4. Wir meinen czu stillen die potwerei —
Nu meine wir denselben irrsal (daß nämlich ein Geklagter, ehe er
des 1. Rechtsluindels ledig, den Kläger nicht wieder klagen dürfe),
der manche potwerei bedecket — mit unser Weisheit czu pessern,
IV 7, 6. das wir allewege — die unschuldigen — unvorseret be-
halden für aller p. u. unrecht, IV 9, 3. domit wir meinen czu stillen
die potwerei vil krigischer leute, IV 7, 6. (mhd. botwar stm. und
botwarn sivv. schmähen).
botwareier, = mhd. botwarer stm. Verleumder: Es ist
auch für czu sehen mit fleisse, das nicht die unschuldigen leute —
mit versprechen und vorpieten ires erczes von etlichen potwareieren
unpillich betrübt werden, Const. III 5, 6.
botzen* (ivohl aus borzen = intumescere, anschwellen vgl.
Grimms Wb. u. blitzen), swv. Knospen treiben, ins Kraut schießen:
140 brä — braut-messe.
ist das er iu (den Weingarten) nicbt angreifet zu Burhen (!) mit dem
Wein-Messer, so ander leut baben zugehawt, daz, der wein poczet,
so hat er den Weingarten verloren, Chlum. VIII 33.
brä stsivf. PL brä und brawen (sw.) brän Wimper, Braue:
darüber brün wol stende brä, W. v. W. 1506.
brach stm. Gekrach. Lärm: von ir tjost der spere crach und
inanic tambüren brach, Alex. 12864. daz, der tambüren brach man in
der owe nibt wol vernam, 9058.
bräch-mäne, pröch-iuän swm. (-mänöt stm. ) Brachmonat, Juni,
Siban: Aber es was die czeit des dritten menedis, der do genant
ist Siban, den wir nennen den prachmanen, W— B Esther 8, 9. des
manden Siban, den wir nennen brachman, Baruch 1, 8. das gancz
monat juny, den prochman, Eger. Chr. N. 1136. brachmon, Traut.
Chr. 168. 176. 193. 210. 218. 225. 226. 231. 305. 311. 325.
bracht, braht stm f. Lärm, Geschrei: dö was von tambüren
gröz, braht, Alex. 5269. büsinen braht was da groz, 6053, so biutet
sin (des brunnen) wal mit duz,z,e braht, 9810. üf dem wal albereit
des heres braht, 12345. so gäben ir büsinen braht, 14864. des
hörn es b., Alex. Anh. 405. die vogel huoben ir süez,en b., Alex. 4576.
Bramburgk = Brandenburg, Böhm. Chr. 93.
brand-schettig* Adj. brandig, prantschettigen oder ratigen
weitzen, Traut. Chr. 137.
brand-stat stf. Brandstätte: die prantstat frev und ledig auf-
geben, Igl. Stb. III 207b.
brange s. prange.
brant-weüi (brant-win) stm. Branntwein: kein gast zum b.
sitzen sol, Traut. Chr. 248.
brasen (prasem) stm. ein kostbarer grüner Stein (mittellat.
prasius), Alex. Anh 2093.
brat-markt stm. s. brot-markt, Saazer Urkb. S. 49.
brau (briuwe) stn. Gebräu: beraicz inalcz czwai b., Igl. Stb. V269d.
brausen s. brüsen.
braut (brüt, auch briut, brout) stf. Verlobte, neu Vermählte,
junge Frau; Beischläferin: ob sie des willen were ein brüt da be-
darf man Tristant iren trat nicht vil umbe vrägen zwar, Trist.
837. ir muoter baut sie nach der briute site die mit namen was
ein brüt, 853. di noch was ein maget als ir benachtet noch betaget
were der dinge ichtes icht, da von man brüt den briuten spricht,
869 — 872. Isöt die brüt, 928. du salt min erweite brüt immer vor
allen wiben sin, Ernst 238.
braut-lauf (=brüt-louf, -louft) stmfn. Vermählungsfest, iveil
einst ein Wettretinen um die Braut stattfand; hier stf.: von der
pr. oder hochzeit wegen — zu kirchen gen, Eger Str. A I 3, B 8.
brautlauft, T — B Luk. 14, 8. Joh. 2, 1. der da macht b. seim sun,
Matth. 22, 3. zu der b., Matth. 25, 10. mugent den di sun der
prautlauft gevasten, diweil der preutigam ist mit in ? Mark. 2, 19
(die Hochzeitleute filii nuptiarum). zu den brautlauften, Luk. 20, 35.
di b. des Lammes sint kumen, Offenb. 19, 7. 19, 9.
braut-messe* (von brüt und messe stf., auch stv.): niman schol
die messe, die man b. heiszet, mer vrumen oder erczeugen zu
sprechen oder zu singen, Eger Str. AIS.
braut-schaft — brech-haus 141
braut-schaft (= brüt-schaft) stf. Vermählung: Und bies ein
Wirtschaft gar ein grosse bereiten allen fursten u. seinen knecbten
umme die zusamengebunge u. umme die prautscbaft Hester, W — B
Esther 2, 18. einen man aus iren früuden u. ous irr p. gesellen (de
pronubis), Judith 14, 20. gebt sie im czu einer housvrowen u.
[machen] czusanien mit einander b. (et iungamus vicissim connubia),
Gen. 34, 9. das sie machten p. (matrimonia), Esd. I. 9, 14. der p.
= desponsationis, Hohes Lied 3, 11.
breche stf. 1. Flachsbreche. 2. ein dieser ähnl. Strafwerkzeug*,
Eger Chr. N. 370 U. ö. eine Vorrichtung, in der Personen wegen
gewisser Vergehen zur Strafe der öffentl. Beschämung ausgesetzt
wurden: es ist die breche alhie auf dem kirchhof gebawet worden,
Traut. Chr. 313. er lisz ein b. bauen neben di pforte zur strafe der,
so got lesterten und schendeten 30, der her pfarher — hat lassen
eine b. auf dem kirchhof bauen vor die, so gott lesterten oder vor
die huren und buben, vor haderleute, es sei fraun oder man, 183.
unten, er ist in der prechen gestanden die gantze frue predig aus,
404. 463. drei tag in der prechen stehen, 370. 223. 290.
brechelen* stn. Flachsbrecheln, Taiding v. Friedb. N. 60.
brechen stv. I 1 intrans. 1. entzwei brechen, zerbrechen.
2. aufhören. 3. gewaltsam plötzlich vordringen. 3. an die würme
begund er b., der er vil ze tode sluoc, Alex. 23070. 4. sich verbreiten,
trans. 5. brechen, pflücken, losbrechen, losreißen, befreien. 6. unter-,
abbrechen, stören. 7. schlichten, beilegen. 8. Versprochenes nicht
leisten (brechende bürgen). 9. ungültig machen. 10. zerstückeln
(Güter zerlegen). 11. reime b. durch Reim verbundene Verse syn-
taktisch trennen. 12. daz, zil b. darüber hinaus vordringen. 13. sich
bemühen um, sich zuwenden. 14. unpersönlich: mangeln. 4. Tholo-
meus daz, swert durch den lewen stach, also der künic sich von im
brach, Alex. 25794. 5. doch er die ougen von ir brach, Alex.
23464. 6. Taxillis den strit dö brach den Pörus üf sich entwichen
sach. Alex. 20005. er lie sie biten, das ir dehein sin sitzen breche,
bis er guote nacht in sprseche, W. v. W., 1650. dirre troum den
släf ir brach W. v. W., 2096. 7. wolt iueh nicht betragen miner
rede, so wolt ich b. den kriec (eueren Streit schlichten), W. v. W.
3928. — 9. het er si (di beschidunge) wellen anders tun, er wer
wol mechtig gewesen den brieff (Testament) czu prechen und einen
andern machen, Igl. Str. III. 326.
brechen stn. 1. das Brechen. 2. Gebrechen, Mangel: du findest
b. und eitelkeit darinnen, Ack. 52, 19.
brechen-hal», -halben Adv. mangels (nur aus Chr. 5. 26,28):
Des zu urkund hab ich — den bürgemeister zu Brux gebeten, das
her sein insigel — an disen brief hat gedruckt, des ich iczunt ge-
brauche brechenhalben des meinen Stb. Brüx N. 294.
brecher stm. der etwas bricht: herre Tot, aller e brecher,
Ack. 18, 5.
brecherin* stf. Flachsbrecher in: einer b. hat man alle Tag als
Lohn zu geben 8 pfenge, Traut. Chr. 252. der flachs war entbrant,
den die b. an ofen gelegt hatten, 336.
brech-haus* stn. Haus zum Flachsbrechen: das b. ist abge-
brannt, Traut. Chr. 300.
14:2 brechunge — breiten
brechunge stf. Brechung, Ungültigmachimg, Widerlegung:
kegeurede des antworters ist der fordernnge (des clagers) b. und
widertreiben, Const. IV 7, 1. — abgebrochenes Stück: daz, da was
überbliben von den brechungen (Brotstücken), T — B Matth. 15, 37.
12 korb vol der b., 14, 20. di pleibung der prechung, Mark. 6, 43.
in weicherweis si in beten derkant an der b. des brots (an der Art,
das Brot zu brechen), Luk. 24, 35.
bregeln, pregeln* stn. ein verbotenes Spiel, Eger Str. A
XIII, 2.
Wehen stv. 1 1 und swv. 1. plötzlich und stark leuchten, strahlen,
funkeln. 2. laut schallen. 1. es erscheint den ougen ein brehender
(A. behender) schein von der höh und von dem antlutz deines lihts,
Sol. 91, 2. er sach in üz, iu allen b. (hervorleuchten), Alex. 13601.
von gezierde liehtez, b., 12330. üf shne helme sach man b. von
gesteine rieh zimierde, 5688. er sach uz, manegem venster b. manegen
munt rösen glich, 14554. manegen liebten stein man sach wol bi
der naht darinne (im guldiuen hüs) b., 20981. vier listen sach man
drinne (in dem mantel) b., Trist. 4486. — die mit ir liehtem glaste
her in min herze vaste kan so wunnenclichen b., Trist., 4547. der
vröuden brehende sunne, 1367. Jsöt quam — recht als ein morgen-
röt und als ein brehender sunnenschin Tristanden in daz, herze sin,
786. die were kumen ein morgenröt gein jener brehenden sunnen,
4441. hie schein golt gein brehendes goldes schin 899. als ein
brehendez, golt vil clär daz, paradis erlüchte gar, Legende 269. da
von ein brehender (durchdringender) smac geschach (von der gerte)
554. —
brehen stn. Glanz, Schimmer: zeit mit zwei knoufen guldin
— die buten den ougen solichez, brehen, Alex. 4009. die eröne —
gap von liebte solichz, brehen, daz, ich küm mohte üf gesehen, 5137.
— doch schöz, sie underwilen ein b. im mit spilenden ougen, Trist.
5860. ir roeselechter wangen b. gap den rösen widerglast, 4390. mit
ir spilenden ougen b. tet sie kunt, 5262. —
breiden s. briden.
breite, -en stf. 1. Breite, breiter Teil. 2. großer Acker: wenn
imand hoffnnnge hat czu dem perkwerk, so underwindet er sich
einer breiten und bekomert ein stat in einem freien felde, ein grübe
czu machen (so in D, bereiten H) Const. II 1, 3. In wiesen soll
einer sein braiten suchen czu St. Georgen tag, aber im acker — in
der brach; so aber einer sein breite suchen wolte zu St. Michailis
tag u. seinen nächsten wolt schaden thun, so sol er wandel geben
dem richter 6 groschen, Chlum. IV 40. Den weg auf die mühlen
gen Mitzmans — soll der müller suchen in des Burger braiten, IV 47.
sein breidt in dem feldt — sol man suchen — 14 tag vor u. nach
St. Georgi, V 22. welcher seine braidten, ess sei zu felde oder zu
Weingarten, suchen will, soll dasselbe thuen czu rechter weil u.
zeith, als 14 tage vor u. 14 tage nach St. Georgi III 12.
brei-orber s. breu-urbar.
brei-tag s. breu-tag.
breiten Praet. breite, Part, gebreitet, gebreit swv. 1. breit
machen. 2. weithin bekannt machen. 3. refl. sich ausdehnen, anwachsen.
1. sit din (werlt) unstete uns also verleiten, daz, uns kan jämer
brera — breu-knecht 143
breiten, Alex. 27492. 2. das sein beiliger name gebreitet u. ver-
kündet werde allermeniglicb , Hier. 4, 6. wie erwirdigen got seinen
namen gemacbet u. g. hat in alle dise werlde, 96, 21. herr, icb bit
dicb, das es — das himlisch licht, — g. werd u. das es aus dir ge-
breitet werd , Sol. 91, 8. 3. sein lob — sein er — haben sich durch
alle laut gebreitet, Hier. 96, 25. es sei, das sich das perkwerk breite,
Const. I 9, 1.
brem, -e swm. Bremse, Stechfliege: brenien die valten tot
(töteten) liute und vihe mit strenger not, Alex. 11413.
bremen swv. verbrämen: verkert gebrernt auf schwarz gelw,
auf gelw schwarz, Traut. Chr. 318. 320.
bren* m. (mhd. brenne stf. Feuer, Flamme, Lichtschein, radius:
gleicherweis als der bren des mersterns (stellae maris radius) unser
ougen alleweg derleucbtet, Sol. 97, 19.
bren-bi'ief* stm. schriftliche Androhung der Brandlegung,
Traut. Chr. 282.
bren-gadem stn. Schmelz-, Brennhütte; besonders zum Silber-
schmelzen: in dem prengadem, Igl. Bgr. N. 102,2.
brengen s. bringen.
bren-lin s. brimne-lin.
bresten stv.il brechen, reißen, bersten: das swert brast ent-
zwei, Alex. 9446.
brest-hal'tig* (= brest-haft) Adj. bresthaft, mangelhaft: ein
siechheusel, darin 18 presthaftige menschen, Eg. Chr. 103.
bret-kloz* (-tzes) stm. n. Baumstrunk, aus dem Bretter ge-
sägt werden sollen: brettklaetzer feilen und schelen, Traut. Chr. 242.
viel holz feilen zu bawen und brettklaetzer, 255.
bret-miile (bei L. nur aus C D S belegt) stf. Sägemühle: Traut.
Chr. 60.
bret-sneider (-snider) stm. Besitzer einer Sägemühle: Eg. Chr. 679.
bret-spil stn. Spiel auf dem Brett : Eger Str. B 28.
breuch-lichen* Adv. üblich, in Brauch: wie bein voriger
pfandsherschaft ist b. gewest, Traut. Chr. 148.
breuen (— briuwen, brüwen u. brouwen, Praet. brou, PI. briuwen,
Part, gebriuwen, gebrouwen) stv. III (Bier) brauen: die prewer
sollen aus einem ganczen malcz nicht mer als 8 vas gemeins pirs
prewen, Olm. Stb. 122.
breuer, prewer (= briuwer) stm. Brauer, braxator: den
prewern soll man kein kost oder trank sondern 10 gross u. einen
czuber treber dem meister, von einem prew gemein pirs u. von
einem prew aldes pires ader merczens 14 gross u. dem meister einen
czuber treber. Vom malczmalen eines gemeinen malczes sol man
10 pfennig geben, Olm. Stb. 122.
breu-, brau-haus (briu-hüs) stn. Brauhaus: Igl. Stb. III 120b.
IV 243 b. V 29 a. 101c. 103 a, Olm. Stb. 97 c.
breii-hof* (briu-hof) stm. Brauerei und deren Hof: ein weg —
zu geen oder czu faren durch sein breyhof, Igl. Stb. V 91a.
breu-holz* stn. Holz zum Bierbrauen: Egerholz (= auf der
Eger geflößtes), preuholz ader prenholz soll man nicht auf dem
Markt oder den Gassen liegen lassen, Eg. Str. C. 50.
breu-knecht stm. Braugehilfe : Eg. Achtb. II 67.
144 breu-ineister — brief-leute
breu-ineister (briu-meister) stm. Bräuer: Eg. Acbtb. II 47.
breu-pfanne (briu-phanne) sivstf. Braupfanne: sie darf nicht
gepfändet werden, Igl. Str. 108.
breut (= brüt, Nebenform briut, Gen. briute) stf. Verlobte oder
Neuvermählte, Braut, junge Frau, Eger Chr. 416.
breu-tag* stm. Tag, an dem jeder einzelne Melzer sein Bier
zu brauen hat: di gemain hat nicht gewilligt, die heuser zu zer-
tailen und ferner breitage darauf zu geben, Traut. Chr. 285.
breute-gam (= briute-gome, -gume, -goume) sicm. Bräutigam:
mein b. , dem ich mich behald (cui me servabo) , Sol. 12,13. hime-
lischer b., 2,9. ein b. des blutes (sponsus sanguinis) bistu mir,
W — B Ex. 4. 25 u. 26. aufheben wil ich (auferain) von euch — die
stimme des preutegumes u. die stimme der prout, Baruch 2, 23.
preutigam (= Christus) , T— B Matth. 9, 15. her briutegum und
iuwer brüt, Trist. 4957.
breute-labe s. briute-labe.
breuteln s. brütein.
breuten (= briuten) sicv. intr. sich vermählen, beiliegen, trans.
eine zur brüt machen, beiliegen: Wer do preutet mit seines vetern
housvrowe u. enplecket die schemde seiner magschaft, tragen sullen
sie beide ire sunde, an kinder sullen sie sterben, W — B Lev. 20, 20.
die tochter Salphaad — preuten (Praet.) Maala u. Thersa (uup-
serunt*), Num. 36, 11. Breuten sullen sie, wem sie wollen, nur
alleine den leuten ires geslechtes, das icht vormischet werde die be-
siczunge der kinder Israhels von gesiechte in gesiechte, Num. 36,
6 — 7. der sich meiligt mit breuten (qui polluitur coitu), Lev. 15, 33.
mit allem vihe saltu nicht b. noch meilige dich mit im, Lev. 18, 23.
wer mit einem rinde oder einem schaf preutet, Lev. 20, 15. wer do
p. mit einem wibe in dem flusse des blutes (in fluxu menstruo),
Lev. 20,18. Wer do b. mit einem vihe. des todes sol her sterben,
Ex. 22, 19.
breutunge* stf. Vermählung: nicht geneme dem pande der p.,
W— B II 29 c.
breu-urbar* stfn. Ertrag, Abgabe vom Brauen, Brauzins:
1000 taler geborgt, vom breiorber und mülnutzuugen solch gelt wieder
zu erlegen, Traut. Chr. 283. 23.
brichtig* Adj. (von berihten ausrichten, verleumden), Übeln
Rufes: mit bösen oder gar brichtigen leuten gemeinschaft haben
Dreiding von Politz, 19.
bridel s. britel.
briden stv. II. flechten, tveben, nur das Part, geboten nach-
weisbar: sperlachen, die meisterliche warn gebriten, Trist. 883.
phellel mit spseher kunst gebriten üz, siden, Alex. 12882.
brief, -ves stm. Brief Urkunde: Sotane prieff mit ingesigeln
u. der geczeugen underschrift, den ist in gerichte u. auswendig des
gerichtes wol czu gelauben, wann sie nicht geschabt sein an vor-
dachter stat, das ist: an dem datum ader dem eigennamen ader an
geltczal, wan an sotan steten merkt man leichte die falschheit des
priefs, Const. IY 14, 3.
brief-leute* st. PI. Zeugen eines schriftlichen Testamentes:
die weil (so lange) ich das obgeschriben gescheffte nicht vorwurffe
brief-vaz, — bringen 145
und briefleut verender oder verkere, so sol das gescheffte furgang
haben, Igl. Stb. III 153 d.
briei'-vaz, stn. 1. Brieftasche. 2. Spruchband, Pergamenttafel
in kleiner Schachtel auf der Stirn und am linken Arm befestigt,
enthaltend Teile des mosaischen Gesetzes II. Mos. 13, 1 — 10. 13, 11 — 16.
V. Mos. 6, 4—9 und 11, 13 — 21 von den Juden getragen (gemäß)
V. Mos. 6, 8, griech. Phylakteria. sie weitern ire b., Matth. 23, 5.
briererei (bei L. brieveri nur aus Ost. W. 127, 37 als Abgabe
für gerichtliche Urkunden) stf. Urkunden* über verbriefte Rechte:
ausgesagt neben ihrer alten maiestet und verbronnenen brieferei
und uralten begnadungen, Traut. Chr. 4.
brimmen stv. 13 brummen, brüllen: der teufel als ein brimmender
leb sucht, wen er fress, Sol. 64,38 u. Hier. 22, 1. die ketzer rasten
über in als die brimmenden leben, Hier. 12,5. als ein lebe, der in
zorne briramet, 153, 18. b. werde wir alle sam die pern (ursi),
W — B Js. 59, 11. do erschein ein grimmer iunger lewe brimmende
u. lief im enkegen , Richter 14, 5. Noch im so brimmet der laut,
donen wirt er in der stimme seiner grosse, Job. 37, 4. czurnende u.
brimmende vrisset es (das Boß) die erde, Job. 39, 24. drewende mir
hat er gebrummen wider mich (knirschet gegen mich) mit seinen
czenen, Job. 16, 10.
bringen, brengen unreg. swv. Praet. brähte, Neben f. breiigen
besonders md. 1. bringen v. einem Ort zum andern, aus einem Zu-
stand in den andern, 2. inne (-en) b. m. Gen. inne werden lassen,
kennen lehren, 3. ez, umbe einen b. = sich um ihn verdient machen,
4. zutrinken, 5. beweisen. 1. mochte sie sin gewesen unverdäht, dar
waere vollic ein küssen hräht lieplich an ir werdiu kind, W. v. W.
6390. ich bin zu niht braht (ad nihilum redactus sum) , Sol. 6, 32.
12,32. 13,2. got bescherte (in) ercz; u. brachten denselben gank
czu hoff u. empfingen den gank vom hoffmaister u. begerten der
mas, Igl. Bgr. N. 6, 1. nemen den gemessen perg u. den prengen
heraus an den tag u. den auch nemen mitten vom runpaum u. den
wider under sich brengen, N. 55, 1. das er die mas sol nemen
mitten von dem runpaum u. sal die prengen under sich, N. 56,7.
sie prachten genge u. auch silber czu hoffe (meldeten die Maß-
würdigkeit von Silbergängen beim Hofmeister an) u. gerten
der mazze (verlangten daher, daß ihnen ein Berg gemessen werde),
N. 117, 1. 5. Lehenhäuser einer „erblich verliehenen" Lehenschaft
beklagen sich, sie würden von dem neuen Bergmeister, Steiger und
Schaffer so drangsaliert, alzam hette wir uns vorpost (verschlechtert
in der Erfüllung unserer Pflicht), das, ab got wil, niemant auf uns
brengen mag, Igl. Bgr. N. 39, 2. Dänes Perseum brähte (zeugte),
Alex. 6985. sine wort er gegen mir brähte (richtete an mich), Alex.
5156. so wollen wir euch mit dem rechten von einander bringen
(euern Streit rechtlich beilegen), Igl. Rspr. V. der marscheider sol
: di masse nemen mitten vom rumpaum und solt di under sich bringen
! und sol im sein recht geben under der erden als obir der erden,
; Igl. Rspr. I. ob man das mittel von dem rumpaum hinab sulle
bringen bis uff den gank und von danne im under der erden sulle
geben sein recht uff das hangend, II. das ir di masse sullet nemen
1 mitten von dem rumpaum und sullet die under sich pringen uf den
Jelinek, Wörterbuch. 10
146 brinnen — bruch
gank und von daime sol man messen uff das bangend vierdhalb
leben, II.
brinnen stv. 1 3 brennen, glühen, leuchten: zwo kerzen ob ir
brunnen, Trist. 691.
britel, bridel stm. Zügel: daz. plut gieng aus von dem see
uncz, czu dem pritele (bisz zu den zäumen XL Bibel) der rozze T — B
Offenb. 14, 20.
briute-labe stf. Frühstück der Neuvermählten nach der Braut-
nacht: Karsie — gap in beiden — zu briutelabe stiure ein petit
menscbiure, Trist. 857.
briuteln (briutenj sivv. sich vermählen, beiliegen, trans. eine
zur brüt machen, ihr beiliegen, refl. sich wie eine Braut oder junge
Frau schmücken: Di sun dirr werlt bruteint, werden geben zu den
prautlauften , T — B Luk. 20, 34. di da werdent gehabt wirdig der
auferstendung di bruteint nit {werden weder verheiratet werden noch
heiraten), Luk. 20, 35.
brcede, bröde Adj. gebrechlich, schicach: von dirre broeden
werlt, Trist. 33.
broedikeit, broedec-heit stf. Schwäche, Gebrechlichkeit: des
leibes brodikeit, Hier. 10, 3.
brogen sivv. sich erheben, in die Höhe richten; groß tun,
prunken: die burger sere brogten, Alex. 3577. die heiden sach man
vaste brogen, 14034.
brosem(e), brosine stswf. Brosame, Krume: auch die welfel die
essen unter dem tische von den prosmen der kinder, T — B Mark 7, 28.
brost-winde s. brust-winde.
brot-bauk stfm. Brotbank, Brotladen : Cristans des Plarers prot-
pank ward Gertrewten geaigent, Igl. Str. 58. über ir pratpenk ein
gewelbel machen, Igl. Stb. V257d.
brot-ez,z,e sivm. Diener, Gesinde: Ein gedingetir protess be-
heildet mit seinem aid seines lidlons an ein quentein einen vierdunk,
das seint 14 grosse. Und wann der p. sein lidlon derstet oder mit
seinem aide behabt, so schol im das der herre bei sunnenschein des-
selben tages gelten. Beweist aber sein herr selbdritte, das her im
sein lidlon gegolten hat, her geneust sein. Gibt er ihm für die
Bezahlimg ein Pfand, das gibt der protess am andern tage mit
recht hin an aufgebot, Igl. Str. 199 {vgl. Str. v. Wiener- Neustadt,
v. Meiller S. 114. 174). das ein knecht u. ein p., der sich wol ent-
halden hat u. seines herren eigen {Leibeigener) nicht ist, seinem
herren wol mag gesten (Zeugenschaft geben), Igl. Str. 41. sie müssen
es beweisen mit erbern leuten, das sie gedinget u. brotessen sein
gewesen, Igl. Str. I S. 366; Igl. Str. 111. er sei denne sein p. oder
sein geborn wrunt (= frunt), Prager Str, 42. ir erben noch ir
brotessen nor ir gesellschaft, Eger Str. A XV 4.
brot-markt stm. Brotmarkt: das sie (die Bürger von Saaz)
schulen und mugen in der wochen ein tag freien bratmarkt haben,
Saazer Urkb. S. 49.
brot-mez.z,er* stm. Brotmesser : mit aim brodmesser gestochen,
Eg. Achtb. II 218, 219. mit eim prottmeßer — ermordt hat, II 213.
bruch stm. PI. brüohe 1. Bruch, Biß, bes. bergm. in Gegen-
satz zu freiem Feld und gemessenem Berg. 2. bildl. Bruch, Mangel,
brüch — brüen 147
Vergehen. 3. b. legen = Hinterhalt legen, 4. b. machen = Hinter-
nisse in den Weg legen. 1. in freiem felde, in gemessen ge-
pirge und in den brachen, die man im bescheiden und reichen sol
(in rupturis), Const. II, 4, 11 und 12; 113,12. er erbeite also, das
er die berge unde die brache icht risse, die dem Stollen beschriben
sin, DIR 4,4. Was brach ist, das in seiner marscheide lit, 14,3.
brüch, bruoch s. bruoch.
brüchig Adj. wort-, treu-brüchig, gebrochen, gebrechlich: bruchig
u. etwie vil mit sunden vant ich — die leute — alle, Ack. 42, 18.
Und in welcher sache er daran brucheck wurde, Eger. B. d. Ge-
brechen S. 238; wer pruchig und ungehorsam were, Elbog. Chr.
68, 9. wan das selbe thor alt und pruchig wird, Igl. Stb. III 157c.
brücken sivv. eine Brücke machen, überbrücken : wanne er mit
heiliger seiner lere dir gebrucket hat über den grausamen Aus dises
tobendiges meres, Hier. 108, 9.
bruck-gelt stnm. Brückenabgabe, -geld: prukgelt, Olm. Stb. 51.
bruck-tor* stm. Tor in einem Brückenturm oder in der Nähe
einer Brücke: vorm prucktor beyn Schrancken, Eg. Achtb. II 125.
brüder-haus (bruoder-hüs) stn. Haus zu einer Stiftung für
arme Brüder in Christo : Juden — und b., Eg. Chr. 103 S. 66.
brüderkeit* stf. brüderliches Einvernehmen, gute Freundschaft:
zu erhalten — lieb und gunst auch b. — auch zu weiteren Steiger =
und aufnemung ihres handtwerks, Traut. Chr. 244.
brüder-schaft stf. Die lieb der b. (caritas fraternitatis , die
Bruderliebe) beleih in euch, T — B Juden 13, 1. b. der Meistersinger,
um deren Begründung in Iglau durch Jacob Pukane und Jonas
Zeidler, 2. Apr. 1571 angesucht ivard, Igl. Ms. S. 7.
brüder-son stm. Sohn des Bruders: er hatte vier b., Böhm.
Chr. 75.
brüder-teil* stmn. Erbteil eines Bruders: wie der Bernhart
des Janes b. hab gehabt in allen stücken, Igl. Stb. IV 19a.
brüder-tochter* stf. Agnyska, des Wenczlab Tramplers b.,
Igl. Str. 294 S. 202.
brüel stm. beivässerte buschige Wiese, Brühl: das grosse
Schüssen — hat — angehoben uf dem Pruel und wiesen, Eg.
Chr. 626. unterhalb der Burg in Eger Chr. N. 104.
brüen (= brüejen, brüen) swv. brühen, setigen, brennen: einen
durch die czen pruen, Olm. Stb. 58. wenn der czuchtiger ausserhalb
der stat Olomuncz imantzt pruet oder radpricht, 58. wo man ein
tuch vail vint, da har czu genumen ist, daz schol man pruen, Brunn.
R. II 108. intrans. brennen: Wir wellen auch daz, das alle jar auf
send Lucaztag ein schene wandilkerz van neun pfundin wachsis, wol
gemolt mit varbe, mit golt u. mit silbir schon gecziert, schol aus
der czech geopfert werden czu der kirchen auf der huele, also daz
sie bei der kirchin beleiben schol u. schol bruen czu grossin hoch-
czeiten, Prag. Mz. 4. (-So richtig nach Ad. Patera und Ferd. Tadra
„Das Buch der Prager Malerczeche, Prag 1878 gegen brünin bei
Pangerl, Quellenschriften f. Kunstgesch. 13. B.). wenne vewer in
meinem grimme ist enczunt; über euch wirt es bruen (ardebit),
|W — B Jer. 15,14. uncz bis ewiclichen wirt es bruen (ardebit), Jer.
17, 4 u. Js. 10, 16. trans. : mache wir czigel und b. sie in dem fewer,
10*
1-48 bruet — buchen
W — B Par. I 14.12. bruende knoten = Feuerbrände, durch welche
die Stadt Brüx hätte angezündet werden sollen, Stb. Brüx N. 379. —
s. auch ver-bruen.
bruet (bruot) stf. durch Wärine Belebtes, Brut: pruet der hecht
und andere fisch soll man nicht fangen oder soll sie wieder aus
dem Netz ins Wasser werfen, Olm. Stb. 121 b, Igl. Str. 203.
brügel stm. Prügel, Knüttel: schlag mit einem brügl. Eg.
Achtb. II 217.
brunft stf. Brand. Brunst: der hirz was nicht in der rechten
brunft, Trist. 2402.
brunne sicm. Quellwasser , Brunnen: die brunnen der wasser,
Sol. 2, 34.
brünne-lin stn. Brünnlein: er hat zuvor das wasser (zur Wasser-
leitung) vom brenlin (wohl brünlin) in der Aldenstadt bein der
stigen abgewegen herein bein der obermühl, Traut. Chr. 124.
brunn-ländl-wiese* stf. Taidiug von Friedb. N. 58.
brunst stf. 1. Brennen, Brand, 2. Hitze, Glut, 3. Glanz, 4.
Brunstzeit, 5. Begeisterung: 2. in der b. und in der bekorunge und
in den grebern der gelust habt ir gereiczet den herren, W — B
Deut. 9,22. 1. in der grossen b. (Brand der Stadt), Eg. Chr. 5
S. 12. 7. 4. dieselbe zeit was der der furste in der b. (der Hirsche),
Böhm. Chr. 54.
brunung* stf. Das Verbrennen: der erde (die nur Dornen und
Disteln hervorbringt) volendung wirt in b. (ihr Ende ist Verbrennung),
T— B Juden 6, 8. die b. des vewers W— B Is. 10, 16.
brüsen su-v. brauchen : daz, nü der brate suste und in der hitze
brüste. Schretel 221.
bruoch stf. Hose um Hüfte und Oberschenkel: hemde und b.,
Alex. 16733. ein frawenpelcz mit prüchen von neyn lampfein, Igl.
Stb. Y220d.
brüstel stn. Verkleinerungswort von Brust, W — B Lev. 7, 31.
segen der b. u. der beuche, Gen. 49. 25. sie druckte sie (die ver-
schränkten Arme) üf ir brustel, Trist. 713.
brust-winde* swf. Armbrustwinde: ist ein knabe von 11 jaren
zu der b. gegangen und aus unfürsichtigkeit ist er mit der brost-
winde an schlaff geschlagen worden, das er in 3 stunden bald ist
gestorben, Traut. Chr. 297.
brüimge * stf. Brennen, Glut : sie (die ere = Herrlichkeit) wirt
pruen als die prunnge des vewers (combustio), W— B Js. 10, 16.
büc s. buoc.
büch-druckerei * stf. Bücherdruck: im 1440 jar erfand Jo-
hann Gutenberger die gewaltig schone und grosse kunst der b. zi
Strassburg, Eg. Chr. N. 32.
büehel s. btthel.
buchen (= bochen swv. pochen, trotzen, plündern) sivv. zer
trümmern, zerschlagen, bes. feste Plätze brechen: so gedroht u. ge
bucht haben — wird stat und laut verboten, Eger. Chr. N. 43 u
556. izt das Neustättl von den von Eger gebucht und gewunnei
worden, 155. sie hat in den markt und den mairhoff gepucht. Elbos
Chr. 158, 33.
büchen-stock — buckler 149
buchen -stock* stm. Strunk einer Buche: do stehet in der
au wen ein b., Traut. Chr. 207.
biich-halter* stm. Buchführer: Christoff Schaff er, ir kaiserl.
maj. b., Traut. Chr. 306. 307. 309.
büch-kamer (= buoch-k.) f. Bibliothek, W— B III 86d.
biich-meister = buoch-m.) stm. librarius: Schriftgelehrter die
Schreiber u. die p. des kuniges, W — B Esther 8, 9.
buchs-baum (= buhs-boum) stm. aus lat. buxus, Buchsbaum:
das man von loden, penver u. von puchspouni chain gelait auf der
prucken nicht neinen sol, Prag. Str. 47.
buclis-bauineiii* Adj. aus Buchsbaum: b. holcz, W — B Js. 30, 8.
büchse st. sivf. die brif aus der puchsin neinen {hier zum Losen
verwendet, Prag. Mz. 11. Geschütz: ist ein grosse puxen gössen
worden, Eg. Chr. 108.
büchsen-kugel* sie f. Gewehrkugel: ein büchsenschifter — hat
die schlosser zu Trautnaw geleret die büxenkugeln gissen, das man
kau 5 schösse (Schüsse) iu eine büchsen auf einander laden, Traut.
Chr. 229.
büchsen -meister stm. bombardarius, der das Schießen mit
einem Geschütz leitet, Traut. Chr. 229 ; Eg. Chr. 1023.
büchsen-pulver stn. Schießpulver: ein fessel b. , Brüx Stb.
N. 178 (a. 1422).
büchsen-sckiez,en* stn. Schießen mit Gewehr oder Geschütz:
1389 ist das puxsenschissen durch einen munch erfunden worden,
Eg. Chr. 142.
büchsen-schifter* stm. Erzeuger von Büchsenschäften, Traut.
Chr. 229.
büchsen-stein stm. steinerne Geschützkugel: das sie die b. zu
der stat fürten, Eg. Chr. 1025 S. 210.
büchs-lein stn. kleine Büchse: da hat er ein kurtz puchßlein
in seckel bei im tragen — und also nach den wechtern geschossen,
Eg. Chr. 917.
büch-stabe (= buoch-stap, -bes) stsiom. noch iclichen czungen
u. ihren puchstaben, W— B Esther 8, 9.
buchung, puchung* stf. Plünderung, Zerstörung, Eger. Chr.
N. 556. (mhd. bochen, buchen plündern).
bücken swv. Brät, buete, biegen, bücken: bi dem (boesen
hirten) der wolf sie bücket, Alex. 5822.
buckel stswf. 1. halbrund erhabener Metallbeschlag in der
Mitte des Schildes, Schildpuckel: der oberiste Steiger nam das zu
seinem eide, das die marscheide in dem puckel — das die gerechteste
marscheide were, Igl. Rspr. XVII.
buckerani, buckerän, buggeram stm. steifes aus Ziegen- oder
Bocksharen geivebtes Zeug: buckeram den 12 knehten wart gesniten,
W. v. W. 3581.
buckler (= buckelsere, -er) stm. Schild mit einem Buckel:
sein leichnam ist recht als gegossne puckler, W — B Job. 41,6. mein
p. u. hörn meines heiles, Kon. II 22, 3. der p. deiner helfe u. das
swert deiner eren, Deut. 33, 29. alle die vorkouften p. , Kön. III
10,15. 300 deiner p. ous vorsuchtem golde (peltae;, Kön. III
10, 17. wer zu solchem kriege oder gevechte chumt mit einem
150 bude — bulgen-büz,er
pugler oder mit einem schilt usw. — der sol das panzer usw. losen,
Prag. Str. 41. persönl. = Schildmacher: Wir wellen, daz. dehein
wremder man — ■ sich czu Prag seczen schol, der platner-, puchler-
oder hehnerhantwerk ze wurchen, er bab denn der stat recht em-
pfangen u. wirt purger, Prag. Str. 30.
bilde (= buode) stswf. Hütte, Zelt, Bude: Benadab aber voller
w eines trank in seiner buden, W — B Kön. III 20, 16 u. Esdras II
8, 15 u. 16. sult wonen in den b. (in umbraculis, Laubhütten , Lev.
23, 42. G-epawet hat er als die milve (tinea) sein hous u. als der
hutman seine puden, Job. 27, 18. Ey wie schoene sint deine b. Ja-
cob u. deine geczelt Israhel (tabemacula) , Nnm. 24,5. vorlasen
wirt die tochter Syon die puden (umbraculum, Schattendach) in dem
Weingarten, Js. 1,8. ir buoden beströuwen und florieren, Trist.
3406.
bilden sicv. schlagen, klopfen: uff daz, velt sie vaste budeten,
sie raubten unde ludeten, Ernst. 785.
blieben sivv. Prät. buoz,te, bessern, ausbessern, befreien von;
vergüten, Buße leisten: einen b. = ihn bestrafen, des (Liebes-
schmerzes) enmohte ir wip noch man geblieben (stillen) wen her
Tristan, Trist. 4620. man sagt uns von des meien süez,en, waz. die
sorgen kunnen b., Alex. 3898. kumer b., 10826. 27825. sit wir
müez,en alle sterben und des geblieben nieman mac wenne got,
26200. daz, man missetat den armen und den eilenden ader den
unbefrunteu puessen und pessern solt, Olm. Stb. 60. Elb. Chr. 64, 4.
s. auch zuo-büez.en.
bü-haft Adj. bestellbar (Acker) bewohnbar, beivohnt, in bergm.
Betrieb * : findet er (der Urbarer mit 2 Schöffen) den erbstollen nicht
b., so soll er ihn verleihen, wem er will, D I R I. 9.
bühel stm. Hügel, perg und buchel, T — B Luk. 3, 5. auf dem
pühel zu dem waczkenreut . Eg. Achtb. II 10. ein b. auf der hut-
weide, Eg. Chr. 103.
bühurt, behurt stm. Ritterspiel, bei dem Schar in Schar ein-
dringt, W. v. W. ein wunneclich bühurt, Trist. 924. dö nu der b.
zurgie, 935. sich halten in dem behurt, Alex. 19058. tanz, behurt,
ritterschaft, Ernst 5493.
buburdieren, behurten siov. einen bühurt reiten: dö wart
nach der minne gir behurtet uf der minne schilt zu rechte vuoge
gezilt, Alex. 737. W. v. W. 3631.
bulge sie f. Ledersack: du her, der das wasser in die luft als
ein bulg gspunden hat (colligasti mare in aere quasi in utere), Sol.
90, 21. di di pulge (st.) machen u. pessern, Const. I 7, 16. (refec-
tores bulgarum).
bulgeu-büz.er, pulgen-busser, bulgen-macher* stm. Arbeiter
zur Herstellung lederner Säcke und Sammlung des Erzes in
ihnen: Wir wollen auch, das kein silbergruben, auch ab erb-
schaft (erblich E) sei, ein sunderlichen pulgenmacher ader pusser
haben sulle, sunder den allein, den die urborer dem ganczen perk-
werke gemeinlich anseczen u. geben, das nicht durch mancherlei
ampt willen schände u. irrsal enstee. Der selbe sol einen eit sweren,
das er sein ampt getreulich u. vollecleich volfure. Den wollen wir
auch, das er begäbet werde mit ercze, Const. 1 17. Außer ihm,
bu-man — bürg 151
Bergmeister (== Scbicbtmeiser) Steiger, Hutmann u. Metallteiler,
werden später „heuer u. erbeiter" verpflichtet (und zwar dann der herr-
schafft) czimliche eydespflicht czu thuen. Dies führte dann zur Ein-
führung des obrigkeitl. Dienstverhältnisses, (ZychaI302, Anm. 28).
Nur sie, wie die Metall- teuer u. -scheider können mit Erz belohnt
werden, erst später (Joach. BO. Art. 42 u. Zusatz -Art. 3 u. 8 von
1525) mit guter münze.
bu-iuan stm. Bauer: Alex. 25336. 25367. Schretel 319. 324.
346. 348 u. s. bauman.
bim, büne stf. 1. Erhöhung des Fußbodens durch Bretter,
Bühne. 2. Decke eines Gemaches. 3. Verschlag z. B. auf einem
Schiff. 4. Brett, Latte. 3. die obristen Steiger vor den scheppen
bekant han, das man ein pun vunden habe in einem haspel czu den
Wagnern (einer Zeche), die den wint gehindert hat an seinem czuge,
Igl. Bgr. N. 63, 5.
bündisch* Adj. in einem Bündnis stehend, verbunden:
bundische fürsten, Eg. Chr. 80. — 1552 hat sich Augspurg disen
puntischen fürsten (Joh. Friedr. herzog zu Sachsen u. dem lantgraf
aus Hessen) übergeben, 87.
Imune 1 ich rase nicht ein bunne (: wunne) , = nicht im
geringsten, Trist. 5399.
bunt, -des stm. 1. Fessel. 2. Verband einer Wunde. 3. Zu-
sammengebundenes. 4. Bündnis und Verbündete, Vertrag*: das alle
obgeschribene rede, punde, stucke u. artickel — stete, gancz u. un-
vorruckt von uns gehalden sullen werden, Mind. d. Egerl. S. 49.
buoc, -ges PI. büege stm. 1. Obergelenk des Armes, Achsel.
2. Obergelenk des Beines, Hüfte. 3. Obergelenk des Vorderbeines, der
Bug bei Tieren, z. B. bei Pferden, Trist. 1750.
buode s. büde.
buoz,-vellec s. bii^-vellig.
buo^-vlec s. büz,-vlec.
burd stm. = burdo, Bastard von einer Eselin und einem
Pferd: verleihe mir deinen knecht, so das ich oufhebe die pürde
czweier purden (burdonum) von der erden, W — B Kön. IV 5, 17.
bürde stf. und swf. Bürde, Last: under der bürden, W — B
Ex. 23, 5. Das sint die purden (onera) der süne Caath. Num. 4, 15.
worumme hastu ouf mich gelegt die pürde alles dises Volkes, Num. 11,
11 u. 17.
bürdel (bürdelin) stn. kleine Bürde, Last, Bündel: alles, das
ich ir in ein pürdl eingepunden habe u. das p. ist in meiner truhe
verslossen, Igl. Stb. V 265b.
Iburg (= burc, Gen. Dat. bürge, ebenso PI. Burg, Schloß, castra)
stf.: auszerhalb den bürgen (extra castris), W— B Lev. 4, 12. von
pforten czu pf. durch die mitte der pürge (castrorum), Ex. 22, 27.
' ge herein in die pürge (in castra), Lev. 14, 8. das do was in den
pürgen, Ex. 19, 16. u. 17.
bürg* stswm. PI. mit und ohne -er: Eunuch, Diener (ivie
\ mhd. burc- man stm.) u. ous der stat nam er einen purk (eunuchum),
der was probest über die streitenden man, W— B ? , under die hant
Egei des purges (eunuchi), der do probist u. hutman ist der kunig-
lichen vrowen, Esther 2, 3. czwen bürge u. diener, der schenke u.
152 bürge — burger
der pecke, Gen. 40, 1. einen ous den purgern, Par. I 28, 1. II 18, 8.
czwen purge des kuniges die waren pfortener u. sasen an der ersten
swellen des palast, Esther 2, 21. Holofernes — sprach czu Vagao dem
purgen, Judith 12, 10.
bürge (mhd. auch borge) auch parig, sivm. Bürge: also das
ein gelt des andern purge scholde pleiben, u. wanne er ir nicht
enget), so were das voder (die frühere Rate) verlorn an alle wider-
red, Igl. Bgr. N. 9(). 1. wie er für in parig sei worden seinem herrn
umb 12 s. Igl. Str. (56) S. 323 u. 324. (73) S. 340. die parigenn —
hatten sollen das pfant drei vierczehen tag noch einander vor dem
rechten auffbitten, dornoch mit ewern rat u. wissen verkaufen, u.
wann sie nu das verkauft haben, dann so sullen sie dem Tochauer
(Pfandgeber) den kauf anschuhen. Will dieser es dann um die
Summe selbst kaufen, gut; wenn nicht, soll es verkauft werden und
aus der dafür gelösten Summe der Bürge bezahlt werden; falls aber
hierzu die Summe nicht hinreicht, so muß der Pfandgeber dem
Bürgen den Rest dazu zahlen, bleibt aber etwas übrig, so ist es
diesem auszufolgen, (56) S. 324. das er im ein parig ist worden
für den Niemcze v. Hodicz um ein ressin, (58) S. 325. dafür hat
im der bemelt pfarrer czu parigen geseczt sein swager, den Jacub
Reindler, Igl. Stb. V 105a. die hernoch geschriben parigen, 92d.
di birgen (= bürgen) für Zahlung des Lehrgeldes, Traut. Chr. 141.
bürgel stm. Bürge, Brunn. R. II 14. 20. 35. 37. 212. 213. ein
gelt soll dann des andern purgel sein, Igl. Stb. III A 159 b. III 199 a.
von der geltschuld wegen, dafür er mit dem Peter Hassko puigl sein.
Igl. Stb. III 128a. 111206c.
bürgel-schaft stf. Bürgschaft: welcher purger innerhalb der
statmauer 50 pfunt wert hab — der bedarf chaines purgelschaft,
Brunn. R. II 2. auch sullen si di hab mit des rates zur Iglaw wissen
den kindern vorpurgeln und nach der purgelschaft sullen si die hab
erst einnemen, Igl. Stb. III 57 a.
burgen-recht* stswn. (vgl. mhd. burgen-hant obligatio et
cautio fideiussorum, Halt. 196). die purgen begerten purgenrecht
(Recht der Bürgen), Igl. Str. 249. das urume gelt kain man purgen-
recht mak vurgeczihen, den sunder her sal saczehant antwurten,
sam iener tet, vur den her purge ist worden, 184. der Bürge für
eine Schuld hat kein b., sondern er soll sogleich antworten, aber
um Wunden und Unzucht, da hat er 3 mal 14 Tage, 184. Bürg-
schaft für eine Mark für das Verbleiben durch Jahr und Tag in
der Stadt bei Erwerbung des Bürgerrechtes, 195. Bürgschaft mit
gesamter Hand, 249. die Bürgen müssen sich für den entwichenen
Schuldner ins Gefängnis stellen, 330. der Bürge für einen ent-
wichenen Totschläger kann im Gefängnis mit eisernen Handfesseln
gehalten und soll mit i\i Brot und einem Krug Wasser versehen
werden, 224. Bürgschaft zur ungeteilten Hand (2e). für eine Geld-
schuld, 279 (58). für die Mitgift (dos), 282. Verpflichtung des
Bürgen, (56. 64).
biirger (= burgaere, -er) stm. Bürger : deiner purger (civium)
"VV — B Lev. 19, 18. weme des koniges gewaltiger liher mit rate der
burger unde der gesworn von der Igla icht vorleihet , D I K 1, 1
u. s. o.
bürger-lehen 153
bürger-lehen stn. = Schöffenlehen. Wie der König hat der
zur Zeit der Vermessung eines Berges amtierende Schöffenrat (Stadt-
geschworenen) den Anspruch auf je ein (= 2) Nebenlehen zu beiden
Seiten der Fundgrube des Finders (b.): Wer einen newen perk vindt,
dem sal man messen siben leben uff paide [ Seiten], dem herrn
kunige ein lehen auff paide seiten u. ain purgeriehen , U — A 3.
Der einen newen perch vindet, dem schol man mezen siben leben,
itwederthalp dem kunige ein lehen u. itwedertbalbe den purgern
einez,, U — B 3. Abweichend Deutschbroder Recht (67): ex utraque
parte mensuretur domino regi laneus, postea domino Henrico et
fratribus suis primo dictis, postea juratis laneus sicut regi. (Vgl.
Zychal, S. 69) — DIR 13, 6: Also das recht irgeht, — so sal man
allirerst messen. Den messern gebit man sebin Schillinge der
kurczen. Unde misset ikwederhalben der funtgruben virdehalp
lehen, donoch an iczlicher siten ein konigeslehen (III dem kunige
ein lehen) und dornoch ein burgerlehen (Ia abteslehen) unde ein
herrenlehen. — Const. II 2, 3 : Mau sol auch messen einem iczlichen
perge vierdhalb lehen an iczleicbem teile, anczuheben mitten in dem
wirbel des rumpoumes. Darnoch sol man uns (dem König) messen ein
lehen gleicherweis und ein purgeriehen (ein Lehn den Bürgern der Stadt ;
End.) u. ein herrenlehen. — Auf die Anfrage, ob die statscheppen
ous dem Czukmantel oder die perkscheppen, di auf dem perkwerk
sint, purgeriehen behalden u. perge schullen messen, erfolgt in Igt.
Bgr. N. 14 die Entscheidung: das die scheppen von der stat und
nicht die scheppen von dem perkwerk czu dem purgeriehen recht
haben. Di selben scheppen auch von der stat schulleu perge messen
u. nicht di perkscheppen. — Igl. Bgr. N. 15: Den purgern von
Troppau — ist getailt czu einem rechten: das das purgeriehen die
scheppen, die czu der czeit scheppen sint, so man einen perk misset,
von rechte angehöret, u. diselben scheppen underwinden sich des
selben purgeriehen u. pawent es mit ir selbes guet; und was ge-
winnes und nuczes dovon gevellet, das ist ir besunderlich und nicht
1 1 der stat gemeinklich. — Außerdem beziehen die vermessenden Rats-
mitglieder Sportein : 7 Schillinge der kurczen , U — A 4 u. U — B 4.
DIR 13, 6; abweichend Deutschbrod. R: quatuor solidi; Const. II 2, 14:
ir | czwelf grosse phennige , die do gelten ein vierdung gewonliches
Silbers — Igl. Bgr. Spr. N. 9: wer di purger let, ob sie nicht messen,
der schol die kost geldin u. czerung. —
Die Verwertung der b. erfolgt entweder durch eigenen Bau (s.
oben Spr. N. 15 und Const. II 3, 10) oder durch Verkauf (Const. III
n|i 6,2: Ab es auch geschee, das der kauffer gelaubte, das er kaufte
etliche teil in einem purgeriehen u. der vorkauffer vorkauft in einem
aptes- (also Herren-) lehen — so ist der kauf nichtesnicht) oder Ver-
lehenschaftung : Darnoch gevellet uns (als Urbar) 1/16 in aller lehen-
schaft — ausgenomen alleine die purgeriehen u. pergerblehen, von
den man kein sechczenteil geben sol, IL 2, 15.
Während Igl. Bgr. N. 15 ausdrücklich entschieden wird, der
Nutzen des Bürgerlehens sei der scheppen, die czu der czeit scheppen
sint — besuuderlich und nicht der stat gemeinklich, wird er durch
Vertrag Wenzels IV. mit den Kuttenbergern v. 1401 (von purger-
iehen) den burgern, perkleuten u. der gemein des berges czun Chuttn
154 bürger-lehen
zugewiesen, und so erscheint auch in der Hds. des Klosters Czedlitz
und der Stadt Kuttenberg von 1418, Igl. Bgr. N. 51, 11 die gemeine
des egenanten bergs hiezu berechtigt. Wahrscheinlich sind so, nach
Wegfall der Herrenlehen aus den b. die „Kuxen der Gemein" ent-
standen, s. auch uberschar. Die Kuttenberger Schöffen erhielten
durch einen Gnadenbrief v. 13S6 (Schmidt 1, S. 133ff., Celakovsky II,
S. 774) besonderes Anrecht auf alle erblos erstorbenen Berggüter.
Über die Forderung der Iglauer, daß Bürgerlehen sich nicht verliegen :
Burgerlehen, di in desen bergen (II, Ia u. III: den pergen des Stollen)
legen, die vor benant sin, habin das recht, wo der rase czubrochen
ist, das sie sich nicht vorlegin mögen (== durch Nichtbau zu neuer
Verleihung verfallen), DIR 6,1; ereifert sich Wenzel II. in den
Const. 113, 9; da ja nicht einmal Königslehen gegen das Verliegen
geschützt seien: Und dovon, als oft furpas die purgeriehen also lang
czeit ungepawet bleiben, das sie uns schuldiglich czugeteilet werden :
so gepite wir, das von den selben lehen als von andern gerichtet
sulle werden; wann wo ist dieselbe redlikeit, da ist dasselbe recht
czu seczen u. czu machen.
Die Iglauer Schöffen hatten das Vermessungsrecht und damit
Anspruch an die Bürgerlehen und jene Sportein auch in Kolin
{zuerst 1261) und Czaslau (1289 genannt), offenbar Igl. Kolonien,
und anfangs wohl auch in Kuttenberg und Detäschbrod (hier
höchstens bis 1278) ferner seit 1272 in Ausk und allen zwischen
diesen und Iglau zu vermessenden Gruben. Dies letztere von
K. Ottokar 1272 den Iglauern erteilte Privileg (Emier II 770) wurde
von Karl IV. 1345 aufrechtgehalten ( — quod — montana argenti
in Usk super fluvio Losnicz mensurare sive emensurare — ausmessen —
et ibidem civium laneos, qui purgeriehen vulgariter nuncupantur,
habere debeant) und auf alle Gold-, Silber- und sonstigen Bergwerke
im Umkreis von 4 Meilen um die. Stadt gegen Mähren zu, bes. auf
die Ggldgrubeyi in Schicken ericeitert.
Über die Rechte der Stolner in den b. s. erb-stolle und
stollen-hieb.
b. können, da sie, nach DIR 6,1 wenigstens, sich nicht ver-
liegen, nur mit Zustimmung der Bürger zu einem „Erbe" verhand-
festet werden, s. erbe. Im Bürgerlehen wird ljia, sedecima in laneo
civili, offenbar von einem Verkauf des Lehens durch die Schöffen
herrührend, 1311 erwähnt, Emier III, N. 31.
Wohl mit der Aufhebung der b. hängt {wie viele Fristungen
aus Böhmen aus dem 16. Jh. zeigen) zusammen, daß von den Ge-
werken 2 Kuxen 1. für den Gottesdienst und die armen leut, so von
dem perkwerch schadhafft werden, 2. zu gunsten der Gemein, nach
dem Max. Bergiverksvergl. 2 I'reikuxe für Schulen, Kirchen und
Spitäler von jedem Gold- oder Silberbergwerk frei gebaut werden;
und erwartet wird, daß von den niederen Metallen die Stände frei-
willig ad pios usus etwas spenden. Ein Teil dieser Erträge fließt
dann der Knappschaft zu; dazu kommt als 2. Fond {zuerst in Sachsen,
anfangs >/2 Groschen wöchentlich, dann 7 Groschen vierteljährig
von jeder Grube (Quatembergelder) und dieser dient zu erhaldung
der geschwornen u. ander gemeins bergkwergks nodturfft 1. Joach
B 0. Art. 45. II 51. H 52. Vgl. Zycha I 311 f.
bürger-meister — burg-recht 155
bürger-ineister stm. B., magister civium: der b. von der stat
wegen, Igl. Str. 188. allewege über 4 wochen sullen di scheppen
einen andern b. seczen, dem der alte Rechnung zu legen hat 189 u.
Olm. Stb. 82.
bürger-meister -Schaft* stf. das Amt eines Bürgermeisters:
itczlicher burgermeister, so sein b. ausget, gibt itczlichem Stotreitter
6 gross, Olm. Stb. 82. die 4 ratmannen alein vorwesen die b., 77,
S. 50.
foürger-recht stn. Bürgerrecht und die daraus sich ergebenden
Pflichten und Abgaben: wie man purgerrecht empfahen sal: wer b.
wil gewinnen, der schol dem richter 2 grosse pfenning geben czu
Urkunde u. scbol purgen seczen für eine mark, das her jar u. tag
pei der stat übel u. gut leiden wolle, u. dem statscbriber einen
grossen phennink in czu schreiben. Igl. Str. 195. Verlust desselben
durch Fischkauf außer der Stadt 203 in dem perkrechte, in den
geistlichen rechten und purgerrechten, Const. IV 10, 3.
bürger-stolle swm. ein von einem Bürgerlehen benutzter Stollen:
Von purgerstollen. Ist das di purger dornach oder wer der ist,
seinen notdürftigen Stollen hat (— benützt), den mak er mit dem
vierden taile der koste ausarbaiten u. also beheldt er in {seine Be-
nützung), Igl. U — A 12.
bürge-, barig-schaft stf. Bürgschaft : das di purgen der purge-
schaft mögen nicht ledig gesein, Igl. Str. 249. ein ieder , der erib
u. aigen hat, kan sich damit ledigen u. seiner parigschaft ein ge-
nügen thun, wann ein ieder mag sich mit pfandten aus dem thurm
ledigen. Wil er sich aber nicht ledigen noch auspurgen, so sol er
siezen so lang, unez das er sich frei u. ledig mach, es sei mit gelt,
mit pfänden ader mit parigen (Bürgen), (64) S. 331. für eine Schuld
(56, S. 323. 58. 59, S. 326.) die parigschaft sol sein auf aller seiner
narung , Igl. Stb. V 157 c. sie der parigschaft halben an schaden
halten, V 151 d. 197 a.
bürge-tor stn. Burg-, Stadttor: Artus zuo dem b. reit in,
Trist. 2533.
burg-gräve (— burc-gräve swm. = 1. Burggraf, Alex. 2660.
2. Statrichter. 3. Eunuch * Kämmerer, W — B Kön. IV 25, 19.
burg-güt* stn. Gut, zu dem eine Burg gehört: Elbog. Chr.
10, 43.
burg-herre swm. 1. Burgherr, Lehensherr. 2. Eunuch* : 2. dem
purekherrn Pharaonis, dem rittermeister (eunucho Ph., magistro
militum) , Gen. 37, 36. der p. Pharaonis , der hermeister (prineeps
exercitus), Gen. 39, 1.
burg-leben stn. Burg als Lehen für die Verteidigung eines
festen Platzes: die mühlen, so zum bureklin gehörig, Traut. Chr. 246.
bürg -recht stn. 1. hier: jus et bonum emphyteuticum, das
\ Gut und der Zins, Brunn R. I 117. = Erbzinsgeld, census
I hereditarius , dieses soll nicht heimlich, sondern vor Richter und
] Schöffen aufgegeben werden , Igl. Str. 50. es hört auf, wenn der
. Herr 3 Jahre hinter einander weder Zins noch Pfänder dafür er-
1 halten und das Gut wird ein freies Erbe des Herrn : Das ist auch
. hie getaut : vindet ein man drei iar noch einander umb czins , der
im in 3 jaren von seinem purkrecht scholt sein gevallen, nicht
156 burg-stadel — buteche
pfandes, gener vorleust das p. und der herre underwindet sich sein
czu einem erb 54, übereinstimmend Brunn. R II 236, fügt aber hinzu:
er solle vor Gericht offenbaren, das er um seinen czins phant hab
gesucht u. habe sein nicht funden. — Wer do nimpt b., der selbe
ist des neher erbe czu keufeu denn ein ander, Igl. Str. I, S. 370 u.
b. oder erbczinsgelt aufgeben u. empfahen, 50. umb den czins, den
Prokop Paier auf der Taubenmül hat in purkrecht weise , Igl. Stb.
III 206 a. sie haben aufgeben in purkrecht recht einen acker, IV 210 c.
er hat vom Peter Ledrar aufgenomen in purgrecht weis den hoff,
genant Stohlershoff, V 161c. 2. Bürger-, Stadtrecht: welcher unser
purger von uns czihen will u. sein purkrecht aufgeben wil, der
schol drei vierczehentag in dem gericht urlaup nemen, Prager Str. 99.
p. eniphahen (nach 3 Jahren) ebenda, ein jeder burger mit einem
ganzen burgrecht, Taiding v. Friedberg N. 54. DIR III § 39.
burg-stadel stm. suburbana. imterhalb der Burg gelegener
Stadtteil, Traut. Chr. 210.
burg-stal st?i. Standort einer Burg und diese selbst, Eg. Chr.
1060.
burg-vrid stsivm. 1. Burgfrieden. 2. Weichbild* einer Stadt,
Traut. Chr. 138. es sol auch im burgfriedt zu Trautnaw niemand
umb lohn bachen, es sei dan ein beck, der die zeche halten thut, 139.
burn* stot;. refl. sich zutragen, geschehen: sich burt czu einen
czeiten, das ich ein lediger vreier knecht was, Igl. Str. 237.
burnen (md. für brinnen, brennen) sivv. versengen, verbrennen:
er sach sin laut b. und verhern, -Ernst 1513.
bursner stm. (bei Lexer nur: = bursarius aus Voc. 1482),
Igl. Bgr. N. 51, 11 werden im Kloster Czedlicz neben Abt, Prior,
uuderprior, keiner, ein bursner (Nicolaus), pfortner, prediger, pfarrer
erwähnt.
burse, burseli stsu-f. Börse, Beutel, gemeinschaftliche Kasse,
zusammenlebende Genossenschaft, Haus der Studenten, diese selbst:
er hat ein häufen lose pursch an sich genomen tag und nacht ge-
panketiert. Traut. Chr. 53.
bürtig Adj. gebürtig. Eg. Chr. 420. 565. 661.
büsauue (= büsine, busüne) swf. bisw. st. Posaune: als ein
schallende busaune, Hier. 13, 11.
büsauner (— büsinsere, büsunsere stm. Posauner: unczen sie
in der stat Luthaw czwen pusawern — ließen ufpusawnen, Olm.
Stb. 44, S. 240.
busch (= husch, bosch) stm. bosche swm. auch mit Umlaut:
1. Busch, Gesträuch. 2. Büschel. 3. Gehölz, Wald. 1. iu der mitte
des busches, W — B Ex. 3, 2. püsche der ecker = virgultum agri,
Gen. 2, 5.
buschet (= buscheht) Adj. buschicht: püschet oder äne poume,
W— B Xum. 13, 21.
busine swf. auch Posaune : man vernam von vil büsinen luten
schal, Alex. 3466. 7853.
büte s. bütte.
buteche (botech, -e stm. sivf. und büte (n) bütte sivstf.) Bottich:
daz, wa^er üz, den butchen viel in rinnen guot von silber gröz,,
Ernst 2460.
bütel — buz,-vlec 157
bütel stm. 1. Gerichtsbote, Büttel: Von den rechten des butels :
Ein gesworn bot bat kraft 1. eines furgebotes czu gesteen. 2. vom
richter gesant in eines burgers haus, eines gastes gut daseibist czu
verbieten, aber den gast selbir mag man nicht verbieten, sondern
man sal in für den richter füren. 3. der Bürger, in dessen Haus
das gut verboten ist, braucht es nicht innehalden, dann muss es der
b. czum richter füren. 4. wen er einen, der um unezucht, raub oder
um semleiche bosheit beklagt ist, dieses vorhält und der Betreffende
ihm entflieht und der Bote dies mit Zeugen beweisen kann, so gibt
sich der Entflohene schuldig, der Richter kann ihn darum ver-
bannen: verczelen. 5. wer im geantwurt wird um schult, der ant-
wurt dieweilen nimand anders umb kein schult u. umb kein sache.
6. er kann bezeugen, ob er imant furgeboten oder ob er imant hat
verboten in der herberge oder in einem haus; er kann dann auf
die Frage des Richters Zeugenschaft geben, Igl. Str. S. 362/3. der
p. = gesworn pote, 194. Regelung seiner Bezüge, 183. ordinatum
est, quod preco cuilibet homini pro decem et octo hallensibus (12
= 1 groschen) iusticiam potes facere et de pignore providere, pro
quo sibi a reo tantum duo parvi denarii cedent seu solvi debent,
183. von des pütels lone von des gevangen twegen, Igl. Str. B. 48.
umb der putell Ion, Prag. Rb. 17. wenn ein putel einem vergepeut
in das gericht, dem sol man geben einen haller ze Ion und in ehaften
dingen czwen u. nicht mer, Prag. Str. 74. dem b. muß der Ge-
fangene für jeden Tag und Nacht 1 Schilling haller geben, Eger
Str. XVII 1. 2. Herold: hies schreien einen b. (praeco), W — B Gen.
41, 43. Ex. 32, 5. und ein b. der schrei under allem here, Kön. III 22, 36.
bütelei s. bitelei.
buter sivfm. Butter: b. u. milch, W— B Gen. 18,8 u. VB.lllb.
den tonnen mit buttern, Stb. Brüx N. 346. vrischer butern gnuoc,
Schretel 157.
biitte (büte, bütte, büten) swstf. Gefäß, Bütte: das bir noch
auf den bütten stund, Traut. Chr. 276.
büwen mhd. auch biuwen, bouwen unregelm. st. und sivv.: er
vergap ir ungevuoge mannicvalt den, die mit in den walt büweten,
so daz sie äne vär vür sie gemeine ksemen dar, W. v. W. 6399 ff.,
(vgl. Ecke L 115. Wolfd. 1564, den Wald durchziehen?) —
büz,, biuz, stm. Schlag, Schmiß: der ouch sin ros mit hurte nam.
mit püz,e er an den fürsten kam, daz, beide ros kämen nider, Alex. 20192.
büz,-vellig (buoz,-vellec) Adj. der Strafe verfallen, Budw. Urkdb.
N. 477.
bitterer, pusserer (büez,er) stm. Büßer: 1259 komen die
i. pusserer (Geißler) in das lant, die gingen mit nackten rucken und
hiben sich mit peiezhen (Geißeln), Böhm. Chr. 90.
büz,-vlec* (von büe^en swv. undvlec, Gen. vleckes stm., vlecke
hwm.) stm. Flicklappen: die sneider sollen nicht kursenwerk under die
i rocke sneiden noch arbeiten wedir pußflecke noch anderlei, Olm. Stb. 103.
c
siehe K und Z.
158 dachs — darm-gicht
D
dachs (dahs) stm. Dachs: stille swigeude als ein dachs, Trist.
5907. 5927.
daehs-vel * stn. Dachsfell, -pelz, T— B Juden 11, 37.
dagen swv. (mit G.) schweigen von etwas: hiemit wart der
msere gedaget. Trist. 1412. stille swigen und dagen, 1297.
damasten* Aclj. aus Damast {Zeug aus Damaskus) ein rots
damaskens par ermel, Igl. Stb. 181 d.
dank PI. denke stm. Denken, Gedanken; Wille, Geneigtheit,
Absicht; Dank; Preis bei einem Wettstreit: des habe nieman keinen
danc (hoffe nicht) daz, er ie gesaehe ein hüs also wsehe, Alex. 22680
wer mir hoch zu dangk (sehr loillkommen), Elbog. Chr. 161, 32.
dank-neine (= dank-nseme) Adj. 1. mit Dank angenommen,
angenehm, willkommen. 2. mit Gen. dankbar. 3) nur aus Myet.
und Berth. belegt: der (antwort) wir von seinen gnaden dankneme
seint, Stb. v. Brüx N. 379.
dank-nemend pari. Adj. dankbar; zu Dank verpflichtet: di
des d. gen uch sein, Eg. Chr. 1080.
dank-nemkeit (dancn£emec-heit) stf. Dankbarkeit: daran ir
sunderlichen unserm gnedigen herren dem Komischen und Behe-
mischen künige grosse beheglichkeit u. d. tut, Mind. d. Egerl.
S. 46. den man ist mein lob berait, di do sint wirdig dancnemikeit
l&eiHanka falsch: dauchmenichait, bei Jiricek falsch : danchmenichait), 1
Dal. 43, 5 (11, 50).
danne-ker(e) stf. das Fortgehen: die mit im d. gegen Dario
heten über mer, die mit ihm gegen Darius ziehen sollten, Alex.
4298.
dannenhero* =mhd. danne, -en 1. von da weg. 2. kausal: daher:
2. d. auff solche unerweisl. beschuldigung die ordentlichen merker j
ein widerruf u. schriftlichen abtrag (Abbitte) von gedachten 3
Jüngern begehret, Igl. Ms. 20.
darauf-legen sivv. Spesen für etwas vorstrecken: was sie auf
den wein d. und darleien mit furlon und kostunge, das sie das wider
uff heben, wenn die wein vortan {verkauft) werden, Igl. Stb. II 121 d.
Dariäne m. Untertan. Krieger des Darius, Alex. 5870.
darben sivv. 1. darben. 2. m. Gen. entbehren: was wider dise
unser saczunge getan wird, das sol darben alles rechten und aller
tat, Const. I 7, 8. das es schade sei der freiheit alles gepirges, das
si derselben lehenschefte mit recht darben sullen, Const. I 7, 8.
darlegung* stf. (wie mhd. dar-legen stn.) Aufwand, Kosten,
Chr. v. Elbog. 12, 16. ein bergwerk-bauhaftig mit d. und kosten
muss gehalden werden, Igl. Bgr. N. 93, 3. das sollen sie paide mit
einander auf gleiche d. pawn und machen, Igl. Stb. V 43 a. aufsein
eigene d., 111329a. auf sein eigen gelt und d., m 193a. 133b.
329a. V69b. 25c 155a. 197b.
darm-gicht stn. bei Lexer nur aus Hpt. 9, 386. colica Vocab.
1482). Darmgicht : do — bestund in zuhand die d. also gar swindic-
lichen, das er auf seinem heimelichen gemache alles sein gederme
alzumal vorlos und starb, ee denne er von dem heimelichen gemache
schid, Hier. 211, 3. ligen gemut (geplagt) von dem d., T— B Btb. 28, 8.
I
daume — denk-zetel 159
daume (düme) swm. Daumen, große Zehe: ouf die doumeu
der rechten Hant und des fuz,es, W — B Lev. 14, 25.
daum-elle (dum- eile) stf. Maß von der Spitze des Daumens
bis zum Ellenbogen („etwas wenigs mer als ein halbe Wienisch
eilen", Schm. Fr. 1, 807): czwu doumellen u. ein halbe, W — B. I
79c, d. III 38b, d. Id. 300 douraelen sol haben die lenge der archen
u. 50 d. ir breite u. 30 d. hohe (cubitorum), Gen. 6, 15. man sol
merken, dass 32 doumellen machen ein sail, 9 sail lang u. 2 sail prait
unnd ein schritt machen ein lechen, Brunn. R. I 479, S. 223. gröz,e
swin gezanet wol dümellen lanc, Alex. 21663.
daust* Adv. da außen, Eger Chr. N. 1186.
dauz,en (da uze, düz,e) Adv. draußen, Traut. Chr. 234. 355.
decht-nuss stn. (— dsehtnis stf. ) cogitatus: Gros des rates
u. unbegreiflichen des dechtnusses (incomprehensibilis cogitatu, Bei-
wort für Gott, W— B Jer. 32, 19.
deck-beil* stn. Zimmermannsbeil: er hat auf in geworfen mit
einem d. und in getroffen aufs swert, Igl. Str. (68) S. 334.
deck(e) -sal stn. velamen, Schleier, Hülle, Bedeckung: di har
sint ir (dem weip) gegeben, zu aim decksal, T— B I. Korinther 11, 15.
dicz selb d. (Hülle über Mosis Angesicht) pleibt underoffent in der
lecz (bei der Lesung) dez, alten geczeug (Bundes), II. Korinther 3, 14.
so si werdeut bekert zu dem Herren, daz, d. wirt abgenomen, II. Ko-
rinther 3, 16. di indirsten teil des decksals = in das Innere hinter
dem Vorhang, Juden 6, 20. di ubunge des decksals der gewand
(indumenti vestimentorum cultus = in gesuchtem Anzug), I. Petri
3, 3. durch daz, decksal, daz. ist durch sein fleisch, Juden 10, 20.
degen stm. männliches Kind, Knabe; Held, Glaubensheld:
Moyses der gotes degen, Legende 431.
degen slm. Dolch, Degen: das er mit einem degen durch einen
ätich ermordet hat — , Eg. Achtb. II 221. ein beslagner degen, Igl.
3tb. III 326 b.
deiberei stf. Diebstahl s. deube, -erei, Stb. Brüx N. 352.
deichsel-wagen (= dihsel-w.) stm. Wagen mit Deichsel, Gegen-
satz, encz-wagen für ein Zugtier) : Und wer am freitag nach mitten-
ag ausfurt kaufläwt oder furleut oder pauern, di aus einer meil
iein, di schullen geben von einem d. 1 pfennig u. von einem enczwagen
L helbling, Budw. Stb. N. 477. für die maut cze Brunne, die auf
las haus Spilberch gehört, gibt der einczwagen : für getraide, holtz,
preter, eysen, stahel; aier, kes, waltobs, wilpret 2, für obs, saltz 4,
für mähen (Mohn) oder maltz, honick im vaz,z,e, plai oder czin,
■;hupfer, wein, tuech, gesalzen vische, wiltwerch oder was die chursner
mgehoret, wachs, wolle 6pfenning, der deichselwagen das Doppelte,
3rünn. R. II 147—152.
demnach Konj. ferner, demnach, Chr. v. Elb. 17, 14. 50, 28.
demutikeit s. diemutikeit.
denken sw. unregelm. Prät. dähte, Part, gedäht: Umme dise sache
iahe ich gedecht (cogitavi) mit mir sprechende, W — B Judith 10, 13.
denk-zetel* (zedele, zedel, zetel stswf. m. n.) Blatt mit Auf-
zeichnung von Ereignissen, Gedenkblatt: Memorial oder denckzettel,
vasz sich in diesem jar — hat zu Trautnaw zugetragen und er-
Tangen, Traut. Chr. 217.
160 derb — deuberei
derb Adj. ungesäuert; substant. —ungesäuertes Brot: der tag
der derb (ungehefelten brot der wirt genennet der ostertag 11. Bibel),
T— B Luk. 22, 1. 22, 7. Btb. 12, 3. Mark. 14, 12. da was daz, ostern
xind di derb (di ungeseuerten ding 11. Bibel), Mark. 14, 1. wir wirt-
schaften — in den derben der lauter und der warheit = lasset uns
Feste feiern — mit dem ungesäuerten Brot der Lauterkeit und
Wahrheit, I. Korinther 5, 9. gerainigt den alten hefel, daz, ir seit ein
newe besprengung als ir seit derben (icie ihr denn auch ungesäuert
seid), I. Korinther 5, 7.
derfter-drin* stf. Hure (Nach Vilmar hessisches Id. 478 von
därchen umherschlendern und Trine {?): der bürgermaister — lisz
mehr dan zehen gute d oder huren etc. von Trautnaw wegweisen,
Traut. Chr. 105.
derme stn. PI. dermer, Gedärm, Eingeweide auch, in übertragener
Bedeutung: Des biten wir durch die dermer deiner barmhertzikeit,
das du geruchest zu heilen, das du geschaffen hast (per viscera
misericordiae tuae), Sol. 62, 39. dorumme sint betrübet meine dermer
( viscera) über in, W— B Jer. 31, 20. wenne bewegt wurden alle seine
dermer über seinen bruder, Gen. 43, 30.
derre = darre sie f. Gestell, Vorrichtung zum Dörren: Wier
gepieten — daz vurbas chain derre der malcz in der stat schol sein,
Brunn. R. II 26 u. 76.
derren swv. 1. austrocknen. 2. Malz dörren: 1. das ein groser
derrender wint wete die ganeze nacht, W — B Ex. 14, 21.
deub stm. Dieb, Igl. Str. 271, B 90.
de übe (= diube, diuve, md. dübe) stf. 1. Diebstahl. 2. ge-
stohlene Sache: 1. Von dem, der besagt wirt umb raub u. d., wenn
das gestohlene Gut nicht bei ihm gefunden wird, so kann er sich
bei der 1. Beschuldigung durch einfachen Eid, bei der 2. selbdritte
reinigen, beim 3. mal muss er leiden der besager geezeuknuss, Igl.
Str. B 47. Unelich kinder, pfaffenkinder, kompfenkinder, spilleut-
kinder, die roub u. deub haben abgelegt, den gibt man kein wergeld
noch holbes, Prag. Rb. 175. nicht tu deube, W— B Ex. 20. 15. die
deub u. roube abgelegt haben, mögen keinem man an seinen rechten
gehulfen, Prag. Rb. 99, 190. 2. Ob einer deup oder raub offenbar
hat gekauft, 184. 271. der abir den andern tac seinen deube oder sein
raup under eim andern vindet, der das offenbar gekauft hat, 184.
ist daz iemant an deube begriffen wiert, daz 40 pfenning wert ist,
den schol man hahen; wirt er awer an minner begriffen, so schol
man in nicht hahen: man schol in vuren zu der schraiat (Pranger,
Lasterstein) u. schol in merchen mit einem gluenden eisen, Brunn.
R. II 19. 119. hat der dieb nicht, das her vor die deub gebe (pro
furto reddat) W — B Ex. 22, 3. "Wirt ein dieb gefangen mit einem
d., das sich gein 12 pfennig zihe, dorumb sol man in villen und
schornen u. prinnen durch das wange u. sal im die stat vorpieten;
begreift man in czu dem andern mall mit deube u. sieht das geprant
czeichen an im, so hat er vordient den galgen umb das vorstolen
gut, Prag. Rb. 181, 4.
deuberei (= diuberie) stf. Diebstahl: Wer d. tut in dem an-
czunden, das da wert ist 60 haller, der ist häens wert. Igl. Str. B 50.
deubheit — deutsch 161
der mit raube, mit name oder mit deubrey umgeet, Buch der Ge-
brechen S. 239. s. auch deiberei, Brüx. Stb. 352.
deub-heit* stf. Diebstahl: deupheit hegen (furtum perpetrare),
Const. II 2, 13. aus deupheit volget kein recht sunder die pusse —
das heilige recht, das die d. vorbeut, 112,13. nach keiserlichen
rechten ist deupheit ein trugenhaftiges czuczihen eines fremden
dinges, die Undankes des herren geschieht ebda, von der deupheit,
Prager Bb. 178. diephait, Brunn. B. II 217. du solt nicht stelen
oder deubhait begen, Joh. von Igl. 7. 2. gestohlene Sache mit sulcher
deupheit. Igl. Str. 271.
deubliche, -en (= diep-liche-en) Adv. in diebischer, heimlicher
Weise: ich bin deuplichen abgetragen von der hebräischen erden
(furto sublatus sum), W — B Gen. 40, 15. wirt einem man sein pfert
deuplich oder rauplich genomen, Prag. Bb. 182. wen er es deuplich (in
diebischer Absicht) verleukent hat, 190. im sei dasselb phant vorstoln
oder enphuert oder eintragen (= entragen) deupleich, Brunn. B. II 118.
Von vihe, das d. geslagen ist (de furtiva mactatione pecorum): wer
ain ochsen oder ku oder varch oder sotans d. slehit — er mac sich
selbdritter entschonen, Igl. Str. B. 88. wer garben, welcherlai sat
daz ist, von fremden eckern gewaldicleich odder d. (furtim) nimpt,
wirt er begriffen; dem, des der akker ist, schol er antworten mit
ainem virdunge; wirt aber imant des nachtes begriffen in sotaner
täte, man sal in als einen deup vorpüssen, Igl. Str. B. 90. er wolde
dasselbe silbir entpfurt haben d. unserm herren dem keiser, Igl.
Bspr. XVI.
deub-sträfen* sivv. des Diebstahls beschuldigen, furti arguere:
do deubstrafe mich umbe, W— B Gen. 30, 33.
deuehten* swv. = dünken, Traut. Ch. 222. 303.
deuen (= diuwen, diuhen, tiuhen, den win diuhen, keltern)
swv. : Dew ein wenik furpas den wein (digere paulisper vinum
„tue ihn von dir!"), W— B I Kön. 1, 14.
deute s. diute.
deutsch, deutz (diutsch) Adj. deutsch: die hantveste, — die
meister Johannes v. Geilnhausen czu deucz gemacht hat, Igl. Bg.
U — A Einl. Hier hebet sich an das Privilegium des koniges Wencz-
law vom perkrecht czu deucze, Const. Einl. E. Hier — die m. Jo-
hannes v. Geilnhausen, etwenn keiser Karls (IV.), kunigs czu
Behem, Schreiber, iczunt statschreiber czu der Igla, üs dem latin zu
deucz gemacht u. geschriben hat, nach Kodex D. das buch — czu
deutscher czung bringen, Sol, 1, 12. das von diser deutschen schrift
manig mensch getröstet werde, Sol. 1, 13. 2. subst. ein Dewtczer,
den ßewczhen, Igl. Str. 163. der erste deutzsch tihtere zu latine
geschriben fant, Ernst. 2050. dicz erhal in diutsche lant obir al,
5122. 5163. daz, spricht zu diutsche also, 5444. do man gen dewczen
Brod (Deutschbrod) get, Igl. Stb. IV 242 d. das deutschhaus oder
deutsch orden, Eg. Chr. 103, S. 65. alhier im deutzschen haus, 398.
30 fl deutzsche bezahlung, 826. die deutzsche litania zu halten,
Traut. Chr. 176. so jemand — ichtis (etivas) von denselben obge-
nanten gütern gekauft frei aber in deutzschen rechten, aber ver-
endert das selbige deutzsche recht in denselbigen gütern, 20.
Jelinek, Wörterbuch. 11
162 deutschen — dienen
deutschen (= diutschen) sivv. ins Deutsche übersetzen: Hi
hebent sich an die perkrecht (Const.), die meister Johannes von Gel-
hausen gedeutschet hat, (Const. Einl. nach G.) so — hab ich das ege-
nante buch gedeutschet, Sol. 1, 18.
deutsch-kaus* stn. Haus des detitschen Ordens, Eger. Chr. 103.
deuwen s. deuen.
diamant(e) stsivm.: darinn mein steter herter d. ist czubrochen,
Ack. 7, 9.
dichtikeit* stf. Härte, Hartherzigkeit: um dihtikeit eurez,
herczen gestat euch Moyses ze lassen euer weip, T — B Matth.
19,8.
dicke stswf. Dichte, Dicke, dichte Schar, dar nach criegt er
in die dicke, Alex. 15259.
dicken swv. dick werden, dick machen, refl. sich verdichten:
Über den houfen der steine werden gedicket seine czweige (den-
sabuntur) W — B Job. 8, 17.
die s. diech.
dieberei* stf. Diebstahl: dyberei, Mind. des Egerl. S. 38. Eg.
Chr. 582. 776. als er in und sein weib d. bezigen hat, Igl. Stb.
V18d.
dieb-heit stf. s. auch deub-heit, 1. Diebstahl, 2. Gestohlenes:
Wer mit d. begriffen wirt, — mit der waren tat uberwint man in.
— bei dem man aber nicht d. vindet u. der ee wol [sich] ent-
halten hat, der beret sich wol, wiert er um d. angesprochen, Brunn.
B. II 217. Wer d. mit wissen halt II 218 von iren diephaiten
(diebstalen 11. Bibel), T— B Offenb. 9, 21.
dieb-lich, diep-liche Adv. diebisch, heimlich: das stele wir d.
armen leuten, Hier. 48, 4. recht sam diepliche (furtive), W — B Job.
4,12. sie haben 6 pferd rewblich und dieplich genomen, Eg. Cr.
1072 S. 261. si di bruk diplich undirhibin — do das bemisch her —
quam uf di bruk, aldo zcubrach er der ruck, Dal. 197,22 (89) die-
selben czeit villen die Peyern diplichen in das lant, Böhm. Chr. 89.
sein gut dipleich und rewpleich genumen hat. Eg. Achtb. III. das
sein d. und r. abtruncken und abgessen hat, II 11.
dieb-licker-weis Adv. mir mein gut d. beraubt, Eger. Chr.
N. 1188.
diech, (G. diehes PI. diech, -her) stm. Oberschenkel bei Mensch und
Tier: er schoss im durch sein d. durch u. durch u. das ross under im
czu tode, Igl. Str. 325. ir beide diech, ir beide knie an ir biuchel
druckte sie, Trist. 705. wurme, gröz, als eines menschen die, Alex.
22785.
diehel stn. Oberschenkelchen: wart etzlicher verruct ir schöz,
daz, ir daz, diehel erblecte blöz,, Alex. 6878.
dieft s. diepht.
dielen s. dillen.
diemutikeit, demutikeit stf. Demut: das öl rechter dimuti-
keit in den lampen ires hertzen — nicht behütet hatten, Hier. 23, 6.
das wir auch also werden von unserer demutikeit ervrewet, W — B
Judith 8, 17.
dienen swv. 1. dienen, aufwarten bei Tisch, sich betätigen in
Gottes-, Herren- und Frauendienst, 2. zu Dienste tun, 3. Gegendienst
dienst — diez, 163
leisten. 3. Das ir das tut unvorczoglich , das wolle wir kegen euch
dinen an allen Sachen, da ir unser czu bedurft mit rechten trewen,
Igl. Bgr. N. 1, 5.
dienst, dienest stmn. 1. Dienst, Gottes-, Lehendienst: in das
d. des geczeldis, W — B. Ex. 39, 40. das biten wir — durch unsers
armen dinstes willen, Igl. Bgr. 39, 11. 2. Knechtschaft, servitus: der
dinst ist ein saczunge noch des Volkes recht, domit imand wider die
natur einem fremden herren undertenig wirdet. Sie wird auf die
ursprüngl. Kriegsgefangenschaft und Abstammung von Gefangenen
zurückgeführt. Und ist czu wissen, das in dem dinste allewege
volget die gepurt noch dem leibe ader pauche, dovon sie komen
sein. Darnoch ist ein ander dinstikeit, wenn ein mensche under
czweinczig iaren sich umb Ion lesset vorkauffen, Const. IV 12, 2. 1.
Es sein auch andere knechte, die uns dienen in trewen, die sein
nicht eigen sunder von dinste dinstknechte. Ebenda ich bin sin
dienst, er sant mich her, wir sin unglich ich und er, Alex. 26365.
dienstbarkeit (dienestbserekeit) stf. 1. servitus, 2. Dienst*;
2. warinne ich euch angeneme d. weisz zu erzeigen, thu ich gerne,
Elbog. Chr. 17.
diensthaftig Adj. zu Dienst verpflichtet: die uns d. sein
(familiaritate coniuncti) , Const. IV 12, 14. aller d. erden (terrae
servienti), W— B V118a.
dienstikeit* stf. Dienstbarkeit, Lohndienst s. oben dienst,
Const. IV 12, 2.
dienst-knecht stm. (freier) Knecht: ander knechte, — die sein
nicht eigen (eigenknecht) sunder von dienste d., Const. IV 12,2.
Ludwig Keßler, d. zu Treuntz , Eg. Achtb. II 215. 185. d. Michels
H 101.
dienst-lich Adj. dienstbar, -beflissen: wo ich solches widerumb
mit unterthänigkeit dienstlich sein kann, Igl. Ms. 3.
dienst- visch stm. Fisch als Abgabe z. B. für eine vischenze
(Fischereirecht): die bürg zu Eger hat einkommen alle wochen ein,
und in der fasten 2 d., Eg. Chr. 104 S. 68.
diepht f? Diebstahl, nit tu d., T— B Matth. 19, 18. 15, 19.
Luk. 18, 20.
diern(e) s. dirn(e).
diet (md. auch dit) stfnm. Volk, Leute, stm. Mensch, Kerl:
Wie manigerlei heidenischer diet hat deine gute in deinem sun
Jeronimus gesampnet, Hier. 8, 1. wider alle ungelaubige diet hat
er ritterlichen gevochten, 225, 15. von heidenischen diet, 229, 27.
er wolt sich von dem lande stein, das gerlich al die diet verheln,
W. v. W. 416f. das volk er alles wol beriet nach ir recht die varnde
diet (= beschenkte die Fahrenden), 1628 f. das ich al der diete mit
voller macht gebieten kan, 6952 f. di vil ungehiure diet (Alexanders
Heer), Alex. 2459. swarz geverwete diet, 9762. die israelischen
diet, Legende 442. der werkle dieten gebieten, Alex. Anh. 1673.
di ungestalten diet, Ernst 4455. 2769. clagt in (Rudolf v. Österr.)
nit, ir bemisch dit! Dal. 219, 36 (99).
Diet-rich von Bern: Dietr. v. Pern, Ack. 49, 1.
diez,* stf. Traufe? Wasserablauf? michel sal haben czu dem
halben melczhaus die halb diezz und den halben prun, Igl. Stb. III 176 b.
11*
164 diesen — ding-haus
diesen stv. III schmettern, rauschen; in die Höhe steigen, an-
schwellen: daz, di Tutschiii durch er {ihre) gegent dieziu (strömten,
tschech. postüpili), Dal. 141, 24 (63, 90).
dil stswf. swm. Brett, Diele: träme und veste diln, Alex. 18717.
dö die Drücke was bereit und mit den diln gar beleit, 18724.
dillen swv. mit Dielen, Brettern, Decken: die dielen oder
brethe seind über sein grab gedielet worden unter der fraw pfarrin
gestüle, Traut. Chr. 347.
ding (dinc, -ges) stn. Ding, Sache, Gerichtsverhandlung, Ver-
trag : gehegtes d. = versammelte Gerichtssitzung, Traut. Chr. 70 und
s. häufig z. B. Igl. Bgr. N. 67, 1. was vor dem Gericht ausgemacht
(gedingt) wird, heißt ding, dann auch die Versammlung selbst.
echte d. (nur 1442. 1449. 1495. 1477 und 1484 erivähnt, bis 1477.
elich d. dann eding, eheding, Gerichtssitzung, meist einmal des
Jahres unter Anwesenheit eines Vertreters der Obrigkeit, während
der Wahlen vorgenommen und über Beschicerden einzelner gegen
Korporationen, über Vorlagen der Grundobrigkeit u. dgl. verhandelt
ivurde. Sämtliche Dörfer mußten hiezu ihre Vertreter schicken; loar
hiezu noch eine zweite Sitzung nötig, so heißt sie after-ding, Linke
Böhm.-Kamnitz S. 300. ivas im d. (vor den vier Bänken) verhandelt
wird, hat Kraft und Macht, S. 301. er lies dem kaufmanschatz
czu dinge gepiten u. — clagen um sein taglon, Böhm. Chr. 77.
ding = Leinwandzeug: das leinan ding, Igl. Stb. V80c. was von
leinem ding ist, das ist versperrt, V 49 b, 51 d. kain weip sol arbaiten
praite leinmet sunder smale ding, V 28 c.
düig-bank stf. Gerichtsbank: vor gehegter d., Stb. Brüx X. 441.
das vor unser gehekte d. komen, Igl. Bgr. N. 89, 1.
dingen sivv. intrans. 1. Gericht halten. 2. vor Gericht reden,
verhandeln, seine Sache führen, vor Gericht unterstützen. 4. appel-
lieren. 5. einen Vertrag schließen, trans: 6. vor Gericht laden.
7. durch Verhandlung festsetzen. 8. ausbedingen. 1. der vursprech
dingte im alle seine recht, Igl. Str. 236. 245. Igl. Bgr. N. 5, 3. 59, 2.
46, 2. 52, 1 u. 3. Do dingte in der f urspreche alle ir recht — u. iaget
nach dem bekenntnuss, N. 6, 1. eiu vursprech, der dingt uns alle unser
recht N. 118, 2. der herczog wart do dingen (versprach, tat Gelübde),
daz, er (der hl. Apiollinaris) geruchte in zu bringen czu Pehem uz,
den bandin, Dal. 132, 29 (59, 94). 8. in der Bedeutung mieten (ivie
Myst.): einen gedingeten knecht schol man nicht slahen, Igl. Str.
157. daz, man ain urtail hat gedingt („berufen") an den herczogen
(Albrecht den Lahmen v. Ost.), Hf. Br. einen gesellen dingen und
seczen — an der herbrig czu dem vater (Herbergsvater), Igl. Stb.
V 177 a.
diug-haus (dinc-hüs) stn. 1. Gerichts-. 2. Rathaus. 3. Synagoge.
4. Consistiorium. 5. Halle bei einer Kirche, atrium: da namen di
ritter des richters Jhesuin in dem dinkhaus (in praetorium), T — B
Matth. 27,27. in den hof des dinkhauses, Mark. 15,16. Joh. 18,28.
18, 33. Philipper 1, 14. 5. Und di alter (Altäre) , die gemacht hette
Manasses in den czweien diukheusern des tempils (in duobus atriis)
unsers herren, die czubrach der kunic, "W— B Kön. P7 23, 12. Ste
in dem dinkhause des houses unsers herren , Jer. 26, 2. und das
grossere d., sinewel von dreien czeilen gehowner steine u. einer
dinne — dorf 165
czeile mit gehobiltem holcze, Kön. III 7, 12. uncz bis an das grosse
d. (atrium maius) , Kön. III 7, 9. das inner d. des kuniges , Esther
4, 11. sie stunt in dem d. des kuniclichen houses, Esther 5, 1 ; ferner
Par. II 4, 9. II 20, 5. in dem d. des kerkers (in atrio carceris),
Esdr. II 3, 25.
dinne Adv. darinnen, Chr. v. Elbog. 31, 13.
dinsen stv. I 3 gewaltsam ziehen, zerren, reißen: etslich (der
ämei^en) ein lemmel nach ir dans, Alex. 23 138.
dirn (== diern, -e, dirn, -e) stswf. ich sun deiner dirn (ancillae
tuae), Sol. 90, 27. der dirn (ancillae) tu semelichen, W — B Deut.
15, 17. und ich wil ousgeen mit meiner d. (abra mea), Judith 8, 32.
ich habe eine d., das ist Bala (famulam Balam), Gen. 30, 3. di dirn
(Tochter des Jairus) ist nit tot, T— B Mark. 5, 40. 5, 41. Matth. 9, 24.
9, 25. der dirn (Herodias), Matth. 14, 11. Mark. 6, 22. eine von den
dirnen des obersten phaffen, Mark. 14, 66. di dimutikeit seiner dirne
(Mariens), Luk. 1,48. wir sein nit sun der dirne (der Magd), wan
der freien, Galater 4, 31.
dirte (= dritte) Ordnungszahlwort. Hektor was der dirte suon
— des Parmenio, Alex. 4603. der dirte tac, 6624.
dirnel, diernelin, diernel stn. kleines Dienstmädchen, Mädchen :
der garten sol gefallen auf mein dierndl ursl, die ich bey mir czeich
und halt, Igl. Stb. V 103 d. das dürndl [kleine Tochter), V 32b.
disputieren 1. swv. disputare: Und her disputierte über die
holczer von dem cedirpoum, der do ist auf dem libaniscben perge,
Kön. III 4, 33. 2. stn. Ist nu wider den menschen mein d. (disputatio
mea), so das ich pillichen nicht sulle betrübet werden, Job. 21, 4.
distel stmf. Distel: dorner und disteln wirt sie dir tragen,
W— B Gen. 3, 18. die d. lasset sie (die segensz des todes) stän,
Ack. 24, 16.
diute stfn. Deutung, Erklärung : iu ze diute sagen, Alex. 165.
22236.
doben (= da oben, doben) Adv. da oben : doben uff dem slosse
lassen, Stb. Brüx N. 343.
dol, -e stf. das Leiden: nach wachenden kumbers dol der
guoten was in släfe wol, W. v. W. 2086 f. da^ si banlichen dol liten,
'Legende 482. da^ ir herre leit strites dol, Alex. 14262. werlt, ditz
■ ist ein bitter dol, 27365.
donder (auch doner, toner, donre, dunre) stm. Donner, Traut,
i Chr. 64. 179.
donder-streich * stm. Blitzschlag: ein d. hat auch in pulver-
t türm geschlagen, Traut. Chr. 230.
dönen (= doenen, dönte) swv. singen, spielen auf einem Instru-
'. \ment, tönen, donnern*: und über sie wirt her in den himeln donen
i (tonabit), W— B Kön. I 2, 10.
doner-döz,* stm. Donnerschlag: ein weinen also grö^ als ein
i heller d., Alex. 27068.
doner-schric* (Gen. schrickes) stm. Donnerschlag: als ein
$ strenger d. — wart den vinden nach gejagt, Alex. 14191. den er
was e ein meigenplic, den ist er nü ein d. ze sehen in ir ougen, 27 518.
dorf stn. Dorf: das d., Schretel 43. er ligen sach ein schoene
:-: (f.?) d., 41.
166 dorf-grenitz — drei-leich
dorf-grenitz stf. Dorfmark, Traut. Chr. 205.
dorf-schaft stf. Dorf, -gemeinde: es sampnet sich alle d., Hier.
170, 8 u. 11.
dorf-vride stm. Dorfeinfriedung: Von wegen des dorffridtes,
dass ein nachbahr den andern verfrieden soll zu rechter zeit — thete
aber ein viech schaden — da soll sich kheiner rechnen an dem viech.
sondern derselbige, der den fried nicht gebessert hat, soll des ent-
gelten, Chlum. II 13.
dorns-, dors-tag stn. Donnerstag, Traut. Chr. 63. 71. 80. 147.
dörpel-heit (dörper-heit) stf. bäurisch-rohes Benehmen: den,
die sich dörpelheite Schemen und tragen zuhtbseren siten, Alex.
18886.
dosewist = do seibist, da, Igl. Rspr. I.
döuwunge stf. Verdauung: ez, der d. hceret zuo (trägt bei),
Alex. Anh. 577.
döz, stm. Schall, Geräusch (von (diesen): tambür und pusinen
gröz,, gäben do schalbseren döz,, W. v. W. 1420 f. mit schalbserem döz,e,
1537. rotumbel gröz, gäben ungevüegen döz, Alex. 21840. in
schallebteren döz.e, Alex. Anh. 451. der schal so michel und der döz,.
Trist. 1270.
draejen swv. Prät. dräte, drsete, drete, sich drehend bewegen,
wirbeln: daz, die sträle guldin hin drete von dem helme sin, Trist.
2072.
dräte Adv. schnell, eilig: W. v. W. 1734, sin ors unmäz,en d.
lief., Alex. 18988; Alex. 10015; Trist. 438. 1474. 6774. Dal. 19, 2.
drot (: gotj, 20, 7. drot (: morginrot), 21, 26. gebot: drot, 24, 38.
25,1.
drei-ding* stn. eine Art Dorfgericht. Im namen gottes hab
ich dreiding gehöget, im n. g. geb ich dreiding widerumb auf,
Amen. Schluß des Dreidings von Politz. Im Braunauer Länd-
chen fanden sich noch im 18. Jh. Dorfgerichte unter dem Namen
„Dreidinge" lebendig; daß diese in einem gewissen Zusammenhang
mit dem 3 mal im Jahr abgehaltenen Gerichten des 13. und 14. Jh.
der Klosterbauern von Braunau u. Politz stehen, ist wahrscheinlich,
Schlesinger, Deutschböhm. Dorfweistümer Mitteil, des Vereins für
Gesch. der Deutschen in Böhm. XV S. 174. Über Dreidinge in
Schlesien vgl. „Kurtzer Unterricht von dem nunmehr veralteten u.
verloschenen, aber doch hochnützlichen u. Gott gefälligen Dreydinge
usw., Görlitz 1582, Liegnitz 1595 u. Leipzig 1615.
dreies s. dries.
drei-gekrönt* Adj. mit dreifacher Krone: des babstes stule
mit seiner dreigekronten infel wer wir (=der Tod) nun gewaltig.
Ack. 9, 8.
drei-gerüdert * Adj. mit drei Ruderbänken: noch kein gros
dreigerudertes schif (trieris magna) czihen wirt durch es. W — B Js.
33, 21. s. auch dril-geriidert.
drei-leich (=dri-lich. drilch) Adj. dreifach: d. in den personen
u. einen in dem wesen (trinum quidem in persona, sed uuum in
essen tia), Sol. 87, 14. drileichs in den personen u. ein in der wesung,
101, 3.
drei-lig — drischel 167
drei-lig, dreiling (= drilinc, -ges) stm. bestimmtes Maß,
= 24 Eimer: ein dreilig bier und vier seidlein wein, Traut. Chr.
228. einen halben Dreiling wein, Igl. Str. (59) S. 326. einen dr.
weins, 278. 317, S. 229. ein runder Holzblock von bestimmter Länge.
ein dreiling holz ist ein wer, 50 ist ein zal, 50 zal ist ein tausent,
Traut. Chr. 250.
drei-seitl-kendl * stn. 3 Seitel haltende Kanne, Igl. Ms. 16.
dreinel stm. Balke, Riegel, Keule: er ist czu geloffen mit
ainem d. u. haben also den Steffen — niedergeschlagen, Igl. Str. (76)
S. 343.
dreng-lich Adv. in Bedrängnis: etlich armleut gefangen —
und die d. und gefencklich gehalten — werden, Eg. Chr. 1123
8. 300.
dresekunge stf. (bei Lexer nur aus Br. H 7, 95) das Dreschen:
Die tochter Babilonis ist sam ein tenne czu der czeit ir d. (triturae),
W— B Jer. 51, 33.
dreunge stf. (von drsejen unregelm. swv.) Drehung s. bei
sliez,unge.
dreu (==drouwe, dreuwe, droe, drön) stf. Drohung, Traut.
Chr. 50. s. drö.
dreu-brief* stm. Drohbrief: Traut. Chr. 214. 282, s. drö-
briet.
dreuwen (= dröuwen) swv. drohen: dein hruder drewet dir,
W-BI26d.
dreu-rede (= dröu-rede) stf. Drohung: Es sal auch nimand
von richter ader scheppen sich beruffen mit d. (= wenn diese ihm
ein schlechtes Urteil in Aussicht stellen), was schadt des richters
arge meinung, ab die werk der ungerechtikeit niebt nochvolgen,
Const. IV 20, 9.
dreuer, dröwer, dröer, droer stm. Droher, Traut. Chr. 211. 281.
282. 275. 323. 324, s. dröer.
dries, dris Adv. dreimal: dries sie den sanc sungen, Alex.
Anh. 1840.
dril-gerudert Adj. d. schiff = Triere: kumeu werden sie in
d. schiffen von dem lande ytalia (in trieribus de Italia), W — B
Num. 24, 24.
dringen stv. 13 1. flechten, weben. 2. zusammendrücken, drängen.
3. zu höherer Abgabe, Leistung nötigen. 4. verdrängen. 5. trans.:
sich drängen. 3. der urbarer mag in nicht hoher gedringen (mit
mehr Ortern den Berg zu bauen) als: 1 lehen mit drien ortern, eine
lehenschaft mit eime orte, DIR 14,2. 4. ab si nicht neher sein, das
sie haben in gewer u. in gewalt, czu hesiezen u. czu beherten, be-
halden sein — wenn das sie die junkfrawe u. die fraw mit der clag
davon gedringen mugen ader schullen, Igl. Str. 305. 5. daz dringen
{Hinzudrängen) die guote da wolde Tiden äne zorn, W. v. W.
1533 f.
drinn*? Teichname: umb den newen teich auf Zaisawer grünt,
drinn genannt, Igl. Stb. III 232 a.
drischel stf. Dreschflegel, tribula. W— B Par. I 21, 23. PI.
sw. die drischein.
168 drischuffel — druckform-setzer
drischuflfel, drüschuffel (= mhd. drischüvel) stnm. (auch
kämt, der drischüwl nach Gr. Wb. 3. 431 zu dreschen, weil am
Eingang des Hauses auf der Diele gedroschen wurde). Türschwelle,
Urnen: Er kniet uf daz, drischowel in der kirche, Dal. 76, 10 (30, 75),
76, 16 (30, 81). wer den schaden wil vermidin , der sol den vingir
bei der tor dem drischowel nit legin vor, wen er in zcusmuckt
(zerquetscht) 192, 9 (85, 122). ez, fugit nit den fingir zcu legin
czuschin (zwischen) tor und d. regin, 117, 5 (52, 35). di unib ein
druschouwel kregtin (stritten) , 24, 6 (3, 19). undir dem Petrech
(Ortsname) ein drisschowel glich, 32, 21 (7, 44). durch daz, dris-
schowel do wart di stad gnant Prag (Tschech. praha, volkseti/molog,
gedeutet als Schivelle), 32, 22 (7, 45). droschowel, 32, 27 (7, 50). Und
der fürst wirt got anpiten über dem drischschuffel der porten u.
wirt ausgeen (super limen portae) , W — B Ez. 46, 2. der fürst —
wirt steen auf dem drüschuffel (in limine) der innwendigen porten,
Ez. 46, 2. wasser auf ensprungen under dem drüschuffel des hauss
(in latus templi dextrum), Ez. 47, 1.
drö (drö, drouwe) stf. Drohung: den argen was sein rede ein
dro, Wh. v. W. 4048.
drö-brief* stm, Drohbrief, Traut. Chr. 282.
dröer stm. Bedränger, Bedroher: es haben die hern von Traut-
naw ihren droer gefangen bracht, Traut. Chr. 211. 323. des drowers
Gorge Santmans knechte — haben einem bauer 100 taler ge-
nomen, 281.
dröeri, dröerei, dröore* stf. Drohung, Traut. Chr. 31. 83. 281.
drom* stn. Tuchrest. Sed frusta, volgariter dromer, ad civi-
tatem Olomuczensem reducere non debent, sed in illis foris vendere,
cui possunt. Fremde Tuchmacher dürfen in der Stadt Olm. selbst
nicht Tuch ausschneiden, Olm. Stb. 93a 3 u. 9. s. drum.
dromede (= droinedär) stn. Dromedar: die uberflussikeit der
camelen wirt dich bedecken, die dromeden der lande Madian u. Effa,
W— B Js. 60, 6.
dros s. droz,z,e.
drossdrani* stf. Wasserablauf kanal {vielleicht aus dror stm.
Sumpf, trör stm. n. her abtropfende Flüssigkeit, got. driusan, herab-
fallen und dram stm. Gewoge; oder zudräni(e) stsiom. Balken oder
rame, reme swmf. Stütze, Rahmen): Die schüdt in der d. , so einer
seinen Gründt di schütt nicht wird machen und durch wasser ein
schad gescheh, so ist der schuldig wandel, Chlum. IV 50.
drotz-lich s. traz-lich.
drower (= dar-obe, drobe) Adv. darüber, Brunn. Str. II 206.
droz,z,e siom. stsiuf. Schlund, Kehle: der Dorink (Thüringer)
sneit dem konige vil snel ab sin dros unnd sin kel, Dal. 216, 34 (98).
drucken, drücken swv. 1. drücken, bedrängen. 2. auspressen.
3. coire bei Vögeln. 4. ein Buch drucken. 1. si dructen an daz,
fremde her (rückten an das Heer heran), Alex. 3623. mit stürme er
an die stat dructe, 5276. du siehst daz, dich di geselschaft druet,
T— B Matth. 5, 31.
druckform-setzer* stm. Setzer in einer Druckerei: Traut.
Chr. 255.
drum — durchgraben 169
drum stn. PI. drum, -er Endstück, Ende, Stück, Splitter,
Tuchrest (Zoll hiervon auf der Prager Brücke): Item de usione,
quantum drum dicitur, IUI gros, Prag. Str. 7, S. 8. hoffnung aller
drümer der erden (omnium finium terrae = Gott), Sol. 87, 33. 97, 36.
druinel- Schlager* stm. Trommelschläger: Bartel Weisz, d.,
Traut. Chr. 330.
drumen, drinnen swv. in Stücke schlagen : dö wart — ir herten
schilt von in gedrumet, der man sie blöz, sach riten, Alex. 14288.
drümlein stn. Demin. von drum: 1. Haarlocke. 2* Tuchrest
siben slaier und drei drümlein, Igl. Stb. V 149 d, etliche tuech u.
druemlein (Tuchreste), V 279c. III drumlen, V 281b.
drunzel, drunzil (mhd. auch trunze, trunzel) stn. gebrochenes
Sperrstück, Speersplitter: die drunzilen Stuben — in die luft, Trist.
1746. durch sin houbt daz. drunzel bort, Alex. 13938.
drüsse (= druos stf. drüese swf. Drüse, Beule) ; drusse Drüsen-
geschwür, Pestbeule: das dir gott di drusse gebe, Elbog. Chr. 105, 1.
drüz.z,el stm. Gurgel, Schlund, bei Tieren auch Rüssel, Schnauze:
den keisir der kunig uf der stet ruckt bi dem druszil und greif im
an den ruszel, Dal. 187, 2 u. 3" (83).
düchtig (mhd. tühtec, -ic) Adj. tüchtig, brauchbar, edel und
fein gesittet: Du fragest, war zu wir duchtig sein und waren,
Ack. 24, 4.
düiup-lächter* (aus düme swm. Daumen und lächter md. für
läfter, kläfter fn. Klafter der Bergleute, ein Längenmaß von 4
(dum-) eilen; so helt ein dumplochtern 4 elen, Traut. Chr. S. 190, s.
daumelle.
dupeln s. gedupelt.
dünken unregelm. sivv. (Prät. dühte, später dauhte, Konj.
diuhte, Part, gedüht) scheinen, dünken: sie gedauchte, das 1000 pferd
und me noch in reuten, Böhm. Chr. 36.
dunten (= dä-unten) Adv. d. = da unten, Traut. Chr. 281.
durch-echten (durch-sechten) swv. verfolgen, subst. Inf. — stn. :
den antwurten (übergeben) sie euch in durechten, T — B Matth. 24, 9.
den wirt alz, inichelz, d., Matth. 24,21. nach den d., 24, 29. so daz,
d. und die iagung wirt gemacht, zehant wirt er betrübt umb daz,
wort, Matth. 13, 21; Mark. 13,24. die Juden — derwekten ain d.
wider Paulum und Barnabam, Btb. 13, 50. tailhaftig in dem d. und
in dem reich, Offenb. 1, 9. wir derleiden daz, d. und enthabens = wir
erleiden Verfolgung und dulden es, I. Korinther 4, 12.
durch-gen (auch durch-gän) stv. red. unregel. durchdringen:
Durchgents liht, beit des blinden = lux, quae transis, exspecta
caecum, Sol. 7, 29.
durchgenge - stelle * stf. Ort mit zollfreier Warendurchfuhr:
ein marktfreie d., welche mit einem namen genennet wird New
Trautnaw auf der Aupen, die iczund unser ist, Traut. Chr. 17.
durch-gengig Adj. laxus, penetrabilis, pervius, durchdringend:
ewiges wort, das durchgengiger ist wenn kein durchsneidents swert,
Sol. 2, 24.
durch-graben stv. IV. grabend durchbrechen : auf die rede (damit),
das im sein haus nicht d. wurde, Hier. 21, 20.
170 durch-gründen — durch-slag
durch-gründen swv. bis auf den Grund dringen, ganz er-
gründen : der erden tief durch irdisches guts willen d., Ack. 52, 7.
durch-komen stv. 1 2 bis zu den abgebauten Lehen vordringen :
der czweier schacht ainer d. ist u. gevertiget ist also, das man dor-
mit arbeit allez,, das not ist czu den lehen, Igl. Bgr. N. 45, 5 u. 8.
vom tag ist kain schacht d. in die vorgenanten lehen, die wir uber-
varen haben, Nr. 45, 6.
durch-legen swv. 1.* ganz und gar bedecken. 2. mit Zierrat,
Edelsteinen besetzen. 1. aller gaz,z,en wege man hat mit riehen
tuochen durchleit, Alex. Anh. 1975.
durch-leuchtig (= durch - liuhtec) Adj. alles durchstrahlend,
helleuchtend, berühmt, durchlauchtig): das die kirche erleuchtet
wurt mit irem durchleuchtigen scheine, Hier. 223, 2. ir durchliuhtec
mündelin — sie dem fürsten bot, W. v. W. 747. rubin gar durch-
liuhtic rot, Alex. 9380. der durchleutigen fursten, Igl. Bgr. U — A
Einl. dem durchleichtigisten, grosmechtigen — fursten u. herrn
Heinrichen herezogen czu Sachsen, Igl. Bgr. N. 108.
durch-leuchtigkeit (= durch-liuhtec-heit , eontemplatio) stf.:
aber unser d., die allewege wacht czu gemache der undertenigen
= sed nostre serenitatis provisio semper invigilans commodis sub-
jeetorum), Const. I 7, 22.
durch-liuhtic s. durch-leuchtig.
durch-lustig* Adj. höchst erfreulich, höchst beglückend: Ir
hapt sie hin mein d. augenweide, Ack. 6, 14.
durch - nechtig -liehen (= dur-nehtec-lich von dur-nehte,
-nahte) Adj. vollkommen: das verre wurkende gehören (Gehör)
gar d. mit einem dünnen feile vergittert zu prufung u. unterscheit
mancherlei süsses gedones, Ack. 39, 1.
durch-pelzen* (von beizen, pelzen sw. aus tat. impellitare,
pelzen, pfropfen, wie durch-phlanzen = völlig bepflanzen) sivv.: ge-
pflanezet hab ich meine weingerten u. habe sie durchpelczet (con-
sevi arboribus), W — B Prediger 2, 4.
durch-reinig (= durch-rein) Adj. man (vergl. durchreinigen
permundare, Evang. M. 3, 12). ganz rein: d. äugen, purgatissimi
oculi. Sol. 92, 6.
durch-slag stm. 1. Das Durchschlagen, 2. Durchlöchern. 3. die
Öffnung, um das zurückgehaltene Wasser abzuleiten (bergm.). 4* bes.
Herstellung einer offenen Verbindung zweier Bergtverke oder eines
Bergwerkes mit einem Erbstollen unter Tag. 5. Küchengerät zum
Durchseihen. 6. Spitzes Werkzeug von Eisen oder Stahl.
4. Da im Gegensatz zum heutigen Bergmaß (vertikal von den
Enden des über Tag gezogenen Maßes in die Erde) früher das
Grubenmaß vom Streichen und Fallen des geliehenen Ganges ab-
hängt, kann es kommen, daß, „wo andere enploste genge von einem
hauptgange ader verlihen massen am tag genug ferne von einander
weren und doch in der teufte tzusamne fielen". Ein solcher Streit
kann nicht durch Markscheidekunst, sondern muß durch einen Rechts-
satz entschieden werden und zwar hat der Altere im Feld den Vor-
zug vor dem Jüngeren, der die Vierung (das Grubenmaß) des Alteren
leiden muß. Das Alter im Feld wird durch die Verleihungshand-
feste erwiesen: Wo lehen czu krige ligen kegen einander, wie vil
durch-slag 171
er sein, u. eine die krigent, in sei mer und e vorlihen, und der
leiher oder der urbarer, der in di leben vorlihen hat, ist lange vor-
varn (tot oder weggezogen), do si sich wellent anezihen (auf den sie
sich berufen wollten), welche danne ir hantfesten weisen, domit sie
wollen volvarn, di eldeste und di e geschriben ist, di beheldet ir
recht und was in beschriben ist u. vorlihen, D I R 30. Pauwent
czwaierlei gewerken pei einander, di peiderseit hantvesten haben
über ir lehen und durchslabent sie czu einander und werdent darum
czu krige, welcher dann die eider hantvesten hat, dem schol man
sein recht e geben deune dem andern, Igl. Bgr. N. 43 u. N. 44. Auf
Grund solcher schriftlichen Zeugnisse ivird geteilt czu einem rechten,
das man dem eidern gemessen berge zu der Mawer u. allen seinen
lehen ir recht nach des zuges lenge uff das hangende u. uff das
ligende geben sol, N. 51, 12. als wir clag u. antwort und auch des
pergspuch abschrifft gehört u. vornomen haben, so taile wir czu
ainem rechten, das man dem eitern perge von Sent Jürgen ee (als
dem vom prunne) geben schol u. messen schol; hat dornach der
perkmaister von Sent Jürgen dem p. vom prunne icht czu schaden
gehawen, das pesser er noch dem rechten, Nr. 52, 6.
b) Recht des Enthauens. Auf rasches Vordringen in die Tiefe
ist dadurch eine Prämie gesetzt, da/s, wer eher zur Stelle ist, auch
im fremden Felde Erz hauen darf bis 1. er mit dem auf demselben
Garige rechts oder links angesessenen Nachbar durchschlägig xoird
(„offener Durchschlag") oder 2. gegen seinen Bau auf dem Hangenden
oder Liegenden von dem auf einem fremden Gang angesessenen
Nachbar Einspruch erhoben wird („blinder Durchlag"). Im 2. Fall
braucht der Einspruch Erhebende den Durchschlag nicht abzuwarten.
b) 1. Da naturgemäß ein Gang zuerst nach dessen Streichen
abgebaut wurde, konnte es sich lohnen, dem auf dem selben Gange
angesessenen, entgegenarbeitenden Nachbar durch rasches Vordringen
was ab zu geivinnen, während dieser natürlich an der bedrohten
Stelle rasch entgegenarbeitet ; denn mit erfolgtem offenen Durchschlag
(wobei es in älterer Zeit sehr gewalttätig herging) endet das Recht
des Enthauens. Beide Teile müssen nun abivarten, bis die Ge-
schworenen die Markscheide weisen. (Nach andern Quellen z. B.
der Kremn. BO. Art. 9 kann ohne Markscheidung sofort weiter
gearbeitet werden, so daß jeder dem andern 3/4 Klafter fernbleibt,
nach der steir. B 0. v. 142-1, Plattner S. 24, danu, wenn „der Durch-
schlag in ödes Gestein geschieht"): Ist das bergleute nebin einandir
arbeiten, is sie an bergen, lehen adir lehenscheften, einer mag dem
andern enthauwen unde angewinnen sines berges unde sines erezes,
so meiste er mag, bis das si kegin einandir durchslahen. So das
geschit, so sullen si denne beide den durchschlag rümen, bis das die
gesworne doczu komen unde einen iczlichen bescheiden, wo er in
dem sinen mit rechte erbeiten möge an hindernisse, D I R 19 (Schemn.
Begr. (15); Freiberger Bgr. B. § 34. mit dem Zusatz hinter rümen:
iczlicher llt eines lochtirs, Schemn. B. (8): 3U eines lochters). In
Igl. Bgr. N. 52, 2 sagt der bergmeister von Sent Jürgen: ich glaub
ewern genaden wol, das ir nimant in mein perkwerk sent so lang,
unez das wir mit durchsiegen czusammen komen. Darnoch in
kurezer frist machten sie czwischen denselben perkwerken (v. Sent
172 durch-slag
Jürgen u. vom prunne) ainen durchschlag — , da sagt der Bergm.
vom prunne: es ist gescheen ain durchslag czwischen den perkwerken
czum prunne u. czu Sendt Jürgen (3). Entscheidung: das man den
eitern perge von Sent Jürgen ze geben schol u. messen schol, hat dor-
noch der perkm. v. Sent Jürgen dem p. vom prunne icht czu schaden
gehawen, das pesser er noch dem rechten, 52, 6. — Es fuget sich
czu czeiten, dass ein offen durchslack geschach czwischen 2 gemessen
pergen, die czu häuf durchslugen. — Do behauten die Steiger, das
sie durch den durchslak gevaren weren czu ainer gruben in, czu der
andern wider aus, Nr. 45, 1. ein d. ist geschehen zwischen den —
pergwerken, dem Schechtel u. den Kaufleuten, N. 46, 1. als si — ir
gepeude gevurt haben, pis si mit einem offen durchslage kumen
sein in ander leben und in marscheider darczu gegeben sein, die
haben ein steende marscheide gegeben peiderseit, Nr. 8, 1. d.
czwischen send Jürgen u. dem perkwerk czum Goldsmiden, N. 3, 1.
d. vom himelstoss czu den Wagnern, 5, 2. W. Kauffmann — u.
Andres Plumel mit iren gewerken — hatten czu tedingen von ains
durchslag wegen, der czwischen iren pergwerken gescheen ist,
N. 60, 1. ferner N. 40, 2: N. 50, 1 u. 3; 53, 12 u. 13; 55, 1; 64, 1, 63.
ob der dorchslag aus dem schacht in den obristen alden Schacht
komen sei oder nicht N. 6,2. sie haben uns vorgeleget wie ein d.
czukumen wer aus irer gruben in di gruben genant czum Schirmer.
— Der vorsprech der gewerkeu von den Schirmern sprach: Es
geschach, das ein d. czukumen scholde, des si sich vorsahen,
czwischen in u. den Wagnern u. gingen czu den oberesten steigern
u. paten di durch eins rechten willen, das si ir diner mit in in ire
grübe sentten ader selber mit in vuren: si vorsehen sich, es were
ein d. czw. in u. deu Wagnern gesehen, das her dorezu vure u.
sehe, das kein unfuge icht geschehe. — Noch dem kurczleich do
wart durchslagen. — Do sandten di oberisten Steiger ir gesworn
diner in peide gruben u. enphalhen den, das sie best eilten und
ouch dopei weren, das von des durchslages wegen kein unfuge icht
geschech. Di selben vuren in peide gruben czu dem d. u. sahen,
dass der wint entwer ging u. sein czuge nicht redlich hette, wider
hiher noch dorthin, und das der d. auch dennoch nicht czu was
geweit. — Sie bekommen von den oberisten Steigern den Auftrag:
das sie die vocher in paiden gruben, di den wint gehindern mochten
an seim czuge, czuslahen scholden. — Igl. Bgr. N. 63, 2. Obige Be-
stimmungen über den „Krieghau'' gelten auch für Lehenschaften u.
selbständige Lehen. Nach Freib. Bgr. § 12 werden die des Markgrafen
und der Markgräfin aktiv u. passiv vom Enthäuten ausgenommen,
b) 2. Da der Bau auf dem Sangenden oder Liegenden von
zufälligem Erzvorkommen in sogenannten Nebentrümmern abhing
und daher von de>i Mitbewerbern ein Entgegenarbeiten nicht ver-
langt werden konnte, wurde über einen solchen Streit anders ver-
fügt. Das gegenüber der ideellen Markscheide in „blindem" Durch-
schlag gewonnene Erz bleibt dem Eingedrungenen bis zum Wider-
spruch, (Joach. B 0. Art. 92. sali doch das ertz, so vor dem vorbott
gehauen ist, dem bleiben, der es gehawen), von da an kann u. soll
zivar weitergearbeitet, das gewonnene Erz bis zur Austragung des
Streites durch reale Abgrenzung der Abbauberechtigungen sequestriert
durch-slag 173
werden (mit der huete pehalten, reservari sub custodia, U — B 26.
vorpurget werden, also das is wedir einhalb noch anderhalb gefalle,
bis das is das recht entscheide, DIR 15, 1. Und das ercz, da3 in
der czeit aufgehaben wird, das sol man legen czu einem gemeinen
manne, das, wen der krig ende hat, das maus denne gebe dem teile,
das gewunnen u. gesigt hat, als das recht heischet, Const. 1 10, 2.
Die Abgrenzung nimmt eine Kommission (3 von den Parteien und
einer von der Bergbehörde zur Wahrung der Regalrechte bestimmt)
vor, deren Mitglieder dürfen an keinem der streitenden Bergwerke
teilhaben, später (Joach. B 0. Art. 92) der Bergmeister sampt den
geswornen und andern unvordechtigen bergkvorstendigen. Die Er-
mittlung der rechten Markscheider soll erst vom Basen aus mit
Schnur und Winkelmaß versucht werden, falls dies nicht gelingt, ist
der blinde in einen offenen Durchschlag zu verwandeln und dann
zu messen. Der ältere Berg kann (Recht der Vierung) verlangen,
daß ihm zuerst gemessen werde. Auf die festgesetzte Markscheide
muß der Enthauende zurückweichen. Das vom Widerrufe bis zur
Vollendung des Streites gewonnene, sequestrierte Erz fällt dem zu,
in dessen Feld es gewonnen worden, wenn in dem des Gegners, sind
diesem dafür die Kosten zu ersetzen: Und ist in keinem Stollen
oder perge an dem teil, daz da heizet hangendes oder liegendes,
ercze, oder ob es funden wiert, da man an czwifelt, weder es uz
der siben lehen mase si oder darinne, und peidenthalben ein griec
under den gewerken ist, wer daz pehaben schol, so schol man darczu
chiesen drie frume man, di ir entweder an keinem teile angehorent,
und den vierden darczu von der urburer teil, daz die vier man oben
an dem rasen ein winkelmaz nemen u. recht pesen, ob man den
krieg czwischen in muge czufuren (verrichten E.). Mac des danne
also nicht gesehen, so muz man die czwene genge czusamenvarn
mit einem durichslage, unde schullen die vorgenanten vier man, die
dar czu gekorn sint, aver (abermals) ein winkelmaze cziehen, u.
swie si ez danne perichtent, also schol ez stete peleiben, Igl. Bgr.
U — B 2-4—25. Buwet ein mann uff dem hangenden adir uff dem
leginden, also das man nicht enweis, ap is czu dem berge gehöre
adir ein frihes si, das sal man drien gemeinen mannen geben uff
iren eit, dem virden von des urbarers wegen, also das ir keiner do
teil habe an dem gebirge. Di sullen obene uff dem rasen di snure
czihen von dem höchsten der genge. Mögen si is gescheiden, is sal
craft habin. Mögen si is nicht gescheiden, so sal man von den
gengen der sebin lehen einen durchslag faren an die nuwen genge.
Wenne is denne das recht gebit mit der snure unde mit dem winkel-
masse, des ist das ercz usw., DIR 15, 1. n. Const. 1 10, 1.
c) Ein Bergwerk oder selbständiges Lehen, das durch mangel-
hafte Wasserhaltung ein anderes zu ertränken droht, sei es durch
offene Durchschläge (nur dann im Freiberger Bgr. B. § 27) sei es
durch natürliche Klüfte und Spalten, kann dem mit Ertränken be-
drohten auf Verlangen von dessen Gewerken nach 3tägiger Klage
von der Bergbehörde und Bezeugung durch Geschworene zugeeignet
werden (Igl. Bgr. N. 66).
d) Umgekehrt hat eine, durch Durchschlag oder sonstwie
eine andere vom Wasser befreiende Grube Anspruch auf eine
174 dnrch-slag
(wohl der des Erbstollen entsprechende) „Eigenschaft" , Const. II
3, 12: Wir seczen auch, das alle erbsilbergruben — nichtesnicht
rechtens auswendig der mase ader reine in den bruchen ader in
was andern dingen in behalden ader czuczihen sullen, nur die
eigenscbaft von den perkwerken, die ertrinken wollen, di ir wasser
ausczihen, ausfuren u. austrucken mugen. — Igl. Bgr. N. 68, 2:
Wiwol czwischen den gruben czu den goltsmiden u. czu dem stain
nicht offen durchsieg sint gesehen — so teil wir euch czu einem
rechten: es sei kluft czwischen den gruben oder ganezer stein, sint
dem mal und der herezog das perkwerk also gelihen hat (wo es
treugete, do scholt es eigenschaft nemen), und s. d. m. das di gruben
czu den goltsmiden der grübe czu dem staine wasser benimt, es
gesche durch klufte, die man gesehen mag oder durch risse oder
veule oder durch eczlich ander sache oder seig, der menschlich ge-
siebte nicht wol gemerken inak, dennoch schol die grübe czu dem
staine der gruben czu den goltsmiden von recht eigenschaft geben. —
e) Durchschlügig verbundene Bergwerke müssen den natürlichen
Wetterzug gegenseitig didden und dürfen ihn nicht durch Windfänge
verkehren Igl. Bgr. N. 63 : die gewerken czu der gruben czum Wagner
— haben uns vorgeleget, wie ein durchslage czukumen were aus
irer gruben in die gruben genant czum Schirmer, u. sprachen, wi
der wint sein czuge kreftiglich gewunen bette durch den selben
durchslag in di Schirmer u. do ausgangen wer. Nachdem die Ge-
swornen Steiger einen haspel (in der Grube der Wagner) funden,
der do vorkleibet u. vorpunet was, den lisen si aufprechen u. offen
— so das der wint sein czuge kreftigklich wider aus den Schirmern
in di Wagner gewunnen hat u. in den selben haspel ausgangen hat
u. noch get — N. 64, 5: Als di oberisten Steiger bekant haben, das
si gesehen haben, das der czechenwint aus dem kunigeslehen u.
durch di lehen, di do geboren czu dem gartin, sein czok vertigkleich
ungehindert durch den durchslag gehabt hat u. gangen ist in di
gruben czu den Querczin u. doselbist czu irem schachte ist aus-
gangen u. der perkm. u. s. gewerken von den Querczin dornach
wintfeng gesaezt haben, di den wint wider hinder sich in des gartin
lehen getriben haben — : das der selb czechenwint aus deme kuniges-
lehen u. durch die lehen, di do gehorent czu deme gartin, sein czug
schol haben durch den d. ungehindert in di Quercze u. czu irem
schachte aus — u. taile di wintfeng. di man dornach geseezt hat
von den Querczin, das di faul bleiben schullen. ■ —
f) Spat entstand das Hecht auf entgeltliche Benützung eines
fremden Schachtes zur Fahrt, einmal schon Kremn. B 0. Art. 21;
Hangenst. B 0. v. 1542 Art. 23. Schmidt 1, S. 333 und auf unentgeltl.
Verwendung erschroteter fremder Grubemvasser. Vergl. Zycha I §24:
Rechte der Bergwerke gegen einander.
d. eines Erbstollen in eine czeche: Des haben di selben den
stollen wider angegriffen, di in vor füren, u. sint gevarn mit einem
offenen d. in das selbe perkwerk u. gerten eines rechten („eigen-
schaft") von in. — Entscheidung: Beweisen di gewerken, der der
stolle ist, mit einem rechten, das her ir erbstolle ist und si mit
offenem d. in das perkwerk komen sint, so teil wir dem stollen sein
recht, Igl. Bgr. N. 74. — das hat der gesw. marscheider genumen
durch-slahen — durch-wunden 175
auf seinen ait, das her (der erbstolle) von der rechten wasserseig in
virdebalben lehen hat erreicht ir lehen u. vorschroten, aber der d.
der ist auswendik virdelhalb lehen czukomen. — Finden 4 gesworn
inarscheider (von ihnen einer von der urborer wegen), die weder am
Stollen noch dem Bergw. zum Steine Teile haben dürfen, das der
stolle in vierdelhalben lehen auf dem hangenden durchslagen hat u.
nicht alleine irrechent u. verschroten hat die lehen czu dem stein,
u. besagen das auf iren ait, so schullen di von dem stein ir wasser
in den Stollen sturczen u. dem Stollen ein sibendes geben, Igl. Bgr.
N. 73. In N. 74 lautet die Entscheidung: di weil der von dem erb-
stollen dem anderu, der vor da gepawet hat, mit offen durchsiegen
nicht wasser benimet noch wint pringet, das her in czu keiner
aigenschaft von rechte nicht getwingen mag. — Ferner N. 72. 76, 5.
ein d. in die uberschar czum pawern (Grube in Kuttenberg) Igl. Stb.
V 10 b. d. vom Czappenschen zu Sent Mertein, Igl. Kspr. I.
Wann ein Neufänger mehrere unter Tag durchschlägig ver-
bundene Gruben verschiedenen Rechtes besitzt, kann er von den mit-
bewerbenden Findern genötigt werden vor der Bergbeh. auf dem
Hundbaum zu schwören, daß das maßwürdig befundene Erz wirk-
lich aus der im deshalb zu messenden Grube stamme. U— B 7,
D I R 13, 5. Const. II 2, 6 s. neuf äuger.
Wenn Lehenschaften auf Nebentrümmer verliehen werden, so
dürfen die Lehenheuer nur bei „unbedingten'' Verleihungen auch
nach dem Durchschlag in den Hauptgang weiterarbeiten, bei „be-
dingten", (Const. III 1, 12. III 2) müssen sie beim d. vom Bau ablassen.
Feuersetzen zur Mürbemachung des Gesteins ist nur bei Durch-
schlägen nicht gestattet, Massan. Statut. 6.
durch-slahen stv. IV. 1. durchprügeln. 2. durchbohren.
3. schlagend durchbrechen: 3. pauwent — gewerken u. durchslahent
si czu einander, Igl. Bgr. 43 f= einen durchslag machen, das der stolle
auf dem hanguuden in 3 1/a lehen durchslagen habe in die lehen czu
dem steine (= mit d. eingedrungen) DIR I. 19. — 4. mit Metall-
schmuck versehen : ein cleit — mit gulde wol durchslagen, Ernst 2618.
durch-sneiden (-sniden) stv. II. zerschneiden, verwunden, bildl.
mit Schmerz durchdringen: ewiges wort, das durchgengiger ist
wenn kein durchsneidents swert, Sol. 2, 24.
durch-spehen* sw. kundschaftend, spähend durchstreifen: do
durchspehten sie die erde, W — B Num. 13, 22.
durch-vart stf. Durchfahrt, Durchgang : Nu thue auf die d.
meiner oren (penetralia) , Sol. 2, 23. der gestirne durchvart , Trist.
230. durch dieselbe d. (durch das thor des melzhauses) sal der
Michel Besniczer faren, Igl. Stb. III 151c.
durch - veucliten (-viuhten) sw. durchnässen: sein gepeine
werden durchveuchtet (irrigantur), W — B Job. 21, 24.
durch- vomieren* (von for-, furnieren swv.) ganz mit Furnieren
bedecken, W — B s. sliez,ung.
durch-wieren swv. mit Gold oder Edelsteinen durchlegen ge-
bende-gezieret und durchwieret, Trist. 4509.
durch-wunden swv. ganz verwunden (nur aus Wack. pr. 99, 7.
Gr A 3, 238. 1351) durchwundet hat er meine lenden (convulneravit
lumbos m.) W— B Job. 16, 14.
176 dur-echten — e
dur-echten s. durch-sechten.
dürft stf. Bedürfnis, Not: „Wann dich du (— dö) ein keisir
zcu höbe (= hove) rufit, so brenne eine mil (Meile) um dich mit
raube dürft, Dal. 99,6 (42,64).
dürft Adj. nötig, notwendig: daz. im nit was dürft, T — B
Joh. 2, 25. Matth. 6, 8. es ist dürft, daz. die trubsal kumen, Matth.
18, 7. den gesunden ist nit dürft des arczt, Matth. 9, 12.
dürftig', dürftig Adj. Arm, bedürftig: dürftiger, totleicher =
miser et mortalis , Sol. 8, 16. wan sie des dürftig sein , Igl. Stb.
III 55 d.
dürftig-heit stf. Unglück, Not: an dem tage der besuchunge
u. der grosen durfticheit, W — B Js. 10,3. kumen wirt ouf dich d.
(miseria), Js. 47, 11. dem was leide über ire d. (hatte Mitleid mit
ihrem Elend), Richter 10, 16 ferner II. B. 14b. VI. IIa, 52b.
dürkel Adj. durchbrochen, durchlöchert, mangelhaft*: d. ist
din (der werlt) triuwe, Alex. 27315.
dur-nechtig (dur-nehte, -nahte, -nehtec, -nahtec) Adj. voll-
kommen, woran nichts auszusetzen ist: nach durnechtiges meisters
siten, Trist. 19. d. in Jhesu Kristo, T — B Kolosser 1, 28. der wille
Gotes — wolgevallender und durnechtiger, Römer 12, 2. dorum seit d.
alz, euer himlischer vater ist d. , Matth. 5, 48. ob du wilt sein d.,
19, 21. ein d. volk, Luk. 1, 17. ein ieglicher sei d., Luk. 6, 40.
durnein (dürnin) Adj. von Dornen: ain d. krön, T — B Mark.
15, 17.
dürre (auch dürre) Adj. dürr, trocken, mager: bei trüben ge-
trank, auf dürrem ast, betrübet — bleib ich u. heul an unterlasz,
Ack. 5, 4 vgl. Wolfr. Parz. 57, 10 ff.
dürsten, dursten unpers. swv. dürsten: laz. dich nach sinem
sun durstin (sei ihm gewogen, hüte ihn wohl!), Dal. 59, 16 (21,11).
im vient si wurden durstin und kurn in czu vurstin, 218, 25 (99).
dürsten, dursten sivv. unpers. Prät. durste dürsten, verlangen:
helden, die sich dürsten län nach ritterlicher tat, Trist. 1310.
durstig (turstec) Adj. kühn: keiner was durstig in zu fragen
von des hin (wagte, ihn darum zu fragen), T — B Matth. 22, 46.
duz, (G. duz.z.es) stm. Schall, Geräusch: also kreftigen duz,, da
mit daz. waz,z.er tet val durch daz. bilde hin ze tal, Alex. 25254. ein
waz.z.ervluz. gap gar sturmlichen duz,, Alex. Anh. 606. so biutet
sin (des brunnen) wal mit duz.ze braht, Alex. 9840.
E
e (= e, ewe) stf. 1. endlos lange Zeit, Ewigkeit. 2. Gewohn-
heitsrecht, Recht, Gesetz. 3. bes. Norm und Form des Glaubens.
4. Altes und Neues Testament. 5. Ehebund. 1. von ewen zu ewen
immer mere, Legende 878. 2. in meiner e oder nicht (in lege mea),
W — B Ex. 16, 4. in der e unsers herren , Lev. 5, 17. sein sullen si
alle (unser Hab und Gut) under deiner e, Judith 3, 4. Als di e ge-
sprochen hat: was du wild, das man dir tue, das tue andern, das
gehört dorczu, Igl. Str. S. 356 oben. 3. er da leben solde, swelcher
e er wolde (christl. oder heidnisch) , W. v. W. 6474. die geloubent
eben — eben-starc 177
an den höben got u. geloubent der e, als er gebot, 5807. „nü sagent
des kristen e u. wie iuwer gloube ste", 5812f. lepte diz volc nach
unser e, (= christlich) ich wolde hie wesen, 5410. der bischof gap
überal die e, er lerte sie des kriuzes segen, 7788. fürstlich recht,
nach kristen e gesegent, 7802. do treit er kristen e. sin orden
tsete in lihte we (weil ihr noch Heiden seid), 6870 f. nach Kristes
e getouft, 6827. daz wir unser e verkürn = unser Christentum
aufgeben sollen, 3458. 4. got gebot in der alden e, Joh. v. Iglau
4. Gebot, noch der e, di du gegeben hast unsern vetern in dem
fewer, Sol. 68, 20. Mag aber der, der den schaden getan hat (Fuß,
Hand, Nase oder sonst ein Glied einem geraubt hat) des geldes
nicht gehaben, so rieht mau nach der E oder nach dem rechten, ain
aug um das ander, haut um haut und also um die andern gelider,
Brunn. R. II 9. 4. daz, uns wil triben von der e, die der werde Moise
üf Sinai dem berge nam, Alex. 72i5. 5. Ich bin vormalen in der
lieben lustigen ee gewesen, Ack. 42, 14. herre Tot, aller e brecher,
Ack. 18, 5. wer seinen sun oder tohter verlobt oder zu e gibt,
Eger Str. XVI. 1. das si an di rechtin e tretin (und nicht mehr
Vielweiberei pflegen), Dal. 80, 20 (32, 37).
eben, -e Adj. glatt, gerade gleich, gelegen* , passend*, ent-
sprechend: wie mir das fugsam u. eben ist, Stb. Brüx N. 335 und
Elbog. Chron. 2, 19. 35, 22. daz, die rede sin inuge sinen worten eben,
Alex. Anh. 1691.
eben, -e Adv. 1. gleichmäßig, paßlich. 2. bequem. 3. genau, sorg-
fältig. 4. gleich. 1. das phert — gie snelles zeltens eben, W. v. W.
7096. 3. allez, des sie muote, daz. stunt so ordelich und eben, 4111.
er vaz,t — die wort — eben in sinen muot, Alex. 25945. 4. da (im
himel) er gewaltecliche eben here und eben riebe sitzet ze sines
vaters hant. W. v. W. 3069. so mereke die stat gar ewen (genau),
Böhm. Chr. 59.
eben-bilde stn. Ebenbild, Abbild, Vorbild: vielleicht gedenken
(die Ratsherrn von Elbogen), mit dem ebenbild zu setzen (ein
warnendes Beispiel zu geben), das sich ander meiner gnedigen hern
anhengung (seine Anhänger) zu sein schew sullen entpfahen, Elbog.
Chr. 72, 3.
ebene stf. Ebene: ein teychtl, ligund hinter sand Johannes in
der eben, Igl. Stb. IV 245b. ein teich, gelegen in der eben, V83a.
eben-gröz, Adj. gleich groß, ebenbürtig: mir an adel ebengröz,,
Trist, 5752.
eben-her Adj. gleich vornehm, gleich herrlich: der im was wol
ebenher = ebenbürtig, W. v. W. 3787. 3069.
eben-hoehe stf. Belagerungswerkzeug, das in gleiche Höhe mit
der Mauer bringt, Alex. 2515. 14965. er machen hiez, e., di er
hiez, an die burc mit schiffen leiten, 9236. ietslich e. behielt driu
gaden, 9243. sie vielen üz, der e. dar üf (üf die müre), 9485; Alex.
Anh. 690. guter ebenhoe viere, Ernst 1399.
eben-krist (auch -kristen stswm.) swm. Mitchrist: desselben
bistu schuldig zu geweren deinen ebeucristen, Hier. 48, 25. das wir
got lib haben sullen — und dorezu unsern ebencristen, 55, 19.
eben-starc Adj. gleich stark: sin ros e. und vollenhoch was
ez, zu mäz,e wol dem man, Trist 1644.
12
Jelinek, Wörterbuch.
178 eben-teuren — echt(e)
eben-teuren (eben-tiuren) swv. in gleicher Höhe (als der Wert)
Bürgschaft leisten : Will er (wer im Streit um die gewer unterlegen
ist) denn hinwider teidingen, so scbol er dem, der di gewer erstanden
bat, den Weingarten ebentewren und clag denn, was er well, mit
also vil erbe oder mit bereitem (baren) gelt als tewer als der Wein-
garten ist, Cblum. VIII 22.
ebenthure, ebentiure s. aventiure: nacb der e. sage, Ernst
4281. als mir die ebenthure swur, 148.
ebenunge stf. 1. Atisgleichimg, Versöhnung. 2. Ebene*: 2. ouf
der e. u. velden der stat Jericho (per plana atque campestria) W — B
Jos. 4. 13. czu der erden der e. (ad terram campestrem), W — B IV
B 129c, ferner II 2a, III Ib. in den gepirgen und in der e. (in
montanis et in planitie), Jos. 11, 2. 12, 8 u. 18, 18. do di e. ergie
(Übergabe der Stadt), Alex. 24582.
ebich (ebech, ebich) Adj. verkehrt, böse: das under gen berge,
das ober gegen tale, das ebich an das recht hat die meiste menig
Volkes gekeret, Ack. 51, 11.
e-brechen stn. Ehebruch: das eprechen ist vorborgen W — B
Num. 5, 13. begriffen an dem e. (in stupro), Num. 5, 13.
e-brechen swv. ehebrechen: sie haben ge-ebrecht in die hous-
vrowen irr vrunde (moechati sunt in uxores), W — B Jer. 29, 23.
e-brecher (= e-brechsere) stm. Ehebrecher, moechus, W — B
Lev. 20, 10.
e-brecherinne (e-brsecherinne) stf. Ehebrecherin, adultera,
W— B Lev. 20, 10.
ebrecher-turni stm. Turm, in dem Ehebrecher gefangen ge-
halten wurden: ehebrecherturm, Eg. Chr. 675. 787. 804.
e-brechtig* Adj. ehebrecherisch: gesiecht ubelz, und eebrechtigz,,
T— B Matth. 12, 39.
e-breehunge stf. Ehebruch: deine e. = adulteria tua, W — B
Jer. 13, 27. der beget di eprechung, T— B Mark. 8, 38. 10. 11;
Matth. 15. 19.
ebtei stf. = abtei, Eg. Achtb. II 198.
ebtissine, eptisehinne* stf. Äbtissin: Böhm. Ch. 46.
echt (md. für e-haft) stm. 1. Gesetzmäßigkeit. 2. eheliche
Geburt: 1. ob er sein recht und sein echt icht pilleicher geweren
muge. Igl. Str. 229; 261 S. 157; 153 b. ob er sein recht u. sein
echt mit seinen amptleuten u. mit seiner marscheid — behalden
mug, Igl. Bgr. X. 44, 2. erstanden recht u. echte — erstanden und
erclagt haben, Mind. des Egerl. S. 73. für echt, Elbog. Chr. 76, 33.
echte-ding (im Gegensatz zu afterdinc, Nachgericht) stn. (md.
aus ehaft dinc) ordentl. Gericht, Judicium legitimum. Böhm.-Kam-
nitz, Linke S. 300 f.
Seht (e) stf. (ähte, sehte) Verfolgung, Acht: Swer der ist,
der an disem brief (das Egerer Achtbuch) geschriben wirt mit
gericht und mit rechter urteile, der ist in des riche^ echte und in
des landes echt und auch in der stat echt. Swer der ist, der an
den brief geschriben wirt, der kan davon nicht kumen an des richters
wort und an der purger wort, di zu dem rate gehorent, und an des
schribers recht, Eg. Achtb. I Einl. die in echt komen und in die
echt bracht werden, II Einl., II 1. 2. 3., in die echt braht wirt mit
echten — eder-mal 179
volge (Zustimmung) der scheppfeu hie zu Eger. II Einl. um gült u.
echte fride u. geleit geben, Eger. Str. B 34. wer aber, das der, der den
schaden (an Weingärten) tete, bei tag oder nacht hinqueme, so sal
man in einheischen (vor Gericht laden), kommt er nicht, so sal man
in echten u. in die echte tun nach recht der stat czu Präge, Stb.
Brüx, N. 108 u. Eger. Chr. N. 1067.
echten (= ähten, sehten) swv. verfolgen, ächten, in die Acht
tun: Dozelbinst hat mau geecht von deme seibin totslag Joeoff
Scherczfeld, den richter doselbinst zeu Meystersdorf, Böhm.-Kamnitz
Stb. N. 88; Linke S. 301; Stb. Brüx 108; Chr. v. Eger N. 1068
s. vorzelen. den groszern (von den Fröschen) er mit virslinden
(Verschlingen) echt, Dal. 123, 7 (55, 81).
echter (= aehter, ehter) stm. 1. Verfolger, Feind. 2. die Acht
vollziehender Söldner. 3. Geächteter. 1. schedlicher ächter aller
weite, fraissamer morder aller leute, ir Tot. Ack. 1, 8. ire veinde
u. ire echter (persecutores) W — B Esther 9, 16. In swes gewalt ein
echter begrifen wirt und weiz, daz er ain echter ist und in ein-
nimmt mit ezzen und mit trinken und mit allen dingen, derselb
hat daz recht, daz der echter hat, Eg. Achtl. I Einl. In wes gewalt
ein echter begriffen wirt u. weis, das er ein echter ist u. in ein-
nimmet mit e^^en und mit trinken — der hat daz recht, daz der
echter hat, Eg. Achtb. II E. Albrecht, der Pehem echter, Böhm.
Chr. 101. die der fursten rechte echter und plutvorgisser waren, 54.
ecke (mhd. auch egge) stswf. stn. 1. Schneide einer Waffe.
2. Ecke, Kante, Winkel. 3. acies*, de qua sectores — secant
metallum: der stolle heisset auch di czeil ader linie ader di ecke
(H, acke D.) von der die hewer erez hawen, Const. II 4, 2.
eckecht, ecket Adj. eckicht: die gros eckett kanell, Igl. Stb.
in 112 b.
ecker-lenge* stf. (bestimmte) Länge eines Ackers: da wer noch
ein ziemlich e. bis zum des hern Silbers granitz, Traut. Chr. 71.
ecke-stein stn. Eckstein eigentl. und bildl.: e. u. vestenunge
der heiligen christenlichen kirchen, Hier. 15, 4.
edel (e) stf. edle Abstammung , edle Art bi iuwer edele ich
iueh man, Alex. 6962. was; hilf et edle, waz, hilfet guot? Alex. 7789.
edeling stm. Sohn eines Edelmannes, offte wirt einer ein e.
genant von seines gutes willen, Böhm. Chr. 41, 85.
edelkeit (edelec-heit) stf. Adel, Vorzug: umb das die e. ader
adel im selber ein recht seezet (Versprochenes nicht zu geben, wäre
unedel) Const. III 7, 1. nu wolde got — den boum lobesam der
heiligen edelkeit nicht läz,en darben, Legende 783. und oft straft di
armut di gebursche edelkeit (oft sucht bäuerliche Armut den Adel
heim, = sinkt adelige Herkunft infolge von Armut zum Bauerntum
herab), Dal. 96, 16 (41, 17.)
edeinen (mhd. gewöhnlicher ätemen) siov. atmen: auf die red,
das der mensch geedemen mocht, hastu im gegeben di lautrikeit
der luft, Sol. 54, 4.
ederein* (von ader stswf. Ader, Sehne, Nerv, Bogensehne)
Adj. sehnig: e. strenge, W— B Bichter 16, 7.
eder-mäl* (e mäles) Adv. ehedem, einst, einmal: wer edermal
geswigen het, der scholde ewikleichen sweigen, Saazer Urkdb. S. 100.
12*
180 e-ding — ehaft
e-ding = echt ding, Böhm. Kanin. Stb.
effen (Praet. afte, efte, Part, geaffet, geeffet, geffet) sivv.
äffen, narren: swaz so gerne triuget, effet unde liuget, daz sie
wesen dem gehaz, W. v. W. 5793. ein mensche leuget, das er effe,
di is hören, Joh. v. Iglau, 8. Gehot. din maget — also efte Käedine
mit irem zouherküsselin? Trist. 6084.
eifern (auch avern, ävern) swv. 1. wiederholen, er eeuerte
(replicavit) alles, das im unser herre hette gepoten, W— B Nmn. 27, 23.
2. eine Sache gehässig toieder vorbringen, tadeln. 3. rächen: also dass
keine parthei furbass — sulcher verlauffunge der andern in arg, noch
rachsal nimmermer geanten noch geeffern sullen mit worten noch mit
wercken — 6n alle argelist u. geverde, Mind. Egerl. S. 79. die sach
in rachsal nimmermer geantten noch geeffern sol, S. 73. noch enwollen
wir alle obgenannte sache u. czwitrechte — nimmermer geeffern noch
handeln in keiner weise ön geverde, S. 48. sie geloben dies — nicht
anten noch effern in keinem argk., Elbog. Chr. 75, 11. 3, 17. dis —
hinfur nimermer anden, effern noch rechen, sunder das als eine ab-
getane sach — halden, Eger. Chr. 1089.
egel sivf. Blutegel: der egeln sint czwu tochter, W — B Spr.
30, 15.
e-gelübede stfn. Ehegelöbnis: den 25. may solle die Frantz
Junckhern Urschl mit dem Jörg Albrecht des ehegeliebts halber vor
das geistlich recht zue Regenspurgk stehen, Eg. Chr. 844.
eger-holz* stn. von der Eger angeschwemmtes oder auf ihr
geflößtes Holz: e. oder ander prennholcz ligen laz^en, Eger Str. A
XII 1, C 50.
egerisch* Adj. zu Eger gehörig: alle e. dörfer, Eg. Chr. 69.
bei der e. kantzlei 69. die Egerischen geschlechter 101. zwen e.
bawern, 49, S. 37. die e. soldner, 35. 36. der egerischen feinde, 43.
egerische entrunnene burger, 48. di egrischen burger, 12. uf
mainung, das si egrisch weren, 1162. di e. nonnen, 714. 840. im
e. craiß, 728.
Eger-leite* swf. (lite swf. Bergabhang, Halde) Egerufer: Nu
rügen wir unsere gemein auf der Egerleiten neben der Eger
herauf bis an der stat gueter, Rüge v. Prahl, N. 37 u. 43.
ehaft Adj. gesetzmäßig, ehaft ding = ordentl. Gericht s. echte
ding und ding, Gegensatz afterding: der aidpfermig beträgt czwen
haller pregisser u. in ehaften dingen 4 haller u. nicht mer, Prag.
Str. 73. der butel Ion ein haller u. in ehaften dingen zwen, Prag.
Rb. 17. welcher man dem andern pfant sezt varendes gutes (Faust-
pfand) — das sol ein man aufpieten dreu (3) gericht oder in ehaften
dingen zu einem mall, 23. ehaft, ehaftige not — causa legitima,
Brunn. Str. I 472 u. tl 191. pro causis legitimis absentiae, quae
vulgariter „eehaft not" dicuntur, 1472. ehaftiger not sint vier: di
erst heisset die herrennot ; di andere haisset Siechtum, der siech nicht
tugleich wirt an geczeuge; das dritt ist venchnusse; das vierd ist
waz^ernot ; u. ierret ein man der vier sach aineu, daz er ze rechtem
tag vur gericht nicht chomen mag (kann), wiert urtail wider in
getailt, das hat nicht chraft, II 191. der sechs ehaft not, die hie
geschrieben sint: 1. eines landes furste oder sein gewaldiger camerer,
der mag ein igleiche sache wol gehindern. 2. fewer oder uberig
ehaftig — eid 181
-Wasserflut. 3. gemeinen landes urleug. 4. gevenknusse oder raub
auff demselben wege. 5. natürlicher siechtum, der nicht logenlich
wiert angeczogen. 6. eines vaters oder eines elichen weibes tot,
Igl. Str. S. 365. in kein eehafte not daran nicht gehindert hat, Igl.
Str. 325; 36; I S. 358, Bgr. N. 93, 2 u. Const. IV 2, 3. Auch ob imand
aufgehalten wurde von e. not, Const. I 7, 13. verhindert mit e. not,
Const. II 3, 11 : wer sich außer durch e. n. gehindert, nicht inner-
halb 4 Wochen beruft, verliert das Recht dazu, Const. IV. 20, 21.
eehafte beruffunge an oberisten richter, Const. IV 4, 18. eehaftig be-
schirmunge (s. helfrede), Const. IV 4, 14. Wer aber von gebrechen
wegen oder sust von ehaftiger not nicht mit seinem eigen leibe
mochte ausczihen, der solde das beweisen vor dem rate, Prag.
Str. 64. e. sache (legitima causa) : ob si (die Gewerken) über di
14 tage bei den ersten in smiden lassen, dornach so mugen sie von
in nicht weichen äne e. sache, Const. I 15, 11. wan den posen vor-
poten sein alle eehaftige Sachen czu handeln, Const. I 5, 4. wenn
man beweiset eehafte sache, dovon er nicht kegenwortig mocht sein,
so soll man in widerprengen genczlich czu ganczer sachen an alle
minnerunge; wann von allen rechten u. gesetcze entschuldiget di
twingende notdurft, Const. IV 4, 14. — das gericht ist eine ehaftige
tat (actus) dreier personen, das ist: des richters, des clagers u. ant-
worters, Const. IV 4, 1. der als contumax verurteilte clager sol in
eehaften czerungen (expensis legitimis, Gerichtskosten) vorvallen
sein, Const. IV 4, 16. Ob einer den marktbach ohne ehafte not u.
ohne verlaub auskehret, — den sol man strafen an leib u. gut,
Taiding v. Friedberg 3. — von ehafter sache wegen, Igl. Rspr. XV.
ehaftig Adj. ehaft s. dieses.
ehebrecher-turm s. ebrecher-turin.
eke-geliebt s. e-gelübede.
ehe-halte (= e-halte) sivm. der das Gebot eines andern hält,
zu ihm in einem Vertragsverhältnis steht, Dienstbote: die ehehalten
s= Dienerschaft, Eger. Chr. N. 1197.
eke-leiblich* (= e-lich) Adj. ehelich, aus gesetzmäßiger Ehe
stammend: e. Sohn, Eg. Achtb. II 222.
eher (auch äher) stn. Ähre : siben eher, die wuchsen aus einem
halme voller getreides, W — B Gen. 41, 5 u. I. B 76 c. zerreiben di
errecher, T— B Matth. 12, 1.
ehern (mhd. auch ahern) sivv. Ähren lesen: Wo hastu geehert,
W— B Ruth 2, 19. Ruth gienc sit ehern uf da^ velt, Alex. 11487.
ei (Gr. eies, eiges PI. eier, eiger) stn. das Ei: die friuntschaft
ist enzwei, ir stet mir niht vür ein ei, Alex. 20418. guldin eiger
Alex. 1826. hei^ent in varen die eiger czern, 3254.
ei, eiä Interj. Verivunderung, Freude ausdrückend: eiä, werder
Willehalm, W. v. W. 1984. eiä, Willalm, min amis, 1134. eiä guot
sselic wip, 2443. eiä süe^er junger man ! 6166. eia, herre, und möht
da^ sin, 6248. eiä, wol üf! wes biten wir? 7121.
eid stm. Eid: Über ihn handelt, Const. IV. 17: in allen sachen,
wo bewerung nicht ist, do vorricht man den krieg mit dem eide u.
volget noch an der bewerunge stat. — so verhenget der richter in
gerichte peiderseit den eit ader ein teil dem andern mit laube des
richters. — die sache, die mit dem eide vorricht ist, von meineits
182 eide — eidem
wegen wirt si nicht widersprochen; aher des übertreten der heilikeit
und ere des eides ist got genug recher, IV 17. 1. — von wem der eit
geheischen wirt, der richter twinget in, das er mus entweder gelden
ader sweren, doraus kise er eins 2; keines von beiden zu tun ist
offenliche schände 3, ist es das er nicht sweren wil, so sol im der
richter nicht rechtens helfen 4, ist es, das der clager sweret, so
verurteilt er {der Richter) den antworter, der nicht sweren wil, der
antwurter, gilt er, so ledigt er in, gilt er nicht, so vorurteilt er in
5, der eit, ein widertat kriege czu entscheiden, iverde oft in un-
gehöriger Weise verweigert, der heiligen czeit czu schonen 6, darum
soll an bestimmten feiertagen das ordenliche gerichte, in dem der
eit gehört, — nicht halden 7. Auch mag der teil, wider den di
geezeugen gefuret, ah er wil, in (diesen) den eit ablassen (erlassen),
Const. IV 12, 17. ratent mir in trewen in geswornes eides weise,
Ack. 42, 13. ein offenes ayd (n.), Eger Chr. N. 312. wann der
munezmaister kein eid czu geben hat weder steigern noch scheppen,
sundern der camrer von unsers hern des keisers wegen oder die
scheppen, Igl. Bgr. N. 65, 6. Der Kläger kann dem Beklagten nur
mit Erlaubnis des Richters den Eid nachlassen, Igl. Str. 7. der
Richter kann beide ohne Rücksicht auf einen unter ihnen geschlossenen
Vergleich zum Eide nötigen, wenn er den Verdacht hegt, daß sie
diesen getan, um ihn um sein Strafgeld zu bringen 8, jeder soll in
der Sprache schwören, die er am besten versteht (s. bezunget) 22.
Form des Eides wegen Raub: spoliatore in medio bancorum judici-
alium, ligatis mauibus posito, actor (scilicet spoliatus) jurabit super
caput et comam eius, quod in vulgari dicitur: auf seinem köpf und
auf seinem schöpf, quod in strata publica spoliaverit ipsum rebus
suis; sie eum deus adiuvet et omnes saneti; alii autem sex testes
eius actoris jurabunt in cruce, quod viderunt, quia eum spoliaverit
rebus suis 27; bei Verwundungen, Wunden die bestimmte Namen
haben, sollen dabei genannt teerden z. B.: der kamperwunden, der
mir Konrad schult geit an dem toten, der bin ich unschuldick, das
mir got also helf u. das cruez und alle gotes creueze 28. Ein-
wendungen gegen den Schivörenden müssen gemacht werden, bevor
er die Finger zum Schwur aufhebt 30, ein gewalthaber schwört:
Wes Konrad meiner hausvrawen, meinem knecht oder meinem gewalt
schult geit, der ist si oder her unschuldick; das mir got helff u.
das cruez u. alle gots creueze 31, der Kläger soll den Wert der ihm
zur Aufbewahrung übergebenen, von ihm verlorenen Sache eidlich
angeben 156. Wer dem ihm vorgeschriebenen Eid andere Worte
zufügt, der fällt mit dem Eide (eepiseat, dubitat, snabet) 318.
Reinigungseid (jur. purgationis) (20), Formel (21) 31c = der in 28,
Form des Zeugeneides (23), unter Eid gegebene Zeugenschaft der
totpet-, ring-, leitkauf-, schiedleute haben nur Jahr und Tag, ins
Stadtbuch eingetragen aber für ewige Zeiten Beioeiskraft (23.)
eide (mhd. neben egede häufig) swf. Egge, W — BIII25b.
eidem stm. 1. Schiciegersohn. 2. Vater der Frau, Schwieger-
vater. 1. W. v. W. 7018. 7032. 7118 W— B Bichter 15, 6. redte czu
seinen eidemen (ad generös suos), Gen. 19, 14. der vater der hingen
vrowen sprach czu seinem eidem, Bichter 19, 5, der aine der selben
frawen aidem ist, Igl. Str. 306c. Hensel des Borwolfs eidem 190b.
eiden — eigen-dienst 183
des selben marines aiden, 81. unserm eideme, Stb. Brüx 478.
Chr. v. Elbogen 77, 45. 78, 5. irem eidem Tristanden, Trist. 855.
aidem, Eg. Achtb. I 43, aitem 17, aiden 1159. 202. 104. 57. von
seins aidems wegen II 104, eidem II 1. eidin Dal. 93, 7 (39, 48).
eiden swv. 1. schwören. 2. in Eid und Pflicht nehmen. 3. be-
schwören: 2. wenn er sie eidet, Igl. Str. I S. 358. die frane mit dem
rechten hoher treiben und eiden, Igl. Espr. V.
eid-genosse 1. Schöffen, jurati, gesworn Bürger, Prag. Rb. 88.
«onjurati = die andern scheppen, Const. I 5, 4; Igl. Bgr. N. 1, 1;
N. 34, 3 u. 5. 53, 22. 51, 5. Igl. Str. B. 27. Igl. Str. 269. 2. Eideshelfer,
Prag. Rb. 88. der euern eitgenossen gewalt gezigen hat, Igl.
Rspr. XIV.
eid-pfenning * {wie eit-schilling) stm. Abgabe an den Richter
für die Eidesabnahme: denarium juramenti, umb die aidpfennig,
wer do swert in dem gericht; als er gesworn hat, soll er für das
creucz czwen haller pregisser legen u. in ehaften dingen 4 haller
und nicht mer, Prag. Str. 73. eydpfennig und schonpfennig gehören
allein dem richter, Igl. Str. 276 S. 182 u. S. 180.
eigen Adj. eigen, Gegensatz zu vri, eigenes feuer s. eigenfeuer ;
aigen gut = Eigentum, Brunn. Str. II. 186. 219.
eigen stn. Eigentum, bes. ererbtes Grundeigentum: erb u. aigen
Liegenschaft, liegendes Vermögen, Brunn. Str. II 226. 228. 229 gesessen
mit erb u. eigen, II 192. 226 handelt: von erbe u. von aigen, wi
iz erbe von vater u. von muter auf das ander gesiecht. — Von erb
und von eigen: ain igleich man mag aus seinem erb wol venster
machen in gemain gassen, aber in seines nachpawrs hoffe mag er
nicht venster machen, er hab iz, dann mit seinem urlaub, Brunn. Str.
II 229. das ein hof und ein eigen leit nahen pei unserm perge,
Igl. Bgr. N. 25, 1.
eigen unregelm. v. mit verschobenem Praet. zueignen, rechtlich
zusprechen: Welich lehen di (gesworne lüte) besagen, das si die
andern trencken, di sal man czu den andern {dadurch gefährdeten)
«igen in drien tagen, di heissen dri lange schicht. Also gewinnet
■ein gemessen berg den andern , ein koniges lehen ein burgerlehen,
ein burgerlehen ein herrenlehen u. dasselbe wedirumme, D I R 6, 2.
so auch U— B 16, U — A 8 den perk, der da hindert, dem perge
aufgeben, der da gehindert ist, mit dem rechten, Const. II 3, 7
u. 10 Bgr. N. 66, 3. 67, 7. sind fdem malen und di scheppen ge-
sehen haben das wasser gen von dem vreien stein {ein Bergwerk) in
den alten stein {ein 2. benachtbartes Bergw.) u. das besagt haben
uf iren aid, so schol man die grübe und di lehen von dem vreien
stein aigen czu den lehen von dem alten stein in dreien tagen, das
heisset drei lange schicht, N. 66, 3. das sie die kost beczalet oder
■er must die teil {Bergteile) hin aigen, Igl. Rspr. IV.
eigen-dienst* stmn. Servitut: Die egenanten dinste, man saget
di eigendinst {vorher waren erwähnt das Recht: durch deine silber-
gruben das wasser czu leiten oder ercz oder etwas anders ausczufuren
ader wint durch deine in meine silbergruben ein czu prengen), ab
si geordent mugen werden an eines andern offenbar hindernusse, so
gepieten wir, das si furpas durch gemeines nuczes willen und bei
184 eigen-knecht — eigen-schaft
behaldunge aller irer teil von nimande vorpoten sullen werden.
Const. IV 6, 6.
eigen-knecht stm. leibeigener Knecht: ein sotan e. ist genant
von behalden (servus dicitur a servando), Const. IV 12, 2.
eigen-kraft stf. Befähigung: er gab dem ein 5 phunt, dem
andern 2, dem andern 1, eim iegleren nach seiner eigenkraft, T — B
Matth. 25, 15.
eigen-liehe, -en, eigent-lieh* Adv. 1. als Eigentum, als oder
wie ein Leibeigener, mit namentl. bestimmter Beziehung. 3. genau:
3. deine sele — wesfr alle dink e., Hier. 80, 6. eygentlich = genau,
Chr. v. Elbogen 24, 35.
eigen-schaft stf. 1. Eigentum, Besitz, [dem lehen entgegen-
gesetzt). 2. Eigentümlichkeit. 3. Unfreiheit, Leibeigenschaft. 4. ge-
naue Angabe, Nachricht über etivas. 4. bergm. proprietas*. be-
stimmte Quote* vom gewonnenen Erz a) an einem Erbstollen, b}
einer lehenschaft an die Lehenherrn, c) aus einer Teilmiete, d) an
entwässernde Gruben ohne Erbstollen.
1. zu rechter ewiger eigenschaft, Aussiger Urkb. N. 29. 2) "Wann
oft als man die eigenschaft der worter merkt (proprietas verborum
attenditur), so vorleuset man den sinn, Const. III 6, 4. u. ist eine eigene
e. der czweier Stollen (proprie proprium), das si das wasser ausfureu u.
den wint einfuren sullen ader si heissen nicht stollen, Const. II 4, 1. —
3. in e. (als Leibeigene) gedien iuwer kint, W. v. W. 3839. hast mich
von e. erlost, redemisti me de servitio, Sol. 33, 37. Eigen was ich, di
eigenschaft hett ich liep, servus eram et servitutem amabam, Sol.
16, 38. 4. und in welchen Sachen ein rate czweifelte u. uff gancze
e. nicht kumen mochte, Olm. Stb. 89. den geordenten, gefreiten und
ungefreiten, welcher aigenschaft sie sein (wessen Leibeigene sie
seien) , Eg. Chr. 1125, S. 303. 4 a) Zuerst erwähnt 1258 , Emier II
N. 195. Eine Abgabenquote, regelm. l/7 von jenen Gruben entrichtet
an den Erbstollen, die Erz vor Ort haben. Erbstollen habin das
recht : fert man mer stollen denne einen czu eime gebirge, welchir
der allertiefste ist, der beheldet sein recht unde die eigenshaft,
D I R 8, 1. beweiset der stollenmeister mit seiner hantvest. das im
der herczog den stollen czu einem erbstollen vorlihen hat, und
wanne di scheppen bekant haben, das er treuget (Wasser entzieht)
24 lochter, so teil wir czu einem rechten, das das tifist dem stollen
stollenrecht (== e.) schol geben, Igl. Bgr. N. 71, 2. di vir gesworen
marscheiden (czu dem minsten 3 erber man von ewern wegen u.
den vierden man von der urborer wegen), also das ir keiner weder
an dem stollen noch an dem lehen czu dem steine tail habe —
schullen des stollen gevert beschowen, und vinden di, das der stolle
in vierdehalbem lehen auf dem hangenden durchslagen hat und nicht
alleine irrechent (erreicht) und verschroten hat di lehen czu dem
stein, und besagen das auf iren ait, so schullen di von dem stein
ir wasser in den stollen sturczen u. dem stollen ein sibendes geben,
N. 73, 2. Doruber wart also getailt. 1. ist das, das der erbstolle,
nachdem und sein hantvest spricht, auf seinem rechten gevert vur
sich, hinder sich oder under sich in di lehen czu dem stein durch-
slagen hat und 2. ist das aber, das der stolle auf dem hangunden in
vierdehalben lehen oder auf dem ligunden in einem lehen durch-
eigen-schaft 185
slagen hat, und das gesworn marscheider also vinden u. also besagen
auf iren ait — in beiden Fällen so tail wir czu ainem rechten nach
der hantfest u. nach perkwerkes recht, das di lehen von dem stein
ir wasser in den Stollen sturczen schullen u. deme Stollen ein
sibendes geben, Spr. N. 76, 5. N. 68, 1 u. 2. N. 77, 2 u. 3;
Const. II 3, 12. Das sächsische Recht (Freiberg. Bergr. B § 10,
Schneeb. B 0. 1487 § 7, Annab. B 0. 1509 Art. 89) gewährt nur
1I9 und so auch die Joach. B 0. v. 1518 Art. 89. Über das
Recht auf e. von dem unter der Wasserseige gewonnenen Erz be-
stimmt die 2. Joach. B 0. v. 1541, daß wenigstens das halbe Neuntel
zu geben sei. Für den Fall der Wiederaufnahme eines alten Stollen
ermäßigt die Kuttenb. Beform v. 1579 die e. auf 1j12, wenn er aber
durch ganzes Gestein weitergetrieben wird, soll die e. wieder 1/9 sein.
Stollen aber, welche die Erbtiefe (10 Lachter vom Rasen an) nicht
erreichen, erhalten keine e., (Joach. BO. Art. 88), doch sei (nach
einer dem Herrn v. Rosenberg 1519 erteilten Auskunft von Anna-
berg) der regalherrl. Bergmeister verpflichtet „ein ziemlich Steuer zu
der wasserseig zu machen". Von dem in einer Lehenschaft gehauenen
Erz haben die Lehenhäuer die e. an den Erbstollen zu geben: Di
lehenhower — di schullen eigenschaft geben den stollenmaistern u.
ouch den gewerken (diesen di e. 4 b), von den si di lehenschefte
enphangen haben, Igl. Bgr. N. 38, 4.
Außer der e. hat der Erbstollen noch das Recht, von der ihm
benützenden Grube für die in ihr liegende Teilstrecke des Stollens
1ji der Batikosten zu verlangen („Recht des vierten Pfennigs") s.
erbstolle.
4b) Die an die Gewerkschaft von den Lehenhauern für Über-
lassung des Abbaurechtes zu entrichtende, je nach der Schätzung des
erwarteten Erzes höhere oder niedere (lj.2) 1/3 usw.) Quote der
Ausbeute :
Diselben lehenschefte vorleihet man mit mancherlei weise:
etwenn umb halb teil des gewinnes, etwenn umb das 3. teil ader
umb das 4. ader umb das 5. teil u. also für sich und under sich,
nachdem als di silbergrube fruchtper ist und als si sich miteinander
bereden, Const. III 1, 2.
Das '/ig, das der König (s. urbar) von Lehenschaften außer in
Bürgerlehen und sogen. „Erbgebirgen1' bezieht, ist nicht 1/16 von der
e. (da nach Const. 112, 15 der König dies l/ie auch von den ohne-
hin ihm gehörigen Königslehen und Überscharen verlangt, also von
sich selbst verlangen würde), sondern von der Gesamtförderung der
Lehenhauer vor Abzug der e. Igl. Bgr. N. 17, 2 entscheidet aus-
drücklich: das di gewerken das selbe (verlangte) achteil von der
eigenschaft dem kunick nicht schuldick sind czu geben. — Vgl.
Zycha I 167, Anm. 105. Königslehen und Überscharen wurden regel-
mäßig entweder veräußert oder an Lehenhäuer gegen e. abgegeben:
Igl. Bgr. N. 23 (mit der Verbesserung und Deutung Zychas in der
Anm. dazu. Const. III 1,3: Und das dester grosser eigenschaft
von unsern (Königs) lehen u. uberscharn uns erstee, so wollen wir,
das man si hinlasse ewikleich ader als lange czeit si es genisen
mugen, di das aufnemen, also das si dovon allerminst lassen sullen,
wann der vorleust sein handvesten (hier über die Verlehenschaftung),
186 eigenfeuer
der do nicht gebrauchet der gewalt, di im geben ist. — Vgl. ferner
ercz- teuer und lehenschaft, steiger mugen (falls nicht der berg-
meister oder die hutliute an seiner stat) di egenanten orter u. lehen-
schefte mit laube der urborer vorleihen richtigen arbeitern umb di
groste e., als sie mugen u. auf kurczer czil, das nicht unser perk-
werke in keinem teile leer u. ungepaut bleibe, Const. I 9, 3. Ist es
aber, das under mancherlei pauleuten, di das feit pawen, alsotan
gedinge ( Vertrag) geschieht, das, wem von ersten ein perg gemessen
wirt, da di andern umb ein sicher e. pei iren lehenen pleiben,
Const. I 15, 12 u. II 1, 11. teil an hespeln oder an lehenscheften,
di furbass umb ein junge e. sind vorlihen, DIR 22b. Ein Gedinge
(Vertrag) lautet dahin: das die egenanten perkmaister von Sent
Andres u. sein gewerken schullen an den selben ortern haben in
den sechslehen, davon geteidingt ist, von allem dem, das uns do got
beschert, czwu Schicht an der e. auf ir paider gelt u. kost czu
pawen, Igl. Bgr. X. 53, 12. wir haben in darumb (weil wir kein
eigen furderung = Weg zum Erzfördern haben), czwu schicht an
der e. lassen widerfaren durch irer (von uns mitbenutzten) hespel
willen; N. 53, 21. 53. 5 u. 40, G.
Während die Hauptgewerken für Förderung des vom Hauptbau
her die Lehenhäuer bedrängenden Wassers zu sorgen haben, müssen
bei Lösung der Zeche durch einen Erbstollen die Lehenhäuer die
Stollensteiier (*/, später 1j9) zahlen, Igl. Bgr. N. 38, 4 u. Freib. Urkdb.
II S. 49. —
4 c) heißt eigenschaft das enüceder in einer fixen Summe (Ion,
merces) oder Ausbeutequote (Const. III 4, 1) bestehende Entgelt für
das von einem Teilbesitzer erworbene Ausbeuterecht seines Teiles,
gegen die Verpflichtung, den Teil an Stelle des Gewerken zu ver-
bauen. Diese e. fällt natürlich nicht der Gewerkschaft, sondern den
bestimmten, seinen Teil vermietenden Gewerken zu:
Const. III 4, 1: Dornach sein eczliche einliczige lehenschefte, ab
einer allein ader auch nur czwene aus den gewerken ire teile vor-
leihen czu pawen umb ein genant teil des Gewinnes (= e.) —
DIR 24: Ist das ein man siner teil icht vorleihet eim andern manne,
is sie an berge [n], Stollen, lehen adir an lehenscheften, unde ist
das jener, der sie czu lehenschaft emphfangen hat, siner eigenschaft
nicht engebit, ir sie vil ader wenig, er vorhast mit rechte sine lehen-
schaft. Ist abir, das er des nicht gehabin mag, deme di eigenschaft
geboret, so sal er sie usteilen mit wissen eins gewereken unde sal
si etweime befeien. Domete beheldet er sin recht unde sine lehen-
schaft. — Die Vermietung erfolgt der Gewerkschaft gegenüber auf
Gefahr des Teileigentümers, sie geschah wohl stets nur auf Zeit und
führte bei Nichtzahlung der Eigenschaft zum Rückfall des Teiles an
seinen Vermieter ; in späteren Quellen erscheint sie nicht mehr. —
di gewerken — sint gesessen auf das hangende — und haben etleich
eigenschaft gegeben, Igl. Bgr. N. 75, 1.
4 d) Eigenschaft = Abgabe an eine, die eigene vom Wasser
befreiende (s. treugen) Grube, wohl gleich der an den Erbstollen zu
zahlenden, Const. II 3, 12 u. Igl. Bgr. N. 68. 72, 2. s. bei durch-slag.
eigen- veuer stn. Feuer im Haus, Herdfeuer im Gegensatz zu „einge-
legtem" s. einlegen, Eger. Chron. 54; Elbog. Chr. 3, 39; Traut. Chr. 122.
eilende — ein-gehörunge 187
eilende (= ilende) Adj. eilend, schnell geführt: durch einen
seltsamen und eilenden krieg, Eger Chr. 83.
eilunge stf. Eile, festinatio , W — B V. 46 c.
eimer (einher, eimer, emmer) stm. Eimer: gelasen wart das
los in den e., das do hebräischen heisset phur, W — B Esther 3, 7.
ein (e) Adv. einsam, allein, frei von (G.): Ernst der valsche
eine, Ernst 585.
einander erstarrter Acc. oder Dat. 1. einer dem andern.
2. m. e. = sumraatim : der pergrichter sal auch mit einander das
recht gehen (summatim jus reddere), Const. I 6, 3.
ein-beslahen stv. IV. versperren: das her — den selben wint
einbeslagen u. czubereit hette in czu grossem schaden, Igl. Bgr. N. 64, 1.
ein-bewilligen* swv. reft. einivilligen, zustimmen: alsdan hat
sich — Christofen einbewilliget, Traut. Chr. 96.
ein-bilden (= in-bilden) swv. einprägen: si wolten solcher
reden alle — wol einbilden und dieser reden die zeit ihres lebens
wol eingedenk lassen sein, Chr. v. Traut. 205 (unten).
ein-binden stv. I 3 dem kinde etwas e. = als Patengeschenk
geben, Eger Str. C 25.
ein-binden stn. Büchereinbinden? : czu dem heiling crewz (ehe-
maliges Kloster in Iglau) schaff ich all werchzeug czum einpinten,
Igl. Stb.V 149 b.
ein-bläsunge stf. Das Einhauchen, inspiratio : die e. des al-
mechtigen gibt die vornunft (intelligentiam dat) , W — B Job. 32, 8.
ein-born part. Adj. eingeboren, unigenitus : Crist, sinen zarten
sun einborn, Trist. 6880; Legende 57. W. v. W. 2953.
ein-brengen unregel. Zw. = einführen: wint durch deine in
meine silbergruben einczubrengen (inferrej, Const. IV 6, 5.
eincherlei (von einic, einch) = irgend ein, Chr. v. Elbog. 2, 16.
20,9. 34, 11. 46 usw.
einec s. einig.
einen swv. einigen, vereinigen, gütlich schlichten: ir swager
hat die sach zwischen in freundlich gemittlt und geaint, Igl. Stb. V
167 c. 43 d. di czwitracht gericht und geaint, 84 c. 41 d. 202 c. refl.
sie mochten sich — wegen der marscheide nicht geainen, Igl. Rspr.
XVII. sie schullen im davon czinsen, als weit sie sich mit einander
ainen, Igl. Stb. V 25 c. die sach freuntlich verricht und geainet, IV 209 b.
einest (= eines, eins) Adv. 1. einzig und allein. 2. noch ein-
mal: 2. Ack. 32, 6.
ein-gang stm. das Eingehen, Eintritt, Eingang, Einschlag ins
Gewebe: di maister — sollen auch nach handwerksbrauch ihre ein-
genge und zusamenkunft haben, Traut. Chr. 174.
ein-, in-geben stv. I 1 übergeben: dieselbe brive soll er uns
— antwortten u. eingeben, Mind. d. Egerl. S. 33. dem marcgraven
zcu Missen haben wir (Wenzel IV.) slos u. stat zcu Brüx befolen
u. ingegebin, Stb. Brüx N. 187.
eingecht (wenn nicht verlesen für einoete) stf. Einöde; wann
di veste an einer aingecht (tschech. u püsci) was gelegiu und ge-
macht, Dal. 91, 28 (31, 1).
ein-gehörunge* stf. Zugehör: slosz und margt Valkenaw und
Heinrichsgrun mit aller ein- und zugehorung, Elbog. Chr. 9, 8. der
188 ein-gemuot — einig-heit
stad Lichtenstad, den Monchof mit aller irer ein- und zugehorung,
9, 27.
ein-sreuiuot Adj. und Ädv.* einträchtig: do sprach daz, volc
e. Alex." Anh. 1661.
ein-giez,ung (in-giez,unge) stf. Eingebung, Eingießung: e. böser
rethe, Elbog. Chr. 14, 15.
ein-griff* stm. Eingriff in die Rechte: das im nicht sulicher
e. (in die Rechte der Mündel) geschehen were, Igl. Bgr. N. 85, 3.
ein-halp (Adv. auf die, der) einen Seite, DIB, 15, 1. s. ander-
halp.
ein-heiius (= in-heimisch) Adv. daheim: als er nit e. gewesen,
Chr. v. Eger N. 1195.
ein-heischen* von in und heischen, eischen {auch red. Prät.
iesch) siov. vor Gericht laden: so sal man in (den Beschädiger
eines Weingartens) e., komt er nicht, so sal man in echten und in
di echte tun nach recht der stat czu Präge, Stb. Brüx X. 108.
ein-hellig Adj. und Adv.* einhellig, übereinstimmend, T — B
Btb. 7, 56. si komen ainhellig zu im, Btb. 12. 20. si warn teglichz,
volenden ainhellig im tempel, Btb. 2, 46. si hüben uf e. di stimme
zu dem Herren, Btb. 4, 24. si warn alle e. unter di (in der, 11. Bibel)
Torlauben Salomons, 5, 12.
ein-hendlicht* Adj. einhendig: die hat nur eine band; man
nennet sie alwege die einhendlichte Anna, Traut. Chr. 37.
ein-liorn (stmn. einhürne swm.) stswm. 1. Einhorn. 2. Nas-
horn; 3. Büffel. 3. einhornes horner (rhinocerotis) sint deine
horner, W — B Deut. 33, 17. des stereke gleich ist dem einhorne,
Num. 24, 8. wil nu der einhorn dir dienen oder wirt er wonen czu
deiner crippen? des Nachts an deiner Krippe bleiben? Job. 39, 9.
wierstu nu pinden die einhornen (sw.) zu amen deiner stat (= ad
arandum loro tuo, kannst du den Büffel binden am Seil bei der
Furche?). Job. 39, 10; u. absteigen werden die einhornen mit in
descendent unicornes cum eis, Js. 34, 7.
einicht Pron. indef. irgend ein: ohne — ainichtes Weigerung,
Traut. Chr. 125.
einig (= einec, einic) 1. einzeln, vereinzelt. 2. einzig. 3. irgend-
ein*. 4. einträchtig*: 1. ja hat der einige man manic tüsent heiden
von ir (der heiden gotte) dienste gescheiden, W. v. W. 5803. ver-
einzelt, Chr. v. Eger N. 1115. 2. das selbe ist nur der einige weg,
domite man das himelreich beheldet. Hier. 43, 8. hast nicht vor-
tragen deinem einigen sune durch mich = non pepercisti unigenito
filio tuo propter me. W— B Gen. 22, 12 u. 16. sweret nicht bei himel
noch bei erden oder sust mit einigem eide. Hier. 58, 22. 4. er soll
sich gesren der ganzen gesellschaft friedlich, üblich, einig u. wol ver-
galten, Igl. Ms. S. 23.
u eiuiger-lei* Adj. von irgend einer Art: von allerlei methalen
Metallen), wo sich der e. auf gedachten gründen ereugeten (zeigten),
L'raut. Chr. 126. mich des zu im nicht versehen oder einicherlei
;n irgend einer Beziehung) pesorgt, E°\ Chr. 1177.
( ' einig-heit (= einec-heit) stf. 1. Einzigheit. 2. Einheit, Einig-
, -it. 3. Einsamkeit: 2. wanne er manchen sunder czu e. des gelaubens
.erbracht hat, Hier. 92. 2. mein unselikeit, di mich von deiner e.
widt '
einig-liche — ein-leiten 189
(ab Imitate) — in einen val zustrewet hat, Sol. 32, 26. 3. du hast
lip di e. (solitudinem) und ich di vild (multitudinem), Sol. 6. 13
u. 21.
einig-liche, -en, einecliche, -en Adv. einzig, in einem fort:
er sach stete u. einecliche dar, Trist. 2637 und 3433. einikleicher
Igl. Str. 143, falsch gedruckt statt: der seihen paider eyn ikleicher
<== jeder von beiden) schol es vorpussen mit einem halben vierdung.
ein-komen, -kumen (in-komen) stv. 1 2 einlangen, eintreffen:
ir last das urtail einkumen (es fällen), des ich euch habe gefraget,
Igl. Bgr. N. 5, 3.
ein-komen stn. die Ankunft; das Vorfallende*, tvas geschieht*:
das ir uns — grundiges einkomen — vormeldet, £g. Chr. 1207.
ein-la^en, -lassen stv. V refl. sich gestellen*, begeben zu:
Traut. Chr. 142.
ein-legen* swv. dem Kinde Geld als Taufgeschenk, Eger. Str.
A VII 1 u. B 16. aufnehmen, Traut. Chron. 138. ins recht e., Traut.
Chr. 157. die Klage bei Gericht vorbringen, einzahlen, 249. fewer
einlegen = brandstiften, Chr. v. Elbog. 3, 39. wir wollen dich darum
straffen und als unsern mitburger einlegen (gefangen setzen) 67, 34.
disen hern einzulegen (in den türm) 117, 18. hat in e. (gefangen
nehmen) wollen, 102. 82, 30. 82, 34. gnante hern in thurm gefäng-
lich e., 121, 17. gefencklich e. lassen, Eg. Chr. 1169. investieren,
einführen den Bischof in seine Kirche : uncz das — bischolf Johannes
in sein kirchen mit grossen eren eingelegt u. uff seinen bischolfs-
stul gesaczt ward, Olm. Stb. 54 S. 35. si hat ein prüf über di selb
mark für czeiten eingelegt (hinterlegt) zu dem rat, Igl. Stb. III A,
133 b. dieselbigen derffer (Dörfer) freyen und in die landtaffl ein-
legen als landes recht ist, III 194 a.
ein-leger stn. in der Rechtssprache „Einlager", Bürgschaft:
da das gelt ader das einleger den vorgeschoben Juden verczogen
mochte werden, sundern wir globen si czu beczalne, das si uns
danken sullen, Stb. Brüx N. 126.
ein-leger stm. (bei Lexer nur belegt: 1. Landstreicher Oest.
w. 137,16. 2. Weineinleger, Weinheber, NP. 241; Tuch. 76, 10)
Bürge: als einlegers (ivenn nicht vom stn.) recht u. gewanheit ist,
Stb. Brüx N. 126.
ein-left, -lift Ordnungszahl = 11. in der aindlefften stund vor
mittag, Igl. Mut. 7.
ein-leiben* (in und üben, vgl. mhd. in-libunge incorporatio)
swv. eintragen : di zusag (daß die Meisterringer Schule halten dürfen)
in euer statpuch e. lassen, Igl. Ms. 5. einverleiben: so haben wir
genedigist bewilligt obberürten auszug aus bemelten briefen — in
diesem unsern brief einzuleiben und zu confirmieren, Traut. Chr. 86.
87, 316.
ein-leiten (= in-leiten) swv. 1. einführen. 2. zu etwas bewegen.
3. übergeben*. 1. di praut geet zu kirchen zum einlaiten (so in
der Hs., im Druck einleuten), Eger. Str. C 10 (wie Usch. 376 die
preut inlaiten da selbs [in die Kapelle] bei Lexer) wir in den
brif — eingeleit u. geantwort haben, Stb. Brüx N. 348. des einlaiten
und den kirchgang der sechswöchnerin, Traut. Chr. 324.
190 ein-leiten — ein-sage
ein-lich Adj. und Adv. in eins geflochten oder gewebt, ein-
heitlich, einig: an disen drin ein einlich got ist din sin nnd kein
got mer dan du einer, Alex. Anh. 64.
ein-litzig (= ein-lütze, -lützec) Adj. einzeln, einfach : einliczige
lehenschefte (concessiones particulares) = Teilmiete, Miete von Berg-
teilen, Const. 1114,1 s. unter eigenschaft, 4c.) einzeln: Traut. Chr.
315. u. der czihe herabe czu einem einliczigen streite (ad singulare
certamen), W — B Kön. I 17, 8. eillitzige weiber {alleinstehende),
Traut. Chr. 315.
ein-lützec s. ein-litzig.
ein-inachen (in-m.) swv. das mel bei den pecken e. u. bei in
pachen, Eg. Str. C. 106.
ein- inaner* stm. Einsammler von Strafgeldern: einfodrer u. e.
des wandel, Eger. Str. C 124 b.
ein-neinen (in-nemen, Krone 23256 und Anm.) stv. 1 2 über-
nehmen: meines herren des chuniges prieff — den ich eingenumen
hän u. ouch in meiner gewalt hän, Budweiser Urkdb. 476. si haben
bechent, das sie ir eribtail gancz und gar eingenomen und ent-
pfangen haben, Igl. Stb. V 168 b. das er gelt czu trewer haut (als
Testamentsvollstrecker) eingenomen hat, V 45a.
ein-neniunge (in-nemunge nur aus Mz. 3, 58 s. 53 bei L. belegt)
stf. 1. Einvernahme der Urkunden und Zeugen. 2. Abnahme des
Eides, Eroberung: für uberfallunge und e. der stad, Elbog. Chr.
62, 36. 62, 35. als sulche gelubde und e. der eid (Eidesabnahme)
von gnanten hern gescheen ist, 19, 16.
einöde, einrede, emoete, einöte stf. Einsamkeit: der da was
in der ainod mit dem engel, T— B Btb. 7, 38.
ein-nöten (= in und nöten, noeten sw. Praet. nöte, Part, ge-
noetet, -notet, -noet, -not) hier mit Gewalt investieren: kunig Wencz-
law — derwelte ouch (gegen Joh. v. Lewtmusche=Leitomischl), den
er nach steter anhaltung u. ubung seiner frunt ie mit macht u.
gewalt in die besiczung einnoten wolt — , Olm. Stb. 54, S. 35.
ein-räten* sin. ein verbotenes Spiel um Geld, Egej Stb. A XIII 2.
ein-red (in-rede nur aus Narr. 111, 27 belegt) stf. Einwand,
Eeplik: nachdem meine herren e. u. widerred vernommen, Igl. Bgr.
N. 69 a.
eins Zahladv. einmal: eins in der wochen soll der Bergm.
mindestens in die Gruben steigen, Const. I. 7, 4.
ein-sacker* stm. Einsacker: Do sint in dem munde zen, alles
leipfuters teglich malende e., Ack. 39, 7.
ein-sage stf. (nur Halt. 1030 u. Vilm. 185) Einwand, Einspruch:
der da irgend eine e. hat oder dasselbe nicht wolt helfen, Traut.
Chr. 162. 293. 350.
ein-sehaffen* swv. gewinnen: das sloss ober Brux, das sollen
wir zwischen hie u. diesen nehesten weinachten in auch e. und
bestellen, Stb. Brüx N 135.
ein-schuldigen* (mhd. nur schuldigen, schuldegen mit be-,
ent-, un-, ver- = beschuldigen) swv. gerichtlich mit einer Schtdd-
f orderung auftreten: dorumb (um rückständigen Lohn) sich die
arbeiter (hauer, haspler u. a.) in steten u. dorffern einschuldigt
haben, czu in klagen u. recht begern, Igl. Bgr. N. 79.
ein-segen — eintrechtikeit 191
ein-segen* stn. Einsegnen: von e. in die orden, Eger Str.
Überschr. C 18, zu e. in der pfarr geste haben, C 24. zu hochzeiten,
e. oder sust, C 43.
ein-sidel stm. Einsiedler ich schaffe den ainsidln czu der
heiligen drivaltikeit (im Wald bei Kremehiik) ein tuch, Igl. Stb.
V 266 a.
ein-sit Ach. auf der einen Seite: burc unde stat einsit wären
bi dem grözen se, W. v. W. 1921 f.
ein-slag* stm. 1. Einwand; Zusatz, Einlage. 2. verfälschender
Zusatz, „Einschlag": 1. als ir uns — geschriben habt mit vil ein-
slegen und auszugen (Ausflüchten?), hän wir verlesen, Eg. Chr. 1142.
nimancz sol auch an einem tuch kein ortphunt oder e. zu machen
bei dem prant, Igl. Stb. III 186 a.
ein-slahen* stv. IV. her gm. ein leben oder schacht e. = seinen
Abbau beginnen: mit derselben rat (eines gesworn scheppen u. gesw.
ambtmannes von der Stadt, die ihm das Bürgerlehen überlassen hatte)
slug er (Ticz) ein burgerlehen ein in dem hangenden — später do
slug Ticz ein andern schacht ein in dem ligenden, den nam er auch
ein burgerlehen, Igl. Bgr. N. 51, 4. mit der scheppen rat slug er
ein burgerlehen ein in dem hangenden. — er slug einen schacht ein
in dem ligenden, Igl. Stb. V lOd. — nymancz (kein Tuchmacher)
sal auch einsiahen oder einarbeiten staubwolle noch faseth bey dem
prant s. ein-slag), Igl. Stb. III 186 a.
ein-spenniger, -spänniger (ein-spennec = einrüsse) stm. Knecht,
der für sich allein mit einem einzigen Pferd in Dienst tritt, öfters
in Eger Chron. z. B. 708. 408.
ein-streiehen* (von streichen siv.) einfügen, „einstreichen": einen
swalbczagel ader scharstrich soll der Schlosser nicht einstreichen,
es sei dann, das er in wolt beseczen ader ansporen, Olm. Stb. 117, 1,
techn. noch üblicher Ausdr. aus der Schlosserei = einen Schwalben-
schwanz am Schlosse „einstreichen".
ein-trag vgl. mhd. in-trac, -ges stm. Nachteil, Schaden, Ein-
wand, Widerspruch, das haben die vorgenanten meister und pecken-
gesellen gelobt u. vorheissen bei trew u. eren zu halden an allen
eintrag {Widerspruch), Olm. Stb. 101. an uns und sonst mennig-
lichs irrung, eintreg und Verhinderung, Traut. Chr. 113.
ein-tragen* stv. IV. widersprechen: Gaukelweis tragt ir mir
vor, unter valsch tragt ir mir ein, Ack. 14, 14. Ist den Got ungeng
(böse, XI. B.) der da intrait (eintraget, XI. B.) den zorn? wenn
er straft? T— B Römer 3, 5.
ein-trechtig * Adj. einträchtig: Es hilf et etwen mer ein ein-
trechtiger kleiner häufe denn ein gros volk, das sich hin u. her
czuteilet, Const. 1 5, 4. dise reise, der wir e. worden sin (zu der
wir uns beide entschlossen haben), Trist. 4020. — 1315 war Ludwig
der Bayr mit antrechtigen rath aller des reichs stende zum Römischen
kaiser erwälet, Eg. Chr. 10 S. 15. 1273 wurde graff Rudolph von
Habsburg mit antrechtigem rath und beschluss fast aller des
heil. Romischen reichs churfürsten u. fürsten — zu einem rom,
kaysser erkieset, 7 S. 13.
eintrechticlich* Adv. in Eintracht, Const. I 5, 4.
eintrechtikeit* stf. Eintracht, Const. HI 7, 3.
192 eint- weder — ein-val
eint-weder Pron. aus eindeweder, einer von beiden mit folgen-
der Teilung, oder, Ack. 29, 1. 30, 16. 32, 16.
einunge stf. 1. Einheit. 2. Übereinkunft. 3. Bündnis, freunt-
lich Verrichtung und ainung zwischen in gemacht, Igl. Sth. V 278 d.
ein herednus und ainung, "V 217 d. 3. das di purger ire punde u. e.
vesticlichen balden, Const. I 5, 16. Si mugen auch furpas czu im
in die e. nemen, wen si wollen, der sie der e. (zum Schutz des
Landfriedens) duncket nucz sein, Mind. d. Egerl. S. 42. aus ist
geredt worden, daß an dem rate der e. (Bündnis zum Schutz des
Friedens in der Umgebung) eilf siezen sullen: 2 aus dem lande,
Elbogen, 3 v. Eger (von König Wenzels wegen), 2 von herezog
Ludwigs u. herezog Johannsen v. Peyrn wegen, 3 von den marc-
grafen u. des lantgrafen von Duringen wegen u. einer von der von
Svvarczpurgk wegen, sie sollen 3 jar bestehen 6n alle aufsagunge,
und falls sie nicht von Wenzel oder einen der Fürsten und Herrn
„aufgesagt" , gekündigt werden, sollen sie wieder so lang bestehen,
aufgesagt llt Jahr, S. 43. ein ganeze e., also das an einander ge-
treulichen getroffen u. geraten sein schullen, S. 39. 1. di einunge
deiner drivaltigkeit ist nur allein ir selber bekennet (bekannt), Sol.
79, 2. 2. einunge auch vereinigunge, czusamenung, czusamengeluben,
streikartige, Vereinigung der smide , conspirationes , Const. I 15, 8.
Zunft : wir wellen, daz, vuerwaz (= furbas, fortan) in der Stat czu
Brunne nicht ainung schullen sein, denn sunder alle marekttag
mugen alle chaufleute, von welcher stat si sein, mit irem kaufschaez
vreileich czu der stat cziehen, awer an andern tagen mugen die
liut, di pei der stat gesessen sint, im kaufschaez in der stat ver-
kaufen, Brunn. R. II 161. die mit betrachtung (Andacht am Feier-
tag) nimmer kein rue noch ainunge haben, Jon. v. Igl. 3.
ein-val stm. (in-val, -lies) 1. Einfall. 2. Einfall in den
Brunnenkasten. 3. feindl. Einfall. 4. Eingriff in jemands Recht,
rechtlicher Einsjjruch. 5. Zivischenfall, Interregnum. 6. zufälliger
Gedanke. 7. Instinkt, wie euch die unsern zu Tirstein einfeile
tun und machen an weiden, Mind. des Egerl. S. 76. keinerlei klage
noch einfeile tun, S. 73. auch globe wir, vor ander einfeile, da das
gelt ader das einleger den Juden vorgeschrieben werden, sundern
wir globen, si czu beczalen, Stb. Brüx N. 126. daz, si dobei behalten
wurden an einfeil und an alles teiding, Olm. Stb. 108 a. die smid
sollen in (den slossern) dorinnen (im Schmieden eiserner Fenster-
gitter, Türen und „panthen") kein ainfal thun, 118. in iren handel
einfeil zu machen nicht gestatten, 132 S. 99. 5. was do einfalles
und czufalles ist (ivährend des Prozesses auftauchende Fragen z. B.
ob dieser oder jener Zeuge zu vereiden sei u. dgl.) werden entschieden
durch undersprechende urteile, Const. IV 18, 5. So hat das gepirge
(Weinberg) daz recht, daz man ungemanet schol varen ein meil von
dem gepirge an allen einvall (Widerspruch), Chlum. VIII 32. darein
in niemands ainfal noch irrung tun sol, Igl. Stb. III A 168 b. wo ir
(meiner frau) mein e genanter bruder in dem ob geschriben ge-
scherte ein ainfal machen wurde, so tet er meiner zelen einen grossen
slag, Igl. Stb. III 64 c. domit zu tun und zu lassen an ainfal und hinder-
nus, III 137 c. da sein elter sun darein (daß er sein Haus seiner Frau
zuschreiben ließ) chain ansprach noch kain ainfal tun sol, III 135 a.
ein-valdig — ein-werfen 193
ein-valdig, -feltig Adj. (= ein-valtec, ein-valt) einfach: Aber
Jakob was ein e. man (vir simplex), W — B Gen. 25, 27. ein ein-
veldiger man, Job. 1, 1. einvaldige wunden: wer sich um ein-
voltigeu wunden unschuldigen will, der schol selbdritter enprechen
auf dem chreuz, Brunn. B. TJ 47 u. 51. e. ait, II 39. einf eidig
Schreiber, die allein die koste der gruben beschreiben in mancherlei
steten E, einfeltige liut, Schreiber usw., G Const. I 8, 5.
ein - v aldiglich, ein-felticlich, -feldiclich Adv. einfach,
schlicht: ich bitt euch, das ir meine rede einfeldiclich uffnement,
Igl. Bgr. N. 51, 1 u. 4. N. 40, 2. e. teidingen, N. 59, 1. wiert ober ain-
volticleich auf im geclait (wird er nur von einem ohne Zeugen an-
geklagt) er (des Hausfriedensbruchs, haimsuchung, Angeklagte) mac
sich unschuldigen auf dem chreuz , Brunn. B. II 39. ainvaldiklich
antworten, Igl. Bspr. I.
ein-valdikeit stf. Einfalt, Einfachheit: wenne des gerechten
e. vorspottet man, W — B Job. 12, 4. die worheit ist ein freundin
der einveldikeit ( simplicitatis ) , Const. IV 11, 11. in guter e.
IV 10, 3.
ein- vallen (in-vallen) stv. red. V. in recht e. = vor Gericht
kommen: Wer czu Vrbaw in recht einfeldt, derselbig soll es zu
Vrbaw mit recht vorenden, Chlum. I 69.
ein-valt, -e stf. Einfachheit, Einfalt: in der e. meines herczen,
W— B Gen. 20, 5.
ein-varen, -varn stv. IV. bergm. 1. einfahren von den Bergl.
in die Grube. 2. trans. z. B. einen Stollen in eine Grube, Berg
treiben. 1. wan die hewer einfarn, Const. 1 12, 5. 2. Do wart ein
-erbstolle eingevarn in ein dertrunk(n)e czech, Igl. Bgr. N. 74, 1.
ein-vln^ (= in-fluz,, -^es) stm. 1. Einfließen. 2. übertr. Ein-
fluß. 3. Ansteckung. 2. gancz wurkender e. alles gestirnes, Ack.
56, 14.
ein-vordrer* stm. der Strafgelder, wandel, einzieht, Eger. Str.
C 124 b.
ein-forieren* (mhd. forier = franz. fourrier stm. Quartier-
macher) swv. einquartieren: das man die fursten (1389) auch in vor-
steten und gartenheusern e. müssen, Chr. v. Eger N. 16; Chr.
Traut. 327.
ein-wachsen stv. IV. ein teil über den andern claghaftigk ein-
gewachsen (klagbar geworden), Eg. Chr. 1196.
ein-weisen svw. in die „gewer" einführen, Igl. Bgr. N. 62, 5.
wie sie das bergwerk erlangt und mit recht eingeweiset sein umb
ir lidlon, N. 80, 2. er ist in die regierung und vorwaltung der —
kaiserischen dörfer — eingeweist worden, Traut. Chr. 311.
ein-weisung (= in-wisunge) stf. Eintragung des Pfandrechtes
auf ein Bergwerk wegen rückständigen Arbeitslohnes, Igl. Bgr.
N. 79, 1. Einführung in die „gewer" : der e. wäre copien ewer pergs-
buchs N. 92, 1.
ein-werfen* stv. I 3. zu jemandes Schaden ins Werk setzen,
inicere: vereinunge, di etliche aus den erczkaufern wider unsern
gemeinen nucz — eingeworfen han, Const. 121,1. sie werfen
{wenden) uns also vil artickl ein, das sich doraus niemant vor-
richten kau, Igl. Bgr. N. 39, 10.
Jelinek, Wörterbuch. 13
194 ein-werren — eisenhalte
ein-werren * siov. verwickeln, verpflechten: Wer ist der ein-
wendende die sinne in unvomunftige rede? W — B Job. 38, 2.
ein-wonunge* stf. (in-wonunge icie Myst.) das Verweilen:
We mir, das mein e. (incolatus meus) also derlenget (prolongatus)
ist, Sol. 94, 24.
einzen-pferd * stm. Einspänner, einzen (Adv. Dat.) = einzeln
vor einen Wagen gespanntes Pferd: dnos equos vetriores, volgariter
Aynczenpfert, Igl. Stb. III 62 c, s. einz-wagen.
einzig Adj. einzeln : als in unserm register zu einczigen
(detalliert, im einzelnen) bezeichnet ist, Eg. Chr. 1163.
einzig Adv. einzeln, Eger. Chr. 1163. Tische — nimmer mit
einander, sunder czu eizig verkaufen, Olm. Stb. 121b, 2.
einz-wagen stm. einspänniger Wagen: Wer Blei, Zinn, Kupfer
xisw. führt, der gibt von e. 6 und von dem deichsehvagen 12 phennig
(als Mautgeld am Spielberg), Brunn. R. II 147 — 152 17 mal), welicher
encz-wogen wein fürt, der schol zu hut geben 1 phennig, Budw.
Urkb. N. 477, s. auch deichsel-wagen.
eis-bau* stm. Eisbrecher an einem Wehr: die herren von
Znaimb sollen den eissbau bei dem mühlgraben machen lassen.
Chlum. V.
eischen sicv. auch red. Prät. iesch, Part, geeischen, mit un-
org. h — heischen mit Dat. oder Acc. der Person. 1- von jemanden
etwas fordern, mit Acc. der Sache. 2. mit Acc. der Person: vor
Gericht laden. 1. wann unser herre allermeniclichen {die ihr nicht
durch Predigen vom Sündigen abgehalten habt, von euch) vordem
wil u. von ewern henden hertiklichen eischen, Hier. 27, 7. nicht me
davon eischende, verlangend, Prag. Str. 77. als die rechichait (Recht)
haist oder aischt, Brunn. R. II 6. daz sie von chainen kaufschacz
derselben purger czu Brunne maut aischen oder vodern, U 169.
2. vorladen: Brunn. R. II 132. den flüchtigen Angeklagten kann der
Bergmeister wol 3 raitunge lassen eischen u. in die echte tun,
DIR 23a, 6. euer vater wai^, was euch ist dürft, e den ir im
eischt, T — B Matth. 6, 8. der da eischt von dir, dem gib, 5, 42.
eischt und euch wirt gegeben, 7, 7. ein ieglich, der da eischt, der
enphencht, 7, 8. ob im sein sun eischt prot, gibt er im den einen
stain? 7, 9. aisch von mir, was du wilt, Mark. 6, 22. was aisch
ich ? 6, 24. zuhant iesch sie mit eilen sagent, 6, 25. Sathanas hat
euch geiescht, das er euch reitert als den waiczen, Luk. 22, 31r
Joseph von A. — iesch den leip Jhesus, Mark. 15, 43, er iesch ein
tavel, Luk. 1, 63. aischent das er werde gekreuczigt, 23, 23.
eischunge stf. Vorladung, inquisitio, gerichtliches Verhör: Brunn.
Str. H 132.
eisen-berg stm. Eisenbergwerk: unser e. (montana nostra ferri),
Igl. Bgr. X. 82, 1.
eisen-gezeuge* stn. Eisengeräte, eiserne Werkzeuge: aks und
alles e. wart nicht gehört in dem house, do das wart gepowet,
W— B Könige in 6, 7.
eisen -halte (isen-halte sie f., -halt stn.) eiserne Beinschelle,
Fußeisen: er behut enezamt di fuz,z, mit eisenhalten (fuz,eisen XI.
Bibel), T— B Luk. 8, 29.
eisen-huot — eit-oven 195
eisen-huot stm. Kopfbedeckung aus Eisenblech: Igl. Stb. III
112 b; Brüx. Stb. N. 244.
eisen-smid stm. Eisenschmied: der e. mit der veilen hat
geworcht in gluten und in hemern hat er das gebildet, W — B
Is. 44, 12.
eiserein (iserin, isenin) Adj. eisern, aus Eisen: das man sie
mit eisereinen keten halden muste, Hier. 228, 8. vorzeichent — mit
einem eisereinen griffel, W — B Job. 19, 24. Franz Oderin, perk-
meister zum Eisrein Waczlab (Name einer Fundgrube), Igl. Rspr.
VII. VIII.
eis-lich (auch eges-lich) Adj. u. Adv. schrecklich, furchtbar, ab-
scheulich: daz, schretel — was gar eislich getan. Schretel 189, das
eisliche kunder, 71. er was swarz und e. getan, Alex. 25922.
eis-lich (eis-, eges-liche, -en) Adv. schrecklich, abscheulich: er
rief eislich und lüte gnuoc Schretel, 318.
eis-meister* stm. Peter eysmeister, Olm. Stb. 95 c.
eisner (isener calipsor, DFG 90c) stm.: Eisenhändler: der
eisner gibt 1 Pfennig Marktgeld, Budweiser Urkb. N. 477.
eitel Adj. (itel) : ein eiteler man wirt in die hochvart erhaben,
W— B Job. 11, 12.
eitel-bar* (— itel) Adj. eitel, unfruchtbar: ein eitelbars ert-
reich, das an deinen segen nicht begrünt u. niht frucht bringt,
Sol. 40, 20.
eitelkeit (itelkeit) stf. 1. Nichtigkeit. 2. nichtige Dinge.
3. Eitelkeit, Hochmut. 1. wenne er kennet wol der leute e., W — B
Job. 11, 11. 2. si haben mich gehindert in iren eitelkeiten (in vani-
tatibus suis), Deut. 32, 21.
eitel -lieh, -en, eitelleich Adv. vergebens, ohne Grund:
Vorchtet nu nicht Job eitellichen got (frustra), W — B Job 1, 9. e.
(vane) habe ich vorezert meine sterke, Is. 49, 4. du scholt nicht in
eitel oder eiteleich enphahen den namen deines gotes, Joh. v. Iglau
2. Gebot.
eiter stn. Gift, besonders tierisches: daz, aiter aspudiez
Schlangengift, T— B Bömer 3, 13.
eit-genosse s. eid-genosse.
eit-loch* stn. Einmündung des Hauskanals in einen anderen:
so es sich aber begeb, das aitloch czu räumen, so sullen sie ir ait-
loch fertigen bis in der stiefft aitloch, darnoch sullen sie alle drei
miteinander das aitloch fertigen, Igl. Stb. V 242 a. der michel sal
ein aitloch füren durch di mawer des Andres in sein e. doch dem
Andres an schaden, III 176 b. wen das gerind verfault der durch
das wasser geet aus dem teich czum Ranczern — ein anders zu
machen oder ein attloch (aitloch) frai zu machen, V 32a. von dem
e. das do get von des penanten Merbat melczhaus daz, sol der
offtgenant Merbat fertigen unez an das attloch, daz, da vom hoff
darein tritt, 111121a.
eit-oven stm. Feuerofen : daz hew des ackers, daz, heut ist und
morgen wert gelegt in den aitofen (clibanum), T — B Matth. 6, 30.
si legent alle trubsal in den aitofen des feuers, Matth. 13, 42. 13, 50.
seine fuz.z, gleicht dem messiug als in dem aitofen prinnent (dem im
Ofen glühenden Glanzerz), Offenb. 1, 15.
13*
196 eit-pfennig — el-lende
eit-pfennig s. eid — .
eit-czucht (= eit-zuht auch adich, aduht aus aquaeductus stf.
cloaca, Kanal; Wasserleitung): es sei umb mauern, czeun, eidt-
czuchten, wasserrinnen, prunnen, Olm. Stb. 131.
ek-lypsis (griech) stf. Verdunkelung eines Sternes : e. daz, heisset
ein gebreche, Trist. 239.
e-kone swf. Ehefrau: sein ekon, T — B Offenb. 19,7. 21,9.
Zacharias u. seine ekone Elisabeth Luk. 1, 5. meine e., 1, 18.
eider-, elter- vater stm. Großvater: wenn noch ein erbling da
ist, den is angestorben ist von seinem eldervater u. von seinem
evater, Igl. Bgr. N. 100, 1.
ele s. eilen.
elend s. el-lende.
elephant (elefant, elfant) stm. stn* Elefant: er reit ein schoenez,
e., Alex. 13073. von unkraft daz, e. viel, 13116.
e-lich Adj. 1. gesetzmäßig. 2. ehelich. 1. als einem rechten
u. elichen berkmeister, Igl. Bgr. N. 51, 11. als rechten u. e. ratleut,
N. 53, 12. in iren elichen rechten sult nicht wandern (nee in
legitimis eorum ambulabitis), W — B Lev. 18, 3. ein ewiges eliches
recht (legitimum sempiternum) wirt das in ewern gesiechten, Num.
18, 23. die elichen recht = leges , Lev. 26, 45. an irn elichen man
(Ehemann), Trist. 301. zu einem elichen wibe 508. e. ding Böhm.-
Kamn. Stb. Das Gericht in dem von der Krone nach deutschem
Hecht kolonisierten Dorf Tschepem bei Brüx wurde Judicium
principale, puta plebiscitum oder gewöhnt Elychding genannt,
es lebte in den Brüxer Dörfern als Weistum bis ins 18. Jh.
fort. Den deutschen Ehedingen oder gehegten Gerichten sind
die tschech. unter dem Namen, soudy zahajene nachgebildet,
Mitteil, des Vereins f. Gesch. d. Deutschen in Böhm. XV S. 173—175.
s. ehaft.
eilen (=elne, ein, elline, eilen stf., ele, eile) sivstf Elle: unrecht
eilen oder gewicht , Eger Str. B 38. ein hemde (linea, Seil) von
12 elen ummegab die peide seulen, W — B Kön. HI 7, 15. er zilt
daz, sper wol elen lanc, Alex. 13907.
eilen stn. auch ellent, Mut, Mannhaftigkeit sus (so manchen
Heiden zu töten) im sin menlich eilen riet, W. v. W. 3710. das volc
ir eilen priset 5941. die süeze wert geherte an ir amis e. merte,
Alex. 13868. nach hoher wirde sin eilen strebt (ranc), 191. 10011.
prises und eilen in nie verdroz,, 19387. ir menlich e. — erswingen
wellen, 12 233. die e truogen menlich e., die sach man sich zegelich
stellen, 16567. rehter e. ein blüender cranz wser du fürste üz,er-
welt, 13802. den fürsten ellens riche, 10975. 15814. den e. vesten
den unverzagten gesten, 5835. 3575. 18860. ir eilen so gebot, daz,
sie einander täten we Ernst, 1390. di ellens riehen, 2327. die
ellens snellen, 2315.
ellen-bernde* part. Adj. Kraft verratend, kühn: mit ellen-
bernder tat, Alex. 10928.
el-lende md. enlende (auch enelende) stn. 1. Fremde, 2. Leben
in der Fremde, 3. Not, Elend: 1. eilende hat mit kumber phlicht,
e. git senelichen muot, W.v. W. 5309. daz sich der tiure Wende
sus gap in das e. (in die Fremde zog), 4142. diu werden kint, diu
el-lende 197
noch in e. sint, 4703. in e., 6523. 6527. dö ir uns in e. liezent
(des Herren beraubt, also in der Fremde), 7667. erwirp uns ein
guot ende froelich üz. diesem e., 7914. tumpheit min witze ruorte,
dö ich sie in e. fuorte, 2723. hei kindes geburt die seligen martrin
hiesz wir räumen das kurtz schonende eilende, Ack. 19, 16. eilend
bawen alle leut auf erden, 30, 4. die unser vorvaren in das betrübt
elend vorjagt haben , Elbog. Chr. 110, 20. von der stat vorteilt in
das e., Brunn. R, IT, 6. dise tilgende wellent e. hän, W. v. W. 3437.
durch sin selbes e. da^ der zarte — ■ krist — durch uns leit, Ernst
3273. der wigant in enelende gotes hülfe fant, Ernst 3658. en-
lende: Laz mich nicht furbas in Adames eilende meines vaters,
Hier. 63, 16. hastu mich widerbracht von sulchem enlend (de exilio),
Sol. 33, 37. wir, der leben (Dasein) ist in dem enlend (in exilio),
97, 3. di von dem enlend zu dem land kumen sint (de exilio ad
patriam), 95, 24. in das enlende (exilium), W — B Esdr. I 7, 26. vor-
weisunge des enlendes, Sirach 29, 30.
el-lende enlende (auch enelende) Adj. 1. der in oder aus der
Fremde ist, fremd. 2. unglücklich, elend: 1. er für aus derselben
stat u. wart eilender auf der erden, Hier. 200, 3. er ist hier eilende,
W. v. Wenden 3209. wie der werde mich allhie in diser stat
eilende lie, 7150. von mangem eilenden man, den ich nach im
gevräget hän, 6860. die e. geste, 5209. die e. herren, 5223. die
e. = fremden Pilger, 4457. swie so sie e. (in der Fremde) sin und
sus in armüete varn, 5055. bilgerin oder eilender man, 4289. Ist
das ein gast oder ein pilgeren oder eilender man in der stat vor-
terwet wiert, den schol der richter u. der wiert auch vor die gesworn
an der vreunt stat vordem als recht ist, Briinn. R. II 106. II 210.
Der richter mag auch einen totschlag an einem eilenden (fremden)
menschen wol fodern mit rechte, doch die besserung (wergeld) sollen
die scheppen iar u. tag innehalden, ab imand queme, der dem toten
mit magschaft habe czugehort, Igl. Str. I, S. 356. einem eilenden
menschen, der nicht stathaft ist, soll der richter einen vursprechen
schaffen ebenda, ein eilende vrowe, W — B Ruth 2, 10. mit der
hulf, dass wir ein einige elende (für sich allein) stat sint und
ausserhalb des konigreiches ligen, Eger. Chr. N. 1115. eines iglichen
enleuden mannes sache, Igl. Str. 114. eines enlenden mannes wort,
188. hoffenunge wirt er des eilenden (egeno), Job. 5, 16. doch swaeret
mich min ellendez leben, W. v. W. 5241. o wie gar eilend und wie
gar unselig sind dieselben, Hier. 207, 13. er meinet, er well meine
eilende sei mit im zu füren in das ewige leben, 18, 24. er was
eilend oder verre lange zeit, T— B Luk. 20,9. er für ellent in
ein verre gegent , Luk. 15, 13. dein same der wirt elende (heimat-
los) in eim fremden land, Btb. 7, 6. an mir enlenden (Heimat-
losen), Trist. 341. von diesem enlenden man , 1273. enlender gast
dicz landes, 4829. 4890. der vröuden enlende, der trostlöse Marke,
6726. die enelenden jungen, Ernst 3789. daz. er ein enlende ge-
mayne frawen vom leben zum tode bracht habe, Eg. Achtb. II 53.
frö fuoren die genenden, die gotes eilenden, Ernst 3176. dö nam
der e. (Darius) Alexanders hende, Alex. 16809. Philipp an des
eilenden (fremden) herberge er reit, 250. einen eilenden knecht,
den friczen, des Schroters viheknecht, Eg. Achtb. n50. her wecket
198 eilen declich — en-boeren
ous der aschen den enlenden (egenum de pulvere suscitat), W — B
Kön. I 2, 8. ein elender u. ein armer (egenus et pauper), "W — B
Ps. 71 (72), 13. dem eilenden u. dem armen Ps. 40, (41) 2. 35, 14. den
enlenden (egenum), Spr. 31, 9. heil wirt er machen den eilenden
(egenum) Job. 5, 15. zu unterscheiden davon: en-lende = incola.
ellendeclich, -en Adv. 1. in der oder in die Fremde*, 2. jämmer-
lich: 1. dinen honen art, din cläre geburt e. hän ich verfuort (in
die Fremde), W. v. W. 1969. äne tröst er dannen gie ellendec-
lichen, 6230. e. län, 6857.
ellen-riche (ellent-riche) Adj. gewaltig, tapfer: der e. Tristant,
Trist. 6235. die ellensriche gesellen, Alex. 19531. mit elentricher
hant, Rf. 259.
ellent-haft Adj. tapfer, kühn: Wilhalm sin brot verdienen sol
noch mit ellenthafter hende, W. v. W. 3374. ritter guot, e. gemuot,
3335. wip tuont wesen e.. wip sint an vinden sigehaft, 1268. 5937.
von manegen eilenthaften man, Alex. 18827. bi e. muote, 18843.
dem e. man, 18971. 19726. mit e. wer, 19670. mit e. wer sach
man sie strit einander geben, 20164. 16643. mit siner e. hant, 10957.
11969. mit e. hende, 27357. e. tat, 11907. 17488. 18185. e. helt,
19394. e. kneht, Ernst. 1300. der e. Tristant, Trist. 6445. ritter e.,
2279. e. herze, 70. sin e. vreche jugent, Trist. 2004. mit e. hant,
2012. 2054. 2119. der degen e., 2046.
ellent-haft Adv. kräftig: die zwene in menlicher kür so e. sich
werten, W. v. W. 5514.
el-lent-lichen Adv. in die Fremde: durch den (krist) ich e.
var, W. v. W. 2698.
el-lich, al-lich Adj. allgemein: es ist ir ellich site, Trist. 2952.
elmerlin (= almerlin, almerl), stn. kl. Schrank, Kästchen,
Traut. Chr. 234.
el-schleger* stm. Öl-müller, Traut. Chr. 60.
einänuel: E. der name bewiset ,mit uns got', Alex. 11753.
einer (= emier, einber) stm. einhänkeliges Gefäß, Eimer: von
idem emer honigs qeben Käufer und Verkäufer (außer den Bürgern)
1 Pfennig, Budw. trkdb. N. 477.
emeral (amiräl) stm. Kalif, Fürst: manegen tiuren emeral,
Alex. 23862.
empf s. ent-v.
einzig (emz,ec) Adj. beständig, beharrlich: daz, mir ist —
emsigen smerzen meim herzen, T — B Römer 9, 2.
en-beiz,en (= en-biz,z,en) stv. II essend oder trinkend genießen:
Weliches tages ir der frucht empeissent, des todes wert ir sterben,
Ack. 24, 1. dö der künec von Frankrich in einem tiergarten wolde
enbiz,en, Rf. 65. dö si heten enbiz,z,eu, T— B Joh. 21, 15.
en-bern, -binden, -blecken, -bloez,en, -brechen s. ent-.
en-bor, -e Adv. 1. in der , in die Höhe, vor Adj. u. Adv.
steigernd, manchmal = gering: enborlang darnach (nicht lange
nachher), W. v. W. 1021 u. 2089. dar nach was enbor lanc, Alex.
1684. 2051. 26389.
en-boeren sivv. erheben, = nhd. empören: ab sich darinne (im
slosz von Elbogen) Unwille wolt entporen, den zu unterkomen, Elbog.
Chr. 114, 9.
en-brechen — ende-lichen 199
en-brechen stv. I, 2. intr. hervorbrechen, (mit Dat. oder von)
abfallen, loskommen, trans. befreien, refl. sich losmachen: wie ich
mich verhalten und von in entprochen mucht, Elbog. Chr. 78, 44.
es wer denn, das er sich von in noch irer stat gewonheit und wil-
kür gescheiden und entsprochen (wohl verlesen für entprochen) hette,
Eg. Chr. 1108. er wolde sich also von dem keiser mit hobescheit
enprechen, Böhm. Chr. 69.
en-bürn sviu. in die Höhe heben, erheben: wir suln in zcum
herczogtum entpurn, Dal. 121, 30 (55, 32).
ende stnm. Ende, Ziel: wann die ende des gepotes (fines man-
dati) sein fleislig czu halden, Const. I, 7, 7. er huop sich des endes
(schnell) dar, Alex. 539. 2492. und sein bede an den gehen end
gestorben, Eger Chr. 97.
en-decken (auch ent- decken, Prät. endacte, endahte, Part.
endecket, endaht) sivv. aufdecken, entblößen, offenbaren: die (Geißler)
indektin di rück — und slugin sich mit geissiln, Dal. 199, 22 (90).
ende-haft, -haftig Adj. zu Ende kommend, abschließend, 2.
bestimmt, e. tag, dies finalis, peremtoria, Igl. Str. 263, S. 164. das
im heute ein endehaftir tag her bescheiden ist czu gewinne u. czu
vorhast, 263, S. 163. er scholde in ein endehafte czeit gelegt u. be-
nant haben (== Termin) , Igl. Bgr. N. 64, 2. u. 3. das endehaftige
urteil (definitiva sententia), Const. IV 18, 6.
endel Adj. Snp. endlist (= endelöst) äußerst: dieselbe endlist
stuff, Igl. Bgr. N. 53, 17 u. 18. endeiste leben sind die die 4 (Je 2
zu beiden Seiten von den ursprüngl. 3 Lehen um den Runbaum)
äußersten Enden der Siebenlehen, an welche sich zu beiden Seiten je
1 Königs-, Bürger- und Herrenlehen (die Sechslehen) anschließen, Igl.
Bgr. do ich abgesneit das endliste teil (Zipfel) deines mantils, do wold
ich nicht recken meine hant in dich, W — B Kön. 1 24, 12. lege das
ouf das endliste teil des rechten oren (auriculae), Lev. 14, 25 u. 28.
ende-, end-lich (= ende-, endec-lich) Adj. 1. schließlich, letzt.
2. endgültig. 3. zum Ziel führend, eilig. 4. tüchtig. 2. ist inen
aber kein entlich autwort wurden (endgültiger Bescheid), Elbog.
Chr. 95, 24. zu entlichen entlauf pleiben, Eg. Chr. 1177. doch ist
ein entlicher anlass durch die herrn, laut und stete gemacht worden,
der k. mt. wider den Türken gelt und ein stewer zu geben, Elbog.
Chr. 101, 14. 4. du letil (Lotter), du schelkel, bist endlich u. frum
vom vater und mueter, khüm her czu uns, Igl. Str. (68) S. 333. sie
erwiste so fürstlichen sich, aller sache so endelich u. satzte so
ordelich daz laut — , W. v. W. 4114. wan wir in langer czeit
zu Behem nit endliches (Tüchtiges) hän geschafft, Ack. 5, 14.
3. nicht bis endlich zu zürnen (ne sis velox) W — B Prediger 7, 9 u.
V 183b. = häufig: durch die endlichen sigenunft (propter crebras
victorias) Par.
ende-lichen Adv. 1. endgültig. 2. eilends: ist daz den heiden
leit? „frouwe, endelichen ja, W. v. W. 4535. da keren wir e. zuo
(in diesem Lande bleiben wir endgültig), 5419. czwen purgen (eu-
nuchi), des cuniges — twungen in (Amam) endlichen (cito) geen
czu der Wirtschaft, die die kuniginne hette bereitet, W — B Esther
6, 14. u. endlich (confestim) giengen sie, Lev. 10, 5. recht als
ein pach, die do endlichen hinczeuhet in den gründen (qui raptim
200 enden — enges-,
transit in convallibus) , Job. 6, 15. = cito, festinato, W— B II 3 a.
JJI62a. IV 128 a. Y48a. 130 c den lieben toren endelicb hiez. sie
von dannen beben sich, Trist. 5509.
enden swv. (Praet. endete, ante), vollbriyigen, endigen : e der böte
von im gie, mit der rede er ante gar, als im sin frouwe sante darr
W. v. W. 7299. mit snellem gedinge (Vereinbarung) er ante = be-
stellte 2 Plätze im Schiffe, 2317. Und von •welchem seinem ricbter
das gerichte angehaben ist, do seibist sol es auch geendet werden,
Const. IV 4, 18. daz, sich daz, viur ante und an schaden vergienc-
Alex. 22216.
enderunge, anderunge stf. Wechsel, Veränderung: ab sich in
den selbigen ichtes a. der dinge ergebint, Elbog. Chr. 153, 15.
ende-schaft stf. Beendigung, Elbog. Chr. 84, 15. nochdem die
gehabt zwitracht ir e. erlangt 47, 26.
end-krist (Ende-krist) stm. Antichrist: daz, der Endkrist kumt,.
T— B 1. Brief Joh. 2, 18. 4, 3. 2. Brief 1, 7.
en-eben Adv. und Präp. mit G. D. Akk. in gleicher Linie,
neben: do daz, tier e. hat, da mit ez. ez.z,en mac, dar er tjost sieb
bewac, Alex.
en-gän, -gen s. ent-gen.
en-gegen-Tvertig, Adj. gegenwärtig, gegenüber: er ist hie
engegenwirtig, T— B Joh. 11, 28.
engelisch Adj. bei L. nur aus W. v. Rh. 265, 27 belegt: den
engelisch gewalt in dem himel furht = quem contremiseunt in coela
angelicae potestates, Sol. 90, 15. die da brächten engelischen schin
— mit in in, Trist. 561.
en-gelt stm. Ersatz, Grimm WB III 541 pretium: het ich für
die gut, die rein — engelt mit iren hindern in reinen, vesten ge~
Valien! Ack. 12, 5.
en-gelten stv. I 3 mit Gen. bezahlen, vergelten, kaufen, wofür
büßen müssen, durch einen zu Schaden kommen: Es gehört uns auch
an, das niemand unsers perkwerkes engelten sulle (ne abutatur)r
Const. I 7, 10. gegen den (man) ir engultent nie iuwer kintheit,
W.v.W. 986.
engen swv. {Praet. anete, engte, Part, geenget, genget) be-
engen, in die Enge treiben, einschränken: daz sie frönden rümes enget,
W. v. W. 2092.
en-genzen swv. zerbrechen, zerstören, zerreißen: 4 tuch von
Bruchsal, ein entgeneztes, 5 Mechlisch u. 2 entgenezte (angeschriittene),
Stb. Brüx N. 226.
engerl (engerlin) stn. kleiner Anger, weibliche Scheide: daz,
ez, (daz, -waz,z,er) hin uf vil vaste spranc hin an daz, engerl also zart
— aldä die brünen bluomen stän — und als daz engerlin wart naz, — ,
Trist. 3779.
enges-, engest-lich Adj. Angst erregend, gefährlich, schreck-
lich: dö kam ein engeslicher man, — der het borsten als ein swinr
Alex. 22591. der man was als engeslich getan, daz, er in sach durch
wunder an, 26017. die frouwen truogen engeslich gewant (nämlich
Kampfrüstungen), 21997. ein tier — ez, was sere engeslich einem
ipomites gelich, 22023. Daniel — in der werlde Spiegel sach vier
engestlicher tiere, 21 075. manec engestlicher sweiz, (Angstschiueiß),
enges-
ent-bern 201
18550. ein engestlichez, her, 13244. vor aller engestlicher not, 4.
got dich — lat für sin engstlich gericht, Dal. 217, 7 (98).
enges-, engest-liche, -en Adv. in Gefahr bringender, Angst
erregender Weise: er sach gegen im strichen freisam und enges-
lichen vil nätern, Alex. 23240. die rede, die mir so engstlichen lac
(dem Plan, mich zu ermorden), 18289. engestlich ez, uns stät (wir
schweben in Gefahr), Ernst 3220. Alex. 27810.
en-gesten s. ent-gesten.
en-ginnen stv. 1 3 aufschneiden, öffnen, Bresche schießen:
die uz,ern (Belagerer) die müre engunnen, da von sie die stat ge-
wannen, Alex. 3691.
eninkel, enikel stm. Enkel, nach Wack. eigentlich der kleine
Großvater, dagegen D W B 3, 485 f. : derselben chinder chint , die
eninchel haissen, die sint an der andern sipp, Brunn. R. II 226. die
schar irr nechsten vründe u. irr eninkel, W — B Job. 21, 8 u. V 197 c,
Igl. Str. 305 a u. b.
enink-, enik-lein (= eninklin Demin. von eninkel) stn., Igl.
Str. (71) S. 338 m. dem knechtlein, meinem e., Igl. Stb. III 59c.
enkel stn. Knöchel am Fuß: gecleidet mit einem langen rocke
bis auf das enkel, W — B Kön. II 13, 18. das wasser gieug mir unczt
an die enkchel, Ez. 47, 3. so gienc in biz, üf daz, enkel daz, har, Alex.
22 115. er gink in dem blude und bis an di enkil wude, Dal. 138, 3
(62, 28).
en-leich (= anelich) Adj. ähnlich: die du — in allen Sachen
gleich u. enleich den engein gemacht hast? Sol. 21, 12.
en-lende (= in-lende) swm. Inländer, incola, W — B Ps. 119, 6.
incolatus, Ps. 119, 5.
en-phahung stf. das Empfangen, Aufnahme: do di tag seiner
e. (Aufnahme in den Himmel) wurden derfullt, T — B Luk. 9, 51.
welchez, wirt di e. (Aufnahme) neuer (anders als) daz, leben von
den toten, Römer 11, 15. zu empfahung die Ungrische krön, Traut.
Chr. 10.
en-phenden sivv. als Pfand in knspruch nehmen: nicht betrübe
dich umb sulche ketzerei, di sich enpfendet hat (ausgegangen* ist)
von schedenlichen leuten, Hier 132, 5.
enpheng-nisse stf. stn ? Abgabe vom Verkauf einer Sache;
Übergabe, Einführung in die gewer (investitura) ; Schwangerschaft:
meren wil ich dein ungemach und deine emphenknusse, W — B
Gen. 3, 16.
enphetten (ent-pheiten) Prät. enphette swv. entkleiden: daz,
er enphette sich, Trist. 4904. Tristan hete sich enphettet, 3083. 662.
en-sament, en-samt s. enzamt.
en-slingen s. ent-slingen.
ent-bern stv. 1 2 ohne etivas sein, entbehren, darauf (Gen.) ver-
zichten: wenn ich dein enbir (dum de solo careo), Sol. 5,22. iedoch
unsanft ich din enbir, W. v. W. 977. Wer imant mit knottle siecht
odir mit dem har wider die erden wirft oder mit fussen tritt, der
schol der haut emperen = sie verlieren, Igl. Str. 10 S. 59. der herr-
schaft ich enbsere (auf die H. verzichtete), W. v. W. 7599. ob dich
min lip vermidet und din zu vrouwen enpir, Trist. 177. leide
msere er vernam, der er gerne hete enborn, Alex. 1767. 20111.
202 ent-bindeu — ent-einigen
ent-binden stv. 1 3. 1. losbinden, lösen. 2. entbinden, 3. trop:
erklären: swaz die zwelfe vinden (für die Gemeinde gesetzt, ver-
fügen), daz sie daz mit ihte enbinden, W. v. W. 3884. daz, ich kan
e. ee oder die weissagen, T — B Matth. 5, 17. der da enpindet einez,
von disen minsten gepoten, 5, 19. enpand (entheiligte) den samstag,
Job. 5, 18. ir enpindt diesen teinpel und ich derste in nach 3 tagen,
Joh. 2, 19. durch den die prinnenden himmel werdent entpunden,
JJ. Petri 3, 12. daz, hinderteil des schiffes wart enpunden (zerschellt)
von der sterk des meres, Btb. 27, 41.
ent-blecken swv. Prät. enblacte sichtbar machen, entblößen: Noe
wart truncken u. wart enplecket in seiner buden, W — B Gen. 9, 21.
die schemde — soltu nicht e., W— B Lev. 18, 7 — 17 ö. so das enplecke
ir schemde (ut revelet turpitudinem eius), Lev. 18, 6. enblecket
ligen, Alex. 11282.
ent-, en-bloezen (en- blossen, md. entblößen) sivv. Prät. en-
blöz,te, Part. enbloez,et, enblöz,t: entblößen: ewer houbt solt ir nicht
entplössen, W — B Lev. 10,6. entblosen wil ich mein swert (es
zücken) , Ex. 15, 9. Wo sein (des Richters) antlicz sein mut (Ge-
danken) emblosset (verrät), Const. I 6, 3. ist aber die sache emploset
= der Prozess zu Ende (causa decisa), Const. IV 10, 8. enblosset
euch des alden sundigen menschen , Hier. 50, 18.
ent-, en-brechen stv. 1 2 intr., 1. losbrechen, 2. entgehen m.
Gen., bes. von der Klage freigesprochen werden, trans. 3. anbahnen,
öffnen, 4. erlösen, 5. refi. sich befreien. 2. Um ein blutruns oder
einen plauslag under den äugen, do ein schramme oder ein mail
nach pleibet, des man sich schämen muss, da schal ein man um
enprechen sam um ein kamperwunden, sonst da enpricht ein man
slechtleich um mit sein eins hant, Igl. Str. 147. selb dritter en-
prechen, Brunn. R. II 47. umb das di vom Clingensmid den von
jungen Kaufleuten der ersten clag umb den durchslag noch nicht
enprochen sein , Igl. Bgr. N. 67, 9, derer entbrochenen unterthanen
(die sich ohne Erlaubnis der Obrigkeit von der Herrschaft ent-
fernten), Dreiding v. Politz 30. ein iecleich unser purger ist einem
iecleichen spilman enprochen mit zwain Schilling hallern, der kurzen
Schilling, nicht höher schol er in an bereiten (baren) gelde gaben, Eger
Str. A II 2. VI. 5. welches daz ander ansprichet umb ein e., emp riebt
daz mit dem rechten, daz angesprochen wirt, Eger Str. A VI 5.
5. sich e. auf dem creuz, Brunn. R. II, 47. 48. das sie sich der clag
enprechen mit dem rechten, Igl. Str. 294 S. 202. mocht her sich
aber mit einem rechten von im eutprechen, — , 245 S. 139. wirt
er fluchtig u. empricht sich von dem boten, I. S. 362 ein burger,
so er nimmer burger sein u. sich von hinnen czihen wil, mus sich
mit eines rates willen u. wissen Urlauben u. entbrechen, Eger Str.
C. 79.
ent-eigenen* swv. berauben: Enteigent habt ir mich aller
wunnen, beraubt lieber lebtag, enpfreit micheler eren, Ack. 12, 3.
ent-einigen* swv. refl. sich entäußern: also e. u. eussert sich
unser herr burggraf guter, Mind. d. Egerl. 83. der guter wegen, der
sich der — fürste geeussert u. entenigt hat — der soll er sich noch-
mals entenigen u. eussern 73. Eger. Chr. N. 1067.
ent-erben — ent-halsen 203
ent-erben swv. 1. enterben. 2. mit Gen. berauben. 3. refl.
sich von der Herrschaft ausschließen. 4. mit Gen. eines Dinges
beraubt sein : biz sie (die lantherren) einander gar verderbten u. ir
herschaft sieb enterbten, W. v. W. 3790. sie (die lantherren) beten
sieb enterbet gar, 3798.
ent-gan, -gen unregelm. red. Zw. entgehen, entkommen, fehlen:
so in (den frowen) die wirte entgiengen, W. v. W. 1022. enken,
Dal. 103, 5 (44, 73).
entgegen -leuten* (Muten, Prät. lüte, Part, gelütet, geliut)
swv. mit Glockengeläute eynpfangen : man hat im (dem neuen Pfarrer)
mit der grossen glocken lenger dan ein halbe stund entgegengeleuttet,
Traut. Chr. 178.
ent-geltnisse, ent-keltnisse = ent-geltnus stf. (äne e. = un-
entgeltlich) an seinem rechte einem czu entkeltnisse komen = zu
statten kommen, Igl. Str. 263 S. 164. Vergütung : Elbog. Chr. 2.
ent-gesten swv. 1. entkleiden. 2. abziehen von: do sie heim
komen in die stuben und engesten und auszogen, do flos das (an
ihnen gefrorene) plut von in, Böhm. Chr. 74. in derselben nacht
entgesten sich die Beham in ein cristenlicben fride, 60.
ent-haben swv. bleiben, warten; fest, ruhig halten; geduldig
ertragen; refl. sich aufhalten; sich enthalten: er enthab den einen
herrn und versmecht den andern, T — B Matth. 6, 24 ; Luk. 16, 13.
er enthabt (geduldet, 11. Bibel) den ungesichtigen als gesechent,
Juden 11, 27. zu enthaben (erleident, 11. Bibel) die pein des ewigen
feuers, Judas 1, 7. wir starken sullen enthaben di krankhait der
sichen (wir Starken müssen die Gebrechen der Schivachen tragen),
Bömer 15, 1. Got entbabt (ertrug) die vaz des zorns, Römer 9, 22.
von welchem siechtum er waz, enthabt (mit welcher Krankheit er
auch behaftet ivar), Joh. 5, 4. Ire äugen wurden in enthabt (waren
gehalten), daz si sein nit derkanten, Luk. 24, 16. daz, er wurd ent-
habt (befreit) von der helle (der Todesnacht), Btb. 2, .24. — daz, ir
euch entbabt (enthaltet) vor den geoppherten dingen der apgot, Btb.
15, 29. enthabt euch (verweilet) hie und wacht mit mir, Matth. 26, 38.
diu ougen sie eine stunde niht enthaben künde, so daz sie aber
an in sach, W. v. W. 5655.
ent-habunge stf. 1. Statthaftigkeit: wir gedenken der lieb und
der e., I. Thessalonicher 1,3. 2. Langmut: in der enthabung Gots
(in sustentatione Dei), Römer 3, 26. 3. Zuversicht : ob wir behalten
den anevang seiner e. (anfängliche Zuversicht) vest unez an daz.
end, Juden 3, 14. 4. das Wesen: daz er (Krist) sei ein pild seiner
e. (Ebenbild seines Wesens), Juden 1, 3. — 5. Enthaltsamkeit: in der
wissenhait di e., in der e. di gefridsam, II. Petri 1, 6. — 6. Besitz,
Gut: ein beleibent e., Juden 10, 34. der gelaub ist ein e. der ding,
11, l. die da het verzert alle ir e. an den erezten, Luk. 8, 43.
ent-halden s. ent-halten.
ent-halder s. ent-halter.
ent-haldung s. ent-haltung.
ent-halsen, ent-helsen swv. enthaupten: man enthalset in
(den in Bigamie Lebenden), Prag. Rb. 204. si inthelstin si mit ir
gut, Dal. 209, 20 (93).
204 ent-halten — ent-laden
ent-halten stv. V. : 1. absol. : stillhalten. 2. m. Acc. auf-, zurück-
halten. 3. Bewirtung und Schutz gewähren, refl. 4. sich aufhalten.
5. festhalten. 6. behaupten. 7. mit Gen. von etwas sich zurück-
halten. 1. verczeuch u. enthalt u. bisz nicht zu snel, Ack. 3. 13.
sweig, enthalt 20, 4. an entheldin, Elbog. Chr. 153, 21. 2. Was
ist mir, das mich des enthelt (detinet), Sol. 94, 24. 3. schützend
lenken, regieren, erhalten: entheltst du micht nicht, so kum ich
wider zu nicht, Sol 28, 4 u. 13. 28, 20. ich enpfand nicht, das du mich
enthieldest bis an die czeit 38, 28 u. 31. so wer ich anderweit
gevallen, du hest mich denn enthalden (nisi me sustinuisses)r
40, 38. du, herr, hast mich dir enthalten und hast mich dir u.
mir behalten (regebas), 41, 18. in, der mich entheldet (regit,
= Gott) 76, 35. Du, der entheldest die weld in der Weisheit des
hl. Geistes, 102, 16. durch den alle dink beschirmt, enthalten (sub-
sistunt) u. enquickt werden, 87, 25. 6. wie lang sie (die Geschöpfe)
sich enthalten (erhalten), Ack. 14, 1. ein prot-ess, der sich wol ent-
halden hat u. seines herrn eigen nicht ist, Igl. Str. 41. wanne got
ofte sich entheldet u. vortreget (schont) den sundern gar zu langen
fristen, Hier. 29, 28. nicht enthalde dich, eile u. ledige mich, 63, 22.
das ich mich des enthild, das hastu gepoten, Sol. 41, 15. hie stet
min man, nach dem ich mich e. hän 24 jär, W. v. W. 7498. er
gefenclich angenomen und enthalten (gefangen gehalten) wirt, Elbog.
Chr. 73, 27.
ent-lialter stm. Erhalter, salvator: mein schirmer, mein e.,
mein zuflucht, Hier. 90, 2. Jeronimus ist ein e., beschirmer u. lerer
gewesen, 225, 20. er ist ein e. der gerechtikeit, 98, 17.
ent-haltnus stf. 1. Aufenthalt. 2. Zurückhaltung: 1. wie er
mit ettlichen seinen heifern sein e. in meinem gebiet u. herrschaft
hab. Eg. Chr. 1152.
ent-haltung, -haldung stf. 1. Enthaltsamkeit. 2* Aufführung,
Lebenswandel. 2. die brief seiner gepurdt, lerjar, auch erbarn ent-
haltunge (Sittenzeugnis), Igl. Stb. V 176 d. der do wil maister (Tuch-
machermeister) werden und das hantwerk treiben, derselbig sal briff
und kunschaft pryngen seiner gepurt und seiner enthaltung von den,
do er vor ist gewesen, III 184 c.
ent-hauwen stv. V. 1. loshauen. 2. losmachen, bergm. einen
andern erczes e. = in fremdem Grubenfelde Erz hauen: einer mag
dem andern e. u. angewinnen sines berges u. sines erczes, so meiste
er mag (bis es zum Durchschlag kommt) DIEL 19. des erczes
haben sie uns vil enthawen in unser lehenschaft, Igl. Bgr. N. 39, 4
(sogenannter ,.Krieghau").
ent-hebigkeit* stf. Enthaltsamheit. T— B Galater 5, 23.
ent-helsen s. ent-halsen.
ent-hoffen* swv. erhoffen, erwarten: des wir doch e., Eg. Chr.
1123 S. 299.
ent-keltnisse s. ent-geltnisse.
Ent-krist (= Ente-, Ende-krist) stm. hier swm. Antichrist, ge-
deutet als der am Ende kommende Christus, bei des Entchristen
czeiten. Joh. v. Igl. 1. — I. Joh. 2, 18. 4, 3. — IL Joh. 7.
ent-laden stv. IV. 1. entladen, ausladen, mit Gen. 2. befreien.
3. berauben, werltl. fröude ist ein swere bürde, der unser vater
ent-lauf — ent-reden 205
sant Jeronimus nu entladen ist, Hier. 101, 5. wan er itzund des
todlichen gewandes e. ist, 17, 19. so trotziger Worte — so ein rat
wol billig von dem orte van im entladen (verschont hätte bleiben
sollen) El bog. Chr. 82, 40. des hat ein rat sunabent dar nach geben,
si sulcher reise zu entladen (ihnen zu erlassen beschlossen), wen si
mit in gericht (ausgeglichen) seien, Elbog. Chr. 96, 32. do wir sulchs
(solcher Beschimpfung unseres Bürgermeisters) pillich entladen von
im gewest, 105, 10. in verhoffung, seines notrechtens wider unsere
freiheit und altherkomen gewonheit entladen (zu sein), 111, 23 f. wir
beten ewer gnads uns rechtens zu entladen (es uns zu erlassen, mit
unserem Herren zu rechten), 50, 1.
ent-lauf* stm. Ausgang einer Sache, (endgültige) Erledigung:
zu entlichen entlauff — pleiben, Eg. Chr. 1177.
ent-ledigen (en-ledigen) swv. freimachen aus Fesseln, Ver-
pflichtungen welch mensch — sein sei enledigt in der hell (eripiat
de manu inferni), Sol. 61, 38.
ent-lehen, -lehenen swv. entlehnen, auf Borg nehmen: wer ent-
lehent (mutuo postulaverit) W — B Ex. 22, 14.
entlehent-inäl * stn. Vergeltung, Entgelt: widergeben daz, e.
den vetern = ihren Eltern Entgelt leisten, T — B I. Timotheus 5, 4.
ent-leiben (ent-liben) sivv. entleiben, töten: das er sein eeweib
— entleibtt, ermordtt uud umbbracht hat, Eg. Achtb. II 204.
ent-leuchten (ent-liuhten) swv. erleuchten: di erd wurd ent-
leucht von seiner (des engeis) wunniclich (Herrlichkeit, gloria),
T — B Offenb. 18, 1. den geist der Weisheit — zu e. di äugen ewerz,
herzen, Epheser 1, 18. ein licht entleucht (erstrahlte), Btb. 12, 7.
an dem abent des samstags, der da entleucht (erschien), Matth.
28,1.
ent-lich s. ende-lich.
ent-liden swv. dimembrare, zergliedern, losmachen: nicht lasz
mich vorbasz mer entlidet werden in vil glider, Sol. 101, 16.
ent-, en-loesen sivv. losmachen, lösen : diu cläre nicht enlösete,
swan sie von im kösete, W. v. W. 4243 f.
ent-nacken, nacten smw. entblößen: nimer tac in des verdröz,,
er enwurde richer wät entnact u. mit der armen wät bedact,
W. v. W. 570.
ent-neinen stv. 1 2 entfernen : Das di gotleich suszikeit al dise
gegenwurtig pitterkeit endnimt (tollit), Sol. 56, 25. dem du ent-
nimpst erhebunge seiner äugen (abstuleris) 30, 23. von dem du ent-
nimpst begirung des fleisches, 30, 26 u. 29. so er (der mensch) went,
er süll sten, so wirt er entnumen (colliditur), 9, 20.
ent-nichten, ent-nihten swv. zunichte machen: des wart an
wiben entnihtet vil fröiden, Alex. 11830. der veinde craft er gar
entnihte, 13238.
ent-nücken, -nucken (auch ent-nicken) swv. einnicken, ein-
schlafen : diu guote mit släfe was entnücket, W. v. W. 2074.
ent-reden swv. verteidigen, durch Beden frei machen, von
einer Anklage durch Beweis, purgare: der antwurter entredet sich
{gegen die Ansprache seines Hirten um Lohn im Betrage von mer
als einem virdung) baz, auf dem creucze, denn in der clager mit rechte
überwinden muge, Igl. Str. S. 369 u. Diomedes entrete sich dö,
206 ent-rednüsse — ent-scheiden
Alex. 18529, e. er sich begunde, 26-173. des welle er sich entreden
so, Ernst 999. 1089; Elbog. Chr. 90, 29. der keiser mit bet gegin
den furstin entret (entschuldigte sich), Dal. 73, 15 (29, 30).
ent-rednüsse stf. Reinigung vor Gericht, Brunn. R. II 21.
ent-reiten (ent-riten) stv. II reitend entfliehen: diebe, welche
dem kloster 2 rosz hatten entriten, Traut. Chr. 52.
ent-retten swv. retten, eine belagerte Stadt entsetzen: das die
marggrafen ungeverlich helfen sollen das — sloss Karlstein — zu
e., Aussig. Urkdb. N. 177. wir haben die burger und stat entrett
und behalten, Elbog. Chr. 148, 17.
ent-richten swv. 1. aus der rihte bringen, die Lage da-
durch verschlimmern oder verbessern. 2. in Unordnung bringen.
3. schliclden, entscheiden, entricht sein = erfahren haben: als si des
von in entricht sein, Olm. Stb. 54 S. 34.
entrisch Adj. altertümlich, befremdlich* unheimlich*: die stark-
waltigen leben (Löwen) in entrischen wustungen, Ack. 13, 17 und
Anm.
entsage-brief stm. Fehdebrief, Eg. Chr. 1072 S. 261.
ent-sagen swv. 1. Freundschaft auf und Fehde ansagen refl.
sich befreien, auch vor Gericht. 1. er enkunde dem herzen nicht
entsagen, ez, wolte in ze jämer jagen, W. v. W. 2726 f. das ir —
an entsagen, mich also gefordert hapt, Ack. 21, 4. 2. lanc ist der
walt, daz sie der aller, die sie jagen, in der wilde sich gar entsagen
(ihnen entkommen), W. v. W. 5929 — 31, mit swserlichen leiden wie
sich entsagt der heiden, dirre antwürte sage, 855. Dimus möhte
sich ouch so mit mir der schult entsaget hän, (von der Anklage da-
durch befreit haben, daß er die Schuld auf mich geschoben hätte),
Alex. 18531. so hset ir entsagt (mir Fehde angekündigt), 18996.
wie sie den mannen entsagten, Böhm. Chr. 9. do entsagete die
tochter dem vater und die swester dem prüder, 9. do wolde der
kaiser den pehemischen fursten e., 67. darumb entsage dir ich
auff dein Leben, 39. es ist beszir, das wir lebin, dan das sie uns
also intsagin, Dal. 54, 27.
entsaint s. enzamt.
ent-satiln, -satelen swv. (nur aus Wwh. 232, 5 var.) ent-
satteln: fürte in in herwerge u. entsatilte die camelen, W — B Gen.
24, 32.
ent-satzunge* stf. Ankündigung der Fehde: Stb. Brüx X. 257.
ent-schaft s. ende-schaft.
ent-scheid (ent-sehit, -des) stm. Bescheid, Entscheidung: wollet
unsers entscheids warten, Elbog. Chr. 30, 8.
ent-scheiden (mhd. auch ent-schiden) stv. red. und stv. II.
1. unterscheiden. 2. rechtl. entscheiden. 3. auseinandersetze?i , be-
scheiden: 1. zorniger man kau nicht e., Ack. 29, 13. die auf erden
sassent under der gestirne umbgenge u. entschieden die planeten,
25, 9. 2. ab uns der erbberr doraus mochte e., noch unser clag und
noch irer antwort Igl. Bgr. N. 39, 6. das ich euch daraus e. schol
N. 39, 9 u. Olm Stb. 130. 3. er hette gerne gefraget imanden, der
in dieser dinge entscheiden hette, Hier. 93, 3. alsdan wert ir ent-
scheiden werden, Elbog. Chr. 50, 2. der (rat zu Eger) sal sie des
entscheiden, 63, 35.
ent-schichten — ent-setzen 207
ent-schichten sivv. einen Streit schlichten, Entscheidung treffen:
Chr. v. Elbog. 109, 9. di schuster u. die sol-sneider haben uns uf
peiden teilen gepeten, das wir si e. sulden mit einander, Olm. Stb.
110a. die deutschen u. behem. schuster haben gebeten, sie doraus
(ihren Streitigkeiten) zu entscheiden u. e., 130. czu entscheiden u.
paide widerpartei zu entschichten, 132, S. 99.
ent-schickunge stf. deordinatio. noch sulchen bereden u. ent-
schickungen, Stb. Brüx. N. 227.
ent-schid (ent-schit, -des) stm. Entscheidung, endgültiger Be-
scheid: alsdann durch mich — nach billichem und entlichem ent-
schied gehandelt sal werden , Elbog. Chr. 73, 9. ein rechtlichen e.
— gerne halten, 106, 30. bei rechtspruchen und entschiden — gne-
diglich bleiben lassen, 124, 8. er hat bemisch den entschied zwischen
den hern und burgern geret, 36,12. des zu urkundt ist diser ent-
schiede gleichlauts gezwifacht, denen vom adel einer und dem rathe
der stat Eger der ander, Eg. Chr. 1196 S. 370. er wird die stat —
widerumb zu einigkeit und entschiedt der herrschaft bringen mit
ahlösung der pfandschaft gegen der herrschaft, Traut. Chr. 119 unten.
ent-schidung (ent-scheidunge) stf. Entscheidung: verschobener
urteil e. und erfarung, Elbog. Chr. 59, 22. der hern der cron recht-
liche e. 106, 36.
ent-schonen sivv. reinigen von einem Verdacht, einer Anklage:
sich selbdritte e., Igl. Str. B 88.
ent-schuchen (= ent-schuochen) swv. die Schuhe ausziehen:
hous des entschuchten (discalceati), W — B Deut. 25, 10.
ent-schul dünge stf. (nur aus Hpt. 18. 78. 212) Entschuldigung:
ab imand aufgehalten wurde von ehafter not — den sol allein di
not e. helfen, Const. I 7, 13.
ent-schumphieren swv. besiegen: von ungestalt vil tieren
mugen sie uns e., Alex. 12436. daz keie entschumpfieret was, Trist.
2225.
ent-, en-schüten swv. befreien, eigentl. die schüten = Wehren
der Belagerer zerstören: der entschutet von aller gäbe seine hende,
W — B VI 35a. die itzund alles bösen entschutet sint (exuti), Sol.
95, 32. enschute dich von dem staube W — B Js. 52, 2. das sloss
Karlstein, das ieczund belegen (belagert) ist u. die leute, die doruff
belegen sint, zu entschutten u. zu entsetzen, Aussig. Urkdb. N. 177.
damit mein son und die fromen leut entschütt (von der Belagerung
befreit) mochten werden, Elbog. Chr. 152, 12.
ent-schütunge stf. entschüttung = Befreiung, Chr. v. Elbogen
148, 25.
ent-setzen swv. Brat, entsatzte, -satte, Bart, ent-setzet, -satzt,
-sat. 1. absetzen, 2. aus dem Besitz bringen, berauben, 3. ent-
setzen, befreien, 4. außer Fassung bringen. 2. ir hawer durch sie
entseczt u. ausgetriben ist, Igl. Bgr. N. 62, 5. die eine parthei sol
die andere nicht mit gewalt (wie häufig beim „Durchschlag") sunder
mit Ordnung des rechten doraus füren u. entseczen, N. 62, 5. er hat
uns armen leuthen an unsern eren entsetzt, rat und gemein trew-
lose vorreterische boswicht geschulten, Elbog. Chr. 107, 30; Eger. Chr.
1185 S. 355. Fehde ankündigen* : wie her Wilh. v. Ilburg üch entsaczet
u. doch kein schult zu üch nicht enhat, Stb. Brüx N. 257. die von Lawn
208 ent-setzung — ent-sliez,ung
haben uns (v. Brüx) entsaczet u. geschreben — wir wollen neben
hern Girziken von Podiebrad ewer feind sein, N. 257. ein entsaczet
brife = Fehdebrief ebda.
ent-setzung stf. 1. Furcht, Scheu, 2* Beeinträchtigung , Ein-
buße an Ansehen: 2. also hat sich die sach erhalten, viel red, vil
nachrede, gespot und e. eim rath durch di hofischen, Elbog. Chr.
37, 35.
ent-seuberkeit* (von mhd. entsüvern s. ent-seubern) stf. Un-
sauberkeit, Unreinigkeit : greber vol totenpein und aller enczeuberkait,
•T— B Matth. 23, 27. enpflichent den enczeuberkaiten, II. Petri 2, 20.
Epheser 5, 4. Offenb. 16, 15. trunken von dem wein ir e. (ihrer Un-
zucht, de vino prostitutionis eius), Offenb. 17, 2. enczoberkait der
apgot, Btb. 15, 20. mit wollusten der enczuberikait, II. Petri 2, 13.
ent-seubern (ent-süvern) swv. verunreinigen: daz, czu dem
mund insget, daz, entczeubert nit den menschen, T — B Matth. 15, 11.
daz, in mag e., Mark. 7, 15. 7, 18. 7, 23. daz, di pfaffen des samcz-
tags e. den samcztag in dem tempel und sint an schult, Matth. 12, 5.
si gingen nit in daz, dinkhaus, da^ si icht wurden enczeubert, Joh.
18, 28. manig werdent enczeubert durch sei, Juden 12, 15. petent
oder weissagend mit bedecktem haupt, der enczeubert sein haubt,
I. Korinther 11, 4. er hat enczeubert dise heilige stat, Btb. 21, 28.
kain ding enczeubertz, get nit in si (di stat), Offenb. 21, 26. der
da ist enczeubert, der enczeuber sich noch, Offenb. 22, 11.
ent-seubung* stf. Unreinigkeit: in der abseczung der ent-
czeubung {Ablegung körperlicher Unreinigkeit, carnis depositio
sordium), T— B I. Petri 3, 21. .
ent-seuften* sivv. do für der unschuldig man von Nazareth
auf die rede (= damit), das er den leuten desselben landes ent-
senften mochte, (ihrem Gerede zu entgehen) u. für gleicherweis als
zu einer Zuflucht alles seines heiles nach Bethlehem, Hier. 159, 25.
ent-sitzen stv. II intr. /. aus der ruhigen Lage kommen, 2.
sich einem gegenüber behaupten, 3. sich entsetzen, furchtsam ent-
weichen : wir mugen unsern feinden alhie wol entsiezen , Böhm.
Chr. 2. 4. trans. und refl. fürchten, erschrecken vor: 4. ein urteiler
waz, in einer stat, der got nicht enforcht und den menschen nit
entsage, T — B Luk. 18, 2. ob ich got nit forcht noch den menschen
nit entsieze, 18, 4.
ent-släfen stv. red. V. einschlafen, auch übertr.: wann sie (die
Reichen) in reichtum u. in wollusten entslaffen sint, Hier. 28, 7.
tr. sivv. einschläfern das der zank und widerwill zwischen euch
gestillt, entschläft u. geendet sei, Aussig. Urkb. N. 44.
ent-sliez,en stv. III. 1. aufschließen, öffnen, 2. erklären, 3.
refl. sich ausbreiten: das er (Hier.) die heiligen schrift leuterlichen
entslossen hat, Hier. 4, 11. das in hebräischer czungen stet ge-
schriben, mit ganezen trewen hab ich entslossen, W — B Esther 10,
Anm. zu 2. 3. u. 4. Urloup die boten nämen, ze dem keiser sie
wider kämen, die wisen äne verdrießen horte man e. der kriechen
willen unde wort, als sie sie heten vernomen dort, Alex. 10902.
ent-sliezung* stf. Schlußfolgerung: Do von bleibt die e., das
alle dink, di niht gemacht sint, niht gut sind, Sol. 13, 34.
ent-slifen — ent-vähen 209
ent-slifen stv. II entgleiten, entfallen: ob mir der tac ent-
slifet und mich die naht begrifet, Trist. 4649. Alexanders güete
entsleif {da er zornig wurde), Alex. 2055. daz, in strites muot ent-
sleif, 14772. der engel — er (Jakob) einen begreif, da von im
saelde niht eutsleif, 11322. er bat alle sine man daz, sie zwivel
wolden lan und zagheit entslifen, 12769. mir ist doch fröide ent-
sliffen, 10919. swie mir sselde si entsliffen, unsselde mich hat be-
griffen, 14337.
ent-slingen stv. 1 3 intr. sich ausbreiten, mit Dat. sich los-
winden, refl. sich aufrollen: dar üz, enspruugen und über die erd
enslungen — die gertel (3 Bäume) einer eilen lanc, Legende 420.
ent-spenen swv. entwöhnen, mit Gen. von etwas abwendig
machen, trennen: liebes entspent, leides gewent hapt ir mich,
Ack. 17,7.
ent-sprechen stv. 12 freisprechen, Elbog. Chr. 78, 44. sich los-
sagen, Eg. Chr. 1108. wohl verlesen für entsprochen s. en-brechen.
ent- sprießen stv. III 1. entsprießen, entstehen, 2. trans. e.
machen, aufschließen: der hl. Geist von in beiden entspreuszt, Sol.
86, 16. an des houbt oder part entspreusset die ousseczikeit, W — B
Lev. 13, 29. e. wirt ein stern von Jakob u. entsteen ein rute von
Israhel, Num. 24, 17.
ent-spriez,imge * stf. der Ursprung, das Hervorgehen: des hl.
geistes entsprisunge von dem vater u. von dem sune, Hier. 117, 7.
ent-springen stv. 13 1. entfließen, 2. hervorspringen, 3. ent-
rinnen, 4. erwachen aus: 1. an der clären fürstin juugen noch
deine was entsprungen daz wip ze dem herzen schicket eben, da
von sie nar den kinden geben, W. v. W. 2009. Als ein red ent-
sprungen ist worden auf den Hannsen Peschl, wie er des nachts mit
ainer laiter auf der gassen gegangen sei u. die selbig laiter an ain
haus angelaint, Igl. Stb. V 102b.
ent-stän, -sten stv. IV. hier 1. aufstehen, sich erheben, 2. ent-
stehen, werden: 1. entsteen wirt ein rute von Israhel (cousurget),
W — B Num. 24, 17. Und do si waren auf dem acker, do entstunt
Cain gegen Abeln, seinem bruder, u. vorterbte in, Gen. 4, 8. sam
den clagern wider di antworter di pitunge oder forderuuge ent-
standen sein (petitiones proditae), Const. IV 7, EM.
ent-tragen stv. IV. entziehen, entwenden, ivegtragen, Traut.
Chr. 259.
ent-tün, en-tün (entuon) unregelm. Zw.: sich lossagen, los-
machen: das sich die [von] Elpogen des Hisserls enthun, mit im
nichts zu schicken noch zu schaffen haben, Elbog. Chr. 85, 15.
ent-urlauoen* swv. verabschieden, entlassen: der rat — hat
das Hecht — einen zu burger aufzunehmen und zu e., Elbog. Chr.
66, 31.
ent- Valien, en-, em-pliähen , -phän stv V 1. bergm., einen
Gang oder Berg verlielien erhalten, meist = Lehen erhalten: aber
di czum 2. 3., czum vierden male u. also furpas genge enphahen,
den sol man in igleichen teil der silbergruben nur ein halb lehen
messen mit den vorgenanten underscheidungen, Const. II 1 , 10 u. 13.
refl. * entstehen*, toerden*: darumb sich teidiuge enpfangen haben,
Igl. Bgr. 53, 13. uncz an die czeit, das sich emphenget u. aufstünde
J el iuek , Wörterbuch. 14
210 ent-väher — ent-vremdung
diser lichte tag-, sant Jeroiiiruus. Hier. 3, 20. in meinem kalden leibe
enphenget sich teglichen der unkeuschheit snode und unbederbe
bicze, 10, 21.
eiit-vaher, emphaher stm. Empfänger, bergm., wem zuerst ein
Gang oder Berg gemessen und verliehen wird: der den gang von ersten
empiiehet — der erste emphaher sol einen igleicben aus den gewerken
mit seineu teilen nennen, u. sol auch keiner teil doselbist haben,
denn den er hat genennet, Const. II 1, 13.
ent-vallen, en-, empfallen stv.V 1. entfallen, 2.rn.Dat. ver-
loren gelien, 3. als Zeuge versagen, nicht helfen, 4. mir emphelt das
urteil = verliere den Prozess, Gr. Wb. 5, 325. einem e. = im
Prozeß gegen ihn gewinnen * : 3. das im sein beweisung. di her mit
der stat puch haben wolde, gar enpfallen ist, Igl. Str. 242b. Als
sich Jessk an czeugen geczogen hat u. im diselben czeugen em-
pfallen (fälschl. steht empfalhen) sint, diselben teiding hat er ver-
lorn u. kein puss dorczu, Igl. Bgr. N. 118, 3. Leihet er (der berg-
meister) icht anders (als die Gewerken xoollten) u. kumet des zu
krige u. entpfallen im di gewerken (stimmen sie ihm nicht zu), sein
leihen hat nit creffte , D I R 23 a, 8. 4. dem das urteil emphallen
(gegen den es ausgefallen) was, Igl. Str. 325. ab eine einem umb
die ee ansprech und er ir mit recht entpfiel, so sol dieselbe auch
5 jar aus stat und lant sein, Eger Str. C. 60.
ent-vänusse, entpliänusse stf. Empfang eines Lehens (oder
Bergmaßes) susceptio: die ordenunge der e., Const. II 2, 2.
ent-veckteu, enpuechten stv. 12 (entgegen sein, sich ent-
ziehen? Pass.) sich e. = heimlich davongehen: er wolde sich e.,
W. v. W. 420 (dieses Zitat fehlt bei L.).
ent-veke-, enpfehe-, eupfeheu-lieh (= enphgehelich) Adj.
1. empfänglich, 2. aymehmbar: 1. Dorumb bekenne ich dir, herre mein
got, das du mich geschepfet hast enpfeheleich der Vernunft (capacem
rationis), Sol. 22, 16. das du mich e. u. mugleich (fähig) machst, gotes
sun zu werden (susceptibilem), 24, 8. hast mich e. gemacht sulcher weis
eren, Sol. 23, 4. das die sei e. worden ist deiner majestat, 72, 33.
ent-vreien, enpfreien* sicv. berauben: Enteigent hapt ir mich
aller wunnen — enpfreit micheler eren, Ack. 12, 4.
ent-vremden, empfremden sivv. entfremden, entziehen (m. Dat.):
sie entvremdet sich (zog sich zurück) bis üf die vrist, daz die volge
(Verfolgung) zergangen ist, W. v. W. 5978. daz er sich hat ent-
fremdet mir (von mir getrennt), 4249. ir habt mir meiner seiden
haft, mein auszerwelte turkeltaube arglisticlichen empfremdet =
geraubt, Ack. 4, 13. das ein andir urbarer im das (die auf einen
Berg mehrere Jahre nutzlos \errvandte Mühe und Arbeit) mit ge-
walt emphfremden solde, DIR I. 18. also sullen sie auch dovon nicht
lassen u. sich dovon entfremden von dem, das in vorlihen ist, Const.
II 4, 5. das Privilegium der begnadunge wird von den genomen u.
entfremdet, II 4, 5.
ent-vremdung, enipfreni dünge stf. Änderung, Wechsel bes.
des Gerichtes, alienatio judicii: alle e. u. wechselunge des gerichtes,
die gescheen wider gute gewonheit u. wider gemeinen nucz u. ere,
die widerufen wir, Const. III 8, 2. und darumb so leset man auch
ent- weichen — en-twer 211
nicht czugeen desselben dinges e. (bei einem bloßen Scheinkauf),
wann es tank pas, was in der warheit geschieht, denn das gleisende
erdacht ist (nämlich als ein plose und erdochte vorkauffunge
= Scheinkauf), Const. III 6, 11.
ent-weichen, -wichen (= entwichen) stv. II 1. entweichen, im
Stichelassen, 2. um Platz zumachen, weichen, 3. abtreten, zedieren:
wollest durch dones und reimens willen deinen sinnen nicht ent-
weichen, Ack. 3, 11. ist darüber von dem rechten entwichen, Eger
B. d. Gebrechen S. 220. ent-wichent iuwerm muote = laßt ab von
Euerer Streitlust, W. v. W. 3828.
eilt- weisen (ent-wiz.en) stv. II vorwerfen, tadeln: Do begund
Jhesus zu e. drohen den steten, daz. sie nit heten gemacht puzz.,
T— B Matth. 11, 20.
en-twelen, (entwalte, entwellet, en-twalt) swv. trans 1. zurück-
halten mit Gen. oder Präp., 2. intr. sich aufhalten, zögern, ver-
weilen: ir entwellen was unlanc, W. v. W. 7093. er entweit in der
stat Nazaret, T — B Matth. 2, 23. 4, 13. er entweit da mit seinen
iungern, Joh. 11, 54. meister, wo entwelst du? Joh. 1,38. Joh. 3, 22.
Matth. 23, 21. di da entwellen in Jerusalem, Luk. 13, 4. daz, di
vogel des himels mugen e. unter seinem schaten, Mark. 4, 32. di
ir da entwellt in Jerusalem, Btb. 2, 14. 13, 27. e. in Charran, Btb.
7, 2. 7, 4. daz. da entwellt in mir die sund , Römer 7, 17. 7, 20. ob
der geist Götz entwellt in euch, 8, 11. di da entwelent auf der
erd, Offenb. 6, 10.
en-twelunge stf. (hei L. nur aus Oberl. 323) das Wohnen: es
viel Babilon — und ist gemacht ein entwelung der teufel, T — B
Offenb. 18, 2. di zil ir e., Btb. 17, 26. ain licht daz, entleucht in der
e. des karkers, Btb. 12, 7. verkauften di besiezung und die e. (Hab
und Gut), Btb. 2, 45.
ent-wenden (Prät. ent-wante, -wände, Part, ent-wendet, -want)
swv. 1. intr. m. Dat. entgehen, 2. tr. mit Dat. der Pers. entziehen,
abwendig machen, 3. abwenden: 3. was wir haben mugen ewern
schaden e. , das haben wir gern gethan u. noch thun wollen, Stb.
Brüx. N. 257. der entwandten nam (s. d.) wegen, Eg. Chr. 1109.
eiit-wenen sivv. entwöhnen, ablactare: bleibe, bis du in ent-
wenest, W — B Kön. 1 1, 23. er wart entwenet, Gen. 21, 8.
ent->venken (Prät. entwanete, Part, eutwenket), swv. ent-
weichen, entgehen; untreu werden: von ir (der karrätschen) kunnen
sie niht e., Alex. 12782.
en-twer Adv. in twer in die Quere, hin und her: diu valsche
ger doch vil wite vert entwer, W. v. W. 271. under in lief die
msere mit vroelichem muote e. den äbent hin u. her, 7201. si
sahen, das der wint (in der Grube) e. ging u. sein czuge nicht red-
leich hette, Igl. Bgr. 63, 2 u. 63, 4. sin hant lief in dem strit e. hie
mit stiche, dort mit slage, Alex. 13 616. er sach di sinen triben
die Kriechen üf der ouwe e. (wie die Griechen die Seinen über die
Au jagten), 14143. sie triben in hin und er sie her vaste üf Erbela
e., 13386. nü lief sorge dö e., 12378. die äugest welzet umbe mich
e., 12180. manege rede lief e. under in, 19145. minne und lust,
die giengen e. under in hin und her, Trist. 761.
14*
212 ent-wBrden — ent-wicht
ent-werden stv. I 3 zunichte werden: einem e. ihm entkommen:
der hirz den hunden gar unerloufen entwart, Trist. 2413. ir wsere
entworden sorgen drö, Ernst 5275. er dancte gote der guoten vart,
daz, er im also entwart, 1146. man solle sich verwaren, damit er
anch nit entwerd (entkomme), Elbog. Chr. 136.35. er ist ent worden,
128, 21. des nachts ist er entworden {entflohen), 100, 34. Dal. 87, 2
(35, 23) : ist entwerd falsch gelesen für enwer (= en-wsere).
eut-werfen stv. 1 3 auseinanderbreiten, zeichnen, malen, weben,
gestalten, schreiben [Runen hinwerfen), einrichten, anstiften, refl.
sich auf werfen, sich gestalten, sich einer Sache (eines dinges)
entziehen : dö "\Vetzel diseii rät entwarf (darlegte, gab), Ernst. 3406.
diu (Fortuna) unstete sich e wol entwarf gegen dem, den du hie
vellest und dem töde gesellest, Alex. 6378.
ent- werter* stm. aller ding ausrichter, visirer, e. u. abenemer,
Ack. 58, 6.
eut-wörferin stf. Prophetin: Ydromancia, in wassergewurke der
zukunft e.. Ak. 41, 9.
ent- wem u. ent-wern swv. einem etwas nicht gewähren, ent-
ziehen, berauben: entweret aller freuden, Ack. 12, 1- seiner schult
darben u. entwert sein, Eger Str. C. 84. welcher erb — nach toter
haut — des Weingarten besitzer sein will, der schol es Urkunden
mit einem pfening in dem percteiding; tut er das nicht u. vorlest
das jar u. tag, so hat er sich selber entwert, Chlum. VIII 34. di
(ohne des Vaters und der nächsten Verwandten Zustimmung heiraten)
schuln auch entwert u. enterbet sein alle ir vater u. muter habe,
Eger Str. A XIV 1. sint si frides von iu gern, des solt ir si niht e.,
Alex. 2540. ob ir in diser rede entwert, so wiz,z,et, daz, er an iuch
strites gert, Alex. 5226. das ich meiner guter spoliert und ent-
wehret werden soll, Traut. Chr. 100.
entwerren, entwirren stv. 1 3 entwirren, in Ordnung bringen,
verbotenes Gut frei machen, disbrigare: das wir sie der gelobede
entwerrin an allen iren schaden u. geverde = entheben, uncz das
her {der Gepfändete) es von jenem entwirret, der es hies vorpiten,
Igl. Str. 194. die manschaft entwerren und ledig und frey machen,
die er im verworren hat, Igl. Stb. III A 136a. Darnach entwar
(säuberte) er kurczlich der herczog Behem rieh von den fromden
aldo, Dal. 210, 33. so ist unser meinung nie gewesen, das des
egenanten Frankengruners hausfraw an irer morgengabe, die sie an
sulchen (vom König dem Forster gegebenen) gutern hat, keinerlei
hindernuss ader schaden habe — ader der entwerret sein solle, Mind.
d. Egerl. S. 28.
ent-wesen stv. 1, 1 nicht (oder ohn etwas) sein, entbehren, über-
hoben sein (Gen.): sie dücht, sie wseren großer sorgen e., Ernst 3640.
ent-wicht gewöhnt, en-wiht, ni-wiht stn. nicht etwas, nicht,
zunichte: Es (das Alter) ist zu allen Sachen entwicht (untauglich),
Ack. 30, 13. dein clage ist e., sie hilfet dich nit , 14, 8. daz lieb,
daz, man an kinden sieht dar engin (dem gegenüber) ist alle freude
entwicht, Ernst 5372. daz, waz,z,er was sür und enwiht, Alex. 21536.
bis er daz, laut bracht en wicht und in aschin virwandelt, Dal.
198, 17 (89).
ent-wilden — enzamt-erbe 213
ent-wilden sivv. 1. entfremden , fremd sein lassen, 3. von sich
treiben mit Dat., 4. refi. sich in verkappter Gestalt zeigen, 1. alein
er entwildet wsere ir cläre sehenden ougen, ir herze spehte tougen,
wan ez, in erkante, W. v. W. 5601 ff.
ent-wischen, auch entwüschen* swv. entiveichen, scheiden,
W — B IV 128 c. zn frue ist sie (meine Freude) mir entwünschet
Ack. 17, 18. jenem die sele entwischte, Alex. 8346.
ent- würk eil unregelm. »wv. zerstören, zunichte machen: wie
Cresus mit Cyrö streit, — daz, er (Cyrus) in siges entworhte (be-
raubte), Alex. 14365, daz, er (Davit) in (Uriä) eren het entworht
(durch Verführung von dessen Frau Bersabe), Alex. 11570. er hete
ervorht, ob sie ir kinsche wurde entworht durch ir scheene mit
gewalde 10360.
ent-wiischen s. ent-wischen.
ent-ziehen, en-ziehen stv. III. intr. entgehn, vergehen; trans.
und refi. entziehen: also kund er sie des e., daz, sie e jähen er wolde
fliehen, Alex. 7347.
ent-zücken sw. Prät. -zuckete, -zuete, Part, -zücket, -zuet,
eilig wegnehmen, rauben; refi. sich losreißen, entschlagen: dö ir wart
entzücket ir wunne vil und frönden hört, W. v. W. 2075. alzu schire
hapt ir mir sie entzucket, die getrewen, die gehewren, Ack. 17, 18.
ir habt mir den 12. buchstaben — aus dem aiphabet gar freisamlich
enzucket, 4, 10. do mein stete housere mir so snelle ist enezucket,
31, 12.
ent-züuden, -zünten Prät. ent-zunde, -zunte, Part, -zündet,
-zunt sivv. intr. zu leuchten (brennen) beginnen, trans. in Flammen
setzen: diu (der werlde) zucker ie des smeckens pflac, daz, enzunte
sin nächsmac, Trist. 6636.
ent-zündunge stf. Brand: do si Sachen di stat irr enczunduiig
(die Brandstätte Babglons), T— B Offenb. 18, 18.
entz-weder = eintweder einer von beiden mit folg. Teilung:
entweder — : drei jär, encz weder minner oder mer, Igl. Bgr.
N. 42, 2.
en-vollen Adv. im vollem Maße, tüchtig, ganz: er zeiste im
sine wollen mit füstslegen envollen , W. v. W. 4767. envolleu an-
sehen, Trist. 2567.
eu-wicht s. ent-wicht.
enzamt (aus in-sament) Adv. zusammen, zugleich mit; bei (zu)
sich: diez ist mein lieber sun, in dem ich mir entzamt gefiel, T—B Matth.
3, 17; Mark. 1, 11; Luk. 3, 22. do di geselschatt enezamt luffen,
Luk. 11, 29. er e. rief di, Mark. 6, 7. er e. rief seine 12 iungern,
Matth. 10, 1. ob mir e. gezeme zu sterben (zugleich mit dir), Mark.
14, 31. in dem e. wol gefiel meiner sele, Matth., 12, 18. Maria
behielt alle dise wort e. tragent in irem herezen, Luk. 2, 19. 2, 51.
enzaint-alter* subst. Adj. Mitältester, consenior: ich e. und
der gezeug der martern Krist., T— B I. Petri 5, 1.
enzanit-erbe* swm. Miterbe: den enezamterben der gnaden
des lebens, T— B I. Petri 3, 7. di haiden ze sein enezamterben und
enezamt leiblich (Miteinverlcibte) und enezamt teilhaftig seiner
gehaissungen, Epheser 3, 6.
214 enzamt-erzogen — er-amen
enzamt-erzogen* subst. Adj. Milchbruder, collactaneus: Manaen,
der da was ain enezamtderzogener Herodis, Btb. 13, 1.
enzaint-gelieh, -geleich* subst. Adj. Altersgenosse, coaequalis:
di da ruffent iren enczaintgelichen, T — B Matth. 11. 16. vor deinen
enczanitgelichen (mehr als deine Genossen), Juden 1, 9.
enzaint-gevangner* stm. Mitgefangener: Aristarcus mein e.
T— B Kolosser 4. 10. Epafras, mein e., Philenion 23.
enzaint-knecht* stm. Mitknecht: slahen sein e ., T — B Matth.
24, 49. 18, 28. 18, 31. von Epafrodito unserem liebsten e., Kolosser
1, 7. ich bin dein e., Offenb. 19, 10. 22, 9.
enzamt-ritter* stm. Mitarbeiter, Mitstreiter, cominilito: Archippo,
uuserm e., T — B Philemon, 1, 2; Philipper 2, 25.
enzamt-sitzend* part. Adj. am selben Tische mit jemand
sitzend, Tischgenosse: Lazarus was einer von den enczamtsiczenden,
T— B Job. 12, 2.
euzamt-süekung* stf. Erörterung, Wortwechsel: do aber ein
michel e. geschach, T — B Btb. 15, 7.
enzamt- werker* stm. Mitarbeiter: Epfroditum, den bruder und
e. und meinen enzamtritter, T — B Philipper 2, 25. daz, wir sin
enczamtwirker der warhait. III. Brief Job. 8.
enzamt-werkung* stf. Mitwirkung, Mithilfe: si predigten
allenthalben mit der e. des Herren (Domino cooperante), T — B Mark.
16, 20.
enzamt-ivirker s. enzamt-werker.
enzeubern s. ent-seubern.
enzeuberkeit s. ent-seuberkeit.
enzeubung s ent-seubung.
enzrinzen* (Itvohl verlesen); hingehen er schult di ding in der
gutigkait (in Güte) uch enzrinczen lasssen in masse mein swecher
(wie mein Schwiegersohn) an uch begern und bringen hat lassen,
Eg. Chr. N. 1154 S. 328.
er Pron. der 3. Pers. erscheint in diesen Quellen überwiegend
nach md. Weise als her. stm., subst. Pron. er. Mann, Männchen
s. her.
er (auch mhd. er, her, gekürzt besonders in der Anrede vor
Namen für herre swm. : er Hase sal volle macht haben, Stb. Brüx
N. 340. ern Hildebranden von Einsiedel — ern Ditterichen von Maltitz,
Stb. Brüx N. 292. er Tristant, Trist. 292. 345. 358. 400. 1232. 893.
nach den töde ern Moises, Legende 533.
er-arbeiten swv. durch Arbeit ericerben: alles, das si mit ein-
ander derarbeit haben, Igl. Stb. V74a.
er-arnen srev. 1. ernten. 2. erwerben, verdienen. 3. entgelten.
4. erretten: in das ewige leben, das er mir erarnet hat mit seinem
teuren unschuldigen blute, Hier. 18, 26. das hab ich mit deheinem
dinst derarnet (non praecesserunt merita mea), Sol. 25, 18. selig
sind, di derarnet haben, das si zu dir got — kumen sind, 95, 21.
di erarnet haben, das si zu so vil freuden kumeu sein, 96, 36. dö
erholt maneger sur erarneten solt, Alex. 14075. solt ir erarnen so
daz, wip. so wirt iueh ir minne alzuo swer. Ernst 552. Got der wirt
erarnt mit sulchen opphern (promeretur Deus), T— B Juden 13, 16.
er-augen — er-bauen 215
er-augen (er-ougen, -öngen) sivv. vor Augen stellen, zeigen:
eraugent ainander an allen diemutikait, T — B I. Petri 5, 5; s. auch
er-eugen.
erb-amnäz,ung* stf. Anmaßung der Rechte eines Grundherrn:
befremd uns sulch erbanmossung nit wenig {daß der Gutsherr Georg
von Zedwits die angrenzenden Bauern zwingen wollte, ihm zu
scharwerken (Frondienst leisten), Eg. Chr. 1172.
erb-ansprech * stf. (wie an-spräche, an-sprseche stf. letzteres
im Zürich. B.) gerichtl. Anfechtung des Erbes (unvarender Habe)
eines andern: Wer dem andern ein e. (wohl erb ansprech) machet
u. nach der ansprach stille swiget jar u. tag — der mag hinnach
das selb erb mit recht nicht angewinnen, Igl. Str. 47.
er-bar, er-bsere Adj. (= er-bsere) der Ehre gemäß handelnd,
edel, dann schmückendes Behcort: die ehrbare u. züchtige brüder-
schaft der deutschen meist ersingkunst, Igl. Ms. 24. erwerg, erbar
man, Brunn. R. II 9 u. 10. er pewer sein Unschuld selbander erberg
man u. mit einem schephen, II 9. er bewer sein Unschuld mit
funfe erbergn man, II 10. erber, als Titel, Chr. v. Eger N. 1080
u. ö. als Zeugen sollen ins Gericht nur geführt werden: erberige
u. bescheiden leute, Const. IV 12, 15. das warhaftig wesen unsers
herren, dorinne alle unser erberige wirdikeit vorslozzen ist und
immer ewiclichen bleibet, Hier. 141, 27. 200 frauwen erberiger
siten, 174, 11. erbern weisen und üben freunde! Igl. Rspr. VII.
er-bärkeit (er-baerec-heit) stf. Ehre: bei was erharkeiten — die
vorfahren — gelebt und die stat geregieret, Eg. Chr. S. 4 und 5.
die scheppen sullen mit aller erberkeit das gotlich gepot vorprengen,
Const. IV. 18, 2. ewer e. (Gemeinderat, Stadtgeschivorene), Igl. Str.
222. 223. 233. 245; Igl. Bgr. 5, 6. 29 u. s.; Igl. Rspr. III. halt euch
nach ewer erberkeit, Böhm. Chr. 10.
erbser-lich Adv. ehrenvoll: honeste: der sark dorczu was reichlich
und erberlich bereitet, Hier. 229, 14. Wir seczen: alle perkleute,
di unser mechtikeit zu richten hat, das si halten unser gepot dicz
rechten, das si e. leben sullen, keiner den andern schedigen -
Const. I. Vorrede, e. bestatten, Igl. Stb. V 151c. das gelt e. ent-
lieht, V 148 b. fürte sie erberlichen zu irem vater, Böhm. Chr. 13.
er-barmde, er-bermede stf. Erbarmen, Barmherzigkeit: er
gedacht seiner derbarmd , T — B Luk. 1, 54. also gelaubent auch si
nu nit an ewer derbarmd, daz, auch si begrifen die d., Römer 11, 31,
ich bit euch durch di d. Götz, Römer 12, 1. verleich di d., des ich
mich derbarme, 9, 15. nit begriffen di d., 9, 25. zu tun di der-
bermde mit unsern vetern, (um unseren Vätern Gnade zu er-
weisen), Luk. 1, 72. durch di ineder der derbermde, Luk. 1, 78.
er-barmig (er-barmec, er-bärmic) Adj. barmherzig: erparmig
sei wir dem posen, W— B VI 26 b. subst.: du bist barmhertziger u.
erbarmiger (et miserator), Sol. 54, 24.
er-bauen, ir-büwen (= er-büwen, -biuwen, -bouwen) unreg.
sw. und stv., bauen, an-, aufbauen, bereiten, ausrüsten: leute, die si
mit irm gelde erbaut (ihre Bergwerke betrieben) hetten, Igl. Bgr.
N. 85, 2. dovon, das man eczliche berge u. Stollen in manchem järe
nicht ezu nueze irbüweu mag, DIRI. 18. das er nachlässig sei u.
216 erbe
sich nicht erbauen könne = aufraffen, Dreiding v. Politz 13.
reich erz wird erbauet (durch Bergbau gewonnen) werden, Traut.
Chr. 119.
erbe stn. 1. hint erlassenes Gut, Erbe allgem. erbe u. eigen
Ererbtes und Erworbenes. 2. Grundeigentum im Gegensatz zum
Lehen und beivegl. Habe. 3. Vererbung, Erbschaft. 1. immeriges
versinken u. gefeile sei euch. Tot, zu erbe eigen gegeben,
Ack. 7, 13. 2. aigen u. erb = Grundstück, Haus und Hof:
in vremden erbe siezen, Brunn. R. II 192. aus seinem erb venster
machen, II 229, ein hof, ein acker oder welcherlei erb das ist, Igl.
Bgr. N. 25 a. Es ist czu wissen, das ein iczleich perg, in dem erbe
(auf wessen Grund), darinne er gemessen ist, 16 hofstete nach perk-
rechte beheldet u. also vil weit u. breit czu irer Viehweide, als ein
mensche mit einem pogen eins geschiessen mag, Const. II 3, 1. Von
den weiden desselben erbes, darinne der perg gemessen ist, sullen
die pergleute alles das umbsust nemen, das alleine notdurft ist in den
silbergruben, Const. II 3, 2. Dafür bekommt der Grundherr die
2 Herrenlehen und das Ackerteil; s. diese u. berg-vreiunge. Ein
um Bergkost versetztes erb schol er in drin tagen losen. Tut er
des nicht, an dem virden tag mag man das selb erb verseezen, vor-
kauffen oder di kost, do er es vur verseezet hat, darauf gewinnen,
wi man mag, Igl. Bgr. X. 78b. erb u. aigen, — es sei vrei oder
her hab es czu purkrecht, Igl. Str. 150. Her Käufer muß den Kauf-
schilling früher zahlen, ah der Verkäufer das „Erbe" aufläßt, Igl.
Str. 15. jener ist so lange verpflichtet die Satzgläubiger zu bezahlen,
bis er den gezahlten Kauf Schilling zurückfordert oder, wenn er selbst
früher Gläubiger war, die Innehabung des Erbes aufgibt; wer es
dann vom Gläubiger übernimmt, auf den geht dieselbe Ver-
pflichtung über. 83. TT o das erbe gelegen ist, da sol man antworten,
91 (18c). Wenn einer sein Erbe vor Gericht aufgeben will, so darf
er dies erst nach Austragung der darauf geltend gemachten An-
sprüche in diesem oder nächst folgenden Gerichte tun, 46 (resignatio
hereditatis). Die auf ein Erbe erhobenen Ansprüche müssen binnen
Jahr und lag verfolgt werden (impetitio) 47. das Vermögen eines
Falschmünzers, Selbstmörders und Verräters fällt der Gattin zu, 48.
ein vor Bichter und Schöffen aufgegebenes, Jahr und Tag ohne An-
spruch besessenes Erbe kann nicht mehr angesprochen werden, 49.
wer einem andern ein Erbe zueignet, verliert alles Becht darauf
(Appropriatio hereditatis) 52. Versetzung des Erbes, obligatio (57.
63. 193). Von 2 Satzgläubigern erhält der den Vorzug, der sich das
Erbe vom Bichter zueignen läßt, 56. der spätere Satzgläubiger hat
das Becht, das Erbe zu verkaufen und dessen Bäumung zu fordern,
wenn der frühere Satzgläubiger dem vorigen Eigentümer noch die
Innehabung belassen hat, doch muß dieser dann mit seiner Forderung
befriedigt merden, 57. 107. Wenn dem Gläubiger einer Brotbank
oder eines Ackers die Nutznießung eingeräumt wird, so darf er sie
nicht verkaufen sondern muß warten, bis ihn der Eigentümer be-
friedigt, 58, jedoch soll nach strengerem Becht der bezogene Nutzen
nicht als Abschlagszahlung gelten, 59. Ein Haus verbrennt dem
Satzgläubiger, wenn er nicht den Brand ausnimmt, 63. Die Ver-
setzung eines Erbes an Juden oder Christen darf nicht heimlich,
erbe — erbe-herre 217
sondern soll vor den Schöffen geschehen, 193. Versetzung eines Erbes
vor dem Gericht, (41). Erwerb des Eigentums an einem Erbe
erfolgt durch den ruhigen Besitz während Jahr und Tag, 60. Nach
Tomaschek, Oberhof. — e. = Bergwerkseigentum, D I R I. 18.
erbe swm. Nachkomme, Erbe, Igl. Str. 247. s. erbe-bergwerk,
erbgebirge, erbrecht.
erbe-bergwerk stn. = „Erbgebirge". Jedes Bergwerk (Grube
oder Stollen), wird als in Erbpacht gegeben, verliehen mit Rück-
fall an den Verpächter (den Landesherrn) bei Mißbrauch oder
Nichtgebrauch, weshalb jedes regelmäßig verliehene Bergwerk (im Gegen-
satz zu einer, seitens eines so Beliehenen erworbenen „Lehenschaft")
„erbe" = dauernde Bergbauberechtigung heißt: Werne die urberer
mit rate der gesworn us der stat zeunechst dem bergwerke icht vor-
leben, is 8i an bergen, an Stollen, an lehen adir an lehenschaften
unde das vorhantfesten undir irem ingesegil unde under dem i. der
burger von der stat czu rechtem erbe, das sal craft haben, D I R 18.
Doch kommt der Ausdruck: erbgebirge und erbe-bergwerk meist nur für
erbe im engeren Sinne vor = Felder von fallweise bestimmter Größe,
selbst mehrere Berge samt Nebenlehen und Überscharen, von allen
Abgaben außer der Urbar befreit, und zwar vom Wasser schwer be-
drängte Gruben, dessen Bewältigung große Kosten verursacht, Const.
II 3, 8. Die Grenzen werden durch Lochsteine abgesteckt: Wir seezen
auch, das alle erbsilbergruben mit rechter mas und greniezen (oder
stufte E) redlich u. underscheidlich gemessen sullen werden, u. das
si nichtesnicht rechtens auswendig der mase ader reine in den
brachen ader in was andern dingen in behalden ader czuczihen
sullen, nur die eigenschaft von den perkwerken, di ertrinken wollen,
di ir wasser ausezihen, ausfuren u. austrucken mugen, Const. II, 3, 12.
Wegen der außergewöhnlichen Bedeutung eines solchen Falles und
wohl auch der Größe des Feldes, werden sie in feierlicher Weise vom
obersten Regalbeamten und einer Abordnung des Rates umritten
(erbe bereiten, Freiberger Urkdb. II S 9: montanam hereditatem
debitis montanorum consuetudinibus et solemnitatibus circum equi-
tando designandam) : Regelmäßig, aber nicht notwendig, wurde wohl
ein Erbstollen bei der Verleihung zum Zwecke der Wasserlösuag
„beritten", Zycha I 215 f. So aber ein erbe-bergwerk von wasser-
nott oder van andern sachen also kostpar ist, das man die kost mit
clage — an des bergwerkes schaden so lange nicht mag irbeiten
(deren Zahlung abwarten kann), was willekur u. uff welchen tag
die gewerken di kost mit gemeinem rate zu geben seezen u. be-
scheiden, zu gewinne u. czu Verluste, mit ires bergmeisters ge-
wissen (= Zustimmung), das hat wol crafft, und wer seine kost
dan nicht engibet uff die czeit, der hat sein teil verlorn an alle
Widerrede, DlR22c. von lehenschaften in burgerlehen und pergerb-
lehen (bergisch erblehen D, erbbergwerken E) soll man dem König
(als einen Teil der Urbar) kein sechezehenteil geben (wie sonst),
Const. II 2, 15; vgl. auch II 3, 12.
erbed s. erbeit.
erbe-haft s. erb-haft.
erbe-herre s. erb-herre.
218 erbe- eigen — er-bern
erbe-eigen stn. ererbtes Eigentum: das haus ist unser e.. Igl. Str.
323. Agnes, des Gregerg Langkrogen diern, weliche im czu erib-
aygen gegeben ist. bat becbennt, Igl. Stb. V148b.
erbegen s. er wegen.
erb-eid* stm. beschworene Erbuntertänigkeit: aus den selben
erbeiden und glubden sullen sis ledig lassen, ETbog. Cbr. 36, 28.
erbeit (arbeit, arebeit) stfn. Arbeit und das dadurch Erioorbene,
Werk, Mühsal: do niissevil ir erbed god (beim Turmbau zu Babel),
Dal. 1, 25 (19, 27).
erbeiten swv. refl. sich anstrengen, bemühen, abhärten : er be-
gunde sieb selbe erbeiten und an die stat die sinen leiten. Alex.
9693.
er-beiten (= erbiten so auch W. v. W.) stv. II abs. warten,
erwarten m. Gen. (auch mit zuo): die beiden turren doeb in striten
der kristen nibt erbiten, W. v. W. 4556. ir wiplich güete kume
des erbeite (Praet.), das daz essen wart bereite, 5644. mit liep-
licben sorgen erbeiten sie des morgen. 838. das man die (berg-) kost
mit clage an des bergwerkes sebaden so lauge nicht mag erbeiten, D I K,
22 c. ferner Chr. v. Elbogen 182, 30. des wendischen fursten der-
peiten, Böhm. Chr. 58.
erbeiter (arbeiter) stm. Arbeiter, Böhm. Chr. 39.
erbeit- lieh (arbeit-lich) Adj. mühselig, qualvoll: ich will er-
beitlicher not alle die mine ergetzen, Alex. 16206.
erbeit-sam ( arbeit -sam) Adj. beschwerlich, mühselig: ein e.
reichtum, abuudantia laboriosa, Sol. 32, 28.
er-beiz,en (er-bei^en) swv. vom Reittiere absitzen (eigentl. es
weiden lassen): üf die ouwe man sie brähte, da sie e. wolden, W.
v. W., 1370. do diu siuz,e erbeiz,et , 1403. da erheizten vil der
werden von den rossen uf die erden, 3987. der fürste — erbeiz,te
nider vor dem hage, 6067. an ein gras mit allem gesinde erheizet
was der alte werde grise, 7104. daz, sie gemein erheizten vor,
Ernst 2605. swä ez, erbeite, da erbeiz,e ouch ich, Trist. 4321, die
boten erbeiz,ten an daz, velt, Alex. 3993.
erbel s. ermel.
erbe-lös Adj. ohne Erben, ohne Recht des Erben» oder Yer-
erbens : gedihtes des gar spehen bin ich ein erbelöser man , Trist 9.
erben swv. Prät. erbete, arpte, Part, geerbet, gerbet, sich ver-
erben : so erbet sein guet auf sein nechsten vreunt, Brunn. R. II 31.
herren liebe enerbet niht, Alex. 19264. da^ (daß die verheerende
Überschwemmung hereinbrach): villicht uf si geerbt um er (= ir)
missetät, die si begingin ubir sat, Dal. 232, 21 (105).
erbe-nöt stf. ererbte, ewige Not: ir erbenöt — was die minne.
Trist. 2718.
er-ber, er-berge s. er-brere.
er-berkeit s. er-barkeit.
er-berlieh s. erbser-lich.
er-bermde s. er-barmde.
er-bermie- liehe, -en (erbarmec- liehe, -en) Adv. erbarmend,
mitleidsvoll: du erbarmtest e. über din creatüre dich, Legende 55.
er-bern stv. 1 2 1. zum Vorschein bringen, aufdecken, 2. er-
klären, 3. gebären. 3. diu werden kint von hohem arte erborn sint,
erbe-schaft — erb-haltung 219
W. v. W. 6544. al ir tuon u. ir gebär ist näcb hohem arte gar, dar
uz, sie erborn sint, 6337. alle die recht u. alles das, das mir die
Fronboferin — empfolhen hat n. dorczn sie mich erborn hat — die
bornew (= vernew) ich und gib ir crafft, als ob ich die als heut
tete, Igl. Str. 328 S. 245. 200 ritter von art vri von werden
fürsten erborn (abstammend), Alex. 6197.
erbe-schaft, erbe-spil, erbe-stolle, erbe-zeichen, erbe-zil
s. erb-.
erb-brief (erbe-brief nur aus Tucher belegt) stm. ein für den
jeweiligen Eigentümer eines erbes (einer Liegenschaft) gültige Schuld-
schein (oder Urkunde) : desselben Hansen (von Warnsdorf auf Schloß
Trautenau) erbbriefe und übergaben und vogtai zu Trautnaw, Traut.
Chr. 3, 5.
erb-gang-stolle* swm. = erbstolle: aufgenomen die 5 mass mit
eribgankstollen, Igl. Mut. 11.
erb-gebirge* stn. im außerordentl. Ausmaß (selbst mehrere
„zusammengeschlagene" Berge und Stollen samt allen Lehen, Lehen-
schaften und Überscharen) gemessene Berge, montana hereditaria,
= erbe-bergwerk s. d. : der — siechten Schreiber — ausseczung (Be-
stellung) sol angehorn unser urborer (Acc. PI.), ausgenommen in
erbgebirge (di do czu erbgruben schreiben E, erbgrubenschreibern G),
doch das man darumb ratfragen sol die egenanten gesworn Schreiber,
Const. 18,5.
erb-geld* stn. ererbtes Geld, Darlehen auf ewige Zeiten: 10
seh. czins des ersten gelts nach dem eribgelt, Igl. Stb. III 323b.
erb-gericht* stn. G. unter einem Grundherrn bestellten Richter,
Erbvogtei: Bis gegen Ende des 14. Jh. besaß Böhm.-Kamnitz ein e.,
denn der erste Vogt, den dessen Stadtbuch nennt, nennt sich erb-vogt
v. Kamnitz, schon seine Söhne um 1402 nicht mehr, Linke S. 300.
erb-gese^en* Adj. = „gesessen", hausansässig, Hauseigentümer
in einer Stadt: under den — Eideshelfern — schullen czwen e. man
sein in der stat, Brunn. R. II 38.
erb-gewerke* sivm. Gewerlce eines vom Begalbeamten (nicht erst
von Geiverken als Lehenschaft verliehenen) Bergwerks, im Gegensatz
zu den lehenheuern, Const. I 1, 3. E., in den übr. Hs. bloß
gewerke. erbengewerken lehen, Const. II 2, 15.
erb-grübe* (-gruobe) stsivf. „Grube" in einem „erbgebirge",
Const. I 8, 5 (Kodex E und G), s. auch erbsilbergrube.
erb-grub-schreiber* stm. Schreiber an einer erbgrube, Const.
I 8, 5 (Kodex G).
erb-güt (erbe-guot) stn. Erbgut: ligende erbgüter, gerten u.
ackerstück, Traut. Chr. 332.
erb-, erbe-, -haft, -haftig Adj. bergm. 1. vererbbar: noch
der erbleichen nochvolge czu reiten, so sein alle perkwerk erb-
haftig, umb das si erben nachvolgen = vererbar sind, Const. II 4, 3.
e. stolle = erb-stolle, Igl. Bgr. U— B 11; U— B 15; D IR § 4, 1 und
§ 2, s. erbstolle.
erb-haltung* stf. Erbuntertänigkeit: also haben bemelte hern
fli k. stad Elbogen in der e. gehalten und besessen, di in doch umb
ein gelt verpfant gewest, Elbog. Cbr. 7, 25.
220 erb-herre — er-blecken
erb-herre, erbtherr sivm. Grundherr: von unsern erbherrn,
herren Jan v. Wartenberg, Igl. Bgr. 39, 1 u. 9. erbtherr Einl. zur
Euge v. Pröhl und N. 1. 6. 7. über ihr Verhältnis zum Bergbau s. berg-
vreiunge. ackerteil n. herrenlehen. sein Erbherrn Nickel pergier, Eg.
Achtb. II 119. di weil ire (der Elbogener) forfaren den Slicken, noch
keiner herschaft, snnder konigl. maiestet gesworen, irem naturlichem
erbhern, Elbog. Chr. 41, 16. 44, 19. 48, 34.
erb-liuldiing stf. Treueid: nu haben dieselben burger (von
Elbogen) vor ewern k. g. als eim rechten konig zu Pehem e. getan,
Elbog. Chr. 147, 40. 149, 25. 150, 23. e. sweren , 4, 9. 4, 12. 35, 37.
König Wladislaw schreibt den Elbogenern: wollet hinfur nimauds
e. thun und euch also halten, als ir uns als ewerm rechten natür-
lichem erbhern und konig schuldig und pfiichtig seit, 19, 29. wie
si (di gemein von Elbogen) hern Slicken erbhultung haben sweren
müssen, 21, 22. sein gnad wolle si der e., di si in haben thun
müssen, ledig zelen, 27, 2. 28, 28. 39, 7. 39, 23. 39, 35. 41, 18. 41, 27.
42, 16. 44, 29. uns sulcher bezwungener erbhultung ledig zu lassen,
40, 10. 40, 28. 41, 18. 13, 10. das si den von Swamberg an stat des
konigs zu Hungern e. tun solden, Eg. Chr. 1108.
er-bidemen sivv. erbeben: erpidemt ist die erde, W — B Richter
5, 4 ; Könige II 22, 8. derpidempten sie liefen zusamen (erschrocken
und 1. z.). T — B Mark. 9, 14. ich bin dersckrocken und derpidempt,
Juden 12,' 21.
er-biegen stv. III beugen, krümmen: etzliche von hinnen der-
bugen sich durch die waz,z,er und stagen (stigen) über die mauer
beim Kutlturmdl, Olm. Stb. N. 44.
er-bieten stv. III. darreichen, ericeisen: wol siez, dem werden
dö erbot (ließ es ihnen gut gehn) Alex. 10593. 21052. da wart ez,
in erboten wol (ging es ihnen gut) 21 722. 11 935. die mit ir liebem
Übe mirz so minnenclich erbot, Trist. 3933, 3686. 3960, 308. wen
mirz, noch ie alhie erbot Jsöt die wizgehande, 3980. ietweders im
die wirde erbot, daz. sie gein im gienge, 478. — der wirt ez, im
guotlich erbot: er gap im bier unde bröt, Schretel 153.
er-biten stv. 1 1. erbitten, durch Bitten erlangen, durch Bitten
beivegen zu (Gen.); verurteilen*: er war — gemartert und zum
schwerdt erbetten, Traut. Chr. 31.
er-bittern sivv. trans. kränken, erbittern, intr. * bitter werden,
schmerzen: mein pauch der erpittert (amaricatus est venter meus),
T-B Offenb. 10, 10.
er-bitnng* stf. Bitte, worum gebeten wird: haben di burger
den hern gebeten, nicht also furzunehmen (vorzugehen), sunder di
hern bei irer billichen erbitung zu bleiben, Elbog. Chr. 117. über
sein rechtlich erpitung (berechtigte Bitte), 71, 36. 72, 7. 72, 19. bei
sulchen glubden und pflichten und erpitung bleiben zu lassen,
43, 21.
erb-land stn. Erbland, Heimat: dö zugen sie zehant frcelich
in ir erbelant, W. v. W. 7838.
er-bleeken Brät, er-blacte, -blähte, Bart, er -blecket swv.
sichtbar machen, sehen lassen, intr.* sichtbar werden, sich zeigen:
daz, ir daz, diehel erbleckte blöz,, Alex. 6878.
erb-lehen — er-b reiten 221
erb-lehen stn. als „erbgebirge" verliehenes Lehen, Const. II
2, 15 (bergisch erbleben Kod. D, pergerbleben H.).
erb-Ielienschaf't stf. ursprüngl. lehenschaft, als „erbgebirge"
verliehen: Wir tuen euern gnaden zu wissen von einer e. wegen
— , das uns die lehenschaft erblichen vorlihen ist, Igl. Bgr. N.39, 1.
erb-leute* st. PI. Erbuntertanen: ewer gnad (Sebastian Slick)
sagt und wil, das wir ewre erbleuthe sein und kein andern, nu
schreibt uns di k. m(ajestet) als seiner k. g(naden) erbleuthen,
so können und mugen wir nicht zwene erbhern haben, Elbog. Chr.
21, 22 f. 7,22.
erb (e) -lieh, erbeclich Adj. vererbbar, als dauernder Besitz.
1. Berge (oder Bergteile), insofern sie vom Regalbeamten verliehen
sind, nicht Lehenschaften: teil, si sein erbelich oder verüben, DIR
23 a, 3. so sal er (der Gläubiger) — seine vorpfante bergk-guetter
hinfur erblich (als Eigentum) behalten, Igl. Bgr. N. 93, 3. 2. als*
erb-gebirge, erbberg- werk: ander leut — haben lehen und lehensrecht
erbklich enpfangen, Igl. Bgr. N. 38, 2 u. 4. do wart der vorgenante
steiger, der uns die lehenschaft erblichen vorlihen hat, wider gesaezt
zu einem steiger, N. 39, 4.
erb-lichen Adv. als Erbe, vererbbar: e. besiezen, Igl. Stb. III
68 b. der steiger, der uns die lehenschaft e. vorlihen hat, Igl. Bgr.
39, 4 u. 39, 1. dasz man si mit erblichen eiden (eidliche Gelobung
der Erbuntertänigkeit) und glubden verstrickt hat, Elbog. Chr. 36, 22.
dauernd: die graenitzen, welche gemeiner Stadt erblichen zugeheeren,
Traut. Chr. 130.
er-blicken (Prät. er-blicte, -blihte, Part, -blicket) sivv. intr.
erglänzen, erstrahlen, trans. erblicken: nach irn siegen sach man
viur lieht üf der hohe erblicken ü^ ires helmes randen dicken, Alex.
11879.
erb-ling (erbe-linc, -ges) stm. Erbe: also das kain erbling nier
plaib, Igl. Str. 308. wenn noch ein eiblink do ist, den is ange-
storben ist von seinem eldervater, Igl. Bgr. N. 100, 1.
erb-man stm. erblicher Dienstmann: der krönen czu Behemen
gesessen e., Mind. d. Egerl. S. 45.
erb-neme (erbe-neme) swv. Erbe : unsere erbin unde erbnemen,
Stb. Brüx. N. 227. mit seinen erben oder erbnemen , Traut. Chr. 97.
74. 75.
erb-, erbe-recht sisivn. Recht eines erbgebirges (außer geiv ähn-
liches Maß und keine Abgabe außer der Urbar, nicht einmal 1liG von
Lehenschaften darin ist als Urbar zu entrichten): ein vorwustes
bergwerk mag man hinlassen alleine umb das achtteil, der urbor, in
erberecht. Und also mag man in erberecht hinlassen ein lehen
alleine ader meer ader ein ganezen berg (sogar mehrere), Const. II
3, 8.
erbolgen part. Adj. von erbeigen, erzürnt: wirt uns daz, lant-
yolk erbolgen, W. v. W. 6944. des si wir niht erbolgen, Alex. 6285.
ir wolt mir sin e., 2679. den schalkhaften (Bösen) sit e., 1418.
er -borgen swv. ausborgen, entlehnen: ich hab kein gelt, ich
kan ouch keins erburgin, Elbog. Chr. 146, 16.
er-breiten sivv. ausbreiten: nu musz erbreitet werden mein
gesiht aus dir (dilatetur ex te), Sol. 92,21.
222 erb-richter — erb-stolle
erb-riehter stm. vom Grundherrn bestellter Richter, Erbvogt;
vom Grundherrn abhängig, steht er an der Spitze des Dorfgerichtes.
Sein Amt war hier an ein erbliches freies Bauerngut „das Gericht1'
geknüpft. Er hatte vor den übrigen Dorfbewohnern bedeutende Vor-
rechte. Mathes Peschtzke und seine rechten Leibeserben erhielten bei
der Belohnung mit diesem „Gericht" zu Dittersbach durch Sigmund
v. Wartenberg das Hecht, frei „czu melzeu, brauen, zu sebeuken, zu
schlachten u. zu backen" auch frei ..auf dem seinen basen mit
horden zu schlagen u. zu stellen". Solche „erbgerichte" mit einem
erbrichter an der Spitze sind bezeugt in den Dörfern um Böhm.-
Kamnitz: Jonsbach, Windisch-Kamnitz, Gersdorf, Dittersbach, ein
gemeinsames Dorfgericht hatten Markersdorf und Freudenberg.
Diesen Dorfgerichten standen zu: Erbabhandlungen, Verfügung über
Waisengut, dessen Schätzung und Verkauf, Verwaltung der Mündel-
gelder, Schlichtung kleiner Streitigkeiten, Linke, Böhin.-Kamn. S. 302.
e. zu Krinsdorf, Traut. Cbr. 59.
er-brimmeu stv. 13 zu brummen beginnen: daz, — der ber vor
zorne lüte erbrani, Scbretel 242.
erb-samk-leieb * Adv. als erblicher Besitz: Und das lant gevelt
auch zu pesiezung e., W— B Ez. 47, 14.
erb-schade* sum. Schaden an Erbgut {Liegenschaften): Nur
um czwairlai sebaden tuet man chlagern recht: daz, ain haisset e.
u. das ander haisset gelopter schaden, der pewert ist, Brunn. Ell
209.
erb-schaft stf. 1. Erbschaft, 2. — erbgebirge*, vielleicht ist
erbebaft zu lesen: das kein silbergruben, auch ab si erbschaft ist (erb-
lich E., erbfuntgruben End.) ist, ein sunderlicben bulgenmacber ader
pusser baben sulle {wohl aber eigene erbgrubenschreiber), Const. I
17. also daz, siu herschaft niht ziuhet ze der erbeschaft {nicht zu
einer erblichen lüerde), si wein in einen andern man, Alex. Anh.
974. er spricht erbeschaft {erhebt Erbanspruch) üf diz lant, Alex.
5220.
erl>-sez,z,en* Adj. s. erbgesez.z.en: das si (dieCronier=Krämer)
ire Sachen u. gerechtikeit mit sulchen erbern altsessen u. erbsessen
genugsamlichen ausgeweist u. behalden haben, Olm. Stb. 132 S. 107.
erb-silber-grübe* siostf. Silber grübe in einem „erbgebirge",
Const. II 3, 12.
erb-smid,* -des stm. Schmied für ein vom Regalbeamten ver-
liehenes Bergwerk {nicht Lehenschaft) arbeitenden Schmiede, faber
hereditarius : Aber den erbsmiden, di etwen gewin gehabt han, ab
in der gewin abgangen ist (durch geringeres Erträgnis des Berg-
baues), die lassen wir nicht das smidrecht aufgeben, Const. 1 15, 13.
erb(e)-spil* stn. dauernder Liebesverkehr: Tristan und diu
künegin (Isöt) die triben ir aldez, erbespil, Trist. 3029.
erb-stat stf. 1. Erbstätte, 2. erbuntertänige Stadt*: seiner
konigl. m. e., Elpogen. Chr. 48, 8. 66, 28. 107, 43. 108, 2.
erb-stolle sivm. Bedeutimg: Erbstollen, auch erbehaftig stolle
heißt im Gegensatz zum suchstollen und dem Abbaustolle?!., die ohne
dauernden Zweck gewissermaßen in der Grube aufgehen, der e. nicht
etwa davon, daß er mit einem erbe (erbgebirge) verbunden ist,
sondern daß an ihm ein dauerndes Recht besteht, ivie wenn einer
erb-stolle 223
um den andern Erbe wird, Const. II 4, 3: Der erbstoll ist ein wasser-
seige unter der erden, das man das aide gepirge trucken mache
durch des erczes willen, das doselbst ertrunken ist. Er heist darumb
ein erbstolle, sam das er ewig sei durch der laugen czeit willen,
czu underscheid ander siech tes gepirges, di sein sam kurcze czeit
kegen dem czu reiten (rechnen); aber noch der erbleichen nochvolge
czu reiten, so sein alle perkwerk erbhaftig, umb das si erben nach-
folgen. — Die Bedeutung von erbe in Zusammensetzung als „dauernd"
zeigt Haltans Glossar: vocabulum erb in tali compositione non here-
ditatem notat sed perpetuitatem et stabilitatem ut „Erbeinigimg".
Zycha I 232, 20 verweist noch auf eribgewerke = Gewerke im
Schemnitzer Recht (s. übrigens auch oben unter erbgewerke), auf
die Erbschächt im Göllnitzer und auf die Erbstufen = dauernde
Grenzzeichen unter Tag nach dem Bergbüchlein von 1519, Erblehen-
schaften = dauernde Lehenschaften und daß also enterbter Stollen
nicht einer sei, der sein „erbe" verloren, sondern einer, der zu be-
stehen aufhört.
In eim iczlichen gebirge mit namen nicht mer Stollen • be-
schriben sin wenne czweier hande: der eine heisset ein suchstolle,
der andir ein erbehaftig stolle , D I R 2. Es sein nur czweierlei
stollen, der alle perkleute geprauchen: ein erbstolle u. ein such-
stolle, Const. II 4, 1.
Ursprünglich hieß auch der e. kurzweg stolle, so in der UrJe. v.
1.258, Emier II N. 195. seinen späteren Namen e. erhielt er, iuie
oben erwähnt, nicht von den, ihm wohl regelmäßig bei der Ver-
leihung oder auch später (Freib. Bgr. B § 4) geerbten, verlassenen,
ertrunkenen Gruben („erbe", „erbgebirge"); und nicht der aus deren
Eigenbetrieb erzielte Gewinn, sondern die „Lösung" fremder Gruben
und die dafür erhaltene Stollensteuer, eigenschaft bilden seinen
eigentl. Zweck.
b) Stollenfeld: Während ein e, in neuerer Zeit beliebig weit
ins Gebirge getrieben werden kann und damit gegen alle Gruben,
denen er Wasser benimmt und Wind bringt, gewisse Rechte erwirbt,
wird in unsern Quellen von einer Begrenzung seines Feldes, einer
Vermessung mit Abgrenzung durch Marksteine gesprochen: ein perg
oder stolle, die da gemessen sein , U — A 7 U B 14. u. sol die mar-
schaide geezeichent werden mit grossen steinen (reienstein E, rain-
stein G, Lochsteinen End.) u. mit guter geezenkmusse der gesworneu
u. ander frumen manne, der sachen czu ewigem gedechtnusse, Const.
II 4, 12.
c) Rechte des Erbstollen in dein bereits verbrochenen Teile des
Stollenfeldes usio. 1. gegen Berge oder Brüche, die ihm „beschrieben"
sind, „beschriebene Gänge", die ins Stollenfeld einbezogen worden
und ohne ihn wahrscheinlich ertrunken wären. Solche Gruben können
iveiter gebaut oder neu belegt werden, bis in eine von ihnen der e.
in der Erbtiefe (= 10 Klafter vom Rasen an gerechnet) eingebracht
wird. Von da an darf nur mit seiner Erlaubnis aber gegen die
Entrichtung der „eigenschaft" — V, (in sächs. Quellen lj0j der Aus-
beute weiter gebaut werden: Brenget er abir sinen stollen an di
stat, das er treuget anderhalbes lehens tiff adir czu dem minsten
czehen lochter, so heisset is von rechte ein erbhaftig stolle. Alle di
224 erb-stolle
sebin lehin, die denne in der niarscheide legin, is sin vir gemessene
berge ader minner, di namhaftig sin, adir was brucb ist, das in
siner marscbeide lit, wer dorinne arbeitet boben dem wassir, der
mus das tbun mit willen des Stollen unde siner gewerken, D I B 4, 3.
Die wile aber der stolle nicbt treuget, also vor gesprochen ist, di
wile erbeitet ein iczlich man wol also, das er di berge unde die
bruebe icbt risse, di dem Stollen beschrieben sin, 4, 4. Und darnoch,
wan di stolner iren Stollen czimleicb erbeben pei der wasserleite
(wasserseige D) u. beben an czu arbeiten, czuhant so gewinnen sie
ein sotan recht, das nimand an iren dank innewendig ires Stollen
gemerken (in den reien ires stollen E) getar in ganczem rasen
arbeiten, Const. II 4, 13. Und ist es, das der stolle also vil czunimpt,
das er mit seiner kraft auf die teufe anderhalbes lehens ader auff
(czum D) minsten auf czehen mass getrucken mag und den wint
inleiten, so gewinnt er allererste den namen eines rechten stollen
czu haben und nimand getar darnoch in den leben ader bruchen,
die czu demselben stollen geboren, arbeiten über das wasser an der
stolner sunderliche laube, 114,14. Und also lange er abnimpt also
czu trucken machen, so mag iderman in den leben u. bruchen, idoch
von gepote der urburer, umb u. umb arbeiten also verre, das di
leben u. brache, di czugeschriben sein den stollen, mit nichte czu-
ruttelt u. czurissen werden, wan man vorleiet den stollen nicht
darczu, das di silbergruben , di do czu pawen tugen, wüste sullen
werden, sunder was unnucze ist, das es czu nuczem pawe wider
pracht werde, II, 4, 15.
Der e. muß in dieser Tiefe durch offenen Durchschlag ein-
gebracht werden: di wil der von dem erbstollen dem andern, der vor
da gepawet hat, mit offen durchsiegen nicht wasser benimet noch
wint priuget, das her in czu keiner aigenschaft von rechte nicht
getwingen mag, Igl. Bgr. N. 72, 2. vinden di vier gesworn mar-
scheider {darunter einer von der urborer wegen) , das der stolle in
vierdehalben leben auf dem hangenden durchslagen hat u. nicht
alleine irrechent u. vorschroten hat di lehen czu dem stein, u. be-
sagen das auf iren ait, so schullen di von dem stein ir wasser in
den stollen sturczen u. dem stollen ein sibendes geben, N. 73, 2 u.
75, 5. Beweisen di gewerken, der der stolle ist, mit einem rechten,
das her ir erbstolle ist und si mit offenen durchslag in das perk-
werk komen sint, so teil wir dem stollen sein recht N. 74 s. eigen-
sehaft. — von den leben wolde der stollemeister ein subendes haben,
des wollen im di urborer nicht geben und sprechen, er möge kein
erbstolle nicht sein, sind der stollemeister das tiefste wasser aus der
czeche nicht wil halden in dem stollen — so sprechen di urborer,
der berczog habe im (dem stollemeister) den stollen nicht vorligen
(verliehen) czu einem erbstollen, her muge danne von rechte ge-
haisseu ein erbstolle von perkleuten (d. h. nach Bergrecht), Igl. Bgr.
N. 71, 1. — ein stolle, der an dem obristen lichtloch hat ein lachter
dreisik — hat das recht, das ein erbstolle hat, N. 70 vgl. D I B § 4, 3.
■ — si sein mit demselben erbstollen teuffer inkomen, denne sie aus
dem freien, N. 46,2. erbstollen, eribstollen, Igl. Mutung N. 9. 10. 11. 12.
Ein vom e. „verlassen", also im Freien, getroffenes, beschriebenes
Bergwerk, icird ihm zwar nicht zugeeignet als „Erbe", doch erwirbt
erb-stolle 225
er daran das Bergbaurecht; tvohl auch — wie im Göllnitzer Bergr.
v. 1400 nicht beschriebene Gruben, die aber zur Zeit, da der e. sie
erreicht, ins Freie gefallen sind: Kumet ein erbestolle mit siner
wassirseige an die genge der berge, die do vor benant sin, findet er
ercz, alleine das doch in einem frihen si, man misset keine berge.
Findet er abir ercz an gengen, di vor unvorschroten unde unvor-
hawen sin, man misset im einen berg (uff sin hangendes 3Vaj uff
sin legindes 1 leben, DIR 5, 2), also das er di sebin lehen beheldet
in dem rechten, unde er sinen Stollen hat. Andir lehen, si sin des
koniges adir der herren adir der burger gefallen deme der recht
dorczu hat, also bescheidenlich : den urbarem koniges 1., den herren
ir 1., den bürgern ir lehen, D I R 5, 1. Gruben, die ihr Wasser selbst
halten konnten, brauchten nach älterem Recht den e. nicht benützen,
U — A 12 (U — B 20) wird nämlich nur von „notdurfftigen Stollen",
(si stollonem necessarium habuerint) gesprochen, dem außer der
Eigenschaft der 4. Pfennig der Kosten für die in dem ihn be-
nützenden Gruben gelegene Strecke zu geben sei, Const. II 4, 22 wird
dem in ein Bürgerlehen eingedrungenen e. wohl der Stollenhieb aber
kein weiteres Recht eingeräumt, es were denne, das di purgere den
selben Stollen betten notig durch das wasser aus czu czihen u. den
wint ein czulaiten.
Nach jüngeren Entscheidungen aber (Igl. Bgr. N. 71, 2 u. 76, 5)
bleibt es den Gewerken nicht freigestellt zu erwägen, ob eigene
Wasserhaltung oder Stollensteuer vorzuziehen sei, sondern alle von
einem e. angefahrenen Zechen, ja selbst solche, die tiefer als die
Stollensohle lagen und ihr Wasser erst zum Stollen emporheben
mußten, mußten ihn gegen Entrichtung der Eigenschaft und des
„vierten Pfennigs1' benützen. Damit verschwand die, jetzt unnötige
Abgrenzung des Stollenfeldes. Rechte des e. sind 1. 1/7 der Ausbeute
der durchfahrenen Gruben, Lehen usiv. = eigenschaft s. d. 2. der
vierte phennig = 1/4 der Kosten der, auf dem ihn benützenden
Bergwerke liegenden Strecke: Ist das die purger dornach oder wer
der ist, seinen notdurfftigen Stollen hat, den mak er mit dem vierden
taile der koste ausarbaiten u. also beheldet er in , U— A 12. Die
burger oder swer si sin, di nuezen den Stollen mitsampt im, doch
pehelt er das vierteil der kost czu sinem Stollen, der den Stollen hat
angevarn, U — B 20. Unde di wile er (der e.) in dem lehen ist, di
wile sal das lehen dem Stollen das virde teil der kost gebin. Das
kumet dovon, das er im wasser benimet u. wint brenget, D I R 7, 2.
Und als lange si denne mit dem Stollen in iren lehen harren, sulleu
sie das vierde teil der koste (den vierdten Pfennig oder den 4. Theil
des Unkostens, so auff das Stoll-Ort gehet, End.) den stolnern gelden,
Const. II 4, 22.
3. Stollenhieb. Bas ältere Recht (U— A 9 u. 10. 11. U— B 17. 18 u. 19.)
gestattet den Stollenhieb nur mit Zustimmung der Gewerken, nämlich
ihre Lehen und nur in der rechten Wasserseige und zwar nur 1 Klafter
lang zu durchfahren und das dabei gewonnene Erz sich anzueignen:
U — A 9 — 10: Wer do arbeitet in dem Stollen mit vorhenknusse
des richters und der purger, und ist es, das sie czu dem gemessen
perge oder purgeriehen kumen u. daselbst arbeiter vinden: äne ir
Urlaub u. vorhenknuss volfaren sie nicht (9). Vorhengen sie aber
Jelinek, Wörterbuch. 15
226 erb-stolle
czu der masse auf aine lachter, so volfaren sie, doch ausgenomen ir
recht, das ist also vil er (der Erbstolner) mit seinem stollen in der
purgeriehen über sich hewit ; u. was er des gemessen oder gewinnen
mak, das heheldet er ledicleich (10). Also verre ab vor in dem
egenanten leben ist gearbeitet, auch mitten in dem lehen mak er
siezen auff das tiffe; und was er gewinnes mit mittelmessigem eisen
under sich czu im geeziben mak, das schol im czu nutze gefallen (11).
U — B 17—19: Und arbeitent iemant an einem stollen mit des
richters gunst u. der purger u. des peremeisters u des, der die genge
verleicht, und kumt an einen gemezen perch oder an ein purger-
ieben u. vindet darinne arbeiten, er mac nicht hindurich gevarn an
iren willen (17); ist aver, daz si im gunnent, so schol er varn einer
lachter lanch, daz ez im doch an sinem recht nicht schade. Daz
recht ist also, swaz er in der purger lehen mit sinem stollen über
sich gehowen mac, u. swaz er des geniezen mac, daz pehelt er
vreilich (18). Also ob in dem vorgenanten lehen e gearbeit ist, so
siezet er ouch enmitten in dem lehen an das tiefist, und swaz er mit
einer kraezen under sich geschaffen mac, daz gebort an sinen nuez (19).
Nach U — A 11 u. U — B 19 dürfen also mir verlassene, nicht im
Bau gehaltene Lehen und zwar auch Bürgerlehen, die ja wenigstens
nach der Forderung der Iglauer (nicht der hiergegen eifernden Const.)
sich nicht verliegen, durchfahren werden und zwar auch mitten im
Lehen, also auch ohne mit der Stollensohle in gleicher Ebene zu
liegen. Das junge) e Recht erkennt die Notwendigkeit, den Bau von
Erbstollen zu fördern, an und darum heißt es, DIE, 7, 1: Kumet
derselbe (e.) an ein burgerlehen (U — A 9 u. A 17 czu dem gemessen
perge oder burgerlehen, Const. 114,20. ivie D I R nur burgerlehen,
II 5, 6. richtig und klar „czu welchem lehen si komen mit ireni
stollen, wie auch das Freiberg. Bgr. § 10. schlechtweg „gemessin
lehen" sagt), das do buwehaftig ist unde nicht geerbit czu dem
stollen, das burgerlehen mag im nicht geweren, er fert dorin unde
dodurch also besebeidenlich: wenne er kumet in das burgerlehen,
alz der stolle dar ist komen uf der sale (II Ia III mit dem Zusatz
des stollen), mag er wol hauwen obir sich unde under sich also hoch,
als er mit einer kraezczen gereichen mag; nicht mer nuezes niinpt
er do. Und die Const. II 4, 20 u. 21 : Wann auch die stollner mit
irem stollen komen czu dem purgeriehen, das man pawet, u. ist in
nicht czugeeignet, an dank auch der purger so mugen sie eingeen
mit rechte. Und was si in dem geen (also farende E) mit einer
messigen czappen (schappen D, kraezen E) über sich czappen (sappen
D, reichende hawen E) mugen, das ist ir, und was si aus der teufe
gieicherweis gewinnen, das ist auch ir.
Das Beeilt der e., das Lehen zu durchfahren, ist also nicht
mehr an die Zustimmung von dessen Gewerken geknüpft, der Stollen-
hieb genauer bestimmt. Noch genauer wird in der Joach. B 0. Art.
87 das Maß auf 5U Klafter Höhe über der Stollensohle und 1/2
Klafter Breite bestimmt. Doch muß nach Art. 88 wie Igl. Bgr.
N. 76, 6 der e. die Erbtiefe erreicht haben.
2. Dem Stollen nicht „beschriebene", sondern „geerbte" Lehen
sind mit ihm zu einem besonders begünstigten „Erbe" im engeren
Sinne, erbgebirge (s. dieses) vereinigt.
erb-Btolle 227
d) Hechte des e. im „v/nverbrochenen Basen". Die Bergbehörde
bestimmt, wieviel unterbrochenes Feld außer dem zur Stollenanlage
erfordert, dem e. zugewiesen wird. In diesem darf vom Beginn des
Stollenbaues keiner ohne seinen Willen einschlagen:
Wo er denne sinen stollen angenomen, do hat er das recht, das
nimant, wo der rase uuczubrochen ist, czvvischen sinem Stollen unde
der marscheide insiczeu mag adir thar mit rechte an sinen willen,
D I R 4, 2. — Und darnoch , wan die stolner iren Stollen czimleich
erheben pei der wasserleite u. heben an czu arbeiten, czuhant so
gewinnen sie ein sotan recht, das nimand an iren dank innewendig
ires Stollen gemerken getar im ganczen rasen arbeiten, Const. II
4, 13. Stößt der e. auf maßwürdiges Erz, so wird ihm ein Berg,
mit Aufrechterhaltung der Nebenlehen, gemessen, von dessen 7 Lehen
er alle Lasten eines Neufängers zu tragen hat. Nur wenn es nötig
erscheint, erhält er besondere Begünstigungen: Kumet e. (der e.)
mit siner wasserseige an die genge der berge, die do vor benant
sin, findet er erez, alleine das doch in einem frihen si, man misset
keine berge. Findet er abir erez an gengen, die vor unvorschroten
unde unvorhawen sin, man misset im einen berg, also das er di
sebin leben beheldet in dem rechten, unde er sinen stollen hat, DIR
5, 1. Geschieht es auch, das die stolner newes erez vinden inne-
wendig irer mas u. das doch auswendig den pergen u. lehen ist, die
in czugeeigent sein u. iczunt langest gemessen sein, do seibist sol
man in einen perg messen u. sol in czugeben unser (des Königs)
lehen u. die burgerlehen, wann wir bestetigen nimand keinen stollen
mit unsern nantvesten, wir nemen denn bevor aus unser u. unser purger
recht, Const. II 4, 16. Aber in den siben lehen, di in ader czu dem
perge von ersten gemessen sein, alles recht, das dem stollen vor-
lihen ist peide in dem hangenden u. in dem ligenden, das behalden
sie ledicleich, II 4, 17.
Die Vermessung des e. geschieht wie die des Suchstollen. Ein
Beispiel von 1303 bietet Urk. bei Sternberg N. 50, Emier II N. 1981.
Die Grenzen werden verlochsteint. Eine über die Verleihung gegebene
Hdf. enthält, was dem stolner „dorezu berethen („umritten") adir
gegeben si", D I R 4, 1. Auch hier findet die Verleihung wie bei einem
„erbe", „erbgebirge", durch Umreiten, „erbebereitung" statt.
f) Verlehenschaftung von Flügelstollen: Es mugen auch die stolner
innewendig der marscheide ires stollen einem andern stollen vorleihen
umb das vierde teil gewinnes und mugen im, als si wollen, von irer
eigenschaft bescheiden. Und das sprechen eczliche, das das ein
rechtes gefertte sei der stollen (tercium genus, stollonum esse; heissen
eczliche den dritten stollen ader die dritte underscheid des stollen,
E. Gr.), Const. II 5, 7.
g) Wenn es DIR 8, 2 heißt: 1. Unde also vil gemessener berge
legin in eines erbestollen marscheide, also manch sechezehen hofestete
beheldet der stolle u. Const. II 4, 24. u. als oft 16 hofstete, als vil
perge dem selben stollen czugeschicket sein (czu geeignet E); ferner 2.:
DIR 12: Also verre, also ein man mit einem bogen geschissen
mag, also verret beheldet ein berg feldis (erbstolle veldes oder ein
gemessener perk B., bergstolle veldes M.), doruff di berglute ir fihe
spisen — und 3. DIR 11: Kein urbarer adir liher hat die gewalt,
15*
228 erb-stolle
das er uff keinem erbehaftigen Stollen (II I a erbstollen) adir uff
keinen sebin lebin geseczen möge einen bergineister adir einen smit
adir einen stiger (II Ib mit Zusatz: nocb kein amptleut) an der ge-
werken willen und Const. II 4, 19 : Wir setczen auch, das die ur-
burer nocb nimand anders den stolnern nicbt seczen sullen sunder-
liche scbreiber u. steiger nocb keine andere amptleute, sunder unsere
gemeine Steiger sullen reckt czu steigen ban in allen silbergruben,
di in unsern namen, das alles perkwerk recht gepauet werde, sullen
fleissigleich czuseben. — Wenn ein stolle bestetiget wirt, der sal
selbs das recbt des stollenmeisters dorinen haben (so nach EG.),
es wer denne, das er mit seiner saumpnusse vordinte, so sal man
nur einen andern ous den selben stollnern schicken und ordiniren
(seczen u. machen Gr.). Noch keine andern erczscheider und pulgen-
puser sullen si nicht haben denn di gemeinen gesworen ; so bedeutet
dies, daß 1. jeder dem Stollen zufallende gemessene Berg seine 16
Hofstätten behält (wie im Deutschbrod. E, (63). Jir. S. 206 Igl. U— B
9, Igl. Bgr. N. 27 u. 28, 1) ebenso 2. seine Viehweide (ivie Const. II
3,1; Igl. Bgr. N. 28,2; im Freib. Bgr. B § 14 ein bergstolle adir
ein gemessin berg). Nach 8. ist der stollenmeister von und aus den
stollnern zu ivählcn tcie der bergmeister von und aus den Oewerken,
die übrigen Amtleute sind zugleich die des Berges.
h) Bauhafthaltung und Enterbung der e. Da vom e. eine ganze
Reihe von Gruben und Lehen in ihrem Bestand abhängen, hat er
die Pflicht bei Verlust seiner Berechtigung, die Wasserseige im Stand
zu halten und die Lichtlöcher (Richtschächte) zu fertigen: U — B15:
Ein erbehafter stolle pehelt sein recht also: Ist daz der, der den
stollen powet, sin wasserseige recht und redilichen (pescheidenlich
L, bescheidenleichen E) uzfuret u. sine liechtlocher czu recht soubert
u. in iaresvrist an sinen stollen howet u. nur ein lachter lanch howet
u. arbeit, daz er mit den geczeugen (mit czweien g. E) pewisen
mac, so pehabt er sinen stollen mit allen recht, DIR 10: Hebet
(heldet III) er sine wassirseige uff adir fertiget sine lichtlocher (sein
lichtloch recht sawert EF) unde hat in jare unde in tage ein lochter
an dem heupte des stollen gefaren, das er (mit czweien Zus. in E)
bewisen mag , nimant kan im in (seinen stollen II I a) mit rechte
angewinnen (abgewinnen Ia), Const. II 4, 8: das aide recht — spricht,
das wer durch ein gancz iar di mase für dem heupte seines stollen
mit arbeit erfüllet u. volbrenget u. di roren ader rinnen des wasser-
seiges furbet (furbas räumet E>) u. räumet u. das lichtloch wol aus-
richtet, der sol mit allen rechten seinen stollen besiezen u. behalden
ader an alle Urkunde u. lautperkeit (lautmerunge E) mus er des
emperen; wann weder di stolner, weder andere perkleute dasselbe
recht mit Urkunden mugen si nicht widerbrengen, das si iczund mit
saumpnusse verlorn hän; wann nicht den saumigen sunder den ar-
beitern kumpt esu steure das perkrecht, Freiberg. Bgr. B § 12; 2.
Joach. B 0. II 102. Bei Erzfund müssen die Stolner entweder die
Orter selbst belegen oder, um ihre Pflicht nicht zu versäumen sie
verlehenschaften: ab die erbstolner erez vinden u. farn für sich mit
dem stollen umb eine masse (eines lachters lang, End.), so vorleihen
sie das erez, was nach derselben mas (demselben lochter E) czu
vorleihen ist, ader si underweisen ire orter doselbist (oder das sie
erbstolner — erb-teil 229
die orter selber belegen E) ader unsere gemeine vorleiher sullen
vorleiben alles, das czu vorleiben ist, das si vinden noch der (der-
selben D) masse, Const. II 5, 8.
Dem e. wird durch die Joach. B 0. Art. 89 der Bau mit „Ge-
sprängen" (Stufen, durch die er in seiner Fortsetzung höher zu
liegen kommt) bei Strafe des Verlustes der Stolleneigenschaft ver-
boten und nur aus besonderen Gründen vom Bergmeister gestattet.
Auch sollen alle, die in einer Zeche tiefe Stollenstrecken oder ander
Örter auflassen, verbauen oder ver stürzen, gestraft werden, Joacb.
B. 0. 28.
Verdrängung eines e. aus allen seinen Hechten „Enterbung"
durch einen neuen, tieferen, der jetzt an seiner statt das Wasser ent-
zieht und Wind einbringt. Bestimmte Tiefe der Unterfahrung wird
lange nicht gefordert: DIR 8,1: Fert man mer Stollen denne einen
czu eime gebirge, welcbir der allirtiefste ist, der bebeldet sin recht
unde di (an der Ib) eigenschaft. Const. II 4, 23 : so sol der tifste
unde der do tifer truckent, sein recht u. sein eigenschaft für andern
Stollen behalden (zitiert in Igl. Bgr. N. 77, 3). Freiberg. Bgr. B. § 11.
Erst der Joach. Zus.-Art. 21 von 1525 und dann die 2. und 3. Joach.
B 0. (II 97, bezw. 98) verlangen ein um 7 Klafter „saiger gericht"
tieferes Einkommen des neuen Stollen. Nach den „Bergm. Redens-
arten" unter „erbteuffe" beträgt die Enterbungstiefe „im sticklichten"
gebürge" 7, im „flachen Felde" aber 3lj2 Klafter.
i) Im 16. Jh. wurden in Iglau nach den Mutungen (Kod. D
Folio 25) zioischen 1515 — 1577 zumeist auf der Bantzer Krim
(Krümme) oder auf Pistauer Grund (gegen den „Alten Berg" zu)
zumeist nur Gruben mit Erbstollen gemutet.
erb-stolner* stm. stollonarii hereditarii, Bergleute, die an einem
erbstolle arbeiten z. B. Const. II 5, 8. s. unter erbstolle.
erb -sünde stf. 1. Erbsünde. 2. Sünde* an einem „Erbe" =
liegender Habe-, Das absichtliche Zerbrechen der marscheide an dem
acker wird mit 1 — 10 Mark gestraft ; wann mit semelicher missetat
heget ein man erbsunde, die nach dem vater auff das kint u. dornach
auf ander nachkomling erbet, Igl. Str. I S. 370.
erb-teil, erib-teil stmn. 1. Anteil an Erbe, Erbschaft. 2. Berg-
teil* an einem Erbe (Erbstollen, gemessenen Berg oder sonst an
einem „Erbe" z. B. „Erbgebirge"). 1. er hat sich ires vatterlichen
eribtails underwunden, Igl. Bgr. N. 85, 4. 2. Erbteil, wer di mit
clage wil gewinnen vor kost (Bergbaukosten) , di ime darauff wirt
beschaiden von den ratleuten, sein di teil an erbestollen, an ge-
messen bergenn oder sunst an erbelehen, der muß darüber clagen
3 raittunge vor dem bergkmeister u. den gewereken u. muß darnach
boten nemen u. di kost heischen, als si vor ist beschriben, (1). Ist
der anderswo gesessen, des di teil seindt, also das ine der bergmeister
noch sein böte mit einem gewereken nicht gemanen mugen, so sol
der bergmaister mit der gewerken gewissen di clage an di urborer
vor den schopphen bringen; di sullen dan ir brieff darumb senden
u. ine manen, di kost zu geben; gibet er ir dan nicht, so sein di
teil verlorn an alle Widerspruch (2.) Hat er aber einen verweser
uff dem berge, der sein ertzetpfeinige einnimet u. kost for ine gebet,
u. ob das den gewereken wissenlich ist, das er ime sein teil hat
230 erb-untertan — erd-bibunge
entpfolben, darf man keinen brieff darumb sentten; man gewinnet
sie demselben an mit vollen rechten, alß er selber da gegenwertig
wer (3) DIE 22a 1—3.
erb-untertan* Adj. einem benachbarten Gutsherrn unterworfen.
Der Stadt Böhm.-Kamnitz, die noch 1608 „gemeine Stadt" genannt und
der ..gemein Stadtrecht' zugesichert wird, wurde (8. Sept. 1674) auf Be-
treiben des Grafen Kinski) von Kaiser Leopold 1. mit spitzfindiger
Definition die Erbuntertänigkeit aufoktroiert und 1702 durch kaiserl.
Sentenz bestimmt, daß sich Bürgerm. und Rat des Städtchens als
„Bürgerin, und Bat des untertänigen Städtlein" Böhm.-Kamnitz zu
nennen haben. Erst mit der Durchführung der Erbuntertänigkeit
bürgert sich daselbst die Anschauung ein, daß jeder „Untertan" persön-
lich zur Bobott verpflichtet sei, während früher mit dem Aufgeben der
Bealität auch die an dieser haftende B ob ottp flicht gegen clen Guts-
herrn erlosch. Seit der Mitte des 15. Jh., der Einführung der „Laß-
briefe", konnte der Gutsherr durch Verweigerung des Abzuges eleu
„Erbuntertänigen" an die Scholle fesseln, Linke S. 297 f. Bernhardt
von Hryssenbürg — wollte, die personen von Trautnaw solten auch
im grabe kniend wie andere pawern (als erbunterthanen) schweren,
sie weigern sich, denn sie wären der 3. stand und weren inanni. — der
burggraf hat ausgesprochen, das die von Trautnaw man weren und
ihr kon. mai[estet] erbunderthane, daß sie daher stehendig schweren
solten, Traut. Chr. 146.
er-burn sivv. in die Höhe heben: ob in tat in kumer we, sie
muosten sich e. als e, Alex. 17682. darumb di lantlute zeurntin und
mit bet si derpurtin (brachten in Aufruhr), Dal. 203, 8 (92.)
er-lmtig* Adj. erbötig, bereit: Privilegien, di wir gnuglich
alzeit erputig gewest zu beweisen (vorzuzeigen), Elbog. Chr. 10, 14.
42, 40. dergleichen er sich dann auch erpütig ist, Eg. Chr. 1166.
erb-vogtei, erb-foitei stf. Erbvogtschaft, Gericht des Guts-
herrn, Grundherrn, über die auf seinem Grund Ansässigen. Als
dann dise Stat Olomuncz mit einer erbfoitai ausgesaezet ist, Olm.
Stb. 80. die alte Trautnawische erbfoitei, Traut. Chr. 218.
erb-wappen* stn. Erbwappen, Stammeswappen: schild, e. und
die buchstaben uinb der umbeschrift, Stb. Brüx N. 152.
erb(e)-zeichen stn. Erbwappen: sin (Tristands) e. dar üf lac,
(an dem schilde), Trist. 1913.
erb (ej -zil stn. richer habe überlast — ist mir gezogen erbezil,
Alex. 5594.
erb-zins stm. unablöslicher Grundzins: mit parem geld und
nit an erbzinsen, Eger Str. C. 74. abtreten iren halben e. auff die
padstuben, Igl. Stb. III A 136 a.
erb-zinsgelt* stn. = Erbzins: e. aufgeben u. empfahen, Igl. Str. 50.
erden-klöz, stmn. 1. Erdscholle. 2. Erdkugel: 1. seine erden-
klose (glebae) sint golt, W— B Job. 28, 6. 2. des erdenkloszes pauwer,
Ack. 56, 20.
erden ■ knolle * swtn. Erdklumpen, Erdscholle: einen bald
vallenden erdenknollen, Ack. 37, 3.
erd-bibunge stf. Erdbeben: doner u. geludem u. e. u. be-
trübunge, W— B.
erd-bidem — eren-mantel 231
erd-bidem, -e stswmn. Erdbeben, Traut. Chr. 197. 230. in Eger
ist es (a. 1540) schivach, aber in Joachimstal ein starkes brüllen
gewesen, daß die berghawer haben vor grosser sorgnuss ausfaren
müssen, Eg. Chr. 74. 75.
erd-bidinunge stf. Erdbeben: T— B Matth. 24, 7. Btb. 16,26.
Offenb. 8, 5. 11, 19.
erderunge* (von ortern, örtern in nhd. Bed. erörtern) stf.
Erklärung, declaratio: die e. deiner rede, W — B Ps. 119, 13.
er-diez,en stv. III. laut erschallen : der walt da erdöz,, Trist. 3568.
des Ganges vluz erdiuzet lüten schal gegen Oriente ze tal, Alex.
19311.
er-dingen sivv. unterhandeln, Vertrag schließen: er wert in mit
irdingen, das si nicht furbaz. gingen, Dal. 21, 30 (2, 41).
er-donern* swv. donnern, intonare: Nu hastu erdonert mit
groszer stimme in das innerst or meins hertzen, Sol. 82, 4.
er-drücken swv. zu Tode drücken: Aber der vrowen sun starp
bei der nacht; wenne slafende erdruckte sie in, W — B Kön. 1113,19.
der tot, der in tausend weisen tegleichen die unseligen leut ertruckt
(rapit), Sol. 9, 6.
er-dimsten* (dunsten sivv. dampfen) sivv. e. werden = aestuare:
wenne er gesetigt wirt, wirt getwungen (arctabitur), wird erdunstet
(aestuabit), W— B Job. 20, 22.
er stn. ere stn. (Wig. m.) Erz, Eisen: der stein, zurinnet von
der hicze, wirt in ere vorwandelt (in aes vertitur), W — B Job. 28, 2.
Ex. 27, 2.
ere stf. Ehrerbietung, Verehrung; Ansehen, Ruhm; Ehre, Ehr-
gefühl; Sieg, Herrschaft, Geivalt, personifiziert: vrowen Eren amis
üz, erkorn, Trist. 61. als daz, eren wirt vermac, W. v. W. 309.
erech-tag (= er-tag, erich-, erigtag) stm. Tag des Kriegsgottes
Er, Eor, Hern, Dienstag: erechtag, Chr. v. Elbog. 26, 28. eritag,
64, 32. eritztag, 126, 10.
Ere -gerne gebildeter Eigenname (der die Ehre liebt): der hies
pehemisch Cztyrad, duwcz Eregerne, Böhm. Chr. 13.
erein (= erin) Adj. ehern : noch mein vleisch ist erein (aenea),
W — B Job. 6, 12. derselben seulen houpte sullen werden guidein u.
gründe (bases) erein, Ex. 26, 37. e. topfe, Ex. 27. 3. ein erein rein,
Igl. Stb. V 172 c.
er- eischen swv. 1. erfragen. 2. erheischen*, erfordern* : wie
unser notturft eraischt, Chr. Eger N. 1123 S. 300. so sich aber eraischt,
1106. 1164.
eren (mhd. auch ern) swv. erte, geert oder stv. V. ier, gearn,
garn ackern, pflügen, arare: Nicht soltu eren mit einem ochsen u.
mit einem esil, W— B Deut. 22, 10. Helias vant Helizeum, den sun
Saphat ernde (arantem) in czwelf iochen ochsen , Kön. III 19, 19.
vgl. uberaru u. ubereckern, Brunn. B. I 479.
eren-bsere auch er-ba?re Adj. der Ehre gemäß sich benehmend:
der junge e., der edel Bisenburgsere mit namen Borae der ander,
Alex. Anh. 124.
eren -kränz stm. ehrender Kranz, Krone der Ehre, Ack. 6,, 4.
eren-mantel* stm. Mantel der Ehre: do sant ir frau Ere
einen e. und einen erenkrantz, Ack. 6, 4.
232 eren-reich — er-getzen
eren-reich (-rieh) Adj. reich an Ehren, ruhmvoll : der erenriche
Tristant, Trist. 6421. der e. künec Artus, Trist. 1970. der e.
Marke, 2453. der künec, der erenriche von Norwegen, Schretel, 77.
empflogen ist mir mein erenreicher valke (durch den Tod meiner
Ehefrau), Ack. 10, 2.
eren-vest Adj. (schmückendes Beiwort in Anreden) ruhmreich:
ehrenfeste herren, Igl. Ms. 8. ewer ernvest und herlichkeiten vor-
fahren , Eg. Chr. S. 4. ewer ernvest (Bürgermeister und Rat) —
ewer ernvesten und Weisheit zu eren, S. 5. einem emvesten rathe
zu Eger, N. 7 S. 12.
erer (auch erre, erre) Adj. Steigerung von er, früher. Die
4 Schichten im Bergbau heißen in Iglau und Böhmen, Mahren: erer
tagschicht, loser-tag-, erer nacht- und loser-nachtschicht. hat (habt ihr)
das beweist mit scheppen, die auf dem perkwerk scheppen sint — , das
es drei erer tagschicht ledig (ungebaut) ist gelegen, Igl. Bgr. 82, 2.
neque in eisdem laboraverunt infra tempus, quod vulgariter dicitur
drei erer tagschicht, 82, 1.
er-eugen, er-eigen (= er-ougen, -öugen) sivv. vor Augen stellen,
zeigen: den schacht sie gepawet haben, also lange, pis das in got
etwas dereugent hette erezes, Igl. Bgr. N. 5, 3. wir verhoffen —
unser freiheit — und rechtspruch zu erewgen (nachzuiveisen), Elbog.
Chr. 43, 18. ferner: bergwerk — wo sich der einigerlei auf gedachten
gründen ereigten — vorbehalten, Traut. Chr. 113. i26. 253, s. er-augen.
er-gän, -gen stv. red. unreg. ; refl. zu Ende gehen, verlaufen,
bis zu Ende reichen: die mass hett sich wol ergangen nach des
ganges lenge, Igl. Bgr. N. 50, 1. den perg (sein Maß) czihen, als
verre er sich dergen mag, N. 57, 4. nu hoff ich, er (der zu messende
Berg) muge sich nicht ergeen von der ersten stuffen wegen, 57, 4.
al min ungemach muoz, ergän — ich wil iueh ze einer muoter hän,
Alex. 8905.
er- geben stv. 1 1 trans. heraus-, wiedergeben; Rechenschaft
geben; fahren lassen, in jemandes Gewall geben; refl. sich zeigen,
sich strecken; sich ergeben; kraftlos niedersinken: daz, die beide beide
sich mit valle ergäben uf den plan, Trist. 1753.
er-gellen stv. I 3 aufschreien, ividerhallen: vil bellender hunde
drö schadet harte deine, sunder daz, alleine daz, sie von ir bellen
von siegen dicke ergellen. Alex. 1872.
ergern swv. 1. verschlimmern, -schlechtem, 2. zum Bösen reizen,
ärgern, refl. 1. schlechter icerden*, 2. Ärgernis nehmen an (Gen.):
ab — ein ding — sich czukunftielick pessert ader ergert, der genies
ader schade geet auff den, der es kaufft hat, Const. III 6, 1.
ergerunge stf. 1. Verschlecliterung, 2. Ärgernis, Anstoß offen-
diculum : 2. das Michol im (David) wer czu einer e. (in scandalum),
W— B Kön. 1 18, 21 ; Ps. 68, 24. der da isset durch di ergerung (der
da ißt, obgleich er Anstoß nimmt), T— B Römer 14, 20. an e., Btb.
24, 16.
ergest, ergist Sup. von arg: do di Lanttirn (— die von Lucko)
ir ergistes sän (daß es ihnen schlecht ging), Dal. 62, 28 (32, 25).
er-getzen (ergazte, ergetzet, ergazt Kausativ, zu ergeben)
swv. 1. vergessen machen, 2. entschädigen, vergüten, m. Äcc. ge-
xvöhnl. Gen. oder Satz, 3. erfreuen. 1. Du wilt, daz sie der muter
er-getz-ligkeit — er-hebung-brief 233
(deren Tod) ersetzet werden, Ack. 34, 1. ergötzen = 2. wettmachen,
Eger Cbr. N. 1069. ir und al, die in der weide sin, ergetzent mich
niht des herren min, Alex. 8960.
er-getz-ligkeit stf. 1. Vergütung. 2. Belohnung : zur ehrlichen
e. — etwas zusammengetragen — uns zu ertgetzen, Igl. Ms. 24.
ergetzunge stf. Vergütung, Erkenntlichkeit, Belohnung: czu
ergeczunge (im Text fehlerhaft ergeczeugunge, hier Unterstützung)
desselben gepeudes (der Grube zum Czappenschu), Igl. Bgr. N. 11, 2.
zu widerstattunge (der notdorfft der stat) u. auch etwas zu
einer e. u. auch dadurch, das sich die handwercker u. die gancze
armut in derselben stat mochte desterpass generen, Aussig. Urkdb.
N. 147.
er-giez,en stv. 111 ausgießen, in eine Form gießen, refi. sich
verbreiten: ich dergiezze mich mit gedenken (ego in transitoriis
animo diffundor, Sol. 5, 35.
er-glesten (Prät. erglaste) swv. aufleuchten, glänzen: des
morgens, dö die sunne ergleste, Alex. 6027.
erg-lich, -en Adv. in böser Absicht: das silber des keisers
muncze deuplich und erklich entpfremden, Igl. Rspr. XVI.
er-graben stv. IV. künstlich in Stein oder Metall graben,
gravieren: di dergrabenen pilde (sculptilia), W — B Jer. 51, 52.
er-gralmüsse * stn. caelatura, das Gravieren, Steinschneiden:
noch dem e. edler steine (caelatura gemmarii), W — B Ex. 28, 11 =
ergrabunge stf. Gravierung: Und ein ergrabunge („Kolo-
quinten") ouf dem lebs (labium) gienk uinme das mere, W— B
Kön. III 7, 24; Par. II 2, 7 u. s. Und die e. was cz wischen den
fugen u. czwischen den crönleinen u. den gelenken waren lewen
u. ochsen u. cherubim, Kön. III 7, 28 u. 29. s. auch kele.
er-haft Adj. ehrenhaft, glanzvoll: kunstreich, edel, erhaft,
fruchtig, ertig und alles was lebet, musz von unser (des Todes)
hende abwendig werden, Ack. 16, 2. — e. vielfach geschrieben für
e-haft s. d.
er-hähen stv. V erhän, erhienc, erhie, erhangen = er/mn^ren :
als sie derhangen wurden, Hier. 173, 5. den — rauber — hat man
derhangen, Igl. Stb. IV 18 a. mit dem seibin baste — erhink er
sinen gevatir, Dal. 86, 6 (34, 101).
er-hähemisse* stnf? Erwürgung, suspendium: Umb dicz dink
hat erweit e. mein sele u. mein gepeine den tot, W — B Job. 7,15.
er-hauwen, er-houwen stv. 1. aushauen. 2. stechen. 3. durch
Hauen gewinnen. 4. refl. sich durchschlagen: ist der gank under
sich derhauwen (verhawen E), das 2 reder u. me sckechte sind in
das tiefste gevallen, Igl. Bgr. N. 75, 1.
er-heben stv. IV. u. swv. das st. Part, auch erhän 1. erheben,
erhöhen. 2. beginnen: der do sitzet auf dem hohen erhebten stul
(solium elevatum), Sol. 80, 34. von dem milden Bolezlabin wil ich
dirre red irhebin, Dal. 79, 15 (32). er erhuop sich manheit unde craft,
Alex. 5665. sie niemer derhaben und uffgenumen hat wen als vil,
als oben geschriben stet, Igl. Rspr. V.
er-hebung-brief* stm. Stiftsbrief: als das in des vormelten
Spitals e. alles begriffen ist, Olm. Stb. 72.
234 er-hebunge — er-kennunge
er-hebunge stf. (exaltatio nur DFG 214 a u. Evaug. L 1, 14 ;
Br. st. 8a, Germ. 18, 97, Heiligsprechung, Dom. 66, 80). Erhebung,
Aufschlagen der Augen, extollen tia: dem du entnimst e. seiner äugen,
Sol. 30, 23. noch des heiligen creutztag der erhehung, Kreuz-
erhöhung, Elbog. Chr. 106, 11.
er-heischen (= er-eischen swv. Prät. auch st. iesch. Part, ge-
eischen) sivv. erfordern: das si — so sich zu bürgerlichem wesen
nicht erhaischt (paßt) zu gezenk und aufruer befleissigen , Elbog.
Chr. 66, 25.
er-hellen stv. 13 1. intr. ertönen. 2. trans. durch Geräusch
aufwecken: 1. Und wenne der schal der busounen lenger erhillet u.
zubrochner (et concisior) u. in ewer oren dirreiset, W — B Jos. 6, 5.
die erde gegen — der trachen — ätem erhal., Alex. 21608.
er-höehen, er-noehen swv. erhöhen, erheben: frewet euch und
derhocht euch (frohlocket*), T— B Matth. 5, 12.
er-lioehuMge stf. Erhebung; Selbstüberhebung, exsultatio: ieg-
lich solichen derhochung (ivohl derhoehung) di ist übel, T — B Brief
Jakobus 4, 16.
erholen sivv. 1. einbringen. 2. Versäumtes nachholen, gut
machen, bes. im Gerichtsverfahren. 3. erquicken. 4. refl. sich er-
holen. 5. sich besinnen. 4. Ob her in versäumet an keinem (irgend
einem) seinen rechten, das her sich des derholen mochte mit im oder mit
eim andern (vorsprechen), Igl. Str. 227. es lautmeret auch der fur-
sprecb, ab er sich vorsaume ader irre in der Sachen, das er dem
selbschuldigen muge seine sache erholen und widerprengen, Const.
IV 10, 5. da du erholtes dinen tot (fandst), Alex. 13826.
er-holunge * (= holunge) stf. iteratio, restauratio juris vel
revocatio verborum. Von der holunge. In allem aide mak icz-
leicher mensch e. haben äne die banteidingen = erholunge habere
potest nisi in judicio peremtorio, Igl. Str. B. 29.
er-jeten stv. II Praes ergite = von Unkraut reinigen, das
Gute vom Schlechten scheiden: sin herze losheit was erjeten, W. v.
W. 3245.
er-jungen swv. tr. u. refl. verjüngen: du erjungest mein grae
har gleich dem adlar, Sol. 103, 22.
er-kalten sivv. kalt werden (auch in übertragener Bedeutung)
so derkalt di lieb maniger T— B Matth. 24, 12.
er-kennen swv. erkante -kande; erkennet, erkant. in der Bed.
beschlafen: Adam vorwar erkante Evam sein housvrowe; die en-
phieng u. gebar Caj'n, W— B Gen. 4, 1; = verstehen, Sol. 1, 24. da^
ich iu rede tuo erkant, bekannt mache, Alex. 3221.
er-kenner stm. Erkennen Nu muss ich dich erkennen, mein
e., Sol. 1, 24.
erkentnüsse stfn. Einsicht: kunst der e. (discernendi) under
dem heiligen u. dem unheiligen, W — B Lev. 10, 10. die stad auf
unser erkentnusz zu pesseru, Elbog. Chr. 46, 16.
er-kenmmge stf. 1. Erkenntnis. 2.* Bekanntschaft, die Ver-
wandten, (cognatio): Ge aus von deirn lant und von deiner der-
kennung, T— B Btb. 7, 3. 1. got ze haben in di derkennung = die
Erkenntnis Gottes festzuhalten, T— B Römer 1, 28.
er-kerren — erkriegen 235
er-kerren stv. I 3 einen lauten Ton von sich geben, aufschreien:
der gast die swin e. hiez, und üf die erde läz,en, Alex. 21284.
er-kiesen stv. III. erkös, 2. erküre, PL erkurn, Part, erkorn.
1. erwählen. 2. gewahren. 3. ersinnen, erfinden. 2. ob sie (die
messer mit der snur) die warheit nicht erkisen mugen, Const. 1 10, 1.
sie ketten trost an in {den beiden Knaben) erkorn (gefunden), W.
v. W. 5289. ein newer erkiester (stv.) rat, Traut. Chr. 91.
er-kiesmig stf. Erwählunq, Wahl: e. des bürgermeisters, Traut.
Chr. 92.
er-klagen sivv. 1. durch Klagen kund tun. 2. dadurch erwerben
vor Gericht. 3. gerichtl. belangen, bes. auf Schadenersatz: 2. er-
standene recht u. echte — erstanden u. erclagt haben, Mind. Egerl. 73.
daz, er siner sünden sich gein gote erclagete inneclich, Trist. 3168.
ich habe mich also vom rechten genomen und mich des an die ober-
keit — erclagt, Elbog. Chr. 77, 9. wie wol sich die von Elbogen
irer beswernus an di k. m. erclagt, 106, 21.
er-klautoen (v. klüben, klouben, kliuben) swv. pflücken, stück-
weise auflesen und dadurch gewinnen : Alle dis rede von den czehen
geboten, als si gescriben sint, hat bruder Johannes von der ygla
gelesen u. erclaubt aus der hailigen schrift u. hie czu einander
bracht, Job. v. Igl.
er-klengen (auch erklenken, Prät. erklancte; Part, erklenget,
erklenket) swv. erklingen lassen (machen): dort manic pusin unde
hörn wart erklenget gröze mit schalbserem döz,e, W. v. W. 1537.
floitirer u. rotsere die erclancten mange süeze note, 1426. al den
werden bevom helle schalbseriu hörn manic meister do erklancte,
1390. czuhant erclengte her die busounen ouf dem perge Effraim,
W— B Kichter 3, 27.
er-klengunge* stf. Das Erschallenlassen, das Erklingen, clangor:
der tack der dirklengunge u. der busounen, W— B Num. 29, 1.
erk-liche Adv. ekelhaft, unangenehm: waz, in der meister an
gerief oder e. bestieg (unangenehm anfuhr), Alex. 1675 s. erg-
lich.
er-komen s. er-quemen.
er-kösen swv. refl. sich besprechen, unterhalten mit einem:
sie solten üs üf den plan die frouwen sich e. län durch ir sunder-
lich gemach, W. v. W. 1571. güetlich ich mit im erkoste (nicht
refl*), wol mich sin rede tröste, 6936. Und dorumme vortrage ich
nicht meinem munde (non parcam) u. wil mich e. mit der pitterkeit
meiner sele (confabulabor), W — B Job. 7, 11.
er-kösunge* stf. Unterhaltung, eloquentia: mein e. dir nicht
sei swer, W— B Job. 33, 7.
er-krenken (= krenken) siov. auch rückuml., schwächen, zu-
nichte machen : tut er des nicht, erkrenket (wohl zu lesen er krenket)
sein recht damit, Chi. VIII 24.
er-kriegen swv. bekriegen, erstreiten, mit Gewalt erringen:
wer iht erkriegt, der het im daz., Alex. 27121. er Alehern alczumal
irkrigt (eroberte), Dal. 166, 2 (73, 22). bis er sie (die stat) irkriet hette,
Dal. 107, 25 (47,19). Herzog Meska erkriet di purk (pruk Jir.) czu
Präge und das gancz lant bis zu Wischrad, Dal. (35, 11).
236 er-krigen — er-leuchten
er-krigen stv. II erlangen, ericerben: dö die (richtuom und
ere) der man erkrigen hete — do brächen die este, Alex. 25948. ir
habt den hoesten zu erkrigen, 25994. daz, er hat so hohen pris er-
krigen, Ef. 43. sin hant beten im den pris erkrigen, Trist. 2055.
Tholomeus (Ptolomäus) eren vil ercreic, Alex. 27149.
er-külen (er-küelen) sivv., erkuolte, erküelet = abkühlen, sich
erholen: das dirküle der sun deiner dierne, W — B Ex. 23, 12.
er-külunge (erkuolunge) stf. Abkühlung, Erholung, Ruhe,
refrigerium : das ist mein e., W — B Js. 28, 12. vinden werdet ir e.
ewern seien, Jer. 6, 16.
er-kimden swv. Prät. erkunte kundtun : si derkunten (meldeten)
Jhesus, T— B Matth. 14, 12. 18, 31.
er-kündiget* Part. v. erkündigen (= erkunden, kunt tun)
Adj. = kundig, Traut. Chr. 12.
er-lachen swv. auflachen: bie mit erlachte — Lifrenis, Trist.
3888.
er-län s. er-läzen.
er-langen swv. 1. unvers. langweilen. 2. sich sehnen, ver-
langen nach. 3. trans. erreichen: 3. wenn unser herr der kunig
wol zu erlangen ist gewest, Igl. Bgr. 85, 3. dennoch mocht ich
sein höchstes lob mit nichte Verlangen (genügend aussprechen) noch
in keiner weis berüren, Hier. 5, 22. uns sol des wol erlangen, daz,
wir lcesen unser gevangen, Alex. 19749.
er-laub stmn. (= urloup, -bes) hier Erlaubnisschein*: das
jemandt brieffe oder erlaube in des reiches forste geben weren,
Mind. d. Egerl. 18.
er-laufen (=er-loufen) stv. V. refl. sich zutragen, verlaufen: wi
sich die sachen (Streitigkeiten) czwischen bis uf den heutigen tag
e. u. ergangen haben, Budw. Urkdb. N. 354. tr. einholen: er hat im
bei nacht sein sitz Codaw erlaufen (überfallen), Elbog. Chr. 15, 15.
er-lä^en red. V.: erlassen, unterlassen: ir solt michs herre,
e., solicher rede gegen mir mäz,en, Alex. 566. und michs ir miune
doch niht erlät, 382. er erliez, seinen bruder czu einem fursten,
Böhm. Chr. 25.
er-ledigen sivv. frei machen: des volkes, das er erlediget hat
(quem redemit), Sol. 99, 38.
er-legen swv. niederlegen, stürzen; aus-, ein-, hinterlegen: die
Schweitzer und des kayser Maxymyliany folck erlegten den Vene-
digern alle ire macht, Traut. Chr. 34.
er-lemen swv. lähmen, lahm machen: an fliegen und an henden
erlernet, Alex. 21188.
er-lengen swv. verlängern, zerzögern : Sol. 94, 25.
er-lengern swv. verlängern, hinausschieben: das geleit 8 teg
erlengert, Eg. Chr. 382.
er-leschen stv. 1, 2 erlöschen (eigentlich und bildlich): das er
den achten thag hernach todes erloschen, Eger. Achtb. II 207. 208.
er-leuchten, er-liuhten swv. trans. erleuchten; sehend machen;
intr. aufleuchten: zwen man in derleucbten gewande (in glänzenden
Kleidern) T— B Luk. 24, 4. von ir zierde daz, velt erlühte, Alex.
6137.
er-leuchtikeit — ermen 237
er-leuchtikeit* stf. (vom Adj. erliuhtec, glänzend), Erleuch-
tung, luminatio: der aller liecht ein vater ist u. aller e. anevank,
Const. I. Vorr. 2. ewer erluchtigkeit (Ernst und Albrecht von
Sachsen) Elbog. Chr. 156, 1. 156, 2.
er-leuterung* (von erliutern, erlütern) stf. Erläuterung, Aus-
führung im einzelnen: was erleutterung den di herrn thuen, wollen
wir, das ir euch zu beiden seit dar nach haldet, Elbog. Chr. 91, 20.
er-lich Adj. berühmt, ehrenvoll: e. künec, Alex. Anh. 1214.
e. kint, Anh. 2037. 6 erlicher Macedö (= Alex.) Anh. 1832. sie
besatzten die tore mit erlicher ritterschaft Anh. 1810.
er-liche, er-leichen Adv. ehrenvoll, prunkvoll: suntage u. feier-
tag erlich feiern, solempniter, Const. IV 17, 7. wi erleichen wir
leben mitten unter disem bösen gesiecht, Sol. 65, 25. erlicher sterben
ich wirbe, den ob ich hinne verbrinne, Alex. 9316. enphaugen so e.
ern wart noch so riebe in der starken Babilone, Alex. Anh. 1985.
er-ligen stv. 111. erliegen. 2. ablassen. 3. durch Liegen zu
gründe gehen: 3. ein alten erlegenen zech (durch Nicht-Bau er-
trunkene Grube), Igl. Mut. 4.
er-liuehten s. er-leuchten.
er-loesimge stf. Erlösung: mein derlözung (liberator meus),
Sol. 2, 16. si pat unsern herren, das er legte ire wege czu einer er-
losunge seines volkes (ut dirrigeret viam eius ad liberationem populi
sui) W— B Judith 12, 8. di derlosung seinez, volkes, T — B Luk.
1,68.
er-lüchtikeit s. er-leuchtikeit.
er-lusten swv. ergötzen, erfreuen: mit aller meiner krefte, di
sich in dir erlustet, Sol. 35, 12. dorin er sich mit got mit tifen
sinnen suszicleich erlustet, 1, 7.
er-manen siov. 1. ermahnen. 2. an etwas (Gen.) erinnern.
3. antreiben: so dicke ez sie ermante, swan sie an in blickte — u.
gedähte : ei wie dieser man glich dime friunt gebären kan, W. v. W.
5605 ff.
er-inannen sivv. ein Mann sein, werden, Mut fassen: Willehalm
der ermante uf genäde er behaute, W. v. W. 2690.
er-martern (martern) sivv. martern, peinigen: Howora — der-
marterte den fursten pei dem allermeisten, Böhm. Chr. 34.
ermec-heit, ermekeit, eruikeit (armec-, ermec-heit) stf. Elend,
Armut: ermikait derleiden, entbehren: T — B Philipper 4, 13. ich
waiz, — dein e., Offenb. 2, 9. ir höchst ermkait, IL Korinther 8, 2.
ermel stm- Ärmel: ein pest par ermel und 7 stuk slayer, Igl.
Stb. V 181a. ein rots damaskens par ermel und czwai grünseideue
par e., V 281 d. ein rauchs par e., V 275 a. si (Zwingl und Müntzer)
wären gewis, das inen weder schlissen noch schlagen schaden solt,
sondern sie wolten alle kugel, die aus den puchsen auf sie geschossen
wurden, one schaden in die erbl. auffallen, Eg. Chr. 55.
er-melden swv. (Prät. -melte, -malte) angeben, verraten: habe
ich dem treulossen und meinaidigen Huner Thoma eiu tag ermelt;
ist aussen pliben, Eg. Chr. 382.
erinen (Prät. armte) sivv. arm machen: got ermet morgen
riehen man, Alex. 39.
238 er-merken — er-reizen
er-merken (merken) sivv. achtgeben, beobachten, beurteilen,
erkennen: wollen wir (König Wladislaw v. Böhmen) in gnaden er-
mercken, Eg. Chr. 1180.
er-mördern (er-niorden, er-morderon, Prät. erinorte, ermurte)
swv. ermorden: das er in also jeninierlich ermördert hat. Eger.
Acktb. II 214.
er-inoviereii (e. = baneken) swv. tummeln, refl. sich erlustigen:
daz, er alle morgen — ze velde se niä^e reit — und sich ermovierde,
Alex. Anh. 583.
ern, eren stm. Fußboden, Tenne; stn. Erdboden, Grund, zu
lat. area: sie hat kein beweisunge, das si in eime sulchen erne eine
vreiunge sullen haben dorinne, Stb. Brüx X. 305.
ern(e)st-lieke, -liehen Ädv. 1. gerüstet, kampfbereit. 2. mit
Ernst, Eifer: 2. das gott in seinem wort ernstlichen geboten, das
man den sabath heili"1 halten sol, Igl. Ms. 7. wahrhaftig, wahrlich:
T— B Matth. 23, 28. 26,24; Luk. 3, 3. 4,23. 6,33. 12,39; Mark.
14, 21. e., der geist ist bereit, wan daz, fleisch ist krank, Matth.
26, 41. e. der stein was gar gröz,, Mark. 16, 4. e., ein ding ist not-
durftig, Luk. 10. 42. 19, 23. e. sie swigen, Luk. 23, 56. e. gewerlich
sag ichz, euch, Matth. 5, 18. 13. 17.
er-offen, er- offenen sivv. eröffnen, kundmachen: do wurden
deroffeut alle dise wort, T— B Luk. 1, 65.
er-offenung stf. Eröffnung. Offenbarung: geist der Weisheit
und der e., T — B Epheser 1, 17. e. {Erscheinung) unsers herren
Jhesu Kristi, I. Korinther 1, 7: Offenb, 1, 1. tag seiner deroffenung
zu Jsrael, Luk. 1, 80. tag der e. des gerechten urtail Götz,
Bönier 2. 5.
er-quemen, erkomen stv. 12 erschrecken: sie so sere erquämen,
Ernst 3690; Trist. 2841; Seth erquam. Legende 321.
er-quicken (auch erkücken) swv. trans. und refl. neu beleben,
vom Tode erwecken: und wist nicht wider derquicket (non respirabis
ultra), unez bis du wirst vorwustet mit in (extermineris), W — B
Judith 6, 4.
er-quicker* stm. Neubeieber, Erquicker: gantz mechtiger e.,
aufhalter unde yernichter des wesens = Gott, Ack. 58, 5.
er-rechen, er-recken Prät. errahte, erreckete swv. 1. erregen.
2. erstrecken, ausdehnen, bewähren. 3. durch Strecken erreichen, er-
langen, got wolt sin craft e., Alex. 11 142. ir eilen mit swerten
errecken, 14067. 3. das si — erez derrechent haben, Igl. Bgr.
N 5, 3 u. 5, 6.
errecher = eher, äher stn. Ähre : T — B Matth. 12, 1.
er-reglich* Adj. geeignet, zur Zustimmung zu bewegen: zu
solcher ihrer erreglichen ansuchung (eindringlicher Bitte), Traut.
Chr. 244.
er-reiten* (v. reiten = rechnen, berechnen; auf zählen, bezahlen)
sivv.: wer erreitet di spehenden vornunft der himel? Quis enarabit
coelorum rationem ? W — B Job. 38, 37.
er-reizen (er-rei^en) sivv. aufreizen: der czorn des herren
wart erreiezet in das volk (concitatus), W — B Num. 11, 33. bis das
sie (Drahomir) die heiden auf die cristen derreiezte, Böhm.
Chr. 27.
er-sam — er-schiuhen 239
er-sain Adj. ehrenvoll, ehrbar, gut eingerichtet: di ersame erde
terram egregiani, W — B Deut. 4, 22. das vas — das ersame (vas
gloriose) W— B. Freu dich ersanier man eines reinen weibes, frewe dich
reines weib ersames mannes, Ack. 12, 18. Ist das ersamer (so teurer)
sun ist Effraini mir, ob es ist ein czartes kint (filius honorabilis) W — B
Jer. 31, 20. bis eresam (esto gloriosus), Job. 40, 5. Herr burger-
meister, e. weiser herr lgl. Mut. 16 a - c. ersamb, weiser herr burger-
meister 17. den ersamen weisen herren burgermeister, eldisten
u. geswaren, lgl. Bgr. N. 80, 1. den e. weisen herren rathmannen,
scheppen u. geswarn 83, 1. 92, 1. 89, 1. 77, 1. ersamer, wol weisen
gunner, 107, 1. den ersamen friczen Russwurm, 84, 1. mit dem
ersamen Hansen, ewern mitgesworn, 83, 1. Daruinb bitten wir eur
ersame Weisheit mit allen fleisse, 51, 5. euer ersamen fursichtigkeit,
lgl. Ms. 6. ersamen weisen und liben freunde, lgl. Rspr. V. e. weisen
u. lieben gunner IV, wir bitten euer ersam Weisheit, V. so bitten wir
euer ersame Weisheit, III. e. weis liben frunde (= Bürgermeister und
Rat), Elbog. Chr. 38, 23 ; lgl. Ms. 6. ersamer weiser gunster herr
burgermaister, 3. e. w. g. gebietende herren, 3. 4. 5. 6. 8. ehrsame
liebe herrn, 8. einem ersamen hochweisen rat, 3. zwen ersame des
selben klosters muniche, Hier. 206, 17.
er-samen* swv. ehren, glorificare: u. ersamen wil ich sie
(glorilicabo) u. nicht werden sie vorswachen (attenuabnntur) W — B
Jer. 30, 19. in dir werde ich geersamet, Js. 49, 3. alle die sie er-
samten, Klagen Jer. 1, 8.
er-samig Adj. = er-sam. die ersamige frauwe, Hier. 176, 7,
176, 20. 177, 1. 184, 7. der e. einsidel, 221, 2. lernet ewer iungen
tage mit ersamigen werken tugentlichen cziren, 194, 7.
er-sam-keit (auch ersamecheit) stf. dignitas, honorificentia:
kunigliche wird u. e., lgl. Str. B. S. 193. nu pit wir ewer e., lgl.
Str. 247. als wir des czu ewerer e. guten vertrauen haben, Stb.
Brüx N. 371. du e. unsers volkes (honorificentia populi nostri),
W— B Judith 15, 10. ewer e. (Ratsherrn), Eg. Chr. 1081.
er-schauwern* sivv. (von schür, -e, schour, -e stswm. Unge-
ivitter, Hagelschauer), Vernichtung, Unwetter hervorrufen: erschawer
mit den blitzen (fulgura coruscationem, Sol. 2, 31.
er-scheinen swv. zeigen, beweisen: als er ez, (daß er sie liebe),
wol erscheinete, Trist. 315. ein siufzen da erscheinete (zeigte sich),
1491. die vrouwen ouch erscheinende wären clegeliche not, 6782.
er schellen sivv. erschalte; erschellet, erschalt; ertönen lassen:
wenne her e. wirt die busoune (cum coeperit clangere bucina), W — B
Ex. 19, 13. die vogelin ir süez,en sanc erschalten üf dem rise, Alex.
Anh. 539. mit Geräusch zerbrechen, spalten: Davit erschellet im
(Goliä) sin hirne, Alex. 12976.
er-schellunge* stf. das Ertönen, Erklingen clangor: ist aber,
das die e. lenger u. mit vellen underscheiden (prolixior atque con-
cisus) erhillet, so sullen sie bewegen die bürge (movebunt castra),
W-BNum. 10, 5.
er-scheuhen s. er-schiuhen.
er-schiuhen, er-schiuwen Prät. erschühte, scheu machen: ob
die unser ros erschiuwen, Alex. 12437.
240 er-sckrecken — er-spiln
er-schreekeu stn. (vonstv. erschrecken; er-sckrecke swm. nur
Voc. 1482): Und ewer vorckte u. ewer erschrecken sei nher alle tir
der erden, W— B Gen. 9, 2.
er-schrecknus stn.* (erschrecknis stf. Jer. n. Vec. 1482) das
Erschrecken: vor verebten des e., W — B Gen. 45, 3.
er-schreck-sal* stn. Schrecken: do begriffe das e. gotes die
umbligenden stete, W — B Gen. 35, 5. Und Isak erschrak mit grossem
e., Gen. 27, 33. mit vorchten u. mit e. geiaget (tremore et metu
agitati), Judith 15, 1.
er-schreckimge stf. Schrecken, terror: W — B Jer. 31, 21.
er-schreien stov. zum Rufen, Schreien bringen: er merke die
zit — daz, er das swin erschreiet habe, Alex. 21274.
er-sclirieken (er-schricte, -schrihte; erschricket, erschriht) sivv.
trans. und intr. erschrecken: so dicke ez sie ermante, swan sie an
in blickte, das sie vor liebe erschrickte, W. v. W. 5607.
er-senürben* von schürfen, schürpfen) swv. durch Schürf auf-
schließen, ein neu erschurbten gang (= neuer sehr otenen), Igl. Mut. 3.
er-schüten {auch erschütten Prät. erschutte, erschotte) sivv.
trans. und refl. erschüttern, schütteln: wann alles mein gebein
derschutet sich u. vorkranken und mir meine fuzze, Hier. IG, 21.
er-seten (= er-saten, -satten, setten) sättigen: dersetet werden
wir mit solcher deiner susz, Sol. 58, 9. wenn ich es — das höcliste
Gut — besitz, so wirt ersetet alle begierung meines hertzen, 32, 37.
ich wirt ersetet, 3, 28.
er-seufzen (er-siufzen) swv. ersüfzte, intr. aufseufzen: Tot
bin ich und erseuftz (suspiro) noch dem Leben, Sol. 7, 23. er sach
auf in den himel und derseufzt, T— B Mark. 7, 34. sin herz er-
siufzete, Trist, 772. er ersüft, Alex. 13841.
er-sitzen stv. 11 — 1. sitzen bleiben. 2. trans. durch Sitzen er-
werben: ersessen angeezaigte gewehren u. gerechtikait eines erib-
stollen — benemen. Igl. Bgr. N. 77, 3.
er-slahen stv. IV. nieder-, zerschlagen, totschlagen, Part.
erslagen = verzagt; wort e. = Worte ertönen lassen, refl. mit Schlägen
angreifen : do er hört, daz, was erslagen der buregräve an untriuwen,
daz, kund in lützel riuwen, Alex. 9158. nit derslah (du sollst nicht
töten) T— B Matth. 5, 21.
er-slahung* stf. Schlachtimg, Tötung: gefurt als daz, schaff zu
der derslahung, T— B Btb. 8, 32. wir sein gemaz,t als di schaf der
e. = wir sind wie Schlacht schaf e geachtet, Kömer 8, 36.
er-sleichen, er-sliclien swv. schleiche7id an etwas kommen,
überrumpeln : den sie (Minne) mit süez,er minne enphät und sin
herze mit liebe ersuchet, der ist sselden immer gerichet, Alex. 3911.
erslingen Adv. nach rückwärts, mit dem Bücken voran: letz-
licli haben sie ein ströern man in des Juden cleiden angezogen und
erszlinge zum fenster heraushangen lassen, Traut. Chr. 52.
er-sneiden, er-sniden stv. II auf-, zerschneiden: al nach des
wäpenrockes siten sin covertiur alsam ersniten, W. v. W. 7276.
er-snellen sivv. ereilen, erwischen: pris e. Alex. 10940.
er-spiln swv. spielen: in dem turney e. manigirlei, Dal. 188,15
(84, 32).
er-spiimen — ersten 241
er-spiiineii swv. durch Spinnen erwerben: was sie clerspiimen
ausserhalb — der arbeit, das sol ir sein, Igl. Stb. V 165 b.
er-sprengen swv. ersprengete, ersprancte, 1. springen lassen.
2. lossprengen, aufscheuchen. 3. auseinander sprengen. 4. beendigen.
2. manec heiden wert ersprancte (setzte in Bewegung) ir ros üf der
ouwen ze eren des landes frouwen, W. v. W. 1393. die Kriechen
wolden durch strit e., Alex. 12349. die ros sie vaste ersprancten,
3628. manic rote lieht ersprancte, 12859.
er-spürn swv. ausspüren, erforschen: Ist das die grundvesten
der erden mugen werden erspuret under sich (investigari), W — B
Jer. 31, 37.
erst Sup. von er (auch noch erest, erist), des ersten 1. sobald
als. 2. zuerst, vorher: 2. der same — sei denn des ersten in dem
ertrich alczumal (gänslich) gestorben, Hier. 42, 21.
er-stan s. er-sten.
er-staten swv. ersetzen: was im an den 20 sh. abgeet, das wil
er im derstatten, Igl. Stb. V 36b.
er-statung stf. Erstattung, Ersatz: so wil ich des genomen
Schadens e. und vorlegt haben, so hoch mag erkant werden (der
Schaden berechnet wird), Elbog. Chr. 79, 16.
er-stecken (erstahte; erstecket, erstaht) swv. ersticken machen,
suffocare: ich begreif ir kinne u. ich ersteckte u. vorterbte sie
(suffocabam), Kün. I 17, 35. die dorn — erstecken den samen, T — B
Mark. 4, 7. trukait u. geitikeit ersteckent daz, wort, Mark. 4, 19.
er-steigen swv. 1. aufsteigen machen. 2. durch Ersteigen er-
obern. 3. ersteigen, durch höheres Angebot erwerben: 2. wie man
uns (unsere Stadt) e. meinte, Stb. Brüx N. 379.
er-steinen swv. zu Stein werden, verhärten, verstocken, vor
Verwunderung erstarren: lip und herze ir wären ersteinet von der
unmacht, Trist. 6529.
ersten, erstän stv. IV. 1. intr. offen stehen. 2. sich erheben.
3. auferstehen vom Tode. 4. entstehen; trans. 5. erwecken; 6. vor
Gericht erwerben. 7. ertragen: erstanden gelt, Brunn. R. II 193.
231. Ein armer man hatte auf einen scheppen gelt erstanden,
Igl. Str. 105. Was erstandens gehles in der purgertavel stet, das
mag ein man beweisen, das her es hab vorgolten, denne mit
scheppen allain, 100. Was man schult erstet in den pantaidingen,
das schol man gelten in drein tagen, und an dem virden tag so
schol der richter pfandes darum helfen, 101. der purge (Bürge)
schol auch in 14 tagen vorrichten, was man auf in derstet, 184;
umme gelt, das her e auf in derstandeu hat, 186, umb gelt, das
in tafel derstandeu stet, 56, 186. daz, sein bruder nem daz, weip
und er erste den samen seinem bruder (soll ihm Nachkommen-
schaft erwecken), T — B Luk. 20, 28; Mark. 12. 19. ich derste (mache
lebendig) es an dene iungsten tag, Joh. 6, 39. ich derste in an dem
iungsten tag, Joh. 6, 40. Lazarus den er het derstund , Joh. 12, 9.
Got derstet euch einen weissagen von ewern brudern, Btb. 7, 37.
3, 22. er derstet die toten, Matth. 10, 8. do er Jhesum derstund,
13, 33 u. 13, 34. di Juden derstunden (reizten) und bewegten di
sei der haiden zu dem zorn wider di bruder, Btb. 14, 2. der da derstund
unsern Herren Jhesus Krist von den toten, Römer, 4, 24. Das clagten
Jelinek, Wörterbuch. Iß
242 §rsten-lich — er-swingen
die Polen vor dein pabste über die Pebem und erstunden das recht
über sie {bekamen ihnen gegenüber Recht), Böhm. Ohr. 44.
ersten-lich * Adj. erstklassig, best: den auch Abraham gab den
zehenden von den erstenlichen (besten 11. Bibel) dingen (den Zehenten
von der vornehmsten Beute) T — B Juden 7, 4.
er-st erben stv. I 3 absterben, sterben (Gen. causae): ob daz,
waizenkorn nit derstirbt, T — B Job. 12, 24.
er-sterben swv. Frät. ersterbete, erstarpte, töten: wie er in
möht e., Alex. 26674:. den wolt er gar verterben und an dem libe
e., 1016. er wolt daz, volc e., 2500. die fröide wiltu mit jämers
site hiute an mir e., 10400. so wurde mit dir ersterbet vil künste
und guoter sinne, 8486. sselde an den Kriechen ist ersterbet, 7071.
daz, ir die vinde ersterbet, 7570. da sin (Christi) süez,e menschlich
art — an dem criuze ersterbet wart, 4516. sit daz, er (Aleides) ist
ersterbet, 3768. daz, ez, (das ros) me dan hundert der liute hete
ersterbet, 1713.
er-stickunge* stf. Ersticktes: daz, ir euch enthabt (enthaltet)
vor dem blut und vor der derstikkung, T— B Btb. 15, 29.
erstikeit (erstec-heit) stf. Erstheit, Anfang: auch wir selb, di
da haben die erstikait des geists (die Erstlinge des Geists, primitias
spiritus habentes), T — B Körner 8, 23.
er-stinken stv. I 3 zu stinken anfangen, in Fäulnis über-
gehen: dar nach irstunkin czwei tusint menschen vil drat, Dal.
231, 27 (107). der rabe (Xoes) kam auf ein äs, daz, uf dem velde
erstunken was, Alex. 11266.
erst-ling stm. Erstling von Tier und Pflanze, primitiae,
primogenita : die erstlinge, die sie geloben, die hab ich dir gegeben,
W — B Isum. 18, 11. die e. von deinen rindern und deinen schafen,
Deut. 14, 23. traget die garbe der eher, die e. euers snites, zu dem
priester, Lev. 23, 10. in den erstlingen, Esd. DI 13, 31 ferner
nil07ab, vil erstlinge getreides u. weines, 11172 a.
er-strecken (Prät. erstracte, erstrahte) swv. ausdehnen, hinaus-
schieben: wip verseret herze erstreckent ze höher steige rihte,
W. v. W. 1263.
er-süchen (er-suochen) swv. aufsuchen; von einem zu erfahren
suchen, erforschen, ergründen: dersuch di schritt und sich, daz, der
weissag nit aufstet von Galilee, T — B Joh. 7, 52.
er-süchter* stm. Erforscher, Prüfer: sie wissen, daz, ich bin
ain dersuchter, der herezen und der lanken (der Kerzen und Nieren
erforscht), T— B Offenb. 2, 23.
er-sundern* swv. trennen, absondern: die beiden Knaben waren
ersundert u. ir wonunge underscheiden, W. v. W. 4725 f.
er-süz,en (er-süez,en) swv. süß machen: Dein suszikeit hat
sant Stephan di herten stein ersuszet (dulcoravit) Sol. 57, 26. mit
dem tawe seines heiligen geistes ewer hertze dersussen, Hier. 69, 1.
er-swarzen sivv. (nur icenig belegt) schwarz werden: Meine
hant ist erswarezet (denigrata est), W — B Job. 30, 30.
er-swingen stv. 1 3, schwingend in Bewegung setzen. _ 2. ab-
streifen. 3. im Schivung erreichen : die umbe falsches frien in strite
ir menlich eilen durch räche erswingen wellen, Alex. 12234. da
erswungen sie ir lide an den burgseren sunder fride, Ernst 3027.
er- tag — er-vseren 243
er- tag, irtag stm. Dienstag: Eger Chr. N. 100. egerl. und in
südd. Mundarten noch heute erta neben däinsta; au dem möntag,
an dem ertag, an dem mittwochen, Eger Str. MU 2; Eger. Chr. 1025
S. 210. 1030 S. 223; Traut. Chr. 87. an dem eritag, Elbog. Chr. 64, 32.
eritztag 126, 10.
er-teidingen* swv. durch Prozeß etwas erstehen, ein Recht
darauf bekommen = ersten : Wie man vorlorn pfennige e. sal mit
rechte, Igl. Str. 221.
er-teilen swv. durch Urteil zuerkennen, verurteilen zu: Tristan,
dem wart erteilet daz, rat, Trist. 3149.
erte-reieli, ertreich, -rieh stn. (bair.-österr. verkürzt ert-rich)
Erde, Erdreich : wie sie ackern das ertereich, Ack. 53, 16. du vindest
noch vil reiner frumer frawen auf dem e., 16, 12. den tieren des e.,
37, 19. so das wisse alles ertreich, W — B Kön. 1 17, 46, = terra,
Chr. v. Eger N. 1125 S. 302.
ertig (ertec) Adj. von angestammter guter Beschaffenheit : kunst-
reich, edel, erhaft, fruchtig, e. u. alles, was lebet, muss von unser
(des Todes) hende abwendig werden, Ack. 16, 3.
er-trachten sivv., ertrahte; ertrahtet, ertraht. 1. zu Ende
denken, ergründen. 2. ersinnen: in richelicher ahte sinen heim sie
im ertrahte, W. v. W. 7268.
er- trinken stv. I 1, 3 austrinken, ertrinken, bergm. durch
mangelhafte Wasserhaltung überschwemmte Zeche, Grube, Bergwerk.
Es ist ein aldes dertrunkes perkwerk ledik gelegen manik iar u.
mangen tak. Do wart ein erbstolle eingevarn in eine dertrunkene
czech, do stund das wasser bis an den tag. Des wart die czeche
durchslagen u. wart getreugen und wurden genge etleich czeit
dorinne gehawen, Igl. Bgr. N. 74, 1. die grübe czu dem staine
ertrank, nachdem und man das wasser in der grübe czu den golt-
smiden auflies gen (sich sammeln ließ) N. 68, 2. in unser dertrunken
gepirge, 76, 4. des Stollen maister quam in einen dertrunken
schacht, 71, 1. erez, das ertrunken ist (submersum), Const. II 4, 3.
Die Gewerken des mit Ertrinken bedrohten Berges können verlangen,
daß ihnen nach 3 tagiger Klage vor dem Berggerichte die sie,
tränkenden Lehen oder Berge zugeeignet icerden: si (die urborer
sullen — wenn binnen 3 Tagen nicht Abhilfe getroffen ivird — di
silbergruben mit dem wasser, das do trenket, den gewerken, die
ertrinken wollen, czueigen, Const. II 3, 7. Welich lehen di (gesworne
lute) besagen, das si di andern trencken, di sal man czu den andern
eigen in drien tagen , di heissen drie lange schicht , D I R 6, 2
U — A 8, U — B 16, Schemn. Bergr. 5. s. treugen, eigenschaft u. erb-
gebirge.
er-trücken, er-drücken.
erunge stf. Verehrung, Ehrengeschenk: ein blech der heiligen
erunge, laminam sacrae venerationis W — B Ex. 39, 30. si sauten
seine poten hinwider lere und äne e. (sine honore) vorwürfen sie
sie, Judith. 1, 11. einem czu liebnüsz u. erung icht senden, Eger
Str. C. 3, 13. do ersten die herren Przyemisl mit gross erunge,
Böhm. Chr. 7.
er-vseren swv. (md. erveren, Brät, ervärte, Bart, ervseret:
1. überlisten, betrügen. 2. in Gefahr bringen. 3. erschrecken. 4. be-
iß*
244 er-varn — er-volgen
trüben, erzürnen: 3. der koufman wart ervseret, W. v. W. 5154;
dö wart sie (Maria nach der Begrüßung durch den Engel) ervseret,
ir meitlicli kiusche beswasret, 2820 f. er gedähte, daz sie ervaeret
würde u. beswaeret, ob er ir die wärbeit sagte, 764 ff. was fürsteu
in der werlde sin e. sieb des namen din, Alex. 14738. des solt er
sieb nibt e., 7166. gäber antwurt im gebrast, wan sie bet des
strites last des tages ervaeret, 14395. sie hete sin knnft ervaeret
und also sere beswaeret, daz, sie volgten sinen Worten, 2581. —
st* Prät.: und do derfur wir uns gar eigentlicb untereinander (wir
erstaunten), Igl. Stb. II 80 b.
er-varn stv. IV. 1. reisen. 2. unpers. widerfährt, icird zuteil;
trans. 3. durchziehen. 4. treffen, erwischen, überfallen. 5. kennen
lernen, erforschen, erfahren : 4. Des derfur der keyser die Pebera auf
dem felde, Böbni. Chr. 68. 5. das die Steiger nicht umb falsch
messunge, als anderswo derfarn ist (sicut visum est alias), her-
noch gestrofet werden, Const. I 9, 4. refl.: ich hab mich des ervaren,
Hier. 25, 13. Ich halde (dafür) in der warheit u. und habe mich des
wol erfaren, 40, 16. u. do derfur wir uns gar eigentlich unter ein-
ander u. derfuren under uns, das der Ulrich Lulleich — schuldig
was u. schuldig ist, Igl. Str. 10, S. 60.
er-varnkeit, * derfarnekeit* stf. Erfahrung: experientia,
Const. 1 11, 3.
er-farnusse (er-varnisse stfn. nur Voc. G20a belegt) stf. das
mau dises rechten volle derfarnusse habe (plena experientia habeatur),
Const. IV. 7, 1.
er-varunge stf. 1. Durchioanderung. 2. Erfahrung. 2. Und
do Aman — das mit e. (experimento) hette geprufet, W— B Esther
3, 5; = Ausforschung, Erkundigung, Chr. Elbog. 53, 37. 58, 6. ver-
schobner urteil entschidung und e. 59, 22. 147, 42.
er-vechten stv. 1 2 erkämpfen, refl. sich abmühen um etwas :
so tritt und erfaht sich auch der Pawle Holzfogl der 20 seh. groß,
die darauf verschriben sind, Igl. Stb. III 195 b.
er-veiz,ten swv. feist machen: daz, bercz diez volkz, ist der-
faiz.t (verstockt), T— B Btb. 28, 27; Matth. 13, 15.
er-vellen Prät. ervellete, ervalte, Part, ervellet, ervalt swv.
zu Falle bringen; verführen; niederwerfen, erlegen; refl. sich durch
einen Fall töten : an dem ervelten volke, Alex. 6676. stanc von den
ervelten äsen, 3704.
er-vinden stv. 13 1. ausfindig machen. 2. bemerken, erfahren.
3. refl. gefunden werden. 4. ein Urteil finden: perait u. willig
erfunden werden, Igl. M. 5 u. 6.
er-vindung stf. 1. Findung (Fällung) eines Urteils, Ent-
scheidung 2* Auffindung: 1. sintemal das si das noch k. m.
(majestet) erfindung und recesz — gepawet haben, Elbog. Chr. 61, 22.
— nach des hailigen creuzes e., Traut. Chr. 174.
er-vliegen stv. III. im Fluge erreichen: die valken ervlugen
mangen wilden ant, Trist. 1141.
er-volgen swv. hier: die rechtl. Zusprechung eines Gutes er-
langen: nimant tut dem andern unrecht, der sein pilleiches recht
ersteet u. ervolget, Const. IV 7, 2.
er-vollen — er-wegen 245
er-vollen swv. 1. erfüllen. 2. befriedigen. 3. den Anspruch
auf ein Gut genügend erweisen, es zugesprochen erhalten : 1. do ich
von nimant ervollet wart = implebar, Sol. 32, 32.
er-vorcht s. er-vürchten.
er-vorschen s. er-vurschen.
er-vreisen siov. 1. in Schrecken versetzen: vel stride (viele
Kämpfe) wurden in Behem irvreiszt (durchgefochten), Dal. 130, 3
(58, 50), wenn nicht erreiczt = erregt, zu lesen ist.
er-vriesen, derfrisen stv. III erfrieren: ob die armen in
frostes not derfrisen, Hier. 35, 5.
er-vreuwunge* stf. Freude: ein iczlicher betrübter hat der-
frewunge unter bekanten, Böhm. Chr. 4.
er-vugen* (=vüegen, vuogen) swv. zusammenfügen, verbinden,
wohin schicken; bewerkstelligen, ermöglichen, gestatten: desz sich her
Sebastian willig erpewt zu erfugen, Elbog. Chr. 39, 9.
er-vülen swv. vül, faul werden, faulen: als die blum, di do
wechset ouf den paum u. zuhant erfulet (marcescit), Sol. 8, 20.
er-vüllen swv. (md. ervullen) Trat, ervüllete, -vülte, Part.
er-vüllet, -vült, -vult. 1. voll machen, erfüllen. 2. Befohlenes, Ver-
sprochenes erfüllen: 1. nu meint der perkmeister zu Sent Andres,
die zwai leben, die im apgangen sein auf das stolnort kegen Sent
Jörgen, das man im die sulle derfullen auf den andern Stollen kegen
den sechslehen werts, Igl. Bgr. Nr. 58, 6. das meinen gebrechen der-
fullen werde des gute u. des volkomenheit, Hier. 2, 3. 50 seh. g.
sol er im czuhandt entrichten in pargelt und das uberig sol er im
erfüllen mit getraid mit riech oder mit gelt, Igl. Stb. V 199a.
er-vüllunge stf. Erfüllung, Befriedigung: di kirchen, di da
ist sein leip und sein derfullunge (sein Leib und die Fülle dessen,
der in allem durch alle erfüllt wird), T — B Epheser 1, 23. unez daz,
di derfullung (die Fülle) der haiden ingieng (ihr Übertritt zur
christl. Kirche erfolgt ist), Römer 11, 25. von seiner d. emphiengen
wir macht, Joh. 1, 16.
er-vürchten unregelm. swv. Brat, ervorchte, Bart, ervorcht,
intr. und refl. den Mut verlieren, sich fürchten, tr. befürchten; in
Schrecken setzen: an den kemenaten was kost nicht ervorcht
(gescheut) Ernst 2376. sie het ein crankez, ouge ervorht, sold ez,
daz, haben gesehen von gezierde liechtez, brehen, Alex. 12328.
er-vurschen (= er-vorschen) swv. erforschen, Elbog. Chr. 124, 16.
erfurst, 31, 29. 32, 30 u. s.
er-wallen stv. V. 1. in Wallung geraten. 2. aufkochen, sieden.
3. überfließen: 3. sin ougen sus erwielen, daz im die treher vielen,
W.v.W. 2732 f.
er-wecken Brät, erwacte, -wahte, Bart, erwecket, -waht) swv.
erwecken, erregen: sie wolden domit die Pehem czu streite e. (auf-
reizen), Böhm. Chr. 100.
er-wegen stv. 1 1 (Brät. md. nach IV. erwüc, erwügen) 1. in
Bewegung setzen : ze den tafeln der herre erwegen schuof amptliute,
die ir phlegen solten, W. v. W. 1299 ; refl. mit Gen. 2. auf etwas
verzichten : der (meines Landes und meiner Habe) erwsege ich mich,
e ich verkür diu clären kint, daz, süeze wip, 2719 f. 3. sich wozu
entschließen: nü hsert, wes er sich het erwegen, 2027. er erwac
246 er-wegen — er-werfen
sich auch der buoz,e, Alex. 19823. diu küneginne, diu sich süez,er
minue gegen dem herren hete erwegen. 4019. sie het sich alles des
erwegeu, des er mit ir wolde pflegen. Trist. 757. der fürste sich
erwegen hat, niht verre von einem bürgetor steic er al den sinen
vor, Alex. 20580, ich het des genzlich mich erwegen daz, ich minne
mit triuwen phlegen gegen im mit stseter liebe wolt, Alex. 20321.
der sich durch pris hete e. daz, er torste gegen vinde riten menlich
nach wirde striten, 11 094. er vermeint zu erbegen. si wider keiser-
liche und konigl. Privilegien und verschreibung abzulesen, Elbog.
Chr. 86, 35. die frouwe het sich kost erwegen (sich es etwas kosten
lasse7i) W. v. W. 2271. 4. sich zu entziehen suchen: der sich der
5 pfund (Strafgeld, Wandel) erwegen wolt, der scholl 20 pfunt haller
geben, Eger. Str. A I 2, B 4.
er-wegen sicv. 1. erregen, in Aufregung versetzen, zum Kampfe
aufbieten: ez enwirt daz volc gar erweget unde daz diu lantschaft
den hac zerbreche mit kraft, W. v. W. 5919 f., daran iu wol genüeget
— baz dan ob ir het erweget al iuwer lant durch sie erreget, 6363 ff.
die (Streiter) er verre hat erweget, Alex. 10687. daz, volc — ist ze
strite durch in erweget, 10704. die roten — als die sin kraft het
erweget und mit brieven mohte besenden, 9912. ein engel erwegete
daz, waz,z,er, Legende 790. er wolte die gertelin niht e. von der
stet, 623. aufrur gein denselben ewern hern zu e. , Elbog. Chr.
122, 30. da sie hetin läge geleit und vil gutir czu dem tode irwegit,
Dal. 44, 1 (12, 20). 2. anregen, anstiften, Elbog. Chr. 122, 30. 123, 28.
124, 4. Ob zu a oder b zu stellen?: erewegen — zeigen, dartun,
Chr. v. Elbogen 43, 18. refl. sich stürmisch bewegen, tosen: das sich
erweg das mer (tonet mare), Sol. 2, 28.
er-wegen pari. Adj. 1. entschlossen, unverzagt. 2. ausgezeichnet,
erprobt: die beiden frö und erwegen, W. v. W. 160. uns komen dort
die beide erwegen, Ernst 3067. vinde gar erwegen, Alex. 1739.
er-welt part. Adj. (von. er-weln svw., erwalte, erwellet Part.
er weit) = ausgezeichnet: einen sun mit namen Saul, ein erweiter u.
ein guter, W— B Kön. 1 9, 2.
er-welunge stf. Erwählung. {verlesen für entwelung (Wohnung),
T — B Epheser 2, 22). di e. (das Hecht, die Ratsherrn zu wählen) sal
bleiben bis auf weiter Schaffung — konigl. m., Elbog. Chr. 61, 29.
er- wenden sivv. (erwante, -de, erwendet, erwant) 1. rück-
gängig machen, abwenden. 2. mit Akk. der Pers. abhalten. 3. mit
Dat. und Acc. entziehen. 4. refl. aufhören. 2. das sie den edeln
Wenden nihte mohte erwenden noch ziehen von dem muote {seinem
Vorhaben), \V. v. W. 1127. 1. Krist erwende mir die klage, die
ich unergetzet trage, ob ich der triuwen rechte tuo, 67S0f. iedoch
erwante in der jagt sin guotez, ros — daz, under im darnider viel,
Alex. 20031. sin gemüete er senften wolde (Alex, hätte Philotas
begnadigt), daz, erwante Aminctas 18383.
er-werblich * Adj. durch Gewerbe erworben: dieweil sie (die
becken) auch unter mir und meinen erben oder nacbkomen ihre
erwerbliche nahrung auch gute überhaben künden und mochten — ,
Traut. Chr. 244 unten.
er-werfen stv. 13 1. zu Tode werfen, steinigen. 2. gebären,
fehlgebären : 1. mit steinen sol in erwerfen das volk (obruet), W — B
er-wem — er-wüscheu 247
Deut. 21, 21 ; Ex. 19, 13. ob ich nvt hinder mich springe, so erwerfen
sie mich, Ales. 20598. der von der müre (von der Mauer herab)
erworfen wart, 3695.
er-wem swv. tr. und refl verteidigen, behaupten, sich erwehren:
also erwerten und strafften die von Eger diesen iren feind, Eg.
Chr. 35, S. 30.
er-wildcn swv. 1. tuüd werden, verwildern. 2. refl. mit Dat.
entfremden, von jemanden trennen*: 2. sol ich läzen dich und sol ich
mich erwilden dir, W. v. W. 966.
er-winden stv. 1 3 hier : ablassen : ich erwinde niht, ich vol-
vüere diz kleit, als ez her ist geleit, W. v. W. 811. ich bit iuch,
daz ir erwindent, 1039. nü du der (vart) wilt erwinden niht, 1.150.
her Tristant niht e. wolde, er und sin swager kerten dar, Trist.
1164.
er-wirdig Adj. ehrenwert: Ir erwirdiger ritter suftzet u. klaget,
Hier. 98, 21. seinen erwirdigen tod sagen, Hier. 17, 5.
er-wirdigen sivv. (Part, mit und ohne ge-) 1. ehren, honori-
ficare. 2. glücklich preisen, benedicere. 1. so hastu mich erwirdigt
u. gehöht in allen creaturen , Sol. 52, 16. das du si erwirdigst mit
deinem bilde, 53, 35. 2. darumb musen dich e. deine heiligen, 66, 38.
dem (hl. Geist) wol zimlich ist, das er angebetet u. geerwirdigt
werde 86, 30. den ich erwirdig mit allem meinem hertzen, 87, 16.
den got, der himel u. erden geschaffen hat, den muszen e. himel u.
auch erd, 88, 16. dich muszen e. alle creaturen, 90, 26.
er-wirdikeit stf. du herr, unser e. = honorificentia, Sol. 66, 39.
di ganz e. des menschen, glorificatio, 99, 31.
er-wischen sivv. erwischen, ergreifen: Und also erwischte Saul
sein swert und viel dorein, W — B Könige I 31, 4; Par. 1 10, 4. Phinees
— erwischte ein swert, Num. 25, 7. er rackte ous seine hant u. der-
wischte das swert, das her sluge seinen sun, Gen. 22, 10. do e. her
sein swert, Richter 19, 20. Und do sie derwischten den kunig, do
fürten sie in czu dem kunig von Babilon, Jer. 52, 9. Do derwischten
— die szwen süne Aarons ire rouchvas, Lev. 10, 1. alczuhant er-
wischten sie in u. erwürgten in in dem wege des Jordanes,
Richter 12, 6 u. ob imant den andern bei seinem eelichen weip
erwischt, ist das er sie beide toten wil, er ruf den richter u. den
schepfen darzu u. slach durch sie beide einen pfall, Prag. Rb. 87.
domit derwischte er (der Böhynenkönig) den keyser pei seinem goller
und saczte im das messer an die keie, Böhm. Chr. 83. er hat von
dem alter ein crucifix erwuscht, Eg. Chr. 13, S. 20.
er- wundern swv. 1. Wunder tun. 2. refl. sich verwundern*:
Ich erwunder mich der hoch des reichtums deiner Weisheit (ex-
pavesco et obstupesco), Sol. 69, 18.
er-wünsclien (Prät. erwünschte, Part, erwünscht) sivv. ivünschen,
durch Wunsch verschaffen: da hielt der helt in strites ger als er
erwünschet (durch Zauber festgebannt) wsere, Alex. 9357. menlich
er üf die planie hielt als er erwunschet wsere, Alex. 3551. in größer
zuht stunden sie und vroelich gebaeren, als sie da erwünschet wahren,
Alex. Anh. 1890.
er-wüscheu s. er-wischen.
248 erze — er-zeigung
erze (auch erze) stn. Erz. In Igl., Kuttenberg , Deutschbrod
kurz am „Haberer Steig" war Säberbergbau, also Silbererz. Andreas
Sterly in seiner Gesch. der kgl. Kreis- und Bergstadt Iglau sagt
darüber, daß die Gänge in den Iglauer Gebirgen „meistens gegen die
Mittags-(S), wenige nur gegen die Abendstunden (W) streichen. So-
viel die Gesteine aus den alten und netteren Halden zu erkennen
geben, habe das Erz aus hexaedrischem Eisenkies, pyramidalem
Kupferkies, derbem tetraedrischen Kupferglanz, größtenteils aber aus
hexaedrischem Bleiglanz, von rhombo ethischem Quarz und pris-
matischem Baryt begleitet, bestanden. Agricola bemerkt, daß die
Erze in den Iglauer Gebirgen nicht sehr reich an Silbergehalt
waren, aber desto häufiger einbrachen. Indessen zeigten die Proben
aus dem 17. Jh., daß damals ein Zentner Bleischlich im Durchschnitt
über 2 Mark an Silber geliefert habe. — Das ercz der grübe czurn
czappenscb.uk (in Kuttenberg) bat wochenleich gegolten bei 2 — 8
marken, Igl. Bgr. N. 11,3. nach Ausweis des Urbarbuchs habe es
20 und eine Woche 25 Mark getragen, ebenda, was in got ercz
in denselben leben bescbert, es sei ercz, kiz, perk, gank ader wie
das mit sunderleichen Worten benant mag werden, das pbennige
gilt oder geben mag, davon scbullen sie unsrem berrn dem kunig
dinen u. geben in seine muncz ain acbtail, das di urbar ist genant
u. des leiers czwaiunddreissigtail, Igl. Bgr. N. 11, 2. — Maßwürdig
ist das Erz in einem Gange, wenn das von mindestens zwei ge-
schworenen Häuern oder unter ihrer Aufsicht daselbst gehauene,
versiegelt zur Hütte geführte Erz und zwar „ein bitz (U — B 8), ein
gebaufte bar-erezes (D I B 13, 3 EF) einen vierdung gutes geplicktes
silbers über die buttenkost gibt, Vgl. maz,Tvirdig (U— B 8. DIB 13, 3.
Const. II 2, 2. Spr. N. 1, 8. 2, 9. — Über Verteilung des gewonnenen
Erzes, der Ausbeute, an die Gewerken s. erz-teiler. — Gegen be-
trügerisches Verschleppen von Erz, um es der Urbar zu entziehen,
haben die, zu diesem Zwecke vom Begalherrn in Eid genommenen
geschivornen Grubenamtleute (bes. Steiger, Zimmerleute und vor allem
der Urbarer) aufzutreten: Es sullen auch sich alle leute hüten
fleissielich bei vorlisnusse aller irer teil, das sie kein ercz aufheben
ader ausfuren, ee man in den. berg misset, an der urborer sunder-
liche laube, Const. DI 1, 3. — Über das von Lehenhäuern am Ende
ihrer Lehenschaft noch nicht aus der Grube geförderte, gegrabene
Erz bestimmen die Const. III 6, 18 : Ist aber, das das ercz derselben
wochen, in der sich endet die hinlassunge, nicht ausgeezogen ist,
nur dasselbe mugen die besteer (= Lehenhäuer) czu in fechsnen;
was aber erezes von der vodrigen wochen vor dem geendeten czil in
der silbergruben pleibet (außer durch ehaft not gezwungen), das
haben sie vorlorn. — Lonen mit ereze — soll man allein die bulgen-
macher, erezscheider u. die, die czeit und stunden künden, Const. I
7, 16. Doch muß dieses in unverhüttetem Zustand gegeben werden
und so doch zur Einlösung gelangen. Später (Joach. B 0. Art. 42,
Zus. Art. 3 u. 8 von 1525) müssen alle Löhne in guter Münze ge-
zahlt werden. Das Trucksystem ivird hierbei bekämpft.
er-zeigung stf. das Erweisen, ostensio: so must ich dein Ver-
handlung mit vehdliche erzaigung zu widerstatung bringen (durch
Fehde rächen), Eg. Chr. 118S.
erzeneien — erz-kauf 249
erzeneien (erzenien, erzenen, erzen) sivv. heilen: er hat ge-
ertzeneiet alle gottes erweiten, Hier. 4, 8.
er^enie stf. Arzenei: kein e. im tochte (half ihm), Trist. 6319.
dem neuen siechtum newe ercztnei bereiten, Const. IV 7, 3.
erzet-pfennig* stm. Erzanteil an der Ausbeute eines Berg-
werkes: Hat er (der gewerke) aber einen verweser uff dem berge,
der sein ertzetpfemiige einnimet u. kost for ine gebet, D I R 22 a, 3.
er-zeugen, erziugen (mhd. er-ziugen) 1. machen lassen, bestellen,
die Kosten wovon bestreiten. 2. hervor-, zustandebringen. 3. beweisen,
bewähren. 4. durch Zeugen überführen. 1. brautmess — vrumen
oder erzeugen durch sprechen oder singen , Eger Str. A 5. 3. daz er
haz den goten treit, das erziuget an im diu kristenheit, W. v. W.
5786 f. Is enmack ouch kein prüder dem andern mit nichte gesten
noch mit im erczeugen ; noch ein vater seime kinde, D I R III 37.
erziehen stv. III 1. herausziehen. 2. erziehen. 3. einholen,
erreichen. 4. * hin und her zerren W. : her im sein elich weip frevelich
u. smehlich erczogen (= „verczogen") hett, Igl. Str. 10 S. 59. die linde
was erzogen mit sulcher pflege, da^ sie gap vollen wint und großen
schaten, Trist. 1156.
er-zittern (= er-zitern) sivv. ich bin derzittert u. bin erschrocken,
Sol. 89, 32.
erz-kauf stm. Eines der Urbarrechte der Regalherrn, zu-
sammenhängend mit dem ausschließlichen Münzrecht ist das auf aus-
schließlich Edelmetalleinlösung (Vorkauf, Wechsel, losunge cambium)
durch den Landesherrn, der sich dadurch den nötigen Metallfond
für die Münze schuf und durch die Verpflichtung, sich allein der
Münze zu bedienen, Münzgewinn anderer zu hindern suchte. Obgleich
das Hecht des Wechsels zweifellos viel älter ist (in Schlesien bestand
schon 1203 ein her sogt. Brenngaden, bei dem alles Gold und Silber
zum Kaufe angeboten werden mußte, Urk. bei Tschoppe -Stenzel
S. 43 u. 278; für Freiberg: Str. VI § 5, 17 u. Freib. Bergr. A§9:
das silber gehört in dy muncze czu Friberg) wird er in böhm.-mähr.
Quellen zuerst Const. I 21,2 bezeugt: Darnach bestetigen wir den
erczkauffern alles recht u. gerichte, das si in iren smelczhutten von
alder bewerter gewonheit pis auf dise czeit gehabt haben, also das
sie das gesmelczte silber czu wechseln in unser muncze prengeu
sullen, Igl. Bgr. N. 97, 1 u. 3: quod quidque de metallo derivatur
sive in molendinis principaliter — sive quacumque alia vice de
accessorio, quod vulgariter krecz dicitur, debet in cambium presen-
tari u., 97,7: quia aurum angulose cremantes et ad cambium non
presentantes rapti et ut juris est convicti auro perdito domini regis
gracie subiacebunt. — Die erzkaufer sind regelmäßig die Hütten-
herrn, Const. I 21, 2: in iren smelczhutten. In der Verordnung
Wladislaws von i486, (Sternb. Urkdb. N 88, übersetzt S. 217) heißt es:
wenn jemand von den Erzkäufern die Hüttenarbeit nicht betriebe
oder nicht verstünde, soll er nicht zugelassen werden. Sie bilden im 15.
Jh. eine Zunft, in die (nach der eben erwähnten Verordnung Wladis-
laivs), „nur gute u. wohlverhaltene Leute" aufgenommen werden
durften. Deren Huf war wegen verschiedener Praktiken beim Erz-
kauf kein guter. Gegen ihre Kartellierung zum Drücken des Preises,
daß nach Verabredung immer der folgende weniger bietet als der
250 erz-kaufer — erz-stein
frühere: (Also wurden die rechten kauffer mit iener listikeit czweifel-
haftig u. gingen iren weg ungekaufft, und di hingeber vor grosser
vordrossenheit mussten sie ir ercz umb vil minner geldes, denn es
wert was, vorkauffen, czu grossen schaden u. beswernusse uns u. der
urbor u. des ganczen perkwerkes) wenden sich die Const. I 21, 1 und
bestimmen: alle die das übertreten, der gut sol allesampt auch mit
beezignusse poser täte an widerrufen in unser camer vervallen sein.
Der von König Georg in einer Münzverordnung von 1469 (Stern-
berg. N. 85, übersetzt S. 203) für Leute aus dem Herren- oder Ritter-
stande gewahrte freie Silbericauf, aber nur zu eigenem Gebrauch und
mit der Bedingung, es nicht wieder außer Landes zu verkaufen,
wurde wohl vielfach mißbraucht, deshalb bedroht Wladislaw 1486
alle, die Silber außer Landes führen und nicht alles in die Münze
liefern mit höchster Strafe an Leib und Gut. Trotz einzelner Aus-
nahmen, bes. im Anfang des 16. Jh., wird das regale Silbereinlösungs-
recht energisch festgehalten und so auch noch in den beiden Bcrg-
werksver gleichen (s. d.) ivie in der Rudolf. B 0. für Schlesien von
1577 und für Glotz von 1578, (Steinbeck I S. 223 ff. u. 229). Der
Nutzen des Landesherrn aus diesem Recht war, bes. im 14. Jh. in
Böhmen ein bedeutender. Kuttenberg allein lieferte damals der kgl.
Kasse jährlich mindestens 10000 Mark Silber, König Albrecht stellt
an K. Wenzel IL. die Forderung, ihm entweder die Urbar auf 6 Jahre
zu überlassen oder 80000 Mark zu zahlen. Die Iglauer Bürger
und Pächter der Urbar für Böhmen und Mähren {hauptsächlich kam
Kuttenberg in Betracht), Baldwin und Conrad, zahlten unter Otto-
kar IL (Sternberg N. 33) für 1 Jahr 10000 Mark.
erz-kaufer stm. Erzeinkäufer, Const. I 21, s. erz-kauf.
erz-marsclialk stm. Erzmarschall: hern Ernsten auch herzogen
zu Sachsen des hl. Eom. reichs e. und kurfursten, Elbog. Chr. 157, 21.
erz-müle swf. Pochwerk zum Zerkleinern des Erzes, molen-
dinum. In einem Vertrag von 1317 werden in Freiberg den Vögten
v. Plauen als Grundherrn schrotambecht, di fieischbenke, brotbenke,
schu-benke, badestoben u. erzmulen zugesprochen. In Iglau, kurz
mülen genannt, gelten sie wie alle Kauen, 16 Hofstätte eines Berg-
werks, für frei und sollen freien Markt haben. Doch dehnen die
Iglauer hier ihr Privileg offenbar unberechtigt auf alle Bergwerke
aus; denn sonst sind die Kauen zinspflichtig dem Grundherrn. Auch
der Landesherr, offenbar als Grundherr von Bergwerken auf Königs-
qrund, belegte sie (zuerst das Schrotamt) frühzeitig mit einem Zins.
D I R 25. Const. II 3, 3. Igl. Bgr. N. 26, 4; 96, 1. Schemn. Bgr. 16.
Treib. Bgr. B § 43. s. bergvreiunge und hofstat.
erz-selialk stm. Erzbösewicht: gerich mich an dem ertzschalke.
dem Tot! Ack. 18, 15.
erz-scheider*: Die e. heissen, di do ercz zu kleinen stucken
slahen u. scheiden u. auskirnen das gute von dem posen. Di sullen
die bergmeistere u. gewerken kisen , di si kennen in die pesten
sein, u. sullen irer arbeit genug tun mit erze, Const. 1 19. Erb-
stollen — sullen keine andere erzscheider u. pulgenpusser — haben
denn di gemeinen geswornen, Const. II 4, 19.
erz-stein stm. erzhaltiger Stein, Erz: desselben ganges hab ich
mir lassen gewinnen ein erzstain und hab den pracht meinem
erz-teiler — essen-geld 251
herren dem hofmeister und enpfing von im den gang und hofft, das
er masswirdig wurde, Igl. Kspr. VII.
erz-teiler* stm. Dem Regalherrn ivie den Getuerken geschivorene
Grubenamtleute, welche die Ausbeute, das von den Gewerken ge-
förderte Metall, zu teilen hatten. Ihre Tätigkeit schildert Const. I,
16 : Von ersten vur alle dingen sullen sie legen der urbor das achte
teil. Darnoch (von den übrig gebliebenen :/8) das neunde smidteil.
Czum drittenmale das sechczehende teil, das uns (der Urbar im
weiteren Sinne) angepuret aus den lehenschaften (falls solche be-
stehen), dann den Lehenhäuern den vereinbarten Anteil und was
erübrigt (die „Eigenschaft") wird unter die Gewerken nach Vierteln
weiter geteilt. Weren aher das Vi 6 u. die eigenschaft nicht da (also
wenn es keine Förderung von Lehenhäuern gibt), czuhant nach dem
neunden smideteil sol man das uberige erez, als vor gesprochen ist,
in vier schicht teilen. Und sullen pei dem eide, den si uns haben
gesworn, nicht mer ader minner in merikeit ader gutikeit des erezs
weder durch neit ader gunst dem andern teile denn ein gerechtikeit
gehen (2). Der daividerhandeln.de Teiler soll mit Schmach abgesetzt
werden (3). Sie sullen haben korbe, domit man teilet, di gleich sein
durch alles unser bergwerk u. di von alder gewonheit bewert sein.
Und sullen auch die czeit und stunde der teilunge, als ir ampt an-
gehört, mit allem fleis halden, also das nichtesnicht muge irer
saumpnusse czugesachet werden (4). Sie sollen — wie die Bulgen-
macher, die erezscheider u. di di czeit u. stunden künden — mit
erez begabt, belohnt werden (5). — Jeder Gewcrke verfügt selb-
ständig über den ihm so zugeiviesenen Anteil am erbeuteten Erz
durch Verkauf an die Erzkäufer, die es „verhütten" und, soweit die
Pflicht besteht, es an die Münze (Wechsel) einliefern, Const. I 21.
es Dual von ir, schon mit Pluralbedeutung , Höflichkeitsform
für du: es leigt = Ihr lüget, Igl. Str. (68) S. 333.
eschern* siev. einäschern, sengen: er escherte im das laut wol
halp, Böhm, Chr. 89.
esel stm. Esel. Der Tod sagt zum Ack.: du bist zumal ein
cluger esel, Ack. 27, 20.
Esel-dorf * stn. aus E. weiser gotlink, Ack. 37, 8.
eselinne, eslinne stf. (eselinne, eslin) Eselin, W— B Num. 22,
27. 22, 32. di eslinge, 22, 23.
esel-keuchel* stn. (v. kiuchel, doch dieses nur in der Bedeutung
Küchlein von jungen Hühnern) junger Esel, pullus asinorum., W —
B Js. 30, 24.
esel-insezlg * Adj. einem Esel angemessen: ein eselmessig
mülstein (mola asiuaria), T— B Matth. 18, 6. Mark. 9,41.
eslerei stf. Torheit, Eselei: was taug sollich eslerei? Ack.
16,1.
esse stf. Esse, Feuerherd: in (zu) der steinen esse, Traut. Chr.
241.
esse-nieister* stm. Meister der esse (Esse, Feuerherd), Metall-
arbeiter, Verfertiger, Urheber: nebeis, schauwers, regenbogens —
einiger essemeister, Ack. 57, 2.
essen-geld* stn, Haussteuer, Traut. Chr. 328.
252 estelle — eussern
estelle franz. Stern: a Testelle sente Maria sus wart daz, closter
genant, Trist. 6804.
Esto-inihi lat. Name eines Sonntags: vor dem suntag Estomilii
(18. Febr.), Eg. Achtb. n 119.
estreich, estrich = esterich von astricus, ostracus, ootgaxov
Estrich, Fußboden von Zement oder Steinplatten, stm.: ein wenig
der erden von dem e. des geczeldis las her dorein (mittet), W — B
Num. 5, 17. Und her undervornirte das hous inwendik mit cedreinen
getefil von dem e. des houses uncz bis an die höe der wende und
bis an das obirgetefel, Könige m 6,15. ouf dem estreiche, der mit
smaragdischen grünen mermelsteine was gestrewet (smaragdino et
Pario Stratum lapide — pavimentum), Esther 1, 6. Trist. 2525.
et (eht, et. oht, 6t) Adv. bloß, nur: der künec wolt et keren
sinen haz an die stat, Alex. 3786. ist er et vor valsche vri, 1446.
etes-lich, ezlich (ete-, et-, etes-lich) pron. Adj. irgend ein:
über eczleiche czeit dornach, Igl. Bgr. >\ 34, 2.
et-wan, et-wenn (ete-, etes — , et-wenne) Adv. etwan, bisweilen,
dann und wann, Chr. v. Elbog. 23, 34. 36, 121. 2, 123. 38. vormals
103, 23. etwenn, vormals, einst: meister Johannes von Geilnhausen,
etwenn des keiser karls Schreiber u. iczunt czur Igla statschreiber,
Igl. Bgr. U— A Einl.
et-wer, et-iras, etz-was (ete-, et-, etes-wer, -wazj unbest. Fron,
irgend einer, etwas: Ist es, das etwer anhept czu powen, Igl. Bgr.
U — B 13. Hab ich nu gesprochen: brenget eczwas mir? W — B Job.
6, 22. Und hab ich eczwas nicht gewost, das anweset mich, worumme
habt ir enczogen den spruchen der Wahrheit ? Job. 6, 25. da bi
(durch den Ring) er etiswes ermant wart, Trist. 768.
etwe vil = ete -wie vil Adv. ziemlich viel, Chr. v. Elbogen
30, 25.
et- wie (ete-, et-, etes-wie) Adv. 1. irgendwie, ungewiß wie. 2.
vor Adj. und Adv. verstärkend, ziemlich, sehr. 2. bruchig u. etwie
vil mit sunden vant ich sie {die Leute) alle, Ack. 42, 18. u. meinet
ich, etwi vil zu schreiben, Hier. 113. 8. Da pleib sie (die Grube)
ligen abpeu etwi lang, das man ir nicht weidigen wohl, Igl. Bgr.
90, 3. etwilang noch dem vorprinnen der grübe, 90, 2. Der paute
die sechslehen auch etwilange czeit, N. 53. 8.
etzen* swv. (auch atzen) speisen, nähren, Eger Chr. N. 1156.
eugen (= ougen und öugen) sivv. vor Augen bringen, zeigen:
ir wasser nicht eugent noch nicht flusset über streif noch über
Strossen, Igl. Bgr. N. 66, 2. nachdem, als sich der gangk euget,
Const. H 4, 2.
eule (iuwel, iule) swf. Eule, W — B s. bei habich.
eusrist (üssrist) Sup. von üz,er, ouz,er von üz,, äußerlich, aus-
xcendig : ouf das eusriste teil seines rechten orn , W — B Lev. 14, 28.
eiissern (uz,enen, uz,en, iuz,enen, iuz,en) refL m. Gen. sich ent-
äußern, enthalten, trans. berauben: von euch (Tod) bin ich guter
lebtag enterbet u. aller vrumbringenden rent geeussert, Ack. 4, 17.
der guter wegen, die sich der fürste geeussert u. enteniget — der
selben guter er sich nochmals entenigen u. eussern soll, Mind. d.
Egerl., S. 73. wir — eusserten uns der nochgeschriben dorfer u.
o-uter, S. 74.
evangeliste — gäbe 253
evangeliste sivv. Evangelist, Igl. Bgr. N. 39, 11.
e-vater stm. rechtmäßiger Vater: den is angestorben ist von
seinem eldervater u. von seinem eevater, Igl. Bgr. N. 100, 1.
evern sivv. wiederholen, vorwerfen, rächen s. bei eifern.
e-vraue, e-vrawe sivf. Ehegattin, Igl. Rspr. V.
ewe s. e.
e-weil) (e-wip) stn. Ehefrau, Eg. Achtb. II 204.
ewig, ewich (ewic) Adj. ewig, von Abgaben und Stiftungen,
die immer bestehen sollen: ewiger czins, Igl. Str. 242. 266. = Rente,
Prag. Str. 109. ir man — beschiden bat czn getreuer hant einen
ewigen prister, Igl. Str. 242. an sein maul u. czend mit ewicher*
bant (vor vier Schöffen) geslagen bat, Igl. Str. (51) S. 320.
An dieser Stelle ivohl von e und wicb, — bes Adj. geweiht, also
Schwurhand, ein ewige mark czinses, die schol man kauffen frey
und ledig von meinen gelassen gutern czum Spital in der vorstat,
Igl. Stb. III 55 c. icb schaff auch ein ewige mark czins, die icb hab
czu pirpamerbof („Birnbaumhof '") czu einem ewigen selgereth also,
das mein sun der vorgenant die selb alle iar reichen schol Katherein
mein hausvrawn, das si di selb mark geb durch mein sei willen
noch irer gewissen, II 129 a. ewige mess als selgeret, Igl. Rspr. XII.
Igl. Stb. 149 d.
ewigilig* stn. (= ewangeli) Evangelium: als unser liber her
Cristus selbst spricht in seinem Ewigilig, Olm. Stb. 77.
exemplar-büch * stn. Stephan Hübners ganze historie — findet
man klerlich im druck auszgegangen in mittel des exemplarbuchs,
Traut. Chr. 185.
ez,-ban* (von ez.z.en und ban 1. stfm. freier Platz in einer Flur,
der zur Viehweide benutzt ivird, auch Erzicbbabn, Ätzbahn: in-
mittentag seind verboten auf allen espan, damit man nicht hüeten
solle weder küe noch schwein bei dem wandel 72 pfenninge,
Taiding v. Friedberg 8 u. 20.
ez,z,e-brot* stn. eßbares Brot, Traut. Chr. 196.
ez,z,ende part. Adj. (= elende) 1. essend. 2. eßbar: 1. essen-
des pfant, verpfändetes Vieh, D I R III 42. Ein e. pf . schol man 3 tage
halten; lost man es danne nicht, so mag man es an dem vier den
wol vorkaufen, Igl. Str. 109. 2. e. ding = Speisen: nichts von e.
dingen in das pade tragen, Eger Str. C. 32.
erlaube (ez.z,e-loube) sivf. Speisehalle, T — B Mark. 14, 15.
ez,z,en-trager stm. Speisenträger: dapifer. Eger. Str. C. 11 u. 18.
F siehe v
G
gäbe stf. Gabe, Schenkung: Das heisset eine gäbe, wann einer
dem andern ein czimlich ding äne twang des rechten leuterlich u.
mildicleich gibt, und wirt volpracht, wenn der geber seinen willen
offenbart für frumen leuten. Und denn so gepurt dem geber die
notdurft von rechte, das er die besiczunge wandel in des personen,
der sie aufnimpt, Const. III 7, 1. gäbe unter den lebentigen, ebenda.
254 gäbe-pfand — gampt
So widerweren wir — die gäbe czwischen den eeleuten, von der
erger u. ermer wurde ir eines nnder in, es were denn, das die gäbe
bestetiget wurde mit tode ader todes wegen des gebers, III 7, 3.
gäbe-pfand stn. Lösegeld des Gefangenen : von den gefangen g.
nam aucb da der wigand, Ernst 879.
gseber (geber) stm. Geber: unser not hat der g. riche bedacht
vollecleche, Ernst. 2227.
gabilöt stn. kleiner Wurfspieß: scharphe g. , Alex. 2463. —
zehen tüsent mit gabiloten scharf, 6223. ein gabilötes swanc im
durch den linken arm dranc, 9697. 13560. der Irkänen g., 13777.
gadem auch gaden, (PI. gadem und gedemer) stn. Kammer,
Gemach, Hier. 156, 28. 191, 11. daz, g. da sie lac diu künegin,
Trist. 2709.
gagen sicv. ivie die Gans schreien: die großen hüben dö die
flucht u. gageten vil balde, Ernst 4243.
geeke s. gech.
ga?he-liche, -en Adv. ungestüm, heftig: daz, sie niht g. die
vinde möhten ersuchen, Alex. 12363. s. gechling.
gähen sivv. eilen, tr. durcheilen : dö den (zweiten Becher Weines)
der schenke brähte, des ich auch von wege gähte (schaffte ihn
eilends beiseite), Alex. 26396. hin gähte der kurteise, Trist. 1445.
di winde weeten und gachten an daz, haus und es viel nit, T — B
Matth. 7, 25. 7, 27. manig geselschaft gachten an in (eilten ihm zu),
Luk. 5. 1. daz, si gachten an in, daz. si in rurten Mark. 3, 10.
gähes* (nur in adv. Ausdr.: in allen gähen, stf.) Adv.
schleunigst, W. v. W. 5088. der tot im daz, herze brach so gähes,
Trist. 6398.
galander stswm. Haubenlerche, Alex. 4581; Ernst 3522.
galban stm.* (galban stn. eine Staude, Strauch, Mgb. 367, 5;
Voc. v. 1482) galbanus, ein Wurm*: W— B Prediger 24, 21.
gal-brunne (galg-brunne swv. Ziehbrunnen, weil die Stütze
des Zieheimers einem Galgen ähnlich: Chr. v. Eger Js. 103, S. 65.
galge swm. 1. Gestell über einem Zieheimer. 2. Galgen:
2. venne ein mensch wirt gehangen an den galgen, W — B Deut.
21, 22.
galme* (galie, franz. galie, mlat. galeida) stswf. Buder schiff
mit niedrigem Bord, Galeere: ein g. und ein barke, Alex. 4377. tif
des küneges galinen, 4381. 4388. von der galinen er verwunt die
erde (sclUeuderte seinen Speer in die Erde), 4475; Alex. Anh. 608.
galinen und segeten sie wol berihtet heten, Alex. 24047.
tralm (galm. PI. galme) stm. Schall, Ton: diner clage
jämers galm — mich twinget in dem herzen, W. v. W. 1985 f. wiz,e
lewen — begunden zesamme stoßen die houbt mit galme großen,
Alex. 21654. iuwer worte frecher galm komt als der schür an die
halm, 24511.
gänien (gämen. meist goumen) sivv. 1. Mahlzeit halten. 2. Wrache
halten. 3. acht geben auf (Gen.). 4. trachten nach. 3. der rede ist
guot ze gamen, wie sie kämen zesamen, W. v. W. 4864 f.
gampt* Schar: Do Sthir mit den Pragern gesampt gen den
Lantmitern (denen aus Lucany im Saazer Kreis) ein vil ebin gampt,
Dal. 56, 5 (19, 2).
ganst-lich — gast 255
ganst-lich* (von ganst stf. Wohlwollen) Adj. freundlich, wohl-
wollend, g. an czu nenien (die Entscheidung gutwillig hinnehmen),
Igl. Bgr. 93, 1.
ganz Adj. sie sahen das wasser gen oder fliessen von dem
„vreien stein" in den „alten stein" in offen kluften u. durch ganzen
stein, Igl. Bgr. 66, 1.
ganz-heit stf. Vollständigkeit, Vollkommenheit: einen guldinen
cepterstap da mite er dem herren gap : siner rede ein gewisheit und
ein volle g. (als Zeichen der Übergabe der Stadt), Alex. Anh. 1750.
in der 1er, in g. (in Unsträflichkeit, in integritate), in keusch, T — B
Titus 2 7.
garbe stsivf. Garbe, W— B Deut. 24, 19.
garbe-haus (vgl. bei Lexer gerwe-, garwe-hüs Sakristei, vesti-
bulum und gerwe-müle, Mühle zur Enthülsung des Dinkels) stn.
das feur — ist auskörnen in bittner Tinlins garbehaus vom flachsdern
der Eimerin, Traut. Chr. 236, 7.
garn stn. Garn, Faden: mit der unkeuschheit garn bestricket
werden, Hier. 53, 1. St. Peter u. Andreas ir schif u. ir garn Hessen
u. volgeten dem almechtigen gote, 31, 12.
gart stm. Stachel, Treibstecken (auch bildlich): mit jaemerlichem
garte schiere kerte der keiser dan gegen dem lande Bractän, Alex.
14410. hert ist dir ze streiten wider den gart (es wird dir schwer,
wider den Stachel auszuschlagen, contra stimulum calcitrare), T — B
Btb. 9, 5. Btb. 26, 14.
gart-brüder* Htm. Herumziehender Herrenloser, Krieger, Lands-
knecht, die lantzknecht — welche man zum ersten blutszapfen
nennet, diser gart brüder orden weret nach bis auf disen tag,
Traut. Chr. 13.
garte-eisen* stn. eiserner Stachel, aculeus: garteeisen waren
in iren zegeln, T— B Offenb. 9, 10.
gartian (gardiän) m. Guardian: bruder Hans, geweßener g.,
entloffen aus dem closter, Eg. Chr. 910.
gar-zal* stf. Summe, Gesamtheit: Und Aduram was über die-
selbe garczal dicz gesindes (super huiuscemodi indictione), W — B
Kön. III. 5, 14. ausgenomenlich der g. (summa exceptaj, Par. II 9, 14.
wenne du genimest die g. der kinder von Israhel, Ex. 30, 12. heb
ouf die iarczahl (verschrieben für garczal) aller samenunge der kinder
von Israhel durch ire mageschaft (Tollite summam — per cog-
nationes), Num. 1, 2.
garzün stm. (franz. garcon) Page, Edelknabe, W. v. W. 1334.
Trist. 1160. 1209.
gasse (gazze) swf. Gasse, platea, W — B V104d.
gast stm. Fremder, ungesessene Leute, die in der Stadt keinen
eigenen Herd haben und sich nur zeitweilig aufhalten, keine „Losung"
zahlen noch sonstige Lasten der Stadt tragen, dafür auch nur Gastrecht
genießen. Gesetzlicher Bürge für den Gast und seine Handlungen
ist sein „gastgeb". Ihnen waren Verkaufsgeschäfte unter einander
und mit ihren gastgeben und Wechselgeschäfte verboten, Prag. Str.
LXXXVHI. Wer auch in der stat gerichte nicht ist gesessen u.
kumet her zu markte in den czehen tagen (von hl. cruczes abent
an 10 Tage war im Herbste Markt), der heisset ein gast, Igl. Str.
256 gasten — gauch
186. Er darf nicht Pfänder aus der Stadt wegführen, 110. wenn
er einem Bürger eine Schuld nicht zu gehöriger Zeit zahlt, kann sich
dieser an die Güter des Gastes in der Stadt halten, 96. loenn er
einen andern Gast oder Bürger um Geld klagt, soll man ihm in
3 Tagen eines vollen rechten helfen. Ein empfangenes Pfand soll
er sofort und nur einmal aufbieten und am 3. Tage dann verkaufen,
jedenfalls darf er es nicht aus der Stadt führen, noch einer, dem er
es versetzt, wohl aber der, dem er es verkauft, er sei Bürger oder
Gast, Igl. Str. 110. Der rat mit den eidern hat beschlossen — das
man hinfur auch alhie czu Olomuncz den gesten nicht gestatten sol
in der wachen meer denn einen tag am mittwoch zu vorkauffen, do-
ran die geste handeln u. vorkauffen mugen, es sei einem gast ader
einem inwoner vil ader wenig, Olm. Stb. 55. Sie sollen außer am
Mittwoch in der Woche wein oder tunöl von gesten nicht kaufen
wol aber von inwonern. Kein bürger oder inwoner soll für seinen
gast dessen Hab und Gut verkaufen, sondern dieser soll es selbst
tun. Die geste sullen sust in keinen herbergen ligen dann in gest-
hofen. Mit ihnen sollen die inwoner keine gemeinschaft haben,
wenn dadurch der statmaut u. andern genisen abgen möge, Olm.
Stb. 55. sie was gedanken nicht ein gast, Trist. 695. Beivirtung*:
seind hier gewesen : der her apt von Össigk, abt von der Töpel und
der brobst von Kedischaw, haben zur gast gehabt die zwen Schmidel,
Eg. Chr. N. 278.
gasten (= gesten, Praet. gaste swv.) tr. zum Gaste machen, ver-
gleichend beigesellen, refi. als fremd behandeln, entfremden) hier =
Gast sein*, hospitari: wo er gastet, W — B V181b.
gast-gebe swm. Gastwirt, Wirt: Es schol auch kein gastgeb
mit seinem gast gemeinschaft (gemeins. Handelsgeschäfte) nicht
haben bei 10 schok gros zu pus, Prag. Str. 117.
gast-haus stn. Herberge, T — B Luk. 2, 7.
gastung stf. 1. Beherbergung und Bewirtung von Fremden.
2. Schmuck. 3. Gelage*, Festessen: 3. man sol von des newen
pristers wegen kein g. oder Wirtschaft haben noch machen, Eger
Str. C 22. Wirtschaft u. gastung geistlich oder werntlich, C 43. C 15.
1. dieweil sie g. gehalten hat, Traut. Chr. 215.
gastweis (gast-wise) Adv. als Gast: er quam czu einem unsern
mitpurger in sein hous g., Igl. Str. 271.
gate swm. Genosse, Gatte: das unter unvernunftigen tieren
ein gat umb des andern tot trauret, Ack. 31, 20.
gater mn. Gatter, Gitter als Tor oder Zaun: von eisern ein
gatern, Olm. Stb. 117, 2. dar nach sach er einen gater. nach dem
g. was ein tor, Alex. 24469. 24471. 24479. 1673. durch des gatern
want, 1678. vür den gater, 1685. den gater kiez, er entstiegen,
1696. üz dem gatern, 1699. 1664.
gatten-hün* stn. (wohl = gater-henne: Henne, die auf das
gater fliegen kann) dass wir banhüner (als Anerkennung und Zins
für den Schutz, das Vogteirecht) sein schuldig von jedem haus eine
in das Convent (zu Oblass) zu den faschang u. mehr gattenhüner
zu den pfingsten, Chi. V 2.
gauch (gouch) stm. 1. Kuckuck. 2. Bastard. 3. Tor, Narr,
Gauch: 3. den ir da füerent als einen gouch, Alex. 3267. üppiger
gaufe — ge-bau 257
gauch, Ack. 42. 6. (Var. nach D). — 3. der Tutschir (Deutsche) si min
gouch um czu laufin in der werlt, Dal. 149, 9 (67, 14). si tetin als
di gouch und geisiltin sich auch {wie die Geißler), 200, 10 (90). ieder
man tu als ein gouch und lege zcuhant sein wafin an, 164, 9 (72).
gaufe (goufe) sivf. die hohle Hand: pfeffers ein goufen vol
sant er dem kaiser Dario, Alex. 1948.
gaukel-weis* (goukel-, gougelwise) Adv. in der Weise eines
Zauberers oder Possenreißers: g. tragt ir mir vor, Ack. 14,14.
gauuie s. giiine.
gaum(e), gouiu (e) stf. prüfendes Aufmerken: daz, er da bi
neme goum (beobachte), Legende 639. er nam des goum, 311. Alesan-
ders tet des g., Alex. 20609. 26037. die Kriechen täten an im
goume, 13254. also tet er der viude g., 13627. Ernst 4783. Tant-
risel nam des küneges rosses goume unde hielt ez, bi dem zoume,
Trist, 3559.
gaumen (goumen) swv. 1. eine Mahlzeit halten. 2. Aufsicht,
Wache haben, achtgeben auf, trachten nach (mit G.): sich, daz, wir
des goumen, daz, wir uns nicht versoumen, Ernst. 2862.
gaumer (goumel, goumer) stm. Aufseher, Hüter: das etliche
huttreiter, gaumer, erczkauffer unserm gnedigen herren dem kunige
sein silber empfurt und gestolen haben, Igl. Rspr. XL
gausz PI. geusz (goufe, gauff, gauchs. gausz) swf. hohle Hand:
sie (Muscowitische reuter) haben grosze geusz (PI.) foln pfeffer in
die schusseln geschott und mit laffeln gesopt, Traut. Chr. 325.
ge-bär stm. ge-bäre, -beere stfn. Gebärde, Benehmen: in un-
kunden gebären einander hüten sie ir gruoz., W. v. W. 4869 f. mit
hübschen gebären vil kleine sie wilten (hielten sie sich wenig auf),
7043 f. in wiplichen gebären, wie sie gezieret waren, 1476. sus was
auch ir (der kinder) g., W. v. W. 2065. er saget im alle die gebär,
wie er zuo im was komen dar, Ernst 3815. ir gebaere nam sie war,
"W. v. W. 2191. Diomedes warf sich in gebsere (stellte sich) als er
unsinnic wsere und hielt sich ze dem phluoge, Alex. 18473.
gebaeren swv. = gebären: alein er frö gebeerte, W. v. W.
«77. 831.
ge-bären sivv. intr. und refl. sich gebärden, benehmen, ver-
fahren: han ich icht — ungleiches gegen euch geparet, Ack. 28, 15.
ei wie diser man glich dime friunt gebären kan, W. v. W. 5609.
wie man damite gebären müge, 5988. guot herre, wie gebäret ir so '?
6574. ir gebärt, sam ir mir sit gehasz, 5711. werden ritter, wie
gebäret ir so? 1707. nu gebarte (stellte sich) diu vil here, als ob
sie sliefe sere, 900. mit semieichen (silbereinen u. guideinen)
phanden sal man geboren sam mit andern pfänden, Igl. Str. I, S. 368.
u. gink aus di selbe sache, wi her do geporte, Igl. Str. 265, S. 168.
si vorpurgten in um eins u. um das ander peide, wie her gepart
hatte, ebenda, die ruoten, die von got gepelzet wären und von
Adam gebären, Leg. 632.
ge-bau (gebiuwe, md. gebüwe) stn. Bauwerk, Gebäude, kollektiv :
die gesworn — sollen auch besorgen umb das gepaw (D, gepeud H.
u. s. = de aedificiis). das — die stat — mit gepawe wol gecziret sei,
Const. I 5, 15 D., andere Hs., gepeude.
J el inek, Wörterbuch. 17
258 ge-bauwed — ge-berlt
ge-bamved (gebuwede) stn. Gebäude: das er 1000 schock auf
das g. desselbin, sloss (Brüx) legen u. vorbawen sol, Aussig. Urkdb.
S. 181.
ge-bauwerisch, ge - beuerisch (ge-bürisch, -biurisch) Adj.
bäurisch : offt kumpt das adel in gepawerisch armut, Böhm. Chr. 41.
merket, wie wir alle sind von gepawerischer art und alle von einem
manne bekomen, 41. do stund er auf von der gepawerischen art
und reyt mit in, 6. das g. volk, 3. aus meiner gepawerischen art
wirf kumen ein gepurt (ein Sproß), 3. do sach ein gepewerisch
meit, 41. vil gepawerisch volkes, 101.
ge-pawer-rolk* stn. Bauernschar: sie namen vil gepawervolkes
an sich, Böhm. Chr. 100.
gebe swm. (nach Lex. nur in Kompos.) Geber: bistü (Krist)
wärer fröuden gebe, so gip mir daz — , W. v. W. 2456.
geben stv. II geben, übergeben, aufgeben: do gab er die flucht
(floh er), Böhm. Chr. 98. den eid g., Igl. Bgr. 65, 6.
ge-bende stn. Kollekt. zu bant, Bayid, Bandschleife, Fessel,
Kopfputz, Stirn- und Wangenbinden : fif manic stolz gebende (Haar-
schmuck) wart da erhaben (gesetzt) liehter kränz, W. v. W. 1557.
under stolzem g. kam dar mannic roter munt, 7057 f. gar reines
gebende (mundum muliebrem), W — B Esther 2, 9.
gebe-pfand stn. Lösegeld für einen Gefangenen: er hett doch
hinter im verlän an gefangen g., da er rumte daz, laut, Ernst 939.
s. gäbe-pfand.
ge-be'ren, gebern stv. 1 2 hervorbringen, zeugen: der samen wart
geborn (ging auf) und dort (verdorrte), wan er het nit feucht, T — B
Luk. 8, 6. Abraham gebar Isaac, Matth. 1, 2—16. du bist mein sun,
ich gebar dich heut (sagt Gott über Christus) , Btb. 13, 33. do di
sunne wart geborn (aufging, exortus est), Mark. 4, 6. als ab du von
mir seist geborn (sagt der Kaiser zu Herzog Ernst), Ernst 460.
ge-beren swv. * (= mhd. gebern stv. während das sivv. gebern
nur schlagen heißt). 1. hervorbringen. 2. erzeugen. 3. gebären:
2. Enoch geperte Yrad u. Y. geperte Manahel , W — B Gen. 4, 18.
Adam geperte einen sun nach seinem gleichnusse u. noch seinem
pilde, Gen. 5, 3. als er Seth geperte, Gen. 5, 4. Sarai — hette nicht
gepert kinder, Gen. 16, 1.
ge-berer stm. (nach den Belegen bei L. wohl md.) Erzeuger,
Vater, W — B V 171 b. = Eltern : wan di sun Stent auf wider di
geperer, T— B Mark. 13, 12. ir geperer, Luk. 8, 56. do sein g. heten
ingefurt daz, kint Ihesus, Luk. 2, 27. dise dink sprachen sein g.,
Joh. 9, 20. Moyses wart verholn 3 moned von sein geperern,
Juden 11,23.
ge-berg stnm. Umschließung, Verhau, Versteck; Verheimlichung:
wir fuogen uns in ein geberc etswä in daz, hole werc, Ernst 2583.
ge-ber-lichkeit stf. (bei L. nur: natalitia DFG. 376a n. gl.
261b) generatio; Leben: mein geperlichkeit ist hingenumen, W — B
Js. 38, 12.
ge-berlt part. Adj. mit Perlen geschmückt: wol geblüemet und
geberlt ist siner (Gotfrit von Sträzburc) blüenden vünde kränz,
Trist. 34.
ge-berunge — ge-bilde 259
ge-berunge stf. generatio: ire g. (PL), W— B Par. 11,29. ein
g. vorget und ein g. widerkumet, Prediger 1, 4. in ewern geperungen
und wonungen, Lev. 3, 17 u. V 2d.
ge-beude, gepeude (ge-büwede) stn. 1. Gebäude. 2. bergm. das
Abbauen* eines Bergwerkes, cultura. 3. das Bauen* von Häusern.
2. pei seinem gepeude bleiben um l/7, Igl. Bgr. 65, 1. Wer auch mit
gepeude in dem Stollen sein gelucke versuchen will, Const. II 4, i2.
in dem gepeude des gepirges (Bergbau) saumpnusse gar schedlich
ist, II 3, 11. Aber andere g. des feldes, als palde di ledig sein, so
belehent man di, di es aufgefangen u. sich des underwunden haben,
III 5, 15. recht von den lehenen vorleihen auch in dem g. des feldes,
III 5, 14. 3. Sie sullen auch besorgen umb das gebeud , das man
nichtesnicht paut in den offen Strassen u. wegen, I 5, 15. Und do
sie beswerte der kunic von Egipten, u. sie in dem gepeude seiner
stete (in aedificationibus urbium) in leime u. in czigeln hette under-
tenik gemacht, do schriren sie zu irem gote, W — B Judith 5, 10.
1. das die stat mit gepeude (Bauwerken) wol geczieret sei, Const.
1 5, 16. das ander halbteil sol gefallen czum gepeude zu unserm
Spital, Igl. Stb. in A 135b.
gebig (= gsebec) Adj. annehmbar, bes. von Münz und Gewicht :
der perkemer sol sein gibig u. gebig zu nemen u. zu geben,
Chlum. VIII 26.
ge-biet (= ge-biete stn. nur aus Apoll und Keller Erz.) stn.
Gebiet: umb di stat u. das gepiet umb Brüx. — umb den ganczen
gepiet czu Präge (also auch m.*), Stb. Brüx. N. 108.
ge-biet, -e stnf. Befehl, Gebot: daz man der lantdiete mit
voller gebiete gebot üf röuber varn, W. v. W. 5909.
ge-bieten stv. III hier: gebieten, verfügen, verhängen: ab got
geput über mich u. über mein erben also, das wir all abstürben,
Budw. Urkdb. N. 476.
ge-bietiger (ge-bietegsere) stm. Gebieter, Befehlshaber: vor der
muter der heiligen cristenhait und iren gliedern und gepitigern,
Eg. Chr. 1123, S. 300.
ge-bietunge (ge-bietunge) stf. 1. Befehl. 2. Herrschaft, impe-
rium*: 2. seist gehorsam seiner gepitunge, W — B Deut. 26, 17.
groser in der g. (maior in imperio) , Gen. 49, 3. Arphaxad hette
undertenik gemacht seiner g. vil heiden, Judith 1, 1. so das er alle
erden seiner g. machte undertenik, Judith 2, 3. 1. Vasthi des kuniges
Assueris g., das er durch die purge hette gepoten (imperium, quod
per eunuchos mandaverat), nicht wolde tun, Esther 1, 15. Und in
disem pilde alle housvrowen der fursten der Persen u. der Meden
werden ringe wegen (parvi pendent) die g. irr manne, Esther 1, 18.
Mein sint die gerechtikeite u. die gepitungen (justitiae et imperium),
Js. 45, 25.
ge-bilde stn. Gestalt, äußere Erscheinung: daß wir den
Nürnbergern nicht dauernd freien Durchzug durch unsere Stadt
gewährt haben, wird uns armen von unserm hern zum ergsten
gepild (Vonvurf gemacht) und zu schaden furgenumen, Elbog. Chr.
121, 31.
17*
260 ge-bitlich — ge-breche
ge-bitlieh* Adj. aufgetragen: g. czius Tribut, etica wie hau-zins:
Wo ist (zu ergänzen eine herde), die dir gegeben ist. das vich deines
gepitlichen czinses der saczunge? W — B Jer. 13, 20 (pecus inclytuni
tuum).
ge-bleze* stn. Blasebalg, sufflatorium: Czurunnen ist das g.,
W— B Jer. 6, 29.
ge-blickt* Adj. glänzend, gebücktes silber = Blicksilber, nach
dem Silberblick beim Treiben genannt, da beim Schmelzen ( Treiben),
wenn das Blei und andere leichte Metalle abgeflossen sind, der spröde
Silberkuchen mit reinem Glanz (Silberblick) zum Vorschein kommt.
Maßwürdig ist Erz und berechtigt zu der Forderung, daß einem ein
Berg getnessen werde, icenn das unter Aufsicht zweier Stadt ge-
schworener oder von diesen selbst gehauene Erz und zwar ein teilerbar
in einer Hitze mindestens „einen virdunk gutes geplicktes Silbers über
die buttenkost" gibt: Und ist das di scbepben nf iren eit nement, daz
sie an dem tiefisten u. in dem Stollen solich ercze sehen u. lazen
haben, daz ez der mase wert si, u. daz ez onch also versuecht si,
daz sin ein hicz czu dem ministen einen vierdunk über di hutenkost
gebe, so pehelt er sin maze mit dem recht, als da vor gesprochen
ist, Igl. Bgr. U — B 8; DIR 13,3. — gibet des erczes ein teilerpar,
das vor eine hicze hat geheissen, einen vierdunk gutes geplicktes
silbers über die hutkost, — so ist es maswirdik. Igl. Bgr. N. 1, 9. 2. 9;
Const. II 2, 2. II 5, 4. — vierczehen geplickte mark. Igl. Str. 301, S. 209.
ge-blümede * stn. Redeschmuck: reden mit sulchem geblumede
XL. so lustiger czirheit, Hier. 224. 1.
ge-blümt part. Adj. v. blüemen schmücken, verherrlichen : seiner
geblümten rede, Hier. 8, 5. mit geistlicher sussikeit seiner geblümten
worte also durchveuchtet, 5, 1. geblüemet schone und hübeschlich
was alle sine rede gar, Trist. 1302.
ge-bogen part. Adj. umgebogen: zu einem zeichen — gebogene
groschen, Igl. Rspr. Y. etlich gepogen gross weren gewesen under
dem gelt, domit er es gezeichent hett, V. gepogene groschen zu
einem warzeichen, V.
ge-brauchen (ge-brüchen) sivv. auch refl. mit Gen. gebrauchen,
genießen: wie sich derselbe vil vermessener — untate gebraucht und
übet, Eg. Chr. 1184. gebrauchen die pauleute ires perkwerkes nicht
— so verlieren sie das Recht darauf (nur Bürgerlehen verliegen sich
nach der Forderung der Igl. — nicht aber der Const. — nicht),
Const, HT 1, 6.
ge- brauchung (= gebrüchunge) stf. Gebrauch, Genuß, Brauch:
Von recht und alder guter geprauchung ist es alhie czu Olomuncz
in ein gewonheit kumen, daz — Olm. Stb. 144.
ge-breche swm. 1. Abgang, Mangel. 2. Krankheit: 1. der
(solicher gerate) g. müet mich stfete (= nicht eine solche Tafel
geben , aufstellen zu können) , W. v. W. 2659. hie twanc sie gros
gebreche zuo (zu ihrem Räuberhandwerk), 5531. der nacht gebrechen
(was alles in der Nacht fehlt) sei aller vergessen, Ack. 45, 17. wir
wollen in disem puch allen gebrechen des rechten erfüllen, Const. I
Vorr. 3. eclipsis — daz, heilet ein gepreche, Trist. 240. 2. Vvelchirlei
g. ( Verletzung) er im hat getan, einen semlichen wirt her betwungen
zu leiden (= Aug um Auge, Zahn um Zahn), W— B Lev. 24, 19.
ge-brechlich — ge-bür 261
der do gebrechen habe (maculam), Lev. 21, 21. 1. wie sich halten
czwischen czweien Stollen g. (Rechtsstreit), Igl. Bgr. N. 111. daz, die
wiz,gehaude Isöt iren gebrechen und ire not in iren sinnen achte,
Trist. 988.
ge-brechlich Adj. mangelhaft, zu gering: g. gäbe der narunge
(zu kleiner Lohn) macht die diener czu dieben, Const. I 7, 17.
ge-brech-sam Adj. 1. gebrechlich. 2. nicht hinreichend. 3* seine
Pflicht versäumend: 2. g. — sint — die czungen aller leute, Hier.
109, 28. 3. Sein sie (die stolner) aber g. (satimselig) in disen vorge-
nanten dingen oder an etlichen derselben — so sein sie beraubt alles
rechten , das sie hatten in demselben Stollen, Const. II 4, 6.
ge-brechte stn. 1. Geschrei, Lärm, fragor. 2. lärmender Auf-
zug, Gepränge: 1. Aber unser herre erschelte ein groses g. an dem
selben tage über die philisten (intonuit fragore magno), W — B Kön.
I 7, 10.
ge-breme* stn. Verbrämung, Einfassung von Kleidern, Traut.
Ohr. 318.
ge-brest (e) stswm. Abgang, Mangel, Not, Fehler: wir sein
getrost in allen unsern gepresten, T— B I. Thessalonicher 3, 7.
ge-bresten stv.ll intr. zusammenbrechen, unpers. an etwas
Mangel haben: daz, si icht g. (vergehen) an dem weg, T — B Matth.
15, 32. im begond ze g. (geriet in Not), Luk. 15, 14. du geprastest
nit (bist nicht müde geworden), Offenb. 2, 3. — du berichtest di dink,
di da geprestent (ivas mangelt), Titus 1, 5.
ge-brestig Adj. mangelhaft , gebrechlich: kainer was g. (arm)
unter in, T— B Btb. 4, 34.
ge-breten, ge-briten pari. Adj. (von briden stv. II nur im
Part, gebriten, gebreten nachweisbar) verflochten, verknüpft, durch
Dienst oder Lohn, Eger Chr. N. 1074. sonst gebroten, gewoben, ge-
flochten: gewant, scharlachen rot undersniten, diu czwei von pbelle
wol gebriten mit golt speehe gar geworcht, W. v. W. 1621.
ge-bruch stm. Mangel: durch g. und abganck, Eg. Chr. 1140.
ge-brüder (= gebruoder) m. PI. Gebrüder: ob czwene gepruder
eines totpettes gesten mugen = Testamentszeugen sein können, Igl.
Str. 269. das czwene g. mit einander nicht mügen sein scheppen,
Igl. B. 38. Igl. Stb. V 148 a.
ge-bündel stn. Bündel: ein g. ysop (fasciculum hysoppi) W —
B Ex. 12, 22.
ge-bunden (part. Adj. g. zeit = in der Recht und Gericht
auf gewisse Handlungen beschränkt sind, Traut. Chr. 182.
gebunge stf. das Geben, die Schenkung. Auch wenn der Geber,
sobald er einmal vor frumen leuten seinen willen geoffenbart hat,
etwas zu schenken, widerruft, dennoch so hat die g. volle kraft, Const.
III 7, 1.
ge-bür stn. was sich gebührt: dester lieber thun wir aller ge-
bur, was euch lieb ist, Eg. Chr. 1170.
ge-bür, -e stsicm. 1. Mitbürger. 2. Nachbar. 3. Dorfgenosse,
Bauer : 3. nach gebüres ahte, W. v. W. 448. n. g. orden, 462. herren,
gebüre u. koufmann, 6181. von arte ein rechter gebüre, Schretel 55.
Alex. 3331. 3680.
i
262 ge-burg — gech-lich
ge-burg* stn. wohl gebürg wenn nicht verschrieben: = gebirge,
btrgm. für Bergbaugebiet: auf dem Wilantzer g., Igl. Mut. 21.
ge-bürinne, -biurinne stf. Bäuerin: wi herczog Ulricb — ein
gebuoru uam czu der e., Dal. 95, 33 (41).
ge-burischeit (ge-biuriscbeit) stf. bäurische Art: die edel mit
der g. gemischit stat, Dal. 96, 20 (41, 20).
gebür-lichkeit stf. Wohlanständigkeit, Gebühr: wie wir uns
weiter und verrer dorinne nach unser g. halden sollen, Eger. Chr.
1142. wo wir auch ewern gnaden allzeit zu üb und gefallen in
aller g. sein konten — teten wir das gerne, 1123 S. 301.
ge-burn [md. für ge-bürn, auch geborn) swv. 1. tr. heben. 2.
intr. und refl. geschehen, widerfahren, zuteil werden (mit Dat.).
3. rechtlich zukommen, gebühren. 2. Wann es gepuret sich oft, das
— , Const. in 1 Einl. als oft sich das geburen wirt, Igl. Bgr. N. 53, 2.
"Wenn u. wie offt das geschieht u. sich in kunfftigen czeiten ge-
buren wurdet uff czugen u. uf gengen, 51, 7. mannichmal gepurt
sich auch, das leut miteinander zu schaffen haben von kaufs wegen
varunder u. unvarunder hab, 01m. Stb. 148. Chr. v. Elbog. 143, 17.
welcher ouch im gebürte ze jagen, Alex. 25085. wenn sich das ge-
pure und geschehe, Igl. Stb. III 201b.
ge-burt (G. ge-burt, ge-bürte) stf. 1. Geburt. 2- angeborner
Stand. Herkunft bes. aus vornehmen Geschlecht. 3. Gebomes, Ge-
schöpf, Nachkommenschaft, Sprößling: 1. in einer andern g. (in der
widergeberunge 11. Bibel), T — B Matth. 19, 28. 3. von allen volken
und gepurten {Nationen), Offenb. 5, 9. von manger edelen g. huob sich
ein wuniclich buhurt, Trist. 923. Isöte, Isolden geburt, der wart er-
teilet die hurt, Trist. 3143. so wirt iuch manige stunt min geburd
{meine Nachkommen) kestigund mit einer isnern gertin, Dal. 29, 25
(5, 67). ein gepurt, die do wirt aufsteigen pis in kungliches adel,
Böhm. Chr. 6. der was Wladisslaws gepurt, Böhm. Chr. 22. lasse
wir die furstenliche g. nicht me wachsen noch ire gesiechte auf-
kumen, 34. wenne er seiner g. und Stammes was, 103. er — hat
solches kind nicht für sein geburth nehmen wollen, Eg. Chr. 319.
volkomene gebirt {von ehelicher Abkunft), Traut. Chr. 141.
ge-burt-lick Adj. g. tag = Geburtstag, W — B Gen. 40, 20.
noch irr gepurtlichen ordenunge (iuxa ordinem nativitatis eorum),
Ex. 28, 10. T— B Matth. 14, 6.
geburts-brief stm. Geburtsschein, Traut. Chr. 54.
ge-buwede stn. Gebäude: ein g. und ein rieh palas, Alex.
23419.
gech (gsehe) stf. Eile, Schnelligkeit, Ungestüm: mit ainer
micheln gech, T — B Mark. 5, 13. mit geche, Luk. 8, 33. si machten
gech ainhellig an in = stürzten einmütig auf ihn los, Btb. 7, 56.
do di gech der heiden und der Juden was gemacht mit iren fürsten
(als die H. und J. sich mit ihren Vorstehern erhoben), Btb. 14, 5.
s. gehe.
gech-lich, gechling (gsehelich) Adj. ungestüm, heftig: in der
pesten plue (Blüte) fiel eine solche gehling gefrust ein, Eg.
Chr. 28. steil abfallend*: unter dem gehlingen gestaine, Traut.
Chr. 30.
gechling — de-denkunge 263
gechling, gehling, -en (gsehelingen) Adv. ungestüm, heftig,
plötzlich, T— B Mark. 13, 36. Btb. 16, 26. Luk. 19, 11. wenne ein
mensch gehling stirb, Budw. Urkb. N. 445. "W — B Num. 6, 9.
gebling gestorben, Eg. Chr. 813. 411. wir kumien des ieczund also
gehlich nicht vinden, Igl. Rspr. XI.
gecht (gsehede, gsehte) stf. Eile, Schnelligkeit: mit micheler
gecht (mit großem Krachen), T — B II Petri 3, 10.
ge^dagen sivv. 1. intr. schweigen. 2. mit Dat. einem ruhig
zuhören. 3. ablassen von. 4. trans. verschiceigen: 2. iuwer bete
sol ich g., W. v. W. 6477.
ge-danc (-kes) PI. gedanke, gedenke stm. das Denken, der
Gedanke: wurde denne deme sin gut gedenke benomen, so wurden
ime böse eiligen, Ack. 34, 19.
ge-dank-nisse* stn. das Denken: das er mit dem hl. zwelf boten
sprechen muge, unser g. ist in dem himelreiche. Hier. 42, 26.
ge-decktielich (ge-daechtic- liehe) Adv. in Erinnerung: das
sie es g. halden = ut memoriter teneant, W — B Deut. 31, 19.
ge-dßchtnisse (= gedseht-nisse , -nüsse) stn f. Andenken, Er-
innerung: hebt her ouf das g. von der heilicheit opfer (tollet memo-
riale de sacrificio), W— B Lev. 2, 9. vleissiclichen ervorsche der
veter gedechtnüsse (diligenter investiga patrum niemoriam), Job. 8, 8.
von kunig Johann seliger gedechtnüsse, Igl. Rspr. XI. mein man
seliger gedechtnus, Igl. Rspr. V. ewer g[naden] sei frischer ge-
dechtnusz, Elbog. Chr. 71, 6.
gedechtnis-bücn* stn. Chronik: ich Simon Hüttel, beschreiber
dieses gedechtniszbuches, Traut. Chr. 231.
ge-deihen, ge-dilien (neben dem stv. ge-dihen, -dien, Prät. ge-
dech, gedigen), swv. gedeihen, geraten: wir sehen oft vil der reichen
— in grosse armut u. dornach in das spital g., Olm. Stb. 73. darnach
ze vuoze sie gedigen = kämpften zu Fuß iceiter, W. v. W. 4676.
der Kriechen macht was do gedigen an (beschränkt auf) Symachum
und Mcänor, Alex. 19 568. do Mertel sulch zeugknusz entfallen und
Fritzen das recht gedigen, ist Mertel mit zorn und schelten vam
rechten geflohen und rechtfluchtig wurden, Elbog. Chr. 83, 32. di burk
furbas nit gedieht (gediecht, Hanka, blieb unausgebaut. verlassen),
bis daz herezog Ulrich rieht (regierte), Dal. 95, 9 (39, 111). sin du
wild do mid gedichin und allein mid fromden richin (dich auf die
Deutschen stützen willst), Dal. 148, 16 (66, 69). sint ich Got dem
richin nit anders mag gedichin (Druck: gedeichin), ich wil den tod
beitin und nit undirritin, 75, 1 (30, 28).
ge-deihenusse, gedeinusse* = ge-dihenusse stf. das Gedeihen,
durch ir (der jungen ungeraten bürgere), g. willen, Prag. Str. 21.
ge-denken (= ge-denken) unregel. sivv. denken, ge-, ausdenken:
gib einem gedanken, der dein gedenk, Sol. 3, 8.
ge-denk-leich* Adj. wert der Erinnerung, memorialis: ein
liepleichs u. immer gedenkleichs leben, Sol. 94, 6.
ge-denk-nus, -nis stf. Andenken: unvorschampter boszwicht,
ewer böse g. lebe u. taure hin an ende, Ack. 2, 8. czu gedenknis,
Dal. 155, 14 (68, 80).
ge-denkunge stf. das Gedenken: ire g. wider mich = medi-
tationes, W — B Klagen Jer. 3, 62. diez tut in meiner gedenkung,
264 ge-dense — ge-dinge
T— B Luk. 22, 19. Mark. 14, 9. di g. des gelauben (= da ich mir
jenen Glauben in die Erinnerung rufe, recordationeni accipiens eius
fidei), II. Tiniotheus 1, 4. ich macht euer g. in meinen gepeten,
Epheser 1, 16. daz, ich mach euer g. in allen zeiten, Römer 1, 9.
sein g. werd gemacht wüst (falsch übersetzt): fiat commoratio eoriim
deserta = ihre Wohnstätte stehe verödet), Btb. 1, 20.
ge-dense stn. das Hin- und Herziehen, Gedränge, Haufen:
der Hute kam gegen im ein gröz, gedense, Alex. 25167.
ge-denue Koll. von darm stn. Gedärm: di senftikeit deines
gederms = dementia viscerum tuorum, Sol. 103, 12. W — B Ps. 50, 12.
Sirach 30, 7.
gedigen, -e stn. Dienerschaft , bes. Dienstmannschaft eines
Fürsten, Herkunft*?: wie sie erfüeren ir g., W. v. W. 5231 f.
ge-dinge stn. 1. Gericht. 2. Vertrag. 3. Versprechen z. B.
einer Zahlung. 4. verspr. Sache. Schuld oder Zahlung. 5. Be-
dingung: 1. Do hegeten die urborer ein g. u. sossen ein gerichte,.
Igl. Bgr. N. 66, 1. Ist das iemant teil [bat] an eime gepirge u.
auszerhalb landes ist, versäumet sein besteiler oder sein pfleger drei
gedinge, daz er seiner cost darczu nicht geit, er verleust sein teil
mit rechte, D I R II 28. 2. gedinge u. bestetnusse di nemen recht,.
= (pacta ex conventione legem suscipiunt), Const. III 1, 15. schuldig
von gelubdes wegen entweder von gedingen ader gemechtes wegen (ex
promisso aut ex pacto), IV 6, 5. In diesen kauften u. vorkaufen so
nemen die g. (pacta) ein recht, darnoch als si peide teil bereden,
III 6, 7. Darumb ist czu wissen, das die vinsternusse (Unklarheit)
des gedinges u. berednusse pillicher schaden sol dem vorkauffer, der
das geredt hat, denn dem kaufer, in 6, 3 a. Es ist auch gewonlich
under den selben der genge vindern (= neufengern), di nocbbawern
sein u. ire greniczen czusammen stossen, das si sotan gedinge halden :
ab iener, dem von ersten der perg gemessen ist, das di andern
pei iren lehen (die sie dadurch verlieren würden) umb eine sichere
eigenscbaft, als si czwischen in machen u. besteen, pei in bleiben
sullen; wann die g. nemen recht u. saczunge aus der bestenusse
II 1, 11. Ist es abir das unter mancherlei pauleuten, die das feit
pawen, also tan g. geschieht — das gedinge der gewerken — ,
1 15, 12. mit sulchem g. (tali pacto), Sol. 33, 35. mit sulchem gedinge
er ante = schloß den Vertrag, mietete die 2 Schiffsplätze, W. v. W.
2317 : Chr. v. Elbog. N. 1110. ein geding und gemeebt ist geschehen
umb den newen teich, Igl. Stb. III 232 a. e^ geschach, daz, in der
künec vride gesprach und liez, sie ze gedinge (Friedensschluß, Ver-
trag) komen, Alex. 21797. sust (durch Auslieferung des Darius an
Alexander) horten sie gedingen, also gerten sie ze hulden komen,
15954. daz, dan allez, verturbe in stritlichem gedinge, 14403. daz,
er sin g. enphinge (Bedingimg der Unterwerfung annehmen), Ernst
4950. üf gedingen wil ich hieb, des innen bringen (ich will es euch
genau erklären), Alex. 24631. macht ich den nit ein g. mit dir um
ein tegleren phennig (habe ich denn nicht einen Pf. [= Denar\
Tagelohn mit dir vereinbart), T — B Matth. 20, 13.
ge-dinge swm. stnf. Geda?ike, Hoffnung, Ante artschaft: sus
wolt sie (die Wirtin) ir ringen ir muot (Schivermut, Sehnsucht) uf
den gedingen — , = Fran Benes Schivermut mildern mit der Aus-
ge-don — ge-erbet 265
sieht auf — , W. v. W. 2490 f. wirst haben g., vorseezende die hoff-
nuug = habebis fiduciam, proposita tibi spe, W — B Job. 11, 18.
wan daz, der g. sie üf habete {die Hoffnung sie aufrecht hielt), Trist.
6542. daz. was ir guot g. do = sie freuten sich, daß Alex, gut
gelaunt war, Alex. 19150. gegen töde min gedinge waere vil
ringe {mein Schmerz, sterben zu müssen, wäre klein), solt ich noch
daz^ erwerben, daz, ich solde also {in ehrlichem Kampfe) ersterben,
Alex. 18571. der bischof hette gedingin, er wolt daz, volk von heid-
nisze gwoubeitin bringin, Dal. 80, 15 (32, 33).
ge-don stf. Spannung, Anstrengung, Mühe: die burger täten
im gedon, Alex. 22941. den burgern tet daz, viur so gedon und bot
in so swache won, daz, sie vergäben manger wer, Alex. 9261. in
tet daz, viur doch so g., daz. sie muosten da von sich der würfe
mä^en, 9475. ouch täten sie dem Macedon mit strites tat also g.,
daz^ in da^ müete sere, 15404. dem werden Macedon mit würfen
täten sie g., 20620.
ge-doene stn. gedöne md. Gesang, Melodie: mancherlei süsses
gedones, Ack. 39, 3. ir süezes gedoenes starken schal suoz.e gap die
nahtigal, Alex. Anh. 569.
ge-dranc, -ges stnm. 1. das Drängen. 2. Drangsal. 1. durch
grossen gedrank des volkes, Hier. 228, 11. ' wi si wider ir freiheit
und aussatzung unrecht und g. getan, Elbog. Chr. 25, 7. 26, 12.
ge-dreieckt* part. Adj. dreieckig: ein g. semelbrot — collyri-
dam, W— B Lev. 8, 26.
ge- drei- tust* part. Adj. dreifüßig: g. topfe = chytropodes,
W— B Lev. 11, 35.
ge-drengnisse stn. Bedrängung: aus betrübten g. , Traut.
Chr. 118. uns ist — etwas vast gedrencknus und ungutlichkeit —
bescheen, Eg. Chr. 1072, S. 260.
ge-driet part. Adj. {von drien swv.) dreifach: ir wesen do ge-
driet schein geloubet, sie warn doch niuwan ein {Dreifaltigkeit),
W. v. W. 6119 f.
ge-drollen Part, von drillen stv. 1 3 drehen, abrunden: beide
tag und nacht sin schilt gedrolliu Tutschir nasin {die den Deutschen
abgeschnitten rvorden) vollin, Dal. 149, 38 (67, 43).
ge-dupelt* part. Adj. doppelt, zwiefach: der eiste söhn heist
mit einem gedupeltem namen Hans Florian Silber — mit beider
grossvaeter namen getauft (a. 1578), Traut, Chr. 232.
ge-dultikeit stf. gelassene Ertragung: diu vürnseme g., Alex.
Anh. 1296.
ge-erbe swv. immer PI. die Erben: seinen gewerken, iren g.
u. nochkomelinge, Igl. Bgr. N. 59, 4. Procob Paier und seinen gerben
geben und czinsen alle jar jerlichen zwu mark, Igl. Stb. III, 207a.
111200 c. meinen geerbeu und nochkumligen, Traut, Chr. 60. min
gerbin must got gedenkin, wolt er mit mir ungruz. schenkin und
wolt mich arm machin, Dal. 189, 25 (85, 25).
ge-erbet part. Adj. {wie geerbe Adj.) 1. irgendwo geerbet
sein = dort angesessen sein, dort liegendes Vermögen {Erbe) haben.
2. in ein „erbgebirge", „erbbergwerk" (mit bes. Vorrechten) ver-
wandelt: 1. Wer richter in einer stat wil sein, der sal czu der stat
ge,erbet sein; wenn ein semeleich richter ist fleissiger der stat ere
266 ge-ewigt — gegen-rede
u. nucz czu besorgen u. czu bewerben, wenn ein gast, Igl. Str. I,
S. 355. Einem manne, der geerbet u. gesessen ist bei der stat, dem
sal man vur daz gericbte lassen furgebieten zu einem male oder
dreistund, dornoch die sacbe gros oder deine ist (unter 1/2 Mark
1 mal). Aber der ungeerbet ist, dem gebeut man wol alle tage rar
den ricbter, u. er sal antwurten alczubant, worumb man czu im
claget, es sei denne, das er sieb mit bürgen vor gewiss macbet bis
vur gerichte, Igl. Str. I, S. 354. zum ersten sal weder mag kein
melczer noeb melczerknecbt, der in der stat nicht geerbet ist, pier
legen, Olm. Stb. 97 c. 2. ein burgerleben, das do büwebaftig ist unde
nicht geerbit czu dem Stollen, D I R 7, 1. Ferner Igl. Bgr. N. 117, 3.
ge-ewigt part. Adj. (von ewigen 1. verewigen, dauernd fest-
setzen. 2. legitimieren): zwang, von dem alle himelische ordenung
ausz iren geewigteu angel uimmer treten mag = Gott, Ack. 56, 16.
gegen-antwort* stnf. Ericiderung : Nicki Ungers g., Igl. Bgr.
X. 83, 3. wir auch ire g. gescheezt u. gewegen haben, N, 92, 1.
gege n-biet stn. Widerstand: wan daz, er gap strites g. = den
Kampf aufnahm, Alex. 8165. die fuoz,genger solden warten, daz,
sie heten strites g. (als Reserve, als Leibicächter des Königs Darius),
Alex. 6212.
gegen-dön* stm. IViederhall: heide unde velt alle mit gegen-
döne erclungen, Alex. 6057.
gegen-druin, -drumb* stn. eines der erzführenden Gesteins-
trümmer im Hangenden: ich mueth u. beger meines gnedigen herrn
freies als nemlich das g. nach dem tieffen stollen hinder der Michel-
mül gelegen mit einer fundgrueben mit sambt den obernachsten
masse u. ander massen, Igl. Mut. 5. — das g. auff dem gang, so her
Vicenz treibt durch die stat 2, — das g. nach dem tieffen stollen
mit einem erbstollen u. funtgruben, 14.
gegenen, gagenen swv entgegentreten, begegnen: ist in der her
bei Tonitz gegegent. Elbog. Chr. 92, 17.
gegen-heit* (wenn nicht Schreibfehler für gegenwertigkeit)
stf. = Gegemvart: gegenhait, Eger. Chr. N. 1197, S. 371. in vil
gegenheiten (Gegenden) was ein grosse sintflut, Böhm. Chr. 105.
gegen-louf* (nur Trist. = Entgegenlaufen) stm. das Zu-
sammen-, Entgegenlaufen: Und nicht ist kein widersache noch poser
g. (non est satan neque oeenrsus malus), W — B III. Kön. 5, 4. dö
(bei Tristans Ankunft) wart der g. so gröz,, Trist 1269.
gegen-näckber,* -nöckper sivstm. Nachbar auf der andern
Straßenseite: der g. klag u. furpringunge, Olm. Stb. 132. heuser, die
do vil enger denn irer g. heuser weren, 132, S. 99.
gegen-niet stm. das Anstreben gegen etwas, das Gegenteil von:
nü tet des valsches g. Alex. 2359.
gegen-nutzunge * st^.i (den Unkosten gegenüberstehender) Er-
trag: alle newe gepew and forberge beschrieben mit ihrem costen
und der gegennutzunge*», Traut. Chr. 307.
gegen-rede, kegea-rede stf. Entgegnung im Prozeß, Replik:
als wir red u. g. vo/numen haben, Igl. Bgr. N. 51, 12. die kegen-
rede (der antworter) äagen sich underweilen, das gerichte czu neigen
ader nidern u. unde "weilen des clagers forderunge czu widertreiben,
Const. IY 7 Einl. Cnd die k. (des antworters = Geklagten) ist als
gegen-stüfe — ge-liegt 267
vil gesprochen sam der forderunge brechunge ader widertreiben,
Const. IV 7, 1. der antworter sol seine k. tun (reus exceptiones —
opponat), IV 3, 2.
gegen-stüi'e* ststvf. als Berggrenze gehauene Stufe und zwar
im Liegetiden gegenüber der gewähnlichen im Hangenden: die
marscheider schul] en die kegenstuffen an dem ligenden weisen, —
wenne sie sich nicht mochten gerichten noch der ainen stuffen an
dem hangunden, Igl. Bgr. N. 54, 1 u. 3.
gegent, gegnöte, stf. Gegend, g. des meres = insula, W — B
Js. 41, 1. 42, 12, gesehen habeu das die gegenten des meres (insulae)
u. haben sich gevorcht, Js. 42, 4. in den gegnoten Hebron, Kön. IL
2, 3. in deu gegnoten bei dem Jordan, Gen. 13, 12. in deinen
gegnoten (in oppidis tuis), Deut. 12, 21. czweinczig gegnote
(oppida), Kön. III. 9, 11. er gab Wladisslab in Lamiter gengt (Jir.,
geugt Hanka), Dal. 51, 17 (16, 13).
gegen-wortic (-wertec, -würtec) Adj., W — B Deut. 5, 3.
gegen-wortic-lieit, -wurticheit (-wertecheit, -wurtecheit) stf.
Gegenwart, Anwesenheit, Zeitlichkeit (Myst.): bis in dise g. (ad
praesens) W — B Kön. IV. 8, 6. an die g. des kindes (absente puero),
Gen. 44, 34. die sache (beim Berufen, Urteilstrafen) für unser (des
Königs) kegenwortikeit prengen, das wir erkennen, ob sie wol oder
übel gerichtet sei, Coust. IV 20, 14. das ir (der urborer) ste tetrewe
muge in unser g. mit wirdiger gunst pilleich gelobet werden,
Const. I 3, 4. in k. aller gesworner (in der morgensprache),
Const. I 5, 11. in beider teile kegenwurtikeit, Igl. Bgr. N. 55, 1. in
k. des hoffmeisters, N. 47, 1. 50, 2. in k. beider teil, 57, 2. in k.
beider bergmeister, 60, 1. tu wir czu wissen mit k. dicz prifs, Igl.
Str. 252; Igl. Stb. III 55c. in gegenwortekeit beider teil, Igl.
Bspr. V.
gegen-wortes* Adv., (wohl verlesen für gegenwortic = an-
wesend) di do g. waren, sahen und horten, Prag. Rb. 40.
ge-gerbt Adj. tvohl gesetzt : Gramatica mit iren scharpfen unde
wol gegerbten worten, Ack. 40, 9.
ge-geter-venster* stn. Fenster guter, cancellus: Ochozias vil
durch die g. seines mushouses (per cancellos coenaculi), das er hatte
zu Samaria u. wart sochen, W — B Kön. IV. 1, 2.
gegiter stn. Gitter: durch die g. (per cancellos), W — B
Spr. 7, 6.
gegnöt s. gegent.
ge-hauset s. gehüset.
gehe (= gaehe) stf. Eile, Schnelligkeit, Ungestüm: das man
wider die g. des wassers in den silbergruben ein mittel leest sam
die starke wende, di man striff heiset, Const. II 3, 6. s. auch gech.
gehe (gaehe = gäch, -hes) Adj. jäh, ungestüm, schnell: der leute
hiczigen gehen mut geczemen, Const. I 4, 6. Auch sullen di gesworn
in den spruchen der urtail nicht czu gehe sein, I. 5, 6.
ge-hecke (bei L. nur aus Ls. 3, 63 stn. Gehacke) stf.? Hecke:
es was kein geponter weg darczu, sunder ein dicke gehecke und
strewchecht was darumbe, Böhm. Chr. 38.
ge-hegt part. Adj. von hegen siov. mit einem hac umzäunen,
die Gerichtsstätte abschließen zum Gericht: gehegtes gericht, Igl.
268 ge-heiligen — ge-hengen
Rspr. XVII. in (vor) geheckter pauk, Igl. Bgr. N. 47, 1. 49, 4; Olm.
Stb. 96. in gehektem dinge (versammelter Gerichtssitzung), Olm.
Stb. 84.
ge-heiligen stvv. heilig ic erden ; heilig machen: um si (für sie,
die Jünger) geheilige ich mich = opfere ich mich, daß sie zum
Apostolat geheiligt seien, T — B Joh. 17, 19.
ge-heini, -e stf. Heimlichkeit, Geheimnis: seit der marscheider
für euch kumen ist kegenwurtig des hofmeisters und des muncz-
meisters in einer geheim (geheimer Sitzung), Igl. Rspr. IL
ge-hei^ung* stf. Verheißung: di da sint sun der g., T—B Römer
9, 8. dicz ist daz, wort der g.: nach disem zeit kom ich, Römer
9, 9. so daz, zeit der g. genacht (kommt), Bth. 7, 17. 13. 23.
ge-hellen stv. I 3 zusammenklingen, zu-, übereinstimmen:
nimant gehellt (stimmt zu), T—B Galater 5. 7. nicht allein di si
(solche Sünden) tunt, wan auch di di da gehellent den, di si tunt,
Römer 1, 32. di da nit gehellen der warhait, 2, 8. enczamt gehellet
den demutigen, 12, 16. da si nit waren gehellet (nicht einer An-
sicht) und sich schiden , Paulus sprach ein wort, Btb. 28, 25. ich
zustund (stand auch dabei) und gehal enczamt do und verwilliget
darein, Btb. 22, 20. si gehullen der ungankait (Sünde), II. Thessa-
lonicher 2, 11. wir gehullen sagent, Btb. 21, 14. alle di im gehullen,
Btb. 5, 36; Btb. 5, 39. Joseph v. Arimathia gehale (verwilliget
XL Bibel) mit dem rate noch iren werken, Luk. 23, 51.
gelie-lich, -ling s. geeh-lich, -ling.
ge-hellentlinif* Adj. zustimmend: di Weisheit von oben — ist
gehellentlink des guten (ist dem Guten zustimmend), Brief Jacobus
3,17.
ge-hellig Adj. zustimmend: bis g. deim widerwirdigen = sei
deinem Widersacher willfährig, T — B Matth. 5, 25. Saulus was g.
seines (des hl. Stephan) todes: S. stimmte der Steinigung Stephans
zu, Btb. 7, 59.
ge-helhmg stf. Zustimmung: nit weit betrigen aiuander neur
villeicht von der g. = entziehet euch einander nidit, es sei denn
mit gegenseitiger Einwilligung, T — B 1. Korinther 7, 5.
ge-hemmet* part. Adj.: der perkemmer scholl g. sein. Chi.
VHI 26, s. Kehuinbt.
gehen s. gen.
ge-henc-nüsse s. ge-heng-nüsse.
ge-henge* stn.? Türangel: die tür g. von silber di het, Alex.
Anh. 2084.
ge-hengen (Prät. gehancte) swv. 1. nachgeben, geschehen lassen:
2. anhängen. 3. die Zügel hängen lassen: 1. die natür gehenget
nicht, das widerzemige ding bei einander bleiben, Hier. 29, 2. nicht
gehenget, das euer zorne bis auf der sunne nidergank wider eurn
bruder were, 32, 15. got wolte nicht g\, das sant Jeronimus wirdi-
keit vorborgen were, 118, 7. er bat si, das si im sundiger tat u.
Unflates gunnen u. leiplichen g. (Beischlaf gewähren) wolte. 156, 25. der
gehenge des nicht, das es im zu einem oren eingee u. zu dem andern
ausgee, 174, 13. das sal man in nicht g. (permittere), Const. I 20. ab
si dorczu nicht g. ad er die missetat nicht stete halden, III 1, 8. das er
icht vordacht sei, das er darczu gehenge, IV 10, 9. der besteer soll sich
ge-heng-nüsse — ge-heuer 269
fursehen, das er nicht gehenge, das das recht der hesteunge erger werde,
III 6, 15. der wold nicht g. seiner pete (acquiescere precibus), W— B
Richter 11, 17. er g. nicht der pette des volkes, Par. II 10, 15. er ge-
hengte in (acquievit eis), Par. II 24, 17. Und do Abram irr pete ge-
hengte, do brachte sie Agar ir egiptische mait, Gen. 16, 2. Aber her
wolde nicht g. irr pete, Kön. II 13, 14. er w. n. g. den pitenden, Num.
20, 21. der wold in nicht g. (concedere), das si czugen durch sein
lande, Num. 21, 23. Was ist das wort, in dem gehenget hat Ozias,
so das er gebe di stat den Assiren, ist das unz in 5 tagen nicht
kumet helfe, Judith 8, 10. Gee u. rate heimlichen der hebreinne, so
das sie mit willen gehenge (consentiat) zu wonen mit uns, Judith
12, 10. 2. das volk gehengte dem vride (acquievit pacto), Kön. IV
23, 3. an einander wol gehengende (sibi consentientes), Sirach 25, 2.
Jacob gehengte seinem willen, Gen. 29, 28. wolde mit nichte g.
den bösen unczimlichen wercken (acquiescens operi nefario) Gen.
39, 8. Atropos (die Parze) des wol gehenget , sie enbrichet (ver-
kürzt) dir diner tage niht, Alex. 3740. den orsen sie gehancten
5701.
ge-heng-nüsse (meist ge-hanc-nüsse) stf. Zustimmung: ein
gescheft (negotium), das mit der meisten gehenknusse bestetiget
wird, Const. I 8, 3. Es ist auch offenbar, das in kauffen und vor-
kauffen peider g. seiu schol, III 6, 2. In disen lehenscheften czeucht
di bestetigunge u. g. hinder sich und wirt gegleichet dem gepote
(ratihabitio retrahitur et maudato comparatur), III 5, 2 u. III 1, 8.
ge-here (ge-hsere, koü. zu här nur Oberl. 501) stn. Haar: be-
scheren dem nazareer von dem g. (caesarie) seiner heiligunge, W — B
Num. 6, 18.
ge-hert part. Adj. v. heren sivv. verherrlichen, schmücken: diu
trinität gelieret ist, gelobet u. geeret, W. v. W. 2898 f. in hete der
alte g. kurzewile vil geleret, Alex. 2905. die gezelt wären g. gröz,
richeit daran gekeret, 3345. Aristotiles der g., 3748. 4103. um den
hals und ze der brüste was er wol g., vil richeit dar an gekeret,
5123. er was g. verre baz, dann des er vor in strite vergaz,, 12313.
Alexander der wol geherte, 16868. doch horte man den geherten
trcesten die verserten, 15359. in der gote palas, der do vil g. was,
15440, s. heren.
ge-heuer, srehiure (= ge-hiure, gehiuwer) Adj. woran nichts
Unheimliches ist, geheuer, lieblich, angenehm, sanft: so stete u. so
geheuer kam uus zu handen selten, Ack. 6, 10. alczu schire habt ir
mir sie entzucket, die getrewen, die geheuren, 17, 19. gehiure: die
gehiuren werden wol bedäht mit zühten sprächen guoten nacht,
W. v. W. 1696 f. in (den gesellen) sante der gehiure richer kleinste
stiure, 3392 f. des hcesten gotes gehiuren (= Christus), — der ein-
horn wirt er genamet, 2951 ff. er gap der gehiure, der im was
selbem tiure (gab ihr Trost, den er selber kaum besaß), 804f. lieber
friunt gehiure, Trist. 353. die gehiure Isöt, 794. der helt g., Trist. 2038.
2152. 2300. 3321. Artus, der künec g., 2253, 5617. die g. Brangame,
4426. der Parmenois g., 1448. sine jugent die gehiuren die wil er
aventiuren, 1451. so hübsche mere g. von schcener aventiure, 1259.
der g. Adam, Legende 227. — Clitus der vil gehiure, Alex. 4621.
der süez.e vil g., 6987. der g., (Alex.) 8774. 15750. 15778. 16175.
270 ge-hez,zjg — ge-hor-samheit
16860. die reine g., 14527. 17176. 18314. Köxä die gehiure, 26914.
sin wäpenroc heten der vil gehiuren hende geworht, 7870. der un-
gestalt und doch der gehiur beriet die wigande, Ernst 3697.
ge - hez,z,ig (ge-haz,zec, -hez,z,ec) Adj. verhaßt : den sun der ge-
hessigen (odiosae sc. uxoris) sol her erkennen den erstgepornen,
W — B Deut. 21, 17. 2. feindl. gesinnt: ewer iclicher sal den andern
so lip haben, das er g. sei den sunden, Hier. 32, 6.
ge-hilze (mhd. auch geheize) stn. Schwertgriff: ein swert, das
ist vor dem gehulze vorgolt, Igl. Stb. III 64c. Do machte her im
ein swert, zu beiden Seiten scharf, das in der mitte hette ein ge-
hilze (capulum) wol einer spannen lank, W — B Richter 3, 16. stäche
im das — swert — in seinen bouch also vaste, so das das g. dem
eisen nochvolgte in die wunde, 3, 21. u. 22. sines swertes g. —
war abe gesprungen, Trist. 2170. 2198.
ge-hindert* part. Adj. zum Gebrauch untauglich: ausgenummen,
der do were einer gehinderten zungen, Igl. Rspr. X.
ge-hiure s. geheuer.
gehlich, gehling (g?ehe-lich) Adj. Adv. s. gechling.
ge-hörde (md. für gehoerde) stfn. Gehörsinn: meiner g. (au-
ditui meo), W — B Psalm. 50, 10. wer gelaubd unserm gehord (Ver-
kündigung), T — B Joh. 12, 38. von der g. des glaubens (Annahme
des Glaiibens, auditus fidei), Galater 3, 2. wer gelaubt unser ge-
horde, Römer 10, 16. der gelaub ist von der g., wan di g. ist durch
die wort kristi, 10, 17. sie abekeren di g. (das Gehör) von der war-
hait, IL Timothens 4, 4.
ge-hoeren, gehören (md.) swv. hören, m. Dat. h. auf, intr. mit
Praep. zukommen, mit an und Acc. oder Dat. zukommen: da schullen
weder bete noch genade vur gehörn, die Zahlung der Strafe (wandeis)
aufhalten, Eger Str. A3 u. B 2. wir sein das lebende recht u. ge-
hört uns an, in unserem kunigreiche recht czu seczen u. machen u.'
das czu leutern, Const. I 5, 10. Maister, gehört ez, nit zu dir (liegt
dir nichts daran), daz, wir verderben, T — B Mark. 4, 38.
ge-hoerig (ge-hoerec) Adj. gehorsam, was angehört, verstanden
ivird*: so unser dewtzsche sprach nit gehörig sein wil (man sie zu
Prag nicht verstehen will), Elbog. Chr. 110, 30.
gehör-sain Adj. gehorsam (mit Dat. der Person, Gen. der
Sache): das ir in gehorsamer einickeit mit einander lebet, Elbog.
Chr. 67, 5. unser demutig g. unterthenickeit ewern k. gn. als
unserm rechten erbhern alzeit bereit, 92, 35.
ge-hörsamen sivv. gehorsam sein: welche ewern als unserem
gebot nich gehorschamen (so) wollten, Aussig. Urkdb. N. 44 (a. 1344).
er gehorsamt euch, T— B Luk. 17, 6. wint und mer — gehorsament
im, Luk. 8, 25. Matth. 8, 27. Mark. 4, 40. di geister g. im, Mark.
1, 27. alz, ir zu allen zeiten habt gehorsament, Philipper 2, 12. sune
gehorsament euren vetern im herren, Epheser 6, 1. knecht, gehor-
sament dem fleischlichen herren, Epheser 6, 5. Römer 6, 12. 6, 16.
si gehorsament nit al dem Evangelio, 10, 16. di im gehorsamten,
Btb. 10, 7.
ge-hor-sainheit* stf. Gehorsam: ich euch gepewt in der craft
der heiligen g. und pei dem pann des gesprochen urtails , Eg. Chr.
1125. S. 302. in der waren g. des stuls zu Rome, 1100.
ge-hörsamicheu — geinzekeit 271
ge-hörsamicheu* Adv. in Gehorsam, gehorsam: des hl. ewan-
gelien warhaftige lere g. halden, Hier. 24, 7.
gekorsainig-lich s. gehorsam- lieh.
ge-hörsam-keit (ge - horsamecheit) stf. Gehorsam: umb stete
gancze trewe u. volkomne g., Stb. Brüx N. 108. das er dem e ge~
nanten hertzog Fridrichen g., gelud (= gelubd) u. huldung tut,
N. 189. 194 u. 181.
gehorsain-lich, -iglich, f-en) Adv. gehorsam: si wollen sich
gehorsamglich halten, Elbog. Chr. 69, 1. g. verdienen, 93,40. das
ir euch dermassen gegen ewr herschaft gehorsamlichen verhaldet,
39, 13. g. vordinen, Eg. Chr. 1148. g. verhalten, 1184.
ge-hörsaniung* stf. Gehorsam : der g. zu dem rechten : „des
Gehorsams zu der Gerechtigkeit", T— B Römer 6, 16.
ge-host* part. Adj. mit Hosen bekleidet: ein ieder gesell ist
schuldig und pfiichtig alle suntag noch essens czu dem vater (Her-
bergsvater) in die herbrig erberlich gehoszt und geioppt (in an-
ständiger Kleidung) czu komenn und 1 pfenning in die püchsen
einzulegen, Igl. Stb. V 177 c.
ge-hüge, gehügede, gehügde stf. 1. Gedächtnis, Erinnerung,
Andenken. 2. Nachdenken, Erwägung: 1. ob deheiniu so gedähte
daz ir gehügde brähte, W. v. W. il43. ob ich indert vinden kan in
mines sinnes genüge rede, Trist. 27.
ge-huldigen swv. refl. sich mit jemand auf guten Fuß stellen,
sich befreunden: mit dem er sich gehuldigt (also bliben sie gute
freunde, Böhm. Chr.) Dal. 72, 17 (28, 67).
ge-liülfig (ge-hülfec) Adj. helfend: u. sal dawider nicht g. sein
die aide rede der bergleute, Const. II, 5, 8.
ge-hülze stn. Wald, Holzwerk, Eg. Achtb. II 222. das g. (des
fürdachs) die pferde gar nahend erschlagen hett, Traut. Chr. 183.
gehulze = gehilze s. d.
ge-hunibt* part. Adj. (vgl. humbelt salz, ein Getreidemaß,
Grimm Wb. 1, 754) wohl = geeicht: alle zehentschafft sollen gehumbt
u. mit des herren oder des perckmaisters zaigen bezaignet sein,
Chlum. VII 21 (der perck-emmer scholl gehemmet sein nach der
perkgenossen rat u. schol sein gibig und gebig zu nemen u. zu
geben, VII 26).
ge-hurnet (= ge-hürnet) part. Adj. von hürnen swv. hurnte
gehürnet, gehurnt. 1. mit Hörnern versehen. 2. auf dem Hörn
geblasen: di sahen das antlicze Moysi gehürnet sein (cornutam), W —
B Ex. 34, 35.
ge-hüset part. Adj. (auch be-hüset von hüsen sivv. 1. sich
häuslich niederlassen. 2. wirtschaften, haushalten. 3. beherbergen)
= ansässig: ist er uns gehüset nä? W. v. W. 1498. s. auch hüsen.
geil Adj. von toilder Kraft, mutwillig, üppig: sie wurden von
siner gäbe geil (froh), Alex. 2343. min muot ist diner wirde geil
(ich freue mich deines Ruhmes), Ernst 234.
gein-bertig = gegenwertec Adj. gegenwärtig, vorliegend: g.
(dieses) buch, Eger. Achtb. II Einl.
geinzekeit* stf. Strenge, Härte: mit uberiger g. (zu großer
Strenge), Const. I 2, 3 (Hs. K. für gepeinikeit).
272 geisselunge — geitigunge
geisselunge* stf. Geißelung, flagellum, W— B V 171b u. Job.
5, 21. Judith 7, 20.
geistikeit (geistec-heit) stf. Geistiglceit, spiraculum, Odem:
W— B Job. 33. 4 (u. Myst.). dez, g. ist üppig = dessen Gottesdienst
ist eitel, T— B Jak. 1, 26.
geistlich Adj. 1. geistlich. 2. fromm. 3. geistig: nacb geist-
licher saczunge (kanon. Recht) etliche schult sein, ab man di nicht
richet, so ist es schult, Const. I 5, 16. ich bin in zeitleichen, du in
geistleichen dingen, Sol. 5, 34.
geistlikeit stf. geistliches Leben, Frömmigkeit, geistlicher Stand:
in der g. der engel (religione angelorum, im Dienst der Engel),
T — B Kolosser 2, 18. nach dem gewissen gesleCht unsers (der
Phariseer) ordens oder g., nach der strengsten Schule unserer Religion
als Pharisäer, Btb. 26, 5.
geitig (gitec) Adj. gierig, habgierig, geizig: ein geitiger sinnt
(der Mensch), Ack. 36, 12. ein sulcher geitiger unseliger man stilet
also manigen menschen, Hier. 48, 9. die werlt kan locken üf gitic
vart, Alex. 27281. der tot ist ein gitic sac, 8350. wir werden nit
gemacht geitik (lasset uns nicht lüstern sein nach — ), T — B Ga-
later 5, 26.
geitig-heit, geitikeit (gitec-heit, gitekeit) stf. Habgier, Geiz:
Das gut bringet geruug und geitigkeit, Ack. 48, 7. etliche leute
sind besweret mit geitikeit — , etliche mit unfletigen ungeschaften
worten, Hier. 23, 18. wo nimmersatte g.'? nur allein bei den reichen,
34, 27. in sulchen des namen prister u. munichen ist so gar uber-
messig geitikeit gewachsen, — das si nur durch ire g. prister werden,
46, 26 u. 27. di selben sind besessen mit grosser g., 47, 6. alle g.,
55, 25. hüt dich vor g., 70, 9. hochfart u. g., 107, 8. 178, 18. mit
grosser g., Const. I 7, 22. 14,6. (geiczikeit, Kod. E), W — B Jer.
8, 10. sie neigten sich gegen der g. (declinaverunt post avaritiam).
Kön. I 8, 3. der künec bediutet die gitikeit, die des twinget den
man, daz, er die siule betet an, Alex. 1002. die muoter aller schänden
die leiden g., 1501. der turn (an dem römischen Palast der Viktoria)
kemerer ist die leide gitikeit, Alex. 12544. euer geitikait (eure Be-
gierden), T— B Jak. 4,1. ein iegleicher wirt vorsucht von seiner
eigen g., Jak. 1, 14. sint si (di krieg) den nit von euer g., di da
ritterscheftend in ewern gelidern, Jak. 4, 1. di kreuczigen ir fleisch
mit den sunden und mit den geitikaiten, Galater 5, 24. darumb di
sund reichsend nit in ewern totigen leib, daz, ir gehorsamt iren
geitikaiten, Römer 6, 12. ich west nit di g. neur di spreche = ich
hätte nichts von der Begierlichkeit gewußt, tcenn das Gesetz nicht
sagte, du sollst nicht begehren, Römer 7, 7. dise enphiengen teglich
daz. wort mit aller g. der suchende die schrift = sie nahmen das
Wort mit aller Begierde auf und forschten täglich in der Schrift
nach, Btb. 17, 11.
geitig-licuen (gitec-liche, -en) Adv. gierig: wie sie der leute
gut und arbeit gleich der hellen g. verslinden, Hier. 27, 23.
geitigunge* stf. Geiz: durch die posheit seiner g. (propter
iniquitatem avaritiae) bin ich erczurnet, W — B Js. 57, 17.
geizekeit stf. Habgier, Const. I 4. 6 Hs. K.
geiagt — ge-läz, 273
geiagt, geieut s. ge-jaid.
gejaid (ge-jegede, gejeide) stn. Jagd, Jagdrecht, Traut. Chr. 65.
66. 67. 69. 113. 126. dovon, das er as von seinem geieide (de
venationibus, Jagdbeute)*, W — B Gen. 25, 28. brenge mir von deinem
geieide (de venatione tua) — wenne du etwas an dem geieide
gevehest, Gen. 27, 3. I B 25 b c; Elbog. Chr. 10, 23 u. 7, 18.
ge-kneufelt* part. Adj. geknewselte schue, Knöpfelschuhe,
Olm. Stb. 113.
ge-kochte* stn. das Gekochte: Gib mir auch von dem roten
gekochte (de coctione hac rufa), W — B Gen. 25, 30.
ge-koese (auch gekose) stn. Bede, Gespräch: die hahen hehutet
dein g. (eloquium tuum), W — B Deut. 33, 9. czu ewern gekose er-
hebet ire hercze, so das sie gedechtik sint, wenne hekoret (tenta-
ti sunt) sint unser veter, so das sie geprufet wurden, oh sie werlich
(vere) dienten irem gote, Judith 8, 21. mit den gekosen des hasses
(sermonibus odii) Ps. 108, 3. die gekose ir lebsen (sermonem labiorum),
Ps. 58, 13. 103, 34 u. ö. ous irem herczen werden sie dir vor-
prengen gekose (de corde suo proferent eloquia), Joh. 8, 10. ab-
genomen haben sie von irem gekose (abstulerunt a se eloquia), Job.
32, 15. höre mein gekose, Job, dorumme u. alle meine rede vornim,
Job. 33, 1. lassen wil ich wider mich mein gekose (dimittam ad-
versum me eloquium meum), Job. 10, 1. ich wil seczen (ponam) czu
meinem gote mein g., Job. 5, 8.
ge-kretz* stn. „Gekrätz", „Kratz", auch heute noch = Metallab~
fälle beim Bearbeiten, besonders beim Schmelzen, um aberslich (ubers-
lich E. G.) oder um gechrecz — schol man auf dem perge vor dem
perkrichter oder vor dem munczmeister von recht teidingen, Igl.
Bgr. N 105.
ge-laden part. Adj. beladen: die ir arbait und seid geladen (die
ihr mühselig seid und beladen), T — B Matth. 11, 28.
ge-lage stn. Gelage, Gastmahl: die Behemen musten das gloch
bei ein pfenning bezalen, (mußten es büßen, den Kaiser nicht ins
Land gelassen zu haben), Eg. Chr. 83.
ge-lsege stn. das Liegen, Lage, Verhältnis, Beschaffenheit:
der vinde g. und ir wer, Alex. 11886.
ge-langen swv. 1. tr erreichen. 2. unpers. lange dünken. 3.
Verlangen, Sehnsucht nach etwas (Gen.) haben. 3., Elbogen. Chr. 89, 2.
ge-lärt part. Adj. (von swv. leren, unterweisen) gelärter eid
= vorgesprochener Eid: er hat dem haubtmann ein gelarten eid zu
got und den heiligen gesworen, Elbog. Chr. 75, 23.
ge-lauben (ge-louben, glouben) swv. glauben, refl. mit G. sich
eines Dinges entschlagen, ablassen von etwas: die jager und die
hunde sich geloubten der vorlornen jaget, Trist. 2417. daz, in (den
Juden) sint gelaubt (anvertraut worden) di red Götz, T — B Römer
3, 2. daz, er gleubte siner worte, Ernst. 536. sult ich dir der rede
gleuben, 569.
ge-laubig (ge-loubec, gloubec) 1. gläubig. 2. glaubxoürdig:
disen gerechten gelaubigen man, Hier. 16, 15.
ge-läz, stmn. 1. Verleihung. 2. Bildung, Gestalt. 3. Benehmen:
al ir tuon u. ir g. er nach hohem arte maz,, W. v. W. 4996 f. mit
richem geläze berihter sie üf die sträze, 5278 f. mit frechem ge-
Jelinek, Wörterbuch. ]ß
274 ge-läzen — ge-leichsam
laze (s. frech) ; an ir g. höhen art sie kos u. wirdeclicheu ruom, daz
si von grösein richtuom u. von grözer herschaft komen sint in ar-
mut kraft, 2197 ff. die vinde im stritlichen geläz,e, Alex. 7266. Ei,
werlt, dise unntäz,e diner lieblichen geläz,e ! (Gebilde), Alex. 27 310.
ge-läz,en stv. V. sich benehmen, betragen, lassen, senden refl.
sich mit etwas beschäftigen: war mich got geläz,e (wohin mich G.
schickt), Trist. 3671. sie enwiste wie g., W. v. W. 638.
ge-läz,en part. Adj. hinter-, zurückgelassen: ires vaters gelassene
guter, Igl. Bgr. N. 85, 4. zu iungst kamen auch di glaz,zen meid
(die 5 törichten Jungfrauen), T — B Matth. 25, 11.
geld s. gelt.
gelden (auch gelten) stv. 13 zurückerstatten, bezahlen: eine
grübe u. hütte in Reichenstein wird verkauft auf bestimbte teg czu
gelden, Igl. Bgr. N. 88, 1.
geld- einlege -ledlin* stn. Geldbüchse: die g. (Sammelbüchse
der Türkensteuer) sind vor alle kirchen zu setzen verordnet, Traut.
Chr. 316.
ge-lechter stn. Gelächter, Spott: ein g. hat mir got gemacht,
W— B Gen. 21, 6.
ge-legelich (nur = gelegen, Kirchenb. 642, 7) Adj. wohl „ge-
legt" = bestimmt*: das sie ewrn gnaden czu gelegelichen tegen
kumen, Mind. Egerl. S. 57.
ge-legen-heit stf. 1. Stand der Dinge, Lage. 2. Beschaffen-
heit. 3. Angrenzung: durch berge u. g. der wustunge, Hier. 11, 12.
in di gruben varen u. besehen alle di g. der gruben, Igl. Bgr. N. i, 9.
funtgrueben erstrecken nach g. der gang, Igl. Mut. 2. das si be-
sehen die worheit aller g. (ut videant cum omnibus circumstantiis
veritatem), Const. II 3, 7. die warheit von aller g. des gepirges alle
wochen erfaren, Const. I 7, 18. von der gesworn g. (De officio
juratorum), 1 5. Überschrift, besehen alle nueze u. g. des perk-
werks, 13,1. Dovon so haben wir besehen fleissielich die g. auf
beiden Seiten (consideratis utrisque circumstantiis diligenter), IV 17,
6. die g. (circumstantias) der geezeugen soll der Richter zu erfahren
suchen, IV 12, 9. sweren einen eit, umb alle warheit u. g. czu sagen,
IV 8, 2. di artickeln und Ordnung verkeren — noch g. der czeit,
Igl. Stb. V 256 c. di Ordnung endern und czuseezen noch g. der zeit,
V 178 d. alle g. (gegenseitige Lage) der dörfer, wie weit eines vom
ander gelegen, mit dem zirkel ausgemessen, Traut. Chr. 309. so weisen
aus u. beezetigen das unsere heuser u. ire g.; wenn unsere cram-
heuser enge u. klein ausgesaezt sein u. in grosse losunge u. geschoss
— gelegt sein, Olm. Stb. 132 S. 101.
ge-leger stn. 1. Lager. 2. Belagerung*: ob man an dem g.
schaden nam , Mind. Egerl. S. 42. wer in dem g. (der belagerten
Burg) petreten, Eg. Chr. 1185 S. 355. ir mayestat — schlugen ir
g. (Lager) bei Mülesen in feld, 80.
ge-legt part. Adj. g. tage = dilatoriae: alle gelegte tage (tege
D. H.), ee der krieg angehaben ist, di sol man auch melden u. fur-
legen, Const. IV 7,3.
ge-leichen (ge-lichen) swv. convenire: wenn mugen sulche dink
geleicht werden? Sol. 6, 8.
ge-leichsam s. geliehsam.
ge-leichsen — ge-lichsen-heit 275
ge-leichsen s. ge-lichsen.
geleichsen-heit s. gelichsen-heit.
ge-leine* stn. (von geleinen sivv. refi. sich lehnen.) 1. Lehne,
reclinatorium. 2. das Liegen, Hohes Lied 3, 10. in dem g. seines
essens, 1, 11.
ge-leit (auch geleite) stn. 1. Leitung, Führung. 2. Geleite.
2. sicheres g. (salvus conductus), Igl. Str. 325. wer das g. überfüre,
dem kost es den leip, Eger Str. 35.
ge-leit-brief * stm., Igl. Str. 235.
ge-leiten swv. geleiten, führen zum Schutz und dafür die
Gebühr erheben, Elbog. Chr. 11, 3. 50, 19. 50, 30.
ge-lende stn. Gefilde, Land: dö sie nü waren der stat so nahe
üf dem gelende, Alex. Anh. 469.
ge-lender stn. Lehne, Geländer, W — B V 126 a.
ge-lenke stn. 1. Taille. 2. Falte. 3. Verbindung. 4- Gewandt-
heit: daz hat ouch ein g. {Wendung zum Besseren) daz sich unser
pris iht krenke, W. v. W. 1740 f. die anden fünfe (umbhenge) mit
semlichen gleichen g. (nexu simili) sullen czu einander hangen,
W — B Ex. 26, 3. ein eiserein gelenke ist dein hals (nervus ferreus
cervix), Js. 48, 4.
ge-leuben swv. wissen*, finden*: si (die menschen bei der
sintfiut) gleubtin in selbir kein weg, Dal. 19, 14 (1, 12).
ge-leub-lich (geloublich) Adj. glaublich, wahrscheinlich, gläubig:
an glewblich Urkunde — clag gestaten, Elbog. Chr. 38, 32.
ge-leufte (ge-loufe, nur wenig Belege bei L.) stn. Auflauf,
tumultus, W — B Js. 17, 12. von irem gestreuse und g., Job. 3, 17.
gelt', gelpf Adj. glänzend, von heller Farbe: üz, geifern marmel-
steine ein grap, Alex. 11113. 12515.
gelf, gelpf stn. 1. lautes Tönen, Fröhlichkeit. 3. Glanz, Pracht:
I. in so richem gelfe vernam man nie anger noch die heide, Alex. 7844.
3. sin kovertiur in wirde was von richem gelfe erdäht, Alex. 9389. der
gote bilde — als der milde sie het erziuget von richem gelfe, 6161.
die beiden — kämen in kostbserem gelfe ze Jerusalem vor die stat,
W. v. W. 3603,
ge-lich-sam* stf. Gleichnis: von dem feigbaum lernt di g.,
T— B Matth. 24, 32. er seit in auch ein g., Luk. 5, 36. 6, 39.
er lert si manige dink in g., Mark. 4, 2, er sprach zu in in g.,
Matth. 22, 1. ein ander g. bort, 21, 33. 21, 45. warum redestu mit
in in geleichsam? Matth. 13, 10. ir hört di gelichsam des seenden
(vom Sämann), 13, 18. 13, 24. 13, 34. 13, 36.
ge-lichsen, ge-lihsen, ge-lihsenen swv. heucheln: dez, gelauben,
der in dir nit ist gelichsent (der ungeheuchelt in dir lebt), T — B
II. Timotheus 1, 5. di sich gelichsenten gerecht = die sich stellen
sollten, als seien sie gerecht, Luk. 20, 20.
ge-lichsen stn. das Heucheln, die Heuchelei: di Weisheit von
oben urteilt an g. (ist erstlich lauter, pudica), T — B Jak. 3, 17. di
lieb an g. = die Liebe sei ungeheuchelt, Römer 12, 9.
ge-lichsen-heit* stf. Heuchelei : inwendig seit ir vol geleichsen-
hait und ungankait, T — B Matth. 23, 28. di andern Juden gehullen
seiner gelichsenhait (verstellten sich mit ihm), Galater 2, 13.
18*
276 ge-ligen — gelt
ge-ligen stv. II 1. darnieder liegen. 2. auf einen best. Punkt
des Jahreskreises zu liegen kommen, fallen. 3. niederkommen ins
Kindbett: diu vil gewsere mit frühte get also swsere, so ich hoffe,
in kurczer zit daz sie zehant gelit, W. v. W. 1809.
ge-lilgt part. Adj. (von liljen swv. mit Lilien versehen) = in
Lilienform verfertigt: Und ouf die houht der seulen saczte her ein
gelilgtes werk (opus in modum lilii posuit), W — B Kön. III 7, 22.
ge-limpf (auch glimpf) stm. seit lö. Jh. sie. 1. angemessenes,
artiges Benehmen. 2. freundl. Nachsicht. 3. Befugnis, Recht.
4. guter Leumund. 6. höhnisches Benehmen, Spott: sunder schimpfen
u. äne argen gelimpfen, so hän wir iueh also (zum Fürsten) erweit,
W. v. W. 4020; Elbog. Chr. 79, 12. 86, 20. 141, 33 s. glimpf.
ge-lit-schert* part. Adj. g. wunden = Wunden, bei denen
Glieder abgehauen oder verstümmelt werden, ahd. lidascart, litschart :
Von glitschert wunden. Ist daz ainer dem andern ein vinger absieht
oder wunt oder was gelicze er vorwunt, das glitschert wunden haist,
der geh dem richter 2 phunt u. dem wunten 5 phunt, Brunn. Str.
II 10. Ist das er gesunt wiert an den wunden u. nicht glitschert
wiert, so geit im der, der in gewunt hat, 2 phunt u. dem richter
1 phunt, II 12.
ge-loben, -lüben swv. geloben, versprechen, bürgen: dofür
geloht hannus Eberl u. Stephan smid und entgegen hat gelobt des
frantz Muckenprunner zum morgengab nach seiner tochter, Igl. Stb.
III 120 a. als wir nimand gelobt haben noch nimand vorschriben
sein, Igl. Rspr. XIII. dasselbe gelt haben si gelobt mit gesampter
hant beczalen mit beraitem gelt auf den nächsten sand Jörgen tag,
Igl. Stb. III 127 c. do gelubt der obgen. Joh. den obgen. seinen purgeln
mit dem hoff hinwider si zu ledigen und unschadhaft machen an alles
gever, III 210 d. sie — gehxben mit gesampter hant, Ulla. 175 a.
dofür gelubden die obgen. vorweser die Spitalherren und denselben
vorwesern gelubt der rat und ein iczleicher zukünftiger rate, III 192 d.
er gelubt im für alle freiheit (des verkauften Hauses) IV 247 b. darzu
so hab ich für denselben Niclas Vischer gelubt uf dem jarmarkt
dem Balthasar Gros für XX seh. gross , die ich im hie berait hab
müssen beczaln, wenn der Mclas Vischer her wider quem, das er
im die beczalen solde, V.
ge-lobed s. gelubede.
ge-lobdnis s. gelubdnis.
ge-lösen swv. los sein, los werden, einbüßen: nur di wil er di
kost het (hielt man ihn in Ehren); und do er der gelost, acht man
in [den Herzog) nit mer, Dal. 170, 31—33 (76, 21—22).
ge-lot (ge-loete) stn. Gewicht: pussen — von unrechter eilen
und umb unrecht gelot, Igl. Str. 276 S. 180.
gel-siden (gel-sidin) Adj. von gelber Seide: ein slogier g.,
Rf. 135.
gelt (G. geltes, geldes) stnm. 1. Bezahlung, Vergeltung, Ver-
gütung. 2. Einkünfte, Rente. 3. Preis, Wert. 4. geprägtes Geld:
1. reichen gelt er im (dem boten) lech, Ernst 389. ieslicher üf der
minne gelt nam sin ros mit dem sporn, Tristan 1738. sin gelt der
was riche, sin habe was gemeine, Alex. 183. dem do tödes Ion ze
gelte gegeben wart, 9735. an der (meiner Tochter) du suez.es geltes
gelten — ge-lübde 277
Ion vindes und vil fröiden won, 10932. mit strites tat — buten die
neide einander g., 13191. die mit strites gelde wol kunnen —
pungieren, 12245. haben wir schaden vor genomen, des muge wir
wol ze gelte komen, 11962. er jach sie müesten ir leben algelich
ze gelte geben, 15036. 20508. da^ ewige leben sol er im ze gelde
geben, 27596. mit gezelten herlich von tiuren gelten, 3974.
gelten stv. 1 3 zurückzahlen, vergelten; erwidern; büßen, ent-
gelten, zahlen, bezahlen; Rente bringen; etivas wert sein, kosten:
doch e der werde wurde gevalt, er eine sich mit hunderten galt
(verkaufte sein Leben), Alex. 13400.
gelter (auch geltaere) stm. 1. der eine Schuld zu zahlen hat,
Schuldner. 2. der ein Darlehen gibt, Gläubiger: 1. sein gelder,
Igl. Str. S. 354. 2. der gelder (Gläubiger), Igl. Str. S. 367. gelter,
der das Pfandrecht erworben hat, 107. 108. hat ein man vur das
seine gelter, 86. wer dem pütel uinb eczleiche sache geantwort wirt
oder seinem g. (suo debitori), Igl. Str. B. 40. ich wil im u. seinem
gelter (hier die Witwe als Gläubigerin) ein sechczehenteil wider-
geben, also das sie mir 100 schock grossen beczalen, Igl. Bgr. N. 90, 5.
ob etlicher ist weis und gelter = weise und verständnisreich = wer
die Weisheit in göttlichen Dingen richtig anzuwenden weiß, T — B
Jakobus 3, 13.
gelt-lich Adj. (nur g. pen = multa Voc. 1482) pecunialis:
iuwer golt ich also nim niht üf geltlichez zil (als Bezahlung),
niuwan daz ichz iu behalden wil, W. v. W. 2376.
gelt-schuld stf. Schuld, Forderung: briffe, die uf geltschulde
innhalden, Stb. Brüx N. 229. solche g. um kauffmansware u. pfembrt
ist entsprungen, Igl. Bgr. N. 107, 2.
gelt-zins stm. (nur Mich. M. hof 33) Zins in Geld im Gegensatz
zu Zinshühnern und -eiern, Brüx. Stb. N. 196.
ge-lübde (auch gelübede) stfn. Gelöbnis, Versprechen: der im
schuldig ist von gelubde wegen, entweder von gedingen ader ge-
mechtes wegen, Const. IV 6, 5. das er das gelubd hat getan u. vor-
heisen, das er das vorgenante stoiort ken Görliczer gruben, das er
das nicht anders weit treiben denn den gewerken zu frumen — , Igl.
Bgr. N. 39, 4. Wenn einer wil dem andern gelubde um gelt tun
vor im (dem Schreiber) oder erbe oder eigen verseczen, das g. sal
er nicht beschreiben, sie bringen einen scheppen denne czu im, der
das g. höre u. den er mit namen in der toffel beschreibe, Igl. Str.
S. 362. Umb ein grosse sache u. auch umb ein gross gelobde hat
scheppen geczeugusse nicht kraft, es sei denne, das sie der richter
gesant habe oder dozu gebeten sein, Igl. Str. I S. 358. Wenne ouch
fut ist dein gelubde (promissio, hier Versprechen), W — B Judith 11, 21;
's. 55, 9. das geczeld des gelubdes (foederis tabernaculum), Num. 4, 4.
gelubde habe ich mit in geslagen (pepigi foedus), Ex. 6, 4. do ich
ingieng under si zu Damasch (Damascus) mit gewalt und mit dem
gelubd (Auftrag) der fursten der pfaffen, T — B Btb. 26, 12. er hilt
den lantlutin nit sin gelobde was ein wicht, Dal. 139, 10 (63, 4).
der gefenknusz und gelubde ledig werden, Elbog. Chr. 25, 21.
gefangne — auf gelubde ader purgschaft außgeben (freilassen), Eg.
Chr. 1089. aus den selben erb-eiden und glubden (dem Erbherrn
278 ge-lübdnis — ge-lustsamen
geschivorenen Eiden) sulleu sie ledig lassen, Elbog. Chi'. 36, 28. das
man sie mit erblichen eiden und glubden verstrickt hab, 36, 22.
ge-lübdnis* stfn. Gelöbnis: unangesehen, das sie die pflicht
und getrawickeit (Treue) globdnis u. huldung dem — konige haben
getan, Elbog. Chr. 155, 24.
ge-luber* (von gelüben swv. versprechen) stm. Verheißer, pro-
missor: du — got — bist ein g. u. ein gelubd, Sol. 100, 14.
ge-lübig* Adj. einer der etwas gelobt hat: sie sind mit band
und mit munde an ein ander glubig wurden (haben einander gelobt),
ab sie imands — notrechten wulde, eins das ander, als der adel di
stat und di stat den adel nicht lassen, sunder an einander — hulf-
lich und retlich sein, Elbog. Chr. 111, 38 f.
ge-lübnis* stnf. Versprechen, Gelöbnis: wo — ein geselle er-
funden würde, das er sich mit eines guten mannes kinde vorglübet
(verlobt) hätte und seinen glübnis nicht nachkeme — , Traut.
Chr. 173.
ge-lücke, glücke stn. 1. Geschick, Glück. 2. Zufall. 3. Glücks-
rad. 4. Beruf, Lebensunterhalt: 2. Seth in gelückes wege quam
wider zu sinem vater Adam, Legende 395.
ge-lücken (auch glücken) sivv. glücken; Glück haben: einen man,
der in seinen tagen nicht wirt g. = qui non prosperabitur, W — B
Jer. 22, 30. Und gelückende wirt im in denselben (prosperabitur),
zu den ich es hab gesaut, Isaias 55, 11. wir sin gelich gelücket
gar = in ganz gleicher Lage, Alex. 15 596.
ge-luck-lich Adj. prosper: nichtesnicht wirstu gelukliches
haben, W— B Jer. 2, 37.
ge-ludem stn. Lärm (nach den Belegen bei L. wohl md.): do
erhub sich ein gros g. in den purgen der Philisten u. wuchs meklich
u. ie lenger, ie grösser (tumultus) W — B Kön. I 14, 19. von dem g.
der hochfart (a strepitu pompae), W — B Jer. 47, 3.
ge-lüppe stn. Giß, Zaubersalbe: wie Tristant wart mit g. wunt,
Trist. 6723 ; Alex. 8063. 20 715. ze der brüst in einer schöz, mit
g., 22934.
ge-lust sttnf. (md. immer f., gelost Pass.) Begierde, Gelüsten,
Freude: di in selig g. kumen sint (felici iucunditate adepti). Sol.
95, 29. nach triuwen gelüste ir roter munt in kuste, W. v. W. 7505.
Und die stat wart geheissen greber der gelust (sepulcra concupis-
centiae), W— B Num. 11, 34. der samen der g. (semen coitus),
Samenfluß, Lev. 15, 16 u. 22, 4.
ge-lüstel stn. kleines Verlangen, Gelüsten: ob ein g. von herzen
Tristande gät, Tristan 714.
ge-lusten (auch ge-lüsten) sivv. Praet. gelüste, tr. sich freuen,
unpers. mit Akk. der Person u. Gen. der Sache: an etivas Gefallen
finden, mit Gen., Inf., Praep. oder Adv. : ist das dich — kost des
fleisches gelüstet, W — B Deut. 12, 15.
ge-lustigen swv. (nur DFG.) sich freuen: g, wirt in veistikeit
ewer sele (delectabitur in crassitudine anima vestra), W — B Js. 55, 2.
in iren unmenschlichen sunden hat gelustiget ire sele (delectata est),
Js. 66, 3.
ge-lustsamen* swv. (v. lustsam, lieblich, anmutig) erfreuen,
oblectare, W— B V 177a; Prediger 2, 10; Sirach 16, 1. 18, 32. 27. 32.
ge-niach — ge-inecht 279
ge-mach stmn. 1. Ruhe, Wohlbehagen, Annehmlichkeit, Pflege.
2. Zimmer, Wohnung: in solde geschehen gnot gemach (sie sollten
gut aufgenommen iverden), W. v. W. 4991. das wir mit g. wesen
= in Ruhe, 1686. wider hervür der fürste gie. die frouwen er hi
gemache lie, 1449. das get uns czu herczen durch gutes gemaches
willen des gepirges, Const. I 5, 2. unser durchleuchtigkeit — alle-
wege wacht czu gemache der undertenigen, I 7, 22. ab unser nucz
auf dem perkwerke — den suuderlichen gemache furgeczogen wirt,
II 5, 9. als czimlich ist, das wir fleissig sein des gemaches unser
untertenigen, I 5, 10. sie was wert, ob ir minneclich gemach von
dem herren dö geschach, Alex. 3843. unz daz, die sunne gerte daz,
sie ze gemache wolde gän {zu Raste, untergehen wollte), 5813. dö
die sunne sich ze gemache stalt, 9831. do'er pilleich fride und g.
scholt gehabt haben, Eg. Achtb. II 44. durch frides u. gemaches
wegen, Mind. d. Egerl. S. 52. der selben gemech sol der Krzisane
geprauchen die selben 2 jar frei und ledig, Igl. Stb. V106b.
ge-machel stsium. Bräutigam, Gemahl: Joseph ir g., T — B
Matth. 1, 19. iren lieben g., Elbog. Chr. 15, 21.
ge-macliel(e) swstf. n. Braut, Gemahlin: Maria dein g., T — B
Matth. 1, 20. 1, 24. in die archeu — nam der wise man zwei ge-
mahel vogel, tier = Pärchen, Alex. 11257.
gemack-sam Adj. bequem : da sie g. mugen gesein dopei, Const.
17,9.
sre-machsamc-lick* Adv. (von gemachsam), bequem, commode,
Const II 1, 4.
ge-msez.e s. ge-mez,e.
ge-mech-lich, (-e, -en) Adv. 1. bequem. 2. mit Bedacht.
3. langsam, allmählich. 3. drei Weinreben, die wurffen ous g.
(paulatim) loup u. blute u. noch der blute sach ich die weiutrouben
czeitigen, W — B Gen. 40, 10. die steine (Acc.) ousholern die wasser
mit ubergussen gemeclichen wirt vorczeret (paulatim), Job. 14, 19.
ge-mecht, -e stn. 1. Verfertigung. 2. Geschöpf. 3. Vermächt-
nis, Testament. 4. gerichtl. Handlung und Abmachung, Verein-
barung. 5. Zusatz zu einer Mischung: 2. du (got) mein macher
u. ich dein gemecht (opus), Sol. 78, 11. Dein g. bin ich (plasma),
6, 33. 4. recht, gesecze u. g. (statuta), Igl. Str. B S. 194. von
puzze, wer ein rat oder gemechte prichet, Igl. Str. 187. welches
— teil — der teidinge u. gemechtes übertritt, das sol getwungen
werden von dem richter alle gerechtikeit czu tun dem andern
teile, Const. III 6, 15. er sprach, wie das ein gemecht und
wilkur gescheen sein czwischen den pergwerken czum Prunne und
czu Sent Jürgen, Igl. Bgr. N. 52. 1. dem sol dicz g. nicht zu hülfe
noch zu Steuer komen, N. 51, 9. darinne redlich g. u. wilkur ge-
schriben sein, N. 57, 4. Dornach ein gemechte geschach, das di vom
Thodel in (den Preiskowern) abtraten eines haspeis (einzelnen Schacht),
der do genant ist czu dem Pirkner — sie paidirseit mit wilkur ein
g. machten, N. 65, 1. u. diser rat u. dicz g. ist von den obgenanten
ratleuten vorpunden pei trawen u. pei ern kegen peiden teilen —
wer des gemechtes nicht enhild — , N. 53, 13. dem teil, das das g.
helt, N. 40, 6. Da machten di scheppfen aines vollen rates ein aus-
280 gemecht-leute — ge-mein
sproch u. ein g., das in des perks puch geschriben u. gewert ist,
N. 40, 2. die eidern mit dem rate haben das Weinschenken u. das
g. (ihre Bestimmungen darüber) = N. 53) vorhort u. aigentlichen
gewegen u. erkaut, das es not ist in sulcher mas zu halden, Olm.
Stb. 60. das oben geschriben gemechte vom weinschetzeu u. Wein-
schenken, 60. soliche satczung u. g. in frischen gedachtnuß haben, 63.
Darumb so sein die hernach geschriben gemacht derdacht, derfuuden
u. den fleischhackern aufgesatczt warden, 98. die (Tuchmacher — )
knappen heimleich under in vorboten u. ein g. machten, das den
egenanten Niclasen Hebrl sein hausfrauen noch iren hindern nimaut
ous in arbeiten solde, 96. ein geding und ein gemecht ist geschehen
umb den newen teich, Igl. Stb. III 232 a. ein gemecht uud ein
frundtleiche Verrichtung, III 194a. ein freye wilkur und ein g.,
III 194 c. ein frundtleiche berednus und ein gancz ewigs g. — umb di
Tawbenmul , III 206 d. so indert eines aus in wider dicz g. tet —
das er das nach erkentnus derselben berichtleut seinem herren sol
verpüessen, V44a. ein g. über eine müle, 11140 c.
gemecht-brief stm. Vertragsurkunde: abschrift eines geinecht-
brives des erwirdigen herrn Abts. Igl. Stb. V 11 d.
gemecht-leute* st. PI. Leute, die einen Vertrag schließen oder
dessen Zeugen, Igl. Stb. III A 136b. die g. und mechtig uberleut
= die Vertragschließer und deren Bevollmächtigte, III 193 d. 194b.
des sint g. Johannes Lulleich, Janko Schonmelczer und ffrentzl
Holcz, dis also czwischen paiden tailen vorricht haben, das der
Ulreich Payr dem procop rechung getan hat und im geantwurt hat,
alles was er iunen hat, III 119 a. 119 b. wir vorgenanten g. (Zeugen)
11160a. 136b. 138b. g. (Zeugen) der fruntlichen Verrichtung, ITJ
327 d.
ge-mein Adj. allgemein, gemeinsam: g. urtail, sententia com-
munis, Weist um: Und ist daz, daz ein vorsprech vor chlag u. vor
antwurt noch ainem gemainen urtail vragt, Brunn. Str. II 200.
Von den vier gemeinen, was macht sie haben, von alter herkumen
ist, als oft ein rat gesaczt wirt, das im der selb rat uud die gancze
gemeine vier erbere pidirwe manne, czwene uz, dem alten rate und
czwene aws der gemeine, kisen sullen und den bevelhen der gauczen
gemein notdurfft und nucz mit sampt den scheppfen czu besorgen — ,
Igl. Str. 190. Sie sind vielleicht ein Ersatz für die „Genannten"
des Prager und der Babenbergischen Rechte ; im Prager und Brünner
Recht sind „die gemeinen" unbekannt. Haind Ortwein, Nikusch — ,
parchanter und Hanus Elbil der vier gemein, Igl. Stb. III 39 b. im
(Tristan) was ein gemeiner lip doch lieber wan ein ander wip,
Tristan 279.
ge-mein, -e stf. 1. Gemeinde. 2. Anteil, Gemeinschaft. 3. Ge-
meindeeigentum: 3. das si haben ein gemein — , der hat sich
Hanns Stocker underwunden u. hat di vorprochen (= den Rasen)
u. ains tails mit weiden bestakt, Igl. Str. 292 S. 199. das si vor-
puten, das di gemein u. der rasen icht vorruckt wurde furpas u. ver-
pruchen. Ebda. Ein g. kann sich nicht verligen, S. 201. N. 266.
S. 170.
ge-mein (e) Adv. auf gleiche Weise, zusammen, insgesaynt: di
kunig der erd, di da gemein unkeuschten mit ir (Babylon) = die
ge-nieinec-lich — ge-melt 281
K. der Erde haben mit ihr Unzucht getrieben, T — B Offenb. 18, 3.
18,9.
ge-meinec-lich, -en (gemeinliche -en) Adv. gemeinschaftlich,
insgesamt: u. ander scheppen g., Igl. Bgr. 1, 1. rieh und arm waren
do sin (Tristans) gemeineclichen vrö, Tristan 532. nu hat uns —
der kunic geschriben, das wir gemeniklich unser eldisten zu seinen
gnaden kumen sollen — , Igl. Espr. XII.
gemein-eldester* stm. Ältester der „gemeinen'', Traut. Chr. 201.
ge-mein-sanien stvv. 1. Gemeinschaft haben mit, teilhaben an.
2. Unzucht treiben mit, beschlafen, 3. tr. und refi. vereinigen: 1. di
Juden gemainsament nit mit den Samaritanern, T — B Job. 4, 9. er
gemainsamt sich zu seim weip (wird seinem Weibe anhangen), Matth.
19, 5. di got alsust gemainsamt, der mensch enscheid es nit, Matth.
19, 6. gemainsament euch in den notdurftigen dingen der heiligen
= an den Bedürfnissen der Heiligen nehmet Anteil, Eömer 12, 13.
es ist verpannen ain man Juden ze g. und ze gen alz, zu eim
fremden gesiecht = Tlir wißt, wie ein Jude es verabscheut, sich
einem Fremdling anzuschließen, Btb. 10, 28.
ge-inein- sanier* stm. wer Unzucht treibt mit jemand: den ge-
mainsamern der manne (beschlafern der knaben, 11. Bibel, Knaben-
schänder), T — B I. Timotheus 1, 10. I. Korinther 6, 10.
ge-mein-samunge stf. 1*. Gemeinschaft. 2. Unzucht, forni-
catio (bei Lexer aus der Bibel von 14S3). 1. die gemainsamung
deins glauben, T — B Philemon 6. di lib Götz und di g. dez,
heiligen Geistz, II. Korinther 13, 13. ist er (der kelch) nit g. dez,
plutes Kristi, I. Korinther 10, 16. in der g. der brechung des protz,
Btb. 2, 42. m
ge-mein-schaft stf. 1. Gemeinschaft. 2. Gemeinde, mit steten
gemeinsebaften u. knechten, Saazer Urkdb. S. 179. s. lantherre.
ge-nieint* part. Adj. gesonnen: wen sein k. m. (königliche
Majestät) ist nicht g. (willens) eyn czu seezn czu schaden ader
missefal, Eg. Chr. 1127 S. 305.
ge-meit Adj. 1. lebensfroh, vergnügt. 2. keck, tüchtig. 3. lieb-
lich, schön: 3. den frouwen gemeit, W. v. W. 1633. mangiu frouwe
clär u. gemeit, 7098. wan der knab hat ein gemaiters hüettl
gehabt dann ich, Igl. Str. S. 265. Alex, der gemeit, Alex. 12109. der
herre hübesch u. g., Trist. 1579. 1825. der helt g., 3387. er az,
und tranc und was g., Schretel 174.
ge-niel (= ge-msele) stn. Malerei, Verzierung: die becken
haben die stellen (Verkaufsstände) mit gemehl (nach einer gezeich-
neten Skizze) unterschiedenlichen lassen auszteilen, Traut. Chr. 193. 218.
ge-melde (== ge-mselde) stn. Bild, Gemälde, Malerei, Prägung
auf einer Münze : u. grub dorein (in die Holztüren) g. (Schnitzwerk)
der cherubim u. die gestalt der hende (palmarum species) u. machte
doruber g. gar hoch übertretende (anaglypha valde eminentia W — B
Kön. III, 6, 32.
ge-mellen (= ge-mahelen, ge-mehelen) swv. sich verloben, ver-
mählen: so gezimt nit ze gemellen, T — B Matth. 19, 10.
ge-melt part. Adj. genannt: den gemelten thon, Igl. Ms. S.
17. an den gemelten tag, Eg. Achtb. IL 101.
282 ge-mengt — ge-nade
ge- mengt part. Adj. (vom swv. mengen) gewirkt, bunt: ge-
mengter kunst (opere vario), W — B Ex. 36, 8. ein rational gemengtes
werke (rationale opere polymito, einen Brustschild, künstlich ge-
wirkt), Ex. 39, 8. einen gemengten rock (tunicam polvmitam), Gen.
37, 3 u. 23.
ge-merk (ge-merke) stn. 1. das Gemerk der Meistersinger:
kauffen bereitschafft zum g. ; gehet es bei dem g. unrichtig zu, wie
selbst die gewinner bekennen; Ja man acht auch keinen jungen
gefreiten singer würdig, ein g. sehen zu lassen; so muß doch des
tichters g., weil im das gesang bekandt, glat sein, Igl. Ms. S. 19.
2. abgegrenzter, gemessener Raum: das nimant an iren (der stolner)
danck innewendig ires stollen gemerken getar in ganczem rasen ar-
beiten, Const. II 4, 13. umb greniczen u. gemerken, IV 5, 1. der
acker mit rain u. mit gemerkhen, Brunn. St. I 479. des gemerkchs
Emath (terminus) , W — B Ez. 47, 17. die gemärckh oder reinstein
(Grenzsteine) ausrotten u. vertilgen, Chlum. III 4. wann einer ent-
leibt wurde auf dem gemerkh (Grenze) — wo der merer theill hin-
ligt, daselbst soll er hie berechtund werden, Chlum. I 6. Heinrich
an dem gemerke was , Ernst 718. der keiser kam an das gemercke
(Landes grenze), Böhm. Chr. 68.
tremer-lich (jsemer-lich) Adj. schmerzhaft, jammervoll: daz, g.
scheiden, Trist. 5511.
ge-mez, stn. Strophengattung: Marcus Michko — ist durch
alle 6 ordentliche gemeß geprobirt u. entlich auff erkenntniß gefreiet
worden, Igl. Ms. S. 17.
ge-niez, (ge-msez,e) Adj. 1. maßhaltend, mäßig. 2. angemessen:
2. Tristan den zühten was geme^e, Trist. 2153.
ge-mez^en part. Adj. (von niez,z,en stv. 1 1 messen, zuteilen,
gehen) gemessener tag = Termin: Do wart gegeben ein g. tag,
Igl. Str. 263 S. 162.
ge-minne Adj. zugetan, liebreich, freundlich: Tristan was ie
von kinde g. unde mitesam, Tristan 1228.
ge-mirt part. Adj. von mirren sivv. : den geruchsamen gemirten
poum (myrtum), Js. 41, 19.
ge-muot Adj. gesinnt, gestimmt, wohlgefallend, lieb: dö sprach
der reine gemuote man, W. v. W. 6151. „iuwer gitecliche girde, die
ir nach fremden guote traget, iuch mir gelich gemuoten (gleichge-
sinnt) saget" (so spricht ein Räuber zu Alex.), Alex. 24120.
ge-muoten swv. begehren, verlangen, mit Dat. gefallen: daz sie
ander wort geviengen (zu hören bekamen) die noch wol ir wipheit
huoten u. nie krankheit (Schwäche) gemuoten, W. v. W. 1025.
gen, gän unregelm. stv. V. gehen: g. zum hals = ans Leben
gehen, Elbog. Chr. 24, 19.
ge-nächenung* stf. Möglichkeit einer Annäherung, Zutritt:
durch in (Christus) haben wir paid g. (zugang 11. Bibel) in aim
geist zu dem vater, T— B Epheser 2, 18.
ge-nade, gnäde stf. 1. Ruhe. 2. Behagen, Glück, Glückselig-
keit. 3. Herablassung, Unterstützung. Gunst, Huld, Gnade. 4. Fuß-
fall, um zu danken, ausgesprochener Dank: 0 got, ich mache dir
gnäde (ich danke dir), t— B Luk. 18, 11. Joh. 11, 41. er macht
gnad = segnete, Matth. 15, 36. do er het gemacht gnad, er teilt
ge-nad-sam — ge-nemekeit 283
— di brot, Job. 6, 11. Mark. 8, 6. er nam den kelck und macht
genad, Mark. 14, 23. Matth. 26, 27. auf g. sten s. sten.
ge-näd-sam* Adj. gnädig, Gnade enthaltend: mit deinen genad-
samen brifen, Hier. 99, 21.
ge-nseme s. geneme.
ge-nant Adj. Die „Genannten" bilden den größeren bürgerl, Rat
und vertreten die ganze Bürgerschaft (s. gemeiner in lglau). Die
alten Genannten (gewöhnt. 8) bildeten mit den Bürgermeistern den
kleineren Rat, Prag. Str. 129. kein man, er sei schepfe oder ge-
nanter oder gemainer, 129. genant gelt = bestimmte Summe, Eger
Str. XV 5.
ge-natüret part. Adj. von Natur aus beschaffen, geartet: Tristan
mohte auch einen stern hän mit der künigin gemein, der g. nach
im was (bald glänzte, bald trübe ivar), Tristan 257. genatieret, Traut.
Chr. 55.
genc-licli Adj. vergänglich: wie hinslichende und g. ist die
werltliche minne, Tristan 6850.
ge-necli-lich* Adj. nahbar, dem man sich nähern darf, accen-
sibilis: ir habt euch nit genachent dem geneclichen feuer, T — B
Juden 12, 18.
ge-nedikeit (ge-nsedec-heit) stf. Wohlwollen, Gnade, Barm-
herzigkeit, propitiatio (in W — B) = gegeben habe ich deine g.
Egipten, der moren laut u. das lant Sabba vor dich (dedi propitia-
tionem tuam Aegyptum etc. pro te, als Lösegeld für dich), W — B
Isaias 43, 3. mit der hant, mit der er der g. czeichen (signum
clementiae) beweiste, Esther 8, 4.
genedic-licli, -en* Adv. gnädig, freundlich: mein rede ein-
felticlich, g. und gütlich uffnemen, Igl. Stb. VIOa; W. v. W. 6475.
ge-neig* Adj. geneigt, gewogen: bis geneig mir sunder = sei
mir Sünder gnädig, T — B Luk. 18, 13.
ge-neme, ge-nseme Adj. 1. annehmbar. 2. angenehm, ivill-
kommen. 3. schön, freundlich. 4. geneigt, gewogen*: 3. wie
liutsselic u. genseme, wie hübsch u. wie gezseme ist allez ir ge-
bären, W. v. W. 5060ff. ez, was allez gezseme liutsselec unde ge-
nseme, 6510. frouwe Bene diu gar genseme, 4302. die gensemen
kindelin, 1959. 2. einen edel u. wol genemen tempel hastu denne
gemacht dem almechtigen gote, Hier. 47, 20. wurket tugentlichen,
diweil diese geneme zeit ist dem almechtigen gote, 56, 23. ein
silberein genem vas (acetabulum argenteum), das do wug 30 und
hundert schock scot (centum triginta siclos), W — B Num. 7, 25. 31.
37. 67. die geneme hinde ( gratissimus hinnulus ) , Spr. 5, 19. des
thimianischen weirouches, des genemsten unserm herrn (gratissimi
thimiamatis), Lev. 4, 7. gäbe sol den nemer zu genemen (gern ge-
leisteten) dinsten reiczen (ad grata obsequia), Const. III 7, 1. das sie
(die urborer) — alles percvolk uns geneme machen sullen, I 2, 1.
ich habe das geneme (bewillige, gratum habeo). das du bitest,
W — B Gen. 30, 34. wie pergkwerksordnung genem helt, Igl. Mut. 15.
ge-neniekeit (= ge-nsemec-heit nur aus, Berth. Kl. 241 = An-
nehmlichkeit, Beliebtheit) stf. Ernst, gravitas, Ansehen, Autorität:
Auch sol sein an den geczeugen, di man czuleset: wierdikeit, war-
heit, g. u. gute siten, Const. IV 12, 9.
284 ge-nende — ge-niez,
ge-nende Adj. kühn, mutig, eifrig, sich sehnend nach: ein
helt, inenlich und g., Trist. 1339. dem stolzen u. dem g., 4667.
got der g., Legende 107. der g. (Äpelles), Alex. 11792. 24330.
24735. 26373. di genenden hertecliches kampfes smide, 15246.
daz, den g. begunde sere erbarmen, 21188. aucb weinet die magt
g., daz, sie was eilende, Ernst. 2681. mutig, männlich: sines muotes
der g. der böchgeborne Wende, W. v. W. 418 f. dem edeln wirt
genenden, 256. 3208. 2359. der sücze wert genende, 3375. diu
senfte geuende, 4299.
ge-nendec, genendig Adj. — genende: Willalm was genendec:
W. v. W. 886. der wirt was ein g. man, 3120. genendic (ivillig) äne
wider kif {Murren) tun die beiden Knaben schwere Arbeiten, 4746.
= mhd. genenne berühmt, nominatus: der genendigste (nominatissi-
mus), W — B Par. I 20, 11. vornünftic und g. üf mauheit und üf alle
tilgend, Tristan 1658. als die bracken üf der tiere vart waren g.,
22079. der oucb üf prises bejac g. (Adv.?) torste riten, 19771.
ge-nenden swv. Prät. ge-nande, -nante, ge-nendet, genant intr.
wagen, Mut fassen, sich erkühnen, sich entschließen : wisliche sie
(di lantherren) genanten, bi zit sie wider wanten , W. v. W. 3801.
Wiplich sie genante ir rät sie besante, 6818. Sin gotbeit durcb
uns genante daz er den engel sante in die stat ze Nazaret, 2794.
dem (Albänus in Norwege) erbot der herre alsus, daz an Krist ge-
nanden (glaubten?) das volc gar von drien landen, 7745 f. Willalm
der werte genante swaz im frouwe Bene sante, 7296. wenne, got,
ich genende gerne an des gebot, Alex. 26202. daz, wir mit strit-
licber not an sie g. durcb got, Ernst 2084.
ge-nendic-lich Adj.* kühn, entschlossen, vertrauensvoll: daz,
wir den Persän — sie abe erstriten mit genendielicber craft, Alex.
21345.
ge-nendic-lich, -e, -en Adv. kühn, entschlossen, vertrauensvoll:
g. sie kämen, W. v. W. 3545. der wirt g. sprach, 2788. ein bürger
zuo in g. sprach, 3819.
ge-nendikeit stf. Kühnheit: er hielt sin bürgere wol und dabi
doch in vorhte: sin g. daz, worhte, Alex. 14884.
ge-net pari. Adj. (von nsejen, nsejete, näte, nsete, nähen, kunst-
reich steppen und sticken): mit geneter kunst (opere plumario),
W — B Ex. 26, 31, mit genetem werke, mit Stickereien, Ex. 26, 36.
ge-nieten s. nieten.
ge-niez,, geniez, stm. Benutzung, Nutznießung, Ertrag, Genuß,
Genußsucht: der schol alles geniesses emperen (lucri expers erit), Igl.
Bgr. U — A 16. di urborer, den wir unser urbar umb einen sichern
genis gelassen haben (pro certa pensione, Preis), Const. I 4, 7. wo et-
wenne genies gewesen ist (emolumentum), 1 15, 13. verkauffen umb ein
genanten czins u. gnies (pensione), II 2, 16. der genies ader schade
(einer gekauften Sache geht den Käufer an), III 6, 1. wann wo der
genies ist, da sol auch di arbeit sein, III 1 15. Dorumb er (der
statschreiber) über den gotczlon den hernach geschrieben geniß hat,
Olm. Stb. 81. geniesz der Stadt = Ertrag, Traut. Chr. 93. wann
wser nü min daz, minnecliche fröuwelin — daz, wurde an stelden
min geniez,, Alex. 17014. di oucb mit des closter geniz (auf Kosten)
czu Kunigssal begraben wart, Dal. 9, 6.
ge-nie^en — ge-nüg-lich 285
ge-nie^en stv. III. tr. inne haben und benutzen, mit Gen. von
etwas Vorteil haben, darüber sein Hecht behaupten: tar sie das be-
weisen mit einem rechten, si geneust sein, Igl. Str. 221b. manger
varwe sin gewant genöz,, Alex. 5130. er sol auch der wisen und der
pin (Bienen) genisen, Igl. Stb. III 321c. des halfenteils genisund sin,
HI 328 d.
genierlichen Adj. nutzbringend: di das den armen kranken g.
anlegen, Olm. Stb. 73.
ge-nist, genist stf. Heilung, Genesung, Rettung: da (in die
lache) senkete ich mich in durch genist des lebens min, Trist. 1064.
5615.
ge-nist (e) stn. Nester: die grifen die man ofte zucten und in
ir geniste ructen (in ihren Horst entführten), Alex. 25068.
ge-nöte Adv. angelegentlich, eifrig, sehr: er gedächte ouch ie
g. an sin ander Isöte, Tristan, 169. die reizten ie g. den helt üf
niuwe ritterschaft, 1424. hie mite rief er g. der blunden Isöte, 5361.
ge-nötig (== ge-noetec) Adj. dringend, eifrig: durch unfrides
u. auch ander genotiger sache wegen, di uns u. unser gemeine iczunt
anligen, — unser eidgenossen czu euch nicht senden mugen, Igl.
Str. 332 S. 249 (u. 1415) N. 330. 331. vor unfrid und auch ander g.
Sachen wegen, Igl. Rspr. III. ob sie — ires geldes am genotigisten
notdurftig werden, Igl. Stb. V 167 c.
ge-nöz,, -e stsivm. 1. Gefährte, Genosse. 2. mit Gen. oder Poss.
= an Wesen, Stand, würde gleich : niht ist noch nie wart sin (Jesus)
g., W. v. W. 2923. wisheit, der himel und erde genöz,, Alex. 8417.
ge-nöz,en swv. gleichstellen, rechnen zu, zugesellen: man genozt
in zu einen diebe, Chlum. VIII 17.
ge-nucht stf. Genüge, Fülle : spise vil bereit von manger hande
g., W. v. W. 156. da was alliu g. von kostlicher spise, 1547. daz
er vogel, visch u. alle g., wtirme, tier u. alle frucht, sunne, mäne
u. den tac — geschepfet hat, 3022 ff.
ge-nucnt-sam Adj. reichlich, uberrimus: das brot des getreides
der erden wirt genuchtsame, W — B Js. 30, 23. einen genuchtsamen
ölpaum einen czirlichen u. einen fruchtpern (uberem) — hat genant
der herre deinen namen, Jer. 11, 16.
ge-nüge, md. genüge stf. Genüge, Fülle: nim si, herre, in die
volkomen genüge, do genügt den minsten als den grosten, Ack.
58, 10. wir mainen — an dem an uns gescheen — ein genug ge-
west were, Eger. Chr. 1162. darumb di von Nurenbergk in ein
genug gemacht, des ir slosz, stat und Warmpad den van Nurenbergk
ein offnung sein sal zcu irer notdorf bei tag und nacht, Elbog. Chr.
120, 2.
ge-nüg (— ge-nuoc, -ges) Adj. genügend : die perkmeister u. ge-
werken sullen errczscheider kisen u. irer arbeit genuk tun (satis-
facere, bezahlen) mit ercze, Const. 1 19.
genügen subst. Inf. : pflichtig czu verrechen u. ein g. czu thun,
Igl. Bgr. N. 85, 4.
ge-nüg-lich (= genüegelich) Adj. genügend: mit genuglicher
rechnung, Igl. Bgr. N. 80, 4. mit genuglicher macht , Elbog. Chr.
5,17.
286 ge-nüglich — ge-räde
ge-nüglich Adv. genügend: des g. erinnert worden, Eg. Chr.
1070.
ge-nüg-sam (genuocsam) Adv. Fülle habend, bietend, fruchtbar:
genncsames landes (regio uberrima) ist, das vich czu weiden, W — B
Num. 32, 4. sie sich des alles nach aus Weisung eines genügsamen
revers kegen uns — verschrieben haben, Traut. Chr. 95. aus genüg-
samen wichtigen Ursachen, 247 oben.
ge-nüg-sam-keit (genuocsamecheit) stf. copia, abundantia, Fülle,
Überfluß: ein itczlich g., di niht ist mein got, ist mir ein arniut,
Sol. 32, 16.
ge-niiksain-liche, -en Adv. genügend, zur Genüge: g. u. red-
lichen sich ausweisen, Igl. Bgr. N. 83, 3. das sulche Sachen genuk-
samklichen beschriben werden. Olm. Stb. 149. g. vermanet, Eg. Chr.
1125 S. 302. N. 44. g. verbürgen, Elbog. Chr. 71, 30.
ge - liük - tüunge (genuoctuounge) stf. Genugtuung, satisdatio,
Vollmacht: kein schaffer (bevollmächtigter Vertreter eines Gewerken)
mag gesein in eins andern dinge äne g. (sine satisdatione) , Const.
IV 3, 3.
ge-nutsain (ge-nuhtsam) stf. Fülle, Überfluß: nu wirt oft
tewerung, do wirt (toohl verlesen für ivas) genutsam (Hanka, gemut-
sam Jirecek) in dem lant (im tschech. Text: da wird im Lande
Durst und bisweilen Hunger sein), Dal. 29, 2 (5, 44).
genzen sivv. (nur aus Mgb. 355, 1 bei L.) ganz machen, wieder-
herstellen: das recht, das eins (einmal) verloschen ist, mit der weise
mag es nicht wider gegenczet werden (redintegrari) , Const. DZ 4, 8.
genz-lichen (auch ganz-liche, -eu) Adv. ganzlich: „Wissent ir,
wer der (Krist) ist?" er sprach: genzlichen ja, W. v. W. 5714.
Geoinancia* stf. eine Art Orakel: — allerlei frag behende ver-
antworterin (Beanhvorterin), Ack. 41, 7.
ge-ordent part. Adj. (v. ordenen, ordenön sivv.) einem Orden
angehörig: er sei lai-brister oder g. (= Ordenspriester), Eger.
Str. C. 18.
ge-orset part. Adj. beritten: wol georset unde starc geriten
— kämen sie, Alex. 23867.
ge-peinig-keit stf. Härte, Strenge: Die urbarer u. ire amtleute
sullen nicht mit uberiger (überflüssiger) gepeinigkeit (grimikeit D)
das volk besweren (austeritate), -Const. I 2, 3.
ge-pöfel (gepöfel, gepüfel) sin. Eollekt. zu bovel, gemeines Volk:
das g., Eg. Chr. S. 19 Anm. 1, S. 20.
ger stf. Verlangen, Begierde, Sehnsucht: also was er in liebe
ger (in Erinnerung an seine geliebte Frau), W. v. W. 3717.
ge-rade, gerat Adj. schnell bei der Hand: in welches menschen
munt der eide so gerade ist, der hat gar kleine bekenntnusse oder
libe gen gote, Hier. 58, 24.
ge-rade Stf. nd. iveibliches Gerät, Kleider als Erbe (Grimm. R. A.
566 ff., Weinhold D. Frauen 133 f. Diz gehört zu der frawen grad
— alles, das geworcht ist von golde u. von silber, daz zu der
frowen gezird gehört, von vingerlin, furspan, taschen, schapeil von
seiden (Druck: scheiden) geworcht, die vrowen pflegen zu tragen,
schaf, gens u. anten u. hüner, kosten mit aufgehobin liden, pett u.
phull, küssen u. lailachen u. tischlachen, umbhenk, sperlachen, rucke-
ge-rsete — ge-rechtig 287
lachen, tebech, twelin u. waipliche claider u. gewende, flachs u.
pfanne, di man ausmitet, di gehören zu der gerot, becken, leuchter
usiv., Prag. Rb. 159. ein wachskessel der gehört nicht zu dem erb
(wohl Liegenschaß), sondern zu der grad, 158. die g. einer witwe
zu Brüx soll an ire kinder beide mannes und weibes gesiechte noch
irem tode zu gleichen teilen genczlich u. gar kumen u. gefallen,
Stb. Brüx N. 157. von der gerade wegen (Erbschaft der g.) alle
gerad u. alles das, das sich zu gerade cziehen muge u. dorczu
gehört, von einer zu Brüx gesessenen, frau — kumen u. gefallen
sol an iren eelichen man, doch sol man davon irer nechsten freundin
noch der spinnel, die mit der stat leidet u. schösset (Steuern an die
Stadt zahlt) zu voran — den besten mantel rock u. sleuer — geben
u. antworten, Stb. Brüx N. 157.
ge-rsete stn. 1. Rat. 2. Beratung. 3. Beirat. 4. Überlegung.
5. Ausrüstung, Fülle, Reichtum: 5. von spise guot g., visch unde
wiltbrsete, W. v. W. 5622 f. der mit nichte des vergaz, er schüefe
in guot g., als man im bevolen hsete, 5637 ff. daz, er verrichten solde
die wercman und er in taete volley gersete, Alex. Anh. 665. Haus-
rat, Gerätschaft: den leuchter u. sein g. (utensilia eius), W — B Ex.
30, 27. das geredte des heiligtumes, Par. I 9, 29.
ge-raume (ge-rüm, -e) Adj. anberaumt in genug weiter Frist: ein
gewissen tag — der geraume sei u. czu dem minsten 6 wochen habe,
ivenn ein Mann, der ferne von der Stadt ist, vorgeladen werden soll,
Igl. Str. I S. 355. wanne so sol man im einen so geraumen tag geben,
Igl. Str. 117.
gerben (gerwen, garwen) swv. 1. bereiten, zubereiten. 2. refl.
sich rüsten, kleiden. 3. in Ertrag kommen. 4. geben: Grammatica
— hilfet do nit mit iren scharpfen u. gegerbten Worten, Ack. 40, 9.
gere, ger stsivm. 1. Wurfspieß. 2. Waldname. 3. meist stv. keil-
förmiges Zeugstück, das unten an ein Gewand zur Verzieruug oder
Erweiterung eingesetzt ist, so besetztes Kleidungsstück, Schoß, Saum:
4. doch beidenthalp der fürste reiz gegen siner siten keren üz dem
rocke einen geren, W. v. W. 1997. sie entslöz eine kiste, da sie
den geren wiste, 4803. 4811. 4815. si halen (verbargen) gar ir zu-
geworfen geren (Rockschöße), 5223. 6225. 6241. ietweder sit mit
miner hant reiz ich einen geren abe, 6681. 6694.
gerbe s. ge-erbe.
ge-recher* stm. Rächer: got aller untat g., Ack. 18, 16.
ge-rechthaftig* Adj. gerechtfertigt: di wirker der e di werden
g. = die Vollbringer des Gesetzes werden gerechtfertigt werden,
T— B Römer 2, 13; Luk. 18, 14.
ge rechthaftigeu* swv. rechtfertigen: di weishait ist gerecht-
haftigt von iren sunen = von Seiten aller ihrer Kinder, T — B Luk. 7, 35.
er wolt sich selber g. und sprach, Luk. 10, 39. die offensunder di
gerechthaftigten Got (bezeugten die Gerechtigkeit Gottes), Luk. 7, 29.
allez, fleisch wirt nit gerchthaftigt vor im von den werken der e.,
Römer 3, 20. der da glaubt an disen, der wirt gerechtheftigt, Btb.
13, 39.
ge-rechtig* Adj. gerecht: di gerechtigsten aus allem volke
kiesen, Const. I 5, 2.
288 ge-rechtikeit — ge-reichen
ge-rechtikeit stf. 1. Gerechtigkeit. 2. Rechtspflege. 3. rechtl.
begründete Befugnis, Gerechtsame, Privileg. 4. rechtl. begr. An-
spruch. 5. rechtl. gebührende Abgabe: wann die g. ist ein stetiger
u. ewiger wille, idemmanne sein recht czu geben — das recht ist
der g. nochvolge, Const. IV. 7, 10. wer die (Steiger, czimmerman
oder hutman) straffet durch die g. mit bösen worteu an der kauwen,
oder uff der teilstat — der ist bestanden mit 9 marken (3 für den ur-
borer, 3 den gewerken. 3 den sachwalden = den selbscholn), DIR
II 29. 2. das buch, darinne si (die bergleute (wäre g. des perk-
werkes erkennen mugen, Const. Einl. 3. der erst (vinder eines neuen
pergis) bleibt (1 lehen nach beiden seiten) in alle seinem rechten
unde g., Igl. Bgr. U — A § 16. wie die selbigen paide parthei ir g.,
klag u. antwort gegen einander schriefftlich geseczt u. gemacht. —
Caspar Freiberger u. Donat Starke, di dann in des Nikln Schumans
von der Bresnicz g. u. lehen körnen sint und steen, mit sambt paiden
partheien iren schriefftlichen gerechtikaiten u. briefen, hab wir —
verlesen lassen, Igl. Bgr. N. 12. 1. Also seint der partei vermeinte
g. (Rechtsanspruch) czu Schriften gepracht, 107, 1. wan es wer
wider unser stat g. (Privileg), 109 u. 110. ir g., clag u. antwort,
111. einen Schacht mit seiner g., Igl. Mut. 7. ain funtgruben u.
einen erbstollen mit aller irer g., 13. 9. 10. 11. aufgenommen die
drit mas mit aller g. 11. noch bergrechte verbriefte g. u. lehen,
Igl. Bgr. 12, 2. derselbigen paiden partheien klage — u. antwort —
mit sambt iren schriftl. gerechtikaiten u. brieffen — verhöret u. ver-
lesen lassen, 13, 1. mit ihren schrifftlichen g., copien u. briefen, 92, 1.
gewehren u. g. des erbstollen, 77, 3. all die heuser, die iecze sulicher g.
(Berechtigung zum Weinschenken) gebrauchen und redlich hergebracht
haben, die sullen zu ewigen czeitenn dorinn bleibenn u. nicht ander, noch
inhalt der losungbucher, Olm. Stb. 63. — 5. dormith wir meinem
gnedigen herrn seine g. (hier Zoll) entezogen, Stb. Brüx N. 305. sein g.
der selben mawer, Igl. Stb. V. 261 d. ein kauf ist geschehen umb zu
ein gangk — mit der hernoch geschoben g., also das sie beide —
die fridwant zwischen dem gangk u. dem hoff mit einander pawen
und pessern sullen auf gleichen teil, Igl. Stb. V 151 d. er gibt auf
die bemelt wisen seinem swager in aller g., IV 247 c. Hanus —
seinem bruder sol herausgeben für sein g., die er zu den vor-
gemelten eriben hat, 15 seh. V 66 c. privilegia, brive und g., Elbog.
Chi-. 12, 18.
ge-rechtigunge : stf. Rechtfertigung, justificatio: meine g.
lasse ich nicht, W— B Job. 27, 6.
ge-reden swv. geredete, gereite, gerette, 1. reden. 2. geloben,
versprechen. 3. einen Reinigungseid leisten. 2. Elbog. Chr. 39, 24.
39, 41. 19, 23 u. s. Peschel u. sein vorsprech gerait u. gedait hat,
Igl. Bgr. N. 44, 2.
ge-redig (= ge-redec) Adj. beredt : Wann ich Eusebius nicht
gerediger bin u. mir in gesprechikeit nicht zewet, so muzs ich
kurtzlichen sagen — , Hier. 8, 22. Ich bin nicht geredick von gestern
und von egestern u. sint dem male, das du hast gesprochen czu
deinem knechte, ich bin gehinderter u. tregir czungen, W — B Ex.
4,10.
ge-reichen (ge-richen) s. reichen.
ge-reinigen — ge-richt 289
ge-reinigen swv. rein werden: Ich wil, gerainige. T — B Luk.
5, 13; Mark. 1, 41.
ge-reinigung* stf. Reinigung : g. = Waschen der Hände und
Gefäße vor dem Gebrauch, T — BJok. 2, 6; Joh. 3, 25. opher um
dein g, Luk. 5, 14 ; Mark. 1, 44. di tag der g. Marien wurden
derfullt, Luk. 2, 22.
ge-reisig Adj. zum Kriegszug gerüstet; dazu gehörig, beritten:
wann der Pardus — mit mer dann mit 300 pt'erden, gereisigem
tochtigem volk, von Behem herab geriten sein, Olm. Stb. N. 44. das
bei uns sechsthalb hundert geraisige — einkomen, Eg. Chr. 1209.
ge-reit, -e Adj. 1. auf der Fahrt begriffen. 2. umherschwärmend.
3. bereit. 4. g. gelt = Bargeld : die morgengabe sei ir worden mit
geraiten pfennigen, Igl. Str. 248. richter u. scheppen sollen in eines
mannes gewalt gereite pfenning suchen, um den Gläubiger damit zu
bezahlen, Igl. Str. fertig u. haar, Traut. Chr. 158. 169. 189. 215.
285. als nach gebüres orden diz was gereit (bereit gemacht) worden.
W. v. W. 462.
ge-reite stn. 1. Wagen. 2. Axisrüstung des Pferdes, einzelnes
Stück derselben. 3. Gerät, Trist. 1525. sin zoum und sin g. klär,
Bf. 123. alle claider und geraitt, das zu meinem leib gehört, das
schaff ich meinem sun, Igl. Stb. III. 30 d.
ge-reit-sclial't, stf. 1. Ausrüstung. 2. Gerätschaft. 3. Bar-
schaft: 1. si nämen mit gewaltes kraft diu phert u. alle g., W. v. W.
5463. sie an g. noch hetten guotes volle crafft, Ernst 2013.
ge-rete s. ge-rsete.
ge-reuen s. ge-rhnven.
ge-reune (= ge-riune) stn. heimliches, leises Sprechen, Geflüster:
Zu mir ist gesprochen ein vorporgens wort u. recht sam dieplichen
hat empfangen mein ore die ädern seines gereunes (venas susurri
eins), W— B Job. 4, 12.
ge-rich stm. n. Rache, Strafe: daz, an vinden diu g. gar
nach diuem willen ge, Alex. 5452. kere an mich hiute din zornic g.,
8464.
ge-richt, -e, stn. PI. -e, u. -er 1. Gericht, Gerichtsbehörde und
-Versammlung. Gerichtsverfahren. 3. Urteil. 4. Rechtfertigung durch
ein Gottesurteil. 5. Hinrichtung. 6. Gerichtsgeivalt. 7. Regierung.
8. Hausrat. 9. Speise. 2. Das gericht ist eine ehaftige tat dreier
personen, das ist des richters, des clagers u. antworters, Const. IV
4, 1. Das ordentlich g. ist, wann der richter czu g. siezet auff dem
dem gerichtstul in den vier benken also das da gesampnet sein
etliche geworne u. andere, die czu dem g. geboren, IV 4, 4. Er frag
offenlich von den geswornen, ab man an dem tage u. die stunde des
tages muge czimlich czu gerichte siezen. So urteilen die gesworen
den tag u. die stunde czimlich sein gericht czu siezen, und das es
kein heilig tag ist noch auch die stunde czu spete (5). Und wenn
das g. mit sotaner ordenunge geleget ist, so sal der richter, als
gewonlich ist, gerichtes fride allen leuten gepieten, das sie schonen
u. eren das gerichte mit czuchtigen siten, als laug es wert (6). —
Das ausserordentliche gerichte ist, wenn man an gehegt pank (sine
solempnitate) kleine Sachen richtet, die teglich bekomen, IV 5, 1.
g. veiertage: tag noch dem ostertag u. auch alle suntage u. heilige
Jelinek, Wörtorbuch. 19
290 ge-richte — ger-lich
tage, die die pfafheit in den kirchen gebieten erlich czu feiern,
Const. IV 17, 7. Es sol auch der clager sam noch einer regeln noch-
volgen dem gerichte, do der antworter ist, wann das urteil, das
nicht von seinem richter gesprochen ist, das pindet nicht, IV 4, 17.
9. 0 du allerhöchstes gerichte, (Speise) allersussister smack, erwirdige
speise, Hier. 87, 5. abtreten ir halp teil des hauses und halp teil des
gerichtes, Igl. Stb. III A 136 b. Hanns, richter von Wielancz hat
geschafft auf seinem gericht czum Wielancz, 30 seh. seinen dreien
enyklein — das ander jalles das g. und alles das zu dem gericht
gehört, darzu all sein narung unb hab farunde und unvarund —
seiner tochter und seinem eiden, Igl. Stb. V 195 c.
ge-richte stf. 1. Richtigmachung. 2. gerade Rechtung, g. Weg
adv. immerfort oder geradewegs, heb ouf deine ougen in die gerichte
(in directum), W — B Jer. 3, 2.
ge-riehte Ädj. und Adv. (= gerihtes) gerade, direkt: wi er
qujeme g. (geradenwegs) dar, Ales. 26 691.
ge-riehtes Adv. geradewegs: so niust ir (Tod) gerichtes in die
helle, Ack. 50, 4.
ge-rickts-erlang* stm. Fällung des Urteils: daz, sie die vol-
laist — nach g. nicht gelegt (erlegt) haben, Eg. Achtb. II 154.
gerichts-peitsche * stf. Geisel als Zeichen richterlicher Geicalt :
die gerichtspaitsche und das gerichtssigel überantworten, Traut. Chr.
164, 152.
ge-rigen stn. Koll. zu regen, starker Regen, Regenguß: weistu
nu, wenne got gepoten hat dem g., so das er czeigte das liecht
seiner wölken, W— B Job. 37, 15. in seinem (wohl seinen) gerigenen
(PI. oder sw.?), in stillicidiis) Ps. 64, 11.
ge-ringe Adj. leicht, behende: si scholden klug sein, risch und
gering, Böhm. Chr. 9.
ge-rinkelt* pari. Adj. mit rinke, ringge — Schnalle versehen:
g. schue, Olm. Stb. 113.
ge-rinne stn. Rinnsal: goz uz den krug in das gerinne (in
canalibus) AV— B Gen. 24, 20. erfüllten die g., Ex. 2, 16.
ge-riten part. Adj. beritten: gewäpent und starc g., Alex.
21439. wol georset und starc g., 23867.
ge-ritte (= ge-riute) stn. durch Reuten urbar gemachtes Land:
das ist die rechte graenitz an diesem flösse hinauf durch gestritte
und geritte bis an der Döberlin grenitz, Traut. Chr. 204. sie —
haben das grenitzflosz (den Grenzbach) hienauf durch gestritte und
geritt ausgereumbt bis zum grenzborn, 271. zwo tonen madiger
hering begraben mit den geritten (?), Traut. Chr. 255.
ge-rimven (Prät. gerou) stv. III. tr. betrüben : darnach uf der
stet und in geraw sin sund (bei Hanlca fälschlich gesund, tschech.
hfiecha. Sünde = wenn ihn seine Sünde reute), trost in got an
der stund. Dal. 173, 5 (76, 7).
ger-lich (auch garliche, -eu) Adv. gänzlich: sie jähen daz sie
wolden län sich g. an den wisen man, W. v. AV. 1745. die kristen
wären g. ervröut, daz sie ze helfe baten den fürsten, 3666. er wolt
sich von dem lande stein, das g. al die diet verheln, 417. biz daz
sie aller irer habe g. gestunden abe, 5367. wir wellen nach dem
höchgelopten gote g. sten zu iuwerm geböte, 6264. daz sie von
gerade — ge-rüet 291
irretuom der heiden g. wolle scheiden, 6739. ez ist in g. unver-
nonien = die Bewohner haben über meine Herkunft garnichts ge-
hört, 7136. schäm ist aller fügende gerlich sich verrnugende, Alex.
Anh. 1548.
gerade part. Adj. v. gern swv. verlangend, sehnsüchtig nach:
Willehalm der saelden g., W. v. W. 488.
gerner Komp. v. gern, -e, Adv. dester geraer, um so lieber, Tgl.
Str. 186.
geromanicia stf. (== x^iQOfxavrda) Wahrsagekunst aus der
Hand: G., nach hend u. nach deuten ires kreises hübsch warsagerin,
Ack. 41, 11.
gerstein (gerstin, girstin) Adj. von Gerste: das czehende teil
gersteines meles einer mas, di do heisset sat (farinae hordeaceae),
W— B Num. 5, 15. 5 gersteine hrot, T— B Joh. 6, 9.
gerte stsivf. Rute, Zweig, Stab: hohen tröst — gap mir din
süeze gerte (Maria), W. v. W. 7924. wer do sieht seinen knecht u.
seine mait {Magd) mit gerten, W — B Ex. 21, 20.
gertech vgl. (gertehe stn. Gartenanlage stn. virgultum: Und
oufsteigen wirt er als ein g. (wie ein Reis), vor im, W — B Js. 53, 2
(wold verschrieben für gertel).
gertel, gerte lin stn. kleine Rute, Zweig, Schößling: Legende
422. 435. 468. 485. 539. 551. 583. gertelin: 451. 521. 547. 578.
610. 622.
gertel stn. kleiner Garten: dem hannsen schaff ich das gertel
und noch seinem tod sol es beleihen bei seinem altar, Igl. Stb. III
325 d.
ge-rüchen (md.), geruochen swv. 1. intr. mit Gen. oder Inf.
Rücksicht nehmen auf, genehmigen, gewahren. 2. trans. wünschen,
begehren: so geruochent ir erst mit mir gän, W. v. W. 6152. Jeroni-
mus bat, das der richter seinem andachtigen sune geruchet zu geben
die immer werende himlische freude, Hier. 220, 12. das ir uns do-
raus gerucht entscheiden, — das ir die sach gerecht zu handeln,
Igl. Bgr. N. 39. 11. das si mir u. meinen gewerken gerucht czu
leihen, 53, 15. Ist das du geruchest czu hören, herre, meiner, so wil
ich sagen die Wahrheit, W — B Judith 5,5. das wir zu sulchem
kauften u. vorkauffen — ■ willen u. gunst zu geben u. die — zuczu-
fügen u. zueigenngnediclich gerachten, Aussig. Urkdb. N. 138 (a. 1405).
das ir uns gerucht mit dem rechten underweisen, Igl. Rspr. IV. ich
bitt euer gnad, das ir gerucht euer eidgenossen überhören, V.
ge-rücht (auch gerucht) stn. 1. Duft, Geruch. 2. Ruf, Nach-
rede: 2. eines guten leumdes oder gerüchts, muß der sein, der in
den Rat zu Olmütz gewählt werden soll, Olm. Stb. 64.
ge-rüchlicken, -rüglichen, -rühlich Adj. in Ruhe, Traut. Chr.
56. 90. 165. 205. 289. 350. sie dabei geruchlichen (ohne „Ansprache")
u. ungehindert bleiben lassen, Stb. Brüx N. 124. aine hutte hab ich in
gehabt — 6 jar geralich an alle anspräche, Igl. Bgr. N. 99, 1. ob
ich nicht dieselben teil („Bergteile") mitsamb dem uberlauf geruch-
lich (unangefochten) sol besiezen, Igl. Rspr. IV.
ge-rüet, ge-rüt, ge-rühet part. Adj. (von geruowen), 1. ohne
in seinem rechtl. Besitz durch „Ansprache" gestört zu werden: ob
ire tochter u. die guter gerat u. an ansprach sullen sein, Igl. Str.
19*
292 ge-rufe — ge-schaft
294 S. 202. g. gueter, 307. ich bin gerut gesessen maimich jar,
309. 2. g. feuer = erloschen: Wenn einer wird gefordert (zu Ge-
richt) aus seinem hauss bei geruhetem fewer zur näcbtl. zeit, Cblum.
IV. 35. in gutem gerutem wesen (in Ruhe), Elbog. Chr. 74, 27. aus-
geruht, mit frischen Kräften, aldä mit geruoten scharn kam der
fürste schone gevarn, Alex. 8355. 2. ohne Arbeit und Beschiccrden
in Ruhe lebend.
ge-riife s. ge-ruofe.
ge-runipil, gerümpfel stn. Lärm, Gepolter: deiner wasser ge-
rumpil (cataractarum tuarum), W — B Ps. 41, 8. gerümpfel, Traut.
Chr. 36.
ge-rüne st. (Koll. zu ronej umgehauene Baumstämme: in jenes
gerünes ende, da vindestü ein grüenez, pfat, Legende, 200.
gerunge stf. Verlangen, Sehnsucht: das gut bringet g. u. geiti-
keit, Ack. 48, 7. gröz gerunge des (nach der Taufe) hat er, W. v.
W. 3284. wes der man g. hat (was der Mensch begehrt), Ernst
3200.
ge-ruofe stn. das Rufen, der Lärm: mache wir einen schal
und ein g. Tristan, 2878.
ge-ruot, ge-ruowet s. ge-rüet.
ge-ruoren, -liieren sicv. in Bewegung setzen, berühren, intr. sich
bewegen: davon si (die böhm. Herzoge) in einem schilt ein adlar gebilt
in einem füre geruoren (tschech.: v. plamenem scite = in feuer-
farbenem Schilde) mit rechte wol gefurin, Dal. 99, 11 (42,69).
ge-rüstigt* part. Adj. ausgerüstet: mit 34 pf erden nach unsern
vermögen zugeschickt und gerustigt an ewer k. g. (gnaden) hofe
zu reiten, Elbog. Chr. 147, 16.
ge-saint, gesainpt (auch ge-sament) part. Adj. vereinigt: g.
hant = gemeinschaftlich, solidarisch : geloben aber vil leut ein gelt
einem manne mit g. h. zu gebin, Prag. Rb. 11. also das di purger
mit den beschuldigeten alle miteinander mit gesampter hant gelubet
haben czu recht gesten vor dem camerer, wen her gepeut, Igl. Str.
249. siben — scholdick 119 schock mit g. h. niemandes ausge-
nomen, 272. Des globe wir egenanter selbschuldiger u. bürgen, wir
u. unser erben alle mit gesampter haut, das sich unser keiner sal
noch enmack mit seiner beczalunge u. anczal von deme andern
scheiden, Stb. Brüx N. 126. die — pürgen — habeut alle mit samt
im mit gesampter haut u. unverscheidenleich gelobt, Buch der Ge-
brechen, S. 240. mit g. hant, Elbog. Chr. 75.
ge-sang (ge-sanc, -ges stnm.) stn. Gesang, Lied. Eger Chr.
N. 245.
gesatz-ordnimg* stf. Rechtsordnung: alle polizei und gutte g.
wirt — zerrüttet, Traut. Chr. 121.
ge-ssez,e s. ge-sez,e.
ge-schackzabeit part. Adj. schachbrettartig eingeteilt: g. stunt
daz gemewer, Ernst 2026.
ge-scliaft stf. PI. geschefte, geschaft. 1. Geschöpf. 2. Schöpfung.
3. Beschaffenheit, Eigenschaft: 1. got — über alle g. gewaltec, W.
v. W. 3559. der krefrige Jupiter, der aller geschaft ist die wäre
wer, 4402. Krist ist vor aller g. («6er sie erhaben), 5722". got —
ein gebieter aller geschafte gar, 5826. schepfer aller geschaft, 7695.
g-e-schaft 293
nach aller dinge g. (Schöpfung), Legende 28. got — hat erdäht
aller g. (Geschöpf) , Alex. 10106. im was kunt wie rehte orde-
nunge stunt aller dinge und ir g., 11125. aller vische g. , 11180.
vogel, tier und alle g. , 18891. mit des wortes kraft gemacht
sin alle g. , Alex. Anh. 46. di ungestalt g., Alex. 23182. dar nach
(vom Nabel abwärts war das Kind) wunderlich gevar in manger
tiere g., 23647.
ge-scheft, -e (mhd. auch ge-scheffede, -schepfede) stf. 1. Ge-
schöpf, Werk. 2. Beschäftigung , Geschäft. 3. Angelegenheit , Er-
eignis. 4. Anordnung, Auftrag. 5. Testament. 6. gerichtl. Vertrag.
7. euphem. = Genitalien: 1. sint dem anegeng der geschepft, T — B
Mark. 13, 19. dir g., Juden 9,11 di newe g. (creatur 11. Bibel),
Galater 6, 15. von der g. der werlt, Römer 1, 20. si dienten mer
der g\ den dem schepfer, 1, 25. daz, drittail der g. in dem mer di
stürben, Ofi'enb. 8, 9. dem (menschen) er gedähte aller siner ge-
schephte fruht, Alex. 11 185. 2. an irem geschefte (das Verleihen von
Bergen), DIR II. der messer gescheffte, Gonst. 1 10, 1, der steiger
g. , I 9, 4. in seinem g. hindern, Igl. B. IL 4. auf soliche be-
leih u. g., Igl. Bgr. 85, 1. solichs geschefft ires vatern — hab er
vor einem rat — auffgesagt, 85, 2. — 4. auf g. und bevelch, Eger. Chr.
1191. 5. Brunn. Str. II 31. 32. 176. 187. 225. unser mitpurger hat
eiu redliche geschaft getan u. ist tot, Prag. Str. 125. das geschefft
wirt nur durch den (Druck: dem) tod allererst bestetigt (erhält Rechts-
kraft), Prag. Str. 135. Gieng aber derselbe ab an g. u. lies ein haus-
frau u. ein kint, so sal die fraw an seinem gute haben ein dritteil
u. das kint zwei teil, 103. wer aber, das ein man abgienge u. ein
gescheffte tet u. kinder lies u. Vormunden het gemacht seines ge-
schefftes (Testamentsvollstrecker) u. seiner guter; wer denne imand,
der do Sprech, das im der tot man schuldig wer, derselbe mac die
Vormunden um die schult ansprechen, 103. Stirbt imand äne haus-
frawen u. erben u. hat sein gescheffte nicht getan — , Igl. B. 3.
Ob her halt an g. vurschaidet, Igl. Str. 61. Beschait ein man mit
vornunft u. mit wiczen sein guet vor erbern leuten, her sei sich
oder gesunt, dasselbe g. hat kraft jar u. tag, es sei danne, das her
es widerruff, 62. Es mochte aber das geschefte also gros sein u. als
lank, man tete dem Schreiber pilleicher pas (denn 1 Groschen) von
seiner muhe, 258 b. und er macht ein testainent ader gescheft for
richter u. geschwornen bei gueter Vernunft u. wie er das schickt,
so sol es ein furgank haben, Rüge v. Pröhl 13. so er aber verschiedt
an g., 14. darnach an seinem totbet ein redlich g. getan hat, Saazer
Urkdb. S. 101. das keine frau an irem totbette kein gescheffte tuen
sal geistlich oder werltlich an ires mannes willen u. wissen, Stb.
Brüx N. 157. Eger Str. 69. 70. 71—76. das selb g. der bemelten
waisen vaters sei nicht krefftig gewesen, Igl. Bgr. N. 85, 6. er hat
ein geschefte gemacht vor erbern leuten, ab got an im icht tet, das
sich iczlichs wüste, woran czu halden, Olm. Stb. 143. geschaft,
Elbog. Chr. 40, 27. gescheft, 37, 12. 55, 39. geschefte, 18, 16. 28, 10.
29,35. = Gebot, Erlaß, Testament. 5. da er sterben scholde, da
tet er ein geschefte, Saazer Urkdb. S. 100. daä ob geschriben g.
volkumleich zu verpringen, Igl. Stb. III A 164 b. des gescheftes ge-
zeug, II 102 c. III 57 d. 7. Phineas — durchstach sie (die Israeliten)
294 ge-scheft-brief — ge-schicht
an den stetin der geschefte (in locis genitalibus) , W — B Num.
25, 8. Abner — slug in u. vorkarte das sper u. durch stach in bei
dem geschefte (in inguine), Kön. II 2, 23. Joab stach in (Abner)
bei dem g. ein in der rachunge des blutes seines bruders Azael u.
her starp, II 3, 27.
ge-scheft-brief stn. 1. geschriebenes Testament. 2. Befehls-
brief: 1. den geschefftprieff, Igl. Str. III. 305 u. 325. noch des geschefts-
briefs laut, Saazer Urkdb. 8. 100. denselben g., den er durch sein
bete willen mit unserm statiusigel neben seinem insigel vorsigelt
haben u. er denn dem erbern Hanussken Weigel zu getrewer hant
ingelegt u. czu behalden geben hot, Olm. Stb. 143.
ge-scheft-leute (-Hute, PI. von geschert -man = totbettleute)
PI. = Testamentszeugen: der N. Elbl ist desselben haus mit andern
g. ain gescheftman gewesen, Igl. Str. 323. Wenn gemeinikleich di
leut machen gescheftleut durch des willen, das den hindern die
narung verhalden würd, oder nicht durch des willen, das in di g. vertun
oder in selbens verhalden sullen u. den hindern des iren nicht geben,
323 S. 235. das sie meines ob geschriben gescheftes g. seien, Igl.
Stb. III 55 d. 52 c. neben der g. gewissen (wie Testamentszeugen,
wissen), 111138a. das si mein todpettleut und g. sein, 111224a.
ge-seheft-man st»i. Testamentszeuge, Igl. Str. 323. Igl. Stb. V
95 d.
ge-schehen-heit stf. das Vorgefallene: noch g. (nach dem V.),
Eg. Chr. 1177.
ge-scheidic-lieh* Adv. vorsichtig, klug: Dorumb so ist doniite
allewege g. (cautius) umb czu geen, Const. III 1, 17.
ge-sckendig* Adj. schamlos: seinen unseligen geschendigen
sun, Hier. 212, 2.
ge-schendic-heit* stf. Schmach, Schande: damit wird Basan
übersetzt, W— B Ps. 67, 23.
ge-schepnüsse (= mhd. geschepfnisse, -schefnisse stn.) 1. Er-
schaffung. 2. Geschöpf: Dicz sint die g. himels u. der erden, W — B
Gen. 2, 4.
ge-schicht (ge- schürt) stf. 1. Begebenheit , Ereignis. 2. Ge-
schichte, Umstände. 3. Schickung, Zufall. 4. durch oder von g. =
zufällig. 5. in aller der g. = bei alle dem: 3. Wir (der Tod) sein
ein g., die alle leut feilt (zu Falle bringt), Ack. 23, 1. 4. von g.
quam ein ander ungeslachter man in di kirchen, Hier. 160, 20. 161. 3.
Von g. quame ich ouf den perk Gelboe (casu), W — B Kön. II 1, 6.
Von g. ist das geschehen, Kön. I 6,9. Und ist, das imand v. g.
(fortuito) und an has u. an veintschaft ichtesicht derlei tut, erledigt
sol werden der unschuldige ous des rachers hende. W — B Num. 35, 22.
5. in sulcher g. (icenn Gott an einem Sünder Langmut übt) war er
zumeist zu fürchten, Hier. 30, 1. in der g. (in casu) sullen die kriger
eintrechticleich drei gemeine man kisen, Const. I 10, 1. Der clager
sol auch gescheid sein in der g. (in casu, in dem Falle), das er das
ding forder u. heische mit allem seinen wesen, das dovon entsteet,
IV 6, 3. II 2, 13. Wir lassen vil andern g. underwegen , die man
casus heisset, IV 10, 3. diz was ein wunderlich g.: er wold
ir beider haben nicht und wold ir beiden haben nicht und wold ir
eine doch nicht län, Trist. 185. die wunderte — der seltenen g.,
ge-schicht-lich — ge-schoz, 295
Trist. 2273. sie beten ez, für minne niht, niuwan vür leitlich g.
(das die Frauen der Erschlagenen sich einen jeden mußten hingeben),
Alex. 8722. sie lac doch in der g. , als oh die släfen solde , Trist.
2712. got — hat in siner hende alle g. (alles Geschehen) beslo^en,
Alex. 10115. dise mortliche g. (den an mir begangenen Mord),
16823. noch enwest er (Philötas) der g. nmb sinen lieben vater
niht (das sein Vater Permenio auf Alexanders Befehl ivar getötet
worden), 18 229. von der hoehsten craf t kuint die g. (daß ich die Welt
erobere), 22310. hie hcert wunderlich g. : die ros wolden vür sich
niht, Alex. Anh. 473. die vinde keiner g. ze genäden nemen niht,
409. unere wir haben immer mere dirre cranken g., 497. tot vil
gelac von der g. (infolge dessen), Ernst 3117. durch die g. (deshalb)
hän ich wider inch getan, daz ich iuch maget hän gelän, Trist. 1090.
nie . — suliche g., (daß Silber außer Landes geführt würde) vormals
geschehen sein, Igl. Rspr. XI.
ge-schicht-lich* Adj. g. buch = geschiht-buoch , Buch der
Geschichte, Jahrbuch: gegeben zu schreiben in die ierlichen geschicht-
lichen pucher (annalibus traditum), W — B Esther 2, 23.
ge-schicke stn. 1. Begebenheit. 2. Anordnung. 3. Vermächt-
nis, Stiftung. 4. Gestalt, Bildung, Benehmen: 4. daz so liutsaelic
u. so wünnesam noch so wol getan g. siner ougen blicke an menschen
nie vernsemen, W. v. W. 5003 ff. 2. mit unser — gnedigen herren
rate, geheisse, g. u. gepote, Mind. d. Egerl S. Egerl. S. 44. er-
wünscht was ir (der schoenen vrouwen) geschicke, Alex. 23931. der
mäler het in schöne gemälet — al sin g. u. sin gestalt, 17295.
ge-schicket part. Adj. 1. gestaltet. 2. geordnet, gerüstet,
fertig- 3. geschickt, passend, tauglich. 1. manegen wol geschickten
lip, Alex. 20971.
ge-schirre stn. 1. Geschirr, Gerät. 2. Übername für einen
langen Menschen. 1. si liesen Zebeden iren vater in dem schif
mit den geschirren (Fischereigeräten, Netzen usiv.), T — B Mark.
1, 20. die roß in g. gangen, Eg. Chr. 574.
ge-schloz, s. ge-sloz,.
ge-schinachen Adj. schmackhaft, Traut. Chr. 136.
ge-schol swm. 1 Schuldner. 2. Gewährsmann. 1. wem ein
ros an wirt gevangen, der mag seinen kscholu wol gesteilen, u.
wan das ros an den dritten kschollen chumpt, derselb schol iz
behalten oder Verliesen, Brunn. Str. II 228. 3. Gläubiger*: was
man dem geschollen noch schuldig wer (2 mal in) Chlum. IX,
ge-schoz, (ge-schöz,, -schoz.) stn. 1. Geschoß. 2. Schußwaffe.
3. Stockwerk. 4. Abgabe. 5. rheumat. Leiden. 4. g. u. losunge,
mit den wir unser teil (eine Schicht im Schmiedneuntel) , die
der urbor volgen, nicht besweren wollen, Const. II 2, 15. das
das statvolk — desterpas sein g. der stat zu geben hab, Olm.
Stb. 91. g. der Bürgerschaft an den Gutsherrn in Böhm.-Kamnitz,
vom Rat auf die einzelnen Gemeindemitglieder verteilt und als
ältestes, wahrsch. schon im 14. und 15. Jahrhundert, die Summe von
17 Schock Gr. und 6 Pfennige und 69 Scheffel Rauchhafer als Bürger
— und 2 Seh. 33 Gr. und 44 Scheffel Rauchhafer als Gärtner-
geschoß gezahlt und zwar in halbjährl. Terminen zu Georgi und
Galli entrichtet. Bis 1394 bezog der Gutsherr auch Zins vom
296 ge-scho^-nemer — ge-selschaft
Brauen, den Märkten, von der Badstube und die Ein- und Durch-
fuhrzölle, Linke Böhm.-Kamn. S. 297. ire heuser — ligen in gar ge-
wonnener losunge u. g., Olm. Stb. 132. unser cramheuser sein in
gar grosse losunge u. g. gelegt, 132 S. 101. 2. trunken wil ich
blutis machen mein geschoss (Pfeile, sagittas), W— B Deut. 32, 42.
die g. des schalkhaftigen (die fenrigen Pfeile des Bösewichtes), T — B
Eph. 6, 16.
ge-scho^- neiner* (= gescho^aere) stm. Steuereinnehmer,
exaetor: das geschrei des g. er nicht enhoret, W— B Job. 39, 7.
Und si werden undertenik machen ire g. (subjicient exaetores suos),
Js. 14, 2.
ge- schrift stf. 1. Schrift. 2. Inschrift. 3. Schriftwerk.
4. Schriftwechsel, Korrespondenz. 3. in mannigs weisen meister g.
rindet man, Ack. 46, 9. ze lere der geschrifte (der hl. Schrift) wurden
edel kint getan, W. v. W. 7826 f. denn ich wil ditz geschrifte geben,
Alex. 21056. ewer konigl. gnad g. — hab ich enpfangen, Eger
Chr. 1165.
ge-schröten stv. V. zerschneiden, (Haare) scheeren: Ge-
schrote dein bar und wirf es hin u. nim in die richte die clage
(et sume in directum planctum), W — B Jer. 7, 29.
ge-schüche (ge-schuobe, -schüehe) stn. Fußbekleidung, Schuh-
werk: enpind da^ g. deiner fuz^. T-B Btb. 7,33; Job. 1, 27. in
seinem geschühe, das do was an seinen fuzen, W — B Könige EU 2, 5.
ge-schüde (ge-schuohede, ge-schüehede) stn. Schuhwerk, Schuhe,
W— B I B 213 a. (Deut. 33, 25) u. V 34 d. nichten weit tragen da^
geschuebd, T — B Luk. 10, 4. zu enpinden den riemen seiner ge-
schuebde, Luk. 3, 3; Mark. 1, 7. ze tragen sein di geschude, Matth.
3, 11.
ge-sehen stv. 1, 1 verstärkt = sehen: ein blinder munich —
wart gesehender, Hier. 150, 17. di mit gesehenden ougen vallen und
lebendik in die helle varn, Sol. 92, 4.
ge-seiust* part. Adj. mit segensen, seinsen = Sensen, Sicheln
versehen: 400 grö^ geseinste wagen: Sichelwagen: Alex. 21447.
ge-sellec-licli Adj. nach Geselle?^ Art: mit g. kraft wesen so
gar vereinet wir, W. v. W. 6146 f.
ge-sellen swv. zum Gesellen geben, verbinden: der nü gegen
töde was gesellt. Alex. 16755.
ge-sellen-singschiil* stf. ist auf dem rathaus ein g. gehalten
worden, Igl. Ms. S. 15.
gesellen - weis Adv. als Geselle: auf dem handtwerch g.
arbaiten. Igl. Stb. V 176 c. 256 c. 220 c.
ge-sellinue (auch ge-sellin) stf. Freundin, Gefährtin, Geliebte:
das wip, das du mir hast gegeben zu einer g., die bat mir gegeben
von dem boume u. ich habe gessen, W— B Gen. 3, 12. mit iren ge-
sellinen, Böhm. Chr. 12.
ge-selschaft, ge-selle-schaft, 1. Vereinigung mehrerer, Ge-
nossenschaft. 2. Handelsgesellschaft. 3. Kleidung mit Abzeichen.
4. Freundschaft, Liebe. 1. u. 4.: ich wol weiz, das du in brüder-
licher geselleschaft mit im gewesen bist, Hier. 112, 4. Es ist urbarem
czu vorweisen schemlich, das si mit posen leuten umbgeen u. irer
hülfe genissen u. czumal, das sie es haben mit heimlicher g. (quod
ge-semptlich — ge-sicht 297
non carent scrupulo societatis occultae), Const. I 4, 8. 2. Nu was
ein ander piderman, der sprach, das her g. hette mit im gehabt an
wainen (gemeins. Weinhandel), Igl. Str. N. 231. di geselschaft (das
Volk) wunderte sich über seine lere, T— B Matth. 7, 28.
ge-semptlicli* Adv. = mit gesamter haut: doch das der purgen
(Bürgen) furberürt under zweien nicht g. geloben (um mit g. h. zu
geloben, müssen mindestens 2 einig sein), Stb. Brüx. 292.
ge-senften swv. lindern: das sie das böse ires hungers gesenften,
W— B Gen. 41, 57.
ge-serwe, geserb stn. Kollektiv zu sar (Rüstung), der Glücks-
helm. Er soll vor Gericht schützen und der Sache des Trägers
den Sieg verschaffe?!, Grimm Myth. 828. portacio experimentorum
vulgariter dicendo otiosa delicias querens: sigstain, holer, wegwart,
membranulaeque ad inoduni retis dispositae, in quibus, quandoque
nascuutur pueri, et vocantur in vulgari geserb et caracteres et
alia multa consimilia. — De membranis vero famant vetulae, si
recipiantur IX vel ad minus V et habentur cum filo aureo et sericeo
in ecclesia per novem dies, illo tempore, quo horae canonicae
dicuntur per nonam et postea ferantur per aliquem ad judicem vel
ad Judicium, ille obtinet causam suam. Advocati etiam consueveruut
se munire sambuco et plantagine, ut vincant in causis, Brunn. Str. I.
730 S. 337 und Einl. XCV1.
ge-sez,e, gessez,e stn. Wohnsitz, Sitz, Stuhl, Besitztum: er hiez,
ein gesäte machen, stark keten dar an smiden und die an die grifen
widen (später das gestüele genannt), Alex. 24704. 24769. ein geses
was gesetzt im himel, T — B Offenb. 4, 2. ain regenpog was in der
Umhüllung des geseses, Offenb. 4, 3. ich sach geses (Stühle) und si
saz,en auf si, Offenb. 20, 4. vor dem geses Götz, Offenb. 14, 3.
ge-sez, (u. gesez,z,e) stn. Sitz, Wohnsitz, Besitztum, Lage: si
karten wider in ire gesese (in jedes suas), W — B Richter 9, 55. Und
der kunig sas ouf seinem trone in dem gesese des palast (in con-
sistorio palatii), Esther 5, 1. Beide Belegstellen können auch zum
vorigen Worte gehören.
ge-sez,z,en (ge-sez,z,en) pari. Adj. wohnhaft, ansässig: wer der
sei, der ein erb (liegendes Vermögen) hab in der stat, doz, zinshaftig
ist oder z,inshaft sei, is das is pesser ist denn funfczig schock über
den zins, so ist er gesessen u. auders nicht nach der stat recht,
Prager Rb. 138. einen gesessen geczeugen nennen umb einen toten,
Igl. Str. 149. her sei g. oder nicht, 85. Ist der anderswo g., des die
teil seindt, DIR 22a. 2. gesessen zu — , Stb. Brüx N. 293. noch-
pawern, die auf dem lant g. sein, Budw. Urkdb. N. 498. Ich Erhard
Forster czum Neuenhause (Feste Neuhaus) — mit wonunge g.,
Mind. d. Egerl. S. 23. 30. 31. hier in der stat g., Olm. Stb. 64. do
sprach ein Vormunde, der auf dem lande ist g., Saazer Urkdb. S. 100.
die niülner, allenthalben g. umb die stat, Igl. Stb. V 257 b.
ge-setze stn. Festsetzung, Gesetz: Und unser hercze sei vol-
kumen mit unsern herren gote, so das wir wandern in seinen ge-
seczen (in decretis eins) u. behüten seine gepot also auch heute,
Kön. III 8, 61.
ge-sicht stf. 1. das Sehen, Anblicken. 2. Anblick. 3. Traum,
Erscheinung, Vision, Aussehen, Äußeres, Gestalt. 1. mit gesichte
298 ge-sichtig — ge-slepp
der ougen (inspectione oculorum) di weise u. den sinn diser be-
swerunge — behalden, Const. IV 11, 4. 3. durch den troum in der
nechtlichen gesiebt, W — B Job. 33, 15 in gesiebte (in visione)
erscheine ich im. Num. 12, 6. er gab auch manigen blinden di
gesiebt. T— B Luk. 7, 21.
ge-sichtig Adj. 1. sichtbar, deutlich. 2. sehend. 1. daz, di
gesichtigen wurden aus den ungesichtigen {daß aus Unsichtbaren
das Sichtbare entstünde), T — B Juden 11, 3.
ge-sidele stn. 1. Vorrichtung zum Sitzen, Bänke und Tische,
2. Wohnstätte, Wohnsitz: mitten dar inne ist geworht ein g. von
— helfenbeiu, Alex. 12558.
ge-siger* stm. Sieger: der undir den gesigern als ein hörn dem
einhorn irwirbit ruoin und guten leumt, Dal. 134, 15f. (60, 38). der
manbaft g., 220, 8 (100). 187, 23 (84, 2).
ge-sinde swm. 1. Weggenosse. 2. Gefolgsmann, Dienstmann.
3. Hausgenosse. 3. Desgleichen mag auch ein herschaft einen
gesind, das es gedingt het, vir woch vor autsagen, ob es sein nit
haben wolt, Eger Str. C. 64. Doch ist wohl hier einem gesind,
und zwar von stn. zu lesen =
ge-sinde stn. 1. Gefolge, Dienerschaft wörtl. und bildl. 2. Kriegs-
leute. 3. Gesellschaft, Familie, Geschlecht: das g. Ezri (familiae
Esri), W — B Richter 6, 24. ir g. der volke (familiae populorum),
Par. 1 16, 28. von dem das g. der Xamubeliten, Num. 26, 12 — 18 f.
ein iglicher herre, er sei pose ader gut, so wirt er allewege
geachtet, als er g. hat, Const. I 4, 8.
ge-sinden siev. trans. und refl. 1. zum Gesellen oder Diener
machen, aufnehmen. 2. sich in das Gefolge jemandes begeben: wiltu
wesen wol gesindet (willst du gute Diener haben), Alex. 27931.
ge-sinnet part. Adj. von sin, gesinnt: wo euch das g. wirt,
(falls ihr wollt) uns das zu erkennen geben. Eger Cbr. 1170.
ge-sippe swmf. (von Adj.) nahe Verwandte: Do sullen nahe
gesippen nicht in eim rate sein, Const. I 5, 3. (Rubrum in D.)
ge-sippe stn. * Verwandschaftsgrad*: die freunde von gepurt u.
die freunde von weibes wegen pis auf das fünfte gesippe vorkeust
man an dem geezeugnusse (usque ad quintum gradum), Const. P7
12, 13. gegen freunde u. mage pis auf das fünfte g. (ad quintani
consanguinitatis lineam) sullen fursprechen nicht gezwungen werden,
daß sie vursprechen u. teidiugen, IV, 4. 10. I. 5, 4.
ge-sippet, ge-sipt part. Adj. verwandt: die nechsten gesipten
freunde, Elbog. Chr. 8, 10. 10, 34. 11, 1. 12, 27.
ge-slackt Adj. wohlgeartet, fein, schön: kein g. ader geverbt
gewant über die por nit decken, Eger Str. C. 38. nü tuot so wol,
als iuwern tugenden si geslacht, Schretel 83. den helden gar ge-
suchten, Tristan 6199. Tinas von arte edel und g., 4341.
ge-slepp* stn. Gang in einem Bergwerk mit schiefer Ebene
zur Erzförderung : sie haben furpas gefaren auff demselben Schacht
ainen czenczel mit ainem geslepp, Igl. Bgr. N. 6, 1. in einem schacht,
der was gesunken 6 lochter, — hatten sie gevaren ainen czenczel
mit ainem geslepp durch ganezen stain unez czu ainem hespel, das
was wol 4 lachter tief, Nr. 6, 2. do sie — waren in dem gesleppe
Bethoron (in descensu Bethoron, Abhang von B.), W— B Jos. 10, 11.
ge-sling — ge-stalt 299
ge-sling, -slink stn. (icohl zu ge-slingen L.?) Gedärm und
Fleischabfälle : g. in die roren stassen (= stoßen), Eger Str. C. 47.
ge-sloz, (ge-sloz,) stn. Schloß, Burg: Wiewol sie (die Bürger
von Olmütz) irem herrn (K. Wenzel) mit dem g. u. in werntlichen
sachen treu u. gehorsam leisten, idoch wolden sie ire hende uff die
pristerschaft nicht ousrecken noch sie czu leidigen gestatten, Olm.
Stb. 54. etlich g. der veinde (Hussiten), N. 44 der herr vom g., Chlum.
I 48. 49. 52. das bemelt gslos, Eger. Chr. 1188.
ge-smeid (ge-smide) stn. Metall, -gerät (Waffen, Rüstung),
Schmuck: das geschmeid, das den hindern czugepuret, Ig). Stb. V
105 d. mein silbrein gevese und andre geschmeid, III 304 a. was
des uberigen geschmeides gewest ist von silber, 11160b. silberein
g., III 52 a. von silber g., gurtel ader patemoster, V 195 b.
ge-snitz-werk* stn. Schnitzerei: solch vesperbilde zusambt
dem öhlgarteu geschnitzwerg und bildwerk gestehet 20 seh., Traut.
Chr. 36.
ge-span stm. Gefährte, Genosse, Kompagnon: So mugen ouch
die gespan und geselleschaft desselben krieges an gebot teidingen
also doch, das der geselle ader die gesellen das ding stete halden,
Const. IV 3, 4.
ge-speist* stn. Proviant, Lebensmittel: Elbog. Chr. 137, 31.
ge-spenge stn. Koll. zu spange, Spangenwerk: nam das g. der
puckeln der eunielichen camelen, mit den man sie pfliget czu cziren
(ornamenta ac bullas), W — B Richter 8, 21.
ge-sperre stn. 1. Sparrenwerk, Gebälk. 2. Spange. 3. Saum:
1. so mugen sie dachzimer und die gesper auf dieselben wantruten
legen, Igl. Stb. III 193 b. er hat bewilligt — seinem nochpar in sein
hausdoch die gespier czu roffen, Igl. Stb. V 238 d.
ge-spert pari. Adj. (v. spern swv.) hastatus: gewapent eisen u.
mit gespertem holeze (ligno lanceato), W — B Köu. II 23, 7.
ge-spil* stn. Schauspiel: den 18. apr. 1585 ist das gespiel von
der Rebeca — gehalten worden, Eg. Chr. 692.
ge-spil, -e sivmf. Spielgevosse; Freund, -in: Und do sie gegienk
mit iren gesellinnen u. m. iren gespilen, do beweinte sie iren
magtum auf den pergen, W — B Richter 11, 38.
ge-spreche (ge-sprseche) stn. 1. Sprechvermögen. 2. Unter-
redung, Beratung. 3. beratende Versammlung. Die Schoppen gehen
vor Fällung des Urteües an ein g., Igl. Str. 271.
ge-sprechikeit* stf. Beredsamkeit: seiner (des Hieron.) g.,
seiner geblümten rede, domit er die heiligen schrift aus ebraischen
u. krichischem gezung in latein bracht hat, inusz sich alle diese
werlt wundern, Hier. 8, 5.
ge-sprenge stn. 1. Sprengen. 2. Ansprengen, Einsegnung.
3* Ort in der Kirche, wo das geschieht (?): czway pild macben
lassen in die tafel (Altarbild) yn das gespreng (der Wenzelskapelle
der Iglauer Pfarrkirche), Igl. Stb. V 152 b.
ge-stalt 1. stf. 2. stm.*. Gestalt, Aussehen, Beschaffenheit.
1. in W— B immer = facies : von der g. der Pbilisten, III B 15 c.
v. d. g. des pogens, Ps. 59, 6. von der g. des vewers, Ps. 65, 10.
nur: die g. des himmels = species coeli, Sirach 43, 1. mit traurikeit
der g. = tristitiam vultus, Prediger 7, 4. die do waren gegen der g. der
300 gestalt — gesten
wustenunge (contra facieni deserti) u. gegen der sudnischen erden,
Judith 2, 13. wider di g. des windes, Sirach 22, 21. so such ich
nicht einen g. des leibs (speciem corporis), Sol. 74, 37.
gestalt s. stellen.
ge-stän 8. ge-sten.
ge-stat (G.-des) stn. Gestade, Ufer: bei dem g. (des Sees
Tiberias), T— B Matth. 13, 2. 13, 48.
ge-steige stn. steile, Anhöhe, über die ein oder mehrere Wege
führen: über das g. der scorpionen = per ascensum scorpionis,
W — B Num. N 34, 4. gegen dem gesteige (contra ascensum), III 96 d
u. Jos. 18, 18. das g. der gegent (per ascensum), IT 127 d. von dem
g. der scorpen, Richter 1, 36. David czoch auf das g. der ölpoume
steigende u. weinende mit bedaktem houbte u. gieuk mit paren
füzen (clivum olivarum), Kön. II 15, 30.
gestein-rulle * sie f. (von rulle, rolle swf. rotulus) Steingeröll,
rupes: die waltesel steen in den gesteinrullen (onagri steterunt in
rupibus), W— B Jer. 14, 6.
ge-stellen swv. Trat, ge-stalte a) von stal (Stelle) 1. an einen
Platz schaffen. 2. zum Stehen bringen, beilegen. 3. fangen. 4. ins
Werk setzen. 5. aufstellen, ordnen. 6. refl. sich schicken, gestalten.
7. trachten nach: b) von stal = Stall. 8. in den Stall bringen.
1. = als Zeuge vor Gericht bruigen: den totpetman schol man g.
und di scheppen schollen in dorezu twingen, das her sage, was im
dorezu um gewissen sei, Igl. Str. 247. Also — er — seine geezeuknisse
mit der stat priefe u. mit dem totpetman gestalt hat, 260 S. 156.
gesten (auch ge-stän) stv. IV. gestuont; gestanden, gestän intr.
1. stehen bleiben, stand halten. 2. sich stellen, hintreten, besonders
vor Gericht. 3. absteigen vom Pferde. 4. mit Dat. zu einem stehen,
helfen, bes. mit Zeugenschaft, trans. 5. aushalten. 6. zustatten
kommen. 7. mich gestet — mich kostet. 1. da haben sie bein der
badstuben — auf in gestanden (gelauert), Traut. Chr. 37. 2. also als
der alt scheppe uns vrefvleich gestraft hat u. die czwene Steiger mit
im u. nicht gestanden sein unvorrucket, als ein recht ist, Igl. Bgr.
N. 65, 6. ist aber das der selbschuldige vorfluchtig wurdt u. vor
dem bergmeister dem gerichte nicht gesteet, DIB 23a, 6. 1. sein
widerparth Ffricz Buswurm noch seiner verwilligung nicht gestanden
ist, Igl. Bgr. N 83, 3. Wenn dem antworter der clager nicht gesteet
(vor Gericht erscheint), so der richter czu gerichte siezet, so mag er
(der richter) sein uugehorsamkeit rügen u. besagen — wenn dies
2 mal geschehen, kann der Geklagte den Richter bitten, das er mit
urteil ledig werde u. enpunden von seiner clage gerichtes halben,
Const. IY 3, 1. der ist (zu dreien malen eingeeischet von Frocoben)
zu seinem rechten nicht gestanden, dorum hat man in in die echt
getan, als den, der sein recht nicht hat, Igl. Stb. IY. 87 c. er ist
czue dem rechten gestanden, IY 204c. — 4. 5. 6. ab in des die
gezeuknus des hofmeisters gestund und bekent als ein recht ist,
Igl. Bspr. YIII. das mir der brive über die leihung des gestet, Igl.
Stb. Y. 10 b. des gestunden ir die heiratleut, Igl. Str. 233. ob im des
diselbe beweisunge gestünde u. bekente, als ein recht ist, 259 S. 154
u. Igl. Bgr. Nr. 67, 4. ab in die beweisunge des gestund, Igl. Bgr.
N. 64, 1. wem den gesworn leute gesteent, DIB 23a, 10. Is en-
ge-stift — ge-streuche 301
inack ouch kein prüder dem andern mit nichte gesteeu noch mit
im erczeugen noch ein vater seinem kinde, D I R III 37. ein protess
(Dienstknecht) seinem herren wol mag gesten, Igl. Str. 41. Ist das
mir — der Drive über die leihung des gestet, Igl. Bgr. N. 51, 2. dem
der liher gestet, D I R 13, 4. das im die burger u. stat von Eger
des rechten für dem lantgerichte — dem richter u. den mannen zu
Eger nit gestunden, Mind. d. Egerl. S. 21; = zu gestehen: Chr. v. El-
bogen 27, 9. 28, 31. 46, 25 usw. = gestehen, als Zeuge bekennen : dem
sie zu schaden scholden gesten (gegen den sie zeugen sollten), Igl.
Str. 34. das si der sache, do si um wolden gesten, heiratsleute weren
gewesen, 34. Und was der hiert gestet, des schol er auf seinem
stabe ainen aid sweren, das im got so helf u. alle heiligen, aber im
selben mag der hiert nicht gesten, 42. ein hirt mag wol gesten um
alle den geprechen, der an dem viech geschieht 42. — In morgeu-
gabe gesteeu heiratleute pass dann totpetleute, 267 S. 170. er mag
wol gesten u. geczeugen, Igl. Bgr. N. 113. ab des der gesworn
Steiger gestet u. bekennet, N. 117, 2. Zu 2. ab der clager mit
frevel nicht gesteet (vor Gericht erscheint), so sol man den antwurter
enpinden von teidingen des gerichtes u. sol den clager an rechter
czeruuge, die er getan hat von des kriges wegen, mit urteiln vor-
urteiln, Const. IV 4, 15. — seinttmalln die waisen, noch ire geborne
freunt nit noch bergrechten noch den tailen czu rechter czeit
gestanden sein, verhoff Jan Sander, er sei den waisen aus angehegter
ursach nichts verprlicht, Igl. Bgr. N. 85, 2. 7. ein zinnerne schissel
u. ein seitlkendl — gestehet zusammen 2 seh., Igl. Ms. S. 15. das
bildnus des hochberümpten poeten Hannß Sachsen von Nürnberg mit
schönen Ölfarben gestehet 1 seh. 12 g. («. 1615, noch in lglau vor-
handen), Igl. Ms. S. 15.
ge-stift stn. Abfassung einer Erzählung, Stiftung eines Klosters ;
stf. Stiftung, Festsetzung; stn. Vereinbarung*, pactum: die wort
diez vrolichen gestifts, W — B Jer. 11, 3 u. 6. der mit gewaltiger
haut der gote gestifte (die Gründung der Götter, das von den Göttern
gegründete Theben) hete verbrant, Alex. 3966.
gestift-altär* stm. Altar, vor dem einer Stiftung gemäß eine
Messe zu lesen ist: auf dem g. — eine sehlmesse zu lesen, Traut.
Chr. 349.
ge-stin (auch gestinne) stf. Fremde: diust ein gestin, W. v. W.
3977. die g. (Amazonen) dannen riten, Alex. 17610.
gestreft s. ge-streift.
ge-streift (ge-strifet) pari. Adj. gestreift : drei gestreffte hand-
tuecher, Igl. Stb. V281c, 20 elen gestreffte leinbot, V 281 c, 265 d.
ge-streng-heit, ge-strenkeit (bei Lexer gestrengecheit, Strenge,
enthaltsame Lebensweise) stf. in der Anrede = gestrenger Herr:
do sein g. (der hauptman zum Elbogen) beder teil red und antwort
guuglich vernomen, Elbog. Chr. 84 14.
ge-streng-lich * Adv. strenge, nachdrücklich: hirumb ich euch
g. gepewt, Eger. Chr. 1125 S. 302 u. 303.
ge-streuche * (Koll. von strüch) stn. Gesträuch: sie was nun
kumen in dicke g. (strüchecht L. beides falsch übersetzt für:
Gedränge = tschech. hüscie), Böhm. Chr. 15.
302 ge-streuse — ge-sund
ge-streuse (ge-striuz,e Koll. zu strüz.) stn. Strauß, Kampf,
Handgemenge: ein volk, das — aller gesiechte eintrechtikeit mit
irem g. (dissensione) czubreche. W— B Esther 13. 4. Aldo haben
aufgehört die posen von irem g. (a tumultu) und gelaufte und sint
do berastet, müde ir sterke (fessi robore), Job. 3, 17.
ge-stritte,* ge-strüte* (= ge-strüteht) stn. Gebüsch: gestrute
(carectum mit Riedgras und Binsen bewachsener Ort, s. binsen-
strauch): mac gewachsen ein gestrute äne wasser, W — B Job. 8, 11.
sie haben das grenitzflosz {den Grenzbach) hienauf durch gestritte
und geritt (s. d.) ausgerenmbt bis zum grenzbron, Traut. Chr.
271. 204.
ge-stüele stn. Koll. zu stuol. geordnete Menge von Stühlen: er
schuof ein g. unervorcht, — da die forsten solten sitzen, W. v. W. 115,
man beriht {errichtete) ein g. dar, 1293. da ein g. was geworht,
7179. manic g. riche, Ernst 2370. da er üz, dem g. (des tempels)
trat, Alex. Anh. 2019. gestüelde, Alex. 24711. wart das new gestüle
in der kirche gemacht vor der herren banck, Traut. Chr. 339.
ge-stüppe stn. Staub und Staubähnliches; {bildl.) Nichtigkeit:
daz. gestupp (de?i Staub eurer Stadt) — daz, schutt wir an euch,
T — B Luk. 10, 11. schutt daz, g. von euren füz,z,en, Mark. 6, 11;
Matth. 10, 14; Btb. 13, 51. si legten daz, g. (Asche) auf ir haubt
und riefen wainent. Offenb. 18, 19.
ge-stügt s. stücken.
gest-weise (gast-wise) Adv. als Fremder, als Gast: das er were
aldo g., W— B Gen. 12, 10.
ge-suech (ge-suoch) stm. 1. Nachforschung, Birsch. 2. Weide.
3. das Weiderecht. 4. Erwerb, Gewinn. 5. Zinsen von ausgeliehenem
Geld. 5. das hauptguet (Kapital) u. den g., der darauf die weil
gegangen ist, Brunn. Str. II 118. sein rechten g., rechtmäßigen
Zinz, II 144. das phant schol in der stat gericht versetzen oder
verkaufen. Er schol iz aber nicht um g. versetzen, II 194. noch
um das hauptgeld weder umb den g. , Olm. Stb. 58. mancherlei
czwitrachten — so sie (kristen u. Juden) mit einander umb gelt-
schult, umb gesuch u. umb phantverseczung zu schaffen u. sich mit
einander angelangt haben, 49. Um solche Streitigkeiten hindan
zu halten, haben, 1430 bürgermeister, ratmannen u. gesworen
schöpfen 2 Register machen lassen, eines über Summen bis 2 Mark,
das der foite stetes bei im haben u. dorein schreiben lassen soll u.
ein 2., über 2 Mark, das in einer lade ie czum foit verslossen ligen
soll, zu dem ein gesworner des rats den slüz,z,el haben soll, Olm.
Stb. 49. gewinnen guet mit unrecht: mit stein, mit rauben, mit ge-
such. wucher oder mit anderm unrecht, Joh. v. Igl. 9. alle, die gut
gewinnen mit gesuch u. mit ubersazzen u. mit uberchauffen 7. von
des gesuches wegen, des geldes das die stat für unsern herren
(Markgr. Jost v. Mähren) gegeben hat und geben mus, Igl. Stb. II
106 c
ge-sümpfe* stn. Sumpf: bein Künigshainer g., Traut. Chr. 54.
bis auf ein g. und wesserichten boden, 131. 208. 209.
ge-sund stm. Gesundheit, TJuverletztheit: des bleter zu geist-
lichem g. sint, Hier. 7, 13. gebet um gesunt u. lang leben, Elbog.
Chr. 93, 38.
ge-sund — ge-sworne 303
ge-simd Adj. gesund, gesundheitförderlich: ortus, dictus gesundt
leyten, IV 224c. an der gesunten lewten (— leiten), Igl. Stb. IV
194 d.
ge-sunden, -sunten sivv. Trat, gesunte 1. tr. gesund machen.
2. intr. gesund, am Leben bleiben: 1. dein gedechtnusz gesundet
mich (sanat me), Sol. 3, 28. ob ez, gezem ze gesunten {heilen) an
dem samstag, T — B Luk. 14, 3. er gesunt manig von dem siech-
tumen, Luk. 7, 21. er gesunt alle ungesunthait, Slatth. 4, 23. 9, 35.
er gesundet sie, 4, 24. ich kum und gesund ez,, 8, 7. er gesundet
alle, di da heten daz, übel, 8, 16. 12, 15. gesunt {heilet) di siechen,
10,8.
ge-sundikeit (gesundecheit nur Rcpr. 1, 401 bei L.) stf. Gesund-
heit, do verkranket niht di g., Sol. 96, 26.
ge-sunken s. sinken.
ge-sunnes {wenn richtig gelesen) Gen. = der Meinung, ent-
schlossen: ein e. rath — war gesunnes {beschloß), des hern Albrecht
Siglers haus zu einem rathaus zu kaufen, Traut. Chr. 283.
ge-swanz st7i. tanzartige Bewegung; Putzanzug {Schleppe) der
Frauen : die pilgerine in irem geswanze nach den fidelen süez,e tanze
an wiz,er hant da träten, Ernst 5501.
ge-swelle stn. stf.* Grundbalken, Schivelle: Sant Wenczlaw —
kniete nider auf der g., Böhm. Chr. 30.
ge-swellen stv. I 3 auf-, anschwellen: geswellende dein (deinen)
bouch zureisse (tumens uterus tuus disrumpatur), W — B Num. 5, 21.
ge-swer swm. Geschwür: voller geswere, T — B Luk. 16, 21. die
hunde lekten sein g., 16, 20.
ge-swere* stm.? die Schwäger: der preut sweher noch swiger
noch geswern noch die andern vreunt, Eger Str. A I, 6. bruder noch
swester noch sweger noch gesweren, B 9.
ge-swestern unregelm. PI. f., leibl. oder geistige Schivestern:
meine gebrüder, g., erben, erbnemen usw., Stb. Brüx N. 293.
ge-swistereid, -swistreid, -swistret, -schwistereid stn. meist PI.
Geschioister: das selbe guet auf sein g. und auf ander erben scholde
gevallen u. erben, Igl. Str. 82. mit andern geswistret (65) S. 331 ;
ge-swistreid, Eger Str. A I 7, IV 2; B 7. 9. 19; C 3. 7. 16. 30. die
andere rechte geswistreide, Stb. Brüx N. 157. Andres — ist geteilt
von sein geswistred und von der muter, das er und sein erben kein
ansprach czu den erben nimmer haben sal, Igl. Stb. III la, ab in
der selben zeit der selben kinder ains abging, so sol das obgenant
gelt auf daz, ander sein geswistrat gefallen, III 141 a. czwai tail
gefallen auf des kinds geswistrat, V37b. das er sich mit der muter
oder mit geswistret nicht betrogen {vertragen) mocht, V 22 d. an-
fanges geswistre ist das ende, Ack. 29, 20.
ge-swister-kint (= ge-swisterde-kint) stn. Geschivisterkind : Do
Jacob — woste, das si waren g. (sciret consobrinam suam) u. die
schaf Labans seines oheims, und wegte abe den stein, mit dem der
brunne vorslossen was, W — B Gen. 29, 10. Diese Form nur noch
DFG 144 b. seind geschwisterdtkinder, Eger. Chr. 671.
ge-sworne swm. der geschworen hat, wozu eidlich verpflichtet
ist. 1. g. der stat. = Stadtrat. Sie bildeten unter Vorsitz des landes-
fürstl. Richters in Iglau (judex seu advocatus, er war nach Toma-
304
ge-sworne
gchek, Deutsches Eecht in Österr. S. 58 u. 117 durchs ganze 13. Jh.
Beamter des Landesherrn) die Körperschaft, in deren Händen —
unter bloß konsultativer Mitwirkung der Berggeschworenen — die
oberste autonome Rechtsetzung lag; ferner die Vertretung der Rechte
der Gewerken, die eben zugleich Bürger sind, ferner die Erteilung
von Rechtsbelehrung (die erste bekannte Weisung v. 1268, Igl. Bgr. N. 23)
von Bergwerksverleihungen, die nur consilio = consensu juratorum
Iglaviensium erfolgen: Was die urbarer mit rate der scheppfen czu der
Ygla in dem gepirge oder in den Stollen imande vorleihen oder geben
under irem ingesigel u. der urbarer, das schol stete u. veste sein
äne alle Widerrede, Igl. Bgr. U— A 1 ; DIE I. 1 ferner Stollenrer-
leihungen nur de consensu judicis et civium: Wer do arbeitet in den
stollen mit vorhenknusse des richters u. der purger, U — A 9; wer
mit vorhenknus des richters und der geschwornen und des, der das
perkwerk leihet und vorreicht, ein Stollen anhebet — , U — A 15;
ferner Heimfallserklürungen nur: assumptis juratis: verlassene stollen
oder gemessen perge sol man 6 Sonntage ausrufen, dann schullen
die urbarer zu in nemen die gesworn u. schullen auf das ausgeruffen
gepirge czihen oder geen; und vinden sie daselbst gepirge wüste,
mugen die egenanten urbarer dasselbe gepirge ledicleich vorleihen,
wem sie wollen, U — A 7. — Sie haben Teil an der Verwaltung des
Berges, nehmen für die Bürgerschaft, bez. den sie vertretenden Rat
die Bürgerlehen und nach U — A 14 das zivischen zwei gemessenen
Bergen verbleibende Feld in einem geivissen Ausmaß (s. überschar),
ivorauf als auf unvermessenen Grund nur der Regalherr Anrecht
hatte. Doch werden Uberscharn gegen die Igl. Ansprüche und Ge-
wohnheit vom König für sich in Anspruch genommen, Const.
II 2, 5. Ebenso bekämpft König Wenzel IL in Const. II 3, 9
das von den Iglauem in Anspruch genommene Privileg, daß sich
Bürgerlehen nicht verliegen, wogegen doch selbst die Königslehen
nicht geschützt seien.
2. berggesworne = Grubenamtleide der Gewerkschaft: berg-
meister = Schichtmeister, Steiger, Schreiber, czimmerleute, hut-
leute, die dem Regalherrn treue Amtsführung geschivoren haben
s. bergscheppen. berggericht u. bergmeister. die geswornen seint
genant von gesworn eide, den sie uns tun umb gemein nucz
und umb die trewe u. gerechtikeit, die sie uns tun sollen.
— so wollen wir, das man czu dem ampt die pesten u. ge.
rechtiaisten aus allem volke kise u. ordinire und das sullen wir
(der König) tun ader unser camerer an unser stat und sal sie auch
nimand anders abseczen (die Iglauer sagen deren Ernennung sei
Sache der Gewerken, wenn hiefür wie in Iglau und Kuttenberg ein
regalherrl. Privileg erteilt worden, Igl. Bgr. X. 101), Const. I 5, 2.
Und also vil sal man ir kisen, das sie das undertenige folk weisleich
anleiten mugen, I 5, 3- Es sol auch nicht sein in ainem rate der
gesworn ein vater mit seinem sun, noch ein prüder mit seinem
prüder, noch ein sweher mit seinem aidem — umb das sie czu-
sammenhangen von gesippe. — Wir wollen auch nicht, das imant,
der posen leumunt hat, czu schepen gesaczt werde — falls dies
geschehen, soll er abgesetzt iverden, das nicht ein suchtiges schaf die
gancze hert suchtig mache, I 5, i. wan des not ist in grossen Sachen,
ge-swulst — ge-treuheit 305
so sullen die geswornen des pergis die gesworn der stete u. eldisten
ous dem volke czu in rufen, I 5, 7.
ge-swulst stf. Geschwulst: si matten in ze sein bekert in
g. = sie erivarteten, er iverde anschwellen, T — B Btb. 28, 6.
ge-tän part. Adj. gestaltet, beschaffen, gehörig:* lantleut, die
mit dienst u. steur zum Egerlandt gethan, Eger. Chr. 12, S. 18.
ge-tät stf. Gen. getaete, getät 1. Tat. 2. Geschichte 3. Ge-
schöpf und Gestalt, Beschaffenheit. 3. Zu dir ruf ich, deine getat
{plasma tuum), Sol. 7, 10.
ge-teilt s. teilen.
ge-teilte stn. nämlich spil, Wahl, Bedingung: do hat man im
zu einer straf zwei getheilte gegeben : er solle 4 wochen im feilthurn
ader er solle 200 thaler aispalten strafgelt auflegen, Eger Chr. 909.
ge-touft part. Adj. getouftes leben, die Taufe, W. v. W. 342.
ge-tefll (ge-tevele) stn. Koll. zu tafel, tabulata, W — B Ex.
26, 29 Und machte an die wende des tempels getefel um und umme
(tabulata per gyrum), Kön. III 6, 5. III 6, 6. zu der pesserunge des
getefels u. des daches des tempels, Par. II 24. 5. getefil mit rigel,
Ex. 35, 11.
geten s. jeten.
ge-ticht (ge-tiht, -e) stn. 1. schriftl. Aufzeichnung. 2. Gedicht.
3. Fabel. 4. Fälschung, Lüge. 5. Kunstwerk. 6 künstl Befähigung.
1. die dises gegenwurtiges deutsches buch meines armen getichtes
sehen, lesen oder hören werden (hier = Übersetzung des Lebens des
hl. Hieronymus), Hier. 231, 5. Und dieser anevank was in dem ge-
offenbarten getichte, das weder in hebräischen noch bei keinem aus-
leger (apud ullum interpretum) wird funden, W— B Esther 11,
zwischen 1 u. 2. getichtes des gar spehen bin ich ein erbelöser
man , Tristan 7 — 9.
ge-trawen (getrüwen) stn. Vertrauen, Zuversicht: wenne der
herre hat getrettet (obtrivit) deine g. (confidentiam tuam), W — B
Jer. 2, 37.
ge-trawen (ge-triuwen, getrüwen) swv. glauben, trauen, ver-
muten: du selber wirdest uns nit entrinnen, wie wenig du des
ictzund getrawest, Ack. 14, 7. das es behalden werd, als ich in des
getraw uud gelaube. Igl. Stb. III 30 d.
ge-trechte (ge-trehte, -trähte) stn. das Streben, Sinnen, Trachten,
Betrachtung: nimant hoffe uf sin gesiechte noch uf sin tiefiz g.
{neufaj — do smysla hlubokeho), Dal. 95, 26 (40, 14).
ge-trei'licli* (= tref-, treffe-, treffen-lich) Adj. dringend, not-
wendig: als das — auf ditz malen (gegenwärtig) vil unsern andern
getreflichen gescheft nicht hat sein mugeu, Elbog. Chr. 30, 22.
ge-treide (ge-tregede, -trägede, -treide) stn. 1. alles, was ge-
tragen wird, Kleidung, Gepäck, Last, alles Tragbare. 2. was der
Erdboden trägt, Blumen, Gras, Getreide. 3. Lebensmittel. 1. müle,
kemmel, dromedar, die alle g. (Lasten) truogen, Alex. 21455. von
allen und itzlichen getraiden der jerlichen fruchte — , Traut.
Chr. 17.
ge-treuheit (ge-triu-heit) stf. Treue : wir sweren in getrewheit
und unterthenickeit zu halten, Elbog. Chr. 45, 27.
Jelinek, Wörterbuch. 20
306 ge-trib — geu-knecht
ge-trib stn. Drängen, Antrieb: durch getrieb und anligen —
seiner mutter, Eger Chr. 3.
ge-tümel (ge-tümele, ge-tümmel) stn. Koll. zu tumel, Lärm,
Getümmel; ich sach ein gros g. (tumultum magnum), W — B Kön.
n 18, 29.
ge-turme* stn. Reiterschar, turma: iclicher nach seinen ge-
turmen und scharen u. heren (per turmas et cuneos atque exercitum
suum), W— B Num. 1, 52.
ge-turre* swm. Verwegener, von getar, geturren unregelm. v.i
das — die ubeltat die geturren nicht reicze, übel czu tun (ne prae-
sumptoribus transeat), Const. I Vorr. 2.
ge-turst G. ge-turst, -türste PL ge-türste stf. Kühnheit: f irrsten,
die man sach in den getürsten, daz. sie sich wern wolden, wä sie
striten solden, Alex. 5438.
ge-türstpc-heit stf. Kühnheit, Verwegenheit , Igl. Str. B I.
ge-türstec-lich (-e, -en) Adv. kühn, verwegen: das nicht — yon
imand g. müge angefochten oder vornichtet werden (ne per aliquos
praesumptuosos impugnari vel irritari valeat), Igl. Str. B I. Ist
aber, das er dem richter adder eczlichen scheppfen g. schendet
(presumptuose vituperaverit) B 44.
ge türstig Adj. kühn, verwegen: g. und ellenthaft, Alex.
Anh. 131.
ge-twanc, -ges stmn. 1. Einengung. 2. Bauchgrimmen. S.Be-
drängnis, Gewalttat. 4. Herrschaft, Gewalt, sinen (eines Land-
mannes als Herren) getwanc sie niht erliten (würden sie nicht
dulden), W. v. W. 394-4. sulchen g., sulche engestliche not (bei der
Trennung der Seele vom Leibe), Hier. 145, 2. der künc halt uns
alze lange in unbilligem getwange, Alex. 18 028. dö sie in dem g
lange gewesen haten, Ernst 3531.
ge twanc-sal stn. 1. Zwang, Bedrängung. 2. Antrieb: 1. aus
dem g. der Egipten (de ergastulo Egyptorum), W — B Ex. 6, 6.
ge-twenge stn. Koll. zu twanc 1. Gedränge. 2. Bedrängnis.
3. Gerichtszwang. 1. als sie kämen in die huote an dem wege g.,
W. v. W. 5457. der erden gestalt und ir g\, Alex. 16262. sie quämen
zu einen vels gröz,, da daz, waz,z.er durch vloz, kreftig in dem g.r
Ernst 3557.
ge-twerg, -twerc, stn. stm. Zwerg: Melöt, daz, vervluochte g.,
Trist. 5283. dem getwerge, 5293.
geuden (auch giuden) swv. großtun, gloriari: geudens dur
W — B IV 130 a. sie geuden t. (gloriautur), IV 133 d. in allen dingen
geudende (gloriantes, sich rühmend), Sirach 43, 30. die in iren wapen
u. in iren lanczen usw. geuden, Judith 9, 9. Arphaxat geudende recht
sam geweidig in der gewalt seines heres u. in der aufte der wegen
(gloriabatur quasi potens in potentia exercitus sui et in gloria
quadrigarum suarum), Judith 1, 4.
geuden-reich* Adj. freudenvoll: freudenreich, geudenreich —
waren mir — sie beide (Tag und Nacht), Ack. 5, 2.
geu-knecht* stm. Bauernknecht als Schimpfwort: das glaube,
du üppiger g. , Ack. 42, 6. Nach Schmeller II, S. 2. gäu = Land,
bes. Flachland, gäubauern = Bauern von der Ebene, gäumann
= Landmann, gäuleute, Landleute.
geut — ge-verde. 307
geut* di (Böhmen sind nach Ansicht der Mailänder) also
grüelich geut (tschech. tak velmi liuti), daz si eszin andir leut,
Dal. 107, 31 (47, 25).
ge- Valien stv. V hier: zukommen, auf einen entfallen von einer
Geldstrafe eine best. Summe: Der — neun marken (Strafgelder)
gevallen den urbarem 3, den gewerken 3, dem sachwalden 3, D I E,
II. 29. das das — 3 erer tagschicht = 3 Tage ledig befundene
Bergtverk — czu ewer haut ist gevallen, Igl. Bgr. N. 82, 2. das sol
auf den Thoman Huolka und auf sein e gemelte (oben erivähnte)
hausfraw gefallen (ihnen zufallen), Igl Stb. V 105 d. also das ir zu
sand Jörgen tag nochstkünltigen gevallen schullen 6 seh., 111326c.
ge-vang-lich Adj in gefangkliche verhafft (in Haft) gebracht
wurde, Eg. Achtb. II 222.
ge-var flektiert gevarwer Adj. Farbe habend, aussehend, be-
schaffen : an lürsteclicher wirde gar was er gereht und gevar, W. v. W.
513. sie was auch wüneclich g., 4320. wä vünde violin gevar?
Tristan 3.
ge-vaer s. ge-ver.
ge-vater (ge-vatere, gevater swmf.) stf. geistl. Mitvater, Gevatter,
-rin: man sol zu einem iden kinde 3 gefattern nemen u. nicht mer,
Eger Str. C 26.
ge-vaz,t pari. Adj. von ge-vaz,z,en swv. gerüstet, gekleidet:
mangen helt — g. nach ritterlichen siten, Alex. 18790.
ge-vechte stn. Kampf, Gefecht: Wo richter u. scheppen durch
vrides willen czu einem g. koment, Igl. Str. 185.
ge-velle stn. 1. Fall, Sturz, Absturz. Einsturz einer Wand.
2. die Gefallenen zusammen. 3. Gegend, durch Baum- und Felsen-
stürze unwegsam geworden, Geklüfte. 4. Glück im Spiel, Gelingen.
5. Abgabe, Einkünfte. 6. Gefallen. 1. mit manger jost gevelle er
fromte ir vil zer helle, W. v. W. 3703. immeriges versinken u.
gefelle sei euch, Tot, zu erbe eigen gegeben, Ack. 7, 13. 3. si (Acc.)
beschirmen die hubel, die do sint gesaezt in den gevellen (in prae-
cipitio), W— B Judith 7, 8. 5. gefeil, Traut. Chr. 86. sloz u. vesten
czu Brux mitsampt den steten Brux u. Ausk auf der Elbe mit allen
u. iglichen iren renten, nutzen, czinsen, gefeilen u. czugehorungen,
Stb. Brüx N. 189.
ge-vellen Praet. gevalte swv. zu Fall bringen, niederwerfen:
Von unser sünde es geschach, darinne uns Eva het gevalt u. wir
ze fluste warn gezalt, W. v. W. 2790.
ge-venc-lich Adj. s. ge-vang-lich.
ge-venc-liche, -en Adv. in die (der) Gefangenschaft: g. ein-
zihen, Traut. Chr. 148. 157. hat in g. angenomen, Elbog. Chr. 14,24.
g. genomen werden, Eger. Chr. 49, S. 36.
ge-venc-nüsse (ge-vanc-nisse, -venc-nisse, -nüsse) stfn. 1. Ge-
fangenschaft. 2. Gefangennehmung: in die g., W — B Num. 21, 29.
er ist aus der gefengnis entgangen, Traut. Chr. 261. so ir in ewer
gefengknuss habt (die ihr gefangen haltet), Eger. Chr. 1143.
ge-verben (ge-verwen) swv. färben: bleibet in warhaftiger, nicht
in geverbeter gerechtikeit, Hier. 33, 5.
ge-verde (gevserde) stfn. Hinterlist, Betrug, trüg. Nebenabsicht,
äne g. = ohne Hinterhalt, aufrichtig: Hieronymus ist auch der-
20*
308 ge-verd-lich — ge-vert
selbe, der äne g. alles das geredet u. volbracht hat, das im empholhen
ist von got gegen kunigen, fnrsten u. gegen aller werlt, Hier. 6, 18.
halden redlichen, — also das kein geferde dorinnen nicht sein solle,
Stb. Brüx N. 257. alle argelist u. g. hirgen gancz ußgesloßen,
N. 253. äne arg n. alles g.. N. 216. dem gluben wir die vorge-
nanten glnbde stete und gancz zu halden als im selber an alles g.,
N. 93. wir haben gesworn, dieselben gesetze stet zu halten ön alles
g., Eger Str. AI, B 1. weder vor noch nach ön g. bei fünf halben,
All. was wir zwischen in ussprechen werden, das sie das beider-
seit stete — halden sollen u. wollen an alles g. u. argelist, Mind.
d. Egerl. S. 32. ön ark u. alles geverde, S. 39. das ich — schol u.
wil halten in sulcher weise, das mir das sein schol von in ön alles
g , S. 2-4. Die Rosenberg müssen Albr. v. Örferr. vorbriefen, daß
während dessen krieg (Fehde) mit dem Schaumburger diesem aus
dem — slosse Everdingeu keinerlei hilf — weder mit cost noch sust
geschehe an areverd. Bndw. Urkdb. N. 354. an geferde, Chr. v. Elbogen
S.2, 13,46, Traut, Chr. 128.
ge-verd-lich* (ge-vser-lich) Adj. hinterlistig, verfänglich, heim-
tückisch: diweil si mir aber mit geverdlicher ubung nachgestellt,
Eger. Chr. 1181.
ge-vere (ge-vaere) stfn. Hinterlist, Gefährdung: u. wir ver-
mugen in solichem gefere (später unten: in s. gefride) nicht zu
steen, Stb. Brüx N. 257. an argelist u. an gevere, Olm. Stb. 96a 4.
di burgein — zu ledigen und unschadhaft machen an alles gever,
Igl. Stb. III 2 10 d.
ge-vere, ge-vaere Adj. 1. heimlich, hinterlistig. 2. feindselig.
3. eifrig, versessen auf. (m. Gen.) 2. nie kein orden wart so swsere
noch den fröuden so geveere als Trennung von Liebenden, W. v. W.
4149 f.
ge-vere* stf.? = arrha, Eidpfennig: wan lediclich an gevere
sol man den eit fordern, das dester leichter di warheit in dem ge-
richte erscheine (libere sine aliqua arrha), Const. IV 9, 9. alle ge-
czeugen, ee si geczeuknusse sprechen, sollen sweren an alle pusse
u. an gevere (sine omni poena vel varra (offenbar = arrha), IT,
11, 11.
ge-verlikeit (ge-vaerlicheit) stf. Hinterlist, böse Absicht: czwi-
trachten und g., Olm. Stb. 98. g. und anstusse zu besorgen haben,
Elbog. Chr. 73, 41.
ge-vert, -e stn. Eoll zu vart, 1. Zug, Fahrt, Reise. 2. Zug im
Schachspiel. 3. Gesamtheit der Gefährten. 4. Erscheinung, Benehmen,
Art und Weise. 5. Lebensiveise. 6. Schicksal, Umstände: 1. das ir mir
ze wizzen tuot iuwer g. (Reise) n. iuwern art, W. v. W. 2676. diser
in kumpänie bat u. daz er seite maere, wannen sin geverte (Weg)
wsere, 4877 ff. der ritterschaft geverte die luft mit stoube müete,
Alex. 6048. da (im Gebirge) in "sanfte g. vlöch, 15132. doch was
ir g. durch den stein gar herte, Ernst 3587. im wsere wol bekant
bez,z,er g. durch daz, lant, Alex. 26086. er lset sich üf daz, g. wider,
daz, der mensche ist hin gegangen (er eilte auf demselben Wege — . .),
25142. sagt mir, war iur g. wseere (wohin ihr zieht), 25934. sin
ros snelles gevertes schöne pflac, Tristan 1699. der hirz gein Tintajol
die rihte des gevertes lief, 2395. recht vertig ist unser gefert (unser Vor-
ge-vetereide — ge-vletz 309
gehen), Ack. 4, 3. 3. in seinem geverte (in comitatu illius), W — B III
47 c. 1. der erbstolle — auf seinem rechten g. durchslagen hat (=
in der wasserseige), Igl. Bgr. N. 76, 5. des Stollen g. beschowen,
N. 73, 2. Cschech zcu sinem geverte sprach, Dal. 21, 22 (2,34). 4.
Gattung, genus, Art: Und das (eine Lehenschaft in einem Erb-
stollen) sprechen eczliche, das das ein rechtes (wohl: dirtes = 3.) ge-
fertte sei der Stollen (tertium genns stollonum) (den dritten Stollen
oder die dritte undersckeid der st., EG-.), Const. II 5, 7. — 5. Ob sie von
irem sulchen g. (Vorgehen) nicht lassen wollte, Hier. 177, 21. Recht-
vertig wir wol werden, rechtvertig ist unser gefert, Ack. 4, 3. 5. u. 6.
In dem g. dises jungen muniches nemen wir sulche leuterunge
beide unser menschlichen kraukheit u. des teufeis erge (?), das davon
billichen die armen sunder trost emphahen schollen, Hier. 212, 29.
ir g ich klage u. ir kumberliche pin, W. v. W. 5327.
ge-vetereide (ge-veterde) Gevatter: zu der tauff sull mitgeen
die g., Eger. Str. A IUI. die g. sullen gevaterschaft trinken, AVII
2 u. B 17.
ge-veze (ge-vsez,e) stn. Gefäß und Gesamtheit* der Gefäße:
den tisch mit seinem g. (cum vasis suis), W — B Ex. 39,35.
ge-vieret, ge-fieret part. Adj. stolz, schön, als do reit der
wol gefieret, Alex 3432. der wol g., 11013. den wol gelierten
künec, 12213. der wol g. man, 18976.
ge-vieret s. vieren.
ge-viert part. Adj. von vieren swv. vervierfachen, würfel-
förmig oder viereckig machen): mit gevirtem werke (opere quadrato)
W — B Kön. III 6, 35. s. auch mittelveldunge. ein tiure stein ge-
vieret, Alex. 16925.
ge-vierwinkelt* part. Adj. — quadrangulus , viereckig: ein
alter (Altar) g., W — B Ex. 30, 2. Und auf die seulen gevirwinkelte
hölzer ouf iclicher seulen in einer gleichheit (quadrangulator ligna),
Kön. III 7, 5.
ge-flguret s. flgüren.
ge-vilde stn. 1. Gefilde. 2. G. im Schild. 3. bergm. Bereich
des zu bearbeitenden Bodens. 3. und das her der erste finder des
gevildes ist, Igl. Bgr. N 1, 7. dem ersten fundler des gevildes, N.
2, 1; er kerte über daz, g. hin gein der der wilde Tristan 3223.
durch holz und über g., 3575. er fuor üf daz, g. hin, Schretel 305.
ge-ville stn. Felle, Pelzfutter, Unterfutter: so iemands ain
kursenberg (Kürschnerarbeit) oder ander gefill ausserhalb des jar-
markts her in die stat precht, Igl. Stb. V 221 b.
ge-virret (vom swv. ge-virren refl. entfernen) part. Adj. ent-
fernt: g. (Kod. H.) g., geunirret D, ungeirret E) von allem not-
twange u. geitickeit (a violentie et a cupididate remoti), Const.
14,6.
ge- flecke* stn. Grenzzeichen, Traut. Chr. 209. 261. s. auch
flecknis.
ge-vletz* (= vletz, -e stn.) stn. 1. Tenne. 2. Hausflur. 3.
Vorhalle. 4. Stubenboden. 5. Lagerstatt. 2. ist beim g. (des rat-
hauses) ein schöne capelle, Eg. Chr. 103 S. 66 (in Eger heute pfietz).
310
gevogel — ge-vüegen
ge-vögel (ge-vögele, -vügele) stn. Koll v. vogel, volatile, W — B
Gen. 1, 20. das gevogel des himels, Job. 12, 7. des gevögeis oder
krichender tier, die sich ruren in der erden, Deut. 4, 17.
ge-vogilt* part. Adj. gestickt plumarius: einen gürtil von ge-
netem gevogilten wercke (opere plumarii), W — B Ex. 28, 39. von
rotem czwir geverbet u. von pfelle czwir gebleichet mit mancher
hande varbe geneet gevogiltes werckis (cocco bistincto et bysso
retorta opere plumarii), Ex. 27, 16.
ge-volgig Adj. gehorsam: gehorsam, g. u. undertenigk, Mind.
d. Egerl, S. 39. wolt ir mir g. wesen, Alex. 6527. wes in die
Scheppen unterweisen, des sold er gefolgig sein, Igl. Stb. 11140a.
des schulle wir g. sein, Eger. Chr. 1065.
ge-vorch* stn. arundo, Schilf: die wilt des gevorchs (feras
arundinis), W— B Ps. 68, 31.
ge-freien (ge-vrien) swv. ein verkauftes Gut von den An-
sprüchen der Erben und Schuldner freimachen, Prager Str. 119 frei
sprechen im Handwerk und in der Meistersingerzunft: wir gefreite
singer alhie, Igl. Ms. 11.
ge-vrid-sain* stf. Geduld: in euer gefridsam besiezt {werdet ihr
gewinnen) eur sele, T — B Luk. 21, 19. hab g. an mir und ich ver-
gilt dir alle dink (und ich ivill dir alles bezahlen), Matth. 18, 26.
18, 29. in der g., Offenb. 1, 9. 2, 2. 2, 3. 2, 19. du hast behut daz,
wort meiner g., 3,10. versmeestu — der g. , Römer 2, 4. den di
nach der g. des guten werkes (mit Beharrlichkeit in guten Werken)
sint ze suchen das ewige leben, 2, 7.
ge-vrid-sam* Adj. geduldig: selig sint di g., T — B Matth. 5, 9.
di lieb izt g., si ist gutig, 1. Korinther 13, 4- g. (ruhig) sein, Btb.
19, 36.
ge-vridsam-lich* Adv. geduldig, in Geduld: ich bit dich, daz,
du mich borst g., T— B Btb. 26, 3.
ge-vristen swv. 1. aufschieben, hinhalten. 2. beschützen, er-
halten, retten: 2. vor sinen zouberlisten künde sie sich niht g.,
Alex. 634.
ge-fröste (ge-vrüste, -vruste) stn. Frost, Traut. Chr. 38. s. ge-
vruste.
ge-vründen fge-vriunden, snd. gevründen) swv. tr. und refl.
gegen oder zuo sich mit jemandem befreunden, auf guten Fuß
stellen: er wolde sich mit ir (seiner Frau) g. u. sie linden (blandin)
u. sie mit im herwider füren, W— B Richter 19, 3.
ge-vruste stn. Eis. Frost: wehende got volwechset das g. (flante
Deo concrescit gelu), W— B Job. 37, 10. stf.*: in der besten plue
fiel eine solche gefrust ein, Eger. Chr. N. 28.
ge-vüege Adj. fügsam, artig, geschickt: g. knappen, W. v. W.
1314. ein hübsch g. röte (Schar), 7080. ist sin (diese Sitte) durch
ein zucht erdächt, so mac ez, wol gevüege sin, Tristan, 831.
ge-viiege-lich Adv angemessen, passend: siner worte begann
er gar g. alsus, W. v. W. 2360.
ge-vüegen swv. ge-vuogte, -vuocte tr. verbinden, bescheren;
intr. sich ereignen, gelegen kommen, zufallen: daran iu wol genüeget
u. iuwer wirde wol gevüeget, baz dan ob ir het erweget al iuwer
lant durch sie erreget, W. v. W. 6363 ff.
ge-vüere — gewaltig 311
ge-vüere stn. 1. Fuhrwerk. 2. Gewinn, Vorteil: 2. der stat er
u. g., Brunn. Str. II 33.
ge-vuoge stf. Schicklichhe.it, Wohlanständigkeit: mit worten g.
undervuor daz diu kluoge = brach die Klage das Gespräch ab, gab
ihm eine andere Wendung, W. v. W. 2486.
ge-wsefen s. ge-wefen.
ge-wahen stv. 1 V Praet. ge-wuoc, md. gewüc, Part, gewagen,
sagen, berichten: ich künde iu als mir gewuoc der diser Sache urhab
was u. ich in sime büoche las, W. v. W. 5445 ff. als sie des namen
sin gewuoc, daz antlütze er nider sluoc, 5764. dem künge er sin
heimlich g-ewuoc, Alex. 2934. die zwo gotinne des gewungen, den
rät sie sint an truogen, daz, Trojä zestoe.ret wart, 4915. die äventiure
mir gewuoc, daz, er doch tet da strites guuoc, 4797. sin menlich
herze des gewuoc, daz, ze manheit horte, 4642. dö was bereit (als
mir gewuoc der meister) alles des genuoc, des richem künge zam,
3467. jene des gewuogen, die die tambüre sluogen, die huoben sich
für die gezelt vaste — üf daz, velt, 3471.
ge-waldigen s. ge-waltigen.
ge-waldigung s. ge-waltigimg.
ge-\valt, (-des, -tes) stm., (-weide, -weite stf. md. meist f.)
1. Gewalt, Macht. 2. Herrschaft. 3. Herrschaftsgebiet. 4. Menge,
Überfluß. 5. Vollmacht: l. umb grossen g., den er von gote —
enpfangen hat, Hier. 109, 23. Du entsetzest die mechtigen von ires
gewaldes stule, 87, 26. das — den armen — nicht gewaldes oder
unrechtes widervare, 49, 17. wann sie nicht gewaldes haben über
die untotliche sele, 43, 5. gewaldes treibt ir zu vil, Ack. 28, 5 u. s.
Wir haben etwas czu klagen umb ein gewalt, der uns widerfaren
ist, Igl. Bgr. N. 40, 1. von grosser g wegen, N. 40, 1. das sie einen
gemessen perg czu wege pracht haben von ires gewaldes wegen
{durch schlechtes Bergmessen), davon sie uns gepracht haben von
grossem gut mit irer gewalt, 40, 1. lehen in gewer und g. haben,
59, 2. das si dester grossem g. über die andern mochten haben,
Joh. v. Igl. 9. auf das sie komen oder iemandes mit g. {Voll-
macht) an irer stat, Igl. Bgr. N. 79, 2. in welchem gewalt tustu
dise dink, Luk. 20, 2. unter dem g., Luk. 7, 8. ain iegliche sei sei
untertenig den obersten geweiten, wan der gewalt ist nur von Got,
Römer 18, 1.
ge- walten stv. V. walten, herrschen: mit G. oder an über etwas
■Gewalt haben: minne kan g. an jungen und an alten, Alex. 339.
ge-waltig, ge-weldig"(ge-waltec, -waltic, -weltic) Adj. Gewalt
■habend, ein Amt bekleidend, bevollmächtigt: des koniges ge waldiger
liher, DIR I 1. der urbarer oder sein gewaldiger über, D I R 3, 1.
sie (die 4 Jahreszeiten) hetten aber vergessen, das sie sich gewaltiger
{durch Vollmacht erlangter, prekärer) herschaft rumten, Ack. 54, 20.
got, der mein und ewer gewaltig ist, getrawe ich wol, Ack. 14, 11.
das solliches gewaltes sunder gottes u. ewer niemant ist g., Ack.
20, 16. allem, des wir gewaldich sein, Eger Str. XV 1. des pischofs
von der Mynne, des obersten araptmamies, der gewaldik ist des
ganczen landes czu Behem, Igl. Str. 268 S. 171. er schölle sie des
g. machen, 227. das wir in des erbes czweier hüben g. machten,
230. das si (richter u. scheppen) in des erbes g. machten, 236. des
312 ge-waltigen — ge-want
wolt her in dort geweidig machen, 245. her wer der junkvrowen
nie g. worden, 240. heilig ist der her Got alles gewaltig (allmächtig),
Offenh. 4, 8. der ein g. fürste hiesz, W. v. W. 6630. er wer des
fürstentums g., Böhm. Chr. 63. ab meine bruder alle abgiengen
so sol des wacsko sun alles meines gescheftes geweitig seinr
Igl. Stb. HI 38 b. auch schol er (der eidem) des haus mechtig und
geweitig sein, weil er lebt, Igl. Stb. III 120b. auch schaff ich, das
meine kinder nichtes schullen geweidig sein, sie tun denne nach der
vurmunden u. nach der freunde rat, Igl. Stb. III A 102 b.
ge-waltigen, -weltigen sivv. Gewalt anfun, überwältigen: er
gewaldigt uns nach seinen gevallen, Elbog. Chr. 107, 14. er siecht
und gewaldigt unsere mitburger, 110, 36 u. 41. ehe di hern, di
Slicken, di bemelte Stadt gewaldigt und genomen, 31, 33. 33, 16-
überwältigen, in seine Geivalt bringen bergm. bes. ein ertrunkenes
Beigwrk durch Wasserentziehung: wen sie den Schacht vor
geweidiget haben, Igl. Bgr. N. 69. das her sie (die brennende Grube)
g. wolde, N. 90, 2.
ge-waltiger subst. Adj. Machthaber, Beherrscher, Herrscher:
wir Tot, herre und g. auf erden, in der luft und in meres straum,
Ack. 24, 3. aller sterk gewaltiger, 56, 8.
ge-waltigung* stf. Überwältigung, geicaltsame Einnahme: für
der gewaldigung (der Stadt Elbogen durch die Slick) di Stad der
slussel und nicht die herschaft gewaldig gewest und die stat in hut
gehalden, Elbog. Chr. 32, 4. 33, 22. 34, 14. des wir armen sulcher g.
gros beswert [sind], 107, 17. mit swerer g., so her Sebastian (Slick)
sein gnad an uns beflissen zu thun, 107, 1.
ge-waltsam stm. Macht, Gewalt: farunde habe, die in meines
vaters g. gewest ist, Stb. Brüx N. 293.
ge-wand-kainer stf. (nur aus Usch. 195 belegt) vestibulum:
drei hutman der g., W — B Jer. 52. 24. Wenn der fürst nu ingeund
ist durch den weg der porten der heiligen gewandskamer (vestibuli)
u. durch dieselbigen porten sol er wider ausgeen, Ez. 46, 8.
gewand-presse* stf. Tuch-, Kleiderpresse, Igl. Stb. III 81c.
200 c; Traut. Chr. 135.
gewand-schere* stf. Tuchschere, Igl. Stb. Ell 200 c.
ffe-ivand-sneider (-snider) stm. Tuch-, Schnitthändler : g. = Tuch-
händler scheinen die bloß zum Verkauf der „edlen" fremden Tücher
(aufgezählt werden : gewant von Gent, Bruchsei, Eiper, Louen, Dorn
oder ander sollich gewant : vgl. auch Bräun. Str. II 146) berechtigten
zu heißen. Wer solche Tuche in der stat mit der eilen versneiden
will, mus in der Stadt gesessen sein und scholl erb haben u. von
60 mark losung geben, Brunn. Str. II 181. die g., die kromer usw.
— haben uns vorgelegt ir ehoften gepresten, den sie haben u. leiden,
Prager Str. 58. Ouch haben wir ausgetragen, das die g. rechte mase
schullen gewen u. auch ain gewant pei seim rechten nomen — vor-
kauffen, ebenda. Hern Johanns gewandsneiders sun, 93. Hern Otten
g. sun, 48. g., Olm. Stb. 91. 92.
ge-wand-sneiderinne stf. Tuchverkäuferin, Prager Str. 119.
ge-want Part. v. wenden sivv. mit Dat. oder zu = im Ver-
hältnis stehend, beteiligt, zugehörig: g. sein der czeche, Traut. Chr.
1 38. di ewern k. g. verpflicht und gewandt sint, Elbog. Chr. 152, 23.
ge-wand-sneiderinne — ge-weldigen 313
di vam Elbogen sullen iu (bern Mathis und Wentzlaw) gewant sein,
2, 8. 3, 14. 148, 13. nachdem sie uns paiderseit gewant sein, Eger.
Chr. 1161. s. a. wenden.
ge-war Adj. bemerkend, aufmerksam, vorsichtig, scharfsichtig:
trewe, gewar u. gutig, Ack. 6, 9.
ge-ware (ge-war) stf. 1. Aufsicht, Obhut. 2. Sicherheit, sicherer
Aufenthalt, Elbog. Chr. 3, 1.
ge-waere s. ge-were.
ge-waer-lick s. ge-wer-lich.
ge-wärkeit stf. Sicherung, Sicherheit, Heil: Was di — alt-
sessen leut — daran beschaiden nach irer sei gewahrheit, das hat
kraft, Igl. Str. 72.
ge- warsame stf. 1. Aufsicht. 2. Sicherheit, sicherer Ort.
3. Bürgschaft, Beweismittel, Rechtsverwahrung: bis ir der enden ewer
gewarsam kumen seit, Eger. Chr. 1159.
jse- warten, swv. ausschauen um etivas zu beobachten, etwas zu
empfangen, einem zu dienen oder folgen : der muoter — willic liute
unde lant gewarten ir clären hant, W. v. W. 5358 f. wie oder wo
ich des gewarten schulle, wenn wir alle totleich sein (ivie ich nach
dem etwaigen Tode unseres Sohnes die Morgengabe bekommen soll),
Igl. Str. 263. so sol die fraw Anna des gewartund sein, was in
dem statpuch geschriben stet, Igl. Stb. V 268a. mit demselben slosse
(Neuhaus) — dem kuuig u. allen seinen nachkomen in der cron zu
Beheim — getreulicheu gewartende sein als manne der cron zu
Beheim, Miud Egerl. S. 33.
ge-waete s. ge-wete.
ge-wechste (ge-wechsede) stf. Wachstum, Wuchs: er was lutzel
an der g., T— B Luk. 19, 3; Matth. 6, 26.
ge-wefen (ge-wsefen) stn. Waffenrüstung, Bewaffnung: alz, zu
eim dieb seit ir ausgegangen mit geweffen, T — B Matth. 26, 55.
nemt daz, gewefen Götz, Epheser 6, 15. gevasset {angetan) mit
dem g. dez, iiehtz,, Römer 13, 12.
ge-wehr s. ue-wer.
ge-weibt Part v. ge-wiben swv. ein Weib nehmen) verheiratet
mit einem Weibe: alle jare newes cleiden oder teglichs strafen musz
ein geweihter man haben, Ack. 45, 15.
ge-weide stn. 1. Speise, Weide. 2. Eingeweide: daz, man üf
die erden sach vallen des tieres g., Alex. 13113.
ge-weist (von ge-wisen sicv. führen, anweisen, unterrichten,
zeigen) Part.: noch dem als die stuft' czu den sechslehen u. Send
Andres (ein anderes Bergwerk) g. ist, Igl. Bgr. N. 53, 22. sie sahen,
das der durchslag auch dennoch nicht czu was geweist, N. 63, 2.
ge-welbel* (Dem. v. ge-welbe) stn. Gewölbe: sie hat ir vergunt
über ir protpenk ein g. czu machen, Igl. Stb. V 257 d.
ge-welbeu sivv. die Mauerwölbung aufstützen: auch mag der
Pawle in des Teczners mawer neben seinem heusl gewelben, Igl,
Stb. V 267 d. wölben: czu der prucken beim kalchoft'en, die czu
gewelben, V 46 a.
ge-weldec-lich, en Adv. mit Macht, Dal. 97, 31 (43, 23). 143, 6.
(64, 32).
ge-weldigen (ge-waltigen, -weltigen) s. ge-wältigen.
314 ge-weldig — ge-wer
ge-weldig, ge-weltig s. ge-waltig.
ge-wende sin. 1. Wand. 2. ein Ackermaß. 3. ein Längen-
maß. 3. da wart der herzoginne we vor der stat wol dri g., W. v. W.
1924 f. dö ich — üzerhalp ir tor was noch driu g. vor, da wart der
lieben vrouwen min we ze den kindelin (bekam Geburtswehen),
6665 ff. gegen eines gewendes mäze fuorte ich sie von der sträze,
6669. das man die schnür anlegen sol an das gewent oder die
mawer bei der haustür, Igl. Stb. V 181b. 2. Ein rechte daicze mail
kuniges masse, die schol vir ecker lenge haben u. iede eckerlenge
sol haben czweliff gewende, das siut 48 gewende u. iedes g. sol
haben 30 messruten, so schol jede ruten behalten 15 waldelen ader
rechte holczeleu, Brunn. Str. I 479. g. also = 450 waldelen. 1. wie
sie gewent zeunen, Ack. 53, 15. ein g. niene mer sie wären von
dem her, Alex. Anh. 601. so nähe — 6 g., 470. dö er noch üf dem
gelende ze der stat het ein g., 1824.
ge-wendelech stn. Gewand: das uberig g-ewentlich (schaffe
ich) den czwaien swestern miteinander, Igl. Stb. V 172 b.
ge-wendleich s. ye-won-lich.
ge-wer stf. 1. investitura, förmliche Einführung in den Besitz,
rechtskräftig gesicherter Besitz, Besitzrecht. 2. Mundschaft. 1. Der
Begriff g. ist ebenso vieldeutig wie das Wort possessio im römischen
Sinne, bezeichnet bald die bloße lnhabung, (Prager Rb. 98). dann
auch rechte g. = Besitz mit Besitzrecht und wird der lediglich ab-
geleiteten g. (mitgewer) entgegengesetzt. Die rechte gewehr = Eigen-
tumsrecht an einem unbeweglichen Gut (erb u. eigen) an einem
Stadtgrund, Hause, erb u. czins, kann nur durch gerichtliche Auf-
lassung, durch Aufgabe, vor gehegter Bank erworben werden,
Prager Rb. 39. Die Verhandlung kann nur im Beisein der
Schöffen binnen 3 Gerichtstagen gelautmert ?t. ins Gerichtsbuch
eingetragen werden. Prager Str. 107. 109. 121. — Wer die gewere
hat an eime gute — der hat pesser recht mit zeugen sich
weren den jener, der der gewer darbit, Prag. Rb. 98. Sie wird
durch Klage unterbrochen: Wie lang abir ein man erb under
im hat, das ansprach wert von jar zu jar, und die clag bezeugen
mag, di weil hat er an dem erb kein gewer, 143. wer erbe
und aigen hat iar und tage besehen an ansprach, der behaldet
is furbas miten gemache. 8 und 142. das er die ecker het in g. u.
gewalt, Igl. Str. 51. Der vormund hat die Güter der waisen in g.
u. gewalt, bis diese zu iren vernünftigen jaren komen. 305. das sie
haben in g. u. gewalt czu besiezen u. czu behalten, 305 b. wer das
pfent zu g. u. czu gewalde hat, der behabt auf dem pfände mit
seinem eide bas sein gelt, danne es im der antworter gelauken
muge, l S. 367. Sind dem male und Conrad der Schrammen alles
sein erb — an ansprach czu g. u. czu gewalt mauick jar hat gehapt
u. fridleich hat besessen, 82b. ein igleich man mag auch diselbe
czeit (K) Markttage vom hl. Kreuztag an) mit czuchten wol fragen,
welcherlei g. her wil, 186. Ob man mich des (bei den scheppen
hinterlegten, strittigen) geldes nicht gewaldig schölle machen und
wider in mein g. antwurten schulle, 231. von dem gute, das sie
czu gewere u. czu gewalt hat gehabt, 242. unser purger, der das
erbe in der g. hat, 245. ob her nu icht das viertail des erbes czu
ge-wer — ge-werke 315
g. schulle haben, 245. er hat si (czwu mark) czu gewalt u. czu g.,
250. die (hutte) ich 3 jar in g. gehalden hab an allerlei anspruch,
Igl. Bgr. N. 100, 1. wir die (lehen) auch manch jar u. tag in g. u.
gewalt gehabt haben, N. 53, 14. das wir die lehenschaft noch in g.
u. gewalt haben, N. 40, 3. ab dem clager unvarende habe czuge-
sprochen wirt, so sol — der richter — in weisen in di g. derselben
(mittere in posessionem), Const. IV 18, 11. es ist nicht genug imand
czu weisen in die g., man beschirme in denne darinne, als er gelaitet
ist, IV 18, 11. Sachen, der sie in gerulicher u. nüczer gewere seint,
Stb. Brüx N. 170. anderlei Sachen, der sie in geruhlicher u. nutzer
gewere sint, N. 124. angeczaigte gewehren u. gerechtigkeiten des
erbstollen benemen, Igl. Bgr. N. 77, 3. si haben — di lehen — noch
heutiges tags in g. vl gewalt, Igl. Bgr. N. 59, 2. den teich so lange
in gewer und in nucz halten , uncz das im die 60 seh. gr. beczalt
werden, Igl. Stb. III 288 d.
ge-wer stf. 1. Veiteidignngswaffe. 2. Befestigungswerk, Grenz-
mauer: 1. Von der g. u. von waffen, Brunn. Str. II 206: alle die
verbotene gewer: ez, sein panzir, schlappen, hantschuch schilt u.
czugesliffen swert u. messer u. alle unrechte gewer, Igl. Str. 276.
2. also das den rat, die eldisten u. die gemein ser beraw {reute), das
sie in friedlichen czeiten die gewer der stat nicht gebessert u. also
czugeleiten heften lassen. — dass sie in fridlichen czeiten mit nichte
die g. der stat also czugleiten sollen lassen, sunder vil liber von
jar czu jar bessern, Olm. Str. 54, S. 36. sie sein auf dem rathaus
mit dem besten gewehr, Traut. Chr. 153. messer oder andere ge-
wehr, 139.
ge-wer, gewjere Adj. wahrhaft, zuverlässig, tüchtig: diu
gewsere (Frau Bene), W. v. W. 4491. unser frouwe diu vil g.,
1806. diu siuz,e wise g., 7215. gerecht u. g., 4295. das ir fürbas-
mer nimand — ia ewer stat ufnemen sollet noch wonen lasset, er
swere denne vor, uns und der stat getrew u. gewer zu sein u.
gewinne burgerrecht, Saazer Urkdb. S. 136. diner worte wis gewsere
= sei wahrhaftig, aufrichtig, Alex. 27812. der frnme und der gewere
künic, Tristan 6768. ze gote gar gewere, Ernst 68. secht der
gewere Israhelit, in dem da nit ist trikeit, T— BJoh. 1, 47. dirr
ist im g. behalter der werlt, Joh, 4, 42. si heten all Johannen alz,
einen geweren weissagen, Mark. 11, 32. ein g. weissag , Joh. 7, 40.
einen geweren got, 17, 3. der mich sant, der ist g. , 7, 28. 8, 26.
daz, g. brot von dem himel, 6, 32. ein g. weinrebe, 15, 1. alle ding
sint g., 10, 42. mein urtail ist g., 8. gewerz, ez,z,en, g. trinken, 6, 56.
ge-werb (ge-werf, ge-werp) stm. aufgetragenes Geschäft, Tätig-
keit, Treiben, Sireben; Gewerbe; Bewerbung ; Verhandlung vor Gericht,
Vertrag; Waffe der Tiere, waz, sin gewerp da wsere {was er da zu
tun habe), Alex. 2952.
ge-werd* stn. Einivand, Widerruf: an alles g., Olm. Stb. 44.
jre-werke swm. Teilhaber an einem Bergwerk: man heist sie
g. dovon, das si peu wirken, das ist, das sie perge paun, Const. I
13,5. Einteilung: di ersten sein, di do pawen perge, lehen u.
Stollen, die sie von den urburern emphangen haben, (1 13, 2). Die
aber von in ettleich lehen emphahen (= Lehenhäuer) ader lehen-
schaft, die heissen di andern g., (1 13, 3). Aber die dritten g. sein,
316 ge-werlich — ge-wicht
di von den andern g. lehen oder lehenschefte empfahen u. also fur-
pas (I 13, 4); — Igl. Bgr. N. 19, 1. 19, 2 N. 6, 3. N. 76, 2; DIR
§ 22 a 1 u. 2. der perkmeister von Sent Mertein mit seinen g., Igl.
Espr. I; Traut. Chr. 253. 254.
ge-Tver-lick (ge-wser-liche, -en) Adv. in Wahrheit, sicherlich:
g. sag ich daz,, T— B Matth. 5, 26. 5. 18. g. sag ich euch, Matth.
11, 11. 16, 28. 18, 18. 19, 23. 21, 2l! 21, 31. 24. 2. 24, 34. 24, 47.
25, 12. 25, 40. 25, 45. 26, 13. 26, 21. 26, 33; Mark'. 3, 28; Luk. 4, 24.
7,9. 8,39. 10,15. 12,43. 14,18. 14,25. 12,37. 18,14; Mark. 3, 28.
8, 12; g. du bist der sun Gotes, Matth. 14, 33. 26, 73.
ge-wern swv. 1. gewähren, was jemand zu fordern hat, leisten.
2. bezahlen. 3. Gewähr leisten, versichern. 3. ein aussprach u. ein
gemecht, das in des perks puch geschrihen u. gewert ist, Igl. Bgr.
N. 40, 2. das in der Michel Trop alles geldes, das er im schuldik
ist, gütlich gewert und weczalt hat, Igl. Stb. II 152 d. den 17. Sept.
sind di brotbenke von einem e. rath gewert geuomen worden {die
neuerhauten — übernommen worden), Traut. Chr. 312.
ge-wern swv. 1. verteidigen. 2. bewaffnen, das keiner mit
gewehrter hant in die leitgebheuser zum wein gehen soll, Chlum.
III 10. mit gewerter hant — vor das rathaus komen, Traut.
Chr. 225.
ge-werre swm. Zwietracht: sie machten — einen gewerren
(ein hadrunge und gewerre L), Böhm. Chr. 56.
ge-werren stv. I 3 infr. mit Dat. stören, hindern, schaden,
verdrießen: swaz in (den kinden) leides ie gewar: vrouwe das ist
min schult gar, W. v. W. 6587.
ge-werschaft stf. Gewährleistung, Sicherstellung: wir sein
dem — kain g. zu thun schuldig, Traut. Chr. 66. um 4000 schock
die gewehrschaft auf Wurchlabi (ein Gut) mit der landtafel und
dan aber bei der hoftafel auf andere seine leheugutter verschrieben
hat, 108. rechtskräftig gesicherter Besitz, Chr. v. Traut. 108. 109.
ge-wete stn. Kleidung, Rüstung: allez, sin g., Bf. 201.
ge-wete sivm. der mit einem andern ZusammengejocJde, Genosse:
die ouch zem tode wurden gewette, Alex. 21 690.
ge-wette stn. f. 1. Verpfandung. 2. dem Richter zufallende
Geldbuße. 2. das man von allen pussen u. g. — dem foyt den
dritten tail u. der stat die czwa teil geben sal, Olm. Stb. 80.
ge-wicht stn. Igl. Str. 12 e. 43 a. 44. 69. Von altersher gilt bei
Strafbeträgen f. einen Mörder und bei Kompositionen (friedl. Ver-
einbarungen) 50 Pfund ä 30 Gr., sonst 1 Pf. = 20 Gr., die Mark =
48 Gr., ein Vierding, vierdung (ferto) = 12 Gr., das Lot = 4 Gr.,
ein kurzer Schilling = 12 kleine Geldstücke = 1 böhm. Gr. (also
ein Unterschied zwischen Gerichtsmark und Mark im Verkehr (vgl.
12e) Strafe f. mutivillige MißJuxndlung einer Frau durch eine andere:
21l2 Mark kurze Schillinge und zwar die Mark zu 48 Groschen,
davon entfällt 1 Mark der Klägerin, 1 dem Richter, l\2 den consuln
(43 a). Strafe der kleinen lerne (Lähmung) 3 Mark (ä 48 Gr.), dem
Beschädigten (selbschol) 2 M., Richter und Schöffen zu gleichen
Teilen 1 M.; um Blutrunst dem Beschädigten (selbschol) IM., dem
Richter 16 Gr., den Schöffen 8 Groschen. (69).
ge-wicke — ge-wiz,z,en 317
ge-wicke stn. Wegscheide : den garten auf dem gewik, Igl. Stb.
V 184 d. auf dem gwik, V 163 d. ein acker, gelegen auf dem gwik,
V 156 a.
ge-wilde stn. Wildnis: Konig Wenczlab der milde starb (1306)
und nicht uff dem gewilde, Dal. 13, 24.
ge-ivilligt Part v. willigen, auch ge- willigen = bewilligen,
einwilligen vor dem Richter zu erscheinen, vereinbaren: das er auff
den gewilligten gekorn tag vor ewern rechten gestanden ist. Igl.
Bgr. N. 83, 3.
ge-win stm. Gewinn, Erwerb, Vorteil, Nutzen: durch gesellec-
lich g. zur Unterhaltung, Alex. 3012.
ge-Viinuen stv. I 3 durch Arbeit, Sieg erringen : Das recht ge-
winnet man mit underwinden {Beginn eines Bergwerks in unter-
brochenem Rasen), mit lehenschaft, mit kaufte, mit ausseczen, mit
geben, mit auflassen u. mit aller täte, mit der die herschaft u.
gewalt gewandelt u. geleitet wirt in ein fremde persone, Const. II
1, 2. die bergrecht — bestetiget u. beschriben — eim iczlichen
bergmanne czu voriisen unde czu gewinnen D I R I Eml.
ge-wimmng stf. Erwerb, Gewinn: uns ist ein michel g. von
disem hantwerk, T— B Btb. 19, 25. g. {Eroberung) der stad, Elbog.
Chr. 22, 31.
ge-wit* part. Adj. befestigt: alles was beim stock gewiett und
genagelt ist, das sol im der Augustin lassen, Igl. Stb. V 234a. er
sol im lassen bei dem {verkauften) haus alle schliemen und glos-
venster und was do an die angel ist angehangen, dorczu gewit und
angenagelt, III 195b {genietet?)
ge-wiz,z,en swv. gewiß machen, versichern: ich bin des wol ge-
wisset, er muos uns laut und leben län, Alex. 12734.
ge-wiz,z,en (ge-wiz,z,en) part. Adj. 1. bekannt. 2. verständig,
besonnen. 3. gewissenhaft : was in umb diselb sach kunt u. gewissen
wer, Igl. Str. 34. do den scheppen nicht g. um ist, 72 was in g.
ist, 247. was im doczu um g. sei, 247, S. 142. das ist auch scheppen
g., Igl. Bgr. N. 90, 5. aller heimlichen, niemant gewissener Sachen
warhaftiger erkenner, Ack. 57, 19. daz, ich habe gelebt ein Phariseer
noch dem g. gesiecht unsers ordens (nach der strengsten Schule
unserer Religion als Phariseer) , T — B Btb. 26, 5. im sei nicht ge-
wissen, ob er im schuldik sei dann ein last beringe, Igl. Stb. II 156a.
ge-wiz,z,en stf. 1. Kenntnis, Kunde. 2. Verständigkeit, Wissen,
ivas sich schickt. 3. Gewissen. 1. Ist es mit des gunst u. gewizen,
der die perge verlihen hat, Igl. Bgr. U — B 13. er hat bekant mit
seiner g. {wenn nicht 3), Igl. Str. 263. mit der gewerken g. D 1 R
22a, 2 mit wolbedachtem mute, rechter g. u. mit ganczer wilkur
mechticleich gesaczt haben , Igl. Bgr. N. 40, 6. der ansprecher nie
beweiset hat — das er den brief mit gewissen gewissen {so!) der kinder
ader der Vormunde habe, Saazer Urkdb. S. 100. 3. es stunde czu
seinen trewen czu tun u. czu lassen nach seiner g. , Igl. Str. 268.
das und ander wir euch seczen auf ewer g., Igl. Bgr. N. 84, 2. Wann
in die prediger umb kleine ding groze g. machen u. die groste sunde
bleibet ungestrafet, Hier. 24, 14. er hat ausgesagt auf seine höchste
gewissen, Traut. Chr. 202. 204. 4. Beglaubigung* seitens der Obrig-
keit. Ein pfant — das ein gast von einem purger erhalten hat,
318 ge-wiz,z,en-heit — ge-würke
darf er nicht aus der stat führen oder senden: er mag es aber in
der stat wol verkauften einem purger oder einem gaste mit gewissen,
Igl. Str. 110. Tomaschek vergl. dazu: mit dem g. das ist vor czwen
scheppfen oder genanten oder vor dem rat Weist. 42. u.: vorsigilt
mit ewrer stat grossrem anhangendem ingesigil, das ewer höchste
gewissen ist, Igl. Str. 308, S. 215. ander fundler haben ouch silber
dort ausgeprocht mit gewissen in dem freien, Igl. Bgr. N. 2, 1. mit
was gewissen man den (neugefunden) gank hawen u. wirken sal,
N. 1. mag man aber in mit guter g. überwinden (beim Gericht
überführen), so sal er seins hals bestanden sein, Stb. Brüx. N. 108.
die gedult wil me ein vriundin einer guoten g. sin, Alex. Anh. 1333.
der mit rainer g. sei sorgsam um euch, T — B Philemon 2, 20.
ge-wiz,z,en-heit stf. Wissen, Kunde; Verständigkeit; inneres
Bewußtsein. Gewissen: daz, er mir enbiete — die ganze g. des Öles
der barmherzikeit Legende, 191. 247. als er — het g. des Öles der
barmherzikeit, 405.
ge-wiz,z,en-lich Adj. bekannt, offenbar, bestimmt: er sei dan
gegenwertig oder ime sein g. tag beschiden tedinges czu warten,
DIR 23a, 1.
ge-wiz,z,en-los (wenn nicht falsch gelesen) Adj. Jurist, der
gewissenlos crist (der gewissen behenden Juristen D), Ack. 41, 18.
ge-wiz.z.ic-lich Adj. gewiß, klar, offenbar: Dorumme, wenne
sie das tun, g. ist das, daz, sie in die vorlust werden gegeben (certum
est, quod in perditionem dabuntur), W — B Judith 11, 12.
ge-wonlich Adj. gewohnt, üblich: die besiczer der padstuben
— sullen 13 arme leut, die mit czaicheu als gewendleich ist, dar-
komen, alle wochen frei paden, Igl. Stb. III 174 d.
ge-worcht (ge-worhte, ge-worke, ge-würhte) stn. Werk, Tat,
Arbeit: sein g. = facta eius, W — B Ps. 63,10.
ge-wüfe s. ge-wuofe.
ge-wulken (ge-wülke, -wulkene) stn. Koll. zu wölke, Gewölk:
Do alle dink volkomen wurden, do bedakte ein g. das geczelt des
geczcuknusses (tabernaculum testimonii), W — B Ex. 40, 32. in dem
g. werde ich erscheinen ouf der betetafeln (super oraculum), Lev.
16,2. oufsteigen wil ich ouf die hoe der gewulken (nubium),
Js. 14, 14. ein gros gewulken u. ein wellendes vewer (ignis invol-
vens), Ez. 1,4.
ge-wuunung* stf. Annahme, Auserwählung: da mit wir en-
phiengen di g. (Adoption) der sun , T— B Galater 4, 5. g. der sun
Götz (Annahme zur Kindschaft Gottes) , Römer 8. 23. deren (der
Juden) g. ist der sun Götz (quorurn adoptio est filiorum), Römer 9, 4.
ge- wünscht pari. Adj. erwünscht, schön: sie heten gar ge-
wünschten lip, Alex. 22131.
ge-wuofe (ge-wüefe) stn. Geschrei: so mache wir ein g., einen
schal uud ein geruofe, Tristan 2877.
ge-würchte stn. Werk, Gewebe: noch dem g. des humerales =
iuxta texturam superhumeralis, W — B Ex. 28, 15.
ge-würke stn. das Wirken, Tun: alle leut mit allen irem g.
sint vol eitelkeit worden, Ack. 51, 18. in der natur gewurken hastu
nit gesehen, Ack. 13, 9.
ge-würke — ge-zeuge 319
ge-würken (auch gewirken) Praet. geworhte unregelm. swv.
wirken, arbeiten: ein ieglichs gantz gewurktes mensche = den
ganzen Menschen, Ack. 36, 16.
ge-wurmelt* part. Adj. vermiculus, purpurn: u. ob sie (ewer
sunden) rot sint als ein gewurmeltes, als ein weisse wolle sie werden
(et si fuerint rubra quasi vermiculus), W — B Js. 1, 18.
ge-zsenie Adj. ziemend, gemäß, angenehm : swaz der Wirtschaft
was g., W. v. W. 1307. wie liutsaelic u. genaeme, wie hübsch u.
wie g. ist allez, ir gebären, 5060ff. er was allez, g., liutsaelic unde
genaeme, 6509 t'. sin gebot waer in g., 6909.
ge-zanet part. Adj. (= ge-zan Adj) mit Zähnen versehen:
gröz,e swin gezanet wol dümellen lanc, Alex. 21 663. starke hörne,
alumme gezant als ein sege, 23031.
ge-zeit (ge-zit) stfn. 1. Zeit 2. Gebetsstunde: 1. der czu den
geczeiten Steiger ist gewest, Igl. Bgr. N. 39, 4. 2. Und Salomon
opferte czu dreien geczeiten (tribus vicibus) durch icliche jar
ganczenczunte opfer u. fridsame opfertir ouf dem alter, den er ge-
powet hette unserm herrn , W— B Kön. III 9, 25. zu den gezeiten
(damals), Böhm. Chr. 34.
ge-zelt stn. Koll. von zeit, Zelt: Und gegen allen brudern über
wirt er stecken sein g., W — B Gen. 16, 12. das sint die gerete des
geczeldis des geczenknusse (tabernaculi testimonii), Ex. 38, 21.
ge-zemen stv. 1 2 Prät. auch gezan, angemessen finden, passend
sein: durch gewonheit so im des gezam (wie er es gewohnt ivar),
W. v. W. 871.
ge-zenke stn. Koll. zu zank, Streit, Gezanke: Unser vater ist
tot in der wustenunge noch enwas nicht in dem g. (in seditione),
das do gereiczet wart wider unsern herren, W - B Num. 27, 3.
ge-zerf stn. eine Waffe? Pfeil?: die künigin fuorte einen bogen,
ein gezerf, Alex. 17414. man bot dem herren (Darius) wol gezogen
ein gezerf und einen bogen, 12292.
ge-zeuge (ge-ziuc, -ges) 1. Stoff, Zeug. 2. Ausrüstung, Gerät'
Schaft, Waffe, Kriegsmaschine. 3 reisige Schar. 4. Hoden. 5. Gesamt-
heit der Zeugen, Zeuge. 6. Zeugnis. 7. Bibel, Altes oder Neues
Testament, Bund. 1. Traut. Chr. 192. das g. (hier Büchse) u. die dinge
widerkeren (zurückstellen), Stb. Brüx N. 345. mit seines hantwerks g.,
Ack. 23, 11. das geczewg, das do zu dem hantwerk gehört, Stb. III
190 b. die vesten berennen und belegen lassen mit einer anczal
Volkes und ettlichem geczeuge, Eger. Chr. 1077. 6. mein plut des
newen g., T. Marc. 14, 24; Matth. 26, 28. zu Jhesus dem mitler dez,
newen g., Juden 12, 24. in dem plut dez, ewigen gezeugt, 13, 20.
gedenken seinz. heiligen g. , T. Luk. 1, 72. Dicz ist der kelch der
new g. (des neuwen gesetz XI. B) in meim blut — , Luk. 22, 20*
ir seit sun der weissagen und des g. (testaments XI. B), den Got hat
geordent zu ewern vetern, Btb. 3, 24. 5. doch meine ich fremdes
geczeuges nicht bedürfen, Hier. 192, 19. Niemant sol getötet werden
in einem geczeugen wider in redende (uno contra se dicente testi-
monio), W — B Deut. 17, 6. geczeugen rufe ich himel u. erden, Deut.
4, 26 u. 30, 19. grap des geczeugis (tumulum testis), Gen. 31, 47.
Galaad das ist grap des geczeuges, Gen. 31, 48. Von der geczeuge
kraft: 1. die scheppen = die höchsten geczeugen. 2. der scheppen
320
gezeuge
stat vertreten: leikauffleute, totbettleute. Nicht zugelassen werden
sollen als Zeugen: 1. kint under 14 jaren, es sei clenne, dass die
scheppen sehen, das sie sollich Vernunft haben, das sie übel u. gut
erkennen. 2. toren und un weise leute. 3. wer sich auch wol nicht
enthalten hat. 4. wer auch nicht wol gelaubig ist sam: ein Jude,
ein heide, ein keczer, der mag auch auf eines cristen nicht geczeuge
sein. 5. wer auch gar notig ist (wegen des Verdachtes der Be-
stechlichkeit), wen er sich aber erleich gehalden, so mag er wol
gesteen. Wer einen solchen Zeugen ablehnen will, muß es tun, ehe
dieser die Finger ans Kreuz gelegt hat. Zmgen sollen in der Sprache
schwören, die sie am besten können. Geczeugen, die eine Sache be-
greifen mit dem eide, haben holung czwir nach dem ersten, Igl.
Str. I S. 359f. Von neunerlei leuten, die nicht geczeugen mugen in
gerichte : czu geczeugnus sprechen — sein vorpoten in dem gerichte :
1. der knecht (eigenknecht). 2. das weip. 3. der nicht part hat.
4. der vordacht ist. 5. der unsinnige. 6. der pos wort hat (infamis).
7. der ungelaubige — als die Juden, beiden, ketczer u. alle andere,
die Cristi gelauben leukent. 8. der arme. Die Zeugen sollen
haben: wierdikeit. warheit, genemekeit (gravitatem) u. gute siten,
Const. IV 12, 9. Darumb sol man nicht merken auf die menige der
geczeugen sunder auf die leuter trewe u. waren geczeuknusse. —
Darnoch sein die gelegenheit (circumstantiae) der g. mit grossem
fleisse czu erfarn: ab er erbers ader straf ligs lebens sei, ab er icht
beschuldiget sei ab er durich genies ader gunst willen geczeuge, ab
er feint sei des, wider den er geczeug, ader ab er sein freunt sei,
IV 12, 9. di g sein nicht tugleich, den man gepieten mag (quibus
potest imperari), das sie geczeugen werden, umb das ir tun u. lassen in
eines andern wilkur stet, IV 12, 12. Item die freunde von gepurt u. die
freunde von weibes wegen pis auf das fünfte gesippe vorkeuset man
(lehnt ab) an dem geczeuknusse, IV 12, 13. auch die Zeugenschaft der
ingenossen u. housgesindes ist vordacht, IV 12, 14. Auch mag keiner
sein selbs g. sein in seiner eigenen Sachen; u. das ist sein selbs
sache, der genies u. purde an in gehöret in seinem namen, IV 12, 11.
Wir wollen auch nicht, das der perkmeister in allen sachen, der
lehenschefte, darinne er der erste geczeuge sein muss, kein gericht
besiezen sol , wan nimand mag in derselben sache richter u. geczeug
sein, III 5, 11. Zu alten, kranken oder von Armut gedrückten Leuten,
soll man erberige, bescheiden leute" senden u. jene nicht zur Zeugen-
schaft erst ins Gericht führen, IV 12, 15. Wann auch die geczeugen
sich vorpergen, durich neit. gunst ader forebte, so sol sie der richter
twingen, die warheit czu geczeugen, das nicht von gebrechen (aus
Mangel an) der geczeugen die warheit underdruckt werde. Und der
richter mag ein puse darauff (auf die Verweigerung der Zeugenschaft)
seezen. — Mus man aber twingen die geczeugen cz,u geezeugnusse,
die von andern rechten u. gerichte sein, so wollen wir, das unser
camerer sie twinge, an furgeezog, geezeugnusse czu reden, IV 13,
1 u. 2. Wenn man in wichtigeren Sachen die Zeugen heimlich ver-
hört, sol man der geczeugen bekentnusse nicht offenbaren; es sei
denn, das peide teile von ersten sprechen, das si keine geezeugnusse
furpas füren wollen, IV 11, 14. In allerlei Sachen, wo man nicht
benennet di czal der geczeugen, so tun czwen geczeugen genuk,
ge-zeug-brief — ge-zeug-nüsse 321
IV 12, 18. des ist ein g. Job. Rudel Igl. Stb. III A. 137 a. Und der
da sach, der gab gezeng und sein gezeug ist gewere, loh. 19, 34.
Dicz ist der iunger, der da gab gezeug von diesen dingen und
scbraib dise dink und wir wiz.z.en, daz, sein gezeug ist gewer, 21 , 24.
der mich sant der gibt gezeug von mir, Joh. 8, 18. di werk — di
gebent g. von mir 10, 25. er selber gibt g. von mir, 15, 27.
Cornelius hat guten gezeug (gezeugknuß, XI. B) von allem volk der
Juden, Btb. 10, 22. disem gaben — sie — guten g., 16, 2. Ob ich
gib gezeug von mir. selb, mein g. ist nit gewere. Ein ander ist,
der da gibt g. von mir und ich waiz.z., daz, sein g. ist gewere, den
er gibt von mir. Ir sant zu Johannes u. er gab gezeug der warheit
Wan den gezeug von dem menschen enphach ich nit, Joh. 5, 31 — 34.
der vater — gibt g. von mir, 5, 37. ir euphacht nit unsern gezeug
(gezeugknusz XI.), T. Joh. 3, 11. dem du gebt gezeug, sich, dirr
tauft, 3, 26. Ir selb gabt mir g., daz, ich sprach — 3, 28. keiner
enphieng seinen gezeug, 3, 32. di gebent g. im himel, I. Brief
Joh. 5, 7—10.
gre-zeug-brief* stn. schriftl. Zeugenschaft, Handfeste: Alle g.
u. di di warheit bekennen, di sein genant hantvesten und offenbar
schritt (litterae testimoniales) — das — instrument — sol man
kreftigen mit der underschrift czum minsten czweier geczeugen und
mit einem namhaftigen, kentlichen ingesigele, das man im wol ge-
lauben muge, Const. IV 14, 1. Sotane prieff mit ingesigeln u. der
geczeugen underschrift den ist in gerichte u. auswendig des gerichtes
wol czu gelauben, wann si nicht geschabt sein an vordachter stat,
das ist: an dem datum ader dem eigen namen ader an der geltczal ;
wann an sotan steten merkt man leichte di falschheit des priefs.
Si sollen auch nicht sein durchstrichen, czusniten oder czustochen
(durchgestochen E) noch in keinem teile vorseret, u. das an den
ingesigeln scheine recht gestalt, grabnusse u. czeichen. (E. fügt
hinzu : sie sollen auch in den renden voll sein), IV 14, 3. Auch
gepieten wir, das di geczeugen, in den briefen beschriben, alle sullen
sein gepeten, IV 14, 4. Aber wenn — die geswornen sam gemeine
leute {also nicht als Amtspersonen) geczeuknusse czu sprechen
gefurt werden ader wann man si in g. einschreibet, so machet ein
gesworn man allein nicht ein volle bewerunge, IV, 11, 8.
ge-zeug-nüsse stnf. (= ge-ziucnus stf. — ziucnisse stfn.)
Zeugenschaft Beweis: wann ein sotann (bestochener ader mit pete
überwunden) geczeug kumpt, wi wol er bekant u. frum ist, so ist
im vorsagt g. in den sachen, pei den er nicht gewest ist, noch ge-
sehen noch gehört hat peider sache. — die hl. e wangelisten Johannes
u. Matheus — sprechen: was wir gesehen haben, das wissen wir,
und was wir wissen, das geczeugen wir und unser geczeugnuss ist
war, Const. IV 11, 6. Auch taug das geczeugnusse nicht, ab ein
iclicher geczeuge ist m seinem g. sunderlich, ader ab si geczeugen
und nicht gesworn haben, auch in was wierden oder wesen si sein,
IV 11, 9. In dem munde czweier ader dreier stet alles g. und noch
den redlichen gesetczen so ist eines geczeugens g. nicht krefftig, ab
er auch gesatczt ist in die wierdikeit, das er andern leuten bevor
ist, IV 11, 8; Die alte Unsitte wird untersagt, einfach zu sagen:
was der (frühere) czeuge geredt hat, das ist mein wort, IV 12, 16.
Jelinek, Wörterbuch. 21
322 ge-ziehen — gibig
Auch mag der teil, wider den di geczeugen gefurt werden, ab er
wil, in den eit ablassen, IV 12, 17. in die — arche — lege das
geczeuknüsse (testimonium), W — B Ex. 25, 21; ouf der arche des
geczeuknüsses, Ex. 25, 22; valsch geczeugnüs, Ex. 23, 1. ferner I B.
77 c, 80 a. ouf dem perge Hares, das in der ouslegunge bedeutet
geczeuknus (in monte Hares, quod interpretatur testaceo), Kichter
1,35.
ge-ziehen stv. III. trans. ziehen, in Zusammenhang bringen,
daraus entnehmen, sich beziehen auf, passen, zukommen; ausmachen,
betragen; angrenzen; etwas nach sich ziehen, richer habe überlast
ist mir gezogen erbezil, Alex. 5594.
ge-zierde stf. Schönes, Schmuck, Pracht: von richer g., W. v. W.
7012. man kos daz, an ir gezirde, daz, sie wip heten in wirde, Alex.
3664. di gezierde ir (der bluome des heus) gestalt verdarbe, T— B
Jakobus 1, 11.
ge-zilt part. Adj. (von ziln, zilen, zillen swv. als Ziel aufstellen,
zumessen): auf ernannte u. geczielte czeit, Igl. Bgr. N. 93, 2. die g.
czeit (den Termin) halden, N. 93, 3.
ge-zoc, -ges stnm. 1. Hinziehen, Säumen. 2. das Recht, weg
zu zielten. 3. Appellation, Rechtszug. 4. Wegschleppen, Raub, Dieb-
stahl. 5. feindl. Angriff, Kriegszug. 6. Mannschaft, Heeresfolge.
7. Ausrüstung, Kleidung. 8. Zugnetz, das die fronpoten desterpas
uff geczog zu sehen, Olm. Stb. 85. 5. sie gebuten län von dem
gezoge (am Ende des Tourniers), W. v. W. 7392. ein dicker roc, äne
tiuwer kost gezoc (nicht kostbar), sunder nach rechter demuot
siten 467.
ge-zogen part. Adj. (wohl) erzogen, fein gebildet: er spricht
also, daz, g. sine wort und bescheiden sin gehört, Alex. Anh. 993.
ge-zogenlichen Adv. anständig, wie es feiner Bildung entspricht:
nach ir minne mannic man doch g. warp, W. v. W. 3745. der gast
g. sprach, Schretel 132. den heim g. sider der tiure degen abe bant.
Ef. 285.
ge-znng (ge-zunge, -zünge) stn. Sprache: seiner (des Hier.) ge-
sprechikeit, seiner geblümten rede, domit er die heiligen Schrift aus
ebraischen u. krichischem g. in latein pracht hat, musz sich alle
dise werlt wundern, Hier. 8, 5.
ge-zwang (= ge-twanc, -ges) stmn. Bedrängnis, Traut. Chr.
118. 119.
ge-ezwinlingt* part. Adj. von zwinelinc, zwilinc, zwilling stm.:
g. vruchte = Zwillinge, gemellis foetibus, W — B Hohes Lied 4, 2.
ge-zwiden swv. einen eines dinges oder etwas g. = tvillfahren,
gewähren: du solt an in (den beiden Knaben) g. mich, du solt sie
mir ze gesinde geben, W. v. W. 5151 f.
gib (— gebe, gibe stf.) stm.* Gabe: ir enphacht den gib dez,
heiligen Geistz,, T— B Btb. 2, 38. des gibs (der Gabe), Bömer 5, 17.
gibelein* (Dem. von gibel stm.) stn. kleiner Giebel: seind die
2 gibelein auf die Kirchhalle gebauet worden, Traut. Chr. 236.
gibel- venster * stn. Fenster mit Giebel, Traut. Chr. 319.
gibig Adj. was gern genommen wird, gangbar: der perkemmer
— soll sein gibig u. gebig zu nemen u. zu geben, Chlum. VHI 26.
g'icht — glafneid 323
gicht stf. Aussage, Geständnis: umb di tad des marines gicht
gememeclich si doch ous gebot, Dal. 24, 37 (3, 50).
gief stm. Tor, Narr: so sprechen wip unde man du sis ein
gief, Tristan 5115.
giel stm. Maul, Rachen, Schlund: ez, greif dem beren in den
giel, Schretel 239.
gient part. Adj. (von jenen?) verkündigend: wir haben geben
dem herolt u. sein ginten gesellen X Pf. von Martini, Eger Chr. N. 1000.
giez,-kanel* swf. Gefäß zum Gießen, phiala: krüge u. crewel
u. gieskaneln u. morser, W— B Kön. III 7, 49.
giez,-kopf * stm. phiala, W — B Par. II 4, 11. Bereite ouch ge-
neme vas und trinkvas u. rouchvas u. giskopfe von reinem golde, in
den man sol opfern opferspeise, Ex. 25, 29.
giftig Adj. 1. = gibig, gsebic. 2. giftig, verrucht: Des berufet
der zoubrer einen teuf el mit seinen giftigen kunsten , Hier. 185, 3.
das er seines giftigen meisters, des zaubrers, gebot mit nichte volenden
mochte, 185, 17.
gigen-garren* swv. mit der Geige garren = zwitschern,
klimpern: sus gienc er g. glich einem rechten narren, Tristan 5169.
gilfe swm. Zänker: er sprach recht als ein gilfe (: hilfe, im
Druck hülfe), Dal. 129, 9 (58, 18). ..
CJilge, Gilige, Gilje Georg: Ägidius auf sant Giligen tag, Igl.
Stb. III A 159 b.
ginimiii* Adj. mit Edelsteinen besetzt: manic vaz, g., Alex.
21161.
ginen swv. gähnen: Und das kint ginte sibenstunt u. tat auf
seinen munt u. seine ougen (oscitavit septies) , W — B Kön. IV 4, 35.
gir stf. Verlangen, Begierde: des ungelouben gir = Um-
schreibung für: ihren Unglauben, W. v. W. 5699. uz, sins herzen gir
antwurte im er Tristan , Trist. 345. majestas mit gewaltes gir,
Alex. 12590.
gir stm. Geier: gires vedern, Rf. 129. 131. 133.
girde stf. 1. Verlangen. 2. Habgier. 3. Sorgfalt: 3. mit sorg-
hafter girde = (sorgfältigst) diz sie gerlich verswigen, W. v. W.
5229. die Kriechen heten sich bedäht von ir manheit girde, Alex.
12347.
girstein (girgtin^ Adj. aus Gerste bereitet: czweinczig girsteine
brot (paues hordeaceos), W — B Kön. IV 4, 42.
gisel stm. n. Kriegsgefangener, Geisel: die wir dovor zcu gysel
u. czu phande gesaczt haben, Stb. Brüx. 478.
gizec-heit (gitec-heit) stf. Habgier, Geiz: nicht durch giczekeit,
vor dem herczogen zcu nit (um ihn zu schicächen, ließ der Kaiser
viele Vornehme in Böhmen hinrichten) , Dal. 131, 16 (59, 45). ach
arme g., du bist leidir wit und breit, 122, 5 (55, 45).
glach* stn. Gelage, Traut. Chr. 156. das gloch bezalen Redens-
art, Chr. v. Eger N. 83.
glafneid, glefneid, gleifneid glefnei = altfranz. glaive,
mhd. glavin, glevin, glavie, glevie, gleve stswf. 1. Lanze.
2. Lanzenreiter. 3. kleiner Haufe, Fähnlein solcher: 3. Chr.
v. Eger N. 999. so sullen uns auch dieselben Erhart u. Nick-
las, ire erben u. nachkomen dienen mit zweien glefnein, doch
21*
324 glander — glaub-lich
also, das wir oder unsere nachkonien in ader iren nachkomen umb
allen iren gleuendinste für koste u. für schaden stehen von hausse
zu hausse, Mind. d. Egerl. S. 17. das er mit 40 glefney wolt gehut
haben bei Wiltstein, Stb. Brüx S. 229.
glander stmn. Glanz, Schimmer: in liehter waete g. , Tristan
1922. 4407. steine — von manger varwe g., 4807.
glander Adj. glänzend, schimmernd: wie schoene und wie g.
jene Isöt doch müge sin, Tristan 4000. Kassien schin was g., 5870.
Tristan und Isöt in zwein sarken g. lägen in der erden, 6820.
glanst stm. Glanz: das sulchen glanst menschlich äugen nicht
geleiden mochten, Hier. 165, 27. in dem g. deines antlutz, Sol. 99, 6.
glänz Adj. hell, glänzend: lechelichen g. ein munt, W. v. W.
1509. schone erweit unde g. einen lobelichen kränz, 658f. doch sie
mit schcene widerstreit — manger frauwen glänzen schin, 1196 f.
manger i'arwe glanzer schin, 7901. ir — der weihe — glantze varbe
so grossen schaden bringet, Hier. 203, 14. mer (als Wem) reitzen
die schonen antlutz glantzer frawen, 52, 17. schöner u. glantzer ist
unser vater über tausent ander, 104, 27. ir geverte glänzen schin
dö bot, Alex. 18794. 21736. von glänzen Schilden, 12866. 13367.
der keiser lsege in glänzen schouwe uf Erbelä der ouwe (bei Arbela),
9907. daz, mich dühte — wie der sunnen glanzer schin mit im
(lihte) drunge zen wenden in, 5117. lüter unde g. ist siner richer
künste bort, Tristan 36.
glanz-bliime* swmf. prächtige Blume: gel u. allerlei glantz-
plumen hew ich für mich nider, Ack. 22, 7.
glanz-erde* stswf. glänzendes Gestein?: wie sie glantzerden
suchent, Ack. 53, 13.
glanz-gevar* Adj. glänzend: als ein lilje g., Tristan 3266.
glast stm. Glanz: lüter minne ir süezen glast bete geworfen
üf din kint , W. v. W. 266. der vierde tac (der Schöpfung) dö
ergienc, dö die luft ir glast bevienc, Alex. 11176. der sunnen g.,
12488. di andern himelstern underwilen ouch enpern ires glastes,
Trist. 249. mit ir lichtem glaste, 4545. daz, sie (die kerzen) der
lichten sunnen nähen benämen iren g., Rf. 167.
glits-vaz, stn. Glasgefäß, Lampe: 10 maide, di da nämen ire g.,
T— B Matth. 25, 1. 25, 3. 25, 4. begnugklich g. (viel lampel 11. Bibel)
warn in dem solerer do wir waren gesamment, Btb. 20, 8 — 7 prin-
nende g., Offenb. 4, 5.
glat-weg* Adv. gänzlich: ist die papirmühl — g. gebrand.
Traut. Chr. 145.
glaub-briel" (ge-loubs-brief) stm. Beglaubigungsschreiben: legend
vor uns seinen glaubbrief und machtbrief (Vollmacht), Igl. Stb.
LH 39 d.
glauber stm. Gläubiger, creditor: Von mehreren hat auf das
Vermögen des Schuldners den ersten Anspruch, wer sich früher
meldet, Igl. Str 12 c. 19 b. Die Gläubiger eines Testamentars haben
binnen Jahr und Tag ihre Schuldforderungen einzuklagen, 12 b. sie
sind die nächsten Erben, 2f. 12c. 19b. 54b. auff die genanten won-
lichen czinsteg schullen sie czinsen den genanten seinen glaubern,
Igl. Stb. III 156 a.
glaub-lich s. gleublich.
glaz — glimpf 325
glaz, glatz stm. Kahlkopf, Glatze; obere Fläche des Kopfes:
er sluoc den an den hals, den an den glaz, Alex. 19183.
gleffe (glavin, glevin, glavie, glevie, gleve) stswf. Lanze:
Hawel, der gewan im mit der gleffen einen schilt von einander
gespalden, Böhm. Chr. 88.
gleichsen-heit (ge-lichsen-heit von gelichesen swv. heucheln)
stf. Heuchelei: leget von euch alle bosheit, arge list, g., Hier. 50, 2.
gleichsner*, gleisener* (vgl. mhd. ge-lichessere) stm. Heuchler:
die hoffenunge des gleisseuers (hypocritae) vorterbet, W — B Job. 8, 13.
ein iczleich gleichzner (hypocrita) , Job. 13, 16. das weis ich von
anegenge — das die vreude des gleiseners ist gleich einem punkte,
Job. 20, 5. die gleissener u. die arglistigen (simulatores et callidi),
Job. 36, 13. ein gleisener (Simulator), V B 95 a. IV 10b. VI 10c.
gleissende* Part, als Adv. heuchlerisch, simulate: das g. erdacht
ist, Const. III 6, 11.
gleissenheit (= ge-lichsen-heit) stf. Heuchelei: wie vil ist der
leider, die in varben geistlicher gleizzenheit zu sulchen sunden ge-
locket werden, Hier. 53, 10.
gleit (ge-leit, -e) stn. Schutz auf dem Wege, Zoll für das Ge-
leite, Chr. v. Elbogen 7, 9. 19, 16. 10, 31 usw.
gleitz-gelt (ge-leit-gelt) stn. Bezahlung f. das Geleite, Chr. Elbog.
65, 25.
gleiz,, gliz, (gliz,, glitz G. glitzes) stm. Glanz: der harnasch
sant durch daz, waz,z,er gleiz,, Alex. 6320. wä die sunne üf den sant
gleiz, mit scbin, da wart er also heiz, — 9793. gekroente lewen
silberwiz, gaben dar abe lichten gliz,, 4386.
glenstic-licli* Adv. v. glanst stm. strahlend: nichtesnicht ist,
das für das clare licht so g. scheine (clarius lumine fulgeat) denn
die lauter gerechtikeit, Const. IV 9, 3.
glenze stf. Glanz, Schimmer: ein leuchtende glencze an der
hout (beim Aussatz), W — B Lev. 13, 4. dovon das alles sein vleisch
in ein g. vorkart sei (in candorem versa), Lev. 13, 13.
glesten stn. sivv. glänzen: diu wise u. diu cläre mangem
herzen was ze väre, das twanc ir liuhtic glesten, W. v. W.
3991 ff. die sperlachen glesten glänz von golde fin, Tristan
2523. ein kränz gleste üf des helmes kröne, Rf. 127. der schin
(der 8 knoufe) vaste in die ougen gleste, Alex. 3360. ja daz. schcene
morgenröt (= Isöt) quam in sin herze glestende, Tristan 1627.
glestig (= glestec) Adj. glänzend: er hat in (den geistl. tempel)
auf einen glestigen leuchter gesetzet, Hier. 4, 22.
gleub-lich, glaub-lich (ge-loub-lich) Adj. glaubwürdig, wahr-
scheinlich: gleublich abeschrift derselben bullen, Eger. Chr. 1093.
gliedinaß* stn.? Vereinsmitglied: wollen mich als ir g. (der
Meistersingergenossenschaft) in iren schütz fassen, Igl. Ms. S. 27.
glimpf stm. angemessenes, artiges Benehmen, freundliche Weise;
guter Leumund: des in keine not tete noch zu glimpffe ader zu
nuczen komen mochte, Elbog. Chr. 141, 33. wie mich di zum Elbogen
an meinem g. und hantwerk uuverschult gesmeht, 79,12. wes er
sich beclagen sulle, das dem glimpf und frid wider ist, 86, 20. nach-
dem er — in derselben Schrift sich unser eren und glimphs zu be-
326 glimpf-leich — gnäden-reich
ruren zu vil und unpillich understet, Eger. Chr. 1164. nach glinipffs
zu begeben (freundlich zu verfahren), 1165. Traut. Chr. 154.
glimpf-leiek Adv.* recht, angemessen: ob sie sich gegen mir
und meinen hindern freuntleich und g. halden werden, darumb wold
ich in (den Schuldnern) gnad erzaigen, Igl. Stb. III 149b.
gliz, s. glei^.
gl oben s. klauben.
glocken-gie^er-nieister stm. Glockengießer , Traut. Chr. 212.
gloek-inantel stm. glockenförmiger Mantel (bei L. nur aus
Mone 2. 13. 183 belegt): czwen mantel: ainer auflanger, der ander g.,
Igl. Stb. V 263 a. einen graben g\, III 199b.
glock-speise (glocke(n)-spise) stf. Glockenspeise: Traut. Chr.
44. 50. 158.
glöse stswf. erklärende Anmerkung, Auslegung, Kommentar:
der kunic aber, das do geschehen was, schreip er in die gloze der
pucher (in comnientariis, in die Geschichtsbücher), W — B Esther 12, 4.
glosen swv. glühen, glänzen: ein tiur samit gloste von roete,
als ob er brunne , Alex. 9376. nach viures varwe gloste , waz, der
werde zu im fuorte (= harnasch), 11848. Candaulus von golde
gloste, 19780. der karratsche von golde glost, 6152.
glübde, glübede (ge-lübede, -lübde) stfn. Gelöbnis, Ver-
einbarung, Chr. v. Eger N. 1089. anspräche umb kauffe u. mutunge
oder gelubde u. umb kostversaumnusse, D I R 23 a, 3 u. 4. wie gelubet
und wilkure alle lantrecht brechen, DIR 22 c.
glübnis* s. ge-lübnis.
glückes-rad stn. Glücksrad s. Wackerna gel „Das Glücksrad und
die Kugel des Glücks" in Haupts Zs. VI 134—149: do du zu Pareisz
auf dem gluckesrade sassest, Ack. 27, 14. Trautnaw wird — aber-
mals in höchstem glücksrade sein, Traut. Chr. 120.
glück-selig (ge-lück-sselec) Adj. glücklich, mit gutem Erfolg:
er hatte gar gluckselige streite (erfolgreiche Kämpfe) mit den
Dewczen. Böhm. Chr. 93.
glückseligkeit (= ge-lück-sselec-heit) s^. Glück: in g. euer
gutter u. leiber mit gesundheit zu verhalden, Stb. Brüx N. 452.
glüendig, glündig Adj. glühend: Johannes Chises schos —
einen glundigen pfi.1 in den herczog (tschech. stfelu s. nalepem
vstfeli), Dal. 127, 29 (57, 33 wenn nicht glüppigem oder gelüppetem
zu lesen ist).
glündig s. glüendig.
glüen (glüen, glüejen, Trat, gluote, glüete) swv. glühen: in
glüender minne, Tristan 50.
gnade (auch genäde) stf. 1. sich niederlassen, um zu ruhen,
Ruhe. 2. Behagen, Glückseligkeit. 3. Herablassung, Huld, Neigung
zur Unterstützung. 4. Dank: 4. umme der gnaden danksagunge.
(pro gratiarum actione), W— B Lev. 7, 12. 'iuwer gnade' sprach er
'herre min' = ich danke Euch, mein Herr, W. v. W. 5039.
gnäden-reich Adj. gnädig, reich an Begünstigungen: das
gnadenreiche jar = jubilaeus, Jubeljahr, W— B Num. 36, 4. von
dem gnadenreichen iar anhebende = ab anno incipientis jubilaei,
Lev. 27, 17. die g. iar = jubilaei dies, Lev. 27, 21.
gnäden-tau — golz 327
gnädentau* stm. Tau der Gnaden: mit deinem gnadentawe
labe sie (die Seele meiner Frau), Ack. 58, 9.
gnäden-tayel* swstf. Gnadenthron propitiatorium : ein g. von
reinem golde (mensam), W— B Ex. 25, 17. beide Seiten der gnaden-
tafeln sullen sie (die Cherubim) bedecken ousreckende ire flügel u.
behüllende die bettafel, Ex. 25, 20. vor der g., Ex. 30, 6.
gnäd-sain* Adj. g. kür — adoptio: das ich hab die g. kür der
kinder durch dein eingebornes wort (ut habeam adoptionem filiorum),
Sol. 22, 21.
gnedig (= ge-nse-dec) Adj. liebreich, voll an Gnaden, Be-
günstigungen: bis zu dem gnedigen iar (usque ad jubilaeum, W— B
Lev. 27, 18.
gneist (gnist) stm. Grind, sanies (giiisfc oder grint = glabra
Voc. v. 1482): Job schabte von im den g. und das eiter mit einem
schirben, siezende in dem kote und in dem Unflate, W — B Job. 2, 8.
gnist stm. Betrug: also mit untriuwen gnist der untriuwen
meister ist, Alex. 6621.
gogel Adj. ausgelassen, lustig: daz, volc was üf dem anger
gogel, Alex. 3414.
golaezer* stm. (vom slav. kolac) Kuchenbäcker: Es ist
von alders zu Olomuncz geAvonheit gewesen und ein aussetezung,
das sunderliche pecken gewesen sein, die die golaezer geheissen
haben und ir sunderliche czech (Zunft) hatten, die do scheibelat
prot puchen u. gancz rucken wolgesmach, Olm. Stb. 99a.
golden* swv. : gelt abdringen mit g. noch mit droe, Eger
Str. B 11 = A II, 1. geld aberdringen mit gold (?), anders in C 8
u. B. 17.
gold-niacher* stm. Alchemist: den 29. aug. 1585 ist dem
Jlieronimußen Keßler sein doctor und golttmacher zu ein schelm
worden und entloffen, Eger. Chr. 699.
gold-vaz, stn. goldenes Gefäß: er nam die goltvaz, üz, dem
tempel von Jherusalem, Alex. 929.
golf (golf) sum. übermütiger Schreier, Prahler: si (die Behem
gegen die Deutschen) schrien uf en golf als uf einen wolf, Dal.
149, 30 (67, 35).
golen s. goln.
goller, golnir (gollier, kollier, aus franz. collier, lat. collare)
stn. Halsbekleidung, Koller, Halskette: ein guidein golnir (torquem
auream), W — B Gen. 41, 42. ein czirlich golnyr, Spr. 1, 9. an die
czirnüsse u. das gespenge und die purper wat, die die kunige Madian
gewont betten zu gebrouchen, u. die guideinen golnyer der camelen
{torques aureas camelorum), Richter 8, 26. domit derwischte er (der
Böhmenkönig) den keiser pei seinem goller und saezte im das messer
an die kele, Böhm. Chr. 83.
goln swv. laut singen, johlen, Possen treiben, ausgelassen
umhertollen: in toerischer wise lac er unde gölte, Trist. 5357. der
töre alles sines gollens pflac, 5378.
golter s. kulter.
golz (golze, kolze aus ital. calzo, calzone, lat. calceus) nur im
PL eine Fuß- und Beinbekleidung, und irgend ein Stoff* dazu:
Parchant, harras, golez und gebleichte leinbat, Olm. Stb. 92 a.
328 gönstiglich — granizen
gönstiglich (= günstec-lich) Adv. wohlwollend: dies mein vor-
brengen — wollen ewer christliche liebe g. erwegen , Igl. Ms. S. 28.
gorallein, gorelein s. korallein.
gotel (göte, götte, gote, gotte swf. Patenkind) patrina: wider
freunde u. mage bis auf das 5. gesippe — wider gevattern u. fettern
u. gotel auch wider di, den si von vorkauffes oder kauffes wege
hulde getan haben, sollen di fursprechen (Advokaten) nicht gezwungen
werden, für czu sprechen oder czu teidingen, Const. IV 4, 10.
gotes-acker stm. Friedhof: ein garten auf dem goczacker,
Igl. Stb. V 160b. Eger. Chr. 1017.
gotes-lesterei* stf. Gotteslästerung: mit grossen g. , Eger.
Chr. 909.
gotes- taufer stm. der hl. Johannes der Täufer: czu saiind
Johannes gotestaufers tag, Igl. Stb. V 161 b. zu sand. Johans gotes-
taufer tag, HI. 207 c. 210 d.
gotes-weg stm. Wallfahrt: do Heynrich der Payir — ouf dem
gotesweg czoch u. darnach her widerquam u. dasselb gescheft nicht
widerrufte u. in demselben jar gehling starb, Igl. Str. 52. do ir sun
auf den gotesweg wolte, 263 S. 161.
got-leich (got-lich) Adj. von Gott ausgehend, sich auf ihn be-
ziehend, göttlich, gottes fürchtig , fromm: ir lasst uns daruinb ain
gotlaich recht widerfaren, Igl. Bgr. N. 40, 1.
got-link* stm? lä rinnen den Rein als ander wasser, ausz
Eseldorf weiser gotlink (sagt der Tod zum), Ack. 37, 8.
gotzen-, gotzschen- wagen* stm. Kutsche: si haben den eldisten
judischen rabi gefangen, auf einem gotzenwagen geschmiedet, auf
das schlosz Schaetzler geführt und ihn geschätzt, Traut. Chr. 52.
auf einem gotzschenwagen angeschmidt gen Brige gefürt, 255. 51. 236.
gouch s. gauch.
goufe s. gaufe.
gouin(e) s. gaum(e).
gouinen s. gaumeu.
grab-gewant* stn. Hülle, Tuch über den Sarg: über die por
ein siecht g. decken, Eger Str. C 38. g. chauffen und hausarme leut
dorein cleiden, Igl. Stb. III 112 b.
grab -misse stfn.? Gravierung, Siegelabdruck: das an den inge-
sigeln scheine rechte gestalt, grabnusse u. czeichen , Const. IV 14, 3.
grab-stickel stm. Grabstichel: grab es mit sinnes g. in die
Vernunft, Ack. 11, 4.
grau, -e stsicf. 1. Spitze eines Haares. 2. Barthaar, bes. an
der Oberlippe. 3. sonst Haare auch bei Tieren. 4. Grannen an der
Ähre: eteswa üz,drungen im die gran doch nicht ze dicke um den
munt, W. v. W. 2665f. dem jungen man — alrerst entsprungen im
die gran, Alex. 7494. 12095. 13846.
granatapfel, -epfel stm. Granat-, Scharlachapfel: granatöpfil,
W — B Num. 20, 5. schellen von reinem golde die saczte sie czwischen
die granatöpfil , Ex. 39, 23. ein guideine schelle u. dornach einen
granatapfel (m. punicum.), Ex. 39, 24.
granizen swv. (vom poln. granica) umgrenzen: wisen u. wismat
ausgesatzt u. gegraniczt, Olm. Stb. 131 s. grenizen.
grans — grausam
329
grans stm. 1. Schnabel der Vögel. 2. Maul oder Rüssel. 3 vulva,
4. hervorragender Teil eines Körpers. 5. Schiffsschnabel : vil größer
elefant, die racten ir granse, die sie haben vor dem vlanse, da mit
sie wolden vähen die Hute, Alex. 22045. sie heten ouch scharfen
grans : etslich ein lenimel nach ir dans, Alex. 23 137.
gras stn. Gras, grasbewachsener Ort: Otten von dem grase,
Eg. Achtb. I 48.
grase-garten (gras-gart stm.) Grasgarten: in einen grasgarten,
Alex. 24751.
grasen swv. Gras schneiden, grasen, den Bart zupfen, trans.
weiden: allein wir (der Tod) doch manigen kunstenreichen, edlen
usw. — leuten fer über den rein hant gegraset, Ack. 3, 5.
gras-hof stm. Rasenplatz, Garten: Die wolrichende veltblume
ist genomen aus dem Grashofe der heiligen Kirchen, Hier. 105, 2.
grau swm. Grausen: graw u. vorcht schaiden von euch nit,
Ack. 2, 9.
graupe, graupel (grnpe) swf.? Graupe, Hagelkorn: mit regen
und graupen, Traut. Chr 251. ist ein grausam weter gewest mit
tonder — graupeln und regen, 235. ein semilmus (polentam) und
groupen W— B Lev. 23, 14.
grawen (= grüwen stn. grawe stf. (Belege bei L. nur aus
Renn. u. Krone) Grauen, Grausen: alle monat newen unlustigen
unflat oder g. (gibt es in mancher Ehe), Ack. 45, 14. wenne ein g,
ist es deinem herren got (abominatio), W — B Deut. 17, 1. ein grawe
vor dem herrn, V. BlOOd. — g. pei gote, V 103b. den growen
(abominationes) u. das bö^e u. das vorworfen — opfern, Ex. 8, 26.
mit gesichten in grawen zustossestu mich (per visiones horrore me
concuties), Job. 7, 14. ein grawe (abominabilis) wirt im in seinen
tageu das prot, Job. 33, 20. do der schaten ist des todes u. kein
ordenunge sunder die ewige grawe inne wonende, Job. 10, 22; u. ir
hoffenunge ist ein grosser grawe der sele, Job. 11, 20.
graus (gruz,, Gen. grüz,, griuz,e) stmf. 1. Sand-, Getreidekorn.
2. Midi, das Geringste. 3. Hagelkorn*. 4. Hagelwetter*, Univetter*?
den 29. April 1571 ist nachmittag umb 4 und 5 uhr ein solches böses
wetter komen mit so grossen graussen, der gleich vor nie khein
mensch gedenkt, Eg. Chr. 375. 292. der kol von einer graus wirt
oft czu einer flammen, Dal. 34, 29 (8, 66) (wenn hierher zu stellen).
grausam (grüwe-sam). Adj. Grauen, Schrecken, Ekel erregend:
bedenke den forchtsamen (furchtbaren) tag, den grausamen tag got~
liches zornes, Hier. 37, 12. also sein wir dein (Christi) wartunde in
dem grausamen tage des vorchtsamen letzten gerichten 81,9; über
den grausamen fluz, dises tobendiges meres, 108, 9. wann ire (der
Teufel) gestalt g. ist, das nicht ungeschafners auf diser erden imant
erdenken mochte, 138, 13. nach seinem tode wart beide in der
kirchen u. auf dem kirchhove ein so sturmiger, grausamer don,
196, 18. grausam u. ungehorte taiding vechten uns an, Ack. 2. 14.
das do g. wirt euch (quod abominabile erit vobis), W — B Lev. 11, 20.
grausam ist bei gote, der das tut, Deut. 22, 5. ein g. dink (rem
detestabilem), Gen. 38, 10. ein icliche sele, die do tut von den grau"
sameu ichtesicht (de abominationibus his quispiam), Lev. 18, 29.
die do assen sweinein vleisch u. das grausame (et abominationem),
330 grau-samig — grelle
Js. 66, 17. das ich habe grausam (quia detester) das pette der un-
besuiten u. aller vremden, Esther 14, 15. die gross grausame vinster-
nuß — au der sonnen, Eger. Chr. 75. ein grausames wetter, 79.
ein g. weter, Traut. Chr. 235. ich wil euch grausemer werden, wen
ich ie gewest bin, Elbog. Chr. 69, 4.
grau-samig* Adj. = grausam s.d.: als diser grausamige stürm
aufgehört bette, Hier. 197, 1. das sie (die wüstunge) den munichen
eim grausamige wonunge äne zweifei machet, 10, 13. seinen leip,
der durch hertikeit — willen seines lebens also enpferbet was, das
grausamig sein angesicht were, 19, 8. wann beiweilen so schrei er
mit grausamigen antlutz, mit vorkarten äugen als ein tobendiger
u. mit starker stimme, 137, 21. zuhant quam der böse geist in bilde
eines grausamiges menschen, 193, 23. zuhant wart ich ansichtig
Buffum, meinen unseligen nefen, so gar ungestalten u. grausamiges
gesichtes, 190, 11. die — teufel — waren so übel gestalt, das nicht
grausamigers, nicht ungeschafners imant erdenken mochte, 143, 18.
grau-sam-keit* stf. ivas Grauen, Abscheu, Ekel erregt,
abominatio: ein g. ist er, der euch hat erweit, W — B Js. 41, 24.
grauz, s. graus.
grause (gruose) stf. Saft und junger Trieb der Pflanzen: der
konig sam ein grauz, lud den herczog zcu hus (huos Jir.) mit sinen
gunnern, Dal. 190, 35 (85, 73) (wenn hierher gehörig).
grebe (gräve) swm. königl. Gerichtsvorsitzer, Graf, Dal. 94, 26
(39, 103). des grebin (Grafen) tochtir Psowo, 67, 16 (25, 26). nuon
grebin warin — her gevarn, 222, 28 (100). von dem grebin hoch-
geburt (39 Überschrift), der grebe virkouft die grafschaft, 92, 16
(39, 21).
grebel (= paxillum Sum. Helbl.) stm. funiculus, Strick: seine
(des Vorhangs) seile mit grebiln, W — B Ex. 39, 40.
greb-nus stf. 1. Begräbnis. 2. Grabstätte. 1. mein g. erber-
leich bey der pfarr begangen sol werden, Igl. Stb. V 245b.
greif, -e (grife) swstm. der fabelhafte Vogel Greif: den adelar,
den greifen = aquilam et gryphem , W — B Deut. 14, 12 u. Lev. 11,
13 u. 14.
greifen (subst. Inf. grifen) stn. das Erfassen, Tasten, amplexus:
ein g. über alles g., den(!) nicht begreift das auswendig fülen, Sol.
75, 21.
greifen (grifen) stv. IL tasten, fühlen, greifen: die wir ge-
griffen haben mit unsern selbes henden — beide sein wort u. seine
kunst, Hier. 3, 10. arme kinder, die zu der ee wolden greifen
(heiraten) stewern (aussteuern), Igl. Stb. III 153 b. in das handwerk
der kürsner greifen (sich Übergriffe erlauben durch Herstellung von
Kürschnerwaren), III 221 c.
greiuen (= grinen) stv. II. den Mund verziehen, lachend,
knurrend, winselnd weinen : er wirt greinende knaren mit den czenen
über in, W — B V 21b. der ber rampf sich unde grein ez, an,
Schretel 113.
grelle (auch grel) stswf. das Krallende, Stechende, Dorn,
Gabel zum Herausstechen der Fische, Spieß, lancea: ire grellen
(lanceas), W— B VI 2 c. Und czusmiden werden sie ire swert zu
Pflugscharen u. ire grellen (lanceas) zu sicheln, Js. 2, 4.
ge-sling — ge-stalt 331
grellensiuid stm. Schmied von grellen; als Eigenname: Heuel
O., perkinaister in Kuttenberg, Igl. Bgr. N. 36, 1.
grem-miß* stf.? (von gremen, gram machen, refl. sich grämen)
Gram, Ärger: als dann vil g. doraus komen sein von creiner bande-
lnnge wegen, Olm. Stb. 132 S. 99. wir haben angesehen den Un-
willen u. g., die doraus kumen sein, das einer uff den andern wein
ufgetan u. geschenket hat, so oft jederman wolt, Olm. Stb. 52.
grem-schaft * stf. Arger, Verdruß: dordurch grosse grem-
schafte entstehen mochten, Stb. Brüx N. 379.
gremsen (mhd. gremen, gremzen) swv. murren*, aufbrausen*,
fremere*, furere*: er gremset, W — B Isaias 5, 29. worumme
haben gegremset die heiden (quare fremuerunt gentes), Fs. 2, 1.
gewispeit haben sie (deine veinde) u. gegremset mit den czenden,
Klagen Jer. 2, 16. do du gremsest gegen mir (cum fureres adversum
me), Js. 37, 29.
gremsen* subst. Inf. stn. Wut, furor: dein g., W — B V 43c;
Ps. 73, 1.
gremsig Adj. feindselig, erbittert, furiosus : mit dem gremsigen
manne, W — B Spr. 22, 24. czornik u. g. was Helyn = Iratus indignatus-
que est Eliu, Job. 32, 2.
grenize, grenze (aus poln. granica) stf. Grenze: do weder
grenicz, stain noch rain sein, Igl. Str. 292. iren nochpawern, di mit
in grenicz halden, Const. II 3, 10. czweiunge umb der Stollen
greniczen u. marscheid, II 4, 12. die nachpaueru sein u. ire greniczen
czusammenstossen, II 1, 10. die Steiger sullen ouch — noch gepote
der urborer czweiunge von den greniczen, die sich hebt czwischen
den marscheidern, mit rechter mas entscheiden — sie sullen auch
nimmer gedenken, die greniczen ader das wasser durch gauczen stein
czu czeigen mit czaubernusse, I 9, 4. Aber alle czweiunge u. stosse
von den gemerken u. greniczen ausczurichten, das gebort — der
steiger geschefte an, 110,1. Wir seczen auch, das alle erbsilber-
gruben mit rechter mas u. greniczen (oder stuffe E) redlich und
underscheidlich gemessen sullen werden, II 3, 12 u. s. in den
greniczen u. czil des purgerlehens, Igl. Bgr. U — A 13. pies an die
g., von der gemelten grenicz, Olm. Stb. 59.
greniz-ackerunge * stf. Grenzbezeichnung durch Umpflügen:
die grenitzen durch steine, zeichen, kreizbewme und newen grenz-
ackerungen bezeichnet, Traut. Chr. 265 (vgl. 267: ist eine gerade
aufgeführte grenitz über die langen wisen — mit dem pflüge geackert
worden).
grenizen, graenitzen swv. die Grenze bestimmen, Traut. Chr.
147. 293. 294.
grenizen-beschreifoer* stm. Zeichner, der die abgesteckte Grenze
kartographisch aufnimmt: Simon Hittel, maier g., Traut. Chr. 201.
grenitz-gedechtnis* stn. Erinnerung an die Festlegung der
Grenze, Traut. Chr. 266; s. greniz-recht.
greniz-kreiz* (-kreuz) stn. in Stein oder Baum eingehauenes
Kreuz zur Bezeichnung der Grenze: solche grenitzsteine sind aller
mit grenitzkreizen bezeichnet bis zur kreizbuchen, Traut. Chr. 267.
greniz-mülstein* stn. als Grenzstein gesetzter Mühlstein,
Traut. Chr. 267.
332 greniz-rein — grint
greniz-recht* stn. Brauch bei Bestimmung einer Grenze:
Hans Ficker, primas in Trautnaw, hat disen grenitzstain selbst be-
kräftiget mit dem g., wie vor alters und nach breuchlich ist, das er
mit eigner haud hat dise drei personen von Trautnaw auf dem
ersten greuitzstein mit rutten gestrichen — zum grenitzgedechtnis
der zeit, Traut. Chr. 266. 268. 269. 270.
greniz-rein* (= rein) stm. Bain: da haben sie den g. aus-
geackert, Traut. Chr. 131. 207.
greniz-streit* stni. Streit um die Grenze, Traut. Chr. 288.
greniz-stritte* stn. Grenzgebüsch, mit Binsen bewachsenes
Grenzland: drei g., Traut, Chr. 288: s. gestritte.
greniz-vlöz, stm. n. Grenzbach, Gretizpoß: neben dem grenitz-
flosse, welches das hinterste flosz ist gegen Nickel Firxen Gutt,
Traut. Chr. 204.
greniz-weide* (von wide) swf. als Grenze dienender Weiden-
baum: es hat aber jemandis itziger zeit die grenitzweiden weg-
gebrent, Traut. Chr. 260.
greu-lich (griu-, griuwe-lich) Adj. schrecklich, Grauen erregend,
protervus: einen hochvertigen sun u. einen greulichen, W — B Deut.
21, 18. der do nicht enkante den greulichen (= tyrannum), do er
kriegre wider den armen, Job. 34, 19. do hin die greuliche lere
(crudele dogma) des kuniges gekumen was, do was grosse clage bei
den iuden, Esther 4, 3. subst.: alle greuliche = omnes horribiles,
Job. 20. 25. welcher hat gehört semliche greuliche = talia horribilia,
Jer. 18, 13.
greu-lich-keit fgriuwe-lich-keit) stf. Grauen erregendes Wesen,
Tyrannei: die czal seiner iar, die ist ungewiss seiner g. (tyrannidis
eius), W— B Job. 15, 20.
gries (griez,) stmn. Sandkorn, Sand, sandiges Ufer, Kampf-
platz: wir sahen dich — des meres griesz u. sein vische rechen,
Ack. 26, 17. recht als der gris des meres, W — B Job. 6, 3. des
griez,es (Wüstensandes) hitze, Alex. 9806.
grif, -ffes stm. das Greifen, Tasten, der Griff: die unkäuschen
schinf haben mit halsen, küssen u. bösen griffen, Joh. v. Igl. 6.
Oriffenstolle * sicm. Name eines Stollen: gewerken des G.,
Igl. Bgr. N. 77, 1 u. 2.
grif-stange * stswf. = sigbaum s. d., Igl. Str. B 72.
grimme stm. (swm.) Wut, Grimm: gar czornig wart der g.
unseres herren, W— B Num. 11, 10. von dem czorne seines grimmen
(ab ira furoris), Deut. 13, 17. der gehe grimme = Jähzorn, V. B
109 b.
grimmen stv. 1 3 vor Zorn oder Schmerz wüten, murren: si
grummen wider si (das Weib, das Christum gesalbt hatte), T — B
Mark. 14, 5.
grimniec-lichen Adv. unfreundlich, schrecklich, wild, furcht-
bar, Tristan 2213. 2264.
grimmunge stf. Wut, furor, W— B V 33 c.
grin s. griiene.
griuen s. greinen.
grint, -tes stm Grind, Grindkopf: Ist das es ein narbe hat
oder platern oder den grint oder schupen (scabiem), W — B Lev. 22, 22.
gripfig — grübe 333
gripfig Adj. reißend, rapax; handlich: inwendig sint si griphig
wolf, T— B Matth. 7, 15.
gritz s. grütze.
gris- gramen, -grainmen sivv. (mit den Zähnen) knirschen:
er schaymt und grisgramt mit den zenen, T — B Mark. 9, 17. Jhesus
grisgramt (erschauerte, infremuit) im geist und betrübt sich, Joh.
11, 33. warum grisgrament die neiden? Btb. 4, 25. si grisgramten
mit den zenden an in, Btb. 7, 54.
grisgramen stn. das Zähneknirschen : weinen und g. der zende,
T— B Matth. 8, 13. 13, 50. 22, 13.
gris-gramig * (von grisgramen swv. knirschen mit den Zähnen,
brummen) Adj.: wirdenlos u. g. sterbet (o Tod), Ack. 7, 15.
gries-granmng* stf. das Zähneknirschen: do wirt weinen und
g. der zend, T-B Matth. 13, 42.
grive (griebe) swm. Griebe, ausgeschmelzter Fettwürfel, cremium:
als ein grive, W — B Ps. 101, 4.
grobe-lich, -liehen Adv. in hohem Maße, sehr: di heren ertin
(ehrten) in gröblich, si machtin en czu einem furstin loblich, Dal.
31, 12 (7, 3).
gros, groschen (gros, grosse) stsivm. Groschen : 6 gülden ader
2 mark groschen, Stb. Brüx N. 220.
grcez,en sivv tr. groß machen, refl. sich ausdehnen: ich wil
grösen deinen namen (magnificabo), W — B Gen. 12, 2. der herre
gröste in in die höe, l'ar. II 1, 1. gegroset werde darumbe die stereke
unsers herren, Num. 14, 17. der Kriechen kraft nu größte, Alex.
14310.
gröz,-gönstig*, -gunstig Adj. huldreich: grossgönstige liebe
herren, Igl. Ms. 8. grosgunstige und gebietende liebe herren (==
Bürgermeister und Rat),"Eg. Chr. S. 3 u. 5; N. 40 S. 33.
grö^-inechtig (gröz,-mehtic corpulentus nur DFG 152 c.) Adj.
hochherzig*: dem grossmechtigen fursten und herrn, Igl. Bgr. N. 108.
der grosmechtigen krieg (magnanimorum contentio), W — B Richter
5, 15.
grö^-lich (gröz,-, groez-liche, -en) Adv. aufs höchste: ich bin
g. derfreut, T— B IL Brief Joh. 1, 3.
grö^-muoter stf. Großmutter, Igl. Str. V 207 c.
grübe (gruobe) stswf. Grube, Steinbruch, Höhle, Bergwerk,
Schacht: s. silbergrübe. Als Namen von grüben, Schächten, Berg-
werken und Stollen werden in Igl. Bgr. genannt : 1. nach dem 1. Berg-
meister (meist = dem ersten Finder) : g. genant Ruthart, eine andere
czum Leupold (nach dem bergmeister Leupold Hanman) in Kutten-
berg, (K.) 117. g. czum Lichtenberger, 42, 1. von den Madern, 8, 1.
(in K), zun jungen Kaufleuten, 46. 47. 49,50. 67. czun Klingen-
smid (in K) 47—50. czum Opel (K) czum Passler (der zuerst inge-
slagen hat), 53, 12. czu dem Pirkner, 65, 1. czu den Preiskowern
(K.) 65. czu den Querczen (Bergm. Quarcz in K), 64, 1. czun
Reff lern, 10, 1 u. 7. czun Rosentelern, 36, 1. czum Schirmer (in
K., 63. czum Schechtel, in K. mit durchslag mit dem czun Kauf-
leuten verbunden), 46. 49. 50. zu den Todein (in K., mit durchslag
zu den Preiskowern), 65. alte Sparergrub in Iglau, Mut. 24. perk-
werk czum Goldsmiden (in Zuckmantel), 3, 68. Griffenstolle in Schnee-
334 gruben-schreiber — gründel
berg 72. eine uberschar czum Pawer 51. czum Czappenschu, 11, 53.
2. nach Heiligen benannt; in K.: czu Saud Andres, 11. 40, 6. 53. mit
dem Bergwerk zu Jürgen mit Durchschlag verbunden, 40, 6. 52, 5. in
Schneeberg: St. Georgen (St. Jürgen), 13. 62, 3. St. Kathrein, 13. St.
Mauricz, 62, 3. St. Margarethen, 61. 3. nach der Lage: im garten, 64, 1.
g. im graben (K.), 52, 5. czu der Scheunn (K.) 6. perkwerk czum
prunne (K.), 40. 59. czum himelstos {mit den von den Wagnern mit
Durchschlag verbunden. 5. czur Mauer (in K.), 51. auf dem
Spinczenberg (auch Spiczenberg bei K.), 16. 36, 1. oder nach einem
Merkmal: g. czum eisrein seil (in K.), 44. zcum kunigslehen, 59.
nach der Messung aller 6 Nebenlehen nach einer Seite hin: vom
secbslehen (in K.), 53, 12. in Eylaw heißt ein Bergwerk der kunig-
steiner, 118, 1. czum Reichenstein (in Bergreichenstein in Böhmen),
25. 75. 97.
grüben-sehreiber* stm. der von der Geiverkschaft bestellte,
geschworene Bergschreiber im Gegensatz zu dem vom Regal- oder
dem Grundherrn bestellten, so der in Igl. Bgr. X. 78 a genannte perk-
schreiber u. X. 113 u. 114 ivo Kod. E aus perkscriber, perkscreiber
verdeutlichend verbessert: grubenschreiber. X. 53, 6 heißt es: so
haben die obgenanten ratleute — den Niclas Silber — zu perk-
maister gemacht u. den Petir Preiserger zum Steiger u. Paulum
perkschreiber daselbst zum grubenschreiber. Als g. in Kuttenberg
wirkte eine Zeit lang Joh. v. Geilnhausen.
Grubenfeld s. bergmessen.
grüene Adj. grün, frisch, roh, uneingesalzen: der saut dar grün
vische er iczlichem an (so richtig Jiricek, falsch ein Hanka) houbt
czu tische, Dal. 191, 5 (85, 81). hat man bis in sumer gereichte
(= geräucherte) und grine bering gehabt zu 2 haiern die besten,
Traut. Chr. 256.
gruft (auch kruft) stf. PI. grüfte, Gruft, Höhle eigentlich und
bildlich. Am berg Horeb — do bleib er (Elias) in einer gruft,
W— B Kön. III 19, 9. die grüfte (speluncas), Richter 6, 2. in (zu) der
gruft Odollam, Par. I. 11, 15 ; Par. II 20, 24. die fünf künige hatten
sich vorporgen in der grüfte (spelunca) der stat Maceda, Jos. 10, 17.
Loth bleib in einer gruft, Gen. 19, 30.
grün s. grüene.
grund stm. Grund (eigentlich und bildlich): an den g. des alters
(in basim altaris), W — B Lev. 4, 7. gründe (bases bei einer Säule
oder Statue), IIIBla.; 39 d. auch machte er czehen ereine gründe
(bases aeneas), Kön. III 7, 27. guideine houpt aber silbereine gründe,
das ist füze, Ex. 26, 32. den — tafeln — geuse 40 silbereine gründe,
das sint füze (bases argenteas), Ex. 26, 19.
grund-brief* stm. Urkunde über Grundrechte: di hern Slick
werden — ire freiheiten und grundbriefe auch auflegen (vorlegen)
und hören lassen, Elbog. Chr. 131, 12.
gründel*, grüntel* (=ge-rinne) stn. Rinnsal: das wasser aus
dem offen grüntl underhalb des dorfs (Pistau) sol er einfüren (in
den teich) uud den groben räumen frei in dem heribst oder in der
fasten, Igl. Stb. V 150 d. ager et grüntl, IV 194 d.
grund-dienst — guft 335
grund-dienst (grunt-dienest) stm. an den Grundherrn zu ent-
richtender Zins: g. oder zünss, so von gruntherrn verordnet werden,
Chlum. VII 20.
grund-greniz * stf. Grenze des Grundeigentums: das disz die
alte g. ist zwischen der Stadt Trautnaw Bürgerwalde und czwischen
Nickel Firxen — güttern, Traut. Chr. 205.
grund-herr sivm. Grundeigentümer: das der g. {nach der Ver-
einbarung) schal haben den dritten pfennik an der urbar, Igl. Br. 29, 2.
gründig (gründec) Adj. gründlich in die Tiefe gehend: das ir
uns — grundiges einkoinen (genaue Kundschaft) vormeldet, Eger.
Chr. 1207.
grund-lös* Adj. unerschöpflich: von seiner (gotes) grundlosen
parmherczigkeit, Olm. Stb. 44.
grund-veste stf. Grundfeste, fundamentum : Gramatica, g. aller
guten rede , Ack. 40, 8. grundfest aller guten werke , 57, 13. das
geoffenbart werden die grundfesten der werld, Sol. 2, 36. wann es
ist nicht ein festes gepau (gepeude H), do der wille gruntfest gelegt
hat, Const. I 6, 1. die gruntvesten der perge wirt es (das feuer) vor-
pruen, W— B Deut. 32, 22. ferner, III B 87 a; Jer. 50, 15; Ps. 136, 7;
Spr. 10, 25. mir ist in min herze geschoben des jämers gruntveste,
Alex. 821.
grund-vesten sivv. gründen, fundare : du hast die erde gegrunt-
vestet (fundasti), W — B Ps. 101, 26. in dem virden iare wart gegrunt-
vestet das hous uusers herren in mened des meien (mense zio), Kön. III
6, 37. es ist nicht swerer, zu grundvesten die erd auf die wasser
wenn die wasser zu gruntvesten auf die erd, Sol. 25, 3. wann ez,
(daz, haus) was gegruntvestet auf einen festen stain, T — B Matth.
7,25.
grund-vestig* Adj. fest begründet: g. stein = Grundstein:
haldet euch an den gruntfestigen lebendigen stein, den got erweit
hat, Hier. 57, 2.
grund-vestigen sivv. gründen auf etwas, fundare: du, der ge-
grundfestigt hast die erd, Sol. 102, 15.
gruoz,-sain Adj. der gerne grüßt, freundlich: Her Tristan
hübsch und gruo^sam, Tristan 1195.
grtttze stnf. Grütze, Grützbrei: er (herzog Rudolf von Osterr.)
wolt nur habin gricz alle tage in siner kuchin, Dal. 219, 12 (99).
grutzein (grütschin von grutsch m. Hamster) Adj. von einem
Hamster herrührend: eichhorneins und gruczeins mag ein kursner
— kauffen als vil, als in gelust, sonst aber nur 200 fei, Olm.
Sth. 103.
gücht ivohl verschrieben für guet, Elbog. Chr. 143, 28.
guft stfm. 1. lautes Rufen, Schall. 2. laute Freude. 3. Herr-
lichkeit. 4. Übermut. 5. Übertreibung, Prahlerei : 1. wiplicher wirde
sich fröut die ruft, w. w. git schalies guft, W. v. W. 718 f. gufte
vielleicht für gift, Elbog. Chr. 7, 8. do gegen dem schöpfe wset der
luft, daz, lobt ouch vür der Kriechen guft, den sie üf der dürre
häten, Mertin, Alex. 21498. durch sin wunderliche guft liez, er sich
füeren in die luft, Alex. 24955. ich hänz, vür wunderlichen guft,
24206. = gifte stf. Gabe: wi wol ein rath viel und ofte umb gufte
und gäbe — angefochten ist worden, Elbog. Chr. 7, 8.
336 güften — gunst
güften (Prät. gufte) sivv. und subst. Inf. = stn. seine Freude
laut äußern, übermütig sein, laut zurufen, rühmen, refl. mit G. sich
rühmen: er solde sin güften läz,en und sich rüemens mäz,en, Alex.
7733. wider got bat sie geguftet (gloriatus est), W— B Jerem. 48, 42.
wie lange guft geen (statt güften) den die sunder? (usquequo peccatores
gloriabuntur?), Ps. 93, 3.
gültig (güftec) Adj. freudig: der lentz sprach, er quicke u.
mache guftig alle frucht, Ack. 54, 13.
gugel (e) auch kugel , kogel swstf. Kapuze an Rock oder
Mantel: die hauben. gugeln und waz, man in uff dem haupt vindet,
01m. Stb 80. einen roc — und eine gugelen dar an üz, snoedem
tuoche, Tristan 5134.
gugelin stn kleine Kapuze: einen kese kiez, Tristant legen in
sin gugelin, Trist. 5145.
guidein (guldin, gülden) stm. Goldmünze, Gulden: 100 g. und
achtzig g. Reynisch g. enpfurt und entragen, Eg Achtb. II 4. — 60
ungr. guidein, Igl. Stb. V 176 a. wenn er das gelt (XXX guld) nider-
legen wolt, so sol er legen halb gelt und halb golt und ieden
g. sol man von im eins gr. teuer nemen, Igl. Stb. III 322 d.
gult (gülte, gute, md. gulte, gulde, gilde) stf. 1. Schuld,
Zahlung. 2. Einkommen, Rente, Kapitalzinsen: wer von gult oder
unfug von der stat entweicht, — muß das Bürgerrecht erst wieder
gewinnen, Eger Str. AVI 3; B 25. daz er von keiner gult oder
schult wegen nicht entwichen sei. B 39; C 85. gult und echte,
B 34; C 87. gult achten und geben, L. Meing. 13. jerlicher zinse
und gulte, Aussiger Urkdb. N. 136. gült = Schuld, Traut. Chr. 46.
95. 66. 67. ieriger gülde (Abgabe), Stb Brüx. N. 478. in die Echt
bracht — umbe golt, Eg. Achtb. I 27. alle renth, gült, czins und
nucz einnemen, Igl. Stb. V 97 c. das er — im geben hat II s und
von guld in gold und berait im das beczalt hat, 111326a.
gulter (gülte swm. 1. Schuldner. 2 Gläubiger) stm. Rentmeister:
man mach in zu einem gesworen gulter, Eger Str. C 83.
güme (günie, guome, goume) swstm Gaumen, Kehle, Rachen:
Und noch wirt nicht erhellen in meinem gumen (in faucibus) tor-
heit, W— B Job. 6, 30. urteilet nicht des essenden güme den smak?
Job. 12, 11. wie süsse sint meinem gümen deine süssen Spruche!
Hier. 115, 10.
guiinen, günnen unregelm. sivv. Praes. s. gan, Praet. gunde,
gonde, Part, gegunnen, gegunnet, gegünnet, gegündet, gegunst;
gönnen, erlauben, gewähren, gnädig, gewogen sein: welcher arbeiter,
ab im das gelück gan, des ersten einen gank vindet, Const. II 1, 5.
ist es aber, das in das gluck gan, II 5, 4; Igl. Rspr. I.
ginnen (goumen) sivv. (eine Mahlzeit, Aufsicht) Wache halten:
ich must sin vast g. (tchech.: proti jemu vstäti), Dal. 73, 23 (29,38).
gunner stm. Gönner, Freund, Anhänger: ersamen — wol weisen
gunner, Igl. Bgr. N. 107, 1. ersamen weisen und liben gunner, Igl.
Bspr. IV. den ersamen und gar weisen herren lichter und schepfen
uf dem Berg zun Chutten, unsern besundern guten gunnern und
grossen furdrern, Igl. Rspr. V S. 53.
gunst stm. Gunst, Wohlwollen: der Gunst ouch da sin sidel
hat, Alex. 12647.
gunstig — gütikeit 337
günstig Adj. wohlivollend, gewogen: got was ir gunstiger hant-
haber, Ack. 15, 7. gunstiger herr burgermeister, Igl. Ms. 3. gunstige,
gebietende berren, S. 3. 4. 5. 6. 8. unsere ginstige obrigkeit, S. 4.
gunstlich* (vgl. Adv. gunste-, günstlicbe und Adj. günstec-
licb) Adj. wohlwollend, gnädig: freundlichen dienst u. günstlicbe
furdrung bevor, Igl. Bgr. N. 92, 1.
guot s. gut.
gürtel stm. stwf. Gürtel: zu dem gurtel (ad balteum), W — B
Ex. 39, 19. furbegurt mit ainer guldeiner gurtel, T — B Offenb. 1, 13.
gürtel-gewant stn. mit dem Gürtel befestigtes Gewand: den
statpoten das g., 01m. Stb. 80.
gürten, gurten swv. Prät. gurte = gürten: Nicht vrewe er
sieb gewapent gegurt gleicherweise sam entwapent und entgurt,
W — B Eon. III 20, 11. ist er mit tilgenden so gegurt, Ernst. 4510.
güss (güsse) stf. n. Schtoall, Überschivemmung : ein jeder hat
frei zu fischen : am pfüngstag nachmittag undt am freitag vormittag
und in einer güss biess anr dritten tag, Chlum. V 27. (also wenn
der Fluß austritt).
gussig (güssec) Adj. fließend, flutend: alzuhant lloss gussiges
blut aus demselben bilde, Hier. 180, 21.
gut (guot) Adj. gut: guter freitag = Karfreitag, Traut. Chr.
179. 238. 350.
gut (guote, güete) stf. Güte, Milde: des heiligen geists gut
(clementiam), Sol. 99, 17. sin wille — und all sin muot was im gein
der megde guot (freundlich, ihr gewogen), Tristan 746. ir wille, ir
megetlicher muot was ouch gein dem manne guot, 760.
güt-heit (guot-heit) stf. Güte: brun, aus dem alle g. fleusset,
Ack. 55, 13.
gütig (güetec) Adj. gütig : ist er (der Ehemann) zu gutig oder
zu scharpf, an in beiden wirt er mit schaden gestrafet, Ack. 45, 10.
guter gewissen, freuntholt, trewe, gewar u. zumal gutig was sie
gegen allen leuten, Ack. 6, 8. In Fragen, über die im Recht nichts
ausgemacht ist, sollen die richter volfarn und halden di gerechtikeit
und allewege in das gutiger (mildere) urteil sich neigen, Const. IV
18,10. Du, wenne du gutik bist, erparme dich unser (pius), W — B
Judith 7, 20. und gerit und kom aus einem posen fursten gar ein
gutiger und gnediger f urste , Böhm. Chr. 32. an allein , das er
seinen lantsessen alezu gutig ist und in vil vorsihet (nachsieht), 55.
gütikeit, gütekeit (güetec-heit, güetikeit) stf. Güte, Gnade:
gottbrun aller gütekeit (bonitatis), Const. Vorr. Die sorge unser g.
wachet czu nueze der undertenigen u. hört nicht auf czu forschen,
ab icht czu straffen sei in unserm perkwerke, I 5, 1. mit aller g.
(benignitate), I 5, 12. unsere angeborne gütekeit (innata nobis pietas),
Const. III 5, 12. III 1, 4. alles volk, das deine (Gottes) g. (benig-
nitas) uns czu vorwesen bevolhen hat, IV 18 Einl. das sie (ge-
swornen, urborer u. richter) mit aller g., die ein muter ist der guten
werke, di armen beschirmen sullen für den hochfertigen — I 5, 13
Auch sol man halden die g., das man den armen arbeitern alsotan
Ion seeze u. reche, domite sie sich generen mugen, I 7, 17. g. des
erezes (bonitas metalli), 116,2. Beckent er sich dorezu u. wil im
di C gülden für sein vatern czalen, so wil er das von im guttikait
Jelinek, Wörterbuch. 22
338 gut-lich — habe
aufnemen, Igl. Str. (70) S. 335. unser g. (pietas), W— B Esther 16, 10.
der geist der kunst u. der g. (spiritus scientiae et pietatis), Js. 11, 2.
wenne das slos u. die stat Brux in g. ader durch recht dem
fursten — zcugesprochen wurde, Stb. Brüx N. 345 u. 346. tut di g.
der werk, di da sint der behaltsam dez, ewigen lebens, T — B
Laod. 1, 9. gitighait, Galater 5, 22. ir schult die ding in der g.
uch enezrinezen lassen, Eg. Chi 1154. im den Unwillen vergeben
und in gütikeit lassen fallen, Igl. Stb. IV 209a. geltschuld ein-
fodern und einpringen, es sei in der güttikait oder mit dem rechten,
V46b.
gut-lich (guet-, guot-lich) Adj. 1. freundlich. 2. ruhmvoll,
herrlich: 1. unser g. rat kan an dir nicht geschaffen, Ack. 35, 20.
einfen] gutlichen tag besuchen vor dem vitzdum zu Amberg (einen
Gerichtstag zur Beilegung des Zwistes), Eger. Chr. 1154. den dingen
gutliche zw (= zu) geben, 1170.
gut-lich, -liehen, -leiehen Adv. gütig, freundlich: Hettestu
uns vormals gütlichen zugesprochen, wir hetten dich gutlich unter-
weiset, Ack. 29, 13. das wirdestu g. leiden, 48, 12. empfahe g. die
sele meiner allerliebsten frauwen, 58,7. dank uns, das dir von uns
so gutlichen ist geschehen, 24, 7. ir ist gutlich u. genedigelich ge-
schehen, 19,4. der witwen hat her nicht gutlichen (bene) getan,
W — B Job. 24, 21. den weisen werden sie nicht g. tun (benefacient)^
Baruch 6, 37. das si — von unser mildikeit gutlich getrost werden,
Const. I 8, 2. das wir dir gutleichen u. keuschleichen (pie et caste)
— dinen, Sol. 71, 1. das ir unser armen leut clage gutleich u.
freuntleichen aufnemen wellet, Igl. Bgr. N. 40, 1. uugutlichkeit —
g. getragen, Eger. Chr. 1072 S. 262.
güt-lich-keit (guot-lichkeit) stf. 1. Güte. 2. gütlicher Vergleich:
2. in g. ader durch rechte zcugeteilt , Stb. Brüx N. 341. sie haben
kein gunst noch g. mugen erlangen, Elbog. Chr. 69, 1.
gutschen (nthd. gusten) swv. besänftigen: Was sie (sein slaf-
vrouwe) aber czornik, so gutschte er, unez bis er sie wider ge-
machte gnediges mutes, W — B Esdr. III 10.
gut- tat (guot-tät, guotät, Gen. Dat.: -taete) stf. gutes Werk:
ir habt widergegolden seinen gutteten, W — B Richter 9, 16.
güt-willikeit (guot-willec-keit) stf. 1. Freigtbigkeit. 2. Bereit-
willigkeit*: ewer g., Eger. Chr. 1187 S. 358.
gutzen (aus guckezen zusammenges.) Intens, zu gucken, neu-
gierig gucken, schauen, sivv.: in irdische Wandlung hastu nit
gegutzt, Ack. 13, 11.
habarte* stm. ein Schimpficort: so er in geschendt und einen
h. gehaisen hat — di selb smachait sol er im mit warten (Worten)
genügsam abtragen noch ewerm rath, Igl. Str. (56) S. 324.
habe stf. 1. Habe. 2. Preis im Spiele. 3. Griff, Henkel.
4- Behältnis. 5. Hafen. 6. Benehmen , Betragen, er was künec
der wilden habe, die er het zwein brüdern abe mit strite getwungen,
Alex. 9893. 12092. 5. von dannen sie kaemen üf der habe und
habe-dank — hagel 339
wolden wider ze lande, W. v. W. 4468. er was nü komen von der
habe, aldä er sinera wibe entrann, 5565. er begonde loufen gein
der habe hin, Tristan 5613. wie vil si von den schiffen abe di
anker worffen in di habe, Ernst 1984. si wären frö üf der habe,
1932; Tristan 5665. 1564. 1577. 6. 1306 — wnrt sin son Wenczes-
labe von einer gar bösen habe (durch eine Untat?), der was ein
Turink — czu Olumucz irstochin, Dal. 13, 28.
habe-dank stm. Dank mit Worten: üz, rotem munde wart
geseit minnenclicher habedanc, Rf. 301.
haben, hän swv. halten, behalten, tr. u. refl. behandeln, sich
betragen, sich befinden; als etwas auffassen; innehaben, besitzen: er
habte sie (hielt die abgeschnittenen Ohren) czn dem houbte mit fug,
Dal. 58, 20. (20, 28). in harnasche üf eime orse haben sach man in
in dem wahse (auf dem Siegelabdruck) streben, Alex. 5606. daz,
volc muost sich dar in (in dem graben) haben (aufhalten), 5806.
haber f. Zeit der Haferernte*?: dass wir schuldig sein roboth
(= Frondienst) von einem halben lähen zu der Stadt zu ackhern
einen halben tag u. zu der Haber auch einen halben tag, Chlum.
V,4.
habich, habecli stm. auch swm. Habicht: den ar und den
habich (accipitrem) W— B Lev. 11, 16; Deut. 14, 15. den vedern des
valken und des habichen , Job. 39, 13.
hachel (= hagel) stm. Hagel: ain micheler hachel alz, talent
(ein Hagel wie Zentnersteine) staig nider vom himel auf di leut,
T— B Offenb. 16, 21.
hachein, hecheln swv. hecheln : Taiding v. Friedberg N. 60.
hacken-büchse s. haken-büchse.
hacken-sinid* stm. Schmied v. Hacken: der hackensmyde vor
dem oberen tore, Eg. B. Gebrechen, S. 219.
hader-leute st. PI. von hadern = streiten = zanksüchtige
Leute, Chr. Traut. 184.
hader-lumpin* stf. eine die Hadern sammelt oder in zer-
lumpter Kleidung einhergeht: 19 jungkfrawen — und die h. im seel-
haus, Eger. Chr. 280.
hainer stm. Töpfer: T— B Römer 9, 21; si gaben si (di 30
silbrin) an den acker des haffeners, Matth. 27, 10; Eger. Achtb. II 126.
haft stm. PI. hefte Band, Halter, Fessel, Knoten, Heftverband*
einer Wunde- Festhaltung, Haftung: sie hat gefunden an der tenken
want ein wunden mit 8 hefften, Igt. Stb. V 166a.
haft stf. (Gen. hefte u. haft) 1. Haft. 2. Beschlagnahme.
3. woran etivas haftet, fetztsitzt. 3. ir habt mir meiner seiden haft
(=die Quelle meines Glückes), mein auserwelte turkeltaube arg-
listiclichen empfremdet, Ack. 4, 12.
nag = hac, -ges stmn. 1. Gebüsch. 2. Einfriedigung. 3. be-
festigter Ort. 4. umfriedeter Wald, Park: 2. sie giengen vaste
hind'an für den hac, W. v. W. 6154. der fürste erbeizte vor dem
hage (vor der Räuberwohnung), 61)67.
hagel, hagil stm. Hagel, Hagelschlag, Verderben: wenne und
ist, das der h. ouf sie vellet, sie sten en (= grando), W— B Ex. 9, 19.
9, 23. u. 24. vil groses hagils, Ex. 9, 18. winde der hagel (pro-
cellarum), Ps. 10, 7. Euphestio, der fröiden hagel, Alex. 10989.
340 hagen-dorn — halfter
hagen-dorn (auch hage-dorn) stm. Weiß-, Hagedorn: ist aber,
das ir nicht enwöllet, so gee ous fewer von dem h. (de rhamno) und
vresse die cedirpoume des libanischen pergis, W — B Eichter 9, 15.
häher stm. = Henker: nach der rede bot er (Silvanus) seinen
hals dem haher zu slage und bat in, das er slage, Hier. 154, 28.
155, 1. ouf hüben die haher ire swert, 171, 30. 172, 1 u. 3. aller-
menniclich und beinamen die h. sulcher tot derbarmet, 171, 30.
hake, haken sivstm. 1. Haken. 2. Dachziegel mit haken-
förmigen Erhöhungen. 3. Pflug ohne Bäder und Vorderpflug in Ge-
stalt eines spitzen Winkels: 3. über sin haken leint — Adam sich,
Legende 165.
haken-büchse = häken-bühse f. größere Büchse, die mit einem
Haken auf einem Gestell befestigt wurde, um den Schützen gegen
den Bückstoß zu sichern, Stb. Brüx N. 345. alsbalde hett es ange-
fangen zu krachen, wie man ein hackenbüchsen abgeschossen hett,
und noch hartter, Traut. Chr. 347.
halb, -e Adv. lokal- und kausal die Seite oder Bichtung oder
Grund bezeichnend: Willehalmes rote lac sin halp an gewin
(= seinetwegen), W. v. W. 7389. durich wasser halbe, welcher
perg den andern wasser halbe hindert, Igl. Bgr. U— A 8.
halben-bech* Adv. zur Hälfte: das schol ich und mein erben
h. pessern u. machen — u. das ander halb tayl das schol der vor-
genannt Andre Prundel oder des hofs besitzer pessern u. machen,
Budw. Urkdb. N. 498.
halb-gebäu stn. zimmerman zum bemelten Steynesgrün (Orts-
name) auf Halbgebäu diß Jahrs in seinem aigenem hauß mit einer
hacken geschlagen, Eg. Achtb. TJ 220.
halden, halten stv. V.: 1. hüten, weiden. 2. in Stand halten, be-
wahren. 3. verehren. 4. gefangen halten. 5. beherbergen. 6. im Brett-
spiel gleichviel wie der Gegner einsetzen. 7. behaupten, festhalten an
etwas. 8. im Hinterhalt liegen: 7. Ich halde in der warheit und habe
mich des wol erfaren, Hier. 40, 16. — 8. Elbog. Chr. 125, 32, 34. Des
werden die Swoben gewarent, das die Pehem auf sie warten und
hilden, Böhm. dir. 100. die waisen h. (erhalten) u. cziehen, Igl.
Stb. "V 100c, 101a. der brief hielt (lautete) so: „Ich bin des her,
daz, du noch bist bi libe, Ernst 5172.
halfen-teil (halp -teil) stn. Hälfte das er sol des halfenteils
geniesund sein. Igl. Stb. III 328 d. was er über die benant sumb den
teich tewrer verkauft, des schol er dem Schemelczer h. geben, IV
181b.
haldunge stf. 1. Verwahrung, Gewahrsam. 2. Verhalten,
Haltung. 3. Inhalt eines Schriftstückes. 4. Tenor beim Gesang:
haldunge = declivitas, Stütze* sustentaculum: understuczen mit
starker haldunge, Const. 1 11, 1. der zwinger, Schlachthaus — sullen
allenthalben zu gleicher haltung (Instandhaltung auf gleiche Kosten)
gemein sein, Elbog. Chr. 11, 11. diz Privilegium — zu einer ewigen,
festen, steten h. einer ganzen gemein — erlangt 62, 12.
hale s. halle.
halfter sivstf Halfter: sam czeume oder sam leitseil oder
halftern ous ere, herabhangende, W — B Kön. HI 7, 29.
halle — hals-gerichte 341
halle stf. 1. Halle. 2. Platz für Bereitung und Aufbewahrung
des Salzes: 1. er hat das hildnusz Christi, das iu der hale im öl-
garten kniet — hei nacht aus der kirchen getragen, Traut. Chr. 135.
haller, heller = Hallenses, benannt nach der Reichsstadt
Schwäbisch-Hall, wo sie zuerst geprägt wurden: 80 pfunt haller
oder 24 pfunt Regensb. pfennig. 12 haller machen einen Groschen,
Igl. Str. 183. vorvallen mit 30 Schillingen der kurczen — der
czwellif haller einen groschen gilt, Igl. Bgr. N. 46, 7. mit 60 Schil-
lingen guter haller, der czwolfe vor eyn grossen gehen, Igl. Str.
172 b. die pecken müssen in Olmütz immer pfemert (= zu einem
Pfennig) und hallerwert prot pachen, Olm. Stb. 99 a.
halm-wurz* stf. calamus, Zimtrinde: weirouch von Saba und
indische Halmwurcze (calamum), W — B Jer. 6, 20.
hals stm. Hals: das gericht zu Selb geboret als mit hals
und hant czu dem gerichte der stadt u. lande czu Eger, Mind. d.
Egerl. S. 10. S. 83.
hals-äder stswf. 1. Ader am Hals. 2. Nacken: 2. Die horten
sein nicht, sunder sie machten herte ire halsader noch der halsader
irr veter, die nicht gehorsam wolden leisten irem herrn gote, W — B
Kön. IV 17, 14. mit einer veisten h. ist er gewapent, Job. 15, 26.
Und slug czwir in seine h. und sneid im ab das houbt, Judith
13, 10. sie haben gehertet ir halsadern {hier sie), Esdr. 119,16.
also immer = cervix. die ir h. unterlegten um mein sei = welche
für mein Leben ihren Hals eingesetzt haben, T — B Römer 16, 4.
legen den joch auf die h. der iungeren (dem Nacken der Jünger
ein Joch aufzulegen) Btb. 15, 10.
hals-bein stn. Hahknochen, Genick : hertez, halspainz, {ihr Hals-
starrigen) und unbesnitner herezen und orn ir widerstund zu allen
zeiten dem heiligen geist, T— B Btb. 7, 51.
hals-berg stm. hals -berge stf. der Hals und Oberkörper
deckende Teil der Rüstung: vasset den halsperg dez, rechtz, (Panzer
der Gerechtigkeit), T— B Epheser 6, 15. gevasset mit dem h. des
gelauben, I. Thessalonicher 5, 8 ; Offenb. 9, 9. 9, 17. ein silberwiz,er
halsperc Rf. 91. von silber einen h., Alex. 22000. dö der h. wante,
8501 ; Ernst 868.
häl-schar stf. gestellte Falle, im Hinterhalt liegende Schar:
die leide h. (daz, bloch mit den 12 sensen), Trist. 2752.
hals-eisen (hals-isen) stn. Eisenreifen für den Hals des auf dem
Pranger Stehenden: die breche und die saulle mit dem halszeisen,
Traut, Chr. 223.
halsen (mhd. stv. red. V.) swv. um den Hals fallen: do halset
er einen iclichen besunder, Hier. 72, 3. nu müs ich dich halzen,
himelischer breutigam, Sol. 2, 8.
hals-gerichte stn. Befugnis über den Hals zu richten, obere
Gerichtsbarkeit: Vor dem afterdinge (20. Nov. 1515 zu Böhm.-Kam-
nitz) erMären des Richters Sohn, die Geschworenen u. einige Gemeinde-
mitglieder von Gersdorf, das sie „mit dem halsgericht und czu dem
eedinge mit den kreuezen und geburtbriefen vein keu kempnitz
gehören, Böhm.-Kamnitz Stdb. II M. 64, S. 302. du salt — Christof
Hofman sein h. lassen sitzen, Elbog. Chr. 133, 44.
342 hals-slag — hanier-nieister
hals-slag stm. Schlag an den Hals, si slugen in mit halssiegen,
T — B Matth. 26, 67. ob ir sundet und leidet ze halsslege = Wenn
ihr wegen Vergehungen Züchtigungen erduldet? I. Brief Petri 2, 20.
halt Adv. 1. mehr, vielmehr. 2. bekräftigend: eben, freilich,
allerdings 3. in Einräumungssätzen: auch. 4 als Konj. = sondern
auch. 1. hier mit Negation verbunden = nicht einmal ne — quidem:
so das halt nicht einer über bleip (ut non vel unus remaneret), der
die geschieht den nachkümlingen kündigte, W— B Judith 5, 13. und
nicht wirt halt bellen ein bunt wider dich (vel unus canis), 11, 15.
Und do er hette gesehen Mardocheum siezende vor der tür des palast
und nicht alleine gegen im nicht oufsteende, sunder halt noch keinen
wank nye tunde (ne motum quidem) von der stat seiner siezuuge,
do wart er gar czornig, Esther 5, 9. Sie wollen das vorezeren, das
sie halt mit den henden nicht solden anruren (quae nee mauibus
deberent contingere), Judith 11, 12. 2. wollten sie in das laut halt
nit verderben lassen, Mind. Egerl. S. 83. Und er wold in bald über-
winden. Ig. Str. 160 a. unz das; ez, halt gar abent was, Tristan 2411.
3. in Einräumungs- und Bedienungssätzen: ob sie halt scheppen
sein, Igl. Str. 64. Eyn man beweyset pas vergoldene schult selbdritte,
danue yn eyn anderer uberwimlen muge halt mit scheppen, das her
ym schuldik sey, 99. der richter — schol ym halt also toden den-
noch seyn haupt hayssen absiahen, 185. Und ob sie es halt nicht
in der stat derarbeyt hetten, idoch so kauften sy u. verkauffent mit
dem gut, das yn von deine czinsgelt gevellet, in der stat, Igl. Str.
192. das her sein (spilgelt) halt dorezu (czuin czapfengelt) nicht
habe geslagen, 198 sint sy (die Bediensteten einer Badstube) halt
so scathaft, sy schullen den schaden allein gelten dem mayster, 200.
abe sein der richter nicht tun wolde oder halt jener, dem sie gesteen
sullen — abe sie sein selbe halt nicht tun wolden — , ab er yn
halt ungeczogenleicb füret — , abe im halt das urteil czu gewinne
wurt geteilet, er verleuset es donnoch und verteilet mit der sache,
wenn das Urteil einmal in die Morgensprache geschoben und er zum
2. Gericht (außer wegen ehafter Not) nicht gekommen ist, Igl. Str.
S. 356 u. 358. swie niirz, halt ergät, Scbretel 147.
halt PI helt stm. Hinterhalt : Eger. Chr. N. 1023.
halten s. halden.
halter stm. 1 Bewahret; Erlöser. 2. Beobachter. 3. Inhaber,
Beivahrer. 4. Fischhalter.* 4. h. gelegen im ledrtal, Igl. Stb. IV
250 b. er hat im von seinem garten czu hülf geben die leyten czu
einem h., IV 207 c. die fisch, so sie kauffen von dem teich zum halter
und vom halter gen markt, als oft das not tut, auf sein darlegung
füren, V 25 c. di heiter hoher schütten, V 100 b. auch haben sie in
verhalten (für sich behalten) die heiter, V 100b.
ham, -e swm. Angelrute: harne. Traut. Chr. 5. 60. so haben
wir frei mit dem harnen zu fischen, Buge v. Pröhl. N. 38.
hainer PL hemer, -e stm. 1. Hammer, malleus. 2. Hammer-
werk, Hammermühle 1. einen nagel des geczeldis u. einen hamer,
"W— B Bichter 4, 21. 2. = Hammerwerk, Traut, Chr. 95.
hainer-nieister stm. Besitzer eines Hammeriverks. das unser
h. — unser eisenberg nicht gebawet hat. Igl. Bgr. N. 82, 1. h. czu
haßla, Eg. Achtb. II 194. h., Traut. Chr. 270.
hamer-smid — hangen 343
hainer-sinit stm. Mind. d. Egerl. S. 75 = Schmied in einem
Eisenhammer.
hamer-stat* stf. Stätte, für ein Hammerwerk, Mind. d. Egerl. S. 84.
hamer-wagen* stm. Wagen eines Hammerwerkes? Buch der
Gebr. S. 241.
haniilich s. heimlich.
haud s. hant, band- s. haut-.
handel stm. 1. Handlung. Handlungsweise. 2. Vorgang, Be-
gebenheit. 3. Streitsache. 4 Verhandlung. 5. Waare. 3. ais sich
ein handel aus meinem haus durch meinen lerknaben begeben hat,
Igl. Stb. IV 209 a.
haiidels-buck* stm. Es verzeichnet alle wichtigeren Ereignisse
aus dem Vereinsleben der, Igl. Ms S. 12.
handels-tag* stm. Tag zur Verhandlung: das zwischen sein
f(ürstlichen) g(naden) und dem churfürsten ein h. angestellt worden
sein soll, Eger. Chr. 1204.
handelunge stf. 1. Handhabung einer Sache. 2. Behandlung,
Aufnahme, Bewirtung einer Person. 3. Verhandlung. 4. Tat.
5. Handelsverkehr. 1. in aller haudelunge des gutes {was immer
mit der Sache vorging), Igl. Str. 256. noch der h. (post tractatum)
diser materien, Const. IV 11, 4. der herre in (den boten) lie^ mit
guoter h., Tristan 1439. alle — bur^er der statt Eger — nicht
anderswo dann vor einem erbarn rath h. pflegen {ihre Rechtsstreite
entscheiden lassen) abschieds gewarten, Eger. Chr. 12 S. 18; Elbog.
Chr. 1, 5. ab eime rate — etwas all eine in h. zu swere [were]
{wenn er etwas nicht zu entscheiden wagte), 66, 33.
handler auch handeler stm. 1. wer etwas vollbringt, verrichtet.
2. Unterhändler: 1. ab di unschuldigen von den posen des rechtens
handlern (ministros) und dienern oft beschediget wurden, Const.
IV 7, 10.
handlungs-leut st. PI. Prozeßgegner: fremde h., Eger. Chr. 48.
handlung-tag* stm. Tag zu einer Verhandlung über eine Streit-
sache: der handluug- und vergleich tag (über die Bestimmung der
Grenze, Eger. Chr. 69 S. 45.
haiii stm. das Hangen, Abdachung*: alles gebirge, das da
seinen hang hat auf die rechte hand, Traut. Chr. 207.
hangen swv. (für das Prät. trat das st hienc, hie von hähen
stv. V. ein, md. auch sw. Prät hangete): hangen: do das geschach
{das Trinken vorüber war), etlich an der zünden haue (war manchem
die Zunge, schiver), W. v. W. 1646. das bergwerk noch meinem
höchsten vleis versargen (= besorgen, in Bau halten), wo es hanget
oder langet wohl = im Hängenden und Liegenden, Igl. Bgr. N. 80, 4.
hangendes, hangundes her gm. Kunstausdruck, sehr häufig Igl. Bgr.,
ist in den „Bergm. Redensarten", Anhang zum Corp. juris et syst.
rer. met. v. 1698 erklärt: hangendes, das ist das gestern, so über
dem saug liget und gleichsam des ganges dach ist — Gegensatz
„Liegendes" = da* unter dem Gat<g hegt, was rechten ein ge-
messner perk solde haben under der erden uff sein hangendes, Igl.
Rspr. II. Bei einem gemessenen Berg oder Stollen schol man inne
haben auff das hangende vierdhalb lehen und auf das ligende ain
lehen, die höe und die teuffe in gleicher masse (in equali statura),
344 hant — hant-gift
Igl. Bgr. U — A § 2. wo ein perch funden wirt oder ein stolle wirt
angenonien, der behapt czu recht an sinem hangunden vierthalb
leben u. an seinem lignnden ain leben [hoch] und tief in gleicher
weise, U — B § 2. ein iczleicher gemessen perg beheldet siben leben
in di slichte und das hangende bat vierdehalb leben und das ligende
hat nur ein lehen; und iczleiches lehen beheldet in im 7 lachter,
Const. II 2, 1. man schol in auch geben auff ir hangendes u. ligendes
als ain recht ist, Igl. Bgr. 40. 6. alle seine (des Stollen) recht auf
hangundes und auf ligundes, 76,4. die stufte an dem hangunden,
gegenstufe an dem lignnden weisen, 54,1. 10,1. 50,1. Buwet ein
man uff dem hangenden adir uff dem leginden, DIRI §15,1. ob
in einem Stollen bangendes oder legimdes ercze funden wiert, Igl.
Bgr. U— B § 24: Igl. Bspr. II; femer Const. 1 10, 1. II 4, 16 u. s. —
s. auch bringen.
hant stf. urspr. nach der u- Klasse daher Gen. Dat. hande,
handen, dann nach der i-Klasse G.D.S. und PI. hende. Von de>t
Bedeutungen seien hier nur erwähnt 1. Handschlag, Chr. v.
Elbogen 25,26. 41,32. 2. für den, der über eine Sache oder
Person Gewalt hat. ein haus vor amtmannes hant nicht aufge-
nomen, Chlum. I 63. wo einer ein hauss kaufft, so soll er solches
aufnehmen (sich in die Gewehr einführen lassen) vor Gerichts
handen am dritten tage, I 63. czu getreuer hant, Igl. Str. 305 u.
(34d): und sinddemmal, das der Xiclas Geyer seinen enikeln mit
allen seynen gutern den furmunden besebaiden hat czu tbun und
czu lassen czu getreuer hant als mit irem aygen gut, bis das kint
czu seinen vornunftigen iaren nicht komen ist, so teilen wir czu
einem rechten, das di furmunden besser recht czu dem gut haben
dann ymands anders, 305b. Es schoi nur ein rat in der stat sein.
Den schullen richter u. scheppen, dy dorezu gesworn haben, czu
bauten haben, 189. czu treuer hant s. treu. 3. = Art, Sorte, -lei:
keinerley hande Sachen, Olm. Stb. 87.
hant-hant stn. Handfessel, manica: eiseine h., W — B Ps. 149, 8.
hant-beschawer stm. Beschützer mit der Hand: nur Ack. 56, 8.
Beiwort für Gott, nach Grimm "Wh I 1548 beschauern = tueri,
tegere, schauer = Obdach.
hant-büchse f. Büchse zum Schießen aus freier Hand: mit
einer hantbuchsen, Stb. v. Brüx N, 325 u. 395.
hant-eisen* stn. ferrum manuale: er schol yn (den zahluvgs-
unfähigen Schuldner) halden weder yn kelde noch in hieze yn
aym h., Igl. Str. B. 37.
hant -gebende pari. Adj. durch Handschlag versprochen: er
hat mit hantgebenden trewen und eren gelobt, Elbog. Chr. 75, 21.
hant-getät stf. 1. Schöpfung der Hand, Geschöpf. 2. frische
Tat. 3. Handlung: 2. und das sol offenbar gescheen mit der h.
(per rei evidentiam), Const. II 4, 6. 1. wan sie (die Heiden) sint
gottes h., TV. v. W. 3479. Dein h. bin ich (factura tua sum),
Sol. 6, 31. der iueh vor siner hantgetät gevürstet hat, Alex. Anh.
1379. dise h., Legende 8.
hant-gift stf. 1. Geschenk. 2. Verleihung. 3. ein stillschiveigend
gegebenes Geschenk, das nach Volksglauben geicisse Krankheiten
hervorbringen oder heilen kann. 4. Angeld*, Angabe* bei Kauf,
hant-haben — hant-reichen 345
arra, arrha: wenn — iener u. diser mit einander kanffen und umb
das gelt ubereinkomen, so gibt einer dem andern (nicht gegenseitig)
czubant ein teil des hauptgeldes ader czu hantgift, das der kaufer
vare in di silbergruben ader sende einen andern an seine stat, der
das beschawe. Tritt er vom Kaufe zurück, so verliert er die h.,
tritt der Verkäufer zurück, muß er die b. czwifacb widerkeren,
wiewol nicbtesnicht von der hantgift geredt ist, — es were denne,
das sie ein ander ding czwischen in gesaczt hetten , Const. III 6, 6.
nicht alleine des gel des czelunge (Auszahlung), sunder, wie man
sich beredt u. ubereinkumpt, das hilft dem kauffe, ab wol noch nicht
das gelt geczalt ist noch hantgift daran geben ist; wann was der
kauffer czu h. gibt, das gehört nicht also, das äne h. kauff u. vor-
kauff nicht furgank haben sullen, sunder das man desterpas beweren
muge, das iener u. diser czu in in sotanem gelde und Ion (= Preis)
ubereinkomen sein. Wann, was h. geben wirt, das ist alleine ein
bewerunge kaufes u. vorkaufens, als si gesehen sein, Const. III 6, 1
und III 6, 5.
hant-haben sivv. 1. fest-, anhalten. 2. schützen, schirmen,
unterstützen. 2. dobei behalten, h. u. schützen, Stb. Brüx N. 112.
das sie sich des unterezihen u. von unsern wegen h. süllen, Mind.
d. Egerl. S. 76. ein ehrbar rath wolt sie darüber schützen und h.,
Traut. Chr. 235. unsere Untertanen und getreuen bei recht und
aller billigkeit zu h., schützen usw., 92. 90. 164. 254. das kein teil
wider sein gerechtikeit verkurtzet, sunder dabei gehalten und ge-
handthabt wird, Elbog. Chr. 94, 22. wir verhoffen, ewer g. uns bei
sulcher unser freiheit h., 52, 14. 1. so soll ihm (/'. ihn) der Richter
h. , Chlum. I 9. do sie (die Olm. Bürger) die pristerschaft wider
ires herrn gepott u. willen alhie in der stat nicht lenger h. mochten,
do liesen sie die Tumherrn u. die Prister, die alhie nicht bleiben
turften, von der stat gutlichen cziehen, Olm. Stb. 54 S. 35.
hant-haber stm. 1. Festnehmer. 2. Beschützer: got was ir
gunstiger h., Ack. 15, 7. di vier erquicker u. h. des jares (= Jahres*
Zeiten), 53, 8.
hand-habung stf. Schutz, Verteidigung: zu h. dieser Ordnung,
Traut. Chr. 139. h. thun (Schutz angedeihen lassen), 136.
hant-haft Adj. an der Rand haltend, h. tat = frische Tat,
so daß der Täter z. B noch die Waffe in den Händen hält: er greift
in (den Hehler) an, als ob die tat h. sei, Prag. Rb. 184.
haut -haftig Adj. den mac man keiner hanthaftigen tat be-
schuldigen , Prag. Rb. 184. 187. wer in der h. tat gefangen wirt
mit deube oder mit raube, der mac sich an keinen gesworn czihen
usw., 187.
hant-halten stv. V. = hant-haben, beschirmen : dabey behalten,
h. und schuezen, Saazer Urkdb. S. 43.
hantierunge stf. Kaufhandel: des halben wir mit unser h. und
gewerbe — grossen nachteil leiden, Elbog. Chr. 74, 8.
hant-reichen swv. 1. darreichen. 2. helfen, unterstützen.
3* intrans. Dienste verrichten, ministrare: 3. Aber Samuel hant-
reichte vor dem antlicz unsers herren, W— B Kön. I 2, 18; I 3, 1.
diser hantreichte mir, Ps. 100, 6.
346 hant-reicheriu — hant-veste
hant-reicherin stf. Dienerin, ministra: Musica, des gesanges
uud der stimm geordente h., Äck. 41, 1.
hant-reichunge* stf. Feuer-, Kohlenpfanne: topfe, czangen u.
crewel uud haken u. des fewers h. uud seiueu rost usw., W — ß Ex.
38,3. 4. welche in h. (Hilfeleistung) iu der uot ihre milde band
aus lieb und gunst gereichet nach des feuers braust, Traut. Chr. 278.
hant-slag* stm. Laut?: zu haut (sogleich nach der Vermählung)
hat er (der junge Ehemann) einen h. — ein joch usw., Ack 44, 9.
hant-slite sivm. mit der Hund zu ziehender Schlitten: zu hant
hat er — eiuen anhang, einen hautsiitten (hantslieten, A, hant
schütten, B Dab), ein joch (nämlich an seiner Frau), Ack. 44,9.
hant-sneider stm Kaufleute, die Tuch im kleinen verkaufen:
die chanfleut, die da heiss^nt h. oder chramer dicz landes, di geben
ein pfenning zu igleichem slag u. sint furbas ledick, Brunn. Str.
II 146.
hant-stein stm. lapis manualis, schöne Erzstufen, die bei
besondern Festen, z.B. bei besonders glucklichem Fund, den Berg-
meistern nach alter, durch die Const. wegen Entgan gs der Urbar
(von diesen) verbotenen Gewohnheit gegeben wurden: Unsern oren
ist auch oft furkomen, das in denselben hochczeiten unser urbor
uicht wenig abgangen sei von der hautstein wegen, darczu —
haben die urburer mitsampt deu urborschreiberu wider die trewe,
di si uus schuldig sein, czu schaden vorbeuget {zugestimmt).
Fortan soll man bei solchen festl. Anlässen die Bergm nicht mehr
mit ercze, sunder mit phennigen trösten, Const. I 7, 22. den smiden
— mit pheni^en hautsteine geben (in denariis — dare lapides
mauuales), Const. 1 15, 6.
hant-tät stf. 1. Geschöpf. 2. gewaltsame Tat: 2. als er hie
stet ledik und 1er aller posen ursach mit kainer h. nicht furpracht
ist, Igl Rspr. XVI.
hant-veste stf selten swf. 1. Handhabe. 2. Verbriefung von
Vorrechten, Privilegien, Urkunde. 2. Traut. Chr. 129 ire privilegia,
hantvesten n. brive, Stb. Brüx N. 124. gebrauche meiner hantvesten
(sw.), W— B II 32b. der sttt (Brunn) h. (von 1243). Brüuu. Str. II
207. von hantvesten u. priefen handelt Brunn. Str. II 220: es sei
darauf zu achten, das au einer h. icht abyeschabeu oder durch-
strichen und leicht ein ander schrift hin wider geschrieben sei —
da der h. chraft auleit (Namen, angeführte Geldsummen und Datum),
ist sie aber an einer andern Stelle abgeschaben, durchstrichen oder
überschrieben, so soll man sie deswegen nicht als falsch „verwerfen".
— Wirt h. über h. gegeben, so tot man die ersten h. mit der
andern h., II 222. h. über erb, II 223 Von ewigen hantvesten.
h., die man steten geit oder eiuer gemein oder um eiu ewigen sach,
di sint ewich. Natürliche Löcher im Pergament (piermeit) und
mehrere Löcher, als für die Insigel nötig sind, sollen ihrer Echtheit
nicht schaden, II 224. Das hantvesten mit ingesigeln und geczeutreu
pesser kraft haben denne lebentinge g-eczugen, ob si halt scheppen seyn,
Igl. Str. 64. Niemand kann verleugnen, was unter seinem Siegel ge-
schrieben ist, 65. Eine Hdf. kann durch eine spätere getötet werden,
66. Bedingungen, tinter denen man sich auf Hdf. berufen kann: beruft
sich einer auf eine h., di im nicht geschriben ist und do er nicht
hant-veste 347
inne benant ist und di in nicht anerbet oder di im vor einem gerichte
oder vor scheppen nicht aufgegeben ist, mit der h. mag er nichtes-
nicht haben noch beczugen, 67; mit einer unzulänglichen Urkunde
verliert man nicht mehr, als man mit ir beweisen will, 68; eine Ur-
kunde verliert ihre Kraft durch eine wesentliche Änderung, 74;
Offene Hdf. unter dem kleinen Siegel haben dieselbe Kraft loie unter
dem großen, 76; ein Privilegium verliert seine Kraft durch Nicht-
einhaltung eines durch kaiserl. Briefes anberaumten Tennines, 238;
Hdf. haben mehr Kraft als andere Bekenntnisse, 246; Briefe ver-
lieren durch langen Nichtgebrauch ihre Kraft: das kumpt dovon,
das die frau und ir wirt so lange czeit sind in unser stat gewesen
wol 18jar und nie kein anspräche noch beweisunge gehabt haben
czu dem gute und des gepot ubersessen haben, das ieder mensche,
der prieffe hett über erbe oder über eygen in 13 wochen scholde
beweisen — 256; — Ansprüche auf die Hälfte der liegenden Hinter-
lassenschaft auf Grund eines mit dem Siegel der Stadt Trebitsch
bekräftigten Gesellschaftsvertrags zwischen dem Verstorbenen und
dem Vater des Ansprechers werden, weil sie erst nach Jahr und Tag
geltend gemacht werden, abgewiesen, (16); — Idoch Juden haben
in iren hantfesten, das sie alle pfand wol nemen, sunder blutig
gewand, messgewand und ungebundes getreide — bei tages licht
vor richter und scheppen. Bei Nacht dürfen sie kein Pfand nehmen,
Igl. Str. I S. 368. Von einer h., es sei vil oder wenik, 4 gross von
einem purger schol her — der Schreiber — nemen, 285 b. — hant-
vesten unf offenbar schrift, das ist ein Instrument mit schrift
gemacht, czu beweren ettwas dinges, und das sol man kreftigen mit
der underschrift czum minsten czweier geczeugen und mit einem
namhaftigen kentlichen ingesigele, das man im wol glauben mag,
Const. IV 14, 1. h. behelt ein sunderlich recht, aber das instrument
behelt ein gemein recbt, IV 15, 1. Es gibt zweierlei Hdf : die man
gibt der personen ad er der stat. Ist das di person, nicht ubertrit
di person (non transscendit personam), und ist es der stat, so ist die
h. ewig, IV 15, 5. h. gibt ein sunderlich recht, IV 15, 2. under den
h. ettliche ist gebende, ettliche ist bestetende (dativum, confirma-
tivum), IV 15, 4. sein si (di h.) auf ein czeit, u. ist die gesaczte
czeit vorgangen, so sein die h. furpas nicht tuglich, IV 15, 6. Auch
ist czu merken: 1. ob etliche underscheit (Bedingungen) in den h.
geschriben ist uud ist si nicht erfüllet und volbracht, so bewert sie
aber nichtesnicht. 2. ebenso, ab si Vorgängen sein von missetat
ader das man ir nicht gebrauchet hat; ebenso 3. ab die leczte h.
nicht gedechtuusse tu von der ersten (und diese also ausdrücklich
aufhebt), IV 15, 6. der vorleust sein h., der do nicht gebrouchet
der gewalt, di im geben ist, III 1, 3. in den h. (in privilegiis),
II 4, 11. wir bestetigen nimand dheinen Stollen mit uusern h., wir
nemen danne bevor aus unser und unser purger recht, II 4, 15. mit
h. geschieht auch beweruuge, IV 11, 2. von kraft der ingesigeln u.
h., IV 14. Wann ein h. gegeben wirt über erbe und üb r eigen
oder worüber es sei und was das ist, ist si gerecht, dem sie gegeben
ist, her geneuset des, und ist sie aber ungerecht, her vorluset nicht
mer, wau, darüber si gegeben ist. Ist aber ein ander h. geschriben
und voringesigelt, di der kunik hat gegeben under seinem ingesigel,
348 hant-veste
das schol haben craft, DIE III 43. Wer do spricht, das im ein
erbehaftig stolle gelegin (= verliehen) si, ap is sin not were, der
sal bewisen mit siner hantfesten, das im dorczu berethen (II be-
riten = durch Umreiten abgegrenzt) adir gegebin si, DIR 14.
welche ire h. weisen, DIR LU 30. h. über einen erbstolle, Igl. Bgr.
N. 76, 2 u. 5. Die älteren, {nicht durch jüngere ausdrücklich auf-
gehobenen) Hdf. haben den Vorzug, Igl. Bgr. N. 43, 2. über alle die
recht, die hie beschriben sint, so sind di purger von der Ygla
begnadet von czwain knnigin und mit derselben kunige h. Was
sie czu rechte vinden dem kunige czu nucz und dem gepirge (den
purgern, III) czu vuderunge, das schol craft haben an alle hinder-
nusse (u. schol pleiben gancz und stete, III) DIR I 27. des und
des andern hantveste gäben obir sich die geste, Ernst 4987. Kristus
vertilgt di hantfesten dez, gepotz = löschte den wider uns lautenden
Teil der Satzungen aus, T — B Kolosser 2, 14.
Iglauer Handfeste: Die Iglauer jura originalia, später
schlechtweg „die hantveste" genannt (U — A) ein Pergamentblatt
aus der Mitte des 13. Jh. im Iglauer Stadtarchiv. Zu der Zeit
nach der Überwindung der Mongolengefahr, wo sich, begünstigt
von König Wenzel I. ein intensiveres Streben nach Kräftigung
der deutschen Verfassung geltend machte, in der 1243 die Landes-
hauptstadt Brunn ihre Rechte verbrieft erhielt, bekamen auch
die Iglauer, die sich in dem am 16. Aug. 1241 beigelegten Streite
zwischen König Wenzel I. und seinem Sohne Ottokar des Königs
Gunst unter anderm auch durch ihre Unterstützung bei der Belage-
rung der Prager Burg durch ihre sinnreichen Maschinen erworben
hatten, anläßlich der Anwesenheit König Wenzels I. und seines
Sohnes Ottokar in Iglau (15. — 24. Aug. 1249) die Verbriefung ihrer
Bechte, besonders des jus condendi in der Iglauer Handfeste. Diese
wurde von 0. Lorenz (Österr. Blätter f. Lit..u. Kunst 1856) und nach
ihm von Tomaschek (Deutsches Recht in Österr.) als Entwurf be-
trachtet, der vom Stadtrat als Grundlage der Stadtrechte dem König
vorgelegt u. vorläufig bis zur Ausstellung der Urkunde durch An-
hängung der Siegel des Königs und Markgrafen bekräftigt wurde,
bis ersterer (Ottokar Lorenz, Deutsche Geschichte im 13. und 14. Jh.,
I 1863) sich auch gegen die Originalität des Entwurfs aussprach
u>ul dadurch auch Tomascheks Überzeugung wieder ins Wanken
brachte (Oberhof 1868), ja Lorenz erklärte die Hdf. als eine der
„unerhörtesten diplom. Monstrositäten", während Zycha in den „Mit-
teilungen des Vereins f. Gesch. d. Deutschen in Böhmen XXXLX S. lOff."
und Böhm. Bgr. 1 46—62 ihre Echtheit und Entstehung erweist.
Nach ihm stellt sich die Hdf. dar als „ein vom Stadtnotar über die
Verhandlungen des Königs und Markgrafen mit den Bürgern im
Jahre 1249 aufgenommenes, durch Anhängung der fürstl. Siegel
bekräftigtes Protokoll". Die Hdf. wurde zuerst 1278 von Budolf
v. Habsburg, 1359 von Karl TV. ohne Bedenken ivegen ihrer Echt-
heit, später noch wiederholt, zuletzt von Maria Theresia 1748 und
Kaiser Franz 1794 bestätigt und icurde theoretisch erst durch die
österr. Berggesetze vom 23. Mai 1854 Art. II als obsolet aufgehoben.
Sie zerfällt in 3 Teile: 1. die das Urkundenprotokoll enthaltende Ein-
leitung, tvorin König Wenzel als Verleiher und Bestätiger erscheint,
hant-wenden — hant-werk 349
der Markgraf Premysl OttoJcar, dem die Iglauer Bürger und Berg-
leute geschenkt werden, dem Akt durch Änhängung seines Siegels
beitritt. 2. vier Freiheiten, darunter das Recht der staüiarischen
Gesetzgebung — vom König una cum filio nostro verliehen. 3. die
Stadt- und endlich bergrechtlichen Statuten, von den Bürgern kraft
der erhaltenen Autonomie gekoren. Für diesen 3. Teil erscheint der
König nur durch Verleihung der Autonomie und ausdrückliche Be-
stätigung als Legislator, sonst aber die Bürger. Von den bergrechtl.
handeln §§1 — 5; §13, 14. 16 vom Verleihen und Bergmaß: §6
und 15 vom Such-, §§ 7—12 vom Erbstollen; § 7 und 8 speziell von
Verlust und Wiederverleihung gemessener Berge und Stollen und
Pflicht der Wasserhaltung ; § 17 polizeiliche Ordnung des Bergwesens
durch Urbarer und Geschworene. Die lat. Hdf. erscheint übersetzt
durch meister Johannes von Geilnhausen, etwenn des Keiser Karls
Schreiber und iczunt czur Igla statschreiber. — Die 2. Redaktion
der Stadthandfeste (U — B) ist eine auf Grund der ausdrücklich
betonten Autonomie hervorgegangene Auslegung — samt Regelung
gewisser praktisch sich jeden Augenblick ergebender Streitfragen —
der 1. Hdf. durch den Rat, zwar mit Beibehaltung der Form eines
Privilegs der Fürsten Wenzel und Premysl Ottokar, jedoch durch
das Stadtsiegel bekräftigt, etwa aus der Zeit 1265 — 1280, sicher erst
einige Jahre nach 1249 und vor der Redigierung des DIR (Ende
des 13. Jh.) erfolgt. Ein neues Privileg über das Vermögen Ge-
ächteter ist eingefügt, gewiß nicht eingeschmuggelt , sondern kommt
auch im Deutschbroder Recht von 1278 (das auf U — A zurückgeht)
vor und stellt wohl ein eigenes Privileg dar, bergr. §§ 5 — 11 (zwischen
U — A § 4 und 5 gestellt) über die technische und juristische Voraus-
setzung der Vermessung ; § 15 über Bauhafthaltung der Erbstollen
systematisch eingereiht; §§ 24 —26 über Feldeskollission; §§ 27 — 29
über die Kompetenz des Bergrichters ; § 30 gegen Übergriffe der Ur-
barer bei Beistellung der Gewerkschaftsvorstände. Unabsichtlich
scheint U — A § 16, absichtlich wohl § 17 übergangen. — Sonst ent-
hält U — B nur erklärende Zusätze, vermeintliche Richtigstellungen
und unbedeutende Änderungen. —
hant-wendeii* stn. Handumdrehen, kurze Zeit: ietczund lebend,
in einem h. gestorben, Ack. 30, 6.
hant-werk stn. 1. Werk der Hände. 2. Gewerbe. 3. Zunft.
4. antwerc = Maschine: 2. ich hab in eines lambs halben be-
schuldigt für dem h. (vor den geswornen der Fleischer Zeche),
Elbog. Chr. 77, 33. er ist vor dem h. (den Vertretern der Zunft)
auf ein rath geflohen (hat dort seine Beschwerde vorgebracht), 11, 33.
du hast also geret (gesprochen), ist ein ganz h. bei g^west, 67, 29.
Unordnung, die sich auf dem h. der tuchmacher ergangen haben, Igl.
Stb. III 185 b. si sullen dem h. gut genug sein (dessen nicht verlustig
werden), V 87 c. 4. das wasser mit redern u. andern behenden handt-
wercken u. geczeugen — auscziehen, Const. 113,5. da hinder uf
schiben sach man hantwerc triben, dar üz, sie würfen viur in die stat,
Alex. 9255. daz, sie h. mit würfen wegen, 9276. daz, hantwerk (heim-
licheit, 11. Bibel, mysterium Geheimnis) dez, evangelium, T — B
Epheser 6, 19. zu der volendung der heiligen in daz, werke dez.
hantwerkz, (für die Vollendung der Heiligen zur Ausübung des
350 hant-werke — harnasch-gersete
Dienstes), Epheser 4, 12. habende daz, h. des gelauben (das
Geheimnis des Glaubens), I. Timotheus 3, 9. er ma^t mich getrewe
setzent in daz. h. (daß er mich für treu erachtet, indem er mich in
das Amt einsetzte), I. Timotheus 1, 12.
hant-werke sicm. hant-werker stm. der berufsmäßig ein
Gewerbe betreibt, Maschinenbauer: alle hantwerken, heuer u.
hespler, Igl. Bgr. 40, 1. werk der hende der hantwerker, W — B
Deut. 27, 15. Bestimmung über Künstler und Handwerker , die
in die Stadt kommen: Bedingung der Erlangung des Meister-
rechtes in der Stadt, Igl. Str. 211.
haut-werk-knecht stm. Handwerksgeselle: die h. und ander
ledig gesellen, Eger Str. C 51. ein dienstknecht oder h., C 67.
kantwerks-kerze swf. hölzerne kerzenförmige Träger, in denen
Wachskerzen stecken, wie sie die Handwerker bei Leichenbegängnissen
eines Zunft genossen, in der Kirche beim Namensfest des Zunft-
patrons usw. trugen: er nam die waxkerzen von den hülzeu hand-
werkskerzen, die sie zun den leichenbegrebnissen brauchten, und
studiert dabei, Traut. Chr. 353.
hantwerks-zecke* stsivf. Zunft: neben ires rechten handt-
werkszechen gewonheit, Traut. Cbr. 214.
hant-zeichen* stn. statt der Unterschrift geltendes Zeichen,
Unterschrift: mit meinem anhangenden insiegel und unterschriebenen
h. verfertigt, Traut. Chr. 142.
har-bant stn. Haarband zum Ordnen oder Schmuck des Haares,
W— B Prediger 12, 6.
har-bloien stn. (von bar, -wes = Flachs und bliuwen =
schlagen) Flachnklopfen , Taidingen von Friedberg 60.
har-laclien stn. = hierin tuoch, cilicium, Teppich aus cilicischen
Ziegenhaaren, W — B IV 130a. gegurt sint sie mit h., Klagen
Jer. 2. 10. und ummegebin werden sie sich mit h. (mit Trauer-
kleidern), Ez. 7, 18.
harm-balg stm. Hermelinbalg: diz cleit (Mantel) — mit viren
harmbalgen was underzogen, Tristan 4491.
liai'iias, harnasch stnm. Harnisch: harnusch und wopen, Böhm.
Chr. 9. die urborer sullen ouch nicht leiden, das imand sich czu
harnasch ader czu kriege stelle, Const. 1 2, 1. von pfert uud von
harnuss, Olm. Stb. 80; Eger Chr. 1185 S. 355. daz. harnasch sie
nämen von den, die den lip da verlureu — daz, harnasch den povel
front, Alex. 3651 ff. sie sähen daz, velt von h. glizen, 2559. Zorcas
an den beiiien sunder h. was, 8516. daz, h., 9465. 1527. ich schaff
allen meineu harnusch, Igl. Stb. III 30 c.
haruasch-geld, harnisch-gelt* stn. Bezahlung an die Zunft
beim Mnstericerden (womit wohl das Recht erworben wurde, fortan
— gelegentlich — einen Harnisch tragen zu dürfen): wo eines pechen
son sich setzet und dieses handtwerck treiben wil, der — sol geben
dem handtwerck 8 groschen harnischgelt, von jeder banck (Verkaufs-
stand) 2 pfundt wax, 1f2 fas bir und dem haudwerck 10 heller, ein
auslendischer muß dies alles doppelt geben, Traut. Chr. 140.
harnasek-genete* stn. alles, zoas zum Harnisch gehört:
harnuschgeret, arm brüst und was dorczu gehört, Igl. Stb. V 184 d.
harnasch-kamer — haspel 351
harnasch-kamer* stf. harnasch-hüs = Zeughaus: sie trugen
— die schilt — wider in die b., W— B Kön. III 14, 28.
karn-krük* stm. verächtliche Bezeichnung für den Menschen:
ein ubelrichender h., Ack. 36, 13.
karpfer* stm. Harfner: füret mir her einen h., W — B Kön.
IV 3, 15. der edle h. israhels, Kön. II 23, 1.
harras (= mhd. arraz,) stm. leichtes Wollengewebe {nach der
Stadt Arraz genannt) Parchant, Harras, Golcz u. gebleichte leinbat,
Olm. Stb. 92 a. zwene h., Igl. Rspr. V.
karrasen (arra^in) Adj. aus harras: ein swarczen h. mantel,
Igl. Stb. V 41a.
kart-män swm. (= hartmän, -mänöt) stm. Bezeichnung der
harten Winterszeit, nach der harten Schneedecke, Nov., Dez., Januar,
so noch in Oberhessen als Hartmonat für Februar: in dem czehen-
den mauen, der do heisset tebeth (Tebet, Tibitu), den wir nennen
den hartmanen (= Dezember — Januar), W— B Esther 2, 16. s. man,
mänot.
harz stnm. Harz, bitumen: rechte als der same corianders in
der varbe als bedellisch harcz (coloris bedelli), W— B Num. 11, 7.
käscke s. kätscke.
kasckier, kartsckierer (aus ital. arciero, franz. archer, lat,
arcus) stm. Bogenschütze, Hatschier: di andern reuter sollen —
noch den haschieren einziehen, Eger Chr. 1200 S. 379.
haspel auch hespel* stm. 1 Haspel, im Bergbau eine meist
durch Menschenkraft bewegte Fördermaschine mit horizontalliegender
Welle (s. rundbaum, runbaum). 2. ein Schacht, aus dem mit einem
h. gefördert wird. Die Verleihung auf einen bestimmten Schacht
heißt Haspelrecht. Wie iveit die Lehenhauer dann in der Grube
mit ihrem Bau gehen dürfen, hängt von der Vereinbarung ab: Vor-
leihet man imande ein h., den sol man auspawen, sam si sich under
einander bereden. Ist aber nichtesnicht cz wischen in beredt, so
snllen die ersten gewerken den andern gewerken czu steure komen
(sie unterstützen) mit leder und strengen und sullen das wasser aus-
czihen, das es si nicht hindere an der arbeit. Treufet es aber, so
sullen sie ire wasser leiten czu der wasserschepp der vodrigeu ge-
werken Es ist pilleich, wer den gewinn hat, der sol auch die arbeit
und swernusse haben, Const. III 5, 17. ein perkmeister bekannte in
einem vollen rate, das er gelihen bette seinen lehenhowern ein
leben und lehensrecht und einen haspel und haspeis recht u. dorczu
in dem frein ein halbes lachter und eines slegelhelbis lang, Igl. Bgr.
N. 34, 1. — Von teil gewinnen an hespelen und au lehenscheften.
Wer teil an hespeln oder an lehenscheften , die furbass umb ein
junge eigenschafft sindt vorlihen, vor kost (= wegen rückständigen
Lohnes) wil gewinnen, der darff nicht mer darüber clagen dann drei
arbeittende irer(!) tageschicht, das heissen drei lange Schicht; wann
er di geclaget und boten geuemet und sie heischet, als recht ist, so
hat er gewunnen, DIR II 22b. — Do slug eine stuffe und quam
mit dem leczten lehen in unser hespel einen und hat denselben
haspel mit demselben leczten lehen unden gancz begriffen, Igl. Bgr.
N. 53, 14. Dornach ein gemechte geschach czwischen in, das die
vom Thodel in (den Preiskowern) abtraten eines haspeis, der do
352 haspler — haupt
genant ist czu dem Pirkner und das si in gaben czu Steuer (Bei-
steuer, Unterstützimg) II mark, das si scholden vertigen den haspel,
das ir wint und ir rauch scholt ausgen czu im (hier also Haspel
zur Wetterführung, Ventilation), N. 65, 1. — 1. in den hespeln, N. 63, 2.
wir haben unsere hespel ab und unsere treckweg aufgebaut mit unser
sauer arbait, N. 53, 10. durch irer hespel willen (wegen deren Mit-
benützung) haben wir czwu schicht an der aigenschaft in lassen
widerfahren, N. 53, 21. si hatten da gevaren ainen czenczel mit
ainem geslepp durch gauczen stain uncz czu ainem hespel, das was
wol vier lachter tief, N. 6, 2. — Er (der marscheider) hat uns gefurt
drei hespel über sich von der vorigen stuff und hat uns geweist
ein andere stuff, Igl. Rspr. I.
haspler*, hespler* stm. den Haspel, die Fördermaschine
drehender Bergarbeiter ; loie alle kontinuierliche Bergmannsarbeit wird
auch die ihr« in 4 Bergstunden, Schichten, geleistet, hauer, haspler
u. arbeiter, Igl. Bgr. 79, 1. hewer und hespler, N. 40, 1.
hätsche (aus franz. hach, lat. ascia) siof. Beil, Axt: bogen,
schilte, hätschen, soliche wer was in bi, Alex. 6176.
haube (= hübe) sivf. Haube, Mütze, Kopfbedeckung für Männer
und Frauen: ein leinein hoube (cidarim lineam) secze her ouf sein
houbt, W — B Lev. 16, 4. houben mit iren cronlein ous pfelle (mitras
coronulis suis ex byssoj, Ex. 39, 26. secz im ouf die houben ouf das
houbit (tiaram), Ex^. 29, 6. leineine rokke u. gurtil u. houben (tiaras),
Ex. 28, 40. —
haub-gelt stn. Haubengeld, Morgengabe: do (als sie im volgt
czu rechter ee) wart czu ir gelaubt rechtes hawbgeldes hundert
schock gr. prager pfennig, Igl. Str. 294 S. 202.
haubet s. haupt.
häuf (hüfe, houfe, hüffe) sivm. Haufe, Menge, ze houf(e), ze
hüfen zusammen: die gemessen perg, die czu häuf durchslugen, Igl.
Bgr. 45, 1. die scheppen — legten das burgerlehen czu häuf mit
den abtslehen und das; abtslehen wart mir vom abt czu dem purger-
iehen verüben, 51, 1. also das si czu häuf geleget haben ein kuniges
lehen, 2 abteslehen und ein uberscbar zwischen den 2 gemessen pergen,
45, 4. Und wer den sach , ob di lehenhewer von send Andres ader
di lehenhewer vom Czappenschu in den egenanten sechs lehen mit
offen durchsiegen zusamen quemen, so scbullen die selben lehen-
hewer di lehenschaft zu häuf legen und schollen davon leiden das
vorgenante neuntail, wenn sich das wirt gepurn, 53, 3. sie legten
das burgerlehen czu hauff mit dem abteslehen, Igl. Stb. V. 10 a. do
traten si (die eider von 5 handwerkern) czu häuften und reckten auf
und gelobten czu hauffen zu sten wider di andern gemein, Igl. Stb.
II 106 d. do seine Dewczen czu hauffe (zusammen) komen, Böhm.
Chr., 72. das daselb dreier herren grenitzen daran zu hauffen stossen,
Traut. Chr. 270.
haupt, houbet stn. 1. Kopf. 2. das Oberste, die Spitze. 3.
Kapital* der Säulen. 4. Anführer, Oberhaupt, Regent: 1. karte
sich zu des bettes houbet , W— B Gen. 47, 31. sie f unden Sauin in
dem geczelde und sein sper gestecket zu seinen houbten (ad caput
eius), Kön. I 26, 7. das sper, das do ist czu seinen houbten, Kön.
I 26, 11. David dorumme nam das sper und den köpf des wassers,
haupt-brief — hauptil 353
der do was zu den houbten saules, Kön. 126,12. sprich nicht
gefordert von des rechten wegen, sunder aus aigen haupt (aus freiem
Antrieb), Igl. Bgr. N. 57, 2. — 3. die houbt, W— B HI 39 d. ire
knöppe oder ire houbt, III 39 a.
haupt-brief (houbet - brief) stm. Originalurkunde: von dem
selbigen vorloren h., Stb. Brüx. N. 227. die h., die obir disen freden
gemacht seint, N. 223. Christof von Gendorf — hat der becken-
zeche aine newe confirmacion und privilegia gegeben ihres hand-
wergs Ordnung, meher dann sie zuvor in ihrem alten haubtbriefe
haben, Traut. Chr. 116. dieweil aber die h. — verbronen, 86. der
vornemste (wichtigste), h., 21.
haupt-decke, houbet-decke stf. Kapital: Czwu czeilen granat-
öpfil an iclichem neczlein zu bedecken die strenglein der houptdecken,
die do waren ouf den houbten der seulen, W — B Kön. III 7, 42. und
czwu h. (capitella), machte her, die man seczte ouf die houbt der
seulen, III 7, 16. auch II 25, 17.
haupten (houbeten) sivv. 1. intr. einen (an einen) h. ihn als
Haupt anerkennen. 2. trans. enthaupten : 1. sie — haupten an einen,
der hies Kochan, Böhm. Chr. 34.
haupt-gang* stm. Hauptgang des Bergwerks im Gegensatz zu
den Nebentrümmern (im Hangenden) : auf einem trumb, das von dem
h. wekfeldt aus der vierung, Igl. Mut. 17.
haupt-, houbet-gelt stn. 1. Ersatz für gestohlenes Gut. 2.
Kapital* im Gegensatz zu den Zinsen. 3. Hauptsumme*, Kauf-
preis* im Gegensatz zur Angabe (hantgift) 1 u. 2, Igl. Str. 294. 307.
309. vorpflichten noch umb das h. weder umb den gesuch, Olm.
Stb. 58. 3. ein teil des hauptgeldes — czu hantgift geben, Const.
III 6, 6, 1. sieben ungerisch guidein houbtgelts, Eg. Achtb. II 38.
haupt-geschütz* stn. schweres Geschütz: so ist bei der stadt
viel grosses h., Eger. Chr. 103 S. 66.
fiaupt-güt (= houbet-guot) stn. Kapital im Gegensatz zu den
Zinsen, so geit im (dem Juden, der gestohlenes Gut gekauft hat)
der Christen das houptguet und den gesuech, der darauf dieweil
gegangen ist, Brunn. Str. II 118. czins u. h., Igl. Str. 260. wie er
— ires czinses und ouch des h. dovon nicht bekommen mochte, 309.
h. und wucher, Stb. Brüx N. 126 u. 127. das h. ader die fruchte (im
Gegensatz zu den zu ihrer Erringung aufgewandten Prozeßkosten),
Const. IV 19, 1. h. und schaden, Prager Str. 2; 68; Eger Str. A
XV 8. 80 phunt haller der stat werung houbtguts u. 20 pf . Schadens,
Eg. Achtb. II 12. 29. 30- 37. 40. 49. daz, houbtguot uns hie bestät,
den gewin er mit im füeret hin, Alex. 1998. um 20 schock groser
phenninge und einen vierdunch haupgutes und um 10 schock
Schadens, Eg. Achtb. I 25. um 12 schok haupgutes und 30 schok
Schadens, I 21. um drisich pfunt houpgutes und drisich pfunt
Schadens, 122. — 45 seh. des h., Igl. Stb. V 96 a. czins mit sanibt
dem h. abgeledigt, V 165 d.
haupt-herre swm. 1. Hauptmann, Anführer. 2. Lehensherr.
3. Schutzherr einer Zunft, einer Kirche, Patron: Dorumb das man
sant Prokop unsern h. nicht feierte, Olm. Stb. 91.
hauptil* stn. Kapital: aber die haubtil ader die houbtdecken,
die do waren ouf den czweien seulen, recht sam ein getilgtes werk
Jelinek, Wörterbuch. 23
354 hanpt-leute — haus-gemach
waren die gesmit gegen vier doumelen in der vorlauben, W — B
Kön. ni 7, 19.
haupt-leute (houbet-linte) PI. von bauptman: do di czwen
houb[t]lut waren (= Reichsvenveser, im tschech. Text: za starosty),
Dal. 124, 8 (56, 5).
haupt-inan; houbet-inan stm. 1. die Hauptperson einer Ver-
einigung. 2. eines rechtlichen Verhältnisses oder Handels. 3. An-
führer im Kriege: 1. die houbetman = Anführer der Räuber, W.
v. W. 6039. houbtman im Egerlande, Eg. Achtb. II 18—31. Sdymir
v. Czedlicz, b. czu Eger u. burggraf czu Elbogen, II 13. das glaubent,
bauptman von berge {Ansprache an den Tod), Ack. 47, 15. s. W.
Wachernagel , Kl. Sehr. I 307. Anm. 6 und Grimm , Myth. S. 807.
beide geben auch nur Vermutungen über den Sinn des Ausdruckes.
h. zum Elbogeu, Elbog. Chr. 16, 3. dem heuptmanne der pfleg, Eger.
Chr. 1184.
haupt-inan-schaft stf. Würde und Stellung eines hauptman:
er hat hern Jeronym sein h. , pflicht und gelubde mit hand und
munde aufgesagt, Elbog. Chr. 16, 25.
haupt-polster stn. Kopfkissen, Igl. Stb. V 41 a.
haupt-schatz, houbet-schaz stm. 1. Kapital. 2. größte Kost-
barkeit: 2. Tristandes vröuden houbetschatz (die blunde Isöt),
Tristan 4467.
haupt-stat (houbet-stat) stf. 1. Stätte, wo der Kopf sitzt. 2. die
vornehmste Stätte eines Ortes. 3. die vornehmste (Hauptstadt) eines
Landes. 4. wo das Haupt abgeschlagen ivird, Richtstätte: 3. eine
von den houbtstetin, W — B Jos. 10, 2.
haupt-vrauwe swf. Patronin, besonders wichtige Heilige: di
den sulchen stein (Grundstein zu einem Spital) in der ere gotes
zufur und ein haubtfrawen sanete Elisabet, Margarete und andern
liben heiligen gelegt, Elbog. Chr. 104, 8.
haupt-vride-brief* stm. Originalurkunde über Landfriedens-
gebot: houptfriezbriff, Stb. Brüx 224.
haupt-zeehe* stswf. Zeche, deren Zunftordnung für die eigene
Vorbild ivar: die Schweidnitzsche zechordnung ist von Breszlau aus
der Schlesznischen haubtzeche (der tischler), Traut. Chr. 174.
ha us -arm Adj.* h. leut cleiden, Igl. Stb. III 112 b.
hausen (hüsen) swv. intr. und refl. 1. ein Haus bauen, sich
niederlassen. 2. wohnen. 3. mit Dat. einem eine Wohnung bereiten.
4. haushalten, wirtschaften. 5. übel wirtschaften. 6. tr. ins Haus
aufnehmen, beherbergen: 1. Eintweder du bist sere leidig oder Un-
vernunft hauset czu dir, Ack. 32, 17. gehauset u. gehofet und noch
heutiges tages hauset u. hofet, Mind. des Egerlandes, S. 68. ir
sinnic herze do verjach, daz, sie (vrou Bene) in armer wsete vil
wirde gehüset h?ete (beherbergt habe), W. v. W. 2151. mich hüset
hint sin wirdekeit, daz, lichte ein snceder mir verseit, 4954.
haus-ei'e (hüs-ere) stf. 1. Hausehre, die sich in Freigebigkeit,
Gastlichkeit , Sicherheit des Hauses zeigt. 2. Ehre des Hausherrn:
Die reine housere, Beiwort für die Frau, Ack. 15, 9. do mein —
stete h. mir so snelle ist entzucket, 31, 12.
haus-gemach (hüs-gemach) stm. Wohnung : do sach er in einem
hove guot hüsgemach, Schretel 45. lät mich mit iueh über nacht
haus-gen6z,inne — haus-wirt 355
bliben under dache in iuwerm husgemache, 86. zustoeret u. zurüttet
ist leider al min h., 131.
haus-genözjune stf. Hausgenossin, Inwohnerin : mit der haus-
genüsin und ihren hindern, Traut. Chr. 238.
haus - gesehen Adj. wie hüs-gesezze swm. = hüsgenoz,z,e,
Wohnpartei im Gegensatz zur Afterpartei: Wenn irgend ein guter
Mann czu Urbaw h. war, nehm ein Inmann auf — am 3. tag —
soll er mit im gehen zu seinen verordneten Richter, das sich solcher
Inman zusag — sonst ist der Wirt für jede Schlechtigkeit seines
Inwohners haftbar, Chlum. I 35 u. III 3. hausgessene Innwohner,
III 3.
haus-gesinde (hüs-gesinde) stn. Hausdienerschaft: Der inge-
nossen und h. (zusamme?i = domesticorum) geczeuknusse ist auch
vordacht: sam die knechte, die uns in g-uten trewen dienen, und
ander, die uns dinsthaftig sein, Const. IV 12, 14. die housgesinde
meines houses (inquilini), W — B Job. 19, 15. h. (domestici), V 181.
Ps. —
haus-gibel* stm. Giebel eines Hauses, Traut. Chr. 134.
haus-kompter* (kommentiur, kompter, aus altfr. commendeor,
lat. commendator, stm. Komptur: zu czerung gein dem Elbogen von
des h. wegen, Eger. Chr. 1025 S. 212.
haus-nieid (hüs-meit) stf. Hausmagd: er hat nur zwo grosse
starke hausmaide, die im kochten und bethen (das Bett machten),
Traut. Chr. 49. 304.
hausner* stm. den smit, des husners knecht von Trebendorf,
Eg. Achtb. 1 32.
haus-rat (hüs-rät) stm. Hausgerät: alles housratis der velle,
W— B Lev. 13, 59. allen h., Num. 19, 18. allen iren h., was sie ge-
haben mochten, das vorwusten sie, Num. 31, 10. das silbrein gevese
ader silbrein gerethe noch mannes cleider nicht hausrat ist, Igl. Str.
324. das hausrait, vil oder wenig, Igl. Stb. V 147 d. hof und haus-
rat, V29a.
haus-süchung (hüs-suochunge) stf. = heimsuochunge, Haus-
durchsuchung, um ein gestohlenes Gut zu suchen, Chlum. II 11.
hausung (husunge) stf. Wohnung, Haus: ist ein h. gewest —
hat im ein rat das abkauft und bezahelt, Elbog. Chr. 104, 12; Eg.
Str. C 40. seinen sun in seiner h. halten, Igl. Stb. V34c.
haus-vrawe (hus-vrouwe) swf Herrin im Haus, Gattin: der
geist des hasses reiczet den man wider seine housvrowen, W — B
Num. 5, 14. von seiner hausvrawen (uxore), Const. II 1, 6; Igl. Str. 31
B 1. Elisabeth dein h., T— B Luk. 1, 13. 1, 24. mit Trosillen seiner
h., Btb. 24, 24. mit Saphira, seiner h., 5, 1. Priscillam, sein haus-
frauwen, 18, 2.
haus-wirt stm. Hausherr, Vorstand einer Haushaltung: gnediger
h. (summe pater familias), Sol. 102, 28. weste (wüßte) der h., zu
welcher czeit der dip komen wolde, Hier. 21, 18. Gatte: Igl. Stb. III
227 b; V 163 b. das er Heinrich von Wirsberg iren h., bruder
Schwager und vettern an leib und leben beschedigt hat, Eger. Achtb.
II 207.
23*
356 haut — hefteu
haut (= hüt) stf. (G. hiute, PI. Mut, -e) Haut, Fell: von
heuten rocke = tunicas pelliceas, W — B Gen. 3, 21. do du auf der
heut tantztest, Ack. 27, 14.
hauwe, howe ( — hüwe, hiuwe, haw) swm. Nachteule, Uhu,
hubo: W— B Lev. 11, 17.
hauwe (houwe) sie f. Haue, Hacke: Derselbe man (eine Dar-
stellung des Todes) füret ein hawen in seiner rechten hant und eine
schaufei in seiner linken, Ack. 23, 8; entweder eine Darstellung des
Saturnus (Fulgentius auetores mythographi Latini, Lugd. Bat. et
Amstelaed., 1742 S. 626) oder des Juppiter Dolichenus nach Mit-
teilung von 0. Benndorf, vgl. Fei. Hettner, De Jove Dolicheno,
S. 2. (in sinistra tenet fulmen, in dextra elevata bipennem. Ein
heidnisches, den Tod darstellendes bilde zertrümmert Wolfdietrich,
D (B Hb. IV) VI 114 ff. nü wären mit ir houwen, zwickein, stein-
bickeln, hebstangen komen an die müre — die gebüre, Alex. 3674.
— wem der zimmerman ein holz wil sieht besniden und krumme
houwe (Hiebe, Schläge), miden, er muoz die rihte e mezzen, Alex.
27566.
hauYreu (= houwen, hie, hiewen, gehouwen) stv. V. hauen,
stechend, das Pferd spornend davoneilen, ab-, um-, behauen, im
Bergbau durch Abhauen geioinnen: Den Weingarten soltu nicht
ho wen (vineam non putabis), W — B Lev. 25, 4. mit Pflug, mit
Hawent oder mit Schauffeln, Chlum. I 3.
hauz-kappe* swstf. von kappe mantelartiges Kleid mit Kapuze,
Kutte der Mönche und Nonnen, Bauernkittel, Mantelkragen oder
Kapuze, Mütze, Kappe: die stat Luthaw — übergeben mit einem
guten pferde, einem guten panezer u. ainer gutten hauezkappen,
Olm. Stb. 44.
hären stm. PL haven, heven, Topf, Hafen, Brünner Str. II
147. 149.
heb (e)-auime sivf. Hebamme, Geburtshelferin, obstetrix, W — B
Gen. 38, 27. czu den hebammen der Hebreer, Ex. 1,15; Ex. 1, 17.
heben stv. IV mit sw. Präs. 1. heben, erheben. 2. anfangen.
3. wichtig oder gleichgültig dünken: 2. als er den strit wolde heben,
Alex. 9978. si hüben auf einen segel (hißten), T — B Botenb. 27, 40.
heb-stange* stsivf. Brecheisen, Hebel: mit starken hebestangen
— waren komen an die niure — die gebüre, Alex. 3677. 14966.
hefel (hebel) stm. 1. Hebel. 2. stmn. Hefe, Sauerteig: 2. wisset
ir nit, daz, ain luczel hefel zeprecht allen sammung = daß ein wenig
Sauerteig den ganzen Teig durchsäuert, T— B I. Korinther 5, 6.
wir wirtschaften nit in dem alten h. noch in dem h. des ubelz,,
I. Korinther 5, 8. gerainigt den h., I. Korinther 5, 7. hut euch vor
dem h. der Phariseer und der Verlaiter, Matth. 16, 6. 16, 11. ze be-
hüten vor dem h. des brotz, 16, 12.
heftel (auch heftelin) stn. Haftel, Häkchen, Agraffe am Kleid,
Drücker an einem Schloß: 50 ereine heftil, so das man das dach
nestilte, W— B Exod. 36, 18.
heften swv. Prät. hafte, Part, geheftet, gehaft, befestigen,
binden: ein guot h. = es arrestieren: in ir Schilde unmä^en vil wart
der phile gehafft, Ernst 3039.
heftig — heiden-schaft 357
heftig Adj. 1. festbleibend, beharrlich. 2. mit Beschlag belegt.
3. ernst, wichtig, stark: 3. in allen grossen ader hefftigen Sachen
(in arduis causis), Const. IV 2, 4.
heftiglich, -en Adv. stark, heftig, sehr: du tust uns heftigc-
lichen unrecht, Ack. 5, 13.
heft-lein (heftelin) stn. Spange, Agraffe zum Zusammenhalten
eines Kleides: ein vergolts par h., Igl. Stb. V 149b.
hegen sivv. tr. mit einem hac umgeben, umzäunten, gericht h.
= die Gerichtstätte abschließen, um zu, Gericht zu sitzen: ein ge-
richte h., Igl. Str. 185. weder die urborer, weder der richter, den
sie (diese) seczen, kein perkgerichte hegen oder besiezen sullen, es
sein denne czu dem minsten czwen scheppfen kegenwortig, Const. I
4, 4. Do hegeten die urborer ein geding und sosen ein gerichte,
Igl. Bgr. 66, 1. wir sassen in gehektern diuge, N. 67, 1. di da ge-
sessen weren in gehegter teidinge, Igl. Str. 265. Ir richter und ge-
schworne — seid weiter gefragt, ob es zu rechter zeit, das ich
dinge högen mag? Antivort: Ihr hö'get es billig: So höge ich dieß
ding im namen gott mit allem recht, wie ein jeglich gehögtes ding
von rechts wegen haben mag, gebitte recht und vorbitte unrecht
Dreiding v. Politz. damit das recht aber gewönlicher maßen ge-
högt werden möge, so werdet ir richter und geschworue euern
schö'ppentisch einnehmen usw. Einl. zu diesem Dreiding. — das in
den vier penken in geheiten dinge beschriben wirt, die tavel, die
schol haben craft, DIE III § 31. hegen, pflegen: doch so heckte
(begünstigte) die Dewczen in dem lande, Böhm. Chr. 85.
hegunge stf. (bei Lexer nur: pro custodia fovenda, quod vul-
gariter dicitur h. , MB 39,550 a. 1335) noch der h. des gerichtes,
Igl. Str. 249.
hehil * (ivenn richtig gelesen) stf. Schwiegertochter \ sie hiez, sie
für sich gen und von hehil irs iclichen vragt sie (um Gesundheit der
Schwiegertöchter beider, tschech. na sve nevesty zdravie vztäza),
Böhm. Chr. : wie es irer snure ginge und ab sie gesund und frisch
were, Dal. 68, 14 (26, 20).
heidech* (bei Lexer beide, hede f. stuppa, Spreu) stn.? Reiser
strauchartiger Gewächse : do Paulus het gesament ein wenig heidechs
(vil der spreu 11. Bibel) und het ez, gelegt an daz, feur, T— B Btb.
28, 3 (sarmentorum aliquantam multitudinem).
neiden stm. eigentl. subst. Adj. von heide (f) : der Heide, Sarazen :
und under den beiden (inter gentes) wirt es nicht geachtet, W — B
Num. 23,9.
neiden stm. Heidekorn, Buchweizen : 1 halb strich körn, viertl
hayden, Igl. Stb. V 153 b.
heidenisch (auch heidensch) Adj. das Jerusalem von heidenischen
ungelaubigen diet gevangen u. vorderbet wirt, Hier. 229, 26. ain h.
weip, T — B Mark. 7, 25. breugen von den heidenischen posen glauben,
Böhm. Chr. 32. sie schrien — mit einer heidnisze stimme (tschech.:
piavecky kfikü), Dal. 41, 6 (10, 147).
heiden-schaft (Gen. -schaft, -schefte) stf. Heidenschaft, sämtliche
Nichtchristen : Dorumme lies unser herre alle dise h. = nationes has,
W — B Richter 2, 23. so das her vortilgte grose h. (nationes maximas),
Deut. 4, 38.
358 heidnin — heimelich
heidnin (heideninne, -in, -in) stf. Heidin: wie sie (Olimpiades)
ein h. si gewesen, ich hoffe, daz, sie si genesen — mit Adam in
himelriche, Alex. 227. die was ein heideninne, Böhm. Chr. 25.
neigen (= hö'uwen) swv. heuen, Heumachen, mähen: das —
his zur alten Kämpflwiesen — völlig zum heigen liegen bleiben
sollen, Taiding v. Friedberg N. 58.
hei-kolz* stn. gehegter Wald, (von hei, -e stf. Hegung): von
des holcz wegen das do haisset hayholcz czu hochendorff (= Hoch-
dorf), Igl. Stb. III 119 b. er sol über drey jar zu dem uberigen holcz
im hayholcz abczuhawen freyung haben, III 119 c.
heilant stm. Erretter, Heiland, salvator: einen h. — so heißt
Aod. W— B Richter I 3, 15.
heil-bsere Adj. glückbringend: iuwer rät uns h. und uns wol
ze nutze weere, Alex. Anh. 1089.
heilen sivv. gesund machen: sunder ouf einem berge heile dich,
W— B Gen. 19, 17.
heiler (auch heihere) stm. Heiland: do was der heilsere
zu der helle gevarn, W. v. W. 3051. mein heiler, Sol. 48, 32. da
Maria Jesum den heiler enphienc, Alex. 4563.
heilig Adj heilbringend, heilig: noch der beschreibunge der
heiligen römischen keiser (divorum imperatorum) , Const. IV 11, 6.
ein heligz. oppher, T— B Römer 12, 1.
heilig -keit (auch heilekeit, heilikeit) stf. 1. Frömmigkeit.
2. Heiligtum. 3. Sakrament: 2. powet ein h. (sanctuarium) , W — B
Ex. 26,33; Ps. 77,69. Jerusalem, do ire h. ist (sancta eorum),
Judith 5, 23. ob deheine h. dises holz an im treit, Legende 801.
heilig-sain* Adj. heilbringend, heilsam: nach der bewegung
des waz^ers heilicsam, Legende 792. daz. selbe holz h., 820.
heilig-tüm (heilec-, heilic-tuom) stn. Heiligtum, sanctuarium,
W — B Ex. 26, 83. daz, heilictuom wart dar getragen (um darauf zu
schwören), Tristan 502. einer der größten kirchlichen Feiertage*:
das ir ewre mitburger für uns auf das schierstige (nächste) heilig-
thum schicken und stellen sullet, Elbog. Chr. 22.
heiligunge* stf. sanctificatio : das dein hous bleibe in h., W — B
Judith 9, 18.
heil-sam Adj. heilbringend : Jeronimus ist des heilsames wassers
quellender brunnen, Hier. 224, 19.
heil-tuoin sin. 1. Sakrament. 2. Reliquie, Heiltum: er hielt
sie (die gerten) vür ein h., Legende 472; Böhm. Chr. 43. ein
blechens büchszlein mit h., Traut. Chr. 240. Heiliger Tag*, hoher
Festtaq*: aber sulcher ladung (um Martini) ein aufschub nutz aufs
heilthum (= 25. Dez.) künftig genomen, Elbog. Chr. 109, 20. darumb
der edeln und vam Elpogen Sachen in der forigen aufs heilthum
(Ostersonntag) gein Prag anstehen bliben und aufs h. Johannem
Tuchmacher u. Caspar Fitler — ein rath gein Prag verordent (ab-
geschickt) dunerstag urm (vor dem) h. (27. April), 128, 1 — 7. 128, 25.
heim stm. Heimat, Dat. davon als Adv. u. Adj. daheim, zu
Hause: wer aus der stat und nicht haim ist, Eg. Str. B. 38.
heune swm. Heimchen, Hausgrille: vil heimen und grillen,
Traut. Chr. 284.
heimelich s. heim-lich.
heim-gemach — heimöt 359
heim-gemach* stn. Heimat: Domit (mit dieser Entscheidung)
für iclicher zu seinem h., Hier. 153, 7.
heim-gen* stv. V heim, ins Haus folgen. Wenn einer zu
rechter Zeit den Verlust einer Sache anzeigt und sie gefunden wird,
so soll ihm sein guth wider heimgehen, Chlum. I 50.
heim(e)-lich Adj. 1. einheimisch in Gegensatz zu Gast. 2. ver-
traut. 3. verborgen: 2. den (weisen man) wesent sie gerne h.,
W. v. W. 5124. 3. etwas werkis hette sunderliches u. heimliches
zu schicken (absque arbitris), W — B Gen. 39, 11. in den heimlichen
(in occulto), Ps. 138,15. slief iener — in seiner heimelichen camer
{in conclavi) , Könige II. 4, 7. trug die seufel — in die h. camer
(conclave), Könige II 13, 10. Candacis an heimelicher vart dicke von
im (Alex.) erfröiwet wart, Alex. 20551. die oft an heimelicher stat
mit vliz,e den stiegen schepher bat, Ernst 277. euch gruz,ent vil im
Herren Aquilla und Prisca mit irer hamilichen kirchen (samt der
Versammlung in ihrem Hause, cum domestica ecclesia), T — B
I. Korinther 16, 19. ire handliche kirche (hausgenossen kirchen
II. Bibel), Römer 16, 4. ob si den vater des ingesindes (Christum)
ruffent Belzebup, wie vil mer sein heimlichen (seine Hausgenossen,
domesticos eins), Matth. 10, 25. ir seit purger der heiligen und
hamilichen (Hausgenossen) Gotes, Epheser 2, 19. ain haimileichs —
glid (membrnm occultum), Igl. Str. B 74. di si nicht wolt lassen
beschawen bei der heimeligen stat (= Scheide) durch frewlicher
czucht und schäm willen, Igl. Stb. IL 80. ein heinelich wunden, 40.
h. gemach (Abort), Hier. 214, 4 u. 5.
hehn(e)-lich* stn. Gemach: do Daniel — an siner heimlich
was und gegen gote sin gehet — tet, Alex. 27704. Candacis —
behielt daz, bilde riebe in ir heimeliche, 17314. wo ist daz, haimlich
(eszjauben 11. Bibel), T— B Lux. 22, 11.
heimlichkeit stf. 1. Freude. 2. Vertraulichkeit. 3. Verlobung,
Vermählung. 4. eheliche Beiwohnung. 5. Heimlichkeit, Geheimnis.
6. der frawen h. = menstrua. 7. Gemach, zu dem nur die Ver-
trauten Zutritt haben. 8. Abort: 5. das ich derfaren mochte die h.
des künftigen lebens, Hier. 139, 16. du uusprechliche h. (das Gott
nämlich im Brote gegenwärtig sei), Hier. 85, 7. alle h. der Schrift,
54, 16. in der h. deines gerihts, Sol. 63, 22. ich musz verborgen werden
in heimlikeit (in abscondito) deins antlutz, Sol. 31, 8. h. = secreta,
W— B Richter 3, 22; Spr. 20, 30. h. der himel (arcana), Par. I 15,20.
in den h. (in oecultis), Ps. 63, 5. die vorscher der h. = secretorum
scrutatores, Js 40, 23. Nabuchodonosor hatte mit yn (den Ratgebern)
die h. seines rates (mysterium consilii sui), Judith 2, 2. des rates
ader gerichtes h — die wellen wir helen und nicht offenbaren,
Olm. Stb. 87. brief, die in der herren h. liegen, 01m. Stb. 77. die
briefe haben wir mitsamt dem urteil und allen sachen czu einem
ewigen gedechtnus in türm uff dem rathaus, do andere der stat h.
ligen, miteinander eingelegt, Olm. Stb. 132. — 7. alle wort, die du
immer geredist in deiner h. (in conclavi tuo), W — B Kön. IV 6, 12.
under dem schaten slefet er in der h. des pettes (falsche Lesart
thalami st. calami), W — B Job. 40, 16. darumbe wüste Albrecht
alle seinen rat und h. (Geheimnisse), Böhm. Chr. 96.
heimöt s. heimuot.
360 heim-setzen — heirat-leute
heim -setzen rückumlautend swv. anheimstellen: Das selbig*
seczt der Haincz ewer weishait haym, Igl. Str. (60) S. 327.
heiiu-siich (heim-suoche) stf. Hausfriedensbruch, invasio domus,
Brunn. Str. I 367. von der Anklage kann man sich simplici iuramento
expurgare et holung habere. Wann h. vorliegt, lehrt Brunn. Str.
1395.
heim -suchen sicv. 1. besuchen. 2. in feindl. Absicht in ein
Haus dringen. 2. der wirt, der gehaimsuchet ist von paiden Seiten
seines hauses, schol czwene seiner nochpawer czn geczeugen haben,
Igl. B 67. ein micheler weissag ist aufgestanden under uns und Got
hat heimgesucht (visitavit) sein volk, T— B Luk. 7, 16. ich was siech
und ir haimsucht mich, Matth. 25, 36. 25, 43.
heim-süchen (heim-suochen) stn. Hausfriedensbruch: Von h.
und ubelhandlunge in dem hause oder auswendig, Igl. B 79 u. 67.
die warheit des h. und der beschirmunge schol er bewern selb-
sibender ebenda. Von h. falscher pfennige = de libertate domus et
falsis denariis, Igl. B. 12.
heiin ■ süchunge stf. = Hausfriedensbruch: umb h., Aussiger
Urkdb. N. 139; Igl. Str. 276. falsch h., I S. 360. umb h. — das ist
der hals (kostet den Hals), 181 u. 257 b.
heimuot, heimöt (heimuot(e), heimüete, heimöt(e), heimode)
stfn. Heimat: manger an sin heimöt kam, Alex. 1242. in ir heimuote,
14239. er ging in sein haimut, T— B Mark. 6, 1. dö er zuo heimote
quam, Ernst 82. min h. hinnen verre lit, W.T.W. 5739. wä ir
h. wsere, 4461. von sime h. biz her, 5030. min h. hinnen verre lit,
5739.
heim -vallen stv. V. wieder zu fallen (dem früheren Besitzer):
der teich sol dem Wenzel Scheihenkorp wider haymgefallen, Igl.
Stb. V 150 d.
heim-vart stfn. Gen. -vart u. -verte: 1. Heimkehr. 2. Heim-
führung, Vermählung: hochczeit oder h., Eg. Str. B4, C4 s. das folg.
heiin -vertigung* stf. Heimführung der Braut, Vermählung:
zu h. ein Wirtschaft haben, Eg. Str. C 4 vgl. fertigen und Lexer
heimvertigen = eine Tochter ausstatten.
hein-büchen-stock* stm. Traut. Chr. 150.
heint (hinte, hinaht) Adv. heute oder gestern nachts (oder abends) :
h. in der nacht, Elbog. Chr. 158, 41.
heintig* Adj. heutig (vgl. Adv. heint = hinaht — heute nachts):
heintiges tages, Igl. Ms. 9.
heirat (=hirät) stmf. (f. Gen. -rät u. rate) 1. Vermählung,
eigentl. Zurüstung dazu; heimliche h. bringt nicht Verlust der Erb-
schaft mit sich, Igl. Str. 79; ein Rechtsstreit wegen Eingehung
der Ehe, 237; s. auch heurat, Eger. Chi*. — 2. Heiratsgut, Chron.
Traut, 109.
heirät-güt (hirät-guot) stn. Heiratsausstattung einer Tochter,
Igl. Stb. V 267 a. 157 b.
heirat-leute st. PI. Zeugen des Eheversprechens: per festes
idoneos, qui nuptiales homines dicuntur, hoc est vulgariter dicendo
Binkleut oder Heurathleut, Brunn. Str. I 202. daz, sint recht heirez-
leut, vor den das gelub (d) geschieht, Prag. Str. 59. wo aber die
bewarnusse nicht geschieht in drein vierzehen (42) tagen, als vor-
heirat-man — heilig 361
geschriben stet, so schol der vorgenanten heirezleuten zeuknusse
kain kraft haben um die selben sach, 59. mit heiratleuten, Igl. Str.
32. 328. 233. wie h. geczeugen mugen, 306. in morgengabe (dota-
licio) gesteen h. pass dann totpetleute, 267 S. 170. zug sich ein man
an h., wold si sein gener, dem sie czu schaden scholden gesten,
nicht uberhebin, si mussten das begreifen mit irem aid auf deme
creucz, das sie der sache — h. weren gewesen, 34. von h., von rat-
leuten u. leikaufleuten in des perges puch: der man einen grossen
dem Schreiber, von totpetleuten einen grossen, 258 b. Petir Heyncz-
man gesprochen hat mit heiratleuten (als Zeugen) und Heynczman
sich nicht mit h. gewert hat, sunder her hat sich gewert mit einem
erben und mit scheppen, mit ratleuten u. mit der statpuche, 229 u.
329; Igl. Stb. V 148a. 100 a; III 176 a.
heirat-man*, heiretsnian* m. Zeuge des Eheversprechens: mit
einem h., Igl. Str. 32. das ein elicher sun seiner muter nicht gesteen
mochte als ein heiratman, an den sie sich geczogen hette als an
einen h. umb erbteil, 226 ; Prag. Str. 207. 526. czwen heyrezman
die mugen zeugen umb morgengab ain jar und ain tag und nicht
lenger, 59.
heirät-tag * stm. Hochzeit : den 19. hat er mit der frawen Jörg
Grefin wieder (da er Witwer tcar) sein h. gehalten, Eger. Chr. 677.
seinen heuratstag halten, 359. 384. 386. 604. 810. 833. 871. 941.
Heirias m. Tal der Meinen Iglava bei Iglau: das gegendrum
nach dem tieffen Stollen — aufm. H. gelegen, Igl. Bgr. Mut. 14.
penes molendinam sub heyrlas, Igl. Stb. IV 224 d.
heirling* stm.? eine Art Fell: das die ledrar — dem hant-
werch der kürsner — die heyrling und alles felberg (velwerk = Felle)
sullen lassen ligen in den penken (ihnen nicht in den Verkaufs-
ständen im großen ivegkaufen sollen), Igl. Stb. V 221b.
heischen = eischen sw. auch rd. iesch, geeischen, mit unorgan.
Anlaut h. 1. abforschen, fragen. 2. fordern : wenn denne alle ding
erfüllet sein, di sich h. (requiruntur) pei newes gepirges vindern,
Const. II 5, 4. so mugen sie von not einen oder czwene (steigere)
czu in h. (adjungi requirant), Const. 1 10, 2 b.
heischunge stf. (auch eischunge) 1. Forderung. 2. Vorladung
vor Gericht. 3. gerichtl. bewilligte Frist. 1. noch h. des richters,
Const. IV 18, 9. die ladunge ist ein redliche h. ader furgepitunge
czu dem rechten, IV 2, 1. wir wissen, daz, wir haben haischung
(bittung 11. Bibel), di wir haischen von im = daß wir das von ihm
Erbetene erlangen, T — B I. Brief. Job. 5, 15.
heis(e), gewöhnlich heiser Adj. rauh, heiser; bildlich: unvolU
kommen, schwach, Mangel habend an ((?.): des lob was nindert
heiser, Ernst 154.
heistieren swv. eilen: h. unde rennen, Alex. 16491.
heiter Adj. heiter, klar: es wirt heiter, wan der himel der ist
rot, T— B Matth. 16, 2.
heiter (e) Adv. heiter, klar: ein queckez, viur — daz, heiter
brinnet bi der naht, Alex. 12303.
heizz,ig für hez,z,ee, haz.z,ec, gehässig, aufhetzend, wie auch bei
Lexer Belege: heiz, für hez.z,e vorkommen, Adj. verhaßt: die h. ge-
362 heklein — helle
wonheit (odibilem) und den bruch, Const. I 7, 8. Variante für das
richtige hessig.
heklein (= htekel) stn. Häkchen: czwei h. und also manch
vingerlin (duos uncinos totidemque annulos aureos), W — B Ex.
39, 16.
hell) (halp, help, -bes, PI. helbe) stm. Griff, Stiel, Heft z. B.
an einer Axt: das (fehlt eisen) gegliten ist von dem h. (de manubrio),
W— B Deut. 19, 5.
helbde* für Hälfte, Stb. Brüx N. 225.
helbling (auch helbelinc und helfelinc) stm. Münze im halben
Wert des jeweiligen Pfennigs: ein scot hat czweinczig h. (siclus
viginti obolos habet), W— B Num. 18, 16. Ein scot hat nur 20 h.,
Ex. 30, 13. Siclus das lat (Lot) swergewicht das wirt wegen
czwainczigk helbling. Ez. 45, 12. Ein eleich weip mag irm eleichen
man seines guetes nicht mer vertaidingen den drei helwling, Brunn.
Str. II. 186. von einem schof oder einer czigen. die man treibet durch
die stad oder umb die stat oder umb der stat guter, so schol man
geben von idem haupt 1 helbling, Budweiser Urkdb. N. 477. zwen
sperling sint nit verkauft um einen helbling (Pfennig, Assarion
*= Vio Ass, kleine Kupfermünze), T-B Matth. 10, 29.
helfant (elefant) stm. Elefant: er rite h. oder swserez, ros, Alex.
19650. einen h 21306.
helfe-ba?re Ad}. Hilfe bringend: daz, si iu h. = würde euch
helfen, W. v. W. 3935.
helfen-bein stn. Elfenbein: ebur ist geheimen h., Alex. 12559,
des helfenpainz., T— B Offenb. 18. 12.
helfen-beinein Adj. elfenbeinern: h. ringel (eburneis circulis),
W— B Esther 1, 6.
helfen- teil* stn. m. Anteil zur Unterstützung, Pflichtteil:
das si bescheiden habe von irem dritteil — iczleicher einen h., Igl.
Str. 291 S. 197.
heiter stm. Helfer, Gehilfe: mit allen unsirn heifern und helfirs
heifern, Elbog. Chr. 149. 34.
helf-lieh (u. helfe-lich) Adj. hilfreich, helfend: das wir — h.
rät einander geben, W. v. W. 1777.
helf'-rede stf. Ausrede, Ausflucht, vorgebrachte Rechtsstütze*:
h. brengen, Igl. Str. I S. 365. kumet er czu dem gerichte dan nicht,
so hat er verloren, es sei dan, das er h. muge bringen (eine ehafte
not vorbringen kann), DIR §23a, 1. eehafte beschirmunge, di do
heisset h., Const. IV 4, 14. h. und beschirmunge, IV 4, 15; s. auch
antworter. Auch den wegen Nichter Schemens zur Tragung der
Prozeßkosten und Verlust des Prozesses verurteilten clager — mag
seiner h. u. beschirmunge (Nachweis, verhindert geivesen zu sein
durch ehafte not) auch geniesen als der antworter, IV 4, 15 Idoch
mag der antworter (Geklagte) im eehaftig beschirmunge behalden,
di do heisset h., das ist, ab er geheischen ader geladen ist czu
hoherm gerichte ader ist siehe ader gefangen ader von ander eehafter
Sachen gehindert, das er nicht gesteen (erscheinen) mochte, P7 4, 14.
helle stswf. 1. Unterwelt. Hölle. 2. enger Raum zwischen dem
Ofen und der Wand: 1. in die h. (infernum), W — B Gen. 37, 35.
füren czu der h. (ad inferos), Gen. 42, 38.
helle-barte — her-berge 363
helle-barte s. helmbarte.
bellen (stv. 13, hellen, hillen = ertönen , gleichlauten, sich
rasch bewegen eilen) hier wohl sivv. lautwerden lassen*, refl. sich
bemerklich machen: hellende die busoune in die vollknmmenheit
(! statt: in profectionem = zum Vorrücken), W — B Num. 10, 6.
helle-rude (rüde) sivm. Hatzhund der Hölle, der Teufel: daz,
lant der bellernden, der vil ungetriuwen Juden, Alex. 4555. ze den
Juden, den verfluochten helleruden, 7640.
kelliscli, heisch Adj. höllisch, zur Hölle gehörig: kein liute
niuwan die heischen kint, di durch irn übermuot von dem himel
sint gestoben, Alex. 24842.
lielm-barte swf. Hellebarte: wer, daz, man heilet helmbarten,
Alex. 2457. 6207. 7525. 19903; Ernst 4167. ist im der köpf mit einer
zimerhack und hellenparten creutzweiß zurhawen worden, Eger.
Chr. 926.
helselin stn. kleiner Hals, Trist. 755.
helimge (bei Lexer nur Hpt. 19, 183, 1 von heln stv. 1 2
geheimhalten, verhehlen) stf. Versteck, latibulum : Moab bis ir h. = M.
esto latibulum eorum), W — B Js. 16, 4.
heine (= ham(e) sivm. Haut, Hülle, Fangnetz) Netz: Eger.
Chr. N. 1195.
heinerer* (von hemeren swv. hämmern) stm. einer, der
hämmert: ein h. und ein smit in alle ereine und eisereine werck,
W— B Gen. 4, 22 (maleator).
heniisch, heinsch Adj. versteckt; hinterlistig, boshaft: der
hemische Antret, Trist. 4655.
henge-bank* stf. (bank stmf.) bergm.: Hängebank, auch
Schacht- oder Tagekranz. 1 im engeren Sinne die quer über den
Pfühlbäumen eines Haspels liegenden Pfosten, auf welche die Kübel
gesetzt werden, um sie (leer) an das Seil zu befestigen und in den
Schacht hinunter zu lassen (einzuhängen) oder gefällt von dem Seil
„abzuhängen" und auszuschütten. 2. im weiteren Sinne die Mündung
eines Schachtes, Veith, Bergwörterbuch. 2. der stolle hat von der
h. 42 lochter, Igl. Bgr. N. 76, 1.
hengen (Prät. hanete, hangete, hengete) sivv. hängen lassen
dem Roß die Zügel, dem Hund das Leitseil, freien Lauf lassen;
gestatttn; nachjagen: von statten gehen: die mit den spern ouch
"haneten die ros si vaste erspraneten, Alex. 3627. under das dö jene
spraneten, die ouch den rossen haneten, 9054.
her md. Form für das Fürwort der 3. Person = er, in der
W — B überwiegend, dann — männl. Geschlechts , Männchen: und
wolle von ochsen (Vieh) opfern ein ber oder ein sie, ungemeiligtes
opfer (offere marem sive feminam), W — B Lev. 3, 1.
her stn. Heer, Verheerung durch Feinde; überwältigende Menge:
in die orn des Herrn des Hers (sabaoth XI. Bibel), T— B Jak. 5, 4.
her-ab Adv. Wenczlab — was zu lange herab (säumte zu
lange), Dal. 72 26. (29, 6). las dich heraber, T-B Luk. 4, 9.
herab-schaffung* stf. energische An frage: noch viel h., 1. warumb
man so viel Volkes in die stat Hesse, El bog. Chr. 138, 2.
her- berge stswf. 1. ein Heer bergender Ort, Feldlager.
2. Wohnung überhaupt. 3. kaiserl. Palast. 4. Beherbergung. 5. das
364 her-berger — herngegen
Recht darauf. 2. an der h. (diversorium), W — B Gen. 42, 27. an
der herwerge , Ex. 4, 24. ein gantzer hoff soll 32 , ein halber 16,
ein herbergk 8 schafe halten, Eger. Chr. 1196 S. 370. kein gesellen
— dingen noch seczen dan an der herbrig czu dem vater, Igl. Stb.
V 177 a. in der kemnet, dorein man aus der stuben geet, freie
herbrig czu haben, V 226 d.
her-berger* stm. Herbergsvater, Beherberger, Beschützer: ez,
gezimt dem pischof ze sein ainen h. (h. der armen, XI. Bibel), T— B
I. Timoth. 3, 2.
herbst-mön (herbest-mänot, -mänet), stm. Herbstmonat, Sep-
tember, Traut. Chr. 26. 219. 241. 252. 323.
herde s. herte.
herd-stat stf. Herdstatt, Herd, beivohntes Haus: 12h. — ver-
brendt, Eger. Chr. 266. sind abbrunnen 270 h., Eger. Chr. 859.
herein (= haerin) Adj. aus Haaren, hären: legte an h. gewand
(indutus cilicio), W — B Gen. 37, 34. Achab bedachte sein vleisch
mit hereinem gewande, Kon. III 21, 27. ire priester taten sich an
in h. gewant (ciliciis), Judith 4, 9. puz,z, gemacht in herin und in
aschen, T— B Matth. 11, 21.
heren sivv. hermachen, schmücken, zieren: ez, hete dem Sarazin
— die herzogin sinen wäpenroc geheret, gesteine daruf gereret,
Alex. 3570. der vogel neste mit Golde waren geheret, 23217.
her-heim* Adv. nach Hause: es sein die leute auf heute her-
haym kumen, Mind. d. Egerl. S. 50. als ich h. kumen pin, Eger.
Chr. 1159.
her-hinder* Adv. nach rückwärts: Das hinder herfür, das
vorder herhinder, Ack. 51, 10.
hering (aus lat. halec Salzfisch, Diez 25) stm.: von yder tunnen
h., die man fürt in unser stat, di gest, do schol man geben von ider
tunnen 1 pf., wenn aber die Bürger Heringe einführen und sie einem
Gast verkaufen, so soll dieser den Pfennig geben, Budw. Urkdb.
N. 477. ich schaffe den prudern czu unser frawn XV seh. umb hering,
Igl. Stb. 11155 c.
her-lich Adj. vornehm, prächtig, herrlich: an dem herlichen
tag (sunntag XI. Bibel), T— B Offenb. 1, 10.
her-lichkeit stf. 1. Oberhoheitsrecht, als Titel: uwern irluchten
herlickeiten, Elbog. Chr. 156, 12. ewer (des Rats) ernvest und her-
lichkeiten vorfahren , Eger. Chr. S. 4. alle diesze obgeschriebene
h., freiheit und stucke globe ich — zu halden, Traut. Chr. 60.
her-meister * stm. Feldherr: prineeps exercitus, W — B Gen.
21, 22.
herniel (hermelin, hermel, harmel, Verkleinerungsiv. von barm)
stn. Hermelin: die wisel, die maus, der cocodril noch seinem gesiechte,
das h. und der cameleon, der femol u. die eidechse und der molt-
werf — alle dise sint unrein, W— B Lev. 11, 29—31. ein samit mit
hermein underzogen, Ernst 2396.
hermeMviz, * Adj. weiß wie Hermelin: ir hermelwiz,e scheitel,
Trist, 697.
herngegen, hernkegen* Adv. dagegen, ex transverso: Item
ab sie herngegen einen gang mit einem stollen vinden, Const. II
5, 4 u. 5.
herren-gestüle — hersenier 365
herren-gestüle stn. Sitzreihen für vornehme Herren: das hern-
gestülle, dariu ein erbar rath ein jede person, wie sie nach der
Ordnung sitzen , also auch ire stende gleich haben. Traut. Chr. 214.
herpfen (harpfen) swv. auf der Harfe spielen: Davit herpfete
süez,er dceue vil, Legende 562.
herren-lehen* stn. Herrenlehen, die zwei den weltlichen oder
geistlichen Grundherren als Nebenlehen zu beiden Seiten der Maße
des Finders (Fundgrube) zu selbständigem Abbau vermessenen
(je ein) Lehen. Der Begriff der h. ist den latein. Statuten noch
unbekannt, erscheint zuerst in Meißen ( Urkunde v. 1241). Sie waren
mit ein Preis für die Einführung der allgemeinen Bergbaufreiheit.
Ist der Grundherr ein Kloster, heißen sie Abteslehen. Siehe diese
unter gruntherr, Bergmaß, kunigs-, burgerlehen, uberschar und
Bergregal. Man — misset ikwederhalben der funtgruben virdehalb
lehen (dem vinder), donoch an iczlicher siten ein konigeslehen unde
dornoch ein burgerlehen unde ein herrenlehen, DJB 13, 6; Igl. Bgr.
N. 23, 3. Man sol auch messen einem iczlichen perge vierdhalb leben
an iczleichem teile, anczuheben mitten in dem wirbel des rumpaumes.
Darnoch soll man uns (dem Könige) messen ein lehen gleicherweis
und ein purgeriehen und ein herrenlehen, Const. II 2, 3. Ertrunkene
Bergwerke kann man verleihen (hinlassen) mit allen Lehen, also auch
den h., Const. II 3, 8.
herren-nöt stf. Verhinderung am Erscheinen vor Gericht
(ehafte not) infolge von Herrendienst, causa reipublicae, Brüuner
Str. II 191. mit wasser, fewer ader h. (Krieg) — das got nicht
enwolle, Igl. Bgr. N. 11, 2.
her-schaft stf. Herrenwürde, -macht, Herrlichkeit, Hochmtit,
Besitz und Gewalt, obrigkeitl. Amt, vornehme Gesellschaft, ver-
sammelte Herren: reichtum, ere, herrschafte u. mechtikeit zu sammen,
Hier. 38, 21. mein herre füret mich — von dinste zu herrschaften,
61, 19. Der Beschenkte gewinnet die besiczunge (possessionem) und
mag die herschaft (dominium) wandeln in ander personen, Const. III,
7 Einl. Kriegerschar. Engelchöre: heiliger got der herrschaft (exer-
cituum), Sol. 80, 36. du herre ob aller herschaft, Legende 5.
her-schauwen* swv. Heeresmusterung, Heerschau halten: her
Felix hat mit 60 personen geherschauet, ..Traut. Chr. 318.
her-schauwunge stf. Heerschau, Überblick über das Heer: so
vil ich h. hän, Alex. 2335.
herschen auch hersen und hersen), sivv. herrschen : das er den
vögeln — h. solte (gebieten) Ack. 38, 1.
her-schild stm. Heerschild, Schild als Zeichen des Kriegs-
aufgebotes, Heerbann : der uugerische konig musste sich lassen tauften
und das creucz czu einem rechten worczeichen auf den herschilt
lassen malen, Böhm. Chr. 51. do (bei Verleihung der Königswürde
von Böhmen) vorwandelte im der keiser den h. und gab im für den
swarczen adeler einen weisen leben in einem swarczen felde, 48.
hersenier, härs(e)nier stn. Kopfbedeckung unter dem Helm:
sin guldin hersnier er verschriet dem keiser da durch die stirne,
Alex. 8554. wer daz, h. niht gewesen, er wser des slages niht
genesen, 13519. der Krieche durch daz, h. — imz, mit slage spante
(zielte), 13120.
366 hers-vluot — hert-licheu
hers-vluot* stf. Heeresmasse, großes Heer: so groz.e, hersfluot,
Alex. 12383.
hert(e) stf Herde: ein herte swein, T— B Matth. 8, 30. 8,31.
heiz,t erschien die swin, waz, der in den herten sin, Alex. 22058.
hertfe) stf. 1. Härte. 2. dichtestes Kampfgedränge. S.Todes-
kampf. 4. Schulterblatt: die sich torsten wägen geg:en manger juste
herte an ritterlich geverte, W. v. W. 318. Mehr rüget die Gemein,
dass wir schuldig sein zu führen ein jedes halbes l jähen einen
halben tag in den härtten (Zeit der Ernte von Korn, Weizen
und Gerste) und in den haben auch den halben tag, Chlum.
V 5. Alexander sich gegen der herte (2) ie bot, da er die vinde
schaden lerte, Alex. 7918. 11006. 19553. in strites herte wesen,
20046. ich bin selber iuwer geverte durch der wilde herte (durch
die Wüste der Wildnis), 19112. alrest Alexander hielt gegen der
herte, 13223. dö kert er in ein herte, in ein gröz. ungeverte, 21315.
da^ sie dem walde entrannen wären und üz, der herte komen, 25843.
manic ungeverte (in dem walt) vil engestlicher herte muoste der
fürste aldä dolu, 25801. der lantliute h., 21889.
hertfe) Adj. hart; grob, rauh; dicht gedrängt; anstrengend;
schmerzlich: er reit an der herten mör {Mohren), Alex. 20171. die
edlen muotes herten sich dannoch vaste werten, 19571. er zogte
in ein hertes lant, da er vinster und wüeste vant , 21 981. ich weiz,,
daz, du bist ein herter (hartherziger) man, T— B Matth. 25, 24. da
mit (daß er vom Schiff aus einen Speer gegen das Land schleuderte)
tet er er kunt, daz, er da herte wolde sin, Alex. 4477.
hertic-heit s. hertikeit.
hertic-lich Adj. hart, hartnäckig: die genenden hertecliches
kamfes smide, Alex. 15246.
hertic-lich (-liehe, -liehen) Adv. auf schwere, grausame, Weise,
hart: der unbarmherzige knecht wart h. gestrafet, Hier. 45, 20. umb
kein untugent hat got so hertiklichen gerichtet als durch unkeuschheit,
Hier. 52, 5. dester czoruiklicher u. hertielicher er richtet, 30, 3. der
turnei herteclichen stunt volleclich üf mittentac, W. v. W. 7386.
wann unser herre allermenniclichen (die ihr nicht durch Predigen
vom Sündigen abgehalten) vordem wil und von ewern henden
hertiklichen eischen, Hier. 27, 7. hie kom hertielichen gevarn der
vogt von Babilöne, Ernst 4808.
hertikeit (hertec-heit) stf. 1. eigentl. und bildl. Härte. 2. Ge-
fahr, Not, Kampfgedränge: 1. als er empfinden wart der erden h.
(den harten Boden, auf den sein nackter Leib gelegt wurde), Hier.
19, 15. der ketzer — bleib in seiner unreinikeit u. h. ( Verstocktheit)
seines bösen hertzen, 181, 9. ir wol kunt was sulche grosse h. irer
swestern, 176, 21. 177, 10. nicht sich an die herticheit diez Volkes,
W— B Deut. 9, 27. er hat getwungen seinen leip mit gewandes
h. = rauhem Gewand, Hier. 110, 2. seinen leip, der durch h. willen
seines lebens (asketische Lebensiveise) also enpherbet war, das grau-
samig (von fahler Farbe) sein angesicht were, Hier. 19, 8. er
vqrcht nit di h. des kunigs, T— B Juden 11, 27. waz. hertiket sal
enthaldin werdin, musz alles obir ewir gnadin gute leute gehin,
Elbog. Chr. 144, 42.
hert-lichen Adv. hart, Eger Chr. N. 1070.
hert-neckig — herzen 367
hert-neckig (hert-nackig) Adj. unbeugsam: dicz volk ist h.,
W— B Ex. 34, 9.
hert-schlechtig (karte -slehtec) Adj. mit Herzschlächtigkeit
{Pferdekrankheit) behaftet, herzschlächtig: h. u. ruczig pfert, für
solche kann der Käufer binnen 3 Tagen das Geld zurückverlangen,
Brunn. Str. 1 278. Vorkauft ein man ein pferd einem andern, er
schol im czu recht geweren, das is nicht stetig noch starblind noch
ruzig noch herzsletig (hartschlegig) sei, Prag. Rb. 132.
heruin-schlenkem swv. (von slenken, slenkern, schleudern)
herumschwingen, schleudern: den 7. tag marci hat das mülrat in der
nidermül den mülschitz 3 mal herumgeschlenkert — auf den andern
tag darnach kam beim Bartel Baudischen fewr aus, Traut. Chr. 287.
her-vart stf. (Gen Dat. herverte) Heerfahrt, Kriegszug: in allen
turnieren, in allen herfarten tun die frauwen ie das beste, Ack. 47, 3,
püken, floiten, schalmien vil (das heizzent die herverte spil), W. v. W.
3615. in der hervart und in der beligunge und der vorwustenunge
(in obsidione et vastitate), W — B Deut. 28, 57. die h. phlihten,
Alex. 2746. Prziemissel (Wenczlaws son) tat seine erste herffart
auff die Prewssen, Böhm. Chr. 89.
her -wagen stm. 1. Kriegswagen. 2. Sternbild des Wagens,
großer Bär. 1. die herwegen nehenten sich zu im, W — B Kön.
II 1, 6.
her-wät (= her-waete, -gewsete stn.) stf. Kriegsausrüstung,
Rüstung, Kriegskleid: ob einer hinder im h. liesse und hette keinen
sun, so soll es uff die tochter gevallen, wer aber do keine tochter,
so soll — die h. uff den nechsten freunt mannes oder weibes gesiechte,
die mit der stat leiden und schössen (Stadtsteuer zahlen) — gefallen,
Stb. Brüx. N. 157.
ker-widerumb* Adv. von der andern Seite : h. desgleichen (in
contrario), Eg. Str. C62.
herz(e) swm. Dat. S. u. Gen. Acc. PI. zuweilen st., Gen. auch
herzens) : 1. Herz. 2. Blitzen des Apfels. 3. Herz als Sitz der
Seele, des Gemütes. 4. des Verstandes, der Vernunft: hercze und
rat vloch von in, W — B Judith 15, 1.
herze-grund* stm. Grund des Herzens: ausz h. geende sinne,
Ack. 39, 10.
herze-leid stn. Herzleid: Trist. 6764.
herze-liche(n) (auch herzen-licke(n) Adv. : sie erbot h. vär al
ir werdem libe, W. v. W. 2531.
herze(n)- liebe stf. Herzensfreude; herzliche Liebe: vremde
scheidet herzenliep, Trist. 319. der smerze der rechten herzenliebe,
Trist. 125. swer mit zwein lieben liebe phlicht hat, der treit h,
nicht, 142. sol ich nicht herzeliebe hän, 144. ist daz, h. nicht, 153.
herzen swv. beherzt, mutig machen : Swie gar der küeue Tristan
manliches herzen was ein man — in noch verre herzte baz die
blunde künigin Isöt, Trist. 1624. so was der man geherzet (mutig)
wol, 1651.
herzen* (ivohl aus tschech. harcovati, dieses aus franz. harcer)
swv. sich umhertummeln, Scharmützeln: die Pehem ritten und
herczten vil ofte (und jageten vil dicke L.) vor der stat, Böhm.
Chr. 47.
368 herzen-smerze — heuraten
herzen - smerze swm. Herzleid: mit rechtem herzensmerzen,
Trist. 150.
herze-ser stn. (mich -sere stf.) innerer Schmerz, Herzleid: über-
lestic h., W. v. W. 2466. Willehalmes überker wiben siufzec herzen-
ser gap und jämers volliu not, 3706. die den guoten frumten
herzeser, Alex. 7083.
herzig falsche Lesart für heiige zit: ob ez, nit h. (Hanka, heiige
czit Jir. , tschech. svätek) wer, du must gar ser leim cleibin den
ganczin tag, Dal. 172, 25 (76, 89).
her- zog (-zöge) swm. Heerführer, Herzog: alles himelischen
heres gewaltiges h., Ack. 57, 2.
hese* stf. ein wasser pfaff Jokeln den bruder ertrenckt, in
der Stuben den boden sambt dem ofen mitte hinweggefüret und die
kleine hese ertrenket, Traut. Chr. 192 oben.
hesein (von has, -e swm.) Adj. von einem Hasen stammend:
meinen graben (grauen) rock und den hesein pelliz , Igl. Stb. III
192b. ein hesen pelcz, Y 151c; V 152 c; V 264 d. ein heses pelcz-
lein, V245c.
hespler s. haspler.
hetzen sivv. hetzete, hatzete = hetzen, jagen, tr. antreiben:
hat in gehaczt (später unten: gehetzt) auf die von Eger. Buch d.
Gebrechen 227.
heuen s. heuwen.
heufe* teten wir des nicht (die nicht rechtzeitig gezahlte gulte
(Rente) ihm zwispeldig, doppelt, zu geben), swelchen schaden wir
dann des vorgenanten czwispeldung nemen, ez, wer an heufen gen
kristen oder an Juden — den schaden sollen wir mit samt den vor
genanten hallern von unserer stat geben, Eger L. Meing. 7.
heulen (hiulen) swv. Prät. hülte, md. hulen, heulen, schreien:
Ist das ir ouszihet zu streit gegen den veinden, die do kriegen wider
euch, erclengen sullet ir heulende mit den busounen, W — B Num.
10, 9. heulte, IT B 6 c.
heuler stm.* (= iuwel, iule swf.) Eule: Und antworten wirt
do der h. der vogel in iren heusern (respondebunt ululae), W — B
Js. 13, 22.
heulunge* stf. das Heulen, ululatus: h. der edlen der hert,
W— B Jer. 25, 36.
heu-mön (höu-mänöt, -mänet) stm. n. Heumonat, Juli: Traut.
Chr. 177. 196. 211. 274. 285. 288. 325.
heu-mönat stm. n. Juli, Traut. Chr. 157.
heune, hüne (hiune, Hiune) swm. 1. Riese. 2. Hunne, Magjar:
1. die grossen heunen müssen vor uns (dem Tod) vallen, Ack. 23, 2.
Hünen waren aber auf der erden in denselben tagen (gigantes),
W-B Gen. 6, 4.
heimisch (= hiunisch) Adj. 1. riesenhaft' ', giganteus*. 2. hunnisch,
magjarisch : Do haben wir gesehen etliche wunder der kinder Enach
von heunischen gesiechte (de genere giganteo), gegen dem wir ge-
gleichet wurden als die heuschrecken, "VV — B Num. 13, 34.
heupt-nian s. haupt-nian.
heuraten (hiraten) swv. heiraten: ab mein hausfraw heuretet
und man nem, Igl. Stb. III 323a.
heurats-tag — himel-brot 369
heurats-tag* (v. hirat) stm. Hochzeit: her Frantz Junckherr mit
junckfraw Barbara sein h. gehalten, Eger. Chr. N. 273. 359. 384. 386.
s. heirat-tag.
heu -rechen* stv.12, subst. Inf. stn.: Heu zusammenrechen:
sie sind aufs h. gezogen, Traut. Chr. 161 unten.
heu-schrecke (hiwe-schrecke) (auch höuschrecke, -schricke) sivm.
solten wir (der Tod) allein den zweifaltern u. den h. rechnnng tun
umbe ir gesiecht, Ack. 9, 2. heuscbrecken werden es alles vressen,
W— B Deut. 28,38; Ex. 10. 12. 13; Num. 13,34.
heu-schur* (bei Lexer stf. Heuscheune nur aus Ack. 47, 19,
also dieser Stelle belegt) Heuschober?: die heuschuren ein bürg, die
Tonaw das mere, den meuszaer einen valken nennet der tore, Ack.
47, 19.
heusen-lich (hius-liche, -en) Adv. mit einem Haus, häuslich:
so etwas lange zeit und jare in der königlichen stad Elbogen hewsen-
lich gesessen und gewonet, Elbog. Chr. 54, 25
heuwe (höuwe, houwe) stn. Heu, T — B I Peter 1,24.
hemven (höuwen) sicv. heuen, Heu machen, mähen: er hat die
wießen gehewet und das hew mit gewalt hingefurt, Eger. Chr. 1174.
lieuwer (houwer) stm. der da haut, Holz haut, als Bergmann
arbeitet. Berghäuer: wenn sie auch vor den hewern (Bergleuten)
nicht sicher waren, Böhm. Chr. 100.
he-fe (mhd hebe m. f zu heben, Hebel) Hefe: mit helfen der
Sündern (faecibus peccatorum) haben sie mich geunreinikt (näml.
deinen Tempel), Sol. 16, 19.
hez,z,ig Adj. verhaßt: Wie h. du (Tod) uns bist, wir wollen
dir wünschen usw., Ack. 19,20. das wir pillich pessern sullen di
hessige gewonheit und den bruch der perkmeister — Const. I 7, 8.
s. heilig.
hez,z,ig (hez,z,ec-liche, -en) Adv. feindselig: der im h. wider ere
noch guts gaen, Elbog. Chr. 89.
hez.z.-lich (hez,z,ec-liche, -en) Adv. feindselig: h. hassten wir an
einander, T— B Titus3,3.
hiel'-dorn* (hiefe sivstf. Hagebuttenstrauch) stm. Heiderosen-
stranch: in der flamen des feurs des hifdorns (busches XL Bibel),
T — B Botenb. 7, 30. der im was derschinen in dem hifdorn (brennender
Dornbusch). 7, 35.
hieg (= hieic) Adj. hiesig, aus unserer Gemeinde : desgleichen
auch die hiege stat Olomuncz, Olm. Stb. 54 S. 36. den hiegen mit-
purgern, 55. ein hiiger fischer (<m Gegensatz zu einem fremden),
Eg. Str. C 98 zur Bildungssilbe -ig Martin zum Ack. 2,5.
hiesig* Adj. hiesig: gegen hiesiger stat, Eg. Achtb. II 222
(a. 1670)
hiig (== hieic) s. hieg.
hilze (heize) stswf. Schwertgriff, Hft: daz, swert im vor der
hende brast niht verre vor der hilze entzwei, Alex. 9447.
hilzein s. hülzin.
liimel-blic stm. Blitz: als ein sneller h. wart den vinden näch-
gejagt, Alex. 14192.
himel-brot stn. Manna, Hostie: gab dir czu essen h. (cibum
Hanna), W— B Deut. 8, 3.
Oelinek, Wörterbuch 24
370 himel-grave — hinder-stellig
hiniel-grave * sumi. Herr des Himmels im Gegensatz zum helle-
grave (dem Teufel), Ack. 12, 16, Cap. 9 vgl. Gervin. Lit. 2, 222 Anm.
hiniel-hof* stm. Himmel, nur: des himelhofes gewaltiger,
Ack. 56, 14.
hiinel-keiser stm. Himmelsherr = Gott oder Christus: Alex.
Anh. 1463.
himels-reif* stm. (von reif, stm.) Himmelskreis: Geomancia,
mit der saczung der planeten u. des h. zeichen auf erden allerlei
frag hehende verantworterin, Ack. 41, 6.
himel-stern m. Stern des Himmels: der h. = stellarum coeli,
Sol. 42, 13. die andern h., Trist. 247.
himel-varb (= -var) Adj. himmelblau: ummehenge himelvarher
varbe, W— B Esther 1, 6.
himel-vart stf. Himmelfahrt: do die h. offen was, Ack. 19, 13.
hinab-brengen, -bringen unregelm. Zw., Praet. Drähte, Part.
bräht, hinabführen: das ich die stuff des gemessen perges zu Send
Andre hinabprenge, Igl. Bgr. N. 53, 17.
hinach-yolgens * Adv. hierauf, sodann: Traut. Chr. 288.
hinaus-komen stv. 12 bis uff unser h. = eigenes Erscheinen,
Mind. d. Egerl. 3. 61.
hindan Adv. 1. hinten. 2. von da weg: wanne her vor heyn-
dan geteilt ist, Igl. Str. 229. (bei der Heirat ausgestattet worden ist?)
binde swf. Hinde, Hirschkuh: wenne auch die h. ouf dem acker
hat gepert (Junge geworfen), W — B Jer. 14, 5.
hinder Adv. zurück: hinder sich geen, zurücktreten, z. B. von
einem Kauf: der kaufer ader der vorkaufer mag an wandel von dem
kaufe ader vorkaufe abtreten und h. sich geen — es were denne —
ettwas hantgift daran geben, (III 6, 6). will er denn des kauffes nicht
h. s. geen und vorgilt nicht den selben tag das gelt volkumlich, so
vorleuset er di gekauften teil mitsamt dem gelde, das iczund geben
hat, III 6, 7. manig man von seinen iungern giengen hinder sich
(fielen von ihm ab), T— B Job. 6, 67.
hinder-hüte (-huote) stf. Nachhut: sie hatten den ein h. auf
sie, Böhm. Chr.
hinder-rede stf. üble Nachrede, Verleumdimg: den zorn, die h.,
T— B Koloss. 3, 8.
hinder-reden stvv. einem h. ihn übel nachreden: nicht weit h.
einer dem andern , T — B Jak. 4, 11. die weip — sollen sein — nit
hinterredent, I. Timoth. 3, 11.
bindern swv. hindern: hindernder berg. welcher perg den
andern wasser halbe hindert (ertränkt). — s. aufgeben, Igl. Bgr.
U — A 8, 4. das man nimant umb keinerlei schult sein ercz hinder
(pfände, mit Beschlag belege) nur umb gemein pergkost, Const. I
7, 15. s. auch vorbieten.
hinder-riicket (= -rucke) Adv. rückwärts : in den puckl h. —
gestossen, Igl. Ms. 26.
hinder-stellig Adj. 1. was zurückgestellt, aufbewahrt wird,
übrig bleibt. 2. zurückbleibend. 3. rückständig von einer Schuld:
2., Traut. Chr. 187. Aber David quam zu den 200 mannen, die do
müde h. waren bliben noch mochten nicht gevolgen Daviden (sub-
stiterantj, W— B Kön. I 30, 21. 3. sein h. gelt, Igl. Bgr. 80, 4. auch
hinder-teil — hinläz,er 371
die argumenta und anders mehr nach gelegenheit und geschichlig-
keit der knaben soll nichts (beim Schulunterricht) hintersteilig
bleiben, Traut. Chr. 187.
hinder-teil stn. 1. Rücken. 2. Hinterteil, podex: 1. das h.
kerende (terga vertentes), W— B IV 125 a. 130 b. sie sahen das h.
Moysi (tergum Moisis), Ex. 33, 8.
hinder-tür stf. Hintertür: ouf beide h. und ouf die ubertür
der heuser (super utrumque postem et in superliminaribus domorum),
W — B Ex. 12, 7. 23. do gienk her ous czu der h. (per posticum),
Richter 3, 24.
hinder-warts (-wert, -wart) Adv. nach hinten, zurück : si kom
h. unter der geselschaft, T— B Mark. 5, 27 ; Luk. 7, 38.
hinder- werfung* stf. Auskehricht, Kehricht: wir sein gemacht
— ain h. aller uncz her, T — B I. Korinther 4, 13.
hinder-wertlich (= hinder-werteclichen) Adv. von rückwärts,
Traut. Chr. 298.
liinder-ziehen stv. III hinter einem ziehen, ihm in den Rücken
fallen, ablassen: ob er sich hinterzeucht (abläßt), ez, gefeilt nit
meiner sei, T — B Juden 10, 30.
hinder-ziehung* wir sein nit sun der h. in verleuse, wan dez,
gelauben in di gewinnung der sele, T — B Juden 10, 39.
hindurch-varen stv. IV seinen Stollen durch einen andern
(Stollen oder Berg) treiben*: er mac nicht hindurch gevarn an iren
willen, Igl. Bgr. U— B 17.
hiner-knecht stm. der h. vom Lahn, Traut. Chr. 197.
hin-geber stm. Verkäufer, Vermieter, Const. I 21, 1.
hin-kerunge * stf. Abwenden, Entfremdung : abgekart das volk
in streitlicher h., W — B Jer. 8, 5.
hin-kunft* stf. der hirz lief — durch sines lebenes gewin und
durch sines libes h., Trist. 2401.
hin-lauf stm. (bei Lexer nur als Durchfall, Ruhr belegt) Ab-
lauf: die hinleufe der wasser (decursus aquarum), W — B Ps. 1, 3.
nin-läz,en stf.V vermieten, verleihen an Lehenhäuer: Wann des
hinlassens czil auf einen heiligen tag wirt bescheiden — dann in
der vigilien, als man beruft di leczt tageschicht, so vorlischet und
geet aus alles hinlassens recht der besteer, Const. III 6, 16 — 18. silber-
gruben h., Const. III 1, 11. die mül verkaufen oder hinlassen, Igl.
Stb. III 207 b. ir wellet di ding h. (verzeihen) und wellet mitein-
ander gutte freundt sein, IV 187 a.
hinläz,er* stm. Vermieter, Geiverken, die einen bestimmt ab-
gegrenzten Teil im Bergwerk z. B. den Abbau von Nebentrümmern
an Lehenheuer gegen prozentuellen Anteil an deren Geivinn auf be-
stimmte Zeit verpachten: wann der tag des hinlassens vorgienge, so
hinderte di h. das gelassen ercz in irer arbeit. — Ist aber, das das
ercz derselben wochen, in der sich endet die hinlassunge nicht aus-
gezogen ist, nur dasselbe mugen die besteer czu in fechsnen, was aber
erczes von der voderigen wochen vor dem geendetem czil in der
silbergruben pleibet, das haben sie (deren lehenschaft zu Ende ist)
verlorn, Const. III 6, 18.
24*
372 hin-lä^unge — hitze
hin-läz,unge* stf. Überlassung einer bestiynmten Strecke, eines
Nehentrumms und der gl. in einem Bergwerk an Lehenhäuer, s.
hin-läz,en, -lä^er.
hin-legen swd. 1. beilegen, Elbogen Chr. 1, 14-. 3, 15. sind alle
czuspruch hingetan und hingelegt, Igl. Stb. m 206 c. h. den alten
irresal, Const. Einl. do wirt vil krieges und teidinge hingelegt,
Const. 1Y 17 Einl. irrunge und brache h., Stb. Brüx N 326. die
sache h. und enden, Olm. Stb. 132. 2. icohin verlegen, anlegen. 3.
veräußern: ich mag mein funtgrnben h., was mir und meiner ge-
werkschaft gemessen ist, Igl. Mut. 20; Igl. Stb. III 206c.
hinne- s. hin-
hint Adv. heute nachts, W. v. W. 4954. din si hint die wahte,
Alex. 3526. lät mich hint dar inne sin, Schretel 136.
hin-tün unregelm. stv. beseitigen: sind alle czuspruch hingetan
und hingelegt, Igl. Stb. III 206c.
hin-vart {Gen. -vart, -verte) stf. 1. Abreise. 2. Tod: ze siner
hineverte, Alex. 18600. an der hineverte reise, 27533. aufirleczte
hinfart, Igl. Stb. V 85 c; Stb. III 328 a; W. v. W. 5280.
hin-vertigen swv. mit Vollmacht ausrüsten und abschicken:
darauf ein rat — sie — mit voller macht auf mitfasten zu stehen
hingefertigt, Elbog. Chr. 92, 15.
hin-vlucht* stf. Flucht: dodurch an der h. etlich pferd schad-
haft worden sein, Eger. Chr. N 1158.
hin-rur Adv. fortan: am sand Georgen tag und also hinfur alle
jar, Igl. Stb. 111326 c.
hin-yüran Adv. fortab, in Zukunft, Traut. Chr. 138; Elbog.
Chr. 47, 40.
hin-vüren (vüeren, vuorte, gevüeret, gevuort) hinwegführen,
wegschleppen: czu der hinfurenden gevenknusse der stat iherusallem,
W- B Jer. 1. 3.
hin-TÜrunge* stf. das Hinwegführen in die Gefangenschaft,
transmigratio : in die h. und in eyn gevenknusse werden sie gen, W — B
Ez. 12, 11. das vunfte iar der h. des kunigis Joachim, Ezech. 1, 2.
hird-haus s. hirt-haus.
hirn-schedel stm. Schädel, calvaria: sie funden — den h.,
W— B Kön. IV 9, 35.
hirsen-kornelin stn. Hirsenkörnlein: der untriuwe nie gewan
— alsam ein h., Trist. 3148.
hirte, hirt stswm. Hirte: das ein igleich h. sein Ion (under
einem virdung) mit eide behabt auff seinem stabe, Igl. Str. S. 369 f.
hirt-haus (hirten-hüs) stn. Hirten haus: ist das h. abprunnen,
Eg. Chr. 695.
hirt-lich Adj. dem Hirten gehörig, wachsam: hirtliche tasche,
W— B Kön. 1 17, 40.
hischen, heschen stvv. schluchzen: ir rede begunde sich mischen
mit weinen und mit hischen, Alex. 800; W. v. W. 775. sin herze
in jämer hischet, Alex. 4982. dirre gegen töde hischte, 8345.
hitze stf. Hitze, eigentlich und bildlich, bergm. ein Schmelzungs-
prozeß: das sin (von dem, in einem zu messenden Berge von den
Schöffen gefundenen Erz) ein hicz czu dem ministen einen vierdunc
über die kutenkost gebe, so pehelt er (der Berg) sin mäze mit dem
hitzec-leich — höch-zeit 373
recht (= ist er maßwürdig), Igl. Bgr. U— B § 8. ein teilerpar erczes,
das vor ein hicze hat geheissen, Igl. Bgr. N 1, 9.
hitzec-leich, hitzic-lich Adv. mit Eifer: dein antlutz h. und
an alles underlas suchen, Sol. 102, 2. in derselben junkfrawen libe
wart er so gar hitziclich vorstrichet, Hier. 198, 24.
hitzen swv. heiß werden, erglühen: 0 lieh, di alleweg {immer)
hitzet und nimmer derkaltet, Sol. 52, 1.
hitzig, hitzeg Adj. hitzig, eigentlich und bildlich: das man
hedechtnuss hab, di der leute hiczigen, gehen mute widersteen mag
und geczemen, Const. I 4, 6. er redt mit hiczigem geist, T — B Btb.
18, 25.
Höch-deutschland * stn. Oberdeutschland: nachdem ist der
kaiser und könig — von Frankfurt verreiset durch H. auf Lintz in
Ostreich, Traut. Chr. 168.
höch-geampt* Adj. hohen Banges: prister, si sein h. oder nider,
Eg. Str. A V ,'h
höch-gemüt, -geinuot Adj. freudig bewegt: die h. herzogin,
Trist. 669. dem h. degen, 673. ein ritter h., 896.
höch-gezit stf., manchmal stn. Festlichkeit: mit rieh gebender
hende diu h. nam ein ende, W. v. W. 7822. do solt ein h. ergän,
6961. des tursten h. (Hochzeitsfest). Trist. 512
höch-gräf'lich* Adj. Ihr hochgräffliche Excellenz, Eg. Achtb.
II 222.
hoch -kostig* Adj. sehr wertvoll: er liesz die hochkostigen
edlen steine der keuschen reinikeit, Hier. 198, 19.
höch-müeten* swv. hochmütig behandeln: das gericht oder
einen burger leidigen und h., Eg. Str. C. 90.
höch-iniitikeit (= höch-müetec-heit) stf. Hochmut, W — B
Judith 6, 15.
höch-rerlich s. höch-verlich.
höch-vart stf. (Gen. -vart, -verte") Hochsinn, edler Stolz,
Pracht, Hoch , Übermut: die hochfart des lebens zu ere sint geneiget,
Ack. 48, 6. die ere bringet h. und ruin, 48, 8. die gotinne Pallas,
die in vil hochverte schuof, Alex. 3543.
höch-verlich (höch-verteclichen) Adv. stolz, hoffärtig: der
abt von Folde (Fulda) hilt sich gar hoch verlieh (Jir., hochrerlich
Hanka tschech. nastrojne). Dal. 185, 2 (83, 9).
höch-verten swv. Was hochvertet dein geist wider got, also
das du vorbringest ous deinem munde semliche rede, W — B Job.
15, 13. alle seine tage hochvertet der pose, Job. 15, 20.
hoch -vertic- liehe (n) Adv. stolz: hochfertielichen tanzen,
Hier. 36, 6.
höch-vertigen (auch höchverten) sivv. Hoffart zeigen, üben:
Welcher aber hochvertigt, wollende nicht gehorsam sein des priesters
gepot, der czu der czeit hantreichet deinem herren gote — , sterben
sol derselbe mensch, W— B Deut. 17, 12.
höch-wild* sin hohe Jagd, Jagdrecht auf Edelwild: hoheit,
obrigkait und regalien als: pergwerg, schütz, hohwild udgl., Traut.
Chr. 94.
höch-zeit (höch-zit, -gezit) stf. manchmal stn. 1. hohes kirchl.
oder weltl. Fest. 2. höchste Freude. 3. Vermählungsfeier, Hochzeit:
374 hochzeit-leute — höf-eisen
1. des Johansen Baptisten h. u. veierunge was in denselben vristen,
Hier. 223, 25. leute, die grossen heiligen in hochzeiten grosse wirde
— beweisen, 128, 2. doselbist (im Himmel) ist tegliche suz,z,e h.
der heiligen engel, 103, 8. Wenne es ist ein h. unserm herren got,
W — B Ex. 10, 9. Behnte dorumme die gepot n. die veierliche h.
und die gerichte, Deut. 7, 11. (caeremonias) ; die h. der wochen
mache die in der ersten frucht des weiczsnites, Ex. 31, 22. die h.
der ostern (solemnitatem azymorum) soltu behüten, Ex. 34, 18 und
Par. II 30, 31. die h. in der widerkernnge des iares, Ex. 34, 22. die
h. der osterspeise unseres herren, Lev. 23, 6. die h. in dem ousgang
des iares, Ex. 31, 18; Esdr. II 8. Ende, in gewonlichen h. = in
festivitatibus consuetis, Const. 1 15, 6. in den wirdigen h., Const. I
7, 22. 3. in dem tag der h. (nnptiarum) , Sol. 56, 1. heurat,
heirat (dafür auch N. 860 leibkauf, Verlobung, Heiratsversprechen)
u. hochzeit (dafür auch Wirtschaft = Vermählungsmahl), Eger Chr.
N. 810. 833. 871 u. s. Tristan 543. 550. 553. 950. 975. 983. das man
zu werltleichen hochziten (im Gegensatz zu geistlichen = Priminz),
niman der statleute biten noch haben schol zum essen danne sweher
und swiger, (unbestatte B) bruder und swester bei 5 pfänden hallern
(Strafe), Eger Str. All; B 3; B 10 und 10.
hochzeit-leute st. PI. Vermählungszeugen, Zeugen des Ehe-
kontraktes: die beredleut ader h., Olm. Stb. 151.
hoch -zeit -lieh (= höch-zitec-lich) Adj. fest lieh : gebrauchender
newer e und hochzeitlicher recht (ceremoniis) , W — B Esther 3, 8.
die h. tage des houses israhel, Judith 8, 6. zu den hochzeitlichen
tagen, Judith 16, 27. Aber diser h. tak der sigenunft (der Sieges-
feier) wirt genomen von den hebreern in die czal der heiligen tage
und wird geveiert von den iuden, Judith 16, 31. den hochzeitlichen
tag (Osterfest) machen ze Jerusalem, T — B Btb. 18, 21. hochzeitlich
gewant, T — B Matth. 22, 11 u. 12. der richter hat gewonheit, durch
den hochzeitleren tag (Ostersonntag) ze laz,z,en dem volk einen
gefangen, welchen sie wolten, T — B Matth. 27, 15; Mark. 15, 6. er
macht ihm (seinem Bruder zu dessen Priminz, ein grosz h. essen
(Festschmaus), Traut. Chr. 37.
hoeker stm. Höcker, Buckel: ouf dem h. der camelen, W— B
Js. 30, 6.
höckrecht (= hockereht) Adj. mit einem Höcker versehen,
buckelig: mit trifenden ougen oder hökrecht, W — B Lev. 21, 20.
hock-schar* stf. viergliedrige Schar, Menge, Traut. Chr. 122.
höe-niesse* stf. Hochamt: nach der hoemesse, Elbog. Chr.
94,34. 99,11.
hof, -ves PI. hove, höve stm. 1. Hof beim Haus. 2. Wirt-
schaftshof, Gebäude samt Grundstücken. 3. Aufenthaltsort eines
Fürsten. 4. festl. Versammlung von Fürsten und Edeln, Hoftag.
5. Turnierhof, Turnier. 6. Gerichts Versammlung : 4. u. 6. üf die
ander wochen ein hof wart dargesprochen, daz ein iegleich man dar
kaeme, W. v. W. 4034. in die stat einn hof sie (die streitenden
Landherren, nämen, 3803. bi der höchgezit man sprach einen hof, 199.
höf-eisen (höf-isen, huof-isen) stn. Hufeisen: daz, das Behmer-
lant mit hoffeisen und mit satteln sol bedeckt werden, Traut.
Chr. 122.
hoffen — hof-meister 375
hoffen swv. Prät. hofte mit, an, zu, in, oder Gen. hoffen: des
himelreiches hoffen, Hier. 50, 12. Dovon meine ich nicht ze h. in
den bogen meiner naturlichen Vernunft, 5, 23. traurenwender
aller in dich hoffender, Ack. 58, 2.
hoffen-lich Adj. verheißungsvoll: ich gedinge an die h. wort,
Ernst 5.
hoffen-tninken* Adj. hoffnungsselig, W— B V B 20 d.
hoffenunge, hoffnung stf. Hoffnung, Vertrauen: vorcht u.
hoffnung, Ack. 33, 2. in grosser hoffenunge, Hier. 2, 2. sein h. ist
nicht gewesen auf seine naturliche kraft, 13, 27. auch keinerlei h.
in diser werld reichtum gesetzet, 14, 2. anfechtunge vermochte sein
h. nicht vorkeren, 22, 13. auf die rede, das ir ewer dinst und h.
nicht vorliset, 30, 17. 0 wie gar unnutze ist sulche h. (auf Gottes
Verzeihung, wenn man erst auf dein Sterbebette die Sünden bereut),
39, 16. wo ist denne deine h.? 40, 1. durch hoffenunge ires frumes
(Aussicht auf Geivinn) und pessernnge unsers gepirges, Igl. Bgr.
76, 4; Const. II 1, 3. sie sammeuten getreide in ein h. des Streites
(in praeparationem pugnae) W — B Judith 4, 4. — czu dem kinde
(Wenczlaw) was ein gut hoffunge, Böhm. Chr. 98.
hoffunge s. hoffenunge.
hof-gesinde (— hove-gesinde) stn. Hofdienerschaft: gotes diner
und gotes hofgesind wol anzimet, das sie fridlichen sein, Hier. 19, 22.
di Juden schickten in wapen (Waffen) und namen das h., Böhm.
Chr. 86.
hof-gesinde swm. Dienstmann: der edel Sebastian Slick, unser
h. und lieber getrewer, Elbog. Chr. 91, 8. her Bernhart von Schön-
berg, des kunigs diener u. hofgesinde, Igl. Bgr. 12, 1.
hof-gräve swm. fürstl. Gerichtsvorstand: der hovegräwe,
Alex. 2397.
hof-leute PI. Dienstleute, hier die städtischen nach Analogie
zu den fürstlichen, Eg. Chr. N. 1162.
hof-lich, hove-lieh Adj. fein, artig, unterhaltend: siner hove-
lichen mer, Tristan, 2167; Schretefl.
hof-march (hove-marke) stf. Gesamtheit von Grundstücken und
Gebäuden, die zu irgend einem Landhof gehören, deren Bebauung
und Nutznießung aber gegen gewisse Abgaben und Zinsen meist als
vererbliches und nicht zurücknehmbares Recht an andere als den ur-
sprüngl. Besitzer des Landhofes oder der Hofmark übergegangen
ist, Schm. Fr. 1, 1060. sie schullen losungen — von den hofsteten
und hofmarchen (Landhof, curia), Brunn. Str. II 172. Hofraum: ein
fleckl (Stück Grund) als weit sein hoffmark auszaigt, Igl. Stb. V33c.
halbe h., 111323c; III211d.
hof-meister stm. 1. Aufseher über die Hofdienerschaft, den
Hofhalt eines Fürstsn. 2. eines Klosters. 3. Aufseher über einen
Hof, Oberknecht, laj bergrechtlich der Berghofmeister in Kutten-
berg, ein königl. Beamter, der bei der hohen Bedeutung dieses Berg-
werks für die kgl. Kammer hier neben dem Münzmeister unter dessen,
ihm gegenüber nicht näher abzugrenzenden Oberherrlichkeit und
neben den Verwaltern der Urbar, zuerst wohl 1338 (Cela-
kovsky II S. 823. 825) als magister curie in Montibus Chutnis
erscheint und weit mehr als Münzmeister und Urbarer die Juris-
376 hof-recht — hof-stat
diktion in Bergwerksangelegenheiten ausübt, in den meisten Iglauer
Sprüchen (Entscheidungen für Kuttenberg) als Vorsitzender des Kutten-
berger Berggerichtes, nach Igl. Bgr. Spr. N. 22 als oberster Verleiher
ersehend und wohl auch (vgl. Steruberg IIS. 110) die Gruben zu be-
fahren hat. Sein Wirkungskreis dehnte sich von Kuttenberg über alle
Bergwerke des Königreiches aus und blieb über das Mittelalter hinaus
erhalten, auch im Oppendorfschen Entwurf uiird er als Oberberg-
meister im Königreich Böhmen bezeichnet. (Schmidt 3 S 451 ff.): der
pischof gab seiuen gewalt auf dein h. vor den scheppen, Igl. Str.
265 S. 1B7. an willen des richters, der scheppfen u. des hoffnieisters,
Igl. Str. 304. von Franczen von Rosental, etwan hofmagister auf dem
Berge, 323 S. 234. das sie empfingen ain freies perkwerg von dem
h., Igl. Bgr. 6, 1. der fursprech von unsers herren des kuuigs wegen
— sprach czu dem hoffmaister. den er an sein stat hat gesaezt, das
er wurff ain urtail an meine herren die scheppfen, Igl. Bgr. 6. 4;
N. 11, 5 Im Spruch N. 22 wird der Streit, wem das 32tel des Ver-
leihers gehöre, wer also oberster Verleiher sei, dahin entschieden, daß
es dem hofmeister als einem rechten Verleiher zugehore, 22, 4.
Girzik von Cunstat — gubernator und obrister h. des kunigreiches
und der cron zu Pehmen, Stb Brüx N. 337. — wunsamer hofmeister
= Gott, Ack. 56, 15. des munezmeisters u. auch des hofemeisters,
Igl. Rspr II. der perkmeister begert von dem h. und von uns
(gesworu scheppen), das man den marscheider besenden solt, vgl.
Rspr. I S. 35 Schaffer von Schaffendorf, h. des bergampts auf
Kuttenberge, Traut. Chr. 333.
hof-recht (hove-reht) sin. 1. das bei Hof geltende Becht. 2. das
der Hörigen und Dienstmannen eines Hofes. 3. Dienstleistung nach
diesem Becht. 4. Musik zu Ehren einer Person, auf h. = auf Kosten
der Person, zu der man kommt, es sollen auch die örteugesellen,
so sie es wissen, keinen gesellen, der wider das handwerg gethan
hat, nicht anders dan auf hofrecht und vertrag dem maister zu-
schicken, Traut. Chr. 173. das (Würfelspiel) ist in andern landen
ire kurezweile und hofferecht. Böhm. Chr. 102
hot'-richter stm. Bichter am Hofe oder im Namen eines
Fürsten, des „Königs: her h. Igl. Str. 305. h. als Vorsitzender des
Gerichtes in Caxlau, 305. Ondreczko. dieezeit h. der königlichen stet
zu Beheim, Stb. Brüx X. 353. Waczlav Jenil von Czassla, hofe-
richter des konigriches czu Behemyu, N. 119. es sollen auch die
örteugesellen, so sie es wissen, keinen gesellen, der wider das hand-
werg gethan hat, nicht anders dan auf hofrecht und vertrag dem
maister zuschicken, Traut. Chr. 173. das (Würfelspiel) ist in andern
landen ire kurezweile und hofferecht, Bühni. Chr. 102.
hof-stat (auch hove-stat) stf. 1. Platz zur Errichtung eines
Gebäudes, Bauplatz. 2. Wohnstätte des Herrn. 3. ein Flüchenmaß:
1. von den hofsteten. Brunn. Str. II 172; Prag. Str. S 67. derselb muß
sich an der hofstat (Stätte des verbrannten Hauses) lassen geungen, Igl.
Str. 63. Von dem Grundherrn eines gemessenen Berges müssen 16 Hof-
stätte frei gegeben werden zur Anlegung von Kauen, in denen (abgesehen-
von den Badstuben) Fleisch, Brot, Kram, Bier, Met, Wein verkauft
wurde: Ein islicher gemezner perk schol pehalten czu recht 16 hovestet,
Igl. Bgr. U — B § 9. Unde also vil gemessener berge legin in eins
hof-tafel — holden 377
erbestollen inarscheide , also manch sechczen hofestete heheldet der
stolle, DJB, I 8, 2. das ein iklich gemessener perk schol 16 hof-
stete frei haben; und dorinne mak man schenken pier, mete und
wein und di schollin ordenlich gepawet sein pei der czeche, das
mugen gewandern paide mit wegen und auch sust an alle hindir-
nusse, Jgl. Bgr. N. 29, 3: N. 27 u. N. 29, 5. 28. 30, 3; Const. II 3, 1.
Im Gegensatz zum Igl. Bgr. mag jedoch in Böhmen vielfach Zins
hiefür verlangt worden sein, so im Kloster Sedletz, schließlich belegte
der Landesherr, ursprüngl. wohl als Grundherr, die Kauen mit einem
Zins, zuerst vom Schroiampt durch die Erlaubnis zur Einlagerung
von Wein und Bier (für Olmütz 1286, Eniler II N. 601. Iglau zur
Zeit Ottokars II. oder Wenzels IL, Emier II N. 2400. Vgl. Zycha
Böhm. Brgr. I S. 181 f. der tiefste erbstollen sal behalden als offte
16 hofstete (areas), als vil berge dem selben Stollen czugeschicket
sein (deputati), Const. II 4, 23. hüsere, hofestete, dorffere usw., Stb.
Brüx. N. 340; Traut. Chr. 97. David dorumme koufte die hofstat
(aream) und die ochsen umme 50 seclen silbers, W — B Kön. II 24, 24.
ein h. zu der kirchen zngehorund zum Ranczer (bei Iglau), Igl.
Stb. III 134c. heuser und h. und stat und in iren Vorwerken, Olm.
Stb. 131.
hof-tafel* stf. Hofgericht, Traut. Chr. 96. 108. 109.
hof-vrawe (hove-vrawe) sivf. 1. Herrin des Hofes, Lehens-
herrin. 2. die bei jemandem zur Miete wohnt, Wohnpartei (die
Besitzerin des Hauses heißt dann herrschaft) Igl. Str. 221.
hof-wonung* stf. Wohnsitz eines vornehmen Herrn: die graffen
— zu Chamb — hetten ir hoffwonung zu Fahburg an der Donau,
Eger. Chr.^ 1 S. 8.
hof-zins stm. Zins von einem Hof, einem Grundstück oder
einem Zinsgut, unterschieden vom Stadtzins, Rente usw., Brünner
Str. I 121. Von h., von lidlon und von trinckgelt, handelt II 196.
höhen haben .stv. V hängen, Eger. Chr. 1031.
höh-seite, hö-seite swstf. der schafferei und forbergstück all
ihr zugehörung als: hoseiten, wisen usw. — hohseiten verkaufen,
Traut. Chr 248.
hol stn. und m. Loch, Verliefung, Öffnung: ein schiff mus der-
trinken, ob es durch unfleisz dar marner einiges hol (Leck) gewinnet,
Hier. 23, 16. die hebreer czihen aus den holern (cavernis), W — B
Kön. I 14, 11. durch den vels gienge ein hol, Alex. 14947. 14960.
14963.
holti (Imp. von holn) Interj. des Anrufes, auch der Freude:
holä vuoter! .... holä, holä küchenspise, Trist. 580. 586ff.
holde sivm. 1. Freund. 2. Geliebter. 3. treu ergebener Diener,
Dienstmann. 4. Zinsmann, Bauer der Herrschaft. 4. under waz
herschaft sie siczent oder wes diener oder holden sie sein, Brunn.
Str. II 154. Geit ein holde oder ein czinsmau seinem rechten herrn
nicht seinen czins czu dem rechten tag, so mag er darumb wol
phenten selber an des richters stat, II 236. damit dann der gemein
ein abbrach geschieht an irer gerechtigkeit und auch dem grünt-
heren an seinen holden, Chlum. I 61. ir holden — Pächter, Igl.
Str. 192.
holden s. hulden.
378 holdung — holz-klause
holdung* (huldnng) stf. Ablegung des Treueides, als sie {eine
Hussitenschar) in die nechsten derffer sendeten, das vieh nemen
Hessen und zu notten anhüben czu holdung, Olm. Stb. 44 S. 24.
seiner königlichen maiestet h. und gehorsam leisten, Eger. Chr. 1127
S. 305. das ir dem konige von Ungern h. thetet, 1167 S. 341.
holer (= holser), holunter, holunder, verkürzt holder, holler)
stm. 1. Hollunder. 2. ein Blasinstrument = sambucus als Mittel
zur Zauberei, Brunn. Str. I 730 S. 337.
holstern swv. rollen, fallen: struchen unde holstern begondens
über die bette, Tristan 2910.
holnng(e) stf. Das Recht, Versehen beim Eide zu verbessern,
die Verbesserung selbst, reparatio juramenti, revocatio verborum,
Brunn. Str. I 59. 67. 311. 367. 423. 429. 442. 717. Der der Notzucht
Beschuldigte soll, wenn er nicht 9 Eideshelfer findet alleine sweren
9 aide, den ersten an hollung, die andern mit h., Prag. Rb. 88. Auch
iderman umb allerlai sach, umb di man in ansprichet, nach seinem
ersten aid sol und mag zweier h. haben, ob im das sein vursprech
dinget, Prag. Str. 84. geczeugen, die ein sache begriffen mit irem
eide, haben h. czwir nach dem ersten, aber in bantedingen haben
sie nicht h. außer: umb totsiege, notezogen, falsch heimsuchen oder
umb ander Sachen — die einem manne an den hals geen, Igl. Str. I
S. 360. her hat auch h. an den aiden czwir nach dem ersten, 186.
holung und gesprech, als oft im des not ist, 227 u. I S. 359. Si
juratus — petit per alios coniuratos suos, debet de forma juramenti
informari et vulgariter dicendo h. (nicht helung) habet sicut alius
juratus, Igl. Str. 2 ferner 122 (31b). Und die lautmerunge ist also:
in dem ersten anefange des krieges so beseezt der furspreche seinem
manne ader frawen, wie sie heisset, sein recht gancz czu sein, das
er holunge seines rechten gehaben muge, als oft in des not wirdet.
Und als oft er in der h. feiet an einem worte, vellet er von seinem
rechten in disem teile. Darnoch czwir noch dem ersten in einem
ieglichen artikel seines irresales, do man gan sottane guttete des
rechten, do hat stat die egenante holunge, Const. IV 10, 3 — 4; Elbog.
Chr. 150, 25; s. auch lautmerunge.
holunke* sivm. (aus tschech. holumek) Spitzbube, Hallunke:
ehrlichen schulhaltern nicht gebüren wil, wie die noluncken und
stubken einander verachten, ausmachen usw., Igl. Ms. S. 27.
holz PI. holzer, hölzer stn. Wald, Gehölz, Holz: alles holez,
des die bergleute dorfen in der gruben und in den Stollen under
der erden und ober der erden zu rinnen und czu kawen, das sol in
der herre (unentgeltlich) geben, Igl. Bgr. 26, 3. es sei holtz oder
velt, Mind. d. Egerl. 17.
holz-elle /. (= walteile), Brunn. I N. 479 S. 223 = Vis einer
rute. er pant ir fuz,z, mit dem holez (in den „Stock"), T — B Btb.
16, 24 ; s. meile.
holz-heider* (= holz-heie swm.) stm. Waldhüter: ohne wissen
des holzhaider, Taiding von Friedberg N. 54; nach Schlesinger ist
heider südd, = Hüter.
holz-klause* stsivf. Schleuse zum Aufstauen eines Gebirgs
baches für die Holzflößung, Traut. Chr. 320.
holz-lein — hörn 379
holz-lein (hölze-lin) stn. kleines Holz; Wäldchen: in czwaien
dein h., Eger. Chr. 1192.
holz-mandat* stn. schriftlicher Befehl in Holzangelegenheiten:
ein scharf h. — verlesen, darin das geflüste (geflößte) schwatzerholz
zu stelen verboten worden, Traut. Chr. 310.
holz-markt stm. Platz, ivo der Holsmarkt abgehalten wird:
grübe czu St. Andres, gelegen auf dem h. in Kuttenberg, Igl. Bgr.
53, 1. 2. 12.
holz-meister stm. Meister von Holzarbeitern (hier Flößern),
Waldhüter, Traut. Chr. 206.
holz-riese* (von rise stf.) künstlich aus glatten Baumstämmen
gebaute Rinnen an einem Berg, in denen Wasser, Steine, Sand oder
Holz herabgeschossen wird, Traut. Chr. 185. 186. 209. 238.
holz-wurmel* stn. (von holz-wurm stm.) kleiner Holzwurm:
David ist sam ein deines h., der in einem stürme hat vorterbt acht-
hundert, W— B Kon. II 23, 8.
hoenen swv. herabwürdigen, herabsetzen, schmähen: daz, ir
schoene hoenet (übertrifft) — aller wibe schoene, Tristan 3919.
hon ig stn. wildes h., T— B Matth. 3, 4; Mark. 1, 6. ein rochez,
h., Luk. 24, 42. wachs oder hönig, Igl. Stb. V 164 c.
honig-seim stm. Honigseim, Honig: sam h. smecket mir deine
rede (o Tod), Hier. 64, 2. czu der erden, die do fleusset von milch
und von h., W— B Es. 3, 17; N. 13, 28. 14,8. die erde vlissende
von milch und honicseim, Lev. 20, 24; Ex. 13, 5. 33, 3.
honunge stf. Schmach, blasphemia: der (1297 gekrönte König)
Wenczlab lebt auch nach der kronunge holt mid keiner horminge
(statt honunge), da in dicke ist mide gelungin, Dal. 13, 10. Gegeben
hab ich in die vorsterbunge Jacob und israhel in ein h., W — B
Is. 43, 28.
hop-garte (tvohl = hopfe- garte) swm. Hopfengarten: unsern
hof — mit baumgarten, h., theichen, wasserufern usw., Stb. Brüx
N. 137.
hör Gen. horwes stn. kotiger Boden, Schmutz: gelust legt
sich in ein swachez, hör, Alex. 24884. mit dem werke, daz, in
truoc enbor, warf er in (den Heidengott Tervigant) in ein swachez,
hör, W. v. W. 4610; Brunn. Str. II 201. er macht horb von den
spaicheln und sielb daz, horb üf seine äugen, T — B Joh. 9,6;
Jhesus, der macht hör und sielb meine äugen, 9, 11. von dem
selben samuung des horbes (aus einem knollen kots, XI. Bibel),
Eömer 9, 21. des horbes (kots XI. Bibel), IL Petri 2, 22.
hordeln (= hördelen) swv. einen Schatz sammelm: die do
Silber hordiln (thesaurizant), W— B Baruch 3, 18; Ps. 37, 17.
norden (Prät. horte, kurte) sw. Schätze sammeln: richer
habe überlast, der du hast gehordet vil, Alex. 5593. pris h. 10956.
horden stn. das Schätzesammeln: jamers ganz u. leitlich h.,
Alex. 13026.
hoerer (hoerer, hoersere) stm. Zuhörer, Hörer: der h. der rede
gotis, W— B Num. 24, 16.
hörn PI. hörn, horner, hürner, hürner stn. 1. Hörn. 2. auch
als Kopfputz. 3. als Symbol der Stärke. 4. zum Blasen. 5. horn-
artige Masse. 6. bergm.* für den an der Welle mit hörnerartigen
380 hörnecht — hoerunge
Kurbeln versehenen Bunbaum zum Herausfordern des Erzes: Dem
nufenger sal man geben an sein gestelle ein hörn, das eins halben
lochters lang sie, do zwene man nebin einandir an gestehen mögen,
DIE, I 13, 8; Igl. Bgr. 1, 7. Wir seczen auch, das den jungen, di
do arbeiten in dem scheibelingen hörne ein sicheres Ion mit pfennigen
als andern arbeitern gesaczt werde, Const. I 20. — Er hatte geuomen
papir, hörn {Tintenzeug) und veder, in der meinung, sant Jerouimo
zu schreiben, Hier. 113, 9.
köriieeht (horneht) Adj. gehörnt: deiu got ist ein hörnechter
ochse (statt orrechter uhu, tschech. vyr), Böhm. Chr. 23.
hornelin stn. Meines Hörn, Tristan 4727. 4763.
hörnen* sicv. auf dem Hörn blasen: ir hornzeichen hörnten
sie (die jager), Tristan 2421. er hürnete also swinde, 3566.
horn-schal stn. Schall des Hornes, Hornsignal, Tristan 3567.
4765.
horn-tobig* Adj. wütend, wild, cornupeta: ist das ein ochse
h. ist von gestern und von egestern, W — B Ex. 21, 29.
hornung (patron. Bildung zu Hörn, Sohn des Januar, der
kleine Hörn) stm Februar, Traut. Chr. 156. 302.
horn-zeichen stn. Hornsignal: ir h hörnten sie (die jager),
daz, sie zusamne brächte hie, Trist. 2421. 3573.
hö-seite s. höh-seite.
hört, -des PI. hörde sUn. Schatz, Hort: wä nü richer künste
hört? Tristan l. 37. Isot, miner fröi den bort, 162. 686. 2725. muotes
h. , 4852. dö sie der bluomen einen bort uf sich vazzete, 3426.
Tristandes tot ir krefte bort üz herzen ir gezücket het, 6538. min er
sadden h., Alex. 465. waz, ir hordes (Schatz) da vindet, den teilt
dem volk gemeine, Alex. 1590. man mich gewaltic siht alles dines
hordes, Alex. 5589. da funden sie unmäz,en vil hordes (Schätze in
Menge), Ernst 3323. empfahende der vornunft, des edel hordes,
Ack. 39, 13. Du meinst leicht, das alter sei ein edel bort? 30, 11.
uns selbe und dis landes hört wir iu ze gewalte hiute geben,
W. v. W. 7574. großen hört und richez, guot — haben wir nach iu
gesant, 7654. daz, sie (die Götter) dort gseben den ewigen hört,
5779. so werdet ir der h. meiner schafe (peculium), W— B Ex. 19, 5.
tu in ouf deinen bort, den brunne des lebendigen wassers (thesaurum),
Js'um. 20, 6. Do lies er sie eingeen, do sein horde waren geleget — u.
saczte, das man ir gebe von seiner Wirtschaft, Judith 12, 1. Salomon
legte das — silber u. gold — in die horde des houses unsers herren,
Kön. DU 7, 51. die sich vrewen gröslich, recht sam horde ousgrabende,
Job. 3, 21. alle dink, di do funden wurden in deinen horden, Js. 39,
2 u. 4. die horde der posheit, Spr. 10, 2 ferner IV B127d. 133 d;
V 170a u. 180 c. ich wil dich mit deinen hört (mit deinem Ge-
schlechte, s. tvvm rodein; als lange beschermin, als ich bin, Dal.
102, 20 (44, 62).*
hoerunge* stf. das Hören, auditio: boret auch eiu horunge,
W — B Job. 37, 2. Botscheftet in Juda und ein h. (auditum) machet i
in iherusallem, Jer. 4, 5. Und nur alleine die peinigunge wirt geben
der h. vornunft (intellectum dabit auditui), Js. 2«, 19. komen wirt
in einem iare die h., Jer. 51, 46. secht ein h. hat gemachet der
herre in den enden der erden, Js. 62, 11.
hospitalisch — hübesch 381
hospitalisch* Adj. zum Spital gehörig: über die hospitalischen
gutter und gründe, so alhie her zur probestei gehörig sein, Traut.
Chr. 14. über die h. gestifte, 16.
hove s. hof.
hovel (= hovelin) ?tn. 1. kleiner Hof. 2. gesellige Zusammen-
kunft, Familienfest: 2. in den wirtscheften der trenker und in den
wirtscheften der hovel (in commessationibus, Schwelgereien), die zu
essen vleisch zusammentragen, W — B Spr. 23, 20.
hoyeln (auch höveln) swv. ein Gastgelage, Familienfest besuchen
oder hal'en: dem vras und der unkeuschheit (luxuriae) und hoviln
geet er noch (conviviis), W — B Deut. 21, 20.
hoven swv. 1. ins Haus aufnehmen, beherbergen, bewirten.
2. Hof halten. 3. höfisch erziehen: 1. hausen und h. mit ezzen
und trinken, Eg. Str. Ü 123 a. die wirt sulch leut hausen und hoven,
C 123 c. das niemand sulche schedleiche leute hüsen, hegen, hofen,
eczen oder trenkeu — soll, Stb. Brüx N. 139.
hövesch s. hübesch.
hovieren, hofleren swv. sich in festlicher Geselligkeit erfreuen,
aufwarten, dienen; musizieren, ein Ständchen bringen: Ulrich bei
dem keisir hoffiert (tschech. küpi), Dal. 82, 25 (33, 3J.
hovischeit s. hübesch-heit.
hrigel s. rigel.
hring stm. (vql. ahd. alts. ags. hring, ahd. auch hrinch) Bing,
Stadtplatz, Traut. Chr. 123.
hrise s. rise.
hrör-kaste (= roerkaste) swm. Brunnen-, Wasserkasten, Traut.
Chr. 123.
hübe (huobe) stswf. Land von gewissem Ausmaß, Hufe: Ruffel
hat sainen hoff vorkaufft mit dritthalb hüben ackers minner sechs
morgen, Igl. Str. 309 S. 222.
httbel stm. Hügel (mehr md. und nd. Wort) : die begirung der
ewigen hubel = desiderium collium aeteruorum, W — B Gen. 49, 26.
auf allen hubein und under allem astechten holcze wurdestu ge-
stracket ein hure (prosternebaris meretrix), Jer. 2, 20. Werlich
lugener warer die hubel, die menige der perge, Jer. 3, 23. von den
hubein werde ich in spehen, Num. 23, 9. out' die spicze des hübils, Ex.
17, 10. ouf dem hubel achichile (in colle Hachila), Kön. I 23, 19;
IV 17, 10. zu dem h., Hohes Lied 4,6 ferner Par. IL 28,4; Ps.71,3.
64, 13. 113, 4. der hubel der wasserseige, Kön. IL 2, 24. für hubel VI 3 a
= Js. 2, 14 setzt IV 3a das oberd. puchel. bewart er sich uf seinem hubel
vor bozim glucke da heime wol, Dal. 52, 9 (17, 10). Nach Ign. Betters
Andeutungen zur Stoffsammlung in den deutschen Mundarten Böhmens,
Brag 1864 S. 40 findet sich Bühl (= Hügel) im westl. Böhmen, im
nördl. und östl. dafür Hübel, auch in Ortsnamen in md. und nd.
Mundarten überall zu finden. Vgl. in Iglau das alte Kirchlein auf
dem „Johanneshüb elu . Mit pergen, mit hubein, mit grünten, mit
talen, mit wasserrunsen, Igl. Str. 266 S. 170. under dem venster ein
hübel was ob eines töten grap, Tristan 3194.
hübesch (hövesch, höfsch, hübesch) Adj. einem Hof angehörig,
hofgemäß, fein, artig: rot sine schuoch und h. gnuoc, Trist. 1181.
Her Tristan h. und gruo^sam, 1195.
382 hübeschen — hüffe-halz
hübeschen (höveschen) sivv. sich galant unterhalten; buhlen,
flirten: Und stunden grosse liphaber (hubschere L.) auff, do die
andern frawen begunden zu hübschen mit unzimlicher libe, Böhm.
Chr. 102.
hübescher stm. Hofmacher, galanter Mann, Buhler: grosse
liphaber (hubscher L.), do die andern frawen begunden zu hübschen
mit unczimlicher liebe, Böhm. Chr. 102.
hübesch-heit (meist hövescheit) stf. 1. fein gebildetes, gesittetes
Wesen. 2. Schönheit. 3. Geliebte, Koncubine. 1. Einer hübscheit
sie erdähte (sie ließ nämlich jeden Pilger zu sich zu Gaste bitten)
W. v. W. 4281. freude, zucht, schäm und ander hübscheit, Ack.
35, 2. das ein mensche aller kunst, h. u. wirdigkeit voll sei, 40, 6. \
das in {schönen Frauen) zu eren geschieht alle h. und kurtzweil
auf erden, 47, 8. Wettlaufen, springen und alle zuchtige h. treiben,
34, 14. lät mich durch iuwer hovischeit und durch iuwer zucht hin
in, Schretel 134. üf spranc er (der garzün) mit hübescheit. Trist.
1170. Tristan sprach mit h., 4438. die h. ist sin, der sie tuot, I
Alex. Anh. 220. kuuig Sobiesslav wolde sich also von dem keiser i
mit hobescheit enprechen {da der Kaiser ihn drängte, seinen Solin
zur Erziehung an den Kaiserhof zu geben), Böhm. Chr. 69.
hübesch-lieh Adj und Adv. ho f gemäß: sin roc was h. ge- |
sniten, Trist. 1175. h. was sin rede, 1302. durch iuwern h. muot,
1204. mit so h. list, 3641.
hüchen swv. kauren, sich ducken: sie sähen um sich buchen
vil der grozen üchen, Alex. 25825.
huf stf. Gen. und PI. hüffe, Hüfte: Umgurtet euer huffe mit
der keuschen reinikeit, Hier. 54, 7. trewe — wirt — der ummegurt
seiner huffe (Gerechtigkeit ist seiner Lenden Gürtel), W — B Js. 11, 5.
lege ein iclich man das swert ouf seine huf, Ex. 32, 27. die kinder
von israhel essen nicht ädern (nervum); wenne sie vordorte in der
huf Jacobis bis ouf disen hütigen tag, dovon das er rurte die ader
seiner huf, Gen. 32, 32. von der huf Jocobs, Ex. 1, 5. die do —
emplekten die huf der iunevrowen czu schänden, Judith 9, 2; ferner
6, 20. er sluoc im ein wunde tief in die huf, da der halsberc wante
und der hosen werc, Alex 8501. die zeswe huf, die rippe gar, die
tuont mir von dem valle we, Tristan 2221.
huf (= huof, -ves, PI. hüeve) stm. Huf, ungula: die erde
grebt es mit dem huffe (ungula fodit), W — B Job. 39, 21. Leviathän
het einen huof mit vergift geschaffet dar, Alex. 26 852.'
hüfe swm. Haufen: starke secke gröz, vor hüfen (Haufen der
Beutestücke) an den stunden beliben unverbunden, Alex. 8999.
hüfe (= huobe) stsivf. Ackerhube, -hufe: icliche huffe in dem
dorfe gibt 2 scheffel getreides (halb körn und halb hawer), 15 huffe
ackers, von denen jede 20 eier czu ostern u. czwu hüner gibt, Stb.
Brüx 196.
hüffe-halz Adj. hüftenlahm, claudus: do viel sie (die Amme)
und do wart er hüffehalcz, W — B Kön. IT 4, 4. Nicht wirstu herein-
czihen, du hebist denne ouf die h. und die blinden, II 5, 6. er was
h. an beiden füz,en, II 9, 13. blinder und huffalczer ein grosse schar,
Jer. 31, 8. Denn werden springen die hufhalczen als die hirsen
(sicut cervus), Js. 35, 6. ein hufhalczer der füz,e (claudus pedibus),
hüffe-halzen — humeräl 383
Spr. 26, 6; ferner VB56d. 108c. huffhalcz und uz,seczigen tet sie
mit gesund gesigen, Dal. 193, 29 (87, 11).
hüffe-halzen, huffalzen stvv. lahm sein: her vorwar huffalczte
mit dem fuze (claudicabat pede), W— B Gen. 32, 31.
hüffel, hüffelin stn. kleine Hüfte: ein gürtel üf ir hüffel wante,
Alex. 16999. 14570.
hüge-lich Adj. erfreulich, freudig, munter: üz, den hinten sie
sich sniten und giengen in hugelichen siten — in einen tan, Ernst
3442. 2563.
hügen (auch hucken, hucken, md. hugen, hogen) swv. denken,
sinnen, verlangen, mit Gen., an, gegen, uf, zuo, nach; sich freuen,
part. Adv. freudig: noch baz min herze ist hügende, an fröuden
sich vermügende, W. v. W. 954. hügender freuden was sie halt,
4430. der ander — sprach in hügender güete, also stünde sin ge-
nutete, 4966. Do wart frouwe Beue hügende an fröuden sich ver-
mügende, 5650. in wiplicher güete was hügende ir gemüete, 6808.
der muot was vröuden hügende, Trist. 1653.
huele (= hülwe. hulwe) stsiof. Pfütze, Sumpf lache: auf der
huele, Prag. Mz. 4. czu sand lucas altir auf der h., 6. die vier
dinst (Seelenmessen) schnellen seyn czu unsir vrawen auf der hule
(tschech. na Liizi) auf sand lucas altir, ah es der pfarrer umb die
brudir (nämlich der Zeche) behelt, 7. ich schaff (vermache) 1 sch(ock)
czu der hül peym Hannsku, Igl. Stb. V 235 a.
hui stn. Augenblick: und sol sollichs wasser in eim hui her-
fürgen, ungehindert sobald es kömpt, Rüge von Pröhl N. 30.
hulbig (= hülwec) Adj. sumpfig : an hulbigen steten = in locis
palustribus, W — B Gen. 41, 2.
hulden Prät. hulde; holden in geholden, holt, geneigt machen,
Treue geloben, huldigen: Wenzel TV. entscheidet, daß Herzog Albrecht
von Österreich dem Peter Ulrich und Johann von Rosenberg Schloß
und Stadt Ejferding einantworten solle, also das in die leute wider
hulden und sweren, Budw. Urkdb. N. 354. ze iuwerm geböte suln
wir leben wir hulten (schwören wir den Huldigungseid), W. v. W.
7576. darnach hulten sie ir, Dal. 35, 34 (9, 11).
huldigung stf. Huldigung, Treuegelöbnis: h. und pflicht ze
thun, Traut. Chr, 91.
huldung stf. Hiddigung, homagium: mit erlegung der landes
huldung ausgesonth (= von der Acht befreit), Eg. Achtb. II 207.
hulflg (= helfec, helfic) Adj. helfend, hilfreich: das ir dem
unsern hulffig seid mit ewerm rechten, Igl. Str. 278.
hulf-lich (=; helfe-lich) Adj. -liehen Adv. hilfreich: domit er
meinen kinden hulflich und retlich sei, Igl. Stb. V 43 d. wolt sich
ewr gnad in sulchem mir hulf liehen und retlichen genedicllchen
erzeigen, Elbog. Chr. 71. 12.
hulzein (hülzin) Adj. hölzern: das hulczeine vas, W — B Lev.
15, 12. czu der hylzein pruken bey sand Johannes, Igl. Stb. V 20d.
di hilezein kamer, V 106 b.
humeräl (auch umbräl, -e aus lat. humerale) stn. Schultertuch
beim Meßgewand: Ein racomal (rationale) und ein h., W — B Ex.
28,4.
384 hunderter — hür-kint
hunderter* stm. Hauptmann, Übersetzung von centurio, W — B
Par. II. 23, 14.
kundert-vecktig* (hundert-valtec-lichen) Adv. hundertfach:
den Ion hie zeitlich und in jenem leben h. entphahen, Elbog. Chr.
108, 10.
luinde-steckcr* stm. Schinder: du h., kom her! Traut. Chr.
355 (= huut-slaher).
himd-keusel, hunt-hiusel stn. Hundshütte: hie häre, di daz,
hunthinsei truoc, Trist. 4454.
kunds-kappe * swstf. Mütze aus Hundshaut: ich schaff meinem
prueder ein hunczkap, eyn e3Tsenhuet und plechhantschuch mit dem
pesten swert, Igl. Stb. III 112b.
kimds-vut* stm.? PI. hundsfüter, obszönes Schimpfioort: die
kramer sind hundsfüter, Igl. Ms. 26.
kungrisek Adj. ungarisch: 60 h. gülden, Igl. Stb. III 323.
küntler* stm. Verkäufer von Fleisch: ider h., der zu markt
stet mit fleisch, der schol geben 1 pfenning, Budw. Urkdb. N. 477
(vielleicht verlesen für hürdler).
kür (huor) stn, außerehelicher Beischlaf: durch daz, er huop
den ersten huoer, Alex. 11229. fräz,es sie sich fliz,en beide an tranc
und an huor, Alex. 12821.
kurd, hurt (hurt stf. Gen. auch bürde) flechtwerk von Beisem,
Hürde, bes. um jemand darauf zu verbrennen, als Tür, als Brücke,
als Belagerungsmaschine: die pei den reichen kremen ouf den hurden
siezen, Prag. Str. 58. hutleute der hurden (fabricarum), Const. I
12, 4. dort bi der hurt in huote hat üz, der stat der potestat,
Tristan 3283.
hurdler, hurdeler stm. Krämer: die h. standen mit Borten
vor dem Bathause vor dem Turm, durften jedoch nicht mit „Parchant,
Golz, Leinwand, Zendalt u. Seidengewand" handeln, Einl. zum
Prag. B. S. C I. dieselben h. eczlich kremerei und kramgewant —
haben, Prag. Str. 58. Das die vor genanten h. vorm rathaus aus-
wen(d)ig der swiwogen (Schwibbogen) und ouf dem markt — nicht
swerer noch mer wegen dann pei einem ringen vierdunk, 58.
küre (hnore) stf. Hure, hier, siof.*: nu wie solt her gebrauchen
also sam einer hurn unser swester (ut scorto abuti), W — B Gen.
34, 31.
küren (huoren) siev. außerehelich verkehren, huren: er solte
auch mit ir gehuret haben, Traut. Chr. 339.
hür-kandel* stm. Hurerei: er ist 8 wochen und 2 tag seiner
h. halber ingelegen ufm Sommerthurm, Eger. Chr. 939.
hür-haus stn. Hurenhaus: gepowet hastu dein h. in dem
floibte aller wege, W — B Ez. 16, 31. Und zubrechen werden — sie —
dein h. und deine hurstat werden sie zutretten, Ez. 16, 39. sie fürten
8*e in &«- geselschaf t in das h., Böhm. Chr. 99.
hür-he't stf. Hurerei: das Ion der h. (scorti), W— B V 91c.
nicht gib z\i h. deine tochter (nee prostituas filiam tuam), Lev.
-iy, 29.
kür-kint^sfn. Hurenkind: ein h. (mamzer), das ist der von
hurn ist geporn ° W— B Deut 23> 2-
hürnen — hüt 385
hürnen s. hörnen.
hürnen Adj. mit Hornhaut bedeckt: den hurnin Seifrit (Sieg-
fried), Ack. 49, 2.
hür-stat stf. lupanar, prostibuluut: Phineas gieng in die h.,
W— B Num. 25, 8, ferner Ez. 16, 39.
hurt stm. stf. hurte stf. (vom mlat. hurdus Bock, kelt. hwrdh
Bock und Stoß, franz. heurt, it. urto) Stoß, Anprall stoßendes Los-
rennen: Do wurden durch der bluomen fürt diu ros mit hurte gewet,
W. v. W. 1578. mit hurte quäinen sie zu houf, Kf. 254. die ors
mit h. wurden getriben, Alex. 5703. der dar var mit striteclichen
hurte dar, 1566. Isöte — wart erteilet (sie wurde verurteilt) die
hurt, Trist. 3144.
hurtä s. hurten.
hurtec-lich, hurtiglich Adv. mit hurte, losrennend, reißend
schnell: der hurteclich von sinen scharn mit vrehem muote kam ge-
varn, Ales. 7877. 3584. 5847.
hurten sivv. stoßend losrennen: die Kriechen kämen gehurt,
Alex. 14 189. do wart von in also gehurt, 3629. ir beider ors wurden
gehurt üf dem plan durch bluomen fürt, Alex. 11035. striteclich sie
wurden gehurt durch Arenösa, des wa^ers fürt gegen Babilön üf
einen plan, 13999. dirre hurte vürba^, 3492. hurtä (Imp.): hurtä,
wie der frie in dem her sich umbe warf, 7330. h., helde, nü wol
dar! 12854. h. , wie Alexander streit! 16671. h., wie hurtecliche
Permenio — an die Irkanen kam gevarn! 8041.
hurten* swv. mit einer hurt (Flechtwerk, Hürde) einschließen,
verwahren: ern breche im den liebsten schrin, da er in gehürtet hat,
Alex. 1995; s. auch horden.
hurt-lich = hurtec-lich, Adj. ein hurtlich umbevähen mit
blanken armen, Alex. 741. gehurtet mit hurtlichem getwenge,
14308.
hurt-lich (-liehen) Adv. der tiufel quam an mich so hurtlich,
Trist. 2211. h. die helde — liefen da zusamne gän, 2116. h. die
helde — üf einander triben, 1740.
hüs s. haus.
hüsen s. hausen.
husite sivm. 1. Bewohner des Landes Hus: Job hat gewont
in der erden der husiten = in terra Hus, W — B ; Vorrede zu Job.
2. die Hussiten, Eger. Chr. 169 S. 257.
husse sw. (Fl. hussen) Hussit: veint zu werden den unge-
lewbigen und hussen, Eger. Chr. 1125 S. 302. N. 24. 25. 29; Stb.
Brüx N. 178.
husser* swm. (aus magj. husz = der Zehnte (ausgehobene
Rekrut, der dann zur Kavallerie kam) Hussar, Traut. Chr. 166. da
die hussern fortzogen, kamen die churfürstischen und uamen Adorf
widerumb ein, Eger Chr. 80. den 7. Sept. 1562 ist Maximiliam von
Präge ankörnen — und brachte 600 hussern, Traut. Chr. 166.
hüt (auch hout, Gen. hüt, hiute, lJl. hiut(e), heut) stf. Haut,
Fell, ez gulde im nicht wan die hüt (das Leben), W. v. W. 437.
Aber wart die arge hüt gegen im scheltworten rat 4792.
hüt, -e stf. Bewachung, Fürsorge; Wache, Wächter; Hmter-
halt, Distrikt eines Waldaufsehers ; obere Figurenreihe im Schach-
Jelinek, Wörterbuch. 25
386 hüten — hüt-leute
spiel: als sie kämen in die kuote an dem wege getwenge, W. v. W.
5457. er rit selbander auf die kute gen Osterrick wert, Bökm. Chr. 89.
hüten, hüeten, huoten swv. Prät. huote bewachen, warten,
Vieh weiden, lauern auf einen: schaf und rinder sol man nicht kuten
gegen dem perge, W — B Ex. 34, 3. da er kuten {ohne Obj.) sal,
Const. I 12, 2. wort, — die nock wol ir wipheit huoten, W. v. W.
1024. hut mit namen! laz, sie mit dem keisir nit czusamen komen!
Dal. 102, 9 (44, 45).
hüter, hüter stm. Aufseher, Hüter: das wort muniche — he-
deutet: einer sele huter. Hier. 31, 8. Aufseher in einer badstühe,
Brunn. Str. II 198.
hüter (= huotfere) stm. Hutmacher: h. mugen auch vel kauften
als kurssner, Igl. Str. III. 303.
hüter-geselle swm. Hutmachergehilfe, Igl. Stb. V 158a.
hüt-gadem* stn. Aufbewahrungsort der Kleider (im Bade),
Brunn. Str. II 198.
hüt-leute (= huot-liute) PI. von hutman, Hüter, Wächter:
seeze h. über die bruune, W — B Judith 7, 9. seezende in die pforte
der stat h., Richter 16, 2. von dem turn der h. unez an die
gemowerte stat, Kön. IV 17, 9. die h. ouf dem perge Samarie, Jer.
31, 6. Hebet ouf h., beraittet die läge, Jer. 51, 12. hutleute des
gepirges, Aufseher beim Bergbau, Const. 12; 19,3; 118,3. Sie
müssen nach Const. I 12 von einem Gcwcrken den Urbarem empfohlen
sein als würdig, tüchtig und getreu und diesem den Eid schiebren,
das sie hüte mit allen trewen nuczlich halden wollen. Für den
empfohlenen Hutmann muß der empfehlende Gewerke ein Zweiund-
dreißigstel (Bergteil) als Pfand (Kaution) setzen, das verfällt, wenn
er den Hutmann nicht antwortet, ab derselbe h. in ettwe missetet
ader das er sein ampt saumilich hilde. Antwortet er in aber, so
loset er seine teil an alle minnernusse. Es gibt h. 1. oben (über
Tag); 2. uiden (in der Grube); 3. h. der smitten und 4. h. der
hutten. Die ersten haben alle Dinge zu behüten, di in der kawen
sein u. soln fleisige hülfe darezu tun, das alle arbeit doselbist czini-
leich geschem. Er sol auch, wen die hawer einfarn, alle arbeiter
czelen, ab ir czal gancz sei, und in der ausfart derselben sol er pei
igleichem suchen teticleich, das man kein erez ausfure. Sampnuss
ader schaden ader irrsal — sol er rügen dem pergmeister. Die
zweiten haben in der Grube zu sehen, ob alle Arbeiter da seien
und wieviel sie versäumen, damit ihnen das Versäumte vom Lohn
abgezogen werde; ob sie genug stark und tüchtig seien und daß
niemand 2 Schichten nacheinander arbeite, iceil er dann zur Arbeit
nicht kräftig genug sei; ferner haben sie anzeuweisen alle werk-
leut czu steter arbeit. Die dritten sollen hauptsächlich verhüten,
das icht den sekerpem, di di pergeisen czu den smitten tragen, von
den smiden, als sie ettwen getan haben, gewalt geschee. Sie sollen
darauf sehen: das man die koln nicht unnuczlich vortu, wie vil
kolwagen man ausschütte in der smitten alle wochen. das die smide
daezu tugen und ersam sein — u. das kein smid arbeite aneinander
czwu schiebt. Die vierten hatten die Aufsicht über die Schmelz-
hütten: Die bergmeister — sullen auch die warheit erfarn von aller
gelegenheit des gepirges alle wochen von den hutleuten, von
hüt-16n — hatte 387
czimmerleuten und von andern, von wem sie mugen, Const. 1 12,
1-12; 17,18.
hüt-lön simn. Bezahlung für die Beaufsichtigung der Pferde
(huote): Wer do ausführt und die maut nicht euricht — und das
hutlon an dem fraytag nicht gibt und das verfurt über die prucken,
der hat di ross verloren von der maut wegen und von dem hutlon
das foder rod, Budweiser Urkdb. N. 477 S. 254.
hüt-man (huot-man) stm. Hüter: torwerter, wachter, h. und
ander semeleiche amptleute, Igl. Str. I S. 363; DIR II 29; Const. I
12, 2. bin ich nu meines bruders hutman, W— B Gen. 4, 9. der h.
des kerkers, Gen. 40, 4. h. der leute, Job. 7, 20. Und ich wil dich
seczen czu einem hutmanne alle meine tage, Kö'n. I 28, 2. h. czu
Romungsreut, Eg. Achtb. II 48. den ditreich hasen, den hutman,
II 14. er satzte da bi huotman, Legende 601. 603. der nicht huot-
mannes het, Alex. 25829. vor einem gesworn hutman, Igl. Rspr. P7.
hätte sivstf. 1. Hütte, Zelt. 2. Verkaufsladen. 3. bergm.
Schmelzhütte : 3. in der hutten ader smelczgadem, Const. 2, 2 u. s.
Ursprünglich verfügt jeder Gewerbe über die ihm zugeteilte Erzquote
durch freien Verkauf an die Erzkäufer, welche die Verhüttung und
Ablieferung des Metalls in den Wechsel {Münze) besorgen, soweit
Einlief erungsp flicht besteht :
Darnoch bestetigen wir den erczkauffern alles recht und
gerichte, das si in iren smelczhutten von alder bewerter gewonheit
pis auf dise czeit gehabt haben, also das si des gesmelczte silber
czu wechseln in unser muncze prengen sullen, Const. I 21, 2. Um
diesen Zwischenhandel der Erzkäufer und deren schon Const. I 21
verpönten betrügerischen Preisdrückung, die Unsicherheit, für kleine
und, geringhaltige Erzmengen Käufer zu finden, und um die Schwierig-
keiten zu vermeiden, die Erze nach ihrem wahren Gehalt gerecht zu
verteilen, schritt man zuerst in Sachsen (Schneeberger B. 0. von 1487
§ 7, Schreckenburger Entwurf § 24 , Annaberger B. 0. von 1509
Art. 48) zu einer gewerkschaftlichen Verhüttung der gemeinsamen
Förderung in eigenen Hütten, wofür die Gewerken dann Hüttenkost,
oder in fremden, wofür sie dann Hüttenzins zu leisten hatten. Die
Gewerkschaft verteilte bald nicht mehr das reine Metall an die Ge-
werken, sondern lieferte sie selbst an die Münze, so daß jede Ertrags-
grube in der Münze des Zehentherren Silberbarren liegen, „Silber
im Zehenten stehen", hatte, von denen wöchentlich die Betriebskosten
und der veranschlagte nächste Bedarf gedeckt und nach Abzug der
Urbar und des Einlösungsgewinnes der Münze der Überschuß vom
Zehntner an den Austeiler und von diesem an die einzelnen Gewerken
in Münzform ausqezahlt wurde. Vgl. Freiberger Urkdb. II S. 233
von 1480, Schneckenberger B. 0. von 1492 § 17, Annaberger B. 0.
v. 1509 Art. 60 und vgl 63. Der „Austeiler" ist an die Stelle des
Metallteilers (Const. I, 16) getreten. Die Grundsätze erscheinen in
der Annaberger B. 0. von 1509 kodifiziert. Nach ihrem Vorbild
bestimmt die Joachimstaler B. 0. von 1518 Art. 60, 63, daß die Aus-
beute, wenn sie nach Deckung des erforderten (Quartal-) Betriebs-
aufwandes einen „ Überlauf" ( Überschuß) von 2 ft per Kux oder
mehr ergibt, vom Austeiler zu verteilen sei. Unter Einfluß der
Joachimstaler B. 0. drang dieses neue Recht in Böhmen ein. Doch
25*
388 Mitten — hutt-zins
blieb Kuttenberg bei Verteilung des Roherzes und freiem Erzverkauf,
der jedoch (Verordnung f. Kuttenberg von 1486, Stemberg N. 88,
übersetzt S. 211 ff.) von der Gewerkschaft aus besorgt und dessen „ Über-
lauf' an die einzelnen Gewerken verteilt wurde. In der Hangen-
steiner B.O. von 1542 und in den oberungar. Bergrechten blieb es
bei der Verteilung des Roherzes. Wo — wie in der Jamnitzer B. 0.
des Herrn von Lomnitz von 1537 (Tomaschek Bergr. S. 191 ff.) die
Einlieferung des Metalls in die Münze erlassen war, die Verhüttung
aber gewerkschaftlich war, wurde das verhüttete Metall verteilt. Vgl.
Zycha I S. 276—280. Siehe auch hüttenzins. b. ist oft auch = Erz-
mühle, rnolendina.
Mitten swv. eine Hütte bauen, Wohnung aufschlagen: e sie
gebutten, die gezelt ze rebte snuorten uf daz, velt, den tac treip ab
die naht, Alex. 523. ich hän üf diz gevilde — gehüttet, Schretel 129.
hütten-kost, hut-, hüte-, huteu-kost* stf. Bezahlung für das
Metallschmelzen. Mindestens zwei von den das Vermessungsrecht
ausübenden Stadtgeschworenen prüfen den Gang des Muters, Neu-
fängers, ob er im Stollenort wenigstens eine Klafter auf der Sohle
und 3jt Klafter hoch anstehe. Das von ihnen oder in ihrer Gegen-
wart von Häuern gehauene Erz, das versiegelt zur Hütte gebracht
wird, muß — u. zwar ein „teilerpar" einen vierdunk gutes geplicktes
silbers über die hutkost geben, dann ist es — und damit der Berg
maß würdig, Igl. Bgr. N.l, 8 u. 9; N. 2,9; Igl. U— B 8; DIR 13, 3;
Const. II 2, 2. Anfangs überall, in Kuttenberg immer, zahlen die
Erzkäufer, wenn sie nicht eigene Hütten haben, die h. — Seit die
Gewerkschaften selbst in eigenen Hütten die ganze Förderung — un-
geteilt — verhütten, ist h. der gewerkschaftliche Aufwand auf die
Hütten; wenn sie es aber in fremden Hütten schmelzen lassen, heißt
die Bezahlung hierfür „hüttenzins".
hutt-grund* stm. Grundstück mit einer Hütte: pratum, situm
in huttgrunt, Igl. Stb. IV 202 a. ich schaff die hutten in dein hutt-
grund mit der zugehorung, Igl. Stb. III 112 c.
hutt-reiter* stm. berittene Aufsichtsbeamte über Schmelzhütten:
initburger, die unserm herru dem kunig sein silber betten empfurt
— bekanten auch uff etliche huttreiter, die das betten vorhangen
(die mit der heimlichen Silberausfuhr einverstanden waren), Igl.
Rspr. XI.
lmtt-stat * stf. Bauplatz für eine Hütte (bergm. = Schmelzhütte)
oder diese selbst, hutstete auf neuwem perkwerk, Igl. Bgr. 96, 1.
hutt-werk* sin. = Schmelzhütte, Hüttenwerk: er hat etwas
guter u. h. hinder im gelassen, Igl. Str. 304. hat silber aus dem h.
czu hoffe und in die muncz gebracht, 304.
hutt-zins, liütten-zins stm. Abgabe für die Grundbenützung
einer Hütte. Stehen die Hütten (Erzmühlen, rnolendina oder Schmelz-
hütten, conflatoria, gazae, casae) auf Bergwerksgrund, so sind sie
frei von Zins, dafür bezieht der Grundherr das „Ackerteil" s. d.;
wenn auf anderm Grund, muß dieser käuflich erworben tverden.
Ist das man hutten buwet uff eines herren eigen, er si geistlich
adir werltlich, das ist bergwerkes friheit, das er keinen czins sulle
davou gebin, D I R 25. Auch von den smelczhutten, di gesaezt ader
gepawet sein in dem selben erbe, si sullen vou nimande getwungen
hfttung — ietweder 389
werden czins czu geben; wann die vorgäbe (Privileg) heist perg-
freiunge, Const. II 3, 3. Doruber wart getailt, das si — die molen,
di do von newens von den bergleuten gebawet werden — nicht
czinsen sullen, snuder si snllen frei sein; aber hetten di molen, e si
czu dem nucz des bergwerks gekart wurden, icht geczinset, den-
selben czinse solden die bergleute auch leiden, Igl. Bgr. N. 26,4.
Was hutten auf des herren gut, do das perkwerk ouf gelegen ist
und nuecz, als gewonlich ist, von dem perkwerk enphehet (= acker-
teil) ein dritteil der urbor, geslagen werden, di sint vrei und dürfen
keinen czins nicbt geben. Wer es aber auf eines andern herren
gute, so mus man si kauften, so man peste mak, N. 96,1; Schemn.
Bgr. (16); Freiberg. Bgr. B § 43; abweichend: zo sol der hutte czins
sin von rechte der furstin, in der herschaft daz gelegen ist. Vgl.
Bergbaufreiheit, bergfreiimge. — Mit dem Grundsatz der Zins-
freiheit der Hütten wie der Hofstätten vermochte das Igl. Bgr. nicht
überall durchzudringen. Das Kloster Sedletz und das Prager Dom-
kapitel bezogen in Kuttenberg — nicht ohne Anfechtung — einen
census de conflatoriis = hüttenzins. Begaler h. und regale Verleihung
der Hütten kommt in Böhmen erst spät auf. Nach Sternbergs Be-
richt II, S. 81 verfügte K. Wladislaiv über einen Hüttenzins in
Kuttenberg, den er zur Bezahlung von Weinschulden anwies. Den
h. bezieht also entweder 1. der Grundherr und zwar gesondert, oder
eingerechnet in das Ackerteil; 2. (spät erst) der Begalherr; 3. der
Eigentümer der Hütte von der Gewerkschaft, wenn diese nicht eigene
Hütten hatte, als diese das gesamte Erz selbst verhüttete und
nicht mehr unverhüttet unter die Gewerken verteilte.
hütung* stf. Bewachung: mit swerer muh und wach tag und
nacht in h. gehalten, Elbog. Chr. 31.
hüt-weg* sttn. zur Gemeindeivcide führender Weg: bis an den
h. geradt hinaus, Rüge v. Pröhl N. 21.
iaeiuetein* Adj. gelb: feurein halsperg u. iaeineteine u.
swefeleine, T— B Offenb. 9, 17.
icht (— iht) stn. irgend etwas: von icht zu nicht müssen sie
(alle leute) werden, Ack. 30, 4. Bistu niht das hobst iht, von dem
alles wesen ist? (summum esse), Sol. 78, 3.
idra (griech. hydra) stf.: idra heilet ein freislich wurm,
Alex. 9942.
ydromanica (griech.) stf. Prophezeiung aus dem Wasser: y. in
wassergewurke der zukunft entwerterin, Ack. 41, 3.
ieiner-leben stn. ewiges Leben: doch er noch lebt u. uns
erwarp — mit im ein i., W. v. W. 4486.
iertrog* stm. ein Trog: drei hacken und ein seg, item zwen
iertreg und drei halbe vas u. ein grabscheit, Igl. Stb. V 159b.
ietweder pron. Adj. jeder von beiden: Tristan bedachte sine
not umb i. Isöt, Trist. 118. er leit herzeliche not umb i. Isöt 132.
390 ietweder-kalb — in-druckeu
ietweder-halb, -en Adv. zu beiden Seiten: von seinem munt
gieng aus ein waffen i. , „zweischneidiges Schwert", T — B Offen-
barung 1, 16. 2, 12.
iezig Adj. gegenwärtig: itziger zeit. Traut. Cbr. 2G0. 261. die
itzige Sterbenszeit in Bebern 264.
ie-zuo Adv. jetzt gerade jetzt, gleich jetzt, gleich darauf: du
wilt iezu Trägen, Trist. 993.
igel stm. 1. Igel. 2. eine Belagerungsmaschine. 3. eine Art
Geschoß: 2. mit igeln, Alex. 14967.
igel-borste* sie. (borst stnm. börste swf.) Igelborste: als i. ir
bar wären wunderlich gevar, Alex. 15 163.
igris* stm. Phönix, wer der vogel einen vienc, dar üz, der
viurin igris gienc. Alex. 22356.
im-biz, Tin-biz,) stmn. Essen, Imbiß, Mahlzeit: so du wellest
machen ein imbis (frümal XI. Bibel), T— B Luk. 14, 12. 11, 38.
ienierig, immerig Adj. immerwährend, ewig: in iemerigem
eilende. Ack. 2. 5 und Anm. immeriges versinken und gefeile sei
euch. Tot. zu erbe eigen gegeben, 7, 13.
imer-liecht (= iemer-liecht belegt aus Kolm. 44, 16; Schm. Fr.
1,76) stn. ewiges Licht: ewiger lucern, ewiges i., Ack. 56, 17.
ininier-wesen (= iemer-wesen) stn. belegt aus Hugo v. M. 34):
aller wesen zeitwesen unde i., Ack. 58, 4.
in-bunen s. en-bnrnen.
in-deehtig (= in-d?ehtic) Adj. eingedenk m. Gen. der Sache,
erinnerlich mit Dat. der Fers.: was in i. und wissentlich were, Olm.
Stb. 132, S. 106. ir solt das euch indechtig und leid lassen sein
= in Erinnerung behalten, Eger. Chr. X. 1073 S. 263. allen gegen-
wurtigen und zukunftigen sei wissentlich — indechtig, Ölm.
Stb. 96.
in-demen* swv. inspirieren: alle gotlich schrift ingedemt (ein-
gegeistet XL Bibel) ist von Got, T— B IL Tim. 3, 16.
in-denke Adj. 1. eingedenk mit Gen. der Sache. 2. erinnerlich
mit Dat. der Person: alzo euch wol i. magk sein, Stb. Brüx N. 305.
als das dem richter wol i. ist, Elbog. Chr. 83, 34.
inder, indert (== iener, iena, ienar, inder, iendert, indert) Adv.
1. räuml. und 2. modal, irgendwo, irgend: 1. die er i. finden mochte,
Hier. 4, 15 ; Cbr. Eg. X. 1125. 2. ab uns darumb i. ein recht wider-
faren mag, Igl. Bgr. 40, 1. ein burc die beste, die in dem lande inder
was, Alex. 3185.
in-druck (= indruc, -ckes) stm. Eindruck (belegt nur aus
Myst.) : i. der allerhobsten formen (= Gott), Ack. 55, 17.
in-drucken (umgedeutet aus ite-, it-rücken von ite-roche stf.
Schlund, ahd. ita ruchjan, gr. ^eQSvyto tat. ruetare) sicv. zeiederkäuen.
alles, das do hat eine gespaldne cla und indrucket in dem vilie.
W — B Lev. 11, 3. was da indrucket u. hat ein klaen, aber unge-
spalden sam das camel — die sult ir nicht essen, Lev. 11, 4. Und
der base. wenn her ouch indrucket, sunder der clahen speldet her
nicht, und die sov, wenne sie die clahen speldet, aber si indrucket
nicht, Lev. 11, 6 u. 7. Der igel, der do indruckt und die claen nicht
enspeldet, Lev. 11, 5. Die sow, wenne die speldet die klaen und in-
indulgenz-brief — imie-halder 391
drukket nicht, wirt euch unrein, Deut. 14, 8. Alle tir, die inczwei
spalden die kla und indrukken, sult ir essen, Deut 14, 6.
indulgenz-brief* stm. Ablaßbrief: Eger. Chr. 53.
indult stf. Nachsicht, Eg. Chr. N. 1099. 1125.
iu-eder (in-seder, -e) stn. Eingeweide, das Innere: besleust er
(sein bruder) sin ineder vor im, T — B I. Joh. 3, 17. widermach mein
inedder, Philemon, 1,20. i. der erhermd, (herzliches Erbarmen),
Kolosser 3, 12; Luk. 1, 78. in den inedern (inwendigen gelidern
XI. Bibel = mit der Zärtlichkeit) Jhesu Kristi, Philipper 1, 8. i. der
erberrad, 2, 1.
in-ein (en-ein) Zahlwort und Fron, inein werden: beschließen:
ir muoter wart inein, daz, sie mit der vrouwen schar quam vür die
kemenäten dar, Tristan 842. er wart inein, 194. 3103.
ingber (ingewer) stm. Ingwer: ein sekel ingber, Igl. Stb.
IV18d.
in-geben* stv. II übergehen, überantworten: das wir im unser
slos Brux ingegeben haben, Stb. Brüx N. 341.
in-genosse (= ingenöz, stm. Einheimischer, Gr. Wb. 5, 94. 95)
Mitwohnende: Der ingenossen und hausgesindes (domesticorum)
geczeugnusse ist auch vordacht sam der knechte, die uns in guten
trewen dienen, u. ander, di uns dinsthaftig sein, Const. IV 12, 14.
in-gesez,z,en Adj. ortsansässig: umb unser i. cramer hande-
lunge und satczunge, Olm. Stb. 92 a.
in-gesigel stn. Siegel, Igl. Bgr. U — A 1. vorsigelt mit der stad
unde der burger ingesegil, DIB Einl. D l B 1 1. Di krefftigen in-
sigele in dem pergrechte sein: als das ingesigel unsers camerers,
der urborer, der stete (civitatum), der pergscheppen, Const. IV
14, 1 u. 2.
in-gesinde stn. 1. Dienerschaft. 2. Hofdienerschaft. 3. Haus-
genossen. 4. Einwohner: 3. i. und hausgenoss aller guten leute
(=Gott), Ack. 57, 21. Das ein igleich wirt sein i. (Partei) umb
den hausczins wol mag pfenden, Igl. Str. I S. 367; Igl. Stb. HI A
135 b.
in-ge-sneite* stn. (vgl. gesneite stn. bei Lexer — Abfall von
gehauenem Holz, aus einem Rechenbuch von 1428, Schm. 3, 497)
intestina, Eingeweide: das veiste, das do ist umb das i., W — B Ex.
29, 22. die veistickeit, die do bedecket das i. und das neeze der
leber u. die czwei nirleiu, Ex. 29, 13. 12, 9. das do hengit an der
lebir mit dem i., Lev. 1, 9. das i. vorwar sol man waschen mit
wasser, Lev. 1, 13.
in-ge- weide stn. Eingeweide: alles i. (vitalia), W — B Lev.
3, 14. 4, 8. 4, 11.
in-guz, stm. 1. Eingießung. 2. das Eingegossene , Eingefüllte.
3. Einfluß, Einwirkung, z. B. der Gestirne: aller sinnen ein feiner
ingusz = Gott, Ack. 57, 23.
in-, mne*-haldcn stv. V. enthalten : also vil mich der brief berurt
und von mir inneheldet, Stb. Brüx N. 342.
in-halder* stm. Besitzer, der etwas innehat: von den inhaltern
des sloss Landswar (bei Brüx) Stb. Brüx N. 337. i. der wisen, Igl.
Stb. 111215 c. V52b.
392 in-haldunge — innenc-lichen
in-haldnnge stf. Inhalt: der schultbrieff mit i. der obgerurten
summen, Stb. Brüx N. 292. mit mer inhaltunge ewers Schreibens,
Igl. Bgr. N. 83, 1. mit mer inhaltung des und andrer irer saczung,
N. 62, 3; Traut. Chr. 3; Eger Chr. 1129. 1155.
in -heischen* (von heischen, eischen sicv. auch red. iesch,
geeischen) vor Gericht laden: In einem pantaidink heiset man einen
man czu einem mal in und verteilt in seczehant daselbst, den man
czu ander czeit drei gericht mus inhaischen und alrest vorczelen,
Igl. Str. 38. ewer schreiben mit inhaltung ewers briefs, Eger.
Chr. 1155. mit mer i. ewer schrift (und was diese sonst noch ent-
hält), 1129.
in-koinen stv. 12 einlangen, einlaufen: uncz das erste urtail
inkumpt (von Iglau, als dem Oberhof), Igl. Bgr. 67, 8.
in-kunft stf. Eintreffen, Ankunft: noch irer i., Elbog. Chr.
141, 9.
in-kunftig* (von in-kumft stf. das Eintreffen) zukünftig:
Augur, des vogelkosz vernemer und der inkunftiger Sachen war-
haftiger zusager, Ack. 41, 15.
in-leger stn. Das Einlager, obstagium, vgl. Grimm R. A. 620
und E. Friedländer, Das Einlager, ein Beitrag zur deutschen Rechts-
geschichte, Münster 1868: Wer inleger leisten sol nach dem Stat-
recht, der sol nacht und tag inneligeu und demselben sol der wirt
nur drei gros vor einmal rechen; und derselb mak ein viertel eines
jares iniigen, das er die kost nicht bezalt nach dem virteil, so sol
er den wirt bezalen mit bereiten pfennigen, Prag. Str. 26. als in-
legers recht und gewonheit ist, Stb. Brüx N. 229, N. 224.
in-lendig Adj. im Land zu Hause, einheimisch: also wol die
i. als die pilgereime, W— B Num. 15, 13. also wol den iniendigen
als den fremden, Num. 15, 30; Lev. 17, 15.
in-leute (in-liute) PI. Inwohner, Wohnpartei, inquilinus: Inn-
leuth, Innläuth, Chlum. III 19. die inleut = Mietsleute in einem
fremden Hause oder verheiratete Hilfsarbeiter, Taiding v. Friedberg
N. 53. PI. von in-nian.
in -man stm. Mann, der zur Miete wohnt: hat ein man gut
erstanden auf einen inmaii, der czu einem andern inne ist und
selbir haus nicht enhat — , Igl. Str. 55. Einen inmann darf man
mir drei tage halten — dann mus mau in „zusagen" (anmelden),
Chlum. V 4.
in-mäz,en,* -niassen* adv. Dat. gleichwie; zumal da: i. ander
pergstedte, Traut. Chr. 253. sie sollen alles das recht gemessen, i.
der von Gendorf und Adam Silber und ihre erben gebraucht haben,
97. i. er uns dan solchs zugesagt, 126. wer beteidingt hat, i. von
stucken czu stucken hiernach geschriben stet, Stb. Brüx N. 349.
in-mizt* Adv. in der Mitte, inmitten von: ste auf und ste in-
miczt, T— B Luk. 6, 8. i. ir, Matth. 18, 2. i. der lerer, Luk. 2, 46.
i. euer stet er, Joh. 1, 26.
innec-lich Adj. im Innersten wohnend, inniglich: er antwurte
üz, innecliches herzen grünt, Tristan 495. 337. 1007. 2353. mit i.
herzen ger, 64. 1542.
innenc-lichen Adv. aus dem innersten, inniglich: innenclich
anblicken, Trist. 1966, 1901.
inner — Instrument 393
inner Adj. inwendig, innerst, vertraut: der inner helt (einer
der Belagerten), Alex. 9401. 3536. Lovelin der inren geste schöne
pflac, Tristan 902.
inner Adv. tief im Innern, innerhalb, innerdes, inredes, indessen:
innerdes wart er inein, daz, er aber wanken begonde, Tristan 194.
inredes dö quäraen sie in daz, schoene castel, 1264. 2168. 2518. 2532.
3439. 4552. 5805. _
innig Adj. innerlich, ems dem Innersten kommend, vertraut,
ähnlieh, verwandt: mit innigem (andächtigem) herczen, W — B
Ex. 35, 29.
innerkeit (auch innerc-heit) stf. das Innere, Innigkeit: die i.
der suden (die verborgenen Sterne des Südens, interiora Austri),
W— B Job. 9, 9.
innern (inren, innern) swv. 1. erinnern. 2. in Kenntnis setzen.
3. belehren 4. überzeugen: wir biten uns sein innern (um Auf-
klärung darüber), Igl. Str. 294. Filotas des rates oucb geinnert
(eingeweiht) was, Alex. 17982.
innerung stf. Erinnerung, Mahnung: derhalben nicht — von
uns (dem päpstl. Stuhl) rechte i. oder vlissigung were gespart,
Elbog. Chr. 155, 43.
innigkeit (innec-, innicheit, inne-, mnikeit) stf. 1. Eingezogen-
heit. 2. Innerlichkeit. 3. Andacht. 4. gespannte Aufmerksamkeit:
3. helfe mir aus hertzengrunde seligclichen mit i. sprechen: Amen,
Ack. 58, 20.
innunge stf. 1. Aufnahme. 2. Verbindung. 3. Verbindung mit
einer Körperschaft, Zunft, Innung. 4. Verwahrung*, Besitz*, Ge-
ivalt*: derselb schol das selb phant in seiner i. u. gewalt halden;
wan let her es da czu genem (jenem), der im es versaczt hat, der
nechst gelter (Gläubiger), der mit dem richter dar kumet, dem schal
es der richter geantwurten, Igl. Str. 107. des selben gastes gut ist
nichtesnicht in meiner i , 194.
insel (insel, -e, isele aus lat. insula) siof. Insel: alle inseln des
meres, W — B Esther 10, 1. mit im sie in ein insulam vuoren,
W. v. W. 5560.
in-sendsere* stm. Sender: ein voller i. diner gnaden güete,
Alex. Anh. 12.
in-sitzen stv. 111. bergm. irgendwo mit Schürfarbeiten be-
ginnen: das vor im (dem verliehenen Suchstollen) wo er sine wasser-
seige annimet — noch nach im nimant bi virdehalben lehen insiezet,
D I R I 3, 1. Wo er denne sinen stolleu hat angenomen, do hat er
das recht, das nimant, wo der rase unezubrochen ist, czwischen sinem
Stollen unde der marscheide insiezen mag adir thar mit rechte an
sinen willen, DIR 14,2. 2. im Lande wohnen, residieren: so sein
gnad gesalbt gecremt und ein insiezender, regirender konig zeu Behem
wirt, Eger. Chr. 1115 S. 292 unten, 1148.
in-slicht s. un-slit.
in-strichen stv. IL die Segel streichen, landen: zu Bare sie in-
strichen, Ernst 5242.
Instrument stn. Urkunde und zwar über ein allgemeines Becht;
aus lat. instrumentum : hantveste (privilegium) behelt ein sunderlich
394 in-trucken — irre
reckt (jus privatum), aber das i. ein gemein recht (jus commune),
Const. IV 15, 1.
in-trucken (= trucken, -neu) sivv. trocken werden: uncz das
di wasser intruckueten (sicarentur) uf der erden. W — B Geu. 8, 7.
iu-val (in-, inval, -lies) stm. 1. Einsturz. 2. Einfluß z. B. des
Wassers in einen Brunnenkasten. 3. feindl. Eingriff, Einwand.
4. Zwischenfall, Interregnum. 5. zufälliger Gedanke^ Einfall: 3. die
sachwalden sein gewont — vil leutmerunge u. infeile czu tun, Const.
IV 6, 4. kein irrsal , inf eile ader hindernusse tun, Stb. Brüx N. 169.
i. tun, Igl. Stb. V 52a, 151b, 91b, 160 c.
in-vart stf. Einzug, Einfahrt, Eingang; Unterkunft*, Quartier*:
daz, daz, hofgesinde sin i. ibt vinde, Ernst 5301.
invel (= invel, -e) stf. Jlütze eines Bischofs oder Abts: des
babstes stule mit seiner dreigekronten infel wer wir (der Tod) nun
gewaltig, Ack. 9, 8. wirt auf der i. steende an der stirn des bischofs,
W— B Es. 28, 37.
in-vü^en (vuoz,en in) swv. eintreten: der berezog von Bemin
bin infu^t und die furstin alle gru^t, Dal. 73, 6 (29, 21).
in-wendig (iune-wendec) Am. inwendig, innerhalb, binnen:
i. einer stundeu, Hier. 220. 19. i. dreien tagen, 176. 29.
in-weudikeit (= innewendicheit) stf. das Innere: mit der i.
meins herzen, Sol. 35, 8.
in-woner stm. Einwohner: alle die i. des landes (habitatores),
W— B Num. 33, 52.
m-zicht (bei L. inzic, -ges und inziht) stf. vgl. Maurer, Gesch.
des altgerm. Gerichtsverfahrens, S. 210. 211: Unser stehen siben in
demselben prieff vorschriben. scholdik 119 schok mit gesampter haut
nimandes ausgenomen und wir beczalt haben hundirt schok und
13 schok und ein vierdunk u. Scheczil und Weynant mitschuldik in
dem prieffe vorschriben inezicht geben haben und si als wol vor-
schriben sein sam wir, Igl. Str. 272 a.
in-zweien (in-zwien) sivv. einpfropfen, einpflanzen: do du wert
ein wilder ölpaum, du bist ingezwegt (eingezweiget XL Bibel) in
iu, T — B Römer 11, 17. ob auch si nit pleiben in dem ungelauben,
sie werden ingezweigt (i. oder eingesäet XI. Bibel). 11, 23. enphacht
in senft daz, iugezweit (eingeseet XI. Bibel) wort, Jak. 1, 21.
ipomites* stm.? ein fabelhaftes Tier: ipomites — grosser vil
dan kein ür, binden ros, vorn als ein her. , Alex. 25 560. i. und
starke würme — starke nätern, 21513. 22012. i. und belue, 22375.
ireh (auch irh) stm. Bock, weißgegerbtes Bocksleder , bes. von
Gemsen, Hirschen, Rehen: qui tales pelles. Irch dietas, soli manu
laborant, Olm. Stb. 112.
irdenisch, irdensch Adj. von (aus, auf, in) der Erde, irdisch:
dise Weisheit ist irdnisch, T— B Jak. 3, 15.
ir-leublieh (= er-loup-lich) Adj. erlaubt DIR 13,2.
irl-grund* (erlach-) stm. Grundstück mit Erlen, Igl. Stb. III 100b.
irre Adj. bei Lexer: 1. vom rechten Wege abgekommen, ver-
irrt. 2. mit Gen. ivovon abgekommen, verlustig, frei. 3. ketzerisch.
4. unbeständig, untreu. 5. erzürnt, ungestüm. 6. im Streite be-
griffen. Was vormals nicht volkomen ader irre was, das es hie
volkumen und geleutert werde, Const. Vorrede 3. ein fügende und
irresal — irrikeit 395
ein irre (bald hier, bald da auftretende) ousseczikeit (lepra volatilis
et vaga), W— B Lev. 13,57. so das du irre machest meinen vride
(irritum faceres pactum), Ez. 16, 59. lass mich nicht lenger in diser
werkle von im (Gott) irre werden, Hier. 62, 22. wenn offenbar sunder
und irre weib (meretrices) die burger in dem himelreich übergangen
sint = praecedunt), Sol. 72, 2. irre zucht sie (Niöbe) nicht vergaz,,
Alex. 2789.
irresal stm. f. n. Irrung, (im Glauben:) Ketzerei, Schaden: das
er i. von uns vertribe, Hier. 3, 25. i., 5, 8 u. 10. in ichtes irresales
begreifen, 12, 21. ir unweises hertz in irrem i. vorvinstert und
vorstoret ist, 16, 5. 23, 22. ketzer wurden bekert von irem i., 96, 17.
Ein icliches kleines i. beweinet er so bitterlich (Fehltritt, Meines
Vergehen), 110, 19. irresal grosser ketzereien, 148,19. i. und un-
wiszen (confusio et ignorantia), Sol. 11, 2. du bist ein weg, an den
das i. ist, 11, 38. weg an allen irrsal zu dem ewigen leben, Ack. 56, 5.
nu ist eezvvas czwaiung und irsal czwischen mir von meins herrn
des kaisers wegen — und dem gruntherrn, Igl. Bgr. 29, 1. der
irresal, dem mau nicht widerstet, den wenet man czu bestetigen,
Const. IV 20, 19. der i. der täte (error facti), Const. IV 10, 8.
nichtesnicht ist also wider di warheit denn der i., der unvornunft
czeiget, IV 10, 2. IV 7, 6. Denselben irresal — dass einer mit ge-
Avalt ader heimelich etlich stuckel eines gangs an sich czeucht und
enpheet das von dem vorleiher — wolden wir straffen in disem teile,
das wir uns nicht selber verknupphen mit dem stricke des irresals
noch den worten: wer den andern, wann er mag, von irresal nicht
leitet, der beweist sich selben irren, Const. II 2, 13. unsere gutekeit
— di wil nicht leiden, das wir mit winkenden äugen bergen ett-
lichs czweifels iresal, 1115,12. schände und i. (confusio), 117. i.
pessern , I 7, 18. der preitet seinen schoz den ubeltetigen , der das
i. nicht strafet, 15,16. i. des rechten, Const. Vorrede, den alten
i. hinlegen, ebenda. — in irresal betrogen (errore deceptus), W — B
Deut. 30, 17.
irre-sam Adj. 1. irrend, verirrt. 2. zur Verirrung verleitend.
3. uneinig, verivirret: 1. unfletikeit meines irresames lebens, Hier.
214,28. 2. der i. weg, der czu dem ewigen tode leitet, 194,22.
vil böser irsamer ketzerei, 3, 19. 1. als irsaine schaf in grosser
irrunge irre gewesen, 3, 15. irresame pittunge (inepta petitio) ader
forderunge des clagers , Const. IV 6, 2. was gesprechsam oder irsam
ist (defectus), getreulich bessern, I 7, 4. diselben briefe — wisset i.
zu sein (irritas, ungültig), W— B Esther 16, 17.
irre-selig*, irr-selig*, irre-salig* Adj. voll Irrtum, irrtümlich:
ab iemant uns sulche schemliche oder irrselige ding zuschreib,
Saazer Urkdb. S. 179. ist das si (die pfaffen) uns iht böser, irrsaliger
oder scheinlicher dinge wolden zuschreiben, S. 180.
irre-tfun (irre-tuom) stm. 1. Irrung. 2. Hindernis. 3. Aber-
glaube. 4. Zwist, von irem i. (errore), W — B Num. 15, 25.
irrig Adj. irrig zweifelhaft: i. werden = in Streit geraten,
Elbog. Chr. 77, 17. 78, 12. irrig sein, 183, 22,
irrikeit (auch irrekeit, irrecheit) stf. Irrtum, Verirrung, bes.
im Glauben, Störung, Hindernis: Hieronimus hat auch alle i. der
heiligen schrift vornünfticlichen geslichtet, Hier. 7, 4.
396
irrunge — lagen
irrunge stf. ab sulebe i. und brache (Friedensbruch) mochten
hengelegit und abgeton werden. Stb. Brüx N. 326. darin in nimands
ainfal noch irrung tun sol, Igl. Stb. III. A 164b. an alle irrung,
V 176 a.
irte s. ürte.
iser, isern stn. Eisen, eiserne Waffe, Rüstung: ze iser sint sie
wol beriht (sie sind mit Rüstungen wohl versehen), Alex. 10 971. sie
hasten Volkes ze iser vil, 16514.
israelitisch Adj. israelitisch: die israelitischen diet, Leg. 442.
ite-wiz,, it-wiz, stmn. Strafrede, Schmähung, Tadel, Schmach:
in dem er schaut abzunemen meinen itwis (schände XL Bibel), T — B
Luk. 1, 25. wir tragen sein (Kristi) itwiz,z, (fluch XI. Bibel), Juden
13. 13. die ietwisse — vielen üf mich, Römer 15, 3.
ite-, it-wiz,en swv. Vorwürfe machen, schmähen: itwiz,z,t ir
(verschmehet XL B) niht, T— B Jak. 1, 5. diczselb itwisten im auch
di dieb (lesterten in auch die Schacher XL Bibel), Matth. 27, 44.
die eutwisten (sie!) im, Mark. 15, 32. er itwisset iren ungelauben
16. 14. so euch leut itwiz,z.et, Luk. 6, 22.
itzleich pron. Adj. ieteslich, iegelich jeder; aus ie und et-,
ete-, etes-lich irgendeiner, mancher: di warheit — di einen itzleichen
menschen derleucht. Sol. 5, 1.
itzunder (iezuo. iezent, iezunt, izunder) Adv. jetzt, gerade jetzt,
Traut. Chr. 12.
izig s. iezig.
jächant, jachant stm. Hyazinth (Edelstein): Hecht jachende,
Alex. 6155.
iage stf. das Jagen, Eilen, Verfolgung: sie sluogen ir manchen
tot an der iage, Ernst 3900. üf der (aventiure) geverte ich bin in
jage, Alex. 5398.
lagen swv. jaget auch jeit, Prät. jagete, jagte, jeite, Part.
gejaget, gejagt, gejeit; verfolgen, treiben, vollständig erreichen, den
Prozeß führen: Doruinb sollen sie (die scheppen) al weg den elager
und den antworter gegen einander lassen jagen, Igl. Str. I S. 359.
Des jagte sein widersache mit seinem vorsprechen, 171. Do jagt
des elagers vorsprech, ob diser im nicht ein holung verlorn hette,
227. do kegen jaget her wider, 152. wie urtail wider urtail ge-
jaget sint, 230b. die purger (Bürgen) iagten an einem urtail zu
dervaren , 249. do iagte abir der vrawen Vormunde mit seinem
vorsprechen mit dem priefe und mit andern geezengen, 263 S. 163.
er jaget noch einem rechten (suchte beim Richter sein Recht), 57.
der ansprecher hett es nicht vur eine klag, sunder her jagt noch
der gewer, 245 (hier sind clagen u. jagen ausdrücklich entgegen-
gesetzt), da wider jaget, Cristan 58. der fursprech iaget nach dem
bekentnus (verlangt, besteht darauf), Igl. Bgr. X. 6, 1. da — doruber
kein urteil gejaget ist, 34,4. Der elager ist genant, umb das er
claget und jaget, Const. IV 4, 2 (ab agendo dicitur), in jagunge ge-
jaget (erschüttert) wirt die erde (agitatione agitabitur terra), W — B
Js. 24, 20. der Peschel u. sein vorspreche dargetreten sind und
jager — jar-vrist 397
geiaget und geklaget hat mit seiner marscheide und mit seinen
amptleuten, Igl. Rspr. XVII. ob sie mich jagten, sie jagten auch
euch, T — B Job. 15/20. so euch die leut fluchent und euch jagen t,
Matth. 5, 11. also jagten sie die weissagen, die vor euch waren, 5, 12.
pet um di, die euch jagent und laidigent, 5, 41. so sie euch jagent
in dirr stat, so fliecht in ein andern, 10, 23. Alexander nach jagender
verte zogt vür die stat, Alex. Anh. 148. min herze jämer nach dir
(Achilles) jeit, Alex. 4998.
jager (jeger, -e) stm. Jäger, Verfolger*: Tristan 2392. 2415.
2425. ein jeger 2431. 2377. 4361. den jegern, 2381. ain jager
(durächter XL Bibel), T-B I. Tim. 1, 13.
jagunge stf. Verfolgung, agitatio: in jagnnge gejaget wirt die
erde, W — B Js. 24, 20. das durechten u. die jagung, T— B Matth.
13,21. leiden die j. des kreuzes Kristi, Gal. 6, 12; Mark. 4, 17;
Römer 8, 35.
jä-kerre sivin. Jasager, Schmeichler: zer lerzen hant der
vrouwen (Concordia) mac man jäherren schouwen, die maneger rede
erdenken da, was ir gevellet, daz, ist ir ja, Alex. 12640. jäherren
di soltu von dir verren, 27997.
jämer-börnde \mrt. Adj. Herdeid bringend, herzzerreißend:
dö wuochs so jämerbernder ruof, iUex. 9515.
jämerec, jämerig, jeuirig Adj. u. Adv. leidvoll, kummervoll:
Jupiter sol min jämerec leben wenden, W. v. W. 2513. diu grözen
und diu kleinen (juncfröwelin) wolden durch sie jämeric sin (weinten
um ihretwillen), 2526. diu so jsemerec vor im saz,, 2572. der
jämerigen (klagenden) herzogin, 943. — mit suftsen, schreien u mit
jämerigem mute, Hier. 228, 14. vil mer jameriger peine leiden,
217, 11. ir bringet leib und sele in die j. helle, 36, 22. von diser
jämerig werlde, 136, 20. 12, 1. traurig und jämerig, Ack. 11, 18. seit
jamerig (arm XL Bibel, trauert) und wainet, T — B Jak. 4, 9.
jämerkeit stf. Betrübnis, Wehklage, Elend: klagt in euern
jamerkeiten, über euer Elend, T — B Jak. 5, 1.
jämer-, jsemer-lich Adj. schmerzreich: jemerlich kumer,
Ack.' 31, 8.
jämer-zil* stn. trauriges Ende: daz, ich ez, (daz, buoch von
Tristan) volbringen wil mit rede unz an daz, j., Trist. 48.
jär-koch* stm. berufsmäßiger Koch, Eger. Chr. 1040.
jär-küche(u)* stf. Garküche: das er die jarkuchen eröffnet,
Eger Chr. 819.
jär-lich s. jer-lich.
jär- markt stm. Jahrmarkt: in jarmerkehten und höchsten
hochezeitten (an Fest- und Feiertagen), W— B Ez. 46, 11.
jär-tag stm. jährlich wiederkehrender Erinnerungstag , Jahres-
tag, besonders der Festtag einer Zunft: dorvon sol er alle jar albeg
den diustag noch Georgii ainen j. ausrichten u. halten auf sein
aigen darlegung (Kosten), Igl. Stb. V 197 b. di vorweser (Testaments-
vollzieher) sullen den vorgenannten j. ausrichten und vorpringen,
V 259 b. ire forfordern und erben mit einem loblichen begengkuus
und jartag begehen lassen, Elbog. Chr. 12, 11.
jär-vrist stf. Aufschub auf ein Jahr, Jahresfrist: er hat seiner
Jungfrau vermaringabt 60 seh. ß. in j., Igl. Stb. V 152 a.
398 jär-zal — jopel
jär-zal stf. 1. Jahresfrist. 2. festgesetzte Anzahl von Jahren,
Alter der Mündigkeit. 3. Jahreszahl: anno domini 1578 jar — nach
der j. Christi, Traut. Chr. 1. der zeit und j. nach 13, Traut. Chr. 16.
jär-zins stm. jährlich zu entrichtender Zins: den i. geben, Igl.
Bspr. XV.
jast* (= hast stf.) stm.? Eile, Hast, Aufgeregtheit: jedoch zur-
stossen sich ihre — blasen ires aifers auf ihrem jast selbs zu frühe
in der blüette, Traut. Chr. 118.
jauken (== jouchen, jouchen) swv. absolut u. tr. jagen, treiben:
strasrauber, deub — fahen und yaukeu, Igl. Str. (56) S. 324.
jä-worten* (von ja- wort sin. Zusage) swv. zustimmen, ein-
ivittigen: dorczu sie gejowort und gewilligt haben, Olm. Stb. 108 f.
jeehen (iehen. zusammenaez. gfin, s. : gihe, gibst, gibt, PI. jehen
stv. 1 1 sprechen, bekennen, eingestehen , anrechnen: swer dem
andern leides tuot und unverschult im nimt sin guot, billich er dar
haz,z,es giht. W. v. W. G185. wolt ir des an mein wort j., ich danke
genaden u. dem rechten , Igl. Bgr. 10, 6. 46, 4u. 6. 60, 5. 63, 5. 67, 8.
57, 8. sie iachen des mit einander, sie wolten nicht bekennen, 65, 5.
Traut Chr. 277. ir sult mir urloubes j., Ernst 5024. daz, im größer
swaere jach (in große Kot brachte), Alex. 20596. der bonm ze rucke
was sin dach , der schilt im vor desselbens jach : wsern die beide
nicht gewesen, er möhte nimmer sin genesen, 20614. da von (daß
Christus von Eva stammt) wir armen da zuo tilgen, daz, wir dir
sippe jehen mugen, 116.
jeger s. jager.
jeger-messe* stf. kurze, flüchtige Messe: Traut, Chr. 346.
jön-halb Adv. jenseits, als Präp. mit Gen.: die do wonten j.
des wassers des Jordanes, W — B Richter 1, 9. 5, 17.
jerig (järec, jseric) Adj. 1. ein Jahr alt. 2. jährlich. 3. groß-
jährig: 2. 16 grossen jeriges czinses uff der stat zum Czaslabs, Igl.
Stb. III A 161.
jer-liehen (jaer-lichen) Adv. : all jar j. den jartag ausrichten,
Igl. Stb. V 175d. das er für die schleifhütten alle jar jarlichen für
ein czins geben sol 20 gr., Igl. Stb. V 151b.
jöten stv. 1 1 (gite, jat, jäten, gejeten) jäten: im flachs geten,
Traut. Chr. 297.
Jerusalemite sum. Bewohner Jerusalems: zu der stat der
Jerusälemiten. Leg. 736.
jetz-lich, ietzlich pron. Adj. aus ie und eteslich = ein jeder,
Traut. Chr. 136. 141. 142.
jeuche, ieuche (jüche) f. Jauche, Suppe, jus, Brühe: tat die
ieuche in einen topf, Eleischbrühe, jus carnium, W — B Bichter 6, 19
u. 20. unreine ieuche (Brühe) ist in iren vassen, Js. 65, 4.
joch Konj. Adv. Interj. und, auch; noch, weder noch; sogar,
einoi Konzessivsatz einleitend. Interj. fürwahr: der sun der maid
ist joch (auch) ein her des sameztags, T — B Matth. 12,8. joch ich
sag euch und er ist mer dan ein weissag, 11, 9.
jope s. joppe.
jopel stn. kleine Jacke (jope): deine iopel phellin, Ernst 2536.
joppe — jung-vraw(e) 399
joppe (jope, joppe, juppe) siof. Jacke: di Joppen schaff ich dem
Andres Pawrnfeind, Igl. Stb. V 206 b. gwant zu hosen und Joppen,
V96c.
jost(e), juste (auch tjost, -e) stf. m. ritterlicher Zweikampf mit
dem' Speer, Speerstoß darin, aus franz. jouste, lat. juxta: als er
(als ob er) der juste beite, W. v. W. 7326. an bühurde und richer
jost, 153. ez, wsere in turnei oder in joste, 502. mit strite und mit
joste dicke er sie (die Feinde) besuochte, 3658. mit manger jost
gevelle er fromte ir vil zer helle, 3703. üf daz, was im ze joste
gäch , 4660. die ritter swanten mit jostes krefte ir starke gedigen
schefte, 4666.
jucken suw. jucken, kitzeln, streicheln; kratzen, reiben: „was
jucks du mich? ich habe meine jare, Böhm. Chr. 50.
Juden-gasse swstf. zu Eger in der Judengas, Eg. Achtb. II 165.
Igl. Stb. IV 243 c.
Juden- schul (-schuol) stf. Jadenschule, Igl. Stb. V 33c. 281a.
judischen (judesch, jüdisch) Adv. jüdisch: Und Rapsaces der
stun't und schrei mit grosser stimme judischen (Judaice, in jüdischer
Sprache), W— B Js. 36: 13.
jüdischeit stf. 1. jüdische Religion, Judentum. 2. Judenschaft,
jüd. Volk: 1. den frömdlingen , die zu euch treten von den haiden
zu Judiscbait und sun gepern mitten under euch, schullen sein als
die inwoner under den sunen israhel, W — B Ez. 47, 22. 2. umb
solich erung, so uns als einem Romischen kaiser nach emphahung
der kaiserl. croue von der judischheit zugeburt, Stb. Brüx N. 234.
judisch -lieh* Adv. nach Judenart: du lebest haidelich und
nit j., T— B Gal. 2, 14.
jung-brunne swm. Jungbrunnen: darinn ist zu meines heiles
vernewenden Jungbrunnen mir der weg verhawen, Ack. 7, 12. Was
weisz davon ein tummer, der ausz disem j. nit hat getrunken, 13, 1.
jungeling stm. Jüngling: alter, greiser j. (= Gott) erhöre mich,
Ack. 55, 17, so genannt, weil er in Christus sich erneute „sein graues
Haar, sein weißer Bart braun" s. W. Grimm Einl. zu Konrads
goldener Schmiede S. XXIX 17 ff, daher ist er auch altherre und
juncherre zugleich ebenda, vgl. auch Walther 24, 26.
jung-herre sivm. junger Herr, Junker, Edelknabe: der jung-
herre (Ödipus), Ales. 2908. 2927.
jungist, jungest Supperlativ von jung; j. tag = 1. letzter Tag,
Lebensende. 2. Tag des jüngsten Gerichts. 2. an dem jungisten
tage wirt er sie besuchen (heimsuchen), W — B Judith 16,20.
jung-lingin* stf. Jüngerin: daz, si leren di j. (die jungen Weiber),
daz, si lieb haben ireu liuan, T— B Titas 2, 4. ain j. (jüngerin
XI. Bibel) Tabita, Btb. 9, 36.
jimg-pfarrer* stm. neuer , jüngst angestellter (?) Pfarrer: des
jungen pf., dann zweimal: des jungpfarrers haus, 01m. Stb. 131k.
jüngst-hin* Adv. unlängst: den 8. July j., Eg. Achtb. II 222.
jung-vraw(e) (= juuc-vrou, -vrowe, -vrouwe) swf. 1. junge
Herrin. 2. unverheiratete vornehme Dienerin, Edelfräulein. 3. Jung-
frau. 4. überhaupt zur Bezeichnung des Reinen, Unbefleckten auch
von Männern: 3. di selige junefrawe Mariam, Igl. B 43. bleibe doch
die junevrowe (puella), W— B Gen. 24, 55. 24, 57. sein swester, die
400 jung-vraukeit — kainerer
nock ein j. ist (virgo) und nock nicht vorprelltet einem manne
(nupta), Lev. 21, 3. ein j., Deut. 22, 14; Igl. Str. 229. 230. Elkog.
Ckr. 98, 6 u. 24. 112, 27. 4. wenn sie beide (Hier, und Joh. der Täufer)
beide junkfrawen und beide einsidel gewesen sint, Hier. 8, 25.
jimg-rrauheit* (junc-vrouwe-lickeit) stf. Jungfräulichkeit: be-
raubten sie irer junckirawkeyt, Bükm. Ckr. 14.
jimg-vraulicli (junc-vronwelick) Adj. jungfräulich: die nock
in dem j. wesen ist (puellari aetate), W— B Num. 30, 17.
jimc-vrowlieh-keit (junc-vrowe-lickeit) stf. Jungfräulichkeit,
virginitas: das sint die czeicken der j., W — B Deut. 22,17.
juste stf. s. jost und kerte.
J3k. und C
kaffen (auch kapfen) swv. schauen, gaffen: ob der stolze Tristan
ickt wurde nü gekaffet an? Trist. 19Ö2. sie kaften disen narren
an, 5158. tier, gelick den äffen, begunden sie an kaffen, Alex. 23250.
kahr s. kar.
kal (kal, -wes) Adj. kahlköpfig: Czeuck ouf kaier, czeuck ouf
kaier, W — B Könige IV 2, 23. kinden kal = recalvaster, Lev.
13, 41.
calami* ein Gewürz: Alex. 14613.
calaun f? = lat. columna Säule, Pfeiler? ein bau — auf 4
steiuin calaun und saulen, Traut. Ckr. 170.
kalbe suf. junge Kidi: sie slaken ab den bals der kalben
(vitulaej, W— B Deut. 21, 4. sie sullen wascken he kende ouf die
kalben (super vitulam), Deut. 21, 6.
kale (kalwe) swf. kahle Stelle, Kahlheit: in der vorn kale
oder in der binden kale (Vorder- oder Hinterglatze), W — B Lev.
13, 42 f.
kalch (kale, -kes) stm. Kalk: slickte die steine mit kalcke
und powe do einen alter, W — B Deut. 27, 4.
kalch -stein (kale- stein) stm. Kalkstein: under den k. , Igl.
Bgr. 116, S. 109.
kaleiider stm. Kalender: dises jar (1584) ist der new Grego-
rianische calender angefangen, Traut. Ckr. 280.
kal-keit stf. Kahlheit, Calvities, W— B Lev. 13, 43.
calkieren* swv. (Balken) treten, calcare, Traut. Ckr. 36,50.
kamer stsivf. 1. Kammer, Schlafgemach. 2. Vorratskammer.
3. öffentl. Kasse, Fiskus, kgl. Kammer: 3. unser kerre der camerer
verlangt die Bestrafung einer vor Gericht beschimpften Jüdin, di in
meines kerren camer gekört, Igl. Str. 273.
kamerer stm. 1. Schatzmeister über Gelder, Kleinode, Waffen,
Verwalter der Kammer emkünfte, bes. des Königs. 2. Aufseher im
Frauen- und Schlafgemach. 3. erster Diener eines Fürsten. 1. Er
kann dem Richter und Schöffen das Richteramt nur in 4 Fällen
einstellen 1. trenn vor ihm geklagt tvird. 2. wenn an Hin appelliert
(berufen) wird. 3. wenn er ausdrücklich in die Stadt zu kommen
ersucht tvird. 4. Wenn der Richter oder die Geschworenen selbst die
Beklagten sind, Igl. Str. 10; für ein kleines Versehen darf von ihm
kamer-gerlcht — kamper 401
oder unter seinem Vorsitz nur ein Groschen als Strafe auferlegt
werden, 12, 14,' die 3 Marie für eine Kamperwunde fallen nicht ihm,
sondern dem Richter und den Schöffen zu, 13; wenn er als Ver-
treter des Königs dem Stadtgericht Vorsitzen will, soll er zum min-
desten einen Termin von 2 Wochen setzen und Geschworene einer
andern Stadt, womöglich einer solchen, die das gleiche Recht hat,
beiziehen, 18. Er hat kein Recht von einem, vom Vorrichter und
Schöffen behandelten Prozeß Strafgelder zu beziehen, 167. Verhand-
lungen unter seinem Vorsitz 237. 243. 249. ingesigel des camerers,
Const. IV 14, 2. dem k. des lands , der über die stete zu gepitten
hat, Olm. Stb. 132 S. 101. Cristoff von Pyesk, kamerer in den czeiten,
Igl. Bgr. 52, 5. 2. und er gepot seinen kamerern (cubiculariis), W— B
Judith 12, 16.
kamer-gericht stn. oberstes Gericht, Traut. Chr. 160.
kamer-güt (-guot) stn. Kammergut: königlicher majestat k.
zu mehren, Igl. Mut. 19.
kamer -knecht stm. 1. niedriger Hofbedienter. 2. Jude, als
Leibeigner der kgl. Kammer: unser Juden und c. , Stb. Brüx N. 234.
kainer - meister stm. Vorsteher und Verwalter der Kammer-
einkünfte, Böhm. Chr. 27.
kamer- recht stswn. oberstes Gericht im Lande: sie sind für
die hern des kammerrechtens getretten , Elbog. Chr. 131, 26. 131, 30.
132, 1. für die hern in der königlichen stuben im kamerrechten ge-
standen, 60,14. das ir rat, im k. auf dem slos zu Brag gesteet,
109, 12.
kamer-rent* stf. Kammereinkünfte : Auch so hat iinsers herrn
Margraffen gnad dise Stat (Olmütz) und ire inwoner sonderlich be-
gnadt und seiner rechten kamerrenth all jar ewiklich fumeezik
schok derlassen und sein brief und Magestat doruff geben, Olm.
Stb. 44 S. 26.
kamer-schreiber stm. Schreiber der kgl. Kammer, Rentamt-
mann: des kuniges c, Igl. Bgr. N. 36, 1.
kamer-wagen stm. 1. der Wagen, der auf der Reise die fürstl.
Kammer (Gewand, Kleinodien, Silberzeug) führte. 2. bedeckter Vor-
ratswagen überhaupt. 3. Wagen mit einer besonderen Pidverkammer:
2. mannic k. svvaere, W. v. W. 1310. vil wol geladener k. begonden
gän, Tristan 4366.
kämm, kämpf (= kamp) stm. Bergrücken , Traut. Chr. 131.
150. 203. 207. 209. 268. 269. vgl. bei Lexer unter kamp: Haedreichs-
dorf (Hadersdorf) am Kamp.
kamper-, kampier -wunde* swstf. (von kämpf, kamph Zwei-
kampf, duellum), duellum vulnus, vulnus duelli: Strafe darauf, wenn
sie vor den Geschworenen zugefügt wurde, Verlust der Hand. Damit
muß sich sowohl der Richter als der Klüger begnügen, Igl. Str. 4.
uff einen toten man mag (kann) man nur ein kamperwunden gelegen,
wi vil der andern wunden sein, di werden alle czu plutrunst ge-
achtet, 146. an einem toden mak man nicht mer champerwunden
besagen dan aine. Was der andern wunden sint, das sint alle plut-
runss, 144. pus — um ein k., 170. 171. umb eine k. gevallen X mark
und zwar: 7 dem selbscholen (Beschädigten, Kläger), 2 dem rieht er
und eine den scheppeu, 182. 257 b; ferner 222; 151. 152. welicher
Jeliiiek, Wörterbuch. 2h
402 kampf-genöz, — kar
ein kamperwunden an der tenken Seiten gehabt hat, Tgl. Stb. V 153 a.
welicke wunden minner ist denn ein k., V173c.
di scheppen funden an irem leibe ein k., ein plutrunst und 21 peul
und plawsleg, Igl. Stb.
kampf-genöz, stswm. 1. Mitkämpfer. 2. Gegner: Trist. 1816.
kampf-geverte swm. die zwene k., Schretel 255.
kampf-swert (auch kempf-swert) stn. doppelschneidiges Schivert,
romphea, pugio: Ab hib sie seinen hals mit dem kampfswerte
(pugione), W— B Judith 16,11. do gienk sie zu der seulen, die do
was zu seines pettes houbten und sein k., das doran hienk gepunden,
das loste sie abe, Judith 13,8; Dal. 65,34 (24,41).
kaudl (kandel, kannel) stswf. die Hälfte des landesüblichen
Flüssigkeitsmaßes, Taiding v. Friedberg, 27. ein zwiseitlichs kändl,
Igl. Ms. 18. ein zweiseitlichs kändl, 13. III k. weins, Eger. Chr.
1163. ein sechsseitige k., Igl. Stb. V 41 a. ein kendl schoff ich
meiner swegerin, 111224 a.
kandier stm. Kannengießer : Christof Hatzold , k. , Eger. Chr.
528. 559. die kantler gehören in Eger zur communzunft, 1039.
kanke* Lende: Johannes het ein fellin gurtel um seine kanken,
T— B Matth. 3, 4.
kan-schaft s. kon-schaft.
kantner stm. Unterlage von Balken für Fässer, Kellerlager:
Quidquid damni in vase, quamdiu in cellario domini vini super lignis
dictis „Kanthner" jacuerit. acciderit, illud dominus vasis sustinebit,
Brünu. Str. 1 154.
kant-nusse stf. Kenntnis, Erkenntnis, Einsicht: enberen — des
angesichtes und der k. der klaren gotheit, Hier. 131, 10.
kantorei* stf. das Amt eines Kantors (Chorregenten), Kirchen-
chorpersonal: die cantorei und schule helfen zu versorgen, Traut.
Chr. 187. sie (die Priester) und die c. te deum laudamus zu singen
angefangen , Eger. Chr. 1200 S. 380. das er sol die c. und orgel
versorgen, Traut. Chr. 190.
kantoresse Chorregent: von erbauung der kirchen und ihren
pfarrhern, schulmaistern und cantoressen, Traut. Chr. 1.
kanzel-sckreiber stm. Kanzlist: den höchsten der k. (des Königs),
Elbog. Chr. 22, 29. 22. 38.
kapellän stm. Kaplan, Trist. 1923.
kapfen s. kaffen.
cap-kan (cap-han, -huon, kappun) stm. 1. kastrierter Hahn,
Kapaun. 2. Kastrat, Entmannter: 1. sam ausgetragen wirt ein c.
(gallus gallinaceus), W— B Js. 22, 17.
kaplarei* stf. Kaplanstelle: dem capplan czu seiner caplarei,
Igl. Stb. V 59 d. die provisores der vorbemelten capplarei sullen di
sumb ieder sovil seiner c. ist czugeaigent und gegeben, annemen und
seinem caplan dafür czins kauffen und verpriefen, V 60 a.
kappe swstf. mantelartiges Kleid mit Kapuze (für Männer
und Frauen): eine kappen von brünen scharlachen, Trist. 1938.
cape und kalck deckt manchen schalck, Traut. Chr. 53.
kar stm. * n. (bei Lexer nur stf.) zu got kas, ahd. char, Hohl-
gefäß, Getreidemaß, im Egerlande bis heute die gewöhnl. Maß-
berechnung, nach Pröckel = 45/8 Wiener Metzen, Eg. L. II 173. un-
karakter — ksese 403
gelt ie von einem kare malz, Ung. 4. 1 kakr kaber, Eger Chr. 104
S. 68. das kakr kabern umb 4 fl pakr gelt, 435. körn ein kakr
10 fl N. 435. 550. a. 1536 galt ein kar körn 5V2 fl, der haber 2 fl,
der waitz 6 fl, Nr. 58. — 100 kar waiczen, T— B Luk. 16, 7.
karakter stsivm. karacte swm. Zauberschrift, -spruch: wau
im die k. (an den Schlüsseln) wären alzu meisterlich, Trist. 5987.
er lerte in die karacter e in kriechischem das ABC, Alex. 1277.
karch (auch karrech, karrich, im mittleren und oberen Rhein-
land = karre) stsivm. Karren: er von einem karchen streit, Alex.
8059. an den karchen er rante, 8066.
cardelatzsck* ? breite Klinge, eine Art Degen, Tränt. Chr. 321.
karg Adj. 1. listig, schlau. 2. heftig, stark. 3. knapp, knauserig.
4. nicht ausgiebig, unfruchtbar: also karge — iare — das man vor-
gessen wirt aller hindersten wunne und genüge (cuncta retro abun-
dantia), W — B Gen. 41, 30. 1. die küneginne was so karc, daz, sie
von wege den fürsten bare, e daz, geschehe, daz, in (Alexander)
Candaules same, Alex. 20497.
karg-keit stf. 1. Schlauheit, Hinterlist. 2. Sparsamkeit,
Knauserei: 2. nun seht, warezu ist gut die k., Böhm. Chr. 33.
karker (auch kerksere) s. kerker.
carmelisck * Adj. in die carmelische erde = in terram Carmeli,
W-B Jer. 2, 7.
kam- man, karren-nian stm. Kärrner; der seine Waren von
einem Karren verkauft: hat ein k. ein kam mit haselnussen hie
gehabt, Eger. Chr. 913.
karratsche (auch karräsch stmf. karrasche, karrosche, karrutsche
swm f.) sivf. aus frans, carosse, it. caroccio, lat. carruca: Wagen,
besonders der, auf dein das Feldseichen aufgerichtet ist: man sach
bringen ir apgote üf karratschen rieh gezieret, W. v. W. 3620. 3624.
daz, üf ieglichem karrätseben wsere ein tempel Jovi ze eren, Alex.
6082. 6115. 6149. der karratsche von golde glost, 6152. 6219. von
dem k. — Darius spranc, 8558. uf vier schiben sach man lonfen sin
k. riche, 12311. läz,t die phile — üf in fliegen von den bogen die
die k. triben, 12779. die üf den k. riten, 12785. selbe er von dem
k. sehoz,, 13990. Sanga üf einer k. streit, 13 509. ir sac und ir k.,
14415. sinen got Machamet der vogt von Babilöne het uf einen
karratst hoch gesatzt, Ernst 4689.
karre swm. Karren: wir sprachen im czu alle nuez vom
karren und schraten, Igl. Stb. III 220b.
kartaune* swf. Kanone: 2 k. und alle wägen, Eger. Chr. 1069.
kartteken* Adj. aus seidenem Gewirk gefertigt: schwarze
wames, rot und weisse kartteken, Traut. Chr. 321.
karten swv. mit der Karde krumpeln : einen tuchmacherknecht,
der da czuhanndt kharten u. slaken mag, den sol man dingen auf
drei jar, Igl. Stb. V 236 a.
karteu-inacher* stm. geometr. Zeichner, Traut. Chr. 224.
kärung stf. Widerer stattung, Eger. Chr. N. 1142 s. widerkar.
karvunkel stm. Karfunkel, ein Edelstein: saphir, karfankel
reine, Alex. 6154. dar abe die k. lühten, 7883. k. tiure, 12294.
ksese s. kese.
26*
404 käseil — kauf-man-schaft
käsell (käsel, -e) aus lat. casula stswf. 1. Hülle. Kleid. 2. priesterl.
Kleid, Traut. Chr. 12.
kassia* (lat.) stf.! ein arabisches Gewürz, Alex. 14613.
ksesin s. kesin.
kassisch* (von kasse sivf. aus mlat. casia, cassia) Adj. cassische
pfeifen = Halmflöten, W — B Ex. 30, 24. bastu mir nicht gekoufet
unib silber c. pfeiffen (= calamum, Kalmus), Js. 43, 24.
käste swm. Kasten, Behälter: czu dem kästen (aream, Schütt-
boden) er das sament, "W — B Job. 39, 12.
kastelän stn. kastilischcs Pferd: er huob den swager sinen vür
sich üf sin k., Trist. 6295; W. v. W. 3517.
katemer, katemmer {aus quatuor tempora) stf. Quatember-
f asten, Vierteljahr: Elbogner Chr. 10, 33. 20,13. 21, 13 u. 14 usw.
23, 9. 95, 23. 94, 19. 98, 1.
kät-fasz* stn. (aus quät, kät stn. Kot u. vaz,, -z,z,es Gefäß,
Schrein) Kotbehälter: der mensch ist ein k., Ack. 36, 9.
katze swf. 1. Katze. 2. Belagerungswerkzeug, bewegt Schutzdach
für die Belagerer: 2. Alex. 2515. 14966; Alex. Anh. 690. do machten sie
ein kaczen und gingen darunder mit stürme czu der stat, Böhm. Chr. 47.
kauf (kouf PI. koufe) stm. 1. Geschäft zwischen Käufer und
Verkäufer , Handel. 2. Unterhandlung, Verabredung. 3. Tun und
Treiben. 4. gekaufte Ware: 1. Und dise Sicherheit sol man halden
in allem kaufe der teile (Bergteile), wann weder der kauffer weder
der geber [!] behalden kein recht in den gekauften ader gegeben
teilen, di sein in denn vor dem pergmeister von den vorkauffern
ader gebern aufgeben — Const. III 6, 9. münezen wurden geslagen,
doinit man furpas gewonleich kauften u. vorkauffeu mochte und
furpas nicht beide dink ein kauff hiesse (beim Tauschhandel), sunder
das eine ein Ion ader gelt hiesse, Const. III 6 Einl. das — von
andern dingen, di do notdurft sein czu dem berge, ein rechter kauff
und mase sei, I 5, 14. kauf auf frist umb den 3. 4. 5. oder 6. pfennig
ist verboten, Eg. Str. A XV 5. das sie alle golder und silber —
nindert anders wohin als in unsere eigene münze umb den bestimbten
kauf (Preis) zu liefern schuldig sein sollen, Traut. Chr. 253. Streit
über die Höhe des Kaufschdlings, Igl. Str. (45). Haftung für dessen
Best, (15a. 37. 78c). Bürgschaft dafür, (26. 45). Über kauf handelt
ausführt Const. III 6. s. auch vorkaufen.
kauf-berednis* Kaufvertrag, Vereinbarung über den Kauf, Traut.
Chr. 78.
kaufen (auch bes. md. keufen) siev. Part, meist kouft 1. tr.
durch Kauf erwerben, eintauschen, erwerben, gewinnen, gericht k. =
begehren, außer den gebräuchlichen Gerichtstagen, wip k. durch
Brautkauf von der Mxmdschaft des väterl. Geschlechts lösen. 2. ver-
kaufen. 3. intr. Handel treiben: das dasselbe gelt gekauft (ein-
genommen) wer aus denselben weinen, Igl. Str. 231. das der kaufet,
gewidemt und gestift hat ein ewige messe , Eger M U 1. was aus
dem pir gekauft (dafür eingenommen) wirt, Igl. Stb. III 112 d.
kauf-leute PI. von Kaufmann: deine k., W — B Js. 47, 15; Igl.
Bgr. X. 47 u. 67.
kauf-man-schaft stf. 1. Handel, Kaufmannschaft. 2. Handels-
gut, Ware. 1. einer der k. trieb, Chlum. I 43. er und Paul Lidl
kauf-man-schatz — kaufuuge 405
haben ein gemainschaft mit einander gehabt in k. etliche czeit,
Igl. Stb. V 198 b. 2. Jeronimus — sein schif mit himelischen reich —
turne und mit ewiger k. gefullet hat, Hier. 104, 12. mitsampt
dem schif und der k. (mercibus) zu deinem ufer kumen, Sol. 98,10.
Nur aleine leg nider die k., die du tregest, Hier. 201, 4. Item das
ander gesetz ist, daz, dehein wirt seinem gaste deheinerlei k. koufen
noch vorkaufen sol bi derselben buz,e, Prag. Str. N. 10. k. von
essenden dingen (merces comestibiles), N. 12. win, zin, kupfer,
wachs, fisch oder anderlei k., 43. von der k. und mas (de mercato
et mercibus), Igl. Str. B. 9. ein ider gesessener man mag allein,
selbander, selbdritter oder selbvirder salcz kauffen ader verkauften
und ander k., Igl. Stb. 11139 c. So man k. brächt zu unserm markt,
es sei wein, malz, traid, fisch oder welicherlei k. das wäre und so
wir bürger darumben kaufeten (feilschten) , Taiding v. Friedberg 41.
solche war, di rehte k. heiztet, Eg. Str. A XV 3. 3. ein Spiel*:
auch ist possen verboten bei 5 pfunden, auch allez, ander spil, es sei
genant: koufmanschaft, pregeln, koppeln, reiten auf freigen marcht,
einräten, orten usw., Eg. Str. A XIII, 2. was man k. durchführt,
gibt nichts (als Zoll), Egcr. Chr. 104 S. 69.
kauf-man-schatz (kouf-man-schaz) stm. 1. Handelsgut, Ware.
2. Handel: 1. O wie gar reich ist desselben k. über golt, Hier. 62, 6.
getraid und welicherlei k. es sei, Budw. Urkdb. N. 477. so sol von
rechte in dieser stat Olomuncz ein gemeine niderlegung aller k.
gehalden werden, Olm. Stb. 91. dem hies er seinen k. also vorhindern
und auffhalden und lies demselben czu dinge gepiten und lies clagen
auf in umb sein taglon, Böhm. Chr. 77.
kaufmans-güt stn. Handelsware: hüet (Hüte), die nicht k.
werdt sein, sol man austragen und czuschneiden (= zerschneiden),
Igl. Stb. V 256 a.
kauf- maus -wäre* stf. (vgl. mhd. kouf-ware und kouf-man-
schaz-ware) Ware: solche geltschuld um k. und pfembrt ist ent-
sprungen, Igl. Bgr. 107, 2.
kauf-satz (wenn nicht kauf- schätz zu lesen) stm. Handel: an
dem suntage nit koufsaczis pflegin, Dal. (32, 39).
kauf-schaft (verlesen für kon-schaft s. dieses).
kauf- schätz (kouf-schaz) stm. 1. Ware. 2. Handel: 1. ledig
gemacht von aller maut, die sie von ierm chaufschatz geben scholden,
Brunn. Str. II 169. (Freibrief K. Rudolfs, Chrudim 2. Febr. 1307
über die Mautfreiheit der Brünner Bürger, Brunn 23. Aug. 1312.)
s. ferner: einung.
kauf-slagen swv. einen kouf-slac machen, den Handschlag geben,
der den Kauf bekräftigt und abschließt: koufslagit = negotiamini,
W— B Gen. 34, 10. das man nicht gestat — nemlichen vor sing-
czeit zu k. , Olm. Stb. 91. Dorumb das im k. vil leut mermoln be-
tragen und ubersatzt werden, 90. dorumb das man im k. vil gots-
dinst vorsaumpnet, 90. Nu dann zu Olomuncz die burger — am
meisten sich mit k. (Handel) generen, 90. ein sumb gelt erlegt,
damit zu kauffslagen, Igl. Stb. V 164 b.
kauf-slagunge*, -slahunge* stf. Handel, W— B Js. 23, 2.
kaufunge stf. Handel, Kauf: in dem briefe der k. (Kaufvertrag),
W— B Jer. 32, 12 und 14.
406 kauf-wib — ke'l
kauf-Tvip stn. Kaufmannsfrau, W. v. W. 6222.
kauf-wise* Adj. im Handel erfahren: nach koufwisen siten —
riten öf der waltsträz,e ban sehs riebe koufman, W. v. W. 5450.
kanl-haupt* stm. ein Fi$ch, Kaulbars: von fohren, aseben und
kaulhaupten wieder ir narung — genug sein wird, Traut. Chr. 123.
kauwe (kouwe) sivsif. bergm. Hütte üher dem Schacht, Schacht-
häuschen: der bergineister — alle unfuge, die mit Worten oder mit
werken an seiner gruben und in den vier wentten seiner kauwen
gescheen, selber mag richten und nindert anderswo dar schieben, an
allein wunden und totschlege, DIR § 23a 5 u. 7. in der k. DIR
II 29; Igl. Bgr. 106. holez czu den kauwen geben, Igl. Bgr. 96, 2.
sie bekanten, wie das sie komen in die kau, genant czu der scheun,
N. 6, 2. dieselb mas tritt bis in ir chaun, N. 09. alle ding, die in
der kawen sein, Const. 1 12, 5.
kawlen* sivv.? steine k. zeu den puchsen, Stb. Brüx N. 345.
kaiizen (kuteren, kuttern von dem alem. Wort kute, küte swm.
Tauber, wie ein Tauber girren) swv.: Und nicht was er, der die
vedern bewegte und kauezte, W— B Js. 10, 14 Cqui ganniret) und
VIB12c = Js. 13, 22.
kavalerie stf. Bitterlichkeit: von des (Grinets) k. gezieret was
Frankriche, Rf . 270.
kebs-man* stm. (vgl. bei L. kebeskint, -suu, -wip, kebes, -e,
kebse Beischläferin) Zweikämpfe)- (vir spurius): Ous was gegangen
ein k. von den purgen der philisten mit namen Goliath von Geth,
sechs doumelen hoch und einer spannen, W — B Könige 1 17, 4.
keil-stein* (von kil stm. 1. Keil) stn.: sie funden vier keil-
stein hinder dem gange, Igl. Bgr. N. 6, 2.
keimen (kinen, kirnen) swv. sich spalten, keimen, auswachsen:
der same keimet, T — B Mark. 4, 27.
kaiser-gelt (stn. = dem Kaiser zu zahlende Steuer, Traut.
Chr. 309.
keiserisch Adj. kaiserlich: die k. dörfer, so zur herschaft
Trautnaw gehörig sein gewest, Traut. Chr. 311. zu den k. gründen,
301. über die Trautnawischen kaisrischen gepirge, 293. die kaisz-
rischen holzknecht und schwatser, 222. 217. den k. wasserholzbau-
leuten, 223.
keiser-karlspad die Stadt Karlsbad; Elbog. Chr. 21, 32. 22, 8.
keiser-tüm (-tuom) stn. Kaisertum, -wurde, -Staat, Herrschaft
als Kaiser: unser reiche in dem 12. u. des keysertums in dem 3. jare,
Stb. Brüx N. 108.
kek-lieke(n) Adv. mutig, frisch: die ors gar k. mit den
houbten nikten. Rf. 232.
kelbel (auch kelbelin. kälbel) stn. kleines Kalb: ein junges k.,
W— B Gen. 18, 7.
kelch-lebs* {von mhd. lefs, -e stswmf.) Lippe am Kelch
s. lebs.
kel, -e swf. 1. Kehle, Hals. 2. Luftröhre. 3. Speiseröhre.
4. Kehlstück am Pelz. 5. Kinne, Kanelur an einer Saide. 5. habende
kelen und mancherlei ergrabunge (habens caelaturas variasque
sc\ilpturas), W— B Könige III 7, 35.
kelle — k$r 407
kelle stswf. 1. Kelle, Schöpflöffel, Maurerkelle. 2. Loch, Hütte
für Hunde oder Vögel. 3. Gefängnis. 4. Tümpel in einem Fluß: 1. k. =
trulla; die kellen, W— B Könige II 25, 14.
keller-hals stm. vorspringender, gewölbter Kellereingang: ist
der k. vor dem ratkause forneii vor der thür heraus gebawet, Traut.
Chr. 330.
keller-leut* PI. st. Händler, die in einem Keller ihre Waren
verkaufen: die k., die in den kellern sitzen und habern fail haben,
Eg. Str. C 116.
keiner stm. Kellermeister: Andreas, keiner (in einem Kloster),
Igl. Bgr. 51, 11.
kemel (auch kemmel, kembel) stm. Kamel: diu k. brachten
dar getragen merrinder unde droinedär, W. v. W. 3641 ; Alex. 3996.
6227. 7295. 21453; T— B Matth. 19, 24.
kemenäte sivstf. 1. ein mit Feuerstätte versehenes Gemach, bes.
Schlafgemach. 2. zur Aufbewahrung von Kleidern und Waffen.
3. Gerichtsstube. 4. Wohnhaus; aus tat. carninata von caminus: in
die kemenäte, -en, W. v. W.604. 622; Trist. 796. 1435; Böhm. Chr.
63. 98; Igl. Stb. V106b. in die kemnet, 226 d. kempnat, Elbog.
9, 13. 10, 8. 11, 8.
kern lein, kemlin (kembelin) stn. Kamel: mit den hären des
kemlin, Matth. 3, 4. Mark. 1, 6.
kemler* kein tuchmacher sal mer dann czwa par kemlern
halden (Beschluß der Tuchmacher der Städte in Mähren von 1407),
Olm. Stb. 95a.
kempf-liche, -en (auch kampf-liche, -en) Adv. zum Zweikampf
gerüstet, bereit, zum Zioeikampf vorladen, herausfordern: vrouwe
Bene gar kempfliche saz,, W. v. W. 7561. als die forster — ettliche
bürgere von Eger auf unser lantgericht zu Nuremberg k. geladen,
Mind. d. Egerl. S. 62. u. S. 65. der k. für unser lantgericht geladen
wird — wider sulche gnade und freiheit — nicht weisen schullen,
S. 64; Eger. Chr. 1068.
Kämpfel-wiese * (von kempfel, kempfe stm. 1. wer sich oder
andere einen Zweikampf unternimmt. 2. Schlägel der Steinklopfer)
swstf. ein Wiesenname: der äussern Binder- oder alten K. genannt,
Taiding v. Fried berg N. 58.
kendl s. kandl.
kennel stn. kleine Kanne : ein kchenell zu tische, Igl. Stb. III
198 b.
kenne-lich Adj. kennbar: ist aber nach kenlich genug, Traut.
Chr. 260.
keppel (auch keppelin, keplin, kappe) stn. Kopfbedeckung,
Halssaum: als mit dem k. ires rockes haben sie mich ummevangen
(capitio tunicae), W— B Job. 30, 18. sin k., daz. ez, truoc, Schretel
317. ez, het ein rötez, k. an, 190.
ker, -e (auch kär, -e) stf. Wendung, Bemühen, Hingebung, Be-
kehrung, Leitung des Wassers, der Sole, Wiedererstattung: ir fröude
tet gern riuwe ker (verwandelt sich in) , W. v. W. 2467. war was
iuwer reise ker (wohin ging sie?), 6658.
408 ke"rb-holz — kestigen
kerb-holz stn. Kerbholz: sie (die birschrötter) hatten an ihr
k. angekerbt (als von ihnen abgeladen) in 3/4 jähren 1565 aimer wein,
Traut, Chr. 231.
ker stm. kere stf. Wendung: doch beidenthalp der fürste reiz,
gegen siner siten keren uz, dem rocke einen geren (Rockschoß),
W. v. W. 1995.
keren sivv. Prot, karte, karte (so regelm. in W — B) neben
kerte, Part, gekärt, gekeret, gekert 1. tr. und refl. kehren, um-
wenden. 2. sich k. an = kümmern um, achten auf. 3. scheinbar
intr. mit Ergänzung von ros, wagen usw. umkehren. 4. grenzen,
aufhören: zu grosser torheit k. (als Torheit anrechnen), Hier. 1, 16.
hetten die molen (Mühlen), e si czu dem nucz des bergwerks gekart
wurden, icht geczinset, den selben czins sohlen die bergleute auch
leiden, Igl. Bgr. 26, 4. wie er mohte die frouwen an gekeren, daz,
ez, ergienge nach eren, Alex. 364.
kerge stf. List, Schlauheit, Umsicht: du sal auch nemen eine
guote herberge, das bevil ich diner k., Ernst 5298.
kerker (auch kerkel) stm. Kerker: in dem dhikhouse des kerkers.
W— B Esdr. II 3, 25. karker, T— B Luk. 3, 20.
kern-nubel* stm. ein Flurname: pratum, situm in k., Igl. Stb.
IV 228 c.
kern-teich* stm. Name mehrerer Teiche bei Iglau: piscina k.,
Igl. Stb. IV 203 c
Kernden, Kernteüi stn. Kärnten: Albrecht, herczog zu Oste-
rich, zu Steyern und zu Kernden, Budweiser Urkdb. N. 354. Heinrich
von Kerntein, Böhm. Chr. 100.
kerung stf. 1. Windung, Richtung. 2. Bekehrung. 3. Schaden-
ersatz. 3. umb sulche habe und gut ein ganze ausrichtung (Be-
gleichung), k. und benugen gescheen ist, Stb. Brüx N. 226.
kerz-stal stnm.* Leuchter: siben guidein k., T— B Offenb. 1, 13.
1, 20. 2, 1. beweg den k. von seiner stat, 2, 5. wirt ez, (daz, licht-
vas) nit geseczet auf daz, k., Mark. 4, 21; Luk. 8, 16; Matth. 5, 15;
Juden 9, 2. noch stet ein fuz, (einer Antiquität) obir Präge zcu sente
Vit, den man einen cherczal geit. Man glaubt, daz er von Salomons
tempil kome her, Dal. 108, 38 (47, 68).
keselein (kseselin) sin. Käset, Quargel: dise czehen k. trage
czu dem houbtman (formellas caseij, W — B Könige 1 17, 18.
kese-waz,z,er stn. Molke, Tristan 5195.
kesin* Adj. aus ksese: ein kesinbrott (Laib Käse?), Traut.
Chr. 228.
kessel-ring (kez,z,el-rinc) stm. 1. Ring, an dem der Kessel über
dem Feuer hängt. 2. hier offenbar ein Teil des Weinkellers*: der
czwei vas (Wein) gelegen weren czu dem k., Igl. Str. 232. u. das-
selbe gut — in seinem namen eingeleget wer. es wer czu dem kessel-
ringe oder anderswo, 232.
kestigen swv. kasteien, vom Lat. castigare: k. wil ich dich in
gerichte, W— B Jer. 46, 28. 30, 11. 31, 18. Gekestigt hastu mich herre
und gelärt bin ich worden als ein ungestümer iungeling, Jer. 31, 18.
so wirt iuch manige stund min gepurd (meine Nachkommen) kestigund
mit einer eisnern gertin, Dal. 29, 25 (5, 67).
kestigunge — kharten 409
kestigunge (auch kestegunge, kestunge) stf. das Kasteien,
Quälen, Züchtigen: ich Lab von der k. meines leibes nicht geladen,
Hier. 11, 3.
ket-lein (keten-lin) stn. kleine Kette, W— B Ex. 39, 15.
ketten-f eiertag* (=keten-vire stf.) stm. Tag der Kettenfeier:
des jares, dö die himelvart offen was, an des himels torwarters k.,
dö man zalt von anfang der weit 6599 jare, Ack. 19, 14.
ketzer stm, Ketzer: ob er sich wol anlassen wnrd und nicht
ein keczer wer, Igl. Stb. III 112 c.
ketzer-lich Adj. ketzerisch: sulcher ketzerlicher irresal, Hier.
135, 15.
keuchel (kiuchel) stn. 1. Küchlein, Junges, bes. von Vögeln.
2.* aber auch von Eseln, Löioen usw., pullus: 1. als die k. von
dem neste vligende, W— B Js. 16, 2. Als der adelar, reiczende czu
vligen seine k., Deut. 32,11. den keucheln der raben, Ps. 146, 9;
Job. 38, 41. als ein keuchel der swalben also wil ich schreien, Js.
38, 14; = junge Turteltaube, Ps. 83, 4. 2. ouf dreissik eslinne keucheln
(super triginta pullos asiuarum, Richter 10,4; s. auch esilkeuchel.
bindende an den Weingarten sein k. und an den weinstock, o mein
sun, sein esliue, Gen. 49, 11.
keuer* (von kiuwen stv. III kauen) stm. Käuer, Fresser, Be-
zeichnung für Heuschrecken: die heuschrecken — die keuer und der
athak (attacus) und der opimak (ophiomachus) und allerlei heu-
schrecken nach irem gesiechte, W — B Lev. 11, 22.
keufen (kibelen, kivelen, kiben, kiven) swv. scheltend zanken,
keifen: Alle tag neu anmutung oder k., alle wochen fremde auf-
setzung oder muffeln, Ack. 45, 14.
keusch (kiusch, -e) Adj. 1. keusch, rein, sittsam, schamhaft.
2. unbescholtenen Rufs. 3. mäßig im Essen und Trinken. 4. ruhig,
sanftmütig. 5. vernünftig handelnd. 1. sie was k. des leibes, guter
und frolicher mitwonung, Ack. 10, 5. 5. ich wold k. (me esse
prudentem) und bin betrogen, Sol. 38, 14. die kiusche und die
kurteise (Isöt), Trist. 1490. daz, ich sie maget wolde län und
kiusche ein jär, 1079. ez, ist ein site vil lichte in Parmenie, daz,
man die megde vrie und kiusche let die erste nacht, 829.
keusche (kiusche) stf. 1. Jungfräidiche Reinheit. 2. Sittsam-
keit. 3. Sanftmut. 4. Mäßigkeit im Essen und Trinken: Ob ein
sulcher prediger semliche keusche und reinikeit prediget, das bringet
keinen nutz, Hier. 24, 21 ; T— B Gal. 5, 23.
keuscheit (kiusche (c) -hei t, kiuschekeit) stf. Keuschheit: das
Ion ir k. nicht vorsagen, W — B Ex. 21, 10.
keusch-leich (kiusche (c) -liehe, -en) Adv. rein, keusch: das
wir dir gutleich und k. dinen, Sol. 71, 1.
keuzen swv. geizen mit? Wer die chur verdienet und auch die kur
gegeben wirt, ab er kewczet czu den pfennigen, Igl. Str. 276 S. 181.
kever (kever, -e) sivstm. Käfer, W— B Par. II 6, 28. Wann
füllen wil ich dich mit leuten als mit kefern und über dich wirt
gesungen ein gesang der freuden, Jer. 51, 14.
kez,z,el-ring s kessel-riug.
kharten s. karten.
410 kicher — kirch-brücke
kicher stswfm. Erbse, aus lat. cicer, mlat. cisser, cisera, ciser:
bonen und linsen und geröste kichern (frixum cicer), W— B Könige
II 17, 29.
kiefern-stock* stm. Föhrenstumpf, Traut. Chr. 261.
kien-Yorin s. kin-yorein.
kiesen stv. III Trat. PI. kurn, Part, gekorn, wählen, prüfen,
versuchen: e ich also wolde sie k., Alex. 12468. die durch in schaden
kurn (nahmen), 909. den son (Ernst) sie lieber verlur wenn (als daß)
sie au min sterben kur, Ernst 632. wan sie da ir ende kurn (fanden),
3110. eigenschaft (Abgabequote) und tag seezen und k. , da man
umb gepawen muge, DIR § 23 a 9.
kiesimge stf. Wahl, Bestellung: von k. des pergrichters,
Const. IV 1.
kil-houwe sicf. eiserne, keilförmig zugespitzte Hacke zum Los-
hauen des mürben Gesteines: mit kilhouwen, Alex. 2516. mit k. den
stein brechen, 21787.
kin-backe (kinne-backe) swm. Kinnbacken, Kinn: er vant ein
wange, das ist ein kinbacken von einem esil, W— B Richter 15, 15.
do warf er den kinbacken aus der hant (mandibulam) 15, 17, in
dem wangeu eines esils, in einem kinbacken einer eselinnekeuchel
hab ich sie vortilget, 15, 16.
kindec-heit (kintheit) stf. umb din frevel k. füege ich dinem
herzen leit, Alex. 5525.
kindel stn. kleines Kind, Trist. 3635. 3665. liebez, k. (Tantrisel),
3510.
kindel-bette (kindel-, kint-bette) stnf. Wochenbett: Von kindel-
petten und gevatersebaft, Eg. Str. B 16. k. stn. Eger Str. A III 1. 2.
VII 2. B16ff. C29. 30. 32. 33.
kindel-betterin, -ne stf. Wöchnerin: Eg. Str. C 27. 32. 33.
VVenne ein stimme als ein geperenden habe ich gehört, angste als
einer k., W— B Jer. 4, 31.
kinder-gedirme * stn. Pedomancia — mit k. — luplerin (Wahr-
sagerin, Zauberin): Ack. 41, 16.
kind-heit stf. 1. kindliches, jugendliches Alter. 2. kindisches
Wesen, Unverstand: 2. von miner k. daz, geschach, W. v. W. 1665.
den bal din k. noch uoben sal, Alex. 5537.
kinds-pelz* (-belliz,, -bellezj stm. Kinderpelz: ein k. von czwain
czigenpolg, Igl. Stb. V 220 d.
kinkonie stf. ? künieliche zuht er hat und stolze kinconie (kintonie
W, knichonie X, knikonie S), Alex. Anh. 1993.
kin-vorein* (kien-vorhin) Adj. von der Kienföhre (bei L. nur
Dal. 111, 29): gepflanzet hat er den k. paum (pinum), den der regen
hat geezogen (nutrivit), W— B Js. 44, 14. daz, wirt wol schinen,
daz, wir nit chinvorhen pogin haben, Dal. 101, 29 (44, 29). die alten
kifferen wasserrhor, Traut. Chr. 72.
kiprisch* Adj. kyprisch: edelu kiprischen win, Trist. 909.
kirch-bauer* swm. zu einer bestimmten Kirche eingepfarrter
Bauer: die kirchenbauern versorgen — dem pfarrherren die ecker
zu behte, Traut. Chr. 117.
kirch-brücke * stswf. (gedeckter) brückenartiger Verbindungs-
gang vom Pfarrhof zur Kirche: die hülzerne k., Traut. Chr. 78.
kirche — kirsner 411
kirche swf. (kirche, kiriche, alem. kilche, kulche, kierche)
Kirche, Kirchenschiff, Kirchengemeinde, Pfarrstelle: in die k. unsers
herren, W— B Deut. 23, 3; Trist. 891.
kirchel sin. Meine Kirche, Trist. 3187. 3191.
kirchen-bittev* stm. wohl = kirchenvater, Kirchenältester,
Traut, Chr. 24. 36. 37. 177. 255. 262. 286. 295. 328. 354. ein haus —
vorschriben umb 10 mark dem kirchenpitr zu sant Michl zu einer
lamppen, Olm. Stb. wohl = Kirchendiener.
kirchen-brucher (-hrecher, -brüchel) stm. Kirchendieb, sacri-
legus. Ein igleicher k., der in kirchen oder in klostern stilt, der
sal geredert werden, Prag. Rb. 181.
kirchen-denb stm. Kirchendieb. Ein k., den sal man redem,
Igl. B 51.
kirchen-gepön * stsivf. Strafe zugunsten der Kirche: gedachte
straff — soll zur k. gebraucht werden, Chlum. VII 27.
kirchen-kalle* stf. Halle vor dem Eingang in das Schiff der
Kirche: er hat wollen das bilde Christi, wie es im öhlgarten ge-
kniet hat, zu Trautnaw aus der kirchenhallen nehmen, Traut.
Chr. 155.
kirchen-lich (kirck-lich) Adj. kirchlich, von der Kirche aus-
gehend: der kirchenlichen interdict, Eger. Chr. 1136.
kirchen-reitunge * stf. Kirchenrechnung : k. und weißenreitunge,
Dreiding v. Politz 17.
kirchen-untertanig* zu einer Kirche gehörig: eigensinnigkeit
etzlicher kirchenunderthaniger (Pfarrkinder), Traut. Chr. 118.
kirchen-, kirch-vater stm. Kirchenältester, Patronatsherr: er
die stadt dorüber (über das kirchlein) zu kirchenvätern (Patronats-
herren) geordnet haben soll, Eger. Chr. 104 S. 68. der benanten
kirchen k., Igl. Stb. III 173 d. Milichpeital, die czeit kirchfater des
ob gemelten closters, IV 207 c. 24 groß für wein, dasselb gelt oder
wein sol man geben dem kirchenvater der zu zeiten wirt zu dem
Alter zu berichten, Igl. Stb. 111149 b. 111206 a. V245d. Traut, Chr.
262. 354.
kirch-vart stf. Wallfahrt nach oder Bittgang aus einer Kirche
nach einer andern: kirchfert tun, Olm. Stb. 77 S. 52.
kirch- weihung stf. Kirchenweihe, Kirchiveih: ist k. zum Colin
gewest, Elbog. Chr. 104, 18.
kirfzen stf. sie hat geschaft irer swester die gut kyrfzen, Igl.
Stb. V 151c.
kiris stn. ? Kirchspiel?: Des wir und alle frumen ditcz kiris
her wider wol got zu danken haben, der uns — beigestanden ist
und sighaft gemacht hat über unsere veinde, Olm. Stb. N. 44 S. 26.
kir-mes (kirch-messe) stf. Kirchweihfest, Jahrmarkt: Traut.
Chr. 23. 235.
kirnen (auch kernen) swv. 1. Kerne austun. 2. Kerne an-
setzen, auch bildlich. 3.* bergm.: die metall-, erzhaltigen Stücke aus
dem tauben Gestein klopfen: Die Bergmeister haben eine alte Ge-
wohnheit gehabt, das sie in den selben hochzeiten (festl. Anlässen)
alles erez durchmusterten und kirnten und liesen der rechten ge-
werken nur die kleien, Const, I 7, 22; s. ha lidstein.
kirsner s. kürsener.
4:12 kir-weihe — klaffer
kir-weihe (kirch-wihe) stf. Kirchiceihfest: sie machten k. dem
house gotes (dedicationem domus Dei in gaudio), W — B Esdr.
I 6, 16.
kis stmn. Kies (bei L. auch = Erz, Eisenerz): was in got ercz
in demselben lehen beschert, es sei ercz, kiz, perk, gank ader wie
das mit sunderleicben worten benant mag werden, das phenige gilt
ader geben mag, Igl. Bgr. 11, 2 S. 319.
kis-grüfoe* stswf. Grube, wo kis gewonnen tcird: in dem rechten,
als es im hat gestanden an einer kisgrnben, Igl. Bgr. N. 90, 1.
kis-ling (kis(e)linc, -ges) stm. Kieselstein, Kiesel: einen k. für
einen rubin nirnt ein nar, Ack. 47, 17. gegraben mit einem meissel
in einen kieslink, W— B Job. 19, 21. so gibt er den k. vor die erde
und vor den k. guideine peche (torrentes aureos), Job. 22, 21. czu
dem k. hat er ausgerakt seine hant, Job. 28, 9. in den allerhohsten
kieslingen er (der adelar) wonet, Job. 39, 28. Und do Moyses hette
aufgehaben seine hant slahende mit der ruten czwir den k., do
giengen doraus gar mildicliche wasser, Num. 20, 11. als einen
adamant und als einen k. habe ich gegeben dein antlicz, Ez. 3, 9.
Moises — sluoc den k., Legende 497.
kitelein stn. Heiner Kittel (Oberhemd für Frauen und Männer),
Igl. Stb.Y 149 c.
kitting stf.? n.? der Landler sol sein kytting (oder rytting?)
fuder rucken (beim. Hausbau), Igl. Stb. V 42 c.
kitz stn. Kitze, junge Ziege, W — B Tobias 2, 20.
kiusche s. keusche.
kiusekec-heit s. kenscheit.
kiuschec-liche s. kensch-leich.
klä s. kläwe.
klader-horn* stn. Hörn für die Spießglanzerzschminke, Job. —
nante der einen (seiner Töchter) namen tak und den namen der
andern Cassia und den namen der dritten cladirhorn (cornustibii,
Keren = Happuch), W— B Job. 42, 14.
kladern* swv schminken do claderte sie (Jezabel) ire ougen
mit cladersalben, W — B Könige IV 9, 30. Mit stibe, selten stimni,
stibium = Spießglanzerz, einem aus geröstetem Spießglanzerz erzeugten
rußartigem Pulver bestrichen die Frauen die Augenbrauen, um sie
zu schivärzen, bei den heutigen Orientalinnen Surme genannt.
klader-salbe* swf. Augenbrauenschminke aus Spießglanzerz:
Vorwar Jezabel, do sie kor e seinen (Jehu) eingank, do claderte sie i
ire ougen mit cladersalben (stibio) und czirte ir houbte uud blickte
durch das venster, W — B Könige IV 9, 30.
kläen-steuer s. klä-steuer.
klaffen (klaffete, klaffe, geklaffet, geklaft) swv. 1. schallen, tönen,
klappern. 2. schwatzen, viel und laut reden. 3. sich öffnen, klaffen:
2. Her Tot, lat ewer unnutz claffen ! Ack. 38, 9. Dannoch claffestu
unde sprichest, Ack. 16,4. des hundes oren claften im, Trist. 4571.
Worum claffestu als vel mit der predig zeu diszem zeil ? (im tschech.
Text: Warum zierst du deine Kede so?). Dal. 185,22 (83,29). mit
ubeln worten klaffent wider uns, T — B III Job. 1, 10.
klaffer stm. (klaffer, kleffer, -er) 1. Schwätzer. 2. Verräter:
1. Claffer sint meine vründe (verbosi), W— B Job. 16, 21.
klafferei — klare 413
klafferei (klafferie, klefferei) stf. Schwätzen: die weile sich der
mensche vil klaffereien und vil mussiger worte unterwindet, Hier.
204, 19.
klafter stswf. mn .? Maß der ausgebreiteten Arme, Klafter als
Längenmaß oder Geviertmaß: so hat sich befunden in der mesz-
leitter der geometria und aritmetic durch gemeine 3 ellige klaftern,
die thun 774 lochtern oder klafftern, Traut. Chr. 190. kloffter 191 ;
s. lachter.
klage-bsere Adj. 1. pass.: beklagenswert. 2. aktiv: klagend,
Klage erhebend. 3. den Schmers ausdrückend*: 2. u. 3. mit snftzen
und mit klageberen Worten, Hier. 2, 22. Kleide dich in klageberes
gewant (Trauerkleider), 99, 4. ire weinenden klagebereu antlutze,
18,2. clagebseren lip um im friunt tragen, Alex. 21950.
klage-bernde part. Adj. Klage führend, klagend, zu Klage
Anlaß gebend: in diser klagebernden werlde, Hier. 9, 21. sich sol
min clagebernder lip von der werlde ziehen und alle wunne fliehen
(sagt des Darius Gemahlin), Alex. 8832.
klager stm. Ankläger: clager, Igl. Bgr. und Const. sehr häufig;
s. antworter und vorderunge.
klage-rede stf. gerichtl. Klage, questio : clagerede u. czweiunge,
Const. IL 4, 11.
klage-haftig Adj. gerichtlich geklagt oder Kläger: und sie
darüber k. würden, Traut. Chr. 140. ein teile über den andern clag-
haftigk eingewachsen, Eger. Chr. 1196.
klage-iuüter stf. Klagweiblein, Käuzchen; dessen Stimme ver-
kündet nach dem Aberglauben den Tod, vgl. Glimm Myth. ; Schmeller
II 355, Schm. Fr. 1, 13*28. Engel, teufel, schretlein, clagmuter das
sint gottes zwangwesen, Ack. 38, 10.
klage-teiding* sin. Prozeß, actio: In der weise _ auflest man
czimlich recht und clageteidinge (cedantur jura et acciones, Const.
III 8, 1. ab dein schaffer (bevollmächtigter Vertreter) dir auflest die
recht u. c. ebenda.
klage-weis* stf. Zustand des Klägers: welche vor ewern
rechten in k. und antwort gestanden, Igl. Bgr. 92, 1.
klage-wort stn. Wort der Klage, Klage: dö er mit clage-
worten quäl, Trist. 6652.
klage-zedel stf. schriftliche Klage, Elbog. Chr. 75, 33. 79, 32.
klam (-mmes) stm. Krampf, Beklemmung, Haft, Fessel,
Klammer, Bergschlucht (Klamm): das es um aller heiligen tag zu-
wintert — also das ein solcher klam mit dem malen wart und
macht, das derwegen ein tewrung war, Eger. Chr. 52. Heute im
Egerlande nur noch als Adj. klemm = sehr mangelhaft: sie taten
im (dem Gefangenen) grossen clam mit hunger, Böhm. Chr. 59.
klapfern, klappern sivv. klappern: das man hinfort nicht
mehr solt in der fasten und marterwochen klapfern und schnarren,
sondern er befahl mit grossen glocken zu leutten, Traut. Chr. 350.
kläre, cläre (mhd. klär stn. das Klare, Reine, Schöne, klsere
stf. Klarheit) fi Klarheit bis an des himels clare wurket es (das
Gesicht des Menschen) Ack. 38, 20.
414 klä-rebe — kleiben
klä-rebe* swmf. Wann einer begrieffen würde, in weingartten,
der pögen aufbieb, klareben abscbnitt oder peltzer aussgrüeb oder
andere frucbtbare bäum umbbricbt, derselbig soll verwandlet werden
nacb billichen recht dem herrn auffs schloss, Chlum. I 12. vgl. bei
L. klä-bire gedörrte Birne.
kläret (auch kläret, kläret) stm. (nicht n.) mit Gewürz oder
Kräutern und Honig angemachter Wein, Trist. 4802.
clä-steuer stf. Klauensteuer, Steuern nach den einzelnen Haus-
tieren berechnet, klosteuer, Eg. Chr. 1001. von wegen der claenstewr
fron und pfandunge, 1196, S. 369.
klauben, cloubeu (klüben, klouben, kliuben) swv. 1. pflücken,
stückweise zusammenklauben. 2. rauben, stehlen: also alle erde hab
ich zusammen gecloubet, W — B Js. 10, 14. sie die grostin kirchin
beraubtin und daz, beste alliz, claubtin (plünderten), Dal. 137, 2
(61, 64).
klause (klüs, -e) stswf. 1. Klause, Einsiedelei. 2. Wohnung
überhaupt, bes. eine traidiche. 3. Felsspalte, Kluft, Engpaß. 4. Ge-
bärmutter. 5. Schleuse zur Aufstauung eines Gebirt/sbaches für
die Holzflößung: 5., Traut. Chr. 185. 186. 190. 217. 218. 222. 250.
281. 311.
klause-holz* sin. mit der Klause geflößtes Holz, Traut. Chr.
296. 315. vgl. sclmatzerliolz.
klause-ineister* stm. Aufseher einer (Wasser)-Klause, Traut.
Chr. 185. 222.
klausen* swv. mit der Klause Holz fortschaffen, Traut. Chr. 256.
klause-wasser* stn. Wasser in einer Klause zum Holzflößen,
Traut. Chr. 222.
kläwe, klä stswf. (im S. ohne Endung, PI. kläwen, klän):
Kralle eines Raubvogels, Tatze, Pfote, Klaue. Huf von Tieren: iet-
weder — lewe — solt, sin rehte klän an ir herze geheftet hän (so
träumte Bene), W. v. W. 2082. der löuwen klän, 2094.
klecken swv. tr. einen clac (Biß, Spalt, Knall, Fleck, Lehm,
Schlamm) machen, glutinare, tönend schlagen, treffen; erwecken, auf-
richten; intr. sich spalten, platzen; ausreichen, wirksam sein, helfen
mit oder ohne Dal. der Person: du must lam decken umb ein
stucke brotes einen ganzen tagk. — „Ich wil liber in dem rad
lauffen denn lam decken, Böhm. Chr. 76. wie sie (die menschen)
heuser den swalben gleich kleckeu, Ack. 53, 15.
klegelich (klage-, klege-lich) Adj. klagend, beklagensivert:
klegelichez, leit, W. v. W. 963.
klege-liehen Adv. klagend: daz, sie so k. saz,, Trist. 3598.
kleiben swv. 1. kliben machen, befestigen. 2. besudeln, be-
flecken. 3. schmieren, mit Lehm verstreichen: 3. = mit Lehm ver-
schmieren, Traut. Chr. 30. 284. und mit anderm kote (luto) cleiben
das hous (liniri), W— B Lev. 14,42. Sprich zu den, die do kleiben
— die want — äne temperunge (absque temperatura) : so das is
vallen wirt, Ez. 13, 11 u. 15. gekleibtes haus = hölzernes mit Kalk
und Mörtel angeworfenes Haus, Eg. Chr. N. 79. Otte — lisz die
pasteien umb den kirchhof kleiben, Traut. Chr. S. 30. es hat auch
diese zeit in den new gebauten stuben vom kleiben und leim liberal
kleid — klimmen 415
unzelick viel keimen und grillen gewunnen in allen winkeln, Traut.
Chr. 284.
kleid (kleit, -des PI. kleit, kleider, -e) stn. Kleid, eigentlich
und bildlich: gecleidet mit kuniclichen cleidern, W — B Kön. III
22, 10. meister Gotfrit von Sträzjburc — hat so richer rede cleit
disem sinne angeleit, Trist. 21.
kleide-gewant* stn. Kleidung: dem gerichtsschreiber pflegen
die herrn auch zwir im jar k. zu geben, Olm. Stb. 84. So geben die
herren itzlichem fronpoten im jar czwa k., 86.
kleiden swv. Prät. kleidete, kleite; Part, gekleidet, gekleit.
an-, bekleiden, mit Kleidern versehen: alle jare newes kleiden oder
tegliches strafen musz ein geweihter mau haben, Ack. 45, 15.
kleinat s. kleinöt.
kleine stf. Kleinheit, geringe Zahl: Wirt nu nicht die k. (paucitas)
meiner tage geendet kurczlichen, W — B Job. 10, 20.
kleinöt (auch kleinoete, kleinoede) stn. auch f. 1. Meine Sache.
2. kiinstl. gearbeitete, so Schriften, Bücher, Goldschmiedearbeiten.
3. dann Schmuck, auch cds Abzeichen. 4. Ehrengabe an Sieger:
dar under (under dem bette) er sin kleinster bare, W. v. W. 480.
da er sin kleinöter — hat verborgen, 633. an chleinoten, Prag. Str.
57. es sei clainet, gewant oder gut, 59. alle meine clainat: deu
vergolten koph, silbrein gefesse, schalen, silbrein loffel — schaff ich
meiner hausfrawn, Igl. Stb. III 152b. leffel und ander silbrein cleinat,
III A 102 a.
klemmen swv. 1.* in die Enge treiben, in Not (Bedrängnis)
bringen, martern. 2. mit den Klauen packen. 3. einklemmen: er
hielt den Ulrich in gefencknusse und clemte in mit hunger czu
tode, Böhm. Chr. 33. wer sich czwischen türe und angel mengt, der
clemet sich gerne, 52. wer sich nicht wil k., noch dem alden Sprich-
wort, der stoss nicht seinen vinger czwischen angel und thur, 85.
klenen sivv. schmieren, kleben: czusamen ist geklent in der
erden unser pauch (conglutinatus), W — B Ps. 43, 25. wenne — die
klose der erden [sint] zusammen geklent (compingebantur), Job. 38, 38.
kler-lich, -en (klser-liche, -en) Adv. mit Klarheit, glänzend:
er sach klerhch alle dink, T— B Mark. 8, 25.
klette swf. stf.* Klette: als uz, dem gartin di nezil — als uz,
dem rozschofp (Roßmähne) die clet, Dal. 106, 11 (46, 14). Gutte hilt
sich an dem fürsten (mit dem sie zusammen auf einem Pferde saß)
als ein clette czu den kleidern, Böhm. Chr. 42. Guta hink sich an
en vor vorchte als ein leit (verlesen für clet, gereimt aufhet; tschech.
jako repi), Dal. 97, 23 (42, 25).
kletze* sivf.? getrocknete Birne, Kietze: hierß, kletzen, öl,
Igl. Stb. V 245 c.
kleusnerinne (klüsenserinne) stf. Klausnerin, Einsiedlerin, Böhm.
Chr. 80.
klieben (kliube, kloup, kluben, geklobeu) stv. III spalten: man
sach dö helme clieben, Alex. 7326. ir beider sper unz an die hant
sich von den herten stieben cluben, Trist. 1745.
klimmen stv. 13 intr. steigen, klettern, tr. erklettern, erklimmen:
In die gottheit und darüber gar climmet der mensch mit den sinnen
allein, Ack. 39, 12.
4:16 klingen — kloez,en
klingen stv. 13 klingen, tönen: durch die bluomen hört mau
waten des wassers fluz. und suoz,e clingen, Alex. 6932. die Doringin
(Thüringer) ouck die Beigern hört man elingeu (waffenklirrend feind-
lich heranrücken), Dal. 153, 16 (68, 8).
klinken (= klenken, klengen) sivv. erklingen lassen: er be-
gunde — di pusawu czu clinken, Dal. 45, 36 (13, 42).
klinsel, -in stn. kleine Klause, Kotier: sie sperte zu daz, cliusel
(Rundestall), Trist, 4604.
klobe swm. 1. gespaltenes Holzstück, a) als Fessel, Fußfessel,
b) zum Vogelfang. 2. etwas Klemmendes. 3. der strenge Mönchs-
stand. 4. Spalt. 5. obzön. = Scheide. 6. Kloben an der Wage.
7. Türriegel. 8. Eisen, an dem ein Vorhängeschloß hängt. 9. Stock
mit einem Sjjalt, an dem ein Büschel steckt, Büschel. 9 * ein Werg-
bündel, bestehend aus 24 gebundenen Hämpfeln oder Docken, wie
man sie auf der Breche bindet, um sie auf die Walkmühle zu bringen,
Bierlinger Augsb. Id. 282. darin im mehr dan 10 seh. kloben flax
mitte verbrennet ist. Traut. Cbr. 300.
klopf stm. Schrecken, Furcht: schrecken und klopf (forcht XL
Bibel) het sie bestanden, T— B Mark. 16, 8.
klopfen (md. f. klopfen) swv. Steine zerschlagen, pochen, Igl.
Bgr. 18.
klopfer, md. klopper stm. allgemein einer, der klopft, bergm.
der aus dem größtodeils tauben Gestein der Halde noch etliche Erz-
stücke herausschlägt: Ein man czuhet perk aus einer gruben und
sehntet deu auf ein halden und wü die klopper auf der selben halden
nicht lassen kloppen uud fürt den selben perk czu mul und melt
uud arbeit in selber; — Entscheidung: waune her di halden den
klopfern werte, her schol von rechte urbor davon geben, Igl. Bgr. 18.
klotz (kloz, Gen. klotzes, Nebenform zu klöz,) stm. Klumpe,
Baumstrunk*, Kugel: dem biez, er den part in ein klocz slahen und
eineu grossen bunt aii den hals pinden, Böhm. Chr. 59. er sprang
auff ein clocz (Baumstrunk) und sprach, 31. mau sach vil wilder
tir (bei der sintflut von 1310) auf den cloczern flissen, 105 (Kap. 56).
klöz, stm. n. Klumpe, Knolle, Knäuel, Klotz, Schwertknauf,
Keil, Knebel, Kugel: einen so werkberlichen — deinen closz als
eines menschen haupt? Ack. 38, 16. Einen kolben für einen klosz
goldes — nimt ein nar, 47, 17. Wenne die kl ose (glebae) der erden
— siut zusammengeklent (geklebt), W — B Job. 38, 38. s. erden-klöz,.
goldes manigen clöz,, Alex. 16891. 17337. goltvaz, — wurden an
manegen clöz,en in die secke gestoben, 15471. die Kriechen wären
an einen cloz, gedigen und zesamne komen, 19690. sie wurden ge-
hurtet an einen clöz,, 13141. der strit an einen clöz, geriet. 13966.
der (slange) gedigen an einem klöze alumbe was, Leg. 303. Ez
träten die genoz,z,e alle zu einem clöz,e (im Druck steht blosse),
Ernst 3122.
klo?z,el stn. Knäuel: sie (Isot) lac an einem clcezel zusamne
gedrücket und minneclich gesmücket in megetlicbem rnome, Tr. 724.
klo?z,en (Prät. klönte) stev. spalten, trauten, aufreißen: der ir
die zene üf clöz,te wiu oder waz,z,er in vlöz,te, Alex. 2097. von ein-
ander er sie clöz,te, 14309.
kluft — kngcht 417
kluft stf. Gen. auch klüfte, PI. klüfte. 1. Spalte. 2. (bergm.)
schmaler Gang. 3. Felsengruft, Höhle. 4. Gruft, eigentl. und Midi.;
wassers k. = Sintflut. 5. Zange. 6. losgespaltenes Holz, Klotz.
7. (ob hierher?) = Klumpe, zusammengeballter Haufe: 2. sie sagten,
das sie sahen das wasser gen oder fliessen von dem vreien stein in
den alten stein in offen kluften und durch ganzen stein , Igl. Bgr.
(JG, 1. der scheppe bekant, das her in der gruben zu dem staine
kette vunden ain kluft, do wasser durchrunne , 68, 1 u. 2. was sie
mit dem stellen uberfaren, es sei klufft oder gang, Igl. Mut. 1. 19.
kluefft oder geng uberfaren, Igl. Mut. 4—5. qui aurum ad crema-
torium deferunt, possunt cum quodam instrumento, quod vulgariter
„chluft" dicitur, granula auri in testis querere et, sive ad grossum
argenteum vel supra vel infra valor eorum se extenderit, excipere
et evellere et ad cambium presentare, Igl. Bgr. N. 97, 6.
khi ns, klums swf. Spalte. PL klumsen u. klümsen. ir bliben
er aldä swuor: er wolde verlimen in die clums, Alex. 20915.
klupfe (kluppe) swf. Zwangholz, Spalte: er hat — in ein
klupfen in eim zäun gesteckt zwene feindbrief, dorinnen dem con-
fendt abgesaget, Eger. Chr. N. 330.
knappe swm. (aus knabe entstanden). 1. Jüngling, der noch
nicht Ritter ist. 2. Dorfbursche. 3. junger Mann in dienender
Stellung, bes. Geselle bei Wollwebern und Tuchmachern. 4. Läufer
im Schachspiel, k. = Tuchmachergehilfe, Olm. Stb. 96.
knappen-geselle* swm. Tuchmachergehilfe, Igl. Stb. V 153b.
knarren stvv. knarren, knirschen: sie knarten greinende über
mich mit iren czenen (frendnerunt) , W — B Ps. 34, 17. er wirt
greinende knaren mit seinen czenen über in Ps. 35.
knebelin stn. kleiner Knabe: Tantrisel, das k., Trist. 3465.
knecht stm. 1. Knabe. 2. Mann in dienender Stellung, Knecht.
3. Handwerksgeselle usw.: 1. vrouwen oder man, meide oder knechte,
Eg. Str. A XIII 3. kirit, es sei kueht oder meit, Eg. Str. A XIV 1.
Wirt es (das Kind) kneht oder meit, W. v. W. 1116. eleichiu chint,
sie sein ebnet oder maitt, an dem ersten stam und an der ersten
sipp (bei der Erbschaft), Brunn. Str. II, N. (226). Niobes het 14
kinder, 7 meide und 7 knechte, Alex. 2809. nilit wol im daz, be-
hagete, daz, daz kind (Ödipus) was ein kneht, 2835. 2. einen ge-
dingten Knecht darf man nicht schlagen, sondern er soll dem Herrn
den ihm zugefügten Schaden ersetzen, Igl. Str. 157- einen lerknecht
(Lehrling) darf man schlagen, 157. Über Streitigkeiten zwischen
Meister und knecht (Geselle), Prag. Mz. 18 u. 19, 1. u. 2. Und
wenn man ein k. adir ein maid bestat (tovaris neb dievka), Prag.
Mz. 9. Im Gegensatz zum männlichen Lohnbedienstelen, dienst-
knecht, heißt der unfreie Sklave eigenknecht. Der knecht ist darumb
vorpoten (zur Zeugenschaft nicht zugelassen) , wann er ist einer
snoden achte, umb das er eigen ist. Und ein sotan eigenknecht ist
genant von behalden, Const. IV 12, 2. es ist auch auf dem hantwerk
alte lobliche gewonbeit, das die meistern aus den gesellen erwelen
und seezen einen zu einem alten knecht und die gesellen den andern;
den selben czweien alten knechten — sullen alle andern gesellen in
czimlichen und billichen Sachen — gehorsam leisten, Igl. Stb. V 177 b.
k. u. meide (servi et ancillae), W — B Esdr. III 12.
J elinek, Wörterbuch. 27
418 knechtel — knode
knechtel, knechtil (knehtelin) stn. 1. Knablein; alle männ-
lichen Geschlechtes. 2. kleiner Diener, Knecht: deine k. = onine
masculinum tuum, W — B Ex. 34, 23. aller nienige sowol den hous-
vrowen als den kindern, knechtelein und meidlein — wurden speise
gereichet (liberis utriusque sexus). Par. II 31, 18. knechte und meide
(servi et ancillae, Par. II 20? (HIB 67 b, 121b). ein kint, ein k.
(masculus), Jer. 20, 15. knechtil geslechte und meidel (masculini
sexus et feminini), Gen. 6,19. 23.000 knechtils geslechte, Num.
26, 62. was knechtils geslechte geborn wirt, die werfet in das
wasser, und was meidlin sint, die behaldet, Ex. 1, 22. Von deinen
erstgeburden (de primogenitis) was do ist knechtils geslechte, das
heilige got unserm herren , Deut, 15, 19. aber aus allen unreinen
tieren czwei und czwei knechtil und niekiel, Gen. 7, 2; 7,9. 2. Da-
gegen werden die beiden Geschlechter unterschieden als „sie und er":
aus allen reinen tiren heb auf siben und siben — sie und er,
Gen. 7, 2. welch k. geboren würde, das man im den rechten daumen
absneiden scholde, Böhm. Chr. 14.
knecktil-opfer* stn. mannliches Opfertier: ein ungeineiligtes
k. = masculum immacnlatum, W — B Lev. 1, 3.
kneclit-lein (knehtelin) stn. das männliche Geschlecht bei
Menschen und Tieren toie knechtel: und sich alle k., das sie steigen
auf die mancherlei meidel, die do gestreifter wolle sint und fleckecht,
W — B Gen. 31, 12. dreistunt in dem iare sullen erscheinen alle
deine k. (alle Männlichen) vor deinem herren gote, Ex. 23, 17. alle
k. von priesterlichem geslechte, Lev. 6, 29. alle knechtlin (mascu-
linum), Ex. 12, 48. knechtleins geslechte (m. sexus), Ex. 13, 12.
kneppin* stf. iceiblicher Handwerksgesell: wil si (die Witive
eines Meisters) aber arbeiten, das mag sie tuen anstat einer kneppin
und nicht meisterin, Igl. Stb. Y 28c.
fcnessi, kniessy (tschechisch) Priester, Eger Chr. N. 1125.
knet-sckeit* (von kneten und schit) stn. Knetscheit: er hat
im ein schlag mit dem k. ins genicke gegeben, Traut. Chr. 340.
kneufel (knoufel, knöufel) stn. nodulus, Bolle am Hemde oder
Kleid: die maid sol nemen drei par heklan, drew par knewffl, die
truheu und ein laden, Igl. Stb. V 149 c.
knie-äder f. Kniesehne: David vorsneit allen wagenpferden
die knieadern (jugales curruum), W — B Könige II 8, 4.
knie-band stn. loramentum: kniebender und nesteln, als Preis
für das Singen, Igl. Ms. S. 13.
knie-scheibe (knie-schibe) sicf. Kniescheibe: in den knischeiben
der manne, W— B Ps. 146, 10.
knirren swv. knarren, schreien, Traut. Chr. 121.
knode (auch meist md. knote) swm. 1. natürl. Knoten am
menschl. Körper z. B. Fußknöchel, an Pflanzen. 2. künstl. an
einem Faden, Schlingung, häufig bildl.: vester k., den nimand auf-
gebinden mag = Gott, Ack. 57, 17. dass er Sankmann (statt sack-
mann) in der stadt machen wollen mit 80 knechten, licht bereit mit
insligt, knöden und zaugen auch andern Sachen, Eger Chr. N. 1043.
meh wenue einmal bruende (brennende) knoten gefunden wurden in
der stadt, durch welche sie angezündet werden sollte, Stb. Brüx
knopp — kocke 419
N. 379. knott = Holzbirne: die leut haben brod — gebacken aus
bim, knott, sprei und haber, kratzbehren, Tränt. Chr. 195.
knöpf (knöpf, knoph PI. knöpfe) stm. 1. Knorre an Gewächsen.
2. Knospe. 3. Knauf am Schwerte, Dach, Gezelt, Turm. 4. Schling-
knoten, Knoten an Geißeln. 3. Tränt. Chr. 122. 5.* Kapital an
Säulen: ire knöppe oder ire hanpt, W — B Par. II 3, 15.
knöpfel, knSpel (auch knöpfelin) stn. 1. Knöpflein von Gold,
Silber oder Edelgestein. 2. Knospe, Knoten: er — vant, das ge-
grunet hett die rutte Arons in dem house Levi und hett gewunnen
knopfel und ousgesprosset blute und ire pletir breite sie und ent-
warf sich in niandilkern, W— B Num. 17, 8. das der lein nu
knopil (folliculos) oussproste, Ex. 9, 31.
knorpel-bein stn. cartilago, Knorpel, Knochen: sein knorpil-
pein sint sam eisereine blech, W— B Job. 40, 13.
knote s. knode.
knott swm. Holzbirne s. knode.
knuspil (knospel) stm. cartilago, Traubenkit chen: czwu knuspil
welscher weinper (duas ligaturas uvae passae), W— B Könige I 30, 12.
kniittel, knütel, knittel, md. knutel, knuttel, knottel stm.
Knüttel: Wenn ein purger mit knitteln oder mit stecken siecht —
er vorleust das haup[t], Prag. Rb. 91. siecht mit knuttelen, Str. 90.
von chnntteln slaheu, Brunn. Str. II 60. daz, ist unser recht: wer
ymant mit knuttln siecht oder mit dem bar wider di erden wirft
oder mit fussen tritt, der schol der hant empern, Igl. Stb. II 80 b.
Bin ich nu ein hunt, das du kumest zu mir mit einem knuttel
(baculo)? W— B Könige 1 17, 43. Und ob erhaben wirt der knutel,
das y ist ein holez (exaltetur baculus, qui utique lignum est), Js. 10, 15.
knuttel- slag (knütel -slac) stm. Schlag mit einem Knüttel,
Aussig. Urkdb. N. 139.
kobern, kovern swv. 1. erlangen, gewinnen. 2. sich sammeln,
konzentrieren. 3. Kräfte gewinnen: 2. die Kriechen sach mau sich
k., Alex. 14050. sie begunden vaste k. und an den vinden obern,
21935. daz, die burger koberten und au den fremden oberten,
Ernst. 807. Tristan begonde bessern sich und k. au dem libe, Trist. 5057.
köckel-, kochen-, küchel-speise* stf. Hülsenfrüchte oder bloß
enthülstes, zu Grütze oder Graupen verarbeitetes Getreide: alles obs und
köchelspeisen teuer, Traut. Chr. 195. grosser schaden an maltz und
köcheuspeise, 213. zwibeln, kraut, mehren, bonen, hanf, lein, alles ist aus-
geprent, verdorben hitzenhalb und nicht küchelspeise gerathen ist, 305.
kocker-niacher * (von kocher stm. Köcher) stm. Verfertiger von
Köchern: die k. sollen die kocher machen, Olm. Stb. 129.
köchinne stf. Köchin: Und ewer tochter wirt er im machen
zu salbenmacherinnen u. zu kochinnen und zu brotbackerinneu,
W— B Könige I 8, 13.
kocke, koke (kocke) sivm. breitgebautes Schiff mit rundlichem
Heck und Stern im Gegensatz zu den länglichen Galeeren: recht
varender marner, dein koke unterget nimer, Ack. 56, 18. die kocken
PI. ; daz er solte ervären sä, ob kein k. wsere da, der üf das mer
wolde, W. v. W. 2311. dö man stiez. den kocken abe (abstieß), 2433.
üf einem kocken über mer quämen bilgerine, 4452. der knappe sach
einen kocken grölen ze den porten stöben, 5537. 4398. es waere k.
27*
420 koden — commitiren
oder kil, Alex. 24034 vlüktic k. unde kil, 4417. 7260. in kielen,
kocken, barken, 10701. kocken, snel segelten, Alex. Anhang 609.
koden s. queden.
kofent s. convent.
kokodrille swm. Krokodil: W— B Lev. 11, 29— 31. also der
cocodrille daz, nntier (ein gewaltiger Krebs) herten rücken truoc,
Alex. 21610. 23377. an der brüst vorne als ein c. het ez, (daz. tier)
hörne, Alex. 22026.
köl (köl, koel, -e) st»i. Kohlkopf: da von man den herhest hat
volle kophe bi den koln, Alex. 2407. daz, semfkorn wirt mer den alle
die kole (köl XL Bibel) u. wirt ein pauin, T-B Matth. 13.32.
kol stcm. stn. Kohle: W— B Könige II 22, 9.
kolhe siem. Keule als Waffe, K. des Narren, kolbenähnliche
Pflanzen: einen kolben für ein klosz goldes — ninit ein nar, Ack.
47, 17. einen kolben gröz,, Trist. 5142. 5159. dy hack eine kulbin
nbir sich rieht (na se dlubny kliudi), wer sich vor sinen viendin czu
geeichte gibt, Dal. 131, 24 (59, 53).
kolbeln swv. ab-, umziehen der Dienstboden beim Dienst-
wechsel: die dienstboten k. zu der zeit der lichtmess, Eg. Str. C 65.
vgl. über diese Stelle Griinm, Wb. 5. 1609 u. Gradl Kuhns Zs. f. vgl.
Sprach! XVII 13.
koletsch (aus tschech. koläc) stm. 1. flacher Kuchen, 2. Ge-
schenk: er trug das houpt czu Präge; er wolde eiu k. (= botenbrot)
habin, Dal. 60, 10 (21, 37).
kollen s. qneln.
coilirio* eine Augensalbe: salb deine äugen mit coilirio (augen-
salben XI. Bibel), T— B Offenb. 3. 19.
kol-ineister* stm. Köhler: Welchen knecht der colmeister dar-
gibt (dazu bestimmt), der sol die secke tragen und der alden
knechte sol der k. furbas keinen halden, Pragf. Str. 126.
kol-richter* stm. Marktkommissär über den Kohlenhandel:
Auch sal der k. 30 secke haben, das man die kolen an messen sal,
Prag. Str. 143. Was man pechs kauffen wirt, das sal an der stat-
wage. die der k. haben sal, gewogen werden ebenda.
kol-setzer* stm. bergm. der in der Schmelzhütte das Kohlen-
feuer unterhält, Igl. Bgr. 98, 1.
kol-wagen stm. Kohlenwagen (bei L. nur Kirchb. 805, 5): Die
hutleute sullen auch besehen — wie viel k. man ausschütte in der
smitten alle wochen, Const. 1 12, 11.
comedie s. comoedie.
koniel (komil, kumin) stm. Kümmel, Olm. Stb. 92.
komer (meist kumber, md. kumer, kummer, komer) stm, 1. Schutt,
Unrat. 2 Bedrängnis, Kummer: Christ hat in komer und in armut
gelebt, Hier. 28, 17.
kommen stv. 1 2 kommen: k. auf = sich dem Schiedsspruch
jemands unterwerfen, Elbog. Chr. 11, 13. 2, 24. wenne geluklichen
kumen alle dink (euneta enim prospera evenient, = ausfallen),
W— B Par. II 18, 14. Und ee sie (die Testamentszeugen) über sie
(die ihr Testament machen wollte), kumen weren, Igl. Rspr. IV.
commitiren * swm. schlichten : er — den stritt u. Zwiespalt —
in ernst commitirt, Aussiger Urkdb. N, 44. (a. 1344).
comoedie — convent 421
comoedie* (aus gr. xdJ/iioq, lat. coraoedia) stf. Lustspiel, Schau-
spiel, Drama: den 6. januari (1593) die comedie von h drei königen
gespielt, Tränt. Chr. 314. — 6. Jan. 1583 am sontage trium reguin
hat Augustinus Hyttel die c. zu Trautnaw in Gorge Hittels hause
von h. drei konigen mit 12 personen geagieret , 272. den 23. tag
aprilis 1590 am Ostermontag und dinstag ist die comedie vom jungen
und alten Tobiae alhie zu Trautnaw auf dem schlosz agieret worden
(summa 30 personen), 304. ist am Ostermontag und dinstag die c.
und spil zu Trautnaw auf dem schlosz gehalten werden vom Hecasto
und reichen man, 239. den 18. apr. 1585 ist das gespiel von der
Rebeca — gehalten worden, Eg. Chr. 692.
kompan (auch kumpän) stm. Geselle, Genosse („Brotgenosse"):
diu kint sint versant mit disem kompan üf das Iant, W. v. W. 2101.
3122. sine k. 7265. 7322. 3500. 5618. Igl. Bgr. 98, 1.
kompanie s. kiunpanie.
completen-zeit stf. (vgl. cümplet, complete stswf.) stf. die
letzte kanonische Tagesstunde: als er zu c. vorschiden was, Hier.
9-1, 23. in der c, 113, 18.
kompilier (kommentiur, commendur, kometer, kompter usw.
aus alt franz. commendeor, lat commendator) stm. Komptwr: teutzsch
hern mitsambt den hern compther und spitelmeister, Eger. Chr. 1200
S. 379. dem hrn. compther des deutzschen ordens, 1136.
kon, -e swf. st. 1. Eheweib. 2. Kupplerin: 1. Ein ikleich man
vortritt wol sein elich chon und sein kind und seinen protess, oh
her wil mit klag und mit antwurt , Igl. Str. 111. Du scholt nicht
begern deines nechsten chon noch sein tochter noch sein diern,
Joh. v. Iglau, 10 Gebot dri vrouwen siner süne konen, Alex. 11 253.
kondewieren, kondwieren (franz. conduire, lat. conducere)
swv. geleiten: manec ritter gecondwieret nach rechte wol gezieret,
Alex. 27811. diu in so condewieret sin wip was auch in wirde,
W. v. W. 4644.
confect (aus mlat. confectum, coufectae fructus saccharo conditi
Ducange, 2, 527) sin. das thimiamische pulver von reinen wurczen
noch dem siten der confecten (opere pigmentaria, W— B Ex. 37,29.
39, 37. sie gebrauchten — sechs mened guter confecten und wurcze
(pigmentis et aromatibus uterentur), Esther 2, 12.
confirmierung* stf. (Fremdwort aus dem Lat.), Bestätigung:
supplication raastersinger umb c. ires artikelbrieffs, Igl. Ms. 8.
könne s. kümie.
kon-schait stf. Ehestand: die k. mit auslendischen hausfrawen,
W— B III Esdr. III 25, 1. Du scholt chain unkeusch begern nauer (nur)
als vil an der chonschaft erlaubet ist, Joh. v. Iglau 10. Geb. als er
die fraw czu der ee und kannschaft genomen hat, Igl. Stb. V271b.
er mag czu der heirat greifen und in kaunschaft treten, V. 176c.
ein legat (des Papstes) und der von Maincz — die konschaft (bei
Hanlca und Jiricek fälschlich: koufschaf = die Ehe Ottokars mit
Margareta) schidin, Dal. 202, 19 (91, 57).
contumax (latein) Adj. s. schadhaft.
convent stm. 1. geistliche Gesellschaft in einem Kloster, Konvent
(deutsch sammenung s. dies) 2. Klosterbier, dünnes Bier: 2. ein
zuber kofent, Eger. Chr. 104 S. 69.
422 converse — korn-haus
converse (aus vüat. conversus) su-m. Laienbruder: er kam als
ein c, Böhm. Chr. 24. etslich convers, Dal. 97, 34 (42,26). di wil
(indessen) waftin sich di conuersin, 97, 29 (42, 21).
köpf stm. 1. Trinkgefäß, Becher. 2. Schröp]kopf- 3. Hirnschale,
Kopf. 4. Kehlkopf?: 1. gürtel, kophe von gokle rot, W. v. W. 3388.
man truoe — mit grossen koplien goltvar guot trinken , 1641. ' vir
köpfe in der gestalt einer uns an einem iclicken Stengel, W — B
Ex. 37, 19. den k. , Gen. 44, 16. 17. den k. , in dem er pfligt czu
weissagen (angnrari), Gen. 44, 5. k. des wassers (scypkns aquae),
Könige I 2fi, 11 u. 12, = Becher, Eg. Chr. 1002. ein kopp mit silber
beslagen, Igl. Stb. V 206a. vil koppfe goldine mit mete oder wine,
Ernst 2193. 2416. da ich den win u^getranc, ich barg den köpf in
min schoz,, Alex. 26391. 3. actor spoliatns jnrabit super caput et
comam eins (spoliatoris), quod in vulgari dicitur „auf seinen köpf
i;nd auf seinen schöpf" , Jgl. Str. 27. eines wildes sweines kop,
Böhm. Chr. 60.
köpfen md. nd. koppeu siov. köpfen, enthaupten: sie köppten
sie. Böhm. Chr. 89.
koppeln* stn. subst. Inf. des sicv. wird wnter den verbotenen
Spielen aufgeführt, Eg. Str. A XIII 2. zu spilen und czu coppeln.
Olm. Stb. 78.
kor PI kcere stm. 1. Kirchenchor. 2. alle Chorherrn, Dom-
kapitel. 3. Sangerschar. 4. Himmelsraum als Wohnung Gottes und
seiner Heerscharen. 5. Abteilung der Engel. 6. menschl. Gesellschaft:
5. darin sich alle engelischen kor erleuchten, Ack. 58, 17.
koralleui Adj. aus Korallen bestehend: drei patemoster (Rosen-
ftrcmse) gorallem, Igl. Stb. V 96 b. czweu gorelein p., V 96 a. ein
gorelein pater noster, V 151c.
korb (korp, -bes PI. korbe, körbe, kürbe) stm. Korb: einen k.
mit österlichen broten, W — B Num. 6, 15. den k. der osterbrot.
Xum. 6, 17. in einem korbe, die man machet aus backwerk, Gen.
40,17. aus dem korbe, Lev. 8,26. korbe (kerbe G), damit mau
teilet (näml. das Erz), Const. 1 16, 4. Wir wollen in (den Wind fang)
über die korben (Förderkörbe) seczen. Igl. Bgr. 64, 2.
körbel (körbeiin, korbel) stn. kleiner Korb: silber in unserm
k. haben wir nicht, W— B Könige I 9, 7.
korben -Schacht* stm. Förderschacht: über dem k., Igl. Bgr.
64,2.
korde swf. Seil, Schnur: von beslagen mit silber gurtl. kord
ader swert, Olm. Stb. 80.
kör-herre sicm. Chorherr, canonicus: doch wellint en di kor-
hern nit nemen dar in, Dal. 111, 19 (49, 42).
koeren s. kuren.
kör-kappe stvf. (almucium, birretnm DFG 25 b) ein Priester-
kleid: in korkappen, alben, caseln und ander zirheit geistliches ge-
wandes, Hier. 227, 13.
körnel, körnlin stn. kleines Korn: drin körnel, Legende 358.
369. die erweiten körnelin, 415.
körn -gelt stn. 1. Ertrag an Korn, Kornzins. 2. Steuer der
Dörfer, W. v. W. 222.
körn -haus stn. Kornspeicher: k. (der Stadt), Eger. Chr. 103 S. 66.
korn-schinder — kost 423
körn -Schinder* stm Kornwucherer; ein arger wucherer uud
kornschindter, Eger. Chr. 884.
kosen sivv. sprechen, plaudern, verhandeln (aus lat. catisari,
afranz. choser): diu cläre niht enlösete, swan sie von im kösete,
W. v. W. 4244. irn koset noch enredet nicht, Trist. 1031. 1051.
Tristan reit mit dem knappen kosende, 1233. er hielt bi dem gesinde
üf sinem rosse kosende, 21(36. subst Inf stn. das Sprechen, Plaudern:
ein liepliches k., W. v. W. 7064.
kost, -e stf. stsivm. PL koste (PI. kosten Belege hierfür aus und.
Quellen Grimm. D Wb. 5, 1854) 1. Wert, Preis einer Sache. 2. Geld-
mittel zu einem best. Zweck. 3. Aufwand, Kosten: 3. das her die
werck u. die kost (impensas) in die erczte (in medicos) gelde, W — B
Ex. 11, 19. die wol torsten nff ires libes kost hurticlichen riten,
Ernst 1342. noch was daz, Alexanders bet, daz, Porns schif bereiten
liiere — er wolt die kost gerne tuon, (sie bezahlen), Alex. 20867.
die koste ettliche sein notdurftige, ettliche nucze, ettliche willkür-
liche ader willige, Const. IV 19, 2. Ist aber der antworter (Geklagte)
gewest besitczer (des strittigen Gutes) in gutem wane, so sol er
widerkeren das ding mit seinen fruchten und nutzen, di er empfangen
hat, und sol absiahen notdurftige und nucze koste. — Wer aber, —
das man prüfet das czeichen unrechter besiczunge, der allewege
schuldig ist wider czu keren die empfangen nutcze und was man
empfaen, doch abgeslagen notdurftige und nutcze koste, darumb das
ding domit gepessert ist. — Willige koste di siecht kein besitczer
ab — , Const. IV 19, 3. k. der hutten (expensa gazae), Const. II 2, 2.
In den Rat sollen nicht gewählt werden, die ungebürlicher kost
pflegen (Aufwand treiben), Olm. Stb. 64. sie kämen in hoher
koste geczierde (großem Staat), W. v. W. 1250. für alle seine
koste und czerunge, die er vormals und auch iczunt getan hat, als
er zu seinen (K. Wenzels IV.) gnaden geriten ist, Sind. d. Eger-
lands S. 32. 4. Speise, Lebensmittel, Futter (f. im 16. Jh. auch m.)
s. huttenkost. k. — bergkost, samkost, Außer der bergm. Arbeit
des einzelnen Gewerken oder des ihn vertretenden Knappjen (Arbeiters)
verlangte der Bergbau gemeinsame Ausgaben der gesamten Gewerk-
schaft für Förderangs- und Wasserhebungsmaschinen, Setzen von
Windfängen, Einstellung von Treibpferden, Leder, Seil, Kübel, Eisen,
Unschlitt u. dgl., zu deren Bestreitung ein geiverkschaftl. Verlag nötig
war. Für sie war die Gewerkschaft als Ganzes, nötigenfalls die
Leiter, erst bei deren Auflösung die einzelnen Gewerken haftbar,
(Zycha I 271. 282 ff.). Seit Beginn der Neuzeit erst kommt dazu
auch der Arbeitslohn, den früher jeder einzelne Bergteilbesitzer (Ge-
werke), — wenn er nicht selbst arbeitete — für seinen — ihn ver-
tretenden Arbeiter zu zahlen hatte. Sie darf nur in Münzen (nicht
in Erz oder Metall) entrichtet werden, Zycha 1 171. Die Kost, allen-
falls auch besondere Einzahlungstermine werden in der, urspr. jede
Woche abgehaltenen, Gewerkenver Sammlung (gedinge) festgesetzt:
was willekur und uff welchen tag di gewercken di kost mit ge-
meinem rate zu geben setzen und bescheiden zu gewinne und zu
Verluste mit ires bergmeisters gewissen, das hat wol crafl't und wer
seine kost dan nicht engibet uff die czeit, der hat sein teil verlorn
an alle Widerrede, DIß§22c. Das Gedinge hebt auch die be-
424 kost-bar — kost-lich
schlossene kost ein : Ist das iemant tail hat an eim gepirge u. auzer-
halb landes ist, versäumet sein besteller (bevollmächtigter Vertreter)
oder sein pfleger drei gedinge, daz er seiner cost darczu nicht geit,
er verleust sein tail mit rechte, D I R 28. Welich man sein teil
auf 1 esset des mittwoches vor mittag, der dorffe nicht gelden die koste
der selben wochen, es were derjne. das er vor etwas schuldig were,
Igl. Bgr. N 78. Was man phant (u. zw. fahrende Habe) umb di
selbe cost verseczet, di mak der perkmaister oder der perkschreiber
oder di gewerken alczuhant an alles aufgepot hin czu den Christen
oder hin czu den Juden vorseczen, X. 78 a. — ist das, das ein man
vur diselb kost, wan er nicht anders hat, sein erb (liegendes Gut,
Liegenschaft) seczet, das selb erb schol er in drin tagen losen. Tut
er des nicht, an dem virden tag mag man das selb erb verseczen.
vorkaufen oder die kost, do er es vur verseczet hat, darauf gewinnen,
wie man mag, 78 b. das man einem Manne umb di selbe kost nicht
dorf (braucht) vuergepieten (vorladen), er sei gesessen oder nicht,
sunder alle tag vurt man in wol vur den lichter; und wes in der
perkmaister oder der perkscreiber uberczeugen. das schol er alczu-
hant (zugleich) mit phenningen oder mit guten phanden vorrichten.
X. 114; über k. von tailen genügt die Zeugenschaft eines geschworenen
bergmeister oder gesworn befgschreibers , X 113. Ein Viertel der
k. muß einem ,.erbstollen" — von mehreren dem tiefsten — ein Berg,
ein Lehen usw. zahlen, solange er den Berg, das Lehen usw. durch-
fährt, Igl. Bgr. U-A 12; ü— B 20; D I R 7, 2; Const. II 4, 22;
X. 74, 3. 76, 5 (natürlich auch dann, wenn man ihn nicht benützen
wollte), perkwerk mag an koste nicht gebauet werden, Igl.
Rspr. IV.
k. des kriges = Gerichtskosten: iu welchem krige man den eit
getan hat umb die warheit czu sagen, den man heisset calumpnia.
das man kein koste ader czerunge reiten sol. Idoch wer seinen
widersachen in dem krige treibet, czerunge czu tun, mit arglist,
und ist das offenbar, so wirt er pilleich vorurteilt umb di koste und
czerunge — , Const. IV 19, 4. Xoch di selbe koste sol man nicht
geben, si sei denn begriffen in dem ersten fodrigen teile ader das
man si fordere in dem anefange des kriges mit lautmerunge, als
gewonlich ist. — Aber in der Sachen, wo man sich beruftet, an alle
lautperkeit. so beheldet, der do gesiget, di koste auf den, der über-
wunden ist, Const. IV 49, 5 u. 6. s. berg-kost.
kost-bar Adj. große Kosten verursachend: So aber ein erbe-
bergwerk von wassernot oder van andern Sachen also kostpar ist — ,
DIR § 22c
koste (queste, koste) sumf. Laubbüschel: Adämes wete nicht
mer was wan ein kosten, Legende 101. den — kost — man die zween
tag aufstecken wil, Eg. Str. C 109; vgl. Grad], Kuhns Zs. XIX. 52.
kostec-liche, -en Adr. kostbar: gecleidet costecliche, Alex.
Anh. 1868.
kost-lich Adj 1. kostbar, herrlich. 2. viel kostend. 3. viel
ausgebend: von köstlicher spise. W. v. W. 1548. mit kostlichen
edlem gesteine. Hier. 218, 18. reicher kostlicher kleider, 216. 1. die
tavelrunde — ist so riche und also kosteliche, Trist. 1319.
kostung — kraft 425
kostung stf. Aufwand, Kosten, Elbog. Chr. 31, 8. 49, 25. was
sie auf die weine legen und darleien mit furlon u. k., das sie das
wider ufheben, Aven die wein vortan (verkauft) werden, Igl. Stb.
II 121 d. mit swerer muhe und costung — die stad beewaeht, Elbog.
Chr. 37, 23.
kost-versaninnusse* stfn. Unterlassung der Zahlung des auf
den einzelnen Gewerken (Bergteilbesitzers) entfallenden Teiles der
Bergkost, Samkost: anspräche — nmb k., DIR§23a, 3. (Darüber
richtet der Bergmeister), k. in drei „Gedingen" (Geiverkenversamm-
liingen) führt den Verlust des Bergteiles herbei; s. Const. I 7, 15 und
oben unter kost.
kot (quät, kät) stu. Kot, lutum, merda, stercus: zeitig opfel
vallen gern in das kot, Ack. 30, 14. mit harten arbeiten mit kot
und mit czigeln, W — B Ex. 1, 14. ous dem kot der heven (de luto
faecis) , Ps. 39, 3. in das k. der teufe (in limo profundi), Ps. 68, 3.
des bouches kost, W— B Richter 3, 22.
kötein (quätic, kätic) Adj. kotig, aus Lehm: Die do wonen in
koteinen heusern (domus luteas), W — B Job. 4, 19.
kotember (quatember, kotember) stf. 1. Quatember fasten.
2. Vierteljahr: am mitwoch der k. (15. Dez. 1500), Eger. Achtb. II
119. czu dem ckottempern, Brunn. Str. II 159. auf di kottemer,
Eger. Chr. 1027 S. 215.
koten-spil* stn. ein Spiel: k. um geld ist in und um die
Stadt verboten, Eger. Str. B 28.
kotze sivm. zottiges grobes Wollenzeug, Decke und Kleid davon:
daz, was manches wibes bet, daz, Ernst den kotzen von im tet und
daz, er schere sinen bart, Ernst 5516.
kotze swstf. 1. Hure. 2. Scheide, vulva: du verheyte chocze
du sleimige, du durfs nicht 30 schok nemen, das du mit mir auf der
prucken werst, Igl. Str. 273 a.
kovent s. konvent.
covertiur, -e stf. schützende und schmückende Verdeckung
des Bosses, Rf. 112. der rosse k., W. v. W. 3580. al nach des wäpen-
rockes siten sin c. alsam ersniten, 7275.
Krabatte* swf. Kroatien: in Ungarn und Krabatten, Traut.
Chr. 316.
krac stm. Biß, Sprung: des herze nie beruorte zageheit noch
schänden crac, Alex. 5695.
krach stm. 1. Krach, Schall. 2. Biß, Sprung: sin herze tete
von jämer k., W. v. W. 1160.
krachen sivv. krachen, krachend brechen: ir begonde ir herze
krachen recht als ob tüsend spachen krachten von des viures not,
Trist. 6579.
kradein stm. Lärm. Getöse: michel was des volkes k., Alex.
10485.
kraft (Gen. kraft, krefte, PI. krefte) stf. Kraft, Besinnunu,
Menge, Fülle von Kriegern und Vorräten: von der stnff (Stufe als
Grenze des „Berges"), der crafft getailt ist (Gültigkeit zuerkannt),
Igl. Bgr. N. 57, 1. 2. 4. 7. von der stuffen, der" sie c. getailel
haben, 57, 3.
426 kraft-habe — kranz-gewinner
kraft-habe* Adj. kräftig: wie die krafthaben und starkwaltigen
leben, (Löwen), wie stark sie sein, Ack. 13, 16.
krag-stein stm. aus der Mauer hervorragender Stein als Träger
des Balkens, Traut. Chr. 124. 170.
kramel-ber-baum* (= kramet-, kranewit-bouni) stm. Wach-
holder Strauch, juniperus: Helia sas under einem kramelperpoume,
W— B Könige III 19, 4. er entslief in dem schaden (st. schatten)
des k., m 19, 5.
krämer, krenier (kmmeere, krsemer) stm. Krämer: ire (der
stat Tyrus) cramer waren die edlen der erde (inclyti terrae), W — B
Js. 23, 8. Die Krämer wehren sich gegen die Einverleibung „der
gurtler, die in der cromer bruderschaft sein, 01m. Stb. 132 S. 104.
krämerei (krämerie, knemerie) stf. 1. Krämerware)}, Kram-
handel: 1. etlich k., pfeffer, saffran und leinwat — sei ihm ab-
genommen worden, Stb. Brüx N. 371. dorinnen — im kram —
cramerei zu vorkauffen, 01m. Stb. 132. an irer kremerei, Eger.
Chr. 209.
krämer-handelnnge* stf. Krämergewerbe?: Also ist uns von
der k. under andern ordenungen von dem erbern rate zu Breslau
zugeschriben warden, 01m. Stb. 92 b.
krämer ■ meist er stm. Vorstand der Kramerinnung , 01m.
Stb. 92.
kramer- werken* swv. Kramerei betreiben: also das er das
fleischacken lies ein ganezes jar und cramerwerkt, 01m. Stb. 132.
kranieh styn. -e srom. Kranich; Storch (tschech. cäp), do was
der selbe krenich ein wilder krotin konig. Dal. 122, 36 (55, 74).
krank Adj. 1. leibesschwach. .2. schwach bes. an Streitkräften.
3. schmal, schlank. 4. geschwächt, vernichtet. 5. schlecht, wertlos.
6. schlecht, boshaft. 7. gering geschätzt. 8. krank. 1. sulcher rede,
der ich Eusebius zu krank bin, Hier. 16, 20. sie (das Weib) ist von
naturen k. und du soltest sterker sein, 53, 23. mein leben ist ein
kranks leben (fragilis), Sol. 8, 22. siben kranke (tenues) ochsen und
magre (macilentae), W — B Gen. 41, 27. die ameisen ein k. volk
(populus infirmus), Spr. 30, 25. mit krankem her, Alex. 5425. daz,
von so kranken jären (bei solcher Jugend) der herre solicher sinne
phlac, Alex. 2238.
kranken swv. schwach sein: ein hohez, lop tuot kranken.
W. v. W. 823.
krank-heit (auch krankheit) stf. 1. Schwäche. 2. Geringheit.
3. Dürftigkeit, Xot: doch was mein k (fragilitas) vermag, das opfer
ich dir, Sol. 49, 23. von des menschen k. (debilitate), 6, 10. ir reich-
tum — in gotes äugen nicht anders nur k., armut und dorzu schände
sint, Hier. 41, 2. ob mich die k. verlät, Trist. 4644. nmb di k.
(bloedigkeit. XI. Bibel) ewers fleisches, T — B Bömer 6, 19.
kränz stm. Kranz, besonders als Ehrenpreis: siner blüenden
vünde k., Trist. 35.
ki*anz-gewinner* stm. siegreicher Meistersinger, dem der Kranz
zuteil wird: den singern in ire laden verehret ein schönen über-
golten groschen zum gedeehtnuß den k. auf offener schulen damit
zu ziren, Tgl. Ms. S. 14.
krappicht — kreiz-büche 427
krappicht* (kropfoht, kropfot) Adj. mit einem Kropf: der
krappichte bildschnitzer, Jodl Pinczker, Traut. Chr. 35.
kratz-behre (kratz-ber) stf. Brombeere, Traut. Chr. 195.
kratze (bei L. nur Germ. 18, 380) swf. Eisengerät zum Steine-
brechen: zvva^ er (der Erb stolner beim Durchfahren eines gemessenen
Berges oder Bürgerlehens) mit einer kraczen under sich geschaffen
mag-, das gehört an seinen nucz, Igl. Bgr. U— B 19. Eine Belage-
rungsmaschine, Alex. 2516.
kratzen sivv. kratzen, krauen: ein ereines vas — sol man
kraczen und waschen mit wasser, W — B Lev. 6, 28.
kraut-garten (krüt-garte) swm. Gemüsegarten: Gib mir deinen
Weingarten, so das ich mir mache einen croutgarten, W— B Könige
11121,2.
kraut-haitt* PL Kohlköpfe, Traut. Chr. 326.
creatnr (creatür, -e, -tiur, -e) suistf. Geschöpf, creatura: und
wan der mensch die allerwirdigst c. ist, Const. I 2, 2. von gotes
creatiure, Trist. 1793.
krechse swf. Tragreff: Vorvlucnet sei, der do ubertregt die k.
seines nechsten (terminos, Grenzsteine) W — B Deut. 27, 17 (wohl
verschrieben für grenze oder für creisse).
credenz * sifh. Beglaubigung, Eg Chr. N. 1084.
credenz-brief stm. Beglaubigungsschreiben, Vollmacht, Traut.
Chr. 227, 8; Elbog. Chr. 163, 37.
kreftel stn. kleine Kraft: ein cleinez k. sie gevie (kam wieder
etwas zu sich), Trist. 65S2.
krefüger* stm. Kraftverleiher, Bezwinger: des fewers hitz
k. = Gott, Ack. 56, 21.
kreinsen* (=kri^en, kreischen, stöhnen und krischen stv. II
scharf schreien, kreischen): ein creinsen des Streites (fremitus),
W— B Jer. 49, 2.
kreischen (— krischen machen, bei L. gekrischet, frixus, Dief.
gl. 248b) in heißem Öl oder Butter backen: ein semel mit ol ge-
kreischet, W— B Par. 1 16, 3 ; s. auch weizen bröt.
kreisse (= kreizj stm. 1. Kreislinie. 2. Umkreis. 3. eingehegter
Kampfplatz. 4. Gerichtskreis, Landeskreis, Bezirk, Grenzstein,
terminns : Arnon ist ein creisse (Grenze) Moabs, teilende die Moabiten
und die Amorren, W — B Num. 21, 13. mein swert wirt nicht durch
euer creisse [geen] = non transibit terminos vestros, Lev. 26, 6.
czu den enden irr creisse = ad extremitatem finium suorum, Judith
14, 6. die innern creisse des meres (insulae), Ps. 71, 10. = grüz, slmf.
Sand-, Getreide-, Hagelkorn s. granz: den 7. sept. hat es sich
grosse kreiß geworfen, das bei menschen gedenken nicht gesehen
worden, Eger. Chr. 866.
kreiz-baum* stm. Grenzbaum (mit eingeschnittenem Kreuz?),
Traut. Chr. 260. 264. 265. 267. 268. (wohl mit dem oben angeführten
creisse, nicht mit kriuze-boum zusammengehörig).
kreiz-brem* stn. auf Bücken und Brust kreuzförmig geführte
Verbrämimg: blaw bnrgundische k. hinten und forn mit über sich
gekerten esten, Traut. Chr. 321.
kreiz-bfiche swf. (mit Kreuz bezeichnete?) Grenzbuche, Traut.
Chr. 261.
428 kreiz-herre — kretzmer
kreiz-herre s. kreuz-herre.
kreiz-kiefer* stf. Grenzkiefer, Traut. Chr. 261.
kreiz-pfaffe s. kreuz-.
kreiz-schiezen sin. ein verbotenes Spiel, Eg. Str. B 28.
kreiz-stein* stm. Grenzstein (mit eingehaltenem Kreuz?), Traut,
Chr. 177. 260. 267.
kreiz-tanne* stsicf. Grenztanne, Traut. Chr. 260. 261.
kreiz-uhrla stf. Grenzerle? Traut. Chr. 260.
krellen swv. kratzen: ein katze grellet einen hunt, Ack. 8, 3.
kremerei s. kramerei.
krenieh s. kranlch.
krenke stf. 1. Schwäche. 2. Mangelhaftigkeit, Geringheit.
3. Teil des Leibes zwischen Hippen und Hüfte: 3. da der gürtel
uinb ir lip bevienc an der k. mit geschicke ir gelenke, W. v. W.
1486. raanec brüstel — wä in die luft underwset die wät gegen
der krenke gar minuiclich gelenke, Alex. 14567. ietwederhalb der
k. ir gestalt und ir gelenke merket man wol, 23913.
krenkeu, kranken (= krenken, krancte, fcrenkte; gekranket,
gekrenket) swv. 1. schwächen, minder». 2. erniedrigen. 3. zu nickte
machen, schädigen: gekrenket ist die Sterke (debilitata) , W — B
Esdr. III 40, 10. gekrenket wirt mit hunger sein sein sterke, Job.
18, 12. die kiuder israhel — krenkten (debilitabant) alle, die sie
mochten vinden. Judith 15, 4. er krenke heideschen orden = schwäche
das Heidentum, W. v. W. 5759. ein hohez, lop kranken, 823. Christus
hat doch sich selber genidert und gekrenket und seines knechtes
gestalt zu im genomen, Hier. 28,16. Unkeuschheit swachet und
krenket den leip, 51, 26. Was gekrenket mag werden (infirmari),
das sol man bewaren, Const. III 1, 17.
kren-scküz^el stwf. Schüssel für Meerrettich, Igl. Stb. V 206 a.
kreseinen (auch krisemen, chrismare) swv. 1. taufen. 2. salben.
3. bildlich; heiligen usw.: kresemte (unxit) das geezeld und heiligte
das, W — B Num. 7, 1. an dem tage, als her (der Altar) gekresmet
was, Num. 7, 10. ein trage der priester, der da ist gekrezsemt
(unctus), von seinem blute in das geczelt der geczeuknüsse, Lev.
4,16.
kresmunge* stf. Salbung: das öl der heiligen c, W— B Lev.
21, 12.
kretzein, kretzscliani (kretschem, -e aus sla>\ krcma) stm.
Horfschenke: das am österlichen tag, am pfingstag, am weiuachttag,
an gotsleichnamstag und an unser liben frawen tegen und sulchen
hauptfeiertegen nimantcz in kreczem geet, Olm. Stb. 78. An sun-
tagen und andern heiligen tagen vorpeutet man für (vor der) sing-
czeit in kreczem — und in die füll zu geen, 78. Von wegen der
krätzschen, ob sich darin umbwillen undt zwitracht begebe, Chlum.
II 4. Kretzschm, kreczschen, Eg. Achtb. II 117. 182. 184. 195. keinen
kretzscham zu verlegen (kein Wirtshaus errichten), Eger. Chr. 1196
S. 369. als er — zu lange im kretzschem getrunken, Traut. Chr.
135. an dem heiligen tage in den kreczem nicht czu gen, Böhm.
Chr. 43.
kretzmer, kretzschmer (kretschmar aus slav. krcmar. Nach
Lexer md. seit dem XIV. Jh.) stm, Schenkwirt. Nach Schlesinger,
kreuse — krie 429
Mitteilmigeu d. Ver. f. Gesch. d. D. in Böhmen XV S. 179 bedeuten
kretscheu und kretschniar meist auch Gericht und Richter, weil dieser
die Erbschankgerechtigkeit besaß: kein freien kreczmer rügen wir
nicht, Enge v. Pröhl, 10. wirt und kretschraer , Eg. Str. C 119. in
einer meileu nmh die Stadt soll kein kretschmer sein, er schenke
dan Trantnawer hier, Tränt. Chr. 6. von wegen des kretsckmers, 27.
kreuse (krebez,, -e, krebz, -e, kriuz, kreuz,, -e) slswm. Krebs:
deine fisch allerley, auch forchen {Forellen) und kreusen — nie-
mand ez vorkanffen sol — es sei denne zu stunden für mittage, Prag.
Str. 122.
kreuslecht* von krüs, kraus, gelockt Adj. gekräuselt, gelockt:
kreuslechtes har, W — B Js. 3, 24.
creuwel (krewel, kröuwel) stm. dreizinkige Gabel, fuscinula:
czaugeu und c. und des fewers geczeuge, W — B Ex. 27, 3. topfe,
czangen und c. und haken und des fewers hantreichunge (Geräte)
und seineu rost in der gestalt eines neczes machte her ereiu, Ex. 38, 3.
guideine czangen und krüge und c. und gieskaneln und mörser und
rouchvas, Köu. III 7, 49 -50.
kreuz-baum, -brem, -buche s. kreiz.
kreuzer (kriuzsere, -zer) stm. 1. Kreuzfahrer, Eg. Chr. N. 1114.
2. Kreuzherr, Deutschordensherr, Eg. Chr. N. 1024 3. kleine, ur-
sprünglich mit einem Kreuz bezeichnete Münze: 4 ß. bargelt, item
kraytzer und furer urab 5 ß., Igl. Stb. V 168 d. desgleichen haben wir
crewczern (gegen die Hussiten), als die auf den keczeru woren
gewest, mit pir, prot und fleiß geholfen, Eger. Chr. 1115.
kreuz-herre* swm. einer aus dem Kreuzherrenorden: seines
ordens ein alter kreizherr, Traut. Chr. 13. 15.
kreuziger (kriuzigsere) stm. 1. Kreuziger, eine fanatische Sekte.
2. Kreuzfahrer: 1. diselben czeit komen die krewziger gen Prag
und prachten pabstliche priff über die Juden, das sie sie mochten
schaczen, Böhm. Chr. 86.
kreuz-pfaffe swm. Priester aus dem Kreuzherrnorden: die
kreizpfaffen, Traut. 48.
krenz-sckiez.en, -steiu, -tauue, -uhrla(erle) s. kreiz-.
kreuz-tag (kriuze-tac) stm. 1. Festtag der Kreuzerfindimg.
2. die drei Tage vor der Himmelfahrt, tvo Kreuzgänge gehalten
werden: 1. vor des heiligeu creutz tag = k., Eger. Chr. il68.
kreuz-vart stf. 1. Kreuzzug. 2. WallfaJirt mit Kreuz und
Fahne: mit dem sigil der crewtczfahrt — des pobstes — bevestiget,
Eger Chr. 1167 S. 342 (a. 1482).
kreuz-weis, kriuze-wis Adv. kreuzweis: ir blanken arme
criuzewis vaste übereinander schrenkete, Trist. 710.
kreuz-woche swf. die Woche der kreuztage: dienstag in der
crewtzwochen (22. Mai 1498), Elbog. Chr. 55, 13.
krich s. krieg (Schluß).
kriechisch Adj. griechisch: mit kriechischen buchstaben und
in ebreisch und latin, T — B Luk. 23, 38. kannst du kriechischen
Botenb. 21, 37.
krie, kri stf. Schlachtruf, Feldgeschrei, Parole, Losung: siner
ereu krie — wirt geruofen üf daz, zil, Trist. 1397. Tristan rief sin
angeborne krie: Parmenie, Parmenie, 1811. 1817. in wunnencliche
430 kriechisch — kriegel
krie, 1832. der küuege krie riefen sie, 2918. Macedö was dirre krie,
Alex. 7329. des (kerren) name des volkes krie was, 13329. unver-
zagt die frien körte man ir krie schrien, 13336.
krieg (kriec, -ges) stm. 1. Anstrengung, Streben nach etwas.
2. gegen etwas. Widerstand. 3. Anfechtung. 4. Streit. Meinungs-
verschiedenheiten, Disput. 5. Rechtsstreit. 6. Zwist, Zwietracht.
7. handgreiflicher Kampf, Krieg: -1. In dem buchlein ist beschriben
ein krieg, wie einer, dem sein weip gestorben ist. schiltet den tot,
Ack. 1, 1. Hie spricht gott ausz das urteil des kriegs (zwischen den
beiden), 53, 5. nach torlicher rede k., nach k. veintschaft, 18, 19.
zu kriege u zu weren {zu Streit und Hader) lassen sie — die
menschen — es {ihr Gut), 54, 9. und weret unser disputatio und
sulcher k. (mit dem Ketzer Sabianus) von der nonen untz auf die
vesperzeit zu guter lenge, Hier. 152, 15. ob peiden — halben ein
grieg under den gewerken ist, wer das pehaben schol, Igl. Bgr.
U — B 24. wart zu kriege (jnrgatus est) in den purgen mit einem
israhelischen manne, W— B Lex. 24 10. das ein stoz, und ein wider-
wertigkeit oder ein k. zwischen zwein schepfen in einem rate wurde,
Prag. Str. 130, 5. doraus vi! k. u. czwitracht ojiamen, Olm. Sth. 57
u. 152. k. u. czwitracht, Igl. Str. (51) S. 320. So sie aber mit dem
k. (Zu nie im Wirtshaus) oder die krieger herauss auff die gassen
kommen, so hat niemandt darauff zu greiften dan unsers gnedigen
hern des abdts zu Bruckh amtleuthe, Chlum. II 4. "Wer mit ver-
botener wer zu einem k. leuffet 6n eines burgmeisters oder der vom
rate geheizze, der niusz 5 pfunt haller geben oder sei ein jar von
der stat , ob er der 5 pfunt nicht gehaben mag, Eg. Str. B 30. die
k.. stegreiff und sust allerlai arbeit, die sollen keinen schedlichen
pruch haben, Olm. Stb. 117, 2. 5. zu kriege werden, Igl. Str. 186.
so k. wirt czwischen den leuten um ecker, 72. Das gerichte hebt
sich an mit des kriges peiderseit teidingen. — Des kriges anefank
der selbscholdigen Sache, wann sein richter czu gerichte siezet, ist
des clagers und antwurters hin- und herfurlegunge umb di sache,
das man mit gerichte erkenne ir peider recht, Const. IV 8, 1. Wo
czwei leben in krige ligent kegen einander — die lehenhauwer —
mugen ir lehenschechte wol bebalten pis an den tag, als in vor-
lihen ist (werden also vom Ausgang des Prozesses nicht berührt),
D I R III 32. Wo leben czu krige ligent — wenn der leiher oder
urbarer vorvarn (gestorben) , so behalden die ihr Hecht, welche die
älteste Handfeste aufweisen, DIB, III 30. das die k. recht ende
nemeu (lites), Const. I 5, 11. domit der k. gehindert werde, P7 9, 5.
den k. czwischen in richten, I 6, 8. die kaufte u. auflassen der krige
vorpoten sein von den redlichen rechten (emptiones et cessiones
litium legitimae prohibeant sanetiones), 1118,2. doch macht er
imandem von ettlichem dinge einen k. (movet-controversiam), Const.
IV 6, 5. das alle sprach, krieg, stosz, Ungunst — schullen zwischen
in ab sein, Igl. Stb. IV 182a. die weile der kreig (Krieg) mit den
keezern zu Behem weret, Stb. Brüx 188. wann diser kreig nimmer
gestillet wird, 188. das er undir furstin einen krich (fehlt das Zeit-
wort: erregte), Dal. 86, 20 (35, 7).
kriege Adj. kriegerisch: sin kriegez, herze, Alex. 1334.
kriegel (auch krieglin, kriege) Adj. 1. widerstrebend. 2. streit-
kriegen — kriegs-leufte 431
bar. 3. streng*: diu (unsere Herrin) ist so k. im gerihte, so ernert
man sie niht (reitet man die beiden Jünglinge unter den Räubern
nicht), W. v. W. 5948.
kriegen swv. (nicht immer von krigen stv. II zu scheiden).
1. sich anstrengen, streben, trachten körperlich und geistig (üf, näcb,
Gen.). 2. andringen, widerstreben (wider). 3. kämpfen, streiten mit
Worten, eine Meinung verfechten , behaupten. 4. prozessieren. 5.
kämpfen, Fehde, Krieg führen, tr. bekämpfen (mit, nach, zno be-,
er-, ge-, ver-, wider-, zer-): 1. daz, icb mit fiize kriege dar, da icb
minen art ervar, W. v. W. 5248. swer so krieget näcb fremder habe,
s wen der stät der sinen abe, daz, ist, daz. man selten klaget, 6191.
wil anderswar daz, herze sich senen unde k., 5672. 3. wider vil
redende leut ist nit zu k. mit Worten, Ack. 40, 4. wider in kriegestu
(contendis), W — B Job. 33, 13. di Juden kriegten zu einander (stritten,
zankten sich), T — B Job. 6, 53. 4. nachdem — sein hausfrau und
seine kinder mit einander um das gut krigen worden, Tgl. Str. 62.
die selbe frawe Mariische und ir sun kriegeten mit einander, 263.
das die kunheit der, di do frevelich k., — gestillet werde (temeie
litigantium) , Const I 9, 5. Es ist schedlich, wo man unter einem
verdachten richter kriegt, 16,8. der richter — sol auch nimmer
den, die do krigen, seinen mut offenbaren mit seinem antlicze, I 6, 3.
di in gerichte k., I 5, 6; IV 7, 10. der, di do k., IV 18, 8 u. 10. di
vor in k. (coram eis litigantibus), IV 20, 4 u. 5; 1118,2. der mit
dir wil kriegen in dem urtail, T — B Matth. 5, 40. wert ir euch k.
unter einander, Böhm. Chr. 4.
krieger stm. 1. Sireiter, Kämpfer. 2* die einen Rechtsstreit
führenden Parteien: 2. recht, das die k. haben, Const. IV 20, 2. es
sullen die k. eintrechticleich drei gemein man kisen, di frum und
erber und bescheiden (klug) sein; den selben sullen die urborer einen
vierden man czugeben, di Hindert teil do haben (an keinem der
beiden, durch Durchschlag verbundenen Berge), di sullen di czweiunge
enden, I 10, 1 ; I 9, 5 u. 1 11, 3 u. 4.
krieg- liai'tig Adj. im Streite liegend, umstritten: von ewein
krieghaft igen leben, D I R III 32.
kriegig Adj. 1. streitsüchtig. 2. streitig, rechtlich unentschieden:
2. was do geschiet von crigigen Sachen, Chlum. VIII 1.
kriegisch Adj. 1. widersetzlich, trotzig, streitsüchtig. 2. strittig,
rechtlich unentschieden: 1. verworren leut u. k. leut, Igl. Str. 189.
den krigischen und vorwarren — menschen zu schade, Olm. Stb. 152.
Von krigischen leuten ist di gröste teidunge, Const. III 1. Einl.
krieg-lich* Adj. kriegerisch: in desen krigklieben lenfften =
Kriegsläuften, Kriegszeiten, Stb. Brüx. N. 379.
krieg-rede stf. Prozeßrede, quaestio: die czweiung und k. von
den gewerken, Const. I 11,3.
kriegs-leufte PI. von krieg-louf zu louft stm. PI. löufte, =
louf, Lauf (auch in der Musik), Verlauf, Gang, Ereignis stm.
Kriegsereignisse, Kriegszeiten: in kriegsleuften, Traut. Chr. 175. in
kriegsleuften sollen — die nunnen — 2 reisig knecht und pferd zu
halten schuldig sein, Eger. Chr. 98.
432 kriegs-rüstung — kracke
kriegs-rüstung stf. Kriegsrüstung, Andeutung kommenden
Krieges: ein fewrige compressioii gesehen — am khnel strahl feurige
k., Traut. Chr. 290.
kragen stv. IL sich anstrengen, ringen, trachten, hinstreben:
eiu man, der nach den ersten kreic (kletterte), Alex. 25961. der
fürste ouck die (staffeln) ze berge kreic, 22636.
kriminell (auch grimmen) stv. 1 3 die Klauen zum Fang
krümmen, packen, verwunden, kratzen, zwicken, reißen: biz,en, k.
unde kratzen begunde er ez,, Schretel 232. ez, beiz,, ez, kratzte in
unde kram, 241. nu kratzä kratz! nu krimmä, krini! 258. sie
kratzten unde krummen einander, 260.
krippe stswf. 1. Krippe. 2. ein ins Wasser eingebautes Pfahl-
werk: 1. Und Salomon bette 40000 crippen zu wagenpferden, W — B
Könige III 4, 26. wir haben kein wain noch krippin (für die Pferde).
Elbog. Chr. 144, 44. in die krippen, T— B Luk. 2, 7. 2, 12. 2, 16.
erisolt stm. ein Edelstein (Chrysolith?) vil edeler crisolde,
Trist. 4518. der erisolt, Ales. Anh. 2090.
cristenleieh Adj. christlich: als ein c. fürst, Sol. 1, 9.
krist-inön stm. Dezember: im christmon, Traut. Chr. 186. 188.
279. 309.
krochen* stv. do (in der helle) must ir (Tod) an ende krochen
(horchen C, pratteu u. prinnen _D), Ack. 50, 4.
krolais, krolas m. Festmahl bei Einsegnung der Wöchnerinnen,
vgl. Gradl. Kubus Zs. f. vgl. Spr. XIX 66 u. Kittel, Mitt. 17. Jahrg.
S'. 21: zu den kindelpetten sebol man nicht bringen oder senden
noch Wirtschaft noch krolais (krolas C 30) zu kindelpetten haben
beimleich noch offenleich. Eg. Str. A III 2 B 18.
kroenen, krönen swv. kränzen, krönen, auszeichnen, preisen,
verherrlichen', von ir scheene, die ich in herzen kreeue, Trist. 4014.
eröner* stm. der die Krönung vornehmende, coronator: Du
(Gott) bist selber der c. und die cron, Sol. 100, 13.
rronung stf. Krönung: du bist c. und die cron, Sol. 100,17.
kropfocht s. krappicht.
kroppizen (bei L kropfizen, rülpsen) sivv.* krächzen: er ver-
nam, daz. czuvbant obir ein roub (Babe. tschech. vrän) croppiezt
(tschech. kväce — krächzt) sebir, der vil leicht sas und ein wisag
sines todes was, Dal. 45, 12 (13,18). die crotin vor dem furstin
cropiezin (tschech kfehtati = quaken) geturstin, 123, 1 (55, 63).
krot(e) (krot, -e, krotte) swstf. Kröte: das vorfleuget werden
die croten (ranae), W— B Es. 8, 9. mit croten ; und quellen wirt
das wasser croten, die werden oufsteigen und werden krichen in
dein bous und in das leger deines bettis, Es. 8, 3. krotten schütte
der regen, Alex. 11411. en (ihnen) ist geschehen als den krotin, der
man do nit mag spotin, Dal. 122, 21 (55, 59). und di crotin von dem
furstin cropiezin (quaken) geturstin, 123, 1 (55, 63).
kracke (auch krücke) swstf. Krücke, Bischofsstab, Ofenkrücke
(tractula) aus roman, croccia, gruccia (aus einem vom lat. crus ab-
geleiieten Adj. crucea) während nach, DWB. 5, 2425, aus dem
deutschen das vom. Wort entstanden sein soll: sie (die Zauberin)
hilfet nit , das sie reiten auf den kracken u. das sie reiten ouf den
bocken, Ack. 8. 16.
krüg — küfel 433
krüg (kruoc, -ges, PI. krüege) stm. Krug: der k. melis wirt
nicht abnemen noch das vas des oles wirt nicht geminnert.
W— B Kön. III 17, 14; Prediger 12, 6; Jer. 52, 19. s. ölvas, wasser-
krug, krüglin.
kr u ml), krumm Adj. gekrümmt, verdreht, schief, ungerecht:
die andern, die crnmp und unrecht urtail gehen, Joh. von Igl. VIII.
mit krummen urteiln des Juristen, Ack. 42, 2.
krumbe {auch krümbe, assim. krümme, krumme) 1. Krümme,
Krümmung, Umweg, Abweg: gegen Ranczer in der khrimmen, Igl.
Mut. N. 23. ein Schacht, liguud oben in der Krümp 7, in der Rantzer
(bei Iglau) Krumm genant, 8.
krümben, krümmen swv. krumm machen, krümmen: Eliseus
krümte sich (incurvavit) ouf es — das kint — und erwermet wart
das vleisch des kindes, W — B Könige IV 4, 34.
krumerei* stf. Verdrehung: Loica (Logik) mit der warheit
Verleitung und k., Ack. 40, 14.
krüstel-brot* (von krustelin sin. Kruste) stn. W— B Ex. 29, 23.
kubebe sivf. Zibebe, große Kochrosine, aus mlat. cubeba, ital.
zibibbo vom arab. zibib : kubeben und ander gekrewte, Olm. Stb. 92.
kübel stm. Kübel, Minwwf von Kübel und Seil, Bedeutung
nach dem „Bergbüchlein" , Ursprung gemeiner Berckrecht und verlegt
von Joh. Haselberger von Beichenaw, buchfierer ohne 0. u J. (nach 1519
erschienen), neu hg. von Dechen, Zs. f. Bergr. XXVI S. 219 ff. : Wenn
einer geschürfft hat und der schurfft zu tief wirt, das ehr einen
kaspel darüber setzen niuss, und die erste fürdernuss, die er heraus
thut mit seil und kübeln, das heisst „seil und kübel eingeworffen",
Zycha I S- 153 Anm.
küche (kuoche) swm. Kuchen: drei kuchen brotis, W — B
Könige I 10, 3. einen k. brotis und crüstilbrot mit 61 besprenget,
W-BI85C
kückelin (küechel, -in) stn. tortula, kleiner Striezel: er — czu-
brach das mit der müle und sties das in einem morser und cochte
das in einem topfe uud machte dorous kuchelin des smackes sam
geöltis brot, W— B Num. 11, 8.
küchel-speise stf. Grünzeug: nicht k. gerathen ist, Traut. Chr.
305. s. auch köckel-speise.
kuchen-bäcker* stm. Kuchenbäcker, Traut. Chr. 238.
küchen-speise (-spise) stf. in der Küche bereitetete Speisen:
ich hab durch gepruch (mangels) und abganck einich reuterei ein
k. auf euch zu nemen (euch wegzunehmen), Eger. Chr. 1139 u. 1140.
„hölä, küchenspise, Trist. 590.
küchen- vleisch stn. Fleisch für die Küche, zum Gebrauch der
eigenen Küche, für eigenen Gebrauch, Eg\ Chr. 1143.
küchler* stm. Küchelbäcker?: k. sullen irer schrogen nit steen
lassen, Eg. Str. C 57. wohl = kuchenbäcker, Traut. Chr. 238.
küfe (kuofe) swf. Kufe, cupa: Wenn ainer durchführt alt bier,
so ist er von einem (so!) halben kuffen schuldig einen Kreutzer zu
mauten, Chlum. IV 18. sie giengen in die güldenen kuffen (Bade-
wannen), Ernst 2501. ein kuffen salcz, Igl. Stb. V 77 b.
küfel, küfelin stn. kleine Kufe: ein kuffen salcz u. ein klaine^
küffel, Igl. Stb. V 77 b.
Jelinek, "Wörterbuch. 28
434 küfen-salz — kund-scliaft
küfen-salz* stn. in einer Kufe verkauftes Salz; nur: von
einem wagen knffensalz , ist der ganz . sal man nemen 5 gr. , Prag.
Str. 138.
Rüü-schlüssel stm. nach Frisch, 1554 a, ein Zwangsmittel, daß
ein eben ausgelernter Lehr junge Geselle im Handwerk werde, damit
die Gesellen ihre Gebühr bekommen, also ein gelindes Mariencerk-
zeug {zum Scherz verwendet). Vgl. Grimm D Wb. Dann der Spott-
name der ausgelernten Lehrlinge, zumal der Tischler, so lange sie
noch nicht durch die Zeremonie der Hobelung (Deposition) in die
Bruderschaft aufgenommen sind, auch bloß Schlüssel, Tränt. Chr.
173. 174.
Rulbe s. kolbe.
kulter stmnf gefütterte Steppdecke über das Bett, um darauf
oder darunter zu liegen: lilachen, golter, Trist. 2803. das seidein
golter, Igl. Stb. III 56 d. pett mit einem golter u. leylachen, III 30c.
Rümel-v.ise swf. Wiese mit Kümmel; ein Wiesenname, Igl.
Stb. V 259 a.
kunien s. kommen.
kuuier (meist knmber, knmmer, auch kommer) stm. 1. Schutt,
Unrat. 2. Belastung, Bedrängnis, Mühsed, Not. 2. Beschlagnahme,
Verhaftung: 2. Eg. Chr. N. 1196. 2. dorauf (hütte, heuser, bergwerk)
er dann gericht, kumer und verbot thun hat, Igl. Bgr. 80, 2 s.
bekümmern.
kumpiiu s. kompän, Ernst und sine kumpäne, Ernst 3129.
kumpanie (auch kompanie) stf. Gesellschaft, Genossenschaft:
ir gebt in mit k. kraft, swä sie wellent geselleschaft (leistet ihnen,
wenn sie wollen, Gesellschaft) , W. v. W. 2276. diser in k. bat und
daz, er seite maere, wannen sin geverte waere, 4877. da sie k.
enpbienc und geselleschaft enholte, Alex. 9142.
künde, künde stf. Kunde, Kenntnis, Bekanntschaft, Verwandt-
schaft, Zeichen, Beweis: wand ich (Maria) künde nie gewan und
enhabe deheines man , W. v. W. 2938. wie alle sach auf ewer (des
Todes) künde sint gepawet, Ack. 50, 16.
künden (auch künden) siev. verkündigen, zeigen, bekannt
machen: er wolt sich auch nicht k. in (ihnen zu erkennen geben),
W. v. W. 7230. dar fiz. (dem graben) sich künden an der wile,
Alex. 5808. ir künden also werte, unz daz, die sunne gerte daz, sie
ze gemache wolde gän, 5811.
kunder, Runter stn. lebendes Wesen, Tier; Untier, Monstrum;
Teufel: waz. tuot diz, kunder hinne? Schretel 200. daz, eisliche k..
71. daz, ich gevriesch nie k. so starc noch so gelenke, 106.
Rundiger (kündigaere) stm. Verkündiger, bergm.* der das Zeichen
zum Schichtenwechsel gibt : den anefangk iczleicher der vier stunden
(Schichten) sal der k. ausrufen durch den ganezen perk. Const. 1 18, 2
kündikeit (auch kündec-heit) stf. Klugheit, List: wan ez, was
kündikeite vol, Trist. 3022. 3467. so sleich er hin mit k., 5930
umgetragen in die k. zu der umfurung des irtums, T — B Eph. 4, 14
kund -Schaft stf. 1. Kenntnis, Nachricht. 2. Erforschung
3. Auskunft. 4. Beaugenscheinigung und Entscheidung durch Un-
parteiische und auch das dadurch gewonnene Hecht. 5. nähen
kunft — kuniges- 435
Umgebung. G. Verwandtschaft: 1. seiuthemalen ir ewers bergwerchs —
allenthalben gute k. und wissenhait habt, Igl. Bgr. 84, 2. mit guter
k. u. wisseuheit. des rates der stat Brux , Stb. Brüx N. 188. hastu
nicht k. vormals gehabt mit Jeronimus auf erden, Hier. 93, 14.
6. die kinder Sem noch iren kuntscheften u. czungen u. landen —
cognationes, W — B Gen. 10, 31. so sol der meister Hanns di selbigen
wisen teilen — wan er der wisen wirt nu kuntsckafft haben, wo
die wisen pesser oder erger ist. Igl. Stb. V 270d. uns sint vier man,
di da haben k. (gelobet ein gelübd XI. Bibel) über sich, so du dicz
enphechst, geheilig dich mit in, T— B Botenb. 21, 23.
kunft {Gen. künfte, kunft) stf. das Kommen, die Ankunft: sie
siner künfte manchen tac bete minnenclich begert, Trist. 6070.
künftig, künftec Adj. was kommen {sich ereignen) tvird, künftig:
Willehalm was sselden k. , W. v. W. 3424. was bin ich künftiger
(quid futurus sum), Sol. 8,10. daz, vierde rieh wirt Endechrist, der
noch der werlde künftig ist, Alex. 21 102. Bistus, du da bist k. oder
bait wir eins andern, T — B Luk. 7, 19. ir wiz^t nit, zu welher stund
der herre ist künftig, Matth. 24, 42. 24,45. zu welcher stund der
dieb wer k. , 24, 43. dornoch auf die negst kumftigen phingsten,
Igl. Stb. III 183 b. auf die weinachten schirst kuuftigen, 111178 a.
künig, -eg {md. auch konig) stm. König. Wenn der König
bei einem Gericht den Vorsitz führt, so soll er sich mit den einmal
festgesetzten Strafgeldern begnügen, Igl. Str. 15. 17. Er darf keine
höheren Strafgelder beziehen als der Richter 16, an ihn fällt
die Hälfte der 50 Mark Gold, der Strafsumme für Verwerfung eines
infolge von Berufung erflossenen Urteiles, 302.
kunigei (künieiin) stn. 1. kleiner Vogel, vielleicht Zaunkönig.
2. kl. König. 3. kleiner Hofbeamter. 4. Bienenkönigin, Weisel.
5. Eidechsenart, Basilisk: die vipernater und das vligende k. (regulus
volans, {„fliegende Ceraste"), W — B Js. 30, 6.
kimiges-, koniges-, kunig- leben stn. die 2 Königslanen, je
eine zu beiden Seiten der „endeisten Lehen" der Grube des Finders,
dem ein Berg gemessen wird, für den König zu eigenenem Abbau
vermessen, bilden somit einen Teil der Urbar. Falls das Maß nach
beiden Seiten nicht, reicht werden alle Lehen des Finders, dann die
2 k. dann herrenlehen und burgerlehen nach einer Seite gemessen,
s. berg- messen. Sie wurden jedoch nicht selbst vom König ab-
gebaut, sondern „lehenhewern" überlassen, gegen einen Anteil am
Ertrag („eigenschaft"). 1401 vereinbart Wenzel IV. mit den Kutten-
bergern, wer an einem Stollen mit Schürf- oder Ausrichtung s arbeiten
betroffen wird, ivo ein k. oder eine Überschar zu messen ist, werde
als Lehenhäuer gegen Zahlung der Urbar und des Neunten (eigen-
schaft) angenommen. Wurde aber imand mit der masse begriffen
in einem kuniglehen, in einer ubersehar, in einem burgerlehen ader
einem herrenlehen mit rechter und redlicher perklicher arbeit, der
ader die sullen bleiben siezen umb unser urbar und umb ein freies
neunteil, das man von sulchen leben geben sol von alle dem, das
got do beschert, Igl. Bgr. N. 51, 8. Sonst wird bei Verlehenschaftung
von k. und Überscharen, bei Wieder-, und bei Stollenverleihungen
die Höhe der Abgabe an den Begalherrn durch den Urbarer fest-
gesetzt. Vgl. auch Bergregal.
28*
436 kuniges-mäz,e — knnst-reick
kuniges-inuz,e stf. königliches Landmaß, Brunn. Str. I 479.
künig-licli Adj. königlich, eines Königs würdig: den künic-
licken bouui, Legende 853. mit kunigleiner gewand, T— B Btb. 12, 21.
kunigs-vogil stm. Wachtel, coturnix, W — B Ex. 16. 13 und
Num. 11, 31. 11. 32.
kün-lich (küen-lich) Adj. kühn, kampflustig, kräftig: wen (als
daß) das mit kunlick gabin di Tutschin uns virtribin (tschech. Text:
nez Xeinci bndü kralovyni käzanim drzeti), Dal. 203, 14. (92, 26).
kün-lich (küen- liebe, -eu) Adv. kühn: k. binleiben, Const. I
7, 10. k. reiezen sie — die rouber — got, W— B Job. 12, 6.
küune sin. Geschlecht, Familie, Verwandtschaft: Tristan, geborn
uz. vürsten künne. Trist. 3207. allez, menschliches; k. , Legende 264.
545. die rote dühte wie von dem keiserlicheu künne daz, velt von
glaste briume, Alex. 6139. aueb jeben sie (die gote) din ze küune,
1911. di wil starb Leupult uf der vart, und der kun von Osterich
erstund berezog Friderick, Dal. 180, 7 (81,6). wenn die meuliebe
kouue (Nachkommenschaft) in dem königlichen gesiechte der Behem
gebrach [fehlte) itezunde, Böhm. Chr. 3. Kap. Und von disen ist
geseet alles menschlich k. auf aller erden, W— B Gen. 9, 19. von
meiner küne (cognatione) meinem sun nim ein hausvrowe, Gen. 24, 38.
menschlich k., Const. Vorrede.
kunnen Prät.-Präs. (kan, PI. kunnen, Prät künde, konde, Part.
kunnen) können vermögen, imstande sein, möglich sein: daz, der
gevüege Tristan nicht zu vrouwenliebe kan (impotent sei), Trist. 3721.
kunst stf. Gen. u PI. künste. Wissen, Kenntnis, Geschicklich-
keit, Kunst, Macht, Bänke, Heilmittel, Zauberei: ist nicht k. (scientia)
sunder blindikeit, Sol. 11, 3. Im Ack. iverden 20 freie Künste genannt:
Grammatica, Bhetorica, Loica, Geometria, Aritmetrica. Astronomia,
Musica, Philosophia, Geomancia, Pyro-, Ydromancia, Astrologia,
Gero-, Nigromancia, Xotenkunst, die des Augur, des Aruspex, Pedo-,
Ornamancia, die des Juristen, Ack. Im tschech. Gegenstück des
Ackermanns von Böhmen iverden 22 genannt. Die freien Künste
hat Heinr. von Mügeln wiederholt behandelt. Vgl. Schröer, Sitzungsb.
der Wiener Akademie LV B S. 474 f.
künste -lös Adj. ohne kunst: ich tummer künsteloser man.
Trist. 46.
künste-, kimsten- reich (künste -rieh) Adj. reich an Kunst:
allein wir (der Tod) doch manigen kunstenreichen, edlen leuten
fer über den rein haut gegraset, Ack. 3, 5. in dem — haupt des
menscheu — ist kunstereich allen gottern verborgen abenteuer,
38, 17.
künstig (auch küustic, -ec) Adj. mit Kunst begabt, verständig,
klug, gelehrt, schlau: wie k., wie lustig, wie stark sie (alle creature)
sein , Ack. 13. 20. daz, man nie so künstic herze vant (er war so
gelehrt, bes. in der Astrologie), Alex. 8363.
kunst-liche, -en Adv. 1. mit Verstand. 2. mit Geschicklichkeit:
so er k. sihet, das er mit nichte furbas mer mag bei leben beleiben,
Hier. 40. 11.
kunst-reich* Adj. reich an Kunst, Einsicht u. Verstand: mit
hohen kunstreichen meistern, Ack. 27, 3.
kunst-schacht — kunt-schaft 437
kunst-schaeht* stm. Schacht mit kunstvollen M asser förderungs-
anlagen, („kunst"). des Ffrancz Bothmer klage der kunstschachte
halber, Igl. Bgr. 93, 2.
kunterfeit stn. unreines, verfälschtes Gold {Metall), Gegensatz,
Trug, Falschheit: reine äne allez, k. , Trist. 79. vergich an alle k.
mir der rechten wärheit, 2305. hat wol min herze wisheit die dunket
iuch doch k., 2862. Aus franz. contrefait, lat. contrafactus.
kunterfeit Adj. nachgemacht, falsch: daz, die rede icht k.
were, Trist. 3530.
kunter-wein* stm. scoria: Dein silber hat verwandelt in k.
(in scoriam, „dein Silber ist zu Schlacken geworden, dein Wein ver-
fälscht mit Wasser"), W — B Js. 1,22. Ich will ausbruen bis czu
dem reinen deinen k. (excoquam ad purum scoriam tuam), „ich will
reinigen ivie mit Lauge deine Schlacken", Js. 1, 25. Vgl. mhd. kunter,
gunter, confect, kunterfei stm. unreines vermischtes Metall, electrum,
das Falsche, Trügerische wie unser „Talmi-gold, -silber" usiv.
kunt-lich Adj. bekannt: daz das offenbar und k. ist, Eg. Str. C 86.
als das wol k. (zu erkennen) ist von grossen wundern, Hier. 130, 19.
kn ntli eh, küut- liehen (auch künde -liehe, -en) Adv. schlau,
listig, genau betrachtend , laut verkündend: ir herze sich gein im
entsloz,, darin sie in k. nam, als Bekannten aufnahm, W. v. W. 6618.
da er ir kuntlich gewar mit solicher wirde würde, sie erkennen würde,
7037. daz, ich fliz,ic an in sehe und in so k. spehe, 5664. künt-
lichen sage her in reine = confidenter emn pronuntiet mundum,
W— B Lev. 13, 37.
kunt-rick* stn. „falsches Vaterland" : daz, nach disme kuntrich
em werde daz ewig himelrich, Dal. 14, 24.
kunt-sekaft stf. 1. Kenntnis. 2. Nachricht, Beaugenscheinigung
eines strittigen Gegenstandes durch beeidete, von beiden Parteien ge-
ivählte Männer und deren Entscheidung. 3. schriftliche Bezeugung
eines Tatbestandes: k. zu breiigen er sich selbst verwilt, Elbog.
Chr. 83. 2. ich wil des wol k. bringen, das mir sulch fleisch in eim
hantwerk zu Eger gut geschawet ist wurden, 82, 17. ein k. breiigen —
wie er mit dem fleisch gehandelt hab — sulche k. ein rat von im
begert auszzulegen, 67,22. 97, 29 u. 37. 98,11. 98,14. mit briven,
brivilegien auch etlichen kuntschaften über die slussel, so die stad
für alter (ehedem) gehabt, 31, 9. des der warheit schriftliche k. und
urkund zu geben, sagen wir und bekennen, 31,31. 34,21. 34,29.
36, 1. sie haben uns gebeten unsers wissen der warheit urab ein k.,
35, 14. k. der warheit auszuprengen, 51, 26. ich begert van eim
rat Urlaub und k. (kund) zu geben, wie ich mich verhalten und van
in entprochen mucht (von ihrem Gericht loskommen könnte) , 78, 43.
sie haben uns ersucht, in k. zu geben, was uns bewust sei — wer
ein rat bei in für alt her gesatzt, 58,5. 58,33. 58,42. 54, 17. 60,3.
60, 26. 61, 11. 62, 7. wenne man die k (Erfahrung) hat von den alten
(allen Leuten), Böhm. Chr. 50. die gränitz zu besehen und darüber
alle k. (ivas darüher in Erfahrung zu bringen möglich) zu erfahren,
Eger Chr. 1067. nach gehabter k., die ein ernvester rath darauf
legeten — zogen die herrn von Eger — für schlos Liebenstein, 48.
wie sie newe kuntschaf (neue Bekanntschaften) machtin, Dal. 23, 5.
(2, 85). Volksstamm, Stamm cognatio: die kinder Sems noch iren
438 kupferein — kuren
kuntseheften und landen, W— B Gen. 10,31. er der wisen wirt k.
haben, wo die wisen pesser oder erger ist, Igl. Stb. V 270d. di da
haben k. über sich (gelobet ein gelübd XL Bibel), T— B Btb. 21, 23.
kupferein Adj. aus Kupfer: ezwu kuppern rein, Igl. Stb. V 263a.
drei kupprein tepp (Töpfe), "V 206a. die grosse und ein klein
kupperen rein, Y 96 a.
kupfer-smit stm. Kupferschmied, W — B Js. 41, 7. ..
kür, -e (md. kur, -e, kor, -e, kör) stf. 1. Prüfung, Überlegung.
2. prüfende Wahl. 3. Wahlstimme. 4. das Auserwählte. 5. Ent-
schluß, Bestimmung, Straf bestimmung , Geldbuße. 2. kurfürst, in
des Kurfürstentum alle kure (=Gott), Ack. 55, 14. die dri liez, er
reden vür vaste sprechen üf die kür (Fürstcmcahl), W. v. W. 3917.
vollenvarn an der kür, 3889. sie wolden an den wisen man die kür
uinb einen herren hau. 3874. biz, man in wirdeclicher kür (Auswahl)
überal diu gerihte truoc, 1525. die czwene in menlicher kür so
ellenthaft sich werten biz sie den wee verherten, den verzingelt
mit ir hecken beten die waltrecken (Bäuber) , 5513. got warf im
(dem menschen) under aller siner ordenunge kür (machte ihn zum
Herrn über alle Geschöpfe), 3030. da sie enphienc in höher kür
der wirt sselden riebe, 3240. daz in höber würde kür von dem
lande die herren giengen vür, 7567. man sack das velt in richer
kür, 1308. da ein gestüele was geworht (Sitze errichtet waren)
nach richer kür unervorcht, 7179. daz, sie (die 2 Kinder) so arme
in swacher kür [Armut] da der weite kaemen vür (zur Welt kamen),
1964. nü kam auch Willalm in höher wirde kür, 1416. gnädsam
kür der kinder (adoptio filiorum), Sol. 22, 21. Wer aber darwider
würde wölen (einen, der nicht die vorgeschriebenen Eigenschaften
besitzt, in den Bat gewählt zu icerden), der hat sein Kühr verloren
(sein Wahlrecht), Olm. Stb. 64. Wer die chur verdienet und auch
die chur gegeben wirt , ab er kewczet czu den Pfenningen , Igl. Str.
276 3. 181. do sluoc des gelückes kür mir ze guote, im ze arge vür,
Alex. 5093. dir ist gegeben der sselden kür, 5158. die fuo^genger
wären in der kür, er sprach die sohlen zogen vür, 7403. ich lege
dines herzen kür minem vater gerne vür, Tristan 371. ich sebaff
(vermache) ein pregerlon und ein kchür auf dem minezhof, Igl.
Stb. III 192 c. also verlure wir unser küre (das Becht der Königs-
wahl), Böbm. Chr. 57. der keisir gab in ir küre wider, 64.
kürbis- garte (kürbiz,- garte) siem. cueumerarius : wenn als in
dem k. vorchte (formido) nichtesnicht hütet , W— B Baruch 6, 69.
k., Js. 1, 8.
kürbs (kürbizj stmn. Kürbis (aus lat. Cucurbita) cueumer: in
unser hereze kumen uns die k. und pfeben. lauch und czwival u.
knoblauch (in mentem nobis veniunt cueumeres et pepones, porrique
et caepe et allia), W — B Num. 11, 5.
kürbs-blat (bei L. nur Yiutl. 5454) stm. colocynthis Bittergurke,
cucumis colocynthis: Und er vant sam einen wilden weinstock und
cloubte von dem herbe, wilde kurbsbleter des ackers und fulte seinen
mantel und quam wider und sneit das in den topf des muses, W — B
Könige IV 4, 39.
kuren, koeren svw. = kiesen wählen: die gekürten (ratsherren).
Elbog. Chr. 57, 35. 57, 21. 34, 35. 59, 11. 15. 17.
kürner — kürzen 439
kürner = kürsenaere stm. Kürschner, Eg. Achtb. II 19.
kurren swv. grunzen, roiehern*: ir vrechen ors die kurren,
Alex. 3490. Doch ivohl PI. Praet. von kerren stv. 13.
kürsen, kursen stf. Pelzrock (aus mlat. cnrsina, crusina
vielleicht slav. Herkunft): wer in dem jarniark pelcz ader kursen
kaufft von frömden kursnern, der sol das sagen und offenbaren,
Olm. Stb. 103. auf der stiazse nam die kursen und die plechhant-
schuch, Bucb der Gebrechen S. 225. drei khürßen, Igl. Stb. V275a.
mein newe kürßen, V272c. 47 d. einen rock und die kurszen, die
sie tragen hat, V28d.
kursen -werk (kürsen- werc nur bei L.: Wp. G. 126) stn.
Kürschner wäre: nur 200 fei allerlei k. darf ein kursner kaufen, nur:
eichhorneins und gruczeins (HamsterfeUe) mag einer kauffen, als vil
in gelust, Olm. Stb. 103. so iemancls ein kursenberg — ausserhalb
des jarmarkts her in die stat precht, Igl. Stb. V221b. ab iemands
her in die stat precht kürsenwerch und ward durch meister erkennt,
das es pusswirdig wer, darumb sullen die maister Zuflucht haben zu
den herren des rats, V 221 a und b.
kursit stnm. Pelzoberrock (von den Rittern über den Harnisch
getragen) mit Seide oder Wollenzeug überzogene iveiße kürsen:
kovertiure und licht k., Alex. 13G61. wäpenroc — k., 13877. tiure
k., 18 796.
kursner, kurschner (kürsenaere, -ner) stm. Kürschner: bans
Herten, kursner, Eg. Achtb. II 73.
kürsner-geselle * swm. Kürschnergehilfe: kürschnergeselle, Eg.
Achtb. II 115.
kürsner-handwerk * stn. Kürschnergewerbe, -zunft: die geworn
viermeistern des kürsnerhandtwerchs, Igl. Stb. V 220 c.
kursner- haus* stn. Verkaufshaus der Kürschnerzunft (?) : es
sol auch kein meister einer dem andern, es sei auf dem k. oder auf
einem jarmarkt kaufleute ablayten mit schaun oder mit winken,
Igl. Stb. V 221a.
kürsner-zeche stswf. Kürschner zunft, Traut. Chr. 252.
kurt (nd. u. md. Form für) kurz s. dies.
kurteise, kurtois [aus kurtoise, kurtösie) stf. höfisches Be-
nehmen, feine Bildung: in werder kurteise kam da mannec er-
wünschter lip, W. v. W. 1363. Her Tristan der kurteise, Trist. 1130.
1349. 1445. k. kumpan, 1199. diu kiusche u. die kurteise Isöt,
1490. 3755. 5840. 6202. — Tristan der kurtois, 1822. vrech u.
kurtois, 73. die künigin k., 2595. 4067. Kurvenal k., 6520. als
sie wol künde leren nach gewonheit ir kurtois, Rf. 257.
kur-vürstisch Adj. kurfürstlich: die k., Eger. Chr. 80.
kurz (aus tat. curtus) Adj. kurz, gering : das er seinem eid czu
kurcz getan hat (gebrochen, nicht gehalten), Igl. Bgr. N. 104, 1 und 3.
das der marscheider seinem aid (durch falsches Bergmessen) czu kurcz
und unrecht getan hat , Igl. Bgr. 41, 1 u. 2. also zu kurtz geschach
nie manne (keiner wurde verkürzt, benachteiligt wie ich), Ack. 28, 18.
des was im die wile kurt, Alex. 24459.
kürze stf. 1. Kürze. 2 Verkürzung*, Nachteil*, 2. Traut. Chr. 207.
kürzen swv. (Prät. kürzte) ab-, verkürzen, kürzen: er vil lilite
der erste ist, an dem sich kürzet lebens frist, Alex. 8996.
440 kürzung — lächter
kürzung stf. Verkürzung, Beeinträchtigung, Elbog. Chr. 79, 20.
kurz-weil (kurz(e)-wile) stf. kurze Zeit, Zeitverkürzung, Unter-
haltung: mein grosse kurtzweil, Sol. 2, 4.
kurz -weilen swv. sich die Zeit verkürzen, vertreiben: in der
herberg — iren kwasz in trinken, essen u. andern iren kurzweilenn
erberlick vertreiben, Igl. Stb. V 177 c.
küssel* stn. kleiner Kopfpolster: sie warf ir ein k. dar — diz
küssel lege under daz, koubet sin, Trist. 4866 ff. uf dem k. er ent-
slief, 4917.
kust {Gen. kiiste, kust) stf. Prüfung, Schätzung, AH und Weise,
Beschaffenheit: ist da icht valscher knste bi (steckt da eine Falsch-
heit dahinter), Trist, 3820.
ktts-zieche sivstf. Kissenüberzug, Polsterzieche: czwu küsczichen,
Tgl. Stb. V 149 c. ein stukl leinbat gestrefft czu kuscziechen, V51b.
kutel* stm? Knüttel?: Wer der ist, der ain bidermann im
rothaus — ans maul oder an hals sieht oder rauftet oder mit cutellen
sieht — , der schol aus der stat sein als longe, bis er des hulde ge-
winnet, den er also wetriwet und geslahen hat, Prag. Str. 87.
kutel -hof stm. Schlachthof: kuttelhof, Traut. Chr. 238. in
mactatorio videlicet kuthelhof, Olm. Stb. 98c; Igl. Stb. III 242b c.
ez schol kein fremder fleischhacker ein k. in der stat haben, Igl.
Stb. II 71b; Eger. Chr. 1200 S. 379; Traut, Chr. 238.
kutel-iuül* stswf. wohl eine zugleich als Schlachthof dienende
oder mit einem solchen verbundene Mühle: uncz an das turrndl bei
der kuttlmül, Olm. Stb. 44.
kut-ler stm. Fleischhauer, der einen Schlachthof besitzt: ein
iegleich kutler schol den eid nemen als die czwai fleischhacker, Igl.
Stb. 1171c.
kwas s. quas.
L.
lä (lä, Gen. läwes) Adj. lau: daz, waz^er kalt oder lä, Ernst 2457.
lachs-rorke* (forhen stf. forhe sivf. förhel. forhel swf. Forelle,
forena, tructa) Lachsforelle: ein laxfohre, Traut. Chr. 30.
lächter fn. = kläfter, bergm. Klafter, die Maßeinheit im Berg-
bau: czu der masse auf aine f., Igl. Bgr. U— A 10. igliches lehen
behelt in im siben 1., Const. II 2, 1. das czu dem minsten die silber-
gruben umb ein berglachter von einander steen, also das peidenhalben
der rumpaum sich gemachsamclich muge umbkeren, II 1,4. Wenn
ein lehenherre slechticleichen ein leben vorleihet (ohne genauere
Bestimmung), so soll man kein ander lehenschaft verleihen inne-
wendig dreien virteiln einer masse (mensure) oder eines lochters,
Const. ITI 5, 16. das ercz (in einem zu messenden Neufang) sal czum
minsten eines lochters lang sin czu fusse in siner sale (Sohle,
Wasserseige) , D I R I 13, 3. Brenget er abir sinen stollen an di
stat, das er treuget auderhalben lehens (= IOV2 1) tiff, adir czu dem
minsten czehen lochter. so heisset is von rechte ein erbhaftig stolle,
DIB, I 4, 3. ein lachter lanch muß wenigstens an einem Erbstollen
in Jahresfrist gebaut werden, Igl. U— B § 15. So hat sich befunden
in der meszleitber (Geometer) der geometria und aritmetic durch
lacka — laffeu 441
gemeine 3 ellige klafftern, die thun 774 lochtern oder klaftern, zum
andern so helt ein dumplachter 4 elen, (s. holz-, walt-ele) so ist
der Hrisenberg hoch 581 dumplochtern, das macht 1920 elen (a. 1569)
Traut. Chr. S. 190. lochter, 191. 226. die hoe der mauern 3 lochtern
(sw.) 191. — 40 lofter holcz, Eger. Chr. 1174.
lacka (wohl — lachen stn. in Zusammensetzungen auch lach)
Decke, Laken, Tuch: Carnifices, institores vel mercatores lackas vel
pannos alios cidere per ulnas non debent, Ohn. Stb. 93a.
lade-brief stm. Vorladungsschreiben, Traut. Chr. 317.
laden (Prät. ladete, latte, läte, Part, geladet, gelät) siov. auf-
fordern, berufen, laden: darum got der sele gnad! dez ich in mit
bete lad, Dal. 9, 2.
lader stm. der einladet: du bist diner furstin virratir unde
unsir vient ein groszer lader (tschech. snubce. Freier, Ehestifter, —
siehst sie ins Land), Dal. 125, 8 (56, 38).
ladunge stf. 1. das Aufladen. 2. die aufgeladene Last. 3. Ab-
gabe, Steuer? 4. Uferbefestigung. 5. Vorladung vor Gericht: 5. Die
1. — vorher ein beguntnusse und ein grünt der ordenunge des
rechten genannt — ist ein redliche heischunge ader furgebitunge
czu dem rechten; und ettwenne so geschieht si von dem richter,
wenn er kegenwortielich gepeutet einem ader beiden teilen, das si
für im steen auf einen sichern tag u. einer dem andern antworte
noch dem rechten, Const. IV 2, 1. Auch geschieht di 1. pei des
richters poten, der dorumb gesworen hat. Und ist es, das iener, der
geladen ist, als oft geschieht, laukent, das di 1. czu im nicht komen
sei, so mag der lader das behalden mit seinem eit an czweiffel, IV
2, 2. Die 1. muß mit des Bichters gepot und nur von ehaftiger not
wegen erst am Tage des Gerichtes, sonst spätestens den Tag vor-
her geschehen, IV 2, 3. Der Vorzidadende soll persönlich geladen
werden, ist er aber nicht kegenwortig ader leichte sich vorpirget
ader fleucht das recht, so sol man in offenlich laden czu seinem
hause mit demselben poten — und zwar in grossen ader hefftigen
Sachen — in sotaner weise: der gesworne pote sol steen für dem
hause und sol in laden mit gepote des richters mit offener stimme,
also das die nachgepawern und di furgeen, hören; — dann sol er di
1. sagen des richters Schreiber, das er si seeze in des gerichtes tavel
oder acta — und seezen den tag u. di stunde, das er auf den selben
tag czu seinem hause offenlich geladen sei und das das gehört haben
di nachpawern und di do furgingen, IV 2, 4—5. Es ist nimand czu
laden, das er in dem gerichte gestee in heiliger czeit, IV 2, 6. _ Und
alle ladungen, di do czu dem ordenlichen gerichte gescheen, wi wol
man das nicht redt, idoch sein sam panteidinge czu vornemen (ver-
stehen), IV 2, 6.
lallen stv IV gr. Xuitxw, lat. lambo, schlürfen, lecken: welche
mit der hant und mit der czungen 1. das wasser, als die hunde
pflegen zu 1., di sunder hinder dich, W-B Richter 7, 5. die das
wasser 1., 7,6. die do gelaffet haben, 7,7. das vewer lafte das
wasser aus (aquam lambens), Könige III 18, 38. An der stat, do das
blut Naboths haben gelecket die hunde, do werden sie auch dein
blut laffen, Könige III 21, 19. Ich habe gesehen in dem slafe, das
442 läge — land-diet
die junckfrawen plut haben gelafft, Böhm. Chr. 8. s. auch unter
Wasserleitung.
läge stf. das Legen, die Lage. 2. Hinterhalt, Nachstellung.
3. Lebensverhältnis, Zustand. 4. Beschaffenheit, Art und Weise. 5.
Warenlager, Ort, ico etwas liegt: 1. uf welcher wege läge sie vunden
ir mäge, W. v. W. 5302. lege der stat 1. von binden = pone in-
sidias, W— B Jos. 8, 2. legte L, Par. 1113, 13; Jer. 9,8. sie haben
euch betrogen in lagen des abtgotis phegor (insidiis per idolum
Phogor), Num. 25, 18. si in hetin löge geleit, Dal. 43, 34 (12,21).
die hüt fixeren — nicht in diebes läge, Alex. 12452. Paulus wurden
gemacht kunt ir lag (ihr Mordplan), T— B Botenb. 9, 24. mir was
deroffent von den lagen, di si im heten berait, 23, 30. das ir muget
gesten wider di lagen (heimlichen neid XI. Bibel) des teufeis, Eph. 6, 11.
lägen* läge?, l^egel aus lat. lagena, kleines Fäßchen, Lägel:
Abigail — nam 200 brot und czwfi I. weines, W — B Könige 125,18.
fremde pier in lagen ader flaschen nit herein tragen, Eg. Str. C118;
Eg. Chr. N. 76. heute im Egerl. g'liagl. = Fläschchen, czwu lagen
malnasir, Igl. Stb. 111316 c.
lägen swv. 1. auflauern, nachstellen. 2. toonach trachten:
1. die veinde lagten irem blute (inhiabant), W — B Esther 9, 1. er
gedenket von mir, das ich listiclicheu sein läge (quod insidier ei),
Könige I 23, 22. ein lagender per (ursus insidians) Klagen des, Jer.
3, 10. so läget niemant deiner erden, Ex. 34, 24. die wort der posen
lagen dem blute , Sprichw. 12, 6. an dem wege läget sie als ein
pfadhauche (wie ein Räuber), 23, 28. ir lagendes vorretnusse, Par. II
20, 22. wer sein nicht gelaget hat, Ex. 21, 13. er läget in der vor-
porgenheit, Ps. 9, 8. Herodias di lagt im (was im heimelich neidig
XI. Bibel), T— B Mark. 6, 19.
läger stm. Nachsteller, insidiator: briefe Ammans des lagers,
W— B Esther 8, 5.
lagunge* stf. Hinterhalt, Versteck: 1. = latibulum: die wölken
sint seine 1., W — B Job. 22, 14. die waren czuhant aufgestanden
von irr 1., Richter 20, 37. 2. = iusidiae: mit 1., Ex. 21, 14. sie suchen
der vorterpnüsse 1. (moliuntur insidias), Esther 16, 3 u. 6, 2.
lamb-rel stn. Lammfell: ein schauben von czehen lampfelen,
Igl. Stb. V 220 d.
Lamborder, Lamborter stm. Lombarde, spez. Mailänder: Dal.
132, 6. 132, 8 u. 14 (59, 74). 136, 35 (59, 80).
lampartisch Adj. lombardisch, italienisch: in lampartischer
zungen, Trist. 6844.
Lamperten* (= Lampardie, Lampart enland) Welschland, Italien:
euch gruzent di bruder von lamperten (welschen landen IX. Bibel),
T— B Juden 13, 24.
land-bern stf. hier aber stm, Landessteuer: Auch sullen die
weingerten, die man binnen diesen jaren, oder wann das ist, an-
hebet czu bawen, des ungelts und des lantpenies und aller ander
beswerunge ewiclichen frei und ledig sein, Stb. Brüx N. 108.
land-diet stfn. Einwohnerschaft eines Landes: mit al der lant-
diete, sie wseren rihter oder amptman, statrihter oder lantman,
W. v. W. 1865. daz, mau der 1. mit voller gebiete gebot üf räuber
varen, 5908; Eger. Chr. 1045 1065.
land-gericht — land-recht 443
land-gericht stn. Landgericht: Mind. d. Egerl. S. 18; Eger.
Chr. 1045. 1065; Elbog. Chr. 127,19.
land-geriehts-gesprech* (= lant-gesprseche ) stn. beratende
Landesversammlung, colloquium provinciale: Die purger mugen auch
die edeln von Merhern (Mähren), die in schuldik über czehen mark
silbers, vierstunt in dem jar czu den chottempern, wan sie sich
samment in der Stadt czu einem 1., umb dieselbe schult vorladen,
Brunn. Str. II 159.
land-geselle swm. 1. Landbewohner. 2. Landsmann: 2. dir
und dinen L, Ernst 3917.
land-kaus* stn. Wil ein man aber in dem 1. trinken und pringet
— sein gefes mit im dar, so sal man im do wein ein rechte masse
geben, Prag. Str. 123.
land-herre stm. 1. Herr des Landes. 2. dessen vornehmster
Vasall, Adeliger: die 1., W. v. W. 3781. die 1. der philistin (satrapae
Philistinorum ) , W— B Richter 16, 8; Könige I 5, 11. wenne ein
pflage ist gewesen euch und ewern lantherren, Könige 16,5; Prag.
Str. 91. er sei danne ein 1. ader ein purger, der mak wol mit seinen
knechten swert und messer füren, 19. welcher purger (Bürge) mit
einem 1. oder mit ein andern man mit gesampter haut unvorschaiden
um gelt purgen wirt, und gilt (bezahlt) der 1. nicht oder leist er
[nicht] als ir brieff lautent, und stirbt der purger, dieweil so sullen
desselben purgers erben von seines gut halden und leisten als ir
vatir vorscriben hat 3. eczlichen 1. oder ritter, Igl. B III u. 71.
Wenczlaw kunig czu Behem u. Margraf? czu Merhern etczlichen lant-
herren in Behem u. seiuen reten zu lib auch einen bischolf derwelte
(gegen den Ulm. Bischof Joh. v. LeutomischT) , Ohn. Stb. 54. umb
die andern Sachen Avollen wir mit den 1. rittern, stetten, gemein-
schaften und knechten in dem lande czu Behem ustragen äne
seumpnusse, Saazer Urkdb. S. 179. 1. u. adelsperschonen (so!), Igl. Ms. 9.
barüne und lantherren, Trist. 517. vürsten und 1., 6771. dem konige
und dem ]., Ernst 4119. 4168; W. v. W. 3781. kain 1. (es steht lancherr)
nicht ist in dem lande (Niederöst.), der euch daran mochte bebolfen
wesen, Hohenfurter Brief, ein 1. gnant Stibor „clugizhoubt", Dal.
189, 14 (85, 14). auf ermahnen der von Plan und der lantherren,
Eger. Chr. 169 S. 257. di lanthern demutiginten sich gein dem
herczogeu, Dal. 79, 12 (31, 72) den lanthern er kunt tet, 98, 16
(42, 38). er (der kouig) wolt nur al lantherrin czumal totin gern, 218, 35.
land-man sim. — 1. Landsmann, Einheimischer. 2. Land-
bewohner, Landmann. 3. zu einem Landgericht bestellter adeliger
Beisitzer als Schöffe. 1. der hübsche 1., W. v. W. 5912. einen 1.
die czwene czu herren wolten hän, 3920. als wol der 1. (indigena)
als der pouman (colouus), der do pilgereimet mit euch, W— B Lev.
18, 26. es were burger oder lantman, Ernst 1418. 4193.
land-inaer s. laut-niser.
land-maz,-weis:|: Adv. im Lande, allgemein: als lantmaszweisz
gehoert wird, Elbog. Chr. 43, 13.
land-recht stn. 1. Hecht eines Landes im Gegensatz zu dem
anderer, zu geistl., Lehen- und Stadtrecht. 2. Hecht des einzelnen.
3. Gericht, Prozeß, Urteil nach diesem. 4. Anspruch auf ein Land.
5. auf Grund und Boden und Abgabe dafür, Igl. Str. 93. 290. 225.
444 lant-richter — lant-sigel
(36.) (82.) — sint dem mal und sich di piderben leut aus ewerer
rechten in das 1. geczogcn haben, das ir iczleicher verwallen ist mit
czehen marken, 225. wie glubet und wilkure alle 1. brechen, DIR
22 c. den hern unser crone Behem, so das 1. besitzen, Elbog. Chr.
129, 21. di hern des landrechtens, 130, 30. 130, 33. wir wollen, das
ir ewr 1. sollet siezen, wie das für alt herkomen ist. 133, 3. solche
grenitzzeugnis — sollen ins 1. komen, Traut. Chr. 294. er bat sie
für das 1. presentiert, Elbog. Cbr. 21, 1. die burger und die herren
sind zu Prag erschinnen und für das 1. gefordert, 23,29. für dem
lantrechten steen, 26, 1.
land-richter stm. Vorstand eines Landgerichtes , Igl. B. II. 1.
zum Ellenbogen, Eger. Chr. 1079.
land-schaft stf. 1. Land, -schuft. 2. dessen Einwohnerschaft.
3. sämtliche Landherren, die versammelten Stände eines Landes:
1. in drei gleiche teile aller deiner erden 1. (provinciam) teile, W — B
Deut. 19, 3. alle 1. Juda wil ich geben in di hant des kuniges von
Babilon, Jer. 20, 4 (omnera Judani). 2. daz beide reit unde lief in
nach vil der 1., W. v. W. 5510. wider euch, gemain und 1. (Eger
und Umgebung), Eger. Chr. 1153. das ir (aus Eger) neben und mit
der 1. daselbst und noch gehaiß unsers (des Kaisers) pflegers —
ewer hilf erezaiget, Eger. Chr. 1175. ein erbar rath sambt der 1.,
Eger. 1197 S. 371.
land-schellig* (von lant-schal stm. = lant-msere, -rede, allgem.
Gerücht) Adj. allgemein besprochen , Elbog. Chr. 101, 11.
land-scheppe * sinn. Schöffe eines lantgerichts: landrichter
ader 1. (beneficiarii terrae), Igl. B. n.
land-scherin, -schirin stm. Gewähr, welche der Verkäufer eines
Gutes gegen die Einsprache anderer übernimmt, disbrigatio: Henricus
conqueritur de Petro, quod equum. quem ab ipso emit , promiserit
sibi in terra Moraviae ab arrestationibus liberum facere, quod
vulgariter „lantscherm" dicitur, Brunn. Str. I 594.
1 and- Schreiber (lant-schribsere, -er) stm. Land-, -gerichts-
schreiber: sie brachten von dem 1. (von der Landtafel) einen brief
versigelt mit seinem insigel, Igl. Str. 246. 290. des konigreichs zu
Behaim oberster 1., Eger. Chr. 1052; Traut. Chr. 303.
lands-dieb (lant-diep nur Chr. 5.v 238, 1) stm. Landesfeind: uf
den andir lanezdib (na zemskeho slodeje), Dal. 125, 14 (56, 42).
land-sez,z,e (und lant-ssez,e) stm. Landsasse, im Lande Ange-
sessener): der wirdigeu cron zu Beheim, der landsesse wir sind,
Elbog. Chr. 149, 19. ewer lantsessen, Eger. Chr. 1156. ir (vom Egerer
Pfleggericht) werdet mich als ein lantsessen hauthaben und schützen,
1176. die 1., Böhm. Chr. 3. wie Boleslaw hiz den lantsessen, das
sie im die stat Boleslaw müren solden, 31. 10. geruche deiner lant-
sessen wort zu boren, 49. die 1. wolden des jungen konugs nicht
haben, 53. wenne mich die lantsessen auch gekorn haben, 59. er
trat im vor den lantsessen das lant abe, 62. di 1. vorsmeheten iren
forsten, 103. der kuuig muss den lantsessen glauben, 106.
lands-hütter st», eine Art Bewaffneter. Traut. Chr. 281.
lands-knecht s. lanz-kneclit.
lant-sigel* stn. Siegel des Landesherrn: ir k. m. (Majestät) unter
dem 1. geschriben haben, Elbog. Chr. 131, 22.
land-sterbe — langen-derleidung 445
land« sterbe* sivf. (vgl. mhd. sterb, -e swm. das Sterben, an-
steckende Krankheit) swm. über das ganze Land verbreitete Epidemie,
in solcher landsterben sind czu Trautnaw sechsdehalb hundert u.
8 Personen zugegraben worden, Traut. Chr. 44.
1 and- strafe /'. öffentl. Weg durch das Land: In der lantstrase
wolle wir czihen uucz bis wir geczihen durch deine creisse (terminos
tuos), W— B Num. 21, 22.
land-tag stm. Versammlung zum Landgericht, Landtag: den
16. november ist der 1. verlesen' worden aufm schlosz ahhie, Traut.
Chr. 316.
land-tafel für Landgericht und Protokollbuch daselbst: be-
weisunge aus der 1., das das erbe ir sei. Igl. Str. 290 S. 195. das
er vorkauft hat das erb czuni kirchleins, das im in die 1. gelegt und
geschriben wer, 290 S. 193. wen es ein vreies gut wer und im in
der 1. lege, 336. Des czugen sie sich an die 1. — wie sie di yor-
genanten erb verkauft betten dem Eollen und das were in die 1.
komen, 246 und 237. (22. 36.) lantschreiber der kleinem 1., Traut.
Chr. 303. 334. iugresator bein der grossen 1., 338. der loblichen 1.
zu Prag, Elbog. Chr. 42, 37.
lant-volk stn. 1. Einwohnerschaft eines Landes. 2. Landvolk,
1. Ernst 3144.
land-vride swm. öffentliche Sicherheit, Landfriede, Igl. Str. (56)
S. 324.
land-wein stm. im Lande gewachsener Wein: ein iczlicher
weinschenk sol nicht lenger 1. schenken nur von der czeit, als sich
die moste anheben, uncz uff die ostern, Igl. Stb. III 39 b.
land-wer stf. 1. Landesvverteidigung. 2. Landesverteidiger.
3. Befestigung der Landesgrenze. 4. bes. die rings um eine Stadt
gezogenen Gräben und Schranken: 1. sie leiten sich ze lantwer gar
mit kreftigem her, Alex. 23875.
land-wiz,z,ig* Adj. im Lande bekannt, Elbog. Chr. 21, 6.
laue, lahn* m. Lahn, laneus oder mansus kommt der Hube
oder Hufe (mit kleinen lokalen Abweichungen) gleich. In Osseg
hatte der Lahn 64 Strich (mensura, stricho); die Hube in PI aß
wird einmal mit 37, ein andermal mit 40 Joch berechnet, sonst ent-
hält sie meist 60 Strich, Mitt. d. V. f. Gesch. d. Deutschen i. B.,
XV 3. Heft S. 170. si pastori communi solvitur pretium de laneis,
Brunn. Str. I 528. unum agrum de pluribus agris ad laneum spec-
tantibus sibi (= dem subses oder emphitheota) vendere nou licet,
nisi de licentia domini speciali (den ganzen Grund darf er aber
verkaufen), I 281. s. ferner: leheu.
langen swv. 1. lang iverden, sich ausstrecken, um etwas zu er-
reichen. 2. sich ausstreckend ergreifen oder 3. darreichen. 4. unpers.
verlangen, gelüsten, betreffen: was ich getrawet allermeist zu 1. (con-
sequi), das verret sich von mir dester breiter, Sol. 62, 13. langen
an = bitten, Elbog. Chr. 22, 17. 23, 16. 51, 8. als weit daz. gelt hett
mngen langen, Igl. Rspr. XIII. wer denne eldere ausweisung
(Hypothek) haben wirt, der selb derheb daz, gelt als ferre es langt,
Igl. Stb. III 40a.
langen-derleidung* stf. Langmut, T— B Gal. 5, 22 (langmütig-
keit XL Bibel).
446 lang-kaus — laster-meilig
lang-haus stn. atriura: zu der tdr des grossen 1., W— B Ez.
8, 7 u. 14. vullet das 1. mit toten , Ez. 9, 7. das 1. wart dirvullet
mit dem scheine der eren des kerren, Ez. 10, 4.
lang-helnricht- Adj. mit langem Stil versehen: 1. beil. Traut.
Chr. 100.
lang-seme (lanc-sam, -seim, -e) Ach: langsam: er zogete 1.
uude seine, Trist. 1684.
lang-sitig Adj. lange Seifen habend: die (jungen Katzen) sind
wol getan lancsitic. Schretel 331.
lang-Tolendung stf. Langmut, T— B II. Tim. 3, 10.
laug-wesundig* Adj. langdauernd: aus alder 1. gewonheit,
Olm. Stb. 77 S. 50.
lanke, lanche stwf. Hüfte, Lende. Weiche: ein gurtel was um
sein lanken, T— B Mark. 1, 6. von dem wucher seiner lanken (fruckt
seiner lenden, XL Bibel) — von einem seiner Nachkommen , T — B
Boteub. 2, 30. dersuckter der kerzen und der lanken (nyren,
XI. Bibel), Offenb. 2, 23. begurt eure 1. in der warbeit, Epk. 6, 14.
begurt die 1. eures gemüts, I. Peter 1, 13. nock was er in den 1.
des vaters, Juden 7, 10.
lankenier stn. Decke über die lanken des Bosses: kovertiure
und 1. darüf (auf das Fferd) geleit, Ritterf. 112. manic ungekiure
tier truoc do ricke L, Alex. 13180.
lanue stswf. Kette: er nam den bern bi der lannen, Schretel 34.
lanz-kneckt-glach* stf. Gelage nach AH der Landsknechte,
Kneiperei: die jungen bürger zu Trautnaw haben ein 1. angericht
— und 8 fasz bir ausgetrunken, Traut. Chr. 156.
lapke* (wohl aus dem Tschech.) siom. Bäuber, latro: der da
diebe und lapken keget, an derselben Stellen staudenrauber genannt,
Igl. B 61.
laquariz (lakerize) swf. Süßholz, Lackritze, aus mlat. liquiritia,
grieck. y'/.vxvQQitu, Prag. Str. 100 u. 101.
lasch s. löschen.
last stm. auch f. 1. Last, Menge, Masse, Fülle. 2. bestimmtes
Baum- oder Gewichtsmaß: 1. ir kerze truoc den süez,en last, W. v. W.
2863 xl 4196. swer ist der last, den wir alle tragen, Hier. 216, 22.
der künielicker tilgende last da vor allen künigen truoc, Trist, 2506.
2. Samkaufi's einen last ader einen kalben, Ölm. Stb. 55. eine last
beringe, Igl. Stb. II 156a, czwen leste keriuge, II 156a.
laster stn. Schmäh/WM), Schimpf, Schmach, Schande, Makel:
wirt wan laster sin gewin, Trist. 1388.
laster-b::lg (laster-balc) stm, Schandbalg, ein Schimpfwort: ker
tot, böser 1., Ack. 15, 13.
laster-ba?re , -bere Adj. Schi'nqrf bringend, Schmach 'ver-
dienend: Aber ir mau was berte und gar 1. und pöse, W — B Kön.
I 25, 3.
laster-berig (bserec) Adj. nach lasterberigem sundigen leben,
Hier. 39, 18. 1. gewonheit, 194, 15. sein 1., unfletige begenvng vol-
bnngen, 211, 5.
laster-meilig Adj. mit einem laster-meil = Schandfleck be-
haftet (bei L. nur noch Fasn. 254, 21) euch (Tod) sei zu erbe und
eigen gegeben 1. Schändung, Ack. 7, 15.
läsür — lauf 447
läsiir (auch läzür, -e, aus mlat. lazurium, lasuruni, lab lapis
lazuli (vom. pers. lazür) stn. Lasur: in sime schild lag ein ar üz,
1. und von golde clär, W. v. W. 7273. uff blaw lasür licht gemal
sonne, monde und Sterne, Ernst 2038. in läz,ür ein guldin or,
Alex. 5675.
late s. lote.
latich (latech, -e, leteche) stsivf. Lattich, aus lab. lactuca: un-
gesäuertes brot mit wildem 1., W — B Ex. 12, 8.
laub (loube) swstf. PI. louben, löuben: 1. bedeckte Vorhalle
z. B. vor einem Kloster. 2. Schwibbogengänge als Verkauf splatz.
3. Raum unter der Stiege einer Kemenate. 4. Speicher, Kornboden.
5. Gerichtshalle. 6. offener Gang im oberen Stockwerk, Galerie:
1. Mardocheus onch alle tage wanderte vor der lauben des houses
(vestibuluin) , W— B Esther 2, 11. — 2. ein haus gelegen underu
lauben, Igl. Stb. V 148 a.
laub (loup, -bes, PI. loup und löuber) stn. Laub, Blatt: ainen
faigpaum, habent die leuber — er vant nicz an im neur die leuber,
T— B Mark. 11, 13.
laube stf. Erlaubnis: so das sie mit 1. unfugen und hochverten
(ut insolescat per licentiam), W— B Esther 3, 8. mit 1., Eg. Chr.
N. 1116. gunne mir in freundlicher 1. (gestatte mir), Hier. 200, 27.
äne 1., Stb. Brüx 304; Traut. Cbr. 18. 216. 226. mit unser gunst
und 1., Olm. Stb. 113. mit 1. des richters, Const. IY 17, 1. äne —
sunderliche laube. Const. I 7, 7; III 5, 1; II 4, 13; II 1, 11. ich sage
dir mit loube daz,, Trist. 3964.
laubech (löubechin, Dem. von loup) stn. Laub: di schtrosek
und das 1. zu padstuben, Igl. Stb. 111212 a.
lauben swv. 1. Laub -bekommen: der walt ouch von im (dem
lenze) loubet, Alex. 4291. der walt kau von dir (Gott) lonben, 57.
2. L. suchen, tr. ent-, auslauben den Weingarten z. B. Und das 1.
ist auch verboten nach dem lesen denn idermann in dem seinen,
Chlnm. VIII 38.
laub-ros stf. Laubhüttenfest: der messtag der Juden, di laub-
roz, (laubrost, XI. Bibel), T— B Job. 7, 2.
laub-val* stm. = laub-ros: in den höchsten hoczeiten sam
Ostern, pfingsten, lawbfel, W — B Ez. 45, 17.
lauen (louch) stm. Lauch: so möht er lieber graben louch in
sines vaters garten, Alex. 3268.
lauetz-kuntschat't stf.? sie haben beden teilen — iren bewust
ein lauetz kuntschaft (Bezeugung eines Tatbestandes) geben, Elbog.
Chr. 98, 14.
lauf (louf PI. löufe und leufe) stm. Lauf, Umlauf, Lauf in der
Musik, Lauf des Schicksals; Ereignis, Verlauf einer Sache: 1600 zil
oder leuf (roßleuf, XI. Bibel, stadia), T — B Offenb. 14, 20. do si
hetten gerudert als 25 leuf (stadia), Joh. 6, 19. Und das ist niemande
swer, wo man des rechten ordenuuge olso in seinen leuffen seliclich
beheldet (in causarum processibus feliciter observari), Const. IV 7, 10.
Nu mocht es gescheben, das ezlicher gern mit dem rechte das
urteil straffte und er doch di weise und die leufe darzu nicht weis,
als di fursprechen site haben, Igl. Bspr. VI S. 55.
448 laufen — lauter
laufen (loufen, lief, geloufen) stv. V. laufen: dise vor loufende
wort (die vorher erwähnten Worte), Alex. 10201.
laufer (löufsere, loufaere) stm. Eilbote, cursor (einmal Über-
Setzung von dromedar). Und die 1. eilten, die do waren gesaut, zi;
erfüllen der gepitunge, W— B Esth. 3, 15
lauft, PI. leuft (louf, PI. löufte) = lauf: ein kastell, da^ da
was bei dem zil von Jerusalem als 60 leuft (stadia), bei namen
Emaus, T— B Luk. 24, 13. grosse scbeden, die wir in diesen czeiten
und löwften von den keczern (Husiten) empfangen und geliden
baben, Stb. Brüx N. 194. in disen aufrurischen leufften, Eger. Cbr.
1195. er west selbs, wie sieb die leufft itznnd allenthalben swer
und swind bielten — wo sich die leufft pesser und anders sebicketen
— wolt ein e. rat ein tag doran machen, 1178. di weil Endres in
den lewften eim rate viel und ofte widerspemgk [gewesen], Elbog.
Chr. 70. auch in den leuften (während der kriegerischen Ereignisse)
kein stadtrecht gesessen ist, 51, 31.
laugen, laukeu, louken, -enen (louken, lougen, -enen) swv.
leugnen, verneinen, widerrufen: Nu loukente Sara (negavit) W — B
Gen. 18, 15. bischofe, die got mit worten loben und laukenen sein
mit iren schemlichen, snoden bösen werken, Hier. 215, 18.
laugen stn. das Leugnen, Verneinen: wä man mit sorgen tougen
minnet üf ein 1., Alex. 752.
laukenung«*,* laukunge,* leukunge* stf. das Leugnen: 1. ein
1. wider den hohsten got, W— B Job. 31, 28. 2. von bewerunge u.
1. so wirt di sache ader das ding czweifelhaftig, Const. IV 11 EM.
3. Alle siechte 1. noch seinem wesen hat keine beweisunge, IV 11, 3.
(negativa nulla est probatio); die 1. slechticlich mag nimmer bewert
werden (negantis factum — nulla est probatio), IV 11, 3.
lauschen s. löschen.
laut (lüt) stm. 1. Laut, Ton, Stimme. 2. Inhalt, Wortlaut:
2. noch des pnehes laute, Igl. Str. 65, 4 und 253. wider unser brieff
laute — geleidigt werden, Mind. d. Egerl. 19. noch der hantfesten
und des buches laute, Igl. Bgr. 91. nach eurer underweisung laute,
Igl. Rspr. IL
laut-barn, -bern (lüt-bsern) swv. (bei L. nur aus Trist 13615
tmd Pf. üb. 3, 117 Var.) 1. bekannt machen: der schol es dem richter
lautpern, Brunn. Str. II 191. 2. laut Anspruch erheben: gelautpert,
Igl. Str 82 b.
laut-ber-keit* (von lüt-baeren) stf. Erhebung eines Einspruches
beim Prozeß, protestatio: Aber in der Sachen, wo man sich berufft,
an alle lautperkeit, so beheldet, der do gesiget, di koste auf den,
der überwunden ist, Const. IV 19, 6.
laut-berunge* stf. Einspruch: umb laupperuug ader bekennt-
nuss, Olm. Stb. 84.
lauten (luten) swv. 1. ertönen, laut werden. 2. mit Subst.
präd. heißen, bedeuten. 3. laut iverden lassen, ausrufen. 1. lauten
werden ire vlute sam vil wasser = sonabunt, W— B Jer. 51, 55.
Do er saezte die e den regenen und den wek den lautenden hageln,
doselbist sach er sie (die Weisheit), Job. 28, 26.
lauter (lüter) Adj. klar, lauter, rein: das lauter wasser, das
von regen nidervelt, Igl. Stb. III A 138 a.
lauter — laut-menmge 449
lauter (lüter) stf. Lauterkeit, Klarheit: die lauter Gotes uni-
leucht die hirten, T— B Luk. 2, 9. nach dem gewalt seiner 1. (klar-
heit, XL Bibel), Kolosser 1, 11.
Inuterlicli (lüter-liche, -en) Adv. auf klare deutliche Weise:
ich hitt 1. um gotes willen, das es ausgericht werde, Igl. Stb.
V67b.
lauter-trank s. lüter-trank.
läutern (Hütern, lütern) swv. läutern, reinigen: Vater, lauter
deinen nameu ich hab geläutert u. aber lauter ich, Joh. 12, 28. ich
hab dich geläutert auf der erde und nu vater, lauter mich bei dir
selber mit der klarbait, 17, 4. 17, 10.
lauterunge (liuterunge, lüterunge) stf. Erläuterung, Erklärung:
Di bewerunge ist eines czweifelhaftigen dinges redliche 1. = legitime
facta declaratio, Const. IV 11, 1.
laut-mser Adj. öffentlich bekannt: si (die stad Prag) wirt erber
gar und lautmär an alle vär, Dal. 31, 25 (7, 14). so wirt unser siecht
(Geschlecht) lautmer (Jir., lant mer Hanka), 83, 10 (34, 7).
laut-mei'-keit* (von lut-maeren swv. verkünden) stf. Erhebung
von Einspruch, protestatio : Und mugen auch vil andere 1. gescheen,
Const. IV 10, 7 u. 8.
laut-nieru (lüt-mperen) swv. kunt tun: meld ich und lautmer,
was dir laides von uns widerfaren sei, Ack. 3, 3 ; Prag. Str. N. 27.
er sol es lutmern in den vier benken in dem gericht, 25. gelaut-
niert, 17. 21. die Vormunden an undirlas sich kegen dem prieff haben
gelautmert, Igl. Str. 256. si lautmerten sich da, als oft als si sein
czu einem rechten bedurften, 249. das si vor den vierpenken den
capplan (vom selgeraet) nicht gelautmert hat in der antworte, 242.
die vrawe 1. sich mit dem briefe von den scheppen u. nicht kegen
dem bergmeister, Igl. Bgr. 90, 4. ab der antworter gelautmert habe,
(protestatus), Const. IV 7, 6. veyth fleischaker hat sich gelautmert
zu dreimal, ob wer war, der do het czu im czu sprechen, er ste
und wel einem iedem zn recht sten, Igl. Stb. IV 248 d; IV 204 c.
laut-menmge, leut-nienmge (lüt-maerunge) stf. 1. Bekannt-
machung, bes. einer Verlobung. 2. Protestation* , Igl. Bgr. 56, 1.
Und di 1. (protestatio) ist also: in den ersten anefange des krieges
so beseczt der furspreche seinem manne ader frawen (den er bei
Gericht vertritt), wie sie heisset, sein recht gancz czu sein, das er
holunge seines rechten gehaben muge, als ofte in des not wirdet, Const.
IV 10, 3; auch, das er dem selbscholdigen (seinen Klienten) muge
seine sache erholen und widerpreugen pei im (selbst) ader einem
andern fursprechen, als dem selbschuldigen dunket allerpeste sein,
IV 10, 5. Und disen artikel sein gewont di fursprechen ausczu
nemen in der 1., ab si keiner (irgend einer) pusse vorvallen, das di
selbscholen des nicht engelten, IV 10, 6—8. Es sein gewont di
sachwalden vil leutmerunge und infelle czu tun (multas prostationes
ac intricationes) , IV 6, 4. äne 1. (sine denuntiatione, nämlich Aus-
rufung in der Kirche) soll ein verwüstetes (z. B. ertrunkenes) Berg-
werk, andern Bergleuten verliehen werden, II 4, 9. mit 1. (protestatio),
P7 19, 5. der sol dem putel von iczlicher 1. zwen haller und
nicht mer geben, Prag. Str. 121. von den andern gemein 1. , die in
dem gerichte gesehen — sol man ein gros geben, 77. kost (Prozeß-
Jelinek, Wörterbuch. ^9
450 lautrikeit — leben
kosten) soll mau fordern in dem anefange des krieges mit 1.,
Const. IV 19,5. nach sulcker L, Igl. Str. 249. an alle ansprach —
u. an alle L, 308 S. 215. 309 S. 222.
lautrikeit (lüter-keit, -keit) stf. Reinheit: di 1. der luft, Sol. 54, 5.
lautung* (lütunge bei L. nur resonatio DFG 494c) stf. = Wort-
laut: nach der prieff 1., Igl. Bgr. 44. 1. noch seines prieffes 1., Igl.
Rspr. XVII.
lax-fohre s. In chs- vorne.
laz. (G. laz.z,er) Adj. matt, trage, saumselig: ich bin der lide
nicht zu laz, (könnte mich noch handgreiflich an meinen Feinden
rächen), Ernst 610. Isot mit rede nicht zu laz, was, Trist. 3784.
min laz,z,er munt, Bf. 322. 46. der junge und valsches laz, (frei von
Falschheit), Alex. 3233. 3040. ich wil gen valsche den laz,z,en nimmer
darumbe gehauen, 507. der ber was von dem gene (vom Marsche)
laz,, Schretel 179. der ber was von dem strite laz,, 276. si —
schallen von im ewicleich quit, ledig und lass (frei, unangefochten)
sein aller ansprach und vorderung, Igl. Stb. II 139 d. owe du laz,z,er
tot, du sümest dich an mir äue not, W. v. W. 2562. ob sie der witze
sin so laz,, 3888. er hielt ez, (daz, laut) furbaz mit siner zcung
(Nationalität) laz,, Dal. 165, 81 (72,106).
läz,en? laz,z,en stv.V. (auch län, Prät. lie, lien, liez,, gelän, län)
lassen, ent-, verlassen, aufgeben; sich benehmen; zurück-, hinter-
lassen; refl. aufhören: daz, autlitze er nider liez, (senkte das Haupt),
Alex. 1358. vom wurken (Herstellung zweier Altartücher) sol man
lassen von meiner narung, Igl. Stb. V 240c. die jeger beten gelassen
(die Hunde losgelassen) ze einem hirz,e, Alex. 18 958. Parmeniö sich
nicht laz,z,et, 8128. Judith was sein gelassene (hinterlassene) hous-
vrouwe, ein witwe, W— B Judith 8, 4.
laz,-heit stf. Müdigkeit, Trägheit: ewer purden sweres ge-
wichtes uncz bis zu der 1. sint vorfaulet und czumüschet mit ein-
ander, W— B Js. 46, 1 u 2.
leb, -e (lewe) swm. Loire: Sathanas — nu als ein leb, nu als
ein trach, Sol. 47, 12. 48,24; W— B Num. 24. 9 u. 23, 24. der hunde
einen hiez, er striten mit einem leben, Alex. 21304. er (Ottokar II.)
hat recht eines leben herczen , Böhm. Chr. 92. starke leute als die
leben, 7.
lebart, -e5 lebhart stsmn. Leopard: der 1. wirt ligen mit dem
pocke (pardus), W — B Js. 11, 6. als ein lebhart, Sirach 28, 27. der
lewart wachende ist über ire stete, Jer. 5, 6. lebarte, seltssen tiere,
Alex. 14627.
lebe-lich, lebe-liclien s. leblich, leb-lichen.
leben swv leben, erleben; kräftig, frisch sein: die tür des
lebenden holzes hat der engel in der huote sin, Legende 178 da
von (durch das Fieber nach dem Bade in Kydnos) der wolgetäne
wart lebender witze äue (== ohnmächtig), Alex. 6338. ez, (der Abschied
ihres Mannes) brähte lebendigen tot, 9325. ist er (Tristan) tot
iuch (beiden Lsolden) bi lebendigem leben, Trist. 283.
leben stn. 1. Leben. 2. jungez. 1. = Jugend. 3. Stand, Orden:
äne strit grelouben wir kristenlickez, leben = Christenglauben,
W. v. W. 6159. ob sie (die Bewohner von Tyrus) vintlichez, leben
(Feindschaft) gegen im erzeigen wolden, Alex. 5202.
lebendig — lgbs 451
lebendig Adj. lebendig: auf des beiden seifen lebendiges holz
wechset, Hier. 7, 11. halde't euch an den gruntfestigen lebendigen
stein, den got erweit hat, und bawet dorauf als lebendige steine,
Hier. 57, 2. in des hiinels lebendigem lande, 105, 15. so werden sie
(die auferweckten Toten) mit lebendiger stimme sulchen irresal (der
Ketzer) alzumal vorterben , 133, 7. wenne — das vleisch lebending
erscheinet (caro viva), Lev. 13, 10.
lebe-tag (lebe-tac, -tage) stswm. 1. Lebenszeit, Leben. 2. Lebens-"
unterhalt: als unser leptagen bis her, W. v. W. 5050. von euch bin
ich — gnter lebtag enterbet und aller wunnbringenden reut ge-
eussert, Ack. 4, 16. Enteigent habt ir mich aller wunnen, beraubt
lieber lebtag. enpfreit micheler eren, 12,3. in besten leptagen, in
besten wirden — haben wir (Tod) sie empfangen, 19, 6. gein der
alle schcene tot was, die bi iren lebetagen maget oder vrouwe mochte
tragen, Trist. 4465.
lebinne (lewinne) stf. Löwivme: Secht das volk ersteet als ein
1. (leaena) und recht sam ein lebe wirt es aufgericht, W — B
Num. 23, 24. Leinende hat her geslafen als ein lebe und als ein
lebinne, die niemant tar gewecken, Num. 24, 9.
leb -kücher (lebe-küecher) stm. Lebküchner, Lebzelter: die ge-
mein der 1. und Oler sollen einander nicht ins Handioerk greifen,
Olm. Stb. 120.
leb-lich Adj. des Lebens, lebend: min vater — het bi lebe-
licher kraft (bei Lebzeiten) eines fürsten tohter mir behaft, die ich
nach sime töde nam, W. v. W. 6631.
leb-lichen* sivv. lebendig machen, beleben: der geist ist, der
leblicht (lebendig macht XI. Bibel), T — B Job. 6, 64. der seine sele
verleuset, der leblicht sie, Luk. 17, 33. Kristus leblicht auch euer
todig leib, Römer 8, 11. er enczamt leblicht euch mit im, Kolosser
2,13. als si al stürben in Adam, also werden sie auch geleblicht
in Kristus, I. Korinther 15, 22. daz, du seest, daz, wirt nit gelebe-
lich[tj, I Korinther 15, 37. Got, der da leblicht alle dink in Jhesu
Kristo, I. Tim. 6, 13. als der vater derstet (erweckt) di toten und
leblicht si, also leblicht auch der Sun, di er wil, Job. 5. si aus-
legten ire kint, daz, si icht wurden geleblicht (am Leben blieben),
Btb. 7, 19.
lebs (auch lefs, -e) stsivf. 1. Lippe. 2. Hänkel an einem Gefäß:
1. slaeb in ous den lebsen meiner liebe (ex labiis charitatis meae),
W — B Judith 9, 13. zu vordrist wenne ich bin unbesnitner lebsen
(praesertim cum incircumcisus sim labiis), Ex. 6, 12. (vgl. unbesnitnes
muudes, Ex. 7, 1), petende mit czehern und mit der lebsen bewegun^e
in der stille sprechende, Judith 13, 6. In allen disen dingen hat Job
nicht gesundigt in seinen lebsen, Job. 2, 10. mit seinen lepsen weiset
der kunig (labiis enim regit rex) , Const. IV 9, 3. ain wunden ob
dem obern lebsen, Igl. Stb. V 243b. Und nur alleine di lebsen
(Lippen) wurden gerurt, Könige 1 1, 13. 2. Mache auch einem ereinen 1.
mit seinem gründe czu twachen (Waschbecken), W— B Ex. 30, 18.
25, 24. ein erein mer, von dem lebs czu dem lebs sinewelle, Par. II
4, 2. einen guhleinen lebs ümb und ümb u. dem lebs ein crone
mit geteilten siechten veldungen durchgraben, vir vinger hoch,
Ex. 25, 25. Aber die dicke der twahen (luteris, Waschbeckens) was
29*
452 leb-zelter — leena
gegen dreien halben virdungen und sein lebs (Band) was sam ein
kelck lebs und sam ein blat einer gekrümten lügen, Könige III 7, 26.
leb-zelter, lezelter stm. Lebzelter: leczelter, der markt steet
in jarmarkt oder an der kirwei, der schol geben 2 pfenn., Budw.
Urkdb. N. 477.
leche- liehen (lache-, leche- liehe, -en) Adv. auf lachende,
freundliche Weise: darunder 1. glänz ein munt durchliuhtec rot,
W. v. W. 1509. ir minneclich wol stender munt stunt ir 1. gar,
4319. mit mangem munde rösevar, die 1. stunden, Alex. 23703. der
munt ir stunt 1. rot, 21051.
leckner s. lehner.
lechzen sivv. Intens, zu lecheu. austrocknen, lechzen : seine sele
begonde 1. (aestuavit), W— B Judith 13, 29.
lecken swv. (ivohl = lecken, benetzen, mit dem Badwadel be-
streichen): seit der ersten von leim (Lehm) gelecket mans czeit,
Ack. 11,5.
lecker stm. 1. Tellerlecker, Schmarotzer. 2. Possenreißer.
3. Schelm: Ist aber, das ain lekker ader ain lotter imande sulche
scheltrede tut smeheleich (scurro vel lotarus), Igl. B 46.
leder-röt Ad), rot icie Leder: tuech, die helft praun und die
helft lederot, Igl. Stb. V 276 b.
ledig 1. Ad], ledig, frei, unbehindert. 2. mit Dat. den Besitzer
verlierend und dem Le'hensherrn anheim fallend: 1. Und also lange es
nicht austruckent, so sei es 1. (liberum) einem iden manne czu bauen,
wo er wil, idoch nach in (den Erbsiolnern) auswendig dem vierden
halben leben (vom Stollenort entfernt), Const. II 5, 2. der perg lag
1. und frei l/s jar lang oder mer, Igl. Bgr. N. 118, 1. ein lehenschaft,
die er ledig (ungebaut) fant 3 lange schiebt, verleihen, N. 81.
ledigen siev. 1. „ledig" machen, erlösen, befreien, loskaufen,
von ei)ier Verpflichtung befreien: das er in von diser leidigen werlde
gelediget und entnuinen hat. Hier. 17, 17. Uncz das si Cristan von
ir (der vermieteten protpank) geledigen mochte, Igl. Str. 58. di
czwai derfer (dörfer) di der Hanusco hat gelediget mit seiner
margengab von irem swager, — sol er halten und geniesen, Igl.
Stb. III 220 b.
ledig-leich (ledec-liche-en) Adv. frei, ohne Hindernis, ohne
weiteres, völlig: einen wüsten perg ledicleich (libere) vorleihen, Igl.
Bgr. U — A 7. das beheldet er 1. (absolute) , U — A 10. daz, ich gen
müge uz, der stad ledlich (ivohl ledielich) — und zu minem rieh
komen, Dal. 187, 13 (83, 92).
led-lich s. ledig-leich.
ledrer (ledersere, -er) stm. Gerber, Eg. Achtb. II 52. Marchart
1. von der weyden (Ort) oder ist 1. hier Eigenname?, II 35. bei
Simon eim lederer, T— B Botenb. 9, 43. 10, 6.
ledrer-brüderschaft* stf. Ledererzunft, Igl. Stb. V 148 a.
ledrer-knecht* stm. Gerbergeselle, Igl. Stb. V 81 d.
leena (griech.) stf. Löwin: daz, erste tier ein leena was,
Alex. 21079.
legät — legen 453
legät, -e stswm. 1. Abgesandter. 2. päbstl. Legat: 1. die
legaten (legati), W— B Par. II 9, 14.
legel (läg-el, Isegel, -e) ans mlat. lagena, lagula swstf. Fäßchen:
lere legel , W— B Richter I 7, Iß. strewer der 1. (laguncularum),
Jer. 48, 12. ein legil weines, Kön. 116, 20. czu clengen sie be-
gonden mit den bnsoimen und die 1. zusaraen slahen (lagenas),
Richter 7, 19. Und also legte sie ouf die dierne ein 1. mit wein,
Judith 10. 5. ein legel mit waz,z,er, T— B Mark. 14, 13. grosz legil
vol met, Dal. 45, 7 (13, 13).
legen swv. 1. legen, heben u. 1. mit einem = mit ihm die-
selben Vorteile und Lasten haben. 3. begraben. 4. anberaumen,
festsetzen einen Gerichtstag. 5. auferlegen eine Last, Steuer usw.
6. anlegen, machen. 7. vergüten. 8. verwenden, auf Zinsen anlegen.
9. für einen Geld oder etwas auslegen, anwenden. 10. refl. sich
su Bett legen, lagern, angreifen, Partei nehmen. 11. ablegen =
durch Bußezahlung einen Streit beilegen. 12. anlegen = klösterl.
einkleiden: 1. Welche mensch zu houfe leget ein semeliche und gibt
dovon einem fremden, der wirt vorstoret ous seinem [volke] (tale
composuerit), W — B Ex. 30, 33. das wir des kunigs lehen, abtslehen
(= Herrenlehen) und burgerlehen zu hauff u. zusammen gelegt
haben = zusammen als ein Erbgebirge verleihen, so bei dem viele
Unkosten verursachenden, z. B. ertrunkenen Bergiverken, Igl.Bgr.51, 11.
s. erbgebirge. 4. unz an den gelegten (für das Siegesfest bestimmten),
tac, Alex. 17 143. als die hochzit Avas geleit (anberaumt), Trist. 553.
also der tac was geleit, W. v. W. 66. als in des küneges wierdekeit
ir widerkomen het geleit, 5333. einen gelegeten tac sie nämen,
Alex. 19345. auff sulchen tag, ab denne der — keiser legen und
nomhaftig machen wörde, Stb. Brüx N. 229. er scholde in ein ende-
hafte czeit gelegt und benant haben , Igl. Bgr. 64, 2 u 3. vermant
den — uberman tage zu legen geschriben und so er den tage
darumb gelegt hat und verslagen worden und nicht nachgefolgt ist,
Stb. Brüx N. 337. wenn das gerihte — geleget ist (= die vier Bänke
besetzt, alles dazu vorbereitet), judicio solempnizato), Const. IV 4, 6.
ein urteil legen an einen = ihn zum Urteilsspruch auffordern.
Der vorspreche sagt zum Richter (in Kuttenberg Hofmeister): „her
hofmeister, so legt urteil an meine herren die schepfen", Igl. Bgr. 11, 3.
40, 2 u. 3. 46, 1 u. 5. 51, 4. 52, 3. 53, 19 u. 21. 55, 1. 57, 6. 60, 3.
67, 2, 4 u. 5. da wart an uns (schepfen) urtail gelegt von dem hof-
meister, 53, 22. legt urteil an meine herren die schepfen, ab er das
urteil also recht gestraft habe oder nicht, Igl. Rspr. VI. — 9. das er
von dem gelt — gelegt hat uff das melczhaus und andere pesserung,
wo es not geschehen ist , Igl. Stb. III A 135 a. tusend mark — uf
das gebawed desselbiu slos legen (zum Schloßbau verwenden), Stb.
Brüx N. 188 = die Kosten tragen, Elbog. Chr. 84, 33 s. verlegen.
3. = bier, wein 1. = zum Ausschank bereit legen: Melczer, die
nicht in der stat geerbet sind oder die in den vorbercken (Vor-
städten) oder vorsteten wonen, dürfen in der stat kein pier legen,
Olm. Stb. 97 c.
Nicht enwelt wenen , daz, ich kum ze legen (senden XI. B.)
frid an di erd, ich kom nit ze legen den frid wan di waffen, T— B
Matth. 10, 34.
454 l£hen — l§hen-herre
lehen, lein stn. 1. geliehenes Gut, Lehen. 2. leben oder lane*
Einheitsmaß von 7 Klaftern, Lachtem so im Iglau-Freiberger und
damit in böhm.-sächs. Eecht, während es im Schladminger Brief
heißt: vierdehalbe pergklafter ist ein leben. 3.* Gegensatz zu erbe
(auf berqrechtl. Gebiet) s. lehenschaft. 4.* als Lehenschaftsfeld.
5.* als Grubenfeld s. bergmessen, kunigs-, herren- n. burgerlehen.
1. lehen der altar des hl. geists und sant Anthonii — , lehen der
capellen unser üben frawen zun Sieben für der stat Olomuncz,
Olni. Stb. 73. gebt daz, lehen, von den ir euch ichts versecht zu
enphachen, T — B Luk. 6, 35. man sol merken , daz, zwaiuuddreissig
daumeilen machen ein sail, neun sail lang und czwai sail prait unnd
ein schritt machen ein lehen, Brünner Str. I 479. 2. Bis Ende des Mittel-
alters ist in Böhmen und Sachsen 1 lehen = 7 Klafter, von da ab in das
doppelt so große Maß des Wehrs verwandelt, 1 leben = Va ITehr. Das
auf böhm. -sächsischen Bergrecht ruhende Bergbüchlein von 1519 sagt:
,. Ein lehen ist 7 lachtern ; 2 lehenn ist ein wehr " , Dechen , Z. f.
Bergr. XXVI S. 250f. Brenget er (der Erbstolner) sinen Stollen an
di stat. (so iveit), das er treuget anderhalbes lehena tiff adir czu dem
minsten czehen lochter, so heisset is von rechte ein erbhaftig stolle,
DIB. I 4, 3. Und ist es , das der stolle also vil czunimpt , das er
mit seiner kraft auf di teufe anderhalbes lehens ader auff (czum D)
minsten auf czehen mas getrucken mag und den wint inleiten, so
gewinnet er allererste den namen eines rechten Stollen zu haben,
Const. II 4, 14. Vgl. auch Igl. Bgr. 71, 2. die do pawen perge,
lehen (laneos), Stollen, Const. 113,2. 1. oder lehenschefte, 113,
3 u. 4. wüstes vorlegen lehen, III 5, 13. Zu 5. sei hier nur noch
bemerkt, daß in den „sieben lehen" eines gemessenen Berges
mindestens mit 3 Schächten (1 in der Fundgrube toui je einen in
den beiden endeisten 1.), in jedem 1. aber mit 3 Ortstrieben, eine
lehenschaft aber mit einem gebaut werden mußte, Igl. Bgr. U — B 10:
D I R 14, 2 : Const. III 1, 9. Die Forderung der Const. III 1, 10 u. 11
daß man die Lehenschaften .. mit so viel ortein ausbauen solle,
als vil do werden mugen an schaden der gewerken" blieb
jedoch als unpraktisch, unbefolgt. das man mit einem fremden ort
nicht mag vier lehen bauhaftig halden, die nicht bei einander legen.
Igl. Bgr. N. 84, 2.
lehen-güt stn. mitunter Bezeichnung für erbgut, erbe = un-
fahrende Habe, besonders ein Besitz, der seitens der Herrschaft mit
Bückkaufsrecht behaftet ist. Es durfte in Böhmisch- Kamnitz nur
mit Einivilligung des Grundherrn geteilt oder verkauft werden und
mußte ZU' Georgi und Michaeli jährlich Geld und Getreide an den
Grundherrn Zinsen. (Stb. N. 189; Linke S. 307.)
lehen-hawer, -liower Fl. auch -hewer stm. fossores oder sec-
tores lanearii, coloni seeundarii, Lehenhäuer, Bergleute, die eine
lehenschaft abbauen s. dieses W ; D I R 23 a. 9 ; D I R III 32 ; Const. III
1,11-15; HI 3— 5; Igl. Bgr. 34. 36. 38 und unter eigensehaft.
lehenhawer- neuntel* sin. l/9 der Förderung als Abgabe
(eigensehaft; der Lehenhäuer an die Hauptgewerken , Igl. Bgr. 36, 2.
lehen-herre siem. Lehensherr, bergrechtl. diejenigen, denen ein
Berg (die sieben lehen) oder ein oder mehrere lehen verliehen, ge-
messen -worden sind, also 1. Gewerken, 2. der Rego.Uurr für die
lehen-schaft 455
2 Königslehen und Überscharn, 3. der Grundherr für die 2 Herren-
lehen, 4. die Stadtschöffen für die 2 Bürgerlehen nach Igl. Recht
auch für die Überscharn, insbesondere wenn sie einen (räumlichen}
Teil davon oder das ganze (wie regelmäßig) wie die unter 2. und 4.,
meist auch die unter 3. Genannten an Lehenhäuer als Lehenschaft
abgaben: den gank recht redlich von den lehenherren emphahen, Const.
III 5, 14. Und vorleihet man imande eine lehenschaft , der frewe
sich des rechten, das in der lehenherre bennmet und bescheidet, III
5, 16. so vorpiten wir — , das di urburer noch di lehenherren furpas
keine lehen in der vorgenanten weise vorleihen ader geben sollen,
III 5, 13; Igl. Bgr. 51, 9.
lehen-schaft stf. Gnade, Verleihung, concessio: das si —
nnsern willen und unser (des Königs) 1. au chaim tail czubrechen,
Brunn. Str. II 154. Lehenschaft, Belehnung. in Bgr. ein von
einer Gewerkschaft an Lehenhäuer zu selbständigem Abbau gegen
eine vereinbarte Quote der Förderung (s. eigenschaft) meist auf
bestimmte Zeit, seifen für immer (erblehenschaft) hingegebener (räum-
licher) Teil des Grubenfeldes oder der Bergbauberechtigung darin.
Sie ivar, da 1. die strenge Betriebspflicht teilweisen Abbau nicht
erlaubte, 2. die Kosten für die Haupt gewerkschaft vielfach uner-
schwinglich gewesen wären und 3. sich viele fanden, die iveder sich
mit dem Taglohn von Arbeitern begnügen wollten noch Geld genug
hatten zu einer selbständigen Unternehmung (Gewerkschaft), dagegen
dort, wo bereits maßwürdiges Erz gefunden ivar oder in einem dem
Schürfer verliehenen Neufang Aussicht auf Gewinn vorhanden ivar,
nicht nur in Böhmen und weit über das Mittelalter hinaus sehr beliebt
und findet sich daher noch in den öst. und ungar. Bergordnungen
Maximilians und Ferdinands, vereinzelt noch viel später. Die
Kegel ist persönliche Arbeit der Lehenhäuer und schichtweise Ab-
lösung (Const. III 5, 13), doch sind Beschränkungen wie, daß man
nur persönlich mitarbeiten, nicht zugleich an zwei Lzhenschaften
beteiligt und daß kein Gewerke auf Samkost mit Lehenhauern der-
selben Grube mitbauen dürfe, dem böhm. Recht fremd. Die Ver-
leihung einer 1. erfolgt 1. freiwilliq mit Stimmenmehrheit der
Gewerken oder 2. — um der Betriebspflicht zu genügen — gezwungen
und zwar durch den Bergmrister (oder an seiner Statt durch den
Urbarer oder Steiger), in Königlehen und Überscharen durch den
Urbarer, in den übrigen (Herren- und Bürger-) lehen durch deren
Herren. Der Verleiher kann hierbei auch im Auftrag und nach
Weisung der Gewerken selbständig vorgehen, gegen Überschreitung
dieser Weisungen haben die Gewerken gegen ihn nach Const. III
5, 11 ff. vorzugehen. Im Falle 2 soll er für die Gewerken möglichst
günstige Bedingungen durchsetzen. Die erste Erwähnung einer
Lehenschaft im Bergbau dürfte im Trienter. R. Cod. Wang. S. 444 vom
Jahre 1208 bezeugt sein: Item jubemus quod de cetero omnes werchi,
qui per Actum voluerint laborare ad rotas aliorum wercorum, liberam
habeant potestatem laborandi, Zycha, Ältestes Bergrecht Anm. 118.
In dem pergrecht so ist 1. eines verlihen dinges wechse-
lunge von einer personen in di andern umb ein genant teil
des gewinues (z. B. 1j2, lj3, Vi oft 1f9), Const. III 1, 2. Nimant
mag auch des andern teil vorliheu wedir sinen willen. Ist abir,
456 lfeheu-schaft
das man wil vorlihen uff einem berge adir uff einem Stollen, so
sal der bergmeister den gewerken an eime sontage adir an eim
andini tage, welcher in gefellet, uff das gebirge czusammene ge-
biten, was do vorlegin wirt unde beschreben, das hat craft. Ist
abir. das di drie schicht dar komen unde di virde nicht, kumen halt
fumf achteil und di drie nicht, di virde schicht noch die drie achteil
mögen nicht gehindern, die andern lihen, wem si wollen, DIE
I 15, 3. Und wo man vorleihen sol den' gewerken , di sich nicht
beswern wollen mit groser czerunge, so solle denne der pergmeister
alle seine mitgewerken czusamenrufen auf genanten tag und stat,
da si gemachsam mugen gesein do pei. Und ab si denne alle kumen
ader czu minsten von czweien schichten und von einem 32 teil, so
sullen sie ausneinen in dem perg ader in dem leben ader auch lehen-
schaft, ab si gros ist, als vil, als si wollen behalden czii irem paue
und arbeit. Was denn uberig ist doselbist, das man an der gewerken
schade und minnernusse pawen mag, das mag derselbe perkmeister
wol leihen mit gesatczter eigenschaft von den gewerken und czu
eim bescheiden czile, Const. 17, 9. Wer aber, das si nicht wolden
ader vorsaumpter czusamen czu komen oder, ab si czusamen weren
komen in dem leihen ader in der eigenschaft czu geben ader auf
welchem ezil man vorleihen solde, nicht wolden ader nicht mochten
sich voreinen — so sullen denn unser urburer ader der perkmeister
do seibist, was do czu leihen ist, umb grosser eigenschaft und czu
kurczern czile, als si mugen, kunlich hinleihen, Es gehört uns auch
an, das niemand unsers perkwerks engelten sulle, I 7, 10. Und wo
si — die Steiger — finden lehenschefte ader orter, di man vorleihen
mag, so sullen si offenlich manen den pergmeister daselbst, ader ab
man in nicht gehaben mag, di hutleute an seiner stat, das si das,
das czu leihen ist, inwendig der vierden stunden vorleihen, di do
nehest tages und nachtes kumet. Ader diselben Steiger mugen di
egenanten orter und lehenschefte mit laube der urborer vorleihen
richtigen (rechten, D.) arbeiten umb die groste eigenschaft, als si
mugen und auf kurczer czil, das nicht unser perkwerke in keinem
teile leer und ungepaut bleibe. Si sullen auch in selber keine teil,
wo sie vorleihen, behalden, das si alles poses wones überhaben sein,
I 9, 3. Gewerken, die zur Verleihung einer 1. gerufen werden könnten
und es nicht werden, sind an sie nicht gebunden; denen, die nicht
berufen werden können, sol man redliche vurmunden seczen und
vorweser, die durch ehafte not am Erscheinen verhindert sind, den
sol alleine die not und entschuldunge helfen, I 7, 11 — 13.
Man sol auch merken, ab der pergmeister vorleihet etliche 1.
unwissen den gewerken und an ire sunderliche laube, czuhant, als
si des gewar werden (under eime tage, ergänzt nach E.), ab si das
wollen widerruffen, sullen sie den lehenhewern vorpiten, das si in
der 1. furpas nicht arbeiten ader sie sullen wissen, das si di koste,
di si doselbist tun, mit sampt der arbeit vorlisen, III 5, 1. Und ab
si von denselben lehenhewern wissentlich ein gesaczt eigenschaft
des perges aufnemen (»n Empfang yiehmen). so mugen si furpas di
1., di also geschehen ist von dem pergmeister, durich di bestetigunge
nicht widerruffen, wenn was einst beheglich gewest ist, das sol
furpas nicht missehagen. In disen lehenscheften czeucht di besteti-
16hen-schaft 457
gunge und gehengnusse hinder sich und wirt gegleichet dem gepote,
III 5, 2. Außer sie nehmen die eigenschaft mit der Rechtsv erioahrung :
dise eigenschaft nehmen wir unschedlich unserm rechte, ob uns icht
rechtens widerfaren sol wider di lehenhewer, so widerfert in den
kein schaden, oder das von den Lehenhäuern während des Rechts-
streits gewonnene Erz soll mit guten bürgen bewart werden, und
falls ein solcher nicht zu haben, pei einem sicher frumen manne
niedergelegt werden, III 5, 3—5. — so wollen wir von ersten besehen
von den — lehenscheften — , di do gescheen von urburern in unsern
(Königs) leben und uberscharn. — Und das dester grosser eigen-
schaft von unsern lehen umd uberscharn uns erstee, so wollen wir,
das man si hinlasse ewikleich oder als lange czeit si es geniesen
mugen, di das aufnemen, also das si dovon allerminst lassen sullen,
wann der vorleust sein hantvesten, der do nicht gebrauchet der
gewalt, di im geben ist, III 1, 3. Ein Widerruf durch andere oder
nachfolgende Urbarer soll nicht erlaubt sein, III 1, 4. Ein besonderer
Fall einer 1. war es, wenn nebeneinander arbeitende Neufänger ver-
einbaren, daß der, ivelcher zuerst maßwürdiges Erz findet, so daß
ihm ein Berg gemessen wird, all die andern, deren Felder dann in
sein Grubenmaß fallen zu Lehenhäuern annimmt, oder daß einem
von vornherein bezeichneten die übrigen als Lehenhäuer dienen,
wessen Neufang immer zuerst maßwürdig werden sollte, damit so
keiner um die Früchte seiner bisherigen Arbeit komme: Es ist auch
gewonlich under denselben der genge vindern, di nochbawern sein
und ire greniczen czusammen stossen, das si sotan gedinge halden:
ab iener, dem von ersten der perg gemessen ist (so!), das di andern
pei iren lehen umb ein sichere eigenschaft als sie czwischen in
machen und besteen, pei in bleiben sullen; wann di gedinge nemen
recht und satczunge aus der vestenusse (bestetnusse, D.). Ader si
besteen ettwenne also, das di meisten und die nehesten silbergruben
einer under in sich undertenig machen, von der man groste hoffe-
nunge hat, den perg czu messen, in sotaner mase, das si pleiben pei
iren lehen umb ein sicher eigenschaft, als iczunt geredet ist, an
welcher stat auch es sei, in der ersten silbergruben ader in den, di
in undertenig sein, do der perg von ersten gemessen ist; wann es
ist nicht geringe czu achten, was mit swerer arbeit gewunnen ist,
das man das ligen lasse ane hoffenunge der besserunge, Const.
111,11.
Lehenschaftsfeld. Meist werden nur kleinere Teile des Gruben-
feldes verlehenschaft , die abgegrenzt, verstuft werden; doch kann es
auch ein Lehen oder gar mehrere sein. Wenn schlechtweg ein „Ort",
Ortstrieb, verliehen ivird ohne besondere Abgrenzung, darf dem Lehen-
häuer rechts und links bis auf 3/4 Klafter der Bau nicht verwehrt
werden: Und vorleihet man imande ein 1., der frewe sich des rechten,
das im der lehenherre benumet und bescheidet. Spricht aber der
lehenherre nichtesnicht czu dem vorleihen, sunder er vorleihet
slechticlich eine lehenschaft, so sol man keine andere 1. vorleihen
inwendig dreien virteiln einer mase. Dasselbe recht wollen wir
auch gehalden werden in ortern, di man vorleiet, wann wo dieselbe
redlichkeit ist, da ist dasselbe recht czu seczen, Const. III 5, IG.
Bei 1., die nicht auf dem Haupt gang, sondern — wie meist — auf
458 lehen-schaft
sogenannten Nebentrümmern verliehen tcerden, unterscheiden die
Const. 1. bedingte und 2. unbedingte. Wenn die Lehenhäuer der
ersten Art in den Rauptgang stoßen, müssen sie sofort ihren Bau
einstellen, bei der zweiten Art dürfen sie iceiter arbeiten bis zum
offenen Durchschlag mit diesem. Daß sie auch nachher und unter
welchen Bedingungen (3.) sie dann noch iveiterbauen dürfen, muß
eigens vereinbart sein: 1. Condicionales concessiones, di under-
sclieidenheit — der lehenschefte (wohl = 1. mit underscheidenheit)
— di sein, di man mit der clanselu nnd ausnemunge vorleihet, das
also palde di lehenhewer an den ordenlichen gank komen, das si
dovon lassen nnd snllen keines ganges czn in peiten. Und hat das
nicht stat in lautern lehenscheften (2. Art, in puris concessionibus),
wann in denselben so tun di lehenhewer das ir, so si meist mugen,
ee der durchslag ezu in kmnpt und hawen aus in der czeit das ercz,
also iczund geredet ist. Und das geschieht darumb, das di tregen
pauleute geezogen werden fleissielicher czu der Arbeit, ader es
geschee übel an unserm gemeinen nueze, ab iderman noch seinem
willen unser perkwerk pawete, Const. III 2. 2. Art der 1.: Leuter-
leich werden di lehenschefte in der weise, wann man si vorleihet
ewikleich ader als laug di gewerken ir genisen mugen ; Und kuraen
si mit irer 1. oder orte czu dem ordentlichen gange, was si doseblist
aushawen von ereze, das ist ir; aber wenn di ersten ge werken czu
in komen und farn, so musen si zuhant weichen, wann nach dem
rechten so seien di lehenscheften in disem teile furnemiger denn di
lehenhewer, es were denn suiulerlich beredet in der 1. (3. Art), di man
in getan hat: wi vil si mit irein orte gewinnen mochten; wann in
der weise so betten si also stark recht gewunnen, das si nimant
twingen mochte czu weichen von iren ortern, Const. III 1, 13. Der
Streit zwischen 2 Lehenschaften, von denen die ältere: leben, haspel
— und dorezu in dem freien ein halbes lachtcr und eines slegel-
helbis lang umfaßte, ohne daß der Bergmeister mehr icußte, welcher
Art sie war (wi ir leiunge stunde) und einen jüngeren 1. „und dor-
ezu, was si gewinnen mochten mit Siegel und miit eisen", zwischen
denen dann ein Durchschlag geschah, darüber, wer recht czu dem
selben durchslage habe, wird zu gunsten der früheren Aussage und
der älteren 1. entschieden, Igl. Bgr. 34 und das Zitat in 35, 1.
Wieweit Lehenhäuer, deren 1. sich auf einen bestimmten Schacht
erstreckt (haspelrecht s. d.) in der Grnbe bauen dürfen, hängt von
der Vereinbarung ab, Const. III 5, 17 und Igl. Bgr. 34.
Die 1. bleibt aufrecht selbst bei Verkauf oder Verlust der Grube
durch die Hauptgewerken, Const. III 5, 9 ; D I R 32 ; Igl. Bg. N. 40, 6.
aber auch ihre Pflicht der Leistung der eigenschaft an die neue
Gewerkschaft, die Rechtsnachfolgerin der alten. Igl. Bgr. 40, 6: Queme
es auch czu schulden, das di vorleiher di silbergruben, darinne lehen-
schefte weren, vorluren, ader in einer andern weise auf andere leute
gefiele: dennoch so pleiben di lehenhewer in iren lehenscheften als
vor in allem rechten umb dieselbe eigenschaft, wann das ding, das
czwischen andern leuten gesehen ist, das schadet den andern nicht
und auch das ding get von einem czu dem andern mit seiner arbeit
und mit seiner wirde, Const. III 5, 9. Sein aber di lehenschafte vor-
lihen dornach, als ein krieg angehaben ist mit den vorleihern, so
lehen-schaft 459
haben sie nicht kraft; wann als lange der krieg weret, so ist dorinne
nichtesnicht wider czu newen; und dovon in der geschieht so wider
gevallen di lehenschefte mit dem ersten lehen (laneo principali) auff
den, der do siget, Const. III 5, 10. Wo czwei lehen in krige ligent
kegen einander und gewinnet eines das ander mit (= durch) dem
perkmeister und mit den gesworn leuten, als ein recht ist, und
haben di leheiihauwer lehenschechte dorinne in demselben lehen, das
daz ander gewinnet, si Hingen ir lehenschechte wol behalten pis an
den tag, als in vorlihen ist , D I R § 32. Auch haben wir ausge-
sprochen: also als man maister Niclas (vom Bergwerk czu Seilt
Jürgen) seinem eidern gemessen perg sein recht geben sol, und alle
lehenhewer, di in demselben gemessen perg mit perkleicher arbeit
begriffen werden, di schollen siezen bleiben und ire aigenschaft
geben dem perkmaister czu Sent Jürgen und seinen gewerken. Auch
di lehenhewer, di do begriffen werden im prunne (Name eines
Bergwerks) mit perkleicher arbait, di schollen auch siezen bleiben
irem perkmaister und iren gewerken umb ain aigensebaft. So
schullen di vom prunne ire amtleut czu Sendt Jürgen haben von der
egenanteu Schicht wegen (die sie nämlich im Bergiv. S. Jürgen als
aigenschaft haben), Igl. Bgr. N. 40, 6 gegen Ende.
Zeitdauer einer 1. : Nur selten sind die 1. auf ewige Zeit verliehen,
erblehenschaft : Und das dester groser eigenschaft von unsern
(= Königs-) leben und uberscharn uns erstee, so wollen wir, das mau
si hinlasse ewickleich ader als lange czeit si es genisen mugen, di
das aufuemen, also das si dovon allerminst lassen sullen — , Const. III
1, 3. Die lehenhower, di 1. haben von den gewerken, di leben und
lehenäiecht erbklich haben enpfangen. di schullen eigenschaft geben
den stollenmaistern und ouch den gewerken, von den si di lehen-
schefte enpfangen haben, Igl. Bgr. N. 38, 4. wir tuen euern gnaden
zu wissen von einer erblehenschaft wegen uf dem berkwerk gelegen
bei der Kracz und anderhalben meil von der Zittaw, das uns di 1.
erblichen vorlihen ist worden, N. 39, 1 auch N. 40. Gewöhnlich wird
den 1. ein Endtermin gesetzt (auf weinachteu, ostern, vasnacht
usw., Const. 1113,1) und darüber folgende Vorschriften gegeben:
Und wann das czil des hinlassens vorgeet, so ist alles recht
des besteers vorloschen in sotaner weise: Ist das das czil kumpt
auf ein tag, der czu arbeit bescheiden ist, czuhant in der nehesten
ausrufunge der ersten nachtschicht (also etwa 7—8 abends), so be-
heldet der besteer furpas nichtesnicht rechtens. Ist aber, das der
heilig tag einem werkentag nochgeet, der bescheiden ist czu gewissem
czil der hinlassuuge, so ist des besteers recht durch der nehesten
vigilie willen umb di ausrufunge der leezten tageschicht natürlich
und ernstlich vorloschen und ausgangen. Wann des hinlassens czil
auf einen heiligen tag wirt bescheiden (das oft geschieht, als auch
gewonlich ist, das man unser urbar hinlasset pis auf sent Peters
und Pauls tage, der czwelipoten) dann in der vigilien, als man be-
ruft di leezt tagesschicht, so vorlischet und geet aus alles hinlassens
recht der besteer, Const. III 6, 16.
Die Zeit, wahrend der die Lehenhäuer durch Arbeiten und Ver-
schulden der Hauplgewerken am Bau gehindert werden, soll nichi
eingerechnet werden: Ist aber das di lehenhewer under dem tage
460 lehen-schaft
etwas hindernusse leiden mit saumpnusse der vornemigisten gewerken,
also als si nicht das wasser gehalden haben, das di lehenhewer
getrenket hat ader ab si ettwas uberiges haben getan in der
silberguben, darumb si mit irer arbeit feiern musten und aufhören,
pis dasselbe ding volpracht wurde: di selbe ezeit, di also versaumpt
ist, di sol man in genczlich erfüllen, also das auf peide Seiten gut
recht geben werde. — die gancze vorsaumpte czeit wollen wir, das
si in genczlich erfüllet werde — , Const. III 3, 2. In der Streitfrage
über das von den Lehenhäuern gegrabene, noch nicht unter ihnen
verteilte Erz beim Endtermin der 1. sagen die Const : Ist das das
ercz derselben wochen, in der sich endet di hinlassunge, nicht aus-
geczogen ist, nur dasselbe mugen di besteer czu in fechsnen
(czichen, E.); was aber erczes von der voderigen wochen vor dem
geendeten czil in der silbergruben bleibet, das haben si vorlorn.
Dies soll fortan immer, auch bei der urbar gelten, III 6, 18.
Eigenschaft für die 1., gleich die je nach Schätzung des erwarteten
Erzes bemessene Quote an der Förderung der 1. (1/a, */3 usw.) als
Abgabe an die verleihenden Haupsgewerken (hinlasser) s. eigen-
schaft.
Hilfsmittel für den Bau der Lehenhäuer seitens der Geicerken:
so ist es gemeinlicher und gewonlicher, das di lehner, als vor geredet
ist den leheuhewern, mit seil und leder besehen und czu Steuer
komen. — Darüber sollen si der ersten wasser halden, das es si (die
lehenhewer) nicht hindere an irer arbeit, Const. III 1, 15; die Stelle
ivird zitiert in Igl. Bgr. N. 37. — Über das erste teil wir euch czu
einem rechten, das di gewerken von den lehen, di in den Stollen gehören,
di di lehenschaft forpas gelihen haben, di schullen den lehenhowern,
den di gelihen haben, rat tun an leder, an seilen und an andern
dingen, die hi vor an ewerm priefe gescriben sind, N. 38, 3. Vor-
leihet man imande ein haspel, den sol man auspawen, sam si sich
under einander bereden. Ist aber nichtesnicht czwischen in beredt,
so sullen die ersten gewerken den andern gewerken czu steure
komen mit leder uud strengen und sullen das wasser ausezihen, das
es si nicht hindere an der arbeit. Treufet es aber, so sullen si ire
wasser leiten czu der wasserschepp der fodrigen gewerken — , Const.
III 5, 17. Inkonsequentir Weise müssen jedoch die Lehenhauer einem,
ihr Lehenschaftsfeld durchfahrenden Erbstollen Stollensteuer geben,
dh. für den Bau der in ihrem Felde liegenden Stollenstrecken den
vierten Teil der Kost (.,Recht des vierten Pfennigs") , Igl. Bgr.
U— A 12; U— B 20; DIR 7, 2; Const. II 4, 22; so daß sie eigentlich
eine doppelte „Eigenschaft" zu zahlen haben.
Zeugnisrecht über alle Vertragspunkte steht dem Verleiher zu,
doch ist zur größeren Sicherheit deren schriftliche Aufzeichnung
unter Beiziehung einer Zeugnisperson dem Bergmeister vorgeschrieben,
D I R 15. 3. Wir seezen ouch czu ewigem gedechtnuss und czu vil
czweiunge czu vormeiden, das man furpas alle lehenschefte (mit
eigenschefte, nach D. ergänzt) und czil mit guter geezeuknus be-
schreiben sol, wann di perkmeister äne schrift mugen nicht etwenne
aller Sachen, di si tun, gedenken — , Const. I 7, 14. Ebenso tvird
schriftl. Aufzeichnung III 1, 16 verlangt und Hl 1, 17 heißt es: Da-
rurnb czu merer lere der warheit so seezen wir mit disem gepote,
lfihen-schefter — leib 461
das furpas di pergmeistere kein 1. vorleihen sullen, es sei denne
czum minsten dopei einer seiner gewerken ader ein gesworner, das
ist ein Steiger ader czimmermann ader hntman, di mit dem selben
vorleiher di warheit beczeugen. —
Verlust der 1. bei Niclitbetrieb oder Nichtzahlung der Eigen-
schaft, Const. III 1, 6 und auch D I R 24, wo das von der Miete eines
„Bergteils" Gesagte auch von der 1. gilt. Die Lehenhäuer scheinen
den Hauptgewerken gegenüber zu keiner bestimmten Betriebsintensität
verpflichtet gewesen zu sein. Über das Ganze vgl. Zycha I S. 286—295.
Czu dem virden mal ( — das haben di urborer alle wochen von
iczlicber 1. — u. von iczlicher grabe der gewerken eine pore erzes
genuinen nnd haben domit gelonet irn steigern) tail wir euch, das
di urborer von lehenscheften noch von graben, noch von gewerken
keine pore nemen schrillen, wann si schullen si iren amptleuten,
obristen steigern, o. hutleuten, o. Schreibern in dem prengadem
und was der andern sint, der si bedorfen, von der urbor und von
irem gut Ionen und nicht von der gewerken gut, Igl. Bgr. 102.
Niclos kint — sprach, der vorleiher (einer lenschaft) hett nicht recht
gefaren, wenn er hett vor mittag und nicht nach mittag verüben.
Doruber teilten di scheppeu von dem aldenberg, er hett wol verüben,
ivelches Urteil durch den Iglauer Oberhof gebilligt wird, Igl. Bgr.
N. 81. geistliche 1. = jus patronatus, Präsentationsrecht, Traut. Chr.
113. 126. = Verwaltung einer frommen Stiftung, Igl. Stb. V 240 b.
lehen-schefter* stm. meist PI. = Gewerken, die einen räum-
lich abgegrenzten Teil ihres Bergwerkes an Lehenhäuer abgeben als
lehenschaft: Wann nach dem rechten so sein di 1. in disem teile
furnemiger denn di lehenhewer, Const. III 1, 13 = lehenlierre.
lehens-erbe (lehen-erbe) swm. Lehnserbe, Mind. d. Egerl. 18.
lehen-trager stm. Lehenträger, Belehnter, bergrechtl. von einem
Verleiher mit Bergbaurecht Belehnter, Igl. Mut. 3. 4. 5. 7. 13. 15.
16 a— c. 17. 19. 20.
lehen-val* (vgl. jedoch bei L.: lehen-vellic): 1. Anheimfall
eines Lehens. 2. Was dem Herrn eines Gutes entrichtet wird, wenn
dieses durch Tod oder sonstwie den Besitzer ändert, Traut. Chr. 113. 126.
lehen-vrau (-vrouwe) stf. 1. Vermieterin eines Hauses. 2. Be-
sitzerin eines Lehens. 3. Verwalterin einer Stiftung: 3. die selbig
stift (Stiftung für Meßgewänder und Meßbücher) sol mein hansfrau
ir lebtag regiren und gepraucben als ein lehenfrau, Igl. Stb V 240 b.
lehner stm. = lehen-schefter* (s. d.), concessores, Verleiher einer
lehenschaft; so ist gemeinlicher u. gewonlicher das di lehner (vor-
leiher E) — den lehenhewern mit seil und leder besehen u. czu
steur komen, Const. III 1, 15. czuhant als in (den lehenhewern) ge-
messen ist das leben (= lehenschat't) so haben si des lehuers recht =
dasselbe Recht wie die bisherigen Besitzer desselben, die Haupt-
gewerken, Const. III 5, 14. = Gläubiger: es waren 7wen schuldiger
eim lechner, der eine scholt im 500 phennig und der ander 50, T — B
Luk. 7, 41.
leib (lip, -bes) stm. Leben, Leib, Körper (oft dient es nur zur
Umschreibung der Person): er brahte ir vil von übe (ums Leben),
Alex. 8001. so sie (die künge) ab übe werden (sterben), man bevilhet
sie ouch der erden, 2207. v/erden die ab übe, so hän ich selbe mich
4(32 leibd — leicham
erslagen, 12176. daz, die vrouwe was von libe komen, 10334. —
so sul wir siuein libe geben sie zu wibe , Trist. 423. daz, er wolde
Isöten bän und neinen siuem libe zu einem elichen wibe, 507.
leibd* Leben: damit wir an unsern eren, leibden und gutem
unvorletzt und bei recht bleiben mugen , Elbog. Cbr. 108, 12 = das
in nacb iren eren, leibden und gutem gestanden {nachgestellt) wurden
ist, 27, 27. mit ewern leibden und guttern derselbigen unser ritter-
schaft — beistendig sein, 27,37.
leibel, libel (übel, libelin) stn. Weiner zarter Leib: sin (des
Scbretels) libel was über al zukratzet und zubissen, Schretel 314.
leib-gedinge (lip-gediuge) sin. Leibrente und Vertrag darüber:
zu rechtem 1. scbullen wir geben (dem Pfarrer) vier schock guter
grozsen Träger pfenuig, 2 seh. auf sand Gallen tag u. 2 auf sand
Waltpurgen tag, Eg. M. U. 5. von 1, Prag. Rb. 148. 1., leibczucht
und prautschatz, Olm. Stb. 141. ihrer majestät 1., Traut. Chr. 129.
er hilt daz lant von seines weibes leipgedinge wegen, Böhm.
Chr. !)4. 27.
leib-haftig (lip-haftec) Ad). Leben habend, lebensfähig, persön-
lich: die das mit leibhaftiger gegen wurtikeit gesehen haben,
Hier. 156,10. Das fülen (tactus) sprach: ist das er nicht 1. ist, so
frag mich nicht von dem ding, Sol. 74, 34.
leib-lich (lip-lich) Adj. leiblich, fleischlich, körperlich: seinen 1.
bruder, = fratrem uterinum, W — B Gen. 43,29. der heilige geist
staige ab in eim leipliehen pild als ain tauben, T— B Luk. 3, 22.
leib -liehen Adr. Ist sie mir 1. tot (dem Leibe nach), in
meiner gedechtnusz lept sie mir doch immer, Ack. 35, 12.
lai-orister* s. leien-priester.
leib-nar, lip-nar stf. Lebensunterhalt: ich läz,e iueh (vogelin)
iuwer lipnar da ligen, Trist. 4693. swie ofte im harte und süre
wart sin 1. mit not. Schretel 57. durch siuer 1 sewin, 306. er hiez,
im zu siner 1. zwo mark goldes wegen dar, Trist. 1441. guote 1.,
3352. durch die lipnar, Ernst 2112. die 1. zu einem jär, 1891.
leib-pelz st/m. Leibpelz: ein 1. von drein Schierling. Igl. Stb.
V220d.
leib-teiding* stn. = Leibgedinge, „Ausnahme" , Lebensrente:
Wer ein 1. inne hat, des die negsten erben wartund sint, Chlum VIII.
leib-vüter* (von 11p und vuoter) stn. Leibesnahrung, Speise:
Da sint in dem munde zen, alles leipfuters tegleich malende ein-
sacker, Ack. 39, 7.
leib -zeichen stn. Zeichen und Beweis für eine erfolgte Er-
mordung: ein 1. nemen = den Tatbestand bei Mord erheben, Eg.
Chr. X. 397. 571. (bei L. nur aus Halt. 1248f).
leib-zucht stf. das, worauf die Witwe für ihren Lebensunter-
halt sich zieht, berufen kann, angewiesen ist: morgengab, leibgedinge,
1. u. prautschatcz, Olm. Stb. 141.
leich stf. 1. Leib. 2. Haut und Hautfarbe, bes. Gesichtsfarbe.
3. Aussehen. 4. Toter, Leiche, o. Leichenbegängnis : 4. bis die leich
wirt bestat, so schullen si — di drei, di di slussel habin, sich des
tuches und der kerezen underwinden (= aufheben) , Prag. Mz. 10.
5. wenn ein leich in der czech (Zunft) wirt, 8 u. 10.
leicham s. leich-nain.
leichen-bret — leicht-vertig-lich 463
leichen-hret* stn. Totenbrett: darnach haben sie ein 1. genoinen,
Traut. Chr. 234.
leich-kerze* swf. BahrJcerzen, Kerzen die beim Leichenbe-
gängnis verwendet werden, Eg. Str. 20. 21.
leich-uain, leicham (licham, -e, lich-nam, -e) stm. 1. Leib,
Körper. 2. Leichnam. 3. leibliches Kleid der Seele. 4.* das Wesen*
eines Dinges, Hauptsache*: 1. Dieweile sie — mit essen und mit
trinken ire leichname erquickten, W— B Richter 19, 22. und iren 1.
demutigte sie mit vasten, Esther 14, 2. er wasche sein gewant u.
seinen 1., Num. 19, 7. Und das ist ein snodes (turpis) teil, das nicht
hekumpt seinem ganezen 1. , Const. I 5, 4. alle jar ein pfunt wachs
czu dem heiligen leichnam in der pfarr czu beleuchten , Igl. Stb.
V 199a. er hat geschafft, das man von seinem gut geben sol (zu
der Prozession), wenn man Gutes leichnam über die krankchen leut
traget, 111200a. das gelt schaff {vermache) ich czum gotes leich-
nam, da man geet czu den kranken, V 165a. 2. in der wustenunge
werden ligen ewer toten 1., Num. 14. 29 u. 32 (cadavera), nicht wirt
eingetragen dein toter 1. in das grap deiner veter, W — B III. Kön. 13, 22.
sein toter 1. wart geworfen an den toten wek, HL Kön. 13, 24. Joachim
warf seinen (des Urias) toten 1. in die greber des unedlen volkes,
Jerem. 26, 23. so das sie erfüllen — die stat — mit toten leich-
namen der leute, die ich erslagen habe, Jer. 33,5. do Sant Jeroni-
mus leichnam rastet, Hier. 133, 16 f. den dreien toten leichnamen,
133, 29. sin töter licham, Trist. 6481. 4. Ab man sich auch slechtic-
leich an dem namen des dinges vorirret, sunder von dem 1. und
wesen des dinges weis man wol, so ist kein czweifel, der kouf und
vorkauffen geen für sich (si — de corpore constat) , Const. III 6, 2.
ab — der kaufer gelaubte, das er kaufte etliche teil in einem
purgeriehen und der verkaufter vorkauft in einem apteslehen, do
wirt geezweiet an dem 1. u. wesen des dinges; darumb so ist der
Kauf nichtesnicht, 1116,2.
leich-nam-botich* (aus botech stm.) Leib, Rumpf: sie dakte —
den ummehank ouf seinen 1. (evolvit corpus eius truneum), W— B
Judith 13, 10.
leiclmams-tag* stm. Fronleichnamstag, Eger. Chr. 1028 S. 218.
unsers hern leichnams tag, 1124.
leichticlieit (lihtec-heit, lihtekeit) stf. 1. Leichtigkeit. 2. Leicht-
sinn, Leichtfertigkeit: unuueze rede, die von einer 1. geschit, Igl.
Str. I S. 358.
leichtic-lich(en), leicht-lioh Adv. leichtfertig, leicht, leviter:
1. hab ich geredt, W — B Job. 39, 34. 1. zu halten (zu bewahren),
Ack. 31, 1.
leicht -mutig (liht-müetic) Adj. leichtsinnig, -fertig: Das weip
wirt darumb von geezeugnusse gestossen, das si 1. ist und unstete,
Const. IV 12, 3.
leicht- vertig (liht-vertec) Adj. leichtfertig, schivach: Wann ich
nicht anders bin nur als ein 1. halm, der vor des windes kraft vor-
swindet, Hier. 73, 29.
leicht-vertig-lich Adj. leichtfertig: 1. sieh berufen, Const. IV
20, 21.
464 leich- wappen — leidunge
leich-wappen* stn. bei einem Leichenbegängnis verwendetes
Wappen: 1. an fackeln, sarck und rosz, Traut. Chr. 241.
leich-zeichen* (= leib-zeichen) stn. Zeichen und Beweismittel
einer Ermordung, signurn et argumentum occisionis, Brunn. 1367;
Eg. Str. A V 2, B 22.
leide stn. Trauer, Totenklage und stf. Schmers, Betrübnis:
Ir, die von eignem willen euch habt geopfert den laiden (discrimini),
gesegent dem herren, W— B Bichter 5, 9.
leidec-lich Adj. betrübt, elend: in sunden gevallen u. 1. der-
trunken , Hier. 20, 27. daz, herze was betwungen mit leideclicher
swsere , W. v. W. 650. er — mit leidecliehen siten uz, siufzenden
herzen sprach, Trist. 2826.
leiden swv. verleiden, verhaßt, machen: ich wil im nicht leiden
die vart, Trist. 1501.
leiden (liden) stv. II über sich ergehen lassen, ertragen, erdulden,
sich's gefallen lassen, gern haben, refl. sich gedtdden, sich drein
schicken : her mus das urteil leiden, Igl. Bgr. 65, 7.
leiden -lieh (liden-lich) Adj. 1. ertraglich. 2.* Leiden zu-
gänglich : ewer strafung ist noch 1., Ack. 31, 5. 2. so — bistu der
selb gots sun noch der menschheit 1. und totleich worden, Sol. 84, 30.
leidig (lidec, lidic) Adj. 1. leidend, geduldig. 2. erträglich.
3. verhaßt*: 1. Bistu 1. um unsern Verlust (si doles de perditiune),
Sol. 61,4. Eintweder du bist sere 1. oder Unvernunft hauset zu dir,
Ack. 32, 17. 3. Laidige anfechtunge bezwinge euch gröblichen,
Ack. 1, 14. grosse scharen der leidigen teufel, Hier. 147, 18. doriime
(in der Sünde) unser veter mit leidigen irrsal gewesen haben, 5,8.
von diser leidigen werkle — geledigt, 17,15. di verlaiter di uber-
koinen (icurden) laidig = ärgerten sich, T — B Botenb. 4, 2. was
seid ir leidig (lästig) disem weib?, Matth. 26, 10. er begund zu
trauern und zu sein laidig (betrübt), Matth. 26, 37.
leidig (leidec-liche, -en) Adv. trauernd, mit Schmerzen: laidig
suchten wir dich, T— B Luk. 2, 48.
leidigen swv. verletzen, beleidigen, betrüben, kränken: clage
und weine, leidige und betrübe dich, Hier. 99, 3. ob sie von imant
geleidigt werden , 50, 10. 1. = W— B Ex. 12. 23. das sein viech
ein ander viech habe geleidiget (A geleyget) oder dertotet oder
derstossen , Igl. Str 42. witwen und weisen — beschermen und
ledigen von den, die sie unrechtlich 1. u. bekumem, Olm. Stb. 77.
Befl. : das — der teufel — sich um uns 1. musz, Sol. 47, 19. des
wundern sich und 1. sich alle weisen des ertreichs, Sol. 69, 16. Joseph
wort sie nicht leidigen, T— B Matth. 1, 19.
leidiglinge (leidegunge mar Bauch 1, 14 u. Cp. 21 belegt) stf.
Beleidigung: Und demütigen wirt er sein ere mit 1. seiner hende
(allisione), W — B Js. 25, 11. di 1., die da sint in Kristo, T— B
I. Peter 1, 11.
leidunge stf. 1. Leid, Schmerz. 2. Beleidigung: 1. welche
grosse peinige leidunge dunket dich nicht alleine der vordampten
in der helle sunder auch in dem fegefeuer?, Hier. 140,5. 1. beide
in dem fegefeuer u. in der helle, 134. 26. smertzen, 1., siege, 123, 15.
in trubsale und in 1. , 43, 14. in aller seiner 1. hat er sich mit
worten nie vergeben, 9,25. 10,5. Schol man die heiligeu durch
leie — leiher 465
ire arbeit, durch ire 1. loben, 11,21. in allen sulcheu grossen
leidungen, 13, 21. im leben — wir mit so vil 1. und so vil smertzen
begriffen sein, 20,8. Welche hi teilhaftig sind der 1. (passionibus),
Sol. 57, 3. ruwe ader 1. , 85, 34. Einem igleichen posen sol nicht
wierdikeit sunder 1. volgen, Const. I 5, 4. 2. das nicht kume über
mich ein 1., W— B Judith 12,2. Ist aber das nicht ist 1. (offensio)
des volkes ires gotes , nicht muge wir in widersteen , Judith 5, 25.
di selb leidung der, die da ist in der werlt, T— B I. Peter 5, 9. di
geselschaft seiner 1., Phil. 3, 10.
leie, leige swm. Nicht geistlicher, Laie: waz, her Wolfram ie
gesprach, daz, ist von guotem sinne geschehen. Des müssen wir im
alle jehen, leien muut gesprach nie baz,, Alex. 127.
leieu-priester stm. Weltgeistlicher, Eger. Str. C. 18; Eger.
Chr. 1200 S. 379.
leier s. lire.
leier-gelt* {von lire sivf. Leier) stn. Geld für Gesang und
Spiel, Traut. Chr. 353.
leiern (liren) sivv. 1. spielen. 2. bildl. zögern: als vil als eiu
esel leiern kau, als vil kanstu die warheit verneinen; {mißverstanden
aus ovoq n(jdq ).vpav für einen gegen jede Musenkunst unempfindlichen
Menschen), Ack. 48, 14.
leiben, lihen (lihen, Praet. lech, le, lieh, Part, gellen, geluwen)
stv. IL 1. leihen, borgen. 2. vermieten. 3. als Lehen geben, bes. von der
Verleihung des Abbaurechtes an einem Berg, Erbstollen, Erbgebirge
durch den Urbarer oder durch den Hofmeister als dem Bevoll-
mächtigten des Königs: 1. freunt, liech mir dreu brot, T — B Luk.
11, 5. darezu lech sie in richez, golt, W. v. W. 6427. 3. der das
perkwerk leihet und vorreicht, Igl. Bgr. TJ — A 15 u. Igl. Bgr. u.
Const. durchgehends z. B. Const. III 1, 15 — 17.
leiher, liher (liher) stm. 1. Borger. 2. bergm.* Verleiher des
Bergbaurechtes: 1. W — B Sirach 29, 5. = foenerator, W — B Js. 24, 2.
2. Werne des konige.-; gewaldiger liher mit rate der burger unde
der gesworn von der Ygla icht vorlihet unde bestetiget under sinem
ingesegil unde undir dem iugesegil der stad von der Ygla beschribet,
das das craft sulle haben, D I B 1 1. Auch ist das recht, das nimant
sal noch enmag liher sin wenn ein gesworen man in des koniges
stat czunechst bi dem bergwereke gesehen. Unde das kumet dovon
das kein urbarer adir andir imand siner teil abe möge irczeugen mit
in selbir, sundir aleine noch dem, das der liher mit sinem eide
begriiet, D I R 1 17. der urbarer adir sin gewaldiger liher, D I R 3, 1.
Das ist auch hin czu dem Czukmantel geteilt: das der urbarer von
des lehenaniptes wegen mit czu einem czwaiunddrisiktail recht hat,
wiwol di urbarer von den Chutten von nevver gewonbait, da sie sich
gegen hof mit wolden lieben, das haben aufpracht, das man von
einem perge, den man von newens misset, dem urbarer ein achtail
geit, Igl. Bgr. N. 21. mit vorheuknus {Einwilligung) des richters u.
der gesworenen u. des leihers, Igl. Bgr. U — A 15. Der Streit, wer
eigentlich leiber sei, zwischen dem König, dem Münzmeister und dem
Hofmeister, wem also dieses V32 (leiher-teil) gehöre, wurde von den
Iglauern zugunsten des Hofmeisters entschieden, Igl. Bgr. N. 22.
Zidetzt wird das Leiher -32 -Teil Nr. 51 (a. 1419) genannt. Über
Oeliuek, Wörterbuch. 30
466 leiher-teil — leis
dieses handeln, DIR §13,1; Const. 111,5. 112,15. vgl unter
Bergregal u. Zycha I S. 168 f.
leiher-teil stn. s. leiher.
leilmnge (lihunge) stf. 1. Belehnung. 2. Darlehen, ausgeborgte
Summe: 1. Was leimig gescheen ist, do wisse wir nicht umnie,
Igl. ßgr. 45, 6. di selbe leiunge mnste der selbe perknieister behalden
mit seinem eide, Nr. 34, 1. sie czogen sich des onch irer leiunge
an denselben perknieister, 34, 2. — 2. N. 45, 4 als der leiher uf wucher
also der, der die 1. nimet (qui mutuum accipit), W — B Js. 24, 2.
der leihung zihen {berufen — auf) wir uns an den hofmeister,
Igl. Rspr. VIII.
leilachen (lin-, li- lachen, -lach) stn. Bettuch, Igl. Str. 327.
leiloch tischtucher, Igl. Stb. III 199 a; Igl. Stb. III A 132 a.
leim stm. lat. linius Lehm, Igl. Str. 201. von leim gelecket
man = Mensch, Ack. 11, 5. sand und 1. auf Stadtgrund kann jeder
an kauf nemeu, Igl. Str. 201 ; Traut. Chr. 284.
leünat, leimbat, -bot, leimet (lin-wät) stf. Leinenzeug, Lein-
wand: 1. Traut. Chr. 69. 250. 277. 290. 332. 337. 2. Eg. Chr. N. 1035.
3. Olm. Stb. 92. 4. Traut. Chr. 281. in das spital 1 seh. den armen
leuten umb leinbat, Igl. Stb. V 168 d. vier stuck plabe lembat,
IV 187 b. preite leinmet, V 28 c.
leim-digel* (fehlt bei L., aus leim = Lehm und tigel, tegel =
Tiegel) stm. = Lehmtiegel, verüchtl. Bezeichnung für den Menschen:
ein stinkender 1., Ack. 36, 12.
leimein, leimen (leimin) Adj. aus Lehm: in den velden des
iordanischen reiches gos her sie (die Gefäße) in leimeiner erden (in
argillosa terra), W- B Kön. III 7, 46. leimene pastei, Traut. Chr. 72.
ein leimen rauphausz = Mensch, Ack. 36, 14.
leimen s. limen.
leimet-kaufer * stm. Leinwandhändler, Traut. Chr. 281.
leim-stette* swf. Lehmgrube: ein besondere laimstetten,
Chlum. I 21.
leinbat s. leiinat.
lein- bot -sneider (lin-wät-snider) stm. iver Leinwand aus-
schneidet, Leinwandhändler im kleinen, Olm. Stb. 92.
leine stm. Felsen: In der wustenuuge der peche wonten sie
und in den holern der erden und auf dem leine (super glaream),
W— B Job. 30, 6.
leinen swv. lehnen: manch hundert vrouwen giengen dar in
die venster leinen sich, Trist. 1965.
leinen (linen, entliuen) swv. auftauen, Eger. Chr. N. 706.
lein -kauf (lit-kouf) stm. Gelübnistrunk beim Abschluß eines
Handels, Traut. Chr. 249. 250 s. leit-, lei-kauf.
lein-wäter (lin-wäter) stm. Leinweber, Brunn. Str. II 149.
lein - w sit -zieeh*, -e swstf. Zieche aus Leinwand: di leinbat-
czicheu, Igl. Stb. V 96b.
lein-weber (lin-weber) stm. Leinweber, Eg. Acht. II 130.
leis, -e stswm. geistlicher Gesang: da sie in die bürg drangen
iren leisen sie sungen, Ernst 2158. ir leise sie lüte riefen, 3070.
mit ir leisen sie gäben stiegen dön, 3581. sineu leisen huob er dö.
4538. der kristen schar ir leisen sungen, 4759.
leisieren — leit-haus 467
leisieren, leisclüercn swv. das Boß mit verhängtem Zügel
laufen lassen: leisierende üf den grüenen plan, Trist. 1691. indes
geleisieret quam ritterlichen üf den sant Anchorant, Rt. 220. gegen
mir her 1., Alex. 5764.
leiste (liste) stuf, bandförmiger Streifen, Saum, Borte: unum
latus vel una superficies, vulgariter leiste, Olm. Stb. 93 a, 13.
leisten swv. {Brät, leiste, Bart gel eist, geleistet) leisten, ein
Gebot ausführen, ein Versprechen erfüllen, eine Bflicht tun: leistet
ein gelubde, W— B Lev. 22, 21.
leist-sneider* stm. Schuhleistenschneider, Eger. Chr. 777. 783.
leite (lite) swf. Leiten, Bergabhang , Halde, Eg. Chr. N. 932.
die leiten von dem prunlein gegen der stat wercz, Igl. Stb. V 185 b.
er hat im von seinem garten czu half geben die leyten czu einem
halter (Fischhälter), IV 207 c. die schütt (für den Teich) nemen in
des Knedls leiten, IV 187b. prata, rubeta et leyten, IV 203a.
leiten swv. 1. leiten, führen. 2. daz, swert = Bitter werden.
3. die linden 1. = die Zweige so richten, daß sie auf einer Seite
Schatten gewähren. 4. durch Unparteiische eine strittige Sache be-
sichtigen lassen. 5. refl. sich richten = geleiten, Elbog. Chr. 65, 26.
leiter* stm. Verführer, Betrüger: einen — halten für einen
betriger und 1., Igl. B. 65.
leiter-werk* stn. die Gesamtheit der in den Schacht führenden
Leitern: Da Sachen die scheppfen auch auff und sahen weder 1.
noch seilricht noch kainerlei fudernus, Igl. Bgr. 6, 2.
leit-gebe (lit-gebe) swm. Schenktvirt: tabernator, Igl. B. 52.
Und der 1., der trinckgelt behaben (seine Forderungen durchsetzen)
wil, der schol ein getreuer man sein, der sich wol behalten hab und
dem man pilleich schol geleuben, Brunn. Str. II 196. dass khein
leigeb einer) baurenknecht mehr borgen soll, dann so vil als er ob
der gürtl hat, Chlum. II 6. Wenn ein nachbawer hie ein leutgeb
wil werden, es sei in wein oder bier, I 41. wenn ein dienstknecht
zu einem leuthgeben kam, so sol ihm der 1. nicht weiter borgen,
denn soviel er kleider über den gürtel hat, I 46.
leit-geben swv. ausschenken: wer da schenkhen oder leutgeben
will, der soll einen Zeuger aussteckhen und heimblich nicht aus-
geben, Chlum. III, 9.
leit-geb-iiaus (lit-gebe-hüs) stn. Gasthaus: dass keiner mit
gewehrter handt in die leutgebheuser zum wein gehen soll — allen-
falls — sollen sie die wehren ablegen und dem wierth auf zu haben
geben, Chlum. in 10.
leit-haus (lit-hüs) stn. Gasthaus, Schenke : das — trinckgelt —
vortrunken ist in einem 1., Brunn. II 196. Das um die stat ein
meil chain 1. schol sein — denn auf unsers Schreibers guet, der die
chapellen hat sant Procobs, II 27. in dem 1., Igl. Str. I S. 358. 163.
ich quam in ein offen L, 237. das in der richter in einem 1. begraift
mit einem gespiczten swerte, wenn er sich zweimal wehrt gegen den
Bichter und das Schwert nicht hergeben will, muß er dem Richter
60 und jedem Schöffen 30 Schillinge der churczen zahlen, 138. die
gemein busse, die man offte seczet leuten, di vil unczucht treiben
in den leitheusern , I S. 361. sie schuln nicht höher gevaterschaft
trinken noch schenken in dem 1. dann daz ie der gevater zwai
30*
468 leit-kauf — leituuge
nozzel weins schenken mag, Eg. Str. A VII 2, B 17. kein gefat er-
schaff trinken weder im 1., daheim nach anderswa, Eg. Str. C 31.
hat man dem Heinrich Slafer das I. 2jar vorpoten, Buch der Ge-
hrechen S. 223. czu hochczitin si trachtin, wi man di leuthusir
(lenthusir, Hanka) virlyse (= sie verboten sonntags den Besuch von
Gasthäusern), Dal. 100, 3 (43, 25).
leit-kauf, meist leikauf (lit-kouf, -cup, -cop) stm. Gabe als
Zeichen des vollendeten Vertrages, ursprüngl. das Getränk, das
hierbei getrunken wird: Man soll von keiner hochzeit weder preutigani
noch praut noch niemant von iren wegen keinen leitkauf mer geben,
Eg. Str. C 1. leibkauf entstellt aus leitkauf, lit = Obstwein, Würg-
wein, Eg. Chr. 686 u. ö. Die Form leikauf: potum testimoniale,
qui vulgariter leikauf dicitur, Brunn. Str. I 322. alsbald ein mensch
geporn wirt, alsbalde hat er den 1. getrunken, das er sterben musz,
Ack. 29, 19. leuten, die bei dem kauff u. 1. gewesen sein, Igl. Str.
(63) S. 330. beim Verkauf von Rindvieh heißt es dann in der Igl.
Gegend Hörnergeld: beczalen 1 seh. zu leukauff, Igl. Stb. III 183 b.
ein fasz bir — leinkauf getrunken, Traut. Chr. 249.
leit-kauf-leute, lei-kauf-laute st. PI. Zeugen eines auf öffentl.
Markt abgeschlossenen Kaufvertrages , daraus spät. lat. litcopiales:
ein man überwindet pas den andern mit ir paider leikaufleuteu oder
ratleuten, denen sich gener mog geweren mit seinen 1. oder mit
seinen ratleuten allein, Igl. Str. 33. von 1. gibt bei Eintragung in
des pergs puch der man einen grossen dem Schreiber, 258b. 1. sint
czeugen umh kauff, I S 359. wer den andern anspricht mit leit-
kaufleuten, . mit totpet- und heiratleuten , mit ratleuten, der schol
czu dem minnesten czwene haben derselben leut, 32 u. 33. per
testes honestos, dictos in vulgari 1., 120; sie können zur Zeugen-
aussage und deren Beschicörung gezwungen werden, (63) S. 330.
Dauer der Beweiskraft ihres Zeugnisses, (46a); Igl. Stb. IH 195b;
I 175c; II 169 d; V36a. Die Einzahl davon:
leit-kauf man* stm. Kaufvertragszeuge , einer genügt nicht, es
müssen mindestens zwei sein, Igl. Str. 32.
leit-lich Adj. leidvoll, schmerzlich: ez, bot sinem herzen einen
leitlichen smerzen, W. v. W. 787. si enkuude vor leitlichen swferen
frö nicht gebaeren (nicht fröhlich sein), 829.
leit-vertreiben stn. 1. leit-vertrip. 2. stm n. Vertreibung des
Leides: 1. kein 1. han ich mer, Ack. 7, 3. 3. manger hande leitver-
trip, W. v. W. 148. ja wterest du min leitvertrip, ich der din und
du min lip, Alex. 8851.
leit-seil (auch leite-seil) stn. Leitseil zum Leiten von Tieren.
lora: Und ouf die leweu und ouf die ochsen machte er sam czeume
oder sam 1. oder halftern ous ere herabhangende, W-B Kön. IH
7, 29. Ouch die 1. (hahenas) wuschen sie noch dem worte unsers
herren, III 22, 38.
leit-stab (leite -stap) stm. 1. leitender Stab. 2. Führer: mein
recht furender 1. — mir aus den henden wart geruckt, Ack. 7, 10.
leitimge stf. (bei L. nur in verleitunge) 1. Lenkung. 2. Ver-
leitung* : verirren in dem wege der rechten 1., Const. I 2, 2. swer
laituug zu den sunden geit, Joh. v. Igl. 5. Geb.
lern — ler-lich 469
lein, -e, leiude stf. 1. Lähmung. 2. gelähmtes Glied: das
Michel Nüssl für ein iede leem in sunderhait dem Valtein ist ver-
fallen und noch dem rechten abtragen sol 3 mark der kurczen, 48 gr.
für ein mark zu raiten. Dovou entfallen dem Valtein czwu mark
und dem richter und scheppen auf gleichen tail czu tailen ein mark,
Igl. Str. (69) S. 335. umme ein lemed gevallen 14 mark: czehen dem
selbschol (Beschädigten), drei dem richter, aine den scheppen, 257b,
181. ain lemde oder ain ander wunden, Igl. B. 75. 80. umb wunden
oder umb lemde, Prag. Hb. 192. konig Johannem gar an alle valsche
lern, Dal. 15, 10.
lemberin Adj. vom Lamm: als ob von wollen lemberin der
werden harnasch waere, Alex. 13390. ein lenirein pellicz, Igl. Stb.
III 200 d.
lemmer-wise* swf. ein Wiesenname: gelegen vor uner frauwen
tor auf der 1., Igl. Stb. V 267 b.
lemytig,* Adj. Und opfert ouch ain lemptigen wider (arietem
de bis, qui nutriunt), W — B Ez. 45, 23.
lemung,* -e stf. — lerne, Prag. Str. N. 48. 77. dem Valtein
umb sein schmerzen u. 1. ein Widerlegung und abtragung zu tun,
Igl. Str. (68) S. 334; Prag. Eb. 48. 77.
lende stsicf. Lende: ous deinen lenden, W— B Gen. 35, 11.
ewer lenden (renes) sult ir gurten, Es. 12, 11.
lemlen-gürtel* stm. stsivf. Lendengürtel, Gürtel, lumbare, W - B
Jer. 13, 1 u. 6.
leuge stf. Länge (räumlich und seitlich) : da von (vom Schlage)
im lebens lenge flöch, Alex. 9153.
lengekeit (und lanc-heit) stf. Länge: auff das icht 1. der czeit
euch in vorgesseuheit füre solcher geschieht, Eger. Chr. 1167 S. 341.
lengen swv. in die Länge ziehen, verlängern: sam er Sprech:
alle die das gebot hehalden, 1. ir leben auf disem ertreich, Job.
v. Igl. 4. Geb.
lenze swm. f. Frühling, Lenz: in dem lenzen, Alex. 15620.
lerchen - kübel * stm.? mit Lärchen bewachsener Hügel (von
lerche, lerche): Auch rügen wir einen freien weg hi hinter über
den 1., Rüge von Pröhl N. 19.
ler-knabe sxvm. Lehrling, Schüler: ein erbar 1., Igl. Stb. V
177 a. wann ein suiieher erbar 1. aufgenomen wird, der sol in die
bruderschaft geben ein pfunt wachs in 14 tagen, V220d.
ler-kneckt (lere-kneht) stm. Lehrling: Einen 1., den ein man
ein hantwerk lert, den mag her wol mit einem pesem — slahen
und czuchtigen mesleich (mäßig), Igl. Str. 157. ein itczlicher uf dem
czichenwerk und barchantwerk sol nicht mer dann einen 1. haben,
Olm. Stb. 108 b. Ein itczlicher 1. der sol sein czeit ausdinen seinem
meister nach aller der beredung und nach allem geding, als er und
sein vorweser das beredt und ausgenomen haben, 108 b. das man
kein 1. — das hanntwerch lernen noch aufnemen sol, er sei dann
eelich geporen, Igl. Stb. V 28 c. auch sal ein ieder tuchmachermeister
nicht mer lerknecht halten denn einen knecht und ein jungen ader
czwei knecht und kchain jungen, Igl. Stb. III 186 b; Traut, Chr. 141.
ler-lich Adj. gelehrig: dem knecht des herren gezimt — zu
sein senft zu allen, lerlich, gefridsam, T — B II Timoth. 2, 24.
470 lernen — letze
lernen (auch lirnen) swv. 1. kennen lernen. 2. lehren: so das
her in in lernte israhel (ut erndiret in eis Israel), W — B Richter,
3, 1. Nu dann das Magdburgisch recht auch daselbe und lernt heist —
als uns die heilige schrift und die bewerten recht allenthalben 1.,
Olm. Stb. 89. den tot sach man in lernen, Alex. 8525.
lern-stunde stf. U)derrichtsstunde: ein jeder schulmaister hat
seine lernstunden verriebt, Traut. Chr. 110.
lernunge (auch lirnunge) stf. 1. das Lernen. 2. Schule.
3. Wissenschaft, Unterricht, Belehrung: 3. das sie ire Sachen neben
des urteils laut u. 1. ausweisen sohlen, Olm. Stb. 132 S. 106. von
der 1. was er mager, Alex. 1320.
lerz Adj. link: zer lerzen haut, Alex. 12639. die zeswen und
die lerzen in sin har, ietwedere haut er want, Trist. 6598.
leschen stv. 1 2 intr. auf hören zu brennen, zu leuchten, zusein;
tr. = leschen (svw.): manec harnasch, dar gegen der sunnen schin
niht lasch, Alex. 12888,
leschevas* stn. Lichtputze: mach auch — leuchter — und
schurscheren und leschevas (amunetoria), dorinne man das, das man
abeschüret. vorlesche, W — B Ex. 25, 38.
lesch-krug* stm. Der Mensch wird wohl wegen seiner Unmüßig-
keit im Trinken genannt: ein unsatig leschkruk, Ack. 36, 15.
leselilin* stn.? ein bißchen: nur ein 1. hat im {den vom Gerüst
abgestürzten Arbeiter) ein stein als ein zuber grosz, der über in weg-
gesprongen, erreicht und am köpf gerüret. Traut. Chr. 149.
lesen stv. I 1 Trat, las, läsen, lären; Part, gelesen, geleren,
gelarn: sammeln, lesen, aufheben, etwas an sich 1. = an sich nehmen,
annehmen: so herte gemüete er (Alex, in späterer Zeit) an sich las,
Alex. 8983. in Tyrus verzaget was volc, daz, zwivel an sich las —
und sich erhienc, 9558. der künec von Samargöne von Dario be-
lehent was, daz, er den zins in las (den Tribut einhob), 3978.
les-herre* su:m. roohl = lese-meister Aufseher bei der Weinlese:
Khein leser soll recht haben, weinpör mit sich ohne des (!) erlaubnis
seines lessherm anheimbs zu tragen, Chlum. VII 23.
lestern (auch lästern) swv. die Ehre nehmen, beschimpfen:
welcher unsers herren namen lestert, des todis sol her sterbin, W — B
Lev. 24, 16.
lester-lieli (last er-, lester-lich) Adj. beschimpfend, schimpflich:
diez 1. dink = rem sceleratissimam, W — B Deut. 17, 5.
lester-lich -e Adv. schimpflich, schmachvoll: kert ir wider
äne mich, so zogt ir zwäre 1., Alex. 21418; Trist. 3453. damit er
in ir er hatt wellen lesterleichen ahreden und absneiden, Igl. Sth.
IV, 117 b.
lesterunge* stf. Schimpf, Schande, Gespött, opprobrium: der
— hebt ouf die 1. von israhel, W— B Könige 1 17, 26. wir Assyrer
werden in ein 1. aller erden, Judith 5, 25.
letil (= letter, lotter, loder, PI. loter, löter, lötter) stm. Tauge-
nichts, Schelm, Gaukler. Possenreißer: du letil. du schelkel, Igl. Str.
(68) S. 333.
letze stf. 1. Hinderung. Hemmung. 2. Schutzwehr, Grenz-
befestigung. 3. Ende. 4. AbschiedsgeschenJc: Ich würde iueh in der
Molda irtrenkin und iueh da mit die leezte schenkin (den Best geben),
letze — leutern 471
Dal. 160, 10 (70, 64). 3. daz, sie mir niht verwiz,en dirre rede letze
und ir begin, Alex. 17365. — 2. auch sack man an den letzen die
von der veste setzen den lip oft in wäge gegen der vinde läge,
Ernst 799.
letze (= lecze) sivstf Vorlesung eines schriftlichen Abschnittes
(im Gottesdienst) Lehre, Unterricht, Lektion: ir gescheftleut (Testa-
mentszeugen) Avellt mir den pfarrer bitten, das er mir welle lassen
begeen mit dreien leezen, Igl. Stb. V 149 b. nach dem leezen der e
und der weissagen, T — B Botenb. 13, 15. vernim dich an di leezen
und an di underweisung der lere, I Tim. 4, 13.
letzen swv. {Trat, lazte, lezte) 1. hemmen, hindern. 2. berauben.
3. refl. sich enthalten. 4. verletzen, schädigen. 5. zu Ende bringen.
6. mit einer letze (Befestigung) versehen. 7. erfreuen, erfrischen.
8. refl. nachlassen, aufhören. 9. sich gütlich tun, letzen. 10. sich
freundlich erweisen: 4. er beginnet uns also 1., Alex. 2574. etzlich
stat sich widersazte, die er ungefuoge lazte (hart züchtigte), Alex.
4784. 5. sie müez,en uns noch letzen (vernichten) oder wir gerechen
uns eiu teil, 14346. 6. swä in des daches gebrach, swinde man da
die Kriechen sach üz, den wem 1. sunder lebens ergetzen, 14 989.
letzer-geld* stn. letzte Rate: über ein jar auf sannd Girgentag
sol er ir geben das 1., XXII seh., Igl. Stb. V 256; V 174 d.
leuchten (liuhten, Trat, lühte), siov. leuchten: ir harnasch lüht
nach glänze, Alex. 6201.
leuchter (liuhtsere) stm. 1. Erleuchter. 2. Leuchter, cande-
labrum: der guideine 1., W — B Par. I 28, 15; Ex. 25, 37. drei leychter,
Igl. Stb. V 275 a.
leug-bar (lonc-bsere, unlougenbsere = 1. wer nicht lügt. 2. was
nicht geleugnet werden kann) Ad), leugnend, * Traut. Chr. 31. als er
aber solchs bezüchts fost leugbar war, Traut. Chr. 31.
leumunt (liumunt, md. lümunt) stm. 1. Ruf, Ruhm, Gerücht,
Leumund. 2. Leseabschnitt, Taragraph : 1. der bösen 1. hat = in-
famis, Const. I 5, 4. in schaden mit bösen 1. brengen, 19,4. er
keine (keine von ihnen) beschermit iren frund und gewan domid
gutin leumt, Dal. 37, 9 (10, 12).
leimt s. leunmnd.
leuten (luten, Trat, liüte, Tart. geliutet, gelüt) swv. läuten,
ertönen lassen: der bader hat selbs am sonabende die trummel
herumb geschlagen und zum bade darmitte geleutet, Traut. Chr. 184.
leuter-lick, -leich (lüter-liche, en) Adv. 1. auf reine, deutliche,
aufrichtige Weise. 2. ausschließlich, lediglich, gänzlich, schlechtweg:
1. di hl. schrift 1. entslossen, Hier. 4, 10. wan einer dem andern
ein czimlich ding äne twang des rechten 1. und mildielich gibt
(mera et überaus in alterum translatio), Const. III 7, 1. als das in
des pergs puch 1. gesekriben stet, Igl. Bgr. 40, 5. 2. di selben lehen-
schefte di gescheen etwenne 1. (pure), etwenne mit underscheiden-
heit, Const. III 1, 12. Leuterleich werden di lehenschefte in der
weise, wann man si vorleihet ewikleich ader als lang di gewerken
ir genisen mögen, III 1 , 13. ich bit euck leuterleick durck gotes
willen, das ir mir das vorgebet, Igl. Stb. III A 135b.
leutern* (liutern, lütern) sw. 1. reinigen, läutern. 2. erklären,
erläutern: es ist gut, das man alle ding mit guter geezeuknusse
472 leut-hus — lieb-haftig
leutere, Const. III 1, 16. volleclich 1. = plene declarare, I 5, 2. ir
uns eigenleich nicht geleutert habt, wie clag und antwort sich
darumb Torgangen hat. Igl. Bgr. 56, 7. wie man ein krieg czwischen
zwaien perkwerken 1. schol, Js. 56. also das sie von paiden tailen
di stucke und artikel leuterten, 40, 5.
leut-hus s. leit-haus.
lieht s. liecht.
lid, -e (lit, -des) stn. 1. Deckel. 2. Laden zum Schließen der
Krambuden, clansuram institae suae, sive fnerit ferrea vel lignea,
quae „lid" vulgariter dicitur, exponat de instita sua versus viaui.
Prager. Str. N. 32 S. 22. das die großen ader groben pinder {Faß-
binder) kein newes gefas machen sullen, das (nur) einen gross,
ader miuner gilde ader wert ist — außer auf Bestellung, aber —
uf das lide ader uf den laden sullen sie das nicht seczen, Olm.
Stb. 124.
lid-lou (auch lit-lon) stmn. Lohn der Dienstboten, Liedlohn:
dem ein gescheit empholhen wirt (Testamentsvollstrecker) schol auch
czu dem ersten lidlon knechten und diernen und andern arbaitern
geben, Brunn. Str. II 187. Vom lidlon eines gedingeten protess,
Igl. Str. 199. Wer auf einen claget umb 1. und erstet es auff in,
dem sal der richter dasselbe 1. heissen geben oder geldeu an dem
selben tag bei Sonnenschein. Ein Pfand, hiefür kann dieser noch
denselben Tag verkaufen oder versetzen, nur die Übermasse (ivas über
Schuldsumme gelöst wird) soll er dem Pfandgeber widerkeren. — 1.
behabt auch mit seinem eide ein gedingeter knecht oder ein gedingete
dierne auf seine herschaft an ein quentein einen vierdung = 14 grosse,
Igl. Str. I S. 366 ferner Igl. Bgr. 80, 5. wie sie in das bergwergk
mit recht eingeweiset sein umb ir lidlon, Igl. Bgs. 80, 2. Erst seit
der Annaberger- Joachimstaler B. 0. gehört der 1. zu den cdlgemeincn
Auslagen der Gewerkschaft, Zycha I 268.
lieb Adj. lieb, angenehm, erfreulich: solten wir durch aufsatzes,
durch liebes oder durch leides willen die leute lassen leben? Ack. 9, 4.
subst. stn. das Liebe. Erfreuliche, die Freude: ir zartes liep Tristande,
Trist 2605.
liebe stf. Wohlgefallen, das Liebsein, Freude, Gunst, Liebe:
darumb pitten wir euer freuntleich libe — das ir uns des Urteils
underweisen wollet, Igl. Rspr. VIII.
liebe-bsere * Adj. liebevoll: die sint nicht ]., die sint rechter
liebe unreifere, W. v. W. 276.
lieben swv. 1. Liebes eriveisen, erfreuen. 2. behebt machen.
3. sich einem zuo 1. = sich einschmeicheln. 4. mit einem = sich mit
ihm vertragen, 5. lieb sein: 5. liebet iu min gesunt, W. v. W. 798.
lieb -habe,* -haber swm. Liebhaber: Du aber hast ge-
unkeuschet mit vil liephaben (amatoribus), W — B Jer. 3, 1. wilt tu
mein liphaber sein, ich wil euch Diewin vorrathen, Böhm. Chr. 12.
der kunig hies seinen son mit seinen liphabern czu tisch laden, 85.
lieb-haftig,* liephaftig* Adj. lieb, liebenswürdig: der lip-
haftigen Dinge , Sol. 54, 14. 0 lebendiges leben , su^es liphaftiges
(amabilis), 3. 18. di engel, di du herr, in liphaftiger gestalt — ge-
krönt hast, 21. 8.
lieb-kosen — ligen 473
lieb -kosen (subst. Inf., stn, das Liebkosen, zu Liebe-Sprechen:
die urborscbreiber — sullen — ; nocb mit gunst nocb mit 1. sieb
lassen betrigen, Const. I 8, 1. An 1. {ohne Schmeichelei) mit knrtzer
rede, Ack. 47, 10.
lieb-kösuuge* Schmeichelei: Rhetorica, bluender grünt der 1.,
Ack. 40, 10. buch der L, Sol. 1, 6 u. 12.
lieb-nüsse stf. Liebesdienst: einem zu liebnüsz und erung ibt
senden, Eger. Str. C 3, 13.
liecbt Adj. strahlend, blank: bis bin zu dem lieebten tal (ad
convallem illustrem, bei Sichern), W — B Gen. 12, 6.
liecht-geiiuil Adj. glänzend bunt verziert, in Farben strahlend,
glänzend: sinen beim gar lichtgemälen, Trist. 1716. die lichtgemäle
die von Kurnewäle — von Irlant die scheene Isöt, 2313.
liecbt-loch stn. Lichtloch: bergm.: das 1. des stolnortes ■ — das
hat 20 lachte™, Igl. Bgr. 74. Dis ist auch erbstollen recht: Hebet
er sine wasserseige uff adir fertiget sine licbtlocher uude hat in jare
unde in tage ein lochter an dem lieupte des Stollen gefaren, das er
bewisen mag, nimant kau im in mit rechte angewinneu, DIB, 110;
U— B 15 Const. II 4, 6. u. 8. ob die roren und rinnen der wasser-
seige und di 1. czu allen nueze geschicket sein, II 5, 12. wer das
1. (im erbstollen) wol ausrichtet, II 4, 7.
liecbt-uiess (e) stf. Maria-Lichtmeß; Kerzenweihe: am freitag
nach unser liben frawen tag 1., Eger. Achtb. II 90. nach marie 1.,
II 157.
liecht-trage swm. Lichtträger, lucunar: ein burc die hiez,
Lucerne — zu diute: des landes iiebttrage, Ernst 3945.
liecht-trager stm. Lichtträger : bis der 1. wirt geporn in ewreu
herzen, T— B II Peter 1, 20.
liecht-vaz, stn. Lampe, Leuchte, Laterne: daz, leuchtend 1.
(brinnende lucern XI Bibel) T — B II Peter 1, 19. daz, 1 gesetzt
under daz, maz,, Mark. 4, 21 ; Luk. 8, 16. bräunende 1. in euren henden,
Luk. 12, 35. 15, 8. daz, 1. deins leibs ist dein aug, Mattb. 6, 22. sie
euezundent nit daz, 1. und seezend ez, unter daz, maz,z,, Mattb. 5, 15.
lieeht-weihe (lieht-wibe) stn. Lichtweihe, Lichtmeß: nach unser
liben frawen tag lichwei, Eger. Chr. 1066.
liegen stv. III (liuge, louc, lugen, gelogen) lügen, betrügen:
sinem {Alexanders) adele daz, {daß ihn des Clitus Schwester gesäuget
hatte) niht louc in siner kintheit zit, Ales. 13432.
ligen stv. 1 1 liegen: ein vas weines, das auf dem leger leit
— ein samelich pfant schol der richter verslissen und sebol den
slussel dem gelter antwurten, Igl. Str. 107. sie woste nicht, wie
diu rede lac {ivas es bedeuten sollte, das alles vor ihr auf den Knien
lag), W. v. W. 3998. er sere erschrac, dö er horte, wie die rede lac
{da er die Kriegserklärung hörte) Alex. 4221. her Tristan gelac
rechte als ein töter man, Trist. 774. ligeudes: das gestein unter
dem gang worauf der gang gleichsam lieget, Bergm. Redensarten
im Corp. jur. et ßystema rer. met. v. 1698. das ligende, ligunde,
bergm. Ausdruck für das unter dem Erzgang liegende Gestein:
Bei einem gemessen berg oder Stollen — schol man inne haben
auf das hangende vierdhalb lehen und auf das ligende ain leben
höe und die teufte in gleicher masse, Igl. Bgr. U— A 2. Do
474 ligen-kübel — listekeit
begert der perkmaister von Sent Jürgens das man im auff sein
ligendes messen schulde anderthalb lehen, als das von alder gewon
lieh gewesen ist, — so teile wir czu einem rechten, das man
dem ligenden nicht mer geben schol und messen, denn ain lehen,
Igl. Bgr. N. 3. Vgl. ferner Const. I 10, 1 ; II 2, 1, 4, 16 und hangendes,
das ich derfur, wie das sich die sechslehen ledig {ungebaut) legen,
Igl. Bgr. 53, 15. lehen, di czu kriege ligen (mit einander im Rechts-
streit), D I R III 30 u. 32. = niederkommen: ist des Jörg Dorn tochter
gelegen mit einem jungen söhn, Eger. Chr. 444.
ligen-hübel stm. ein Flurname: am 1. hinter der spitalkirchen,
Traut. Chr. 26.
ligunge* stf. das Liegen: wonunge der hirten und bei ein-
ander 1. der hert — habitaculum pastorum greguni aceubantium,
TT— B Jer. 33, 12.
liwen swv. mit Leim bestreichen; zusammenleimen; vereinigen:
sin schilt lac recht als er were gelimet dar, Trist. 1701.
limmen stv. 13 knurren, knirschen, hetden: nu limma lim!
Schretel 257. si biz,z,en unde lummen, sie kratzten unde krummen
einander, 259 f.
linde Adj. zart, weich, lind, milde, glatt; fein, köstlich: ir
wiz,en bein die linden begonde sie dar in (in ir pfeitel) winden.
Trist. 699.
linden swv. lind machen: das du in lindest von den posen tagen
(mitigare), W — B Ps. 93, 13. lindest in (blandiri), Sprichw. 7, 13;
intr. sanfter werden, Alex. Anh. 1402.
lindic-lieh (linde- lieh) Adj. sanft, ein wenig; blande, W — B
Spr. 23, 31.
lindikeit stf. 1. Weichheit. 2. Schlaffheit. 3. Milde: 3. mit
senftmütikeit und 1. beschirmen die undertenigen (lenitate), W— B
Esther 13, 2.
lind-wurm (lint-wurm) stm. 1. Drache. 2. Teufel. 3. irgend
ein Saurier:* 3 wie der 1. gefunden und gefangen wurde, wie der
1. nach Brunn gefüret wurde, der 1. in Brunn am Rathaus, Traut.
Chr. 363.
link (linc, lenc, -kes) Adj. 1. link. 2. linkisch. 3. unwissend:
zu der linken der stat, W— B Gen. 14, 15.
linse, lintze swm. Bastard von einer Wölfin und einem Hund:
hettestu einer lintzen äugen u. kondest innwendig durchsehen, dir
wurde darüber grauen, Ack. 36, 20.
lip (-bes) s. leib.
lire swf. Leier: wie er da üf der liren sanc, Alex. 3807.
liren sicr. auf der Leier spielen: Clyades — mit vorhten in
(Alexander) enphienc und mit liren, daz, er künde. Alex. 3725.
lispen swv. lispeln: der Spot mit lispendem muude smiert er
zu aller stunde, Alex. 12653.
lispendig* (von lispen sivv. durch die lespe (Lippe) reden,
lispeln) Adj. lispelnd: Ich bin dorzu lispendiger zungen, also das ich
nicht reden kann. Hier. 5, 15.
listekeit (listec-heit) stf. Weisheit, Schlauheit: mit einer 1.
= versutia. Const. I 21, 1. er west ir listekeit. T— B Mark. 12, 15.
lit-suchtig — Ion 475
lit-suchtig* (lidesiech Adj. lide-suht stf.) Adj. gichtbrüchig:
die litsuchtigen, T — B Matth. 4, 25. mein kint leidt (liegt) 1. in dem
haus, 8,6. einen litsuchtigeu, 9,2; Mark. 2, 4— 9. 2,8; Luk. 5, 18.
manig litsuchtigen, Botenb. 8, 8. Enea, ligent in dem bett von acht
jaren, dirr was lidsuchtik, 9, 33.
liuchten (Prät. lühte) s. leuchten.
liut stm. n. Volk, Leute: der wider got lebt — niht gedihen
sol: ein liut menschliche gern sol, Alex. 25024.
loa (16) stm. zur Lohegewinnung angelegtes Gehölz: auch sal
der Claus (er ist Gerber) der frawu duora (Name seiner Schwieger-
tochter) 3 schtrich loa geben, Igl. Stb. III 211a.
loben sivv. 1. loben, preisen. 2. feierlich versprechen, geloben.
3. sich verloben: 2. die gemeine den — 24 Erwählten — loben lät,
daß sie ihre Anordnungen halten wollen, W. v. W. 3882.
lobe-sani Adj. löblich, preiswert: bi der maget Marien 1.,
W. v. W. 710. er ist erwirdiger, lobsamer, Hier. 125, 19. der ritter
lobesam. Trist. 1711. daz, kriuze 1., Legende 78. 85. der boum 1.,
782. ein engel 1., 788.
lobe-sang stmn. Lobgesang: Einen 1. (hymnum) singe wir
uuserm herreu gote, W — B Judith 16, 15. redet von psalmen und
lobsengen, Igl. Ms. 7.
loto-sprechen* stv. 12 (vgl. lop-sprechen stm.) mit Dat. = einen
preisen: das ich lobsprech deinem heiligen namen (ut laudem dicam),
Sol. 103, 16.
lolninge* stf. Lob, Lobpreisung: singet ir perge 1. (resonate
laudationem, W — B Js. 44, 23. Und bekümmern wirt das heil deine
mauern und deine pforten 1. — occupabit, Js. 60, 18.
lochereelit, löchert Adj. löcherig: ein bodenloser sack, ein
löcherte tascben — wird der Mensch genannt, Ack. 36, 11. es ist
ein verhaluen prief und ist darzu locheracht, Igl. Bspr. XV.
löciiter s. lachter.
locke (loc, -ckes. PI. locke, locke) stm. Haarlocke: die haut
begreif mich mit den lekken meines hauptes, W — B Ez. 8, 3. Locken-
haar als heidnische Sitte: wau si mit irem lock kettin heidnisse
sittin, Dal. 33, 26 (8,28). Krok — mit sinem iok czu richtiu was
das laut bereit, 23,25 (3,4).
löckel (lockelin) sin. kleine Locke: Judith pant ire lockel
(cincinnos) zusammen mit einer houben, W — B Judith 16, 10.
locken (toohl verlesen für pflocken) s. pflücken.
lofelisch* Adj. zwei lofelisch tuch, zwene harras, vier polo-
nische tuch, zwen tosen hoseu, acht barchan, Igl. Rspr. V.
löf'ter = lachter.
löit'ler (leffeler, leffelmacher) stm. Löffelmacher , Budw. Urkdb.
N. 477.
lokuste swf. (tat. locusta) Heuschrecke: er az, locusten und
wildes honig, T— B Mark. 1, 6. lochusten u. wildes honig, Matth. 3,4.
lön stmn. 1. Belohnung, Vergeltung. 2. Frachtgut: 1. den güt-
lichen Ion., Hier. 63, 25. dein also groszer Ion, Sol. 100,1. di deu
Ion der ewigen eren — gesucht haben , 97, 27. die pergineister mit
wirdigem lone trösten — wann di hoffenunge des lones di ist ein
476 lön-erbter — lös-heit
freude der arbeit, Const. 17, 22. ich schaff (vermache) ein achtteil
eine.- lones auf dem Minczhoff, Igl. Sth. III 192b.
lön-erbter* stm. Lohnarbeiter, Traut. Chr. 252.
Ion -kästen* (vgl. bei L. lön-buhse swf Blechbüchse für den
Tageluhn der Arbeiter): di schuldiger (Gläubiger) suchten mit dem
richter und scheppen im 1. und in ander seiner (des ermordeten
Schuldners) — , do si deuchte, do sie icht mochten rinden. — Do
winden sie ein teil geldes im 1., Igl. Str. 231.
lör-baum stm. Lorbeerbaum: ein kröne von lörboum, Alex. 1784.
6923. G929. 12574. 20610.
lör-laub (lör-ber-loup) stn. Lorbeerblätter: zwic von grüenem
lörloube, Alex. 14633.
lör- laubin* Adj. aus Lorbeerblättern: die lörloubine cröne,
Alex. 19514.
lös (löz,) stn. stm. 1. Los. 2. Wurf des Loses. 3. Verlosung,
Weissagung durch Los. 4. altes Herkommen. 5. gerichil. Teilung.
6. Losungswort : 1. die ir in dem los (sorte) werdet besiezen — die
erde. W— B Num. 34, 13.
lös Adj. 1. frei, ledig. 2. mutwillig, fröhlich, freundlich.
3. leichtfertig, durchtrieben, frech: 3. loser fuore behuot (= frei von
leichtsinnigem Betragen). W. v. W. 699. gelauben löser sage, Ernst 1219.
lösen stn. 1. freundliches Benehmen. 2. falsches Schmeicheln,
Heucheln : ein liepliches kosen friuntlich äne 1. uz, süez,en röten
mundelin. W. v. W. 7065.
lösen swv. zuhören, horchen: der knappe (manch degen) was
im lösende. Trist. 1234. 2166.
lösen swv. 1. los sein oder werden. 2. freundlich, fröhlich sein.
3. schmeicheln, heucheln: 2. sie redeten und löseten mit einander
minnenclich, Trist. 5866. — 3. daz, red ich durch kein lösen (subst.
Inf) niht. Alex. 4164.
loesen, lösen sivv. losmachen, von einer Verpflichtung befreien:
das ich teil (Anteile am Gewinn vom Bergbau) zu mir solde lozen
(durch Zahlung der „bergkost" sie vor dem „Verliegen" schützen).
do wolde aber mein hausfrau. das ich die teil gelozet hett, das si
nicht wurden verlorn. Igl. Rspr. IV.
löser*, loeser* stm. bergm. die Bergleute, welche die frühere
Schicht ablösen. Die Bergarbeit wurde in 4 Bergstunden, Schichten
eingeteilt: tagschicht (auch erer t. = vor Tagesanbruch bis Mittag),
loser tagschicht (im lut. Text „lesern tagschicht"), nachtschicht (erer
ii. = von Abend bis nach Mittenlacht) und loser nachtschiebt
(lesern n.. bis Tagesanbruch), Const. 1 18. 1. Von den 4 Schichten
heißt es: di mit zunemen und abenemen tages und nacktes unstetic-
lich sich wandeln, Const, III 5, 13. In der Kuttenberger Ref. v. 1579
heißt es jedoch : Nachdeme von altershero bei unsserm Kuttenbergischen
Bergkwerk der Brauch gehalten, dass alle Tage ausserhalb der
Feiertag im Sommer und Winter zue sieben uhr die Häuerklocken
geleitt wurde — , Schmidt 3 S. 509. Im Notfälle wurde auch am
Feiertag gearbeitet.
lös-heit stf. 1. ausgelassenes Wesen. 2. Leichtfertigkeit. 3. Schalk-
heil 4. Schlechtigkeit: 4. sie truogen gar über ein — daz, sie sin
noch gedanc nie mit 1. underwank, W. v. W. 4174. daz, sie der 1.
lös-lich — lösunge 477
wider strit {gegen Schlechtigkeit ankämpfte), 700. aller 1. was sie
bar, 730. au L zagen, 1255. siu herze 1. was erjeten, 3245. sie
stet aller 1. bloz,, 4312. 4178. einen man 1. fri, 4077. 1. was an
dem herren kranc, Alex. 15800. ein maget aller 1. bar, 17812. uinb
ir valsche 1., Ernst 47.
lös-lich, loeslich Ad}. 1. freundlich, anmutig. 2. ausgelassen,
leichtfertig: 2. diz (ihre Kinder täglich zu sehen) brähte sie zuo mit
vuogen gar und äne lösliche vär aller sache uiiverdäht, W. v. W. 6433.
in völkomener liebe wer (Gewährung) gar äne lösliche ger, 7782.
das volc er enphie sunder lösleichen wanc, Ernst 4353. ire löz,leiche
blicke würfen vil minnen stricke, 407. ir loslichen blicke gäben
sorgen, wer sie mit ougen ie gesach, Alex. 23932. an allen loes-
lichen vär truoc der herre werden lip, 12276.
lösunge stf. 1. Losmachung, Öffnung. 2. Erlösung, Befreiung.
3. Auslösung z. B. eines Pfandes. 4. Kaufsumme. 5. Geldeinnahme,
wie heute noch Losung. 6. Geldeinnahme durch Steuererhebung,
bürgert. Abgabe vom Vermögen, Stadtsteuer. 7. Näherkauf, Ein-
lösungsrecht einer verkauften oder versetzten Sache. 8. Pacht,
Brunn. Str. 1 172. 176. II 98. 158. 179. 181. Wenne ein man vor die
1. (= Steueramt) kompt, der sol sein 1. richten, als er gescriben stet.
Hat er sich gepessert an gut, so soll er sich auch pessern an der 1.,
Prag. Str. 104. Zum erstenmal wird diese (direkte) Steuer in Prag
im Jahre 1206 erwähnt; es sollten damals 1000 Mark Silber ein-
gehoben werden zur Bezahhing der Steuer an den König (berna),
der Rest sollte aber auf den beabsichtigten Bathauskauf verwendet
werden, Mitt. d. Ver. f. G. d. D. in Böhmen XIX S. 11. Die
Bürger sollen von ihren aiißerhalb der Stadt gelegenen Besitzungen
1. geben, Igl. Str. 192. Einem Richter soll man ein Haus von
30 Mark in dem perge losunge frei lassen; wenn er sich besonders
eifrig zeigt, daß die 1. schire gevallen (rasch einläuft), soll man ihm
von der 1. etliche erunge tun, 257 I S. 355. Die sinspflichtigen Leute
eines Pfarrers zahlen der Gemeinde ebenfalls 1. und andere Auflagen
und Abgaben, 313. Bemessung der 1. mit l/a Groschen von jedem
Schock des eidlich angegebenen Wertes der Besitzung (in Kuttenberg),
301. Wer die 1. nicht zu rechter Zeit entrichtet, soll nicht bloß ver-
halten werden, sie zu zahlen, sondern auch die von den Einnehmern
festgesetzten Strafen, die zum Besten der Gemeinde verwendet werden,
(78b). Nu maint der richter von unser losung wegen, di angelegt
werden, czehen schock grosser czu haben, und wenn der rat vorkart
wurde und new scheppen gesaezt werden, auch czehen schock, das
uns als czu swer ist und der armut, 257 a. — scholden sie — Bürger
von ihren Maierhöfen und Dörfern außerhalb der Stadt — von
demselben czinsgelt nicht 1. geben, wanne sie nicht peren (bern)
davau geben, sam die pauren tun, noch es kegen hof verreiten, saru
edelleute tun, so wer es aller dinge ein vreies gut und weren die
selben purger ir selbes herren in dem lande, wann sie von demselben
gut nicht pauren recht noch edeler leute recht noch purgerrecht
(Abgaben, Pflichten) hetten, 192. mit geschos u. 1. wir unser teil
(Bergteile z. B. Königslehen) , die der urbor volgen (zu ihr gehören)
nicht besweren wollen , Const. II 2, 15. die unrecht 1. oder bern
oder Steuer von leuten nemen, Joh. v. Igl. 7. Geb. 1. nemen, Eger.
478 losung-amt — losunger
Str. B 27. mort tun in der ]., als verre die 1. wendet (in dem Ge-
biete, soiceit die Pflicht der 1. reicht), Igl. B 27. Eine Mord- oder
Freveltat ist geschehen: in der losunge, Eg. Achtb. II 2. 3. 14-. 19.
20. 27. 28. 36. 40. 43. 59. 63. 67. 73. 74 84. aus der 1.. 86. ausser-
halb der 1., 62. auswendig der 1.. 69. 71. 81. 88. 92. inwendig der
1., 72. 95; Elbog. Chr. 9. 20. 64,5—7. Wer hiufur wein schenken
woldt, der suld sich zu derseibigen czeit ansagen und seinn haus
für czehn mark inn die 1. zu ewigen czeiten legenn; wer dann
sulichs czu der selbigen czeit nicht thuenn woldt, der suldt hinfur zu
ewigen czeiten des Weinschenken geraten, Olm. Stb. 63 u. 57. heuser
und hofstett in der stat und in iren Vorwerken in benumpte 1. gelegt
ist, 131. Der Stadtschreiber soll erhalten : de losunga qualibet novem
ferton et dum consules vel losungarii sedent vel transeunt (Wechsel
des Genieinderats z.B. durch Neuwahl) duos gross, 81,5. quilibet
laneus de quatuordecim marcis losungam solvebat, 69. contribucionum
seu losungarum dacioues et onera tolerare, 68; ferner S. 4 u. S. 16.
das melczhaus freyen von allen czinsen, ausgenomen die 1., Igl.
Stb. III 206 d. er hat gelubd für alle schulde, 1., czins und auch für
alle ander anspruche, 111200 a. auch sal dem Holczeu u. sein nach-
kumlingen di 1., die er von denselben teichen gegeben hat, gancz
und gar obgeen, III 183 d. — das man nicht zwen gerichtshern in
di 1. (als losungherrn) setze, sondern ein und ein aus der gemein.
Eger. Chr. 352. 909.
losung-amt* stn. städtisches Steueramt: ein zank — von wegen
des losungambts halber, Eger. Chr. 909.
lösungen (bei L. nur Voc. 1482) sivv. die 1. entrichten: also
das dasselbe haus für 12 mark in der losung hgen solt, das vormals
16 mark gelosungt hat, Olm. Stb. 4 (a. 1440). das Haus unsers
statschreiber. — von sulchen ufgesatczten vier marken von varunder
habe zu lösungen derlassen und gefreiet, Olm. Stb. 4. Die Olmützer
Bürger erhielten von König Johann das Privileg, daß sie nicht mehr
von ihren Häusern, sondern nur von ihren Hofstätten und Hof-
marien 1. sollen, Olm. Stb. 16, ferner 131; Igl. Str. 192.
lösunger stm. Einnehmer und Verwalter der losung. Er hat
das Recht zu pfänden, gefangen zu setzen und überhaupt Zwangsmaß-
regeln zur Einbringung der losung anzuwenden, Igl. Str. 101 u. 191.
Nicht der Richter, sondern die Schöffen ermächtige)i ihn zur Aus-
zahlung der als losung eingegangenen Gelder, 257b. Auch das furbas
mer in der stat zu Prag sullen sein vier 1. und nicht mer, zwen
scheppfen und zwen von der gemein und di selben sullen die losunge
einnemen gancz und gar in einem halben jar. Sie dürfen von den
eingenommenen Steuergeldern nicht essen oder trinken auch nimant
keine trinkpfennig geben, es sei iren knechten oder andern, Prag.
Str. 110. Und wenn ein man vor die 1. kompt — und hatte derselbe
ein erb kouffet, so soll er das erstemal l/s> das zweitemal schon das
Ganze versteuern, 103. Und ein idermann, wenn er vor die 1. kompt
der sol sagen, wie vil er iugesinds habe oder ob imant mit im in
seiner kost sei, das die 1. beischreiben, 103. Wer vor nie kein
losunge geben hat, den selben sullen die 1. vragen, was er zu losunge
geben will, 103; ferner Brunn. Str. II 180. noch dem. als die 1. be-
dunkt. Olm. Stb. 131.
losunge-register — lüden 479
losunge-register* stn. städt. Steuerliste: Schepfen geczeugen
pas deu das 1., Igl. Str. 301.
lösung-herre swm. = lösunger: in der vier losungkern puckern,
Eger. Ckr. 1200 S. 380. losungkern erwökleu, 352. den 19. oct. kaken
die losungkerren recknuug getkau, 942. 985. 352.
lös-zedel s. löz,-zedel.
löt stn. 1. Blei und jedes gießbare Metall. 2. Schlaglot, Metall-
gemisch zum Löten. 3. gegossenes Metallgewicht, auch bildlich ge-
braucht: In diser czeit kis morgen wirt ein scköffil nielis umme ein
16t (uno statere) und zwen scköffel gersten umme ein lotk in der
pf orten der stat Samaria, W — B Könige IV 7, 1.
lote (late, latte sivf.) hier wohl swm. Latte: von loten — beim
Hineinführen in die Stadt 1 lotten, nickt den pesten und nickt den
lengsteu, Budw. Urkdb. N. 477.
loter (auch lotter) stm. 1. Taugenichts, Schelm. 2. Gaukler,
Possenreißer: als du gleick einem 1. an dem creutze kingest,
Hier. 72, 22. als du kangunde an dem creutze den seligen 1. käst
so genediclicken enpfangen, 73,2. der unzucktige 1., 160, 11 u. 12.
ir kandelunge ist mit iidelem, pf eifern, karpfern und mit andern
sulcken lottern und ouck buken , 215, 28. geprecklicke (spärliche)
gäbe der narunge mackt die diener zu (lieben und zu lotern (latrones),
Const. I 7, 17. Und ist enplecket (entkleidet) , reckt als einer sick
enplecket ous den lotern , W — B Könige II 6, 20. derselkige Lkoter
(= Dieb), Igl. B. 46 und Cklum. I 52. in der nackt pracken die
czwen loter die kemenaten, do Sant Ludmilla inne lag, auf und
derwurgten sie mit irem eigen sloer. die zwen loter keiden waren,
Bökm. Ckr. 25. die loter und puken rissen von iren rossern die teuren
decken, 84. s. auch letil.
lötig, loetig Adj. vollwichtig , das rechte Gewicht Edelmetalls
enthaltend: 50 mark lotiges silbers, Stb. Brüx N. 157. ein pene
50 mark 1. goldes , N. 225. 3 scbock groscken prager pfennige oder
löttiges silkers 3 mark , Aussig. Urkdb. N. 29. uz, loetigem silker,
Legende 634. — 800 margk lötiges silbers, Bökm. Ckr. 45.
löuwe (lewe, leuwe, louwe) vielfach lebe swm. Löwe: der zweier
minneclicker löuwen solt sie sick mit liebe fröuwen (ihre Kinder
waren ihr nämlich im Traum als Löwen erschienen), W. v. W. 2084.
er spranc in löuwen site, Alex. 22 032. an in man löuwen f üez,e kos,
Alex. 23 198 s. auch lebe.
löz,-zedel* (von löz, stn. und zedel(e), zetel stsivf. m. n.) stswf.
an die brauberechtigten Bürger verteilte Zettel, in denen ihnen ihr
breu-tag zugewiesen ivurde: den 4. tag juni seind um die girstenbir
tage zu breien die loszzedel auf die heuser auf dem ratkaus aus-
getailet worden, Traut. Ckr. 250. es waren die 1. zum girstenbir
breien ausgetailet, 319. — Los, welches das Anrecht verleiht, ein
bestimmtes Stück einer an die Bürger zu verkaufenden Gemeinde-
wiese zu kaufen: und seind diese personen auf ikrem luszzedeln
kerauskomen, 249.
luchs stm. Luchs: als die lükse, Alex. 21695.
Luciferiani s. Luziferiani.
lüden (Prät. lüdete, lüte) swv. plündern, rauben: sie raubten
und lüdeten, Ernst 786.
480 lüder — lüu
Inder s. luoder.
Inderer (luoderaere , -er) stm. Schlemmer, Weichling: Ist ein
man sogar ein wolf, ein fräs, ein 1. oder ein spiler und lebt sogar
unechticlich, das er seinem weibe die erbsorge let — , Igl. Str. I S. 365.
iüejen, lüegeii (auch lue wen, lüen, Prät luote md. lüte, W — B
lutte) swr. brüllen : W — B Job. 6, 5. geluttet babt ir als die ocbseu
(mugistis), Jer. 50. 11. di tir lutin gruhcb und gar ungeburlich.
Dal. 231,32 (105). als der lewe, so er luet, T-B Offenb. 10, 3!
man borte in (Alexandern) lüen als ein rint, Alex. 13785.
lui't stm. (md. gekürzt luf stf.) 1. Luft. 2. Luftzug, Wind:
Von dem luft (also m.), Sol. 55, 7. wiplicber wirde sieb frönt diu 1.,
W. v. W. 718. leb hab gefragt di wehend luft — do sprach di
ganze luft : ich bin nicht dein got , Sol. 76, 16. in den himeln und
in der lüfte. Hier. 119, 3. die drunzilen Stuben zu tüsent stucken
in die luft, Trist. 1747. an die 1. , 1765. man sach die luft von
viure röten, Alex. 5984. 6048. der baniere truoc der luft da vil
enbor, Alex. Anh. 447. der dem lüfte gebieten mac (= Gott), 368.
lüg s. luog.
lügelick Adj. lügnerisch, lügenhaft: mit iren 1. stricken, W — B
Esther 16, 5. daz, er mit lügelichen dingen mich von iuwern hulden
wolde bringen, Alex. 6605.
lügen (luogen) siev. aufmerksam sehen, schauen, lugen: in die
mischung weltlicher schänden hastu nit geluget, Ack. 13, 11. wan
si von dem berge lugtin, Dal. 22, 4 (2, 51).
lugen-sträfen swr. Lügen strafen: er widersprachs und lugen-
straft in, Traut. Chr. 57. du lugenstrafst ein rat, Elbog. Chr. 82, 27.
du lugenstrafst uns unter äugen (ins Gesicht), 82, 28.
Lakai -röcklin* stn. auch lukaisch recklin (zu rergl. lageyen-
schuche = leichte Schuhe zu hochzeitlichen Tänzen, Scbmid, Schwab.
Wb. S. 339; Grimm. Wb. VI 79, zu Lakai?) in keisricher kleidung
rot lukey roeckliu (in roter Uniform), Traut. Chr. 318. ihre kleidung
war rote 1. mit offenen fliegenden ermein. 320. lukaisch offen
recklin, 321.
lukaisch Adj. nach Art der Lakaien s. lukai-roecklin.
lukuber* (aus lat. lugubris) Adj. betrübt: daz, ir nit werdet
lukuber (betrübt XL Bibel), T— B I. Thessal. 4, 12.
lün* (kann weder — hin, Ion, lan stf. lune, löne su-f. Achs-
nagel, Lünse noch — lün stn. M. Helmbrecht K 35 sein, wo 1.
den oberen Teil der Haube bezeichnen soll, sondern dürfte
aus lat. luna stammen) stf. Zeitpunkt, Zeit: daz, auch in
dem seibin iar und czu der seibin lun des hochgeboru furstes sun
konig Johannes zeu Behem (Joh. v. Kärnten wnd Tirol) virtrebin
ungewondlich wart, Dal. 17, 24. — 1310 wart zu der seibin lun des
edeln keiser Henrichs sun, der Johannes der hochwerdig konig über
Bemenrich, 14, 14. Ist der wis abir chun, so wiz,z,, daz. zu alhr lun
(jeder Zeit) daz, dau sin geschijeht ist nuez und wo] bericht (tschech.
vec jcho skutek nenie zmaten), 52,25 (17,26). "Wladizlab sines
brudir sun herezog wart nach der lun (= darnach), 169, 25 (75, 12).
er begegnite den Ungirn an der hin (trat ihn alsbald entgegen).
137, 32 (62, 20). Der Durink vor der kemnad stund und beit doselbist
siner lun (seiner Zeit = auf eine passende Gelegenheit), 216, 20 (98).
lunde — lützelich 481
si strittin zcu der lun (caste, gereimt auf tun), 207, 30 (93, 34). er
macht — sinen sun ein monich czu siner lun, 78, 31 (31, 57).
lun<le (auch lünde) stswf. = ünde Welle, Woge, von franz. l'onde.
früher l'unde, lat. unda, die lunden haben uherhant genommen, mein
anker haftet nindert, Ack. 5, 7.
luoder stn. (PI. luoder, lüeder) Lockspeise, Verlockung: in allen
was zu im so gäch sam dem valken zu dem luoder, Trist. 5671.
luog (luoc, -ges) stn. m. Lager-, Lauerhöhle des Wildes, Schlupf-
winkel, Versteck: er luogete üz, dem luoge (Backofen, in den er sich
versteckt hatte), Schretel 2G7. dö (im Tempel von Persepolis) wart
üz, manegem luoge verborgen golt gerucket, Alex. 15458.
Hippen, luppen (lupte, gelüpt, gelupt) mit Gift bestreichen, ver-
giften: mit einem scharpf gelüpten sper, Alex. 20636. gelüppet
wären ir geschöz,, 22987.
lüppelerin (lüppelferinne) stf. Zauberin von kippe, lüppe stuf.
Salbe, zusammenziehender Saft, Vergiftung, Zauberei: Pedomancia
mit kindergedirme und Ornamancia mit vogelgederme luplerin,
Ack. 41, 17.
Irischen sivv. lauschen: Minne, die quam — mit ir vlammen
lüschende und mit ir heilem viure, Trist. 793.
lust stmf. (als fem. und PI. lüste) Wohlgefallen, Freude, Ver-
gnügen, Begierde, Gelüsten: mit den und in den dir heilige lust
(delitiae) sint, Sol. 72, 15. erschein mir mein grosser lust (delectatio),
Sol. 2, 3. sulchen lust, Sol. 68, 1—5. daz, er solde hän sine lust
darin ne, Trist. 3411.
lusten (auch lüsten) swv. Prät. luste: tr. erfreuen, refl. sich
freuen (mit Gen. u. Acc.) begehren, verlangen nach: Es sei denn,
das du dich des menschen lusten und dir in mir ein wirdig heilictum
gemacht habst deiner maiestat und dorin — vindest sulchen lust,
des dich lust, Sol. 68, 1—5.
lust-gebende* Ad}. Freude bereitend: die 1. blumen, Ack. 13, 14.
lustig Adj. Wohlgefallen erregend, lieblich: lustigs licht, Sol.
90, 33. die lustigen rosen und die starkriechen lilien in dem garten —
wie lustig, wie stark sie sein, Ack. 13, 12.
lust-sani Adj. frut unde froh was ich vormals zu aller stunt,
kurtz und 1. was mir alle weil tag und nacht, Ack. 4, 18. lustsam,
fro und wolgemut ist ein man, der ein biderbes weip hat, 43,7.
alles lustsames unde wunnsames riechens , 39. 5. Auch ist do des
smackes allerlei kost lustsame prufung, 39, 9.
lüter- trank stnm. über Kräuter und Gewürze abgeklärter
Rotwein: 1. üz, einem velse der enspranc, Trist. 3359. 1. und möraz,, 908.
liit/el Adj. klein, gering, wenig: ieezunt ain luczel und ir
secht mich nicht und aber ein 1. und ir secht mich, wan ich ge zu
dem vater, T — B Joh. 15, 16. der da betrübt einen von disen lützeln,
di an mich gelauberi, im geezimt daz, ein eselmessiger mulstein werd
gehenkt an seinen hals, T— B Matth. 18, 6. an die weip und di
luczeln (kind XL Bibel), T— B Matth. 14, 21. du hast si — dise
dink — der offent denen luczeln, 11,25.
lützelich (lützelic) Adj. klein, wenig: ernstlich michel ist daz,
snite, wan der wirker ist luczelich, T — B Matth. 9, 37.
Jelitiek, Wörterbuch. 31
482 liiz, — machunge
liiz,, -e stf. Versteck, Lauer: in der lüz,e er lsege und trahte
ftf eiu fliehen, Alex. 12704.
liiz,en swv. verborgen liegen, sich versteckt halten, lauern: die
innen und die uzen muosten vor im lüz,en, Alex. 884. er {der Bote,
der dem König Sobcslaw des Kaisers Kriegserklärung bringt) luszit
als ein hesel, ser irschrockin als ein esel (uzas se jako osel), Dal.
152, 30.
lucerne (lat. lucerna) sivf. Laterne, Leuchte: di 1. wirt über
in vorleschet, Job. 18, 6; W— B I. Kön. 3, 3; II. Kön. 21, 17. 22, 29;
III. Kön. 7, 49; III. 11, 36; III. 15, 4; IV. 8, 19; Par. I. 28, 15; Par. IL
4, 20; Ps. 17, 29. 118, 105. 131, 17; auch bei creuwel. er hat den-
selben teiupel — gleich einer brinnenden 1. nicht verborgen, Hier.
4, 21. ewiger 1., ewiges immerliecht = Gott, Ack. 56, 17. ein burc
die hiez, Lucerne , zu diute des landes lichttrage. Ernst 3942.
Luziferiaui eine religiöse Sekte: wen si (die Geißler) keezer
waren aus der secte, die do heissen Luciferiani, Böhm. Chr. 90.
M
machen sivv. "Brät. Konj. mechte, Part. gemach(e)t, auch
gemachen: hervorbringen, erzeugen, gründen usw., refl. entstellen,
geschehen, sich bereit machen, rüsten: Wir seezen, machen und
wellen, Igl. Bgr. U — A 1. die newe stat Jerusalem die sich im
himel so wirdiklichen machet , Hier. 24, 3. du kaust mit süe^em
sacken mir den muot gemachen (mich beglücken) . Alex. 9344. do
beguude er auff die Meyssner beide czu machen (kühn vorzugehen)
u. slug ir gar vil czu tode, Böbin. Chr. 104.
niacher stm. Bewirker, Schöpfer: Der m. bistu, widerbreng
mich (plasmator), Sol. 7, 11. du mein macher, ich dein gemecht
(factor mei), 78, 11.
macht (G. Dat. auch mechte, PI. mechte) stf. 1. Vermögen.
2. Kraft, Anstrengung. 3. Gewalt. 4. Besinnung, körperl Wohlsein.
5. Vollmacht. 6. Menge von Menschen, bes. Kriegern: von kunig-
licher mechte, Mirid. d. Egerl. 18.
macht-bote siem. Bevollmächtigter, Abgesandter: Wir (Wenzel IV.)
haben unser machtboten zu Johansen und andern des hl. reiches
kurfürsten gesaut, Mind. d. Egerl. 67. die des heilign reichs macht-
potn in desselben burggrafen gelait straßrauptn und vingeu, Eger.
Chr. 1068.
macht-brief stm. Vollmachtsbrief: si sein kumen mit einem m.
under der stat insigel von der Newenstate, Olm. Stb. 153. glaubbrief
u. m., Igl. Stb. III 39 d.
machtimg* stf. Vollgewalt, Verfügungsrecht über etwas: so
uns in sulcher ferlikeit not thuet, die Sachen m. zu haben (darüber
verfügen zu können, ob wir einen in unsere Stadt einlassen), Elbog.
Chr. 156, 36.
machunge stf. 1. das Machen. 2. Erschaffung. 3. Vermachung:
1. alle m. oder ouslegunge des rechten, Const. I 5, 10. ab sie (die
zum gedinge nicht Gerufenen Gewerken) ire ordenunge und m.
made — mäge- 483
(Beschlüsse) nicht volgen wollen, I 7, 11. m. der gnaden, T— B
Philipp. 4,6; Botenb. 21, 3.
made swm. Wurm, Made: noch kein maden wurden funden
dorinne, W— B Ex. 16, 21.
madig Adj. voll Maden: zwo tonen madiger hering begraben
mit den geritten, Tränt. Chr. 255.
inadlein s. maget-lin.
Magdebnrgisch, Maidburgisch = Magdeburger: Markgraf
Johann verleiht der Stadt ülmütz das Becht, sich des Magdeburger
Bechts zu bedienen, dagegen sollen Neustadt, Bittau, Schönberg sich
ihre Belehrung von Olmütz holen, a. 1352; Olm. Stb. S. 17. neben
Maidburgischen rechten, des wir gebrauchen alhie czu Olomuncz, 76.
der statschreiber — sal wol geubet sein im M. rechten, 81. Als
dann die Maidburgischen recht, der wir allhier czu Olomuncz ge-
brauchen, nirent setczen, das man di leute martern sal, so müsse
man dabei vorsichtig sein, 89. was einem foyt nach inhalt des
Meidburgischen rechten sust gepuret, 80.
mag stm. mäge swm. 1. Blutsverwandter, Verwandter in der
Seitenlinie. 2. Dienstleute: 1. habe ich iergen mäc, W. v. W. 4894.
ich enweiz,, wer mine mäge sint, 4916. sint sie (die Knaben) dine
mäge? 5137. üf welcher wege läge sie vunden ire mäge? 5302.
wider ir freunde und magen (contra suos consanguineos et affines)
pis auf das fumfte gesippe für czu sprechen und czu teidingen
sollen fursprechen nicht geczwungen werden, Const. IV 4, 10. als ob
man hört mir vil der mäge jehen (daß ich viel Verwandte habe),
Alex. 3030. ich hän vür alle mine mäge süez,ez,wip dich erkorn,
3068. ob er al min mäge hete erslagen , Trist. 2997. Tristan und
sin mäc, 1936. da^ er unsern bruoder und ouch unsern mach hat
vom leben zum tod bracht, Eg. Achtb. 1 17. Andronicum und Juliam,
mein magen, T — B Bömer 16, 6. Herodionem, meinen magen, 16, 11.
sein magen (zugewauten XI. Bibel), Btb. 10, 24.
mage s. mähen.
magen-kral't stf. 1. große Macht, Majestät. 2. große Menge:
1. alle perkwerk, di unser m. (E, mechtigkeit D u. H.) zu richten
hat, Const. 1 2. so der sun der meid siezt auf dem gesez^e seiner
m. (meyestat XL B.) , T. Mat. 19, 28. auch sein (des Dianatempels
zu Ephesus) m. (meyestat XI. B.) di begint zu verwüsten, T — B
Btb. 19, 27. der tempel wart derfullt mit dem rauch von der m.
(mayestat XI. B.) Götz, Offenb. 15, 8. der da enezamt siezt zu der
zesem de^ gesez,z,es der m. (grosse XL B.) in den himeln, Juden 8, 1.
si sachen sein m. u. di zwen man, di da stunden mit im, Luk. 9, 32.
kument in den wölken des himels mit michelm gewalt u. mit m.
(grosser kraft XL), Luk. 21, 27.
mäge-, mäg-schaft stf. 1. Verhältnis von Venvandten zu ein-
ander, Verwandtschaft. 3. Verwandte: alle seine m. (cognatio), W — B
Richter 16, 31. under der m., Par. 1119, 10; (W— B HIB 6c. 9d.
lOd. 13b. den magscheften, III 9c. 18a). alle seine m. , Ex. 1, 6.
von deinem lande und von deiner m., Gen. 12, 1; Lev. 20, 5. nicht
sol her vormischen das gesiechte seiner m. dem povil seines volkes
(vulgo gentis suae), Lev. 21,15. durch ire magschefte, Jos. 19, 39
u. 48. heuser irr m. , Num. 2, 2. furste von der m. (dux de cog-
31*
484 maget — majestät
natione) , Num. 25, 14. czelet alle iarczal (garczal = Summe) der
kiuder Israhels — durch heuser und durch m., Nuin. 26, 2. die
kinder Symeons durch ire in., Num. 26. 12. noch irr magschefte czal,
Num. 34, 14. Man und weip ist ain leip und darum get m. an in
an sam von einer wurczen und von einem haup , Brunn. Str. II 226.
der dem toten mit m. czugehort, Igl. Str. I S. 856.
uiaget, magt, mait, meit stf. G. D. u. PI. megede, meide:
1. Jungfrau, bes. Maria. 2. Mädchen, als Geschlechtsbezeichnung
im Gegensatz zu knecht (männl. Geschlecht). 3. wie Aclj. unberührt,
rein. 4. Jungfrau im Tierkreis. 5. iceibl. Scham. 6. Dienerin,
Magd: 1. erwirb uns hulde der megde suns (Mariens), W. v. W. 597.
2. kint, es sei knecht oder meit, Eg. Str. A XIV 1. vrowen oder
man, meide oder knechte, A XIII 3 s. knechtel. 6. si hett eine egip-
tische meit (ancillam), W— B Gen. 16, 1. 2G, 14. 20, 17. 21, 10 u. 13.
25, 12. 29. 24. 35, 25 u. 26. zu knechten und meiden (in servos et
ancillas), Esdr. III 12. knechte und meide, Const. IV 12, 2 (servi et
servae). die mit dem namen was ein brüt und noch der werke was
ein maget, Tr. 869. daz, her Tristan si hete m. gelän, 918. 934. 1074.
1078. 1092. ob ich m. blibe biz, an minen tot, 1098. — zwar, so
ensol die swester min nicht gar lange wesen m. , 3995. dö er so
lange sie liez m., 3700. 3702. 3833. 3869. 3884. gemachet üz, einer
megde ein schoenez wip, 3712. daz, Isöt als maget bleip, 3740. 3955.
er sprach der magde zu, 3797. Sigünen der vil reinen maget, Bf. 37.
Crist, der von der megde wart geborn, Trist. 6861. 746.
maget -liu, nieget-liu sin. kleines Mädchen: seinen czwain
hindern, madiein mit namen barbara und katheriiia, Igl. Stb. III 325 d.
maget-, magt-, mait -tum (-tuom) stm. n. f. Jungfrauschaft:
kanustu verruckten magtum widerbringen? Ack. 34, 3. der in., W — B
Deut. 22, 20. begriffen an der vorlust ires maitumes (deprehensa in
stupro), Lev. 21, 9. beraubt bette ires maitumes die tochter herren
Jacobes (violata filia Jacob), Gen. 34, 7. vater meiner, furste meines
maitumes bist du, Jer. 3, 4. ires magtumes beraubt, Igl. Str. I S. 365.
das her im sein tochter vreveleich gemeiligt bette an irem magtum,
153. Ist daz,, daz, ein tochter vor funfundczwainczig iaren iren
maittum pricht auf un-e (Konkubinat), so verleust si ir erbtail,
Brunn. Str. II 227. sie hete ires magetuomes vär, Trist. 708. daz,
hlüende blüemelin ires blüenden magetuomes wem, 703. ires m.
vären gar minnenclich er wolde, 750. ires m. sie maget bleip, 836.
umb ir megetlichen ruom und uinb ir blüenden magettuom, 690.
mähen (mäge, -en, mähen) stm. Mohn: ein maz, vollez, mäben
Alexandro er wider sante und brieve, daz, er erkante, als der mähe
wsere unzalhaft, also wsere siner here kraft, Alex. 1936 ff. 1951. 1960 ff.
maizen, maizsen (meise) sivstf. 1. Tragkorb. 2. ein Hering-
maß: de sarcina alecis, quae maysen dicitur — debet dare 4 den,
Prag. Str. I S. 3. swer da vuert herinc, auf weleicherlai wagen
daz, sei, der gibt von der maizsen czwen phenning, Brunn. Str. II
149 u. 150.
majestät stswf. Majestät: in drien persönen schone sitzet er
in siner m., W. v. W. 5846. Bistu nicht der verborgen got, der under
sulcher m. ist (imperscrutabilis majestatis) , Sol. 78, 34. das so ein
wirdig wonung wurden deiner m., 72, 14. Ist das mir uusers herren
majestät-brief — mäiide 485
(des künigs) magestat und der brive über di leikung des gestet,
Igl. Bgr. 51, 2. do meines herrn des kunigs m. (= Siegel) annenget,
Igl. Str. 805 b. sigel der allerhöchsten m. — Gott, Act. 56, 11. vor
den füz,en deiner in. so thu ich clag auf meinen widersachen,
Sol. 45, 34. der margraf (v. Mähren) hat sein brief und magestat
doruff geben, Olm. Stb. 44, 26.
majestät-brief * stm. vom Landesherrn oder Kaiser ausgestellte
Urkunde: auch hat der von Gendorf sein m. aufgelegt vor das recht,
Traut. Chr. 147.
mal-baum (mäl-boum Grenzbaum) stm. sprecht ir zu disem m.
(Maulbeerbaum XI. Bibel), T— B Luk. 17, 6.
inalder (auch malter) stn. 1. Getreidemaß. 2. eine gewisse Zahl.
3. die Tracht, die der Müller auf einmal mahlen läßt: dass uns ein
jeder müllner zu Mülfraun zu allen zeiten — mit dem m. für andere
frembden leuthen fördern soll , dagegen wir uns zur besserung der
Wühr auch willig und hilflichen befinden lassen , Chlum. III 20. —
3 m. malgetraides , Traut. Chr. 290. — 50 malter waicz weniger ein
malder, 336.
maleliz-teter* stm. (von malefiz stnf. Kriminalverbrechen) Übel-
täter, Chlum. III 16.
maier, maeler stm. Maler: der mseler, Alex. 7682.
mal-getreide * stn. zu malendes Getreide: 3 malder malgetraide.
Traut. Chr. 290.
mal-müle (bei L. nur Heum. 250) stf. Getreidemühle, Traut.
Chr. 93.
mäl-stat stf. 1. mit einem mal bezeichneter Platz. 2. Grenzmal.
3. Bauplatz. 4. Gerichtsstätte: 4. das si für im stehen (vor Gericht
erscheinen), wo hin in der tag und in. benent wirt, Elbog. Chr. 25, 14.
26,19 (malstad). sein wir gesonnen, uns mit dir eines tages und
mahlstadt — gen Eger zu vergleichen, Eger. Chr. 1198.
mal-teurung* stf. Mehlteurung, Traut. Chr. 157. 305.
malz stn. Malz: gibt ein man getreid einem melczer, von
demselben getreid sol man demselben man malcz geben und nicht
von anderm getreid, Olm. Stb. 97 b.
malz-baus (malz-, melz-hüs) stn. brasiatorium das halb haus u.
das ganz m., Igl. Stb. V 30b.
man unregelm. m. Lehensmann: der burggraf hat ausgesprochen,
das die von Trautnaw man weren und ihr kon. maiestat erbunter-
thane u. daher stehendig schweren sollen, Traut. Chr. 146.
man -bar (-beere) Adj. heiratsfähig, mannbar: 500 mannbare
jungkfrauen, Eger. Chr. 181.
iiian(s)-büch stn. Verzeichnis der Lehensleute, Lehnbuch: in
dem Trautnawischen manbuch zu Präge bein der hofetafel zu finden,
Traut. Chr. 59. 9, 14 und unten.
inände, mäut, -des swstm. 1. Mond. 2. Monat (Vermischung von
mände und manot, Wackernagel) : 1. mein sunne ist mir vorvinstert
und der mände ist mir vorirret, Hier. 98, 4. 2. einen ganzen manden
widerfur im alle nacht dasselbig, 210. 2 u. 13. Des bleib er im hause
drei gantze manden, 206, 10. wol czehen gantze mondeu, 203,4.
von datum dicz brives in einem monde antworten u. eingeben, Mind.
d. Egerl. 33, W— B Ex. 13, 3 u. vgl. nienet,
486 inaudel — mänet
maudel (auch itcd. mandola, gr.-lat. amygdala) stfm. Mandel:
er bar als ein maudel die süez,en frucht in herter schal. W. v. W. 491.
maudel (maudel, niantel) stm. 1. Mantel als Kleidungsstück
für Männer und Frauen. 2. Pelzüberzug. 3. Schirm bei Belagerungs-
werkzeugen. 4. äußere Bekleidung eines Hauses. 5. 15 Stück auf-
gestellter Garben: 5. wann die uiaudl im feldt liegen, Chlum. I 11.
mandeleiii* Ädj. von Mandelbaum, amygdalinus, W— B s. unter
alberein.
maudel - frucht * (gen. auch -frühte) stf. Frucht des Mandel-
baums, Mandel: Neinet mirre von dem boume stackt — und ein
wenig bonic u. m. (amygdalarum), W — B Gen. 43, 11.
uiäue, uiau sicstm., f. Neben f. niöne, mön 1. Mond. 2. Monat:
des leben sich vereitelt als der mau (umbra lunatica), Sol. 8, 18;
W — B Gen. 37, 9. 2. ist das ir etwenne Wirtschaft oder heilige tage
oder einen newen mäne habet, busouuen sullet ir mit den busauuen
über die ganczenczuuten opfer, Num. 10, 10.
maueu swv. erinnern, ermahnen, auffordern: diu min herzen
sorgen mante, W. v. W. 6687.
mänet, meuet (mäuot, -des, mäned, mäneid, menet, Chr. 2,561a;
Fasu. 388, 34) stm. n. Monat: bis au den czehenden meueden, im
czeheuden meued, W — B Gen. 8, 4 u. 5. des menedis, in dem mened,
Ex. 12 — 13. in einem menet , Mind. d. Egerl. 48. am ministen al
kwatemper oder all meneth, Olm. Stb. 92. Die Namen der Monate
sind i)t der W — B folgende: Aber es geschach iu dem manden Nisau,
den wir uenuen appril, Esdr. II 2, 1. des menedis des meien, der
do ist der ander man, Könige IÜ 6, 1 (mense Zio, nach Homel,
Gesch. des alten Morgenlandes, Sammlung Göschen, Anhang heißt
der IL babylon.-assyr. Monatsname Ijaru, Ijjar = April-Mai), des
mauden siban, den wir nenueu den brachman, Baruch 1, 8 und
EstherS, 9 (Simannu oder Sivau = Mai -Juni), elul. das ist der
erste herbistmau, den wir neunen September, W — B Esdr. II 6, 15.
(Ululu, Elul = August- September), in dem achten mened, den
wir nennen den woifmanen, wart volbracht das hous (mense Bul),
Köuige III 6, 39, nach Homel heißt der 8. Monat Arachsamna,
Marcheschvvan, eigentl. Warchu-suvän = Oktober - November . in dem
mauden Chasleu, deu wir nennen den cristmanden (in mense Chasleu,
Kisliniu - Kislev = Nov. -Dez.), Esdr. II 1, 1. — in dem czehenden
mänen , der do heisset tebeth , den wir nennen den hartmaneu,
Esther 2, 16 (Tibitu, Tebet = Dez.-Jan.) das czwelfte meued, der
do geheissen ist adar, den wir uenuen den merczen, Esth. 3, 7. des
manden des merczens, Esdr. I 6, 15. (Addaru, Adar = Febr.- März).
Von 4 Monaten fehlen also m \Y — B die Belege, nämlich von: Febr.,
Juli, Aug., Okt., 4 tragen unsere heutigen, lat. Namen: März, April,
Mai, Sept., die andern lauten: hartmäne (Jan.), brachmäue (Juni),
wolfmäne (Nov.), christmände (Dez.) In der Traut. Chr. kommen
folgende deutsche Monatsnamen vor: horuuug (Februar), brachmon
(Juni), heumou (Juli), herbstmon (Sept.), weinmou (Okt.), wintermon
(Nov.), christmon (Dez.), während der August augstmou heißt. —
des manids may, Elbog. Chr. 18, 23. noch drein mauodeu, T— B
Botenb. 28, 11. 19,8. — 42 mened, T— B Offenb. 11,2; Igl. Stb.
Yllb.
msenin — man-liche 487
nisenin s. menin.
uiange swf. Kriegsmaschine zum Steineschleudern: üz, einer
bilden swief der mangen meister einen stein, Alex. 9703. 2515. 14965.
mangel (mange swf.) f. 1. Kriegsmaschine zum Steineschleudern.
2. Glättrolle zum Wäsche glätten : 2. Tränt. Chr. 337.
mangel stm. Maugel, Gebrechen: nü müez,ent ir min mangel
hän, wan ir sit ein heidenin {ich aber Christ), W. v. W. 7524.
maii-heit stf. 1. Mannhaftigkeit, Tapferkeit. 2. mannhafte Tat.
3. Mannesalter. 4. Verhältnis eines Dienst- oder Lehensmannes:
er besnochte sie (die Feinde) oft, als sin in. des geruochte, W. v. VV.
3660. der mit ritterlicher tat ir m. so gewirdet hat, daz, si gesitzen
daran (an der tafeirunde). Trist. 1344. Tristan, der ie m. wielt, 6048.
ir m. in daz, gebot, 6198. 6443. der aller m. was ein man, 6414.
mit disem helde — an m. uz,erkorn, 1996. 2007. 2010. 2017. m. u.
ritterschefte phlegen, 3726. m. ietweder helt in herzen truoc, 1784.
2028; Alex. 7007. 7012. 7014. der m. riche, 9351. 20672. sin art
in m. niht erliez,, 18930, ist dir inder m. bi, 8441. 8457. 8459.
wser im m. bi gewesen, 5458. daz, in di m. jähen, 3605. von mir
ist noch niht geschehen, da von man mir muge m. jehen, 5052.
ritter, die ouch m. ruort, 4788. an im man niht wan m. vant, 4698.
die waren m. flizic, 21558. wil iuch im m. vliehen, 5424. m. blöz.,
1563. solicher m. walten, 1552. der m. ist üz. gesundert vür ander
volk, 12132. iuwer gebnrt iu m. giht, 12127. daz, ze m. horte,
4643. den man horte ze m. zellen, 20652. sit ich von m. bin ge-
born, 12021. sin m. was da vür erkant, daz, man im hohes prises
jach, 3554. sin m. starc mit m. ranc, Ernst 3016. er beweiste do
sein m., Böhm. Chr. 62. do verloren si ire macht und m., 14.
manig - valtigen swv. vervielfältigen: daz, wort dez, Herren
wuchz, und wart gemanigvaltigt, T— B Btb. 12, 25. di menig der
gleubigen — wart ser gemanigveltigt im Herren, 5,14. di zal der
junger wart gröblich gemanigveltigt in Jerusalem, 6, 6. Gnad und
frid werd gemanigvaltigt zu euch, I. Petri 1, 2. manigvaltigend
manigvaltig ich dich , Juden 6, 14. er beweiste do sein m. , Böhm.
Chr. 62. do (mit dem Verlust ihrer Jungfräulichkeit) verloren sie ire
macht und m., 14.
manig-valtig-lich (manec-valtec-lich-en) Adv. auf mancherlei
Weise, Hier. 3, 3.
man-lehen stn. Mannslehen, unter der männl. Nachkommen-
schaft erbliches Lehen: si sullen das hausse — von uns und der
cronen czu Beham zu rechten m. haben und den empfahen gleich
andern unsern mannen, Mind. d. Eg. 18.
man -lieh, nienlich Adj. männlich, mannhaft, tapfer, mutig:
die manlichen — nicht die zagen, Trist. 1878. do bestanden hete —
man manlichen man, 1801. manlichen muot, 2020. ir m. muot
wachsen began, 1809. von disen beiden m., 1815. die zwene m.
man, 1856. daz der ander — m. so hohe wirde hete erstriten, 1884.
m. man, 2746. Tristan manliches herzen was ein man, 1622. m.
tapfere menner, Eger. Chr. S. 3. m. taten, S. 5.
man -liehe, -en Adv. tapfer: der ieglichem man ein man m.
wol gewesen tar, Trist. 3791. dö er — m. sluoc Morolden, 1639.
488 manlichkeit — mantel
manlichkeit (man-lickeit) stf. Mannhaftigkeit, Tapferkeit: die
von Eger Hessen ir Teste und stette manligkait sehen, Eger. Chr. 18
S. 22. die erberkeit, m. hoch gepriesen, S. 3.
mannes-persone* surf. Mann, Eg. Str. C 5 n. 11. eine ledige
mannsperson, Eg. Achtb. II 222.
mannt s. manet.
inan-schaft stf. 1. Verhältnis eines Lehensmannes, Lehenspflicht.
2. Lehenseid. 3. Koll. = Mannen, Hörige: wol im wart, wer m.
von dir (Gott) emphahet, Ack. 55,15. noch dem nnd der selb teich
seiner knniglicheri gnaden mannsckaff (gehöriges Lehen) ist, Igl.
Sth. Y37a. bleiben bei seinem teil der verkauften m. gericht maut
und körn, V 188 d. Untertanen, es wer aus den m., steten, mergten
oder dorfern, Elbog. Chr. 11, 43. den erenvesten erbern und fur-
sichtigen m. zum Steyn gehörend, burgermeister u. rathman der
stad, Elbogen 91, 4. 143, 22. als der adel im Gretzischen kreisz nach
zu der zeit in die m. Trautnaw auf das burcklehen sind eingeritten,
Traut. Chr. 37 u. 38. herschaft, lehenschaft und m. Trautnaw, 67
u. 68. den strengen ernfesten — ritterschaf t . m. und steten unsers
Elbognischen Kreis, Elbog. Chr. 130, 2. 132, 19.
mans-glübde* stfn. Gelöbnis eines Mannen, Lehenseid: huldung
oder m., Traut. Chr. 75. 76. 194.
man-slacht stf. 1. Totschlag, Mord. 2. Schlacht: so hat her
m. begangen, W — B Ex. 22, 3. m. wirt her schuldig (homicidii reus
erit ) , Num. 35, 16. Der slaher wirt der manslechte schuldig , Num.
35,21. alle di mort und m. nicht uudersten (hindern), so si is ge-
tuen mugen — das mort und m. geschieht, Joh. v. Igl. 5 Geb. —
nit tu m., T-B Matth. 19, 18. 15, 19; Mark. 7, 12; Luk. 23,18.
machten nit puz, von iren manslachten, Offenb. 9, 21.
nian-slage s. man- siege.
man-slecM, -slechtig Adj. eines Mordes scluddig: Swer seinen
bruder haz,z,et, der ist manslecht. Joh. v. Igl. 5. Geb. der ist michels
mer ein manslechtiger morder, Hier. 27, 1. das ist die e des vlnchtigen
manslechtigen (homieidae), Deut. 19, 4. Der nechste des erslagen sol
den manslechtigen toten (Bhdrache), Num. 35, 19. Der m. under
geezeugen (sub testibusj wirt gepeinigt, Num. 35. 30. daz, ein iclicher
manslechtiger nit hat das ewig leben, T — B I. Joh. 3, 15.
inan-slechtig-keit* stf. man-slacht, Mord: von der rat m. ge-
schiecht, Joh. v. Igl. 5. Geb.
man -siege (auch -slegge, -slecke) sinn. Mörder, Totschläger:
Wirt aber der m. begriffen au der stat mit blutigem swert, mag
das der richter beweren selbsibenter erberger leut und mit aim
schephen , so hat der das haupt verlorn , Brunn. Str. U 4. Ist aber
daz,, daz, der vorgenant manslag in den drin taidingen nicht vur-
chumt und sich nicht stelt, so sal in der richter echten lassen u.
bescreiben, DI 5. verrater und manslecken, T — B Botenb. 7, 52. 28, 4.
den manslecken, Offenb. 21, 8. 22, 15. euch zu geben ein man man-
slecken, Btb. 3, 14. er sante sein her und verlose (erschlug XL Bibel)
di manslecken^ Matth. 22, 7. der teufel war ein m. sint dem ane-
gang, Joh. 8, 44.
mantel stf. 1. Föhre. 2. die äußersten Oberbäume eines Waldes.
3. Belagerungswerkzeug* als Deckung: 3. andersit die geste heten
mantel-lös — marke 489
vür die veste da^ mau mentel heilet macheu, Alex. 9251. mit meuteln
und igeln, 14967. mentel, rutten, Alex. Anh. 691.
mantel-lös* Adj. ohne Mantel: di vier schulln czuhant ier
mentil von in tun und schullen mantillaz di leich czu kirchen tragen,
Prager Mz. 11.
mantwor* Adj. imstande, sich zu verantworten: der (be-
schuldigte Schöffe) nicht mantwor was, sunder er lag krank, Igl.
Rspr. XIV.
»Innung (manunge) stf. Mahnimg, Aufforderung, Forderung
vor Gericht, rechtl. Forderung : der pergmeister — begert einer m. am
munczmeister, wie er im und seinen gewerken gelihen bette alle
di lehen czu den czweien gemessen pergen, Igl. Bgr. 45, 4.
margarite (aus griech. /xa^yaoizijQ) swf. Perle: margariten uud
ander edelstem, Alex. 22660.
mar, -e sivf. quälendes Nachtgespenst, Nachtalp, Drude: Ich
sach steigen die mar ouf dise, die do waren mancherlei und fleckecht
(mares), W— B Gen. 31, 10.
inier : nsem ich iu nü den lip (tvo euch das Schtvert entfiel) so
slüeg als mser ich ein wip, Alex. 11892.
msere s. mere.
luärene s. nnirene.
niargrüin-apfel stm. malogranatum , Granatapfel: eines m.
prechen = mali punici fragmen, W — B Hohes Lied 4, 3.
margrebe s. mark-gräve.
mark (marc, -ges) stn. das Mark, medulla: das m. des oles
u. weines u. getreides , W— B Num. 18, 12. das mark der erden,
Gen. 45, 18.
mark, -kes stn. Zeichen : er fuorte aller tilgende marc üf helme
und an dem Schilde, W. v. W. 507.
mark (Gen. markes) stn. Streitroß: ze kriege und ze strite
gein den kristen lägen starke vil der heiden marke, W. v. W. 3317,
oder zum folgenden gehörig = Gau?
marke stf. 1. Grenze. 2. abgegrenzter Landteil, Gebiet, Bezirk.
3. Gesamteigentum einer Gemeinde an Grund und Boden, besonders
Wald : üz, der kristen marke, W. v. W. 5353. Perdicas — der herre
von der marke Budin (zivischen Ungarn und Venedig) , Alex. 4712.
auch maint her — der richter — all scheppin auzser der mark czu
seezen auf di genge peide auf den spiezenperk, grossen gank, grossen
holezmarkt, kolmarkt, uff der hohe, in der neunstat und liberal aus
der mauer czu seezen, do habe er recht und nicht di scheppen,
Igl. Str. 257 a.
marke, mark, march stf. Mark, Va Pfund Silbers oder Goldes:
1 Mark, zu 48 groschen gerechnet, Igl. Str. 181, vgl. Urk. v. Jahre 1315.
Cod. dipl. Mor. R. 66, ferner Sternberg Urkdb. S. 51 ü. 66. drei mak
der kurezen. 48 gr. für ain mark czu raiten (rechnen), Igl. Str. (69)
S. 333. daher machen 12 Groschen (ä 12 heller) einen ferto , Igl.
Str. 196 u. 202; dagegen machen 14 Groschen einen ferto, also
56 Groschen eine mark, Igl. Str. 199; 16 groschen = ein ferto, also
64 = eine mark, Cod. dipl. Mor. VI 180. Nach Uhk. 2, 80 (a. 1322).
ein march = 72 größer pehemischer phenn. u. Ukn. 212 (a. 1324).
bei Lexer. — ein ors — daz, schatzete man an hundert marc, Bitterf. 308.
490 markscheide — marner
so sol er dann dem Peter Hasclil und sein erben czinshaftig sein
und ain mark gv. CA g. für ein mark czelunde — czinsen und geben
jeriges czinses, Ig]. Stb. III 156 a.
markscheide s. inarseheide.
inarkscheider s. marscheider«
marken swv. etwas m. = seine Grenzen bezeichnen: ab man
die stuff, die czwiseben den vor genanten czwain gemessen pergen
gemarckt ist under der erden. — heraus an den tag prengen schol,
Igl. Bgr. 55, 2; ferner s. markten.
market, markt (PL märgte, märcbt, merket, merk) stm. 1. 3Iarkt-
platz. 2. Handelschaft, Jahrmarkt. 3. Handelsware. 4. Marktpreis.
5. Ort mit Marktgerechtigkeit, Marktflecken, aus lat. mercatus.
Marktbestimmungen, Igl. Str. 186. an ungemowerte merkte (absque
oppidis) ungeczalter, die nicht betten mowern, W — B Deut. 3,5.
Azoten mit ireu merkten und dorfern (Azotus cum vicis et villulis
suis). Gaza mit ireu merkten und dorfern uucz pis czu der egip-
tisclien bacb (ad torrentem Aegipti), Jos. 15, 47.
mark-grave swm. königl. Richter, Verwalter eines Grenzlandes,
Markgraf: von Brandeburg der margrebe, Dal. 206, 35 (93, 3).
mark-stein stm. Grenzstein: der Micbl, mulner under dem
Türlein, sol den selben seinen graben fertigen pis an des Lebuscb
ratstuben und der marcbstain, der gelegt für desselben Lebuscb rat-
stuben, den sol man nicbt niedrer legen noch hocher den also sol er
peleiben in und allen iren nachkumlingen, Igl. Stb. III 106c; III
138 b. oberhalb seiner teich aisweit das mit raarchstein ausge-
maricht worden ist von einer stros czu der andern, V 129c.
markt-bach (= marc-bach ?) stm. = Gemeindenbach oder Bach
eines Marktfleckens , Taiding v. Friedb. 2.
markten, marken swv. auf dem Markt sich bewegen, Handel
treiben: das gelt, so er daraus gemarktet (dafür eingenommen),
Traut. Chr. 128.
markt-gericht* stn. er clagte czu im (einem scheppen) um di
pus in dem in., Igl. Str. 265 S. 166.
markt-leute* st. PL Marktkommissäre, Marktpolizei, Brunn.
Str. I 62. gesworne m., Olm. Stb. 91. das man stete markleut
setczen und haben sal, die do sweren und an underlos aller kauf-
mauschaft und war, zusehen, das die gerecht an alles falsch und
vorterbnuß veil gehabt werden, 62.
markt-meister stm. Marktkommissär, Igl. Str. 257a; s. an-
giesser.
markt-müllner* (von mülneere, -ner) stm. Gemeindemidier:
ein jeder m. sol den marktbach bewaren zu nutz der gemein, Taiding
v. Friedberg 2.
markt-vrid* stswm. Marktfriede: dieselbe vreiung (das Markt-
privileg) halten sam ein gepoten in., Igl. Str. 186.
marmor-steiuen (marmel- steinin) Adj. aus Marmor: auf
schönen marmorsteinen säulen, Eger. Chr. 101 S. 68.
marner stm. Seemann, Schiffer: recht varender m. (= Gott),
Ack. 56, 18. ein schif mus dertrinken, ob es durch unfleiz der m.
einiges hol (Leck) gewinnet, Hier. 23, 16. di marner bereit hetten
mar-schalk — mar-scheider 491
au dem Stade inanic barke , Ernst. 3135. 1951. 1992. marnsere, 3251.
Alex. 4380. 4478.
iiiar-schalk stm. 1. Pferdeknecht. 2. Marschall als Hoff'- (oder
städtischer) Beamter, Aufseher über das Gesinde auf Reisen. 3. Be-
fehlshaber der Beisigen: der sückste marsckalc Kurveual, Trist. 1545.
uiar-sckeide (marc-scheide) stf. Bestimmung der Grenze, auch
der abgegrenzte Baum selbst, bes. bergrechtl. häufig: er kabe im
seine reien oder sein m. an seinem acker zerbrocben, Igi. Str. I
S. 370. krieg um reine (Barne) , um m. (in Dörfern), 72. das ie
das teil genuk bab au seinen greniczen und marscbeiden Const. III
1, 16. clagerede umb der Stollen grenczen und m., II 4, 11. ob der
perg, den man messen sal, innewendig des Stollen marscbeiden, muge
erfüllen die recbte mas, II 4, 17. Es mugen aucb di stolner inue-
wendig der m. ires Stollen eineu andern stollen vorleiheu umb das
vierde teil gewinues und mugen im — von irer eigenscbaft be-
scheiden , II 5, 7. und sal die m. geczeichent werden mit grossen
steinen und mit guter geczeugnusse der geswornen und ander mer
manne, II 4, 11. Was aucb von den siben leben — inuewendig der
stollen marscbeiden gemerken gemessen wirt, II 5, 11. iu eines erbe-
stollen ni , D I R I 8, 2. ob sie die leben — haben schullen under
sich mit einer steenden marschaid, Igl. Bgr. 2, 2 ferner N. 44, 2;
N. 8, 1 ; Const. 1 10, 1; D I R I 4, 2; Traut. Chr. 190.
mar-scheider* stm. Markscheider, der unter den obersten
Steigern stehende, regalherrl. technische Beamte, der die Berge mißt
und die Grenzen der Berge, Lehen, Lehenschaften, Erbstollen ab-
steckt durch Stufen, oder dem Basen durch Lochsteine. Von den
marscheidem (E.), von der messer und marscheider ampte D, sonst:
von der messer ampte, handelt Const. I 10. Aber alle czweiunge
und stosse von den gemerken und greniczen ausczurichten , das
gehört (Const. I 9) der Steiger geschefte an , ausgenomen alsotan
geschieht: wer do in dem hangenden oder in dem ligenden eins
gemessen perges ein fremden gank findet, ab daselbe gank sei aus-
wendig der messunge desselben perges in freiem velde ader inwendig
der messunge desselben pirges: in der geschieht sullen di kriger
eintrechticleich drei gemein man kisen, di frum und erber und
bescheiden sein, den selben sullen di urburer einen virden man czu-
geben, di nindert teil do haben, di sullen di czweiunge enden, Const.
1 10, 1. si ir gepeude gevurt haben, pis si mit einem offen durch-
slage kumeu sein in ander lehen und in marscheider darezu gegeben
sein, die haben ein steende marscheide gegeben peiderseit, Igl. Bgr.
8, 1. die marscheider praebten den gauk an den tag u. sprachen:
Ir hern, secht czu, wir wolleu czihen und recht tun — und czogen
den ersten czuk, N. 10, 3. Da sante man nach den geswornen
marschaidern und beval in, das si das messen schulden. Und das
taten sie und prachten da di mass unez an den tag, 11, 1. Der m.
czoch dem eidern gemessen perg czu sand Jörgen die virdhalb lehen
auf das ain stolort und czoch dornoch 1 kunigslehen, 1 purgeriehen
und 1 abtslehen, als under der erden, N. 53, 14. Do der m. furpas
cziheu wolde 2 kunigslehen, 2 purgeriehen u. 2 abtslehen, 53, 1. —
als ir uns geschriben hat, das gesworn m. schullen varen in den
stollen und besagen auf irm ait, das der stolle auf dem hangenden
492 marteln — masseuie
in virdekalben leben durchslagen habe in di leben czu dem steine:
das bat der gesworne m. genuinen auf seinen ait, das ber von der
rechten wassersaig in vierdehalben lehen bat erraicht ir lehen und
verschroten, aber der durcbslak der ist auswendig virdbalb leben
czukomen. — IS" 73,1; ferner 50, 1 u. 2; 54, 1 — 3. Ein clag, wie
der m. unrecht gemessen hatte (der Schade der Lehenhäuer soll
dadurch 26 — 2700 Mark wöchentlich, im ganzen bisher 60000 Mark
betragen haben); das schold man widerkeien, N. 40. Es ist gesehen
in czeiten, das Jacob Schonhar, der ain gesworn m. gewesen ist, an-
gesprochen wart, das er unrecht gemessen bett in dem pergwerk czu
Sent Jürgen. Das ist uff in beweiset mit aim gesworn m. in kegen-
wurtikait der erbern — scheppen und gesworne obristen Steiger — ,
di darezu von des rechten und von rates wegen geben und gesant
sein. — Entscheidung Iglaus: so taile wir czu ainem rechten, das
man den egenanten Jacob Schonhar schol füren auff das pergwerk czu
Sent Jürgen, da er unrecht gemessen hat; daselbst schol man czu
im richten mit dem swerte, darurub das fnrpas in czukuuftigen
czeiten kain m. weder durch gewalt weder durch vorchte weder
durch libe noch laide imand unrecht, messen schulle, Igl. Bgr. N. 104.
(einmal =) Anrainer, Nachbar: czweiunge, die sich hebt czwischen
den m. — entscheiden, Const. I 9, 4. das ir den marscheidern be-
felbet das sie dorezn varen u. weisen mir meinem eidern gemessen
berg sein recht under der erden uff das hangende, Igl. Stb. V 12 a.
der marscheider sol nemen mit im zu seiner masse am minniste
zwen gesworen und dritten von der urbar, di an dem perkwerk
keinen teil haben, Igl. Rspr. I und II. Girczig z Razne, goltschmied
vom Kuttenberg, ein m., Traut. Chr. 190.
marteln s. martern.
inarter (auch martere, inartel) stf. 1. Passion, Christi Leiden.
2. Kreuz, dann jedes religiöse Gedenkbdd* a)i Wegen (wie marter-
bilde stn.) 3. Qual, Verfolgung, Folter, 2* Eg. Chr. N. 894. czum
libenstein bei der marter gegen Hymen, Eg. Achtb. II 110. ich
schaff selpad und ein inarter auf dem freithof, Igl. Stb. V 16 c.
marter-lich Adj. zur Passion gehörig; qualvoll: marterliches
tödes pin, Legende 768.
martern, martelen suw. ans Kreuz schlagen, foltern, quälen:
di gevangin marteltin si zeu tot, Dal. 207, 22 (93, 26).
marter-ivoche swf. Karwoche: in der marterwochen, Elbog.
Chr. 156, 37. ungeverlich der m. (ungefähr in der Karwoche),
100,19; Traut. Chr. 350.
mas-baum, lnast-bomii stm. Mastbaum: die masboum ü^ den
kilen vielen, Ernst 3245. dort stehin die mastboum als der walt,
3184. 3218.
masch (meisch) stm. Traubenmaische: seinen m. aus dem ge-
pürge führen, Chlum. VII 20.
mäse swf. Wundmal, Narbe: nü hat ir tot Sterbens mäse durch
min herze geschroten, Alex. 10460.
masseuie (und messenie) stf. 1. Hausgesinde und Dienerschaft.
2. Gefolge, Hofstaat, ritterl. Gesellschaft : godes m. = die Armen.
Vom franz. maison, lat. mansio: Fürst bimelischer in., ergetze mich
Ungeheuers Verlust, Ack. 18. 13; Trist. 1585. 2082. 1279.
mastung — mäz,e 493
mastung stf. Mästung: des jars zwij m. tun (zweimal mästen),
Eg. Str. C 107.
nuit (-tes, -ttes, von pers. — arabisch scbäh mät = der König
ist tot) stm. matt gesetzt: wir sagen siner tumpheit mat, Alex. 5240.
in wart geboten ein swserer mat, 9739. darnach gap er in swseren
mat, 13209. allen iren vröuden mat wart da gesaget sunder schäch,
Trist. 1560. wir werden mit den fursten schach und mat spilen,
Böhm. Chr. 34.
uiateraz,, matraz,, matreiz, stm. n. f.? mit Wolle gefülltes
Polsterbett: von richer kost ein tiurer materaz,, Alex. 11957. er
sazte sich üf den matraz,, 4590.
materie, materje, materge (lat. materia) stswf. Stoff) Körper,
Gegenstand: dise materien er — Gotfrit von Strafbare — hat ge-
sprenzet in so liechte wät, Trist. 24.
mauer-bieter stm. (wenn richtig gelesen) ein bestimmter Hand-
werker, vielleicht Zulanger, Ziegelschupf er, Eger. Chr. N. 1040. wird
nach einem Ausschreyer wein und pier und einem Schweinschauer
als Mauerbieter ein Lindauer genannt.
maul-bandt (mül-bant bei L. nur aus G A 1, 490) stm. Maul-
schelle, Traut. Chr. 220. 355.
maul-slag (mül-slac, G. -ges) stm. Maulschelle, alapa: Von dem
maulslage. Wer dem andern unwirdisch (indignanter) ein m. gibet,
— gibt ain mark Silbers, Igl. B. 53. Ob ieman den andern in unwirde
ein m. gibt oder in di czen slocht, — er gibt seinen ansprecher ein
marg zu puzz, Prag. Kb. 85. um maulschleg, Igl. Str. 276, S. 181.
den mulschlag, der apt virdult, Dal. 185, 29 (83, 36).
maul-streich (mül-streich) stm. Schlag ins Gesicht: für ein m.
ist er dem richter verfallen sechs groschen, Chlum. I 44.
maul-tasche * swstf. Ohrfeige: er aber hat ihr solche treue
Warnung mit einer Maul-Taschen gedancket, Eger. Chr. zu N. 926.
maus (müs, PI. miuse) stf. 1. Maus. 2. Muskel am Oberarm;
eine Pflanzenart (?): daz, si (des Todes Sense) mer meusz dann
camelen unversert lesst bleiben, Ack. 25, 2.
maut (mute) stf. 1. Maut, Zoll. 2. Mautstätte: Wer also aus-
firt über die pruck und die maut nicht gibt, der hat di ross ver-
lorn, Budw. Urkdb. N 477. In den selben czehen tagen (vom hl.
Kreuzabend an) — do gibt her kein maut nicht, Igl. Str. 186.
inauten (muten) swv. den Wegzoll, Mautgelt, erlegen: so einer
fahrt in die mauth und niautet nicht — hat er fünf ross so soll er
(der mautner) im geben das Spitzross, das andere ist dem mautner
verfallen, Chlum. IV 14. der schol aber mauten in den 8 tagen,
Budw. Urkbd. N. 477. Einen Kreutzer — inuss man m. von Va kufen
— alten bieres, Chlum. IV 18.
mauter (muteere, -er) stm. Mauteinnehmer: allen mautern und
allen den, die der maut vorweser sint, Brunn. Str. II 169.
mautner stm., Chlum. IV 14; s. mauten.
mäz, stn. ein bestimmtes Maß; Scheffel: daz, liechtvaz, seczen
unter daz, maz,z,, T— B Matth. 5, 15.
mäz,e stm. 1. Maß, Zugemessenes nach richtiger Ausdehnung,
Gewicht usw. 2. das Maßhalten, Mäßigung, anstandsvolle Be-
494
mazen
scheidenheit, auch personif. 1. welcher der erste ist (von den Neu-
füngern, dessen Erz als mäßwürdig befunden worden und der zuerst
die Messung des Berges verlangt hat, der beneidet die masse der
siben leben, Igl. Bgr. U — A 15. mag di masse durch der nehen
-willen des pergs cztra Refflern czu paiden tailen nicht erfüllet
werden, so schullen czu einem teil von dem mittel des roiipaums
alle siben leben und kuniges- und purger- und herrenlehen mit allen
rechten in hangundem und in ligundem dem newen perge gemessen
werden — , Igl. Bgr. N. 10, 7. Sint dem mal und sich di masse an
peiden Seiten nicht ergen mag, so schal man czu der funtgruben
anheben und schol den gewerken all ir leben an einer seiten nach
einander messen, N. 7, 3. „Die nächsten und andern niassen" heißen
seit dem Ausgange des Mittelalters und der Umwandlung des Lehens
von 7 Klaftern in das doppelt so große Maß des Wehrs die
4 „endelsten leben", die mit den unmittelbar um die Fundgrube
liegenden 3 leben zusammen die „siben lehen" eines gemessenen
Berges ausmachten. Jetzt hatten sie statt je 2 Lehen (also 14 Klafter)
je 28 Klafter: Da muet ich ein funtgruben und andere und obere
nächste mas, Igl. Mut. 3. er — hat auffgenomen die ander u. die
drit mas auff der obgeschriben gruben, 10. 11. di drit mass gegen
Altenpergk werts, 11. einen erbstollen mit einer fundgrueben und
nächsten massen auf einem gank, so durch di stat und dem Heiling-
kreucz hinein khumbt, 12. ein fundgrueben mit iren beiden nechsten
massen, 13. das gegendrum nach dem tieffen Stollen mit ainem
erbstollen und fundgrueben und paide nechste mass — aufm Heirias
(„Heulos"), 14. ein fundtgrueben — mit iren untern und obern
auch andern massen — , 15. — lenger wenne die erde ist sein mase
und preiter wenne das mer, W — B Job. 11, 9. — 2. ze mäz.en, czu
guter mas = gebührend: diz stet wol und ist zu inäzen, W.V.W.
1842. das haben wir czu guter mas vernomen, Igl. Bgr. N. 62, 2 u. 3.
77, 1. 84, 2. 92, 1. 93, 2 u. 3. 109. sich demnach guter massen zu
entscheiden, Igl. Ms. S. 24. euer mas (mässigkeit, XI. Bibel) sei der-
kant allen leuten, T — B Philipper 4, 5. des knappen hiez er so wol
zu siner mäze pflegen, Trist. 1286. wilt du mir sin ze mäzen (dich
mir gleichen)? Alex. 24106. niäze mit bescheidenheit, Trist. 69. nü
sach er ligen der vinde etsliche mä^e in stritlichem gelaze, Alex.
7265. schlosz und Stadt Trautnaw mit aller zugehörung, aller
massen (gleichwie) ime von Gendorf dieselben eingeraumbt wurd und
übergeben worden, Traut, Chr. 128. 125.
niäzeu swv. messen, intr. und refl. sich mäßigen: sich jämers
m., W. v. W. 783. ir solt iuch der törheit mäzen, Alex. 2620. daz,
sie sich der hochvärt vürbäz. m., 3311. man hiez, daz. stürmen m.,
2531. waz. sich daran nicht m. kan, 1620. sich beginnet der keiser
(Darius) des nicht m., er sende her nach zinse, 2256. er wart ge-
inaz.z.t mit den ungengeu (geacht mit den ungerechten, XI. B.), T — B
Luk. 22, 27. wem mazz. ich gelich dicz gesiecht, Matth. 11, 16. ich
mazz. (schetze, XI. B.), daz, uns Got hat gezeugt die jüngsten poten,
I. Kor. 4, 4. wir sein gemalt als di schaf der erslahunge, Römer
8, 36. wir sullen nit m. daz, golt oder daz. silber — u. di gedanken
deiz, menschen ze sein geleich den gotlichen, Btb. 17, 29. si mazent
sich (meinend, XL B.) di bedruckung zersten in meinen panden.
maz,-wirdig — mecbeln 495
Phil. 1, 17. sie matten in (Paulurn). ze sein tod {hielten ihn für
tot), Botenh. 14, 18. wir m. ze gerechthaftigen den menschen durch
den gelauben an di werk der e., Kömer 3, 28.
maz,->virdig* Adj. messensivert: in. ercz = das dem Neufänger
die Berechtigung verleiht zu verlangen, daß ihm ein Berg gemessen
werde: ein perkwerk — do masswirdig wart, Igl. Rspr. I. Und ist,
daz, die schephen uf iren eit nement, daz, sie an dem tiefisten und
in dem stollen solich ercze sehen wnd laz,en haben, daz ez, der maz,e
wert si, daz. sin ein hicz czu dem ministen einen vierdunc über die
butenkost gebe, so pehelt er sin mäz,e mit dem recht, als davor ge-
ist, Igl. Bgr. U — B 8. Findet er (der Neufänger) eres, do er der
mase czu gert, di schepphin sullen sinen gang hauwen czu
minsten czwene. Das ercz sal zum minsten eins (anderthalbes,
Ib) lochters lang sin czu fusse in siner sale. Gibet das einen
firdung silbers (u. gibt ein gehäufte (nicht: gekaufte) bar erezes
einen firdung silbers, E F) obir alle sine buttekoste und das
die schepphin begrifen mit irem eide, ap sie gefraget werden
von dem urbarer adir von den, die an der urbarer stat sin, so ist is
der maz,e wert, DIR 13,3. Und derselben (der gesworn hewer")
czum minsten beissen wir im (der die Messung eines Berges verlangt)
czwene geben an underlos; die sullen in die selben gruben farn
und denselben gank hawen und sullen doselbist alle gelegenheit mit
fleisse besehen, das sie den gank also mit ercz vinden und lassen,
das es wierdig sei czu messen und das das ercz, das sie doselbist
gehauen hau und in der hutten ader smelczgadem vorsucht ist, czum
minsten über die kost der hutten einen vierduug gutes geplicktes
silbers gebe, Const. II 2, 2. den gank (eines, der der masse mutet)
schollen di scheppen vinden czum ministen eines lachters lank czu
fuse auf der sol und dreier vierteil hoch in di stollen, Igl. Bgr. 1, 8.
Do schal der urborer noch czwen scheppen von der nechsten stat
des neuf unden perkwerkes, di darezu recht haben, senden, das si in
di gruben varen und besehen alle di gelegenkeit der gruben, und
wie sie das ercz an dem stein vinden und lasen, und schollen des
selber howen; kunnen si des nicht, so schullen si selber dopei sein
und schullen is bewaren pei irem eid, als in der urborer bevelhen
schol, und schollen es vorinsigeln und czu der hutte vuren und vor-
suchen. Gibet des erezes ein teilerpar, das vor ein (nicht in) hieze
hat geheisen, einen vierdunk gutes geplicktes silbers über di hut-
kost, und das das di scheppen begreifen mit irem eid, als si gevreget
werden von dem urberer oder von seiner gewalt, das si das ercz
bewart haben, das es ungemeild bliben sei in der gruben, auf dem
wege und in der hutten, so ist es maswirdik, Igl. Bgr. N. 1, 9. N. 2, 9.
(Das Freiberger Bergr. B 18 verlangt vielmehr, nämlich 3 l/a Mark, ohne
jedoch die Hüttenkost als Abzugsposten zu nennen, ebenso das
Schemn. Bergr. (3 Mark). Auf eine zu erhoffende künftige Maß-
würdigkeit dürfen sich die Schoppen nach Const. II 2, 12 nicht ein-
lassen. Es ist geschehen, das erbern leut perkwerg masswirdig
wurden ist, Igl. Bgr. N. 4, 1.
lnechel-bette,* mächel-pet* stm. Brautbett, W— B I. Par. 5, 1.
mecheln (mahelen, mehelen) sivv. 1. vor Gericht laden, gericht-
lich befragen, anklagen. 2. verloben, versprechen. 2. Maria was
496 mechtig — ineidung
gemechelt Joseph. T — B Matth. 1, 18. in der auferstendung ge-
mechelut si nit uoch werden geuiechelnt, Mat. 22, 30.
mechtig Adj. Macht habend, mächtig, stark: Pertl hat dem
richter aufgeben und mechtig gemacht alles sein gut, domite zu tun
und zu lassen von Pertl ungehindert. Igl. Stb, IIIA 116a.
mechtigen swm. tr. bevollmächtigen, refi. sich verbürgem, mit
Gen. der Sache eigenmächtig handeln: so hot unser gnediger herre
— gemechtigt und des macbt gegebin, Stb. Brüx N. 326.
mechtig-lich, -liehen Adr. mächtig, mit Vollmacht: Di selben
taiding wurden czu handen gelassen von paiden teilen ezwain unsern
mitpurgern m. czu richten, Igl. Bgr. 90, 1. si hat alle ire Sachen u.
teidinge — mechticleich zu rat gelassen, 53, 12. das si dieselbe
sach und teidinge von paider teil wegen czu uns m. gesaezt haben,
40, 5 u. 6. damit mechtikleich zu tun und zu lassen, Igl. Stb. IIIA
160a. III 112c. sie nun m. auf sie czogen, Böhm. Chr. 103. do sich
Albrecht m. des römischen reichs unterwant, 96. die Ungern alle
gelich gingen noch in mechtlich, Dal. 137, 30 (62, 18).
mechtikeit (mehtic-heit) stf. 1. Macht. 2. Majestät: 1. seit
fleizzig. eweren hindern reichtum, ere, herschaft u. m. zu sammen!
Hier. 38, 21. — 2. alle perkleute, di unser m. (magnifleentia) czu
richten hat, Const. I Vorr. 2. unser m. = majestati, I 4. 6.
mec-lichen (mech-liche, -en) Adv. allmählich, paulatim: m.
wil ich sie austreiben, "W— B Ex. 23, 30. ich vil volgen mecklich
noch seinem spor (paulatim sequar vestigia eins), Gen. 33, 14. der
schal der busounen — wuchs meclich ie lenger ie groser, Ex. 19, 19.
nieder (mädsere, mäder, mseder) stm. Mäher. Schnitter: her Tot,
ein rechter wurkender m., Ack. 22, 6.
niedrin, merderin Adj. aus Marderfell: mit dem niedrem
pellicz, Igl. Str. III 200 e,
meget-lich Adj. jungfräulich: diu den hohen Krist gebär an
megetlicher wirdekeit kröne über kiusche treit, W. v. W. 715. an
ir geberden nicht erschein weder daz, megetliche nein noch daz, wip-
liche ja. Trist. 874. ob ich mich ein wile ner vor im durch meget-
lichen pris, Tr. 719. umb ir m. ruom. 689. in m. ruome, 727. in
m. jären, 99. si lac dort harte m. 694.
meid stf. Jungfrau: der meide sun, Alex. 49. der meide suon,
94. 1069. der sun' der maid (Christus), T— B Matth. 9, 6. 10, 23.
11, 19. 12, 8. 12, 32. 12, 40. 16, 13. 16, 27. 16, 28. 17, 9. 17, 22. 18, 10.
19, 28. 24, 28. 24, 30. 24, 38; — 13. 37. 13, 41. 20, 28. 24, 30. 24, 45.
26,2; Mark. 2, 10. 2,28. 8,38. 9,8. 10,34; Luk. 6, 5. 12,40. zu
einer maid gemechelt eim manne, des nam was Joseph, Luk. 1, 26.
s. maget.
nieidein, meiden stm. Hengst, Wallach: der Krieche oder
heiden rite ors oder meiden, Alex. Anh. 482.
meid-heit (maget-heit), stf. Jungfräulichkeit: Anna het gelebt
mit irem manne 7 jar von irr maitheit (jungkfrausekaft, XL Bibel),
T— B Luk. 2. 36.
meid-Iich (maget-lich) Adj. junkfräulich: daz, sie an meitlichem
ruome ob aller scheene ein bluome — wsere, Alex. 23937.
meidung* stf. Vermeidung: bei unser swerer (höchsten) straf
m., Elbog. Chr. 28. 66, 5. 67, 10.
nieie — meine 497
meie swm. Mai: in dem virden iare des menedis des meien,
der do ist der ander man (meuse Zio), W — B Könige III 6, 1. wider-
traz des meien, Trist. 1927.
meien-blick (meien-blic) stm. Maiglanz: den er e was ein
meigenblic, den ist er nn ein donerschric, Alex. 27517.
meieren swv. als Meier (Gutsvcrwalter) schalten: iczunt mäht
du nit gemeieren, T— B Luk. 16, 2.
meier-hof stm. Meierhof, vom Grundherrn dem Verwalter zur
Nutzung überlassen: perkwerk zum prunn im m., Igl. Stb. V 12a.
an dörfern , an mairhofeu oder an anderm erbe, Brünner Str. II 171.
meier-tum (-tuom) stn. Amt eines Gutsverwalters: gib rede
deins meiertums, T— B Luk. 16, 2. ob mein her nimt von mir daz,
maiertum , 16, 3. so ich werd bewegt (entfernt) von dem m., 16, 4.
ineil stn. 1. Fleck, Mal. 2. Sünde, Schande: 1. ein mail einer
glenczenden varbe (maculum), W — B Lev. 13, 39. äne meil, Hohes
Lied 4, 7; B. d. Weisheit 7, 26. 13, 14. ein rote ku, an der kein meil
ist und die noch nicht jochs hat getragen, N. 19, 2. 2. 0 du reines
lamp an allew meil, Hier. 15, 8.
Meilimer st., PI. sie. Mailänder: die Meylanern, Dal. 131, 35
(59, 67).
nieile (mil, -e) PI. auch sw. milen) stf. 1. Meile. 2. als Zeit-
maß: 1. ein rechte daieze mail kuniges masse die schol vir ecker
lenge haben und iede ecker leuge sol haben czwelift' gewende, das
sint 48 gewende , und iedes gewende sol haben 30 messruten, so
schol iede ruten behalten 15 waldelen oder rechte holczelen, Brunn.
Str. I 479 S. 223. wenn ein fürst von Behem sucht eins keisir hof,
daz, er ein meil um sich inbunen schuf, Dal. 98, 10 (42 nach Vers 32).
do si gelagen eine wile wol gegen einer mile, der fürste von dem
bette trat, W. v. W. 895.
meiligen (u. meilegen) sivv. beflecken, beschmutzen: wer ein
weib oder eine mait notezoget oder mailigt mit gewalt, den sol
man entheupten, Igl. Str. I S. 366. das gepot mailigen, Brünu.
Str. II 154. gemeiligt wirt mit ousseezikeit (lepra), W — B Lev. 13, 44.
wirt gemeiligt, Lev. 11, 36. hast gemeiligt sein bette, Gen. 49, 4.
ungemeiligt (immaculata), Lev. 13, 57. das sie icht von irer torheit,
(ignominia) gemeiligt werden, Const. I 21, 1. das nicht die guten —
fursprechen — von der posen geselleschaft gemeliget werden (in-
quinentur), Const. IV 4, 12. das, weliche gleiche sunde meiliget
(eoinquiuat) und gleichet, das in aber gleiche puse nachfolge, IV 11, 7.
ineili-keit* (von meilec, -lic befleckt) stf. Fleck, auch moralisch,
W— B Lev. 13, 32 u. 35.
nieilunge stf. 1. niacula, Fleck. 2. Grenze: 1. die stat der
m. = locum maculae, W — B Lev. 13,31. in seinen meilungen (in
maculis), wandert er, Job. 18, 8.
mein, -e (stf.) stm.* Falschheit, Unrecht, Frevel: sie stalten
großen mein (stifteten viel Frevel) , W. v. W. 5520. nichten swer
mains, T— B Matth. 5, 33.
meine stf. 1. Sinn, Bedeutung, Gedanken, Meinung. 2. freundl.
Gesinnung, Liebe: 2. dö sie siner meine enpfant, Trist. 1115. ir
meine und ir minne, 300.
Jolinek, Wörterbuch, öa
498 niein-eid — meister-schaft
mein-eid stm. Meineid (vom Adj. mein = falsch): di sache
die mit dem eide vorricht ist, von meiueides (meines eits H) wegen
wirt si nicht widersprochen (praetextu perjurii minime retractatur),
Const. IV 17, 1.
mein -eide (mein-eidec, -eidic) Adj. meineidig: nicht wirt m.
in meinem namen (non perjurabis), W — B Lev. 19, 12. der m.,
Prediger 9, 2. den mainaiden, T — B I. Timoth. 1, 11.
ineinen swv. 1. sinnen, denken, nachdenken. 2. berücksichtigen.
3. oft geradezu = lieben. 4. beabsichtigen, bezwecken. 5. tcorauf
zielen, bedeuten. 6. etivas auslegen. 7. glauben, wähnen. 8. be-
haupten. 9. verursachen, der Grund sein: 4. ist das ir wasser andere
gepierge meinet (droht, minatur) ertrinken, so sal man das wasser
ausezihen mit irer kost und schaden , Const. II 3, 13. Was in der
gruben meint zu vallen (ruinosum appareat), Const. 1 11, 1. 3. in
kreften sulcher liebe, als ich euch gemeinet hab, Hier. 19, 20. er
minnete und meinete die vil scheene maget, Trist. 316. nu minne
ich dort und meine hie, ich minne hie und meine dort, 160. ich
meine dich blunden üz, Irlant, 163.
mein -tetig (-taetec) Adj. übeltätig, verbrecherisch: den main-
tetigen (boszhaftigen XL Bibel), T — B I. Timoth. 1, 9. undankper,
mainteig (schalckhaftig), II. Timoth. 3, 2.
meinung stf. 1. Sinn, Bedeutung. 2. Gesinnung , Meinung,
Absicht, Wille. 3. freundl. Gesinnung , Freundschaft: mit gantzer
begerung, mit gantzer meinung (toto amore totoque affectu), Sol. 5, 25.
meisel* Adj. von lichter Farbe (?): 4 tuch, 2 tunkl und 2 meysl
umb 16 seh., Igl. Stb. V 94d.
meister stm. Lehrer, Schidlehrer ; gelehrter und gelernter Dichter;
erster Erzähler (Quelle) einer Sage; Oberhaupt, Bürgermeister, Stadt-
meister; ah Vorbild dienender Dichter; Eigentümer, Besitzer:
Dyonisius der m. der schul (ariopagita), T — B Btb. 17, 34.
ineisterinne stf. liier wohl Hofmeisterin, Kammerfrau. W.
v. W. 617.
meister -lieh Adj. meisterschaft, kunstgemäß, künstlich: deine
m. bewerunge (Beweisführung), Hier. 222, 1. sant Augustinus epistel,
des meisterlichen grossen lerers, 108, 15. dise epistel — ist vol
starkes meisterlichen sinnes, 108, 23. es were notdurft sulcher
meisterlicher rede, 16, 20.
meister-lich, -en Adv. meisterhaft, hmstgemäß: in. berichten,
Trist. 14. schone und meisterlichen, 18.
meistern swv. 1. lehren, erziehen auch durch Strafen. 2. an-
ordnen, lenken, regieren, beherrschen: gemeisterr mit frawen czucht,
Ack. 46, 15. 2. Grosser gewalt bistu und wol meisterstu das reich
Israel (regis), W— B Könige III 21, 7.
meister-schaft, PI. -schefte stf. 1. Unterricht, Zucht. 2. höchste
Gelehrsamkeit, Kunst, Kunstfertigkeit. 3. große Kraft, Überlegenheit,
oberste Leitung, Gewalt, Herrschaft. 4. Vorstand, -schaft einer Stadt,
Klosters usw. 5. Zunft und Zunftmeister. 6. Dienstherrschaft:
kiusch und gehorsam also diu werden kint ir meisterschefte sint,
W. v. W. 527. 2. als dein heilige meisterschaft das mit offenbarer
guter bewerunge hat — beweiset, Hier. 221, 18. David siezende ouf
dem stule der m. der vordristen under dreien (in cathedra sapien-
ineister-sing-kunst — melzen 499
tissimus princeps inter tres) , W — B Könige II 23, 8. darin (im
menschen) alle behende werk, alle kirnst u. m. mit weiszkeit sint
gewirket, Ack. 39, 15. dorinne er auch des heiligen sant Jeronimus
lop mit grossen meisterscheften saget, Hier. 108, 21. wie mit fremder
sinnen reiche m. ir gewant gemachet ist, 36, 3. 4. die m. des
tempels, T— B Btb. 5, 24. er gerief die m. des Volkes, Luk. 23, 13.
mit den fürsten der phaffen und mit den meisterscheften, 22, 4.
magistratus: ire m. (universos magistratus), W — B Jer. 51, 28. czu-
furen wirt er m. (magistratus adducet) als ein kot und als ein topfer
zutretende die erde, Js. 41.25. die m. des heres (magistratus exer-
citus), Par. 125, 1. Wen (wem E G) ein stolle hestetiget wirt, in
dem sol di m. dasselbe recht haben (der sal selbs das recht des
stollenmeisters dorin haben E. G., Enderl.) Const. II 4, 19. das kein
perkmeister mer ampt oder mer meisterschefte denn eins haben sal
(magistratum), Const. I 7, 23. Ein abgesetzter Bergmeister sol nimmer
czu keiner m. hoffenunge haben, 17,8. m. = magisteiium priuci-
pale, Const. 1 7, 1. das si nicht czu vil demutig sein mit iren
undertenigen, das icht geswecht werde ir m. = Autorität, Const. 1 2, 3.
deiner m. = ministerii tui, W — B Gen. 40, 13.
meister-sing-kunst stf. Kunst der Meistersinger: brüderschaft
der deutscheu m., Igl. Ms. 24.
melde stf. 1. Verrat, Angeberei. 2. Verleumdung. 3. Gerücht,
Gerede. 4. Meldung, Nachricht. 5. Kundgebung, Aufzug, Pomp.
6. Laut des Jagdhundes. 7. Kenntnis, Gedächtnis. 8. personif.
Fama: 5. in richer koste melde {in stattlichem Aufzug, Pomp) und
in werdeclichem schouwe sach man nü die ouwe, W. v. W. 1353.
den Deutschin was zcu melde {wie man sagt) gar chald uf dem
velde, Dal. 168, 19 (74, 59).
melden sivv. angeben, ankündigen, nennen: das gemelte (schon
genannte) slos, Stb. Brüx 341.
meld-lich* Adv. wie man sagt: di behilt man in einem closter
weltlich, das Suinibrot (Svih — Brod) genant ist m. {so ivohl zu
lesen für melchlich das Hauka und Jiricek drucken), Dal. 97, 16
(42, 8).
inelk-rind* (von melken, melchen stv. I 3) stn. Milchkuh:
ein jeder ausnehmber sol nur ein melchrind und ein kalmb zur
viehherd treiben und nicht mehr, Taiding v. Friedberg N. 52.
melm stm. (auch melme swm.) 1. Staub, Sand. 2. Midi. z. B.
vom Funken: 1. mangem rieh gezierten heim mit kraft sie stürzten
in den melm, W. v. W. 7375. daz, man den melm sin bluot sach
fiuhte machen, Alex. 8663. zuo im valt er üf den melm Anthimödem,
Alex. 8072. 19983. der vil in den m., Trist. 2078. er stoubte m.,
3296. man sach gras und melmen beströuwet mit den vunken, 1796.
under helmen, die stoubeten den melmen, 938. getreten in den
melm, Ernst 4793. halten unz sich zerließe beide die naht und der
melm, Alex. 16537.
mel-müle * stswf. Getreidemühle : mit einer erblichen melmulen
und auch mit einer bretmulen, Traut. Chr. 60.
melzen (auch malzen) swv. malzen: Auch sallen die melczer
ungeerbten leuten bei der State und umb die stat nicht m., Olm.
32*
500 melzer — menschen-antlitz(e)
Stb. 97 b. der in — den melczern — getreid zu melczen eingibt,
Olm. Stb. 97 b.
melzer stm. (auch malzer) brasiator, braxator, Mälzer: m.,
pader oder semleich leut, Igl. Str. 71. Bestimmungen über die m.,
Igl. Str. 205, ein Brauer darf vor Vollendung eines Gebräus nicht
zu gleicher Zeit an mehreren Orten brauen, 218; über Art und
Weise des Gebräus, 219; Olm. Stb. 97b.
melz-haus (malz-, melz-hüs) stn. Brauhaus, Igl. Str. 269;
Igl. Stb. III 81c. in 206 d. V 101 c. 103 a.
melz-liof* stm. Hof des Malzhauses: er hat gegunnet den
nunnen ein fenster zu machen in seinen m., Igl. Stb. III 111c.
inened, menet s. mänet.
inenen, mennen swv. antreiben: er mente sin ochsen, hin treip
er , Schretel 309. daz, tier sach man in vaste menen , Alex. 13 092.
vil fröiden — die der strit mit jämers garte menet üz, manegem
süez,en herzen, 11832. daz, (volk) der jämer mit scharphem garte
mente umb sin ungemach, 6465 — 68.
inenger stm. Friedensstörer, Zwischenträger, Elbogen Chr. 104, 30.
inenig* Adj. mondsüchtig: mein sun ist m., T— B Matth. 16, 14.
menig (manic, manich, maniug auch menic usw.) Adj. Pron.
mannigfach, mannig: wer czu mengerm alter (Altar) wolle mess
vrumeii (stiften) oder opfern, der tue das mit einem guidein pfennig,
Eg. Str. A V 4. von unsern menigern eidern ist uns vermeldt —
warden, Olm. Stb. 54 S. 34.
menigen* swv. vervielfältigen, vermehren: Ich wil meren und
menigen dich (augebo et multiplicabo te), W — B Gen. 48, 4.
menin (maenin, mseninne, mänin) stsivf. Mond: zeichen an
sunnen und an der menin, T— B Luk. 21,25. alle die menin wart
gemacht als plut, Offenb. 6,12. die menin wirt gekert in blut,
Botenb. 2, 20.
lnen-lieh (auch manlich) Adj. männlich, mutig, tapfer, recht wie
ein Mann geartet: So menlich man gesach ich nie, der rechte mutig
wurde, er wurde dann mit frauwen trost gesteuret (unterstützt),
Ack. 46,18. ein ieglichz, menleichz, (manlichz, bild XI. Bibel), T — B
Luk. 2, 24. Heinrich von Kärnten — was nicht m. noch torstig,
Böhm. Chr. 100.
nien-liche, -en (auch mandiche, -en) Adv. auf mutige Weise :
das ir menlichen bereit seit zu vechten mit der werlde, Hier. 50, 25.
der täte do gar menlichen und erberlichen, Böhm. Chr. 60.
mennel (menne-lin) stn. Männchen, Zwerg: weningez, mennel,
Trist. 5294.
menninne stf. Mannweib, „Männin", virago: die wirt ge-
heissen ein m. (virago), W— B Gen. 2, 23.
mensch, -e swstmn. 1. der Mensch. 2. Mädchen, Biüüerin.
3. Dienender, Magd oder Knecht. 4. kolleJct. = das menschl. Ge-
schlecht: ein igliches gantz gewurkts mensche hat 9 locher in seinem
leibe, Ack. 36, 16. so schönes mensche gesahestu nie, 36, 19.
menschen - antlitz(e) stn. menschl. Antlitz: ungleicher Wider
aller m., Ack. 56, 12. „die Ungleichheit der menschlichen Gesichter" :
E. Köhler Germ. VIII 304.
menschlich — merker 501
menschlich Adv. in Menschenweise, humanitus: Wann imant
also gibt (vermacht), ab ichtesicht an ime m. geschee (ihm ivas
Menschliches widerführe, si aliquid ei humanitus contigisset),
Const. III 7, 2.
menscliiure (manschiuwer stn. franz. mangerie) stf*? Mahlzeit:
zu briutelabe stiure ein petit m., Trist. 858.
men-süchtig (män-sühtic) Adj. mondsüchtig: die mensuchtigen,
T-B Matth. 4, 24.
mentel s. in ante!.
mentellein stn. Meiner Mantel: ein ungetrewe[zj mentelein
habt ir umgehullet, Böhm. Chr. 15.
mentler (auch mautler) stm. Flickschneider: Wanne man gelt
auf einen sneider oder auf einen m. — erstet und schol im dorum
pfenden, so mag man im ander leut gut nicht genemen, Igl. Str. 106.
das kein m. chein neuf gewant sneiden sol, Prag. Str. 45; Brunn.
Str. II 149; Olm. Sth. 105.
mer (msere) stn. 1. Kunde, Nachricht, Erzählung, Gerücht.
2. erzählende Dichtung, Erdichtung , Märchen. 3. Gegenstand der
Erzählung, Geschichte, Sache, Ding: als ein unnuezes mer (tabula
vana), W— B Prediger 20, 21. diez senecliche mer, Trist. 63. zu
volbringen diz mer, 11. manch degen losende was siner hovelichen
mer, 2167. der mere (Kunde von Tristans Plan, Isolden zu heiraten)
vröuten sich der herzog und diu herzogin, 408.
merekeit* (von Adj. merec, der merge teil zweimal in MB
41,412 (a. 1349) stf. Menge, Quantität: nicht mer oder minner in
na. oder gutekeit des erezes — geben = in multitudine vel in
bonitate (nach Quantität oder Qualität), Const. 1 16, 2.
nier-griez,el (Demin. von mer-griez,, -e stswm. n. UmdeutscJmng
von lat. margarita) stn. Perle: die guoten mergrisel, T — B Matth.
13, 45. ein turers mergriselin , 13, 46. nichten weit legen euer
mergressel für die swein, 7, 6. mit gold oder mit mergriseleinen,
I. Timoth. 2, 9. mit edelm gestein und mit mergrisleinen , Offenb.
17, 4. 18, 12. 18, 16.
Merherisch* Adj. mährisch: 50 schock gross prager inuncz
und Merherischer czal, Olm. Stb. 44 S. 26. des merherischen fursten,
Böhm. Chr. 50. 52. 57. 73. hie wil ich geen czu der merherischen
Crouicam, 24. die Merherischen = Mährer, 55.
Merhern das Land Mähren: furste czu M., Böhm. Chr. 55. an
dem wasser Morawa, dovon das laut czu M. den namen hat, 91.
czu (in) M., Igl. Str. U— A DIR Einl. Olm. Stb. 44. ze Marharn, 44.
gancz Merhern laut, Böhm. Chr. 80. gancz Merherlant, 108.
merken swv. hier aufpassen, der merker auf den Vortrag eines
Gedichtes, Igl. Ms. S. 19.
merker (merksere, -er) stm. 1. Aufpasser. 2. Beurteiler von
Gedichten: 1. also merkestu mein geng und mein steig, ewiger m. =
speculator perpetuus, Sol. 35, 26. 2. da es doch in des schulhalters
gewalt stehet, auß den alten merkern ihm auff sein schul zu er-
bitten u. erwehlen, welche ihm gefeilig, Igl. Ms. S. 21. wenn ein
mereker ein lied gemacht u. wirt gesungen, so muß dasselb begabt
werden, obgleich andere mereker vil anders mereken als der tichter,
muß doch des tichters gemerck, weil im das gesang bekandt, glat
502 merk-leich — messe-tag
sein, S. 19. So ist das unser (der Beschwerdeführer) will, all jkar
3 mercker zu bestellen, 2 alte und einen jungen, S. 19 u. 20.
merk-leich (merc-lich) Adj. 1. pass.: ivohl zu beachten, be-
deutend, wichtig. 2. aktiv: tadelsüchtig: 1. Es ist gescheen. — das
merkleiche perkwerg pei uns gewesen sein uff der thumkerren grünt
von Präge, Igl. Bgr. 31, 1.
merkunge stf. Achthaben, Aufmerksamkeit, Betrachtung: die
m. der vild deiner barmhertzikeit = consideratio multitudinis
miserationuni tuaruni), Sol. 64,3. das man mit m. diser zeitleicben
ding prüfen mag di grosz des bimeliscben rates, Sol. 51, 28.
merl-eisen* (von inerlen sivv., gemerlet = multis punctis aut
notis maculosa, Yoe. 1618 bei Scbm. 2, 620) stn. tvohl Eisenplatte
mit durchbrochener Arbeit?: mann sal aucb kein merleisen einniten
in kein newes reisslos, sunder es sol recht gepodempt sein und
dorczu gefidert und gelott und in keinerlei mas vorsmit, Olm. Stb.
117, 1. man sol am reisslos nicht mer vorniten dann ein merleisen
und einen polcz, 117,3.
mermel-stein (marmel-, mormel-, murmel-, marbel-, merbel-stein)
st7n. Marmor: einen sark, der mit kostlichen lichten mermelsteinen
gemacht was, Hier. 227, 19. von m, Trist. 6787.
mer-rint stn. überseeisches, morgenländisches Bind, Zugtier,
auch Elefant (Orend.) : diu kemel brächten dar getragen merrinder
unde dromedar. W. v. v. 3641. die karren zugen gewäpent kemmel
und merrinder,' Alex. 7295. 12110. 12339; Ernst 4692.
mer- sager * stm. (wie msere - tibter) Erzähler, Erdichter von
Gedichten, fabulator: die m. und die sucher der klugkeit = fabulatores
et exquisitores prudentiae, W — B Baruch 3, 23.
mer-stern(e) vi. der auf dem Meer leitende Stern, Polarstem,
Nordstern, Stella mari-i : als der bren (radius) des mersterns, Sol. 97, 19.
merunge stf. Vergrößerung, Vermehrung, Werterhöhung, Zinsen:
muncze geben — umb merunge auf deheinerlai frist, Eg. Str. A XY 2.
das wart von ir ganz rein und unversert volbracht, oft mit m.,
Ack. 15. 4. er tut merung seins leibes in der pawung in der lieb.
T-B Ephes. 4, 16.
iner-wimder stn. u-underbares Seetier, Meermann oder -iceib,
halb Tier, halb Mensch, monstrum. W— B Prediger 13, 9. creaturen
der m. (creatura belluarum), 43,27. ist ez, (der Wasserbär) ein
merwunder?, Schretel 72.
merze swm. Mär:: das czwelfte mened, der do geheissen (Hs. :
geissen) ist adar , den wir nennen den merczeu , W — B Esther 3, 7.
Adar, das ist der mercze, Esther 16, 20.
merzisch, merzigsch Adj. von März: wegen inerczichpir
noch anderlei pir ze schenkenn, Prag. Str. 31. des merczischen
menedis (mensis Adar), W— B Esther 9, 21.
messen (messin, messen) Adj. von Messing, Traut. Chr. 44.
messing stm. Messing, W— B Könige III 45. sam ein gestalt
eines messinges (quasi speciem electri), Ez. 1. 27.
messe-tag stm. kirchlicher Festtag. Kirchweihe, kainer urtail
euch in dem ez,z,en — oder in dem mestagz,, T— B Kolosser 2, 17.
der m. der Juden, daz. Ostern war nahen. Job. 6, 4. er het dürft in
ze laz,z,en einen durch den messetage (Ostersonntag), Luk. 23, 16.
mesten — me^en 503
die er het getan in Jerusalem an dem m., Job. 4, 45. der m. der
Juden, die laubroz, was machen, Job. 7, 2. m., 7, 10. 7, 14. 11, 56.
12, 20. des micbeln m., 7, 37. vor dem m. des ostern, 13, 1.
niesten (Prät. mäste, Part, gemestet, gemast) swv. tr. und refl.
füttern, mästen: wenn die eldesten lagen und mesten sieb und die
jüngsten ritten mit den bunden und jagten, Böhm. Chr. 79. die
aldin woldin do heim sin und sich mestin (mustin, Hanka) als di
swin, Dal. 176, 30 (79, 6).
niettemen* swv. ein-, anhauchen: er mettempt si all und
sprach zu in : Enphacht den heiligen Geist, T — B Joh. 20, 20.
metten, -e (mettin, -e, metti) stsivf. Frühstunde, Frühmesse,
(ans Tat. matutina) in der wache der metten, W — B Könige 1 11, 11.
in den metten, Psalm 72, 13.
metten-zeit stf. Zeit der Frühmesse: die wache der m., W— B
Ex. 14,24; Hier. 208,18.
uieuser (müs-är, müseere) swm. vom Mäusefang lebender, gering-
wertiger Falke: den meuszaer einen falken nennet der tore,
Ack.'47, 1.
meutere!* stf. Aufruhr: vil m. und ansleg üben, Eger. Chr.
1194.
meut-inacher* stm. Aufrührer, Unruhstifter: von wegen der
m., Eger. Chr. 352. da wahren die in. und aufrurer was linder
worden, 353.
niesen stv. II: 1. ab-, ausmessen. 2. mit Schritten m. = gehen.
3. m. bei zauberischem Heilverfahren, Sympathiekuren. 4. zuteilen,
geben. 5. erzählen. 6. vergleichen, gleichstellen. 7. betrachten, über-
legen, messend prüfen. Bergm. : Nach Verleihung eines neugefundenen
Gangs (Neufangs), so sol man messen auf peide Seiten seiner silber-
gruben ein ganezes lehen, das er mit sulcher vorgäbe andere an-
prenge czu der arbeit. Und in denselben czwein lehen sol nimand
anders an seine vorhenknusse turren arbeiten, es sei denn hoffnunge
von fremden gengen, Const. II 1, 8. Und die zum 2., 3. oder 4. male
und also furpas genge emphahen, den sol man in igleichem teil der
silbergruben nur ein halb lehen (also im ganzen 1. Lehen) messen
mit vorgenannten underscheidungen, II 1, 9. Wer ainen newen perk
vindt, dem sal man messen siben lehen uff paide Seiten (unklar für
3l 1-2 nach jeder von beiden Seiten) dem berru kunige ain lehen auf
paide Seiten und ain purgeriehen [die 2 Herrenlehen fehlen hier,
weil an Bergwerke auf Königsgrund gedacht wird), Igl. Bgr. U — A
3, 3. Unde misset ikwederhalben der funtgruben virdehalp lehen,
donoch an iczlicher siten ein konigeslehen und dornoch ein burger-
leben unde eine herrenlehen, DIR 113, 6. mag sich dise masse
nicht irgehen vor andir berg massen, so misset man dise lehen alle
an einer siten noch einandir, 1 13, 7. Man sol auch messen einem
iczleichen perge vierdhalb lehen an iczleichem teile, an czu
beben mitten in dem wirbel des rumpaumes. Darnoch sol man
uns messen ein lehen gleicherweis und ein purgeriehen u.
ein herrenlehen. Mag aber di mase nicht gereichen durch die
nehekeit eines andern gemessen perges auf beide Seiten, als vor
geredet ist, so sol man auf eine seifen alle 7 lehen mitsampt kunigs-
lehen, purgeriehen und herrenlehen mit allen seinen rechten peide
504 mez,z,er — michel-lichen
in hangendem und ligendem messen, Const. II 2, 4; vgl. auch U — A
§ 13. Unde wo ain berg oder Stollen funden wirt oder ausgearbeitet
wirt, da scbol man inne haben auff das hangende vierdhalb lehen
iiud auff das ligende ain leben, di höe und di teuffe in gleicher
masse, Igl. Bgr. U — A § 2. — Die vinder des pergis schullen den
geben, di da gemessen haben den perg, siben Schillinge der kurczen,
U — A § 4. Vgl. bergmessen, uberscbar und bringen under sich, sin
leben er in herzen maz, und bedächte sine not umb ietweder Isöt,
Trist. 116. der den anger niaz,, 2094. ja vorchte ich alleine daz,
als uns der wissage maz,, Alex. 2862. unser! reise wir dar mez,z,en
(richten), da vil arger tiere hänt allenthalben die laut, 21352. den
tot er im nigez,e, ob er nicht der ax vergse^e (würde ihm den Todes-
streich gegeben haben, wenn — ). 25157. darum er uf sinen bruder
mist (ging gegen ihn vor), Dal. 116, 7 (52, 3).
nieder st?n. der etwas ausmißt: bergm. = Bergmesser, s. auch
marscheider: so sol man den messern geben 12 grosse pfennige, di
do gelten ein vierdung geAvonliches silbers, die man vor diser unser
muncze in gegeben hat, als in dem alden perkrechte gesaczet was,
Const. II 2. 1-1. den messern (eines bergs) gebit man sebin Schillinge
der kurczen, D I R I 13, 6.
niederer stn. Messerschmied: Die herren im rate — haben
den messerern alhie czu Olomuncz vorhangen und vorliben zu weren,
das nimand über ire arbeit fremde messer alhie veil sal haben
weder vorkauffen, Olm. Stb. 119.
inez,^er-rucken (inez,z,er-rucken bei L. nur vericiesen auf Grimm
Wb. 3. 197) stn. Messer ziehen, rücken: er wart beschuldigt umb
m. und umb ein volleist, Eg. B. der Gebr. S. 219.
mezig Adj. angemessen, passend: der name dir wol m. ist,
Trist. 5330.
Hiesigen (niaezlgen) 1. abmessen, ermessen, veranschlagen.
2. maßigen: 2. Mein suz,er gesank (melos meum), meszig mich
(tempera me), Sol. 4, 21.
mez,-Iich (mse^-lich) Adj. 1. von mäßiger Größe, gering.
2. gemäßigt: in vrolichem und meslichem weine (in iucundo et
moderato vino), W — B Sirach 32, 8.
inez,-riite (mez,-ruote) f. perüca, Meßrute: s. meile.
michel Adj. groß, viel, michels adv. Gen. vor Komporativcn:
michels (weit) bessir wer gewesen. W — B Ex. 14, 13. michelsmer
ist, das her das gemitet hat umme lone an sein arbeit, Ex. 22, 15.
michels mer niusz sich der freuen, Sol. 101, 29. Jhesus rief mit
einer micheln stimme, T— B Matth. 24,46. 27, 50; Mark. 1, 26.
michelen stvv. 1. groß machen: die Phariseer michelent die
säume, T— B Matth. 23, 5. — 2. preisen : der nam des herrn wart
gemichelter. Btb. 19, 16.
niichel-licli* stf. ? Preis, Lob: dem sei wunniclich und uneh-
lich (groszmächtigkeit. XL Bibel (T— B) Judas 2, 25.
inieliel-liciien siev. groß machen; preisen: 2. sie miebelichten
Got der Israel, T— B Matth. 15, 31; Luk. 7, 16; Botenb. 10, 46.
michelichent Got, Luk. 17, 15. 18, 43. mein sei michelicht den
herrn. 1,46. er m. got, 5,25. o herr, wer michellicht nit dein
mieten — minne 505
nanien, Offenb. 15, 4. die er hat gerechthaftigt, dise hat er auch
genrichelicht, Römer 8, 30.
mieten siuv. 1. belohnen, begaben, beschenken. 2. gegen Lohn
dingen. 3. mieten gegen Zins. 4. bestechen, erkaufen: Wir sullen
sie (die man) so ze fröudeu mieten, W. v. W. 1227. der gemiete
knecht, W— B166b.
miet-bank* stf. gemietete bröt-bauk, Traut. Chr. 141.
miet-ling stm. Mietling: prelatu, die nicht hirten, sunder m. sein,
Hier. 27, 15 u. 16. gleicherweis als ein m. seines werkes und seiner
arbeit beitet, also beite ich dein, 75, 12. in dem jare des mietlings
(mercenarii), W— B Js. 21, 16. als ein mitling und als ein pouman
sol her dir sein, Lev. 25, 40; Job. 7,2. wie manige mietliug (Lohn-
knechte), T— B Luk. 15, 17. wan tu mir als einem von deinen miet-
lingen, 15, 19. der m. fleucht, wann er ist ein m., Job. 10, 13.
milbe (milwe) swf. Milbe: do in (den schätz) noch der roste
noch di milben verwüsten, T — B Matth. 6, 20 ; Luk. 12, 33. eure
gewant sint verwust von den milben (schaben, XI. Bibel), Jak. 5, 2.
milde, inilte Adj. 1. freundlich, liebreich, gütig. 2. geduldig.
3. barmherzig. 4. wohltätig, freigebig. 5. reichlich, ausgiebig: strites
milde = unermüdlich im Kampfe, Alex 14079. 15223. er was gar
m. seines gutes, Böhm. Chr. 31.
mildec-lich (miltec-liche, -en) Adv. anf freundl, sanftmütige,
gnädige Weise: di recht und gnaden, di si (Waczlab u. Ottokar) der
stat czu der Igla m. getan haben, Igl. Bgr. U — A Einl.
inilde-keit, mildikeit (miltec-heit) stf. Freundlichkeit, Güte,
Gnade, Barmherzigkeit: got hat aufgetan die hant seiner m., Hier.
18, 23. unser m. = munificentia nostra, Const. I 8, 2. Und alsotane
m. (liberalitas) di sol in (den nemer) weichen und reiczen zu ge-
nemen dinsten dem geber, III 7, 1. unser angeborne m. (pietas),
I 7, 23. der wären liebe miltikeit, Legende 354. in aller m. (gütig-
keit, XL Bibel), T — B I. Tim. 2, 2. der sich derbarmt in der m.,
Römer 12, 8.
mile s. nieile.
mille* smiv. Unkraut im Getreide: der feint — uberseet den
millen (raten, XL Bibel) inmiczt des weiczen, T — B Matth. 13, 25.
do erschinen ouch die millen (nullen?), — wovon hat er (der acker)
den millen (nullen?), 13, 26 — 30. die millen daz, sint die schalk-
haftigen sune, 13, 38.
inil-tau (mil-tou, -wes) sin. Meltau: miltawes, windes — esse-
meister, Ack. 57, 1; Traut. Chr. 298.
niilwe swf. Milbe, tinea: ein gewant, das do gessen wirt von
milwen. W — B Job. 13, 28. heuser, die do haben ein irdische grunt-
veste, werden vorczeret als von den milwen, Job. 4, 19.
minder s. minner.
ininisterium* (tat. Fremdwort) stm. (= Stadt-) Leitung: weil
einem ehrwürdigen ministerio alhie unser christl. iürnemen nicht
entgegen — ist, Igl. Ms. 9.
minne stf. 1. Andenken, Erinnerung. 2. Abschiedstrunk.
3. Gabe als Andenken. 4. Liebe, Zuneigung, Wohlwollen. 5. ge-
fälliges Aussehen. 6. gütl. Beüegung usw.: es sei dann die tat mit
rechte, fruntschaft oder minne abegetan, Buch d. Gebr. S. 247. die
506 minnec-lick — minne-tot
wip darumbe hazzen ininen lip, daz, ich in minne uude man mit
dirre vart enpfremdet hän, Alex. 4433.
minnec-lich s. minnig-lieh.
ininne-dieb stm. verstohlener Liebhaber, Trist. 5658.
minne-geld stn. Liebesbelohnung : mit süe^em minnegelde waz,
ez, (daz, velt) etswä beströut, Alex. "6868- nü ist minnengeltes Ion
vil gar an in verterbet, Alex. 13538. dö sie (Ruth) nam minnengelt
von Booz, von Raap, 11488.
minne-gernde part. Adj. Liebe begehrend: der m. Lifrenis,
Trist. 5977.
minnene-lieh Adj. Liebenswürdig: dirre maget m., Trist. 956.
daz, m. wip, 3631.
uiinnen-töt* Adj. des Geliebten beraubt (?) die minnentote
Isöten, Trist. 6603. dem minnetoten wibe, 6577.
niinnen-veige* Adj. zu unglücklicher Liebe bestimmt: die m.
künegin (= die wiz,gehande Isöt ), Trist. 6535.
minner (Komp. zu min, Nebenf. minre, minder kleiner, geringer
an der Zahl, an Wert. Macht, subst. n. = weniger: der miner zael
Jahreszahl ohne Angabe des Jahrhunderts, Elbog. Chr. 35, 6. 27.
58, 35. s. auch wenig, noch gots geburt der minner czal in dem
55 jare = 1455, Stb. v. Brüx X. 310. m. bruder = Minorit: Es sei
pfarrer, es sei minnerbruder, es sei prediger, die erbe und eigen
haben, czins oder czinsgelt, die sollen es verkauften im jare und im
tage, Igl. Str. I S. 371. m. b., Eger. Chr. 1125. 1167. m. orden
= Minoritenorden, N. 1167. Jacobi des myndern (des Jüngeren),
T — B Mark. 15, 40. uf sandt Enderes tag des heiligen zwelfpoten
anno 73 jare der mynderen zal (= 1473), Eger. Chr. 1154. Superl.
s. minst.
niinner* stm. Liebender, Liebhaber: mit minne ir bi wonde ein
m. hoch unde wert. W. v. W. 2143. ir werlde minner, Trist. 6847.
minnerin stf. Liebhaberin, Liebende: die schäm ist der reine-
keit ein m., Alex. Anh. 1526.
ininnern, minre n sicv. 1. tr. kleiner, geringer machen, ver-
ringern, schmälern. 2.refl. und intr. kleiner werden, sich verringern,
abnehmen: der mensch ist nicht geminnert miuner von den engein,
sunder hoher (Non homo minor paulo minus est ab angelis), Sol.
21, 22. geminnert wurden die wasser, W — B Gen. 8, 1 u. 13. sie
begonden sich minuern (minui) , Gen. 8, 3. üf welchen der stein
vellt, den minnert (zerknirscht, XI. Bibel, zerdrückt) er, T — B Luk.
20, 18. die zwelf minnern i'„ kleinen") propheten, Alex. 11782.
minnemusse (-nisse) stfn. Verminderung: äne der gewerken
schad und m. (detrimento aut periculo), Const. I 7, 9. so loset er
sein teil an alle m. (sine diminutione aliqna) 1 12, 2.
minnerunge stf. Verminderung, Einbuße: des rechten m. —
das ist volliclich do vor begriffen von den, die nicht gebrauchen
irer silbergruben. Const. III 9, 3. daz, du auch vergütest di jüngsten
m. (den jüngsten phening, XL Bibel, = die kleinste Kleinigkeit),
T— B Luk. 12. 59.
minne-tockel stn. Liebespüppchen: ez, truoc daz, m. goltvarwe
reide lockel. Alex. 23921.
minne-tot* Adj. s. minnen-töt.
minne-trank — niisse-bärung 507
minne-trank stm. Liebestrank, Trist. 297. 3005.
minne-wund Adj. liebeskrank: der m. degen vruot, Trist. 2801.
minnig-lich Adj. lieblich, schön, entzückend: ir niinnecliche
minne, Trist. 2355.
minnig-liche, -eu Adv. lieblich, freundlich: sie versuonten sich
mit rede harte minneclich. Trist. 1108. das; hundelin was gar m.
gepflogen, 3973. 1975. 2562. sie gar minnenclich ez, im erbot, 3686.
716. 737. 751.
niinst, niinnest Sup. zu min = kleinst geringst: ewer minster
bruder (parvulus), W— B Gen. 43, 29.
ininz-, e swstf. Minze (Pflanze): die minczen, T — B Luk.
11, 42.
miriken-, mirken-baum * (= mirr, -e swm. mirre stf.) Myrrhe :
ein pitter m. (quasi rnyricae), W — B Jer. 17, 6.
mischnng stf. Mischung: in die m. weltlicher schänden hastu
nit geluget, Ack. 13, 10.
misel stmn. Aussatz, Lepra: ein man was vol der misel (des
aussatzes, XL Bibel), T— B Luk. 5, 12.
iniselig* Adj. aussätzig: manige miselige, T — B Luk. 4, 27.
zehn man m. , 17, 12. di misslig (miseligen) werden gereinigt,
Matth. 10, 2. 11, 5; Luk. 7, 22. ein misliger, Mark. 1, 40; Matth. 8, 2.
inisel-sucht stf. Aussatz: zuhant schid sich die m. von in.
T— B Mark. 1, 42.
niisel-süchtig Adj. aussätzig: der miselsüchtigen vil, Le-
gende 565.
misse-Mren swv. 1. sich ungebärdig benehmen. 2. sich ver-
stellen,* sich stellen*: 2. do er missebarte, do ergriffen sie in bei
der haut (dissimulante illo), W— B Gen. 19, 16. Jener vorwar misse-
barte sich czu hören (dissimulabat audire), Könige I 10, 27. Jene
dorumme, do sie eingienk und missebarte, als sie es nicht enwere,
das sie was, Kön. III 14, 5. Habe ich nicht missebaret? (Nonne dis-
simulari?), Job. 3, 26. — 1. missepart der vater gein dem sun mit
den vorgeschrieben drin sacken — so verleust er sein recht, Brunn.
Str. II 227. an allen sulchen Sachen wirt missepart nicht allain
kegen genem, der do übel wirt gehandelt, sunder auch kegen dem
gericht und kegen des kuniges und des landes vrid, Igl. Str. 115.
der scheppe, der also mispart hat vor gerichte (nämlich eine Jüdin
in grober Weise beschimpft hat), das der bestanden ist mit dem
höchsten vrevil, das ist dem richter 60 Schillingen hallern und idem
scheppen mit 30 Schillingen und das seint der kurczen, 273. wie
her do missepart hat, 265 S. 169. wenn wir allvveg gehorsam ge-
leist und nicht misgepart haben, Olm. Stb. 132 S. 101. das wir do
mit wein kaufen und schenken) , nicht m. , 132 S. 104. wenn sie
(die Silber atis dem Lande ausführen ließen) gemispart netten wider
die gemeinde, Igl. Rspr. XL
niisse-bärung* stf. übles, nicht gebührendes Benehmen, Igl.
Str. 190 b. der rat hat di sach und di m. czum pesten gekart und
vorgeben, Igl. Stb. II 107 b; 11107 a. ein jeder meister, der wider
sein ere und guten leumunt ein müssparung thet, sol aus der czcch
abgeteilt werden, Y 177 a.
508 misse-bieten — misse-tät
misse-bieten stv. III mit Dat. der Pers. : einem etwas Un-
glimpfliches zufügen, ihn beleidigen: mangen wis man inisseböt in
nnd liten spsehen spot, W. v. W. 1026.
misse-, mis-brauch* stm. Handlung gegen den guten Brauch,
unerlaubte Handlung: jeder meister, der wider sein ere und sein
gut leumunt ein mispraucb thut, sol vom bantwerk abgeteilt werden,
Igl. Stb. V220d.
inisse-gän, -gen red. stv. V. übel ausgehen, mißlingen: volge
guotem rate, so missegät dir späte, Alex. 27912.
misse-glaube * swm. Mißtrauen, Argwohn: nacbpern, die uns
dordurcb in misseglouben nemen mochten, Stb. Brüx N. 379.
misse-hagen szcv. nicht gefallen, unerfreulich sein: Ist das dir
das inissehagit, das icb czibe, so kere ich wider, W — B Num. 22, 34.
die erde, die euch bat missebaget, Num. 14, 31. ist das sie m. den
ougen ires berren, Ex. 21, 8. ist aber, das dir missehaget mit
mir czu kumen gegen Babilon, so bleibe albie, Jer. 40, 4. ist das
sie in. den ougen ires berren, Ex. 21, 8. missebagte die rede in
seinen (Sauls) ougen , I. Kön. 18, 8. Was eins bebagt ist, das sol
furpas nicbt m., Const. IV 4, 10; III 5, 2; ferner IV 17, 4. das cbain
lugen oder m. ist an sunde, Job. v. Igl. 8. Geb.
misse-hagung stf. Unannehmlichkeit, Mißfallen: dieselbe sacbe
uns so vil grosser in. bat bracht, Elbog. Chr. 155, 29.
inisse-he'I (-lies) stm. Mißhdligkeit, Streit: krig, czwitracht,
mishel, Budw. Urkdb. N. 354.
misse-hellimge stf. Streit: welche forderung und ansprucb
— bisher czu m. und wider wertikeit gestanden sint, Stb. Brüx
X. 349. m. wart gemacht under der geselsehaft um in, T— B Joh.
7, 43. 9, 16. 10, 19. ein michel m. wart gemacht zwischen den
Phariseern und den verlaitern, Botenb. 23, 7. m. (zwitracht, XI. Bibel)
wart gemacht unter in. 15, 39. daz, du lerst di m. oder di schaidung
von Moyses sagent, daz, si nit solten besneiden ir sun, 21, 21. di
da macbent di m. (zwitracht, XI. Bibel) und di ergrung an di lere,
di ir habt gelert. Bömer 16, 17. m. irtum, Galater 5, 20.
misse-kennen* swv. nicht verstehen, nicht icissen: si miskanten
daz, wort und ez, was verborgen vor in, T — B Luk. 9, 45. si mis-
kanten, was sie im antwert, Mark. 14, 40. ich misken di dink, di
mir sein künftig in ir (Jerusalem), Btb. 20, 22. di miskanten disen
Jhesus, 13, 27. in der stunt, di er misskent (nicht kennt), Matth.
24, 51. daz, ir miskenent (unwissend, XI. Bibel) anpett, dicz der-
kund ich euch, Btb. 17, 23. ob etlicher miskent, der wirt miskent,
I. Korinther 14, 38.
misse-, niis-keiumng* stf. Umcissenheit: daz, ir dicz habt getan
durch m., T — B Botenb. 3, 17; Juden 9, 7; I. Korinther 15, 34; Ephes.
4, 18. den ersten begirden zur m., I. Peter 1, 14.
misse -lieh, niis-lich Adj. 1. verschiedenartig, mannigfach.
2- wankelmütig. 3. ungewiß, zweifelhaft: diu uuminne mit mislicben
gedanken ein hohes lop tut kranken, W. v. W. 822.
misse-tät stf. Vergehen, Fehltritt. Missetat, Frevel, iniquitas:
si tragen ire m., W — B Lev. 20, 19. in iren misseteten, Lev. 21.
misse-tsetlich — mit-ewig 509
misse- tätlich* Adv. in frevelhafter Weise: darum offnitiu si
(die Geißler) ir heilkeit misstetlich, daz. schied sie von dem himil-
rich, Dal. 200, 34 (90, 60).
misse-treten stv. 1 1. 1. fehltreten, abirren. 2. m. Dat. d.
Person = fehlschlagen: so das du von der warheit missetretist (ut
devies), W— B Ex.' 23, 2.
misse- val stm. Mißfallen: czu schaden ader missefal, Eger.
Chr. 1127 S. 305.
misse- vallunge* stf. Mißfallen: di czimerleute sullen alle m.
(displicentia) den bergmeistern rügen, Const. I 11, 4. alle m. des
gepirges, ebenda.
misse-varn stv. IV. 1. einen falschen Weg einschlagen, sich
irren, verirren. 2. unrecht verfahren. 3. uwpersönl. übel ergehen:
Wer in so vil dingen m. überwunden ist (deliquisse), werde vor-
pusset, Const. IV 11, 7. het ich miszgefaren gen gott, Ack. 20, 17.
daz, ich also missevar, Alex. 23918.
misse -wachsung (misse -wahs) stf. Mißwachs: miswaxung.
Traut. Chr. 298.
misse-wendc stf. unrechte Wendung, Abweisung vom Bessern
zum Schlechtem, Makel, Schande: sie was vor m. tri, Alex. 3845.
8770. 10573. ir zuht ie m. vlöch, 13445. 5339. hilf mir, daz, ichz.
volende äne m., 18912. er brähte menlich triuwe an sin ende an
alle in., 17046. daz, sin süez,e reine art von m. ist bewart, 3442.
misse-wenung* (von wsenen sivv. glauben, meinen): stf. Miß-
deutung: das ding, das von vil bewert wirt, das bedorff nicht m.,
Const. 18,3; Hs. E.
misse- wille* swm. Verdruß: welchs uns nicht zu kleinen miss-
willen begegnet, Eg. Chr. 1180.
misse-zemen stv. 12 übel anstehen: es misseczimpt der naturen.
das sich sotaue personen (freunde u. magen bis auf das 5. gesippe,
gevattern, fettern und gotel durch das „vorsprechen" (Verteidigung bei
Gericht) under einander czweien, Const. IV 4, 10. so missezimt daz,
lihte dir daz, du mit gewalt so verst, Alex. 22302.
mist stmn. Kot, Dünger, W— B N. 19, 5. mit miste, Lev. 4, 11.
mist-ab-raum * stm.? Mistablagerung: Do leit auch czwischeu
uns und in pauholcz, steine, m. Olm. m., Stb. 132 S. 102.
mit-alle (mit alle = Instrumental v. al) Adv. gänzlich, ganz
und gar: von Isöten ich wil mich mit alle ziehen, Trist. 213.
mit-brauclmng (mite-brückunge) stf. Mitbenutzung, Begleit-
erscheinung: doners — regens — , windes und aller irer in. esse-
meister (Verfertiger) , Ack. 57, 2.
mit-burger stm. Mitbürger: Welcher leidigt oder schaden zu-
füret welchem seiner m., als her het getan, also geschehe im, W — B
Lev. 24, 19 ; Elbog. Chr. 67, 34. 83, 45.
mit-Imrgerin* stf. Mitbürgerin, Igl. Rspr. V.
mit-erwirdigen* swm. mitpreisen, congloriari: in einer dri-
valtikeit wesen uberwesleichen wirdestu mitgeerwirdigt und gereicht
(congloriaris et conregnas), Sol. 87, 11.
mit-ewig (mite-ewic) Adj. gleich ewig, coaeternus: Drei mit-
gleich und mitewigen personen, ein warer got vater, sun und heiliger
geist, Sol. 102, 11. in mitewigen personen, 84, 1. mitewigen sun
510 niit-genosse — mittag- wind
— dem vater und dem hl. geist, 84, 14. der hl. geist — mitunder-
stendig und m. ist dem vater u. dem sun, 86, 16. deinen m. sun,
100, 35.
mit-genosse (mite-geno^e, nur Rcsp. 1, 183 — a. 1410) swm. Mit-
genosse, so werden (selten jedoch) die schepfen (Schöffen) — der Bat
von Böhm.-Kamnitz genannt, Linke S. 299. eines meisters m., der
in die zech angenomen, Traut. Chr. 142.
mit-geselle swm. Mitgeselle, Gefährte: allen seinen mitgesellen
(contribulibns suis), W — B Könige I 20, 6.
mit-gesworn pari. Adj. Eidgenosse, Genosse im Schöffen-,
Batkollegium, Igl. Bgr. 83, 1.
init-geverte* swm. Begleiter: er karte wider czu dem manne
gotis mit allen seinen mitgeverten (cum universo comitatu suo),
W — B Könige IV 5, 15. er czoch ouf habende Debboram zu mit-
geferten (in commitatu suo), Richter I 4, 10.
nüt-gewerke swm. Mitbesitzer eines Bergicerks, concolonus,
Const. 1 15, 4.
mit-gleich (inite-gelich. mir Brev. 276 a und ö) Adj. coaequalis:
dem du (hl. geist) m. bist, Sol. 87, 9. Drei m. und mitewigeu per-
sonen — , 102, 11. 83, 37.
mit-helfer stm. Helfer, Beistand: dorin er beschuldigt den
Schönthun und ire in., Igl. Stb. V 153a.
mit-kengen* swr. zustimmen, einverstanden dafür sein, annuere:
Aber die newen leute — haben einen andern sinn begriffen und
mithengen, das ein iczlich leben sol ausgepawet werden mit seiner
eigen silbergruben und mit so vil ortern, als vil do werden mugen
an schaden der gewerken, Const. III 1, 10. ader man vorwenet sich,
das si in mitgehengten (aliquin eis consentire viderentur), IV 20, 19.
mit-herre* swm. Amtsqenosse, seltene Bezeichnung für Schöffen
= Stadtrat in Böhm -Kamnitz, Linke S. 299.
mit-leidunge (mite-lidunge) stf. Mitleid, gemeinsames Leid : sie
müszen losung geben und m. haben als ander mitburger = haben
dieselben Pflichten, Eg. Str. C 76. alle leute hatten m. dem ersamen
vater, Hier. 211, 29. m. hett mein sele mit dem armen (compatie-
batur), W - B Job. 30, 25.
init(e)-sam Adj. gesellig, freundlich: Tristan was geminne
und m., Trist. 1228.
mit-sainkeit (mite-samec-heit, von mite-sam gesellig, freundlich)
stf. Freundlichkeit, Leutseligkeit: aus gleicher m. kumpt gerne
vorsmehunge der wirdikeit (Autorität), Const. I 2, 3.
mit-samk-lich* {vgl. mhd. mitesam Adj.) Adv. leutselig, freund-
lich : sich m. — erbieten = facilem se praebere, Const. I 6, 3.
mit-scheppe (mite-scheffe) swm. Mitschöffe, Igl. Str. (64) S. 331.
mittag (mittac, mittach, -e, zusammengesetzt mit dem Adj.
mitte = in der Mitte, mittler) stm. in dem teile des mittages =
in meridianam plagam, W— B Num. 12, 18. und recht als ein
mittages schein (heiterer als der Mittag) wirt er dir ersten an dem
abende, Job. 11, 17. an das teil des mittages (in parte australi),
Ex. 40, 22. des mittages teil (pars meridiana), Num. 34, 3.
mittag-wind* stm. Südtvind, T— B Botenb. 28, 13.
mitte — mitter-mezig 511
mitte Adj. in der Mitte, mittler bei Zeitbestimmungen: biz, üf
den mitten morgen tac, Alex. 12698. da mittenaht ir zit vertreip,
kämen sie üf Erbelas, 14322. gein mitternacht, Trist. 5923. Schretel
272. es ist wol mitter tac, Alex. 12 710. nmb einen mitten tac,
2033. uff iczliche mitfasten (= Mittfasten, Sonntag Lätare), von
der nechsten mitfasten über ein jar anzuheben, Igl. Stb. III A 99b.
die nachstknnftig mitterfasten , III 323 d. zn mittervasten , Igl.
Espr. V. zu Breslab im jarmarkt zu mittervaste, Igl. Espr. V S. 51.
bis czu mittem tage, W— B Num. 34, 4. Amalech wonet in mitten
tage (südlich von) der Echeer und der Jebuseer, Num. 13,30. die
do wonen gegen mittem tage, Num. 10,6. üf mittemtac, W. v. W.
7386.
niit-teder* stm. Mitschuldiger , Mitbeteiligter an einer körperl.
Verletzung: Eg. Achtb. II 208.
mittel Adj. in der Mitte liegend, (befindlich): mitler zeit (Adv.)
indessen, Eg. Chr. 1173. 1174. mittel glocke (die Glocke von mittlerer
Größe), Traut. Chr. 210. 211. 212. s. auch mittel-stück.
mittel stn. (von Adj. in der Mitte, mittler so bei Zeitbe-
stimmungen) Mitte, Mittelding, Vermittlung, was hindernd dazwischen
liegt: mit czwaien ewern gesworen aus ewerin mittel uns czuge-
schickt, Igl. Bgr. N. 92, 1. recht tun und nemen vom mittel des
rumpaumes, Igl. Stb. V 12 b c. das mittel des rumpaumes nider sich
bringen (die Mitte des Schachtes in die Tiefe projizieren zum Zweck
des Bergmessens), Igl. Espr. I.
mittel stf. die Mitte: zwischen Scilla und Caribdis — in der
mittel faren, Sol. 98, 8.
mittel- becke* sivm. wohl = Schioarzbäcker kleinerer Brot-
laibe: mitlpekhen haben prot muesen pachen umb 1, 2, 3 oder 4 den.,
und so si phfenbart (Pfenningsware) haben verkaufft als denn das
traidt gölten hat, so haben in die seczmaister das untersagt, das sie
ein phfenwart haben muesen geben wie denn das traidt gölten hat,
Chlum. IX, 4.
mitteler stm. 1. der in der Mitte ist. 2. Mittelfinger. 3. Mittler
zwischen Gott und Menschheit = Heiland: 3. ain Got ist ein m.
Gotes und der manne, T — B I. Tirnoth. 2, 5. Jhesus, dem m. des
neuen geczeugs (Testamentes), T — B Juden 12,24; Galater 3, 20.
mittein swv. 1. in die Mitte stellen. 2. vermitteln, beilegen,
schlichten: die haben die sach cz wischen in gemittelt und geainet,
Igl. Stb. V 43 d. IV 209a. — 3. die Mitte erreichen: do der messtag
(Festtag) iczunt mittelt, T— B Joh. 7, 14.
mittel-stück stn. Mittelstück, Rumpf: daz, m. (bei den selt-
samen Gebirgsbewohnern) kurz erschein, Alex. 15 159.
mittel-urteil stn. Entscheidung irgend einer Nebensache während
des Prozesses im Gegensatz zum „endehaften urteil" (Endurteil):
mit m. und czwischenrede (per interlocutoriam aut alias vias),
Const. IV 20, 2.
mittel -veldimge* stf. intercolumnia: Und die m. czwischen
den seulen was gevirt und nicht sinewelle , W — B Könige III 7, 31.
mitter -me^ig (mittel -msezic) Adj. von mittlerer Größe, m.
Wert : Es sein auch ander m. leute als : steiger, messer, czimmerleut
512 initter-nacht — niolde
und hutleute. die auch darinne gesworn leute heisseu, das si nucze
ding tun sullen und unnuczes lassen — . Const. 1 1, 2.
initter-nacht stf. 1. Mitternacht. 2. Norden: Dornach an der
mitternachte teil von dem grosen mer heben sich seine czil und
kumen bis czu dem höchsten perge (ad septeratrionalem plagam),
W— B Num. 34,7. s. auch mitte Adj.
mitte -raste stswf. (mittin vaste, mittervasten) Mittfasten,
Sonntag Laetare: am donerstage nach mitvasten (6. Apr. 1413).
Eg. Ac'htb. U59: Eg. Chr. 1093; Traut. Chr. 250. auf mitfasten.
Elbog. Chr. 91, 16. 92, 14. s. auch mitte Adj.
mittwoche, mittboche, initwoche. mittiche (mitte- woche)
swstf. stostm. Mittwoch: 1. f. an der nechsten mittwoch, Mind. d.
Egerl. 44. an einer mittwochen, Const. II 3, 13. geschriben an der
mitwoch vor dem obristen, Igl. Rspr. III. an der m., Traut. Chr. 90.
di m.. 98. alle mittwochen u. freitage, 176. an mittichen, Eg.
Chr. 1134. 2.: m. an dem mitwochen, Eg. Str. M. U 2. am mittwochen,
Eg. Achtb. II 52 u. 57. am Mittichen, Olm. Stb. 99 a. am mittbochen,
Aussig. Urkdb. N. 137. des mittwochens, N. 140.
mit- under -stendig* Adj. wesensgleich, consubstantialis : gott
und deinen eingebornen sun. dir mitunderstendigen und mitewigen,
Sol. 100, 34. dem (Jesus Christus) du (hl. Geist) m. uud mitewig
u. mitgleich bist, 87,8. der hl. geist von in beiden besampt ent-
spreusset und m. und mitewig ist dem vater u. dem sun, 86, 16. in
m. personen, 84, 1 u. 12.
mit- raren* stv. 14 mit Dat. der Person = jemandem be-
gleiten, ihm eigen sein: ja was es ie reht, daz, der site allen fürsten
fuor mite. W. v. W. 558.
mit-volger stau. Anhänger, Begleiter: in und iren mitvolgern.
W— B Jer. 40, 9.
niit-wirk-niisse stf.n.? Mitwirkung: Von Maria der junkfrawen
mit des hl. geists m. enpfangen, Sol. 84.21.
init-vvist* stf. ? Beiwohnung , Beischlaf: die süez,e muoter —
die äne mannes mitewist eines sunes genas, die vor und sit doch
maget was, Alex. 11768.
mit-wonen sinn, mit Dat. d. Fers, mit jem. verbunden, ihm
eigen sein verweilen: so wonet ein site allen werden liuten mite.
daz. — . W. v. W. 5790.
niit-woner (niite-woiier, nur aus Beisp. 45, 37, Mühlh. rgs. 49.
51. 59 u. V\~k. H. 11, 43 belegt) stm. der mit einem dieselbe Stadt
oder dasselbe Haus bewohnt, Stb. v. Brüx N. 371. bürger und mitt-
wohner alhie der stat Iglaw. Igl. Ms. 9. Peter Kaie unser mitburger
und Peter Pvlcz unser mitewoner, Igl. Stb. II 102 c. Johannes Klewl
euer m., Igl." Rspr. Y ; Elbog. Chr. 97, 40.
mit-woming* stf. das Zusammenleben, Zusammensein, der
Verkehr: Sie (die tote Gattin) war keusch des leibes, guter und
frolicher m., Ack. 10, 5.
mitzt (mittez,. mitz, -en) Adv. mitten: di engein scheiden di
ubeln von miezt der gerechten, T— B Matth. 13, 49. zwischen miezt
den enden Decapoleos, Mark. 7, 31.
molde, mulde s. inolte.
molken-dieb — morgen-gäbe 513
uiolkeu-dieb stm. Schmettert inq: Im Aiuj. 1579 — sein weisse
molkendibe geflogen komen — gleich als es geschneit het, zu mitage
ist aber ein solcher zug von raolkendiben gesehen worden, Traut.
Chr. 240.
molii-sten s. mül-stein.
molte stswf. molt, -e stm. Staub, Erde, Erdboden: er lac mit
raolden gar bestoubet üf dem plan , Trist. 2086. er het im nä ver-
golten stn vellen üf die molten, Alex. 3603.
ltiolt-worf-haufe* (von molt-werf, -e stswf. das die Erde auf-
werfende Tier, Maidwurf und hüfe swm. Haufen) swm. Maulwurfs-
hügel, Traut. Chr. 196.
inönäts-tag* stm. Tag des Monates: den 23. m. Septenibris,
Eg. Achtb. II 216. den 5. m. Februarij, II 219.
mönde s. mönet.
monet (mänöt s. menet) stn. das monet vorgangen ist. — das
derselbe Sigmund und seine erben sulche pfand ein ganczes monet
unvorruckt halden sollen, Aussig. Urkdb. N. 136. 50 jar und 6 moneid,
Hier. 3, 22. sechs monede , T— B Luk. 4, 25. den 10 dises mondens
kam fewr aus, Traut. Chr. 336 (wie mhd. sonst häufig mände, Mond
mit mänöt, Monat vermischt wird), das gancz monat juuy, den
prochman, Eg. Chr. 1136. ein monet, 1017. Vgl. mände, und menet.
monier* Schmuck?: er bracht 600 hussern (Husaren) mit viel
ander zierden und m.. Traut. Chr. 166.
monstranze swstf. Monstranz: ein ubergulte monstranczen
(Akk.), Igl. Str. 327.
mör, -e stswm. Mohr, Aethioper, Mauritaner: die nioren
(Aethiopes), W— B II. Par. 12, 13. 14, 9—13; Ps 67, 32; Esther 13, 1.
moraz, stnm. Maulbeerwein (aus mlat. moratum, moretum):
met, m. uude win, W. v. W. 1530; Trist. 4802.
mörderei, inerderei (morderie) stf. Mord, Mordtat, Stb.
Brüx 352. Wegen besargung der merderei (aus Furcht, es könnte
ein Mord geschehen), Igl. Str. (68) S. 334.
mörderlich* Adj. zum Mord geeignet: Ich verbitte auch, das
niemand mit mörderlicher währ vor gehegtes ding tretten — soll,
Dreiding v. Pollitz.
mordig Adj. mordgierig, blutdürstig: der under im wol 500 m.
dibe und rauber hett, Hier. 165, 10.
mord-lich s. niort-lich.
mordunge* stf. das Morden: er ledigte sie von der m. der
vorwustenden = de caede vastantium, W — B Richter 2, 18. Und
alle in der m. werdet ir vallen, Ji. 65, 12.
morgen stm. 1. Morgen, Vormittag. 2. Ackermaß, Jauchart,
eigentl. soviel Land als man an einem Vormittag mit einem Gespann
umpflügen kann: 2. in einem halben m. ackers, den ein par ochsen
czu eren gewont hat, W— B Könige I 14,14.
morgen-bröt stn. Frühstück, Böhm. Chr. 5.
morgen- gäbe stf. 1. Geschenk des Mannes an seine Frau am
Morgen nach dem Beilager. 2. auch der Frau an den Mann.
3. Mitgift, Vermögen der Frau und Vorausgabe, Abfindung der Kinder:
1. der knnic bedarf nicht morgengabe (sponsalia), W— B Könige I
18, 25. Die Mutter des Bräutigams gelobte czu rechter m. derselben
Jelinok, Wörterbuch. 33
514 morgen-gäbe
junkvrowen, die hier vorgenant ist. und kern Petir irem vater an
ire stat 200 schock gross prager pfenninge der silbereinen des
kuuges muncze. — Petir nimmt dann 2 Schöffen und mahnt sie um
die 200 Schock „das rechte m. ist", Igl. Str. 263 S. 159. Were aber
sache. das ein man abginge von todes wegen und seinem weip kein
m. nicht vormacht und vorschriben bette in der statbuch, so soll
der frawen aus allen ires mannes gutern, varenden und unvarenden,
die er hinder im gelossen hette, ein recht dritteil folgen, Stb. Brüx
N. 157. Über m. in Böhm.-Kamnitz, Linke S. 307 und zwar: Urk.
1389, Stb. I N. 23 gibt Walther Mocz seiner Schnur 1/4 seines Gutes.
Gewöhnlich gibt der Mann seiner Frau die Morgengabe, so Urkd.
N. 44 (9 Seh. Gr.), X. 163 (6), N. 162 (5); vgl. Gaupp S. 277, nach
N. 44 und 163 fällt die m. nach dem Tode der Frau nieder an den
Mann und seine Erben zurück, die Frau besitzt bei ihren Lebzeiten
das Nutzungsrecht. Di m., die mein vater meinem weihe und mir
gelobet hat, das ich di auf gehaben hau und babe di vortan mit-
sampt meinem weibe u. dorezu wol czwir als vil oder dreistunt als
vil meines vater und meiner gutes, Igl. Str. 267 S. 171. Lulleich
bat seiner hausfrau morgengabt 60 seh. gr. czu rechter m., Igl. Stb.
111206 b. Ein purger czu Kolen (= Kolin) sprach ein andern an
um m. 50 schock und czoch sich des an heiratleut und an scheppen.
— Letzterer will sie nicht zahlen, „weil er der junkvrawen nie
gewaldik worden", Igl. Str. 240 und Brunn. Str. II 186. 187. 3. meret
morgengabe = augete dotem, W — B Gen. 34, 12. Pharao gab sie
(die Stadt Gazer) zu einer m. seiner tochter, der housvrouwen Salo-
mons, Könige III 9, 16. begabt hat mich got mit einer guten m.
(dote), Gen. 30, 20. er gelobt ir (seiner heiratenden Tochter) czu
rechter m. recht erbtail an allem seinem gute als ander seiner kinder
einem, Igl. Str. 248. dem — Hensel Bymer, meinem aidem. dem pin
ich noch schuldik fünf schock seiner m , 247. bestaten — kinder —
mit m., 61. und czu der vrawen wart im 22 schock m. und gelt
gegeben, 269. Do Peter der pawer Mertein seinem sweher um m.
ansprach. Igl Str. 34. = dotalicium filiae, Mitgift, 229. 295. Bei m.
hat das Zeugnis der heiratsleute vor dem der totbettleute den Vor-
zug, 267. so schaff ich — mein tochter katherejm — 200 schok
grossn czu irer rechten inargengab nach dem lantrecht, also das
meine tochter nicht gewalt hab noch muge di selbn 200 schok oder
ir morgengab irem manne oder imant anders — an ires bruders —
willen "und gunst — vorgeben, Igl. Stb. II 129a. Margareta Yinc-
zenezin hat ausgericht und beczalt, XX seh. g. morgengab, 111119 c.
zu der m. die mau im vormalen zu seinem weibe geben und aus-
gericht bat, III A 161b. das er seiner stiefmuter für ir m. ausrichte
60 seh., I34d. Di Verrichtung ezwiseben dem Michel Sinter u. der
frawn Barbara seiner schtiffmuter umb ir m., Igl. Stb. III 198b.
m., III 135a. Stirbet ein man an gescheft (Testament) und let
erben, di er vor seiuein tot mit m. hat von im geschaiden, wellent
di mit den andern erbentail haben, die schullen als vil in di tailung
legen, sam in czu m. ist gegeben, Brunn. Str. II 187. 1. das der
obgenante Stanislaus sein aiden ein solche vorwilligung an der m.
stat getan hot, ap got an im icht thet, das er ee abging, wenn sein
eelich hausfraw Agnet, so mag er esum ersten ous seinem gutt
morgen-gaben — morgen-roete 515
20 mark vorschaffen, wohin ader wem er wil, und dornoch so sal
man sein tochter Anna, die er mit der vorigen hausfrawn Regina
gehabt hat, aus demselben seinem vorlasseuen gute erczihen u. fur-
pas, wen si mundig wurd und czu iaren kweme, zu tisch und zu
pett aussetzen (aussteuern) — und das uberig, es sei haus u. hof u.
ander gut — das sol man in 3 tail tailen, 2 taile seiner eelichen
hausfrauen der Agnes und irer erben und 1 tail der obgenanten
seiner tochter Anna, Ulm. Stb. 151. Wirt ein weip mit rechte von
irem manne gescheiden, si beheldet doch morgengab, di si beczeugen
mag, Prag. Rb. 45. czwen heirezman die mugen zeugen um m. ain
iar und ain tag und nicht lenger — ob — ein man ain m. vor iar
und vor tag bezalet, der schol nemen ein guten quitbrief mit des
selbs sigels, dem man die m. bezalet, Prag. Str. 59. Wold man der
frawen ir m. brechen an bereiten gut, das man ir gelobit zu der
zeit, do man sie zu ee gab, si behaldet is mit rechte vas (= bazj
den er is ienem geloben muge, selbe sibende mit man und mit
vrawen, die do gegenwortic waren, sahen und horten, Prag. Rb. 40.
m., die sie au sulchen gutern hat (ivohl Mitgift), Mind. d. Egerl. 28.
m., leibgedinge, leibczucht u. prautschatcz, Olm. Stb. 141. Ostirich
der herczog (Przemisl Ottokar II.) hat nach dem wib (Margareta)
zcu morgingabe, Dal. 202, 7 (91,60). 202,22 (91). 199,8 (89,139).
211, 10 (94, 54). 2. Was im di vrawe (eine sich wieder verheiratende
Witwe) wold geben czu rechter m., Igl. Str. 229.
morgen-gaben swr. als morgengäbe geben: Eine Frau hat
beim Tode ihres Mannes keinen Anteü an seinem Vermögen, er hab
irs denn morgengabt oder hab sie es zu im bracht, Prag. Rb.
147. -er hat mir dorczu gemorgengabt und gegeben ein volles drittel
(von meinem väterl. Erbteil, das er empfangen hatte), Igl. Str. 332.
Der hannus lenicz morgengabt der benanten Anna {semer Braut)
30 schock groß nach dem Statrechten, do für Hannus Eberl u. Stephan
smid u. entgegen hat gelobt der frantz Muckenpruner zum
morgengab nach seiner tochter, Igl. Stb. III 120 a. die heiratsleut
haben bekant, das der Leb seinem sun morgengadt, VIII. seh. gr.
u. sein halbes haus — u. der Heiuczik morgengabt der egenanten
seiner tochter, III seh. gr.; III A 137b. di heyratleut — haben also
bekant. das Procob morgengabt der kaeza 10 seh. gr. nach unserm stat-
rechten; dafür geloben die vorgenanten frenczl holcz u. Hanns Tockl,
u. kaeza morgengabt dem Procop dy neischbank, III 136 c. das fein
Nicki der Cecilia seiner hausfrawn morgeugabt hat CXX gülden,
III 327b.
morgen-gesprseclie* stn. an bestimmten Tagen morgens statt-
findende Versammhing einer Obrigkeit, z. B. einer Zunft, der Schöffen
(s. morgen-spräche): also sollen sie (die zechmeister der becken)
alle vier wochen ein gemein m. in irem haudtwerck halten, darzu
ein jeder bei gehorsam kumen sol, Traut. Chr. 139. 140.
morgen-lich Adj. 1. auf den Morgen bezüglich. 2. crastiuus,
morgig: an den morgenlichen (= andern) Tag, T — B Botenb. 23, 20;
s. morglich.
morgen-roete stf. Morgenröte: Als das Hecht der m. . so die
sunne oufgeet vru äne wölken leuchtet — , W— B Könige II 23, 4.
Des Hechtes peite sie und sehe des nicht noch des oufg-anges der
33*
516 morgen-spräehe — mort-gift
ersteenden m. (nee ortum surgentis aurorse), Job. 3, 9. des niorgins
in der ersten inorgmrot, Dal. 21, 26 (2,36); Trist. 786.
morg'en-spräche stf. Morgensitzung der Schöffen, colloquium
matutinum, maniloquium, Brünu. Str. II 201. vor dem gericht noch
in der m., Prag. Str. 42. m. = maniloquium, ubi quaevis res gesta
suum robur tenet et obtinet fimiiter. Igl. Str. 308. ein voller rat,
da alle ding und Sachen kraft nemen und behalten, 307, 263. do
es do quam czu der andern m., 263, S. 164. wen her nicht ist gesant
aus der m. und ouch von gerichtes wegen nicht ist gegangen, 263
S. 161. er quam in die m. in einen vollen rat, ebda, der Schreiber
sal mit den scheppen in die m. siezen, I S. 361. Wer sein erb mit
willen vorseezen wil Juden oder cristen, der schal das in einer m.
oder in einem gerichtc vor den scheppen — und nicht heimlich —
tuen, 193. versetzen von erb u. eigen umb gross gelt — soll in
der m. geschehen, I S. 362. wanne urtail czwischen leuten in die
m. von den scheppen werden geschoben, 36 und I S. 358 und DIR
§23a, 2. Urteile sollen zur Vermeidung unnötiger Gerichtskosten
(czerunge) nur dann in die m. geschoben werden, wenn die Schöffen
von notdurft und von redlicher sache nicht unpilleich czweifelten,
so sul man das urteil schiben in die m. und alezuhaut in demselben
gerichte in kegeuwortikeit aller gesworner, ee si sich ander Sachen
uuderwinden, sol der richtschreiber das urteil von wort czu wort
beschribeu, das nicht di vorgessenheit di warheit vorvinstern muge,
Const. I 5,11. Wir seezen also und messen , das di geschwornen
von ires amptes wegen — peide in der in. u. in dem gerichte volle
macht sullen haben czu besagen u. rügen, IV 11, 8; ferner I 6, 4.
die selbig saumung (Nichterscheinen eines Vorgeladenen vor Gericht)
sullen die herren in der m. wegen, ab der Niclas (der nicht erschienen
ist) wider mug zu seinen rechten komeu, Igl. Stb. IV 206 d. do gebot
er vil gach czu einer in., Dal. 47, 22 (14, 38).
inorgenst Adv. Neben morgens, adv. Gen. des stm. morgen:
Elbog. Chr. 25, 2.
morgen-stern (-stern, -e, -sterre) stm. Morgenstern: als der m.
wirstu aufgeen, W- B Job 11, 17. des rnorgins als ein morginstera
gin (Ottokar II.) gein Rudolfo mit den Deutschin zeu strit aldo,
Dal. 206. 10 (92, 135). Jaromirum — des landes ein m., 89, 3
(36, 50).
morg-lich = morgen-lich: wan der m. tag besorgt sich selb,
T— B Matth. 6, 34.
mörser (morsaere, -er) stm. Mörser, Gefäß zum Zerstoßen und
Zerreiben, lat. niortariuni, mlat. mortarius: einen guideinen m. von
czehen scoten voller weirouches, W— B Num. 7, 14.
mörserl (morsel) stn. kl Mörser: ein guidein m. = mortariolum,
W— B Num. 7, 38. 7, 44. 7, 68.
mort-brant stm. Brandstiftung mit feindlichem Angriff: diberei,
m., Mind. d. Egerl. 38.
mort-b rennen swv. bei feindlichem Überfall Brand stiften:
nachdem er die vam Elpogen beschedigt und gemortbrenth, Elbog.
Chr. 75, 32 84, 24. 107, 12.
mort-giftig* Adj. todbringend: m. serpant (Drache), Trist.
1904.
mort-lich — mül-berg 517
mort-lich Adj. mörderisch, auf 3Iord bezüglich, mit Mord um-
gehend: swä niht m. tat geschehen mit fridebrerer phlichte die zugen
ze gerichte, W. v. W. 561. da daz, mortlich mort geschach, Alex.
2164. dise mortliche geschieht die läz, ungerochen nicht {sagt der
sterbende Dariics), 16823 dö er daz, m. nngeinach {die in der er-
oberten Stadt begangenen Mordtaten) an dem ervelteu volke sach,
6675. einen mörtlichen krieg, Böhm. Chr. 42.
inort-wal stn. Mordfeld, Bichtstätte , Trist. 3257. 3297.
mosanze (aus tschech. masanec) swf, vor dem Bachen mit
Butter geschmierte große Kuchen, noch heute in der Mundart der
Iglauer Sprachinsel = Weihnachts- und Osterbrot: die Dewcze (die
deutsche Äbtissin) wirt nicht ine mosanezen darinne (im backofen,
den man zerstörte) backen, Böhm. Chr. 45.
most stm. Weinmost, Alex. 2411. di spotten sagent: wan diez
sint vol mostes, T - B Botenb. 2, 13.
movieren stn. = Inf. vom swv. (sich bewegen) die Bewegung :
der luft m. und ir art, Alex. Anh. 1067.
müde, müede stf. Müdigkeit: Alexander müede lerte. an die
wite er kerte, Alex. 13337. den grifen tet die müede we, 24744.
sin gesinde — ging ein müede groz, an, Dal. 21, 13 (2, 26).
müder s muoder.
müejen, müen, müewen (Prät. muote, müete) swv. quälen,
bekümmern: mein tochter wirt übel gemut, T— B Matth. 15, 22. der
da was gemut von dem teufe! , Mark. 5, 15. nichten wellst werden
gemut, Luk. 7, 6.
inüe-lieh Adj. beschwerlich, lästig, schmerzlich : er ist so m. ein
man, daz, er nieman lsest niht, Alex. 24068.
müezjg Adj. Mtiße habend, müßig, frei: die gefangen on ver-
zugk u. on entgeltnus müssig und irer gefengknus ledig zellen,
Eger Chr. 1143. ir geet müsik, W— B Ex. 5, 17.
niüez,igen swv. tr. müßig machen; befreien, refl. mit Gen. oder
zuo etwaz, sich die Zeit nehmen zu: die fremden müßigten kein
andern ding neuer ze hörn oder ze sagen etwas neues, T— B Btb.
17, 21. wenn her gemusigt wurd (Zeit finden werde), so wold her
komen, Olm. Stb. 132 S. 106.
miiez,ig-liche Adv. mit Muße, langsam, müßig: m. lernent sie
urngeen di heuser, m. reden si, T— B I. Timoth. 5, 13.
muffeln hier ivohl — mupfen, muffen swv. spottend den Mund
verziehen, brummen, zänkisch reden, Ack. 45, 14.
mug (möge, möge) stf. Macht, Kraft, Vermögen: der rat hat
— müg und macht allerdings zu thun und lassen gehabt, Elbog.
Chr. 55, 35. 56, 21.
mttle, mole ststvf. Mühle: molen, di do von newens von den
bergleuten gebawet werden, — sullen frei sein; aber hetten di
molen, e sie czu dem nuez des bergwerks gekärt wurden, icht
geezinset, denselben czinse sohlen die bergleute auch leiden, Igl.
Bgr. 26, 4.
mül stm. n. mfile sivm. Maultier: müle, kemmel, dromedar,
Alex. 21 453.
mül-berg s. mUl-werk.
518 mulder — müme
mulder s. inulter.
mülen-wise* swstf. zu einer Mühle gehörige Wiese? m. und
wismat, 01m. Stb. 131.
mül-grabe swm. mülgraben : di reren, die in dem niülgraben ligt,
die sol hinfür noch nidei weder höher gelegt werden, Igl. Stb. V 97 b.
mül-lierre 8«»». Eigentümer einer Mühle, Traut. Chr. 283.
mül-knecht stm. Mütter geselle: einen muhlknecht, Eg. Achtb.
II 199; Igl. Stb. IV 207 d.
mül-metze sicm. (belegt nur Xp. 167, 13. — 14. Jh., Augsb. r. W.
36) = > /i6 Metzen, Taiding von Friedberg 27.
mülner (mülnsere, -er) stm. Müller: m. in der prigniez mule,
Eg. Achtb. II 192. die m. allenthalben gesessen umb die stat, Igl.
Stb. V 257 b. so mugen sie dem m. das wasser enteziehen und
nemen, V 168 b.
iiittl - nutzuiig stf. Einkünfte, welche die Stadt von Mühlen
bezieht: es hat ein rat (von Trautenau) aufm Kuttenberg 1000 taler
geborget, vom breiorber u. mülnutzungen solch gelt wider zu erlegen.
Traut: Chr. 283.
mfil-schfitz* stm., Mühlschütze, aufziehbare Schleuse, die ge-
öffnet das Wasser zum Mühlrad fließen läßt und so die Mühle in
Gang setzt: den 7. tag marci hat das mülrat in der nidermül den
mülschitz 3 mal herumgeschlenkert auswendig — auf den andern
tag darnach kam bim Bartel Baudischen fewr aus, Traut. Chr. 287.
mfil-slag s. maul-slag.
Biül-stat stf. Platz, ico eine Mühle steht oder stehen darf, Igl.
Stb. in 207 b.
mül'Stein stn. Mühlstein: lies nicht ein weip ouf in (Abimelech)
ein stücke eines mülsteins von der mower und vorterbte in zu
Thebes? "W— B Könige II 11, 21. Micht nim an pfandes stat den
undern und den obern mülstein, Deut, 24, 6. Und secht ein weip
dorauf wurf ein stücke von einem m. uf das houbt abymelechs und
vorserte in und zubrach in sein houbt, Richter 9, 53. hebt auf den
m. und male mel, Js. 47, 2. Ich wil zewen molnstein von einander
houwin, Dal. 112, 29 (50, 18).
multer (multer, muolter, niulde) swstf. halbrundes, ausgeholtes
Holzgefäß, Mehl-, Backtrog: wer m., löfel oder ander holzwerk her-
führt — , Eg. Chr. 755; Eg. Chr. X. 104, S. 69. wer do fürt in die
stat m. oder scheflein, der schol geben rossmaut. Budw. Urkdb. 477.
visch in muldern verkaufen, Olm. Stb. 121b.
miil-werk stn. 1. Vorrichtung zum Mahlen, Mühle. 2. Mühl-
gerät. 3. Erzeugnis einer Mühle: wie sie machen m., Traut. Chr. 50, 18.
von wegen nuez und from ires mülbergs {Müllergewerbes), Igl. Stb.
V 257 b.
mulzer = malzer stm. Mälzer, braxator: es hat die wittib mit
irem m. ein heiratstag gehalten, Eger. Chr. 755.
müme (muome) sivf, 1. Schwester der Mutter. 2. weibl. Ver-
wandte überhaupt. 3. Schwägerin. 4. weibl. Geschicisterlcind: die
schemde deiner mumen und deiner pasen soltu nicht enplecken
= turpitudinem materterae et amitae tuae non cooperies, W- B Lev.
20, 19. sun der muomen sin, Trist. 2694. meiner muem. Igl. Stb.
151a. 167a. 179 c.
mumel — müuz-meister 519
luunicl,* mumelin1' stn. (= muome, müme): dy aptissine was
Gutaui munul (= mumel) der herczoginne, Dal. 104, 34 (45). ich
wer gern diu, ob nicht wser min mumelin (dafür steht falsch bei
Jir.: ob nicht weiz,, bei Hanka: ob du nicht weiz, min mumelin,
während der tschech. Text deutlich besagt: „wenn meine Tante nicht
lebte", Dal. 43, 25.
mündig1 Adj. mündig: ee dann der iung m. wurde, Igl. Stb.
111134 b.
münd-leich (munt-liche, -en) Adv. mündlich: er hat frumen
1 enten m. soliche nachrede geredt, Igl. Stb. IV 117b.
muml-sclial s. munt-schal.
münechen swv. 1. tr. sinn Mönch machen. 2. entmannen:
1. munchet ein man ein kint und vert is aus in dem ersten jor, das
kint hat sein erbtail nicht vorloren, Prag. Rb. 9.
münich stm. 1. Mönch. 2. verschnittener Hengst, Wallach.
3. eine Art Backwerk. 2. Traut. Chr. 50.
intmtei'-lich Adv. (vgl. mhd. munderlioh Adj.) wach, -sam,
lebhaft, eifrig. Und dorumbe sullen sie sich m. rteissen. das —
(summis vigiliis studeant), Const. I 8, 2.
nuintern (mundern) swv. erwecken, refl.* erwachen: kein wechter
sich itzt m. wil, man höret weder hunt noch han, Traut. Chr. 278.
munt-schal stm. Rede, Gerücht: da von ein niuwer m. wart
in dem hove überal, Trist. 3031. wäge icbz,, so wirt die schoene
Isöt aber der liute m., 2734. im tet der niuwe m. aber we von
herzen, 6660.
munul verlesen für mumel s. d.
münze, monze stf. 1. Münze. 2. besonders Silbermünze,
3. Münzami, -statte. In Böhmen und den dazu gehörigen Ländern
bestand die Verpflichtung das Erz in die m. zu liefern. Im Mittel-
alter überall, in Kuttenberg bis in die Neuzeit wurde das lioherz
an die Gcwerlcen verteilt von diesen an die Münzkäufer verkauft
und von diesen an die m. abgeliefert. Mit Ausgang des Mittelalters
wurde das Erz von der Gewerkschaft in die m. geliefert und nach
Abzug der bergkost (wöchentlich) der Überschuß in Münzgeld aus-
gezahlt, s. Wechsel. Von unezucht in der muueze, Igl. Bgl. N. 103.
Bedeutend war die Münze in Iglau, Kuttenberg , Frag. m. = eine
bestimmte Währung: 8 gülden und 4 seh. müncz enphohen, Igl. Stb.
III 327 d.
münz-gelt stn. (== slege-schaz stm. 1. der dem Inhaber des
Münzrechtes zukommende Anteil an der Münze. 2. Abgabe von
Waren, die in die Stadt gebracht werden, nur aus Halt. 1375).
Geldsumme, die ein Gewerke in der Münze stehen hat, Geld über-
haupt: Das ist auch geteilt kegen den Chutten, das ein man dem
andern um m. mit einem gesworen schriber, der munezschriber ist
und der muncz gesworen hat, wol mag uberezeugen und überwinden,
Igl. Bgr. N. 115.
münz-liof stm. Münzhof, -haus: ich schaff (vermache) ein preger-
lon und ein chür auf dem minezhof, Igl. Stb. III 192 c; III 149 d.
müuz-meister stm. Münzmeister, -pächter. Da meist, sj)äter
regelmäßig, mit der Verpachtung der Urbar die der Münze erfolgte,
so nennen sich die Urbarer dann mit Vorliebe von ihrem Münzamt
520 niünz-schreiber — muren
und erscheinen daher als m. als oberste Bergwerksbeamte in zahl-
reichen Urkunden xind Sprüchen. In den Igl. Handfesten A und B
werden monetarius und urburarius noch getrennt, im DIR und den
Const. sprechen in Bergicerksangelegcnheüen nur die Urbarer. In
der Urkunde von 1258, Emier II N. 195 ; Urkunde von 1292, Einler
II N. 1572; von 1296, Emier II N. 1724 u. a. erscheinen die Amter
des Urbarers u. m. vereinigt Für beide Verpachtungen wird Const.
III C, 17. ein einheitlicher Termin, gesetzt: Und wi wol wir das —
das man unser urbar hinlasset pis auf sent Peters und Pauls tage.
der czwelfpoten, — doch wollen wir das auch vorstan von der
inuneze und von allem cziuse, der unser urbar gehört, das si mit
einander auf einen tag dem besteer czusteen und geen sullen und
auch also wider umbkeren. In den Sprüchen des 14. Jh. wird fast
nur mehr der m. (neben dem hofmeister) an Stelle des Urbarers
genannt z. B. : wenne di purger (die Schöffen) geladin werden von
den steten czu der masse von des munezmeisters wegen und si nicht
messen, wer die kost und die czerung gelten schulle, wenne uns der
m. der gevraget hat um ein recht — Entscheidung: wer di purger
let, oh si nicht messen, der schol die kost geldin und czerung, Igl.
Bgr. Nr. 45, 7 u. 9. Es hat sieht gefuget — das Wenczlab Wilman
quam zu euch, her hoffmeister, und czu meinem herrn dem muncz-
meister und begerte einer leihunge, N. 46, 1; ferner N. 7. 1 ; N. 10, 3.
als ir — her m.. in geligen habt in einem vreien, N. 8, 1. Keines
urbarers noch keines munezmaister noch keines lihers tavel —
mugen imant überwinden und uberezeugen, sunder alleine, das da
in den vier penken, in geheitem dinge beschriben wirt, di tavel di
schol haben craft, DIR III. 31. m. (in Kuttenberg), Igl. Rspr. IL
münz-schreifoer* stm. Unterbeamier, Buch- und Rechnungsführer
der Münzmeister: der munezschriber ist und der niuncz gesworen
hat — mag um munczgelt — wol uberezeugen und überwinden,
Igl. Bgr. N. 115. Nicolaens oberisten monezschreibers von des kunigs
wegen, N. 22, 4.
münz-, monz-vervveser * stm. Verwalter des Münzwesens: in
kegeuwortigkeit des Peters Smerzliken, oberisten monezverwesers,
Nicolaens, oberisten monezschreiber von des kunigs wegen u. Fridusch
Kunels monezemeisters von sein selbs wegen — , Igl. Bgr. N. 22, 4.
muoder (PI. müeder) sin. ursprünglich wohl Leib, dann
Kleidungsstück, das den obem Teil des Leibes umschließt, Leibchen,
Mieder, Ringe des Panzers; Oberfläche, Schaum des Meeres: wie
Jöab, Äbners bruoder, Asahel sines lebens muoder durch räche sit
in strite verschriet, Alex. 11560.
inuor (= mürwe, müre, dem Zerfallen nahe, mürbe) Adj. ver
rächtet,* dahin:* die (mein Weib, durch Tod) uns fröide machet
muor, Alex. 10510. da von wart sin vröide muor. 11230. wi^z,et sie
sint an manheit muor, 12822.
muos s. uiiis.
muot s. niüt.
inuoten, «nieten s. muten.
murmeler* stm. der Ohrenbläser: susuro, W — B Sirach 21, 31.
muren, -e stf. Muräne: vil raarenen sie brähten, die sint ze
spise ouch gesunt, Alex. 22796.
murmeln — muster-herre 521
murmeln {auch murmern) swv. murren, heimlich unter ein-
ander erzählen: das ir czweivelden habt gemurmelt wider uns Cquia
mussitastis contra nos), W— B Ex. 16, 7. das volk murmulte wider
Moysen, Ex. 16, 2. Ungeloubig czu der rede ewers herren gotes
murmelte ir (murmurastis), Deut. 1, 26 u. 27. Worumme murmelt
dise gar pose menige wider mich (murmurat), Num. 14, 27. ir habet
gemurmelt wider mich, Num. 14, 29.
murmeln sin. das Murren, Gemurre: ewer m. wider unsern
lierrn (murmur vestrum), W — B Ex. 16, 7 u. 8. Unterdes entspros
ein m. des volkes sam leit wesende in umme die arbeit (quasi
dolentium pro labore), Num. 11, 1.
inurnieliinge {auch murmerunge) stf Gemurre, das Murren,
W— B Ex. 16, 7. das oufhore ir m. (murrauratio), Num. 30, 6. vil
murmelunge wart gemacht unter der geselschaft von im, T — B Job.
7, 12. alle ding tut an m. und an zweiflung, Philipper, 2, 14. di
m. der Kriechen wart gemacht wider di Ebreer, Botenb. 6, 1.
mursel, mursiel stm. Bissen, ljeckerbissen, Stückelten {aus
mfrans. morcel, mlat. morsellus): sie legete im vür manch guot
mursiel, Trist. 5279.
miis (muos) stn. Essen, Mahlzeit, bes. breiartige Speise: nu
kochte sie Jacoben ein mus (pulmentum), W— B Gen. 25, 29 und
Js. 44, 16. das linsenmus = lentis edulinm, Gen. 25, 34. czu mu^e
= polentam, W — B Lev. 23, 14. drei czwifeltig mus gersten umb ein
pfennink, T— B Offenb. 6, 6; s. auch bei kürbsblat.
museät, muschät stf. auch m. Muskatnuß: musebat und
negelin und waz, wol richender würze sin, Alex. 14617.
mus-haus (muos-hüs) stn. Speise-haus, -scü, cenaeulum, Ober-
gemach: powen wil ich mir geroume musheuser, W — B Jer. 22, 14.
her kumende karte in das m. und raste aldo, Kön. IV 4. 11. Helias
trug in {den Sohn der Witive) in das m. — und legte in ouf sein
pettel, Kön. III 17, 19. unez czu dem m. des wiukels, czwischen
dem m. des winkeis, Esdr. II 3, 30 u. 31. die abeschrift des vorhauses
und des mushouses und der pette in den vorborgnen cellen —
descriptionem portiens et teinpli et cellariorum. Par. I 28, 11. hinder-
wert musheuser und drilchgekamerte heuser mache in ir (coenacula
et tristega), Gen. 6, 16. David gienk in das mushouse der pforten
— ascendit coenaculum portae, Kön. II 18, 33. Aber her sas in dem
sumerigen mushouse alleine = in aestivo coenaculo , Kichter 3, 20.
die tür des m., 3, 23—24. sein muter heulte in dem m., 5, 28.
muoshus, Trist, 2901 ; Ernst 2356.
muschel swf. aus lat. musculus Muschel: er fülte eine m. mit
dem towe (concham rore), W— B Richter 6, 38.
müsehen, muschen (mischen) sivv. tr. und refl. mengen, mischen :
gemeines und gemüschtes volk (v. promiseuum) , W — B Ex. 12, 38.
die spreu gemuschet mit der gersten, Js. 30, 24.
müsehen swi\ anstoßen, quetschen: Die eslinne {fehlerh. steht:
eslinge) müschte den in?, irs oufsiezenden (attrivit pedem sedentis),
Num. 22, 25.
muster-herre,* moster-herr swm. Kommandant, Ordner bei
einer Heerschau, Traut. Chr. 116. 325.
•r>22 muster-platz — muter
muster-platz* stm. Ort wo die musterung, Heerschau aller
aufgebotenen Hauswirte abgehalten wird, Traut. Chr. 330.
musterung,* mostruiig* stf. Heerschau aller aufgebotenen
Hauswirte, Traut. Chr. 296. 320. 324. 329. 330.
müt (uiuot, l'l. muote, müete) stn. 1. Sinn, Seele, Geist.
... Gemüt, Gemütszustand. 3. Gesinnung, Stimmung. 4. verdahter
rauot = Vorbedacht. 5. Entschlossenheit. 6. Selbstsucht. 7. Er-
Wartung, Hoffnung. 4. der den andern urnb verdachten mut an-
spricht, der tue vor einem rat vor einen eit, daz, er daran iht mut-
Aville, Eg. Str. A. XI; s. botwarei.
mut s. miitt.
muten (mnoten, müeten) swv. mit Bat. der Pers. und Gen. der
Sache, oder an einen, von oder ze einem etwas m. = begehren, ver-
langen, bergr. speziell das Bergmaß, die Berechtigung zum Bergbau:
in. an einem, Chr. v. Elbog. 141, 37. daz, ich nichtes mnoten sol an
iueh, daz, iueh besweere, W. v. W. 6875. des hat er an im nicht
gemutet noch an keinem man, Ig]. Str. 261 = diese Verdächtigung
gegen ihn ausgesprochen; das die vrawe — mutte und gerte hern
Petirs tochter vraw Anna — irem sune czu einer elichen vrawen,
263. Der hat her Petir gemut und gegert, das im die selbe vrawe
Manische die vorgenante (seiner Tochter und deren jetzt verstorbenen
Mann versprochene) morgeugabe leiste, 263. wenn her sein vor
nicht vor gehegter pank — nicht gemut bette 243 scheppen und
scheppenmeister — mutten durch eines rechten willen, das der richter
einen andern richter seezte an seine stat und das er in antwort,
was si czu im czu teidingen hetten, 276. wenn fursprechen vor
dem gerichte der scheppen muten, das si mit in an ein gesprech gen,
I S. 363. er mutte und gerte, das man czwene scheppen dar sente,
263 S. 162. ob her danne nach der enphahung queme und mutet
der mas (Bergmessung), Igl. Bjjr. N. 1, 3. nu mut ich durch eines
rechten willen, das man das urborerpuch — uberhor, wie das laut,
X. 05, 2. Und der den Stollen gevaren hat, der mut aigenschaft,
N. 72, 1. legten wir nicht hewer dar, si wolden von meines herrn
des kunigs wegen di orter selber mit hewern belegen, wenn das
sich dorinne mein herrn die schepfen muten, und gunden uns, ab
wir uns sust fruntleich richten mochten, N. 53, 21. das die orter
— nicht schulden ledig ligen also das sich darunder erber leute m.,
zu den wirs lissen und czu irem rat saezten = daß andere Belehnung
mit diesen Ortern verlangen könnten, N. 53, 11. Ich — muett und
beger — das gegendrumb auf dem gang, Igl. Mut. 2 und 5. Leupold
— mutte und begerte auch der masse, Igl. Bgr. 117, 1. ich muett
und beger kunigficher maiestat freies, einen alt ausgeezimmerten
schacht mit seiner gerechtikeit, Igl. Mut. 7. Larencz Sperling von
Freyberg, lehentrager, muett und begert rom. kaiserlicher majestet
freis, die ander unnter unnd die dritte mas noch der fundtgrueben
noch der hilf gottes in der Rantzer Krumm genant (7. septembris
1561), Igl. Mut. 8. — ist iht anders, daz, ir weit, des muotet, Alex.
17 526; Böhm. Chr. 39.
müter, * mueter* stm. derjenige, der darum ansucht, daß ihm
ein Berg gemessen loerde, der um Bergbaubewilligung ansucht: Und
ob er auf disem gang weitter kluefft oder geng uberfuer, das er
mutte — näch-berlich 523
oder seine gewerken di ersten muetther darczn seind, Igl. Mut. 4.
Und was ich für kluffte unnd genge uberfar, das ich der erst muetter
dartzue sei, Mut. 5.
mutte (mut, mutte, raüt, mütte aus lat. modius) stswm. stn.
Scheffel: mutlen getreideä = frumenti coros, W— B I Esdr. 7, 22.
weiczes czweinczik tousent mutlen und gerste also vil mutlen
(coros), Par. II 2, 10. Wer wenik hatte, der hatte czehen mutten
(st. mucken der Hs.) der kunigsvogel = decem coros coturnicum,
10 Gomer Wachteln, Num. 11, 82. er ist schuldig zu geben einen
mutt watz und einen mutt korns u. dorczu 4 gross ewig czinses,
Olm. Stb. 74, 5.
mütungc, inuetung (muotunge) stf. Begehren, bergr. Ansuchen
um Messung und Verleihung eines Berges, Lehens u. dgl : Der berg-
meister hat gewalt zu richten umb alle anspräche, es sei um kaufte
und mutunge oder glubde und auch umb kostversaumnusse , DIR
23a, 3. Und was si mit dem Stollen uberfaren, es sei klafft oder
gang, alle metall, das si di erst muetung darczn haben (= das Recht
auf m.), Igl. Mut. 1. Solche muetung ist geschehen am tage Dionisy
im 1547 jar.
miit-ivilleii (muot- willen) swv. Mutwillen treiben an etwas,
Eger. Str. A X 2; X 1; B 36. ob si darober m. wölden, den sol der
rat an leibe und gute pussen (= die mit der Strafe nicht zufrieden
wären), Eger Buch der Gebr. S. 221.
niut-willer (muot-willaere) stm. 1. wer ans freiem Antrieb und
nach eigener Neigung handelt; 2. freiwillig Kriegsdienste nimmt;
3. mutwillig sich auflehnt oder mutwillig handelt. 3. demselben muth-
willer, Chlum. I 37.
müt-v/illig'-licli (muot-willec-liche) Adv. freiivdlig: m. wek-
czihen und seinem aid nicht genug tun, Eger. Str. C 80.
niüimge (müejunge) stf. das Abmühen: in arbeit und in muung
worchten wir tags und nachts, T— B II. Thessal. 3, 8.
müz,e stf. das Maußem, Federwechsel der Vögel: wen so der
stritte nach der müze sine vedern hat gevangen wider (wieder-
bekommen), Alex. 22 118.
N
nahe stswf. Nabe am Bad: der reder — naben waren alle
gegossen, W— B Kön. III 7, 33.
nabel stswm. Nabel: in dem nabel seines pouches, W — B Job.
40, 11.
näcli-baur swm. Nachbar, Eg. Chr. 1145.
näcli-beslagen stv. IV. Der gank wart bestochen, nochbe-
schlagen, zur hutten gefürt, geworcht und bewart, als recht ist, Igl.
Bgr. N. 52, 1.
näch-berlich ; Adj. nach Art eines guten Nachbarn, freund-
schaftlich: es wer en nicht nochperlich = von Euch nicht freund-
schaftlich gehandelt, Igl. Str. (60) S. 327.
524 nächber-schaft — näch-richter
nächher-sehaft (nächbür-schaft) stf. Nachbarschaft, Betätigung
als guter Nachbar: ir möcht (könntet ausrichten) durch nachperschaft
grosser ding (sehr viel), Eger Chr. 1144.
nächen Adv. beinahe, nahe: also daz vil nachen versanken,
T-B Luk. 5, 7.
naeher* stm. Lenker eines Nachens: di schif al ir meister
beten, nacber nnd stiurman, Alex. Anh. 611.
näch-ez,z,er* stm. der die von der Herrentafel abgetragenen
Speisen ißt: do man das mahel — auf der hochzeit gessen hat u.
die nachessere zu tisch gesessen und di hern u. edeln zu tanzen an-
gefangen — , Elbog. Chr. 112, 26.
näch-gebauer (uäch-gebür, -e) sivstm. Nachbar: das es — das
wasser — seinem nachgepaueren nicht czu schaden ge, Igl. Str. 70.
äu irer nacbgepaweren schaden, 71. dein nachgeb, T — B Luk. 14, 12.
alle ire nachgepauern, Luk. 1, 65; Luk. 14, 12. mines herzen nach-
gebür wil die sorge beliben, Ales. 4975.
näch-gebaurinne (näch-gebürinne) stf. Nachbarin: entlehen
werden die vrowen von iren nachgebourinnen und von iren Wirtinnen
silbereine vas — und werdet beschinden die egipten (et spoliabitis
egyptum), W— B Ex. 3, 22.
nach-geeriune stf. (bei L. aus Voc. Sehr. 2022 und näch-
gengerinne, DFg420b) pedissequa iceibliches Gefolge: und alsowol
sie als ire n. czirte er und cleite, W — B Esther 2, 9. fünf meide die
giengen mit ir, ire nochgeerinne, Kön. I 25, 42.
näch-kome swm. Nachfolger, Nachkomme: den kapplan des
altares und alle seine nachkomen (Amtsnachfolger) capplan desselben
altares, Igl. Stb. V97c.
iiack-komling, -kumling, -quumling stm. Nachfolger, bes.
Hechts- und Amtsnachfolger: wan wir unsers vaters zu dem selben
selgereth neste nachkumlingen sein, Igl. Rspr. XII. nachkomling,
Eger. Str. M. U 4 u. ö. ewer nockkumlinge = posteri vestri , W— B
Lev. 23, 43. Ewig wirt übunge (eultus) in ir nochkümlinge von den
k indem israhels = per successiones eorum, Ex. 27, 21. deinen noch-
kumlingen alle dise reich, Gen. 26, 3. iren nochquumlingen, Igl.
Bgr. 76, 4.
nach-kuimmge* stf. Nachwelt, Zukunft: so das mit allem
vleisse diser herrliche tak (dies ista solemnis) in die n. werde ge-
heiligt = in posterum. W— B Esther 9, 29.
näch-läz,eu stv. red. V verlassen, aufgeben, hinterlassen:
meinem aidem hab ich nochgelassen 10 ß (schock). Igl. Stb. V 150 c,
näch-losen (von losen swv. zuhören, horchen) swv. belauschen:
ob eines dem andern nächtiglich an seinem haus oder fenster nach-
loschet — der ist wandel (strafpflichtig) 60 txnd 5 pfnnd, Taiding
v. Friedberg N. 14.
näch-niän* stm. der nächste Monat: in dem n. der junius ist
genant, Brunn. Str. 376, 154.
näch-rede stf. üble Nachrede, Verleumdung: er hat soliche
schmachleiche nachred geredt, Igl. Stb. IV 117 b.
näch-richter stm. Scharfrichter, Henker: der n. — ist pflichtig
stetielichen dem burgermeister nach czu volgen und bai im czu sein
durch aller notdurft willen, Olm. Stb. 85. der n. wart der tür für
uäch-sage — nacht-sedel 525
den herren, so oft si in rate geen, das er die leut ein und aus-
lest, 85.
näch-sage (soviel als näch-rede) stf. üble Nachrede: czu ver-
meiden — das wir — ön andere ursächliche (berechtigte) nachsage
vermerkt bleiben — so sagen wir — die vorrede nach laut der
beteidigung — auf, Stb. Brüx N. 337.
näch-schenke* swm. Mundschenk: zu einem nächschenken und
zu truchsse^en sam dise zwene der künec nam, W. v. W. 5189.
nach-setzen swv. etwas vollziehen, ihm seinen Lauf lassen,
durchführen: dem urtl — soll ohne alle vorpitt (unerbittlich) nach-
gesatzt werden, Eger Chr. 917.
näck-slahen stv. IV. durch Behauen einen neugefundenen Gang
erproben, ob er maßwürdig sei: die scheppheu und die obristen
steiger lissen den gang n. und haben den gank lassen steu als ein
recht ist u. haben auch den gank an den tag gepracht als vil, als
recht ist — Igl Bgr. N. 10. 2. nachdem es — ein züchtiges frewlein
war, der mutter an erbarkeit u. sitten gantz nachschlüge (geartet
wie jene), Eger Chr. 3.
nach-smac stm. Nachgeschmack, Trist. G636.
näch-steunge* stf. Nach-, Erbfolge: das im in seiner stat von
veterlicher nochsteunge (ex paterna successione) gepuret, W — B
Deut. 18, 8.
nacht stm.? neben dem gewöhnlichen stf. vereinzelt, G. wohl
nach dem Vorbild tages gebildet und darnach ist das Wort m. ge-
worden: eines nachtes ez, so quam, Trist. 986. des ersten nahtes,
Alex. G91.
nielit-äz,* stn. ? (äz, stn. Speise für Menschen und Tiere) Ab-
weiden zur Nachtzeit: so einer begriffen wirt mit n., — der ist
wandel 60 und 5 pfund, Taiding v. Friedberg 10.
nacht-i:z,zen stn. Abendessen: di di ersten ruen in den nacht-
essen, T— B Mark. 12, 39; Luk. 20, 47.
nacht-gen* stn. nächtliche Streif zug des Bichters, ob er nichts
Strafbares finde: von des richters n., DIR III 33.
nacht-gesicute stn. nächtl. Vision, Traum: In grausamen
vorchten der nachtegesichte, so der slafe pfliget czu bekümmern die
leute, hat mich gehalden vorchte und czitterunge, W — B Job 4, 13.
nacht-lmote stf. Nachtwache , Alex. Anh. 529.
nacht-rabe sicm. Nachteule: nj'cticorax, W — B Ps. 101 (102), 7.
näch-trieb* stm. Nachhut: da kriegt (griff an) der marggraf
Albrecht mit seinem volck in abzug den n. und erobert und fing —
einen fursten aus Franckreich, Eger Chr. 90.
naoht-rüge (naht-ruowe) stf. Nachtruhe: seine n. bei uns
haben, Stb. Brüx N. 379.
nacht-schicht* stf. Nachtschicht im Bergbau: die 3., loser
nachtschicht die 4. Schicht, also zur schönen Jahreszeit ist n. etwa
= die Zeit von 7 abends bis 1 Uhr nachts, loser n. = von 1 nachts
bis 7 früh: Die erste — stunde tags und nachts — heisset tage-
schicht, die ander st. loser tagschicht, di dritte st. nachtschicht, die
vierde st. loser n., Const. 1 18, 1.
nacht-sedel stmn. Nachtlager, Nachtherberge, Trist. 4831.
526 näch-varend — nam-haft
näch-varend* part. Adj. rechtl. Nachfolger: Ist das her kein
tochter bat. so sol her seine nochvarenden (successores) haben seine
brnder, W— B Num. 27, 9.
näcli-Tolge stf. Nachfolge, Befolgung: Das recht ist der
gerechtikeit n. = sit exeeutivum, Const. IV 7, 10. der antworter
•wird verurteilt dem clager zu aller seiner n. (ad omne interesse)
und schaden ader als vil der clager sweret in dem krige. P7 6, 7.
noch der erblichen n. = hereditaria successio, II 4, 3.
nach-volgen swv. hinter jemand hergehen, ihm folgen: Jhesus
nachvolgt im, T — B Matth. 9, 19. der nem sein kreucze und nach-
volge mir, Matth. 16, 24. wann darnach nachvolgstu, Joh. 13, 36.
di {Gefangenen) wurden nachfolgender massen (später) ledig und
ausgefurt, Eger Chr. 49, S. 37.
näch-volger stm. 1. Nachfolger. .2. Anhänger. 3. Mitbeteiligter
an irgend einer Tat, Mitschuldiger. 4. Eideshelfer:* 4. Wanne ein
man schol sweren um wunten oder um ander Sachen, do her n. be-
darf, Igl. Str. 148. wie ein man sal sweren mit nachvolgern umb
wunden uud ander sach, ebda.
näch-Avandern* swv. der ausgelernte Bäcker sol ein ganz jar
lang dem handtwerch n. = auf die Wanderschaft (Walz) ziehen. Traut.
Chr. 141.
näch-wendig Adj. nahe, benachbart: wir gen in die nach-
wendigen ga^en, T— B Mark. 1, 38. daz, si gent in di n. dörfer,
Mark. 6, 36. die Sodomer und Gomerer und di n. stet, Judas 1, 6.
Hacket, nackend Adj. 1. nackt. 2. unbewaffnet. 3. frei, ledig
von, mit Gen.: 1. blinder und nackender, Sol. 16, 33.
nacken-heit* stf. Nacktheit, T — B Römer 8, 35; II. Korinther
11. 27. da^ di schäm deiner nakkentheit icht derschein, Offenb. 3, 18.
nack-tiim (auch nacke-tuom) stm. Nacktheit: Were deine lüz.z.e
von n. und deine kele von dem durste (Prohibe pedem tuum a
nuditate), W— B Jer. 2, 25.
nagel (PI. nagel, -e, negel, -e) stm. Nagel, an Händen und
Füßen: Nagel, um etwas zu befestigen: von des kraft des jämers
nagel durch süez,e herze wart getriben, Alex. 10990.
nagel-uiäg stm. Verwandter im 7. (letzten Grad): Und die
letzten an der sippe die heissen nagelmägen, Brunn. Str. Beil.
X. ,226).
nauent, narfaent, nähet Adj. nahe: nahender beisteniger
(= Gott), Ack. 58, 1.
na?hen s. nehen.
nain, -e swm. 1 Name. 2. Benennung: 3. wibes n., mannes
ii. = iveibl, männl. Geschlecht: 3. ein kranker wibes name ich
hin = 6/» eine schwache Frau, W. v. W. 4017. sie wolden mit man-
lieit namen die stat ir erbe wern, Alex. 9566.
näm i'näm stm., näm. -e stf.) gewaltsames Wegnehmen, Baub,
Beute*. Elbog. Chr. 158, 32; Eger. Chr. X. 1151. 1153. 1123. 1142.
beschedigUDge mit namen und thaten an lewten und gut swerlich
zugefügt, 1165. der entwanten nam (Beute) wegen, 441. 1169.
nam-haft Adj. 1. mit Namen bekannt, berühmt, namhaft von
Pers. und Sachen: des erbarn und namhaften Karl von Ostrowicz
clage, Bgr. X. 83, 2.
näm-haftig — narungc 527
liam-haftig: ewer naraliaftige Weisheit, Stb. Brüx N. 452. die
n. und irbarn — zeugen, N. 344. gemessen perge, die n. sin, DIE
1 4, 3. mit einem namhaftigen kentlichen iugesigel (sigillo authentico),
Const. IV 14, 1.
nam-liaflig-liche* Adv. ausdrücklich: mit verwillignng des
lierrn hurgenneisters und rat ist n. verordnet, Igl. Stb. V 222 c.
napf (PI. nepfe) stm. Trinknapf: auswendig des kelches und
des napfes, T— B Matth. 23, 25. 23, 26. ein napf (salz) um 22 kr.,
Eger. Chr. 441.
nar stf. 1. Heil, Bettung. 2. Nahrung, Unterhalt: 2. das ist
nar der sele, Ack. 39, 6. daz, — sie üf totlichem vär mit roube
namen ire nar? W. v. W. 6550. alsus (mit Raub) sie würben um ir
nar = verschafften sie sich ihren Lebensunterhalt, 5518. erwerben
unser nar, 7604. da bite ich um der nar bejac, 4953. sie muosten
ir nar vor den hiusern biten, 4855. kleine nar sie (die Kinder)
funden, 2007. davon sie nar den kinden geben, 2011. daz. ich neme
davon die nar, 2590. si engerten nicht wan der nar, Ernst 2281.
narren-sang* stm. Gesang nach Narrenart: siues n. pflac,
Trist. 5448.
narren-stroel stn. kleinen Bund Stroh nach Narrenart : ein n.
er mit im nam, Trist. 5345. er legete sich hin wider üf sin n.
nider, 5454.
iiarunge (auch nerunge) stf. Nahrung, Unterhalt, nährende
Kraft: nach seiner n. auz,z,en gewesen (auf Broterwerb), Eger. Str.
B 39. Einen jeden sollichen (glücklich verheirateten) man ist auch
liep, nach n. zu stellen und zu trachten, Ack. 43, 9. Eine Frau
sagt, das di 100 gülden von irer n. dargeliehen sei, seiuttnmalen sie
sich czu dem Parlirar mit aller irer n. verheiratet hat, Igl. Str (70)
S. 336. der ein rechter erib ist und all sein gut u. n. dereriht und
besessen hat, (70) S. 335. sein haus und andre n. (Vermögen), 323
S. 233 u. 235. Das quam darnach, das kies gewunnen wart, also
das man n. dovon czeitlich haben mochte, Igl. Bgr. 90, 5. die hecken
auch unter mir u. meinen erben — ire erwerbliche nahrung auch
gute oberhaben — mochten, Traut. Chr. 244. er hat zu pfanndt ge-
seezt sein haus und dorezu all sein narung für alle ander gelt, Igl.
Stb V149a. si hat geschafft von derselben n. daz, man si erberlich
bestatten soll, Vlölc. di frau Margareth sich verheirat hat mit
aller irer n , die ir noch irein vorigen man rechtlich czufirepürt,
V 148 d. ich schaff meiner hausfraun in aller meiner n., farunder
und unfarunder, iren drittail rechten und meinem suu czwai
tail noch dem statrechten, V 198a; 167 a. from leut haben
sich von wegen seiner gelassen n. czwischen die waisen und ir
mutter eingelegt, V97b. die selbig sumb sol sie haben auff seinem
haus und auf aller seiner u. für alle ander gelter, V 151a. vom
wurken (zweier Altartücher) sol man lassen von meiner n., V240c.
würd er an der n. abnemen (in der Wirtschaft her abkommen),
V 105b. alles das über das geschefft meiner gelassen narung über-
pleibt, das pmphelch ich meinen furmunden, das sie das selbig aus-
tailen, V 152 d. er hat den waisen czu pfandt geseezt sein haus
und al sein Lab und n., V 105b. noch jaresfrist sol si (seine .junge
Frau) in aller seiner narung, farund und unvarund, so er auf dem
528 nasel — neid-hart
statgrunt hat, einen dritteil haben, V. 175h. er mag sein n. frey
czu verschaffen hahen, V 100 a. 151 d. 157 c.
n»sel stn. Die Sparer (Sporenmacher) sollen an sparen keinen hals
nicht anniten, sie sollen auch die nasel bewaren, das nicht zuprochen
sein weder vorlott noch vorsmirt, Olm. Stb. 117, 2.
nas-loch (u. nasen-loch) stn. Nasenloch: oufgeczogen ist der
rouch von seinen naslochern, W— B Kön. II 22, 9.
nät (G., D. und PI, nsete) stf. Naht, Verschnürung der
Kleider: manger hande liehter stein von na-ten nnd üf knoufen —
warn geworht, Alex. 12325.
nater, -e swf. Natter: gleich den bösen uatern, Hier. 12, 15.
sunder auch die n., die was arglistiger allen tiren (callidior cunctis
animantibus), W — B Gen. 3, 1. Und got herre sprach czu der natern,
Gen. 3, 14. ein gehurnte n. an dem steige, beissende die slahen des
rosses, Gen. 49, 17. sante unser herre in das volk fewereine natern
(ignitos serpentes), Num. 21, 6. bitte, das her die natern oufheb
von uns, Num. 21, 7. mache eine ereine nater und secze di czu
einem czeichen, Num. 21, 8. Oder mainstu ousgeczihen mit dem
angel di czugebende arglistige nater? = An extrahere poteris
leviathan hämo? Job 40, 20. di vil peinigende n. = coluber tortuosus,
Job 26, 13. über die arglistige zugebende nater den strengen
teufel = super Leviathan serpentem vectem et super Leviathan
serpentem tortuosum, Js. 27, 1. ein nater lanc und gröz,, Alex. 26172.
näternkimigel* Basilisk, regulus, das auch durch kunigl allein
übersetzt icird , was jedoch auch Zaunkönig und kleiner König be-
deuten kann: das kint in das hol der n. wirt lassen sein hant, W — B
Js. 11, 8. Das erneret ist (aus den Eiern ausgekrochen), das wirt
ousgeen in ein n. = et quod confotum est, erumpet in regulum,
Js. 59, 5.
naz, stn. Nässe, Feuchtigkeit: ir (der gestirne) trucken, ir naz,,
Trist. 231.
neberger (nabe-ger, nabi-ger) stm. Bohrer : der n. oder bahrer,
Traut. Chr. 234.
neclitig* (= nehtec, nur in der Zusammensetzung einnehtec
kint, Karl 8764 und einnehte nur eine Nacht alt, dauernd — belegt)
Adj. von qestern: Vorwar nechtig sei wir = Hesterni quippe sumus,
W— B Job 8, 9.
neiden (niden) stov. hassen, mit Mißgunst, Eifersucht sehen, be-
neiden: als wart geniden — Tristan von etlichen man, Trist. 3039.
neigen s. nigen.
nege, naege : ohne das, was mit nage behafft und mit erdt be-
stossen, Chlum. I 59.
nehen (nsehen) sicv.tr. nahebringen, intr. und refl. sich nähern:
imer es — das leben — vor sich get, imer es sich dem tod nehed
(accedit), Sol. 8, 25. nothaft, zu dem alle gute ding als zu dem
weisel der pin nehen und halten, Ack. 57, 7.
nehekeit* (vom Adj. nsehe, nahe, sich nähernd) stf. die Nähe:
durch die n. eines andern gemessen pergis, Const. II 2, 4.
neiden s. niden.
neid-hart stm. Haß, Zwietracht: es wird zu Trautnaw neidt-
hart das regiment innhaben und regieren, Traut. Chr. 119.
neigen — nestel 529
neigen (nigen) s. nigeu.
neit-lick (nit-lich) Adj. feindselig, bestraft: wer mit neitliclier
begerunge vorterbet = qui per inclustriam occiderit, W— B Ex. 21, 14.
neit-liche, nit-liche Adv. feindselig, feindlich, boshaft: der
keiser neitlicben die stat anvechten gebot, Ernst 1312. die tjost so
nitlich sich getruoc, Trist. 1749, er jagete nach im gar nitlich, 5662,
hnrtlich — die beide — und nitlich üf einander triben, 1741.
neiz,er stm. Bedränger, Beschädiget', Verfolger, Hasser: levis
homo^ Brunn. Str. I 368.
nemen stv. I 2 nehmen, sich aneignen, prüfen, berauben, ver-
nehmen, ablernen, refl. von etwas = damit aufhören, vor gericht
von etwas n. = sich durch Eid reinigen: der muss 5 pfunt geben
oder er nem sich vor dem rate selbe dritte da von mit dem rechten,
Eger. Str. B 36. als der tac was genomen (für die Versammlung fest-
gesetzt) , W. v. W. 5884. di Steiger nämen ein gesprech, Igl. Bgr. 5, 2.
mit wem hat er rat genumen (iniit consilium), W — B Js. 40, 14.
daz, ors mit den sporn nam Alexander , Alex. 9399. du solt fruht
von im nemen (von ihm empfangen, schwanger werden), 680. er
bete sich genomen vür (war vorausgesprengt), 5843. Isöt nam ir
guot gemüete war, Trist. 1114. refl. sich aufmachen: si namen sich
für Präge virholn, Dal. 87, 3 (36, 2). er czu Pruszin (nach Preußen)
sich nam, 81, 3 (32, 58). czuhant er sich gein Ungern nam, 127, 4
(57, 9). das si den Witkowiczern schaden scholden und nemen auf
sie, Böhm. Chr. 92. hett ir euch allir erst (früher) genomen von
der Lubussi uff den weg, Dal. 28, 23 (5, 30). Wladislab sich ken em
nom (griff ihn an, se na — n vybra), 57, 30 (20, 6). Kochan nam
sich mit in czuhant (nahm Dienste, se na sluzbu pfipudi), 88, 15
(36, 26). er uf das pistum sich nam = qelanqte zur Bischofswürde,
80, 29 (32, 46).
nem-lichen (auch name-liche, -en) Adv. 1. um es ausdrücklich
zu sagen. 2. vorzugsweise. 3. fürwahr, gewiß. 4. auf nämliche,
gleiche Weise. 2.: uberal in unserm konigreich zu Beheim und n.
uff dem berge zu Chutten, Igl. Bgr. 51, 6.
nemunge (bei L. nur Leutbg. r. 148) stf. Annahme, das Nehmen;
n. der gäbe (seitens des Richters) ist ein vorleiterinne der warheit,
Const. I 4, 5.
nerer stm. alumnus, nutritor, Ernährer: Und secht, ir seit
derstanden vor ewer veter merunge und nerer menschen der suuder
== surrexistis pro patribus vestris, incrementa et alumni hominum
peccatorum, W— B Num. 32, 14.
ner-lichen (nser-liche) Adv. gering, notdürftig, spärlich, gründ-
lich, beleidigend: du redest dem küng gar n. czu (beleidiqst ihn),
Böhm. Chr. 83.
nerrischeit stf. Narrheit, Torheit: swaz, er nu n. treip, Trist. 5316.
ner-schwin stn. Zuchtschwein, Mastschwein, Traut. Chr. 248. 316.
nessel = nez,z,el swf. Nessel, W— B Spr. 24, 31.
nest stn. 1. Vogelnest. 2. Lager, Schlupfte inlcel anderer Tiere.
3. obszön = eunnus. 4. Lager, Bett. 5. Augenhöhle. 4. das nie so
reines gütliches nest und wesen kum nimer mer, Ack. 43, 4.
nestel stf. Bandschleife, Schnürriemen, Binde: kniebender und
nesteln, als Preis beim Singen, Igl. Ms. 13.
Jelinek, Wörterbuch, 34.
530 nest-ling — neunteil
nest-ling* stm. NesÜinq , bild. Kind: ix und iren nestlingen
gemie got alles gut, Ack. 12, 10; s. Sanders Wb. d. d. Spr.
neter* stn. (von nsejen swv.) Nähkissen, plumarius: und ein neter
von iacincten von purpur und von pfelle = plumarius ex hyacintho,
purpura, vermiculo et bysso, W — B Ex. 38, 23. Das Woii lebt noch
in der Igl. Sprachinsel.
netze stn. Netz zum Fangen von Tieren: maceria, W— B
Gen. 38, 29.
netzen (Prät. netzete, nazte, Part, genetzet, genatzt) swv. be-
netzen, eintunken: daz, genetzt brot, T — B Job. 13,26.
netzlein (netzelin) stn. kleines Netz: das neczlein, netzförmiger
Reif an einer Säule, W — B IL Par. 4, 13.
neu-bekert* Adj. neubekehrt: T— B Botenb. 2, 11.
neukeit (niuwec-heit) stf. Neuheit, Neuerung: von tag zu tage
mit grosser swerer newckeit sein gnad sieb wider unser stad Privi-
legien furnymft, Elbog. Cbr. 93, 16. mit keiner n. (neuen Lasten)
beswert zu werden, 39, 20. 40, 12. 42, 30. 44, 15.
neu-komen, kunien (niuwe-komen) pari. Adj. eben an-
gekommen, advena: vor den neukomen (coram advenis), W— B
Jos. 8, 35. Von dem pilgereim und von den neukumen soltu vodern
(exiges), von dem purger und von dem nehsten wirstu niebt gewalt
haben zn vodern, Deut. 15, 3. ir seit meine neukomen und meine
pouleute (advenae et coloni mei), Lev. 25, 23. sam einen neukomen
und sam einen pilgereime, Lev. 25, 35. eines neukumenen menschen
stm (hominis advenae) Kön. II 1, 13, der levit und der neukumene
und der waise (pupillus) und die witwe, Deut. 16, 14. wenne ir seit
auch gewesen neukomen in der egiptischen erden, Lev. 19, 34.
neulich, -en (niuwe-licbe, -en) Adv. vor kurzem, kürzlich, neu-
lich, W — B Deut, 24, 5. Neulich aber sint sie bekärt zu irem herren
gote ous der zustreunge — und sint voreinet, Judith 5, 23. ist neu-
lieben gesebeeu, Hier. 227, 6. itzt zum neulichsten (jüngst), Eger.
Chr. 1175. Elbog. Chr. 160, 13.
neunteil stn. Neuntel, bergm. das Anrecht auf Vo > = jeden
9. Korb der Förderung 1. als Abgabe der Lehenhäuer (eigenschaft) : Nu
hab ich di leben ettlicbe czeit mit berklicher arbeit gebawet und wir
haben einen brive von unserm gnedigen herren dem kunige: wo
ein man in einem leben oder iu uberschar begriffen wirt mit berc-
licher arbeit (solange diese nämlich noch nicht als abbauwürdig
erkannt und verliehen tvorden), da sol er bleiben siezen umb ein
freies neunteil ungehindert, Igl. Bgr. N. 51, 2. diselben leben sein
vorlihen umb ein freies neuntail czu pawen, als auch gewonlick ist,
N. 59, 2. Doch betrug die eigenschaft (s. d.) auch mehr oder ivenigcr,
je nach der bei der Verlehenschaftung getroffenen Vereinbarung.
2. urspninglich als Abgabe der Gewerkschaft an die Schmiede, ehe
diese fixen Lohn bekamen s. smideneunteil. 3. nur im sächs. Recht
(Freiberg. Bgr. B § 10; Schneeberg. Bergord. 1487 § 7 ; Annab. B.O.
1589 Art. 89 und darnach Joachims! B. 0. v. 1518 Art. 89 als
eigenschaft eines Erbstollen, = Abgabe an diesen für dessen Be-
nützung und zwar von den oberhalb der Wasserseige gewonnenen
Erz, wahrend für das unter der Wasserseige gehauene Lrz nach der
IL Joachimst. B. 0. v. 1541; IL Art. 101 icenigstens das halbe Neuntel
i
neunteil-steiger — neu-vang 531
zu entrichten ist. Im Igl. Bgr, beträgt die eigenschaft eines erb-
stollen regelmäßig 1j-:. ein gancz und freie?, neunteil, Igl. Bgr. 59, 6;
s. eigenschaft.
neunte il-steiger* stm. Steiger, der über die Abgabe eines
Neuntels des Grubenertrags an den Regalherren zu wachen hat:
nnsern geswoni n. (in Kuttenberg), Igl. Rspr. I S. 35.
neunzehn- zeilig* Adj. n. tuech, Tuch, dessen Warf (Zettel)
ans 19 Zeilen (Faden) besteht, Igl. Stb. V 279 c.
neu-vang* stm. neugefundene Erzlagerstätte beliebiger Menge
oder Güte, durch Zufall oder durch Schürfen gefunden. Die Ver-
leihung eines Neufanges, die regelmäßig der Verleihung eines neuen
Berges vorausgeht, verschafft dem Neufänger das Recht, dem ent-
deckten Gange nach zu gehen, Aufschließ ungs- und Ausrichtungs-
arbeiten vorzunehmen, die zum Nachweis der Maß Würdigkeit führen
können. Nachdem auf dessen Mutung hin die Bergbehörde von dem
Funde sich durch Augenschein überzeugt hat, werden ihm, wenn er
der erste „im gevilde" also wohl in einem noch unfündigen Gebiete
2 Lehen (je eines zu beiden Seiten der Fundgrube), sonst nur 1 Lehen
gemessen „überschlagen", während das ältere und darnach das jüngere
sächs. Recht (Schreckenburger Entw. § 11) bereits ein Vorbehaltfeld
von 7 Lehen gewährt, so daß das Bergmessen dies dann nur,
nach Erkenntnis der wirklichen natürlichen Lagerung der Erzmassen,
fixiert. Dies Überschlagen wurde dann durch Aufnahme der Anna-
berger Bergord. in Böhmen durch die Joachimst. Bergord. Art. 24
eingeführt. Wir wollen auch, das ein icleicher vinder aines newen
pergis, der den gank und das erez von ersten mit rechter weise dem
lichter antwort oder dem, der das perkwerk verleihet, niemant vor
im oder noch im in der masse aines lehens arbeiten geturre; wer
dawider tete, der schol alles geniesses emperen und der erste bleibt
in alle seinem rechten unde gerechtikeit, Igl. Bgr. U— A16, fehlt
U— B. Im Deutschbroder B. (81), Sehern. Bergr. (3): — also doch
das einer den andern weich lehen — . Unde dem Ander sal man
heissen rümen ein leben. Der dörnäch ist, is si der andir, der dritte
adir der virde, hat dasselbe recht, DIB §13, 2. Z. T. abweichend
hiervon Const. II 1, 9 u. 10: Wer aber dem leiher des emphangen
ganges gemacht silber aus dem ersten ereze gibt, und ist er der
erste vinder in demselben felde, so sol man messen auf peide seiten
seiner silbergruben ein ganezes lehen, das er mit sulcher vorgäbe
andere anprenge czu der arbeit. Und in denselben czweien lehen
sol nimand anders an seine vorhenknusse turren arbeiten, es sei
denne hoffenunge von fremden gengen. Und wil imand noch fremden
gengen arbeiten, der sol einen eit sweren, das er das tu an alle
argelist und truknusse und czuvordert äne schaden des ersten vinders.
Und vindet er denselben gang, das er iczunt enphangen ist, so sol
er an alle Widerrede doselbist aufboren czu arbeiten furpas und sol
sich dovon czihen, II 1, 9. Aber di czum andernmale, czum dritten,
czum virden male und also furpas genge enphahen, den sol man in
igleichem teil der silbergruben nur ein halb lehen messen mit den
vor genanten underscheidungen, II 1, 10. Das Recht des Neufanges
erlischt, wenn er nicht maßwürdig ist und seine Ijehen in einen
infolge Maßwürdigkeit dann gemessenen Berg fallen, doch ivenn
34*
532 neu-vang
neben ihm auch andere gleichzeitig auf maßwürdiges Erz stoßen,
wird sein Gang zuerst auf Maßwürdigkeit geprüft: der den ganch
enphangen hat von erste (= der Neufänger) , der pekabt sin recht
daran also, daz, sin ganch pi dem ersten von den schephen gehawen
wiert, Igl. Bgr. U — B 5. Erst wenn die Besichtigung seiner Grube
durch die Bergbehörde nicht deren Maßwürdigkeit ergab, kommen
die der andern Muter an die Reihe: Und ist das sin (des Neufängers)
ganch der mäz,e nicht weert ist, so howet man dem, der nach im
den ganch enphangen hat, oder dem dritten, di da arbeiten an dem
selben ereze, mit dem rechte, da man den ganch des ersten mit
gehowen hat, Igl. Bgr. U— B 6. Derselbe nnfenger hat das recht
an der mässe, das er sine sale recken mag also lang, als sin leben
ist. Hat er mer schechte in sinen leheu, ir sint czwene adir drie,
finden die schephin in eime nicht, si mögen faren in den andern
adir in den dritten. In welchem si finden sulch erez, also vor ge-
sprochin ist, domete behelt der nüf enger sin recht. Finden sie
nicht in der andern noch in der dritten (der ander) noch im,
dem der liher gesteht, der hat dasselbe recht. Hat abir der
erste nicht erezes in siner sale, das dö mässe wert si, adir in sinen
lehenen unde ist üs sinen lehenein gefaren in ein frihes unde
hat dö erez funden das mässe wert ist, unde hat dorezu einen offen
schacht bracht, domete behelt er abir sin recht, wenne er der erste
ist; der andir, der dritte adir der virde hat dasselbe recht, also vor
gesprochen ist, D I R 13, 4. Was ist denne, ab der vinder in einem
lehen in meer silbergruben einen gank mit ereze hat, den er redlich
enphangen hat? So sullen di geswornen, ab in der ersten silber-
gruben nicht genuk erezes ist czu messen, einfarn in die ander ader
in di dritte oder wi vil der silbergruben sein in demselben lehen,
und in welcher si genuk erezes czu messen vinden, von der ist
pilleich (czu messen), umb das der vinder durch dasselbe gancz lehen
volles recht hat in dem gange, den er emphangen hat, Const. n
2, 8. Es mag auch der vinder durch das ganeze lehen seine teufe,
di man heisset sol, weiten und lengen und seinen gank furben u.
reinigen, II 2, 9. Und in welcher silbergruben mugen hawen di
geswornen, als si das dunket richtig czu 'sein, wann gunst czu
breiten und hass widertreiben bekumpt unser gerechtikeit, II 2, 10.
Idoch ab di geswornen vinden, das derselbe vorsuchte gank keinei
mase wirdig sei, so sol man denne dem neuesten, der do pitet mit
dem rechten, der genge gesworne hewer gleicherweis als dovor vor-
leihen. — n 2, 11. — Aber der neufenger hat das recht e der mas
das her sein sole rekken mag also lank, als sein lehen ist, Igl. Bgr
N. 1, 9. — Dieses Prioritätsrechte gilt nur für das Lehen, in den,
der Gank als Neufang verliehen worden, nicht wenn ein andere*
Gang in demselben Neufang sich als maßwürdig ericiesen, ebenso
wenig für ein anderes Lehen desselben Neufängers auf demselben
Gang: Und ab das czu rede und frage queme, wann der erste
vinder vil gruben hat ader meer denn eine, ab der gank, dei
enphangen ist, aus der silbergruben sei, darein di gesworn ge
varen sein: so sol man den erst vinder twingen czu swerer
mitten in den wierbel auf dem schachtrade derselben silber
gruben, das er aus derselben denselben gank redlich enphangei
neu-venger — ueve 533
Labe. Dise regel ist war, ab di silbergruben mancherlei rechtens
sein, das ist, ab mancherlei genge in ezwein lebnen ader in dem-
selben leiten sein; über das sol man in nicht twingen czu sweren,
Const. II 2, 6. Uud swelcher nnder in (den Neufängern) mer schefte
hat mit vertagen durichslegen an dem tiefisten, wellen aber sin di
nicht enperen, di gein in da arbeiten, und auch swer an der urbarer
stat ist, di betwingent in darezu, das er recht mit sinem eide uf
dem ronpaum enmitten mnez tun, daz er den ganch ouz dem selben
schachte enphan habe; und da mit pehabt er, das im di geswom
sinen ganch howent, Igl. Bgr. U— B § 7. Wirt abir eine werre undir
in, das man nicht enweis, üs welchir grüben er den gank enphfangen
habe, wil man is in nicht irlazen, er mus sweren mitteile uf dem
ronebaume, das er sinen gang üs derselben grüben enphfangen habe,
D I R 13, 5. Der Schwur auf dem Rundbaum kann nicht bloß von
dem Neufänger, der mehrere, unter Tag mittelst Durchschlags ver-
bundene Gruben verschiedenen Rechtes besitzt, falls gezweifelt ivird,
ob er das maßwürdige Erz aus der mit Prioritätsrecht ausgestatteten
Grube gehauen, sondern auch dann verlangt werden, wenn an der
Identität des Ganges gezweifelt ivird. Irrig ist, wie Zycha I S. 220
Anm. 11 hervorhebt die Annahme in Veiths Bergivörterbuch, unter
Rundbaum, daß der Schtvur neben dem Beweis mittelst Durchschlags
zu leisten gewesen sei. Auch wenn der Neufänger aus seinem Lehen
in ein Freies gefahren und dort die Maßwürdigkeit erlangt hat,
dann aber vom Tag einen Schacht nach der Fundstelle niedersenkt,
so behält er die Priorität: s. oben DIR 13, ±. Der Neufänger hat
über das vor der Messung eines Berges gewonnene Erz ohne Er-
laubnis der Urbarer kein Verfügungsrecht: Es sullen auch sich alle
leute hüten fleisiclich pei vorlisnusse aller irer teil, das si kein erez
aufheben ader ausfuren, ee man in den berg misset, an der urborer
sunderliche laube, Const. II 1, 12. Wenn sich Maßwürdigkeit ver-
muten läßt, ist der Neufänger berechtigt, toie es scheint nicht ver-
pflichtet ohne behördl. Mahnung, um Verleihung eines gemessenen
Berges anzusuchen: Wirt ain man nicht gemant (durch die Berg-
behörde), das er den czog seines erezes au den tag prenge, er vorlust
noch nicht, Igl. Bgr. N. 11 Überschrift. Neufänger vereinbarten meist,
um nicht für den Fall, daß ein fremder Gang früher als ihrer sich als
maßwürdig erweist und es zur Vermessung eines Berges kommt, ihr
Feld zu verlieren, daß alle in den neuen Berg fallenden Neufänger
als Lehenhäuer gegen vorher vereinbarte Eigenschaft bleiben, s. Const.
n 1, 11 ; Igl. Bgr. N. 36, 2 u. 65, 1 ; s. auch lehenschaft.
neu-venger* stm. Entdecker eines neuen Erzganges, eines neu-
fangs s. d.: Wo ein neufank eines gevildes von einem neuf enger
vunden wirt, wirt im ein perk gemessen, her behelt das erste recht;
und di andern, di nach im kumen, das ander mit einem lehen, als
wir vor geschriben haben, Igl. Bgr. 2, 6. Do antwort wir also, das die
urborer gar sicher schullen sein, wen si an ire stat senden mit dem
neufenger, der wol erkennen kunne, das her den gank in der gruben
habe, den her enphangen hat, Igl. Bgr. N. 1.
neve sivm. 1. Neffe, meist der Schwester Sohn. 2. Bruders
Sohn. 3. der Mutter Bruder, Oheim. 4. Verwandter, Vetter, besonders
in der Anrede : 4. her lies seinen ueven = cognatum suum, W— B
534 ne-weder — nicht-wesen
Ex. 18, 27. rechen den grossen nevven (avum), II. Böhm. Chr.
3 Kap.
ne-weder (ne-, en-weder) Zahlivort, keiner von beiden: ir ne-
weder in doch erkande niwan allein diu herzogin, W. v. W. 7228.
newens (niuwenes, niuwens) adv. Gen. kürzlich, jüngst: wege
nnd stege di von newens gemacht weren, Igl. Bgr. 26. 2.
newer, newr = Negation ne v/nä konj. Prät. waere, = es wäre
denn, außer, nur (newsere, niwsere, newär, niwär, niwer, nüwer,
nnwer, newer): Wart newr, das es nit zn nngelncke gerate, Ack.
16, 7. Wer ist hlint mir mein knecht (nisi), W— B Js. 42, 19. Was
ist newr zu sehen von anthitz zu autlutz, das ist newr als der
zwelfpot spricht newr zn derkennen, als ich derkennet bin: erkenne
dein worheit, das ist dein antlutz erkennen, Sol. 99, 8. 0 alier-
seligstes licht, das newr durchreinige äugen sehen mugen, 92, 6.
den newr gesunde äugen gesehen mngeu, 92, 13. Wer ist newr
der selb? = Quis est ille? 89,5. wenn ich alleweg verdurb, newr
das du mich lebendig machest 51, 5. Ich hab gesehen das newer ein
Versuchung ist der menschen, 52. auf das der mensch newr dir
allein undertenig wer = ut solus homo tibi subiiceretur, 53, 1. Wir
alle 8int newer als ein unflat (quasi lutum) in deinen henden, 54, 26.
welcherlei werden denne die künftigen gut, di du newr allein guten
geben wirdest, 55, 30. Du bist ein ewiger trost, der newr den
wirdet, di den trost diser werlt durch den ewigen trost versmehen,
56, 31. newr du allein — wollest im beholfen sein = wenn du ihm
nicht helfen ivillst,_ 61, 40. ein itzleicher lebendiger mensch ist newr
ein eitelkeit und ist newr ein wint unser leben auf der erden, 60, 26.
du bist ein tilgend, di nimant gesehen mag newer mit reinem hertzen,
68, 9. wenn du newer allein reine bist = qui solus es mundus, 69, 3.
du reinigest newer di allein, in den dir beheglich ist zu wonen,
69, 5. wann ist das tir newer von dir? = Unde hoc tale animal
nisi abs te? 77, 37. Nimant hat erkennet den sun neAvr der vater,
78, 38 u. 80, 11. den vater hat nimant erKeunet newr der sun, 79, 1.
Die einung deiner drivaltigkeit ist newr allein ir selber bekennet,
79, 2. Wenne wer erkennet dich, newr du dich, 79, 8. nimant hat
lip dich newer, der do siht dich, und nimand siht dich, newer der
do lip hat dich, 82, 25. Avenne nimands sint si — di himel — newer
dein, herr. 80, 8. keiner derkent den sun neur der vater, T — B
Matth. 11, 27. dirr wirft nit aus die teufel neur in Beizebub dem
fursten der teufel, 12, 24. neur (außer) er bint ze dem ersten den
starken, 12, 29. der weissag ist nit on ere neur in sein Vaterland
und in sein haus, 13, 57. wer mag vergeben di sund neur allain
got? Luk. 5, 21. niur siege brächtens üf den plan, Trist. 1788.
ne^el-kraut (-krüt) stn. Nessel: all meine kunst — ist ein
unbederbes n. neben rosinvarber — kunst, Hier. 1, 14. s. auch nessel.
nibeln swv. tr. nebelig, dunkel machen, intr. u. unpers. nebelig
werden, nebulare: di himel von towe werden genibelt (caligabunt
rore), W— B Deut. 33, 28.
nibig* Adv. und Präp. neben, Traut. Chr. 44. 335.
^ nicht-wesen* stn. das Nichtsein: wir sein des wesens ende,
ot$ nicht wesens anfang, Ack. 22, 16.
niclen — nieten 535
niden stv. II und swv. hassen, mit Mißgunst, Eifersucht sehen,
beneiden: (alle liebten die Knaben) niuwau der koufliute wip sie
niten daz, sie schämen lip ketten und adelich gevar, W. v. W. 4751.
nider-breehen stv. 12 niederreißen, herabstimmen: sin genutete
er nider brach (wurde demütig) und wart gröblich ervult sin herze
süe7,er gedult, Alex. Anh. 1390.
nider-halbe, -en Adv. mit G. unterhalb: czwen hespel, ein ober-
lialbe und ein n., Igl. Bgr. 5, 2; 1, 2.
nider-liemd stn. Unterhemd: ein n. und ein schlaier, Igl.
Stb.V 264 d.
nider-kleid stn. Schulterkleid, femorale, W— B Sirach 45, 10.
nider-komen stv. 12 — 1. niederkommen, ins Kindbett kommen.
2. hinab-, vordringen: 2. uncz daz, sie mit dem Schacht czum purger-
iehen niderkumen und den vertag machen, Igl. Bgr. 53, 4.
nider-legen swv. niederlegen, einstellen: dem selbigen sal man
das hantwerk jar und tag n., Igl. Stb. III 185 d; Elbog. Chr. 78, 6.
die Pehem krenken u. n. (demütigen), Böhm. Chr. 59.
nidern swv. 1. niedrig machen, erniedrigen, herabsetzen. 2. zu-
schänden machen. 3. verhindern: 1. perg und büchel werden
genider[t], T— B Luk. 3, 5. Christ hat sieb selben genidert und
gekrenket und seines knechtes gestalt zu im genomen , Hier. 28, 16.
nider-prister* stm. einfacher Priester im Gegensatz zu einem
höheren Würdenträger: hochgeampt oder n., Eger. Str. AV5.
nider-schü (nider-schuoch = sotular, scarpa, Diefeub. gl. 253. 245.
Schm. 3, 341.) niderschue = circumpedes, W — B, Sirach 45, 10.
nider-sehulein* stn. Sandale: si czoch an vorgulte n. =
sandalia, W— B Judith 10, 3.
nider»sebeln* swv. mit dem Säbel niederhauen: 9. Okt. 1598
sind 8000 Türken nidergesebelt worden, Traut. Chr. 334.
nider-sinken stv. 13 intr. sich senken, untersinken. 2. bergm.
einen Schacht in die Teufe treiben: 2. das si denselben leben czweue
Schacht nider schullen sinken vertiklich, Igl. Bgr. 45, 4.
nider-stube* swf. ebenerdige Kammer: die neu rnaur gelegen
czwischen des Girczikus under der lauben der niderstuben und der
Pirczelin stuben, ist allein des Girczikus, Igl. Stb. V 151a.
nider-wät stf. soviel als nider-gewant: mit der leineinen n. =
feminalibus lineis, W— B Lev. 6, 10. mit leineinen niderwetin [Bein-
kleidern) sol her seine schemde (verenda) verhüllen, Lev. 16, 4.
niere swstm. hier siv. Niere, W — B Lev. 3, 10.
nier-lein* stn. kleine Niere, renunculus: die czwen niren mit
der veisticheit, die do bedecken die lenden und das neezil der lebern
mit den nirlein, W— B Lev. 3, 4.
nieten sivv. 1. sich befleißen, streben, üben. 2. sich einer Sache
erfreuen. 3. sie ertragen, dulden. 4. in Fülle genießen, iron. ihrer
überdrüssig werden, so auch unpers.: 1. der site wil ich mich nieten,
Alex. 10810. höchvart künde sich n. Darius, 6170. triuwen künde
er sich n., 6724. weit ir iueh manheit n., 9034. er wil sich unwitze
n., 5321. ir sult iueh zühte nieten, im schone wider enbieten allez,
daz, iuwer wille si, 2315. si sohle irs willen sich daran n., 17512.
ich vorchte da?, er wolde entrinnen und daz ich sohle mines willen
mich niht n., 12729. — 3. des niuoz, ich mich mangel n., 10154. der
536 niet-lich — not-durft
manges knmers niete sich, Trist. 6424. werde wip — sollen werdem
friunde — mit minne fröiden n., Alex. 19802, er solt sich da minne
n., 23944. ir sult gän an gemach, da ir inch ruowe nietent.
W. v. W. 2172. nü schaffen!, herre, im- gemach, swie ir selber ge-
hietent, nach willen inch des nietent, 2643.
niet-lich, -en Adv. mit Verlangen, mit Eifer, Fleiß, begehrens-
ivcrt: nie anbliek also wünnec wart noch also nietlich an ze sehen,
W. v. W. 2400.
niftel sie f. 1. Schwestertochter, Nichte. 2. nahe Verwandte
überhaupt. 3. Mutterschwester. 4. Geschwisterkind: Wier wellen,
das igleich tochter oder niftel nem ein man nach iren mnet, wen si
wil, Brunn. Str. II 78. diu edel hohe niftel din , wird Elisabeth zu
Maria genannt, W. v. W. 2962. Elisabeth dein niftel (Tante, mum
XL Bibel) T— B Lnk. 1,36. Mardochei n., Alex. 11803.
nigromancia (nigromanzie, -zi) stswf. schwarze Kunst, Zauberei:
N. mit totenopfer, fingerlein und mit sigel der geiste gewaltige
Wandlung, Ach. 41, 12. von der waren nigromancien, Alex. Anh. 912.
die kunst von nigromanci, Alex. 8471.
nigen stv. II intr. sich neigen zum Zeichen des Grußes, Danke*.
der Zustimmung, Ehrerbietung, Unterwerfung: im wart zühteclich
genigen {gedankt für seinen Gruß), W. v. W. 6093, des in min
vrowe nigen sol (danken), 5991. wan du daz, hast geschrebin, da
von hastu der schuld genigin, Dal. 112, 9 (49, 70).
nimmer- weicher * stm. ewielicher n. = Gott, Ack. 57, 16.
nindert (niener, niender, nindert usw.) Adv. nirgends: aber do
er mit den sinnen der oren n. ein bewegunge des lägenden prüfte,
do gienk her hinezu nehende zu dem vorhange, W — B Judith 14, 14.
das her in n. schulle weren denne vor scheppen, Igl. Str. 99. n.
czimlicher dann, Const. I 5,10. di n. teil haben, I, 10,3. got bet
in seiner allmechtigkeit n. rachung, Ack. 32, 4. das n. zu vinden
ist nur allein in des kimmeis trone, Hier. 114,27. Eg. Chr. 1187.
Elbog. Chr. 53, 38. 75, 13.
nitrisch* Adj. n. salcz = nitrum, Potasche: Ist das du
weschest mit deinen nitrischen salcze und merest dir die wasch-
wureze borith (und dir viel Lauge nimmst) , gemeiligt bistu, W — B
Jer. 2, 22.
niinve (auch niwe) Adj. 1. neu, frisch. 2. sich verändernd,
nicht standhaft. 3. nie veraltend, beständig. 3. ich mein, daz, die
getriuwe wsere, an tugenden niuwe, W. v. W. 662.
norden -wint (norden-, norder -wint) stm. Norclwind: du n.,
W — B Hohes Lied 4, 16. wint norden, Spr. 25, 23 «. s. sudenwint.
nordniseü* Adj. nördlich: zu den nordnischen kunigen = ad
reges aquilonis W — B Jos. 11, 2.
uort = neweere, s. newer. newr, nur, Elbog. Chr. 159, 11.
nöt-brestung* stf. Bedrängung: sulche n., die er lant und
stete belestigt, Elbog. Chr. 132, 14.
nöt-durft stf. 1. Notwendigkeit. 2. natürl. Bedürfnis. 3. Er-
fordernis an notwendigen Dingen, bes. Lebensunterhalt. 4. zur Ver-
teidigung einer Bechtssache: von n. betwungen = necessitate com-
pulsi, W — B Richter 11, 7. keinerlei der offenbaren n. sol man ouf
in (einen Neuvermählten) seezen = nee ei quidqiam uecessitatis
notdürftig 537
iniuugetur publicae, Deut. 24, 5 anderlei bedurft irr n. == caetera ad
usus necessaria, Esther 2, 3. dinge, die im — dem menschen — ein
hulf sein zu seinen notdurften , Sol. 54, 15. ouf der stat n. = ad
negocia civitatis, Igl. B. 3. alle di in (den eitern) ir n. nicht gehen,
Joh. v. Igl. 4. Geb. die do n. dorczu fürten, Igl. Bgr. 26,2. keuffen
n. von den inwonem desselben dorffes, 26, 1. noch allen notdurfteu,
form und weise unser alten bergrechten, 12, 1. So aber die Sachen
vormals vor einem rechten nach allen notdurfften, form und weiss
in klag und in anntwort von beiden partheien gehandelt und ver-
hört wurden, 77, 1. auch schullen die sechslehen ire furderunge
haben durch denselben schacht mit perk (taubes Gestein), mit wasser
und mit anderer perkleicher notdorft, 53, 4. Von allen rechten und
gesetze entschuldiget di twingende notdurft (necessitas) , Const.
IV 4, 14. bei der gäbe (Sehenhmg) so gepurt dem geber di n. von
rechte, das er di besiczunge wandel in des personen, der si aufnimpt,
III 7, 1. jedermann wechselt ein ding umb das ander nach seiner
n. (beim Tauschhandel), III 6, I. den, di vor n. gesworne bieten =
necessario juratos petentibus , II 2, 12. das si — die Arbeiter —
durch geprechens willen (bei geringem Lohn) der n. bedurffen von
not fremde ding nemen , I 7, 17. von allen gerichten ist n. aus-
genommen, I 7, 13. in iren Sachen und notdurfften czuflucht haben =
in suis processibus aut defectibus-recursum habere, I 5, 2. von n. —
czweifeln, I 5, 11. n. = AdjeJct = es ist nötig: Und darurnb so ist n.,
das man bedechtnusse hab (deliberatio), di der leute hiczigen gehen
mute widersteen mag, I 4, 6. das von essen und trinken und andern
dingen, di do n. sein czu dem berge, ein rechter kauft' und mase sei,
I 5, 14. wo nicht grosse n. dowider ist, I 5, 16. von dingen, di da n.
sein czu übunge des gerichtes = de quibusdam preambulis ad judi-
ciorum exercitium opportunis, IV 5 Einl. Der czimerleute arbeit (D.,
ampt) meinen wir in dem perkwerke czumale n. sein, 1 11, 1. von der
Schreiber ampte, des czumale n. ist, I 8 Einl. aus zu richten andere
seine tugent — were groz,z,e n. sulcher meisterlicher rede, Hier.
16, 19. Was do — zu dem dienste und zu dem heiligen gewande
n. ist, W— B Ex. 35, 21. Es ist nicht n., das er mit dir gee, Könige
II 13, 26. So ist der kaufman an dem zu loben, wann durch in den
landen und steten n. weniger ding zukomen, Olm. Stb. 90. von dem
habern sol der Hannsco nemen seinen raitpferden n., Igl. Stb. 111220a.
den kindern des Roz,mans ein czimliche n. von essen und trinken
und kleidern geben, uncz die kinder kumen czu den vernünftigen
jaren, III. A 144 b. die waisen fürsehen mit notdurften und mit
teglichen kleidern, V, 218 c.
notdürftig Adj. 1. notwendig. 2. bedürftig, benötigt: 1. n. koste
die sein, ah man sie nicht tete, so verdurb daz, ding, Const. IV 19, 1.
lehen mit notdürftigem bawe erhalten , Igl. Bgr. 12, 2. wir wollen
alleine notdürftigen dingen anligen , Const. I 9, Einl alle andere
n. ding, 113,14. czu der notdürftigen sache komen, IV 19, EM.
n. Stollen mak er mit dem vierden taile der koste ausarbaiten und
also beheldt er in, Igl. Bgr. U— A § 12. 2. das wir — armen und
reichen, di sin notdurftik sint, einem iczlichen ein volles recht tun
und geben, Igl. Bgr. N. 1, 5. ob Augustin des geltes notdürftig war,
Igl. Stb. V 281 d. der herr hat sein notdürftig (jbrmcht es), T— B
538 nöt-dürftiglick — notikeit
Luk. 19,34. diweil ich — ihr begeren fir zimblich und notirftig
(berechtigt, dringend) angesehen, Traut. Chr. 136.
not-dürftiglich Adv. wie es notwendig ist: doruff wir benüg-
lich (ausreichend) und notturffticlich geantburt haben, Eger Chr.
1072, S. 261.
nöten (auch noeten) swv. tr. in Not bringen, bedrängen, einen
uf seiner hab n. = pfänden, den wein n. = mit schädlichen Dingen
mischen, reflex. mit Gen. sich zu etivas zwingen, Mühe geben, be-
fleißen einer Sache: diu Hute nöten und ir habe, W. v. W. 5491.
das si — die in Littau eingedrungenen Hussiten — den ganzen
kreis bekumern und die annut notten weiden noch ireni willen zu
holdung, Olm. Stb. 44. wann die Behem mit einem puben , Zyska
genant, den sie in zu einem kunig derwelt und uffgewarffen betten
— nahent gar die stet in Behem, die zu irer posbeit nicht treten
wolden, zu in notten und betwungen, 54, S. 35. daz, er sie (Isöt)
gencetet hete also lesterliche (so schimpflich in Not gebracht),
Trist. 3542. der — vögele — sie vil da toten und mit siegen notten
(gewaltsam töteten), Ernst 4077. daz, sie sich so sere noeten an in biz,
sie sich tceten, Alex. 25737. hcert wie sich der nöte: vor vorchten
er sich töte, 18153. das si sich mit gefenknusz zu im und sein
brudern nit noten (drängen sollten, um mit ihm gefangen zu werden,
Elbog. Chr. 116, 12 u. 21.
noten-kunst stf. personif. Tonkunst, Musik: Notenkunst mit
iren süssen gebeten, mit iren starken besweren, Ack. 41, 12.
nöt-geschaft (nöt-geschefte st>i. nötiges Geschäft) stn. Be-
drängnis: ewers grossen n. halben, Eger. Chr. 1157.
nöt-gewalt* stf. gewaltsame Beraubung des Hechtes, Ver-
gewaltigung: der richter sol widersteen n. der leute (debet resistere
violenciis hominum), Const. I 4, 1. die n. ist feint dem rechten
(violentia), I 4, 6.
nöt-hai't Adj. 1. notleidend, bedrängt. 2. dürftig, Mangel
leidend an etwas: des nothaften brif — dass die nothaft von Thier-
stein den Forstern teil vom Reichsforst, bez. Forstamt, abtraten
= verkauften, Mind. des Egerl. S. 50.
nöt-haft* st)n. fester Halt: n. zu dem alle gute ding als zu
dem weisel der pin neheu und halten (Gott), Ack. 57, 7.
nöt-helfer stm. Helfer in der Xot: n. in alleu engsten, Ack
57, 17. I
notig (nötec, -ic, ncetic) Adj. 1. bedrängt, dürftig. 2. nottuend
-wendig, dringend: ein notiger man = homo indigens, W— B Spr. 19, 22
Noch nimande sol sein eigen wille czihen dorezu, das er sich beruf«
sunder notige notdurft (necessitas importuna), Const. IY 20, 10. deii
von nötigen Sachen nicht kegenwortig ist (absens ex causa necessaria)
IV 4, 14; = ehaft not. die von notigen dingen vorhindert sein
I 7, 13. twingen mit nötiger unbilleicher bete = preeibus importunis
I 4, 7. die da arm und notig (bedürftig) wer, Igl. Stb. III 148 d.
nötigen (auch nötegen) swv. nötigen, zwingen, bedrängen: Eger
Chr. N. 1078.
notikeit (notikeit-, ncetec-heit) stf. Bedürftigkeit; necessitas: ab
sich das gepuret von n. wegen der, di do kriegen, Const. IV 20, 11
nöt-lich — nöt-zerren 539
nöt-lich (auch uoet-lich) Adj. 1. gefahrvoll, beschwerlich. 2. not-
wendig, dringend. 3. bedrängend, gefährlich. 4. eitel, eingebildet.
5. mächtig bezwingend? 2. n. teidinge — die sol mau von ersten
richten, Prag. Str. 130, 14.
nöt-lichen, nöt-leich (not-, ncet-liche, -en) Adv. 1. mühselig.
2. auf eitle prunkvolle Weise. 3. notwendig* : 3. des wir selber
notlichen nicht bedürfen, Hier. 48, 3. der scheppe hette notleich zu
schaffen, Igl. Str. 280.
not-nunft stf. 1. gewaltsamer Raub, bes. Frauenraub. 2. Not-
zucht: 2. ir solt iuch der nötnünfte schämen, Alex. 23772.
nötorft s. nöt-durft.
nöt-reckt stn. Gerichtszwang, mit n. gewonnene Schuld = wenn
der Geklagte trotz seiner Weigerung vor Gericht gezwungen wurde,
sie zu zahlen: Urame gelt, das ain mau auf den andern hat mit n.
erstanden, vorpeut her im wol sein berait pfenning (= Bargeld), wo
her ir inne wirf, czu einem andern manne, der ir nicht inne hat, in
welcherlai weis das sei, Igl. Str. 97. gelt, es sei erstanden mit n.
oder sei gelobt vor scheppen, 98. Erstet ein man auf deu andern
mit n. icht, was im darauf get von des gerichtes wegen, das schal
her czu dem erstanden guet reiten, 102. Was ainer auff n. legt,
— die selben scheden ist man pflichtig czu beczalen, (60) S. 328.
nöt-rechten* sivv. widerrechtlich bedrängen: wir werden durch
in (Sebastian Slick) teglich genotrecht, Elbog. Chr. 110, 27. in ver-
hoffnung, seins notrechtens wider unsere freiheit — entladen [zu
sein], 111, 23 ff. ob si imands n. wulde, 111,38.
nöt-reif* Adj. kaum reif vor der Reife vertrocknet: dieses jar
war ein dürrer somer, das alles obst n. war und eingeschrompfen,
Traut. Chr. 29.
nöt-raof * (PI. -rüefe) stm. Notschrei: die frouwe die schre den
n., Alex. 23325.
nöt>sache stf. dringende Ursache, Elbog. Chr. 69, 30.
nötunge (noetuuge der frawen = Kotzucht, Kaltb. 65, 9) stf.
Verfolgung: mit echtung, nottung oder vahung, Olm. Stb. 54 S. 35.
not-lwang stm. (auch schon nöt-zwang) zivingende Not, gewalt-
tätige Störung des öffentlichen Friedens, gewaltsames Vorgehen auch
bei Gericht, violencia = notgewalt: Auch sullen sie (die urborer als
Richter) sein gevirret (geunirret D) von allem nottwange und
geiticheit, umb das di notgewalt veint ist dem rechten und nemunge
der gäbe ist ein vorleiterinne der warheit (Item debent esse a
violencia et cupiditate remoti), Const. I 4, 6.
nöt-wer stf. Abwehr von Geioalt, Notwehr, Brunn. Str. I 98.
367. 470. defensio personae et rerum, quod notwer dicitur, Igl. Str.
167. personam et res suas defendendo, quod n. dicitur, ebenda.
nöt-ivern swv. reft. sich und seine Habe in Gefahr verteidigen :
er habe sich notwert seines leibs, Igl. Str. 222; Chlum. VII 4.
nöt-wille* stm. durch n. = notgedrungen: ob einer seinen Wein-
garten durch Notwille versetzte, Chlum. VIII 24.
nöt-zerren sivv. notzüchtigen: Von gewalt und notczeren der
junkfrawen und frawen. Ist das aine junkfrawe oder frawe clagt,
das si genotczeret sei — auf dem fehle — dann braucht sie nur
einen, in der Stadt zwei Zeugen, wenn si in czurissenem und blutigem
540 not-zerren — nöz,el
gewande clagt, muß sich der Beschuldigte mit zwei Zeugen, sonst
kann er sich allein durch Eid reinigen, Igl. B 55. Ist das eine
gemaine frawe clagt, si sei genotezerret — der richter sol ir genuk
tun nach eczlicher schepfen rate, 56. Wer ein ersam Trauen oder
jungvrauen notzert oder czuck und das diselbe vrau oder jungvrau
inner vierezehen tagen mit czwain ersam mannen das besweren
mack, das si geschrieren hal), so sebol sich einer unschuldigen mit
dem veurigen eisen; ist das er sich nicht unschuldigt, so vorleust
er das haupt, Brunn. Str. II 21.
uöt-zerren stn. Notzucht: Wer um n. überwunden wiert, der
wiert enthelst. Brunn. Str. II 41. umb notzerre handelt: Brunn.
Str. II 21.
nöt-zog stm. stn. Notzucht: Welich vraw notezogs drei tage
verweilet, das si ir nicht claget, di mag ir hinnach mit recht nicht
geklagen, Igl. Str. 155 u. 316. umb n. man mit weihen nicht über-
zeugen mag oder überwinden, 154.
nöt-zogen srvv. vergewaltigen, notzüchtigen: Ob iniant ein junc-
frawen oder ein weip ubirdruket, der hat den hals verloren; abir
also sol er ubirwunden werden : ob di mait oder das weip clage, das
si auf dem velde genoeziget sei, si hat an einen geezeugen genuch,
der geezeug sie der herte (Hirte) oder ain ander, Prag. Rb. 86. Die
Klägerin muß bei der Klage um n. einen Mann zum Zeugen haben,
denn n. geet einem manne an den hals. Zeugenschaft von Frauen
ist hierbei — weil nötig, nur erlaubt 1. daß sie bei einer mait —
beschawen, abe sie ires magetumes sei beraubt und dies bezeugen;
2. wenn ein man in ein closter zu nunnen queme und notezoget ir
eine. Wer ain weib oder eine mait notezoget oder mailigt mit
gewalt, den sol mau entheupten, Igl. Bgr. I S. 366. Eine Genot-
züchtigte muß binnen drei Tagen Magen, 155. 316. Gegen die An-
klage verteidigt man sich seiband er (metseeundo) wirksamer, als man
mit Zeugen Überwunden wird, 320. n. gehört zu den Dingen, die
dem Mann „an den hals gehen", IS. 366, ferner 276 S. 181. umb
n., Aussig. Urkdb. Is. 139. Auch wil er die kuniginne n. in meinem
Imuse, mir gegenwortigen (me praesente), W — B Esther 7, 8. Und
di sune der stete Mempheos und Taphnes haben dich genoezogt unez
bis an den wirbel = constupraverunt te usque ad verticem, Jer. 2, 16.
ir weip werden genoezoget, Js. 13, 16. Amon haste her dovon, das
er hette genotezoget, {es stellt: genotsagt) Thamar seine swester,
Könige II 13, 22. der iunefrown nogezogtin si gar vil, Dal. 48, 5
(14, 55).
nöt-zogen stn. subst. Inf. übel grimmende umb das noczogin
ir swester = ob stuprum sororis, W — B Gen. 34, 13.
nöt-zoger (nöt-zoge swm. -zoger stm.) Notzüchtiger: die der
iunevrawen n. waren = qui violatores exstiterunt in coinquinatione
sua, W— B Judith 9, 2.
nöt-zwingen* (vgl. bei L. nöt-twanc stm.) stv. I 3 notzüchtigen,
vergewaltigen: er hat auch viel jungfrawen und maidlin notzwungen,
Traut. Chr. 224.
nöz,el stn. Demin. von nöz,, PI. nöz,, noezer Nutzvieh, Kleinvieh:
Genosse: ei, wie wol bedächte daz, der niinne ein menschlich noez,el!
nöz,z,el — oberist 541
(= Is6t) , Trist. 723 ; nach Beneke , weil sie nicht ausgestreckt wie
ein Mensch, sondern zusammengekrümmt an einem klcez.el liegt.
utfz^el (nöz^elin) stn. ein kleines Flüssigkeitsmaß (Egerl. noch
näissil), Eg. Chr. N. 1001; es enthält nach Pröckl Eger. L. 2 II 172,
ungefähr '/« Maß = lVs Seidl. n. ö. ;
iiuklir (uöklier m franz. aus griech., lat. nauclerus) stm. Schiffer,
Steuermann: eines tages ez, gesekach der nncklir Ubian ansach,
Ernst 4534. der herren nnklir, Ernst 1998.
numals* Adv. neulich: n. lange zeit (schon lange Zeit her), Elbog.
Chr. 71, 19.
minnen-gasse swf. Name einer Gasse, an der ein Nonnenkloster
liegt: in der nnnnengassen, Igl. Stb. IV 246 b.; V185d. 78 a. e
nur = newaere, wenn nicht, außer, nur: wer ist blint nur mein
kneebt? W— B Is. 42, 19; s. newer.
nurt* nur: nurt das sie Merherlant vollen vorterbten, Böhm.
Chr. 108.
nutz-bere (nutze-, nütze-bsere) Adj. nutzbringend: n. koste —
tut man sie, so wirt das ding besser, Const. IV 19, 2.
nutz-sam* Adj. nützlich: du bewerst (anerkennst) di nuezsamen
(nutzberen, XL Bibel) ding, T — B Kömer 2, 18.
nutzung (nützunge und nutzunge) stf. 1. Nutzen. 2. Nutz-
nießung: 2. ires vaters gelassen guter mit sampt der n., weliche er
darvon hat enphangen, Igl. Bgr. N, 85, 4.
nuz, (G. nuz,, nüz,z,e, PI. nüz,z,e, auch sw. nutzen) stf. Nuß,
Mandel und andere Schalfrüchte : mit einer nüz,z,e boesen wolt ich
iueh niht loesen, Alex. 20421.
obe-her Adv. von oben herab: äff das sloß und weder obeher,
Stb. Brüx N 325.
oben-bar* (von mhcl. bor stf. Höhe) Adv. darüber, oben, im
1. Stockwerk: er sol ir obenpar pawen ein stübl auf sein darlegung,
Igl. Stb. V84d.
ober-bette stn. Oberbett, das zum Zudecken dienende Bettzeug:
Igl. Stb. V 96 a. 155 b. ein oberpet und ein underpet, V 41 a.
oberen sivv. die Oberhand gewinnen, siegen: sie begunden
kobern und an den vinden obern, Alex. 21 936. sie sullen hie lützel
obern, 14049. daz, sie an den fremden oberten, Ernst 808.
ober-getefel* stn. Zimmerdecke: (= getevele laquearia, Voc.
Sehr. 1456; j. Tit. 6104 und Beliand 647, 50): unez an das obirgetefil
(usque ad laquearia), W— B III. Kön. 6, 15; s. bei estrich.
ober-halp Adv. und Präp. m. Gen. oder Dat. oberhalb: o. im
und niderhalp im, Igl. Bgr. 1, 2.
ober-haupt-leute * stm. PL Führer einer Partei: Job. Friedrich,
churfürst u. herzog von Sachsen — Philipp lantgraff zu Hessen o.
der protestierenden stende, Eger. Chr. 80.
oberist Sup. von ober, der oberiste (tag) = das Fest Epiphaniae,
das große Neujahr: von weinachten pis auf den achten tag noch
dem oberisten (8 tage vor dem oberisten H.), Const. IV 17, 7. am
montag vor dem obersten = 5. Jan. 1432, Eg. Achtb. II 85. montags
542 oberkeit — offen
noch Obristen tage (3. Jan. 1389). am necbsten dinstage nach dem
obersten, Buch der Gebr. S. 239. oberstag, Eger. Chr. N. 23. geschriben
an der mitwoch vor dem obristen (4. Jan. 1419), Igl. Rspr. III. des
suntags noch dem oberisten tag unsers herren (8. Jan. 1413), XI.
oberkeit* stf. Herrschaftsrecht: die stadt Trautnaw mit aller
o. und zugehöruugen, Traut. Chr. 74. inhaber des Steyns, da alle
leben und oberckeit zugehoren, Elbog. Chr. 87, 19.
ober-land stn. 1. höheres Land, Oberland. 2. Himmel: her
von Oberlanden (D. von obern landen), fürst von vil seiden = Gott,
Ack. 43, 15.
ober-last s. über-last.
ober-lendisck Adj. 1. aus dem Oberland. 2* überirdisch:
Astrologia mit oberlendischen sachen des irdischen loufes auslegerin,
Ack. 41, 10.
ober-leute PI von ob-man, ober-man , Elbog. Chr. 8, 10. 8, 22.
12, 34. 12, 42; s. über-leute.
ober-man (auch obeman) stm. Schiedsrichter: czu ainem höchsten
furmund und o. geseczt, Igl. Str. (71) S. 338; s. auch über-leute.
ober-mar-schalk * stm. (von marschalc 1. Pferdeknecht. 2. Hof-
In tunter, Aufseher über das Gesinde bei Beisen und Heereszügen.
3. Befehlshaber der ivaffenfühigen Mannschaft des Hofes: Hildebrand
von Eynsidel, ritter, obermarschalg, Stb. Brüx N. 296.
ober-nant = oben genannt, Elbog. Chr. 57, 40.
obernennen s. über-nenneu.
oberoz* stm. Überbleibsel: geschiet dem vieche — von unge-
witer oder von semelicher gottes gewalde wegen schaden, er (der
hirte) ist unschuldig, idoch den oberoz, wen der bleibet, sal er dem
herren zu hause und zu hofe antwurten, Igl. Str. I S. 369.
obez., obs stn. Obst: verkauftet der huter obs ab den paumern —
so ist er den hals vorfallen, Chlum. VIII. 19.
obig* Adv. oben oberhalb, Traut. Chr. 115. 177. 193. 250.
281. 364.
ob-lat, -e swstf. stn. Oblate: oblat (opher) und gelubde, T— B
Btb. 24, 17.
öchsel (öhselin) stn, kleiner Ochse: sam mir daz. öchsel und daz.
joch (Beteuerung des Bereuens), Schretel 328.
ochsen-zagel stm. Ochsenschicanz : den wilden wiben Mengen
ochsenzegel nider binden von den lenden, Alex. 22 120.
och-steinen* Adj. aus Achat? den gelben ochsteinen pater-
noster ( = Bosenkranz), Igl. Stb. V 96 a.
cede Adj. 1. unbebaut, unbewohnt. 2. leicht, gering. 3. arm, ent-
blößt. 4. eitel, dumm, töricht: kundestu recht — messen oder fachten
au.sz ödem köpf, Ack. 15, 17. also bedacht sich die gemein, daz, kein
inüJ (Mühle) öd ligen sold von schult wegen, Igl. Stb. V 257 b.
«eden sicv. verheeren: das ir meinen wunnreichen anger geödet,
Ack. 21. 5.
offen Adj. 1. offen. 2. o. hus, slöz. == in dem ein anderer das
Besatzumgsrecht , jus aperturae hat. 3. ausgebreitet, breit, voll.
4. offenbar: unverholen, offene tage: iudicium peremtorium, banteidiug,
ungebotenes ding (in Prag nach dem Breikönigstag und am 14. Tag
offen-bar — öl-garte 543
nach Ostern), Brunn. Str. I 430. mit offener stimme == laut, aperta
voce, Const. IV 2, 4.
offen-bar (-bar, -bare, -bsere) Adj. 1. offen, geöffnet. 2, deut-
lich, offenbar, sichtbar. 3. zu wenig zurückhaltend. 4. öffentlich:
mit offenbaren briffen und mit hantvesten (instrumentis et privi-
legiis), Const. IV 11, 2. offenbar sunder und irre weib = publicani
et meretrices, Sol. 72, 2.
offen-baren (auch -beeren) sivv. offen zeigen, verbreiten, ver-
öffentlichen, offenbaren: Von norden wirt geoffenbaret alles poses
über alle woner der erden (pandetur), W— B Jer. 1, 14.
offen-barunge stf. 1. Offenbarung. 2. öffentliche Strafe der
Ordensbrüder: gib ein o. = da ostensionem. gib ein Zeichen'. W— B
Kön. 1 14, 41. da^ buch der o., T— B Offenb.
offen-sünder* stm. öffentlicher Sünder, Zöllner: tund den dicz
nit auch die offensunder, T — B Matth. 5, 46. Mattheus der o.,
Mattb. 10, 3. o. und sunder, Mark. 2, 15.
off-haldunge = uff-h. , üf-haltunge 1. Stütze. 2. Aufhaltung,
Arrestation. 3. Hinderung : komer u. o., Stb. Brüx N. 326.
ceheim stm. oeheime sivm. Mutterbruder, Oheim: dines öhems
elieh wip, Trist. 207. 2442. er (Job. Parricida) gerach seinen obani
(den omen seines bruders L.), Böhm. Chr. 101.
ohaiu s. oelieim.
ohmeise (ämei^e) swfm. Ameise, Traut. Chr. 332.
oliornein (= ahörnin) Adj. von Ahorn : Jacob nam albereine
gerten grüne und mandeleine und ohorneine (ex platanis) und eines
teiles schelte her sie — , W— B Gen. 30, 37.
öl stn. Öl: 61 der salbunge, W— B Ex. 30, 25. 30, 31.
öl-banm stm. berg der olbaum (ölberg, XI. Bibel), T— B Mattb.
24,3. 26, 30; Mark. 14, 26; Luk. 19, 37. 21,. .37; Job. 8. 1.
öl-baumein (ö'1-böumin) Adj. vom Olbaum: czwen Cberubin
von ölpaumeinem holcze, W — B Kön. III. 6, 23.
öl-garte sunn. Ölberg, olivetum : das bildnus Christi, das in der
hale im ölgarten kniet, Traut. Chr. 135.
olbente, olbende sivfm. olbent stm. aus griechisch -lat. ele-
phantus? Kamel: olbenden kost truogen dar (vorher sind aber schon
kemel u. dromedar genannt), W. v. W. 3643. olbenden 1200 ze kost
stark ü^ gesundert,' Alex. 21451. 13077. 12336. olbenden (hier wohl
Elefant), kemmel, dromedar, Ernst 4203. leichter ist dem olbenten
inzegen durch da^ nadelore denn den reichen in da^ reich gots, T — B
Luk. 18, 25.
olbeutel* stn. Kamel: ir verslindeut di o., T— B Matth. 23, 24.
Öl-ber stn. Olive: Was do bleibet olper ouf den poumen, nicht
kere wider, so das du sie ablesest, W — B Deut. 24, 20.
öler stm. Ölmüller, -schlaget-: die lebkucher sullen in der üler
bandl und bandwerk nicht greifen und umgekehrt, Olm. Stb. 120.
öle-vas (öl[e]-va^) stn. Ölgefäß, lecythus: so vil melis, als be-
greifen mag ein voust, hab ich in einem kruge und ein wenik oles
in einem ö., W— B Kön. III 17, 12.
öl-garte swm. olivetum: in deinen weingerten und in deinen
ölgerten, W— B Ex. 23, 11.
544 öl-götz — orgcht
öl-götz* (vgl. götzesivm. gottesdienstl. Bildsäule, Rosenbl.) sivm.
Holzgötze, Traut. Chr. 155.
öl-schleger stm. Ölmüller, Traut. Chr. 60.
öl-vart* alle cli leut, die sich czihen, das do heisset olvart
(ölfort II, alvart III) durch di stat, von der stat oder uher der stat
guter, wann si sich czihen oder wi si genant seiu, die schullen geben
32 pfenning auf genaden, Budw. ürkdb. N. -177.
ö-macht (ä-maht) stf. Schwäche, Ohnmacht, Traut. Chr. 121.
om-ampt* (aus om = Flüssigkeitsmaß und ambahte, ambet)
sin. Eichamt, Eger. Chr. N. 1040.
önichüs stm. Onix, ein Edelstein, Trist. 4520.
önikmen-stein* stm. Onix, lapis onvchinus: czwen edle onikmen-
steine, W— B Ex. 28, 9.
Opfer stn. Opfer: gaucz enczuntes opfer = holocausta, Brand-
opfer, W— B III. Kon. 3, 4. 3, 15; Ps. 19. 4; Ps. 50, 21 und Ex. 10, 25;
Gen. 8, 20. opfer der fridsamen ==hostiapacifica, Friedopfer, Num. 6, 17.
opfer-liecht stn. Kerzen, die bei Leichenbegängnissen getragen
und dann geopfert werden: man soll nicht o. zu derselben leich (von
noch nicht 7 jährigen Kindern) baben, sunder pörkerzen mag man
wol dabei haben, Eger. Str. AVI; in jeder Kirche, in die eine Leiche
getragen ivird, darf man nur ein opferliecht haben, A V2 u. 3;
B21. 22; C37.
opfer-speise* stf. Opfer aus Ungesäuertem, W — B Num. 6, 17.
opfer-tier stn. Opfertier: ewer fridsames o. = pacifica vestra,
W— B Ex. 20, 24. das o. der fridsamen, Lev. 3, 1.
opfer- wein stm. Opfer wein, vinum libaminum, W — B Esther
14, 17. den o. gestift, Eger. Chr. 6 S. 12.
or-ber s. ur-bar.
orbern, urborn sivv. 1. etwas als urbor innehaben. 2. tvovon
urbor geben oder 3. nehmen, ausnützen, handhaben. 4. reß. sich her-
vortun, anstrengen. 4. Traut. Chr. 244. 245.
orden stm. 1. Ordnung. 2. Reihenfolge, Stufe. 3. Anordnung,
Befehl. 4. Orden. 5. Art, Stand, oft nur umschreibend: Wer do
slefet mit einem knechte noch weiplichem orden (coitu femineo),
W— B Lev. 20, 13.
ordennnge stf. 1. Kegel, Ordnung. 2. Reihenfolge. 3. Anordnung,
Vorschrift. 4. Ordination. 5. Rang, Stand. 6. Einrichtung, Lebensweise:
Esther — czoch ab das gewant irr o. = omatus sui, Trauerkleider,
W — B Esther 15, 4. sol ich nu wenden — in weltlich oder geistlich
o.'? (= Geistlicher werden oder heiraten?), Ack. 42, 16. „ist das
urteil gesprochen wider geschriben recht ader wider gewonlich o.
des gerichtes, dorumb so ist das urteil nisnicht, das wil ich redlich
beweren und beweisen, Const. IV 20, 13. Di urteil, di wider des
rechtens o. gesprochen sein, di haben keine kraft, IV 1, 1. aus der
(gerechtikeit, recht, der rechten Weisheit) brunne unsers rechtens o.
fleusset. — wider unsers gerichtes o. geurteilt, IV 7, 10. Des gerichtes
o. — vorhenget nicht, das di geswornen, di richtere und unpilliche
clagere von der gerechtikeit weichen, IV 7, 10. gerichtes o.,
P? 7, 10.
örecht Adj. mit (großen) Ohren versehen, langohrig: der
orechten man, Ernst 4018.
Öre-wetschelSn — ort 545
öre-wetschelin sin. kleine Ohrfeige: „halt mir ein o., Trist. 5478.
orgel, -e stsivf. Orgel: Jubal, der was der vater, di do sungen
uf herpfen unf auf orgeln, der Zither- und Harfenspieler, W — B
Gen. 4, 21.
Orient stm. der Osten: das do sieht gegen o., W— B Ex. 27, 13.
orientisch Adj. orientalisch, östlich: Von den orientischen
pergen = de inontibus orientis, W — B Num. 23, 7.
örl (Dem. zu oer, -e, 6r, -e stn. Öhr, örelin stn. Henkelloch,
Handhabe) stn. Öhr, Öse, ansa: iacinthische orl (himmelblaue Schleifen)
an dem soume eines ummehanges, W — B Ex. 36, li. fünfezig örl an
dem soume einer überdecken, Ex. 36, 17.
ör-ring st. Ohrring, W— B Ex. 32, 3. guideine orringe phlagen
die ysmaheliten zu haben, Richter 8, 24.
ort stnm. 1. der Anfangs- oder Ausgangspunkt nach Raum
und Zeit, räumlich und zeitlich Anfang oder Ende. 2. Spitze der
Waffe. 3. spitzes Werkzeug. 4. Ecke, Winkel, auch öffentl. Abort.
5. Kornhaus. 6. Saum, Seite eines Felsen, oberer Rand des Schildes.
?• Himmelsgegend. 8. 1/i von der Münze, besonders vom Gulden
(nach Lexer, weil die Münze durch ein Kreuz in 4 Winkel, orte
eingeteilt war) dann erst 1ji von Maß und Gewicht. 9. angewiesener
Platz, Stelle, Teil, Stück, daher 10. bergm = Ortstrieb : von anbegin
zu orte, Ernst 3935. die tavel hat — nindert ecke noch kein ort,
Trist. 1342. an der andern tavelen ort, 2628. die fleischpank gelegen
am ort gegen den fleischpenken, Igl. Stb. V 21 d. die gerste ein
schaffei umb sieben örter (eine Münzsorte), Traut. Chr. 193 ; Traut. Ch. 42.
8. J|4 der Münze: bin schuldig 1 gülden und czwai orter, Igl. Stb.
III 329 d; Eger. Chr. N. 58; vom Holzmaß: Der Eigentümer von Holz,
das weggeschwemmt, von denen von Pruel (Pröhl) aber aufgefangen
ivurde, sol — geben von einem ort ein weissen phennig, Rüge von
Pröhl N. 40 (9). siniu seneclichen wort ruorten ir herzen ort,
W. v. W. 6654. 10. Die Betriebspflicht verlangte, daß alle erschroteten
Erze abgebaut, nicht etwa „verzimmert" werden, Const. 1 11, 2; und:
Ein islich perch in siben leben geteilt schol czu rechte czu dem
ministen haben drei schecht und in iglichem leben drie orter und in
islicher lehenschaft ein orte und mag nicht furpas petwungen werden,
Igl. Bergr. U — B § 10. Buwet der nufenger di sebin lehen mit drien
schechten, vuntgruben unde czwei endilste lehen, der urbarer mag
in nicht hoher gedringen, ein lehen mit drien ortern, eine lehenschaft
mit eime orte, DIR 14, 2. Es behagt den eldisten auch, das ein
ider perkman sein recht gancz in gemessen perge, in lehen und in
lehenscheften behalde, wer es, das di gewerken eins gemessen perges
alle siben lehen mit drein silbergruben (Schächten) auspauten, aber
di lehen, di vorlihen sein um unser (ein E) sicher eigenschaft, wi
man di nennet, mit einer silbergruben und mit drein ortern, di
lehenschaft mit einem orte nure gepawet werde, Const. III 1, 9.
Doch die folgende Verschärfung dieser Vorschrift blieb wohl als un-
praktisch unbe folgt und unbeachtet: Aber die newen leute sein vil
behender (perspicatiores) denn di alden leute, di haben einen andern
sinn begriffen und mithengen, das ein iczlich lehen sol ausgepawet
werden mit seiner eigen silbergruben und mit so vil ortern, als vil
do werden mugen an schaden der gewerken, III 1, 10. — Ein ort
Jeliuek, Wörterbuoh. 35
546 ornarnancia — oster-heilig
= 3/j Klafter, lachter gegen die Nachbarn beiderseits reichend, also
1 V2 lachter gilt als normales Lehenschaftsfeld: Und vorleihet mau
imande eine lehenschaft, der frewe sich des rechten, das im der
lehenherre henumet und bescheidet. Spricht aber der lehenherre
nichtesnicht czu dem vorleihen, sunder er vorleihet slechticlich eine
lehenschaft, so sol mau keine andere leheuschaft vorleihen inwendig
drein virteiln einer raase. Dasselbe recht wollen wir auch gehaldeu
werden in ortern, di man vorleiet, wann wo di selbe redlichkeit
(ratio), da ist dasselbe recht zu seczen, Const. III 5, 16; vgl. Frei-
berg. Bergr. B § 20. mit irer lehenschefte oder orte (cum sua con-
cessione vel acie), Const. III 1, 13. lehen ader leheuschefte und orter
hinlassen, III 1, 11. lehenschefte oder orter, di man vorleihen mag
(concessiones aut fines concedendos), I 9, 3. vorleihen lehen ader
orter, I 7, 7. (fines, qui vulgariter dicuntur orter). Wir seczen auch,
ab die erbstollner ercz vinden und varn für sich mit dem Stollen
umb eine mase, so vorleihen si das ercz, was noch derselben mas
czu vorleihen ist (an Lehenhäuer) ader si underweisen ire orter
doselbist (suas acies ibidem iuforment), ader unsere gemeine vorleiher
sullen vorleihen alles, das do czu vorleihen ist, das si vinden noch
der masse, Const. II 5, 8. — ab man mit einem fremden ort 4 lehen
mag pauhaftig gehalden oder nicht, di nicht bei einander ligen, Igl.
Bgr. N. 84, 2 gegen Ende, der munczmaister , hoffmaister und di
obristen Steiger wolden das nicht gestaten, das di orter also schulden
ledig ligen, N. 53, 11. ein gesworn man, der das ort (der lehen-
schaft) beschawet, ob es ledig lige, DIR N. 23 a, 10. di Steiger u.
schepphen — quarnen auff die orter, do man hatte bestochen czu
der masse, N. 6, 2.
ornamancia* stf. Wahrsagung aus den Eingeweiden von Vögeln:
Pedomancia mit kindergedirme und 0. mit vogelgederme luplerin,
Ack. 41, 17. Nach der tschech. Bearbeitung ivird die 0. angestellt an
den Eingeiceiden des Auerhahns und Hühnergeiers.
orteil-buch s. urteil-büch.
orten* stn. = subst. Inf. ein verbotenes Spiel, Eg. Str. A XIII 2.
Vielleicht ist es zu orten swv. quadrare bei Lexer zu stellen.
örten-geselle s. ürten-geselle.
örtern (auch ortern) swv. 1. mit Spitzen versehen. 2. viereckig
machen. 3. untersuchen: 3. Traut. Chr. 294. ehe dan solche schrift-
liche setze (Klagepunkte) durch ir königliche mayestat geortert,
Eger. Chr. 1196.
ort-pfunt* sin. nymancz sal auch an einem tuch kein ortphunt
oder eiuslag machen bey dem prant, Igl. Stb. in 186 a.
or-vehde s. ur-vekde.
ossach * mein silbrein gevesse und ossach und andre geschmeid,
Igl. Str. III 304 a.
ostenisch* Adj. östlich, orientalisch: gegen dem ostenischen
teile, W — B Deut. 4, 41. von dem westnischen creisse uncz bis zu
dem ostnischen (ad terminum orientalem), Ez. 45, 7.
öster-bröt stn. Osterbroi: halden sult ir 0. = observabitis azynia,
das Essen des ungesäuerten Brotes, W— B Ex. 12, 17 u. Lev. 23, 6.
oster-heilig Adj.: am mittwochen in den osterheiligen tagen
= Osterfeiertagen, Eg. Achtb. II 52.
österisch — ow! 547
österisch* Ad}, österreichisch: die selbe zeit (beim Tode Otto-
kars II.) was der osterische herczoge ouch gestorben, Böhm. Chr. 81.
öster-lämp stn. Osterlamm: das o. = immolate Phase, W — B
Ex. 12, 21.
öster-lant stn. 1. östlich gelegenes Land. 2. Österreich. 3. Orient,
Morgenland : 1. die gegeilt des osterlaiidts (= plaga orientalis) gegen
mittag hebt sich au von der stat Tharnar , W — B Ez. 47, 19. von
osterlanden Sibilla, Legende 811.
Ostern* stn. Osterlamm-, -mahl: in dem da was dürft ze slachen
daz, o., T — B Luk. 22, 7. daz, o. daz, wir ez,z,en, 22, 8. daz, ich ez,z,e
daz. o. , 22, 1 ; Matth. 26, 2. 26, 17—19. do ich i^^e daz, o. mit
meinen iungern, Mark. 14, 14. 14, 1. begiengen daz, o., 14, 12.
Oster-reiche swm. Österreicher : gegen den Osterreichen, Böhm.
Chr. 97.
öster-speise stf. Osterspeise, ungesäuertes Brot: azyma, W — B
Gen. 19, 3; Ex. 12,20.
öster-tag stm. 1. Ostertag, Osterfest. 2. höchste Freude: 2. da
lac sins herzen östertac Isöt die blunde bele, Trist. 804.
öster-vlecke* (von vlec, -ckes sfm. vlecke swm.) swm. teller-
förmiger Osterkuchen: osterflecken mit 61 besmirt = lagana azyma
oleo lita, W— B Lev. 2, 4.
öster-wein (öster-win) stm. vinum austricum : 2 nozzel Elsazzers
osterweins oder Frankens darf bei Taufen im leithaus {Wirtshaus)
nur vertrunken werden, Eg. Str. VII 2. osterwein und ungrischen
zu schenken der ist niemand vorboten durichs jar, aber ein phebert
um ein phenning, Igl. Stb. III 39 b.
öster-wind stm. Ostwind: Und das ist die gegend zu dem
mittag des osterwindts (Grenze gegen Süden), W — B Ez. 47, 19.
6t (eht, oht, 6t) Adv. und Konj. bloß, nur, Konj. wenn, nur,
nach Komp. als: er liez, 6t vaste vüeren zuo die beste splse, Trist.
534 — 538. swer sich 6t da zu hove dranc, 592. mit ires herzes
sehen sach sie 6t allez, an ir zartez, liep Tristande, 2604. ez,n half
6t nicht, 3154. sie riten 6t vaste in den walt, 3319. nü lac 6t
Tristanne die blunde Isöt in herzen, 3704. die vuor 6t zu Tristande
hin, 6364. ez, get 6t allez, daz, entwer swaz, ist in dem hove min,
Schretel 116. er (der Bärenführer) quam 6t üz, dem oven nicht,
Schretel 280. ez, (daz, schretel) sach 6t dar und allez, dar, 209. muot
unde sin — die stunden im 6t alles hin gein Britanje in daz, laut,
Trist. 1428. Tristan 6t nicht begerte Isöten, 978. swaz ich ir (der
riche) 6t bestrichen in einem ganzen järe kan, 1250. ichn viel 6t
nie so harte ine, 2222. er treip 6t michel wunder mit toerischer
wise, 5302. des was 6t da dehein rät, Ernst 3103.
Ottaker = Ottokar : Ottaker, das als vil gesprochen ist als Otten
über, Dal. (78, 22.)
oven-bret* stn. Ofenbrett, -bank, Schretel 113.
oven-stein* stm. Ofenkachel, Schretel 113.
öwach (owoch) Interj. der Klage: owe immer und öwach! —
herren liebe enerbet nicht, Alex. 19261.
OTvi (ouwi, öwi, owi) Interj. der Bewunderung: owi, wie da
gehurtet wart! Alex. 14063.
35*
548 päc — parchant
(Hier stehen nur jene Worte, die mhd. meist mit p im Anlernt
geschrieben werden, vergl. sonst B.)
päc s. bäg.
pacht (phaht, -e) stf. Zins, Pacht: Den Pächter trifft der am
Pachthof durch einen Zufall entstandene Schaden z. B. durch eine
Feuersbrunst, wenn nicht ausdrücklich das Gegenteil ausgemacht
worden, Igl. Str. (14).
palas stnm. großes Gebäude mit einem Hauptgemach, das zur
Versammlung oder als Speisesaal dient: durch ein wit palas, W. v. W.
3347. Do gienk her (Amri = Zamri) in das p. und czimte sich
selbir an mit dem kunielichen house, W — B Könige III 16, 18.
palle mf.? mlat. palla Altartuch, der Opferkelch samt seiner
Bekleidung : altertuchen, pallen, bucher usw., Hier. 197, 2.
palin-suntag* stm. Palmsonntag, Eg. Achtb. II 195.
palni-tag stm. Palmsonntag: am phinstag nach dem p., Igl.
Stb. III 253 b; Eger. Chr. 1144. 1029 S. 220; Elbog. Chr. 4, 14. 5, 6;
Traut, Chr. 247.
palin-woehe sivf. Karwoche: in der heiligen palmwochen, Elbog.
Chr. 21, 27.
palni-zweig (vgl. palm-ris stn.) stn. Palmzweig: p. = spatulas
palmarum, W— B Lev. 23, 40.
pamper* stm. der Schallende: etzliche haben die new glocken
nur den pamper genant, Traut. Chr. 158.
panzier (auch panzer) stn. Panzer, lorica: Vorwar das gewichte
seines panezirs was 5000 seclen eres, W — B Könige I 17, 5. ich
schaff im auch daz, pest panezier, daz, ich hab, Igl. Stb. HI 81 c.
papen-fels* stm. = kindisches Zeug: sage nit vom Papenfels
newe mere, (vielleicht teie unser Tripstrül, von einem unbekannten
Ort gebraucht, vgl. „Gouchesberg" Freidank 82,9: Boner 65, 55 u.
Affenberg Docen Mise. II 187), Ack. 9, 10.
papirehi (papierin) Adj. aus Papier, aus Papyrus : in papireineu
vassen = in vasis papyri, Schiffchen aus Papyrusschilf, W — B Js. 18, 2.
papirer, päpirmacher stm. Papicrmacher, Traut. Chr. 148. 262.
Eger. Chi-. 679.
papier-geselle * swm. Gehilfe eines Papiermachers, Traut.
Chr. 314.
papier-müle f. Papierfabrik: die papirmühl, Eger. Chr. 103:
Traut, Chr. 93.
papisten-berg* stm. wan der her Johans in korb predigt ausz der
legenden und vorsteig sich zu hoch am p., das er wol ein ieitter
hett bedorft, das man im wieder herab hett geholfen, Traut.
Chr. 347.
päradis, -e (auch pärdis, -e) stn. Paradies: in der vröuden p.,
Trist. 578. stm.: der wunnecliche paradisus, Alex. 25280. der
paradis ir ledic stät, 25286. des p. holze, 25319.
parchant (barchant, barchät, barchet) stm. Barchent: czwen p
und zwen pokuschin, Igl. Stb. IV 187 b.
parchant u. parchanter s. unter barchant, -er.
park — pauke 549
park Gen. parkes stm. (aus franz. parc, 'dal. parco, mlat. parcus)
eingehegter Ort, Umzäunung, Flanke: das er — 17 feuerpfeil bereit
mit schlachten, parchen und allerlei nothdurft gerüst, die Stadt zu
verathen, Eg. Chr. B. 1043, 4; s. unter sack-mau.
pardi, part (part, -des) stm. parde swm. Leopard: pardi und
tigres, Alex. 21577. daz, tier was gelich dem part, T=B Offeub.
13, 2.
parschtal* stm. Eberbartl hat durch abred das Benützungs-
recht an dem im Hof des Nachbars Stubenfol stehenden Brunnen
erhalten: eberbartl bat sieb vorwilligt deu parschtal, den er hinten
in seinem hoff hat, fuder czu seezen und der Stubenfol sol auch
sein parschtal yn seinem hoff fuder seezen von dem gerin, Igl. Stb.
111325 c.
partei (partie) stswf. Abteilung, Partei aus franz. partie, ital.
partita: als ewer Weisheit — suliche sachen und parthei nicht ent-
scheiden kündet. Igl. Bgr. 77, 1.
partieren sivv. teilen: ir volc sie (die fürsten) partierten, Alex.
7122.
partierer (partirsere stm. Betrüger, aus franz. barateur) stm.
hier ivohl Hausierer:* Auch sal kein p. in der stat umbgeen und
in den heusern kramerei mit nichte vorkauffen, Olm. Stb. 92 a.
passion stm. 1. Leidensgeschichte Christi. 2. Erzählung, bild-
liche oder theatral. Vorstellung derselben: 2. den 8. u. 9. tag winter-
mon (Dez.) 1579 hat Christof Herdtwig von Pirn den passion mit
bildwerk gespilet auf dem schloste, Traut. Chr. 25. 242. 257.
pate (bäte, pate) swm. Pate: (aus lat. pater): sin pate der wirt
wesen wolte, W. v. W. 3133. der hub den aus der tauff und war
sein bath, Eger. Chr. 73.
pateni* stn. Patengeschenk? oder paten, -e sivstf. Oblaten-
tellerchen: ein klainez, patem silbrein, Igl. Stb. V206a.
paternoster* stm. Bosenkrayiz: czwen gorelein p., Igl. Stb.
V 96 a.
patriarke swstm. Patriarch, Kirchenoberhaupt, W. v. W. 3174.
patunige (batönje, betänie, ba-, patenje, patonig, Mgb. 386, 21.
430, 4) stf. Schlüsselblume, Betonie «ms lat. betonia, betonica u. dies
nach Pliu. liist. nat. 25,46. vom gall. vettonica, Weig. 1, 142# als
Zauberkraut: di da leicht vallen in ungelauben als alle, die da
gelauben an antgift, aniganch, an nachvuef, an p. und an ander
ding, Job. v. Igl. 1. Geb.; vgl.: du solt nicht geloben an die bataenien,
Wack. Pred. 42, 7.
patzam? aus lat. pacem, Kreuz, das bei der Messe zum Küssen
dargereicht wird, Traut. Chr. 347.
patzen stm. eine Münze : 15 patzen vor einen gülden gerechnet,
Traut. Chr. 44. 185. 186. jeden gülden vor 15 patzen oder 60 kreizer
zu raiten, 94. jeden floren per 18 patzen gerechnet (a. 1569),_ Traut.
Chr. 190. müntzordnung — von wegen der 3 patzner , das einer sol
gelten 10 Kr. (a. 1610 aber 12 Kr.), Eger. Chr. 436.
pauke (püke) swf. Pauke, sambuca: mit poucken und mit
harpfen = cum tympanis et citharis, W— B Gen. 31, 27. Do lief im
enkegen sein eingeporne tochter mit pouken und mit pfeiffen (c.
tympanis et choris), Richter 11, 34; s. auch bauke.
550 pauken — persisch
pauken (püken) sicv. auf der Pauke, vielleicht überhaupt
schlagen (wie auf einer Pauke), unter Paukenschlag führen, Eg. Chr.
N. 673.
parelun (auch -e, pavilün, -e) stswf. Zelt aus franz. pavillon,
mlat. papilio: min pavelün — üfslaken, Trist. 4686. in ir pavelüne,
4712. üz, der poulüne tür Alexander gienc her vür, Alex. 19213.
10215. dö der Krieche gegen der poulüne reit. 14255. linder sin
poulüne er gienc, 10086. er vuort uns in sin p., 26375. da sie ir
pavelüne fant. W. v. W 1411. 1335. in das paulün gienc der werde,
1439.
pedomancia stf. Wahrsagung aus Eingareiden von Kindern:
P. mit kindergedirme — luplerin, Ack, 41, 17.
pedün stm. Bote zu Fuß, Läufer: swaz, da pedüne in beiden
hoven mochten sin, Trist. 4356.
peinig (pinec, -ie) Adj. cruciatorius, schmerzvoll: welche grosse
peinige leidlinge dunket dich nicht alleine der vordampten in der
helle sunder auch in dem fegefeuer? Hier. 140, 5.
peitselie (pitsche f. peytsche, Fuudgr. 1, 387a. peitsch, Voc.
1482; aus slac. bic), f. Geißel, Peitsche: Mein vater hat euch geslagen
mit geissein, ich aber wil euch slahen mit genadilten peitschen
(scorpionibus), "W — B Kön. III 12, 11 u. 14. die pusserer — gingen
mit nackten rucken und hiben sich mit peiezhen, Böhm. Chr. 90.
wen einer dem andern die peyczhen (zum Kasteien) reichte, 37.
pelzen (auch beizen) sicv. pelzen, pfropfen, verpflanzen: Und
werden wirt er als ein holez, das gepelczet wirt neben die wasser,
das czu der vruchtikeit ousleset sein wureze (transplantatur), W — B
Jer. 17, 8. pelczet dorein (in die erde) opfilböume = plantaveritis
pomifera, Lev. 19, 23. die gertelin pelzte Moises in die erden,
Legende 523. 540. 597. 625. 631.
pelzer stm. 1. welcher pelzt, pfropft. 2. Pfropfreis: 2. "Wer
peltzer ausgrüeb oder andere fruchtbare bäum umbbricht, Chlum.
112; s. auch klä-rebe.
peltz-man stm. Pfropfer, Gärtner oder Pelzhändler? Traut.
Chr. 332.
pen, ben (pen, -e) stsivf. Strafe aus lab. poena, von dem auch
pein kommt: Traut. Chr. 96. 140; Eg. Chr. N. 1125. bei der pus und
peen, die darauf gesaezt sein, Igl. Stb. V 28b.
pen-val stm. Strafgeld, Buße: beim eini p. 1000 schock meisz-
nisch, Traut. Chr. 200.
pen-vellig* Adj. straffällig. Traut. Chr. 76.
pergamenen (pergamentin) Adj. aus Pergament: einen perga-
menen brief der geschwornen rathman der sadt Trautnaw, Traut.
Chr. 46.
pergamente, pemiit, permut sin. Pergament: pring di pucher
— wan allermeist da^ permut, Pergamentrolle, T — B IL Timoth. 4, 13
perlein,* perlen* Adj. aus Perlen: mein perlein halspant
Igl. Stb. V 103 b. ein perlens khrenzl, V281b. ein perlein krancz,
V203a. ein perlein krenczl, Y41b.
permut s. pergamente.
pernisch (bernisch) Adj. von Bern (Verona): mein swarezen
pernischen mantl, Igl. Stb. Y47d.
persch-büchse — pfaf-heit 551
persch-büchse s. bersch-büchse.
persone stivf. Person : nicht merke die persone des armen (non
consideres p. pauperis), W— B Lev. 19, 15. Vor dem graen houbte
stee ouf und ere die persone des alden, Lev. 19, 32.
petschat, petzet (petschat, betschat, aus slav. pecet) stn. Peit-
schetft: hab ich mein p. mit gutem willen zu disem briff gedruckt,
Stb. Brüx N. 341. meinen leezten willen — mit petschad meines
pharrer versigelt, Igl. Stb. V210a.
pfad stm. n. )m. PI. phede, n. PI. phad und pheder) Fußweg,
Pfad: der züchte pfat, Trist. 58.
pfad-hauche * swm. (phat-, phad-hucke), latro, Dfg. 320 c, Schm.
Fr. 1, 419, 1041) Räuber, der am Pfade, Wege hockt und auflauert:
sie netten geslagen pfadhouchen , W— B Könige II 3, 22. Sol ich
nochvolgen disen phadhouchen oder nicht und ob ich sie begreife?
= Persequar latruneulos hos? Könige I 30, 8. Wenne sam ein
pfadhouch, der do ensteet (consurgit) wider seinen bruder und er-
mordet seine sele , also hat di iunevrowe geliden , Deut. 22, 26. An
den wegen sasestu, peitende ir als ein pfadhauche (latro) in der
wustenunge, Jer. 3, 2. das sie (die Götzenbilder) icht von den pfad-
nauchen werden abgeezogen (expolientnr), Baruch 6, 17. Nicht von
den diben noch von den pfadhouchen sie sich lozen die hulczeinen
gote (se liberabunt), Baruch 6, 56.
pfad-hauchen* swv. räuberisch überfallen: Do sprach der Dewczh
(Deutsche) und czeiget mit dem vinger auf dem Pehem: der hat
mich neulich gephadhaucht und beraubt meines gewandes in dem
walde, Igl. Str. 163.
pfaffe swm. Priester, bes. Weltgeistlicher im Gegensatz zum
Mönch: Aber die kinder Davides waren pfaffen, W— B Könige II 8, 18.
werden meine pfaffen = eruntque sacerdotes, Ex. 29, 9. alle seine
mechtigen und seine künden und seine pfaffen, Kön. IV 10,11;
Kön. I, 5, 5. Und dornach ruften die philisten iren pfaffen und iren
weissagen (sacerdotes et divinos) Könige I 6, 2.
pfaffen - fürste swm. Fürst geistlichen Standes, Kirchcnfürst:
der bischof von Betlehem und ander pfaffenfürsten genuoc, W. v. W.
3412.
pfaf-heit stf. 1. Geistlichkeit, Priesterschaft. 2. Priestertum:*
2. Aber du und deine kinder hütet ewer p. = sacerdotium vestrum,
W — B Num. 18,7. so das sie mir der p. gebrouchen = ut sacerdotio
fnngantur mihi, Ex. 35, 19; so das her mir zu der p. werde ge-
weichet = ut mihi in sacerdotio cousecrentur , Ex. 28,4. 28, 41.
29, 1. 29, 44. 30, 30. 35, 19. 40, 13. Lev. 7, 35. 1. er hat ordenunge
gegeben den ampten, der p. und den dienern der hl. kirchen , Hier.
111, 15. er gienk mitsampt der p., 227, 13. 197, 8 u. 214, 13. über
se kam der selige man mit p. , W. v. W. 7749. alle suntage und
feiertage, di di p. in den kirchen gebieten erlich zu feiern,
Const, IV 17, 7. Wer erbeeigen adir czinse der p. geeigent hat,
Aussig. Urkdb. N. 139. daz, in dem lande die p. siner sele dienstes
wer bereit, Ernst 1767. noch der gewonheit der p. (priesterschaft,
XL Bibel), T— B Luk. 1, 9. ob di Vollendung was durch die
Levischen p. , Juden 7, 11. da di p. wart übertragen, (geivechselt),
7, 12. 7, 24. Dal. 69, 29 (27, 31).
552 pfait — pfants-inhaber
pfait s. pfeif.
pfand s. pfant.
pfaime sivstf. Pfanne, aus lat. patina: als ob es — mein ge-
pein — in einer pfanne gerostet were , Hier. 73, 18. Ist das dein
opfer wirt ous der pfannen semil mit 61 besprenget nnd ungesuwert
(absqne fennento), W— B Lev. 2, 5. die do in der pfannen mit 51
besprenget werden nnd geröst (in sartagine) Lev. 6,21.
pfaimen-flicker stm. Pfannenflicker: der Cnncz, p. zu Eger,
Eg. Achtb. n 104.
pfant, -des, PL pfant, pfände, stn. Pfand: so soll nicht über-
nachten bei dir das pfant, W — B Deut. 24, 12. Was man phant um
di selbe kost verseczet, di mak der perkmaister oder der perkscreiber
oder di gewerken alczuhant an alles aufgepot hin czu den Christen
oder czu den Juden vorseczen. Und das chumt davon, wanne gepeu
auf perkwerk keinen aufschub an schaden mag getragen , Igl. Bgr.
78a. Was under einem lot pfandes stet, das schol man nur eins
aufpiten vor dem gerichte und essendes pfant alsam, DIR III 42.
nü schaffe hiute da^ din hant der vinde höchvart mache pfant,
Alex. 7442. ich trachte nach sime phande (mir des Dar ins Beich
dienstbar zu machen) 1376, mit bereitschaft (Bargeld) und mit
phande, 1244.
pfant-herre sivm. Pfandinhaber, Pfandgläubiger: den Slicken,
die weilen si eure pfanthern sein , Elbog. Chr. 67, 12. pfantzhern
(den Slicken), 130, 13. 130, 17. 130, 19. 40, 1 42, 20. 45, 26.
pfant-recht stn. das Becht zu pfänden, Pfandgelt zu begehren.
Wenn eine in die Bürgertafel eingetragene Schuld am bestimmten
Tag nicht gezahlt ivird, so räumt der Bichter das p. ein, hilfet
darum tvol pfandes, Igl. Str. 98. Man darf sich bei der Pfändung
nicht die Sachen anderer Leute aneignen, 106. Wem ein Pfand-
recht eingeräumt worden oder wer ein richterl. p. erhielt, soll das
Pfand in seiner „innunge und gewalt haben", es wäre denn, daß
die gepfändete Sache ohne Gefahr des Unterganges nicht übertragen
werden kann, 107. Eine gepachtete Bf au- oder Badpfanne darf nicht
gepfändet werden, sondern mir der Überschuß des Nutzens über den
Zins, 108. Essende Pfänder soll man 3 Tage halten, dann kann
man sie verkaufen , 109. Beim Beweis des Pfandrechtes auf un-
bewegliche Güter hat das Bürgerbuch den Vorzug vor dem Eid, 174.
Kommt ein gepfändetes liegendes Gut (unvarende habe) zur Feil-
bietung, so ist der früher zu benachrichtigen, der eine ältere Ver-
schreibung an ihm hat, bei fahrenden Gütern der, der es in seiner
Gen-alt (Gewähr) hat, 296. Verkauf des Pfandes (56 a).
pfant-schaft stf. Pfand: das zu stat und lande czu Eger Ge-
hörige ist ,.mit ein pfantschafft zu der cron gen Beheim", urkdl. um
1417, Mind.' d. Egerl. S. 10. briefe über die pf. Trautnaw, Traut.
Chr. 85. 86.
pfaut-schilling stm. das auf ein Pfand geliehene Geld, Pfand:
unangesehen, das gemelte stat Eger ein pf. der cron Behemb ist,
Eger. Chr. 86.
pfants-inhaber = pfant-herre: pf. der stat Trautnaw, Traut.
Chr. 7. 10. 23.
pf antun g — pfeln 553
pfaiituiig (meist phanduijge) stf. 1. Pfändung, 2. Pfand:*2 ab
er der p. nit bekennen mag, mag er nach im greifen und in in ge-
fenknüs setzen, Eg. Str. C 83. des reiches forste (u. zwar 7) di mit
der stad und dem lande czur cron gen Beheim gehören und ein
pfantunge darezu sein, Mind. d. Egerl. S. 85.
p faiit- weis* stf. in p. = als Pfand: das selbig phannt ist lange
czeit in p. gelegen, Igl, Str. (56) S. 323.
pfarre s. pharre.
pfarr-leute (pharre-liute) PI. Pfarrgemeinde: Pilgreim von
Staunern (Stadt südlich von Iglau) und seinen pfarrleuten aus
Stannern, Mitteldorf, derr (Düre), Ottn (= Otten) und kleyn Neu-
stift, Igl. Stb. III xl 136 b. alle sach zwischen dem pharrer und den
obgenanten seinen pfarrleuten sollen gericht und geschlicht sein,
III A. 137 a.
pfat s. pfad.
pfawen-swauz stm. 1. Pfauenschwanz. 2. Komet:* 2. pfawen-
schwanz, Traut. Chr. 119.
pfebe (phedem, -e, fm'?): Melone, Kürbis, Gurke, eine Art
Melonen, Pfebe, pepo = cucumis melo L. s. kürbs.
pfebert s. pfen-wert.
pfebert* ein Meines Weinmaß: osterwein ein ph. um ein
phenning, Igl. Stb, III 39 b.
pfef-lich (phaf-, phef-lich) Adj. geistlich, priesterlich: habende
pfefliche wät = ephod secum habens, W — B Könige I 23, 6. hab in
erweit mir zu einem priester, so das er — trüge pfefliche wät vor
mir, Könige I 2, 28. Bichter 18, 17 u. 20. von dem pfefflichen
geschlecht, T— B Botenb. 4, 6.
pfei (phiu, phi) Interjektion zum Ausdruck des Ekels, Absehens,
Hohnes: Pfei euch, böser schadensack (— Tod)\ Ack. 37,10. „pfi
dich! sprach daz, schretel, pfi., Schretel 338, owe dir werlt, phia,
phi, waz, dir unstelden wonet bi, Alex. 18585, phiu! sol der ein künic
sin? Trist. 5183.
pi'eifer (phifer) stm. Spielmann, Pfeifer, Stadtpfeifer: dein pf.
an seinem Ion 3 guld. Eger. Chr. 1018.
pfeit stf. Hemd, hemdähnliches Kleidungstück: den swarezn
niantl und czwu pfait, Igl. Stb. V 264d.
pfeitel stn. kleines Hemd oder hemdähnliches Kleidungsstück:
doch hete er niur ein pfeitel an, Trist. 5690. Isöt nam ir pf. 698.
pfell (aus mlat. palliolum) stm. feines kostbares Seidenzeug:
gezelt von pfelle, Trist. 569.
pfelleiu (phellelin, phelerin, phellin) Adj. von phellel, phell
stm. feines kostbares Seidenzeug: mit pfelleinen pendlein u. houben-
phellin , W— B Ex. 39, 27. 28, 39. angetan in pfelleine wät (stola
byssina), Par. 1 15, 27. angetan mit pfelleiner — leineiner wät (ephod
lineo), Par. 1 15, 27. pfelleine strenge = funibus byssinis, Esther 1, 6.
pi'ellel stm,. = pfell: bedact mit pfellel wi^e, Ernst 2182.
pfelu* sivr. mit dem phäl durchbohren, pfählen: Wer — dem
andern sein elich weip emphuret — den schol man mit urteil pheln,
Igl. B. 57. Begreifft iinand den andern pei seinem weibe und ist, das
er sie beide tötet, so sal er darezu beruffen lichter und gesworne
554 pfende-brief — pferd-schauer
und schol sie paide also toten lassen phelen, 58. Bei Lexer nur
phselen = phsele machen, Mone Z. 17, 89.
pfende-brief (pbant-brief) stm. Pfandbrief, Pfandverschreibung:
wer einen p. haben wil ans dem puche. dem Schreiber einen grossen
schol her geben, Igl. Str. 258 b.
pfenden swv. einen pfänden, einer Sache berauben, ihn von ihr
befreien: Schmiede können Pferde beim Beschlagen aber nicht icegen
früherer oder anderer Ansprachen an die Eigentümer als Pfand
zurückhalten, welcher Grundsatz auf andere Getverbsleute ausgedehnt
wird: eodem modo fiat circa sntores, sartores et mercedem artificum,
aliorum, Igl. Str. 121. sin leben stet in miner hende, des ich mit
craft in phende, Alex. 10898. gennoge er da lebens phante, 9726.
pfender, pfener (phender, phander) stm. 1. Pfandgläzibiger.
2. Bankhalter eines Spieles. 3. obrigkeitlicher Pfänder: 3. ein masz
fruchte weyszs und habern di andern gebot er dem pfener gebin zu
handin, Dal. 101, 12 (45, 8).
pfeiming-geld sin. Geldeswert, Kleingeld, Abgabe in Geld,
Einkünfte : Alex. 5582.
pfemiinc, pfennic, pfennich Gen. — ges stm. Pfennig,
12 auf den Schilling, 240 auf das phunt gerechnet : einen behmischen
grozzen pfennich oder 16 haller, Eger. Str. A VII 1.
pfent-anit* stm. Pfändungsamt: auf das pf. 30 gülden, Eger.
Chr. 1019.
pfent-meister-amt* stm. Pfändungsamt: Eger. Chr. 1025.
1030 S. 221.
pfen-wert pfen-wardt, phfenbart, pfembert stn. Ware, die um
einen Pfennig zu haben ist: solches pfennwert, Taiding v. Fried-
berg 42. so di mitlpekhen phfenbart haben verkaufft, als denn das
traidt gölten hat, so haben in die seezmaister das untersagt, das sie
ein phfenwart haben muesen geben wie denn das traidt gölten hat,
Chlum. IX 4. solche geltschult um kauffmansware und pfembrt ist
entsprungen , Igl. Bgr. N 107, 2. di mit dem lot und umb einen
phennig vorkauffen gurtel und rimen und ander phenwert, die stehen,
wohin sie der rat weiset, Olm. Stb. 92 a. auch sal niemant parchant,
harras, golez und gebleichte leinbat, taffat u. seiden phenwert
sneiden, 92 a. pfenwardt, Traut. Chr. 139. auch haben die herrn
mit den pecken geschaft, das sie stetlichen pfemert und haller wert
prot pachen, Olm. Stb. 93 a. den pecken, bai dem sie (die herren des
rathes) sulch streflichen (zu. kleine) pfemert vinden, den pessert
man dorumb: und ab man nicht derkennen mocht, wie man pfemert
ain prot pachen solt, so beschawe man das rechtpuch in dem capitel
von pecken , das weist aus lauter , wie man das prot noch der woge
neben dem, als das getreid gilt, pachen sal, 99a. die pfenwardt
machen und verkaufen, Traut. Chr. 139; s. osterwein.
pferd, -des stn. Pferd, bes. Beitpferd außerhalb des Streites'
(in Idol, auch Streitroß) : drin ros hiez, er gewinnen — driu schoene.
diu wol zelten, diu wolt er gerne gelten und sust zwelf schoenin
phert (wohl der edlere Ausdruck als Roß), W. v. W. 3093. pferd =
Reiter, Eger. Chr. N 999.
pherdes-haut* stf. Pferdehaut, Eg. Str. 7.
pferd-schauer* stm. Pferdbeschauer: Eger. Chr. 1040.
pfelereere — pflanzen oho
pfetenere, -er stm. Maschine zum Steineschleudern: Alex.
14066. triboeken, pf., 2513.
pfi s. pfei.
pttng's - äbeut (= phingest-äbent) stm. Abend vor Pfingsten:
am heiligen p. (20. Mai), Eg. Achtb. II 201.
pflngs-tag (phingest-tac) stm. Pßngsttag: am dinstag für dem
heiligen pf., Elbog. Chr. 55, 45. 56, 30. 57, 43. an dem pingistage,
Dal. 13, 6.
pflügst -heilig Adj. noch den pfingstheiligen tagen, Eger.
Chr. 1157.
pfingst-veiern (phingest-viren) PI. Pfingstf eiertage: noch den
heiligen pf., Eger. Chr. 1169.
pfingst-veiertag stm. Pfmgstf eiertag : Eger. Chr. 1197 S. 373.
piingst-vischer* von pfingstfischern gepredigt, Tränt. Chr. 196.
pfluz-tag (ans griech. Tdfirrj = 5. Tag) stm. Donnerstag, Eger,
Chr. 1140; Budweiser Urkdb. N. 476; Igl. Stb. III. 253b.
pfister (aus tat. pistor) stm. Bäcker: des künges schenke ge-
vangen lac, sin phister der selben sorgen phlac, Alex. 11368, des
phisters künne winde, 11 372.
pttu s. pfei.
pflackerei (pleckerie) stf. Straßenräuberei: Elbog. Chr. 44, 2.
74, 7. 74, 26. das ir ernvesten der ranberischen plackerei also tapfer
haben geweret , Eger. Chr. 50 u. S. 5. sie erwereten sich der un-
billichen plackerei, die von dem stegraifnerern anss diesem schloss
geschach, Eger. Chr. 20 S. 23.
pfläg(e), pflägk stf. = plage stivf. aus lat. plaga 1. von Gott
gcs&ndtes Unglück, himmlische Strafe. 2. Qual, Not: Gib, her, pflag,
'Ack. 21, 8. desselben prister grosse pflage, Hier. 196, 15. er sach ir
phlage, W — B Ex. 2, 11. Ex. 9, 14. unser herre schlug Pharaon
mit grosen pflagen, Gen. 12, 17. in der czeit deiner phlage (afflictionis),
Jer. 2, 27. also das got die veinde in der unsern hende vorslas, vorlies
und mit sichtiger pflag nber die veinde vorhing, das sie von den nnsern
geslagen, derniderlegt und czn ganczer flucht genott warden, Olm.
Stb. 44 S. 25. pflagk, Eg. Chr. N. 1158. da^ er (got) in solche phlage
bot, Alex. 13066. Alexander dem volke was ze einer pflage gegeben,
27538, mit zehen phlagen herten (die 10 Plagen Ägyptens), 11407.
gesund von der phlag (Krankheit), T — B Mark. 5, 29. 5, 34. di Sint-
flut forchtin si zcu phleg, Dal. 1, 11 (19, 13).
pflagen svw. mit pflagen heimsuchen, züchtigen und zwar meist
Gott als Subj. : so bin ich von gott also nicht gepflaget, Ack. 20, 17.
Sarai dorumbe pflagte sie und sie gäbe die flucht (Affligente igitur
Sarai fugani iniit), W— B Gen. 16, 6.
pfläger* stm. Quäler, Verführer: den pflagern (lentverfürern
XI. Bibel), T— B ITimoth. 1, 10.
pfläg-misse* stf. = pflage, von Gott gesandtes Unglück, Heim-
suchung, afflictio: füren wil ich über sie den tak der pf. und mit
czwiva'ldiger czutrettunge czutrette sie, W — B Jer. 17, 18.
pflägunge ': stf. Züchtigung, Heimsuchung: ein ph., secht ein
pflage ist kumen, VV— B Ez. 7, 5.
pflanzen sivv. 1. t/r. pflanzen eigentl. und Midi. 2. zieren,
schmücken. 3. inir. tvachsen, gedeihen, um sich greifen : 3. das unser
556 pflanzuug — pfliht
fruchtper (fluchtig D) kunigreich czu Behem mit seinem gokle und
silber — fruchticleich tünget und phlanczet (fertiliter irrigaret),
Const, HI 6, 13.
pflanznng stf. Pflanzung, das Angepflanzte, das Anpflanzen :
ein iglich pf. di wirt ausgewurzelt, T— B Matth. 15, 13.
pflastern sivv. 1. Mit Mörtel aufbauen. 2. ein Pflaster auf-
legen : 2. Und Isaias Lies, das sie nemen ein stucke von veigen und
pflastern auf sein geswir (— auf die Wunde legte), W — B Is. 38, 21.
pflaum (pklüm, vlüm stm. pklume, vlüme swm. stf. aus tat.
ilumen) Strom: durch den plioum die fürt nia^ er, Alex. 14150. sin
reise an einen phlüm geriet, 22586.
pfleg s. pfläge.
pflege stf. 1. liebevolle Fürsorge, Obhut, Pflege. 2. persönl.
der Aufseher. 3. Pflegamt, Amts- oder Herrschaftsbezirk. 4. schuldiger
Zins, seh. Leistung, Abgabe. 5. Sitte, Gewohnheit, Beschäftigung:
1. sin herze was in fröuden phlege, W. v. W. 6060. 3. Pflegamt in
Eger s. pfleger. Die von Eger kaufen sie 1429 um 923 fl. 1 w. gr.,
Eger. Chr. 121. Her Hink von der Dub zeu pflege ted ouch solich
siege, daz, er als der doner sprach, Dal. 208, 11 (93, 53). daz, ich mit
ackirn piek het das new velt gar umbvangin, daß ich das neue Feld
sorgfältig umgeackert habe, 28, 25 (5, 31). die selben lant habt in
frides phlege, Alex. 10759.
pflegen stv.il (Part, gepflegen, gepflogen) für etwas sorgen,
sich liebevoll annehmen (Ge)i), als Geschäft, Pflicht besorgen, be-
schützen, betreiben, üben; sich bedienen, gebrauchen; besitzen, haben:
das; hundelin was gar minnenclich gepflogen, Trist, 3973. vil guoter
site phlac er. Alex. 1319. dar üffe lac ein hus, das; wenic Hute
phlac, 21 532.
pfleger stm. der cticas von Amts- oder Geschäfts wegen besorgt,
leitet, treibt, bevollmächtigter Vertreter, Vormund, Verwalter, Oberer:
Ist das iemant tail an eim gepirge [hat] und ausserhalb landes ist,
versäumet sein (des Gewerken) besteiler oder sein pfleger drei ge-
dinge (Gewerkenversammlungen, in denen die Ausgaben, bergkost,
bestimmt und gezahlt ivurden), das er seiner cost darezu nicht geit,
er vorleust sein tail mit rechte, D I R II § 28. Cristoff von Pyesk,
phleger in der werk (so!) kamerer in den czeiten, Igl. Bgr. 52, 5.
die Bürger von Elbogen haben err Mathesen nie anders denn als
pfleger erkant , Elbog. Chr. 117, 45. ein pfleger hat dise zeit die
burck innen gehabt, Eger. Chr. 105. pfleger zu Hardeck , 895. 991.
ein pf. u. die stat czu Eger — 30 pferde haben schullen, 1054.
darumb so gebieten wir unsern pflegern zu Eger und zum Ellebogen
und sust allen unsem amptlenten usw., Mind. d. Egerl. S. 54, 80.
"Wenczlawn Donyn. pfleger (zu Eger), S. 80. ewer (des Abtes) vor-
weser und pfleger = Verpflegsverwalter, pitantzer, magister pitancie.
Hohenfurter Brief. — Gälöes liefen sie ze phleger dort, Alex 9151.
pfleg-waisen-vater* stm. Pflegevater von Waisen: den pfleg-
waisen vater Caspar göhel. Eg. Achtb. II 208.
pfliht, -e stf. 1. freundliche Fürsorge, Obhut, Aufsicht. 2. Ver-
bindung, Gemeinschaft. 3. Dienst, Obliegenheit. 4. Sitte, Art und
Weise, Manier: das; sie üf reht gerillte mit wärer helfe phlihte
pflihten 557
wseren ze sime gebiete mit al der lantdiete W. v. W. 1863. mit
der schrift phlihte, es gelde münze oder zol, getriulich man das
halden sol, 1793. Willehalm mit richer p. zu den fröuden sich be-
rihte, 61. mit froelicher p., 1265. die tische und sitze berihte man
mit rechter phlichte, 1453. daz die von kumberlicher phliht in ein
swaches armes leben heten ir edel jugent geben, 6546. Willalm in
sinen sinnen niaz, mit warer liebe phlihte ( nie so schöne Jünglinge
gesehen zu haben), 6087. nach der ich bin in seilender pfliht, 6729.
si hattin mit dem tode pflicht (erlagen alle), Dal. 154, 24 (64, 52).
Es sint vil iar — das di lute andirs nicht den mid der gwanheit
hettin phlicht, 23, 19 (2, 98). so wirt iuwer reise phlihte und iuwer
wec gerihte — durch die lant, von den mir kröne was benant, Alex.
20789. ir manheit het ze prise phliht, 21918. Wir müez,en im ze
phlihte sten und mit im vür den richter gen, 1989. ze guoten
dingen haben sie phliht, umbe strit sie wiz.z,en niht, 22225. des hän
ich pf. ze sorgen kür, 27448. setzet iuch mit im ze kriege nicht
noch ze stritlicher phliht, Alex. Anh. 254. hat er gegen uns ha^zjes
phliht? Alex. 23828. swer mit zwein lieben liebe phlicht hat, Trist.
141. äne daz, eine, daz, sie nicht mit siner minne hete phlicht (seine
Liebe nicht genoß), Trist. 1122. Philötas ist an der selben phlicht
(gehört auch zu ihnen, den Verrätern), Alex. 18142. Leviathän het
mit dem alten phliht al siner reise, 26665. der künic was da in
der phliht, daz, er nieman verseite niht, 26499. wer der phliht üf
des keisers crone vor verloube schone sie satzten im ein krenzelin,
Alex. Anh. 2032. üf des küneges schaden hat er phliht (denkt er),
Alex. 24070. doch was die wät so richer pflicht daz, mich sin immer
wundert, Trist. 2544.
pflihten swv. 1. intr. sich woran halten, Anteil nehmen.
2. sich verpflichten zu etwas. 3. refl. sich verbinden, verbunden sein.
4. sich halten an, richten nach. 5. in Dienst, Besitz übergeben:
ir wart vil, die zuo in (den Räubern) phlihten üf den walt, W. v. W.
5502. Die templeise — an dieselbe wät sich phlihten, als sie wolden
dienen gote, 3589. welche solden mit im phlihten (unternehmen)
die vart von dem lande, Alex. 26760. mit uns die hervart phlihten,
2746, etsliche an fluht do phlihten (wandten sich zur Flucht), nach
dem admirät sie richten, 14 171. der meister — ze der fluht Can-
dacis phlihte (schloß sich ihr an), 23520. jämers tac, der ze leide
hat gephlihtet (geführt hat), Alex. 11829. daz, kint man sach ze
sorgen phlihten (verfallen) 23 730. der tiufel üf uns sere phlihtet
(bereitet uns Leiden) und unsern schaden tihtet, 147. ir deheiner
sie (Concordia) berihtet, wä sie an unreht phlihtet (in den Dienst
des Unrechtes tritt), Alex. 12 644. ob wir ze lande phlihten (heim-
kehren), ein niwe gespotte wir rihten, 15631. die reise ich gerne
phlihte (unternehme ich), 25302. so enste ich des nicht abe, ichn
welle üf in schaden phlihten (ich lasse nicht ab, ihm Schaden zu-
zufügen), 4235. ob man da heime — in wenn lande schaden phlihtet V
(Schaden zufügt), 10769. sust irn schaden er phlihte (fügte zu) und
ir kraft er gar entnihte, 13237. du sullest des riches ere phlihten
und dich mir zu dinste rihten, Ernst 457. sin herfart pf., 1195. zu
gots riebe sie phlihten (bereiteteten sie sich vor) an den tot sie sich
verrihten (durch Empfang der Sakramente), Ernst 3313.
558 pflihten — pflug-knecht
pflihten stn. subst. Inf. üf ein kempflicb pblihten (Kampf)
wol er sich des berihten, Ernst 967. ze des (gotes) dienst ich habe
gephliht, Alex. 22316. oh ieman dar an (an dem Gedicht) phlihte
mit spotte (spöttische Kritik übte), ich nim ez, wol ver guot, Alex.
27760.
pfliehtig Adj. schuldig, verpflichtet: "Wer ausgesant wirt, der
ist p. wider zn komen, Ack. 29. 21. hilf, rates und widerhringens
seit ir mir p., 32, 2. Jeder Mensch die sele uns (Gott) p. ist
zu geben , Ack. 55, 7. ein iclicher gelerter man ist phlichtig das
heilige gotes wort zu predigen, Hier. 26, 19. du pfliehtig bist un-
streflich zu sein zu allen zeiten, 70, 1. umb die selbigen gutter
allenthalben ist er (der Vormund) den waisen schuldig und pfliehtig
czu antworten , Igl. Bgr. 85, 4 u. 5. zu we sich imand — vor dem
gericht vorwilkurt, der ist das pfliehtig zu tun, Igl. Rspr. X. in den
teilen, die uns p. sein (also Königslehen und Überseharen = uns
gehören), Const. II 5, 4. so wir — unserm herrren herezogen schuldig
und p. sein, Stb. Brüx N. 194. was wir ewern gnaden pfliehtig sind
zu thun, Elbog. Chr. 51, 24. 51, 29. 46, 35. 68, 24. 68, 35. 93. 7, 21.
pflock (pfloc, -ckes) stm. Pflock: alle was des geczeldis zu
allem seinem dienste und recht also wol seine pflocke als seine
gründe (tarn paxillos eius quam atrii), W — B Ex. 27, 19. pflocke zu
dem geczelde mit iren seilen (paxillos tabernaculi), Ex. 35, 18. der
hofmeister his denselben pflog doselbist einsiahen und sprach: Do
wenden (fälschlich gedruckt : werden) siben leben, Igl. Rspr. DL do
zog der marscheider — vom mittel des rumpaumes uff das hangend
wirdhalb leben am tag und slug do einen pflock, Igl. Rspr. I.
pflocke s. vlocke.
pfllucken (blocken) siem. ins bloch (in den Block) legen: si
haben mich fenglich angenommen, gestuckt und gepflückt, Elbog.
Chr. 78, 17. 82, 1.
pflüg, phluoc, -ges stm. 1. Pflug. 2. persönl. Pflüger. 3. Lebens-
unterhalt, Einnahmen: Von vogelwait ist mein pflüg, Ack. 4, 6.
Mhd. heißt pfluoc auch Beruf, Geschäft, die Stelle hat dann nach
Martin die symbolische Bedeutung: „Mein Lebensunterhalt kommt
von der Feder", dafür spricht auch die Stelle im tschechischen Text:
„Ich bin ein Weber aus gelehrtem Stand, kann ohne Holz, Rahmen
und Eisen iceben usiv". Darnach wäre einer der nachgeiviesenen
Schidrektoren und Notare von Saaz der Verfasser des Ack. — Do
nam er ein par ochsen und totte das, in (mit) dem pflüge cochte er das
und gab das dem volke , W — B Könige III 19, 21. 3. an der voitie
und an sinen phlüegen (verschiedenen Regalien) der künic im sol
län geniiegen, Alex. 26 109.
pflügen (pflüegen) swv. pflügen: den Tutschin — er erb (Liegen-
schaft, Gründe) erteilt zeu pflugin, Dal. 181, 25 (81, 57).
pflüg-geschirre s. flueg-geschirre.
pflüg-knecht stm. pflügender Knecht: die maierhöfe haben, die
schollen ir mair ader ir pflugkneckt, ab sie die höfe mit knechten
pauen, vor die schoflen stellen und in gepieten, das sie niemands
ubereren nach (noch) acker gemereke prechen, so werden sie furbas
der pusse ledig, Brunn. Str. I 479 S. 222.
pflüg- red-lein — pfulwe 559
pfiüg-red-lein* Verkl. von phluoc-rat stn. Meines Pflugrad:
Von 2 p. zahlt man beim Hindurchführen durch Budtveis 1 nelbling,
Budw. Urkdb. N. 477.
pflüg-schar (phluoc-schar stn.) hier stf:* mit einer p. = vomere,
W — B Richter 3,31. ein kalb, die noch nicht hat geczogen das
ioch noch die erde zurissen mit der p., Deut. 21, 3.
pflupf-ling* Adv. unversehens, plötzlich: Wenn, wo oder wie
wir (der Tot) über ez, (das menschenkint) p. vallen, Ack. 52, 12.
pförtner stm. Pförtner, Türhüter: das gelt, das do haben czu-
samen geben die pfortner von den volke und gegeben werde den
czimerleuten durch die probste des houses unsers herren, D— B
Könige IV 22, 4f.
pfotigen* sivv. quälen, vexare: mein housvrowe mit ungeloup-
lichen grimme der unkeuscheit pfotigten sie (furore libidinis vexantes),
W — B Richter 20, 5. dein erbe haben sie gepfotigt (vexaverunt),
Ps. 93, 5. Worumme werde alles volk umme sust gepfotigt wider
gar deine veinde , Jos. 7, 3. all zu sere wart gepfotigt das volk
(defatigatus est), Könige 1 14, 31.
pfotigunge* stf. Drangsalierung, Qual: von der p. der czinse,
W— B III Esdr. 17. geben wil ich sie in ein p. in allen reichen der
erden, in einen vluch und in ein erschrecken und in ein wispeln,
Jer. 29, 18.
pfragner (phragener, vragener) stm. Klein-, Lebensmittelhändler,
Eger. Chr. N. 104; Eger. Str. C. 109. 110. 114.
pfragnerin stf. Lebensmittelhändlerin, Eger. Str. C. 109. 110.
pfrag-werk * stn. Waren für den Kleinhandel: allerlei p. als:
weiz, gersten, machen (Mohn) usw., Eger. Str. C. 109. Bei Lexer
nur phragenwerk = Kleinhandel.
pfral, phral* stm. der brähte mangen werden phral, mangen
tiuren emeral, manchen frechen sardjant, Alex. 23 861.
pf'rancsal stf. Bedrängnis : si komen gein in uf die Kuttin (Kutten-
berg). do litin si phranksal, do si huttin, Dal. 221, 21 (100).
phrenken (phrengen) sivv. Prät. phrancte pressen, drängen,
drücken, besonders zu Abgaben zwingen: das er uns und unser stad
personen uffhalden und p. muge, Stb'. Brüx N. 93.
pfründ (phrüende, phrounde, phrüent) stf. 1. Nahrung, Unter-
halt. 2. vertragsmäßig gereichter Unterhalt, Lebensrente, Pfründe:
chauffen ein phrunt anf sein lebtag, Igl. Stb. III 149 b. aller beneficien
und pfrumbd, Eger. Chr. 1125.
pfüch Interj. (vom Pfauchen der Katze): pfüch, daz, so wisen
rät ein hoher künic nicht enhät, Trist. 2855. 5391.
pfüchzen (Intens, v. pfüchen) swv. stark pfauchen, kläffen :
hiemit ez, (daz, hundel) pf. began, Trist. 4572.
pfül (phuol, PI. phüele) stm. Pfuhl: in dem pfui Asan (in lacu
Asan), W — B Könige I 30, 30; Ex. 7, 19. die do absteigen in den
pfui (in lacum, in die Grube), Is. 38, 18.
pfulwe (auch phülwe) swm. n. Federkissen, Pfühl, pulvinus,
pulvinar: darüf (auf den Teppich) von pfulwen lieht gevar beriht
man ein gestüele dar, W. v. W. 1292.
560 pfunt — pint
pfunt, -rles stn. 1. ein bestimmtes Gewicht. 2. Gewicht von
bestimmter Anzahl von Pfunden, Zentnern: pfunt Silbers (argenti
nmas Minen). AV— B Esdr. II 7, 72.
pfütze stwf. 1. Brunnen. 2. Lache, Pfütze: ire beche und
brunne und pfuczen und alle pfule der wasser werden vorwandelt,
W— B Ex. 7, 19.
phares: mane, tecbel, phares (in den von Daniel gedeuteten
geheimnisvollen Worten), Alex. 941. 965.
pharre (phorre, porre) swm. Lauch, lat. porruni: pbarren oder
czwival oder knoblauch oder rueben, Brunn. Str. II 148.
piermiet (perganiente. perment. -met, -mit usw.) stn. Pergament,
Brunn. Str. II 224.
pietzscher* stm. Egerer Hellermünze: a. 1444 — bat di stadt —
pietzscber gemuntzet, Eger. Chr. N. 133.
pilgereim (bilgerim, -in, pilgerin) stm. 1. Pilger, Fremdling.
2. Kreuzfahrer. 3. Wanderfalke, von lat. peregrinus: dem pilgereime
soltu nicht gram sein, wenne ir auch p. seit gewesen (peregrino
molestus non eris), W — B Ex. 23, 9. von den p. = de advenis, Lev.
17, 8 u. 10. alle geste und p. = omnes proselyti, Par. I 22, 2. das
kaufleut und p. — frei wandern rangen, Mind. d. Egerl. S. 39.
pilgereimen swv. (bei L. mir Evang. 287 b) als Fremdling
umherziehen, peregrinari scheint ein md. Wort: pilgereimte czu
Geraris, W — B Gen. 20, 1. pilgereime do = peregrinare in ea, Gen.
26, 2. keiner wirt, der in emprlihe und sei uberig von den bleib-
lingen der iuden, die do geen czu pilgereimen in die egiptische
erden, Jer. 44, 14. von den pilgereimen, die do p. bei euch = de
advenis, qui peregriuantur apud vos , Lev. 17, 8 u. 10. so das er
pilgereimt in dem moabitischen reiche, Euth 1, 1.
pilgereimunge * stf. Wanderschaft, Umherivandern in der
Fremde, peregrinatio, Euth. 1, 7. 1, 22.
pilgreins-vart stf. Wallfahrt: p. mag wern die hausfrow dem
manne, Prag. Eb. 112.
pillen (= bille) siov . mit dem bil (Steinhaue) schlagen, behauen,
schärfen, zuspitzen, Elbog. Chr. 121, 30.
pin* stm. ein Blasinstrument: er sult so vil nit tutin mit dem
pin, Dal. 85, 17 (34, 76).
pinen swv. 1. strafen. 2. quälen, martern. 3. refl. sich abmühen,
grämen? 3. die sich nach dir sullen pinen, W. v. W. 1137.
pinge* (auch binge, bünge) f. durch Einstürzen eines Schachtes
entstandene kegelförmige Vertiefung: goldperkwerk zu Glesendorf,
die grosse Pinge genant, Traut. Chr. 227. Vgl. im Anhang zu
„Schö'neberg, Auführliche Berginformation" 2, 18: Bünge ist eine
Grube, welche uff einer Halde, wenn der Tagschacht verbrochen
und in Hauffen gangen, sich wie ein Kessel formiret und zugelauffen
ist. im „Deutschen Bergwörterbuch" von Heinr. Veith, Breslau 1871.
pingis-tag s. pfings-tag.
pint, -e stf. ein FlüssigJceitsmaß: Dennoch sol man Sittawer
pier schenken eine pint umb 6 haller, Sweidniczer umb 8 haller und
alle pier prager zu 6 haller, Prag. Str. 123. man sol ein pint öster-
wein schenken nmb einen srr. und nicht tewrer, ebenda, ein sechster!
pint-kandl — pluder-hose 561
von der raäs „hin" ; die hat nähen czwü pinten, W— B Ez. 4, 11 ;
(hier sw.).
pint-kandl stf. Kanne, die ein pint faßt : ein halbe p. = eine,
die eine halbe pint faßt, Igl. Stb. V 96 h.
pint-seitlieh * Adj. eine pint fassend: ein pintseitlige kandl,
Igl. Stb. V 96 a.
pirmeit, pirmez (pergamente) stn. Pergament: ist da^, dasj an
dem piermeit, da ein hantvest anf geschriwen wiert, ein loch ist,
Brunn. Str. II 224. gib den Behem dez pirmecz und der tinten sam
si wullen hän. du gwuimist ez, in wol wider an, Dal. 220, 8 (99).
piteH kanstu es versten, stumpfer pitel? Ack. 34, 5. Vielleicht
mit 0, a, b. pickel, Spitzhacke {Martin) oder tschech. = Sack.
plackerei (pleckeri) stf. Straßenräuberei: damit manche p. so
aus dem schlos geschähe, ein aufhören gewunne, Mind. d. Egerl.
S, 47; Stb. Brüx 352; s. pflackerei.
plage = pfläge s. d. stsivf. von Gott gesandtes Unglück, Schick-
salsschlag: er solt et der werlde plage wesen, als Daniel von im
sprach, Alex. 20628.
plane {meist blähe) sivf. 1. grobes Leinentuch. 2. Wagenplache,
tvahrscheinl. aus lat. plagula, plaga: de curru salsorum piscium in
plastis volgariter plaheu 2 gross mutam et pruckgelt et umgelt,
Olm. Stb. 51.
plan stm. plane stf. freier Platz, Ebene, Au: auf allen plonen,
auf allen hofen — tun die frawen ie das beste, Ack. 47, 2.
plauge stm* plänie, plänje stf. Ebene: man sach sie riten üf
dem plange, Alex. 13667. den äbent sie vertriben mit riten üf dem
plange, 3483. grünez, gras üf der planie gewahsen was, Alex. 6912.
menlich er üf der planie hielt, Alex. 3550.
planke, blanke sivf. dickes Brett; Planke: hinten im hof sol
man die planken seczen czwischen ire hoff ein span von dem eck
der mauer neben der haustür, Igl. Stb. V 233 d.
plate (auch blate) swf. 1. eiserne Brustbedeckung, Platte. 2. ge-
schorene Glatze des Mönchs. 3. Mönch. 4. dünne Münze*?: 4. wolde
in beczalen haller und grosse pfennige und auch platen, Igl. Str. 265
S. 167 u. 168. den halsperc begonde twingen ein plate meisterlich
beslageu, Rf. 95. platen hosen, halsperch, Ernst 868; s. auch blate.
platen-geier s. blaten-geier.
platner (blatnsere, blatner) stm. Plattner, Erzeuger des blat-
harnasches, Eger. Chr. 1039.
platz-regen stm. Platzregen: ist ein p. komen, Traut. Chr. 191.
ungewitter — mit wind, tondern u. p., 251.
plaz stm. Schlag: er (der Zwergkönig) sluoc den an den hals,
den an den glaz mangen ungefüegen plaz, Alex. 19 184. do erhub
sich plotz {plötzlich) ein wint, Traut. Chr. 50.
piek s. pflege.
plon s. plan.
plotz als Adv. s. plaz.
plotz* Adj. plötzlich hereinbrechend: solcher windstil hat mit
sich bracht über vil lender plotze krankheiten, Traut. Chr. 251.
plnder-hose * (v. plödern rauschen) sivm. bauschige Landsknechts-
hose, Pluderhose: gel und schwarz pluderhosen, Traut. Chr. 320.
J e 1 i u e k , Wörterbuch. 36
562 plnnder — posse
plnnder {auch blunder) stm. Hausgerät, Kleider, Wäsche, Bett-
zeug : pluuder = Bettzeug, Eger. Chr. N. 1142. Noch heute in Eger
plunnawogn (in Iglau Kommerwogn) Wagen, der die zumeist aus
Bettzeug bestehende Brautausstattung überführt.
plündern swv. den pluuder nehmen, ausrauben, plündern: was
darauf (auf der bürg) gefellig, hat er gebluudert, Elbog. Chr. 97, 22.
sie plünderten die stat, Eger. Chr. 26 S. 25.
poinder (auch poynder, pondier, ponder) stm. stoßendes Anrennen
des Beiters: mit p. er das dructe, Alex. 21905. mit poinders craft
er ruorte in vil wirdeclicher koste, 13946. ob er die rihte gegen
den scharn mit poinders hurte mochte varn, 12500. sie nämen
den p. vürbaz, wit, 11043. von poinders kraft die roz, sich smugen,
11048. die er mit tjoste prisen an scharphen p. brähte, 10995.
dringä dring mit hartem p. wart genomen, 9069. wurden zerstochen
die sper von ir ponders verte, 20153.
poinder-, ponder-lich Adj. heftig rennend, geicaltsam: von
disen wart ze houfe bräht manic tjost — also mit ponderlicher vart,
des ir pris gehohet wart, Alex. 11 103.
pokuscliin* stm. ein Kleiderstoff: czwen parchent und czwen
p., Igl. Stb. IV 187 b.
Pölacke swm. Pole: er sampte vil Polacken (früher werden sie
Polau genannt), Böhm. Chr. 60.
Pölän stm, Pole, Böhm. Chr. 60. Polanir laut = Polen, Dal.
145, 23 (65, 6).
pölenisch (polanisch) Adj. polnisch: in dem polenischen walde,
Böhm. Chr. 37. Mezka, der poleuische furste, 43. das p. golt, 44.
poliren svw. glätten, abschleifen: Polire dir ander czwu tabeln
steineiner, als die vorigen waren (Dola tibi duas tabulas — ), W — B
Deut. 10, 1. Die steine polirten die mourer Salomonis und die
mourer Hirams, Kön. III 5, 18. III 6, 36. poliret die sper, Jer. 46, 4.
von uugeformten steinen und ungepolirten, Deut. 27, 6.
polizeie (polizi, aus mlat. politia, policia) Aufrechthaltung der
öffentlichen Sicherheit, Ordnung: hanclwergsordnung, Statuten und
gewonheiten und policeien — der tischler mitteilen, Traut, Chr. 172.
Pölner-land* stm. Polen: auf P. zu, Traut. Chr. 296.
polnisch Adj. polnisch: vier p. tuch, Igl. Rspr. V.
polster-zieche swstf. Zieche eines Polsters: die palsterczicken,
Igl. Stb. V 96 b.
ponder, ponder-lich s. poinder-lich.
port stm. n. (auch porte stsicf. aus lat. portus) Hafen: er solt
gän dar, daz, man heiztet zer port , W. v. W. 2308.
portativ stn. tragbares Musikinstrument, Handorgel: Und David
slug ouf einem portativ einer orgiln (in organis armigatis per-
cutiebat), W— B Kön. II 6, 15.
portung* stf. Gebiet? oder zu lesen Wartung?: Wie er bericht
sei unde werde, das Hans Raschauer und sein helffer in ewer stat
auch bei und durch etlich die ewern in ewerm lande und p. siezen
gehalten, behawst, geeezt und getrencket werde, Eger. Chr. N. 1156.
posport (pasbort = passaporta, Dfg. 415 a. pass-brief) stm. Beise-
paß, Traut. Chr. 13.
posse s. hosse.
post — prechtig 563
post* stf. die Post: sovil die post anlangt, so geben wir dir
zu vornehmen, das dieselb — von hier pis gen Prag und hinwide-
rumh von Prag bis gen Eger und nit weiter geleget worden — was
nun von brieffn bei nacht und tag anher gebracht, die haben wir
auf unser boten lohn in allewegen und ane verzihen ins lager (des
burggrafen von Meissen) gefertiget (a. 1559), Eger. Chr. 1215.
posunen (büsinen) sicv. in die Posaune stoßen: wan ich p. , so
sampt iuch zu komen, Dal. 84, 22 (34, 49).
potich s. botech«
potestät, -e stsivm. höchste obrigkeitliche Person einer Stadt,
Stadthauptmann, Trist. 3284. 3302.
potschaft (bot-, bote-schaft) stf. 1. Botschaft, Bestellung. 2. Ge-
sandtschaftsbericht. 3. Vollmacht. 4. außerordentliche (gebotene)
dem ordentl. (ungeboteuen) Gericht ergänzend nachfolgende Gerichts-
sitzung. 5. * Mariae Verkündigung : 5. Es was an unser frauen tage
der p. noch der vesper, Igl. Bgr. 49, 7.
potwarei s. botwarei.
potzen s. botzen.
povel (meist bovel) stmn. Volk, Leute, Pöbel: er warf das pulver
ouf die greber des povils (vulgi), W— B Kö'n. IV 23, G. aber alles
pövel vorterbte her in dem munde des swertis, Kön. 1 15, 8. Gesaczt
hat er mich sam in Sprichwort des povels, Job 17. 6. das ander p.,
Jer. 42, 1. daz, harnach (den Toten abgenommen} den povel frönt,
Alex. 3655. daz, povel volgete vür die stat, Rf. 180. von dem p.
wart der gast vil angegagert und gekaft, 216.
pozzen stn. subst. Inf. ein verbotenes Spiel, Eger. Str. A XIII, 1.
(= mhd. boz,en stv. V klopfen, schlagen), Kegelspiel?
prange, pranger (auch brange) stm. sivstf* Zwangsbehälter, in
den der Verbrecher zu öffentl. Strafe eingeschlossen wird, oder Pfähl, an
den er gefesselt ivird: den 11. nov. 1600 ward die prange verfertiget
durch Gorge Iglawer, Traut. Chr. 338. bein der prangeu, 238. gegen
der prangen, 115. pein der pranger {wenn nicht prangen zu lesen
ist), 123. ad praugerium ponatum per diem, Igl. Str. 203. Fischer,
welche zum drittenmale kleine Fische „qui prut dieuntur" an den
Markt bringen, werden für einen Tag auf den Pranger gestellt, dann
auf Jahr und Tag aus der Stadt verwiesen, (203a). p. als Strafe
für die Bräuer (braxatores), 219.
prangen, brangen siov. prangen, prahlen, sich zieren: die ors
begonden p. mit Sprüngen uf dem sande, Rf. 240
prasein s. brasem.
prassidis (prasem aus mlat. prasius) stm. ein kostbarer grüner
Stein, Alex. 26174. 26189. der künic het ein p. der tet in lebeus
gar gewis, 24281. sie moht wol haben den p., der guot an sigenünfte
is, 24311.
prebend aus mlat. praebenda, mhd. phrüende, phruondej stf.
Unterhalt, Nahrung: dy prebend, als ge wonlichen auf allen könig-
lichen bürgen den schulern auf di schule wirt geben, abgeprochen
und uns her nicht gegeben wurden, Elbog. 95, 18.
prechtig (berchtec) Adj. 1. glänzend. 2. lärmend* prahlerisch:*
ein grosser prechtiger man, Traut. Chr. 119, 7. er war ein klein
mönch, stolzer person, prechtiger worte, 58.
36*
564 predigant — probst
predigant sinn. Prediger: das wir mit dem herr Simon, predi-
gant en seiner erwirden verglichen seind — singschuel zue halten,
Igl. Ms. 4.
predigät, -e (auch b.) stswf. Predigt: so der bischof an der p.
ste, Ernst 5386.
predigen sin. 1. predigen. 2. preisen: haben sie selig gepredigt
(beatissimam praedieaverunt), W — B Spr. 31, 28.
pregeln* sin. subst. Inf. ein bestimmtes, verbotenes Spiel. Eger.
Str. A Xin, 2.
Preger stn. aus Prag, Prager: er gewan den Pregern czwen
streit an, Böhm. Chr. 17. des Preger schlosz, Traut, Chr. 93. 315.
pregerisz, * praegisch* Adj. = Prager: 170 schock groszer
pregeriszer phenninge, Stb. Brüx N. 93. Praegisch gewichte, Traut.
Chr. 359. Pragisch gewischte, 360. der pregische bischof, 15.
preger-lon* stmn. Lohn eines Münzprägers (?): ich schaff (ver-
mache) ein p. und ein chür auf dem minczhof, Igl. Stb. III 192 c ;
III 149 d.
presant (present, prisent stm. present, -e, prisente stf.) Geschenk:
zu presant her gesendet. Schretel 79.
prellen sivv. (pralte, hier prelte) intr. abprallen, zurückfahren,
schnell forteilen, hervorbrechen; tr. fortstoßen, werfen: Und die kinder
israels des andern tagis zu dem streite waren getreten wider benjamin ;
ous den pforten gabaa prelten si di kinder Benjamin (eruperunt filii
Benjamin). W— B Richter 20, 25.
presse stf. 1. Weinpresse. 2. bildl. Schar, dichtgedrängter
Haufen: 1. in der presse zeb, W— B Richter 7, 25.
priester-schaft stf. Amt und Würde eines Priesters. 2. kollekt.
die Priester: 1. des hende an der p. sint geweihet (in sacerdotio),
W — B Lev. 21, 10. fride der ewigen pr. (pactum sacerdotii sempi-
terni), Xum. 25, 13. Hie hat das buch, das do genant ist leviticus
ein ende und ist also vil gesprochen in deutscher czungen, „ein buch
der p.", "W — B Lev. Schluß. Nicht wissende unsern herren noch das
ampt der pr. zu dem volke, Kon. I 2, 12. Samuel wart zu der p.
gerufet mit gotlicher stimme, Hier. 110, 29.
primen-zeit (prim(e)-zit) stfn. die erste kanon. Stunde nach
der matutina — Horagesang und betreffende Tageszeit, 6 Uhr
morgens: des tages frist hatte sich untz auf die p. verlaufen, Hier.
226, 11.
prisel (Dem. v. pris) stn. kleiner Preis : daz, were iuwerm hohen
namen doch ein vil cleinez, p., Trist, 3557.
prisen (brisen, prisen) swv. einwickeln, einschnüren: da (in das
Seidenhemd) het sie sich geprisit in und vornet so minneclich,
Trist. 736.
pris-liche, -en Adv. preiswürdig, herrlich: sie gar p. stächen,
Trist. 941. der prislich besaz, = als Sieger im Sattel saß, 2093.
pritel (bridel, britel) stm. Zügel: daz, plut gieng aus von dem
see unez zu dem pritele (bis zu den zäumen, XL Bibel) der roz,z,e,
T— B Offenb. 14, 20. man mag auch mit dem pritel (zäum, XL Bibel)
umgefuren alle den leib, Jak. 3, 2.
probst (auch brobest, brabist) stn. 1. Vorgesetzter, Aufseher.
2. Propst: 1. der probst der schenken (praepositus pincernarnm),
i
pröphßcle — pungieren 565
W B Geu. 10. 9. die probste der scharen (turmaruin) Par. I 28, 1.
p. der werke (praepositos operum), Par. II 2, 18. p. der werkleute
(p. operantium) W— B II Par. 34, 12. p. in dem schaczhouse (p. in
gazophilacio), II. Esdr. 13, 4. die probste = praefecti, Num. 7, 2.
das si wosten in einen p., Gen. 41, 43; s. auch pförtner.
pröphecie (auch -tie, -zie) stsivf. Prophezeiung: das der selbig
Elias den heiligen geist warhaftiger prophecien bette, Hier. 218, 4.
ob mir alle prophecien knnt weren, 54, 16. in der Daniels prophetie
man list ein wunder, Alex. 25.
prüfen, brüfen (prüeven, brüeven, prüefen) swv. 1. erwägen,
prüfen, erkennen. 2. erweisen, dartun, schildern. 3. bemerken, wahr
nehmen : Aller erst brnf ich, das ir lügenhaft seit, Ack. 37, 13. das bruf
(merke) ich an deinen Worten, 13. 9. ich brufe, barmhertzigkeit wont
bei euch nit, 18, 7. das ich brufe, ob du seist mein sun Esau oder
nicht, Gen. 27, 21. ich pruffe und fule, das man mir mein hutte
czum Randen ansprechen Avil, Igl. Bgr. N. 100, 1.
prüferin,* brüferin stf. die untersucht, mißt: Geometria, der
erden brüferin, Ack. 40, 14.
prüf lieh (prüeve-lich), probabilis, W— B Sirach 42, 8.
prüfung (prüevunge) stf. 1. Prüfung. 2. Bewahrung, Er-
probimg. 3. Beweisführung. 4. Ausschmückung, Ausrüstung: 1. Auch
ist do des smackes allerlei kost lustsame prufung, Ack. 39, 9. das
verre wurkende gehören — zu p. und unterscheit mancherlei süssen
gedones, 39, 1.
prunk vielleicht prun-kasten oder pruck?: 1546 ist ein gross
wasser zu Eger gewesen, das es in alle heuser der Gruen (Grün-
gasse) ist geloffen; in der alten Michel Wölfin stuben bis an die
prunk, Eger. Chr. N. 190.
psalmen* (= psallieren, psaltieren) swv. Psalmen singen: singt
und psalmt dem Herren, T— B Eph. 5, 19.
puchen (bochen) swv. 1. pochen, trotzen. 2. puchen üz, = plün-
dern. 2. Elbog. Chr. 158, 33; s. auspucheu.
puclmng s. buchung.
pugen* (ivohl verlesen für vugen = vüegen) swv. aufsitzen
lassen: czu wem ez, (daz, roz,) sich fuget, uf das ros den seibin pugit,
Dal. 27, 21 (4, 64).
pulpet (auch pulpit) stn. Lese- oder Schreibpult, pulpitum, um-
' gedeutscht als pultbret: ein grienes hohes p. mit einem Schreibzeug,
Igl. Ms. S. 13.
pulver stm. n. 1. Pulver, Staub. 2. Salbe. 3. Sand, Streusand.
| 4. Schießpulver aus lat. pulvis, mlat. pulver, pulverium: 1. ist das
1 1 mein p. meines leibes wider zu p. werde, Hier. 72, 19. Sich, nun
slafe ich in dem p., W — B Job 7, 21. czu enezunden das thimiamisch
J p. = ad adolendum thymiama, Ex. 30, 1. Hohes Lied 3, 6. czumülte
I die zu p., Esdr. II 4, 2.
pulver -macher* stm. Erzeuger von Schießpidver, Traut.
Chr. 167.
pulver-müle stf. Pulvermühle, Eger Chr. 103.
pungieren (auch punieren) sivv. intr. auf den Gegner stoßend
anrennen, tr. anrennen gegen: üf dem velde p., Alex. 22247. si be-
llt gunden einander p., 2345.
566 punikisck — quellen
punikisch* Adj. phönizisch, punicus: also das ein schelle sei
guidein und ein p. apfel (malum punicum = Paradiesapfel), W — B
Ex. 28, 34.
purperin stf. eine Frau, die pnrper (kostbaren Seidenstoff von
verschiedener Farbe) verfertigt: ein weip — eine p. oder di do
worchten purpur, T — B Botenb. 16, 14.
püsauue s. büsaune.
püsauner s. büsauner.
püse stswf Pause, Rast: von ir stritlichen ger veilten sie beide
mit dem sper, mit püse ze boufe sie kämen, Alex. 7963.
püsin (auch bfisün, büsine swf. mitunter auch st., Posaune, aus
7n franz. buisine, lat. buccina): tambür und püsinen gröz, gäben do
schalbaeren döz, W. v. W. 1420. von pusinen und tambüren was da
ungevüeger schal, 3611; s. auch busine.
püz, s. büz,, biuz,.
pyromaueia* stf. Wahrsagung aus dem Feuer: p., sleunige und
warhaftige warsagens feuenvurkerin, Ack. 41, 7.
Q
quäl (twäl, -e) stf. Verzug, Säumnis: den wite (weihte zum
Bischof) der cardinäl mit wirdikeit an al quäl, Dal. 170, 8 (75, 32);
s. twäl.
qual-bron (qual-brunne stcm.) stm.? Quelle, ist der q. vor dem
mittelthor erbauet worden, Traut. Chr. 308 (Fußnote).
quall (quäl slmn., Heldb. K. 394, 35 ; bei Logau 2, 42) Quell,
Traut. Chr. 115.
Quarcz PI. Quercze E. : Frenczil Q., Igl. Bgr. 45, 4. Qu. Berg-
meister der Grube „in dem garten", 64, 1. grübe czu den Querczen
(= Gewerben des Quarcz), 64, 1.
quater-stück* stn. würfelförmiges Stück: ein fester und von
lauter quaterstücken schwarzer thurn, Eger. Chr. 104 S. 67.
quäz, stm. Gastmahl, Schlemmerei, Kneipe: daselbst auch sullen
die gesellen von dem vater und der muetter (der Herberge) iren
kwasz in trinken, essen und in anderen iren kurczweilenn erberlich
vertreiben und in eren frolich sein, Igl. Stb. V 177 c.
quöc, kec Adj. lebendig, frisch, fest; wohlgemut, munter: daz,
ir sit an prise quec, Alex. 10973. man horte die queckeu (die
Munteren) schallen und haben frö geinüete, 4444. Quecker fürsten
drie, 12238. des wart sin queckes herze frö, 16616. manic tiur
edelstein brau als ein queckez, licht, 14273. wol tusend der besten
(steine) gäben dar abe so queckes licht, 12485. als ein queckes viur
der (schilt) bran, 12301. als da brenten quecke licht, Ernst 2389.
queden stv. I 1. reden: des mich als verdruzit zeu koden, Dal.
234, 22 (102).
queler* stm. Peiniger: er antwurt in den queleru (peynigern,
XI. Bibel), T— B Matth. 18, 34. der urteiler antwert dich dem queler,
Luk. 12, 58.
quellen stv. 13 1. quellen. 2. los, locker werden. 3. an-
schwellen, tumere. 4. refl. zusammenwachsen: qu. begonde dorous
quellen — raben-stein 567
wurme uud vorvoulte = scatere coepit verniibus atque computruit,
W— B Ex. 16, 20. Uud ous quullen {brachen auf) ire dorfer und
ire ecker (ebulierunt), Kön. I 5, 6.
quellen stv. 12 1. Schmerzen leiden, sich quälen. 2. tr. mit
Dat. Schmerzen verursachen: diu — herzogin — doch mit gedanken
quäl, W. v. W. 2481. mich triege herze unde sin nach sinen worten
quäl sie hin, G377.
queln sivv.tr. drängen, drücken, quälen, peinigen, martern: di sun
stent auf wider di veter und quelent si mit dem tode, T — B Matth.
10, 21.
quelung(e) stf. Qual, Folterung: Golgotha daz, ist ein stat der
quelung, T— B Matth. 27, 38; Mark. 15, 22; Luk. 16, 28. si Stent von
verre um di vorcht irr q. (peyn, XI. Bibel) , Offenb. 18, 9. der rauch
der q. steigt auf in den weiten der werlt, 14, 11. wi vil mer erger
q. went ir ze verdienen, Juden 10, 29.
quentein (quintin, quentin) sin. auch /. der 4., urspr. icohl der
'). Teil eines Lots, ein Quentchen : tousent q. goldes (mille drachmas),
W— B Esdr. II 7, 70.
queste sivmf. 1. Laubbüschel, Wedel. 2. zum Kehren und Ab-
stauben. 3. Badicedel. 4. Federbusch als Helmschmuck : do bunden
sie czusammon von feigboum laup und machten in do questen
(perizomata), W— B Gen. 3, 7; s. auch koste.
quetscliieren* (= quetzen, quetschen, aus lat, quassare, quatere)
swv. schlagen, prägen, stoßen, zerdrücken, zerquetschen : tiure goltvaz,
wurden do quetschieret, Alex. 15 470.
quickeu swv. 1. tr. und refl. lebendig (quec) machen, beleben,
erfrischen, erregen, antreiben: der lentz sprach, er quicke und mache
guftig (fröhlich, üppig) alle frucht, Ack. 54, 13.
quit {auch quit) Adj. aus franz. quitte, mlat. quitus, lat. quietus,
ledig, los, frei: wir lassen sie aller obgeschriben Sache ganz und gar
quit, freiledig und las, Stb. Brüx N. 134. gancz quitt, frei und ledig,
Igl. Str. (65) S. 331 ; Igl. Stb. V 147 c. von der höchzit des Peleus
wart vil vröiden quit, Alex. 4914. er machte do ir hochvart quit,
1742. des ist nü allez, worden quit, 27405.
quitanze (quitanz, -ie) sivstf. Quittung, Traut. Chr. 340. -4ms
mlat. quitancia.
quittnng (auch quitunge) stf. Quittung: von den waisen qu.
begeren (über die ihnen ausgefolgten Gelder), Igl. Bgr. 85, 6.
quitschen,* quitzschen* swv. knarren: die fenlin (Fahnen) —
werden sehr q. und knirren, Traut. Chr. 121.
quotemmer (quatember, kotember s. d.) stf. Quatember fasten;
Vierteljahr: ich schaff 1 mark jarliches czinses, do von alle q. ein
vierdung, do mit man mir schol hegen, als gewonheit ist, Igl. Stb.
11157 a. mit itzt künftiger quatuortemporam (!), Elbog. Chr. 98, 1.
R
raben-stein stm. Stätte der Hinrichtungen, Eabenstein; die
wisen im r., Igl. Stb. V 175 d. ein teichstatl im r., V 192 a. mit
dem schwerd auf dem r. gericht, Eger. Chr. 801. 215.
o68 rabot-mau — rämen
rahöt-uian .5. robät-man.
räch stm. Vergeltung, Bache: herczog Hostink virschied dar
nach mit des todes swera räch, Dal. G3, 24 (23, 2).
rächer* (= reellere) stm. Bacher: ein starker r. ist der herre
(ultor), W— B Jer. 51, 56.
räch-sal stf. = räche, Bache: die sach — in r. nimmer geantten
noch geeffern sol, Mind. d. Egerl. S. 73; Eger. Chr. 1177. des nimer
— zu anten noch in r. furzunemen, Elbog. Chr. 3, 16. 3, 17.
rächunge stf. Bache: nicht suche r. (ultionem), W— B Lev.
19, 18. der r., Js. 59, 17. 61, 2. gott hett in seiner almechtigkeit
nindert r., Ack. 32, 4. czu lieh ader czn r. der menschen, Olm.
Stb. 77 S. 51.
rad stn. Bad an Wagen, Karren, Pflug, Brunnen usw.: do
twang in (fürst Prziemissl) sin armut darezn, das er czu Regens-
purgk in dem rad lief und stein auffezog einen ganezen tag umb
czwen pfennig, Böhm. Chr. 57. di zung — entznnt das rat unser
gehurt (den Lebenslauf von unserer Geburt an), T — B Jak. 3, 6.
rade-ber s. rod-wer.
rade-brechen swr. auf dem Bade brechen, hinrichten, rädern,
rotare: Alle morder. prlugrauber, kirchenprecher oder vorrater oder
mortprenner und die, die ir potschaft werben, die schol man alle
radbrechen, Prag. Bb. 33. Oh der czuchtiger (Henker) einen morder
radpricht — im Auftrag der Herren von Olmütz — bekomt er
16 gross : wenn aber ein gast den morder radprechen lest, so be-
kommt der czuchtiger ^2, ivenn außerhalb von Olmütz 1 mark, Olm.
Stb. 88. er ist geradbrecht worden, Traut. Chr. 283. 128; Eger. Chr.
264; Dal. 191, 37 (85, 113). da ratbrecktin si den helt, 46, 11 (13, 55).
46, 17 (14, 1).
rad-schachtv; stm. mit der Fördermaschine (Bundbaum) ver-
sehener Schacht : Mir deucht pesser, das ir den wintfang seezet über
den schacht, den ir vertiget czu aim r., Igl. Bgr. 64, 2.
rad-stube /'. Gebäude, in dem das 3Iühlrad liegt: der Michel
mulner sol seinen graben fertigen bis an des Lebusch ratstuben (sw.),
Igl. Stb. m 106 c. der marchstein, der gelegt ist worden für des
Lebuschen radstuhen, den sol man nicht nider legen noch höher, III
A 138b.
rain s. reiu.
rain-stein s. reiu-stein.
ram (ram, -e stf., rame, reme swmf.) 1. Stütze, Gestell, Böhmen
zum Sticken, Weben, Bortcmvirken: disiu worhte an der ram, jeniu
nsete, disiu span, W. v. W. 2209.
ram st7n. räme stf. 1. Ziel. 2. Zielen, Trachten. 3. Gesichts-
kreis: nach rechter rämes juste traf er in ftf der brüste, W. v. W.
7351. welcher im ze räme Um seinen Bereich) kam, von siner hant
den tot er nam, Alex. 20617. wer im zu rechtem räme quam, zu
haut der sin ende nam, Ernst 3045.
rämen siev. zielen, trachten, streben (mit Gen.): wie schöne sie
quämen und prises künden rämen, Ernst 4816. ir sacht mich des r.
daz, ich un verzaget gehen umb in wer heil wolt min leben, Alex.
21392. do si sich etiswen samptin und do der vrenden ramptin,
Dal. 177, 20 (79, 30). wie oft dy Behem — sich mit den Tutschin
ram-bof — rät-leute 569
samptia, czu haut si vregin ramptin (fragten sie), 208, 28 (93, 70).
si ir frunt samptin und vel andir leut ramptin, 221, 19 (100). die
Behem sich gein Prag samten und ir vil wol ramptin und gingen
im (dem keiser) zcu der vrist enkein uf den Bogist (sogen ihm
freudig aufs Schlachtfeld entgegen). 168, 8 (74-, 48).
ram-hof* (von ram, -e stf., rame, reme sivmf. Stütze, Gestell,
Rahmen zum Sticken, zum Tuchanschlagen) stm. Hof oder Platz,
auf dem Tuchrahmen stehen: gemecht des halben ramhofes wegen,
Igl. Stb. III A 138 b.
ranc (PI. renk, -e) stm. sivm. Einfassung, Hand, abschüssiger Band
eines Grabens: uf ein wießflecklein im holtz am ranck, Eger.Chr. 893.
rappier* stu. Stoßdegen, Rapier: das er Merten herollt durch
ein stich mit ein rappier vorletzt hat, Eger. Achtb. II 211.
rast, -e stf. Ruhe, Rast: er was durch raste (um zu rasten)
gesehen zu der linden, Trist. 1162.
rasten sivv. ruhen, rasten, bes. im Grabe ruhen namentlich von
Heiligen gesagt: do sant Jeronimus leichnam rastet, Hier. 133, 16.
rat stm.. PI. 1. Rat, Ratschlag. 2. Beratung, Überlegung. 3. be-
ratende Personen, der Ratgeber, beratende Versammlung , städtische
Behörde. 4. Für- und Vorsorge. 5. Vorrat, Nahrungsmittel, Mittel,
Geräte, Vermögen. 6. Verzichtleistung, Entbehrung. 7. Abhilfe, Be-
freiung : er was üf valsche rete kluoc, Trist. 5502. 3. Bestimmungen
über den rät, Igl. Str. 189 : es schol nur ein rat in der stat sein.
Den schullen richter und scheppen, di dorezu gesworen haben, czu
hanten haben. In ihm sollen nicht Vater und Sohn oder zwei Brüder
sein, 189. — Der neueintretende Rat ist dem Richter nichts zu geben
schiddig, 257. Ein voller rat,.. 292. in dem rät alle dinge kraft
nemen und behalden, 307. Uberantwortung eines Testamentes in
vollem Rat, 290. 4. sin hüs was riches rätes vol , W. v. W. 2655.
5. alle den rät, der ritterschafte wol an stät, Trist. 1525. mein
harnusch und mein varund rät, Igl. Stb. III 55c. 7. wer sine ding
zu gote lät, er tuot im aller sorgen rät, Ernst 2016.
rate, ratte swm. raten, ratten stm. Unkraut im Korn: bei
golde blei, bei weitzen ratten, Ack. 47, 12. nezlin si globin (tauschten
sie ein) um ratin (za byl kopfivu promenichu = sie hatten es mit
der Wahl des neuen Herrschers nicht besser getroffen als mit der
seines Bruders), Dal. 161, 15 (71, 12).
rät-gebe swm. Ratgeber: des fürsten ratgeben, W. v. W. 26.
welchen getreuen ratgeben — hast du verloren , Hier. 100, 3. er
suchte den ratgeben abzekereu von dem glauben, T — B Btb. 13, 8.
rät-genosse (rät-genöz,, -genöz,e) stsivm. Amtsgenosse im Rat:
ire ratgenossen und freunde, Stb. Brüx N. 388.
rät-glocke swf. Glocke vom Rathaus, deren Klang die Rats-
herrn zur Versammlung berief, Eger. Chr. 468.
rät - hau s stm. Rathaus: in daz, rathaus (schawhaus XI. Bibel),
= „Schauplatz", T— B Btb. 19, 31.
ratig* Adj. voll rate (n), ratte (-en), voll Unkraut: unsaubern
— ratigen weitzen, Traut. Chr. 137.
rät-leute (-Hute) PI. zu rätman. 1. Ratgeber, Räte, Ratsherren.
2. Schiedsleute : bei Eintragung von heiratleuteu, ratleuten u. leikauf-
leuten in des perges puch hat der man einen grossen dem Schreiber
570 rät-man - räts-stuben-aJmer
zu geben, Igl. Str. 258b. r. müssen in ihren Aussagen überein-
stimmen, sonst gilt ihr Zeugnis nichts, 240. 290. In Nr. 240 werden
heiratl eute u. scheppen, die wegen einer morgengabe zeugen, im Ver-
lauf ratleute und ratman genannt, mit ratleuten, Igl. Str. 32.33.
Geczengeu aucb, die baissent ratleut und schidleut und heiratleut,
die dürfen aucb nicbt sweren vor dem geriebt auf dem ebreutz, den
runder der riebter vragt seil, das si sagen pei ieren treuen und pei
irer sei, was in gewissen sei, Brunn. Str. II 189. von r. u. von rat-
schaez, 203. di gesworen elter r. (seniores jurati), in den nu gute
siten gewaebsen sein, snllen straffen die jungern, das si nicbt unser
gebot übertreten und das recht nicbt uberfarn, Const. IV 20, 19. di
gekoren r. urteilen (arbitri iudieaverint) W— B Ex. 21, 22. vragende
von meinen ratleuten (a consiliariis meis, Bäte), Esther 13, 3.
rät-man stm. 1. Ratgeber. 2. Schiedsmann. 3. Ratsherr: 1. des
kuniges r. = consiliarius, W— B IL Kön. 15, 12; IL Par. 25, 16. saezte
in zu seinem nehsten ratmanne = ad anriculam, Par. 1 11, 25. wer ist
sein — des herren — r. gewesen (consiliarius), Is. 40, 13. 3. wir ratman
zur Swidnicz, Igl.'Bspr. V S. 51; Eger. Chr. 1180; Traut. Chr. 4. 6.
den ersamen ratmaunen scheppen und gesworu, Igl. Bgr. 83, 1. den
ersamen weisen herren ratmannen, 92, 1. als ir ratmanne — den
scheppfenprief — unkrefftig getailt habt, N. 100, 2. wir — gesworne
scheppfen u. ratmanne, Stb. Brüx N. 194. Aus alder — gewonbeit
pflegt man allhie czu Ölomuncz durch gleichtragnnder pnerde der
burger willen alle jar in den rat zu vorne wen und eindleff person
der witezigisten in rate zu derwelen als nenilichen vier ratmannen
und siben schoppfen, Olm. Stb. 77 S. 50. gesworne ratmannen sei bis-
iccilen die Bezeichnung für Schöffen, bemerkt Linke, Böhm.-Kamnitz
S. 299.
rät-sal (auch rset-sel) stn. Rätsel, enigma, problema: Ich sol
euch vorlegen ein r. (problema), W— B Bichter 14, 12. Lege vor
das r.. Bichter 14,13.
rät -schätz (rät-schaez) stm. poena seil vallatio arbitrii: r.
baisset daz, guet, dar ein rat mit gepunden wiert; und wer den rat
priebt, der schol dem andern tail, daz, den rat halt, desselben guetes
ein drittail geben und der stat ain drittail und den ratleuten ain
drittail, ez, sei dann, daz. ez. die ratleut anders machen, Brunn. Str.
II 203.
rät- setzen stn. die Einsetzung (Wahl) eines Gemeinderates:
Elbog. Chr. 54, 33. 55, 27. 56, 14—59.
rät-slagen siev. ratschlagen, beraten: haben wir (schreiben die
Wiener Schöffen an die Iglauer. die sich icegen der Mordtat eines
12jährigen Knaben in Meseritsch auch keinen Rat icußteri) ezwiseben
unser selbs rat geslagen, lg. Str. (1) S. 266.
räts-persön* stm. siv. PI. Mitglied des Gemeinderats: ein r.,
Traut, Chr. 200. 201.
rat-stube s. rad-stube.
räts-stuben-almer* (von lat. armarium) stf. Wandschrank in
der Ratsstube: das gedechtnisbuch auf dem ratbaus in der r.. Traut.
Chr. 163.
räts-vremid — rauch-heller 571
räts-vreund (rät-vriunt) stm. Mitglied des Rats, Ratsherr:
Eger. Chr. 1200 S. 378. lieber r. (Abgesandter des Rats), 1099. 1110.
Uli.
rät-türmelin * (rat-turm) stm. als Gefängnis dienender Turm
des Rathauses : rathtirraeliu, Traut. Chr. 285.
rät-trepfe swm. stsicf. (Treppe die zum Rathaus führt?): die
rathtraepfe, Traut. Chr. 191.
rät -Tragen sivv. um Rat fragen, fragen: Noch dem tode
iosue ratvragten die kinder israhel unsern herren, W- B Richter 1, 1.
ratvrage — die rede unsers herren , Par. II 18, 4. si ratfragten pei
dem fursprechen des teiles, das geezeugen füren sohle, wi si aller-
pest für dasselbe teil ir geezeugnusse furprechten, Const. IV 11, 10.
das man darum r. sol di egeuanten gesworn, I 8, 5.
raub, roup (roup, -bes. PI. rouhe, röube, reul)) stm. 1. Beute,
Siegesbeute, das Geraubte. 2. Raub, Plünderung. 3. Ernte eines
Feldes: 1. fürte hin roup ous in (duxit ex eo praedam), W— B Num.
21, 1. teile in gleichheit den roup (prpedam) Num. 31, 27. Wer wegen
Raubes auf flüchtigem Fuß begriffen wird, ist als Räuber (spoliator)
zu betrachten, Igl. Str. 264.
rauhen (rouben) sivv. rauben, berauben: maneger sich zühte
roubte, der mir des nicht geloubte, Alex. 6922. so müest ich mich
der sinuen reuben, Ernst 570.
rauber, rouber (roubsere, röubaere, -er) stm. Räuber, Prag. Str.
155; Igl. Str. 163 b. mortificator, qui postquam alium oeeidit, res
ab eo aufert; qui vero sine occisione res tollit, spoliator (Räuber)
dicitur; Igl. Str. 264. hat gegeben — die rouber (latruneulos) in
unser hende, W— B Könige I 30, 23. ravern (rauber XI. Bibel) T— B
Römer 1, 29.
rauberei s. reuberei.
raubisch (roubisch, röubisch) Adj. räuberisch: es war ganz
unsicher vor Santman (statt: sackman) und seinem raubischen ge-
sindel, Traut. Chr. 281.
raub-haus (roup-hus) stn. Raubschloß: auf den raubheusern,
Eger. Chr. 20 S. 23. ein leimein rauphaus wird, der Mensth genannt,
Ack. 36, 14.
raubunge stf. praedatio (auch rapina, spoliatio): alle reich
wurden von irr r. (de praedationibus, Beute), W — B Judith 15,8.
rauch stm. Dampf, Dunst, Rauch, eigen r. = eigenes Haus:
wer mit aigen rauch drei virezehen tage nach einander und hin
nach drei tage bei uns sitzet mit frevel wider unsern willen und
die weil nicht purgerrecht gewinnet und nicht mit uns und mit der
stat leidet, der sei zwei jare nach einander von der stat, Eger. Str.
A VII, 1 ; B 24.
rauch (rüch, Gen. rühes) Adj. haaricht, struppig, rauh: alczu-
mal rouch als ein rouhes vel, (Esau) W— B Gen. 25, 25. Ein rouher man
(pilosus, in härenem Mantel) was her und ein snur von heuten was
gegurt umme seine lenden, Könige IV 1, 8.
rauch-heller * stm. Heller, der von jedem rouch (Herd) dem
Grundherrn zu zahlen ist: der pischoff — nam von iclichem rawehe
czwen pfenig czu rauchhellern, Böhm. Chr. 45.
572 rauch-loch — reb-htm
raueh-loch stm. fumarium, fumicariuni , furaigale: die rauch-
locher geen auf die mauer, Eger. Str. C 104.
rauch-vas, rouch-ras (-vaz.) stn. Gefäß zum Räuchern, Bauch-
faß: neme das r. (thuribulum), das her von der glut des alters vollfülle,
W-B Lev. 16,12.
raude, roude (roude, rinde, rüde) stswf. Baude, glabor, glabrio,
Scabies, Impetigo: slabe dich der berre mit grinden und mit roudeu
also das du nicht mügest geheilen (scabie et prurigine, Krätze),
W— B Deut. 28, 27.
räumen (rümen, roumen, rämen, reuinen) sicv. freien Baum
worin schaffen, räumen, verlassen, wegräumen, säubern: auferheben
die wasserseige (in einem Bergwerk) und räumen und keren seine
rinnen (purgare) Const. II 4, G. bei kindes geburt die seligen martrin
hiesz wir räumen das kurtz schonende eilende, Ack. 19, 17.
raunen (rünen, rounen) sicv. heimlich und leise flüstern, raunen,
heimlich sagen, heimlich beraten: dise regel gebieten wir czu halden
furpas von den geezeugen das kein raunen ader gespreche sei (nämlich
zwischen ihnen untereinander und den „vorsprechen" = Rechts-
anwälten: und ab das teil, das geezeugen fürt ader sein furspreche
heimelich mit im redt darnach, als si czu gerichte sein kumen, czu-
hant als di vordachten sol man sie von dem geezeuknusse vorwerfen,
Const. IV 11, 10. Wider mich haben geraunet (für das falsche ge-
raumet) = susurabant, W — B Ps. 40, 8.
rauner* stm. susurro, Verleumder. Ohrenbläser: nicht wirde
ein sehender noch ein rouner in dem volke (criminator nee susurro),
W-B Lev. 19, 16; Sirach 5, 16. 21, 31.
rausch stm. 1. rauschende Bewegung. 2. Angriff, Ansprengen
im Kampf: erschrecken wirt die (wohl für: sie) rousch eines vligenden
blatis = terrebit eos sonitus folii volantis, W — B Lev. 26, 36.
rauschung s. ruschung.
Hausse (Rüz,, -e, Biuze) ststom. PI. Riuz,e, Rüz,en, Busse: ein
teil der Tattern czog gen Eawssen (Rewssen L.) und gwan da ein
grosse mechtige stat, genant Kygow (Kygew L.), Böhm. Chr. 82.
rare sivm. Sparren, Dachsparren: er hat im erlaubt ein fenster
czu pawen und rafen erhöhen in sein dach am futergarn, Igl. Stb.
111139 b.
ravit, ravit (PI. ravit, ravide) stn. Streitroß: manic tiurer rauid,
die sie dar brächten durch den strit, Ernst 871. dö hiez, der konic
senden nach einem ravite, daz, brächt man wol gezieret, 3758. (aus
mfranz. arabit, arabisches Boß.)
re (G. rewes) stm. n. 1. Leichnam. 2. Tötung, Mord, Tod,
persönl. Mörder. 3. Grab. 4. Begräbnis. 5. Totenbahre : sie funden
den fürsten in clagender not bi dem jämerbernden re, Alex. 10 595.
2. die da nämen den re (den Tod fanden), 8332. dö Pbilötas den
re enphähen (den Tod finden) sohle, 18380. ob ich nü neme hie den
re, 18431. dö du geselle enphie den re, 13809. der ein enphienc
aldä den re, 5850. daz, kint (Odipus), da von er (dessen Vater) gröz,e
swsere oder den re enphähen sohle, 2975. siechtuomes me, der sich
gezüge zuo dem re (ihm den Tod brächte), 6524.
reh-hun stn. Bebhuhn, perdis: das r. hat genert (gebrütet), die sie.
nicht hat gepert (perdix fovit. quae noii peperitj. W— B Jer. 17, 11
rgchen — röcht 573
röchen (reche swm.) 1. Becken. 2. Kleiderrechen. 3. an Wasser-
ablässen. 4. Balken, welche die Sparren eines Daches verbinden,
Kehlbalken. 3. eine Art Brücke, schräg über den Fluß gebaut, um
Flößholz aufzuhalten und in einen Nebenkanal zu leiten, Traut.
Chr. 184. 185.
rechen stv. 1 2 (rechen, alts. wrecan, md. wrechen) Unrecht
strafen, Bache wofür nehmen, einen rächen, ihm Genugtuung ver-
schaffen: tete aber ein viech schaden (es steht schatten) weil einmal
der dorfvride czubrochen wurde, — da sol sich kheiner rechnen an
dem viech, sondern derselbige, der den fried nicht gebessert hat,
soll das entgelten, Ghlura. II 13.
rechen (auch rechenen) sivv. zählen, Bechenschaft ablegen, seine
Verwandtschaft dartwi: so wollen wir, das man iedem perkmeistev
alle wochen siben grossen r. sal (computari), Const. I 7,22.
rechnnnge (auch rechenunge) stf. Bechnung, Berechnung, Ab-
rechnung, Bechenschaft: so hab er r. mit im nach der iarczale = ponet
rationem cum eo iuxta annorum numerum, W— B Lev. 25, 52. Rechent
ein man mit dem andern und nimpt ous vor erbern leuten, ab er hin-
nosh icht gedenke, das wolle er auch rechen, doczu hat er tag und
frist (jar und tag) und dornach — so ist alle rechnung tot, Tgl.
Str. I S. 367.
recht stn. 1. was recht und geziement ist. 2. Becht, tvas man
zu fordern und zu leisten hat. 3. Gesamtheit der gesetzlichen Be-
stimmungen, Becht, Bechtsbuch. 4. Gericht, Bechtsverfahren , reht
geben und nemen = zu Becht stehen, r. tun = sich verteidigen.
5. Bechtsanwendung für einen Fall, Urteil. 6. Vollstreckung
eines Todesurteiles, Hinrichtung, kristenliches recht = Sakra-
ment: nicht langer des beitet ir gebt im kristenliche^ r. =
die Taufe, W. v. W. 3278. in den rechten der Leviten — in caere-
nioniis Levitarum, W — B Ex. 38, 21. 3. und 4. Wer sich eigen-
mächtig in ein anderes Becht zieht, zahlt 10 Mark Strafe, Igl. Str.
225. 3. Bedingung der Bechtsmitteilung , Igl. Str. (2a), eine all-
gemeine Bechtsmitteilung ist verboten, (2 g). er hat sich des beruhen
an das höchste recht an euch zu der Igla, do wir recht geben und
nemen, Igl. Str. 247 S. 142. so solden sie — die Olmützer Bats-
herren — selbe sachen gen Breslaw an das hoer recht, do wir recht
nemen , schicken , Olm. Stb. 132 S. 99. di an sein höchstes recht
treffet, das ist an sein leben, Igl. Str. I S. 355. Das r. ist ein gewalt
zu richten, di von unser kunigleicher macht geben ist, Const. I 4, 2.
r. = Gericht, Brunn. Str. II 230. 231. r. ersuchen mit r., Traut.
Chr. 108. ins r. reden = vor Gericht reden, 146. das r. verlangen,
301. an das r. reiten, 354. r. begeren zu, 6. furnemen mit r. 101.
102. 104. mit r. anfechten , Elbog. Chr. 83, 5. 83, 10. anfordern m.
r., 96, 6. 97, 26. antworten furm r., 83, 22. entladen des r., 50, 1
(von der Gerichtsverhandlung befreien), fliehen vam r. (= recht-
fluchtig werden), 83,33. das r. furslahen, 103,11. für r. komen,
102, 27. nemen vam r., 76, 34. 77, 7. 80, 1. 80, 22. 80, 44. setzen zu
r., 77,27. das r. sitzen, 83, 34. für r. verstricken, 115,10. im r.
vorbrechen, 102, 28 (gegen das Becht fehlen), rechtens wegen
81, 17 u. s. das recht (Zusammensetzung des Gerichtes) vorneuret,
Traut. Chr. 234. solchs recht vorneuwren gestehet allemal ungefehr
574 rgcht-bre'cher — rechtung
100 taler, 235. so die bernelten partheien von demselben furpas für
unser bergrecht als für das hocbste recbt in diesem kuniglichen
regimenth sieb beruften, Igl. Bgr. 1 11. die da hungert und durst ze
recht , {nach der Gerechtigkeit) , T — B Matth. 5, 6. er si ritter oder
kueht der sol nemen da (an dem festgesetzten Tage) sin reht (Lehen),
Alex. 17126. 17181. waz, der rlche (Länder) was in Asiä, die nämen
ir reht alle da {in Persepolis), 15293.
reckt-brecher* stm. Rechtsverletzer, praevaricator: di widerwerten
fursprechen (reprobi procuratores) und rechtbrecher (praevaricatores),
die ousslissen wir von allem fursprechenampte, Const. IV 4, 12.
recht- brecherin* stf. Rechtsverletzerin , corruptela: die aide
gewonheit, die pillich genant ist ein pöse r. = iniquissima corruptela,
Const. IV 7, 6.
re'cht-brief* stm. Rechtsurhunde, Elbog. Chr. 168, 22.
rechte swn. des Adj., im Gen. neben rechten, auch rechtens =
Recht, mit dem rechten = rechtskräftig usw. Die Form ist weit-
aus häufiger im Igl. Bgr. als die Form recht, im rechten streitig
sein, Traut. Chr. 161. 165. zum rechten schreiten, 264.
recht-haftigen* swv. rechtfertigen: und die Weisheit ist gerecht-
haftigt (als die richtige erkannt) von iren sunen, T — B Matth. 11, 19.
von deinen worten wirstu gerechthaftigt und von deinen worten
wirstu verdampt, Matth. 12, 37.
recht-heit stf. Gerechtigkeit : die r. und gerechtikeit eines solchen
(päbstlichen) legaten, Eger. Chr. 1167, S. 342.
reehtichlicken Adv. gerecht, nach Recht: r. richten, Hier. 17,8.
r. Ionen, 17, 9.
rechtis-tag = reht-tac stm. Gerichtstag : auf einen benanten r.
verladen, Igl. Bgr. 107, 1.
recht-macher* stm. Gesetzgeber, legislator: Justinianus — der
ein heiliger rechtmacher war, Const. IV 2 Einl.
recht-saz stm. 1. gesetzter Rechtstag. 2. Antrag auf ein Ur-
teil: 2. gebrechen, weliche wir aus ewern beigeschickten geschriben
rechtseczen vernomen haben, Igl. Bgr. N. 111.
recht-sits (vgl. mhd. rehtsitec = dextrorsum) Adv. nach rechts:
Traut. Chr. 209.
recht-spruch stm. Rechtsspruch : das wir keinen rechtspruch
noch underweisung geben — sondern in Iglau nur über dahin ge-
schobene, von zwei Schöffen dahin gebrachte versiegelte Urteile ent-
scheiden, Igl. Bgr. 111. ewern r. 83, 1.
recht -tisch* stm. Gerichtstisch: sein gezelt — sambt dem r.,
Traut, Chr. 147. also haben sie sich hinter dem r. gesatzt, 164.
rechunge (rechenunge, rechnunge) stf. Berechnung, Abrechnung,
Rechenschaft, Veranschlagung: di r. der koste = ratio expensarum,
Const, I 8, 5. Sie geschieht in der Gewerkenversammlung („Gedinge")
die mit gott redten, an im hulde, genäde u. rechung (Genugtuung)
erwürben? Ack. 25, 8.
reehtung* stf. wie das vorherige rechunge: warumb er is —
das Schloß Brüx — loset und nach guter r. darlegit, dass er das
auff demselben sloss haben solle als lang, bis dass wir — im das
genczlich widerkeren (zurückzahlen) , Aussiger Urkdb. N. 181. nach
guter r. darlegen, Stb. Brüx N. 188.
röcht-vertig — redeleich 575
recht- vertig Adj. l. gerecht. 2. rechtmäßig. 3. rechtschaffen:
3. R. wir wol werden, r. ist unser gefert, Ack. 4, 2 u. 3. Reckt-
vertige libe (die wahre) wil, das wir got lib haben sullen mit
gantzem hertzen, Hier. 55, 17. schlug — der fleisehhacker — ein
vieh, das nicht rechtfertig (gesund) war — so soll ihm solches vor-
botten sein, Ohlum. I 68.
recht -vertigen swv. 1. rechtfertig machen. 2. ausfertigen.
3. übergeben. 4. von Schuld befreien. 5. verteidigen. 6. gerichtlich
bestrafen. — 5. gerichtlich verfolgen, Traut. Chr. 5.
recht- vertig-keit (reht-vertec-heit) stf. Gerechtigkeit: Sieh, das
ist r., Ack. 22, 10.
recht -v tüchtig* Adj. toer seine Sache vor einem andern als
dem zuständigen Gerichte vorbringt, sich dem Gericht entziehend: er
ist vam rechten geflohen und r. wurden, Elbog. Chr. 80, 38. 83, 32.
83, 33 u. 42. 84, 5 u. 22.
recken, rekken sivv. Prät. und Part, auch rückumlautend: in
die Höhe bringen, erheben, ausdehnen, ausstrecken: der neufenger
kau di sole (seines Neufanges) reckken also lank, als sein lehen ist,
Igl. Bgr. 1, 9 S. 300.
Recken sw. PI. (aus tschech. Rekove) Griechen: da die R. wonen,
Böhm. Chr. 1.
rede stf. Pechenschaft, Verantwortung , Rede, Erzählung , Ver-
nunft, Verstand, Ausdrucksweise, Verabredung, Vertrag, Epos oder
Lehrgedicht, Text eines Liedes, Sache Handlung, Zur Umschreibung
dienend, im Hier, sehr oft: üf die rede = damit:'* auf die rede, das
er uns fürleget das brot seiner warhaftigen lere, Hier. 3, 24. 4, 5 bis
4, 16. auf die rede, das wir lernen mochten die wege — , 5, 4 u. 6.
Got ist gemartert — a. d. r., das wir im nachfolgen, 41, 10. a. d. r.,
das er behegleich sei der gnade seines kuniges, 42, 5. a. d. r. d. er
dorinne (in Weiberkleideni) gesehen wurd als ein unkeusch mau,
14, 17 u. s. David jach er wolt den großen man (Göliä) üf die rede
(unter dieser Bedingung) bestän, Alex. 12935.
rede-genöz, stm. der, mit dem man spricht, sich unterhält : da?,
er was ir r., Trist. 4411.
rede-haft Adj. redend, beredt: daz sie stsete r. wil sin mit
vlehelicher gedult umb alle süntliche schult, W. v. W. 2869. bis sie
hsete gehört siniu redhaften wort, 2355. schoener worte r. vür
brähten sie ir botschaft, Alex. Anh. 1755. der hete sinne und red-
haften munt, Alex. 18642.
redeleich, -lieh (rede-, redlich) Adj. 1. redend, beredt. 2. ver-
nünftig, verständig, rationabilis. 3. rechtschaffen, brauchbar, wacker,
tapfer. 4. warhaft. 5. r. sache, triftiger Grund. 6. ordnungsgemäß,
angemessen, passend: 1. Sein aber die selbschuldigen (prozessierenden
Parteien) also vornunftig und redlich, so mugen sie mit irer eigenen
personen fursprechen (= tantae discretionis et eloquentiae), Const. IV
4, 13. 2. r. gewonheit, usus rationabilis, IV 17, 6. urteil, die r. und
bewert sein = laudabilibus rationibus approbatam consuetudinem),
IV 18, 9. aller vernünftigen, unvernunftigen und zeitlichen dingen
ewige redleiche Sachen leben bei dir (Gott) = sempiternae vivunt
rationes, Sol. 77, 32. 3. so weise und redlich = idoneus, Const. I
576 rede-lich — rgfel-wgrk
5, 10. — 5. an redelich sache = ohne rechten Grand, sine ratione con-
digna, III 1, 4. r. sache = justa causa, Igl. B. 92. wann keine not-
durft oder redliche sache si (die ihre Lehen nicht abbauen) nicht
mag enschuldigen, Const. II 3, 9 (causa legitima) noch der redlichen
und rechten herufunge = post appellationem legitime interpositam,
IV 20, 16. vorstossen von alleu redlichen ampten und werken (legi-
timis actibus amovere), IV 12, 6. Doch mag der antworter genisen
aller redlicher beschirmunge (defensionibus legitimis) IV 7, 4. noch
den redlichen geseezen = justa legitimas sanetiones, IV 1, 1. aus-
genommen redlicher Ursachen halben, Igl. Stb. V 20b. da war
ein heiliger redlicher tag der bündtnuss und hilff halber gen
Eger zu halten benant, Eger. Chr. 90 (a, 1553). czihen in redliche
herffart, Böhm. Chr. 84.
rede-lich, -en Adv. 1. gesetzmäßig , nach dem Recht. 2. ver-
nunftgemäß, rationabiliter : 1. das wil ich redlich beweren und be-
weisen = legitime, Const. IV 20, 13. sich redlich berufen, IV, 20, 3.
2. der unsinnig (czornig E.) — mag kein sache redliche ordinieren
u. schicken, IV 12, 5. wan di ding, die unordenlich gescheen, do
mag nichtesnicht r. getan werden, IV 1 EM. die teil (Bergteile)
recht und redilieh uffgeben, Igl. Rspr. IV. do slugen die Pehem
redlichen (tüchtig) au ff die Dewczen, Böhm. Chr. 74.
rede-lich-keit (redelicheit) stf. 1. Beredsamkeit. 2. Vernunft,
Vernünftigkeit, ratio: 2. über alle r., Sol. 79, 21. Wann wo do ist
diselbe r., da ist dasselbe recht czu seezen u. czu machen, Const. II
3, 9 u. III 5, 16. Nu manet uns die r. grosses nutzes = Magnae
utilitatis nunc ratio nos invitat, IV 12 Einl. "Wann von dem heupte
sal gemacht werden di r. (ratio) von den lehenscheften, so wollen wir
von ersten besehen von den, di do gescheen von urburern in unsern
leheu uberscharn , III 1, 3. habent die redlikait (Ursache XI. Bibel,
Schein) der Weisheit, T— B Kolosser 2, 23. kain kirch gemainsamt
sich zu mir in der r. (rechnung XL Bibel) der gab und der enphachung
neur ir alain , Philipper 4, 15. Ich Cuntz Messer bekenn , daz, ich
mit krankem leib yedock mit gueter redlerkeit (klarem Sprech-
r ermögen) und Vernunft und wolbedachtem mut und freien willen
hab getan mein lestes gescheffte, Igl. Stb. III 112 a. do die Pehem
sahen, das kein redligkeit (Kriegstüchtigkeit) in den Kernteinern
(Kärntnern) was, Böhm. Chr. 106.
rede-lös Adj. 1. stumm. 2. klaglos, unangefochten: ich gelobe
— das r. czu bliben lassen, Stb. Brüx X. 296.
rede-rich* Adj. redegewandt, beredt: der knappe was auch r.,
Trist. 1301.
redner stm. 1. Redner. 2. Rechtsamvalt : 2. Sigmund Reczers
von Zwirn r. ader vorsprecher, Igl. Str. (170) S. 335. Die klag des
Hanusen Pawmgertel durch seinen r. — (der in derselben Nr. auch
fursprech genannt wird), Igl. Str. (71) S. 336. Darauf hat der Jacub
Mür durch seinen r. geanntwort, (67) S. 332.
red -sprechig (rede-sprsechic) Adj. beredt: er war gelarth und
r., Traut. Chr. 31.
refel-werk* stn. altes geflicktes Zeug, bes. Schuhe, von revelen
= nähen, flicken: Refelwerk und aldes ding und aide schuch sollen
sie — die Refler — machen, Olm. Stb. 110 b.
Rgffler — reichen 577
Röffler Name einer Grube, ivohl nach ihrem Bergmeister: uber-
halb der gruben, genant czun Reiflern, Igl. Bgr. N. 10, 1 u. 7.
refler (reveler) stm. Schuhflicker, Flickschuster: czweiung
czischen den schustern und refiern — so haben wir beider teil wil-
kur ausgesprochen, das die r. gancz hels kaufen und vorarbeiten
mögen und schöllen und mögen auch aftersnit kaufen und vorarbeiten,
sovil was der aftersnit ist czu czwein groschen und dorunder, Olra.
Stb. 110b. di schuster sollen di helse von heuten nicht kauffen den
refiern czu widerdris, 110 b.
Ref-ler-tor stn. tvohl Tor, in dessen Nähe die Schuhflicher,
refler, wohnten: auf irem melczhausse, gelegen beim Rewlerthore,
Olm. Stb. 155.
reformation* stf. was fürstliche ordeuung und r. belanget,
Igl. Bgr. N. 13, 1.
rege stf. Bewegung, Erregung, heftiger Kampf: bringest du
mich in zornes rege, Alex. 5542.
regen sivv. in Bewegung setzen, erregen, erwecken, anzeigen:
großen jämer im daz, regt, Alex. 8532.
regen stm. Regen (auch bildlich): der zeher regen gießen,
Alex. 7830. des herzen r., 8740. der zeher r. in begoz,, 10388. der
(wip) regene zeher gießen, 4426.
regen-boge swm. Regenbogen: W— B Sirach 43, 12. 50, 8.
regen-guz, stm. Regenguß: des muoz, der zeher regeiigüz.z.e in
dem herzen min entspringen, 12162.
regent* swm. hern rethe, ritterchaft, regenten der cron zu
Beheim, Eger. Chr. 1182. 1189.
regierer stm. Regierer, Lenker: regirern und innwonern der
keiserlichen stat Eger," Eger. Chr. 1167.
regiment * stn. für unser (Iglaus) bergrecht als für das höchste
recht in disem kuniglichen regimenth (= im Königreich, den Ländern
der böhm. Krone) sich berufften und appellierten, Igl. Bgr. N. 111
u. 92, 1.
reiche (riebe, in Zusammensetzungen auch rieh) sin. 1. Herr-
schaft, beherrschtes Land. 2. überhaupt Umfang, Bezirk. 3. Regierung.
4. Reichsoberhaupt, König, Kaiser: unser reiche in dem 12. und des
keisertums in dem 3. jare, Urk. v. 1358; Stb. Brüx N. 108 und so
fast regelmäßig in der Datierungsformel der böhm. Reichsurkunden,
Reichstagsakten und Elbog. Chr. 67, 16. 130, 21. der wäcwise Tristan
üf dem wäge (auf der Meereswoge) sich verstän wol konde nach
, i den riehen (den Weltgegenden), Trist. 1567.
reiche, raiche, (rihe, -en) sivstf. 1. Reihe, Linie. 2. schmaler
i Gang zwischen zwei Häusern, zwischen Haus und Zaun: quidam
I pro mterstitiis domorum, vulgariter dictis „Rain vel reychen" iudicio
j contenderunt , Brunn. Str. I 78. 1 150. krieg um reihen czwischen
ib heusern u. hofen, Igl. Str. 72. 3. Rinne, Abzugsgraben darin. 4. ver-
tiefte Linie am menschl. Leibe, ioo sich der Bauch an die Schenkel
i schließt, s. auch reie, reihe.
reichen (reichen) siov. tr. 1. erreichen, erlangen. 2. holen,
J bringen, darreichen. 3. intr. nach etwas r. = langen nach, einholen:
ji|2. der da perkwerk vorleihet und reichet = qui montes porrigit, Igl.
Bgr. U— A 6. vorleihen u. reichen, Mind. d. Egerl. S. 17.
I
Jolinek, Wörterbuch. 37
578 reichen — reichsen
reichen (riehen) suw. intr. rieh werden. 1. reich werden, 2. herr-
schen, regieren (== richesen, richsen, richsenen). 3. tr. reich machen,
ditare, opulentare : 2. reichte vor in = regierte, regnavit pro eo, W — B
Gen. 36, 34 n. 36. David reichende was nher das hons Judae, Könige
II 2, 11. Aber die tage, die David reichte über Israhel, waren virezig
iar, Könige III 2, 11; I. Par. 29, 27. David reichte über alle israhel,
I. Par. 29, 26. wenne ich hab in vorworfen, das er icht reiche nber
israhel, Könige 1 16, 1. wo trunkenheit reichet (nbi regnat ebrietas),
Spr. 31, 4. Und er hies sie (Esther) reichen an der stat Vasti (fecitque
eam regnari in loco Vasthi), Esther 2, 17. 3. ich weis auch, — das.
nur allein, die sich arm erkennen und ir armut dir bekennen, von
dir gereicht werden (ditabuntur), Sol. 40, 11. wi vil hastu uns ge-
reicht und auch geezirt mit deiner gab (ditans — decorasti), 66, 40.
gereicht wart der mensche {reich gemacht) , W — B Gen. 26, 13. sie
sint gegrosset und gereichet, Jer. 5,27. er reichet (fälschlich steht:
reichtet = wirt si regieren XI. Bibel) in einer eisnern ruten, T — B
Offenb. 2, 27. ich bin reich und gereicht und bedarf kains, 3, 17.
er hete tfisent herze an allen zwivels smerze gerichet wol mit muote,
Trist. 1671. daz, ich iueh immer riehen (reich machen) sol, 2387. an
iuwern gelde gerichet , W. v. W. 3846. der reicht (regierte) nach
siner kronung noch vir iar, Dal. 5,23. (6,34). er reichte (Druck:
riechte) 24 jar, Dal. 6, 3. der richte nicht — mer dan 8 iar, 7, 18.
do richit noch im Nezomisl, 51, 9 (16, 5). noch im rihte der sundige
Neklam, 52, 1 (17). da (928) hub an der orden der predeger czu
richin (bestehen) mit sinem her, 10, 30.
reicheit, richheit stf. 1. das Keichsein, Wohlhabenheit. 2. Reich-
tum, Besitz. 3. Fülle, Pracht. 4. Glück: ja bin ich über alle richeit
rieh, W. v. W. 1174. sie vuorten r. wunder an = tragen wunderbai
prächtige Kleider, 1360. rücklachen, größer r. nicht betrogen, 1287
er berihte sich mit r. siten, 7023. adel und richeit wont ir bi, Trist
3926. ein hirte bi dem kinde (Odipus) richeit vant, Alex. 2894. sie
nämen gröz,e richeit (reichliche Kriegsbeute) in der heiden gezelden
Ernst 4897.
reicher* (richessere, richsensere) stm. Herrscher: bi den siner
iklicher herst und wirt ir richer, Dal. 26, 37 (4, 44),
reich-lich, rich-lich (riche-lich) Adj. 1. reich. 2. reichlich
3, herrlich. 4. kostbar: 2. Tristan liez, nemen war des knapper
mit richlicher pflege, Trist. 1281. mit richlichem gewande, 546
manch richlich swanz von vrouwen wart gesehen an dem tanze, 624
reich-lichen s. rilich.
reichsen, richesen, richsen, richsenen swv. herrschen, regieren
Christus sol rihsen in Jakobes hüs eweclich und iemer, W. v. W
2933. er wird richsen (regieren, XL Bibel) in dem haus Jacobs
T — B Luk. 1, 32. sie lere sie zum ersten wol zu reichsen (regieren
XI. Bibel) ire haus, I. Timoth. 5, 4. und wolt Got, daz, ir reichsent |
daz, auch wir reichsent (regieren (XI. Bibel) mit euch, I. Korinthei
4, 8. er hört, daz, Archelaus reichsent in Jude für Herodes seil
vater, Matth. 2, 22. der tot reichset von Adam unez zu Moyses
Römer 5, 14. ob der tot hat gereichsent durch ainen menschen, 5, 17
als di sund hat gereichsent in den tot, also reichsent auch die gnad
5, 21. er reichsent in den weiten der werlt, Offenb. 11, 15. du hasi
reich-tum — reim 579
gereichsent, 11, 17. wir reichten (werden! regiereu, XI. Bibel), 5, 10.
si lebten und rechsenten mit Kristo, 1000 jar, 20, 4. 20, 6. — Sälo-
mön — nu richsnete in Judä, Legende 679. — durch sie swant sich
der walt mit richsender koste, W. v. W. 1489.
reich-tfim, rich-tuom stm. Reichtum, bei Hier. stn. : Was hat
nur daz, reichtum mit dem himelreich zu schaffen, Hier. 34, 23. seine
reich tum (PI) W— B Job. 5, 5.
reide, reid, reit Adj. gedreht, gekräuselt, lockicht: wunnenc-
lichen was sin här, laue reide nach golde gevar, Alex. 5140. sin
reidez, här er abe schar, Trist. 5062. sie truoc goltvarvve reide
lockel, Alex. 23922. reide lockel, Ernst 400.
reide, sonst stf., hier m.? 1. Drehung, Wendung. 2. Rückkehr.
3. gelocktes Haar. 4. Schlagbaum: 1. Vinden sie, das der reien
(Ackerram) grosleichen zubrocheu ist, nicht nach der lenge mit
furhen, sunder nach der twirich mit willen geackert sein und nicht
der pflüg an einem reide oder an einem umbkeren gewenket hat,
jener sal es vorpusseu mit 1 mark geldes oder mit czehen marken,
Igl. Str. I S. 370.
reie (reie, reige) swm. 1. Art Tanz, Reigen, bes. Frühlings-
oder Sommertanz, wobei man in langer Reihe hintereinander über
Feld zog. 2. Gesang und, Melodie zum Reigen: furende reien mit
Schalmeien und mit pouken (choros), W — B Judith 3, 10.
reife sivm.? oder reifen stm. (= reif stm.) Strick, Band; Reif,
Ring; Gebinde, Faß: darnach ist der kirchturn umb den obersten
raifen höher gebauet worden, Traut. Chr. 44.
reifen swv. biegen winden, Tuch mit dem reif messen:* mau
sal auch ein iczleichs tnch, wer das kauffet, reifen lassen und was
an dreissig eilen obget, das sal im (dem Verkäufer) an den gelt so
vil obgeezogen werden, Tgl. Stb. III 186 a.
reifer stm. (vgl. bei Lexer linwätreifer) der das Tuch mit dem
reif (Schnur) nachmißt: der kaufer (eines „Stückes" Tuch) sal dem
raifer einen haller zalen, Igl. Stb. III 186 a.
reiger, reigel stm. Reiher: etslichen reiger man da vienc,
Alex. 3412. vil reiger, Trist 1142.
reihe (rihe, -en) stf. Reihe, Linie; Gang zwischen Häusern und
Höfen: man sol nicht mit prinnenden kerzen raien noch gen,
Eger. Str. AIS, B, 10; Brünner Str. Ü78; Igl. Str. 72; s. reiche.
reihel* stn. Dem. von reihe: Hansl peck hat verkauft hinter
seinem hof ein klayns reihl czwischen seiner stallung und Marczines
höfl und in dieselbig reihe hebt sich au zuhaut hinterm aytloch und
geet in die leng unez an die stuben des Mertl pecken und ist wait
(breit) einer klafter, Igl. Stb. IV 210 d.
reihen, raihen sivv. wenn nicht verlesen für reiten sivv. zählen,
rechnen, berechnen, Steuer zahlen* oder für reichen = übergeben: so
haben wir in 50 schock groß prager münze und merherischer czal
an der losung, die sie (die Olmützer) uns — Albrecht herezog ze Oster-
reich — jerleich pflichtig sint ze raihen, nachgelassen, Olm. Stb. 44
S. 27. wir geraichent haben, das es macht 60000 mark, Igl. Bgr. 40, 1.
reim (rim) stm. Reim, Reimzeile, Reimpaar: dein clage ist an
reimen. — dovon wir prüfen, du wollest durch donen und reimens
willen deinen sinnen nicht entweichen, Ack. 3, 11.
37*
580 rein — reisicht
rein stm. Hain, begrenzende Bodenerhebung : das der reien czu-
brochen ist, Igl. Str. I S. 370; s. auch unter reide. — rain Brünner
Str. I 150. 479. Wer ainen rain prichet und ous eret (umpflügt)
czwischen eckern — der ist dem gerichte bestanden mit einer mark
g-oldes oder mit czeben marken Silbers. Gegenüber dem selbschol = Be-
schädigten, ist er bloß verpflichtet, den itain wiederherzustellen, Igl.
Str. 135. auswendig der mase oder reine (extra mensuram vel limites)
nicbts czuczihen, Const. II 3, 12.
rein* stf. Kochgeschirr: die grosse und ein klein rein, Igl. Stb.
V96a. ein czinen teler, ein erein rein und ein fiscbkessel, V172e.
reinl, reindl stn. Meines Beinl: pett, kandeln, reindeln, Igl.
Stb. III 111c.
Beiner stm.? Rheinländer: er czog mit Brafantern — Reinem,
Swoben, Doringen — und mit Westfalen, Böbm. Cbr. 68.
reinigen sivv. tr. rein machen, intr. rein sein: du macbt micb
gerainigen (kannst mich vom Aussatz befreien, T — B Matth. 8, 2.
icb wil. Gerainige (sei rein), 8, 3.
reinigunge stf. purgatio, purificatio, expiatio : man opfert umme
die r. — pro expiatione, W — B Num. 5, 8. Ausgleich einer strittigen
Bechtssache: ist die berichtigung und r. zwischen dem Pfeltzischen
des stifts Waltsasseu und der Stadt furgenomen worden, Eger. Cbr.
905. bab icb mit dem pfleger zue Hardeck zur Losa ein reinigung
gehalten, 263.
reinisch* Adj. rheinisch: 8 reiniscb gülden, Igl. Stb. V 281 d.
rein-stein stm. Grenzstein; die gemärkb oder r. ausrotten oder
vertilgen, Cblum. III 4. von dem pechlein uncz an die czwen rain-
stein, Igl. Stb. V 234 d. mit reienstein (E), reinstein (G), Locbsteinen
(Enderlein) der erbstollen, Const. II 4, 12.
reinung stf. Grenzbestimmung, Grenze: 1540 hatten die herrn
von Eger eine raynung mit dem marggrafen Albrechten dem jüngeren,
Eger. Chr. 69. das sulchs zu besieht u. r. konien, 1170.
reinung stf. = reinigung : auf das sulchs (ihre Bedrückung) zu
bericht und rainung komen, Eger. Chr. 1170.
reis, ris stn. das Reis, Zweig (auch als Rechtssymbol): ieglich
ris dö neigete dem andern ob den grebern sich, Trist. 6836. sie (des
Darius tochter) wirt der kiusche ein berndez, ris, Alex. 10642.
reise-kappe sivf. Reisemantel: der reisekappen glich, Trist.
1957.
reisen (risen, rise, Prot, reis, riren und risen, Part, gerirn, gerisen)
stv. II 1. steigen, sich erheben. 2. fallen. 3. untergehen von Ge-
stirnen: Der man, von des houbte die haar reisen oder vallen, kal
und reine ist her, W — B, Lev. 13, 40. reisende biren vallen gern
in die pfutzen (icegen Reife von selbst abfallende Birnen) , Ack.
30, 14. man sach die unwisen vor den frechen risen, als ob zitige
birn durch schür von dem boume rirn, Alex. 3635 ff.
reise-note stf. Melodie, die zum ritterlichen Auszug gespielt
loird: sie riten, die üfstrichen guoter muoz,e die reisenote gar suoz,e,
Alex. Anh. 1946.
reisicht (risacb, risech, riseht) stn. 1. Bute. 2. grüne Baum-
zweige. 3. Beisig. 4. Gebüsch: so hat man her das r, in dem Rezel,
Stb. Brüx N. 196.
reisig — reitern 581
reisig (reisec, reisic, reising) Aclj. zu Kriegszwecken dienend,
gerüstet, beritten, reisig und subst.: das si die stifeln mit drote be-
raitet haben, baide den raisigen und den pawern, 01m. Stb. 113.
unsern reisegen und trabanten, Elbog. Chr. 140, 23. mit reisigen
zeug, 147, 32. 150, 19 ; ein reisigen knecht, Eger. Chr. 98. 169 S. 258.
reissen (riz,en) stv. II 1. reißen, zerreißen. 2. lärmend sich be-
wegen, tr. 3. einritzen, schreiben, zeichnen: das reisende wilde tir
(bestias) wirstu nicht vorchten, W — B Job. 5, 22.
reissiu swv. s. reiben.
reis-slos* stn. man sal am reisslos nicht mer vorniten dann ein
merl-eisen und einen polcz, 01m. Stb. 117, 3.
reis-slosser * stm. Schlosser, der reisslos verfertigt: wil ein r.
frumberger machen, das sal er gerecht machen, 01m. Stb. 117, 1.
reis- wagen* stm. Wagen zur Beise — Feldzug, Kriegszug, also
Feld- oder Kriegsfuhr, Eger. Chr. N. 20. 1068 S. 257.
reite], raitel (riutel) stf. Pßugräute, Stab zum Beseitigen der
an das Pflugbrett sich anhängenden Erde: der schroidt ist schuldig
— wer ihme spitztraidt gibt, einmal im jähr ein raitel oder rait-
hawen zu spitzen, Chlum. I 67.
reiten sivv. 1. reite machen, zurüsten, bereiten. 2. refl. sich
fertig und aufmachen. 3. zählen, rechnen, berechnen, ab-, anrechnen:
Von silberin gürtein geit man nicht losung, iedoch czu einem
menschen schol man nur ain gürtel raiten, Brunn. Str. II 179. czu
dem erstanden gut reiten, Igl. Str. 102. das mag her dorezu nicht
geraiten, 102. die — andern Stollen — sein sam kureze czeit kegen
dem — erbstollen — czu reiten ; aber noch der erbleichen nochvolge
czu reiten, so sein alle perkwerk erbhaftig, umb das si erben nach-
volgen, Const. II 4, 3. kein koste ader czerung r. = nulla expensarum
ratio adhibeatur, IV 19, 4. si hiben das erez follent aus, was sie
sein den mochten genisen. So hab wir gereit und überlaufen (uns
beiläufig ausgerechnet) — das si — uns haben enthawen aus unser
lehenschaft 600 par erez, Igl. Bgr. 39, 5. r. = rechnen, zu rechnen
oder r., Traut. Chr. 93. jeden gülden reinisch — vor 60 kreizer zu r.,
94. 113. 125. 128. er rait (rechnet, XL Bibel) di zerung (berechnet
die Kosten), T— B Luk. 14, 28. davon süllen sie im alle jar —
6 gr. jerliches czinses dienen und raithen, Igl. Stb. V 161 b.
reiten (riten) stv. II 1. sich fortbewegen, aufmachen, fahren.
2. intr. reiten, Verf. mit haben oder wesen, sin. 3. tr. worauf sitzen,
reiten auf. 4. reitend besichtigen: sie — die Zauberin — hilfet nit,
das sie reiten auf den krucken u. das sie reiten auf den bocken,
Ack. 8, 16.
reiten stn. subst. Inf. eine Art verbotenen Spieles: reiten auf
freigen marcht, Eger. Str. Ä. XIII, 2.
reiterei (riteri) stf. 1. Beiterei. 2. Auszug zu Kriegszwecken:
2. in der r. hat er Heintze Bylern erschlagen u. den Jacob gefangen,
Traut. Chr. 45.
reitern (ritern) swv. durch die reiter (Sieb) schütten, sieben, aus-
lesen: daz, er (Sathanas) euch reitert als den weiezen, T— B Luk.
22, 31.
reitig s. reutig.
582 reitung — ren
reitung, -e stf. Rechnung, Rechenschaft: mit irer recbnung,
mit irer r., Ack. 40, 17. er — hat dem wirt kain raitunge davon
geben (Rechnung gelegt), Igl. Str. 317 S. 229. in der raitung der
koste, Hs. E. G. , Const. I 8, 5. Davon gepieten wir — unsern
kamrern czu Merhern, das si den vorgenanten unsern burgern u.
den leuten ze Olomuncz hinfur alle jar 50 schock gross an irer ge-
wondleichen losung abcziehen und in die an irer raittung legen,
Olm. Stb. 44 S. 27; Traut. Chr. 96. 262. 354. das er mit dem
Burg Peierl seinem stiffater ein raittung thun hat, Igl. Stb. Y 69b.
alle jar seiner swester ain raittung thun (mit ihr Abrechnung
halten), Y 38 b. mit Urkunden oder richtiger raittung beweisen,
Traut. Chr. 96. ist ein uberslag und r. geschehen, 262. r. = Ge-
werkenver Sammlung, in der die Bergkost verrechnet wurde: umb cost
clagen drei raitunge von dem bergmeister und den gewerken, DIR
§22al. der pergmeister mag in (den flüchtigen Angeklagten) wol
drei r. lassen eischen und in die echte tun, DIR 23 a 6.
reit-zedel? (von zedel stsicf. m. n. Zettel, schriftl. Instrument)
Quittung, Igl. Str. (57) S. 335.
reiwol (rein-val, -fal) entstellt aus mlat. vinum Rabiole, rivale,
revole; ital. rivuola, ribuola bei Schm. Fr. 2, 106; tschech. rywola,
Schm. und Wack. erklären es als Wein von Rivoglio in Istrien,
Karajan bemerkt dagegen, fönt. rer. austr., 1, 17, daß es in Istrien
keinen solchen Ort gibt und daß der Wem bei Prosecco bei Triest
wächst und denkt mit Stenzel, Schles. Gesch. 316 an Rivallo w. von
Triest. J. Grimm in der Vorrede zum Prag. Str. meint, es sei Wein
von Rivoli im Yeroitcsischcn, Kopitar bei Schm. leitet es vom ital.
ribolla ab, weil er gekocht wird, vgl. vinum coctum bei Hpt. 6, 27.
Es ist unter reiwol, reinval, Rheinfall auch vinum rheticum, Yelt-
liner verstanden, s. Lexer. Item welschen wein schol man umb drei
grossen, Rornanye umb 4 gr., Reiwol um 3 gr., Malvasir umb 5 gr.
— und nicht teurer sol man in schenken, Prag. Str. 120.
reiben (Prät. redete, reiste) swv. reizen, anreizen, verlocken:
er reit mit in (dem valken) ze velde gegen der stat durch reiben
mer dan durch beiden, Alex. 3401. di YVursovicensir ir furstin
reiszin (svadili), Dal. 119, 3 (53, 63). abir sent (lies wenn) uns
reiszin unsir (lies wirse = böse, tschech. zfy'-) leut, 118, 34 (53, 57).
rem, -e stf. Rahmen zum Tuchanschlagen; s. rani : in sein hoff
geseezt und gepawt ein rem, die da ungewenlich ist, Igl. Stb. V 78 a.
er hat im ein stat verlihen czu einer rem vor Spittlthor, Y 178 b.
das sie dem spital (als dem Grundherrn) alle jar von jeder rem in
sunderheit jerliches czinses geben sullen Xgr., so lang als sie die
rem halten wollen, Igl. Stb. Y 162c. rem, ligund vor spilthor im
spitlhof, IY 242 b. wir haben im dieselbig rem in der mas erlaubt
also daz, er noch seine nachkomen kain feier da hin pringen noch
kain tuch an derselben rem feiern, Y 78 a.
rem-hof* stm. Hof oder Platz im Freien mit Tuchrahmen:
domus, sita in r., Igl. Stb. IY 196 b; s. ram-höf.
ren* (Geschlecht?) ein kleines Geldstück: welcher fremde woll
kaufft oder verkaufft, der gibt von 2 stein ein ren (als Zoll), Eger.
Chr. 104 S. 69. von einer tunuen honig, von einer kahr körn von
2 schafen (je) ein ren, S. 70.
rendl-mühl — reren 583
rciicll-mühl* stswf. Mühle zum Brechen oder Enthülsen des
Getreides, Eger. Chr. N. 103. von rendeln, renlen sicv. rändeln,
schroten.
reng* (regen stm. oder regenen Inf., stn.?) Hegen: es hat so
sehr gerenget, das die leut für reng nicht sechen haben können,
Eger. Chr. 290. ist also gross wasser gewesen von wegen des grossen
rengs, 635.
rengsburger* stm,. Regensburger Münze, Eger. Chr. 104 S. 69.
rennen swv. gerinnen machen: hastu mich nicht gemolken als
ein milch und als ein kese mich czusammen rennest (coagulasti),
W — B Job. 10, 10. schnell reiten, laufen, jagen, sprengen: er hat
sich (durch Anrennen an eine Schranke) vom pferde herab gerennet
(zu Fall gebracht), Eger Chr. 416.
ren-van* swstm. Kriegsfahne, Fahne: ein ritterlichen renfahn
mit wapen vergüldet, Traut. Chr. 241.
rent, -e stf. 1. Einkünfte, Ertrag. 2. Vorteil, Gewinn. 3. ge-
ordneter Zustand, Einrichtung, Art und Weise. 4. gewöhnliche Ord-
nung, bes. geordneter Lauf der Gestirne. 5. Zeitlauf: 2. Von euch
(Tot) bin ich — guter lebtag enterbet und aller wunbringenden
rent geeussert, Ack. 4, 16.
reut-herre* sivm. Rentmeister, Traut. Chr. 305.
rent-schreiber* stm. Rentamtsschreiber, Traut. Chr. 156.
rer s. rere.
re-raub (re-roup) stm. 1. Beraubung eines Toten. 2. Raubmord.
.3. was ein Weib durch feile Liebe gewinnt: Mortificatio in hoc
preeipue differt ab homieidio, quod annexum habet sibi spolium
vulgariter „reraub", unde mortificator proprie dicitur, qui, postquam
alium oeeidit, res ab eo auffert; qui vero sine occissione, res tollit,
spoliator dicitur. — mortificator equo alligatus per plateas est
trahendus, sed homieida et spoliator pena gladii mori debet, Igl.
Str. 264. ea, quae per spolium „rerawb" abstulerant, Brunn. Str.
I 401. Der haizzet ein morder, der ein man tottet und in als toten
seines guetes beraubet, und daz, haizzet reraub, IL 185. rerawp,
videlicet, quod occissum depraedatus esset, 1. 446.
re-rauber stm. wer an einem Toten (ob von ihm selbst oder
einem andern Getöteten) Raub verübt, praedo mortui, spoliator:
spoliatores, vulgariter dictos r., Brunn. Str. I 401. 446. mortificatores,
domorum invasores et spoliatores, vulgariter dictos „rerauber",
I 401.
rere, rer stf. Herab-, Niederfallen: in durch die ougen brach
ein michel rere sneller treher, W. v. W. 6774. mit voller treher
rere, 910. vil der trehen rere, 1145. mit vil zehir rere, Ernst
5381. manic herze nancher zeher rere ir vart gab sunder laugen,
1918. daz im der zeher rere von den ougen machte naz,, Alex.
15490. also ergienc der siben fürsten (beim Zuge der Sieben gegen
Theben) rer, Alex. 3172. in der bittern helle wite ergie der soldier
rere, 14104.
reren swv. 1. fallen lassen, schütten, vergießen, reß. 2. sich
mausern. 3. weniger werden. 4. intr. fallen, träufeln: 1. daz, ir
Hechten ougen schin nach ir rerten vil der treher, W. v. W. 7225.
4. hawe nit über dieb, so reren dir die spen nicht in die äugen,
584 resse — reutig
Ack. 9, 11. vgl. Wander, Deutsche Sprichwörter. Lpz. 1876. IV B
S. 64-1; Zingeiie Deutsche Sprichw. im Mittelalter, S. 64. der üf boesez,
velt guoten sämeu reret (ausstreut), Alex. 489. sie het gesteine üf
den wäpenroc gereret, verworht in side und in golt, Alex. 3570.
sin hant die vinde nider rerte, 7920. die der vinde vil verserten
und sie üf dem werde (Flußinsel) rerten, 19540. man sach die
strites milden von harnasch und von Schilden reren manic tiure
werc, 15225.
resse (riste, reiste, reisten, reisse, risch) sicf. oben zusammen-
gedrehter Büschel gehechelten Flachses: umb ein ressin weliche der
ftiemcze von im auff dem felde kaufft hat umb 72 gr., Igl. Str. (58).
reste (reste, rest) stf. 1. Buhe, Bast. 2. sicherer Platz, Buhe-
stätte. 3. Strecke nach Zeit und Baum : zu reste ist gegangen
meines heiles son (Sonne), Ack. 7, 1. da wart der (getötete Heinrich)
zu reste braut und wart bewachet wol die naht, Ernst 1251.
retig (rtetec, -ic) Adj. 1. Bat gebend. 2. r. werden = einen
Batschluß fassen: dorauf ein rath mit einer gemein retig wurden
— das im ein sulchs nit zu thun sei, Elbog. Chr. 120, 7. si haben
doch hern Casparn — in retig zu sein angelauffen (wiederholt ersucht),
20, 25. 104, 19. wir müssen — retig werden, wie in den dingen
verrer uns zu holden, Eger. Chr. 1162.
retlich (rset-lich) Adj. 1. was anzuraten ist, rätlich. 2. mit Bat
an die Hand gehend*: wolt sich ewr gnad in sulchem mir hulf-
lichen und retlichen gnediclich erzeigen, Elbog. Chr. 71, 12. damit
er mein kindern kulfflich und r. sei, Igl. Stb. V 43 d.
retilsen (PI. zu rätsal, rsetsel stn. s. d.) Bätsei: czweifel und
retilsen des rechten entsliesse (dubia enigmata enodare), Const.
IV 18, 10.
reuben s. rauben.
reuberei (rouberie) stf. Bäuberei, spoliatio: R., dieberei, Mind.
des Egerl. S. 38. die r. zu vertilgen. Traut. Chr. 363.
reub-lieh (roup-liche, -en Adj. und Adv.) auf räuberische
Weise, mit Baub: das er sein habe — r. hat genumen, Eger. Achtb.
II 1. 28. 33. reuplich beschedigung bei nacht und nebel an den unsern,
Eger. Chr. 1141.
reuen, reuwen (riuwen Prät. rou, PI. ruwen, Furt, geruwen,
gerowen) stv. III. tr. in Betrübnis versetzen, reuen, verdrießen: refl.
sich betrüben, Beue empfinden (mit Gr.): reut euch! (bereuwet,
XI. Bibel), T — B Mark. 1, 15. daz, manic werdez, herze rou, Alex.
4752.
reustern (riustern, rüstern, riusten) sivv. ruetare, rugitus:
recht als eines ergiessenden wassers ist mein r. (Stöhnen) und mein
schreien, W-B Job 3, 24.
reuterei = reiterei stf. das Herumreiten im Land, um zu
plündern : dise zeit ging die r. mit rauben sehr im schwänge, Traut.
Chr. 58. der sich vil seltsamer stuck u. r. auf der Strassen u.
sonderlich wider die herrn von Eger als ein feint gebraucht, 33.
als nun aus dem schlos — manche rauberei geschähe auch viel r.
— waren, 33 S. 29; Eger. Chr. N. 33.
reutig* Adj. räudig: das sie so vil reitige schaf abgestochen
— und vor schön gegeben, Eger. Chr. 873.
reut-leute — richten 585
reut-leute*, (wenn nicht rent-leute zu lesen — reit-leute*) Be-
rechner, Verrechner, welche den im „Gedinge" = in der Gewerben-
Versammlung auf jeden einzelnen Gewerben entfallenden Anteil an der
bergkost (= Ausgaben für den Bergbau) ausrechnen und angeben:
Erbteil, wer di mit clage wil gewinnen vor kost, di ime darauf wirt
beschaiden (angegeben) von den reutleuten, sein die teil an erbe-
stollen, an gemessen bergenn oder sunst an erbelehen, der mnss
darüber clagen drei raittunge (= „gedinge") vor dem bergkmeister
und den gewereken und mnss darnach boten nemen und di kost
heischen, als si vor ist beschriben, D JR § 22 a, 1.
reut-ling (riute-linc, -ges) stm. 1. /deiner Sper? 2. — riutel
Pflugräute, Stab zum Entfernen der an das Pflugbrett sich hängenden
Erde: ein fewrin swert und einen reutling des weges czu hüten =
= flammeum gladium et versatilem (= zweischneidig oder handlich)
ad custodiendam viam, W — B Gen. 3, 24.
reut-messer* stm. Spaten, Beutmesser: so das iclicher scherfte
sein pflukschar u. sein howen und sein aks (Axt) und [sein r.
(sarculum) und also waren vorstumpfet die spiezen irr pflugscharn
und irr howen und irr gabiin und ekse, so das man ir spieze muste
pessern W— B Kön. 1 13, 20 u. 21.
reverenda (reverende nur Big. 497a) f. ein Sonntagskleid: ein
grosse schwarz vorstatene r., Traut. Chr. 180.
revers stn. Gegenschein, Bevers: dißer Ublthäter gegen einen
gewönlichen reuers heut endtsgesetzen dato mitten auf der Brücken
hey Culsamb — alliier dem Mostauischen Obergericht überliefert,
Eger. Achtb. II 222.
ric, Gen. rickes stm. Band, Fessel: da vant er hangen ein
knoten an einem ricke von seltsaenem stricke, Alex. 5907.
rieh (rech, re, Gen. rehes, PI. rech, r&her, rer) stn. das Beh:
Traut. Chr. 24.
rieh, riebe, riehen, richeit, richer, rieh -lieh, riefaseu,
richtuom, s. unter reich.
rieht, -e stf. Geradheit, gerade Richtung, gerader Weg: dar^
der hirz, gein Tintajol die richte loufe, Trist. 2389. 2395. er lief die
richte hin, 3533" er vuor die richte gen in hin, 4063. dö karten
die wigande die rieht gegen Frankenlande, Ernst 5252.
richten (rihten, richten, riechten, rehten, Prät. rihte, Part, ge-
rillt, gerihtet) swv. 1. gerademachen, in eine Richtung bringen, auf-
richten, aufstellen. 2. tr. u. refl. in Ordnung bringen, zurecht und
fertig machen, eine Sache, einen Streit schlichten, sich mit einem r.
— sich mit ihm aussöhnen, vertragen, auf gleich kommen: oh wir
uns sust fruntleich r. mochten, Igl. Bgr. 53, 21. da baten aber (aber-
mals) die schepfen paide tail , das si sich fruntleichen richten mit
einander, N. 49, 22. Ist das — sein widersach wil sich r. und ab-
legen (componere vult), Igl. B. 72. ist — das das kint geboren wirt
und sich czu leben richtet (= lebensfähig ist), Igl. Str. 263 S. 161.
mugt ir euch freuntlich mit einander gerichten, des wollen wir euch
gern gunnen , Igl. Rspr. V. dorumb sie sich mit im gancz und gar
geaint und gericht hat, Igl. Stb. V 41 d. das sie die kost (— berg-
kost) richte (entrichte) ader sie wurde die teil vorlisen, Igl. Rspr. IV:
s. ausrichtung.
586 lichter — richt-scheit
richter (rihtare , rihter) stm. Richter: Der König oder sein
Stellvertreter kann den r. und die Schöffen zioar tatsächlich, aber
nicht rechtlich ihres Richteramtes entkleiden, Igl. Str. 69. Der r. ver-
tritt einen eilenden {fremden) Mann, 114; er hat das Recht, einen
Verbrecher von amtsicegen zu rügen oder zu bestrafen 115; er hat
darauf zu dringen, daß der Mißhandelte klagt, 116; ohne sein Ge-
heiß dürfen die Schöffen die Wanden nicht beschauen, 125; wenn er
die Befehle des Herrn nicht befolgt, verfällt er einer Strafe, 129;
sei« Anteil an der losung, 257; nicht er, sondern der Rat hat die
richtschreiber, underschreiber, marktmeister u. andere amtleute des
gemeinen nnezens wegen ein zu setzen, 257; er soll sich aus dem
Rat entfernen, wenn es sich um ihn oder Zuteilung seines Anteiles
an der Buße handelt, 189; seine Amtswirksamkeit (29b), in pein-
lichen Sachen (30 a). Ein Richter wird von den Schöffen wegen
ihres Anteiles an den Gerichts gebühren geklagt, 276. Unterschied
zwischen bergriebter oder r. uf dem berge, von den bergen und dem
richter von der stat s. bergrichter: Daz der richter di kleine sache
richten schol uf dem perge. Der stat recht von der Iglau stet also :
swaz über alle perge geschiecht, das schol der richter von den
pergen nur die kleine sache richten. Wiert aver einer wunt oder
erslagen, der richter von den pergen nimpt wol mezer und swert;
di grosse pueze gehöret dem riebter an von der stat, Igl. Bgr. U — B
§ 27 f. Swaz, auch die gesworn perchlüte mit iren eiden irem richter
von der stat geantwurtent und den gesworn, daz, hat kraft und steti-
keit, U — B 29. Kein urbarer hat das recht, einen richter czu seezen
uff einem berge an der gewereken willen, D I R 15, 2. In Böhm.-
Kamnitz (Linke S. 300) heißt r. der Stadtrichter, auch vogt, seit 1451
aratmann, er wurde von der Gutsherrschaft aus den Bürgern der
Stadt zum Amt auserkoren.
richtig (rihtec, -ic, -ig) Adj. 1. gerade. 2. richtig, gut, recht-
schaffen, sich r. machen mit einem = sich aussöhnen, vergleichen
mit ihm: Wir (der Tod) westen nit, das du als ein richtiger man
werest, Ack. 26, 10 (hier = klug).
richt-leute * PI. Zeugen einer berichtung, einer gütlichen Bei-
legung eines Rechtsstreites: Igl. Stb. III 151 ab. IV 209a. V80c.
rickt-lich (riht-liche) Adv. recht, rechtlich: gutlich oder r. ent-
scheiden, Eger. Chr. 1166.
richt-schacht (auch -schachte stswm) stm. Richtschacht in einem
Bergwerk „ein auf eine flach fallende Lagerstätte senkrecht durch
das Quergestein abgesunkener Schacht, mit welchem man die Lager-
stätte in einer bestimmten Titfe erreichen will, um von da, aus dem
Fallen derselben folgend, weiter abzuteufen", Veit, Bergwörter-
buch S. 398 f. Sint dem malen das unser scheppen haben bekant, das
der selbe stolle hat 24 lochter und ein dritteil eines lochters richt-
schachtes und her noch vur sich vert den Stollen — ob der stolle
czu rechte muge geheisen und sein ein erbstolle — , Igl. Bgr. 71, 1.
sie haben gemessen von vier lacbtern richtschachtes und ein furteil
und 9 lacbtern den lenges in ir tifstes, 74, 1. einen eribstollen mit
einem i\, Igl. Mut. 9. Bei L. nur Schm. Fr. 2, 365.
richt-scheit (rihte-schit) stn. Richtscheit, regula: Wer hat ge-
strakt über sie das r. (liueam, die Schrmr), W — B Job. 38, 5.
richt-sclireiber — rind-schuh 587
rieht- Schreiber (riht-schriber) stm. Gerichtsschreiber: der
richter (in Kuttenberg) maint auch seinen richtschreibern gelt czu
geben von den losnngen, ainen 2 schock, dem andern ein schock,
Igl. Str. 257. die r., 257 a. für den richter u. r. = coram jndice et
notario judicii, Const. IV 11, 13; Eger. Chr. 1009.
richt-stül (riht-stnol u. rihter-stnol) stm. Tribunal: vorlonben
des sales dorinne, in dem der r. ist, machte er, W — B Könige III
7, 7. r. (gericht G) = tribunal, Const, I 7, 20.
richtung stf. 1. Gericht. 2. gerichtliche Entscheidung, Urteil.
3. Beilegung, Versöhnung Streitender, Friedensschluß : 2. u. 3. Sinte-
raol das ir mich so hoch bit, das ich euch das recht las widerfareri
zu der Igla (Berufunq dahin) und ir euch nit weit lasen genügen
an der r., die ich czwischen euch gemacht habe, so sal ich und wil
ich euch das recht czu der Igla nicht weren — , Igl. Bgr. 39, 10. du
meist eine r , der dir ein rat nicht gest endig ist, Elbog. Chr. 82, 13.
wi aber die r. (Entscheidung über Slicks Forderungen der Stadt
gegenüber) gescheen, trag ich kein wissen, 100, 23. welche r. (Aus-
tragung eines Streites mit Fritz Fleischmann) aber durch Fritz
Fleischmann an mir uberfaren und nicht gehalten [wurde] , 76, 42.
77,12. 77.18. mich bei sulcher r. bleiben lassen, 77,1. wenn ein
rat verdechtlich ward, so si di r. zwischen in teten, 83, 19. 83,28.
riden stv.II.tr. winden, durchwinden, drehen, wenden: Alexander
dirre rede began ridende wider sine man, Alex. 5048.
riechen stv. III. (Prät. rouch, ruchen, Part, gerochen). 1. rauchen.
2. dampfen. 3. duften. 4. tr. Geruch empfinden, riechen : 1. dannoch
von viure riechen sähen daz, lant die Kriechen, Alex. 10003.
rieme s. rime.
rieben (Prät. rozj stv. III. 1. fließen. 2. Jammertöne von sich
geben. 3. tr. beweinen: dar umbe man sach rieben werder wibe
ongen, Alex. 4688.
rigel (md. auch riegel) stm. Riegel, Querholz: mache rigel von
sethymischen holeze (vectes facies de hgnis setim), W— B Ex. 25, 28.
rigel (vectes) sol man da durchlassen, das man getragen mnge
den tisch, Ex. 25, 27 u. 28. einen r., Trist. 682. darnach helt der
oberste hrigel (Gebirgskamm) die Trautnawische grenteen also fort,
Traut. Chr. 203.
rilich (riche-)iche, -en, riliche, -en) Adr. auf herrliche, kostbare
Weise: ze der verte (Reise zum Hoftag) rilich sich berichten,
W. v. W. 7004. rilich gestinret = reich ausgestattet, 7341.
rime (rieme) siem. Band, Gürtel, Riemen: das ich von dem
vaden, der under der decken uuez bis an den rimen (corrigia) der
hosen neme nicht von allein dem , das do dein ist W— B Gen. 14, 23.
rimpfeu (Prät rampf, rümpfen, Part, gerumpfen) stv. 13 falten,
runzeln, krümmen, in Fallen legen (das Gesicht), einschrumpfen,
verdorren: er (der Bär) rampf sich unde grein ez, an, Schretel 213.
rincrerotes* stm. Rhinozeros, Nashorn: die ungehiuren r.,
Alex. 21 578.
rimles-liaut (Lexer: rinder-hut, Rock 1, 13 a. 1419) stf. Rinds-
haut: rindes-hout, Eg. Str. 7.
rhid-schüh s. rmt-sehuli.
588 ring — risch-lich
ring stm. 1. Fingering. 2. Klopfring an einer Tür. 3. Panzer-
ring. 4. etwas Ringförmiges z. B. Bretzel. 5. Umkreis, Umfang.
6. Kreis der Verwandten um die Verlobten. 7. Gerichtsversammlung.
8. Kampfplatz. 9. Hauptplatz: 9. sie — begegenten — mit in den
veinden, die do am rink (von Littau) zu ros in iren merklichen
karmiß bereit standen und gegen in ranten , 01m. Stb. N. 41. die
grosse neu klausen — ist aus dem gründe bis zu öberst 36 ringe
koch, Traut. Chr. 281. auf dem Bring {Marktplatz), Traut. Chr.
S. 123. kaus ligund am nidern ring, Igl. Stb.IV 246 c. 210 d; s. bring.
ring, -e Adv. leicht, gering, ringest = so schnell als möglich:
iuwer gote in ringe wegen = gelten ihm wenig, W. v. W. 5796. in
ringein barnasek, Alex. 6235. die sweresten und die ringesten wurden
besant, Trist. 514.
ringen swv. t/r. leicht machen, abschwächen, besänftigen mit
Dat. der Pers. u. Akk. der Sache oder an, von: mit mangem stiegen
msere sie ringeten in ir swsere, W. v. W. 2262. disiu rede ringet ir
swaere, 4426. sus wolt sie (frau Bene) ir ringen ir muot üf den
gedingen (durch Hoffnung auf baldiges Wiedersehen mit ihrem
Gemahl), W. v. W. 2490. ringe uns von den purden (de onere sub-
leva), W — B Par. II 10, 4. sie würfen den waiez, in daz, mer und
ringeten (erleichterten) das sebif, T— B Botenb. 27, 38.
ring-leute* PI. Zeugen der Verlobung: Brunn Str. I 202;
s. ring 6*.
ring-lich (ringec-liche, rinc-licke, -en) Adv. 1. leicht, auf leichte,
sanfte Weise. 2. leichtfertig, unüberlegt: 1. du ringlicker uns gepeut
= tu leviora impera, W — B Par. II 10, 4. rinklick sieht ein vraw-
lich hant, Dal. 26, 18 (4, 25).
ring-lin, -lein stn. kleiner Ring: gebt im ein ringlin (vinger-
lin XL Bibel), T— B Luk. 15, 22.
rinnen stv. 13 1. rinnen, fließen. 2. schwimmen, mit einer
Flüssigkeit bedeckt sein, triefen. 3. emporwachsen. 4. laufen, rennen.
4. in wolt auch nit gelangin nach dem raub czu rinnen : nur ein
guten namen snchtin si in dem strit (sie trugen kein Verlangen,
Beute zu machen, sondern strebten nur nach Kriegsruhm), Dal.
143, 29 (64, 55). Dieses jar und kurz zuvor ist gemeine Stadt in die
7 tausend in schuld geronnen (geraten), Traut. Chr. 312.
rint-schfth (rint-schuoch) stm. Schuh von Rindsleder: Rynt-
schue was under der spannen ist. die mag man mit der nodel heften,
Olm. Stb. 113.
ris stn. s. reis.
risch Adj. 1. hurtig, schnell. 2. frisch, keck. 3. trocken, spröde :
2. = impiger, W — B Spr. 6. 11. den rischen man = virum velocem,
Spr. 22, 29. sie scholden klug sein, rysek (flink) und gering (beweg-
lich), Bökm. Ohr. 9.
risch-lich (risebe-licke, -en) Adv. hurtig, schnell: also das er
lenger nickt vorezike, r. in gebende, das sie vordienen (protinus),
W— B Deut. .7, 10. der wart riscklicken bereit, Bökm. Ckr. 103.
mache dick r. von hinnen, 71. r. sein potschaft werben, 67. spring
r. auf das pferd, 30. get r. czu ienem prunnen, 19. das die dürre
rewte (Rute) so rysslichen bluete und nüsse trüge, 6.
rise — ritter-schaft 589
rise swm. Riese, gigas: Aber die pnrge der Philister waren
gelegert in dem tal der risen, W— B Könige II 23, 13.
rise stf. stm. Wasser-, Stein-, Holzrinne an einem Berge : von dem
hrisze (wasserhrisz) hinauf bisz an die blosse nberhalb dem Helfeu-
stein, Traut. Chr. 132.
rise m. Riß im Kleid: der rise wirt erger, T — B Matth. 9, 16.
risel, stm. das Herabfallende, Tau, Regen, Hagel, das Weg-
fallende, Wegbleibende: des touwes risel und sin tuft, Trist. 1766.
risel, riseliu stn. kleines Reis , Zweig: sie brächen blüende
risel von manges boumes aste, Trist. 3102. von einem boume er
risel brach, 4716. von loube ein risel, 4317. ein grüene^ r., 4380.
riseln swv. 1. intr. tröpfeln, regnen. 2. tr. den phlug r. = um-
stürzen : die himel haben geriselt (distillaverunt), W— B Ps. 67, 9.
risen s. reisen.
rite, ritte swm. Fieber: die swiger Symons di was behabt mit
michelm riten, er gebot dem riten und er liez, sie, T — B Luk. 4, 38.
die lag an dem riten , Mark. 1, 30. er sach sein swiger ligen und
habent den riten, Matth. 8, 14f ; Joh. 4, 52. von dem riten, Botenb. 28,8.
ritter (ritsere, -er, ritter) stm. 1. Reiter, Streiter zu Pferd.
2. Springer im Schachspiel. 3. ein Backwerk. 4. Eunuch: Und der
köuig gab ir einen ritter (eunuchum, Kämmerer) sprechende, W — B
Könige IV 8, 6. auch die ritter (Soldaten) di fragten in, T — B
Luk. 3, 14. des alters (Altares) der 10000 ritter, Igl. Stb. V 59 d.
ritter-ernst * stm. ritterlicher, ernstgemeinter Kampf: da wart
r., nicht ritterspil gepflogen, Trist. 1613.
ritter-meister stm. 1. Befehlshaber der Reiterei, magister equitum,
Feldherr. 2. Springer im Schachspiel: do sprach er (Saul) zu Abner
seinem r. = ad priucipem militiae, W— B Könige 1 17, 55. Sobach
den r. slug her, Könige II 10, 18. das Joab tot was, der r., Könige
III 11, 21. dornach do er gelassen wart von dem r. Nabuzardam,
Jer. 40, 1. Und im gab der r. speise und gab und lies in, Jer. 40, 5.
Nabuzardam, der r., Jer. 52, 15 u. 16. sein r., (dux militum), Gen. 26, 26.
Phycol der r. (princeps exercitus), Gen. 21, 33.
ritters-niantil * stm. (PI. -mentel) Rittermantel : Und gurte das
— swert — umme sich under seinen r. ouf die rechte huff, W— B
Pächter 3, 16.
ritter-schaft (riter-, riter-, ritterschaft) stf. 1. ritterlicher Brauch,
ritterliches Leben und Tun, Kampf, Turnieren usm. 2. ritterlicher
Stand. 3. Stellung als Hauptmann der Ritter. 4. Menge von Rittern:
1. unser leben ist ein r. auf diser erden, Hier. 21, 6. Ritterschaft
(militia) ist der menschen leben ouf der erden und als des ge-
mieten knechtes seine tage, W— B, Job. 7, 1. wanne di wapen
unser ritterschafte nicht fleischlich, sunder geistlich sint, Hier.
18, 13. di fursprechen und sachwalden der Sachen di treiben
r. = militant, Const. IV 4, 10. 4. Ist nu czal seiner r.? (Num-
quid est numerus militum eins?), W — B Job. 25, 3. di do
enczunten weirouch Baal u. der sunnen und dem manen und den
czwelf czeichen der sunen und aller r. des himels = omni militiae
coeli, Könige IV 23, 5. alle r. Pharaonis (omnis equitatus), Ex. 14, 23.
Wiltu, das ich rede zu dem kunige oder czu dem fursten der r.
(principi militiae). Könige IV 4, 13. Und gepotscheftet wart Holo-
590 ritter-scheften — redo-hau
ferni dem forsten der r. der assiren, das die kinder israhel betten sich be-
reitet wider zu seezen und hetten die wege der berge vorslossen,
Judith 5, 1. daz, er (der helt) ritterschefte gert, Trist. 1359. da (in
Britanje) man ritterschefte pflac, 1431. der rät der ritterschefte wol
an stät, 1526. er stiez, der r. zil so ho mit rechter manbeit, 2006.
Dieselben czeit (1297) her Jan von Michelspergk czog noch r. pis
gen Parys und kom denselben wegk her wider mit eren und an
schaden, Böhm. Chr. 91. ach we kung (Ottokar II), das du nicht
woldst halden deine angebome ritterschaft — sunder du hast die
(Tschechen) underdruckt als deine feinde, 92.
ritter-seheften* sw. streiten, kämpfen, toben, militare: peiue
r. in mir = poenae militant in me, W— B Job. 10, 17. Und die er-
schrekkuuge unsers herren wider mich r. (terrores domini militant
contra me) , Job. 6, 4. Alle die tage, die ich im ritterschefte (milito),
so peite ich, unez bis kumet mein vorwandelunge. W — B Job 11, 14.
begirden die da ritterscheften wider di sei, T — B I Petri 2, 11. daz,
du ritterschaftest in gute ritterschaft, I. Timoth. 1, 18. kaiuer.
der da rittersebaftet Got, underwindt sich weltliches gescheft,
IL Timoth. 2, 4.
riussere, riuwessere, rimvaere stm. Büßer, ein Bereuender:
der ie gewesen wsere ein rechter nassere — der müßte beim Anblick
Boxanes froh werden, Alex. 17206.
riinve stswf siem. 1. Betrübnis über Getanes, Beue. 2. über
Geschehenes, Schmerz, Kummer. Sehnsucht, Leid. 3. übles Aussehen,
Beschädigung: groz.es leit — wil nü höher fröuden schal senken tief
in riuwen tal (in Trauer wandeln), W. v. W. 859.
i*iz,en stv. II. 1. reißen, zerreißen. 2. lärmend sich bewegen.
3. einritzen, schreiben, zeichnen: min wäre vröide sol riz,en, sien wirt
in minem herzen ganz , Alex. 776. die berge von golde gliz,en , daz,
die grifen dar abe rizen, 19324. also ungevüegen duz,, als ob da
berc \mde tal zesamne riz,z,en überal, 19 320.
roboten (robäten siev.) stn. subst. Inf. vom tschech. roböta,
raböta von rob, rab Knecht = fronen, Frone, Frondienst: quia
cum steura sit quoddam ungeltum seu quaedam exaetio angaria et
vexatio communi et vulgari nomine dieta roboten et non yerus
census — dicti rustici — (die von einem Herrn in Hidlein Äcker
hatten, von denen sie keine „stewra" zahlten) ad solutionem stewrae
non sunt compulsi, Brunn. Str. I 227.
roböt-man* stm. Fronarbeiter, Sträflingsarbeiter?: so schol
im der richter darzu (zum Bau eines Teiches) ze Steuer geben dreisig
tag albeg einen rabotman mit vier rossen, Igl. Stb. 111232 a.
roböter (robäter) stm. Fronarbeiter: die r. frei und ledig zu
lassen, Böhm. Chr. 43.
röckin, rökkin s. liickin.
rodal beschriebene (Bapierrolle, Begister, Urkunde, von rotulus,
rotula, der jüden rodel = Talmud, Gsm. 1414) stmf. die Thora,
zcorauf die Juden schwören: Wier haben geseezt daz, nimmer chain
Jude auf daz, rodal schol swern, er wert dan vur uns geladen,
Brünner Str. U 131 ; Prag. Eecht S. 183 § 19.
rode-han (rode houwe) swf. Haue zum Boden, Reuten. Beut-
haue, Traut, Chr. 198.
voden-hübel — ros- 591
roden-hübel stm. Flurname, (Hügel mit einer Rodung?), Igl.
Stb. IV 242 a.
rodwer (rad-ber, rade-ber) stf. Schiebkarren: Von rodweren
und schrein, di man liereinfurt, do scliol man geben ein schawffl
(scheffel II, schavel III) und von einer leren tnnnen ein helbling,
Budw. Urkb. N. 477.
rofler, eigentl. refler (Erzeuger von Gestellen, Tragkörben, viel-
leicht auch von Saumsätteln nach Schmeller = Ref trager; vielleicht
Flickschuster) schuster, rofler, Schneider, Eger. Chr. 104 S. 69.
roll-vass (rolle-vaz, als Schimpfwort, belegt nur 255, 14, Sclim.
Fr. 2, 87) jeder mensch mnss in nnserm walktrok gewalken und in
unserm r. gefeget werden, Ack. 42, 5.
roll- wagen stm. Reiseicagen: Elbog. Chr. 18, 2.
romanev auch ammeney {durch Zuschlag eines r. entstanden)
Amt, Eger. Chr. N. 103.
röm-vart stf. (Wallfahrt nach Rom) Pilgerfahrt überhaupt:
er hat geschafft (das Geld dazu vermacht) ein r., Igl. Stb. III A 106 a.
in jarfrist soll der mörder selbst ein r. verpringen, V 80 d, ich schaff
5 schock czn einer r., III 182 d. Wie Sant Wenslab an der r. von
dem keisir inpfangen wart, Dal. 72, 19 (29).
röm-weg stm. Pilgerfahrt nach Rom, Igl. Stb. V 151 a. 156 a.
ron, -e stsivm. für umgefallener Baumstamm: bi dirre maget
minnenclich lac er aber (abermals) als ein ron, Trist. 957. 3714. in
der wilde nnder einem rönnen muoste Käin töter wonen, Alex.
11233. ez, (hipomita) schiuhet vels noch den ronen, ez, kan ouch in
dem waz,z,er wonen, 25565. er fort an dem schild ronn (tschech.
ostrvu), Dal. 169,9 (74,87).
rone-baum* stm. — runge-banm, run-baum = Welle am Schacht-
rad der Fördermaschine des Bergwerks: ein Neufänger, der
mehrere Gruben besitzt, kann gezioungen icerden zu „sweren mittene
nff dem ronebaume, das er sinen gang ns derselben gruben (der
bevorrechteten) enphangen habe, DIR 1 13, 5, s. neufang und ran-
baum.
rör* stf. Ruhr (Krankheit): ein grosz bauchwe, weisse und
rotte ror under die kinder komen, Traut. Chr. 306.
röre, roave swf. Rohr, Röhre: er sol im darzu (zur Teichanlage)
di roren aus dem wolde füern lassen zum teich, Igl. Stb. III 232a.
roren (rcerin) Adj. aus Rohr gemacht: Uns wundert, das du
keiser Julium in einem roren schiff über das wilde mer fürtest,
Ack. 27, 8, s. Plutarch: Leben des C. Julius Caesar, Kap. 38.
roer- käste swm. Wasserkasten, -trog: Traut. Chr. S. 123 s.
hrör-kaste.
rcer-meister (rceren - meister) stm. Brunnenmeister: Eger.
Chr. 408.
ros (ros, ors, Gen. rosses, PI. ros und rösser, ors, örse) stn.
Roß: ein verkauftes Roß soll man nach Landrecht freien,lg\. Str. 93.
Im offenen Kriege geraubte Rosse kann man nicht „anefangen"
(arretieren), 94.
ros-, rosse -bare stswf. auf Rossen getragene Sänfte == sie
werden herezu füren — ouf wegen und ouf rosparen (in lecticis)
und ouf moulen und auf karren, W— B Is. 66,20. die verwunt
592 röselich — rote
wären, die mauge rossebären ze lmse muosten riten, Alex. 21960.
zwene zeiter truogen ein schoene rosbären, Trist. 4447.
röselich (rceseleht, -loht) Adj. rosenfarbig, rosig: Sie aber mit
roselicher gestalt begossen = roseo colore vultum perfusa, W — B
Esther 15, 8. daz ir lieplich munt — ein röselehtez, lachen wolde
machen. Alex. Anh. 565. ir roeselehter wangen brehen gab den rösen
widerglast, Trist. 4390.
rösen-bluome swmf. Bosenblide, Böse: din (der werlt) r. birt
den dorn, Trist. 6631.
rösen-bnsch swstm, Rosenstrauch : den rosenbusch, Trist. 6840.
rösen-dorn (auch röse-dom) stm. Bosenstrauch: Crist uns den
bittenden rösendorn bezeichent, Trist. 6862. 6830. 6879. 6887.
rösen-gasse* sivf. ein Gassenname: Igl. Stb. IV 228c; Igl. Stb.
III 194a, b.
rösen-kranz stm. 1. Bosenkranz. 2. Altar, an dem der r. ge-
betet ivird: 2. cznm heiling kreucz (ehemals eine Kirche in Igl au)
czu der tarn (Altarbaild) czmn r. IDZ seh., Igl. Stb. V 99b. V 152b.
das ttberig anfczutailen czn dem r. 45 gr. und sand Sigmund altar
45 gr., V 148 c.
rösen- vär Adj. rosenfarbig: ir rösenvarwen wangen, Trist. 5416.
rössel (rösseliu) stn. Meines Boß: iuwer r., Trist. 2182.
ros-markt stm. Boßmarkt, ein Platz in Kuttenberg , Igl. Bgr.
N. 52, 5 und 59, 4.
ros-niaut* stf. Wegzoll, Maid für das Fahren mit Bf erden:
ob er (ein Fuhrmann innerhalb 8 Tagen zum 2. med durch die Stadt
fährt) awer in den 8 tagen ungeladen durch die stat fürt, so schol
er nicht mauten, on ausgenomen, wenn er ein scheffel habern fürt,
so schol er rosmaut geben, Budw. Urkdb. N. 477.
ros-stalhmg * (= ros-stal) stm. Pferdestall: Traut. 148.
röst stm. 1. Bost. 2. Scheiterhaufen. 3. Bost aus Balken.
4. Feuer, Gltd: 1. smide ous ere einen rost zu gleicherweise als ein
neeze, W — B Ex. 27, 4. einen ereinen rost = craticulam aeneam,
Ex. 35, 16. von dem r., Lev. 2, 7. do man mich üf dem roste solde
lesterliche hän vorbrant, Trist. 3452.
rost stm. Bost cm Metallen: erugo, rabigo, W — B Spr. 25, 4.
rösten (roesten) siev. Prot, roste, Nbf. rceschen tr. auf den Bost
legen, rösten, intr. auf dem Bost liegen, geröstet werden : "Wir rügen
auch, daz, wir unsern häuf und flags macht haben in der Eger zu
rosten, wenn's uns noet ist, Rüge v. Proehl N. 41, hier = benetzen,
um ihn später zu rösten.
ros-weib stn. lamia = gespenstige Frau, die durch BlemhcerJc
Kinder und besonders schöne Jünglinge anlockt, Vampyr, Unholdin:
do hat sich geleget das rosweip (ibi cubavit lamia, hebr. Lilith) und
fanden hat er ir ein rue, W— B Is. 34, 14.
röte (rot) stm. n. Bostbrand an Pflanzen, rubigo : 5. deine poum
— wirt toube roete vorezeren = rubigo, Deut. 28, 42.
rota?re (rottsere) stm. cithareda, Spieler auf der rotte, einem
harfenartigen Musikinstrument: floitirer und rotfere, W. v. W. 1425.
rote (rot, -e, rotte) stsiof. 1. Schar, Abteilung, Motte. 2. Ge-
meinde, Markgenossenschaft. 3. Anteil jedes Genossen an einer
Markgenossenschaft, 4. Ordnung, Beihe, Tour, in der von mehreren
rote-raeister — röchen 593
etwas vorzunehmen ist (aus mfranz. rote vom lat. rupta, Abteilung.
Bruchteil eines Heeres) : 1. Willalm wol zierte der herren rote,
W. v. W. 3592. den jungen zwein und ouch ir rote aldä und üf dem
lande sit wart starker vride also gesehnt, 6404. ein hübsch gefüege
rote, 7080. wol berihte sich die fremde rote gar mit ritterliche
koste, 7286. Willehalmes rote lac sin halp an gewin, 7388. in die
rote sult ir dringen, Alex. 1567. die israelisch rote Legende, 489.
rote-meister stm. Rottenführer: r. der ersten rott, Traut.
Chr. 320.
röten, roten swv. rot sein oder werden: heut wird gemacht
hagel; wan der treurig himel rötet, T— B Matth. 16, 3.
röt-gerber (röt-gerwer) stm. Rotgerber: Eger. Achtb. II 210.
211. 2. (bei L. nur Mone Z. 18, 20).
rotieren, rottieren swv. in rotten, teilen ordnen, sammeln: sie
begunden sich rotieren, einander pungieren, Alex. 2345. die fürsten
sich rotierten, 7121. sie begonden sich r., Trist. 921. 2897.
rotsche (auch rösche, rutsche, rusche, rutsche) swstf. jäher
Bergabhang Fels: da er eines Steines want, ein üf geschoben
rotschen vant, Alex. 24464. an der rotschen hienc ein türlin von
einem venster iserin, 24467.
rotte, rote siof. harfenartiges Saiteninstrument: der rotten dön,
Alex. 6060. sie ruorten die rotten, Alex. Anh. 1963. daz, hundelin
sande ich bi einem Galotten, verworht in einer rotten, Trist. 3972.
rotten, roten swv. auf der rotte spielen: diese videlten, jene
rotten, Alex. 1227.
rotterei* stf. = Räuberei, Traut. Chr. 45; vgl. reiterei und
Schm. Fr. II 178.
rotuinbel (Demin. von rotumbes, rottumbes) stn. Tambourin:
tambüren und r. gröz, gäben ungevüegen döz,, Alex. 21839. tam-
büren und r., die hört man da üf slahen hei, 21871. tambüren,
rottumbelen, Alex. Anh. 450. schalmien, rottumbel vil horte man da
erdiez,en, Alex. Anh. 716.
Küben-zagel (von rüebe, ruobe sivf. und zagel stm. Schweif)
stm. Rübezahl: die kaiszrischen holzkuecht und schwatzer sagten:
R. hab die klausen geschlagen und iren klausenmeister auch mit
ertrenckt (a. 1576), Traut. Chr. 222.
ruch stm. Geruch, Duft : Do — quam ein also grosser stank zu
meinem ruche, das ich des Unflates nicht geleiden mochte, Hier.
190, 6. der veiel — geneust nicht seines reichen ruches, Ack. 22, 10.
Mach einen newen ruch des lebens, der noch dir in deinen ruchen
louf (crea novum olfactum, odor vitae), Sol. 2, 38. 3, 1. dein ruch
erquickt mich, 3, 27. ich schepf deinen ruch == odoreni tuum haurio,
4, 2. mein ruch, mach mich lebendig = odor meus, viviflea me,
4, 21. Und unser herre roch den ruch der susicheit und sprach,
W — B Gen. 8, 21. Und czuhant, do er enpfant des gewandes zusen
ruch, do gesegente her und sprach, Gen. 27, 27.
rüchen (ruochen) sivv. seine Gedanken auf etioas richten, be-
dacht sein, besorgt sein, sich kümmern, begehren, ivünschen, mögen, ge-
ruhen, unpers mit Akk kümmern: sich enruochen = sich nichts daraus
machen: Enrucht euch und sweigt eine kleine weil, Igl. Bgr. 39, 3.
Jeliuek, Wörterbuch, 38
594 ruch — rüegen
räch (G. rühes, rüwes) Adj. rauh, zottig, mit Ästen und Zweigen
versehen: wip und mau — als die tier rück liberal, Alex. 22098.
riich = ruoch s. dieses.
rücheii = ruochen s. dieses.
rücke (ruck, -e, rück, -e, rugge, rügge) stswm. Rücken: die
rücke keren = terga vertere, fliehen, W — B Jos. 7, 8. do beguudeu
die andern czu flyben und gaben die rucke, Böbm. Chr. 15.
rüeke-laciien (auch ruc-, rucke-lacken ) stn. Wandumhang,
Wandteppich, W. v. W 123. rücklachen, 128G.
rücken, rucken swv. (Prot, ruete, ruhte, Part, gerücket, ge-
ruht) schiebend vorwärts bewegen, rücken, zücken: mit solchem (hier-
bei) ist ir may [estet] ander eim himel geruckt, mit einer procession
der geistlichkait und gesange bis zum rathauß eingefuert worden,
Eger. Chr. 1201 S. 381. Eines purgers kuecht von den Chutten
sprach dem Wechselmeister in dem Wechsel (Münze) pose wort und
ruckete sein swert auf in uud wart des überwunden mit gesworn
leuten. Doruber wart geteilt czu einem rechten, das her die posen
wort drei suutage auf dem predigtstul, also in der handveste ge-
schriben stet (Jirecek, Cod. jur. Boh. I. S. 98) scholt in den munt slahen,
und um das swert, das her gerucket hat, scholt man im di hant
absiahen oder her scholt si losen mit czehen marken, Igl. Bgr.
N. 103. daz, swert er ruete. Alex. 5929. er ruete vürbaz, mit her, 6257.
lückin, ruckin. rüggin, rockin, roggin Adj. aus Korn
(Boggen): ein rökkins prot, Dal. 29, 6 (5,48).
rüde, rnde swm. großer Hatzhund: er trabte üf ein fliehen
den rüden hoveslialp ziehen, Alex. 12706. aldä sagt er den Juden,
wie er die hellischen rüden, ir niäge, besloz,z,en het, daz, in Kitzel
we tet, 26481.
rüder s. rnoder.
rüefen, rufen s. ruofen.
rüege s. rüge.
rüge, rüege, rüge stf. 1. Anklage, gerichtl. Anzeige. 2. Tadel,
Rüge. 4. Gerichtsbarkeit, Gerichtsbezirk. 3. Im nördl. Böhmen
bes. auf den alten Friedländer Herrschaften begegnen wir sogenannten
..Jahrdingen", im. S. und SO. Taidingen oder Bantaidingen, während
im Saazer und Leitmerizer Kreis Dorfrechtsaufzeichnungen aus der
Zeit nach den Hussitenkriegen in heutiger Weishanform unter den
Namen rüge, ruga, rüge vorkommen, so: Büge v. Friedberg, von
Pröhl, Schlesinger, Mitteil. d. Ter. f. Gesch. d. D. in Böhm. XV, über
Rügegerichte in Deutschland und ihre verschiedenen Bezeichnungen,
Anin. S. 174 u. 175.
rüegen (rüegen, rüegete, mögt, ruocte) swv. 1. melden,
mitteilen, öffentlich bekannt machen. 2. Anklagen, besclmldigen,
gerichtlich anzeigen, ohne oder mit Dat. der Person, mit Akk.
der Person: Die hutleut sein dornach schuldig alle saumpnusse
der smide iren oberisten czu rügen, Const. 1 12, 12. macht der ge-
swornen — czu besagen und rügen = potestatem aecusandi, IV 11, 8.
was er seumnusse sihet oder schaden oder irresal, das sal er rügen
dem bergmeister (aecusare), 1 12, 5. — 1. Das rügt die gemein von
Urbaw, Chlum. 1 1. 2. 3. 26. 32. Die erbar gemain alhie zu Kallen-
dorf rüget — , II 2. 3. 4. 5. nu rüegen wir und verlautmeren,
rfige-sam — run- 595
das — , Rüge v. Pröhl G. IG. nu rügen wir, 8. wir rügen auch — ,
9. 10. 22. 17-23.
riige-sam s. ruowc-sam.
rüheln (rücheln, rühelen) swv. wiehern, brüllen, röcheln: Rubelt
nu der waldesel, so er hat gras, oder luttet der ochse, so er steet
vor einer vollen crippen? = Numquid rugiet onager — ? W — B
Job. G, 5. Über in haben gerubelt die lewen , Jer. 2, 15 u. 51, 38.
schreiende sie ruhein wider ire gote als in einem abentessen eines
toten (wie bei Totenmahlen) ,Baruch 6, 31.
rühein stn. das Wiehern, Brüllen, Böcheln, rugitus: ir rühein
lassen sie ous, W — B Job 39, 3. sein r. ist als eines lewen, Is. 5, 29.
rülz-gebawer (von rülz stm. roher, derber Mensch) stm. roher
Bauer: so werden die rulczgepawer aus uns erbern junckfrawen ir
gespotte haben, Böhm. Chr. 10.
rüm s. ruom.
ruin-bauin s. run-baum.
rümen s. ruomen.
ruiuig s. ruoniig.
rumpeln swv. mit Ungestüm und Geräusch sicli bewegen oder
fallen: rumpeln und wanderen muoste er (Artus) mit im hin und her,
Trist. 2904. darnach worden di blasebalgen über das schüllerchor
auf die porkircke gebauet, aber es rumpelt zu hart in der kirchen,
Traut. Chr. 41. die blasebalgen — rumpelten gar zu sehr, 50.
rüiu-rse^e, -wort s. ruom-.
run-, ron-, rum-bauin* = runge-baum (Gr. Wb.: runge-boum,
ronkbaum von runge Stange, Stemmleiste an einem Wagen) mit
hörnern = Kurbeln, drehbare horizontal liegende Walze an der
Fördermaschine im Bergwerk, daher auch scheibeling hörn und diese
selbst. Fremde Schürfe sind so toeit zu berücksichtigen, als man
nicht näher als auf ein Klafter an sie heranrücken darf, das sich
peidenhalben der rumpaum gemachsamlich muge umbkeren, Const.
II 1, 4. dem ersten vinder — schol man reumen czu peiden Seiten
ie ein leben czu der selten; dem 2. 3. usw. reumt man ie czu der
Seiten ein halbes lehen, Igl. Bgr. N. 1 , 7. Später wurde die Minimal-
entfernung auf 3'/2 Klafter erweitert, Kuttenberger Ref. von 1579
Schmidt 3 S. 501. Man sol auch messen einem iczlichem perge
vierdhalb lehen an iczleichem teile, anczuheben mitten in dem
wirbel des rumpaumes — 7 lehen (die „sieben lehen", zu denen noch
nach jeder der beiden Seiten je ein kunigs-, herren- und burger-
lehen = „die sechs lehen" hinzukommen), Const. II 2, 3. — so tail
wir czu ainem rechten, das man di mass nemen schol mitten in dem
runpaum, Igl. Bgr. N. 4, 2. mass nemen — von mittel des runpaumes,
N. 56, 2 u. 3. vom mitter des runpaumes, 56, 6. das man die masse
von dem r. nemen schol 56, 5. mitten von dem r., 56, 4. man schol
im die mass nemen mitten von dem rumpaumb und schol sie prengen
under sich und schol im sein recht auch geben under der erden als
vil, als ein gemessener perk recht hat, N. 53, 25. das man das
mittel des rumpaums under sich bringen sol und sol von danne den
selben lehen ir recht geben, Igl. Rspr. I. recht tun und nemen vom
mittel des rumpaums, Igl. Stb. V 10b, c. Nu sahen da di scheppfen kain
runpaum noch stuczen — sondern nuer ain ebens stadel und ain
38*
596 ruoch — ruoren
slechtes , Igl Bgr. N. 6. 2 u. 5. sie hetteu im seine kower ausgetriben
und sein r. abgenomen, N. 117, 2 u. 3. ir hower ausgetriben und iren
r. niedergelegt, 117, 2. Schwur eines Neufängers, der mehrere
Gruben besitzt, die unter Tag durchschlügig verbunden sind, daß er
das maßwürdige Erz wirklich aus der bevorrechteten Grube, dem
Neufang habe, mitten auf dem wirbel des rumpaunes. s. neufang,
ron-baum, bringen.
ruoch, riich (ruoch) stm. ruoche stf. Acht, Bedacht, Be-
sorgung, Sorge, Sorgfalt: dir ist nit ruch vor kaim (kümmerst dich
um niemand), T— B Mattk. 22, 16. er ket sein ruck (ackt XL Bibel)
= sorgte für ihn, Luk. 10, 34. got wil unser rücke kän des gnade
uns kie nie verlie, Ernst 3191.
ruoclien swv. bedacht, besorgt sein, sich kümmern, wollen,
mögen: wa^ ob unser ruocken frou Sselde mit craft beginnet? Alex.
14376. er gab dock guotlick sin brot ietslickem der sin geruockte
{darnach verlangte), Sckretel 59. die zit wir gerne mugen doln, die
uns ruocket \\t, der blüete scharpken most und guoten wtn, Alex. 2110.
ruoder, ruodel sin. Ruder: des liefen sie unvergolten nickt
mit des tödes ruoder, Alex. 4675. Alexander und den sinen mit tödes
ruoder pinen gedäht er (Darius) und swenden ir leben, Alex. 10032.
ruofen, rüefen swv. (mit Dat. der Person) jemandem rufen,
ir. ausrufen: Pkarao rufte Abram und sprack czu im, W — B Gen. 12, 18.
ruoi'eu stv. V schreien, rufen, beten, ausrufen: Nickel Kolb ist
den 18. Mai 1602 aus der acbtt genomen und ime ein ckristlicker
friedt gerufen , Eger. Achtb. II 214. LT 218. er kiess ein kervart r.,
Bökm. Ckr. 18.
ruofung, rüef'unge stf. das Rufen, Berufung: ain ieglicker
pleib in der rufung, in der er ist gerufen bei Got, T— B I. Korintber
7, 20. da^ unser Got euck geruck zu rufen mit seiner keiligen
rufung, II. Tkessal. 1, 11.
ruoni stm. 1. Lob, Lobpreisung, Ehre, Herrlichkeit. 2. Prahlerei,
Selbstlob, Überhebung. 3. Gerede, Aufsehen, Gepränge, pomphafter
Aufzug {Ruhm): ruo man guoten ruom ie git, W. v. W. 2220. er
gap den gerten keimelicken ruom und kielt sie vür ein keiltuom,
Legende 471. gesmücket in megetlickem ruome, Trist. 727. Isot —
besorgete ire not umb ir megetlicken ruom, 689.
ruomen sin. das Prahlen: gelegen was sin r., Alex. 13300.
ruoinig, rüniig Adj. stolz auf: wir wurden des für dick
rumig {icir bewunderten dich), Ack. 27, 13.
ruom-rsc^e* Adj. ruhmbegierig, -redig: verswigen und nickt
ruomre^e was er aller siner tat, Trist. 2154.
ruom-wort* stn. rühmende Worte: da tuot da^ adel seiden
sckin mit ruomworten sine tat, Trist. 2159.
ruoren, rüeren sivv. 1. rühren, Anstoß geben, antreiben, in
Bewegung setzen. 2. mit Auslassung von ros = rennen. 3. spielen
auf einem Saiteninstrument. 4. den Acker zweimal pflügen. 5. intr.
in Bewegung kommen, fließen. 6. nachjagen. 7. ausgehen, herrühren
von. 8. angehen, betreffen. 9. tasten, fühlen: 8. die weils meines
kerren des kunigs ubersckar nickt ruret, teidingt wie ir wolt,
Igl. Bgr. 51, 3. dise rede die kan rüeren {angehen) die vier man,
Alex. 27724. die er in seiner clag gerurt {berührt hat), Igl. Bgr.
ruote — sach-wakle 597
N. 53, 21. er begunde zürn den herczog mit worten ruren (zu erregen).
Dal. 172, 20 (76, 84). gernrter (zweimal gepflügter) acker, Tränt!
Chr. 133.
ruote stswf. Gerte, Rute, Ex. 4, 2. 7, 10 ; Num. 17, 2. du be-
wisest mich des guoten bi der krummen ruoten, Alex. 1918. r. = mess-
rute = 1/30 eines gewende; s. meile. Flächenmaß: sal ein iczlich
weingarte 60 ruten lank u. 8 ruten breit sein und sal iczliche rute
8 eleu haben, Stb. Brüx. 108. auf der andern seiteu ligt ein rutt
ehrbes (Erbsen), Traut. Chr. 70. die rutten erbs, 71.
ruowen sivv. ruhen: vil tausent mark, di hetten gelegen gc-
ruwet in der erden unnucz pis auf den jungisten tag, Const. III
1, 11. Und die erde wart geruet von streiten (quievit), W — B Jos. 11, 23.
ruowe-sam Adj. ruhig, quietus : ein rugesam leben , Böhm.
Chr. 10.
rüschen, riusclien svw. berauschen, brausen, prasseln: „in den
rüschenden müln", Trist. 2191.
rüsclmng stf. das Rauschen, Klirren: r. von harnasch was so
gro^, daz, man der tamburen döz, — niht moht vernemen üf dem
wal, Alex. 7851.
rüst-bauni* stm. Gerüstbalken: der zimerman blieb bei einem
Gerüsteinsturz an ein einem r. hangen, Traut. Chr. 149.
rüste * Gerüst : Wenn einer ein grub hat oder rüsten und be-
wart sie nit, Chlum. IV 60.
rüsten, rüsten Prät. rüste, Part, gerüstet, gerust) swv. Anstalt
treffen, ein Gerüst machen, bereiten, ausrüsten, schmücken: ein rat
gab irer may(estet) das geleit mit iren gerüsten pferden, Eger. Chr. 77.
rute s. ruote.
rutte sivf. eine Belagerungsmaschine: bliden, mentel, rutten,
Alex. Anh. 691.
rutzig (rützic, rotzig) Adj. von Rotz (einer Pferdekrankheit)
behaftet: Brunn. Str. I 278 s. bei hertschlechtig.
rutzen (=ruoch, -e stswm.) Saatkrähe, graculus, das in von
den geflugeln der rutzen — grosser schad getan werde, Eger. Chr.
N. 1192.
s
sac-band* stn. Band zum Zuschnüren eines Sackes (bei Lexer
sae-bendel) : sneller was ze lesen (aufzuknüpfen) ir haut vil dann an
die sacbant (da wegen der Fülle der Beutestücke die Säcke nur
schlecht zugebunden ivaren), Alex 8702.
sache (sach, -e) stf. 1. Streit, Rechtshandel. 2. Angelegenheit,
Sache. 3. Grund, Ursache. 4. Entschuldigungsgrund: 3. du betest
wol Sachen allewege zu weinen, Hier. 140, 2. sie waren nach armuot
sache ze guotem gemache komen und ze fremden hus. W. v. W. 2182.
Sachen swv. I. streiten, Prozeß führen. 2. mit etwas zu tun, zu
schaffen haben. 3. zurecht legen, verstehen. 4. darstellen, zeigen,
auslegen, bedeiden. 5. vor Gericht darlegen, klagen: 5. di icht czu
klagen und czu s. vor im (dem camerer) hetten, Igl. Str. 249.
sach-walde (sach-walte) stm. bevollmächtigter Geschäftsführer,
Rechtsverteidiger, überhaupt einer, den ein Rechtshandel angeht,
598 sack-man — sal
eine Partei vor Gericht, also = selbschol : die fursprechen und sach-
walden der Sachen = patroni causaruin, Const. IV 4, 10. ein dritteil
gevellet den ratleuten, das ander drittail gevellet den sachwalden
und das dritte drittail gevellet richter und scheppen, Igl. Str. 187.
der — neun marken {Strafgelder) gevallen den urbarem drei, den
gewerken drei, dem sachwalden (= dem beleidigten hutman, steiger
oder czimerman) drei , D I R LI § 29. di sachewalder, Eger. Chr.
1196 S. 370.
sack-man stm 1. Troßknecht. 2. der wie ein solcher einpackt,
Plünderer (vgl. Müller-Zarncke, Mhd. TVb. IL 1. S. 45): dass er s. (Hs.
u. Druck: Sankmann) in der Stadt machen wollen (plündern wollte)
mit SO knechten, licht bereit, mit insligt, knöden und zangen, auch
andern Sachen, 17 feuer pfeil bereit mit schlachten (hölzernen Ufer-
befestigungen), parchen (= parken, Verhau aus Flechtiverk) und
aller nothdurft gerüst (so in der Hs., im Druck: grüs) die Stadt
(Eger) zu verrathen, Eger. Chr. N. 1043, 4.
sac-zehent sivsim. Vio jedes Sackes der Ernte von jedem Grund-
besitzer an die Kirche entrichtet, Böhm.-Kamnitz, Linke S. 298.
sage, sag stf. 1. das Sprechen, die Sprache. 2. Rede, Aussage,
Erzählung. 3. Gerücht 4. Nachricht. 5. gerichtliche Aussage.
6. Wortlaut: 2. § er vernpeme der boten sage, Alex. 4132. der
gnaden bedarf ich wol ze dirre äventiure sage, 5397. die (lügen)
sin untriuwe wirfet mit sage uf unschuldigen man, 6617. dö er mit
jsemerlicher sage horte sin (des volkes) leit und ir clage, 15358.
sage-lied stn. erzählendes Lied: mit guoten sagelieden so wart
ir vil wol gedächt und ir lop zu schalle brächt, Ernst 5222.
sage-inere (sage-msere) stn. lügenhafte Erzählung, Märchen,
leeres Gerede: Idoch sol man meer erkennen di vorporgene ader be-
dackte warheit in guten trewen denn nach der leute sagemeren
(quain per aures hominum), Const. IV 11, 4.
sagen swv. sagen, erzählen, nennen, Gedichte vorlesen oder ver-
fassen, s. in = einladen : wen man in die bruderschaft saget (ein-
ladet), Igl. Stb. V221b. die land, von den ich crone trage, in din
gnäde ich die sage (empfehle), Alex. 17242. Jhesuin, der da ist ge-
sagt Kristus, T— B Matth. 1, 16. 27, 17. 27, 22. was tone hie lange
von geseit? Trist. 889.
sagich, sagit stmn. Lodentuch: man und vrowen, die sagich
oder loden sniden, Brüun. Str. II 240. sin roc von guotem sagite rot,
Trist. 1177.
ssejen, sa?n saw. säen, ausstreuen: er hat bestanden den acker
zu sechs strichen zue sehen, Aussig. Urkdb. N. 29.
sakriste (sacristie, sacristi) stswf. Sakristei, Zelle: In den vor-
louben und in den sacristen (in vestibulis et in exedris), W— B Par.
I 23, 28.
sal, -wes Adj. dunkelfarbig , ivelk, trübe, schmutzig: m6 kraft
als eure Heidengötter) hat ein dürres loup, swan ez, wirt von kelte
sal und von dem boume lit ze tal, W. v. W. 5726.
sal stm. 1. laut Vermächtnis zu übergebendes Gut. 2. Wohn-
sitz, Haus, Halle, Saal: Brizlab uf den sal (Herzogsstuhl*, zur
Herzogsicürde*) man komen sach, Dal. 97, 10 (42, 2). Nach im
Switinow al quam uf sines vatirs sal (Herzogsicürde), 66, 30 (25, 4).
salben — saraenunge 599
salben sicv. Prtit. auch red, silb, salben, bestreichen; bildlich
schön tun, schmeicheln: er sielb daz, bor (salbet daz, kot XL Bibel)
üf seine äugen, T — B Job. 9, 6. Jbesus sielb meine äugen, 9, 11.
Maria sielb den Herren mit der salben, Job. 11, 2. dorumb daz, er
mich sielbe, Luk. 4, 18. du silbt mir nit mein haubt, Luk. 7, 46.
in Got sielb mit dem heiligen Geist, Botenb. 10, 38.
s;elde, sselden-bernde, -reich s. selde, selden-bernde, -reich.
stelec s. selig1.
sselec-heit, säligheit s. selic-heit.
sjelec-liche, -en s. selig-liche.
saeligen s. seligen.
sal-macker* stm. Architekt, Baumeister: von den salmacbern =
de arcbitectis, W— B Is. 3, 3.
salter stm. Psalter: von dir in dem salter spricht der herre
Davit, W. v. W. 7892. Davit den ganzen s. inneclich volbrachte,
Legende 650. ir was vil , die nach dem s. sungen, Alex. Anh. 1959.
den salter trug er stetiglichen unter seinem arme, Böhm. Chr. 27.
salz stn. Salz: das mache mit salcze, W — B Lev. 2, 13.
salz-lierre* stm, Vorsteher der Salzkammer, Traut. Chr. 283.
286. 290. 295.
salz-kamer* stswf. Kasse für die Einkünfte aus dem Salzregal :
freie s., Traut. Chr. 160.
salz-mez,z,erin stf. Salzverkäuferin, Eger. dir. S. 68.
salz-seule (salz-sül) stf. Salzsäule: sein housvrow wart vor-
wandelt in ein s. = in statuam salis, W — B Gen. 19, 26.
salzunge* stf. salsugo, Salzsteppe: in der erden der s., W— B
Job. 39, 6.
sam (sam, -e) Adv. u. Konj. = ebenso wie, wie wenn, als ob,
elipt. Beteuerung: Er haisset darumb ein erbstolle sam das er ewig sei
durch der langen czeit willen, zu underscheit ander slechtes gebirges,
di sein sam kurcze czeit gegen dem czu reiten, Const. II 4, 3. sam
nisnicht = quam nihil, I 2 Einl.
saniät, samit stm. Samt: viel von samat, seiden, Traut. Chr. 157.
säme, säin swm. 1. Samen. 2. bestelltes Saatfeld. 3. Boden,
Kampfplatz: 2. durch den saamen seinen trifft zu suchen, treiben
zu lassen, Eger. Chr. 1199 S. 376.
samelieren s. samilieren.
samen, sainpnen (samen, samenen, samnen) swv. zusammen-
bringen, verbinden, sammeln: wie das si iren kinden grossen reich-
tum gesamen mugen, Hier. 36, 1. wir sampten zu uns falsch —
Propheten, 3, 17. so sich leip und sele sampnen werden an dem
jungisten tage, 115, 23. Do sich die heirat sampte {zustande kam)
czwischen irem sune und hern Petirs tochter, Igl. Str. 263 S. 160.
samenung-e, saninung, sampnung stf. 1. Sammlung, collecta.
2. Vereinigung, Zusammenkunft, Versammlung. 3. Schar, Gesell-
schaft. 4. Dienerschar. 5. bewaffnete Schar, Aufgebot, Rüstung
einer Streitmacht. 6. geistl. Kongregation, Konvent. 5. = be-
waff neter Volksauflauf gegen einen Widersacher. Wer der ist, der
samenunge z,u vege (= zu wege) pringet und louf domit ouf sein
vidersacher — sol 7 schok zu puz,z,e geben an di stat und yder man
Verlust ein schok oder er sye ein iar von der stat, Prager Rb. 74.
600 sainiliereu — sapt
fursten der sanienunge (proceres synagogae), W— B Num. 16, 2.
aller s. der kinder von israhel (congregationi), Ex. 16, 9. gesamment
werden sie in der s. einer purden (man wird sie in ein Büschel
binden) in die grübe, Is. 24, 22. sanienunge (conventicula) der
smide, Const. 1 15, 8. die ganeze sampnung der knappen, Olm.
Stb. 96b. sampnung und samnunge = Versammlung, Eger. Chr.
N. 1085. domit wir komen in der himelische Jerusalem froliche
sampnunge, Hier. 85, 28. aller ketzer sampnunge ist vorderbet,
111, 7. sust stund aller gelaubigen leute sampnunge in der
kirchen, 153, 23. ein unfletiger ketzer aus der bösen sampnunge des
snodes Arrianus 180, 9. — 6. einer von der sampnunge seiner prister,
196, 9. apt und sampnung des closters czu Czedlicz, Igl. Bgr. N. 51, 11.
des herrn apts und der sampnung seiner bruder, N. 51, 12 ; Igl. Stb.
Vllc. 1. wo der guten samnung ist, Ack. 47, 1. da Darius mit
samenunge lac, Alex. 10 214. sie fürten in in iren sammunk (ario-
paguin), T— B Btb. 17, 19. gein Rom czu der fursten s., Dal. 79, 26
(32, 11). sie hies gepiten ein s. des Volkes, Böhm. Chr. 3. auch sal
nimant kein auflauf noch s. wider den rat und gesworne gemein
machen, Elbog. Chr. 63, 40.
sainiliereu, samlieren sut. tr. und refl. sammeln, zusammen-
bringen: do samilierte sich der strit von den hern beiden, Alex. 5856.
sam-kouf, samets-konf (sament-kouf) stm. Kauf oder Verkauf
im großen, nicht im Detail: samkaufs einen last ader einen halben,
Olm. Stb. 55. und sal auch nimande alhie in der stat einheimischen
noch fremden bei häufen ader in sammetskouffe rinderinn noch
scheffln leder vorkeuffen, 113. die würczen mit samptkauffe vor-
kauffen, 92 a.
sam->viz,z,ig (saine-wiz,z,ec) Adj. bewußt (nur belegt aus Leys. 76 a) :
in dem himel ist mein geczeug und mein samwissiger (conscius
meus) in der höe, W — B Job 16, 20.
samz,-tag, sainez,-tag stm. Samstag: der Sun des menschen ist
auch ein herr des samcztages , T — B Luk. 6, 5. an dem samcztag
(sabbath XI. Bibel), Matth. 12, 1. 12, 2. 12, 5.
sän bes. in md. Denkm., Adv. = sä sofort, W. v. W. 1575. 5865.
sand-bote (sant-, sende-bote) sivm. Abgesandter: Als ir jeczt
bei ewerm sanndbotten uns czugeschickt habt, Igl. Bgr. 95, 1.
sand-seiger* (von seiger 1. Wage zur Prüfung des Wertes der
Münzsorten. 2. Uhr, urspr. Sand- oder Wasseruhr. 3. eine Falken-
art) stm. Sanduhr, Traut. Chr. 55. 69.
saniter (salniter, saliter) stm. Salpeter: Traut. Chr. 128.
saniter-macher* stm. Salpetererzeuger, Traut, Chr. 128. 129.
sappen, czappen * sivv. zappare, mit der Keilhaue abschlagen,
s. schappe.
sapt (sapt, saben) stm. feine, iceiße Leinwand und daraus ver-
fertigte Kleidung: Wer auch ainvoltigeu tuch (zum Unterschied vom
„edlen" von Gent, Eiper, Bruchsei, Louen, von Dorn oder polanischem
tuech), sapt oder loden versneiden wil, der sol auch in der stat ein
gesessen burger sein und czu dem ministen von 12 marken losung
geben, Brunn. Str. II 181.
sarc — Sauerteigen 601
sarc (sarc, sarch, Gen. sarkes, sarches, PI. sarke, serke) sirf.
Sarg (aus griech.-lat. sarcophagus) : zwene sarke von edelem merniel-
steine, Trist. 6786. Schrein für ein Götzenbild, Schrein: ich hab ein
sairch wyt und lang des geldis Lubussi vol geleit, Dal. 40, 30
(10, 137).
sarc-stein stm. Grabstein: der sarcstein ein marmelstein was,
Alex. 16953. 27179.
sardius stm. ein Edelstein: önichus und s., Trist. 4520.
sardjand, sargand (aus franz. sergent, it. sergente, span.
sargento, von lat. serviens) stm. Knappe, Fußknecht: manegen
frechen sardjant, Alex. 23 863. der wegemüede sarjant, Trist. 1187.
ritter, sarjande, Alex. 12065.
sar-ring stm. Panzerring: an dem halsperg lac meisterliche^
werc von kleinen sarringen, Rf. 93.
sät G. ssete, sät, PI. saete) stf. das Säen, die Aussaat, Samen-
korn, Saatfeld: da er zum ersten gieng durch die set (Saatfelder),
T— B Luk. 6, 1 ; Matth. 12, 1.
sat-blaw * Adj. gesättigt tiefblau, Eger. Chr. N. 1004.
satel-decke stswf. Satteldecke, Böhm. Chr. 84.
sateln, satiln swv. satteln : sattilte seinen esel (stravit asinum),
W— B Gen. 22, 3.
sat-heit (sat-, satec-heit) stf. das Sattsein: zu der s. (ersattung,
XL Bibel) des fleischs, T— B Koloss. 2, 23.
satung (auch setunge) stf. Sättigung: s. der dürftigen, Beiwort
f. Gott, Ack. 56, 9.
salz s. saz.
Satzung stf. 1. Festsetzung, gesetzl. Bestimmung. 2. Vertrag,
bestimmte Taxierung, Verpachtung. 3. Verhaftung eines Verbrechers.
4. Verpfändung. 5. eingesetztes Pfand: noch iren saczungen und
dienste (secundum vices suas et ministerium), W — B Par. II 24, 3.
1. suliche artikln, saczung des sneiderhandtwerchs, Igl. Stb. V 176 c.
6. die s. der hab sol in das statpuch geschriben werden, III 57 b. 4. e das
di s. geschieht (eines guets in die tafel), Igl. Str. 56. wanne eigen-
schaft pesser recht hat denne s., 56. do bewart wirt, das kein krieg
umb dieselbe s. (Verpfändung von erb und eigen) wirt, I S. 362.
1. das naturlich recht — u. die heilige s., Const. I 2, 1 (legitimae
sanetiones) — 2. das — der gemein mit der s. (Preisbestimmung
durch städt. Weinschätzer) der wein gleich recht und benuglich
geschee, Olm. Stb. 53.
sauer-ampfer-hübel* (von sür-ampf er stm.) stm. Hügel, an dem
Sauerampfer wächst (Flurname), Traut. Chr. 210.
sauer-ampf-wise sivstf. Wiese mit Sauerampfer (Flurname),
Traut. Chr. 131. 132.
sauer-teig (sür-teic) stm. Sauerteig, fermentum, W— B Ex. 12,
15 u. 19; Lev. 2, 11.
Sauerteigen* swv. mit Sauerteig einmachen, fermentare: Welcher
gesauerteigtes isset, W — B Ex. 12, 15 u. 19. e man das gesauerteigte
= antequam fermentaretnr, Ex. 12, 34. wenne sie mochten es nicht
gesauerteigen, Ex. 12, 39. Nicht sol erscheinen gesauerteigtes in
allen deinen creissen siben tage, Deut. 16, 4. czwei brot — von
602 sauffer — sä-zehant.
czwei czehenden gesauerteigter semein, die solt ir kochen, Lev.
23, 17.
sauffer* stm. Säugpumpe im Bergwerk: Was wir do (in den,
mittels Hurchschlags verbundenen Gruben) unpilleichs vonden, das
liab wir czuslagen an ein vocher (zur Windführung) und ein sauffer
(zur Wasserhaltung), di wir fnnden in den Querczin, die lise wir
czu der czeit pleiben, Ig]. Bgr. 64, 4.
saul-aks (sül-ackes) stf. ascia, Beil. er behawet es — in der
saulaks, W— B Jer. 10, 3.
sauine. summe (soum PI. soum, söume) stm. Last eines Saum-
tieres. Auf was wagens man vindet edle tueeber sam von Eiper
oder von Gent oder von andern steten, der geb von einer summe
oder säume ein baibin vierdunck und czwelf tueeber machen eiu
summe. Brunn. Str. II 146; vgl. jedoch Schm. Fr. 2, 279: ain säm ;
gewants = 22 tuoch. (Chr. 1. 100, 23: 4 welisch zentner machen ein !
säum).
säumen (sümen, Part, gesaumbt) suro. tr. mit Acc. der Sache:
hinhalten, verzögern, mit Acc. der Person: warten lassen, hinhalten,
refl. zügern, säumen: und die leut im markt solten gesaumbt sein,
Taiding von Friedberg 29.
sauinenunge s, sameminge.
sauin-nus, sauinp-, seiiin-nus* stn. Verzögerung, das Säumen:
seien, die von seinem (des bischofs) saumnuss oder durch seine böse
lere vorirret und vorderbet sint, Hier. 216, 19.
sauin-schrein (soum-schrin) stm. Schrein auf einem Saumtiere,
Beisekasten : mangen soumer richlich sach man da soumschrin tragen,
Trist. 4365.
saumung (sümunge) stf. Hinhaltung, Hinderung; Versäumnis,
Zögenmg die selbig s. (Nichterscheinen vor Gericht) sullen die herren
in der margensprach wegen, Igl. Stb. IV 206 d. kein s. (verziehen,
XI. Bibel). T— B Btb. 20, 16. mein herr macht s. zu kumen, Matth.
24, 48. do di s. des preutigams wart gemacht, Matth. 25, 5.
saupe* stf. Abgabe von einer Schmelzhütte an den saupnik
I icohl slav. zupnik, zupan, Edler, Fürst, süpän, söpän) : ich den
herren saupe gebe und alle recht davon (von der schmelzhutte) getan
habe, Igl. Bgr. 99, 1.
saupnik* stm. Verwalter von Schmelzhütten des Landes- oder
Grundherrn: des ich mich czihe (berufe auf) an einen gewaldigen s.,
Igl. Bgr. 99, 1. der eldisten und den s., N. 100, 1.
saz (G. Satzes) stm. 1. Ort, wo etwas hingesetzt ist, liegt. 2. was
hinterlegt als Pfand ist. 3. Hinsatz beim Spiel. 4. Vertrag. 5. Ver-
ordnung, Gesetz. 6. Schutz- und Trutzbündnis. 7. Waffenstillstand.
8. Testament. 9. Tarif. 10. Atisspruch. 11. Vorsatz, Entschluß.
12. Satz, Sprung: 10. wä sinnig saz? Trist. 5.
säz,e stf. 1. Wohnsitz, Bastort. 2. Versteck, Hinterhalt, Lauer,
Nachstellung. 3. Lage. 4. Lebensweise, Einrichtung, Verhältnis.
5. Maß, Art und Weise: 5. das ein ubergrosse schar gar fleissiger
uberschoner leute in ordenlicher säz,e zwen und aber zwen — in die
selbe kirchen gingen, Hier. 222, 21.
sä'zehant, se-, soczehaiit von sä Adv. sogleich, Igl. Str. 38. 85.
42. 184. 185. 186; Const. Igl. Bgr.
scatel — scheefel 603
scatel s. Schachtel.
schab ab* Imperativ als Tnter j. = hinweg (mit deinem Glück'.):
nun wart zu mir gesprochen : schab ab ! Ack. 5, 3.
schäch (aus pers. schäh) sin. m. 1. der König im Schachspiel.
2. drohender (schachbietender) Zuruf an den König im Schachspiel.
3. Kriegspiel, Kampf: sin manheit bot in swreren schäch, Alex.
13208; s. auch mat.
schrieben sivv. Schach bieten, bildlich, nachstellen: der sinem
lebene schachte und Marken zu ören brächte ir tougen und ir minne,
Trist. 3041. der da get an dem tag, der schacht (beleidiget, XI. Bibel)
nit (stößt nicht an), wan er sieht daz, liecht der werlt, T — B
Joh. 11, 9.
Schacher, schlechtere stm. Räuber, Schacher: ein blitzen
crueifix u. zwen schecher, Traut. Chr. 32.
Schacht (schabt md. Form für schaft) stm. 1. im Bergbau,
Schacht, wiederholt Igl. Bgr. 2. auch in übertragener Bedeutung:
in den schacht der vorterpnüs = in puteum interitus, W — B Ps.
54, 24.
Schachtel, scatel (aus mlat. scatula) swf. Schachtel: ein Namens-
verzeichnis der Ratsherrn in einer scatel verpicht — in den knauf
des kirchturms gesetzt, Traut. Chr. 48.
schacht-rad* stn. Schachtrad, Runbaum: mitten in dem wierbel
auf dem seh., Const. II 2, 6.
schäch-zabel stn. 1. Schachbrett. 2. Spiel darauf Eger. Str.
B. 28; Ernst 2572; Alex. 2907; Dal. 83, 12 (34, 9).
schaden-gelt* stn. Zinsen, Eger. Chr. N. 1115.
schaden-sack* stm. Schadenstifter, schadenfroher Mensch: Pf ei
euch, böser seh. (Anrede an den Tod), Ack. 37, 10.
schad-haft (schade-haft) Adj. 1. Schaden, Verlust bringend,
schädlich. 2. beschädigt. 3. seh. werden = schaden nehmen. 4. einen
seh. machen — schädigen: 2. Tu vierlei weise in perkrechte wirt
ettlicher seh. an seinem rechten, das man czu latein contumax
nennet 1. ab der clager ader der antwurter nicht gesteet (erscheint
vor Gericht), 2. ab der antworter gesteet und dem richter nicht
gehorsam ist, 3. ab er von dem gerichte an Urlaub geet, 4. ab der
clager, diweil das gericht wert, keine clage auf den antwurter tut
und leutmert das der antworter, wenn der richter iczund von gerichte
geet, so wird der clager dovon seines rechten schadhaft, das ist
eunturnax, Const. IV 4, 16. der sol, was er genomen hat, den
schadhaften widerkeren (laesis restituere), I 4, 7.
schad-hal'tig Adj. = schadhaft 2. = beschädigt: solche tail sein
nicht also seh. gewest, das sie ein kgl. ambtman hett muessen ver-
sargen, Igl. Bgr. N. 85, 3.
schadung * stf. Schädigung, Anstoß, Beleidigung : der stein der
seh. (beleidigung, XL Bibel), T— B I Peter 2, 7. das ir icht legt
seh. oder daz, trubsal (die schände, XL Bibel) den brudern, Römer
14, 13. si schatten au dem stain der seh. (sie haben beleidiget den
stein der beleidigung XL Bibel , stießen sich an den Stein des An-
stoßes), Eömer 9, 32.
schsefel, schsefelin stn. Schäfchen: der wise man sine seh.
überal üz, und in tribet mit der zal, Alex. 5815.
604 schaff — schaffer
schaff (sehaf, -ffes, PI. schaf, scheffer) stn, mm* Schaff für
Flüssigkeiten. 2. Getreidemaß, modius. 3. kl. Brot: Wer preut hat
(Bier), der hat muessen haben 1 schapffe und der prewer den andern
schappfen, Chlum. IX, 5.
schaffen stv. IV und sivv. 1. erschaffen. 2. schaffen, gestalten,
bilden. 3. machen, bewirken, ins Werk setzen. 4. in Ordnung
bringen, bestellen, besorgen. 5. mit Dat. der Person, jemandem
etwas verschaffen, bes. testamentarisch vermachen. 6. verordnen,
befehlen, reft. 7. entstehen. 8. sich bereit machen, einrichten.
3. swaz, er — der Erbstolner in einem gemessenen Berg oder Bürger-
lehen — mit einer kraczen under sich geschaffen mac, das gehört
an seinen nucz, Igl. Bgr. U— B 19. unser gutlich rat kan an dir
nicht geschaffen, Äck. 35, 20. 5. sullen auch wir und unsr stat im
(dem Arzt Meingoz) die gult (Leibgedinge) oder wem er die ge-
schaffet hat (rechtl. übergeben) geben, Eger. Str. L. Meing. 3. Daz
selgeret und geschaftes guet losung schol geben , Brunn. Str. II 173.
ich wil meine dink seh. und bescheiden, als ichs haben wil, Igl.
Str. 247. die czwei schock, di ir ir prüder hat geschaft, 233 b. ich
schaffe mein haus und alle meine hab — meinem elichen weibe,
324. daz, er sin dinc schuofe (Testament mache), Alex. 26986. der
küniginne — ich lange hau geschaft (vermacht) alle min bereitschaft,
26997. dö er sin dinc het geschaft, 27047. die nicht geben das
selgeret, das si (die Eltern) geschaffet haben, Job. v. Igl. 4. Gebot,
das einer sein gutt mag seh., wem und er will, Chlum. V. Was
einen — anerbt, anfeit und was im geschafft ader czu getrewer
hant bevolhen wirt, Olm. Stb. 133. das — jegleicher mensch, frau
oder man, sein hab und sein gut, vorend oder unvorend, seh. u. geben
mag mit gesunten leib oder an dem totpett, wem er wil, vor dem
richter und vor schephen, Budw. Urkdb. N. 445. 4. seh. u. schicken
= disponere, Igl. Bgr. U— A 17. nichts liebers, dan wo er ewern
schaden kan seh., Böhm. Chr. 4.
schseffen-, schaepen-brief* stm. schriftliches Urteil oder
Schreiben der Schöffen, Traut. Chr. 71. s. schepfen-brief.
schaffer stm. 1. Schöpfer. 2, Anordner, Aufseher, Hausver-
walter, Schaffer. 3. Zugsführer: 2. wir sein nicht herren sunder
seh. diser werltlichen dinge, Hier. 48, 2. zu dem seh. = dispensator,
W— B Gen. 43, 16. 43, 19. 44, 1. Und Achab rufte Abdia, den seh.
seines houses (dispensatorem), Kön. III 18, 3. zu allen seinen
schaffern, Esdr. III, 11 Anfang, meines houses schaffers sun(=pro-
curator wie in allen folgenden Belegen), Gen. 15,2; Esther 8, 9. der
herr des Weingarten sprach zu seim schaffer, T— B Matth. 20, 8.
Chuse, der seh. Herodes, Luk. 8, 3. VTon den schaffern und ir ampt,
Const. I 14. Die seh. sein di do handeln fremde Sachen von der
herren gepot wegen, 1 14, 1. die seh. der taile = procuratores partium,
I 14, 3. seh. der koste, die man heisset besteiler = pr. tantummodo
expensarum, qui vulgariter dieuntur besteller, 114,4. seh. der
teile sollen in Gegemvart des Bergmeisters und mindestens zweier
Gewerken bestellt werden, 1 14, 3. seh. vor Gericht, IV 10, 2; III 8, 1.
ob der kauffer des vorkauffers ader seines schaffer nicht gehaben
mag, III 6, 7. ab — dein seh. dir auflesset di recht und clag teidinge,
III 8, 1. Es mugen auch peide iener und diser vor gerichte gesteen
schaffer-brücke — schal-bsere. 005
mit seinem schaffer und furmunden an seiner etat, der in der Sache
wol underweiset ist und vor des gerichtes puch ader vor den ur-
burern ader pergineistern redlich gesaczt ist idoch also, das der seh.,
der do teidinget und beschirmet in des namen, der do nicht kegen-
wortig ist, gelub, genuk czu tun und das sein herre das ding stete
halde und, was gericht wirt, das es ablediget werde, wenn keiu
schaffer mag1 gesein in eins andern dinge äne genuktuunge (satis-
datione — Vollmacht), IV 3, 3. Diselben seh. (der teile) mugen iren
herren ire teile nicht vorlisen, ab si für ir herrn di kost nicht gelten,
es were denn, das iene, den man di kost schuldig ist, di selben
koste heischen und forderten in kegenworticheit des pergmeisters
oder pei des pergmeisters poten und einem gewerken, di derselbe
perkmeister darezu sunderlich geschickt hat, 1 14, 5. ein ander perk-
meister u. ein ander Steiger u. ein ander seh., Igl. Bgr. 39, 2. der
Eberhart, der des pergwerks ein seh. und ein vorweser ist gewest
vor mit dem Steiger, der ist aber seh. und vorweser des bergwerks
mit dem Steiger iczuut, 39, 4.
schaffer-brücke swf. Traut. Chr. 116.
Schaffung stf. 1. Vermachung. 2. Anordnung*, Befehl:* 2. di
erwelung (das Recht, den Bat zu wählen) sal bleiben pisz auf
weiter seh. und gepitung konigl. m (ajestet), Elbog. Chr. 61, 30.
schäf-haus (-hüs) stn. Schafstall: das wir mit in in dein seh.
gefürt werden (in unum ovile tuum), Sol. 66; 22. seh. der schaf,
T— B Joh. 10, 1. 10, 16.
sehäf-hof stm. Hof mit Schäferei, Eger. Chr. 707.
schaf -meister * stm. Schaf hirte: der seh. seiner hert, W — B
Gen. 38, 12. seh. über meine hert = magistros pecorum meorum,
Gen. 47, 6.
schäf-stall stm. Schafstall, W— B I. Kön. 24, 4.
scliaft Bl. schefte stm. 1. Schaft am Speer, dieser selbst. 2. als
Maß, Schaftlänge. 3. einer Bflanze, Stengel. 4. eines Stiefels,
2. Traut. Chr. 635.
schaf -trib stm. das Becht, Schafe auf die Weide zu treiben:
der seh. halben, Eger. Chr. 1199 S. 377.
schM-vel Bl. -velle stn. Schaffell, Eger. Str. 78. schafvelle, di
do zeitich sint, ebenda.
schal Gen. schalles stm. 1. Schall, lauter Ton. 2. Gesang, Ge-
lächter, Jubel, Klage, Geschrei. 3. bes. der Freudenlärm bei ritter-
lichen Festen. 4. übermütiges Lautwerden, Übermut, Brahlcrei.
5. Berühmtheit. 6. Gerede: ze schalle werden, bringen: 3. wil nu
hoher fremden schal senken tief in riuwen tal, W. v. W. 858. und
mit gemeinem schalle sprächen sie do alle (einstimmig), 3871. so
hat freuderichen schal des himels gesinde obir al, Ernst 3357.
schal, -e, schäl, -e stswf. Schale, Hülse einer Frucht, eines
Eis, einer Schnecke: von snecken schäl also groz,, Alex. 22775.
schal-bsere Adj. 1. laut oder weithin schallend. 2. bekannt, be-
rühmt. 3. anrüchig. 4. ruchbar: 1. mit schalbserem döz,e, W. v. W.
1537. tämbür und pusinen gröz, gäben do schalbseien doz,, 1421.
al den werden bevorn helle schal bseriu hörn manic meister do erclaucte,
1391. der schalberen werdikeit, Trist. 1401. rotumbellen in schalle-
bserem döz,e gäben iren lüt do groz.e, Alex. Anh. 451.
C06 schalk — schamig
schalk (auch schalch, PI. schalke, sclielke, vereinzelt auch sw.
Formen). 1. Leibeigener, Knecht, Diener, überhaupt Mensch niederen
Standes. 2. Eisengestell für die Pfanne. 3. Mensch von knechtischer,
ungezogener, ungetreuer, hinterlistiger Sinnesart. 4. Possen, Schelmerei.
5. * Schlechtigkeit, malitia : 3. was ein schalk vor den ougen unsers
herren = nequam, W — B Gen. 38, 7. Wo ein schalk oder schälkhin
in eines frommen mannes honss käme und entführt im was, Chlum.
I 30. III 15. dein mimt was überflüssig des schalkes = abundavit
malitia, W— B Ps. 49, 19. ich hin von im genent ein schalk und ein
alter pub, Igl. Stb. V215a. der geist des schalkis pfotigte in —
exagitabat eum Spiritus nequam, W — B Könige I 16, 14.
schalk Adj. boshaft, hinterlistig, schlecht, nequam: Aus deinem
munde rieht ich dich, knecht schalk (serve nequam), Const. IV 10, 1.
schalk-haft, -haftig (auch schalkhaft) böse, schlimm: den schalk-
haften sit erbolgen, Alex. 1418. wider die geistlichen schalkhaftigen
T— B Ephes. 6, 12. die seh. sune, Matth. 13, 38. schalkhaftiger und
krummer ist der sele feint = versutus — iste hostis et tortuosus,
Sol. 45, 39. ein schalkhaftigs leben , 8, 26. mit einem seh. weihe
(muliere nequam), W— B Sir. 25, 23 u. 25, 22.
schalk-heit (auch schalkeit) stf. 1. Knechtschaft, Gefangen-
schaft. 2. niedrige Gesinnung, Arglist, Bosheit: seh. = nequitiae,
W — B Ps. 54, 16. ire seh. und list bedecken = suam versutiam
palliare, Const. I 7, 8. das si sich nicht rurnen dorfen irer seh. = de
suis iniquitatibus gloriari, I 7, 8. ir bösen geiste, ir meister aller
seh., Hier. 144, 8. das er (der Ketzer) so grosse seh. so lange frist
getriben bette , 152. 28. mit gewonlicher seh. seiner (des Teufels)
falschen kunsten, 202, 29. offenbar deine seh. ! 163, 8. uns zu vor-
treiben die seh. aller sunden, 16, 18. seh. deines herezens, I. Kön.
17,18. warumb seit ir mir nit holt? ir wist ie kein seh. an mir,
Elbog. Chr. 134, 21 ff.
schallen swv. mit Geräusch niederfallen, laut rufen, schreien,
lärmend seine Freude äußern: vil geschallet und geschrit wart,
Trist. 2900.
schalinie (von lat. calamus, mlat. scalmeia. -ia, mfranz. chalemie)
swf. Bohrpfeife, Schalmei: püken, floiten, schalmien vil (da^ heimeilt
die herverte spil) der gedoene was da groz,, W. v. W. 3614. manic
hörn der schalmien hört man freelich da erschrien, Alex. 19 925.
seh. gäben süezen schal, Rf. 176.
schain, -e stf. schamme swf. 1. Scham, Schamhaftigkeit, Züchtig-
keit, Ehrgefühl. 2. ivessen man sich nicht zu schämen braucht.
3. Beschämung, Schmach, Schande. 4. Scham-, Geschlechtsteile:
1. Etliche schäme ist noch bei den weihen, wie kleine sie auch sei,
Hier. 53, 13. 4. besneiden sult ir das vleisch ewer schäme , W — B
Gen. 17, 11. in den schänden und in den schämen, Trist. 3555.
schamel, schemel stm. Schemel, Fußbank: die erde ist ein
seh. seiner fuz,z,, T— B Matth. 5, 35.
schaniig (schamec, schemec, -ic) Adj. 1. verschämt, schamhaft,
züchtig. 2. Schande bringend, schändend: 1. Bis allewege nüchter,
schamiger, weiser, Hier. 70, 5.
schaiu-röte - scharfen 607
scham-röte stf. Schamröte (nur Renn 12 644) : Und het ir vater
gespeiet in ir antlicze, solde sie nicht doch siben tage mit scham-
rote undergossen werden, W— B Nnm. 12, 14.
scham-sam (schame-sam nur aus Hpt. 21. 365. 1180 belegt) Adj.
schimpflich: Es ist seh. (turpe) idem manne, das er das recht nicht
enweis, domit er umhgeet, Const. IV 7, 1.
schani-wunde swf. das Gesicht entstellende Wunde: Ain scham-
wunten haisset die under dem antlntz ist nnd do schol ein man um
sweren selbfunfter sam um ein lern, Brunn. Str. II 185 sonst nur aus
Kaltb. belegt, ein seh. under dem angesicht, die da peinschretig ist
gewesen, Igl. Stb. V 82 d. ein seh. an dem inund, V 69 a. ain scham-
wunden ob dem tenken aug, V 37 c.
schanden-sack stm. in einer Lesart für schadensack, Ack.
37, 10.
Schändung (schendunge) stf. blasphemia, vituperatio: laster-
meilig seh. Anrede an den Tod, Ack. 7, 15.
schand-wort stn. Schmähung, W — B Spr. 10, 18.
schanze stf. Beisigbündel; Schutzbefestigung : unser beider tjoste
seh. der unverzagte widerlegte, Alex. 5772.
schanz, -e stf. Fall der Würfel, Glücksfall, Spiel, Einsatz,
Aussicht auf Gewinn: im bete der minnen schanze sich getopelt
also wol, Alex. 4704.
schanz-korb stm. Schanzkorb: es waren auch die schrött im
zwinger u. die schantzkörb ausgeschütt, Eger. Chr. 93.
schapel, schäppel stm. aus mfranz. chapel, fr. chapeau, mlat.
capa 1. Kranz aus Laub, natürl. oder künsll. Blumen als Kopf-
schmuck, besonders der Jungfrauen. Das künstl. Schapel war ein
Band oder eine Schnur, wohl auch Goldreif, und ging ivie ein Kranz
um die Stirne oder kreuzweis verschlungen um den Kopf, vielfach
mit Perlen besetzt. Schmuck für Jungfrauen, Frauen und Männer.
Es gehörte zur „gerade". 2. Auch Christi Dornenkrone. 1. gokle
rot ein seh. = Diadem, W. v. W. 4008. der linden loubes ein
schapel, Trist. 1183.
schseper, schtepere stm. Schafsfies, Flies: von wollen ein seh.
er nam, Alex. 7176. 7206. 7221.
schappe,* sappe,* czappe* sivvf. aus spätlat. ital. zappa Keil-
haue: Was sie (die erbstolner im burgerlehen) mit dem geen (beim
Durchschlag des Erbstollens durch ein Bürgerlehen) mit einer
messigen schappen (D, czappen, H) über sich sappen (czappen, H)
mugen, das ist ir und was sie aus der teuffe gleicherweis gewinnen,
das ist auch ir (sogenanntes „Becht des Stollenhiebes'-') , Const. II
4, 21. Enderlein übersetzt „mit einer gewöhnlichen Kheilhauen".
schar stf. 1. Schnitt, Ernte. 2. Ertrag, Einkünfte. 3. Heeres-
abteilung. 4. Haufen: 3. czelen sult ir sie durch ire scharen = per
turmas, W — B Num. 1, 3. — 4. eine schar schindel in die rinne ein-
decken, Igl. Stb. V 257 d.
schar-börg s. schar-werc.
scharfen (scherpfen, scherfen, Prät. scharpfte) sivv. schärfen:
der gebiutet den winden, daz, sie scharfen und linden (schürf und
milde wehen), Alex. Anh. 1442.
608 scharfgräblein — Schätzung
scharfgräblein Flurname: bei der Ranzer Krümm bei Igl au,
Igl. Mut. 7 u. 19. acker (teich, wise) im scharfgrebl, Igl. Stb. IV
224c; V 41b; V 175 d.
Scharlach, -en stn. feines Wollenzeug, gewohnt, hochrot, auch
braun, grün, iceiß. Umdeutschung aus scharlät = mlat. scarlatum:
Ir tochter Israbels weinet über Saul, der euch mit Scharlach (coccino)
becleidte in der wollust, der do guidein gespenge (ornamenta aurea)
pot ewenn gewete , W— B Kön. II 1, 24. ein kappen von brünen
scharlachen, Trist. 1942.
scharlät stn. = Scharlach, en feines Wollzeug, meist hochrot
{doch auch braun, grün, blau): da^ man daz, brüne seh. da durch
eiu lützel schinen sach, Trist. 1954.
scharpf (auch scharf, scherf, -e, scherphe) Adj. schneidend,
scharf, rauh (eigentl. und bildl): Ist er (der Ehemann) zu gutig, ist er
zu scharpfe, an in beiden wirt er mit schaden gestrafet, Ack. 45, 10.
gutig und scharpf pflegt ir (Tod) euch zu beweisen, 20, 11. si
heften einen scharphen wirf, man vindet in noch der geste schirt
und ungefuoge niesen kan, W. v. W. 5368.
schar-sach (schar-sech) stn. Sech (Messer) am Pflug: zwelf
sensen — glich scharfen Scharsachen, Trist. 2706.
scharschän, scharschauii stm. zweischneidiger Degen: er hat
geschaft von seiner verlassen narung seinen czwaien brudern czwu
schauben, trumeten, ein scharschawn und all sein werchgeezeug, Igl.
Stb. V 182 b.
schar-strich* stm. Scharstrich, noch heute üblicher techn. Aus-
druck der Schlosserei = Schwalbenschwanz, x-förmige Teile beim
Schloßgehäuse: es soll kein slosser einen swalbczagel ader seh. nicht
einstreichen (s. d.), Olm. Stb. 117, 1.
schar-werc stn. Fronarbeit, Eger. Chr. 1172 ; Traut. Chr. 285.
schar-werken* swv. fronen: also das die armenleut gein Liben-
stein zimlicher weiss seh., waid, kes, huener u. forsthaber reichen,
Eger. Chr. 1171. 1172.
schastelän (= kastelän stn.) stm. sie f. Jcastilisches Pferd: sin
sneller seh., Alex. 19 709. ein starke seh. er reit, 13872.
schate-huot stm- Schatten gebender Hut, Trist. 6102. 6117. 6124.
schätz (auch schaz, -tzes, PI. schetze) stm. 1. Geld und Gut,
Reichtum, Schatz. 2. ein Weinbergsmaß = V5 eines mannwerkes.
1. Ich woste nicht seiner gütlichen Weisheit grandelosen schetze,
Hier. 113, 27.
schätzen (auch schetzen) sivv. 1. Schätze, Geld sammeln.
2. ein Lösegeld auferlegen. 3. nach Wert oder Zahl anschlagen,
schätzen. 4. einem etwas anrechnen. 5. glauben, meinen. 2. Traut.
Chr. 59. 319.
schatz-haus stn. Schatzkammer, aerarium: in das seh. = in
aerarium regis, W— B Gen. 47, 14; II. Esdr. 13, 4.
schatz-kamer f. Schatzkammer, aerarium, thesaurarium : in die
seh. (aerarium), W — B Jos. 6, 24. ezweinezig schaezkamern (gazo-
pkylacia), Ez. 45, 5.
Schätzung, -e (auch schetzunge) stf. 1. Schätzung, exaetio.
2. als Abgabe, Steuer, Lösegeld abgenommenes Geld, Kontribution.
3. Schätzung, Wertbestimmung: 3. aber der heiligen, seligen leute
schaub — schauwe 609
tod ist wirdiger und in gar teurer und grosser seh. in dem güt-
lichen angesichte unsers herren, Hier. 40, 23. hei dem nicht ist ein
wandelung noch seh. des lones = transmutatio nee vicissitudinis
obumbratio, Sol. 51, 20. 2. Steuer: nimant schol seu (die Bürger
Brunns) vurpaz betwingen, daz, chain losung oder chain seh. von
den hausern gehen, Brunn Str. II 172. das er sich czur seh. angesagt,
Igl. Bgr. 83, 3. bei seinem rechten und der seh. behalden werden,
83, 3. = Abgabe, Traut. Chr. 121. 316. 323 usiv. Lösegeld, Eger.
Chr. N. 1089. eingenomen haben, ein pewthe oder seh., Elbog.
Chr. 15. — 3. wenn die schaezung umb das haus geschiht, so sal di
genant frawe di wilkur haben — ob sie das selbig haus wil halden,
so sal ir abgeezogen werden drittetail, Igl. Stb. III 190b.
schau b (schoup, -bes) stm. Bündel, bes. Bund Stroh, Strohivisch,
als Zeichen oder zum Brennen und Leuchten aufgesteckt ; Umdrehen
des schoubes (Fackel) war ein Zeichen der Besitzergreifung oder
der Erhebung eines Anspruches, des nachtes umbgeen äne knecht
und äne schaub ist verboten, Igl. Str. I S. 370. wer do fürt hew,
stro oder gros (Gras), der schol geben von schauben 1 saub (schaub
II u. III), Budw. Urkdb. 477. wer einen deinen halm zündet und
da bi einen starken schoup, da wirt des halmes schinen toup, Alex.
10 165. sie machen üz. schüfe und tz, schoube eine hütte, Trist. 3330.
schaube (schübe) sivf. langes und weites Überkleid: unter den
Meisterstücken eines Kürschners in Iglau wird verlangt, das er
machen kann: ein schauben von czehen lampfelen, Igl. Stb. V 220 d.
ein fuxen schauben, V 79b. mein seh. und den swarezen rock,
V27b. 29 d. ein phant — ein schauben um schuld, IV 251 d. czwu
seh., V 182b. mein plabe seh., V 175 d. kaufen ein schawn V 16a.
schauen s. schauwen.
schauer s. schauwer.
schauer-waz.z.erweg, -weiter, -wind s. schawer-.
schau-meister* stm. obrigkeitl. Beschauer von Waren, Sach-
verständiger: ein arbeit — der slosser — , die do wurt beklagt als
falscher und poes, die sollen die seh. beschawen, Olm. Stb. 117, 3.
schaurig* Adj. grauenerregend furchtbar: daz, stern von dem
himel bis in das apgrund gevallen sint von schaurigem slag des
trachenzagels — ab impetu ferientis caudae draconis, Sol. 71,23.
zubaut wart ir schauriger zorn dester hitzielicher brinnen, Hier.
162, 14.
schauung s. schauwung.
schauwe, schawe (schou, schouwe, schowe) stf. 1. prüfendes
Schauen, Blick. 2. Besichtigung durch die Obrigkeit. 3. Ort, an
dem diese stattfindet. 4. das Anschauen, der Anblick. 5. pass., ivas
gesehen wird, Aussehen, Gestalt: 2. auch sal kein kramer noch
sneider — parchant kauffen, er sei denne in der schawe gewesen,
Olm. Stb. 92 a. Ich kam hint in släfes schouwe (im Traum) üf die
allerschoensten ouwe, Alex. 25951. daz, der keiser lsege in glanzem
schouwe üf Erbelä der ouwe, 9907. Victoria ist da frouwe, die da ist
in werdem schouwe, 12524. in kostbarem schouwe sähen sie manec
rieh gezelt — daz, velt bedecken, 12318. sus kamen sie üf die
ouwe in hoher wirde schouwe, W. v. W. 111. gegen im er zer juste
kam in ritterlicher schouwe, als in dar sin vrouwe rilich het ge-
Jelinek, Wörterbuch. 39
610 schauwen — schawernak
stiuret, 7339. Es stnnt eine küneginne wert als sie uns allen helfe
gert in hohem schouwe wünneclich, 7897.
schauwen (schouwen) swv. 1. sehen, betrachten. 2. prüfen durch
die Obrigkeit. 3. besichtigen, besuchen: schön schauen = für brav,
gut, rein erkennen, Eg. Chr. N. 733. er hat die gesworn schawer
gescholten und gesagt, si schawen noch gunst und nicht noch
gerechtikeit, Elbog. Chr. 81, 29.
schauwer (schouwer, Brot-, Saffran-, Münz-, Fleischbeschauer)
stm. 1. Betrachter, contemplator. 2. Bewunderer. 3. obrigkeitl.
Beschauer von Waren : 1. dein selbs — schauer, Sol. 78, 35 ; 3. Elbog.
Chr. 67, 30. 76, 12. 80, 11. 80, 29. 81, 29.
schauwer, schawer (schür, -e, schour, -e) stsivm. Hagel, -schauer,
Ungeicitter, auch bildl. nebeis, schauwers, Ack. 56, 22. in grosser
stimme des schawers = voce magna turbinis et tempestatis, W — B
Js. 29, 6. vorturbe das — Weingebirge — von schawer oder von
welcherlei gottes gewalt das sei — , Chlum. VIII 29. din (o werlt,)
sunnenglast des schüres hagel bringet mit ir schine, Trist. 6640.
mit sines beides henden kunder ir leben swenden, als der schür tuot
den walt, Alex. 8153. der ie was der vinde schür, 4605. 4678. 7418.
7597. 13424. 15407. als ein schneller schür — Pelliür durchreit
daz, laut Syriam, 14427. solt du nü sin der werden schür? 13278.
ir nachjagen wart — den heiden gar ir schür, 14196. als ein veste
gebüwe er hielt, daz, niht erschricket von dem schür, 8199. als ob
zitige bim durch schür von dem boume rirn, 3638. ir süesje schür
ist din ungeerte haut, 13532. du — Fortuna — kanst sin der werden
schul-, 6374. ir liebe ir ougen sit wart sür, ir fröiden hagel und ir
schür, 9886. sollen die tier ungehiure also iuwer schür sin, 22843.
du (werlt) bist der Hute schür doch, 27367. wolt ir iuch regen, ir
wert ir (der mür) schür, 15006.
schauwung stf. das Schauen, Betrachten: ir seit gemacht ein
seh. den ietwiz,z.en, T — B Juden 10, 33.
schaver-nac s. schawernak.
schawer-waz,z,erweg* stm. seh. des himels, cataraetae coeli,
Schleusen des Himmels: die brunne der abgründe und die vorborgen
schawerwasserwege der wölken = fontes abyssi et c. c, W — B
Gen. 8, 2. Im 600. iare des lebens Noe — zubrochen wurden alle
brunne der grossen abgründe und alle vorborgene seh. der wölken
des himels wurden oufgetan = et. c. c. apertae sunt, Gen. 7, 11.
Vgl. mhd. schürstein Hagelschlosse, — stürm Hagelsturm, Ungeicitter,
— viur = Blitz.
schawer-wetter* stn. Sturm Ungewitter: ein ousrumpeln des
seh. wirt kumen ouf das houbet der posen (tempestas erumpens),
W— B Jer. 23, 19.
schawer-wind* stn. Wirbelsturm, turbo: wenn secht, der in
vewer wirt kumen und als ein seh. seine wegen (quadrigae) czu
gelden in dem unmute seinen grimmen und seine strafunge in dem
vlammen des vewers, W — B Js. 66, 15.
schawernak (schavernac, schabernac) stm. 1. rauhhaarige, (den
Nacken reibende?) Pelzmütze 2. ein starker Wem, vinum schawer-
nach, -nak, Prag. Str. 7 Var. zawernak, 123. seh. umb. 4 gr.,
Malvasier umb 5 gr., 123. In einer Urkunde von 1348 wird unter
schecher — Scheibe 611
den Dingen, die auf der Prager Brücke verzollt werden sollen, an-
getroffen viiium, quod Schabernack dicitur. Ottokar v. Horneck
Kap. 350 S. 310 a nennt unter den starken Weinen „ claret und
schafernakch", in einem allen Liede Neidharts (54, 13 und Anm.)
ist unter seh. ein im Winter getragenes Kleidungsstück, etwa
Pelzmütze, verstanden und erst darnach scheint scherzhaft der
Weinname gebildet (wie unser „Krätzer"). Wie heute als neckische
Possen schon bei Leibnitz Script, rer. brunsw. 3, 304 heißt es: „einen
hunde sande to schavernake". Kilian erklärt Schabernacken als
parasitari. Unter hessischen Flurnamen kommen vor: „auf dem seh.
oder auf dem schabenak. So J. Grimm, Einl. VI zum Prag. Str.
schecher s. Schacher.
Schechtel stn. perkvverk czum Seh. in Kuttenberg, mit dem
czun Kaufleuten durchschlägig verbunden, Tgl. Bgr. N. 4G, 1.
49, 3 u. 6. 50.
schechter (scheter, schetter) stm. feine Leinioand, Glanz-,
Steif leinwand: schehter wiz, buckeram den zwelef knehten wart
gesniten, W. v. W. 3581.
schedel stm. 1. Schädel. 2. Greis. 3. Trockenmaß: 3. wer den
markt inne hat, sal alle iar dem statschreiber drei schedel salz in
die kuchen geben, Prag. Str. 138. Ungelt auf einen seh. salzes ein
groschen, Saazer Urkdb. S. 42. {von Karl IV. 1377 erteiltes, von
Wenzel 1377, 12. Febr. in Prag bestätigtes Recht.) als ein kunic
von Behein haben wir — der Stadt Brüx — ewielichen gegeben das
uugelt von dem salzmessen in sulcher massen, das si uff ein schedil
salcz 1 grossen, uf 1js. seh. lj2 gr., uff 1/i seh. V4 gr. in der stat ze
Brnxe seezen und davon nemen mugen, Stb. Brüx N. 111, bestätigt
durch Wenzel, N. 112.
schedel (= schedelin) stn. kleiner Schaden: bez,z,er wser genomen
ein schedel dann ein schade, Alex. 6839.
scheden-lich (schede-, sched-lich) Adj. schädlich, seh. man
= der das Land unsicher macht, Missetäter: ketzerei — von scheden-
lichen leuten, Hier. 132, 6.
sehet' = schif stn. Schiff, T— B Job. 6, 22.
schefein, schefiii (schsefin) Adj. vom Schafe kommend: in
schefeinem gewande roubende wolfe , Hier. 47, 2. schefynne leder,
Olm. Stb. 113. hut euch vor den falschen weissagen, di czu euch
koment in scheffln gewanden, T — B Matth. 7, 15.
schefel stn. kleines Schaf: der arme hatte gar nichtesnicht
wenne nur ein deines seh., W — B Könige, II 12, 3.
scheferei (schseferie) stf. Schäferei, Traut. Chr. 195.
schefi'e s. scheppe.
scheffel, (scheffel, scheffelin) stn. kleines Schaff, Scheffel: die
wannen und die scheffl in der padstuben, Igl. Stb. III 212 a.
schef-tor* stn. Name eines Tores: von seh. bis in die pfarr-
kirche, Eger. Chr. 76.
schef'-turn* stm. Name eines Turms: man macht die Schlag-
uhr aufn seh., Eger. Chr. 82.
scheihe (schibe) sivf. (im Sing, auch st.) Kugel, Scheibe, Kreis
Bad, Walze : der sselden schibe im eben lief, Alex. 6240. umb daz, dorf
39*
612 scheibelat — schem-ber-lich
Czeisaw — und den teicht under der aw in der Scheiben (= „Scheiben-
teich") Igl. Stb. III 324a mit der wisen, genant Scheiben, 111193b.
scheibelat, scheibe-leeht, scheiblecht (schibeleht, -loht) Adj.
und Adv. rund, Scheiben-, icalztn förmig: die Golaczer (Kuchenbäcker)
in Olmiitz puchen scheibelat prot, Olm. Stb. 99 a. das ander gos her
ouf den alter (Altar) seh. umnie = per cireuitum, W — B Lev. 8, 24
rotunde sprichet (bedeutet) schibelecht, Trist. 1328. tavelrunde ist
alumine seh., 1332. s. auch Tveizenbrot und scheubalat.
scheibeling (schibelec, -ic) Adj. rund, Scheiben-, walzenförmig:
in dem seh. hörne = in cornu vertibnli = Runbaum, Const. I 20.
scheide stf. Scheidung, Trennung. 2. Grenze. 3. Scheide eines
Schwertes oder Messers. 4. Scheide am Pferdegeschirr: 3. beider
swert der scheiden blöz,, Trist. 1778. sie stiegen beide swert in die
scheide, 1860. ein peslagens messer in ein silbrein schaid, Igl.
Stb. V 281 d.
scheiden stv. V. tr. 1. scheiden, sondern. 2. schlichten, beilegen,
ordnen. 3. uneins werden, intr. 4. sich trennen, fortgehen, Abschied
nehmen: 4. schait euch von mir, ir verfluchten, in daz, ewig feur,
T — B Matth. 25, 41. schait euch (tretet zurück), 9, 24. Joseph scheid
(entfernte) sich in Egipt, 2, 14.
scheider (scheidsere, -er) stm. 1. Entscheider, Vermittler,
Schiedsrichter. 2. Scheidenmacher. 3.* eine Art von Bäckergesellen:
3. so mugen die beckengesellen, die man scheider nennet, unbrauch-
bare mülsteine abstossen, Traut. Chr. 136. wolü = scheiter s. d.
Scheidl-teuch = Teichname: Heiligen Creuzer gehülz unweit
des Seh., Eg. Achtb. II 222.
Scheidung stf. 1. Scheidung. 2. Zwietracht. 3. Entfernung,
Trennung. 4. Tod. 5. Entscheidung , Schlichtung: 2. daz, ir all
sagt diez selb und daz, nit sei seh. (zwitracht XL Bibel) unter euch,
T — B I. Korinther 1, 10. — 3. daz, czu dem munt inget, daz, get in
den pauch und wirt geladen in seh. (Ausscheidung), Matth. 15, 17.
ez. (die genossene Nahrung) get aus in Scheidung, Mark. 7, 19.
scheierlein* stn. drei silbreine pechrlein und ein seh. und
12 silbren leffl, Igl. Stb. V 224 d.
schein, schin (schin) stm. 1. Glanz, Strahl, Helle. 2. Sicht-
barkeit, seh. werden, wesen, tun = offenbar werden, sein, offenbaren,
beweisen. 3. schriftl. Urkunde, Zeugnis, Beiveis, Vollmacht. 4. Art
und Weise, icie sich etwas zeigt, Aussehen, Anschein, Benehmen,
Vorwand, Form, Gestalt, Bild, Person: die tragent junger järe
schin = scheinen jung zu sein, W. v. W. 5933. Pitagoras gleichet
uns (den Tod) zu eines mannes schein, der het baseliscen äugen, die
wanderten an allen enden der weit, Ack. 23, 14. als di ernstliche
bewerunge (der Behauptung , daß mit dem allgemeinen Nutzen und
Wohlstand auch das private gefördert werde) schein worden ist an
dem grossen kunige, hern Ottaker (IL), unserm liben vater, Const. 11
5, 9. er suchte ein fromdes mal czu schain (nahm die Einladung
zu einem Gastmahl eines Fremden an), Dal. 82, 11 (33, 20).
schein-ber-lich (schin-basr-liehe, -en) Adv. in die Augen fallend
glänzend. 2. offenkundig: die warheit, die man oft erforschet, di(
kumpt mer scheinperlich czu lichte (magis splendescit in lucem)
Const. 15, 6. gebt ir mir seh. ursach, Eger. Chr. 1177. wir haber
schein-bot — schelung 613
die cron — streitberlich behabt (im Kampfe behauptet) und seh.,
Dal. 143, 9 (66, 62).
schein -bot (schin-bote) swm. mit Vollmacht versehener Ver-
treter bei Gericht: ob er (Meingoz) oder sein seh. di — gult {Leib-
rente) gevodert haben, Eg. Str. L. Meing. 6.
scheinig (schinec, -ic) Aclj. 1. glänzend, leuchtend. 2. in die
Augen fallend, sichtbar, offenkundig: 1. einen man, der mit so
klarem lichte scheiniger was, Hier. 165, 26. ein überschöner man,
der sibenstunt scheiniger was denne die lichte sunne , 215, 2. des
andern tages erschein — Jeronimus sibenstunt scheiniger wenn die
lichte sun (sunne), 197, 13 und 219,25. 2. des richters treue wirt
scheinik mit der tilgende glesten (elucescet), Const. I 6, 3.
scheinunge (schinunge coruscatio, micatio nur Dfg. 153 c, 360 b)
stf. Beleuchtung: czu merer und breiter seh. der warheit (illuminatio),
Const. I 5, 7.
scheit (schit) stn. PI. schit, -er Scheit, Holz : wie sie die selben
frawen haben dermordet mit scheittern in einem keller, Igl. Stb.
IV 22 c.
Scheitel, -e stsivf. oberste Kopfstelle, an der sich die Haare
scheiden, Scheitel; Stirne: ir hermelwi^e scheitel, Trist. 697
scheiten (schiten) swv. Bäume in Scheiter hauen, spalten,
Eg. Chr. N. 1174. das gescheite holz, Traut. Chr. 242.
scheiter* stm. eine Art Weingartenarbeiter, der da scheitet
(vgl. bei Lexer: es sol kainer dem andern schalten in ains andern
Weingarten weder mit reben noch mit ubersticken noch kainerlei
schalten, Kaltb. 56, 131) oder wer Holz in Scheiter spaltet, so einer
dem andern seine hauer, grueber, scheiter, pantern, precherin oder
dergleichen arbeiter zue Weingarten und czue fehlt aufredet unnd
abspennig macht, der muß 5 fi Strafe zahlen, Chlum. VII 25.
schei^-haus (schi^-hüs) stn. Abort, latrina, cloaca, stercorium:
sie trugen hervor die seule Baals ous dem tempil, vorbranten und
czumulten die und czubrachen das hous Baals und machten dovor
aldo scheisheuser unez bis in disen tak (latrinas), W — B Könige IV
10, 27. s. auch schi^-stat.
Scheidung stf. Tadel, Beschimpfung: auf sulche seh. und
lesterung, Elbog. Chr. 105, 33.
schelel* stn. kleine Schale: ein silberein seh., Stb. Brüx N. 226.
schelkel (auch schelkelin) stm. Demin. von schale 1. Leib-
eigener, Knecht. 2. schlechter Mensch. 3. Possenreißer: 2. du letil,
du seh., Igl. Str. (68), S. 333.
schelni, -e (auch schalm, -e) swstm. Pest, Seuche, bes. Vieh-
seuche: si ex pestilentia, quod vulgariter schelm dicitnr, moriatur,
tunc cutem demonstrando, liber erit — sc. pastor., Brunn. Str. I 528.
und werden schelm (pestilentz XI. Bibel) und hunger und erdbid-
munge , T— B Matth. 24, 7. der begunde die Persän vellen nider
als der schelme tuot da^ vie, Alex. 9087.
schelmig Adj. 1. pest-, verderbenbringend. 2. vom verreckten
Vieh stammend: 1. disen schelmigen menschen, T— B Btb. 24, 5.
„Wir haben diesen Menschen als eine Pest erfunden".
schelung* stf. Streit, Zwist: was do seh. und czweiung ist
czwischen in (den kursnern) u. den sneidern, Olm. Stb. 103.
614 schemde — scheniig
schemde (auch schamede, schamde) stf. 1. Scham. 2. Schmach,
Schande. 3. Schamteile: 3. Und do das Cham dersach — seines
vaters seh., also das sie was enplecket, do sagte er es — W — B
Gen. 9, 22. hedeckten ires vaters seh., Gen. 9, 23. die seh. deines
vaters housvrowen soltu nicht oufdecken, wenne es ist deines vaters
schände, Lev. 18, 8. 1. als sie — in schemde bäten, daz, er in
herberge gsebe, W. v. W. 4985.
seheinelern * (von schemeler stm. ekelerregender Bettler, Krüppel)
beschämen, mit Schmach überhäufen: ich schreib dise ding nit, daz,
ich euch schemler (wölte sehenden XI. Bibel), T — B I. Korinther 4, 14.
got derwelte di turnen ding der werld, daz, er schemler (sehende
XI. Bibel) die weisen, I. Korinther 1, 27. versmecht ir di kirche
Götz und schemlert di, di da nit haben? I. Korinther 11, 22.
scheine -lieh (auch schamelich) Adj. 1. schamhaft, züchtig.
2. verzagt. 3. der sich schämen muß. 4. Schande bringend, schänd-
lich, schmählich: 4. ein schemliche tocken = garstige Puppe, Ack.
37, 1. seh. ferung die beezwinge euch gröblichen an aller stat, 2, 1.
doch ist es (das Schmähen der Frauen) werlichen euch schentlich
unde den frauwen seh., 46,7. owe der schemelichen not, die dise
zwei gelieben liden! Trist. 3094. die seh. smäheit, 3119. daz, vor
schemlicher not die Kriechen wurden rot, Alex. 21425. daz, schem-
lich wort (die schnöden rede) , T — B Koloss. 3, 8. sie het seh. sit
{war schamhaft), Dal. 96, 7 (41, 7). eins schemlichen todes sterben,
Böhm. Chr. 59. äne schemeliche not (ohne Schande), W. v. W. 6251.
nach gerihtes gebot so nemt ir schemelichen tot, 6206. Seh. ist mir
czu sweigen, so die steine rufen, Hier. 109, 11. Einen ungerechten
erczteiler sal man von seinem ampte mit ewigen schemlichen
(D, schemigen H.) leumunde abseezen (infamiaperpetua), Const. I 17, 3.
das er ein seh. dinck hette geworcht (foedam rem operatus esset),
W— B Gen. 34, 7. irrsaliger oder schemlicher ding zuschreiben,
Saaz. Urkb. S. 180.
schemeliche, -en (auch schame-liche, -en) Adv. 1. auf scham-
hafte Weise. 2. auf schmähliche, schimpfliche Weise: e sie danne
schemelich ersterbent, herre, sie werent sich, W. v. W. 5956. etliche
sint dib oder sust in andern sunden schemlichen gevangen, Hier. 23, 21.
do must er dester schemelicher vallen, 153, 22. das sie sant Silvanus
in so grossen Unschulden so schemlich gehandelt betten, 164, 5. als
sie in die stat Constantinopel schemlichen in schänden — gefuret
waren, 173, 19. oder es ist in czu verweisen schemlich = alioquin
ipsis improbabitur, Const. I 4, 8.
scheme-lichen siev. tr. beschämen: wan ich werd geschemlicht in
kaim (in nichts zu Schanden), T— B Philipper 1, 20. der da gelaubt an
in, der wirt nit geschemlicht (geschenndet XL Bibel), Körner 9, 33.
10,11. Paulus schemlicht di Juden, Botenb. 9, 22. wir werden nit
geschemlicht von im in seiner czukunft, I. Job. 2, 28. daz, ir icht
Avert g. an dem tag unsers Herrn Jhesu Kristi, IL Job. 1, 11. werden
g., die da leidigent eur gut Wandlung (Lebenswandel), I. Peter 3, 16.
der an in glaubt, der wirt nit g., I. Peter 2, 6. Got, der wirt nit
geschemlicht ze werden gerufen ir got, Juden 11, 16.
schemig, -eg (schamec, schemec, -ic) Adj. 1. schamhaft, ver-
schämt, züchtig. 2. Schande bringend: noch man selten in verseit
schem-likeit — schent-lich 615
(eine Gabe), daz, schuof ir schemege kintheit, W. v. W. 4861. ein
scbemiges weip (pudorata m.), W— B Sirach 26, 19. Er ist mir gleich
reiner, keuscher, schemiger gewest, in allen tilgenden, Hier. 225, 3.
2. als im dennoch die schemigen Scheltwort in dem unreinigen munde
waren, 192, 4. allermenniclichen yolget seinen schemigen wollusten,
195, 7.
schem-likeit* stf. Schande, Schmach: in derselben seh. der
unkeusch, T— B I. Peter 4, 4.
schem-nüsse stf. (pudibunda nur Dief. n. gl. 308a) Schamteile:
durch die menige deiner posheit sint emplecket deine seh. (vereeun-
diora), W— B Jer. 13, 22.
sehenden swv. zu schänden machen, beschimpfen, lästern, tadeln:
ob der clager clagt und schendet und der antworter in anspricht
mit statrecht = si criminaliter actor egerit reo ipsum civiliter impe-
tente , Const. IV 7, 8. subst. Inf. : bei loben und bei sehenden sol
fug und masz sein, Ack. 44, 3. Ewer unvernünftiges frauwen
sehenden, 46, 4 u. 6.
sehender stm. 1. iver andere in Schande bringt. 2. sie schmäht:
2. Frauen sehender müssen gescheut werden, Ack. 46, 4 u. 6.
schendunge (blasphemia, vituperatio DFG, Confusio Evang. 293)
stf. confnsio, Schmach : die gegeben sint in das swert und in den roup und
in die seh. iren veinden, W — B Judith 8, 19. Geschant werden sie von
seh., die do hoffen in ergrabne pilder (in sculptili), Js. 42, 17 u.
Ps. 68, 20. sulcher red vil und seh. (Schmähung), so er dem burger-
meister — tete, Elbog. Chr. 135, 19.
schenk, -e stf. 1. Geschenk, Gabe. 2. Schmaus oder Mahl bei
gewissen Anlässen: 2. wenn der gesell nach handwergs gewonheit
14 tage gearbeit hat, so sollen ihme maister und gesellen, wo ers
begeren wird, schenken und di schenke nicht höher aufahen denne
das es dem man umb 3 groschen ist, Traut. Chr. 173. stn.* Eg.
Str. C 13.
schenke swm. 1. Mundschenk. 2. adeliger Geschlechtsname.
3. wer Wein oder Bier schenkt. 4. Geber, Schenker: 1. seh. des
kuniges, W— B Esdr. II 1, 11.
schenken siov. rückuml. abs. einschenken, zu trinken geben,
tr. tränken, zum Yerkauf ausschenken, propinare: Außerhalb der
Stadt darf niemand ein Getränk seh., Igl. Str. 182.
schenken-meister* stm. oberster Mundschenk: czu letzten der
seh. gedachte an Joseph, W— B Gen. 41, 9.
schenk -haus (= -hüs) stn. Schenke: in den schenkheusern,
Igl. Ms. S. 22.
Schenkung stf. das Ein- und Ausschenken; Gabe: seh., Traut.
Chr. 173 = schenk (1).
schenk-va^ stn. Gefäß zum Einschenken: seh. des zorn Gots,
T— B Offenb. 16, 1-4. 17, 1. 17, 4. 21, 9. guldeine seh. vol der
gesmag (voll Greuel und Unreinigkcit), Offenb. 5, 8.
schent-lich (auch schantlich) Adj. entehrend, schmachvoll: doch
ist es (das Schmähen der Frauen) werlichen euch seh. unde den
frauwen schemlich, Ack. 46, 7.
616 schep-büch — scheppe
schep-büch (= schopfbuoch) stn. Gedichtbuch, lat. Quelle einer
Geschichte: ist geschriben in seh., wie er sint müste suchen fremde
lant, Ernst 103.
scheppe, schepfe swm. juratus, scabina geschworner Schöffe
und zwar a. = Bergschöffen, berggesworne, jurati montanorum, die
unter Vorsitz des bergrichters {dieser ist bis in die Mitte des
13. Jahrh. der zugleich regal- als grundherrliche Beamte der berg-
meister, von wo ab bergmeister soviel wie Vorstand der Gewerkschaft
bedeutet, der Urbarer, in Kuttenberg der Münz- oder Hofmeister,
ausnahmsweise der Stellvertreter des Königs der Kämmerer oder
Unterkämmerers) s. berggesworne. — b. Mitglied des Stadtrates,
gesworner der stat. Der Stadtrat setzt sich in Iglau wie in Freiberg
zusammen aus dem „sitzenden" und dem „alten" Bat und zwar
zählt er in lglau 12, in Freiberg 24 scheppen: wann wir nur
XII scheppen haben, Igl. Str. 181 und 257. Kein seh. kann in
eigener Sache Zeuge sein: wen kain sehep in seiner aigen sach im
selbs nicht mag geezeugen noch (nach) dem rechten, (68) S. 33-1.
ein scheppe mag im selber nicht gesteen, I S. 356. Form des Schöffen-
eides: er legt nicht die Hand aufs Kreuz, sed pollicem manui includit,
altos sequentes duos digitos erigendo, darf auch über die Form des
Eides bei andern Geschworenen sich informieren und hat das Becht
der holung, 2, man kann sich durch Geschworene teirksamer ver-
teidigen als man durch sie überwunden werden kann, 10; die Kraft
ihres Zeugnisses bezieht sich bloß auf das Weichbild der Stadt,
doch können sie in gewissen Sachen auch in einer oder über eine
andere Stadt Zeugnis ablegen, 20. Es genügt das Zeugnis eines
einzigen Geschicorenen, in welcher Sache immer, es hätte sich denn
der Beklagte selbst auf eine bestimmte Anzahl Schöffen berufen, 21.
283. Er beschwört seine Aussage nur auf Verlangen der Gegen-
partei, 23. Dorfschöffen können innerhalb der Grenzen ihres Dorfes
wie die Stadtschöffen bezeugen, 24. Bevor ein Geschworener den
Eid ablegt, soll er solange über dessen Inhalt belehrt werden, bis er
ihn begreift, 29. Er ist nach seiner Besignation als Geschworener
nur als einfacher Zeuge zu betrachten, 130. Ihr Anteil an Straf-
geldern, 181. 276. Sie sollen heimliche, der Stadt schädliche Zu-
sammenrottungen bestrafen, 189. Wer einen scheppen schlägt, ver-
fällt mit 10 Mark, 136, wer ihm das Schivert nicht übergeben will,
mit 30 kurzen Schillingen, dem richter mit 60, Igl. Str. 138. Be-
stimmungen über sie, 189. seh. als totbettleute, 234. Wenn ein
seh. als Zeuge sich auf seine Mitschöffen beruft und diese nichts
davon wissen wollen, so ist sein Zeugnis ungültig, 254. Bei Ein-
räumung eines Tages für den verczalten braucht bloß 1 Schöffe mit
dem Richter an dem Buch zu sitzen, 257. wi vil scheppen mit im
(dem richter) siezen schullen an dem puch — tu wir euch kunt,
wann ein scheppe an dem puche siezet, so ist sein genuk, 257 a und b
S. 149. Das Zeugnis der seh. hat mehr Kraft als das Losungs-
register, 301. Ein vater und ein sun oder czwene bruder sollen
nicht miteinander scheppen sein, I S. 356. seh. haben gewalt alle
Sachen zu richten an alleine, die in urteil von hofe werden vorpoten,
u. wenn urteil werden gestrafet und der strafer sich gen hofe be-
ruffet oder wenn jemand gegen den richter hett zu tedingen. —
scheppe 617
Wenn ein seh. missetut, so soll er es ebenso büßen wie ein anderer. —
Nur der König oder der Richter sollen ihn zwingen, bei seinem Eide
auszusagen. — Wenn er Zeugenschaft geben will, so sollen ihm
2 Schöffen zur Seite stehen, Igl. Str. I S. 356. Const. I 4, 4.
Die Schöffen der Stadt, in deren genau bestimmter Nähe ein
Bergwerk liegt, haben aber auch große Rechte in Bergangelegen-
heiten. So erfolgeil 1. Bergwerksverleihungen durch den Urbarer
(hofraeister in Kuttenberg) nur mit dem rate der scheppfen czu der
Ygla in dem gepirge oder in den Stollen under irem ingesigel und
der urbarer, Igl. U — AI, ivobei de consilio soviel wie das im Text
folgende Wort consensus „Weisung" bedeutet. Man vergleiche, Igl.
Str. Artikel 50, 3: satisfaciet seeundum consilium judicis et juratorum,
Artikel 54, 4, de consilio juratorum puniatur Jirecek, I S. 108 u. 110.
Über das Recht, scheppen zu seezen s. Igl. Bgr. 101. — 2. Stollen-
verleihungen erfolgen de consensu judicis et civium = mit vor-
henknusse des richters und der purger also der Stadtschöffen, Igl.
U — A 9. — 3. Heimfallserklärungen erfolgen nur durch die Urbarer,
assumptis iuratis, U — A 7. — 4. Nach Igl. U — A 14 erheben die
Stadtschöffen auch auf die Überscharen Anspruch, die als unver-
messener Grund rechtlich mir dem Regalherrn gehören: „ist es iebt
uberig über die czwai leben, das da haisset ain uberschar, das ge-
fallet czu nueze den burgern", U— A 14. Und als man gemizet und
wiert danne an der maze iebt über als czwai purgeriehen, daz
heizet man ein uberschar und. gehört di purger an , U — B 22. Die
Const. II 2, 5 nehmen aber die Überscharen gegen die Igl. Bestimmung
(non obstante Iglaviensi constitucione) für den König in Anspruch:
Abir die Übermasse czwischen denselben czweien gemessen pergen
di geboret czu unser urbor von alder bewerter gewonheit der leute
und sol do wider nicht sein in disem teile, was ander (z. B. die
lglauer) pergleute gesaezt han. — Nach der Annaberger Bergordnung
v. 1509 Art. 24 und darnach in der Joachimstaler B.-O. 0. 1518
fallen die Überscharen je zur Hälfte den Anliegern zu. Bei allen
Vermessungen von Bergen oder Stollen kommt den Schöffen der
dem Bergwerk zunächst liegenden Stadt eine paritätische Intervention
zu wie dem Regalherrn: Igl. U— A 1; U — B 1; DIR 1 und 18;
Schemn. Bgr. (2) ; Freiberger B. § 2. — In wichtigen Fragen wird
durch die Stadtschöffen das Berggericht verstärkt, in späterer Zeit
überhaupt durch sie besetzt. 5. Anrecht auf die 2 Bürgerlehen.
Der zur Zeit der Vermessung eines Berges amtierende Schöffenrat
hat Anspruch auf je ein Nebenlehen zu beiden Seiten der Fundgrube,
Bürger- oder Schöffenlehen, wie der König zu je einem Königslehen.
U— A und U— B3, {abweichend Deutschb. B. (67); DIR §13,6);
Const. II 2, 3; Spr. N. 14 und 15, deren Verwertung entweder durch
eigenen Bau (Const. II 3, 10; Igl. Bgr. N. 15) oder Verkauf (Const. III
6, 2) oder Verlehenschaftung (Const. II 2, 15) erfolgte. Während es
im Igl. Bgr. N. 15 ausdrücklich heißt: „das das purgeriehen di
scheppen, di czu der czeit scheppen sint, so man einen perk misset,
von rechte angehöret, und diselben scheppen underwinden sich des-
selben purgeriehen und pawent es mit ir selbes gut; und was ge-
winnes und nuezes dovon gevellet, das ist ir besunderlich und nicht
der stat gemeinklich; so spricht der Vertrag König Wenzels IV. mit
618 scheppe
den Kuttenbergern von 1401, Igl. Bgr. N. 51, 8, von dem freien
Neuntel, das man geben sol: von dem kunigslehen und der uberschar
uns (= dem König), von burgerlehen den burgern, perkleuten und
der gemein des berges czun Cbuttn und vom herrenleben den
herren, den das mit recbt angeboret — , tvie auch in der Handf.
des Klosters Czedlilz und der Stadt Kuttenberg v. 1418 „die gemeine
des egenanten bergs" auf die Bürgerlehen Anspruch hat. Das
Kuttenberger Schöffenkollegium erhält durch einen Gnadenbrief von
1386 das Recht auf alle erblos erstorbenen Berggüter „das die —
scbeppben des berges — damit des berges und der gemeine nucz
schaffen". Aus den Burgerlehen scheinen so nach dem Wegfall
der Nebenlehen die Kuxen der Gemein entstanden zu sein.
c. Das Bergschöffenkollegium verstärkt sich durch Zuziehung
von Stadtschöffen 1. in schwierigen und bedeutenden Angelegenheiten:
wan des not ist in grossen Sachen, so sullen die geswornen des
pergis di gesworn der stete und eldisten aus dem folke czu in rufen ;
wann was man forschet von vil leuten, das vindet man dester
leichter, Const. I 5, 7. — 2. bei Rechtssatzungen und Rechtsmit-
teilungen, bei denen vom Anfang an die Entscheidung, bei dem
Stadtrat, den Stadtschöffen, liegt. Daher lautet auch die Überschrift
des DIR: Dis sin di bergrecht, di von allirerst, do bergwerck
fanden wart in Behemen unde in Merhern, von den bürgern von der
Ygla unde von den eldesten bergluten bestetiget unde bescliriben
sin unde vorsigilt mit der stad unde der burger ingesegil, eim icz-
lichen bergmanne czu vorlisen unde zeu gewinnen. Vgl. auch den
Eingang zum Goldberger Bgr. Zivier S. 264. — Als Berggericht
erscheint der Stadtrat von Iglau in Igl. Bgr. N. 92, 1, von Kutten-
berg im N. 49, 11 und N. 53, 23, über den v. Tamowitz vgl. Stein-
beck II S. 181.
In dem perkrechte so hat di bekentnusse, di do geschieht vor
einem geswornen scheppen, in was grosser sachen das ist, gutes
geezeugnusse, volle kraft und macht. — di geswornen sullen — von
ires amptes wegen peide in der morgensprache und in dem gerichte
volle macht haben czu besagen und czu rügen. Aber wen si sam
gemeine leute geezeugnusse czu sprechen gefuret werden ader wan
man si in geezeugpriefe einschreibet, so machet ein gesworn man
allein nicht ein volle bewerunge — Const. IV 11, 8. Die Ernennung
der Bergschöffen (Bergmeister = Schichtmeister , Steiger, Schreiber,
Zimmer- und Hutleute) kommt nach Igl. Bgr. dem Regalherrn und
nur auf Grund eines von diesem erteilten Privilegs — wie es Iglau
und Kuttenberg besaß, den Gewerken zu: Haben di gewerken an
irer hantvest, das in der herezoge das hat erleubt, das si scheppen
seezen, so mugen si es wol getuen mit recht; also mugen auch di«
urborer, ob es in der herezog hat vorlihen. Ist des alles nicht, sc
hat der herezoge von rechte scheppen czu seezen, oder weme hei
das von seinem gewalt empfilhet, Igl. Bgr. 101. — Über die Weth
der Stadtschöffen in Olmütz vgl. Olm. Stb. 64, über die in Böhm
Kamnitz Linke S. 299, hier bilden die 12 Schöffen mit dem Bürger
meister an der Spitze die oberste Verwaltungsbehörde des Gemeinde
Vermögens und zwar: 1. des der Gesamtheit gehörigen und zu ihren
Nutzen verwendeten; der Einkünfte aus dem Geschoß der Gärtner
schepfen — scherg-stube 619
den Zöllen, die seit 1394 von jedem Gebräu, von der Badstube
(1515 wöchentlich 16 Pfennige) vom Salzhandel und von ein- und
durchgeführten Waren der Stadt gezahlt werden mußten, Geld für
Ausstellung von Urkunden unter Stadtsiegel, Strafgeldern usw.
2. des unbeweglichen Gemeindevermögens {Holz und Weiden, die
von jedem Bürger und Gärtner benutzt werden durften). Die
„schepfen", an wenigen Stellen „gesworne ratmannen", gegen Ende
des 15. Jh. vereinzelt auch circumsedentes, mittegenossen oder mit-
herrn genannt, werden aus den Vollbürgern von 12 Wahlmännern
geivählt, von denen 6 vom Rat aus seiner Mitte, 6 von der Gemeinde
bestimmt worden. Der Rat wird jährlich geivählt, doch können
wieder dieselben geivählt werden. Vor dem Rat und den Stadt-
ältesten hat der Bürgermeister nach der Amtsniederlegung Rechen-
schaft zu geben.
schepfen* sivv. (—schaffen st. IV. oder swv.) erschaffen, creare :
wort, das alle dink schepfet (creans), Sol. 10,26. Hestn mich nicht
geschepft, so wer ich nicht, nu so du mich geschepft hast, so hin ich,
Sol. 28, 11.
scliepfen-brief* stm. schriftliches Schöffenurteil: als ir rat-
manne den scheppfenprief unkreftig getailt habt, Igl. Bgr. N. 100, 2.
schaepenbrief, Traut. Chr. 71.
schepfen-meister stm. Meister der Schöffen, magister scabi-
norum, Igl. Bgr. N. 40, 1. Ditel Kint, seh. in Kuttenberg, N. 11, 2.
Ditterich Bisch, scheppenmeister in lglau, N. 30, 1. unser eit-
genossen u. seh., Igl. Str. 276 ; Igl. Espr. V.
schepfen-tisch, schoppentisch stm. Gerichtstisch der Schöffen :
so werdet ir richter und geschworne euern schöppentisch einnehmen
Einl. zum Dreiding v. Politz.
schepfenunge stf. Schöpfung: reiche deine hant deiner seh.,
die du schepfer aller dinge aus erde gemacht hast, Hier. 72, 14:.
aller seh., Hier. 146, 4.
scheps, schaeps stm? eine Art Nachbier, Kovent, Traut.
273. 339. = Schöps s. schöpf.
schep-tiim (scheffentuom) stmn. Amt, Würde eines Schöffen,
Igl. Str. (68).
scherecht (= schareht, schereht) Adv. haufenweise : ous giengen
alle vrowen noch ir scherecht mit poukenden sank sie vorsprechende,
W-B Ex. 15, 20.
scherer (seheraere, -er) stm. 1. Scherer, Barbier, Wundarzt.
2. Schaf scher er: 2. meinen scherern (tonsoribus), W— B Kön. I 25, 11.
den scherern seiner schaf, Gen. 38, 12.
scherf*, scherpf*, schurpf* stm.(?) Graben, Einschür fung
zur Bezeichnung der Grenze: den 21. sept. habe ich die seh. verneut,
Eger. Chr. 631. scherpff, N. 907. schurpf, 678.
Scherge, scherje sivm. Gerichtsbote, -büttel, Scherge: sine
Schergen, Trist. 3286. 3307; Brunn. Str. II 201.
scherg- stube swf. (von scherge Gerichtsbote, Büttel, Scherge)
Gefängnis: czwain — scheppen — schol man enphelhen, di alle
mantag in die schergstuben gen und warten, Aver da gefangen lig,
Brunn. Str. II 201. unter mawer, die do schait die schergstuben und
Honns Lidls czuheusl hinten im hoff, Igl. Stb. V 187 d.
620 scher-mez,z,er — scheuzlich
scher • nieder (scher-niez,z,er) stn. Scheer-, Rasiermesser, nova-
cula: sol kein seh. nicht geen ouf sein houbet unez bis ouf den
erfulten (completum) tak, W — B Num. 6, 5. des houbt kein seh.
wirt nicht anrüren, wenne er wirt ein nazareer gotis, W — B
Siebter 13, 5.
schermotzel (= Scharmützel, -mützel aus ital. scaramuccia von
schermire ahd. scerman, schirmen, fechten stm. Gefecht kleiner
Scharen, Scharmützel, Elbogen Chr. 145, 1.
sehern stv. 1. 2 1. schneiden, scheren: tn in scheren die helse
mit dem swerte, Böhm. Chr. 99. 2. lant seh. = ernten, wo man ge-
sät. 3. abteilen, ordnen. 4. belästigen: si betten einen scharphen
wirt. man vindet in noch der geste schirt und vmgefuoge niesen
kan, W. v. "W. 5369, 5. refl. sich verwandeln in. 6. intr. schnell
eilen, entkommen, s. üs-schern.
scherper*, scherpfer* stm. die die Keilhauen der Bergleute
zum Schärfen und Spitzen tragen: das icht den scherpfern (E., scherpern
H.), die die perkeisen czu der smitten tragen, von den smiden —
gewalt geschehe = aecutoribus, qui vulgariter Scherper dieuntur —
Oönst. 1 12, 10.
scher-tisch stm. Tisch zum Tuchscheren: ein seh. und die best
scher, Igl. Stb. III 329 b.
schetz, -e (== schez,, schöpf, schöpf aus slav. skopec von skopiti,
kastrieren) stsivm. Schöps, Traut, Chr. 236. 249.
schetzen (auch schätzen) swv. 1. Schätze, Geld sammeln.
2. schätzen, den Wert bestimmen. 3. jemandem etwas anrechnen.
4. erwägen, glauben: 1. nichten weit euch seh. ain schätz in die
erd, do in der rost und die milben verwustent, T — B Matth. 6, 19.
scheubalat (schibeleht, -loht, scheibüleht, scheiblot) Adj. rund
wie eine Scheibe, Eger. Chr. 1136.
scheuer (schiure) swstf. Becher: ein vergulte scheurn, Eger.
Chr. 76. ein erber rathe hat auch konigl. m(ajestet) — mit der
scheuern und andern verertt, 1200 S. 380.
scheuhen (schiuhen, schiuwen swv. Prät. schiuhete, schiuhte,
schuhte, schuwete, Part, geschohen) 1. tr. scheu machen, erschrecken.
2. verscheuchen, verjagen. 3. intr. scheuen, aus dem Weg gehn,
meiden. 4. mipers. scheu werden. 3. dis vümlei lugen schol man
scheuhen und meiden, wan sie alle sein totleich sund, Joh. t. Igl.
8. Gebot.
scheune (schiun, -e) swstf. Scheune, Speicher: ous den offenbaren
schennen = ex horreis publicis, W — B Gen. 47, 22. in die scheunen,
W— B Gen. 41,35. ous den scheunen = de areis, Num. 15, 20. vor-
vluchet wirt dein scheune (horreum tuum) , Deut. 28, 17 ; Par. II
11, 11 ; Esdr. II 13, 12. eyn gertil (kleinen Garten) mit der schewen
nicht vorseezen , vorkummern , vorkawffen, Igl. Str. 327.
schennge (schiuhunge) stf. Scheu, Furcht, Grauen, in schewunge
Ack. 54, 11.
scheuzlich (schiuz-lich) Adj. 1. scheu, verzagt. 2. häßlich,
abscheulich: was seh. ist, das ist leichtlieh zu halten, Ack. 30, 22.
Herre, in deiner wurkunge ist nichts greulichers, nichts scheutz-
lichers — dann der tot, 21, 10.
schevelier — Schicht 621
schevelier, schevalier stm. Ritter: Dalkors hone schevelier
der was ein ritter also fier, Trist. 2031.
schickt stf. 1. Ereignis, Begebenheit, Geschichte, Sache.
2. Schickung, Zufall. 3. Eigenschaft, Art und Weise. 4. An-
ordnung, Ordnung. 5. Reihe an- und übereinander gelegter Dinge.
6. her gm. a. Bank verschiedener aufeinander liegender Gesteinsarten,
b. bestimmte Zeit bergmännischer Arbeit, sodaß z. B. in dem böhm.-
mähr. Bergbau Tag und Nacht zusammen in 4 Schichten, also zu
6 Stunden zerfallen; c. die eine solche Schicht arbeitenden Bergleute;
d. lange Schicht = Tag und Nacht.
2. Wann mein zeit komen ist in sulcher Schicht, das ich aus der
werlt fare, Hier. 59. 22. — 6 b.): alle stunden tags und nachtes pei
den perkleuten allein in vier stunden geteilt sullen sein. Di erste
heisset tageschicht (auch erer = frühere, erste tagschicht), di ander
stunde loser tagschicht (d. h. der ablösenden Kameraden); di dritte
stunde nachtschicht {auch erer nachtschicht), di vierde stunde loser
nachtschicht, Coust. 1 18, 1. Und den anefank iczleicher der vier
stunden sol der kundiger ausrufen durch den ganczen perg und
sullen si allen offenbaren, das peide: tegleiche und nechtige werk
gleich von allen arbeitern gehalden werde, 1 18, 2. Wir vorpiten
auch, das kein arbeiter czwu schiebt aneinander arbeiten sulle, das
er nicht abneme an der arbeit; und das sullen di hutleute des ge-
pirges bewaren mit allem fleis, 1 18, 3 u. 1 12, 8. — Über das Ende
einer befristeten Lehenschaft bestimmen die Const. III 6, 16 : Ist das
das czil kumpt auf ein tag, der czu arbeit bescheiden ist (Werktag),
czuhant in der nebesten ausrufunge der ersten nachtschicht so be-
heldet der besteer (die Lehenhäuer) furpas nichtesnicht rechtens.
Ist aber, das der heilig tag einem werkentag nochgeet, der bescheiden
ist czu gewissen czil der hinlassunge, so ist des besteers recht durch
der nehesten vigilie willen umb die ausrufunge der leezten tage-
schicht naturlich und ernstlich vorloschen und ausgangen. Doch
soll die Zeit, während welcher die Lehenhäuer von den Haupt-
gewerken in ihrer Arbeit gehindert wurden, in die Frist nicht ein-
bezogen werden, Const. III 3, 2. — 6c.) Zur Beschlußfähigkeit einer
Gewerkenversammlung zum Zwecke der Verleihung von „Bergteilen,
Erbstollen oder Lehenschaften" ist die Amvesenheit von 5/8 der Ge-
werken = 2ll2 Schichten erforderlich: Ist abir, das man wil vor-
lihen uff einem berge adir uff einem stollen, so sal der bergmeister
den gewereken an eime sontage adir an eim andirn tage, welichir
in gefeilet, uff das gebirge czusammene gebiten, unde was do vor-
legin wirt unde beschreben, das hat craft. Ist abir, das di drie
Schicht darkomen unde di virde nicht, kumen halt fumf achteil unde
di drie nicht, di virde schiebt noch di drie achteil mögen nicht ge-
hindern , di andern lihen , weme si wollen , D I R I 15, 3. Nach den
Const. I 7, 9 genügt hierzu die Amvesenheit von 17/32 der Geiverken =
2 Schichten und il32: Und ab si (die vom Bergmeister zusammen-
gerufenen Gewerken) denne alle kumen ader czu minsten von czwein
schichten und von einem XXXII teil, so sullen si ausnemen in dem
perg ader in dem lehen ader auch lehenschaft, ab si gross ist, als
vil, als si wollen behalden czu irem pawe und arbeit. Was denn
uberig ist doselbist, das man an der gewerken schade und minner-
622 schichtig — schicken
nusse pawen mag, das mag der selbe perkmeister wol leihen mit
gesaczter eigenschaft von den gewerken und czu eim bescheiden
(= von ihnen bestimmten) czile. Beim Erzteilen werden dem König
als Regalherrn zunächst Vs (^er Gesamtförderung als Urbar, von
den übrigen 7/8 ein Neuntel als „Schmiedeneuntel" zusammen also 3/9
der Förderung zur Seite gelegt, die übrigen "o *w ^ Schichten
geteilt; sind jedoch Lehenschaften vorhanden, so werden nach der
Urbar und dem Schmiedeneuntel noch '/ie von der Lehenschaft dem
Könige zugewiesen und den Lehenheuern ihr vereinbarter Teil ab-
gezogen, der Rest erst unter die 4 Schichten geteilt. Vgl. Const. 1 16.
6d.) Welich lehen di (zur Beaugenscheinigung hingesandten Ge-
schworenen, z. B. Steiger) besagen, das si di andern trencken, di
sal man czu den andern eigen in drien tagen, di heissen dri lange
schiebt, DIE I §6, 2. Sind dem malen und di scheppen gesehen
haben das wasser gen von dem vreien stein in den alten stein und
das besagt haben uf iren aid, so schol man di grübe und di lehen
von den vreien stein aigen czu dem lehen von dem alten stein in
dreien tagen, das heisset drei lange schiebt, Igl. Bgr. N. 66, 3. Ein
vorleiher hatte vorlihen ein lenschaft andern arbeitern, di er ledig
fant drei lange Schicht, nach der saezunge des rechten. Das wider-
sprach Niclos Kint mit dem rechten und sprach, der vorleiher hett
nicht recht gefaren, wenn er hett vor mittag und nicht nach mittag
verlihen. Doruber teilten di scheppen von dem Aldenberg, er hett
wol verlihen — icas der Igl. Oberhof bestätigt, Igl. Bgr. N. 81.
Wer teil an hespeln oder an lehenschefften, di furbass umb ein junge
eigenschafft sindt vorlihen, vor kost (wegen Nichtzahlung des Arbeits-
lohnes) will gewinnen, der darff nicht mer darüber clagen dan drei
arbeittende irer tageschicht, das heissen drei lannge schiebt; wann
er di geclaget und boten genemet und si heischet alss recht ist,
so hatt er gewunnen, DIR II 22b. — vuinf lange schiebt, Igl. Bgr.
N. 117, 2. — Weil ein Gewerke drei Schichten (ssichty) versäumte
und das Geld nicht erlegte, — soll dieser Teil den andern Gewerken
mit allem Zubehör ohne Widerrede zufallen, Igl. Bgr. N. 86, 3; D I B. 28.
schichtig* Adv. in Schichten, schichtweise: die toten sind in
die grosze gruben seh. auf einander zugegraben worden, Traut.
Chr. 45.
schicken swv. 1. schaffen, tun, bewirken. 2. ordnen, anordnen, |
einsetzen, besonders: 3. testamentarisch vermachen. 4. zuteil werden
lassen, zurüsten für. 5. bewegen, richten, icenden. 6. abordnen,
senden. 7. reflex. sich anschicken zu, richten nach eticas, sich fügen,
begeben: da (an ihrem Leibe) was niht an vergeben, es wser zuo-
bracht als ez sol gar schoenen lip schicken wol, W. v. W. 937
AVillalm üf sime rosse saz,, kein mäler möht in geschicken baz,, 3216 f.
ich waen kein snitzer mich des wene, daz, er ein bilde schicke
zuo so wunneclichem blicke (als ihn die Schönheit der Tochter
des Darius darbot), Alex. 16983. ninder was er (der man) ge-
schicket wol (schön), Alex. 25410. so schicket (richtet ein) iuwer
warte (der jeger) also, daz, — , Trist. 2385. schicket, daz, der hirz
gein Tintajol die richte loufe, 2388. also werdent auch manige ge-|
schickt gerecht durch di gehorsam eins menschen, T— B Rom. 5, 19.
die rinnen legen und seh. auf sein selbe gelt, Igl. Stb. III 139b.
schickunge 623
alle notdurft zu dem prun seh., 111325c. wiederherstellen, ivieder
brauchbar machen, heilen: die hant wart im wider geschicket (die
früher steif gewesen) , T—B Mark. 3, 5; Luk. 6, 10; Matth. 12, 13.
der blint war wider geschickt also daz, er sach klerlich alle dink,
Mark. 8, 25. 2.) ein man geschicket (eingesetzt XI. Bibel) von der
gewalt, T— B Matth. 8, 9. ein man g. unter dem gewalt, Luk. 7, 8.
wer hat dich g. (gesetzt XL Bibel) zu aim fursten, Botenb. 7, 35. also
das ich nicht reden kan noch zu lobe des erwirdigeu vaters mein wort
geschicken , Hier. 5, 17. der (Gott) alle ding in barmhertzikait so
geschicket, das — , 17, 10. in einem fenster, das gen derselben statt
(nach derselben Richtung) geschicket was, 194, 3. in deiner barm-
hertzikeit schickestu alle ding (disponens omnia), Sol. 60, 20. Darumb
das dein gute es also geschickt hat (ordinavit) und das es also ge-
schickt wurd, das hab ich mit deheinen dinst derarnet, Sol. 25, 16 — 18.
Was di scheppfen unser stat und di pergscheppfen durch gemaineu
nuez schicken und seezen (ordinaverint et statuerint), Igl. U — A Einl.
mit dem perkrechte schaffen und schicken , U— A 17. der perk-
meister sol mit seinen amptleuten vorbesehen und schicken (provide
ordinäre) , Const. I 7, 5. notige ding in dem gepirge besehen und
schicken, 1 3, 4. Wann alle ding recht czu nuez geschicket seiu, II, 3, 5.
der czornig (E, unsinnige) — mag nicht kisen di warheit noch kein
sache redliche ordiniren und schicken, IV 12, 5. Und also schicket man
di recht czu sotan dingen, di oft in den gerichten gebandelt werden
(jura adaptantur), IV 3, 5. — 2.-, 3.) Was er mit seinen dingen schicket,
Igl. B. = Deutsches Recht in Ost. 4. Ist es, das ein fremder mensche
stirbt äne gscheffte und mit seinen dingen nicht schicket, 5. Ich
wil mein dink vor euch schaffen und schicken, Igl. Str. 247 S. 141.
er schickat sein ding alczumal — vermachte, 233. er schickt für
denselben (totpetleuten) mit guter vornunft als sein guet, 290. was
er geschicket hat (testiert), 326. schicken auf einen = es ihm ver-
machen, 327. das si im (ihrem Mann) dovon nicht mer denue ein
64 teil geschickt, Igl. Rspr. IV. das mein swiger mir und meiner
hausfraun geschickt habe an iren leezten zeiten ein dritteil an den-
selben teilen (Bergteile), IV. ich hab getan mein lestes gescheffte
und leezten willen geschicket, Igl. Stb. III 112a. das kein kriege
enstee noch meim tode, so schikke ich und schaffe, III 55 c. seh. =
testieren, Elbog. Chr. 9, 24. 12, 7. di der Sachen czu schicken gehabt
han, Stb. Brüx N. 253 u. 293. — aldä schicket der süe^en scho^,
Alex. 14575. er gebot den fusgenger umb den wähl und umb die
Dewtschen sich schicken bald (les zarubiti = im Wald einen Verhau
zu machen), Dal. 103, 2 (44, 70). — 7.) Wir schawen und besinnen der
heiligen leben und nimant wil sich zu iren seligen werken schicken
(sich richten nach), Hier. 159, 7.
schickunge stf. 1. Gestaltung, Ordnung, Fügung, Anweisung.
2. Testament: 1. von seh. und ordenunge der urteil (de sententiis
ordinandis), Const. IV 18,14. messen unsere leben und der purgere
und der herren noch iren ordenunge u. seh. (eodem online), II 5, 14.
di egenante unser ordenunge und seh. , Stb. Brüx N. 157. sint der
seh. {Anbeginn) der werlt, T— B Matth. 13, 35. 24, 21; Offenb. 17, 8.
13,8; Eph. 1, 4; Juden 9, 26. die manchfeldig Schickung der zeit,
Eger. Str. 1136,
624 schick-wärts — schieben
schick- wärts* (von schiec Adv.) Adv. schief, schräge: seh.
gegen der buchen, Traut. Chr. 131.
schick-weise* Adv. schief schräge, Traut. Chr. 208.
schid* stm? (icohl — scheidunge stf. Schieds-, Urteilsspruch:
eines schiedes und eines Verbotes czwaier czechen — belangunde, Igl.
Bgr. N. 110.
sehid-brief stm. schriftliche Entscheidung, Urteil: abeschrift
der schiedbriefe. Igl. Bgr. 110.
schid-leute PI. von schide-man, arbiter, Sequester, Brunn.
Str. II 189. anderlei geezeugen, di den gleich sind, sam ratleut u.
schidleut, Igl. Str. 34. die der scheppen stat vertreten (als Zeugen),
das sint: leikaufsleute, totbetsleute, seh., Igl. Str. 283. heiratsleute,
Schiedeleute, ratleute und andere seineliche geezeugen ire seh. und
gancz mechtige uberleut, Igl. Stb. 111206 b.
sekid - mauer * stsicf Grenzmauer: die schiedmauer sol man
setzen ausserhalb der schnür auf der Mahczaks teil, Igl. Stb. V 183 b.
schidunge stf. 1. Trennung, Scheidung, Tod. 2. Unterschied.
3. Urteilsspruch. 4. lelztivillige Verfügung*, Testament*: 1. nach
schidunge und erwirdigen tod des erwirdigen sant Jeroninius,
Hier. 222, 10. wan sulche seh. nicht ein sterben ist, sunder ein
suzzer durebgank, Hier. 83, 16. das in deiner schidung grosser
sichtag- dich nicht gehindern mochte, das du deiner lieben kinder
nicht vergessen woldest, 17, 25. 4. der unverschidenleich (ohne
Testament) tot wer und sein schidung nicht getan hat, Igl. Str. 247.
am freitag nach unser lieben frawn schiedung, Igl. Stb. Y 63 d ;
215 a.
schieben stv. III. (Präs. vielfach ohne U-Brechung: ich scheub
usw.) 1. schieben, stoßen. 2. sich von einem Verdacht reinigen.
3. einem die Schuld (durch das corpus delicti) zuiveisen, ihn schuldig
erklären. 4. verlegen, bes. vor einen höheren Gerichtshof, appellieren,
sich berufen. 5. mit Dat. der Person, einem heimlich Vorschub
leisten: 4. urteil schiben, Igl. Str. 39. das — urteil — ward ge-
schoben in vollen rat , 247. urteil, die in morgensprache geschoben
sein (sententias ad ipsorum maniloquium suspensas) , Const. I 5, 11
u. I 6, 23. urteil — aus dem gerichte in die morgensprache schieben,
Igl. Str. I S. 358. Die häufigste Formel für die Strafung des Urteils
und die Berufung ist: „Wollt ir des jehen an mein wort, ich dank
got und dem rechten; wollt ir des nicht tun, so scheub ich das
urtail mit euch an di stat (oder dohin), da wir recht geben und
nemen z. B. Igl. Bgr. N. 6, 6. N. 46, 6. N. 47. 5. N. 67, 8. N. 63. 5;
Igl. Str. 266 S. 170. 291 u. 292 S. 199 u. 201. 286. 290 S. 196. Wes
uns der vorvallen mit dem rechten, der sulche urtail (Entscheidung
des Iglauer Oberhofs über eine Berufung) vorwurffen, di mit seiner
guten wilkur von uns czu euch (Iglauer Oberhof) weren geschoben
worden recht und redleich und von euch herwider recht und redleict
■vorsigelt geholt sein — der ist czu puz,z, bestanden 50 mark reines goldes I
di schullen halb gefallen unserm herren dem kunig und halb uns
(dem Iglauer Oberiwf), Igl. Str. 302. Si tedingten als lange, das d:
selben teidinge wurden geschoben auf den Perk vor die scheppen
Igl. Str. 251 (ans Berggericht in Kuttenberg), wir haben das ge i
schoben unez an euwer Weisheit, Igl. Str. 249. Der richter sol czv
«ehiefferieren — schild-trager 625
voraus die urteil beschreiben lassen, die man geschoben hat, Const.
I 6, 4. — die sach czu entscheiden ader dohin , wo ir (ratsherren in
Olmütz) recht nempt (= Breslau) zu schieben, Olm. Stb. 132 S. 101.
so scheub ich daz, urteil an die stat, do wir recht geben und nemen,
Igl. Rspr. I. er zerte den tiuren samit und — schoup in sine wunden
wit, Alex. 13740.
schiefferieren* stvv. grollen, zanken: der Schulmeister und
Stadtschreiber — hat studieret, das er sehr schiefferiret (mürrisch
ivurde), Traut. Chr. 49. vgl. ein schiferiger Mensch = einer, der
gleich Venoeise und bissige Worte zur Entgegnung bereit hat, Höfer III
S. 84. Lexer, Kämt. Wb. S. 217.
schiebet, schiget (= schiec) Adj. schief, Eger. Chr. N. 415.
egerländisch : schöichat.
schienen swv. tr. scheuen, intr. scheu werden : die ros beguuden
snarchen, schiehen, Alex. Anh. 476. s. scheuhen.
schiere Komparativ schierer, schierre, Sup. schierest, schierst, -e)
Adv. schnell, bald: schire, W— B Deut. 31, 29. wie mochtestu das
also schire vinden, mein sun , Gen. 27, 20. der vellet dester schirer
auf die erden, Hier. 51, 2. schirest = baldigst, Eg. Chr. 109 Arm.
vor pfingsten, die schirst kumen, Eg. Buch der Gebrechen S. 229.
uff sand Bartelmes tage schirist körnende , Mind. des Egerl. S. 80.
bis auf schirste (nächste) Weihnachten, Eger. Chr. 1183.
Schierling s. schirling.
schif -bruchig (schif-brüche, -brüchic) Adj. schiffbrüchig: selig
sint, di von schii'pruchigem leben diser werlt erarnt haben, das si
zu so vil freuden kumen sein, Sol. 96, 35.
schiffel stn. kleines Schiff, Trist. 5667.
schiffunge stf. 1. Schiffahrt. 2. Einschiffung. 3. Fähre, Schiff,
Flotte: 1. oft das geschieht, das er nach langer seliger tugentlicher
schiffunge (auf dem Meer des Lebens) durch anfechtung des teufeis
in sunden gevallen ist, Hier. 20, 26; T— B Btb. 21, 7. 27,1. 27,9.
27, 10. — 3. biz. daz, ein seh. quseme, Ernst 1879.
schif-man* stm. Schiffer, W. v. W. 2424. 2319. die rihte alsam
an einer snuor der seh. gein Litan vuor, Trist. 4094.
schif-rsetig Adj. schiffbar: ein schoenez. waz,z,er, seh. unde
groz., Alex. 22758.
schild (schilt, Gen. -des u. -tes) stm. Schild: Schild und sper
ob di erschinen in virezig tousenden israhels, W — B Richter 5, 8.
schildecht (= schilteht) Adj. schildförmig, gefleckt, bunt : guder
schildechter graschen fribergscher moneze, Stb. Brüx N. 243.
Schilder, schilter (schiltsere, -er) stm. Schildmacher, Wappen-
maler: Dorum haben di moler und di Schilder sand lucas erweit —
das er der erst ist gewest, der ie unser vrawen bild gemalt hat,
Prag. Mz. 25.
schild-geverte swm. Genosse bei demselben herschilt, Kampf-
genosse, Alex. 7477. 10987.
schild - trager stm. Schildknappe, scutifer: Und er nam die
Imnderter (centuriones) — u. si beleiten den kunic ous dem house
unsers herren durch den wek der schilttrager (scutariorum) in das
palas und sas ouf den thron der kunige, W— B Könige IV 11, 19.
J e 1 i n e k , Wörterbuch. 40
626 schild-vürer — schimpfen
schild-vürer (schilt-vüerer) stm. Schildträger, clipifer, scutifer
(bei Lexer nur belegt aus Diefenb. gl. 127 c. 521b), W— B II. Par. 14, 8.
schild -werk, schilt -werk stm. was zum Schilde gehört:
In dem Privileg König Wenzels vom 30. März 1392, Original an
der Prager Universitätsbibliothek, abgedruckt in der Einleitung
zum ..Buch der Prager Malerzeche" , herausg. v. Patera und Tadra
5. 43 wird zur Schlichtung der Streitigkeiten ztvischen den , .geist-
lichen Malern" und den ,, schiltern" in Prag bestimmt: ,,so leutern,
seczen und wollen wir, das furbasniere di egenanten geistlichen
Maler kein Schiltwerk und mit namen alles, das werntlich (zur Wehr
gehörig oder — weltlich?) Sachen angehört, nicht arbeiten sollen in
dheineweis und das auch die vorgenanten Schilter ire Bilde uf den
Jarmerkten in der grossen Stat zu Präge vorkauffen und auch aller-
menniclich ire Helme und Schilte an den Heusern in derselben Stat
zu Präge vorwappen und malen mögen.
schiig Adj. = schildecht: das gewesser hat 11 schiige (= aus
Kacheln zusammengesetzte) heitzöfen oder kachelöfen umbracht und
eingewaicht. Traut. Chr. 192. g'schiltig = aus Teilen bestehend,
vgl StalderII318.
schilhen swv. schielen: gut ist dir in ze gen schilhent in da^
reich Gots denn ze haben zwei äugen und ze werden geleit in di
angst des feuers, T— B Mark. 9, 46.
schilher stm. 1. Schieler. 2. eine Art Taft, Schillertaft: er ist
mir schuldig umb 12 elen seh. 2 gülden, Igl. Stb. 329 d.
Schilling stm. Schilling, solidus von Gold = 40, von Silber =
12 Pfennige, die langen seh. = 30 Pfennige, W— B I. Esdr. 8, 27.
kureze Schillinge = breves solidi, Igl. B. 81. 1 scheffel körn (erbs)
— umb 8 schiüge, Traut. Chr. 301. umb 8 schiige, 296. Über-
tragen auf eine Anzahl von Schlagen, dann Schlag überhaupt, Eger.
Chr. 735.
schimel- käste swm. verächtliches Beiwort für den Menschen,
Ack. 36, 11.
schimpf stm. 1. Scherz, Kurzweil, Spiel, bes. ritterliches Kampf-
spiel. 2. Verhöhnung, Schmach: 1. so was sin hohiu werdekeit alles
schimpfes im bereit der ze werden fröuden zoch , W. v. W. 589.
treibet ewer schimpf in krige, in unkeuschheit, werdet trunken,
vechtet, streitet, tanzet, Hier. 38, 17. Die andern alle die unkauschen
schinf haben mit halsen, küssen und bösen greffen, Job. v. Iglau
6. Geb. mit seh. was sie den toren bi (sie scherzte mit ihm), Trist.
5339. Keie konde zu schimpfe gnuoc, Trist. 2206. ich rede ez,
sunder seh. und äne Schimpfes ungelimpf, 2489 f.
schimpfen sht. 1. scherzen, spielen. 2. verhöhnen: 1. er sach
in schimpfen mit Rebeccan seiner housvrowen (iocantera cum uxore),
W — B Gen. 26, 8. sie vorsahen sich des, das er redte als er schimpfte
(quasi ludens) mit in , Gen. 19, 14. wirstu nu schimpfen mit im
(dem Leviathan) als mit einem vogel (illudes ei), Job. 40, 24.
schimpfende hab ich das getan (ludens), W— B Spr. 26, 19. Schimpfes
du nicht? Trist, 2488. ich hän geschimpfet, Tristan! Trist, 6401.
diz sprach er in schimpfendem muote (ironisch), Alex. 19012.
schimpfen — Schober 627
schimpfen stn. subst. Inf. 1. das Scherzen. 2. das Spotten:
äunder schimpfen und äne argen gelimpfen so hän wir iueh also
[zum Fürsten) erweit, W. v. W. 4019.
scliin stm. Schein, Glanz, Helligkeit : Henrich Broda gink gein
in (gegen die Tartaren), wundirlich virdarh sin schin (er fiel),
Dal. 184, 1. (82, 78).
schinden (auch schinten) stv. I 3 Prät. und Part, auch sw.
schinte, geschindet, geschint. 1. die Haut oder Binde abziehen, ent-
häuten, schälen, 2. Baut und Gewalt antun, spoliare. 3. hartherzig
mißhandeln: wie das sie einen ochsen geschüuten und das fleisch
sulten gessen haben, Igl. Stb. V 86 a. 2. sie schinten die egipten
(spoliaverunt Aegyptios), W— B Ex. 12, 36.
schinduuge * stf. dem Toten abgezogene Rüstung, spolia, Beute :
umme allen roup und seh. = pro euneta praeda et spoliis, W — B Könige I
30, 16. teilet her die seh. = dividet spolia, Geu. 49, 27. an — die
seh. der stete, die wir viengen = absque spoliis urbium, quas cepimus,
Deut. 2, 35. die seh. der assiren = spolia Assyriorum, Judith 15, 13.
geteilet werden die seh. mancher roube = spolia praedarum multarum,
Js. 33, 23. ich wil im gepiten, so das er oufhebe die seh. — ut
auferat spolia, Js. 10, 6. seh. der toteu, W— B Par. II 20, 25.
schirhen, schirm (schirbe, scherbe swmf.) swm. Bruchstück,
Scherbe, testa: nicht wirt funden von seinen stucken ein schirben,
in dem do wirt getragen ein deines vewerl von der anezundunge
(igniculus de incendio), W— B Js. 30, 14. Job schabte von im den
gneist (saniem) mit einem schirben, Job. 2, 8. sam der do schirmen
zusammenleymet = quasi qui conglutinat testam, Sirach 22, 7.
schirling (vielleicht — schirlitz, m. Weiberkamisol , Ambraser
Liederbuch, 131,26; Grimm Wb. 9 Sp. 208; schurlitz Schmeller
2, 461) ein leibpelcz von drein Schierling, Igl. Stb. V 220d.
schirm, Seherin stm. ivas Deckung, Schutz bietet, Schirm, Schutz,
<pers. Beschützer, Vormund: er konde ouch rechtes Schirmes gnuoc
(ivußte sich zu schirmen), Trist. 5602.
schiuften, schuften swv. galoppieren : man sach schürften unde
draben, heistieren unde rennen, Alex. 16 490. nu kam gegen im dort
her geschüft Fidias, 13842.
schiuhen, schiuwen (Prät. schiuhete, schiuhte, schuhte, schiu-
wete, schüwete) swv. tr. scheu machen, erschrecken, aus dem Wege
gehn, meiden, verscheuchen, intr. Scheu empfinden, sich scheuen:
sselden kraft — siht man iueh nü schiuwen, Alex. 15975.
schiz,-stat* stf. Abort: er nam sein sper und gink undir di
schiezstat (tschech. pod chysiu = Hütte) und beite herzog Jaromirs
an der stat. Do er saz an der notdorf genczlich, er durchstach den
unschuldigen schemlich (Brück stentelich). Dal. 89, 1 (36, 48). s. auch
scheiz,-haus.
schoher stm. Schober, Haufen, bes. Heuschober: Czwischen
iren schöbern haben sie gerastet czu mittentage, die do nach der
tretunge der presse durstet (in dem Haufen derer, die Durst litten,
nachdem sie die Kelter getreten hatten), W — B Job. 24, 11. das keiner
sol in das komfeld treiben unter die schöber (= Mandeln) nach der
sichl als nach 14 tagen, Taiding v. Friedberg N. 17. czwen schöber
schütt, Igl. Stb. V 254 c.
40*
628 schober-wise — schoenheit
schober-wise swf. ein Wiesenname: die seil., die neben des
Pfentensacks wisen gelegen ist, Igl. Stb. III 328 d.
sehoc (Gen. scbockes) stm. Haufe, Büschel, 60 Stück : die erde —
die ist 400 silbereiner scboc scot wert = 400 siclis argenti
valet, W — B Gen. 23. 15. Nach „Schocken", Mandeln, selten nach
Schillingen oder Vierdungen rechnet man die (bis 1479) kursierenden
Prager Groschen, von 1479 rechnet man in Böhm.-Kamnitz (Linke,
S. 309) nach „Schwertgeld", das auch hier sich zum böhm. Groschen
wie 1 : 2 verhält, Voigt, Beschreibung böhm. Münzen, III S. 79.
schöffel (scheffel, schepfel) stm. Schöffel, Getreidemaß: In diser
czeit bis morgen wirt ein seh. melis unime ein lot (statere) und
czwen seh. gersten umme ein loth in der pforten der stat Samaria,
W — B Kön. IV 7, 1. ist das man mit dreissik scköffeln beseet die
erde, umb funfezig scot silbers wirt her (der Acker) vorkouft
(quinquaginta siclis venumdetur argenti), Lev. 27, 16. Noch nicht
schol sein ein gröserr schöffil und ein minerr in deinem house, Deut.
25, 14. ein gerechter seh. (justus modius), Lev. 19, 36.
schol sivm. l.Sclmldner. 2. Urheber, Anstifter: 1. sihet iemant
seinen scholn hinnen, der ge und frage den richter, ob er geleit
habe, — falls dies nicht der Fall ist, so bite im (er in) rechtes im
zu helfen, Eger. Str. B 35.
schollen (soln, scholn unregelm. Zw. mit verschobenem Praet,
das ursprüngl. sc, seh hielt und hält sich bair. sehr lange, alem. und
■md. trat dafür s ein) 1. verpflichtet, genötigt sein. 2. gebühren.
3. frommen, nützen mit oder ohne Dat. der Person. 4. zu bezahlen
verpflichtet sein: 2. welcherlei den kegenwortigen prief hat, dem
schollen alle di recht , die hie oben geschriben sten , Igl. Str. 259
S. 154.
schön* stf.? ein bestimmtes Recht: Judices autem finito iudicio
surgentes jus, quod vulgariter schon dicitur, dederunt et partes eorum
hereditarias ac totam summam peeunie, ad quam ipsas in priori
querimonia domine motu estimaverant, tamquam jure per eos obtentas
in tabulis sibi scribi fecerunt, Igl. Str. 80 S. 75. Do gaben di vor-
genanten der Lorencz und der Cunczel ir schon noch der scheppen
geheisse auf ein recht nach der klag, di vorgeschriben ist, und noch
der antworte, di euch di scheppen von Kolen (Kolin) weisen under
irem ingesigel, 251 S. 146 s. auch Schonpfennig.
sclioende (auch schönde) stf. Schönheit: mit seh. und mit witzen
was der sitz al umb bereit , W. v. W. 1289. dö het man niergen
vunden rechter seh. so riche und aller site so tugentliche, so diu
edeln kinder wurden dö, 5107. diu herzogin het seh. vil. kein
vrouwe reichte an ir zil. 654. din seh. lac aller clärheit obe, 7928.
Absalön den sclioende riehen, Alex. 11597.
schoenen (Prät. scheenete, schönte, schönde) swv. verschönen,
rerherrlichen, schmücken: an libe, an wät geseheenet gar, Trist. 1538.
räumen das kurtz schonende (scheynende D) eilende, Ack. 19, 17.
scheenheit (schoen-, schön-heit) stf. 1. Schönheit, Herrlichkeit,
Pracht. 2. Unterhaltung, Festlichkeit festlich geschmückter Leute:
die sich richeit fiiz,z,en in höher seh. melde berihten sich ze velde,
W. v. W. 7292 ff. die wip — zierten sinen lip mit seh. (Aufputz,
schoenmelzners-gasse — schräge 629
Zimicr) von mangen landen, die im die clären sanden, Alex. 35G1.
seh. (= schöne Zelte) man üf dem velde sach, Alex. 4489.
schoenmelzners-gasse sivf. Gassenname: schonmelcznersgassen
neben dem präwhaus, Igl. Stb. IV 243 d.
schön -pfennig* stm. für die Eintragung des Hechtes auf
„schon" in die Gerichtstafel dem Richter gezahlter Pfennig: schon-
pfennig — gehören allein dem richter an , Igl. Str. 276 S. 182. die
seh., die do gevallen dem gericht, 276, S. 180.
schöpf stm. Haar schöpf: Ir sult nicht scheiblecht ewern schöpf
besneiden noch den part bescheren, W — B Lev. 19, 27.
schöpfe (schupfe, schuppe) swf. 1. Werkzeug zum Fischen.
2. Schnellgalgen, Wippe, ein Gerüst, von dem aus man ins Wasser
geschleudert, geschupft icurde, 2. Traut. Chr. 148.
schöpfen (= schepfen, schöpfen, Praet. schepfete, schapfte) swv.
schöpfen, entnehmen, haurire: heb ouf das rouchvas und schöpfe
fewer von dem alter, W — B Num. 16, 46.
schöpf, schöpf (aus slav. skopec Kastrierter) stsium. Schöps,
Hammel: kelber, sclieppczen, schaff, czigen oder pöcke, Igl. Stb. III
39c s. schotze.
schorn* (ivohl = scharn stvv. in Scharen teilen, gesellen zu)
swv. achten, halten für: si schortin si vor vol und ertin si gar
wol, Dal. 191, 25 (85, 101).
schorpfe, schorpe, scorpe sivm. Skorpion : di schorphen, T — B
Offenb. 9, 3. 9, 5. 9, 10. ob er eischt ein aye, gibt er im denn ein
schorphen , Luk. 11, 12. treten auf die seh. und die slangen , Luk.
10, 10.
schote s. sehnte.
schoten -krämer* stm. ivcr mit schotte (sivm. = Quark von
süßen Molken, Schoten) handelt, Traut. Chr. 135.
schotze (schopz, schöpf aus slav. skopec) stsivm. Schöps, Elbog.
Chr. 76, 11.
schouwe s. schauwe.
schoz, stm. Geldabgabe, Steuer, Traut. Chr. 61.
schöz, (stmn. schoz, , -e stswf.) stf. 1. Vom Leibe niedergehender,
gefalteter Teil des Kleides, besonders der den Schoß deckende. 2. den
Schoß deckender Teil der Rüstung. 3. Schoß: ous der schos des
vaters (de gremio patris), W — B Gen. 48, 12. las dein hant in deine
sebos, W — B Ex. 4, 6. trunkenheit bringet schaden als der fewer in
seiner schoz bilde, Hier. 52, 13. an ire schoz,, Trist. 4582. in der
schoz,z, des vaters, T — B Joh. 1, 18.
schoben* swv. Steuer zahlen: Wie wol es auch gotlich ist,
das iedermann, als er hat vil ader wenig und noch dem als er auch
der stat gepraucht, schösset und losunget, Olm. Stb. 131. die mit
der stat leidet und schösset — die freunde, die mit der stat leiden
u. schössen, Stb. Brüx N. 157.
schoz, -werk stn. (bei Lexer nur: es sol auch niemant kain
schoszwerich auf der Traysen machen noch haben, Kaltb. 157, 4 a. 1494)
Sneiderknecht — sollen am montag schoswerk nicht hoer arbeiten
dann umb drei gross, Olm. Stb. 107 a.
schräge swm. PI. schrägen und schregen 1. schräg oder kreuz-
weis eingefügte Pfähle. 2. kreuzweis stehende Holzfüße eines Tisches
630 schramme — sehronecht
u. dgl. 3. Raspel, Winde. 4. Marterwerkzeug. 5. ein Fischnetz,
das an zwei kreuzweis übereinander liegenden Bügeln getragen wird:
2. Conquesti sunt, quod pannifices pannos eniunt et statim super aliam
Sehragam seu mensam ponentes carius venduut, Olm. Stb. 92 a 10.
schramme (auch schräm) stsivf. Schwertwunde, cicatrix: die
schramme seines slages heil machet, W — B Js. 30, 26.
schrank stm. (PI. schrenke, schranke) Schranke, Gitter, Ver-
seil renkunq . Verflechtung: am ewsrn seh. unter Albrecht Becken
hawse, Elbog. Chr. 119, 17.
schranne swstf. 1. Bank, Tisch, bes. Fleisch-, Brotbank.
2. Gerichtsbank, -schranke. 3. mit Schranken eingefriedeter Baum:
2. sind alle vier mit öffentlichen urttel durch den knecht an der
schrannen mit nahmen vermelt worden, Eger. Chr. N. 802.
Schraten s. schroten.
schrautzeii* an-, siev. anfahren, increpare: An czu schrauezen
mich, leget ir zusammen gekose = Ad increpandum tantum eloquia
concinnatis, W— B Job. 6/26.
schreckenberger* stm. eine in Kursachsen, bes. in den ersten
Jahren des 16. Jh. geprägte, nach dem Schreckenberg (später und
jetzt noch Annaberg) benannte Jlünze im Werte von 3 oder 3 1 ■>
guter Groschen. Vilmar kursächs. Idiotikon, Traut. Chr. 158.
schreckunge * stf. Schrecken: der herre — wirt czubrechen
das legel in der seh. = in terrore, W — B Js. 10, 33.
schregen swv. mit schrägen Beinen gehn: er begonde mit den
fliegen schregen, Trist. 5168.
schreien, schrien (stv. III und sivv., Nbf. schrigen, schriuwen,
Brät, schrei, schre, schrö, PI. schriren, schriuwen, Part, geschrirn.
sw. Prät. schriete, schrigete, schriuwete, Part, geschriet, -it, -iget)
1. jammern, schreien. 2. ausrufen, verkünden. 3. zusammenrufen.
4. tr. einen bejammern: 2. den jungen zwein und ouch ir rote aldä i
und uf dem lande sit wart starker vride also geschrit, W. v. W. 6406.
der fürste fragen began — war man hervart schrite, 5892. ,Macedo'
wart dö geschrit, Alex. 13-415.
schrein, schrin (schrin) stm. n. Schrein, Kasten für Kleider,
Geld, Kostbarkeiten: in sines herzen inren schrin, Trist. 802.
Schreiner (schrineere) stm. 1. Schreiner. 2. Schatzmeister*:
2. Erastus der schreiner (Bentmeister) der stat, T — B Römer 16, 23.
schrenke (schranke swmf, schranc stm.) um zä unter Gerichtsplatz,
Elbog. Chr. 15, 5. 28.
schrenken (Prät. schrenkete, schranete) sivv. tr. übers Kreuz,
quer setzen, schräg stellen, verflechten: ir blanken arme criuzewis sie
über einander schrenkete. Trist. 711.
schretel, schretlein (Dem. von schrat, -e, schraz,, schraz. schrä-
waz, -e stswm.) stn, ein schretel, Schretel 186. 195. 230. 252. 271.
347. daz, schretelin, 310. engel, teufel, schretlein, clagmuter, das
sint gottes zwangwesen, Ack. 38, 10. s. Schmeller III 519 ; Haupt
Zs. VI 174, V. 187.
sehronecht* Adj. rauh, unwegsam: füren sie (ein kalp) in ein
schronechtis und steinechtis tal = in vallem asperam et saxosam,
W— B Deut. 21, 4.
schrot — schrunde 631
schröt stm. 1. Hieb, Schnitt, Wunde. 2. Schnitt der Haare.
3. abgeschnittenes oder abgesägtes Stück, 4. speziell das zur Geld-
prügung vom Metallstab abgeschnittene Stück sowie dessen gehöriges
Geivicht. 5. Stück eines Baumstammes, Klotz. 6. Geschirr, Eimer.
7. Bier- und Weinfaß (davon Weinschröter): 3. 24 große schrote
rinclefleiß = 24 Stück Rindfleisch, Stb. Brüx N. 346. 5. aneinander
gefügte Baumstämme zur Verteidigung , Elbog. Chr. 144, 29 und PI.
58, 20. 59, 25. — 8. Arrest, entiveder als ein von einem andern ab-
getrennter Baum (ivie in 3) oder weil darin ehemals die Büstung
und Geräte der städtischen Schröter aufbewahrt loorden sind, Eger.
Chr. N. 93. da habin si einen schrot und gute were gebawet, Elbog.
Chr. 144, 29. zu aller irer (der Stadt) notdorft der stad thoren —
zwingern, schroten, blanken umb di stad — gemacht, 58, 20. unser
stad mit schroten, blanken, greben — zu befesten macht haben,
59, 25. si die mawern mit schroten, bollwerken — und sturm-
fewrn — befestigen Hessen, Eger. Chr. 86. es waren auch die schrött
im zwinger und die schantzkörb ausgeschütt, 93.
schröt-auipt (schröt- ambet) stn. ,,das Becht, Bier oder Wein
in ganzen Fässern zu verkaufen und denen, die es einzeln aus-
schenkten oder selbst tranken, zuzuführen", C D S 3, 2. 11. 13 ff.
officium trahendi vasa vini vel cerevisiae vulgo schrotampt seu
lyzne (tschech.) vocatum = Erlaubnis zur Einlegung von Wein oder
Bier gegen Zins in Olmütz 1268, Emier II N. 601, in Iqlau zur
Zeit Ottokars IL oder Wenzels IL, Emier N. 2400. Karl IV. zählt
1351 zu den jura ad urboram spectantia das schrotampt, scampna,
panum, maccella carnium, stubae balneares, Sternb. N. 65; Zycha I
S. 181. Wenn die Iglauer (Igl. Bgr. N. 30, 4 u. N. 32, 3) Freiheit von
jedem Zins soivohl gegenüber dem Grund- als dem Regalherrn und
freien Markt jedem Bergwerk zuschreiben, so dehnen sie offenbar
ihr Privileg auf fremde Berge aus, Zycha I S. 182. das sie (die
Bewohner von Saaz) mit demselben ungelte (von Salz) und schrot-
ampt die stat zu Sacz mit graben, mauern und türmen bessern sollen
und mügen, Saazer Urkdb. S. 1377; Stb. v. Brüx N. 111.
schroten stv. V. 1. hatten, abschneiden. 2. das Haar schneiden.
3. den Schrot z. B. zur Münze abschneiden, Geld prägen. 4. stemmen,
sträuben. 5 tr. rollen, Wein- und Bierfässer auf- und abladen:
3. de seccione plumbi, quod schroten dicitur, Igl. Str. 179. ir mit
den helmbarten, durch di vinde schrötent scharten, Alex. 7526.
die herten Schilde sie schrieten, 7977. di pfarhem kauften ein fasz
bir und lissens auf den pfarhof schrutten, Traut. Chr. 350.
schroten stn. vom stv. V. : Hannsco sal die herschaft verwesen,
dorumbe spreche wir im czu alle nucz vom karren und schraten,
Igl. Stb. III 220b.
schroeter (schrotaere, -er) stm. 1. Schneider. 2. Geldpräger.
3. Schröter, der Fässer auf- und abladet, tractor vasorum: 3. Sie
sind für einen Schaden an einem Fasse Wein, sobald sie es aus
dem Keller des Eigentümers von dem Gestell „Kantner" wegnehmen,
verantivortlich, Brunn. Str. 1 154; Eger. Chr. 1040.
schrunde swstf. 1. Riß (Mal) in der Haut. 2. in einer Maxier.
3. Scharte an einer Waffe z. B. am Schivert. 4. Felsenhöhle: 1. die
hout gewinnet ein weisse oder rote schrunden (cicatricem) , W — B
632 schü — sclmld-brief
Lev. 13, 24. die schrunden ist dunkel = cicatrix subobscura,
Lev. 13, 21. eine schrunde des swerens = ulceris cicatrix, Lev. 13, 23.
vorpinden wil ich dir die schrunde und von deinen wunden wil ich
dich gesunt machen, spricht der herre, Jer. 30, 17. — 2. underfurt
was die schrunden der mawern = obducta est cicatrix muris,
Esd. II 4, 7. underfurt wart die schrunden der want, Par. II 24, 13.
schrunden der steine (scissuras), W — B Is. 2, 21.
schü, schuo Interj. Scheuchlaut : schü, schü, ir deinen vogelin !
Trist. 4678.
schub (schup, -bes) stm. 1. Aufschub, Fristverlängerung. 2. Das
Schieben der Schuld auf einen andern durch Beweismittel und diese
selbst. 3. Die dem Richter zu erlegende Strafe, Sportel: 1. Eg. Chr.
N. 1109. 2. oportet de rigore juris, quod eum ad alium, qui vul-
gariter schub dicitur, deducat, Igl. Str. 120. 4. Überweisung einer
Rechtssache an eine höhere Instanz, wen wir (Elbogener) stadrecht
haben und darüber unser erfarung und schub an dy hern van Eger
und nyndert anderswo, Elbog. Chr. 53, 37. 133, 26. 141, 23. 5* Hilfe,
Unter stützimg, das gescheen ist durch ewer schube, hilf, rat, wissen,
Eger. Chr. 1071. zu reyte, schub und furderung, 1152.
schuften s. schiuften.
schuhen (schuohen, schuon) sivv. Schuhe anlegen, beschuhen,
ausrüsten: schuht (b' chühet XI. Bibel) di fu^ in der furberaitung
des Evangelium des frides, T — B Eph. 6, 15. er wart in sine hosen
geschuot, Ef. 77.
schiih-knecht (schuoch-kneht) stm. Schustergeselle, Traut, Chr.
135. 257. den francz , schuhknecht , Eg. Achtb. II 83. den nikel
Koppel, Schuhknecht, II 90. den roten rok schaff ich den schuh-
knechten in ir bruderschaft, Igl. Stb. V 209 d; Traut. Chr. 135.
schühlein (schüehelin) stn. kleiner Schuh, Sandale: Ire czu-
hawene schuhlein czukten seine äugen = sandalia eius rapuerunt
oculos eius, W — B Judith 16, 11.
schuld (schult, schulde) stf. 1. Einstehen für etivas, Verpflich-
tung zu Buße, Ersatz, Strafe. 2. die zu zahlende oder zu fordernde
Schuld. 3. Vergehen, Verschiddung. 4. Ursache, zureichender Grund:
2. Man beweist die Zahlung einer Schidd selbdritt und ein solcher
Beweis ist dem durch die Schöffen vorzuziehen, Igl. Str. 99. Die Be-
zahlung einer in die Bürgertafel eingetragenen Schuld kann man
nur durch Schöffen beweisen, 100. eine in einem banteiding er-
standene Schidd muß binnen 3 Tagen gezahlt werden, widrigenfalls
der Richter die Pfändung bewilligt, 101. ebenso das trinkgeld, 103.
bei einer erstandenen Schuld hält man sich zunächst an Bargeld
(bereite pfennige), ist keines vorhanden, hilft der Richter zu einem
Pfände, 105. eine vor Schöffen einbekannte Schuld muß gezahlt
iverden, 338. wer sich eines gutes (liegender Habe) unterwindet,
muß die daran haftenden Schulden zahlen, 304. was der Schuldner
vor Gericht als seine Schidd eingesteht, muß er zahlen, das darüber
Verlangte abschivören, 317. Löschung der Schuld aus den Büchern,
(42). Schuld und Gegenforderung, (47 a).
schuld -brief stm. Schuldschein: den seh., so die schuldinger
iren gleubigern über sich vermacht, verprieft u. gegeben haben,
Igl. Bgr. N. 107, 2.
schulder — schülle 633
schulder (auch Schulter) sivstf. Schulter: die rechte schulder,
W-B Ex. 29, 22. brüst u. schulder, Ex. 29, 27; Ex. 30, 1.
schuld-haft: Der Gläubiger darf den Schuldner in eisernen
Handfesseln in Schiddhaft halten und soll ihn täglich mit dem vierten
Teil eines Brotes und einem Krug Wasser verpflegen, Igl. Str. 224.
er hat, ob Christ oder Jude, das Recht, den Schuldner, der ihm nicht
zahlen kann, durch 6 Wochen ununterbrochen in Schiddenarrest zu
halten, (15, 6).
schuldigen swv. beschiddigen, anschuldigen: er gein im schul-
digite und sich domit gehuldigte, Dal. 88, 18 (36, 29).
schuldiger (auch schuldinger) stm. 1. Ankläger. 2. Angeklagter.
3. Schuldner, debitor. 4. Gläubiger: 3. vergib uns unser schulde, als wir
vergeben unsern schuldigern, T — B Luk. 11, 4. den schuldbrief, so die
schuldinger iren glenbingern über sich vermacht, verprieft und gegeben
haben, Igl. Bgr. N. 107, 2. über di beredung seiner schuldiger,
N. 93, 3; Prager Rb. N. 13. — 4. Brünner Str. II 79 ; Prager Str. N. 25.
119 S. 74. Do des sein schuldiger ervuren, das her ermort was, des
namen eczleiche schuldiger czu in den richter und scheppen und
suchten im lonkasten, Igl. Str. 231. Welich man beweisen mag mit
des perges hantvesten oder mit des pergis puch, das her der erste
sei, her sei erbe oder schuldiger, den schal man czu dem ersten
weren (befriedigen), Igl. Str. 253. er sei erbe ader schuldiger, Igl.
Bgr. N. 91. das haus und die varunde habe dorinne hetten die
schuldiger genomen, Igl. Bgr. N. 85, 2. Der Gläubiger hat das Recht,
den Schuldner, wenn dieser Bürger derselben Stadt oder aus deren
Umgebung ist, überall, wo er ihn antrifft, anzuhalten und seine Schidd
von ihm einzutreiben; einen Bürger einer anderen Stadt muß er bei
deren Richter und dem daselbst geltenden Recht klagen und ist be-
rechtigt, wenn dieser das Recht verweigert, an den ihm unterstehenden
Leuten sich Schadens zu erholen, Igl. Str. (3) (38). — dö verkauft wir
das haus mit der schuldiger willen um 80 schock, Igl. Rspr. XIII.
schuldic-lich Adv. aus zureichendem Grund, durch eigene
Schuld: Kaiser Nero, der seh. trat aus dem wege der vornunft =
Neroni a racionis regimine exorbitanti, Const. I 2, 2.
schüler (schuolaere, schüelaere, -er) stm. Schüler, Student,
junger Geistlicher, Schüler im Meistergesang : weil er ein schuler ist,
sol er sich nicht underwinden, schuler zu halten, Igl. Ms. S. 23. seh.
bei dieser gesellschaft, S. 12.
schul -gemez,* stn. in der Singschide übliche Strophenform:
politische historien im gemeinen seh. zu singen, Igl. Ms. S. 16.
schül-halter * stm. 1. Schiddirektor, Oberlehrer, Lehrer. 2. Wer
eine Meistersingschule abhält: 1. Christianus Herman, deutscher seh.,
Igl. Ms. S. 28. ehrlichen schulhaltern , S. 27. — 2. es in des schul-
halters (der die Singschide abhält) gewalt stehet, sich die merker zu
wänlen, S. 21.
schul- kuust* (soviel als schuol-list stm. Wissenschaft oder
Kunst, die man in der Schxde oder aus Büchern lernt) stf. alle
seh. hat er gewost, Hier. 111, 18.
schülle sivm. ein Scheltivort (vgl. ein schelm und ein schüll
muoz, er mir — sin, Hätzl. 2. 69. 92) koche, garzüne, schüllen solden
ir secke füllen, Alex. 17671.
634 scMil-meisterei — schuster-kör
schul -meistere!* stf. Amt eines schuolmeister : haben alle
beide die seh. versorget, Traut. Chr. 110.
schul -ordmmge* stf. Statuten der Meistersinger: unsere seh.
zu bekräftigen, Igl. Ms. S. 10. so haben wir — Jakob Pukane und
Jonas Zeidler — uns furgenornen, ein bruderschaft und seh. bei diser
stat anzurichten, S. 7. Im Nov. 1614 — haben uns die gesellschaft
(der singer) von Nürnberg auf unser begehren ire alte u newe
Schulordnungen u. tabulaturen — übersendet, S. 14. am 3 july ist
der brüderschafft der singer vom — rhatt {Gemeinderat) die neue
bekrefftigte seh. mit der herren grossn statsigill herausgegeben worden
(a. 1615), S. 16.
schal -register stn. Verzeichnis der abgehaltenen Singschulen,
Igl. Ms. S. 15.
schul- stublin* stn. Wohnung des Lehrers im Schulhaus: der
Schulmeister ist in das seh. eingezogen, Traut. Chr. 198.
schult-herre swm. Gläubiger, creditor, Igl. B. 37.
schul -veier* stf. den 22. Febr. 1571 am donrstag Petri scb.,
Traut. Chr. 194.
Schumi) fentiure stf. Besiegung, Niederlage, Unfall: da er e
seh. Ion au einer tjost hete genomen, Alex. 5826. da von er seh.
kos (unterlag), 8097. dö liten die Gräiure strenge seh., 14 006. rehter
fröiden seh. ist din süez,er lip gehiur, 13821. Nicänor brähte mit
strites schumpfertiur (so) den Aräboysen üf die knie, 13678. da
von sie seh. kürn und pris und lop da von verlürn, 12365. da von
sie seh. holn, die sie migerne doln, 12421.
schuolören* ? die ros begunden snarchen, schiehen, schuolören
(Hs. H, sehyloren W, stuloren 8) zerücke ziehen, Alex. Anh. 476.
schupe (schuop, -e) siestm. Schuppe, squania: Nim von mir
den schupen der alden vinsternusz (squamas caliginis antiquae),
Sol. 92, 14. schuppentragender und schupfriger visch, Ack. 11, 7.
schupfen (auch schupfen, Prot, schupfte, schufte) siev. 1. durch
Stoßen in schaukelnde Beicegung bringen. 2. schleudern. 3. mit der
beimpfen strafen. 3. Traut. Chr. 148; s. schöpfe.
schupf rig* Adj. mit Schuppen bedeckt: seh. visch, Ack. 11,7.
schür s. schainver.
schürf (schürpf, stm. schorf stm.) Grind, Scabies: wenne es ist
der schürf, W — B Lev. 13, 6. Bergm. das Aufbrechen der Basen-
decke bei Bergbauversuchen. Ist es abir, das iemand mit vorhenk-
nusse oder wissen des richters und des, der da perkwerk vorleihet
und reichet, anhebt czu arbaiten in dem Stollen (== Suchstollen) und
erez vindet, von derselben stat sal in niemand vor im und noch im
über vierdhalb lehen hindern, Igl. Bgr. U — A. 6.
schür -schere* stf. Lichtputzschere, emunetorium : mach ouch
siben lucerne und seeze die ouf den leuchter — und schur-
scheren und leschevas, dorinne man das, das man abeschüret, vor-
lesche, W— B Ex. 25, 37—38.
schuster- kuecht = schüh-knecht, Eger Achtb. II 91; Igl. Stb.
IV 17b.
schuster-kör* stm. (kor, PI. koere) Emporkirche für die
Schusterzunft, Traut. Chr. 28. solch seh. ist erstlichen durch die
schuster-zeche — schützung 635
alten schuster erbauet (es heißt auch brüderchor) , 201. ist das ge-
mehl auf dem seh. in der kirchen gemalet worden, 218.
schuster-zeche* stsivf. Schuhmacherzunft: gute artikel mit der
ganzen seh. sigil bestetiget, Traut. Chr. 22.
schüt s. schütt.
sehnte (schote) swf. Schote: weixeln — schütten, hekra. (Beeren)
und vilerlei obst, Traut. Chr. 36. Paul Kolbe hat sein weip mit
Justen in spitelgruut in die schütten geschickt und hat sie also
schwanger lassen erschlagen — der alte Fichtner fant die tote im
schütten, Traut. Chr. 22. 9 Z. 3.
schulen, schütten swv. schwingen, schütteln, ausschütten: an
der stat, do man die aschen hin pfliget zu schuten, W — B Lev. 4, 12.
sie schuten ire sper, Hier. 200, 20. schütt mich dar uz, (üz, dem
harnasch) und gebt mir her minen stap und mine slinge, Alex. 12949.
die heiter (Fischhalter) hoher schütten, Igl. Stb. V 100b. den teich
höher (oder weiter) seh. und machen, IV 195a. IV 186c. der selb
teich als er iez geschütt und gemacht ist, IV 186c. ein wisen,
dorauf er ein teichl geschütt hat — das er den tham desselben teichs
auf seinem paden (Boden, Grund) geschütt hat und nicht auf pfarrers,
V 36 c. ob sie einen teicht ober dem grossen teicht schütten wolden,
V 19 b. den teich seh., 111232 a.
schütt (schüt, -e) siswf. 1. Angeschtvemmtes Erdreich. 2. dadurch
gebildete kleine Insel. 3. Schutt, Unrat. 4. Kornboden: 1. so einer
seinem grundt die schütt — in der Drossdram (= in der Umgebung
des trost-tram stm. des Schüttkastens der Gemeinde, der wie der
heute noch in Gnadlersdorf stehende zum Zweck von Kontributions-
abgaben im Kriegsfall oder wie in Kaidling zur Erhaltung der
Pfarre von den Gemeindeangehörigen mit Getreide gefüllt iverdcn
mußte) — nicht wirt machen und durch wasser ein schad gescheb,
so ist der schuldig wandel, Chlum. IV 50. so not geschech , schütt
(für den Teich) zu nemen, die selb sullen sie nemen in des Knedls
leytten frey, Igl. Stb. IV 187b. den selben teich sol der Jakub
Ssmucker auf sein aigne darlegung schütten, arbaiten, verbringen
volkumlich mit der schüt, III 232 a.
schütz - bergwerk * stn. Bergwerk mit „schütz" -Holzverschlag
um bei Wasserdurchbruch das Wasser abzuhalten oder beim Ein-
stürzen eines Bruches zu verhindern, daß die Bruchwasscr in die
Strecke dringen: wasz aber die seh., waelde, gepirge anlanget,
Traut, Chr. 128.
schütze swm. 1. Wächter. 2. Flur-, Waldhüter. 3. Bogen-
schütze, sagittarius: Und nochgevolget waren im die man, die
schuezen und vorwundet wart her gar sere von den schuezen, W — B
Kön. I 31, 3.
schütz - geld * stn. für die Beschützung gezahltes Geld: aus-
geslossen (abgesehen von), was wir sust zeu schutzgelt geschaft,
Eger. Chr. 1115.
schütz -lieh (schuz-lich) Adj. schützend: sie betten mit irer
schutzlichen were gesuochet den konic von Arimaspi, Ernst 3836.
schützung stf. Schutz: er hat si in guter schutzung und schirm
gehalten, Elbog. Chr. 14, 4.
636 schüz,lar — segenen
schü^lar (schüz,z,eler) stm. Schüßler, Erzeuger von und Händler
mit Schüsseln, scutellifex: di glosar (Glaser), schuslar, Budw. Urkdb.
N. 477.
Schübling (schüz^elinc) stm. Schößling, Beis: die schuslinge
der olpaume = novellae olivarum, W— B Ps. 127, 3.
schüz,z,el stswf. Schüssel: nu schütten sie es (das Mus) in ein
seh. vor die gesellen , so das sie esen , W — B Könige IV 4, 40. ein
silbereine seh. von dreissig u. hundert scoten = acetahulum argen-
tenm appendens centum triginta siclos, W — B Num.^7, 43.
sechs-lehen PI. des stn. die an die 7 Lehen des Finders beim
Bergmessen sich anschließenden 6 Lehen, je ein Königs-, Herren-
und Bürgerlehen zu beiden Seiten, oder wenn dies nicht geht, je 2
nach einer Seite, auch Nebenlehen oder die endilsten lehen genannt:
Herr hoffemaister, sein schacht ist nicht in einem freien, sunder in
den sechslehen , die da gelihen sein czu dem gemessen perge czun
Refflern, das sein: czwai kunigeslehen, czwai burgerlehen und czwei
abcziehen (weil hier der Abt Grundherr ist), Igl. Bgr. N. 10, 1.
sechs-seitlig Adj. 6 Seitel umfassend: ein s. kandl. Igl. Stb.
V41a.
sechster (sehster, sester) stm. 1. Trockenmaß, Schöffel, sextarius
z. Flüssigkeitsmaß: ein gerechter s. (aequus sextarius), W — B Lev.
19, 36. sechster olis = olei sextarium, Lev. 14, 21. 14, 22; Lev. 15, 14.
sechs-wöcherin * stf. Frau, die vor 6 Wochen entbunden hat:
das einlaiten und den kirchgang der s. abgestelt, Traut. Chr. 324.
sedel stmn. Sitz, Sessel, Buhesitz, Lager, ze sedel gän vom
Untergang der Sonne gebraucht: ich wil behalten im ein stat, da er
vil argen sedel hat, Alex. 25012.
sedel-pfenning stm. Abgabe für Ansässi gmachung (6 Pfennige) :
dass idermann dem peremeister einen s. geben schol von einem vir-
tail, damit er öffnet vor dem peremeister und vor den percgenoz,z,en,
daz, der Weingarten sein ist. Chlum. VIII 6.
segel stm. 1. Segel. 2. Vorhang. 1. Wann die gedult ein so
starker segel ist, das in falsche, böse und sturmige winde nicht
zureiten mugen, Hier. 44, 26. sie hüben auf (hißten) ainen segel,
T— B Botenb. 27,40. wie ist der segel getan? Trist. 6388. einen
swarzen segel ich sach, 6394. wie der s. were getan, 6413.
segen (segen, sagen) sie. sägen: Ich hab dich gesaezt als einen
wagen (Dreschwagen) — habende segende czene (rostra serrantia),
W— B Is. 41, 15.
segens, -e stsivf. Sense, metonym. Heuernte: vil gepawerisch
volk mit seinsen, Böhm. Chr. 101. ewer segens heu nach einander
feilet, Ack. 25, 16 ; doch hewet ewer (des Todes) segensz neben recht,
24, 15. ir gicht, ewer segensz hawe für sich, 25, 1. get so ewer
segensz für sich? 26, 3. alle die steen zu markt mit zegensen
(sengsen in), mit haken, mit sicheln, zahlen 1 Pfennig Marktgeld,
Budw. Urkdb. N. 477.
segenen, segen swv. bekreuzigen , segnen, einen Zaubersegen
hersagen: sie zueten von der siten, daz, in dar an gesegnet was,
Trist. 1781. do er zeu konig gesegent (gesalbt) waz, Dal. 181,11
(81, 43.)
segele — seiger 637
segete, seigete sw. eine Art von Schiffen: daz, wa^er truoc
galiu, kiele, schif, kocken, snel segeten, Alex. Anh. 609. galineu
und segeten sie wol beriktet heten, Alex. 24017. seigeten, snel
und starke, der sie gnuoc mit in vuorten, die marner vaste ruorten,
Alex. 4378.
sehen (soejen, ssen, Prät. säte, spete, Part, gesät, gesset) swv.
aussäen, ausstreuen: die do sehen die valschheit = qui seminant
dolores, W — B Job. 4, 8. er hat bestanden den acker zue sechs strich
zue sehen, Aussig. Urkdb. N. 29. s. ssejen.
Gehört hierher: sehen in = sich als Vermittler, Schiedsrichter
einer Sache annehmen, Elbog. Chr. 83, 17 ?
schlinge (ssejunge) stf. das Aussäen, die Aussaat: des neides
groste s. = maioris odii seminarium, W — B Gen. 37, 5.
seichen swv. harnen, mingere, urinare: er lies nicht bleiben
von im (ex domo Baasa) den seichenden an die want, seine nehsten
und seine vrunt, W — B Könige III 16, 11. nicht were bliben Nabal
bis czu dem liechte des morgens seichende an die want, Könige I 25, 34.
Ich wil vorterben von Achaben den seichenden an die want und den
vorslosnen in Israhel = internciain de Achab mingentem ad parietem
et clausum in Israel , Könige III 21, 21. — Eg. Chr. N. 344.
seicht s. sichte.
seidel (sidel stn. feine Seide, seidenes Gewand) stm. den lich-
blaben seydel mit einem weissen lemmereinen pellecz unterczogen — ■
und einen alten swarczen seidl um 15 gr., Igl. Stb. III A 132 a.
einen grünen seydel hab ich genumen von meinem gevattern umb
X schok gr., III A 102a. ich schaffe meim bruder mein swarczen
Seidl mit dem fuxeim pelcz, III 55 c, III 59 b. den plaben Seydl den
pesten der Anna gib ich den selbigen, III 58 d. er hat auch ge-
schafft seinem vettern seinen guten Seydl mit dem medrein pellicz,
111200 c. ein graben (grauen) seidl, einen swarczen seydl — einen
glockmantel, einen pellicz, 111199 b.
seife (sife) swm. 1. Bächlein. 2. von einem solchen durchzogene
Bergschlucht. 3. bergm. das Heraus waschen der Metalle und Ort,
wo dies geschieht: 1. der bluomen sie genoz,z,en und der seiften, die
da flogen, so sie wolden trinken, Ernst 3520. wo der neue seufen
ins warme born flos^ eingegangen ist, Traut. Chr. 71. 338.
Seifrit Eigenname: den hürnen Seifrit (Siegfried der Nibelung),
Ack. 49, 2.
seig (vgl. sihe stsivf. Seihe, cola und sihen stv. II tr. seihen,
intr. durchsickern) stf.? Stelle, wo Wasser durchsickert: Wasser be-
nemen durch klufte, risse oder veule — oder seig, Igl. Bgr. N. 68, 2.
seiger (seigsere, -er) stm. 1. Wage, bes. zum Prüfen des Wertes
der Münzen. 2. Uhr, ursprüngl. wohl Sand- oder Wasseruhr:
2. Traut. Chr. 40. um 20 am seiger, 63. der caplan versorgt die
orgel und das seigerstellen, 69. 117. 169. 175. man hat den halben
seiger gen Trautnaw bracht und den ganzen weg gethan, 179. 280.
nm 7 Uhr am halben seiger (Uhr mit Zählung von 1 — 12), 296.
dem newn urloynmeister 10 guld., das er einen newen sayger scliol
machen, Eger. Chr. N. 1023. um seygers zwei nochmittage, Elbog.
Chr. 118, 35. 141, 5.
638 seige-richt — selb-inugend
seige-richt* Adv. (lotrecht) nach abwärts: recht tun und nemen
vom mittel des ruinpaumes und brengen das s. under sich, Igl. Sth.
V 12 bc. s. wa^erseige.
seiger- sp ehr* (ivohl cims seiger und sper ? Speer) stf. Uhrzeiger,
Traut. Chr. 55. 180. 331.
seigete s. segete.
seil (PI. seil und seiler) stn. Schnur, Strick: die seil (funiculos)
und die vas des dienstes, W — B Num. 4, 26.
seilig-macher s. selig-macher.
seil-richt* stf.? (ivohl v. seil und riht, -e, gerade Richtung
gerades Werk) Weg für die Bewegung der Seile bei der Förder-
maschine: sie sahen weder leiterwerc noch seilricht noch kainerlai
fudernus, Igl. Bgr. N. 6, 2.
seine Ad- langsam, träge; beinahe, kaum : lancseme unde seine,
Trist. 1684. er zcoch uf vil sein (Jir. sei[l]n) zu Reginspork di stein,
Dal. 171, 1 (76, 27).
seinse s. segense.
seirch s. sarg.
seitl-kendl, -kaudl (sitel-kandel) f. ein Seitel fassende Kanne,
Igl. Ms. S. 15; Igl. Stb. V 96 b. 149 c.
seit-spil stn. Saiteninstrument und Spiel auf demselben: die s.
lüte erklingen. Alex. 12662.
sekl siem? ein bestimmtes Gewicht, siclus: 500 seclen, W — B
Par. II 3, 9. goldis sechshundert seclen (siclos), Par. I 21, 25.
sekret, secret stn. 1. kleineres Siegel eines Fürsten. 2. Geheim-
siegel. 3. geheimes Gemach, Abort. 3. Traut. Chr. 234. 319.
sel-ambaht, -ambet, -amt stn. Seelen-, Totenmesse: mit einem
gesungen selambt, Igl. Stb. V 160 d. wen man den lieben seien,
weliche aus diser brudersebaft verschiden sein, mit einem s. wurd
begeen, V 257 c.
sel-bad stn. fromme Stiftungen, an Badeanstalten vermacht,
damit dafür in diesen die Armen an bestimmten Tagen Freibäder
erhalten: item hat er auch geschaft ein selpad, Igl. Stb. III A 160a.
— 30 (60). selmes ausrichten und ein selpade umb irer sei selikeit
willen, III 199b. V 160d. da^ man di drei schockch geschaffen hat
in die drei kirchen zu zelpad, 111137 b. ich schaff ein s., V16c.
geben zu weg und steg und auch zu einem s., V 18b. von dem
geld ein s. machen. 11141a. sie hat auch geschafft ein s. zu ver-
brengen, 111326a. 12 s. in vier jaren nocheinander auszurichten,
V 160 d. er hat gelassen — ein s. u. das uberig alles czu wege und
Stege, III 198b. sie hat geschafft ein s. den armen leuten, III 139c.
III 134 d. auch sol er (der pader) alle jar ierleichen ein s., das do
die Seltaweryn daselbs gekauft hat, tun und machen, wuld er das
aber nicht tun, so mag er dosselbig s. wider obschriben mit V seh.
gr., III 211 d.
selb-ander Fron, selbst als zweiter, mit einem andern: do er —
ze Jerusalem s. kam, W. v. W. 4597. darüf (auf einein Schiff, kocke)
er mieten solde im niwan s. 2314. selbander ie die vrouwe reit in
richer wete glander, Trist. 4106.
selb-mugend* part. Adj. durch eigene Kraft: ausz der muter
in der erden gruft selbmugender geleiter (= Gott), Ack. 57, 13.
(selb-geschol — selb-sitzend 639
selb-geschol swm. = selb-schol, = laesus, Ig]. B. 76.
selb-schol, -schul (selp-schol, -schölle) swm. auch stm* 1. der
selbst für seine Verbindlichkeiten ohne Bürgen einsteht, Selbstschuldner.
2. der Verletzte, Geschädigte. 2. dem selbscbol ist her (wer ainen
rayn prichet) mit nichte anders bestanden den das her im den rayn
wieder gancz schol machen in dreyen tagen, Igl. Str. 135. der —
XIV Mark Bußgeld — gevallen dem selbschol, der wunt ist (durch
einen andern um ein Glied, Hand oder Fuß, Finger usio. gekommen).
dem richter 3, den gesworn schepfen 1 Mark, Igl. B. 74; Igl. Str.
160 und I S. 360. das die selbschollen des nicht engelten — ab si
(die fnrsprechen — Rechtsanwälte) keiner pnsse vorvallen (wegen
eines Formf eiders), Const. IV 10, 6. kein schaffer mag gesein in
eines andern dinge ane gennktunnge (Vollmacht, satisfactio) , ab die
selbschnllen das ding stete zu halden ader das gericht ding czu
losen für ire schaffere sich von aller genuktuunge aufczuheben sich
in keiner weise verpinden, Const. IV 3, 3. die selbscholn = partes
principales — Prozeßgegner, Const. IV 11, 10.
selb-schold, selbst-schold (selp-schulde swm.) swstm. = selb-
schol : Es sol auch der selbschold den irrsal seines fursprechen wider-
rufen alczuhant, das er icht vordacht sei, das er darczu gehenge
(mit ihm darin einverstanden sei) , Const. IV 10, 9. wiwol er (der
als vorczalt in des gerichtes buch — steht) mit dem selbstschold und
mit dem richter apgetragen hat, Igl. Str. 296.
selb - scholdig (selp- schuldig) Adj. = selbschol: Des krieges
(Prozesses) anefank der selbscholdigen sache (principalis negotii),
wan sein richter czu gerichte sitczet, ist des clagers und antworters
hin- und her-furlegunge umb die sache, das man mit gerichte er-
kenne ir peider recht , Const. IV 8, 1. Ein man helt seinen selb-
scholdigen (reum) wol auf in welichem gericht her in begreifet,
Igl. Str. 90. sint man czu den selbschuldigen (den Geklagten) ein
recht bette getan, Igl. Str. 219. ist aber, das der selbschuldige
vorfluchtig wurd, DIR § 23a 6. der selbschuldige (wegen Mordes
Gefangengesetzter) ist entrannen, Igl. Str. 224. — Die Prozeßgegner
im Gegensatz zu ihren Advokaten: Sein aber die selbschuldigen also
vornunftig und redlich (beredt), so mugen si mit irer eigenen personen
fursprechen, Const IV 4, 13. dorumb, das die fürsten, ewere hern, in
dem brife sich setczen und schreiben vor selbschuldigen und ire
insigel dobei nicht sind, Brüx. Stb. N. 257. — Der Beklagte darf in
der Regel nicht mehrere in eine einzige zusammengefaßte Klage im
allgemeinen beantworten, sonst bezieht sich seine allgemeine Antwort
bloß auf die erste dieser Klagen, rücksichtlich der andern ist er sachfällig.
Wirkung der „Holung" in diesem Fall, Igl. Str. 122. der selbschol,
der sich im Prozeß verteidigt, ist in einer rechtlich günstigeren Stellung
als der, der Um überwinden will, 176. Wie man jemanden „anspricht",
so muß er antworten, 229. 241. 334. Die Verpflichtung, auf eine aus der
Nichterfüllung eines Vertrages entstandene Klage zu antworten, ver-
jährt nicht in der Zeit, 322; über das Verfahren, ivenn der Beklagte
vor einem fremden Gericht Antwort gibt, (13 a) — Im Gegensatz zu
Bürgen selbschuldiger und bürgen, Stb. Brüx. N. 126 und 127.
selb-sitzend* part. Adj. alleinstehend, verwaist: tröste mich
eilenden selbsitzenden man! Ack. 21, 7.
640 sSlb-subende — s61-ger§te
selb-subende Zahlwort: mit 6 andern: das s. beweisen, Olm.
Stb. 96 a.
selb-rierzehende Zahho. = zusammen 14: s. wir wesen, W. v.
W. 6161.
selde, sjelde stf. 1. Güte. 2. Segen, Heil, Glück. 3. personif.
Glücksgöttin, die Glück und Segen verleiht: 2. bis da^ diu sselde mir
gescbach, daz, icb sie (meine Kinder) uf dem walde vant, W. v. W.
6600. ze sseldeu müez,en iu ergän al iuwer tage und iuwer jär,
7482 f. man vindet, das an weibes Steuer niemant mag mit seiden
gestewert werden, wann weibes und kinder habe ist nit das minste
teil der irdischeu seiden, Ack. 46, 10. fürst von vil seiden (ist der
Besitzer eines treuen Weibes), 43, 15. Heil und selde über alles heil
unde selde, 56, 4. "Wenn mir mein beheglic.be zeit und der libe tag
meiner seiden (mein Sterbtag) itzund komen ist, Hier. 18, 19. die
got strafen — worumme er einen geb seid und geluck und dem
andern nicht, Job. v. Igl. II. Gebot. — 3. frouwe Sselde muoz, ir
warten. W. v. W. 6318. die — Ehrenkranz und Ehrenmantel —
bracht ir f rau Seiden unzurissen und ungemeiligt , Ack. 6, 5. wol
sie, der er (Alexander) ze teile wirt, waz, der die sselde fröiden birt,
Alex. 3446. er het mit wirde der sseldeu schilt, 6386.
seiden-, sselden-bernde Adj. glückbringend: unz üf den saelden-
bernden tac , daz, got durch unser schulde erstarp , Alex. 9600. Eva
bot uns jämers slac, dar umb uns sseldenbernder tac bräht ein ave
minniclich, 10266.
seiden-reich (s8elde[n]-riche) Adj. voll Heil, glückselig: du bist
ein s. speise der seien, Hier. 83, 24. die süeze seldenriche, Trist. 5407.
seldung* (icohl = selde stswf. Wohnung, Haus, Herberge,
Bauernhaus und dazu gehöriger Grund, nach Schm. x/i6 bis 1js Hof):
dorumb das es (das recht) von der cromer seldung (Herberge?), die
in steten sunderlich gehalden wirt. nichts spricht, Olm. Stb. 132,
S. 103.
sel-gerete (sei - gereete) stn. 1. Was man zu eigenem oder
fremden Seelenheile einer geistl. Anstalt für Seelenmessen u. dgl. ver-
macht. 2. allgemein: letztwillige Schenkung. 1. Igl. Str. 253. wi s.
nicht abgegen mak, 242. ein man — beschiet ein haus czu ewigem
s., 81. das das s. jo mit nichte abgee, 327. si hat gemacht ein
ewige mess czu s., 289. ein vrawe hat geclaget, ir sei s. aus dem
ewigen puche unsir stat getan, das do einhin komen ist mit gemechte
vier ratleute, an wissen und an wort derselben vrawen — Ent-
scheidung: das das s., das die ratleute in das puch gegeben haben,
das das mit rechte ist ausgeschriben und abgetan und nicht un-
pilleich, 274. s. = letzter Wille, durch den jemand als Vormund
eines s. bestellt wird, hat auch für dessen Nachkommen Kraft, 289.
welich schuldiger (Gläubiger) mit der hantfeste, der im schuldig ist,
icht beweisen mag, der get auch vor die erben und vor das selgereth,
Igl. Bgr. N. 91. so sullen die furmund stiften ein ewige messe czu
einem s., Igl. Stb. III A 102 a. III 30 c. den vorwesen des s., III A 161.
111135 c. mein swiger hat gemacht ein ewige mess zu s., Igl.
Rspr. XII. ein furmund irer beschidung und ires selgerethes , Igl.
Rspr. XII. si legten al sust di selgeret wuost, Dal. 178, 22 (79, 68).
alle, die nicht geben das s., das sie (die Eltern) geschaffet haben,
sel-haus — selra 641
Job. v. Tgl. 4. Gebot. Wir wellen, — daz, alles daz; guet, daz. zu s.
geschaft ist und furbas geschaft wiert, czu aller czeit losuug schollen
geben, Brunn. Str. II 173. Wer s. wil machen, der schol daz, nicht
an erb und aign tun, sunder an beraiten gelt , II 175 ; über eine
Entscheidung in Streitigkeiten um s. handelt II 176. Nach Bezahlung
des Lidlohns und der Schidden soll man sogleich das s. „volchleich
tuen", II 187. — was selgererte sein, das die gehalten werden, Eg.
Str. C. 69. 72. denselben gotesdinst und s. (3 Messen alle Wochen
und alle Qitatember eine Vigilie allen Seelen mit 2 Seelenmessen)
wider möchten bestetigen, 01m. Stb. 92 a. Hercules sie (die Bewohner
der von ihm gegründeten Stadt) den goten haste gegeben ze selgersete,
Alex. 21774.
sel-haus (sel-hüs) stn. 1. Wohnung für die sel-nunnen, -Schwestern.
2. Siechenhaus für arme Kranice. 2. Eger. Chr. N. 70 u. ö\, in sich-
heusern und selheusern , Olm. Stb. 77, S. 51. Beginis _ in duabus
domunculis volgariter selheusern sub monasterio sancti Michaelis
Plathcola situatis, Olm. Stb. N. 70. 16. das schaff ich czu'unserm s.,
Igl. Stb. V 165a. V 96 a. III 184 d. den czins ewikleich reichen — in
das s. und in die closter, III 152 d. 111210c. das lazareth, so man
das s. heisst, Eger. Chr. 103 S. 65 und 66.
selic ■ heit, srelec - lieit stf. Vollkommenheit, Anmut. 2. Heil,
Seligkeit, Wonne: diu wirtin durch s. vor der fürstinne sneit
(schnitt Speisen auf) , W. v. W. 2250. di euch zcu salikeit und ewers
gemain nutczes ser dinen mögen, Eger. Chr. 1167 S. 341. das gut
solle gefallen zu weg und czu Stegen zu irer sele s., Igl. Stb. III
160a. wiz^et, daz, unser selikeit wirt von im laue, wit unde breit,
Trist. 425.
selig (sselec, -ic) Adj. saelde habend oder verdienend, 1. gut,
zum Glück bestimmt. 2. selig, glücklich. 3. heilsam, glückbringend.
2. der Jörg Wagner seliger, Igl. Bgr. N. 92, 3. 3. Elias erwarb einen
seligen regen mit seinen zehern (sein Gebet) , do es 3 jar und 10
maned nicht geregent hatte, Hier. 59, 11. das das perkvolk under
irem seligen ampte behalden werde, Const. I 5,15. so haben sie
(die dink) einen seligen usgank (feliciori exitu terminentur) , Const.
I 2, 3. unsern seligen fursaez anheben, Const. I Vorrede, küuec
Wenzelabe vom saeligen hüs oder vom sselegen lande, W. v. W. 4360 f.
seligen (sseligen) swv. beglücken, segnen : Worumme wirt geseligt
der wek der posen (prosperatur) W — B Jer. 12, 1.
selig-lich Adj. beglückend: um dise seliclicken dinc — machten
sie kurz iren rat, Trist. 430.
selig -liehe (= scslec- liehe, -en) Adv. beglückend: seliclich be-
denken = salubriter animadvertendo, Const. I 8, 1.
selig - macher stm. Heiland, Erlöser; nach Christi unsers heru
und seligmachers geburt im 1560 jar, Eger. Chr. S. 5. N. 7 S. 13.
N. 1201 S. 381; N. 1197 S. 373. Nach Cristi, unsers lieben hem u.
sailigmachers geburt 1550, Eger. Achtb. II 199. 200 bis 202. selig-
machers, 204—221.
selm PL (auch selme, selmer, sahn) von salm, -e sivstw. Psalm:
buch der selm, T— B Botenb. 1, 20. redt euch selben in selmen
(psalmen), Ephes. 5, 19.
Jeliuek, "Wörterbuch. 41
642 sel-messe — semlich
sel-messe stf. Seelen-, Totenmesse: auf welchem alter man die
selmess lielt, Eger. Str. A. Y 4. geschafft (testiert) 30 s., Igl. Sth. III
326 a. V16c.
sel-sorger stm. testarius: Eymer, unsern s., Elbog. Uhr. 33, 41.
selt-sene, -sa?ne Adj. seltsam, tounderbar: merkent besunder
ein seltssene^ wunder, Alex. 23114. s. gestalt, 22072. 24302. 25166.
von seltssenen werke erdäht, 7864. die e einer spräche gezam —
seltssener spräche sie begunden, 7626. = selten, spärlich: dan —
wird das volk seltzam sein, der krig und die sterbe hat sie niit-
genomeu, Traut. Chi". 123.
seltsene, seltsa?ne stf. Seltenheit: niht nie der stein bewiset
uud als in sin seltsam priset , Alex. 25 440. die künegin wser der
rede vrö durch die B., 683.
seltsenkeit (seltsaenec-heit) stf. Seltsamkeit, Seltenheit: die sie
durch s. willen lieb haben, Ack. 53, 13.
sel-yart* entweder sel-vart* stm. Wallfahrt zum Seelenheil oder
= zell-vart. ich schaff (vermache das Geld zu) ein achfart und ein
s., Igl. Stb. III 322 d.
semel (semel, -e, simel, -e) swstf. feines Weizenmehl, -brot,
Semmel: ein czehenteil semil (semilae) besprengt mit 61, W — B Ex.
29, 40. die vorwesten der semel und dem weine (qui praeerant similae
et vino), Par. I 9, 29. semel mit 61 gekreischet = frixam oleo similam,
W — B Par. I 16, 3. sam semil mit honige , Ex. 16, 31. ein haut,
vol der semel und des oles, pugillum plenum similae et olei, Lev. 2, 2.
semil wirt sein opfer, Lev. 2, 1.
semel -mel (semel-, simel-mel) sin. feines Weizenmehl, simila,
similago drei inaz, semelmeles und mache under der asche brot,
W— B Gen. 18, 6.
semel-müs (semel-muos nur Germ. 9, 201) sin. Mus aus Weizen-
mehl ; s. granpen.
semen (senewen, senwen, senen) sicv. einen Bogen oder sonst
was mit Sehnen beziehen, besehnen, Eger. Chr. N. 1024.
semlich (same-, seme-lich) Adj. ebenso beschaffen, ebensolch,
dergleichen: das ich tag und nacht verzeret hab in semlichen ge-
danken, Hier. 11, 3. ob er semliche keusche und reinikeit predigent,
24, 21. semliche geschieht, 170, 2. gericht über morder oder sem-
liche sachen, 170, 19. des und semlicher ergerunge wurden wir be-
trübet. 151, 24. er sach ein ander semliche schar, 92, 24. do ant-
worte der teufel in semlichen worten, 90, 18. 91, 10. 93, 10- 157, 23.
wollte got, das allen sulchen leuten ein semliches widerfure (daß sie
wie der Ketzer Sabianus sterben), 155, 10. mit welcher wat her ein-
gangen ist, mit semlicher gee her ous, W — B Ex. 21, 3. semelich
gepot gab her dem andern (similiter dedit mandata), Gen. 32, 19.
semliche wort sprechet, Gen. 32, 19. semliche guttete = tanta benericia,
W — B Par. I 17, 26. ein semlicher mensch, homo huiusmodi, Sirach
20, 16. noch semlicher warheit, Par. II 32, 1. mein volk hat liep gehabt
semliche (talia), Jer. 5, 31. sehet, ob geschehen sei ein semeliches (si
factum est huiuscemodi), Jer. 2, 10. s. sach, Brunn. Str. I 212. II 186.
semleich leut, IT 201. 206. Igl. Str. 71. an semlichen sachen, 188. 115.
was semeliches czwischen dem viech geschieht, 42. ein samelich
phant; 107. semeliche geezeugen, 283. IS. 359 f. umb semeliche bo-
seralich-keit — senfte ♦"»■1-i
scheit, I S. 362. von ungewiter oder von semelicher gottesgewalt,
I S. 369. um gechrez, oder um semlich dinge, Igl. Bgr. N. 105. s.
ding, Const. IV. 18, 5. in einer semlichen geschieht, I 5, 8. in sem-
licher weis, Olm. Stb. 76. Ich mochte dir tun ein s. (es dir heim-
zahlen, Druck hei Hanka falsch: sonnlichs), in semlicher weis, Dal.
76, 1 (30, 66).
semlich-keit* stf. Beschaffenheit, Lage, qualitas: Noch nicht
sult ir vorwenen , das zu kumen von unseres mutes leichticheit , ob
wir mancherlei heissen, sunder umrae die notdurft und umme die s.
der czeit (pro qualitate et necessitate temporum), als des offenbaren
dinges nuez czu bringen heischet das urteil, W — B Esther 16, 9.
senec-licli Adj. sehnsüchtig, voll Verlangen, verliebt, schmerzlich:
ir seneclichiu wort, W. v. W. 4239. ir rede stund so s. , swan sie
also vereinte sich, 4225. alle tage was so seneclich ir clage, 2555.
die seneclichen arebeit von ir clagenden worten vater und muoter
horten, 7162. er vant da seneclichen vunt (in den Bäubern seine
schmerzlich vermißten Kinder), 6057. siniu senielichen wort ruorten
ir herzen ort, 6653. — ewige freude meines senielichen hertzen!
Hier. 75, 9. diz senecliche mer, Trist. 63. senecliche wernde not die
sie bete umb des küneges tot, Alex. 2109.
senec-liche, -en Adv. zum Vorigen: nach dem mein sele senie-
lichen belanget, Hier. 97, 26. Disiu wort er s. sprach (voll Sehnsucht),
W. v. W. 6772. nach den (Kindern und dem Manne) sie so senec-
liche san, 6702.
sende-brief (auch sant-brief) stn. Sendschreiben, W — B Esd. I
3, 6. ein s., wie sie sich halten sollen, Elbog. Chr. 85.
sene-lich (sen, -e-lich) Adj. senec-lich : sie twunge harte ein
senelichez, sorgen — nach im, W. v. W. 4129. also git liep dicke
leit und senlich trüren albereit, 791. so ist senlich ze sagen solich
ungemach unde leit = traurig, 847.
senende (auch senede, sende, part. Adj. von senen sivv.) sich ab-
härmend, liebendes oder schmerzliches Verlangen empfindend : dö was
auch sie in senender not, W. v. W. 3727. 43i5. nach der ich bin in
senender phlicht, 6729. sin senendez, herze, Alex. 622. troeste minen
senenden lip, 428. daz, mich ein wip non senender not erloste, 332.
mit senender klage, 423.
senende* stf. 1. Sehnsucht. 2. Heimweh: 2. wie in die s.
twunge, Alex. 4438.
senf (senef) stm. Senf: ein körn des semfs, T— B Matth. 13, 31.
gelich dem semfs körn, Luk. 13, 19.
senfte (senfte, semfte) Adj. 1. leicht, bequem. 2. zart, weich,
milde. 3. sanft, -mutig. 4. willfährig, freundlich. 5. zahm: du bist
— senft und ich unsenft (pius, impius), Sol. 6, 19. ich bin senfte und
demutiges hertzen , Hier. 30, 28. sich dein künig kumt dir senft
(oder Adv.?) und siezund auf der eslin, T — B Matth. 21, 5.
senfte stf. = senftikeit : wä von die planeten senfte fliubet,
wä von sie güete müe^en hau, Alex. 8406. ich kum zu euch in dem
geist der senft (senftmütigkeit XL Bibel), T— B I Korinth. 4, 21.
öal. 5, 22. zu aim gesmak der senft (senftmütigkeit XI. Bibel)
Epbes. 5, 2.
41*
644 senften — seten
senften (auch semfteu) swv. seufte machen, mit Dat. der Fers,
ohne Akk. = einem Linderung verschaffen, refl. sich besänftigen,
intr. seufte sein oder werden: mit guter rede werden! gesenft die
leute, Ack. 29, 11.
senftic-leich (senftec-lich) Adj. 1. gemächlich. 2. mild. 2. aller
senfticleichster herr (benignissime)j Sol. 19, 16.
senftigen sivv. = senften : damit wirt got gesenftiget = placa-
tur, Const. I 6, 3.
senftikeit (auch senftec-heit) stf. 1. Leichtigkeit. 2. Linderung.
3. Bequemlichkeit, Ruhe. 4. Annehmlichkeit. 5. Sanftmut, Versöhn-
lichkeit: 5. in angesichte der s. deines gederms = aspiciente dementia
viscerum tuorum, Sol. 103, 12. das dein kohste s. gemacht hat, 27, 34.
von gotleicher gunst und s. Kömischer keiser, 1, 2. auf das er ge-
riehen mocht, hastu im gegeben behegleiche s. der ruck = odorum
suavitates, 54, 9. do ist in der nasen der ruch — verzimmert zu
beheglicher s. alles lustsames und wunnsames riechens, Ack. 39, 5.
senft-inütig (senft-müetec) Adj. sanftmütig, milde: wenne nu
bin ich senftmutik worden über das pose, das ich euch hab getan
= placatus sum, W — B Jer. 42, 10.
seni't-mütigeu (senft-müetigen) sivv. besänftigen, blandiri:
Senftmütige deinen man = blandire viro tuo, W — B Kichter 14. 15.
Und doch, nicht semeliche dink tuende, mochten sie gesenftmütigen
die grimmikeit seines kerezens (mitigare), Judith 3, 11.
senft-mütikeit (senft-müetec-heit) stf. Sanftmut: czu einem
czeichen der s. (clementiae) , YV — B Esther 4, 11. die süez, s., Alex.
Anh. 1295.
senke stf. Vertiefung: si trugen taschin mit den senckin, Dal.
182, 13 (82, 15).
senken (Prät. sauete) sivv. senken, niederlassen, ablegen: gelich
sie beide saneten (die Lanzen), Alex. 5702.
sen-lieh Adj. s. sene-licli.
sen-liclie (sen-, sene-liche, -en) Adv. sehnsuchtsvoll, schmerzlich,
traurig: si sprach ze im gar s. weinende an der stunde, W. v. W. 1131.
ser, -e stf. Schmerz: daz, fromte Uriam tödes ser, Alex. 11576.
serä* m.? ein fabelhaftes Tier(?): ein tier — einem ipomites
gelich an der brüst vorne als ein cocodrille het ez, hörne, als ein
serä truoc ez, rücke, Alex. 22027.
serig (serec, seric von ser stnm. ser, -e, stf. körperl, und geistiger
Schmerz, Leid, Not) Adj. schmerzlich: mich rewet mein serig Ver-
lust, die ich nimmer widerpringen mag, Ack. 14, 18.
ser -lieh (sere- liehe) Adv. schmerzlich: der jungen löuwen
(Löwen) klän die das herze serlich grifen an, W. v. W. 2095.
serpant swm. Schlange, Drache : do sluoc ich einen s. gröz, und
ungehiure, Trist. 1056. den mortgiftigen s., 1904. der ein grimmen
s. sluoc, 6446.
serung stf. Verwundung, Verletzung: nach unruwe s., nach s.
wetag, nach wetag afterrew musz verwarren man begeinen, Ack.
19, 1. alles ist ein eitelkeit und ein serung (inserung A, usserung B)
der sele, 54, 6.
seten (säten, satten, seten, setten) swv. sättigen: ir werdet
gesetet — saturabimini, W— B Ex. 16, 12.
setigen — setzen 645
setigen, settigen swv. 1. sättigen. 2. befriedigen, zufrieden
stellen, Elbog. Chr. 40, 20. 72, 10.
setikeit (satec-heit) stf. das Sattsein: sie haben nicht gewost
s. = saturitatem, W — B Js. 56, 11.
setten (setin, settin u. «., mlat. satum) stn. 1/2 oder 1/4 Lot,
Brunn. Str. II 146 = \/2 Lot.
setunge {auch satunge) stf. Sättigung, saturitas, W— B Lev.
26,5; Ex. 16,8; Js. 55, 2.
setzen riickuml. swv. (Prät. satzte, saste, satte; Part, gesatzt,
gesast, gesät) tr. und refl. 1. setzen, stellen, legen. 2. ersetzen.
3. festnehmen. 4. einen mit einem s. — aussöhnen. 5. eine Strafe
auferlegen. 6. eine Sache übertragen, bevollmächtigen. 7. einsetzen,
anstellen z. B. als Beamten. 8. festsetzen, einrichten, anordnen.
9. den Preis als Obrigkeit (setzmeister) festsetzen, taxieren. 10. als
Bürgen oder Pfand setzen, verpfänden. 11. aufs Spiel setzen.
12. eine s. = aussteuern, verheiraten. 13. abs. sich etivas vornehmen,
einen Entschluß fassen. 14. in Sätzen zu einem springen. 15. refl.
sich niederlassen, seine Wohnung nehmen u. s. 1. die sich gegen
im setzen (widerstehen) Alex. 9974. er saezt rede mit in (rechnete
ab), T — B Matth. 25, 19. — 7. einen Gesellen aufnehmen: so indert
ein gesell her gen Igla gewandert kern und arbaiten wolt, den sol
kain meister anderswo dingen noch seezen dan an der herbrig czu
dem vater (Herbergsvater), Igl. Stb. V 177 a. welicher gesell wirt
am dinstag geseezt, dem sol das wochenlon gancz nochfolgen,
V 177 c. so aber ein geselle seinem meister ans der werchstat aigen-
williclich anfstet, dadurch er bei ainem andern maister wolt arbaitten,
salichen gesellen sol kein maister seezen noch füdern auserhalb
bewillen des selben maisters, von dem er aigenwilliglich ist auf-
gestanden, V 177 a. — tu wir euch kunt, das der rat und nicht der
richter die selben gesworn amtleute: richtschreiber, underschreiber,
marktmaister, angisser, weinkoster und messer czu seezen hat durch
einem gemeines nuezes willen, Igl. Str. 257 b. Lert uns auch, ob di
urborer schollen gesworen leut seezen oder di gewerken. Doruber
wart getailt — : haben di gewerken an irer hantvest, das in der
herezoge das hat erleubt, das si scheppen seezen, so mugen si es
wol getun [mit] recht; also mugen auch di urborer, ob es in der
herezog hat vorlihen. Ist des alles nicht, so hat der herezoge von
rechte scheppen czu seezen oder weme her das von seinem gewalt
empfilhet, Igl. Bgr. N. 101. Und der munezmaister von derselben
unsers herren des kuniges wegen schol haben volle macht, czu den
obgenanten perkwerken (in Kuttenberg) „czum prunne" ain perk-
maister und ander amptleut, di darezu gehören, czu seezen noch der
lust seines willen, N. 52, 5. — 8. sie satzte ordelich daz lant, W. v. W.
4115. Wir seezen, machen und wellen, Igl. Bgr. U— A 1. Was die
scheppfen unser stat und die perkscheppfen durch gemainen nuez
schicken und seezen, das schol von allen unvorruckt gehalden werden,
Einl. zu U — A. es were denn, das si ein ander ding czwischen in
gesaezt hetteu, Const. III 6, 6 (statuerint). Es ist wenig, das man
das recht erkennet, ab man die leute, durch der willen es gesaezt
ist, nicht vor äugen hat Const. Einl. unsem getrewen perkleuteu
— sulches recht seezen und machen — Einl. zu den Const. — 9. das
646 setz-meister — seuch-bette
man sust keinen tag in der wachen wein zu schenken setczen sal
dann am freitag in einer benumpten czeit, dieweil die herren bei
einander sein; weliche dann wein uffthun und dieselbe woche
schenken wellen, die sollen ire wein czum herren prengen und so
viel man wein dieselbe czeit zuprengt, die sal man alle und itcz-
lichen nach seiner wertschaft (Verkaufspreis) setczen. Sollte einmal
bei allen Wirten der Wein vor dem nächsten Freitag ausgehen, dann
soll einem Wirte erlaubt sein, Wein „aufzutun" und erst, wenn dieser
das Faß ausverkauft hat, sollen und dürfen alle zugleich Wein „auf-
tun". — Auch sal man nicht achten, ab einer Sprech, der Wein kost
in vil, das man in dester teurer seczte, sunder nach rechter wert-
schaft sal man einem itczleichen seinen wein seczen — dann sal
itczlicher seinen gesetczten wein von staten uffthun, Olm. Stb. 53.
die gesatzten (von den Angießern für richtig befundenen, geeichten)
mäz,e, Eger. Str. A XI 1. sind 300 Eimer wein gesatzt und ausge-
schanckt worden, Traut. Chr. 220. daz, äne wankes underlauf die
burger gseben gesatzten konf, \V. v. W. 4108. = taxieren: da si (di
gesworn schawer) dein fleisch geschawet und noch deinem willen
nicht gesetzt haben, Elbog. Chr. 67, 31. — = zuweisen, 18, 20;
= festsetzen, bestimmen, 49, 30. 87, 36. 65, 4. den die stat verboten
wirt, di sein ir gesatzt zeit auz,z,en, Eg. Str. A VI 4. — 10. sein erb
seczen = verpfänden, Igl. Bgr. N. 78b. — 13. das wir lehenhewer
des nie czu banden gesaezt (den Bergbau aufgegeben) haben, sunder
di Lehenschaft noch in gewer und gewalt haben, Igl. Bgr. N. 40, 3.
Salomon saezte (decrevit) zu powen ein hous, W — B Par. II 2, 1. _ wie-
wol wir uns dorauff geseezt haben, auf kain bergwergk underweisnng
czu geben, allein wir werden denn nicht durch einen siechten boten
sunder durch czwen erbare geswaren scheppen desselben bergwerks,
unverdacht von beiden partheien, underweist — , Igl. Bgr. N. 61. —
1. Die grübe verprant alczumal von eins prandes wegen, den man
geseezt (gelegt) hat czu nuez den gewerken (zur Lockerung festen
Gesteins), X. 90, 3. — sie fanden do ainen gank, der sich gesaezt
hat von dem hangenden in das ligende und funden den bestoezten
funff viertail lank und eines lachters tiff, N. 6, 2. — Liben herren,
ir höret nindert in des pergs pnch bekenntnuss, das wir unser sach
von der lehenschaft wegen czu henden gesaezt (einem andern über-
tragen) noch mit kainerlei wilkur vorgeben haben, N. 40, 7. —
15. wenn sich ain newer meister hie seczen (niederlassen) wil, Igl.
Stb. V 28 b; V 176 c. Wo eines pechen son sich setzet und dises
handtwerck treiben wiel, Traut. Chr. 140. setzen an einen = ihn
feindlich angreifen, Traut. Chr. 121.
setz-meister stm. geschworene Schätzmeister: die s. haben —
den mittelbecKen — es untersagt, das sie ein phfenwart haben muesen
geben wie dann das traidt gölten hat, Chlum. IX 4. So haben die s. den
selbigen wein — geseezt und nach rat der eiteren geschenkt, IX, 3. —
seuber-lieli (süber-, siuber-lich) Adj. sauber, schön, schön-
gestaltet: Si was gar s. (valde formosa) und ungeleuplicker schone
allen ougen geneme, W— B Esth. 2, 15. der ist s. in seinem elichen
cleide = formosus in stola sua, Js. 63, 1.
seuch-bette (siech-bette) stn. Krankenbett: in krankheit oder
seuckpet liegen, Eger. Str. C 56.
senche — sibendes 647
Seuche (siuche) stf. sivm. 1. Krankheit. 2. Seuche. 3. Men-
struation: 3. also lange sie die seuche hat = quaindin subjacet huic
passioni, W — B Lev. 15, 25. czu dein weibe, die die seuche hat
(quae patitur menstrua), soltu nicht geen, Lev. 18, 19. noch dem
siten des flusses der seuchen (sw.) = iuxta ritum fluxus menstrui,
Lev. 12. 5. — 1. Geet und vragt, Beelzebub , den got Accaron, ob
ich genesen muge von meiner seuche = de infirmitate mea hac,
Könige IV 1. 2. so mich seuchen begriffen hetten = cum graves morbi
tenerent me, Sol. 48, 33. so begern dem seuchen ein arcznei zu tun,
Const. I 5, 9.
seuerling* stm. (von siure Säure) der brunnen und das nasser,
der Sewerling genant, Eger. Str. 103, S. 67.
seufel* (vgl- mhd. süf stm. Trank, süfen stn. schlürfbare Flüssig-
keit, süfe f. Suppe) Brühe, Süppchen, sorbitiuncula: Thamar kochte
im ein seufel, W— B Könige, II 13, 8. Thamar hub ouf die seufel,
die sie hette gemacht und trug die ein zu Amnion II 13, 10.
seuffen s. seife.
seuft'en-geriu* (von sife und gerinne stn. Rinnsal) stn. Rinn-
sal eines Bächleins, Traut. Chr. 71, 338.
seu-markt (sü-market) stn. Schweinemarkt: swein auf dem s.
fail haben, Eg. Str. 56.
seumel (söumel) stm. Saum : Czwei zu houf gefugte s. sol das
haben = duas oras junctas habebit — summitatum, W— B Ex. 28, 7.
seumelich Adv. nachlässig: da er seiu ampt s. bilde (negli-
genter), Const. 1 12, 2.
senm-lich Verzug: ohn s., Traut. Chr. 15.
sewein, seuein (siuwin, von su) Adj. vom Schwein: Der do
opfert opfer recht als sewein blutopfer = quasi sanguinem suillum,
W— B Is. 66, 3.
sez,-liaftig Adj. seßhaft, seinen Wohnsitz habend: di umb mein
haus und hoff s. sein, tgl. Stb. V 215a.
sibendes, subendes Zahlw. ein sibendes = V» ist die Abgabe-
quote, „eigenschaft" eines Berges oder' Lehens an einen ihm durch
Entwässerung und Windzuführung nützenden „erbstollen" samt
16 Hofstätten für jeden von diesem durchfahr enen „Berg'1, DIR 8.
Di tiffen lehen habeut unser urbarer bestalt und czihen das wasser
in den Stollen. Von den lehen wolde der stollemeister ein subendes
haben, — was ihm durch Entscheidung des Igl. Oberhofes auch zu-
gesprochen wird, da der Stollen 24l!3 Leichter richtschachtes hat,
wenn der stollemeister mit seiner Handvest beweiset, das im der
herezog den Stollen zu einem erbstollen vorlihen hat, Igl. Bgr. N. 71.
einem erbstollen, der dem andern, der vor da gepawet hat, mit offen
durchsiegen nicht wasser benimet noch wint pringet, braucht keine
eigenschaft gegeben werden, N. 72. vinden di — vier gesworen
marscheider (einer darunter „von der urborer wegen", also das ir
keiner weder an dem stellen noch an dem lehen „czu deme steine"
tail habe — ) das der stelle in virdebalbem lehen auf dem hangenden
durchslagen hat und nicht alleine irrechent (erreicht) und ver-
schroten hat di lehen czu dem stein, und besagen das auf ihren ait,
so schullen di von dem stein ir wasser in den stellen sturezen u.
dem Stollen ein sibendes geben, 73, 2. Ist das, das der erbstolle,
648 sibeu-gesternet — sichern
nachdem und sein hantvest spricht, auf seinem rechten gevert vur
sich, hinder sich oder under sich in di lehen czu dem stein durch-
slagen hat oder auf dem hangunden in virdehalbeni lehen oder ouf
dem ligunden in einem lehen durchslagen hat — so teil wir — czu
einem rechten nach der handvest und nach perkwerkes recht, das
di lehen von dem stein ir wasser in den Stollen sturczen schullen
und deme Stollen ein sibeudes geben, N. 76, 5. Ebenso nach ver-
schiedenen schles. Quellen z. B. Urk. v. 1477 Zivier. N. 78; nach
Schemnitzer E, Punkt 6 (Wenzel Mon. S. 223) ; nach Göllnitzer E.
v. 1400 (Wenzel Magyarorszäg banyaszatänak kritikai törtenete
Budapest. S. 320), Eosenauer Verhandlungen v. 1498 (daselbst S. 354),
steir. Bergordn. v. 1424 Art. 2 (Plattner S. 24) usw.
siben-gesternet* (vgl. mhd. gestirnet) pari. Adj. mit sieben
Sternen besetzt = Himmelswagen', von dem sibengesternten wagen
= ab Arcturo, W— B Job. 37, 9.
siben-gestirne stn. Siebengestirn: magstu nu susammengefugen
die springenden Sterne das s. (micantes Stellas Pleiadas) oder
machtu den ummerink des gesternten wagens zustoren (dissipare) ?
W— B Job. 38, 31.
siben-stunt Adv. siebenmal, W— B Gen. 4, 15. 4, 24. ein licht
s. schöner den die lichte sunne, Hier. 119, 11.
siehe s. sieche.
sichel stf. Sichel: Siben wochen soltu czelen von dem selben
tage, an dem du sichel legest an deine sat, W — B Deut. 16, 9. mit
der sichel soltu nicht sneiden — in der sat deines frundes, 23, 25.
sichel -müle* stf. Sichelschmiede mit Wasserkraft, Eger.
Chr. 103.
sicher-heit stf. 1. Sicherheit, Sorglosigkeit. 2. Sicherung,
Schutz. 3. Gewißheit, Bestimmtheit. 4. feierliche Zusage, Gelöbnis,
Verabredung, Vertrag, Bündnis. 5. das Untertänigkeitsgelübde des
Besiegten, Gefangenen: 2. den — brief — ich czu steter warer s.
gibe, Mind. d. Egerl. S. 25. diser sach zu einer steten und festen
s. haben wir — unser gemein ingesigel — an disen brief gehangen,
Igl. Bgr, 53, 7. — 3. Darumb so ist die s. loblich in den, die do
richten, das nicht czorn noch grim, sunder die rechte vornunft mit
in umbgee, Const. I 4, 5. wann ich s. des ewigen lebens in freuden
hab begriffen, Hier. 20, 5. der hat nicht ander s. nur das er übel
sterbe, 56, 19. Czu dieses capitels völliger s. so ist von ersten
czu wissen, Const. II 2, 1. durch din menlich werdekeit ist dir bereit
min s. (= iceil du mir großmütig das Leben schenkst, will ich dir
das Gelöbnis des Gefangenen leisten), Alex. 11 912. ouch sit ir des
erlän daz, ich von in welle enphän s., 11919 ob sie fristen wolden
ir leben, sie muosten dem künec «. geben, 18874. des nam er von
in (die sich ergeben hatten) s., 21809. Alexander nam sin s. und
liez, den vürsten äne leit, 22889.
sichern siev. 1. sicherstellen, 2. ein Versprechen, eine Zusage
erfüllen, 3. angeloben, 4. als Besiegter dem Sieger das Unter-
tänigkeitsgelübde: dennoch bist du der sunden nicht gesichert, Hier.
52, 21. du must mich s., das ich sicher aus der stat muge kumen,
Böhm. Chr. 83.
sicherz, — siech-tag 649
sicherz,* stn. * ■Gewißheit: daz, ich schreibe in sicher? (gewiszt,
XI. Bibel) meim Herreu, T— B Btb. 25, 26.
sichte (sichte) Adj. ivo • das Wasser abgelaufen oder in den
Boden gesunken ist, seicht, nicht tief: ain freies hat wol das recht
kegen aim andern frain, also welches tiffer ist ader welches das
ander undervert, das tiffer gewinnet und das sichtiger (statt sichter)
wird gewunnen, Igl. Bgr. N. 49, 1. die recht des freien — das es
mit der (größeren) teuf gewunne ain sichters perkwerk, 49, 14.
sichtig, sihtig Adj. 1. sichtbar, deutlich, leibhaftig. 2. dkt.
ansichtig, sehend: 1. von disen sihtigen begreiffen wir deine un-
sichtigen dink (ex visibilibus invisibilia), Sol. 55, 1. sckepfer aller
sihtigen und unsihtigen dink, 82. 37. aller s. und unsichtigen crea-
turen, 83, 5. Unsichtiges liht, dem alles abgrunde menschleichs
hertzen sihtig ist, 10, 15. 0 du sichtiges licht, das nimmer vor-
lischet, Hier. 89, 17. wann die worheit me mit dem sichtigen glauben
(oculata fide) wenn durich di oren dem mute der leute wirt inge-
druckt (animo h. infigatur) Const. IV 11, 4. s. und sichtlig — sichtbar,
Traut. Chr. 53. 205. 207. so man befünde sichtige rain und grentzen,
131. kreuze, die da s. seind, 131.
sichtig-lich Adj. sichtbar: wann wir (der Tod) nicht sichtigc-
lich, nit greifenlich sein, Ack. 22, 15.
sichtig-Ieichen, -liehen Adv. sichtbar, offenbar: Unordnung
und ungehorsam, die sich auf dem hantwerk der tuchmacher sichtik-
leichen ergangen haben, Igl. Stb. III 185 b.
sicht-lig Adv. deutlich: das hat man etzliche jar also s. gesehen,
Traut. Chr. 53. 131. 205. 207.
sicht-spiegel* stm. Zauberspiegel: man hat viel Zauberei bein
im funden: s., kinderherzlin, kreiter (Kräuter), Traut. Chr. 282.
sicken* siev. einen roc der wirt an sich gesicket hat, Ernst
2625.
sidel stn. sidele stsivf. Sitz, Sessel, Bank (mit Polstern): der
Gunst ouch da sin sidel hat, Alex. 12647.
sider Adv. Präp. und Konj. 1. hernach, später, 2. seitdem,
3. mit Dat. seit, Traut. Chr. öfters, auch als: sieder. er sprach
mit suchten sider, Trist. 2324. er quam ouch sider, 2228. sie sach
in vor unde sider an, 2639.
side-schneider* stm. Wer Stroh zu Häckerling schneidet, Traut.
Chr. 252.
siech Adj. 1. krank, siech, 2. besonders aussätzig, 3. arm an
etwas : freude s. = freudlos, mit siechen füz,en, W — B Kön. II 4, 4.
in was gebettet siehe allen besunder, Ernst 2878.
siech-hette stn. Krankenbett: des in seinem sichpette ligt, Prag.
Str. 84. als ich denne in meinem sichpet krank gelegen bin, Igl.
Stb. III 174 a.
siech-heusel* (Dem. von siech-hüs) stn. Krankenhaus: ein s.,
darin 18 presthaftige menschen, Eger. Chr. 103. im siechheußlin, 409.
siechen swv. 1. krank sein oder iverden. 2. durch Krankheit
abgehen, entfernt iverden: wenn ich vor lib siech = langueo , Sol.
3,24.
siech-tag, -e stsivm. Krankheit, Siechtum : das in deiner schidung
(bei deinem Tode) grosser s. dich nicht gehindern mochte, das du
650 siech-tüm — sige-haftig
deiner üben kinder nicht vergessen woldest, Hier. 17, 25. wanne
kumen die siechtagen? 36, 17. du (o Tod) gibest ende allen sich-
tagen, 62, 11. mein siechtagen hastu (Christus) als ich getragen,
79, 26. do {im Himmel) ist keinerlei s., 103, 11. der vater — be-
gunde in grossen sichtagen fallen, 203, 29. gesotne speise hat er
genutzet in seinen letzten sichtagen nur zu zweien malen, 110, 8.
= lanquor, Sol. 9, 3.
siech-tüni (siech-tuom) stm. 1. Krankheit, Siechtum, Schicäche:
aller sichtume, W— B Könige 1118,37. den sichtum, Par. II 6, 28;
l'rediger 10, 18. si wurden gesunt von iren siechtumen, T — B Luk.
6, 18. er trug (heilte) unser siechtumen, Matth. 8, 17. die da het derliten
den heimlichen siechtum (eine Frauenkrankheit) 12 jar, Matth. 9, 30.
siede* stf. ? (vgl. salz-siede f. salina, DF G 508b und Schneller-
Fromm. II 340) zum Absieden oder Abbrühen geeignete Abfälle vom
Getreide, Spreu: das lewer war mit dem licht in die siede (des for-
bergs) komen, Traut. Chr, 33.
sig-bauin* stm. phalanga, fianga, nach Dobner M. B IV S. 220,
Pflücke, die in die Erde geschlagen waren, um den Kampfplatz für
einen Zweikampf (nach Du Gange: circulus) gegen die Zuschauer abzu-
schließen: Ist, das si (die Duellgegner vor dem Kampfe) zu den
Stangen [oder] sigpaumen kumen (ad arbores vel falangas) und di
swert darauf legen — und sich dann versöhnen, so bekommt der
Richter von ihnen (icohl zusammen) 3 Mark, Igl. B. 72. Ist abir,
das si auff die sigpaume oder grifstangen ire swert legen und ob
si noch wollen vorrichten, so schol der widersache (Beleidiger?) dem
richter antworten mit vier marken, 73. Unklar ist die Bemerkung
Tomaschecks daselbst S. 276: „Wenn aber einmal einige dieser Pflöcke
von beiden Seiten herausgezogen waren, um die Kämpfer in den
Kreis hereinzulassen und das Duell begonnen hatte, dann hatte nach
ihm bloß der Schädige, der im Duell unterlag, diese 3 Marken zu
zahlen". Ansprechend ist die darauffolgende Vermutung Tomaschecks:
..Wahrscheinlicher ist es jedoch, daß sie (diese sig-beume) mit dem
böm des Sachsenspiegels I 63 § 4 zusammenhängen , nach weichein
der Richter jedem der Kämpfenden einen Mann geben soll, der
seinen Baum trage und der, wenn einer (offenbar der, dem er als
Sekundant zugeteilt ist) fällt oder verwundet wird oder um den
Baum bittet, den Baum unterstecken (mit ihm dazwischen fahren)
soll. Die deutsche Übersetzung Griffstangen und Siegesbäume scheint
darauf hinzudeuten:' Vgl. unsere Redensart „Jemandem die Stange
halten (und ihn so nicht) im Stiche lassen".
sig-behalteriiine * stf. Siegerin: minne die s., Trist. 2748.
sige-bere (-bsere) Adj. siegreich: Tristan mit siner sigeberen
band des vürsten vinde überwant, Trist. 103.
sige-haft Adj. 1. den Sieg habend, siegreich. 2. den Sieg
verleihend: 1. also diu wip mit wirde kraft sind an den werden sige-
haft, W. v. W. 1495. die do waren sigehaft worden = qui victores
reversi sunt, W— B Judith 15, 8. got uns sighaft gemacht hat, Olm.
Stb. 44. wir behaben sigehaften gewin, Alex. 7088. daz, er an in
wart s., 21944. 24313.
sige-haftig Adj. : mein herre füret mich von dem kämpfe zu
sighaftigen wirden seiner eren, Hier. 61, 18. er ist s. worden über
sigel — silber-berg 651
alle seine feinde, 102,13. 104, 17. 115, 19. dein s. kempfer, 105, 21;
Sol. 85, 1. du bist ein krön der hoffenung, di den sighaftigeu
(vincentibus) ist bereit, Sol. 56, 34.
sigel, sigil meist ingesigel stn. Siegel, Stempel, sigillum mains
et minus, Igl. Str. 76. Die Umschrift, die den Eigennamen enthält,
hat mehr Kraft als das Holz und die Figur in der Mitte, 77.
sige-lichen Adv. siegreich: den pris — iuwer hant — mir sige-
licben nam, Alex. 21003. sin not und sin strite, die er bete sige-
licb erlitten, 23563. er behielt s. da^ velt, 23884.
sigen stv. II sich senken, niederfallen, sinken: sigen man
Arethen sack von dem orse üf den kle, Alex. 7892. unversunnen
(ohnmächtig sie (des Darius Gemahlin) hin seic, 8858. daz, sie
creftelös ze tale seic von der zinnen üf die müre nider, 9436. daz,
sie vor uns müez,en sigen (unterliegen), 12189 von der sunne die
böume sigen sit, 22336. der Kriechen craft nü s6re seic, 14013.
min sselde solde des sigen ob immer wurde von mir gehört gegen
den süez,en arges wort, 10836. sin gelücke beginnet s., 10080. er
daz, hüs ersteic, da von der burger fröide seic, 9112. unsrelic herze,
nü sie von hoher wirde in swachen won, 8812.
sige-mmft (sigenumft, -nunft) stf. auch stm.: das Ergreifen
des Siegs, Sieg, Triumph: diez grose heile und s., W— B Richter
15, 8. durch die endliche s. = propter crebras victorias, Par. II
26, 8. s. und ere er gewinnet, Sprichw. 22, 9. durch drei memed
vreude diser s. wart gefeiert mit Judith, 16, 24. 16, 22. Wenne er
dir vorlihen hat räche und s. von deinen veinden, Richter 11, 36.
nü wolde aber der srelden löz, mit s. zuo in keren, Alex. 14041. das;
loup sin s. kündet, 14636. den prassidis, der guot an sigenünfte
ist (verleiht dem Träger den Sieg), 24312. s. sig-stein. got lobe
wir iuwer starken sigenünfte, Alex. Anh. 1836. siner s., Ernst 4029.
siges-opf'er* stn. Siegesopfer, victima: das houbt seines siges-
opfers, W — B Lev. 3, 2. sigesopfer fridsame = victimas paeificas,
Ex. 24, 5.
sieges-opfer-tier* stn. das bei einem Siegesopfer geschlachtete
Tier, W— B Lev. 3, 8.
signet* stn. Siegel mit bloßem Monogramm (?): sie haben ire
insigel und her Wentzlaw sein signedt darauf gedruckt, Elbog. Chr.
3, 25. sie haben ire signet anstad irer insigel, wan si der bei in
nicht gehabt haben, — daran gedruckt, 3, 29.
sig-stein stm. Stein, welcher Sieg, aber auch Jugend, Schönheit
usw. verleiht, Brunn. Str. I 730 z. B. ein prassidis s. bei sigenunft
und vgl. Grimm Myth. 1170.
sil stswm. stnf. 1. Seil, Riemen. 2. Geschirr für Zugvieh: ob
dau ein furman den sillen (zillen) auf den wogen legt und auf dem
pfert rit, dennoch schol er von dem ross mauten, Budweis. Urkdb.
N. 477.
silber-berg stm. Silberbergwerk : Igl. Bgr. N. 109. do kom der
romisch kunig czu Pehem und czog für den silberpergk (Kutten-
berg), Böhm. Chr. 97. der keisir — vordert sin recht an den von
Behem — im — di silbirberg zeu gebin (= Kuttenberg u. a. Berg-
werke), Dal. 214, 3 (96). Albertus der romisch — for di s. legt er
sich, 214, 35.
652 silber-gebirge — silber-smit
silber-gebirge stn. Silberbergwerk: wan der perg czu der Igla
für anderin s. begnadet ist, Const. I 5, 16.
silber-geschmeidl stn. Silbergeschmeide: Igl. Stb. V 195 b.
silber-grübe (-gruobe) f. Silberbergwerk , argentif odina : welche
silbergruben ein ganczes iar wüst leit, — dl sol man an Urkunde
und Widerrede andern arbeitern vorleihen, — Const. II 4, 10. also
verre, das czu dem minsten di silbergruben umb ein perglachter von
einander steen also, das peidenhalben der rumpaum sich gemachsam-
leich muge umkeren, II 1, 4. s. auch ab si erbhaft ist, 1 17. 1 1, 6.
I 7, 6 u. 7. alle siben leben mit drein s. (Ortern) auspawen, III 1, 9.
Albrecht wollte von im (dem Böhmenkönig) haben di silbergruben,
Böhm. Chr. 96.
silberin, silbrin Adj. silbern, subst. Adj. = Silberimg, eine
Geldmünze: si ordenten im (Judas) 30 silbrinne (silberin pi'eniiiug
XL Bibel). T— B Matth. 2G, 15. er wider bracht di 30 s., 27, 3. er
warf di s. in den tempel , 27, 5. Do tat Got dem kuuig auff den
siberen pergk (öffnete ihm den Bergsegen des Kuttenbergs?); do be-
gunde er gut pfennig and groschen czu slahen, Böhm. Chr. 95.
silber-kauf stm. Kauf und Verkauf des Silbers. Freier s. be-
steht nicht, sondern vielmeJir ein Verbot der freien Verwertung von
Gold und Silber und die Pflicht, diese Metalle dem Landes- und
Regalherrn zur Einlösung (wechsel, losunge, cambium) gegen einen
von ihm bestimmten Preis zu überlassen. Dieses Regal hängt mit
dem ausschließlichen Münzrecht des Landsherrn zusammen, der sich
für die Münze den nötigen Metallfond und billiger als durch ander-
weitige Beschaffung sicherte. Obgleich gewiß viel älter, erscheint
dieses Recht auf Wechsel in unseren Quellen zuerst Const. I 21, 2
bezeugt: Darnoch bestetigen wir den erczkaufern alles recht und ge-
richte, das si in iren smelczhutten von alder bewerter gewouheit'
pis auf dise czeit gehabt haben, also das si das gesmelczte silber
czu wechseln in unser muncze prengen sullen. — Im Igl. Bgr.
X. 97, 1 heißt es: novimus ad jus regium pertinere, quod metallum
seu minera auri de molendinis aut aliunde undecumque, quod vul-.
gariter krecz dicitur, ad cambium et examinatorium domini regis
debeat presentari et deferi. — X. 97, 7: aurum angulose cremantes
et ad cambium non presentantes rapti et, ut juris est, convicti auro
perdito domini regis gracie subiacebunt. — Daher durften auch nur
einzelne, eigens angeführte Bergarbeiter mit Erz und zwar in un-
verhüttetem Zustand bezahlt werden, so daß es wieder zum „ Wechsel"
eingeliefert werden mußte. Privilegien für freien Silberkauf zu
eigenem Gebrauch, doch nicht zum Weiterverkauf außer Landes kamen
(s. B. 1469 von K. Georg) bes. bis gegen den Anfang des XVI. Jh.
vor. — Hanns Beier — sich angenommen hat dasselbig (bergwerk
czum Hangenstein) czu versargen bis auf Michaelis dorauff im die
gewerken den silberkauf für sein muhe czugesagt haben, Igl.
Bgr. X. 80, 2. Dagegen haben mir Hanns Beier czugesagt die
herrn gewergken den s., wes ich in iren hutten zwischen hier und
Michaelis machen werde, das ich H. Beier eine iczliche mark wiennisch
gewichte vor YI guld. haben und nemen sol zu XXXII groschen
behmisch vor ainen gülden — X. 80, 4.
silber-smit stm. Sibcrschmied, argentarius; W— B Js. 40, 19.
silber-weiz, — sinken 653
silber-weiz, (-W13) Adj. silbenoeiß s. fingerl, Igl. Stb. V 262 c.
Simonie, symonia stf. hier ivohl swf. Simonie, Erwerbung oder
Erteilung eines geistlichen Amtes für Geld: einer suuden, die man
syinoniam nennet, hier Aufnahme in ein Frauenkloster gegen Geld,
Hier. 174, 21. das sie von sulchen gewonlichen der simonien snnden
nicht ablissen, 175, 14. 176, 1.
sin Gen. sinnes, st m. Sinn, Geist, Verstand, Gedanke, Meinung :
das ich das möge brengen zn synne, das man mein des nicht enspotte,
Böhm. Chr. Vorrede.
sindal, sindon s. zindäl, zindön.
sine-wel Adj. rund, kugelrund, ivalzenförmig : do nam sie ein
sinewelles vessil von czeinen gevlochten und smirte das mit leime
und mit peche, W — B Ex. 2, 3. sinewelle wermtöpfe und giskopfe,
Könige III 7, 40. sinewelle Schilde, Alex. 2466. ein schilt s., breit
und starc, 12307. wol stende kinne s., 14564. da^ gelücke daz, ist
snel, reht als ein kugel s., 5060. mit dem sinewellen balle, 5577.
singen stv. 1 3 1. singen. 2. sangartig hersagen. 3. h/r. dichten
im Gegensatz zu sagen. 4. singen, sagen = durch Gesang oder
Vorlesung vortragen, berichten. 5. frohlocken. 6. krächzen von der
Eule, quaken vom Laubfrosch. 7. knistern, prasseln. 8. zisclien.
4. von den unbiderben — frawen künden wir vil mer singen und
sagen, Ack. 46, 1. nie kain man hat boren singen noch sagen von
uberscharn neben gemessen pergen und nicht doczwischen also das
sich auf iczlich stolnort sich nicht endet ein gemessen perg, Igl.
Bgr. N. 49, 3. singet im in singenden schellen (in cymbalis), W — B
Judith 16, 2. sein erste messe gesungen, Traut. Chr. 309. e denn der
han zwir singt, du verlangenst mein czu dreien malen, T — B Mark.
14,72. Luk. 22,61. Matth. 26, 75. zehant sang der han, Luk.
22, 60. Matth. 26, 74. der han singt heut nit, Luk. 22, 34. dö nü
die messe gesungen was, Trist. 879; Traut. Chr. 309.
singer stm. Sänger: s. und singerinne, W— B Prediger 2, 8.
= Singer bei den Meistersingern: ein schuler ist auff offener schul
vorgestelt, geprobiret und nach altem brauch zu einem gefreiten
singer erklert worden, Igl. Ms. 13 u. 16. wir gefreite singer u. bei-
sitzer alhie, 11.
singe -zeit (singe -zit) stf. Zeit des feierlichen Gottesdienstes:
das man nicht gestat — vor s. zu kaufslagen, Olm. Stb. 91.
sing-sclmle (-schuole) stf. Festversammlung der Meistersänger
mit Vortrag ihrer Lieder: ein christliche s. anczuschlagen und czu
halten, Igl. Ms. 3. 4. 5. den 11. Juni (1589) ist alhie auf dem schlosz
s. gehalten worden, Traut. Chr. 299.
singundig * Adj. gesungen : Got dem almechtigen mit lobsengen
und singundigen messen danken, Olm. Stb. 44.
sinken stv. 13 1. intr. sich senken, untersinken z. B. im
Wasser. 2. tr. bergm. einen Schacht in die Tiefe {Teufe) treiben,
richten. 2. einen schacht pawen und s., Igl. Bgr. N. 51, 11. das si
sehen und beschawen schullen den schacht, den si von newen ge-
sunken haben, der da kaum hat sechs lacht er in laim und in stain
nicht vil minner noch mer, 6, 1. der schacht was gesunken sechs
lochter tiff, 6, 2. den schacht haben sie gesunken also lange — das
sie ein ercz derrechent haben, N. 5,3. den schacht — hastu lansje
654 sinnec-lich — sitzen
czeit gepawet und gesunken, N. 5, 2. das sie di lehen pawen um
sinken sullen, Igl. Stb. V 11 d.
sinnec-lich s. sinnig-Iich.
sinnel, -in stn. geringer Verstand: lät iuch min krankecz, sinne
wem dirre msere und fremder sage, Alex. 7812.
sinnen stv. 13 1. wahrnehmen, merken, verstehen. 2. seine Ge
danken und sein Trachten auf etwas richten, an einen etwas s. =j
ein Ansinnen an ihn stellen: wirdig sulche groz,^e dink zu sinnei
und zu tichten, Hier. 2, 12.
sinnen-leit* (bei L. nur dieser Beleg) sin. ir wolt mir meii
ungehewer s., vernunftleit und kerzeleit ausz dem mute slahen
Ack. 14, 15.
sinnen-reich (sinne-rich) Adj. sinnreich, klug, scharfsinnig
der sinnenriche Gäwän, Trist. 2359. Tristan der sinnenriche degeu
5834.
sinnig (auch sinnec) Adj. 1. verständig, bei Verstände. 2. be
sonnen, klug, sinnreich: ein ieder abenteuerlich und sinnig mar
Aek. 46, 14. ein s. herze gap ir rät daz trabte üf weltlich bejac
W. v. W. 739 f. sinnic herze, Alex. Anh. 1413. wä s. saz? Trist, 4
s. man, 225. 236. 259. 366. 620.
sinnig-lich, -en Adv. besonnen, bedächtig, klug, verständig
daz, (firmament) siner süezen worte ruof des tages sinnecliche schuoi
Alex. 11162. nü bete oucb s. bedacht Kurvenal, daz, daz, lant wa
schcener aventiure vol, Trist. 1590.
sint-vlüt (sin-, sint-vluot) stf. große, allgemeine Flut, Über
schwemmung: 1310 was ein grosse Sintflut, Böhm. Chr. 105.
sint-wege (wiege) stf. Sintflut: uncz daz. di sintweg (sintnn
XL Bibel) kam und nam si all, T— B Matth. 24, 39.
Sippe stf. 1. Blutsverwandtschaft. 2. Verwandtschaftsgrad: wip
lieh wirde ist so wert daz. got der sippe aldä begert, W. v. W. 704 i
ouch gibt mir sippe der sunnen schin (bin mit der Sonne ver
wandt), Alex. 1850.
sippe Adj. blutsverwandt: wir sin s. einander nicht, W. v. W
5026.
sirices* ein Fabelwesen: darnach als die lühse oder grcez,e
dann die f ühse sirices da kämen, Alex. 21 697.
sistruni ein Musikinstrument: sistrum unde schellen, Alex
14 643.
silech, sitich stm. Papagei, Alex. 26 071.
site stm. Volksart, Brauch, Gewohnheit; Bescheidenheit; An
stand; gerne im PL: der herezog wüste nit wy tun sitin (wußte sici
in der Gefangenschaft der Mailänder keinen Bat, tschech. neveda
co sobe uciniti), Dal. 132, 23 (59, 88).
sit-mäl (meist sit-mäles, von dem stn. mal) seitdem fortan: da:
er sin torlich werben s. liez, verderben, W. v. W. 3764.
sitz stm. 1. Das Sitzen. 2. der Sitz. 3. Haus und Hof, Wohn
sitz. 3. Elbog. Chr. 15, 15. 19.
sitzen stv. 1 1. 1. sitzen. 2. ansässig sein, wohnen. 3. sia
setzen. 4. einem s. = bedrängen, einem zusetzen. 5. tr. besitzen. 1. d>
hegeten di urborer ein geding und sosen ein gerichte, Igl. Bgr. 66, 1
es sein vor uns komen im siezundem rate, Olm. Stb. 151. du sal
siuche — släf-gadem 655
auch Cristof Hofman sein halsgericht lassen sitzen, Elbog. Chr. 133, 44.
2. her gm. irgendwo das Abbaurecht haben: auch mitten in dem leben
(der purger, Bürgerlehen) mag er (der Erbstollner) siezen auff das
tiffe, Igl. Bgr. U — A § 11. Also oh in dem vorgenanten lehen (die
von einem Erbstollen durchfahren werden mit Einwilligung der
Eigentümer jener Lehen) e gearheit ist, so siezet er ouch enmitten
in dem lehen an das tiefist und swa^ er mit einer kraezen under
sich geschaffen mac , daz, gehört an sinen nitcz , Igl. Bgr. U — B 19.
einem kunic der da wolt gesiezen rede (seezen rechnung XI. Bibel)
mit seinen knechten, T— B Matth. 18, 23.
siuche stf. sivm. Krankheit, Seuche: ir s. enwas nicht alzu gröz,,
Trist. 4616.
siuftec, siufzec Adj. seufzend, mit Seufzern verbunden: s.
herzenser, W. v. W. 3706.
siuften, siufzen stn. vom swv. Seufzen, Klagen: in jämer
sprach er mit siuften, Alex. 10 530.
siuften -bsere Adj. Seufzer, Trauer mit sich bringend, be-
jammernswart: ei werlt, din stiege uns ie an dem ende git swsere
siuftenbsere zit, Alex. 17 390.
siul, -e (auch sül, soul, siuwele) stf. Säule : ein siule von golde,
Alex. 991. 994. 996. 1004.
skorpen-wurme* stm. (=scorpe, schorpe swm. 1. Skorpion,
sivfm. = 2. Schildkröte). Skorpion : mit scorpenwurmen du wonest,
W— B Ez. 2, 6. einen scorpionenwurme, Sirach 26, 10. 39, 36.
sköt (schöt) stn. 1. bestimmte Anzahl von Stücken. 2. Bündel
Flachs. 3. Getreidemaß = 2 ster: die wugeu czwei scot (duos
siclos) W — B Gen. 24, 22. ein halbes scot nach der mase des tempils
= dimidium sieli, Ex. 30, 13. calamisch wureze gleich also vil 250
scot, Ex. 30, 23. gibt das knechtil (masculus) ezweinezig scot, Lev.
27, 5. das knechtil gibt 15 scot, das meidil 10, Lev. 27, 7.
slä (auch slage, släge) stsivf. Werkzeug zum Schlagen. 2. Spur
vom Hufschlag der Pferde, Fährte, Weg: er bat sich wiseu üf ir
slä (Spur der Räuber) , W. v. W. 6049. eine gehurnte nater beissende
die slahen des rosses. W — B Gen. 49, 17. der böte — uff siner slage
er nach im reit, Ernst 710.
slacht, Schlacht stf. Befestigung, Verschanzung, Bau: 17 feuer-
pfeil bereit mit schlachten, parchen und aller notdurft gerüst die
Stadt zu verathen , Eger. Chr. N. 1043.
slachtung stf. 1. Züchtigung, Strafe. 2. das Töten, Schlachten,
Gemetzel. David widerkumen, was von der s. Amalechs = de caede
Amalec, W — B Könige II 1, 1.
slack s. slag.
släf stm. 1. Schlaf. 2. Schläfe. 2. ouf den slaf seines houbtes,
W— B Richter 4, 21. do sach her Sysaram ligen toten u. den nagil
in seinem slaf gestochen, Richter 4, 22. ob ich gebe rastunge meinen
slefen = temporibus, Ps. 131, 4.
släfern s. siefern.
släf-gadem (-gadem, -en) stn. Schlafgemach: Und Vagao slos zu
die tür des slafgadems, W— B Judith 13, 1. in sein s., Gen. 43, 30.
Esd. 1 10, 6. Und in den ohrist talen (in superioribus domus suac)
ires houses machte sie ir einen heimlichen s., in dem si wonte vor-
656 släf-geselle — slagen
slossen mit iren iuncvrowen, Judith 8, 5. bestrewet habe ich meine
s. mit myrre, Spr. 7, 17; Prediger 10, 20.
släf-geselle swm. Schlafgenosse, Trist. 4906.
släf-lachen stn. Bettuch, Prag. Rb. 187.
släf-stat stf. Schlafstätte, W— B Gen. 49, 4.
släf- trunken* Adj. schlaftrunken, sopitus. als ein slaf trunkene
beschirmer (sopitus gubernator), W — B Spr. 23, 34.
släf-vroive sie f. Beischläferin, coneubina: bei bala, der sla
vrowen. W— B Gen. 35,22; Par. I 1, 32. I 7, 14. II 11, 21. Esd:
III 10.
släf-weib (släf-wip) stn. Beischläferin, pellex: Aber ein s. hett
gehabt Saul, W — B Könige II 3, 7 u. 8- David nam noch mer sla
weiber und housvrowen nach iherusallem, Könige II 5, 13.
slager, sehlager (slager, sleger) stm. der etwas schlägt, hier =
drumelschlager, Traut. Chr. 330. s. slaher.
slag (slac, -ges) stm. 1. Schlag mit der Hand. 2. mit eine:
Werkzeug. 3. mit einer Waffe. 3. Bild für etwas schnell Vorübe.
gehendes. 4. die Versehrte Stelle, Wunde. 5. Verderben, Unfall, U)
glück. 6. Schlagfluß. 7. Hufschlag, Fährte, Spur. 8. Hers- un
Pulsschlag. 9. Münzschlag, Gepräge. 10. Holzschlag. 11. die dt
für bestimmte oder dadurch gelichtete Waldstelle. 12. Schlagbaur
Schranke. 13. Vorrichtung zum Vogelfang. Li. Handschlag b
einem Kauf, Kaufpreis. 5. in engsten, in siegen, in gevanknuss
Hier. 57, 5. — schlack, Reihenfolge, in der die Metzger zum Schlachte
kommen, Traut. Chr. 246. — Verhau*: do giengen sie {die Bäube:
iv/, vür den slac, W. v. W. 6152. die röuber waren äne vär alle ii
siege er offen vant (da sie keine Gefahr vermuteten), 6072 f. de
verhagten slage er nach gie, 6075. — bergm. ein nicht vom Tat
aus (wie der Stollen) horizontal verlaufender Grubenbau von gleißt
bleibender Querschnitt = „Strecke": als er — Schirmer, der behauptet
einen rechten Erbstollen zu besitzen — hinder dem alden stolle:
haupt sei angesessen czehen leben, es were ein stolle oder ein slac
Igl. Bgr. N. 76, 2.
slag-brücke f. Zugbrücke: slagprucken, Eger. Chr. N. 1200.
der slachpruck. Dal. 50, 14 (15, 67).
slagen, slahen (md. slagen) stv. IV 1. schlagen. 2. heran
schlagen, -bringen. 3. zurückschlagen. 4- töten. 5. schlachte*
6. schmieden, prägen. 7. einen Hinterhalt legen. 8. durch Han\
schlag als Eigentum übergeben. 9. richten, treiben. 10. eine Flüssi-
keit auslaufen lassen. 11. an einen etwas s. = es ihm übertrage
12. aufspielen z. B. zum Tanze; intr. 13. eine Richtung nehme
einen Weg einschlagen. 14. auf eheas stoßen. 15. Partei ergreift
für. 16. von einem s. = abfallen von ihm. 17. in sich s. = re<
mutig werden. IS. nach der erde s. = zu Boden fallen: keiml
schaden der arbeit auff sie s. oder geen lassen, Igl. Bgr. N. 80, 4 u.
welch suchte (Krankheit) so den — menschen — sluoc (traf) , sah
den di vogcl an, e^ wsere wip oder man, da^ wart ledic von d'
not, Alex. 2328. i'ride slahen = Friede, Bündnis schließen, foedi
percutere, inire: sing vride, W— B Könige IV 23, 2 ; Par. II 23, 1. vrij
slahen, Esd. 1 10, 3. ü 9, 8. II 9, 38. der fride, — den er geslagen h)
mit den hindern israhels, Par. II 6, 11. das ir nicht fride slüget n
siag-mül — slegel 657
den wonern diser erden , Richter 2, 2. singen peide mit einander
fride, Kün. III 5, 12. dö slnoc man hätten und gezelt von pfelle und
von siden, Trist. 567. von gesteine und von golde wären trachen
darüf (üf daz, gezelde) geslagen, Alex. 6919. ir was der mimie
smerze geslagen an daz, herze, Trist. 4618. einen gewachsen (tuch-
macher-) knecht , der da czuhanndt kharten und slahen (Tuch an-
schlagen an die rem) mag, den sol man dingen auf drei jar, Igl.
Sth. V 236 a. da war das Te Deum laudamus auf der orgel ge-
schlagen (gespielt) und gesungen, Eger. Chr. 76. wollet das volk,
so sich für dieselb unser stat geslagen (gelagert) hat, wider ahlaiten,
Elbog. Chr. 155, 2.
slag-mül* stswf. Stampfmühle: ein schlagmühl, da mans öl
schlägt, Eger. Chr. 103.
slalier stm. Schläger, hier Totschläger: mit des slahers blut
wirt her gerochen (percussoris) , W — B Num. 35, 18. seinen slahern
(percussoribus) , Par. II 28, 23. s. slager.
slakunge stf. (mhd. in nider-, verslahunge) Gemetzel, caedes:
wie grosse s. wenestu sie hegeen in allen landen, W— B Esther 9, 12.
unde do die s. dirvullet was (caede completa), Ez. 9, 8.
slange swm. auch stswf. Schlange, auch 'Teufel: von dem ant-
lutz dicz slaugen, Sol. 42, 27. der trach und der rot und der aide
slang, 42, 1. das ir widersten muget dem alten slangen, Hier. 54, 6.
der leidige slange, der ungetrewe vorretige teufe], hette sich under
das bett geleget, 157, 7. do sich der unreinige s. vorborgen hatte,
157, 13. Seth sach ligen einen slangen, Legende 302.
slangeu-Michse sivf. Art langer Kanonen, Eger. Chr. N. 1200.
slappe swf. 1. klappen- oder beuteiförmig herunterhängender
Teil der Kopfbedeckung. 2. klappen- oder hutförmige Kopfbedeckung :
panzir, schlappen, hantschuch, Igl. Str. 276. panczir, schlappen und
ander gewer und wappen, 276.
siecht Adj. 1. schlicht. 2. eben, gerade. 3. aufrichtig. 4. ein-
fach, ungekünstelt. 5. gewöhnlich. 5. von siechten lehenscheften,
Const. III 1, siechte Schreiber, simplices scriptores, I 8, 5. die werlt
dem keiser guotes gan und ist im irs willen sieht, Alex. 10763.
daz, der kneht zwischen den beinen wtere sieht (ein Eunuch), Alex.
10374.
slechtes (slehtes) adv. Gen. geradeaus, geradezu : er hat slechts
an in begert — , Elbog. Chr. 141, 20.
slecliticlicli (slehtec-liche, -en) Adv. in gerader, aufrichtiger
Weise: einen siech ticlcich um etwas ansprechen (vor Gericht) , Brunn.
I Str. 1 198. Slechticleich so ist das unser krankkeit = plane infirmitas
i mea haec est, Sol. 33, 7. berge, — die do slechticlich (simpliciter)
i gemessen sein, Const. II 5, 4. s. und vornemlich, W — B Deut. 27, 8.
siefern (släfern) swv. schläfrig werden, einschlafen: si sleffert
all, T— B Matth. 25, 5.
Siegel stm. Werkzeug zum Schlagen, Keule, Bengel, Flegel,
schwerer Hammer usw. : do namen die scheppfin und die steiger slegel
[ und eisen und hiben den gank, Igl. Bgr. 6, 2. mit kilhouwen und
mit siegeln den stein brechen, Alex. 21 787. schlegel, Traut. Chr. 148.
ist der schlegel (Klöpel der Glocke) in der Sturmerin zerbrochen,
Eger. Chr. 640.
J el in ek, Wörterbuch. 42
658 slegel-gasse — suchte
slegel-gasse* swf. Name einer Gasse in Eger, Eger. Achtb.
II 96. 138.
slegel-helb * (slegel stm. halp, help, -bes stm.) Stiel eines
Schlägels, Hammer usiv.: dorczu gelihen in dem freien ein halbes
lachters und eines slegelhelbis lang, Igl. Bgr. N. 34, 1.
sleifen s. slifen.
sleif-hütte * swf. (etwa = slif-hüs) Schleifhütte: di herren des
rata haben dem pertl schraid die schleifhüeten nritsambt dem teich-
lein czugewiesen, Igl. Stb. V 151 b. auch ab die selbig schleifhuten
den heitern, die da unterhall) ligen, in künftigen czeiten czu schaden
wer, so mugen die herrn die selbig sleyff hüten mitsambt dem teich-
lein dem pertl Schmid oder sein nachkommen wider ablegen, V 151b.
sleimig (slimec) Adj. schleimig, klebrig: du verheite chocze
du sleimige (vulva stuprata lubrica = obszönes Schimpfwort), Igl.
Str. 273 a.
sleisse* swf. Schleuße: ertrunken — in der teuffen bein der
schleissen am nuder, Traut. Chr. 314.
sleifen (sleifen, Fakt, zu slifen) sivv. 1. zerreißen, spalten.
2. Binde abstreifen. 3. zerstören, die manic unbehend red sleifen
müssen, Prag. Str. 33, über sich ergehen lassen müssen, vielleicht =
slav. slyseti, anhören; bisweilen heißt sl. = uti, frui.
sleiz,en-leuchten * (von sleiz,e swf. Kienspan u. liuhten sivv.)
siev. mit einem Kienspan leuchten: ein jeder wirt sol mit schleisen-
leichten oder tabacktrinken (rauchen) in stall, scheuern, schöpfen
und solern (imtem Teilen des Dachbodens) sich nicht verstühren
(verirren), Dreiding von Politz 15.
Slesi, Schlesie, Schlesien, Schlesing stf. Schlesien: herezog
zu Lützenburg und in Schlesie, Traut. Chr. 126. herezog in der
Slesie, Elbog. Chr. 66,18. in Schlesien, Traut. Chr. 252 (a. 1580).
er zog widerumb in die Schlesyng nach Lemberg, 54. in die
Schlesing gen Harttensdorf , 78 ; di Schlesing, Laussitz und die Sechs-
stette vermögen 4000 zu ross und 8000 zu fuss (ins feld zu bringen)
130, von Kauffung aus der Schlesing, 188. 193. 227. 259. 282. 333.
in der Schlesinge, 298. in Schlesiugen, 287. 301. 335. in die
Schlesingk, 324.
Siesinger, Schlesinger: von Hirschberg aus Schlesinger lande
(aus Schlesien), Eger. Chr. Anm. zu N. 177. im Schlesinger lande,
Traut. Chr. 157.
sleuder (siüder) stf. Schleuder, catapulta, falarica, funda, fusti-
bula: die aber also gewisslichen mit der sleuder (funda) würfen, so
das sie ein har, wenne sie wolten, trafen, W — B Pächter 20, 16. die
sleuder = fandam, Könige I 17, 40. mit der sl., Par. 1 12, 2.
slemlerer (slüderer) stm. 1. mit der Schleuder iverfender Krieger,
fundibularius, W— B Judith 6,8. ummeringet wart die stat von
den sleuderern, Könige IV 3, 25. Bei Lexer nur in der Bedeutung:
wer schleuderhaft, nachlässig arbeitet.
sleuder-stein* stm. mit der Schleuder zu iverfender oder ge-
worfener Stein, funda : W — B Par. II 26, 14.
sleufen s. slifen.
suchte stf. 1. glatte Fläche, Glätte. 2. gerader Weg, Gerad-
heit. 3. Aufrichtigkeit, Einfachheit, Recht und Billigkeit: ein ig-
suchten — slitz 659
lieber gemessen perg beneidet siben leben in die suchte (in directum
= nach dem Verlauf des Erzganges) und das hangende hat vierde-
halb leben und das ligende hat nur ein leben, Const. II 2, 1.
suchten swv. 1. gerade machen. 2. glätten. 3. in Ordnung
bringen : von gesuchten und von volkumenen steinen wart es — das
haus — gepawet (lapidibus dolatis) , W — B Könige III 6, 7.
slieme, sliem swstm. 1. Netzhaut. 2. Zwerchfell. 3. Haut,
Fell. 4. Pergament. 5. dünn gegerbte Haut in die Fenster, Fenster.
5. er sol im bei dem haus lassen alle schliemen und glosvenster, Igl.
Stb. III 195 b. di vier fenster mit glesern oder mit schliemen albeg
verseezen, V 267 d.
sliez,en stv. III schließen, verschließen, zusammenfügen, be-
festigen; bauen: Tristan stuont üf unde slöz, da vür ouch einen rigel
gröz,, Trist. 681. das Bruckthor hat eine veste hölzerne brück über
die Eger geschlossen, Eger. Chr. 103 S. 67.
sliez,z,imge stf. caelatura: mit cedreiuem holeze was inwendig
der tempil uberal durebvorniret, habende seine dreunge und seine
fugen (tomaturas et juneturas) weislichen gemachet und seine über-
tretenden sliessungen (caelaturas eminentes, hervorragende erhabene
Arbeit) , W— B Könige III 6, 18.
slifen stv. II ausgleiten, gleitend sinken; abschiveifen ; glatt
machen, schärfen, schleifen: 1. den armen liez, er s. und leite in
under ir belselin, Trist. 754. darumbe jämer dinen lip begreif,
fröide üz, dime herzen sleif, Alex. 8638. man müsse in sleuffen und
tragen, er wolle nicht gehen (ins Gefängnis) , Elbog. Chr. 82, 37.
slif-stein (slif-, slif-stein), stm. Schleif-, Wetzstein: di mit sliff-
stein sten on marktag — zahlen 1 Pfennig Standgeld, Budw. Urkdb.
N. 477.
sliken, suchen sivv. schlingen, schlucken: Ion zu nemen, umb
smeichen under czu slicken, Const. I 8, 1.
slinden stv. 13 schlingen, schlucken, verschlingen: die vische
und die äle — die vogel slunden alzemäle, Alex. 21716. smerze wil
min fröide s., 10437.
slinge swstf. Schleuder: fünf kiseliuge Davit und sine slinge
nam, Alex. 12953. 12951. ir herren mit den slingen, ir sult Mute
die arme erswingen, 7521.
slingen stv. 13 1. tr. ivinden flechten. 2. refl. sich schlängelnd
kriechen, schleichen: 2. Ouf deiner brüst wirstu slingen und wirdest
erden essen alle die tage deines lebens , W — B Gen. 3, 14. was auf
der brüst ouf vier füz,en slinget oder hat vil fiiz,e oder sleppet sich
ouf der erden, Lev. 11, 42.
sling-lein* (Verkleinerungen v. slinge swstf.) kl. Schlinge, ansula:
Jacinthiscbe orlein oder slinglein mache an den Seiten und an den
enden der umbbenge, W — B Ex. 26, 4. örl oder slingel, Ex. 26, 5.
slipperig (md. für slipferig) Adj. schlüpfrig: s. mund, os lubri-
cum, W — B Spr. 29, 5. s. weg, Ps. 34, 6. ir wek wirt s. in der
vinsternus, Jer. 23, 12.
slitz, (sliz, slitzes) sin. Schlitz, Spalte, bes. am Panzerhemd
oder Mantel: bei dem slieze des mantels, W— B Gen. 39, 12.
42*
660 sliunen — smsehe
sliunen, slünen, swv. beeilen, beschleunigen (mit Gen.); von
statten gehen, gelingen: lä^ s. dir (beeile dich) und tuo e^ so du
schierste macht, Trist. 6000.
slogier, sloier, sloieria stm. n. Schleier, Kopftuch, Brunn.
Str. I 487. ausgenoinen ains sloyers, da^ ir die gelter selber geben,
Prag. Str. 57. der minnen zeichen, ein slogier vlouc ob des gires
vederen, Rf- 132.
slominen s. slummen.
sloufen sivv. Fakt, zu sliefen, schlüpfen machen oder lassen,
schieben, refl. schlüpfen, dringen: durch sie sin herze sloufte in über-
lestige sorge, W. v. W. 409.
sloz, (slo^, -^z,es) stn. 1. Schloß, Bieget. 2. Fessel. 3. Burg:
das ir besehet die unbewarten slos des landes (infirmiora terrae),
W— B Gen. 42, 9.
slo^-stein stm. Schlußstein eines Getvölbes: dem slosstain der
hoftür, Igl. Stb. V 181 b.
slummen swv. schlummern: do begunde der pabst czu fragen,
waruinb er slomte und die messe nicht vollbrechte, und hies in
wecken — warumb er torste in der messe slumen, Böhm. Chr. 32.
sl ii inl. slunt, stm., Fl. slünde 1. Schluck. 2. Kehle, Hals.
3. Schlund, Abgrund. 4. persöul. Schivelger, Schlemmer: ein geitiger
slunt (der Mensch), Ack. 36, 12.
slü^el-trager (-trager, -treger) stm. Schlüsselträger: der höchste
s. Petras, Hier. 21, 21.
smacheit (auch smäheit) stf. Schmach, contumelia. ignominia:
wie er grö^e s. unsern goten habe angeleit, W. v. W. 5760 f. s. zu
leiden, Sol. 57, 30. Oufgehaben hat got mein s. = opprobrium meum,
W— B Gen. 30, 23. Und ir leinet euch ouf wider mich und strafet
mich mit meiner s. = opprobriis meis, Job 19, 5. s. = improperium,
W — B Ps. 68, 20. das ir geczeugnusse vorgieng czu grossem
schaden und smacheit der warheit (praejudicium pravitatis), Const.
IV 11, 10. da von Cresus grö^e s. kos, Alex. 7722. die schemeliche
s., Trist. 3119. mines herren s., 5550. si (die aufrührerischen
Handwerker) legten den Richter und rate — sulche s. an mit irer
ungehorsamkeit, Igl. Stb. II 106 d. im sulche s. abtragen mit worten
(sich deshalb entschuldigen, sie durch Widerruf gutmachen), V217c.
das ir hon, s. und schaden widerbracht werden mocht, Eger. Chr.
1162.
smack (smac, smach, -ckes, -ches) stm. 1. Geschmack. 2. Ge-
schmackssinn. 3. Gelüste. 4. Geruch, Ausdünstung, die etwas von
sich gibt: Der smack spricht: ist das er nicht smecket, so ist er
durch mich nicht einkumen, Sol. 74, 31. Mach gesunt den s., das
er smeck erkenne = gustum sana, qui sapiat, 3, 2.
smneken swv. (Brät, smacte, smahte) schmecken, gustare, W — B
Spr. 31, 18.
smsehe Adj. 1. klein, gering, unansehnlich. 2. schlecht, ver-
achtet: manic werc von golde wsehe wart da gehalden harte smsehe
(wurde gering geschätzt), W. v. W. 7644 ff. das ist ein s. Verlust,
5969.
smaehe — smid 661
smsehe stf. Geringschätzung, Beschimpfung, Schmähung, Ver-
achtung, Schimpf: swie man (die beiden Knaben) hielt in smpehe
ir gebsere warn doch wsehe, 4718 f.
sinsehen (auch smähen, kontr. smsen, smän) swv. 1. gering-
schätzig behandeln. 2. verachten, beschimpfen, entehren: er wolte
sinen hohen art snuehen in armuotes vart , W. v. W. 889. da
srnaehet mannec antlitzes schin bi dem wege die hlüemelin, 7060.
snifeh-leich (smaehe-, smäh-liche) Adv. auf schmachvolle,
schimpfliche Weise: oh ein ander dornach grober und smeleicher
(Komp.) von einem schöpfen reden würde, Igl. Rspr. XIV.
smeichen stn. Schmeicheln, Schmeichelei: den Ion zu nemen
umb s. under zu slicken (pro adulatione praemium capere), Const.
I 8,1.
smelzer stm. Schmelzer, der das Erz verhüttet, z. B. Silber
„brennt11, Igl. Bgr. 98, 1.
siuelz-gadeiu* stn. Schmelzraum in der Schmelzhütte: das ercz
in der hutten oder smelczgadem versucht (in couflatorio examinatum),
Const. II 2, 2.
smelz-hütte f. Schmelzhütte: tedinge von einer schmelzhutten,
Igl. Bgr. 98, 1. in iren s. = in gazis seu conflatoriis, Const. I 21, 2;
auch von den smelczhutten — sol man kein czins geben, wann di
vorgäbe (Privileg) heisset bergfreiunge, Const. II 3, 3.
smer (smer, -wes) stn. m. Fett, Schmer, sagma, W — B Lev.
3, 9. das smer der lebern mit den nirlein = arvinam jecoris cum
renunculis, Lev. 3, 15. smer, unslicht, hanf — das gehört alles in
den vronhof, Prag. Str. 101.
smerze swm. Schmerz, doch kommt wohl auch smerzen, Gen.
smerzens vor: smertzen, der twingt mich zu reden, Sol. 7, 19.
Benoni, sun meines smerzens, W — B Gen. 35, 18.
smerzen stv. 1 3 schmerzen : si haben mich gewundet und hat
mich nicht gesmortzen (non dolui), Sol. 12, 36.
smid, smit (smit, -des) stm. Schmied, Metallarbeiter. Zur Be-
seitigung der Streitigkeiten mit den Schmieden setzen wir vesticleich
das, das man denselben smiden alles ires verdientes Ion alle wochen
allewege an dem dinstage der nehest nochgeenden wochen fur-
mittages vergelden schol, Const. I 15, 1. Ader si mugen phenden
mir um di selbe wochen und noch über ein wochen, die nehest vor-
geende ist, umb ir verdientes Ion, ab ir pergmeister di das angehöret,
das nicht undernemen und stillen wollen, 1 15, 2. Überhaupt sollen
Arbeiter ihren Lohn höchstens 14 Tage anstehen lassen, nur über
Lohn von 14 Tagen das Pfandrecht haben, I 15, 3. Von wes saumpnus
man pfendet, der sol sein mitgewerken allen schaden, den si dovon
nemen, widerkeren; und der pergmeister doselbist von gewalt diser
saczunge sol er sich underwinden aller seiner teil, wo er (der
säumige Zahler) si hat, und sol dovon peide den smiden und auch
den mitgewerken genuk tun — , 1 15, 4. Und dasselbe sol man tun
von des smides neunden teil, ab von seiner saumpnusse geschieht di
vorgenante phendunge, I 15, 5. Sie sollen immer, auch bei festl.
Gelegenheiten nicht mit Erz oder „Handsteinen", sondern mit Bar-
geld bezahlt werden, I 15, 6. czusamenglubunge und unezimlich
einunge der smide sollen durch den kgl. Kämmerer schiver bestraft
662 smide-ammecht — smid-teil
werden, 1 15, 8 u. 9. Und ab si (die Gewerken) über vierczehen tage
bei den ersten smiden in smiden lassen, darnach so mugen si von
in nicht weichen an ehaftige sache u. sullen von rechte, wo si dar-
nach lassen smiden, das neunde sniideteil leiden ader gelden, ab si
czu gewinne komen, I 15, 11. Bei einem gedinge Vereinbarung)
daß die durch späteres Messen eines Berges durchfallenden Arbeiter
als Lchenhäuer bleiben, bleiben auch die Schmiede für den ganzen
„Berg", das gedinge der gewerken soll also den smiden nicht
schaden, 1 15, 12. Die Schmiede (erbsmide) müssen weiter schmieden,
auch „ab in der gewin abgangeu ist", 1 15, 13.
sinide-ammecht,* smid-ampt* stn. ein dem Igl. Bgr. eigen-
tümlicher Bergteil. Nach Abzug der Urbar für den Begalherm
(= */8 der Gesamtförderung) war ursprünglich \'9 der übrigen
Förderung als Entlohnung für die Schmiede bestimmt, daher s. auch
= smidenennteil, Schmiedeteil, später, eds die Schmiede eds Lohn-
arbeiter gegen fixen Lohn bezahlt wurden, führt dieses Neuntel zwar
noch den Namen nach den Schmieden, hat aber mit ihnen wohl
nichts mehr zu hin (doch vgl. oben smid, Schluß), eine Schicht davon
gehört dann dem Landes- und Begalherm, drei Schichten den Ge-
werken, jener muß also davon Vi, diese 3/4 „verlegen" = die nötigen
Häuer stellen usw.: Darnoch (nach der Urbar) gleicherweis so gefeilet
uns (dem König) ein schicht in dem neunden smidteile auch noch
der messunge, in der wir mit andern gewerken ader smiden alle
koste und czerunge tun sullen, ausgenommen geschoss und losunge,
mit dem wir unsere teil, di der urbor volgen, nicht besweren wollen,
Const. II 2, 15. Da (beim Bergmessen) sal man teilen auch noch der
urber ein neunteil, das das smidampt ist genannt. An demselben
neunteil hat unser herre der keiser (a. 1360) ein schicht, di andern
drei schicht die sint der gewerken der funtgruben. Und was koste
auf das smidampt get, davon sol unser herre der keiser derselben
koste leiden und verricht werden von seinen wegen von einer schicht;
und von den andern dreien schichten sullen leiden di gewerken
der funtgruben , Igl. Bgr. N. 30, 5. Das do smidammecht heisset, do
beheldet der urbarer eine schient an, di gewerken di dri teil, DIR
I §14.
smiden (Prät. smidete, smite) sivv. schmieden, hämmern: er
ging alwegen mit einem langhelmichten beil, das legt er dan auf
den altar, wan er ein messe solt schmieden auf dem gestiftaltar,
Traut. Chr. 100. es wolt im aber solch messe schmieden die koste
nicht ertragen, 145.
smid-knecht stm. Schmiedgeselle, Eger. Achtb. II 60. 215; Igl.
Stb. IV 17 b.
smid-kör stm. Emporkirche der Schmiedezunft , Traut. Chr. 36.
smid-meister stm. Schmied: Di smidemeistere sullen — alsotane
smide aufnemen, di nicht czusamen geluben noch czusammenunge
ader einunge machen — wider unsern gemeinen nuez. Const. 1 15. 8.
smid-re'cht stn. Becht und Pflichten eines Schmieds: das s. auf-
geben, Const. 1 15, 13.
smid-teil stn. = smid-ampt (siehe dieses), neun teil, neunde
smideteil: Doruber ist getailt, das der urbarer an dem neunteil, da
man das smidampt mit bedeutet, ein schicht von rechte haben schol,
smid-werk — snarnig 663
Igl. Bgr. N. 20, 2. Überschrift: Der urborer sal haben ein schiebt
von dem neunden smidteil. — das nennde smidteil, Const. 1 15, 5.
15,9. 15,12. 15,13; 115,4; 112,15.
smid-werk Schmiedearbeit, Schmiede: Niclas sol sich undervahen
des halben schmidvverchs, Igl. Stb. V 60 b.
smid-zunder* stmn. Hanm er schlag ; um ein grosse gruben —
ligen stein {die Schlacken, die Basaltlaven des Kammerbühls bei
Kger) darum wie schmidzunder, Eger. Chr. 103.
siniegen stv. III eng umschließen, anschmiegen, andrücken : vor
dem drachen gesmogen lac ein ar, Alex. 5639. wä er sich sach ze
houfe gesmogen, aldar mit hurte er druete, 7338. er slug di ketin
mit einem slag ab, daz; si gesmogin lag, Dal. 228, 17 (103).
sinielen, smieren swv. lächeln, sie begonde smielen unde sprach,
Trist. 3786. der Spot — mit lispendem munde smiert er ze aller
stunde, Ales. 12654.
smirn (auch smirwen, smern) sivv. 1. schmieren, salben: 1. Und
mit leime smier sie innewendick und auswendig, W — B Gen. 6, 14. —
2. = prügeln, Traut. Chr. 153.
siuitte sivstf. Werkstatt eines Metallarbeiters, Schmiede: mer
rügt die gemein von wegen irer Schmitten — das keiner soll
anderstwo spitzen — es wäre dann ein solch ursach, das ihm der
schmidt Urlaub geb aus der Schmitten und solches weislich war, so
möcht einer spitzen lassen, wo er wolt, Chlum. I 67. in di Schmitten,
Igl. Stb. V 63 d.
smücken, smucken sivv. an sich drücken, schmiegen, den Mund
spitzen; refl. sich zusammenziehen, sich ducken: gar nähen smuete
her sich, Trist. 747. sie smuete gar lieplich uf ir brüste (drückte
das Hündchen an die Brust), 4576. dö begnnden sich die berge
also zesamne s., Ales. 20936.
snabalaht (snabeleht) Adj. geschnäbelt: mort sie täten an den
snabalahten (den Kranichmännern), Ernst 3127.
snabel-liute PI. mit einem Schnabel versehene Leute, Ernst
2922.
snabel-vihe stn. das Schnabelvieh, -volk : daz, vorfluochte snabel-
vie, Ernst 2925.
snaben swv. 1. schnappen, schnauben. 2. hüpfen, springen,
eilen. 3. stolpern, straucheln, sinken, cigentl. und bildlich, bes. von
einem Formfehler beim Prozeß z. B. beim Eid. 4. Not, Mangel
leiden. 5. tr. schupfen, stoßen : 3. der czeuge, der wider den gelauben
und wider di trewe seines geezeugnusses snabet und feiet (vacillat),
der ist vordacht, Const. IV 12, 10. helfrede sol dem clager ebenso
erlaubt sein wie dem antworter, wan di gerichte sullen nicht hinken
noch snaben, Const. IV 4, 15.
snar, Gen. snarres, stm. das Schnarren, Schmettern : tambür und
pusinen snar sich da mit mangem döne war, W. v. W. 144. businen
snar was da mangerleie dar, Ales. Anh. 1939.
snarchen sivv. (bei L. das Iterat. snarcheln) schnarchen, W — B
Spr. 10, 5. die ros begunden s., schieben, Ales. Anh. 476.
snaruig* Adj. einer der schnarrt = schwätzt, Traut. Chr.
180. 350.
664 snarren — snite
snarren swv. schmettern; knarrende Töne erzeugen: das man
hinfürt nicht mehr solt in der fasten und marterwochen klapfern
und schnarren, sondern er befahl mit grossen glocken zu leutten,
Traut. Chr. 350.
snattern (snateren) sivv. 1. schnattern von den Enten.
2. klappern vom Storch. 3. quaken von den Fröschen. 4. den
Schnabel in einer Flüssigkeit wiederholt öffnen und schließen.
5. schwatzen: Ga, ga, ga snattert die ganz,, Ack. 32, 8.
snebelen sicv. mit einem snabel versehen: gesnebelte schlich
= Schnabelschuhe, Eger. Str. C 52. 53.
snebiht, snabalaht: mit dem snebichten man, Ernst 2889.
snecke (auch snegge) swm. 1. Schnecke limax, concha, auch
2. Schüdkröte. 3. ein Fahrzeug. 4. Wendeltreppe : 1. onische snekken
(ungula), W— B Sirach 24, 21. — Und durch einen snecken (per
cochleam) gink man onf in das mitler mushous, Kön. III 6, 8 ; Traut.
Chr. 153.
sneider stm. Schneider. Schneider die sich in der Stadt an-
sässig machen tvollen, müssen mitbringen: litteras testimoniales sue
conversacionis famam ostentantes de loco pristine mansionis: welich
man ein sneider und maisterrecht wil haben in der stat, der schol
dem richter czwen gross geben czu anweisen und dem Schreiber
einen großen phenning und schol purgen seczen, jar und tag in der
stat czu pleiben, Igl. Str. 216.
sneider-kneckt stm. Schneidergesell: 1431 sein kumen vor
einen ganczen rat di sneider und die sneiderknecht — von der
czweiung wegen, die czwischen in von des schoswerks und auch von
des paden und montagfeier wegen — doselbist ist gemacht warden
— das si sneiderknecht am mantog schoswerk nicht hoer arbeiten
sollen dann umb drei groß. Auch sollen die s. am montag nicht
ee uffsteen denn umb XX stund, Olm. Stb. 107a.
sneidling* stn. abgeschnittene Äste, Zweige: liegendes holz und
schneidling, Taiding v. Friedberg N. 55.
schneidunge (snidunge) stf. das Schneiden, der Schnitt, incisio,
scissura, inessis : der s. snit = messium tritura, W — B Lev. 26, 5.
sneid-werk (snide-werc) stn. Schneider arbeit, Schneiderhand-
icerk, Brunn. Str. II 183. wer sich in Prag mit sneidwerc wil
generen, der schol mit zwain und dreizzik grosen pfennig purger-
recht gewinnen gen richter und gen schepfen, Prag. Str. 33.
sneid-zieche sivstf. Zieche, Bettüberzug, Kissenüberzug: die
kleinen sneydcziechen sollen neun vierteil behalden, Olm. Stb.
108, 3.
snit stm. 1. Schnitt, Wunde. 2. Beschneidung. 3. Einschnitt
z.B. mit der Säge. 4. Ernte: 1. Gotfrit von Sträz,burc — der so
mangen snit — üz, blüendem sinne hat gesniten, Trist. 16. 4. als
sich anhebt der snit der gersten, W— B Könige n 21, 9. si quamen
in der czeit des snites, Könige II 23, 13. deinen snit, Jer. 48, 32.
in dem snite des weiczes, Gen. 30, 14. ernstlich michel ist daz, snite
(stn.*), T— B Matth. 9, 38.
snite swf. 1. Schnitt, Hieb. 2. Abschnitt. 3. Schnitte, Streifen:
brengt mir ouch ein snite brotis, W— B Könige III 17, 11. 1. keinen
snicz in irem vleische (incisuras), Lev. 21, 5.
sniter — snürleiu 665
suiter stm. Schnitter: das kint gegangen was — zu den suiteru,
W-B Könige IV 4, 18.
snoecle (md. snode) Adj. 1. akt. Verachtung ausdrückend, ver-
messen. 2. übermütig. 3. rücksichtslos ; pass. 4. verächtlich, erbärm-
lich, schlecht. 5. gering: 4. mich hüset hint sin wirdekeit da^ übte
ein snoeder mir verseit, W. v. W. 4955. Solte dann der mensch so
snode, bosz und unrein sein, Ack. 38, 2. der unkeuschheit snode
und unbederbe hitze, Hier. 10, 22. ein unfletiger ketzer aus der
bösen sampnunge des snodes Arrianus, 180, 9. das got — sant
Jeroninius von der unfletikeit des snoden fleisches enbunden hette,
113, 24. in stinkenden snoden suuden (der uukeuschheit) 84, 14. in
snoden sinne, 36, 14. das er solchen ketzerlichen sin — zu snodem
ende brechte, 152, 1. die vordampten snoden geiste , 144, 5. die
snode gesellschaft der bösen geiste, 144, 12. ein armer sundiger
mensche, der von snoder materien der erden und der aschen
gemachet ist, 128, 20. wie wol es (mein lop) snode und zu nichte
sei, 127, 2. — snode work habe wir begangen = inique gessimus,
W — B Baruch 2, 12. tot sint sie in snoden smerezen (in doloribus
pessimis), Baruch 2, 25. mein danksagen snöd und klein sei und
ungleich deinen gutteten (viles et exiles), Sol. 49, 21. Der knecht
ist vorpoten (wird als Zeuge abgelehnt), wann er ist einer snoden
achte (servilis conditionis), Const. IV 12, 2. ein snoedez, opfer Käin
brachte, Legende 129. wir vinden volc gar snoedez, unwerlich und
bloedez,, Alex. 20819.
snoedig-lieit (sncedec-heit, snosdekeit) stf. Erbärmlichkeit,
Schlechtigkeit, Niedrigkeit: sulche unmenschliche s., Hier. 217, 19. wolte
er lassen von sulcher s. (= Sündhaftigkeit), 210, 15. mit ubergrosser
hitze der unkeuschen s. — entzündet, 205, 4. nu wil ich — mich
vor dir nicht Schemen meiner snodikeit, Sol. 9, 33 (vilitas).
snuMlig-liclien Adv. auf schlechte Weise: snodielichen reden,
Hier. 193, 17.
snodlichen Adv.: das hett ir snodlichen wol an mir verdienet,
Ack. 9, 14.
snür, snuor stf. Sohnes Frau, Schnur: ir tohter und ir snuor,
W. v. W. 2241 und 2279. e snur, W— B Gen. 38, 11 und 16; Lev.
20, 12. mit iren beiden snüren (cum utraque nurti), Ruth 1, 6. Ver-
richtung (gütlicher Ausgleich) cz wischen dem Claus — und der fraw
duora, seiner schnür, Igl. Stb. ni 210d. von den dingen sol man geben
der schnür ein schlaier und ein leyloch, V 159 d. als vil der kinder
von meinem sun und von meiner schnür herkomen, V 172 d; V 243 c.
di swiger in (wider) ir snur und di snur in ir swiger, T — B Luk.
12, 53. irer snure, Böhm. Chr. 25.
snuor, snür (Gen. snüere, snure) stf. 1. Schnur, Seil, Band:
sich gurten mit einer leinein snur (zona linea, W — B Lev. 16, 4. —
Jacob die snur seines erbis = funiculus hereditatis eius, W — B Deut.
32, 9. (Meßschnur, daher Anteil an.) wan aller snuor vaul warin
und hettin nicht andir garn, Dal. 94, 19 (39, 89 f).
snürleiu (snüerelin, snüerlin) stn. Verkleinerungswort von snuor :
Snürlein soltu machen an die seume durch die vier winkel deines
mantils, W— B Deut. 22, 12.
666 snurren — somer-turm
snnrren swv. 1. rauschen, sausen. 2. sausend schnell fahren
oder dahineilen lassen. 3. finden: Darunter (zwischen zwei Schlacht-
reihen) snurret ir und wurret gar gescheftig an allen enden, Ack.
25, 20. sin banier — die snurrete in dem winde, Rf. 157.
söchen, sochen sivv. 1. dahinsiechen, kränkeln, abmagern.
2. mir socht ein ding = es macht mir Kummer, ärgert mich: wer
sin (des Kreuzes) spotte, der muoz,e darunib sochin (im Tschech.
= seiner spotten nur die Karren), Dal. 57, 12 (19, 38). Die schritt
Ezeckie des kuniges Juda, do er sockte und wider gesund wart von
seinem sichtum, W — B Is. 38, 9. sockende ist worden die koe des
Volkes der erden (infirmata est altitudo populi terrae), Is. 24, 4.
sockende (saftlos) ist worden dein weinstock, Is. 24. 7.
söd (Gen. södes = stm., söde stsicf.) 1. das Wallen, Sieden.
2. Höllenpfuhl. 3. Ziehbrunnen. 3. sie haben also gerickt, das
Hans, der Katkerina kruder, sol sick underfokn des eribs, das ir
beider gewesen ist, und die sotk, die Katherina zu der Studnicz hat
lassen seen (oder steen?), doruber schullen sich in gleichen tail tailen
mit gleicher auf legung (Aufzahlung), Igl. Stb. III 327 d. der
slussel des sodez, (brunnen, XI. Bibel) des abgrundez, wart im (dem
engel) geben, T — B Offenb. 9, 1. er tet auf den sodez, (sie!) des ab-
grundes 9, 2. von dem rauch des sodez,, 9, 2.
sögetän s. sötan.
sol, sole sivf. 1. Schuhsohle. 2. Fußsohle. 3. Grundfläche
eines Stollen: 3. Es mag auck der vinder durch das ganze leken
seine teufe, die man keisset sol, weiten und lengen, Const. II 2, 9.
Aber der neufenger bat das reckt e der mas (bevor ihm ein Berg
gemessen wird), das ker sein sole rekken mag also lank, als sein
leben ist, Igl. Bgr. N. 1, 9; der nufenger (dessen Erz maßwürdig
befunden worden ist), kat das reckt an der masse. das er sine sale
reken mag also lang als sin leken ist, D I R. I § 13, 4. wenne ir
perkwerk podenlos ist und nickt sol kat, Igl. Bgr. N. 47, 2.
soldau stm. Sultan: den sante dar der soldän, W. v. W. 3525
u. 3528.
soldener, soltner (soldensre) stm. um Sold dienender Krieger,
Söldner: vil soltner gekalten worden, Eger. Chr. 113.
soldier (auch soldenaere) stm. Soldkricger, Söldner; der minnen
s., Alex. 14547. ergie der s. rere 14104. verlehent mau oder s.,
12259.
solen-schawer* stm. obrigkeitl. Person zur Überwachung der
Güte des Leders, Eger. Chr. N. 1039.
soler, soler (sölre, solre) stm. Söller, Boden über einem Gemach,
Flur im 1. Stock, von dem dache u. von dem soler, W — B Richter
16, 27. er wanderte in dem soler des kuniglichen houses (in solario),
Könige II 11, 2. solr (Speisesaal), T— B Luk. 22, 12.
sol-sneider* stm. Zuschneider von Schuhsohlen: mit den ledrern
ader solsneidern, Olin. Stb. 110a.
somer-blume (sumer-bluoine bei L. nur aus Xeidh. 121) swmf.
Sommerblume: Ir (o Tod) habt meiner wunnen licht somerblumen
mir ausz meines hertzen anger jemerlichen ausgereutet. Ack. 4, 11.
somer-turm* ein Turm in Eger, Eger. Chr. 931, 937.
son-äbend — sotän 667
son-äbend (sun-, sunnenabent) stm. Samstag: Traut. Chr. S. 250;
Brüx. Stb. N. 152. 249. 340.
sorgen-reich, -riche Adj. sorgenreich, himmervoll: der sorgcn-
riche Tristan, Trist. 251.
sorg-lichkeit* stf. (von sorclich gefährlich, bedenklich) Gefahr:
vorchtende die s., die in auhienk = pavens periculum, quod im-
rainebat, W— B Esther 14, 1 und 4.
sorg-nus* stf. Besorgnis, Angst: in schachten und gruben hat
sich (bei dem Erdbeben) so ein grosses brüllen erhoben, das die
berghawer haben vor grosser s. ausfaren müssen, Eger. Chr. 74.
sorg-sam Adj. 1. Sorge erregend. 2. sorgfältig, sorgend. 3. besorgt,
bekümmert: 1. in dem grundelosen sorgsamen mere diser werkle, Hier.
135, 24. durch sein (des mers) sorgsamen unden das schif unsers
leben zihen = per procellosas voragines, Sol. 96, 40. — 3. weistu
nicht, das do sorgsam ist vorzagnüsse (Verzweiflung gefährlich)!
IL Könige 2, 26. der hunger, umme den ir sorgsam seit, wirt euch
anhengen in egipten (pro qua estis solliciti), W — B Jer. 42, 16. daz,
ir nit seit s. eur sei waz, ir ez,z,et noch euren leib womit ir in faz,z,t
= bekleidet, T— B Matth. 6, 25. Martha, du bist s. und wirst betrübt
um manige dink, Luk. 10, 41. waz, seit ir s. von dem gewant,
Matth. 6, 28. nit weit sein s. um einander, Matth. 6, 31 und 34.
1. Korinther 12, 25. umb die sorcsamen bürden (== Sorgenlast) wie
sie der entladen würden, Trist. 2848.
sorg-sam-keit (sorcsamecheit) stf. 1. Sorge, Besorgnis. 2. Ge-
fahr*: alle unser s. = pericula nostra, Sol. 98, 1.
sorsamc-, sorsam-lick Adv. 1. auf gefährliche, Besorgnis
erregende Weise. 2. eindringlich* 3. sorgfältig, besorgt*: 2. si
baten in sorgsamelich, T— B Luk. 7, 4. — 3 di fursend sorgsamlich,
daz, in nicht geprest, Titus 3, 13.
sorg-vellig (sorc-veltic, -veldic) Adj. 1. sorgfältig, sorgend.
2. besorgt, bekümmert. 3. gefährlich: 2. in den (arbeiten) ich s. bin
gewesen (solicitus), W — B Prediger 2, 11. 2, 19.
sorg-vcllikeit (sorc-veltic-heit) stf. 1. Sorgfalt. 2. Gefahr,
Gegenstand der Besorgnis, solicitudo. 2. in s. = in solicitudine,
W— B Ez. 4, 16 und Prediger 2, 21. 2, 26. mit steter sargfei ligkeit
zu gedenken für einen gemeinen nuez der stat, Olm. Stb. 76. den
selben eindlefen (4 ratmannen und 7 seböppfen) im rate alle sarig-
welligkeit der stat und der gemein nuez bevolheu wirt, 77.
söt s. söd.
sötän, setan, soten* Adj. aus so und tän (Part, von tuon)
1. dieser, so beschaffen. 2. ähnlich: 2. sotan urborer, Const. I 5, 10.
sotanes = talium quiequam, 1 5, 11. sotane fuchsichs listekeit = talem
vulpinam astutiam, I 7, 8. mit sotaner masse = per talem mensuram,
1 10, 1. aus sotener vereinigunge = ex tabilus conspirationibus, 1 15, 7.
mit sotenen gebrechen = ex talibus defectibus, I 15, 6. von setanen
newen funden, 1 7, 8. — 1. zu sotaner grossen arbeit, II 4, 5. mit sotaner
= hoc modo , II 4, 7. in setaner csweiunge = in his questionibus, weise
111,3. — 3. die ein sotenes tun — similia, 122,3. das nisnicht
sotans czu schaden unser urbar angegriffen werde, II 4, 15. — Auch
alsotan: alsotan gedinge = hoc pactum, I 15, 11. alsotone smide,
1 15, 7. alsotone schaflere, 1 14, 2. wie alsotane mere sagete man in
668 spache — spanne
Peheimer lande: sich czu, das swert wütet, das feuer flammet usw.,
II 5, 9. in sogetaner weis, 01m. Stb. 79. In der Mundart der Irßauer
Sprachinsel ist setanner settes (solcher, solches) üblich.
spache, spähe swmf. dürres Reisig und Meines Brennholz: als
ob tüsent spähen krachten von des vinres not, Trist. 6580. sin herze
tet so lüten crach, als ein durrer spache ez, brach, Alex. 16588.
sppehe stf. Weisheit, Scharfsinn, Klugheit: das ir nochmals —
euer gute spehe durch eure vorwante darauff (dies zu erkunden)
wendet, Eger. Chr. 1205. s. spehe.
spa?he Ad), von Personen: weise, klug, schlau; von Sachen:
fein geschickt, kunstvoll, mannic gezelt, spsehes werkes unbetrogen,
W. v. W. 74. einen rinc sie liefen slän von spaehen tuochen sidin,
1280. mangen wis man misseböt in und liten spjehen spot, 1027.
er nam da spaehes werkes war, Alex. 21136. der vierde ring (am
harnasch) ouch spsehen kost genöz,, 7660. phellel mit spaeher
kunst gebriten, 12882. mit spähen werke reine erhaben, 16950.
von s. werke ir gewant, 17417. Gotfrit von Sträzjburc — so
mangen snit spehen unde riehen — hat gesniten, Trist. 17. die
wät — geva^et mit spehen snüeren 1523 mit vuocheit und mit
speher list, 2867. getichtes des gar spehen bin ich ein erbeloser
man, 7.
sppehe Adv. 1. zierlich, kunstvoll. 2. sonderbar: 1. mit golde
s. gar geworht, W. v. W. 1622.
spalden, spalten stv. V. spalten: untriuwe — so breit sam ein
gespalden här, Trist. 1385. ir Schilde er von im spielt, Alex. 8142.
der gast desselben hin wider spielt, 8620. da von sin wirde sich
nie gespielt, 13240. sie beide mit der ile spielten sich an der wile
(trennten sich eilends), 11940.
spaldenier, spalier (aus lat. spatula, Schulterblatt, ital. spalliera,
Schidterharnisch) sin. m. Bekleidung Gewappneter unter dem Harnisch:
ein spaldenier glänz sidin was im prislich da bereit, Ef. 88.
spän stm. 1. Holzspan. 2. einer aus der Tür oder den Pfählen
eines Hauses galt als Symbol der Besitznahme oder des dem
Gläubiger darauf zukommenden Rechtes, bei Übergabe von Grund
und Boden tvird Span und Wasen übergeben. 3. kontrollierendes
Kerbholz. 2. Hereditas, si pluribus creditoribus per hastulam,
vulgariter dietam „span", fuerit appropriata, Brunn. Str. I 338.
span Gen. spannes stm. PI. mit und ohne Umlaut. 1. Spannung.
2. Streitigkeit, Zerwürfnis: umb alle stösz, spenne und czwitracht
(zwischen Johann dem Burggrafen von Nürnberg und den Bürgern
von Eger) beredt und beteidingt worden ist, Mind. des Egerl. S. 72.
spen u. Unwillen, Elbog. Chr. 1, 15.
span-bette stn. Bett, dessen Pfühl auf gespannten Bändern liegt,
Tragbette: Und der kunik machte ous dem thimischen holeze span-
bette des houses unsers herren, W — B Könige III 10, 12.
spanne stswf. Breite einer ausgespannten Hand, Spanne: ein
gehilze wol einer spannen lang (palmae manus) W — B Richter, 3, 16.
spannen der hende — palmas, Par. II 3, 5. ir spannen rakte sie zu
dem armen (palmas extendit) Spr. 31, 20.
spannen — speilen 669
spannen red. stv. V. spannen, refl. gespannt, begehrlich oder
freudig erregt sein: do mid ich nu spann di mausvalle dem mannen,
Dal. 36, 22 (9, 32).
spannen, spennen swv. spannen, einem (über ein) sp. = auf
ihn mit gespannter Schußwaffe zielen: der imz, spannete baz, (der ihn
besser zu treffen ivußte), Alex. 8631.
spsere, sper, -e f. Sphäre: der gestirne louf, ir spser, ir durch-
vart, Trist. 230.
Sparer s. sporer.
sparn, sparen swv. 1. sparen, schonen. 2. verschonen, erhalten.
3. versparen, aufschieben, unterlassen. 2. waz, ob man iueh da heim
nicht spart und iuwerm lande schaden phlihtet ? Alex. 10 768. daz,
er (unser herre) kau so lange s., wir genießen siner triuwen, 2568.
3. nu begunde sich daz, nicht s., dise zwen künge kämen mit scharn,
973. daz. ir sit wol varnde mit mir die reise niht sparnde, 2286. wer
(= wir) wein is uit lengir sp. nach einem herren woln wir varn,
Dal. 25, 20 (3, 71). noch dren jarn wolt er es nit lengir sparn (auf-
schieben) , er gab Worziwoium wider uf daz, herezogtum , 141, 2
(63, 70). er czoch in ein hervart, die er do nit lengir spart, 53, 17
(18,2). dem bozin er nicht lengir sport (schonte), 60.34(21, 58).
Sparergrueb Name einer Fundgrube bei Iglau, Igl. Mut 24.
sparte s. spete.
speck-seite sivf. Speckseite: vier Speckseiten, acht deine Seiten,
Stb. Brüx N. 346.
spehe stf. 1. prüfendes, aufmerksames Betrachten, Untersuchung,
Erforschung, Lauer. 2. ivas erschaut wird: das die czwen Schreiber
auf die von Eger ir spehe hetten, Buch der Gebrechen S. 230;
s. auch spsehe.
spehen swv. schauen, betrachten (suchend, kundschaftend, be-
urteilend oder wühlend): sippe dir die gote jehent die dich in irme
gesiechte spehent, Alex. 3756.
speher stm. Späher, Kundschafter, Spion : die speher der erden
(exploratores), W— B Num. 13,26.
Speiche swf. Radspeiche: Und ire (der reder) echsen und ire
Speichen und ire velgen und ire naben waren alle gegossen (et
axes earum et radii et canthi et modioli, omnia fusilia), W — B
Könige III 7, 33.
Speichel swstf. Speichel, saliva, sputamen, W— B Lev. 15, 8.
recht sam iemant einen vaden zurisse von werke gedret mit Speichel
(putamine) , Richter 16, 9.
Speichel sin. kleine Radspeiche: von eim fuder speichel ein
Speichel soll gezahlt werden, Budw. Urkdb. N. 477.
speien (spiwen, spien, Brät, spe, spe, Bl. spiwen, spirn, Bart.
gespiwen, gespuwen) stv. II und sivv. (Brät, spiwete, spite, spuowete)
speien, an-, bespeien: do speiten si an sein antlucz, T— B Matth.
26, 67.
speier* stm. Verleumder oder Spötter?: der frat, unendlich
spaier und lugner, Igl. Stb. V 63 d.
speilen* swv. mit Spänen (Wurstspeilen) abschließen, -aus-
einanderspreizen: die seiten von dem sweine schullen — die fremden
fleischhacker — nicht speiln, Igl. Stb. II 71 b.
670 gpeise — spick-swein
speise (spise) stf. Speise, Kost, Lebensmittel: die werden dir
alswol als in in speise (erant tarn tibi quam Ulis in eibum), W — B
Gen. 6, 21.
speise-gadem (spise-gadeni) stn. Vorratskammer, spisegadem,
Ernst 2712,
speisen, spisen (spisen) siev. 1. ir. u. refl. speisen, beköstigen,
ernähren. 2. mit Lebensmitteln versehen. 3. metalle spisen =
mischen: 1. doruff di berglute ir fibe spisen, D I R I § 12. warumb
er das slosz beseezet und sich also speiset, Elbog. Chr. 138, 5. van
der stund haben sie da slos noch mer gespeist, "beseezt und behut
tag und nacht. 138, 6.
Speiser, spis.we (spi?a?re, -er) stm. Proviantmeister, Truchseß,
der die Speisen aufträgt: truhsaez,en und spissere, W. v. W. 1331.
schenken und sp., 213. die spiser ouch dar gahten, 1459.
speis-oehse * sivm. Zuchtochse, Traut, Chr. 316.
spei (Gen. spelles) stn. Bede, Erzählung, Erdichtung, Märchen,
Fabel, Gerede: ire wort waren gesechen vor in als speie (ein ge-
spöt XI. Bibel) und gelaubten in nit , T — B Luk. 24, 11. den un-
gelerten speln (lügnmären XL Bibel) , II Peter 1, 16. scheuche di
eiteln speler (lügenmäre XI. Bibel), I. Timoth. 4, 7.
speler* stm. Lügner: si werden bekert zu den spelrn (werden
sich keren zu den lügnern oder = Dat. PI. von spei), T — B
II. Timoth. 4, 4.
sper stn. 1. Speer, ritterl. Waffe zu Wurf und Stoß. 2. Sitz-
slange für Falken. 3. Längenmaß. 4. Speerspitze: sin vestez, sper
zerbrach. W. v. W. 7353.
sper-laeh, -en stn. ausgespanntes Tuch: des herzogen palas
was behangen mit sperlachen clär, Trist. 882. ummehengen den sal
mit sperlachen, 2522.
sper-Iein* stn. kleiner Speer, Pfriem: sie (die Priester Baals)
sniten sich noch irem siten mit messern und mit sperlein (eultris et
laueeolis), unez bis si blut vorgussen, W— B Könige III 18, 28.
Sperling stm. Sperling, Spatz: czwen Sperlinge lebendinge =
duos passeres vivos, W — B Lev. 14, 4. 14, 5 u. 7.
sperren swv. (Prot sparte, Part, gesperret, gespert, gespart):
1. mit Dachbalken (Sparren) versehen, einschließen. 2. zu-, ver-
schließen. 3. verhindern , verhüten, mit Beschlag belegen. 4. refl.
sich spreizen, ividersetzen : al die wile er sich niht sparte mit roube
und mit brande verterbet er vil der lande, Alex. 5472.
Sperrung stf. 1. Hinderung. 2, Arrestation: dornach ir auf ir
vleisig begier den arbeitern vergunt habt die Sperrung über ire
czechenn usw. — so sies in 14 tagen nicht beczalen wellen, sie mit
den czechen, hutten und andern czugehorung handeln als recht ist
— Igl. Bgr. N. 79, 1.
spete (spsete) Adj. spät, serus, serotinus: ein spete erde (terra
serotina = das späte Früchte trägt), W — B Jer. 2, 31.
spetig (spsetec) Adj. der weiez und das körn wurden nicht vor-
sert, wenne sie waren spetig (triticum et fax non sunt laesa, quia
serotina erant) , W — B Ex. 9, 32.
spiek-swein (spec-swin) stn. Mastschwein, Traut. Chr. 248.
Spiegel — spital-mule 671
Spiegel stm. Spiegel von Metall oder Glas; Midi.: Vorbild,
Muster: in ganzen jämers spiegeis lieht min riuwic herze sich er-
siht, Alex. 12 165.
sp-iegcl- glänz stm. Spiegelglanz: Kiter als ein sp. was mit
tilgende ir süe^er lip, Alex. 4026.
spiegel-glas stn. Syiegel, Glasspiegel, Ebenbild: in ir trinwen
ich mich ersach als in lichtem sp., Alex. 10459. lüter als ein sp. ist
diu wirde sunder trüebe 12038. als ein gar Hechte^ sp. was sin
harnasch, 14268.
spiegel-var Gen. -varwes) Adj. glänzend blank: sin heim — sp.,
Trist. 1703. sin heim gap lichten Spiegel varben schin, Ef. 125.
spiez stm. 1. Spieß. 2. penis. 3. mit Spieß bewaffneter Krieger.
4* volle Ausrüstung eines solchen Söldners: spies, halber spies,
Eger. Chr. 999 u. ö.
spil stn. 1. Spiel, Scherz, Unterhaltung, Vergnügen. 2. Saiten-
spiel, Musik. 3. Schauspiel. 4. Kampfspiel, Turnier. 5. Brett- oder
Würfelspiel. 6. Wettkampf. 7. euph. = Beischlaf: die alle uobten
jämers spil, Alex. 8894.
Spiler-gasse Gassenname in Eger, Eger. Achtb. II 95. 99. '
spil-gelt stn. Spielgeld, -schuld, Igl. Str. 276. Klage und Be-
stimmung darüber, 198. niman schol den umb sp. rechts helfen,
Eger. Str. B 28.
spiln, spilen swv. intr. 1. scherzen, sich vergnügen {mit Leibes-
übungen, ritterl. Kampfspiel, Minnespiele). 2. liebkosen. 3. zuckend
leuchten, flimmern. 4. musizieren. 5. einem sp. ihm eine Unter-
haltung bereiten. Isot die spilende wunne gap widerglast der sunnen,
Trist. 4526. die spilende sunne von Irlaut = Isot, 4551. den man
— mit spunden ougen sehen * an , Ernst 5530. du miuer ougen
spilndes lieht, 5191. doch spiltin si gar gruwelich mit einem bosin
gebrechin, Dal. 22, 27 (1, 71). des (der Vielweiberei) spiltin si mit
lacbiu, 23, 1 (1, 80).
spil-tor s. spitel-tor.
spinnel (auch spindel, spüle, spinele) stS2vf. Spindel, fusus,
W— B Spr. 31, 19. die liebsten freundin (einer Verstorbenen) noch
der sp., Stb. Brüx N. 157. spinnel halben = von weiblicher Seite;
s. swert.
spinnen-webe (spinne-weppe, auch spinwep, spinne-webe, Schb.
216, 18) stn. Spinnenwebe: sp. haben sie geworcht (telas araneae
texuerunt), W — B Js. 59, 5.
spitäler, spittler stm. Kreuzherrenorden zu Eger, der das
Spital pflegte, Eger. Chr. N. 1024.
spital-glöcklin stn. kleine Glocken am Spital, Traut. Chr.
210. 214.
spitäl-herre sivm. ivohl = spitälmeister (vgl. Birlinger Augsb.
Wb. S. 408), Traut, Chr. 290.
spitalisch Adj. 1. zum Spital gehörig. 2. krank: di gerten auf
dem spitalischen fehle haben, Traut, Chr. 210.
spitäl-nieister stm. Aufseher, Verwalter eines Spitals, Olm.
Stb. 73.
spital-müle * stsicf. Mühle auf Spilalgrund? : eine freie spital-
lnül pauen, Traut. Chr. 89.
672 spitel-garte — spravze
spitel-garte * swm. Garten auf Spitalgrnnd: Traut. Chr. 210.
spitel-gasse sivf. zum Spital führende Gasse: in der spittel-
gassen, Igl. Stb. V 151 a.
spitel-herre* sicm. Spitälv&rwrlter: Mertl Leupolt und Marcus
Pawspertl, die czeit spittlherren, habeu dem Niclas Sorgenfrey ain
stat verlihen czu einer rem vor Spittlthor, Igl. Stb. V 178 b.
spitel-hof stm. Hof des Spitals : vor spiltbor im sp., Igl. Stb.
IV 242 b.
spitl-tor* stn. Stadttor in der zum Spital fuhrenden Gasse:
haus vor — sp., Igl. Stb. IV 244 c. rem, ligund vor spiltbor im
spitelhof, IV 242 b; V 178 b.
Spitel-vleisch* stm. dem Spital geschenktes Fleisch: wenne
einer (der 12 ratsberrn) das sp. gibt, so bleibt er alsdann im ratb,
Eger. Chr. 103 S. 66.
spitel-tvise sicstf. Wiese beim S2>ital oder diesem gehörig: under
sannd Girgen kirchen neben der sp., Igl. Stb. V 156 a.
spitz-traid* sin. Getreide, das als Entlohnung für das Spitzen
der Eaitel u. Raitbauen gegeben wird: der Schmidt ist schuldig —
wer ihme Spitztraydt gibt, einmal im Jahr ein Raitel oder Rayt-
hawen zu spitzen, Chlum. I 67.
spizerei (spezerie, specierie, specie, aus lat. species) stf. Spezerei:
allerleie würczen. spiczerey ungevelschet und redlich halten, Olm.
Stb. 92a. *
Splitter (spelter, spilter) m. f. 1. Holzscheit. 2. Lanzensplitter.
3. bildlich = einer der doppelseitig sich zeigt, Spion: 2. daz, die
splittern gegen den lüften stuben, Alex. 9409.
spor stn. Fußtapfen, Fährte, Spur: ritet nach üf minem spor,
Trist. 2468.
spor(e) swm. Sporn: di do fürten sporn an irem Schilde, Böhm.
Chr. 74.
sporer stm. Sporenmacher: beim meister Paulußen s., Eger.
Chr. 586. die Sparer sollen an sparen keinen hals nicht anniten,
sie sollen auch die nasel bewaren, das nicht zuprochen sein weder
vorlott {verlötet) noch vorsmirt, Olm. Stb. 117, 2.
spörner, sperner (sporare, -er) stm. Sporenmacher: Traut.
Chr. 132. 361.
spot-lich Adj. höhnisch, verspottend: spotliche wort, Böhm.
Chr. 45.
spot-liche (spot-, spöt-liche, -en) Ach. im Spott, höhnisch: die
ketzer unser aller spotlichen lachten, Hier. 133, 22.
spott stm. auch stn. Spott = Gotteslästerung, T — B Mark. 7, 22.
spottunge stf. Spott, Schmach: wann es ist ein sp., wo un-
wirdiger in wirdikeit siezet (loco ignominiae est), Const. I 5, 4. alle
spotunge, alle bosheit, Hier. 55, 26.
spräcli-haus (spräch-hüs) stn. Rathaus; Abort?*: er tat als ab
er dem kunige wolde helfen auf das sp. und sneid im di kele ab,
Böhm. Chr. 98. er legte sich under das sp. — und do er ging durch
seiner notdürff willen auf daz, sp., do derstach er den blinden Jaromir
von unden, 36.
spravze (aus. tschech. spravee) siom. Bürge, Prag. Str. 75, 119.
76, 119. 80, 125. wenn ein man weisengut kauftet mit des rates
sprachen — sprinkel-wurz 673
weisen (Wissen) und niemant wil spravz werden , so sullen die
schuldigen spravzen werden, die das gelt umb dasselbe gut nemen
wollen, Prag. Str. 125.
sprechen stv. I 2. 1. sagen, reden. 2. anordnen, befehlen.
3. einem spr. = einen Namen geben, wobei oft auch der Name in
den Dat. kommt. 4. einen an den lip spr. = sein Leben mit Klage
in Anspruch nehmen, auf Tod und Leben verklagen. 5. zuo einem
sp. = an ihn einen Anspruch erheben, von ihm rechtlich fordern.
6*. tr. = mit jemandem reden. 7. zu etwas = verleiten zu. 8. urteilen,
entscheiden, zusprechen. 9. bedeuten, heißen: 4. doch äne vintlichen
haz, sprach das schoene erwünschte wip Willalm ir Munde an den
lip, W.v.W. 7562 ff.; Trist. 3139. er wolde mit Polimiten sp. üf
Thebas daz, lant erbeschaft = Erbschaftsansprüche erheben: Alex.
3144. hat yemand zu in und der stat ichts zu sp. (einen Anspruch
zu erheben), der soll das suchen an den steten, da dieselben von Eger
von rechts wegen gesteen sullen, Mind. des Egerl., S. 22. die
sprächen üf Alexander haz,, Alex. 6146 — . = anberaumen, ansetzen :
über sechs wochen wart der tac gesprochen (für die Siegesfeier an-
gesetzt), Alex. 17 128. üf daz, palas man den hof sprach, 2163. euch
perkrecht czu sprechen, Igl. Bgr. 77, 1.
sprech-lich (spreche-lich) Adj. beredt: unez bis mit lachen
erfüllet wirt dein munt und dein lebsen mit vrölichem und sprech-
lichem gesange (= jubilo impleantur labia tua), W — B Job. 8, 21.
spreck-lichkeit (= sprechec-heit) stf. Bedegabe: der do were
einer gehinderten czungen oder were beraubet der sp. der rede, Igl.
Rspr. X S. 63.
spreize s. spriz,e.
spreng* sin. das Besprengen der Gemeinde durch den Priester:
gleicherzeit hat man zum spreng zusammengeslagen und sich die
leut das Weihwasser — zu nemen gesamelt, Elbog. Chr. 104, 31.
sprengen (Brät, spranete, spreugete, Bart, gesprenget, ge-
sprengt) swv. 1. das Boß springen lassen, galoppieren. 2. mit Akk.
der Person: einen angreifen, springen machen. 3. mit Akk. der
Sache = spritzen, sprengen, streuen. 3. aus verschiedenen Farben
mischen, sprenkeln, bunt machen: 3. stoz,e seinen vinger dorein und
sprenge sibenstunt gegen dem vorhange, W — B Lev. 4, 17.
Sprengung* stf. das Sprengen, Vergießen: in di sp. des pluts
Jhesu Krists, T— B I. Peter 1, 2.*
spreng-wasser stn. aspersorium : werde gereinigt mit sp., W — B
Num. 31, 23.
sprenzen swv. tr. 1. sprengen, spritzen. 2. (bunt) schmücken:
dise materien er (Gotfrit v. Strasburg) hat gesprenzet in so Hechte
wät, Trist. 24. der künec uud die künegin beten sich so schone
gesprenzet under eröne, 2536.
spreu (spriu, spriuwes, Bl. spriu, spriuwer, spriur) stn. auch f.
Spreu: spreu zu machen die czigel (paleas), W — B Ex. 5, 7. di
spreuer verprent er, T — B Matth. 3, 12.
sprich-wort stn. Sprichwort, W— B Num. 21, 27.
sprinkel-wurz (sprinc-wurz) stf. Kapperstaude, czurissen wirt
(verblüht) die sp. (capparis), W— B Prediger 12, 5.
Jeliuek, Wörterbuch. 4o
674 gprinzel — staben
sprtnzel sin. 1. Heiner Fleck an der Haut. 2. Meines Sperber-
weibchen: 2. den adelar, den greifen, die sprinczel, den weihen, den
geier, W— B Lev. 11, 13 u. 14. (haliaetum), Deut. 14, 12 u. 13.
spri^e swm. Splitter, bes. Lanzensplitter: in drangen durch die
barbier die splissen, die in blendens nicht erliefen, Alex. 8195.
spruch stm. Wort, Bede, bes. schöner dichterischer Ausdruck.
2. nicht gesungenes Ideines Gedicht. 3- Schiedspruch des Richters.
4. rechtliche Forderung, Begehren: 4. euer fint sein von schuld und
sprich wegen, di icb zu euch und den ewern hab, Eger. Chr. 1072.
wan ich sie umb solche beschedigung, nam und tbat — spruchen in
keinem weg erlassen mag, 1165; Elbog. Chr. 11, 35. — 3. in den
sprachen der urteil, Const. I 5, 6. spruch , stosz und veintschaft,
Igl. Stb. IV 182 a.
sprueh-brief stm. schriftliche Entscheidung des Bichters oder
Schiedsrichter, Eger. Chr. 1089.
spruch-nian stm. Schiedsrichter ; Zeugen einer Versöhnung
(spruch): als spruchmennern — als zeugeu sulchs spruchs, Elbog.
Chr. 63, 11.
spul-züber (vgl. bei Lexer: spüel-napf, -waz,z,er) stm. verüchtl.
Bezeichnung für den Menschen, Spüleimer: ein unlustiger sp., Ack.
36, 10.
spüren, spürn swv. der Fährte des Wildes nachgehen, währ-
nehmen: ein spürendes opfer des e brechens = oblatio investigans
adulterium, W-B Num. 5, 15. zu spüren die rede (investigare
sermonem), Spr. 25, 2. zu suchen und zu spuren weislichen (quaerere
et investigare) Prediger 1, 13.
spürunge* stf. die Erforschung, investigatio: noch es enist sp.
seiner Weisheit, W — B Js. 40, 28.
spürzen, spirzen sivv. spucken, speien: er spurezt an die erde
und macht horb von den speicheln, T — B Job. 9, 6. er spurezt aus
und rurt sein zungen, Mark. 7, 33.
stab stm. 1. Stab, Stock zum Schlagen, 2. zum Gehen, 3. als
Zeichen einer amtl. Gewalt z. B. des Bichters, der Gerichtsbarkeit:
ir sult e kiesen ze einem Stabe und mit gemeiner phlichte mit dem
ufrehten gerihte kieset under in einen wisen man, W. v. W. 3860 ff.
in iren stebin, W — B Num. 21, 18.
staben swv. 1. intr. starr, steif icerden, 2. mit einem Stab
versehen, 3. einreeisen, zu eigen übergeben (urspr. unter Berührung
des richterl. Stabes). 4. den eit st. = vorsagen wie in 3.: er hat zu
den heiligen einen gestabten ait gesworen, Buch d. Gebrechen
5. 238 u. 240. Wenn sich der richter des gerichtes underwindet, so
schal er vor den scheppen den gestabten eid sweren, der hie
geschriben stet — und als offte scheppen von newens sweren, als
offte sal der richter seinen eid vornewen, Igl. Str. I S. 355. eine
rechte huldigunge getan — mit gestabten eyde, Stb. Brüx N. 113.
und wart im — auf dem heilictuom — der eit gestabet; Trist. 504.
bei mein gestabten aide, Eger. Chr. 1191 S. 364. dem selben (berg-
meister) sullen di urborer den eit staben (statuere juramentum),
Const. I 7, 3 (den eit geben , I 7, 6). geatabter aid , Eger. Chr.
X. 1191.
Stade — stangen-kriecher 675
Stade siom. Gestade, Ufer: zu dem st., Trist. 3214. uf des
wa^ers Stade lac ein kapeile, 3162. daz, sie dem Stade kämen na,
Alex. 4471.
stadel stm. 1. Scheune, Stadel, scheunenartiges Gebäude.
2. Herberge. 3. Bett: 1. Eger. Chr. N. 45. der kerbst spricht, er
brecht und zecht ein beide in stedel, in keller und in die heuser
alle frucht, Ack. 54, 15. — Bergm. eine in die Felsen gehauene
Höhle* im Gegensatz zu dem in die Tiefe dringenden Schacht: si
betten do kainen schacht fanden, nur ain ebens stadel (also stn.)
und ain siecht es, Igl. Bgr. N. 6, 2. si fanden do nicht anders wen
ain slechtes stadel und kainen schacht und weder runpaum noch
stuczen, N. 6, 5. holcz, das im haus ist und aussen in dem stadl,
Igl. Stb. V 168 c. hinterm pfarrers stadel, V 247 a. erlaub uns in irn
— heusern und stadl mezz, zu haben u. zu predigen, Hussiten-
paternoster.
Staffel (auch stapfei) stswm. f. 1. Stufe, Grad. 2. Grad der
Verwandtschaft. 3. Abteilung einer Alpemoeide. 4. Bein eines
hölzernen Hausgerätes: 1. Ouch machte Salomon einen thron von
helfenpeine, der hette sechs staffeln, W— B Könige III 10, 19. wiltu
das ouf steige der schaten czeheu czeilen oder so, das her hinder sich
kere als manche Staffel, IV 20, 9. unten hei der langen Staffel,
Eger. Achtb. II 159. auf der stigen auf der mitten staffl, Igl. Stb.
V63d.
staffleren siov. mit etwas ausstatten, ausrüsten: ist die burger-
schafft — mit wehren und rüstung auch aller nothdurft staffiert
und versehen, Eger. Chr. 103 S. 66.
Stain = Staingasse, Gassenname in Eger : zu Eger in der stat
am Stain, Eger. Achtb. II 97 u. 124.
stallig-keit* stf. Bestand: Zue urkundt und zue einer ewigen
st. diser dinge — haben wir unser Stadt insigell geleget an disen
brieff, Aussig. Urkdb. N. 29.
stallunge stf. 1. Stellung, Einfinden am bestimmten Ort. 2. Ein-
stellung dev Feindseligkeiten, Waffenstillstand. 3. Verhandlung, Ver-
trag. 4. Stall, Platz, iuo etwas eingestellt wird. 5. Herberge.
4. u. 5. in der st. der schif (iii statione navium) wird her reichen
bis czu der stat Sydon, W— B Gen. 49, 13. Und oustreiben wil ich
dich von deiner st. (de statione tua), Js. 22, 19.
stam-lig* (von stamelen, stamlen, stammeln siov. stammeln)
Adj. stammelnd, stotternd: mit namen der stamlige Andres, Traut.
Chr. 117.
stampf stm. 1. Stampfmaschine, MörserTceide. 2. Stampfmühle.
3. Papiermühle. 4. Werkzeug zum Stempeln. 5. bildl. und persönl.
Klotz. 6. Mörser: 6. Ist das du stampfest den torechten in dem
stampfe sam gestampfte gerste, slahende ouf in mit dem stösel,
W— B Spr. 27, 22. michel, molitor de klain stampff (in Iglau), Igl.
Stb. IV 207 a.
stau s. sten.
stangen-kriecher* stm. ein Schimpfwort: Beatrix von Schum-
burg hat die Trautnawer — st. gescholten, weil sie bei einer Ab-
stimmung, wer zur Gemeinde und wer zur Guisherrschaft halten
676 stank-haus — stat-ineister
wolle, zu jener geheilten iind unter einer Stange durchgekrochen sind,
Traut. Chr. 42.
stank-haus* stm. verächtl, Beiwort für den Menschen: Ack.
36, 10.
stark-rieehe* Ad}, stark duftend: die lustigen rosen uud die
starkriecheu lilien in dem garten, Ack. 13, 12.
stark-waltig* Adj. große Kraft besitzend: wie die krafthaben
und starkwaltigen leben (Löwen) — , wie stark sie sein, Ack. 13, 16.
stat (Gen. stet, -e, stat, PI. stete) 1. Ort, Stelle, Stätte. 2. Baum.
3. Ortschaft, Stadt: in berichten meinen wir dise wort stat haben,
Const. I 7, 13. an stender stete (= sofort), Trist. 6142.
stat, -e stf. 1. wodurch etwas möglich, ins Werk gesetzt wird.
2. Gelegenheit, Umstände, Lage. 3. Hilfe. 4. mit Adj. adverbiell
•umschreibend : 2. so machet State manchen diep , Trist. 320. durch
vremde er jene Isöte vloch, zu diser er durch State zoch, durch State
er diser was bereit, 322 ff. wer nicht enhabe, den wil ich nach
minen staten (nach Kräften), so ich beste kan, beraten, Alex. 2281.
stat-brief stm. von einer Stadt ausgestellte Urkunde, Prag. Str.
107. 119. 116; Brunn. Str. I 192. doruber ein st. ist gegeben
mit dem grossen ingsigel ewer stat, Igl. Str. 259. st. hat den Vor-
zug vor dem Zeugnis der Schöffen, 235.
stat-büch (-buoch) stn. Rechtsbuch einer Stadt, Igl. Bgr. 83, 1.
im statsbuch, Olm. 81. Das erste st. von Böhm. -Kamnüz für ge-
richtl. Eintragungen, von den Bürgern von Böhm. -Kamnitz geschaffen
auf ihr Begehren von Johann von Michelsberg bestätigt, 1380 nach
dem aus dem Anfang des 14. Jh. stammenden der Prager Altstadt
das älteste in Böhmen. Solange eine Urkunde im st. nicht durch-
strichen (kanzeliiert) ist, behält sie Kraft, Linke S. 304 f.
stsete s. stete.
sta?tec-heit s. stetikeit.
stat-elle sivstf. — eilen, eine stf. Elle von der in dieser Stadt
üblichen Länge: die gerecht statellen, Tgl. Stb. V 28 d.
staten sivv. 1. an einen Ort bringen, 2. verwenden, 3.* voll-
führen, 4. einem st. = es mit einem aufnehmen: 3. der herte gloubt
(falsch statt: der herre gelobt) daz, zu statin, Dal. 87, 27 (36, 6).
stat-gerecktigkeit s. gereektigkeit.
stat-haft Adj. 1. teer eine stat besitzt, angesessen: einen eilenden
(fremden) menschen, der nicht st. ist, Igl. Str. I S. 356.
stat-kaftig Adj. 1. angesessen, 2. die bedingenden Umstände
erfüllend, 3. von einem Bach = ivasserreich: 3. wan di mielwasser
grosz, und st. sein, Traut. Chr. 136.
stat-kalter, -helder st7n. Statthalter, Stellvertreter: dem erbern
pfarrer ader seinem stathelder, Eger. Chr. 1100.
stat-insigel stn. Siegel der Stadt, Igl. Bspr. V S. 53.
stat-krämer* stm. der in der Stadt ansessige Krämer im Gegen-
satz zu den gestkromern, Olm. Stb. 92.
stat-leute (-Hute) PI. zu stat-man, urbanus, Eger. Str. A 1 1, 2;
-leite, A P7 1; XVI 1, 2; B. 3. 4. 19 u, ö.
stat-ineister stm. 1. Befehlshaber, 2. Bürgermeister, 3. Bau-
meister einer Stadt: 3. der Wolf hart st. der war meister darüber
(über den Brückenbau), Eger. Chr. 62.
stat-nözel — Stauden -reuter 677
stat-nözel stn.* s. nözel. das alte st. minner machen, Eger.
Str. Ung. 4.
stat-rät stm. Jlatsver Sammlung einer Stadt, Schöffen (meist 12)
mit oder ohne Bürgermeister z. B. in Kamnitz, Linke S. 299.
stat-rcckt stn. 1. Stadtrecht. 2. Bürgerrecht und damit ver-
bundene Gerechtsame. 3. Abgabe oder Leistung eines Bürgers an
die Stadt : ansprechen mit st. = civiliter impetere , Const. IV 7, 8
(im Gegensatz zu Bergrecht): in den leuften (so lange der Rechts-
streit unentschieden war) kein st. gesessen ist (wurde Icein Gericht
gehalten), Elbog. Chr. 51, 32. 105, 34.
stat-reiter* stm. berittener Bote der Stadt: Heger und st. pflegt
mau in reisen czu nuezen; er bekommt von ieder meile 4 grosse,
Olm. Stb. 82.
stat-schreiber (-schrib?ere, -er) stm. Stadtschreiber, städtischer
Kanzler, notarius. Seine Rechte, Pflichten und Bezüge, Igl. Str. 258;
er ist Diener der Stadt, kann daher nach Belieben abgelohnt werden,
309; er bekommt für die Zuschreibung des Bürgerrechtes einen
großen Pfennig, Igl. Str. 309. Seine Gebühren (2). In Böhm.-Kam-
nitz (wie toolü sonst oft) zugleich Schulmeister, erhält er 1442 für
ein halbes Jahr 10 Groschen, Linke S. 299.
stat-schreiberei stf. städtische Kanzlei: di st. zu versorgen,
Traut. Chr. 162.
stat-secret stn. städtisches Geheimsiegel: des — zu merer Sicher-
heit haben wir unser st. uff disen brife lassen drucken, Igl. Espr.
V S. 52.
stat-stein* stm. städtisches Gewicht, städtische Wage: es sal
ein iedermanne die wolle wegen an dem statstein und dem weger
einen haller geben, Igl. Stb. III 185 d.
stat-tafel* stvstf. 1. wie tavele, tavel = Gerichtstafel. Igl. Str.
224 kommt ein „vorrichtnis" wegen eines Todschlags und die Bürg-
schaft darüber in die st. — 2. == statbuch, 285. 307. 326.
statung (stsetunge) stf. 1. Befestigung, Bestätigung. 2. Ver-
gütung*: er begert seiner eren notdnrft statung zu thun, Elbog.
Chr. 83, 11.
stat-veld* stn. städtisches Feld: czehen pett krautacker auf
dem st, Igl. Stb. IV 167 d.
stat-vischer stm. Fischer im Dienste einer Stadt, Eger. Str.
C 94.
stat-weruug stf. städtische Währung : 60 schock gr. guter müncz
st. zu Igla, Igl. Stb. III 288 c. di czalung sol sein halb mit gold,
halb mit müncz nach st., V 84 d. czalen mit der st., V 103 d.
staub (stoup, G. stoubes) stm. Staub: voller staubes von dem
steube (um geläuteter'* Dat.) der eingeenden, W— B Baruch 6, 16.
staub-wolle* sivf. stf.* Wollstaub, schlechte Wolle: staubwolle
einsiahen oder einarbeiten bei dem prant — ist den Tuchmachern
verboten, Igl. Stb. III 186 a.
staudech s. stüdech.
stauden-reuter * (von stüde swf. Staude, Straiich und ritsere
stm. Reiter) stm. Wegelagerer, der an der Landstraße hinter Stauden
reitet, Eger. Chr. N. 36.
678 stäupe — steigen
stäupe (stüpe) swstf. Staupe, Schandpfahl, an den ein Ver-
brecher gebunden wird, um ihn mit Buten zu streichen, Traut.
Chr. 211.
stechen stv. 12 — 1. stechen, 2. erstechen, 3. schlachten, 4. ver-
suchen, auf die Probe stellen, 5. loegnehmen, 6. turnieren, 7. an-
stecken z. B. an den Finger, 8. Feuer anzünden, 9. seinem Geiste
einprägen, 10. einen vinger gegen einem = auf ihn weisen : 6. würfel-
spil, stechen, tornieren, "Hier. 36, 5.
stecli-mez,z,er stn. Dolch: Swert und st. und alle vorboten wer
und harnasch und wapen — sol vorpoten sein — innerhalb der stat,
Prag. Str. 37 u. Nr. 19. Apud quemcumque infra ambitum civitatis
cultellus longus, qui dicitur misericor(s), stechmesser, cingulo
suspensus deprehensus fuerit, dahit judici unum talentum, Brunn.
Str. I 94 u. I 541.
stech-rede* sicf. aufreizende Bede, Stichelworte: mit seinen
stechreden und Verachtungen, Igl. Ms. S. 25.
stech-reiten* stn. Turnier: er hat mit st. 3 seh. abgewunnen,
Traut. Chr. 299.
steck-reiter stm. Streiter im Turnier, Traut. Chr. 313.
stecken (Prät. stacte, stahte, stachte, Part, gestecket, — stact
— staht) swv. fest heften, befestigen; — einen Tag anberaumen,
intr. fest sitzen, haften: den stab der knappe stacte ein wenic in
die erden, Trist. 1190.
stege swstf. Treppe: zu pograt (zu mulbach, zu Reicherstorff)
beim Stegenn., Eger. Achtb. II 171. 162. 141.
Stegen swv. betreten, gehn, steigen; als stec führen; einen Weg
bahnen, mit einem stec versehen: daz, wir nach dinen hulden Stegen
und von den suntlichen wegen uns keren, Ernst 3503. daz, er nach
wirde künde Stegen, Alex. 1324.
steg-reif stm. Steigbügel, in, uz,, von dem st. (= durch Umher-
schweifen, Bäuberei)\ebeu: die Krieg, stegreiff usw. die sollen keinen
schedlichen pruch haben, Olm. Stb. 117, 2; Trist. 1236.
steg-reif nerer* stm. die sich vom Stegreif, (Straßenraub) nähren:
pflackerei, die von den st. aus diesem schloss geschach, Eger.
Chr. N. 20 S. 23.
stehen s. sten.
stehlin (stehelin, atis stahel Stahl) Adj., Traut. Chr. 62.
steig (stic, -ges) stm. Steig, Pfad, semita, W — B Ps. 138, 3. in
dem steige deiner gepote, Ps. 118, 35. deine steige = vestigia tua,
Ps. 76, 20. durch die steige der hübel = per semitas collium,
Judith 15, 2: Ps. 138, 3. in den rechten steigen des rechtens —
di gerichte ordinieren (per legitimos juris tramites), Const. IV 1
Einl. der triuwen stic, Trist. 58.
steigen (stigen) stv. II — 1. steigen, aufsteigen, 2.* absol.
bergm. = das Bergwerk beaufsichtigend durchstreifen: Si heissen
darumb Steiger umb das, das si stetielich steigen (perscandere),
wan das [ist] ir geschefte. das si tag und nacht alle perkwerk
besteigen, Const. I 9, 2.
steigen — Steiger 679
steigen swv. aufrichten, erhöhen; die noten st. in hohen oder starken
Tönen spielen; refl. sicherheben, aufsteigen: in swsere steigt — fron
minne — doch herzen ho, läßt sie höher schlagen, erfreut sie, Alex. 6900.
steigei' (stiger) stm. 1. Steiger. 2. Besteiger einer Sturmleiter.
3. = minner, Bulder, Hur er. 4. bergm. Steiger, a) regalherrliche
Beamte, oberste Steiger = Obersteiger von den urbarem bestellt und
beeidigt: Wir wollen, das gemeine Steiger sein, di di urborer czu
gemeinem nucze in unserm (des Königs als Regalherrn) namen
seczen sullen czum meisten czwen; es sei denne, das vil arbeit
entstee und das sich das perkwerk breite, so mugen si von not
einen ader czwen czu in seczen — das si tag und nacht alles perk-
werk besteigen bei dem eide, den si gesworen haben, alle ding czu
straffen czu gemeinem nucze der perkgruben , Const. I 9, 1 u. 2.
Insbesondere haben sie die Kontinuität des Betriebes zu überwachen,
deshalb können sie lehenschefte ader orter — an Stelle des perk-
meisters und der hutleute verleihen umb di groste eigenschaft, als
si mugen, und auf kurczer czil, das nicht unser perkwerke in keinem
teile leer und ungepaut pleibe, I 9, 3; sie sollen Streitigkeiten
(czweiunge) von den greniczen — czwischen den marscheidern mit
rechter mas entscheiden aber nimmer gedenken, di greniczen ader
das wasser durch ganczen stein czu czeigen mit czaubernusse, I 9, 4;
auch sonst als technische Sachverständige mitwirken und im Prozeß
Zeugenschaft und Gutachten abgeben, so bes. bei Streitigkeiten über
die Grenzen der Berge, Lehen und Lehenschaften, Durchschläge,
Igl. Bgr. Nr. 43 — 69a. Entlohnt werden sie von den Urbarem: die
urborer — schullen iren amptleuten : obristen steigern, obristen hut-
leuten, obristen Schreibern in dem prengadem und was der andern
sint, der si bedorfen, von der urbor und von irem gut Ionen und
nicht von der gewerken guet, Igl. Bgr. N. 102. Ihnen unterstehen
geschworene Marscheider und technische Hilfsbeamte, amptleute.
Nr. 60 ivird die Ansicht: das der amptman, der do gesant ist von
dem gesworn obristen Steiger und nicht von dem hoffmaister {in
Kuttenberg) kain krafft noch macht haben schol — als irrig ver-
worfen. Es soll keine besonderen Steiger für Erbstollen geben, sondern
unsere gemeine st. sullen recht zu steigen han in allen silbergruben,
Const. II 4, 18. Im Gegensatz zu diesen regalherrlichen Steigern, von
denen Const. I 9 handelt, steht b) der gewerkschaftliche Steiger, der
von der Gewerkschaft gewählt und der Bergbehörde beeidet ivird:
Kein urbarer adir liner hat die gewalt, das er uff keinen erbehaftigen
stollen adir uff keinen sebin lehin (= gemessenem Berg) geseczen
möge einen bergmeister adir einen smit adir einen stiger an der
gewerken willen, DIR § 11 ; Joach. Bergordn. Art. 15. Sie dürfen
nur für ein Bergwerk bestellt werden, ebenso wie der bergmeister,
Const. I 7, 23; Joach. Bergordn. Art. 42. Er hat als techn. Beamter der
Gewerkschaft unmittelbar mit dem Bau zu tun, nach jüngerem
Recht hat er die ganze Beaufsichtigung und Organisation der Arbeit
über, stellt die Arbeiterpartien zusammen, empfängt für sie vom
Schichtmeister Eisen und Unschlitt, überwacht den Schichtwechsel
— früher Sache der Hutleute — , belegt neue Orte u. dergl., Joach.
Bergordn. Art. 40. 44. 82, 22. des Steigers Mathes stollen in schuee-
berg, Igl. Bgr. N. 77, 2.
680 stein — stein-schneider
stein stm. 1. Fels, 2. Stein; Bau-, Ziegel-, Opfer-, Grab-, Mühl-,
Wetzstein usw., 3. ein Gewicht, 4. Hagelschloße, 5. Figur im Schach-
spiel. 3. der newe zimbel ist virdehalben stein schwer, darauf der
vierdelstundenzeiger schlegt, Traut. Chr. 331. Magereth von Bed-
witz — solt ir kind haben umbbracht — den stein müssen tragen
(zur Strafe), Eger. Chr. 555.
stein-Mckel, pickel stm. Pickel, celtes, vanga: mit scharphen
steinbickeln {zum Mauerbrechen), Alex. 3676.
stein-bock (Gen. -bockes) stm. Steinbock, caper, capreolus, ibex:
Weistu nu die czeit der geperunge der steinpokke (ibicum partus)
in den velsen? W— B Job. 39, 1.
stein-brock, -brück stm. Steinbruch: der steinbroch — war
allenthalben frei, stein zu brechen zur statmauren. Traut. Chr. 11.
stein-bückse f. 1. Büchse von Stein, Salbenbüchse. 2. Geschütz,
aus dem Steinkugeln geschossen werden. 2. eine kupferne st., daruff
ein kelch ist, Stb. Brüx N. 345.
steinen (steinin) Adj. von Stein, steinern: in der alten stat bei
dem staynen steg, Igl. Stb. V 100 b.
steinen swv. 1. mit (besonders edcln) Steinen besetzen, 2. abs.
Marksteine setzen, 3. ir. mit Marksteinen abgrenzen (s. verloch-
steinen), 4. steinigen, 5. intr. zu Stein werden: 4. das volk — sol in
steinen (lapidabit eum), W — B Lev. 20, 2. darumbe solde man in
(Philotas) steinen, Alex. 18243. daz, sie in steinten, T — B Joh. 10, 31.
lim welch werk steint ir mich? 10, 32. 10, 33. 11, 8; Matth. 21, 35.
Jerusalem, du steinst, di da sint gesant zu dir, Matth. 23, 37; Luk.
13, 34. si stainten Stephan, Botenb. 7, 57. daz, si icht wurden
gesteint, Botenb. 5, 26.
stein-gerülle * stn. rupes, Geröll, Fels : die st. = rupem, W— B
Ps. 113, 8. Das saget der herre got den pergen und den hübein und
den steingerullen (rupibus), Ez. 6, 3.
stein-kübel* stm. steiniger Hügel: Wir rügen auch ein freien
weg auf dem st., Buge v. Pröhl IS'. 18.
steinig (steinach Koll. v. stein) stn. Gestein, Steinicht : di andern
(samen) fielen in das steinig, T— B Matth. 13, 5. der da ist geseet
auf daz, st., 13, 20. der andern (Samenkörner) viel auf das st., Mark.
4, 5. 4, 16.
steinig (steinec) Adj. steinicht; aus Stein* steinern* (= steinin):
steinige vas, T — B Joh. 2, 6.
steinigen sicv. 1. Steine icerfen, 2. hageln: 2. es hat gesteinget
wie die haselnus gross, Eger. Chr. 433.
stein-kiippe* sivf. Felswand: alda er mich an die steinklippen
gefürt und hat hienunter geweist auf die brethmülen, Traut.
Chr. 133.
stein-lein (steinlin) stn. kleiner Stein, Kies: Suser ist gewesen
der helle wasser mit gar deinen steinleinen = dulcis fuit glareis
Cocyti, W— B Job 21, 33.
stein-metze sw7n. Steinmetz: 80 touseut steinmeczen, W — B
Könige III 5, 15; I. Par. 22, 15.
stein-sekneider* stm. Steinsehneider: Christoff Fuchß, st., Eger.
Chr. 881.
stellen — stendig 681
stellen, stallen rückuml. sivv. 1. an eine Stelle bringen, 2. an-
stellen, machen, vollbringen, verüben, vor Augen stellen: daz, der
stalte solichen mort, des si noch gedenken dort, Alex. 3159. gröz,
mort dar Urne wart gestalt, 5894. sie vor jämer stalten gröz,e not,
Trist. 4052. ze fröiden st. = zur Freude anregen, erfreuen: die
süez,en tanzgesellen künden wol ze vröiden stellen, Alex. 26838.
3. in einen Stall bringen, 4. zu etwas bestimmen, 5. einrichten:
4. der ein totpetman schold sein gewesen und gestalt ist czu einem
totpetman, Igl. Str. 247; präsentieren, stellen, Elbog. Chr. 20, 14.
22, 9. 70, 5 usw. gestalter scherphe die lanze gnoz,, Alex. 5668. nach
etwas = streben nach, Elbog. Chr. 89, 31. nach nanmg zu stellen
u. zu trachten, Ack. 43, 10.
stein, stelen stv. 1 2 stehlen; verheimlichen: ein aventiure, die
ich verholn dir hän und lange vor gestoln, Trist. 3910.
stemme-riiue {von stemmen sivv. und rieme sivm. Streifen,
Band, Riemen, Gürtel) : die swarezen posil (Stiefel) — sullen off den
markt mit eime stemmerimen gestemmet sein, Olm. Stb. 113; s. bei
Lexer unter stemmen, UG. 740. 494.
stemmen swv. 1. steif machen, 2. intr. vom Wasser, aufgestaut
werden, anschwellen, 1. Olm. Stb. 113.
stempfei stm. 1. Stempfei, Stößel, 2. Grabstichel, 3. Münz-
stempel, 4. Petschaft, 5. geprägtes Bild, 6. schiefstehender Holz-
stamm zur Auszimmerung der Gruben im Bergbau: 3. du bist auch
auez demselben stempfei gewurket (bist auch von der Art), Ack. 51, 6.
sten (stän, sten, standen) unregelm. stv. IV 1. stehn, stehn
bleiben, 2. stille stehn, beharren; 3. anstehn, ziemen, 4. zu stehn kommen,
kosten; 5. treten; 6. einer Meinung beitreten, glauben, 7. zurücktreten,
8. mit Inf. beginnen, 9. nach einem dinge sten = darnach streben,
dafür sorgen, nach dem (meinem Mann) in jämer stunt min leben,
W. v. W. 7502; Elbog. Chr. 24, 39. 27, 27. 77, 23. des läz.et mich ze
buoz,e stän nach iuwern gnaden, herre guot ! Trist. 1004. die vrien Stent
ze niemands hant (sind keinem Untertan), Alex. Anh. 1169. ob ir
die ganzen wärheit mir nicht an stender stete (sofort) enseit, Trist.
6142. 3. rede, die wol stende tüge bi disen sprächen guldin, Trist.
28. — 4. daz, melczhaus stet mich über 40 seh., Igl. Stb. V 96b; vor
Gericht stehn, Elbog. Chr. 20, 27. 21, 17 usiv. unser herre ein güt-
leich stehen und einen tag machten czwischen in, Eger Chr. 1067.
9. ob ir (der noch unmündigen Kinder) vater wolt noch dem gelt
steen, so sol man im das nicht geben, Igl. Stb. V 201 d. nimant was,
der noch des landes beste und ere stunt (dafür sorgte), Böhm.
Chr. 102. auf einen sten = ihm auflauern, Traut. Chr. 38. Johannes
Lulleich hat seiner hausfrawn Katherina, des Joh. Schulmaister
tochter morgengabt 60 seh. gr. czu rechter morgengabe; — ob
Lulleich one kinder stürbe, so sullen die 60 seh. gr. auf gnade sten
des obgen. Joh. Schulmaister gnade seines sweher, Igl. Stb. III 206 b.
das an mir nicht stet (per me non stat), Const. II 1, 7.
stendig* (bei L. nur in Zusammensetzungen: be-, bi-, ge-, ver-)
Adj. geständig? Elbog. Chr. 83, 35. stehend: so haben die von Arnaw
auch daselbst stehendig (und nicht kniend) geschworen, Traut.
Chr. 146.
682 stenge-kopf — stete
stenge-kopf* stm. Röhre: Mach ouch einen gehenierten leuchter
von reinem golde; seinen Schaft und seine steugeköpfe und ringel
und lügen von im ausgeende. 6 stengil sollen von im ousgeen von
den Seiten, 3 stengil ous einer seiten und 3 von der andern, drei
köpfe in der gestalt sam ein nus an einem iclicken stengil und
ringe und ouch lügen. W— B Ex. 25, 31.
Stengel stm. Stengel, tliyrsus: die mittler stengil (epistilia)
W— B Par. 114, 12; Ex. 25, 31.
stentelich verlesen für schentlich, s. d.
sterbe sivm. stf. 1. das Sterben, der Tod, 2. ansteckende Krank-
heit, Pest: kürtzlich darnach erhub sich ein solcher ser grosser sterb
unter dem kriegsvolck für Metz — das 50 000 umkomen, gestorben
und entloffen waren, Eger. Chr. N. 90. dovon (wegen hunger) wart
ein grosser sterben, Böhm. Chr. 94. — 1495 war der grosse sterb,
Eger. Chr. 46. — 1495 da war ein grosse sterbe in Behem, Traut.
Chr. 22. nach der Trautnawischen sterbe, 54. der sterbe halben,
48. si sind aller in der Trautnawischen sterbe gestorben, 45. 123.
grosse sterbe zu Präge erfolgt 333. — 1508 erhub sich im Behmer-
lande — die sterbe seuche, 32. grosser hunger und ouch herbe der
leut und der tier sterbe, Dal. 15, 5.
sterben stn. 1. das Sterben, der Tod. 2. Pest: unser herre
sante sterben in israhel (pestilentiam), W— B Könige II 24, 15.
sterben sicv. töten: Du bist das leben und ich an dich als oft
gesterbt = vaeh mihi misero toties mortuo , Sol. 11, 28.
sterben stv. 13 — 1. int/r. sterben, 2. unpersönl. Pf. dann mit
haben: nachdem es ein jar zuvor iu Behem gestorben hatte (eine
Seuche gewütet), Traut. Chr. 23. dann es in allen umbliegenden
stetten gar sehr gestorben hat, 272 (so 1582 in Prag 80000).
Sterbenszeit* stf. Zeit der Seuche: hat bewogen (in Rechnung
gesogen) die itzige gefehrliche st. in Behem (a. 1528), Traut.
Chr. 264.
sterbunge stf. Untergang, Seuche, Pest: ich sende ouch st.
(misero pestilentiam) in mein volk, W— B Par. II 7, 13.
sterk (sterke) stswf. 1. Stärke, Gewalt. 2. Stärkung, Ver-
stärkung. Vermehrung. 3. Stärkemehl: 2. Elbog. Chr. 35, 26. an alle
sterk (on widerstand. XL Bibel), T— B Botenb. 5, 26.
sterken swv. Prät. sterket, starete, starhte) stärken, vermehren;
aufmuntern, behilflich sein; refl. sich verstärken, vermehren: si
sterkten sich sagent (schrien lauter, schrien mer. XL Bibel), T— B
Luk. 23, 5.
sterk-lick (sterc-, starc-liche) Adv. stark, gewaltig, sehr : wenne
sterclich ergussen sie (die wasser) sich, W— B Gen. 7, 18. nur do-
rumb das sich die unkeuschheit sterklicher enezunde, Hier. 53, 20.
ein Weisheit, di dir — sterkleichen anhang, Sol. 3, 10. di Schreiber
stunden sterklich in zu besagen (verklagen), T — B Luk. 23, 10. er
drot im st. (fast, XI. Bibel), Mark. 3, 12. er verpot im st., 5, 43.
stern-gewalt* stmf. : Astronomia — mit iren st., Ack. 40, 19.
sterr (ster, e) swm. Widder, Traut. Chr. 316.
stete (stfete) Adj. festhaltend an, treu: diner wort waer du
stsete, Alex. 27423.
stete — Steuer 683
stete (stsete) Adv. fest, beständig: das schol stete und veste
gehalden werden, Igl. Bgr. U— A 17.
stetel (stetelin, stetlin) kl. Stadt, Ort, Plätzchen: Jeremias der
Anathotiter, das do ist ein stetel, drei meile ligende von iherusalem,
W — B Vorrede zu Jer. ; die do waren in dem stetel zu Anathot.,
Jer. 1, 1. in einem stetel Tristan bleip, Trist. 1586.
stetikeit (staetec-heit) stf. Festigkeit, Beständigkeit: Gib mir in
dem mute st., so das ich in vorsmehe (constantiam), W — B Judith
9, 14. In fewersflammen stettigkeit han ich al menschlich gesiecht
getreten, Ack. 51, 12. die urborschreiber sullen — mit der gerechten
st. kreftig sein (justorum constantia), Const. I 8, 1. der richter sol
haben st. volkumener leute, I 6, 3. beschreiben — in der stat buch
zu gedechtnusse und stetichait, Eger. Str. B 2 ; A 2. sie wolden im
alle sin bereit dienstes und staetikeit, Alex. 2294. 454.
steuber stm. 1. Stäuper, der den Staupenschlag gibt oder 2. = mhd.
stöuber, Jagdhund, 2. bluthunden, steubern, hetzruden, Eger. Str.
N. 1188.
Steuer (stiur, -e) stf. 1. Stütze, Halt. 2. Steuerruder. 3. Schiffs-
hinterteil. 4. Anstoß, Antrieb. 5. Unterstützung. 6. Abgabe, Steuer.
7. Einkommen, Erträgnis: 5. gip mir rätes stiure, Trist. 354. im
was die tavelrunde mit stolzlicber stiure zu niuwer äventiure in
sin manlich herze kumen, 1465. daz, der vil gehiure (Clitus) ie
brühte manlich stiure, wä er die friunt in nceten säch, Alex. 4622.
die ze töde brähten stiure, 5861. noch beten sie in ir helfe stiur
in ietslichem tempel viur, 6088. ze briutelabe stiure {Beitrag zum
Frühstück der Neuvermählten), Trist. 857; der fröiden stiur — wip
heideninne, Alex. 6948. — mit silbervarwe stiur warn ir ors ver-
decket, 6190. mit st. sant Jeronimus Hier. 213, 10. in (seinen
gesellen) sante der gehiure richer kleinöte stiure, W. v. W. 3393.
wiltu minem kranken leben richer krefte stiure geben (= mich
stärken) 1988 f. ze höher fremden stiure, 1253. 686; zur Erhöhung
der Freude, uns ze sselden stiure an dem fronen kriuze er starp,
3033 f. sie gäben nach ir muoter bete als sie in richer stiure tete,
7818. Unterstützung, bes. beim Eintritt in andere Verhältnisse, Eger.
Chr. N. 1093. dem sol — diez gemecht nicht zu hülfe noch zu Steuer
kumen, Igl. Bgr. N. 51, 9. nicht den saumigen, sunder den arbeitern
kumpt czu steure das bergrecht, Const. II 4, 8. di recht komen czu
steure den wachenden und nicht den slafenden, IV 18, 7. in dem
bekenntnusse kumpt man czu steure den, die under iren rechten
jaren sein , IV 10, 2. es ist gewonlicher, das di lehner (Verledier
einer Lehenschaft) den lehenhewern mit seil und leder besehen (ver-
schen) und czu steure komen, III 1, 15. Wenn beim Verleihen eines
Haspels nichts besonders verabredet worden ist, so sullen di ersten
gewerken den andern g. czu steure komen mit leder und strengen
und sullen das wasser äuseziehen, III 5, 17. mit einer bequemlicheu
Steuer u. hülfe nicht mit ereze, sunder mit pfennigen trösten, I 7, 22.
zu Steuer ires grossen schaden an der urbar, I 4, 7. ein sunder-
liche oder gemein st., I 8, 3. — Bergm. speziell Unterstützung kapitals-
bedürftiger, wenig ertragreicher Gruben durch den Begalherrn im
Igl. Bgr. zuerst N. 42 (zivischen 1370—85) erwähnt: das man perkwerk
vormitetet hette und hinweg mit stewer lassen wolde, und wart
684 steuer-mau — stick
geruffen czu kircken und czu Strassen : wer stewer nemen wolde czu
den gruben, der scholde uuserm herren dem knnge, wen im got ercz
beschert, bevorans ein sechczebenteil geben, 42,1; der Anspruch
des kaiserl. Vertreters auf das ljie wird abgewiesen: Sind dem malen
nnd das in die steure vor mancher czeit ist abgesprochen nnd dor-
nach der perkmaister u. seine gewerken haben stewer gefordert nnd
si in die urborer haben vorsaget, so endnrfen sie (die Gewerken)
kein sechczentel czu hoffe nicht geben, 42, 3. das die urbarschreiber
bei denselben steuren und gaben getreulich sein sullen u. beworn,
Const. I 8, 3. 1437 ordnete K. Sigismund die wöchentliche Zahlung
ton Steuern aus dem zu errichtenden Münzwerk an jene an, welche
die während der Hussitenzeit verlassenen Kuttenberger Gruben wieder
bauen ivollten, Sternberg, Urkdb. S. 189; die Verordnung Wladislaws
von 1486 läßt die Steuer als normale Einrichtung erscheinen, 2. Joach.
Bergordn. II 30 ; Sternberg I, 1 S. 97 und II S. 184 ; über die Steuer
in Meißen, Ermisch Einl. CXXXVIff. — 6. Das Wort Steuer, steura
icar wohl schon im 13. Jh. in Gebrauch und bedeutete alle Abgaben
an den König, später besonders die Steuer von Grund und Boden,
Mühlen, Handwerken und Wirtshäusern (also ungefähr unsere Grund-
steuer. Unter den Königen Johann und Karl war sie gewöhnlich
mit einem halben Schock von einem Bauerngut bemessen: Di under-
tenigen — sein schuldig pilliche hülfe und steure czu geben irem
fursten (operam dare fidelem), Const. IV 9, 3. st. = exaetio, Brunn.
Str. I, 227. die unrecht losunge oder bern oder Steuer von leuten
nemen, Joh. v. Iglau 7. Gebot.
Steuer- man (stiurman) stm. Steuermann: nacher und stiur-
man, Alex. Anh. 611.
steuren, stiuren (stiuren) swv. 1. tr. stützen, 2. das Steuer oder
mit ihm lenken, 3. beschränken, Einhalt tun, mäßigen, 4. treiben,
stoßen, bedrängen, 5. unterstützen, versehen mit, beschenken, aus-
statten; intr. 6. als Abgabe, Steuer zahlen, 7. Steuer auferlegen,
erheben, 8. tr. versteuern. 4. in ritterlichem schouwe, als in dar sin
vrouwe rilich het gestiuret, W. v. W. 7341. üf den wec er sie
(die bilgerine) wol stiurte, daz, sin lop wol tiurte, 368 f. gestiuret
(tvenn nicht getiuret zu lesen ist) mit mangem munde lieht gevar
wart die ouwe, 76. Man findet, das an weibes stewer niemant mag
mit seiden gestewert werden, wann weibes und kinder habe ist nit
das minste teil der irdischen seiden, Ack. 46, 9. So menlich man
gesach ich nie, der rechte mutig wurde, er wurde dann mit frawen
trost gesteuret, 47, 1. helfent und steurent, wie ich so sweres leit
von hertzen werfen muge, 31, 16. Phisica mit iren mancherleien
steurenden trenken, 41, 5. — Der Zuhörer bei Gericht sal auch
nimande stewern noch Avarnen weder clager noch antworter, Igl.
Str. 1 S. 360. wann, der do richtet, der gesteuret nicht seinen willen
((jbtemperat, gehorcht, witt fährt), Const. I 5, 8.
steurer (stiurpere. -er) stm. 1. Steuermann. 2. Beistand bei
Gericht, Förderer. 3. Steuereinnehmer. 2. der den vorsprecher
unterstützt, cooperator advocatorum, Brunn. Str. I 64. vuederer und
steurer der unkeuschheit, Joh. v. Igl. 6. Gebot.
stic s. steig.
stick s. stuck.
stich — stocken 685
stich stm. Stich; Punkt; abschüssige Stelle; Augenblick: zum
Bau der Wasserklause mußte man in die 900 Stiche mit Grab-
scheitern ausgraben, Traut, Chr. 185.
stickel (stechel, Stichel, stickel) Ad}. 1. siechend, spitz, hart
(vom Brot gesagt), 2. steil, abschüssig: ja wart nie so stickel mür,
wolt ir iueh regen, ir wert ir schür, Alex. 15005.
stieben, stiuben stv. III Brät, stoup, Bl. stuben Bart, gestoben
stieben, wie Staub umherfliegen; Staub aufwirbeln ; rennen, fliegen,
laufen; sich emporrichten, sträuben: der strit in wibe herzen stoup
(regte auf) leit, kumer unde not, Alex. 7824. die drunzilen stuben
zu tüsent stucken in die luft, Trist. 1746.
stief-brüder (-bruoder) stm. Stiefbruder, Eger. Achtb. II, 90.
stief-müter (-muoter) stf. Stiefmutter, noverca, W — B Lev. 20,11.
stiffemuter, Stb. Brüx N. 293.
stief-sun stm. Stiefsohn, Igl. Str. 245. 82. Bergauers Stiff-Sohn,
Eger. Achtb. II 218; Ernst 558. 1278. 2782.
stiften sivv. 1. hin- und feststellen, stiften, gründen, bauen,
2. bewirtschaften, bebauen, 3. besesetzen mit, einsetzen als Nutz-
nießer, Bächter, Mieter, belehnen, 4. st. und steeren = ein- und ab-
setzen, anstellen, abdanken, 5. in Ordnung bringen, 6. veranstalten,
veranlassen, anstiften, 7. ersinnen: Noe dorumbe stifte einen alter.
W— B Gen. 8, 20. stifte mir siben alter, Num. 23, 1. got stiftd das
rippe, das er bette genummen aus Adamen, in ein wip und fürte sie
zu adamen, Gen. 2, 22. die gegent, die do ist gestift (opidum sitnm)
in den eusseristen der stat Arnon, Num. 22, 36.
stillen swv. 1. beruhigen, besänftigen. 2. zum Schiveigen bringen,
einschläfern. 3. abhalten, abbringen. 4. befriedigen : die furnemischen
smide — die begeren wir mit dieser saezunge stillen (compescere),
Gonst. 1 15, 1. kriege, die sie mit irem rechten wol fridleich gestillen
mugen, I 2, 1.
stimmen swv. 1. die Stimme hören lassen, rufen, 2. mit Stimme
versehen, 3. gleichlautend machen, 4. nennen, benennen, 5. festsetzen,
6. taxieren, schätzen : 3. vil gestimmt = genannt, Elbog. Chr. 65, 36.
stinken stv. I 3, stinken, riechen : ire jungvrowen stinkende =
squalidae, schmucklos, W — B Klagen des Jer. 1, 4.
stiur, -e s. Steuer | sliurman s. steuerman.
stival, stival, -el stsivm. Stiefel, aus lat. aestivale = Sommer-
stiefel aus leichtem Leder, Beinschiene: Und ereine stivalen hatte
her an seinen peineu, W — B Könige I 17, 6.
stock (stoc, -ckes, Bl. stocke, stocke) stm. 1. Stock, Knüttel,
Stab. 2. Pfahl, Pfosten. 3. Weinstock. 4. Baumstamm, -stumpf.
5. Bienenstock. 6. Brunnen-, 7. Amboßstock. 8. Almosen-, Opfer-
stock. 9. Block um die Füße der Gefangenen. 10. Gefängnis über-
haupt. 11. Stockwerk. 12. Teil der Geschützausrüstung. 13. Stumpf,
Storren eines Zahns. 3. drei steck pin hat si ir verhalten (sich vor-
behalten), Igl. Stb. V 151 b. 9. Traut. Chr. 223.
stöckech (stöckach) stn. Koll. zu stock = Baumstrünke, -Stöcke :
das her holez u. st. ausgeräutet, Igl. Str. 51.
stocken, stocken sivv. 1. Baumstöcke aus dem Boden graben,
ausreuten, 2. mit Grenzpfählen versehen, 3. in den stoc, ins Gefängnis
setzen, 4. steif machen: 3. wenn sie die armen lehenhewer ge-
686 stock-meisterei — stollen-
fangen und gestockt haben umb das sie umb das ire geredt haben,
Igl. Bgr. N. 40, 1. sie haben mich fenglich angenomen, gestuckt und
gepflückt, Elbog. Chr. 78, 17 u. 82, 1.
stock-meisterei* stf. Amt eines stocmeisters, Gefängniswärters,
Traut. Chr. 239.
stock -recht (stoc-reht) stn. 1. Abgabe für den Holzsclüag.
2. Beeilt, Holz zu schlagen. 3. = stoc- miete, dem stoc-meister zu
entrichtende Bezahlung. 3. zu st. sol der gevangen im (dem richter)
III gr. und den puteln dreiezehen haller allein und nicht mer geben.
Prag. Kb. 121.
stöl, -e stsivf. Priesterbinde, Stola; Priestergewand: di da
wellent gen in den stolen (in langem gewaud XL Bibel), T — B
Luk. 20, 46.
stolle swm. 1. Stütze, Pfosten. 2. Fuß eines Sessels u. dgl.
3. Stollen im Minne- und Meistergesang. 4. Zacke, Spitze. 5. großes
Stück z. B. im Steinbruch. 6. bildl. Streich, Schivank. 7. bergm.
wagrechter Gang, ins Gebirge getrieben: 7. der stolle heisset auch
die czeil oder linie oder die acke (ecke H.), von der die hewer erez
hawen in der silbergruben noch dem, als sich der gauk euget,
richticleich und gleich für sich czu faren, Const. II 4, 2. in dem
gepirge oder in dem Stollen, Igl. Bgr. U — A 1. Wer da arbeit in
dem gange , der do haisset stoll , und erez vindet , so schol man im
messen von derselben stat, da man erez funden hat, siben leben
(7 lanei) und ander perkrecht, U — A 5. (= Suchstollen s. d.) U — B 13.
In eim iczlichen gebirge mit namen nicht mer Stollen beschriben
sin wenne czweier bände. Der eine heisset ein suchstolle, der andir
ein erbehaftig stolle (meist erbstolle s.d. Wort), DIB, I § 2. Es
sein nur czweierlei Stollen, der alle perkleute geprauchen: ein erb-
stolle und ein suchestolle. Und ist eine eigene eigenschaft der czweier
stollen, das si das wasser ausfuren und den wint einfuren sullen
ader si heissen nicht Stollen, Const. II 4, 1 ; Igl. Bgr. 76, 5.
stollen-gang* stm. Erbstollen: Michel schmelczer hat auff-
genomen die VI mass auf der bemelten gruben — mit stollengank
oder eribstollen, Igl. Mut. 11.
stoilen-haupt* stn. Anfang, Eingang eines Erbstollen: als er
hinder dem alten st. sei angesessen czehen leben, Igl. Bgr. N. 76, 2.
stollen-weister * stm. Vorstand der Erbstollner (derer, die einen
Erbstollen bauen), Igl. Bgr. N. 38, 1—4 u. 71, 1.
stollen-, stoln-, stol-ort PI. -örter stn. Anfang und Ende,
Mündung eines Stollen, besonders eines Erbstollen: ein kunigslehen
— gelegen auf das st. kegen der Gersten (dem „gemessenen Berg-1
dieses Namens) , Igl. Bspr. VIII. wir unser leben , abtslehen und
burgerlehen, gemessen von dem gemessen berge, genant „czu der
mawer" uff beide stollenorter czu hauff und czusammen gelegt haben,
Igl. St. V 11c. Des sint di scheppen hinein gevarn czu deme nechsten
lichtloche des stollenortes, das hat czwenczik lachtern, und haben
gesehen ein wenick wasser, das tret (treuget E, trert G-) nider, das
stet in dem stollen und fleuset nindert. Des sint di selben scheppen
vurpas gevarn an das stollenort und haben gesehen einen offen
durchslag; des füren si furpas under des stollen ort u. haben ge-
messen 4 lachtern richtschachtes und ein furteil und 9 lachtern den
stollen-recht 687
lenges in ir tifstes (und XV lachter denn lang- gieng es in ir tieffes
G) Darinne haben sie wasser sehen czugen an allen vir wenden und
dasselb wasser halden sie pis au den tag und dürfen ires windes
nicht, Igl. Bgr. N. 74, 1. wie ader worzu unser geraessen perk zu
Send Andres recht hett auf das stolnort, N. 53, 14. die marscheider
czogen — die mass — auf das ain stolnort, N. 50, 1. legt urteil an
meine herren di scheppfen, ab mau pillich meinem gemessen perge
(von Sent Jörgen) sein recht unter der erden au ff das stolnort kegen
Sant Andres — ezihen und messen schull, N. 55, 1. davon man uns
gab und czoch alle recht, die ain gemessen perg haben schol, auf
paide stolnorter, N. 52, 4. Da mochten sich die leben — auf das
nider stoluort mit nichte ergeeu , N. 53, 1. Es sint czwu gruben
kegen enander, do was dennoch kein durchslag geschehen, und in der
ein gruben in dem tiefsten, als do di wasserzeig get [ist ein stolort]
und "dasselbige stolort und lehenschaft [hat er uns vorlihen] kegen
der andern gruben hinauf czu bawen, N. 39, 1. sie weisen uns auf
das vorgenante taup stolnort gen halben Görliczer gruben anderhalb
leben getriben in das feit, do nisnicht auffstet, N. 39, 10.
stollen-recht* stswn. Recht eines Erbstollen. 1. auf Eigen-
schaft = 1/7 im Iglauer, 1j9 im sächsischen (Freiberg. Bergr. B. § 10,
Schneeberg. Bergordn. 1487 § 7, Annaberger Bergordn. 1509 Art. 89)
Bergrecht und darnach in der Joachimst. Bergordn. v. 1518 Art. 89,
des nach Abzug der Urbar bleibenden Ertrags anfangs a) bloß von
den ihm beschriebenen Bergen oder Brüchen, d. h. solchen, die in
sein vermessenes Stollengebiet einbezogen wurden, sobald der Stollen
an Ort und Stelle die Erbtiefe von 10 Klaftern, vom Rasen ge-
rechnet, erreicht hat, worauf der Durchschlag desselben zu dem ge-
messenen Berg erfolgt und dieser die Stollcngebühr „eigenschaft"
fortan leistet, später aber (b) zur Förderung der kostspieligen Erb-
stollen auch in ihm nicht beschriebenen, sondern „geerbten" Bergen,
selbst wenn deren Sohle tiefer als der Erbstollen liegt, so daß ihr
Wasser in den Erbstollen gehoben werden muß. Belege für a) DIR
4, 3 u. 4; Const. II 4, 14 u. 15; Igl. Bgr. N. 72. 73. 74. 75. 76, 5,
das neunde st. gebrauchen, 77, 2. dem stollemeister st. geben,
71, 1. st. behaldeu, Const. II 5, 13, für b) N. 71, 2. 76, 5. 2. auf
den vierten Teil der Kosten jener Stollenstrecke, die in der
betreffenden Grube liegt = „Recht des vierten Pfennigs", Igl.
Bergr. U— A 12, B 20; DIR 7, 2; Const. II 4,22. 3. das Recht
des Stollenhiebes. Nach älterem Recht (Igl. Bgr. U — A 9; U — B
17) ist es den Erbstollnern nur mit Zustimmung der Gewerken
einer Zeche und nur in der rechten Wasserseige des Erbstollens ge-
stattet, diese im Ausmaß von einer Klafter (Lachter) zu durchfahren
und nur in nicht bauhaften, ohne weiteres und ohne Beachtung der
Stollenebene, im jüngeren DIR § 7 auch ohne Zustimmung der
Gewerken. Beim Durchfahren nun eines der Lehen eines gemessenen
Berges haben die Erbstollner das Recht (Const. II 4, 21) soviel Erz
sich anzueigen, als ein Mann, auf der rechten Wasserseige stehend
mit einer mittelgroßen Keilhaue (czappa) erreichen kann. (Nach der
Joachimst. Bergordn. Art. 87 genauer 5/4 Klafter Höhe über der
Wasserseige und V2 Klafter Breite). 4. Im unverbrochenen , in die
Grenze des Erbstollen eingezogenen Rasen darf ohne der Erbstollner
688 stoller — stöz,
Erlaubnis niemand schürfen und finden jene Erze, wird ihnen ein
Berg regelm. gemessen, S. eigeuschaft und erbstolle.
stoller * stm. in jHs. B. DIE, II 28 wohl Schreibfehler für be-
steller = schaffer, bevollmächtigter Vertreter eines abwesenden Ge-
werben.
stollner, stolner* stm. Arbeiter und Teilbesitzer an einem
Erbstollen: di stolner ader di do arbeiten in dem Stollen, Const. II
4, 5 und ö.
stolpern* swv. stolpern: stolpernde babe wir uns gestosen,
W— B Is. 59, 10.
stolzen swv. stolz sein oder werden, stolz einhergehen: im stolzte
berze unde muot, Trist. 1417.
stolzieren sivv. stolz einhergehen : das er leiebt iebt dir stolzire
(insultet tibi), W— B Spr. 25, 10.
stolz-lich Adj. stolz: mit stolz-lieber stiure, Trist. 1465.
stolz-licli (-liehe, -en) Adv. stattlich, hochgemut ; übermütig: der
linden loubes ein scbapel bete üf sin boubet der knappe snel gesetzet
barte stolzlicb, Trist. 1185. kleit, die man st. sneit, 1522.
stören (stoeren) (Prät. störte) swv. 1, auseinander-, zerstreuen.
2, aufscheuchen. 3, stören, in Verwirrung bringen. 4*. die Zunft-
ordnung stören durch Umherziehen und Arbeiten in verschiedenen
Häusern. 5, vernichten, zerstören. 4. Traut. Cbr. 89. 160. wenn
ein geselle in disem weicbbilde mit st. oder mit arbeit befunden
würde, 173.
störer, sterrer (stoersere, -er) stm. 1. Störer, Zerstörer. 2. Ab-
setzer, Abstifter. 3. Wer unbefugt ein Handwerk treibt. 4. Wer in
fremden Häusern gegen Kost und Taglohn arbeitet, es solle aueb
kein redlich geselle bei einem störer irgends über 14 tage niebt
arbeiten, Traut. Cbr. 173.
storie, storje stf. sief. Schar, Menge, Gedränge (aus alt franz.
estoire, mlat. storium für stolium, gr. oto).lov Mannschaft): vil
mange storie zu reit von rittern und von vrouwen, Trist. 554. des
erdähte Alesander bie ein storje, dort die ander, die sieb sere wurren,
Alex. 3488. dannoeb sieb manebe storje regt, 7290. er bräbte dö
manic storje gröz,, 13989. owi, wie da gehurtet wart mit craft
durch manger storje hart, 14 064.
Störunge (stoerunge) stf. 1. Störung. 2. Zerstörung. 3. Ver-
treibung, Absetzung: si schriren zu dem herren gote israhel ge-
meiuiclichen, das nicht gegeben wurden in den raup ire kinder und
ire housvrowen iu die teilungen und ire stete in die Störunge und
ire heilicheit in ein vermeilunge, W — B Judith 4, 10. also wirt sie
betrübet in ir selbes Störunge (in sua desolatione), Baruch 4, 33.
stöz, PI. stcez,e stm. 1. Stich, Stoß, 2. Anstoß, 3. feindl. Zu-
sammenstoß, Streit, Hader, 4. aufgeschichteter Holzstoß, 5. Gerippe,
Spanten des Schiffes? des tödes stcez,e giengen ir vaste gein dem
herzen, Trist. 6568. 3. Prager Rb. 130. wi wir di armen er-
losen und behalten vor der hochvertigen krige und stosse, Const. III
5, 6 (ab insultibus) ; abir alle czweiunge und stosse von den gewerken
und greniezen ausezurichten, das gebort der steiger gescheft an. 1 10, 1.
dodurch noch meinem tod von meinen freunden kain krieg, stös,
czwitracht, Unwillen, czusprüch noch anfadrung nicht ersteen noch
stoe^el — strafen 689
bescheen sullen, Igl.Stb.V68d. unordnurg, stoss, krieg, V 28b,
czu vermeiden nienige krieg, stöss, czwitracht, V220c. Als dann
vil stos und krig und czwitracht czwischen den cromern diser stat
Olomuncz an einem und Wolfgang Pockl — am andern teilen ent-
standen, Olm. Stb. 132. di czichner und barcbantermeistern an einem
und die verbermeistern an dem andern teile haben ire gebrechen u.
die stosse', die lange czwischen in gewert haben, vorgelegt, 108b.
durch sulche stosse willen, 96a, 9. stosse und czweiung, 96a. das
wir bericht sint umb alle czwitrechte, stosse und czwileufte, Mind.
d. Egerl. S. 47. umb alle stösz, spenne u. czwitracht {zwischen
Johann, dem Burggrafen von Nürnberg und den Bürgern von Eger)
beredt und beteidingt worden ist, S. 72; Eger Chr. 1089.
stoez,el stm. Werkzeug zum Stoßen, Stößel: clares 61 von 51-
boumen mit stöseln zustosen (oleum pilo contusum) , W — B Ex. 27, 20.
stöben, stv. V. 1. stoßen, 2. bewegen, forttreiben, 3. pfropfen,
einsetzen. 4. Hinterhalt legen, 5. heimlich wegtragen, 6. austauschen,
an jemandes Stelle schieben. 7. einstampfen. 8. refl. sich zusammen-
drängen, gefrieren. 9. intr. sich erstrecken, angrenzen. 2. üf dem se
der knappe sach einen kocken großen zu der porten stoßen, W. v. W.
5537 ff. gräven vil, den ir richeit stoe^et hohiu zil (einen hohen
Platz anweist) , 1876. er stiez, im hoher fremden zil, 3384. ob ich
nach mir liez,e der min lop in wirde stiege — als Homerus dir
(Achilles) hat getan, Alex. 5014. ir was da vil , den stiege wip —
craft und helfe stiegen, 18815.
stoe^ig Ad. uneins, in Streit liegend, Elbog. Chr. 63, 33.
strafen sivv. 1. mit tadelnden Worten zurechtweisen, schelten.
2. ein urteil, gerichte st. durch Berufung anfechten. 3. bestrafen,
züchtigen: 1. er wird mit schaden gestrafet = nichts ist ihr recht, Ack.
45, 11. alle jare newes cleiden oder teglichs st. musz ein geweihter
man haben , 45, 16. wer di saezung straffit , di di meistir gemacht
und gesaezt habin, der gibt ein vierdunk czu puss, Prag. Mz. 24 f.
Wie die fursprechen ein urteil straffen: Der vorspreche (Rechts-
anwalt) erbittet vom Richter die Erlaubnis eine bank herein czu
seezen, seinen unverruckten fnz,z, auf die bank zu seezen und sagt
dann: Her richter, das urteil, das meine herren die scheppen ge-
sprochen haben, das straff ich und wil ein bessers teilen. Wollen
sie das an mein wort jeehen, das danke ich gote und dem rechten:
wolt ir des nicht, so Avil ich das mit euch schieben, do man recht
gibt und nimpt. Dann bittet er seinen un vorruckten fuz,z, von der
bank abeezunemen und heraus zu treten, Igl. Str. 286; lgl. Rspr. VI
S. 56. Das urteil hat gestraft der vursprech des ansprechers, Igl. Str.
245. her richter und her hofmaister, das urteil, das meine herren die
scheppfen wider mich gesprochen haben, das straffe ich und wil ein
pessers prengen von der stat, von der ichs czu rechte prengen schol,
299; D I R 23a; Igl. Bgr. 57, 8. 59, 8. 60, 5 usw. der fursprech hat
sich gewarnet (das Recht vorbehalten) urtail czu straffen , N. 67, 8.
u. vgl. berufen. Die Const. IV 20, 12 verlangen zwar, es solle einer
nicht ee er urteil strafe von der stat (Gerichtsstätte) geen, doch
wird die alte Gewohnheit als ungültig abgewiesen: das er sich vor-
her zu nichts anderm kere und keinen fnss getar von danne ruren.
Jelinek, Würterbueh. 44
690 sträfer — straubstem
sträfer stm. 1. Tadler. 2. Züchtiger. 1. Wenn dann ein guter
st. auch ein guter anweiser wesen sol, so ratent unde underweisend
mich, Ack. 31, 6.
sträf-gleit* stn. Straf geleite: das st. sal bei dem burgut (= burg-
gut) bleiben , Elbog. Chr. 10, 43.
sträf-lig (strsef-üch) Adj. tadelnszoert , sträflich: ab er (der
geczeuge) erbers ader straf ligs lebens sei (inculpatae vitae), Const.
IV 12, 9.
sträf-mez,ig (mae^ic) Adj. strafbar : st. befunden, Traut. Chr. 142.
Sträflinge stf. 1. Zurechtweisung, Tadel. 2. Anfechtung eines
Urteiles durch Berufung. 3. Züchtigung. 4. Strafgewalt : 1. u. 3. st.
leiden, Ack. 28, 8. st. nach sünden, 10,20. die st. gutlichen auf-
nemen — sol weiser man 31, 4. ewer st. ist noch leidenlich, 31,5.
mit veterlicher st., Hier. 194,14. 1. von der st. der kouffnnge = de
corruptione emptionis, W — B Sirach 42, 5. ich erfülle meinen muut
mit st. = increpationibus, Job 23. 4. seine craft lebet, die do ist in
dir zu einer st. aller irrenden seien = ad correptionem onmiuni
animarum errantium, Judith 11, 5. Und dorumb betten di von der
Iglaw billeich ein st. von uns verdinet das si durch der gebrechen
willen des rechten also vil irsals bisher geliden haben , Const. III,
5, 12. — 2. urteiles, IV 20, 1. in st. des urteiles, Igl. Bgr. 46, 5 usw.
4. di sollen in des koeniges busze und st. komen und gevallen sein,
Stb. Brüx N. 353 ; T— B II. Korinther 2, 6. mein st. leiden , Böhm!
Chr. 4 und 5. 55.
sträle stswf. swm. sträl stfm. Pfeil: da legte Lorch ein stral auf
und schos den fursten durch sein herze, Böhm. Chr. 54.
sträm, strän stm. auch swm. 1. Strom, Strömung. 2. Weg,
Richtung. 3. Streifen, Lichtstreifen, Strahl. 1. durch deiner heiligen
minne stramen, W — B Prolog Vers 100. 3. die sunne vorpruende die
perge, vewereine stramen ousblasende und scheinende die perge, in
iren stramen vorplendet sie die ougen, Sirach 43, 4.
Strang stm. (auch stränge stsivf. swm. I.Strick, Strang, bes.
Brackenseil. 2. Arm eines Flusses. 3. Streifen an Kleidern.
4. Schmaler, vom Pflug umgestürzter Streifen Feldes. 5. Verknüpfung,
Verschränkung: Nu gurten dorumme sekke unime ire lenden und
legten strenge (funiculos) an ire houbt, W — B Könige III 20, 31.
ist das ich gepunden wurde mit siben edereinen strengen (nerviceis
funibus), die noch nicht trucken weren und noch veuchte, unkreftig
werde ich, Richter 16, 7.
Sträuchen s. strüchen.
strauin (stroum = sträm , strtim) stm. 1. Strömung. 2. Licht-
Strömung, -streif: herre — in der luft und meres straurn, Ack. 24, 4.
strauz,, strausz (strüz.) stm. Strauch, Büschel, Blumenstrauß,
zweene commetten haben (24. Aug. 1531) streusse gehabt mit Sternen
wie ein pfauenschwanz, Traut. Chr. 62.
strauz,, straus (strüz,, strouz,) stm. strüz,e sivm. aus struthio,
Vogel Strauß: geselle der strausen, W— B Job 30,29. 39,13; Lev.
11, 16; Deut. 14, 15.
strau^-rauber* stm. Wegelagerer: das si öffentliche strauss-
rauber sein sollten, Mind. d. EgerL S. 71.
strauz,-stern* m. Kotnet, Traut. Chr. 328.
strafe — strempfel 691
strafe, sträs stswf. Straße, aus via strata: geen — wir —
unser stras = abeamus, W — B Könige I 26, 11.
strä^-mord* stm. Raubmord auf der Landstraße: die in schult
gaben eines strazniorcles, Hier. 170, 21.
strä^-rauben (ronben) siov. Straßenraub begehen: bi das ich in
und sein muter gestrasraubt habe, Mind. d. Egerl. S. 34. die des hl.
reiches inachtpotn in desselben burggrafen (von Nürnberg) gelait
strassraupten, S. 82. Eger. Chr. 1068.
strä^-ranber stm. Straßenräuber, Eger. Chr. 1162 u. s. sträng
rauber.
strä^-reiter* stm. berittener königlicher Aufseher, der auf öffent-
lichen Straßen nachsieht, ob nicht versucht wird, Silber außer Landes
zu schaffen (was verboten ist): in strata regia et viis publicis equites
earundem stratarum regaliura, qui vulgariter strasreiter norainantur
— habeant auctoritatera argenti attemptandi, Igl. Rspr. XI.
strä^-wagen stm. Lastwagen, Traut. Chr. 158.
strecken sivv. (Brät, streckete, stracte, strahte) ausdehnen,
strecken, ausspannen: dar üf mit golde gestrecket der gotinne bilde,
Alex. 13372.
stref-lich (straef-lich) Adj. tadelnswert, sträflich : ein streflicher
und gemeiligter wurker wer er (Gott) , Ack. 38, 6.
streich (strich) stm. Streich, Schlag : er hat im mit einem eisern
pfunde 5 streie (so !) auf den köpf geschlagen, Traut. Chr. 297.
streichen (strichen , Brat, auch strech) stv. II streichend be-
wegen; st. messen; st. Kleider anziehen, putzen, plätten, ordnen; st.
Salben, Farben auftragen; st. wegschaffen; umherstreifen, -wandern:
etzlich — planeten strichen hinder sich (sinken unter den Horizont) ,
Alex. 10 131. — Streichinstrumente spielen : sie hiez, die videlsere üf
strichen Avunnebere, Trist. 622.
streif (ivohl = strife swm. Streifen, vgl. noch strif? Schemn.
r. 20) ir wasser — nicht flusset über streif noch über Strossen, Igl.
Bgr. N. 66, 2.
Streiter (striter) stm. Streiter, Kämpfer: her czoch ouf mit
czehentousent Streitern, habende Debboram zu mitgeverten (in
comitatu suo) , W — B Richter 4, 10.
streit-genöz, (strit-genöz,) st. swm. Kampfgegner: Trist. 1777.
1829.
streit-geverte (strit-geverte) swm. Mitkämpfer : zu sinem strit-
geverten, Trist. 1823.
streit-haftig (strit-haftic) Adj. kriegerisch, bellicosus, factiosus:
diser aber ist ein st. man von seiner iugende (bellator), W— B
Könige I 17, 33.
streitig (stritec) Adj. streitbar, -lustig: sin muot was stritig,
willic unde guot gein Britänje in da^ lant, Trist. 1470.
streit-lich (strit-lich) Adj. streithaft, zum Kampfe dienlich, ge-
eignet: stritlicher kunst der fürste genöz,, Alex. 8227.
streit- wäpen (strit-wäpen, -wäfen) stn. Waffe: sie namen ire st.
= arma sua bellica, W — B Judith 7, 5.
strempfel stm. in werkzeigstrempfel, Münzstempel, Prägstock.
Traut. Chr. 41.
44*
692 strenge — stritzel
strenge stf. 1. Strenge, Schwere, astrenuitas. 2. Kehlsucht der
Pferde. 3. Langfurche, langer, schmaler Acker. 1. von strenge
nnd von swere der gepert (partus) begonde sie vorterben (periclitari
coepit), W— B Gen. 35, 17.
strengeclich Adv. auf strenge, harte Weise : mich umb die Übel-
tat — st. an euch gerechen, Ack. 14, 13.
strengel stn. 1. kleiner Strang, Schnur, funiculus, 2 * das strengil
ewers erbis = funiculus hereditatis vestrae, Erbschaftsanteil*, W — B
Par. I 16, 18. bis genedig dem los und dem strengel deines [so !] =
propitius esso sorti et funiculo, Esther 13, 17. ein strengil von 30 eleu,
Par. II 4, 2.
streng-mütig* Adj. bestürzt: st. wurden alle die woner Chanaan
= obriguerunt omnes habitatores. W — B Ex. 15. 15.
streuchecht* stn. Gesträuch: ein dicke gehecke und st. was
darumbe, Böhm. Chr. 38.
streuten (striuz,en) swv. refl. die Federn auseinanderbreiten,
sich breit, groß machen: der adler, der so schöne federn trug, dar-
mite si (die Ratsherrn) sich streuseten und dem gemeinen man die
federkielen gelassen haben, Traut. Chr. 120.
strich stm. 1. Strich, Linie. 2. Richtung, Weg. 3. Flußarm.
4. Richtung der Fäden eines Gewebes. 5. Streichen mit dem Probier-
stein, Münzprobe. 6. Strecke. 7. Streich, Schlag. 8* Getreidemaß:
8. XEE schtrich habern, drei schtrich gersten, Igl. Stb. III 195 a. drei
strich körn, V167c. 2 st. gersten, 111193c; V296d. der Claus
(ledrer) sol ir geben 3 strich loa (Gerberlohe) , 111211a. Vj2 hundert
strich mels, 5 st. arbeiß, Stb. Brüx. N. 346. — 6. des ersten weis ich
den strich von Hohenberg gein der marter, Mind. d. Egerl. S. 20.
strich-wind * stm. der über einen Landstrich hinwehende
Wind: diser st. ist vier meilen breit gewest, aber gar lang, Traut.
Chr. 69.
Strieme, strinie stswm. Striemen, Streifen: in dem strimen
(Streifen Landes) oder flecken. Traut. Chr. 131.
striff (vgl. Mhd. Wb. II 689 b, Schemu. r. 20 strif?)? im Berg-
werk gegen den Wasseranprall stehen bleibende (nicht abgebaute)
Wände : das man wider di gehe des wassers in der silbergruben ein
mittel leest sam di starke wende — , die man striff (Strassen E)
heisset, Const. II 3, 6 (parietes, quae vulgariter striff vocantur) , bei
End., „Strassen und Bergfesten".
stritt (strit) stm. 1. Streit mit Worten oder Waffen. 2. Zwei-
kampf, 3. Streitmacht, Heeresabteilung. 4. Schlachtordnung. 5. Rache.
6. Begehren nach etwas. 7. Wettstreit, -eifer. 1. der behilt czwen
strit (siegte in zwei Treffen) gegin den Pragern wit, Dal. 53, 6 (17, 45).
drei strite an der selben stat geschehen waren, die der furste mit
wenig volke gewan, Böhm. Chr. 58. Streit namentl. um eine Grenze,
die strittige Grenze selbst, Traut. Chr. 133. 205. 245. 246. 261.
die grenzvergleichung aller dreier obbemelter stritte, 289. er hat
34 staeme holz auf dem strit abgehauen , 243. er ist auf den stritt
gezogen und hat lassen die wege vorhauen, 243.
stritzel* (Fraglich, ob es = strützel, strutzel, längliches Gebäck
von feinem Mehl, Stolle) stm. dises jar sind im Trautnawischen weich-
ströel — stuff 693
bilde gestorben 74 und getaufte kinder ein hundert und 68, das macht
sextehalbhundert und 8 stritzel (am Bande steht : „504, das wäre
auf 1 kind 3 Stritzel" 168x3), Traut. Chr. 272.
ströel, strölin stn. Demin. von strö, schlechtes Stroh, spärliches
Strohlager: er stuont uf von dem ströel sän, Trist. 5466.
strö-tristen * stm. ? Strohhaufen, vgl. bair. tristen, tristem
(Schindler I 500) = aufrichten, in einen Haufen aufschichten:
Wann ein guter mann holz leget auf einen strotristen — für
wetter und windt, Chlum. I 29.
strüchen (Perf. mit bin oder hän) sivv. straucheln, stolpern, zu
Falle kommen (mit Gen. der Ursache): strüchen unde holstern be-
goudens über die bette, Trist. 2910.
stübel (stübelin, Dem. zu Stube swf.) stn. Meine Stube: das
selbig stübel hat gehabt 5 fenster in des Frümalten hoff, Igl. Stb. V
162 b.
stubke* siom. : ehrlichen schulhaltern nicht gebüren wil, wie
die holuncken und stubken einander verachten , ausmachen usw.,
Igl. Ms. S. 27.
stubner* (Lexer verweist auf stuberer oder pader, balneator,
stubinator, Voc. 1482) stm. Besitzer einer Badestube: mit Heinrich
dem stubner, Brunn. Str. II 237. Als Eigenname, Eger. Achtb. II 181.
stuck(e), stück(e) stn. 1. Teil, Stück von etwas, 2. Sache,
3. Art und Weise, 4. Abschnitt, Artikel, 5. '/to einer Mark,
6. einzelner, ganzer Gegenstand bes. von Leinivand, Tuch, Kleider-
stoff, gülden stuck = Goldstoff, 7. = 12 Dutzend, 8. als Maß z. B.
von Salz, 9. Ding, Sache: 6. gülden stuck, Traut. Chr. 157. unser
herschaft Trautnaw — mit renten, zinsen, gülten, stücken, gütern,
gepirgen usw., Traut. Chr. 67.
stuckel (auch stückel, stückelin) stn. 1. kl. Teil. 2. kl. Gedicht,
Priamel, kl. Geschichte. 1. Ab einer etlich st. eines gangs an sich
czeucht (particulam alicuius meatus subreptam) , Const. II 2, 13.
(Enderl. „ein Trum von seinem gange.)
stücken, stucken swv. 1. in Stücke brechen, teilen: er trug ge-
stügt gewant (tschech. harovane rucho, aus Stücken zusammen-
gesetztes Gewand), dar umb si in gern Watek Wachtilsag nantin,
Dal. 135, 16 (60, 77). 2. spalten, 3* beschimpfen, Elbog. Chr.
78, 17. 82, 1.
stucken = stocken s. d.
studech, stüdach (Koll. zu stüde sivf.) stn. Gesträuch, Gebüsch :
in dem studech der planiure, Alex. Anh. 568.
stuff (stuofe f.) sivstf. 1. Stufe, Grad, 2.* bergm. vom Mark-
scheider gehauene Grenze eines gemessenen Berges, Lehens, einer
Lehenschaft: do di siben lehen wenden (aufhören) zu Send Andres
{Bergwerk in Kuttenberg) , do schol auch sein ein stende stuff
czwischen derselben gruben czu Send Andres u. zwischen den vor-
genantcn sechslehen in czukuuftigen czeiten, Igl. Bgr. N. 53, 4. Und
do denselben gemainen steiger dauchte, wir betten leicht nnser lehen
uberfaren (aus ihm heraus in fremde gedrungen) und weren mit
unsern ortern kumen in di sechslehen, da fragte er noch der obristen
stufen unsers gemessen pergs von sente Andres. Also wurden im
604 stülcr — stürm
czwvt stuffen geweiset hie oben under dem kalchstain in ainem
Stollen. Do begerte er, das man im di rechte stuffe weisen schulde
— Der — marscheider — für und czoch uns unserm gemessen perge
siben lehen auf das ain stolnort und weiste do dem gemain gesworn
staiger die rechte stuffe. Dornoch prachte der marschaider die stuffe
under sich — und sprach, die von Sent Andres betten noch nicht
ire lehen gancz und gar uberfaren, N. 53, 9. Dornoch quam derselbe
gemain Steiger und sprach, man hett im czwu stuffen geweiset
czwischen den sechslehen und Sent Andres und er künde nicht ge-
wissen, welchs die rechte stuff wer — . Der — marscheider czoch
dem gemessen perge zu Sente Andres auf das aine stolnort siben
gancze lehen. Do quamen si czwischen czwu stuffen, die man vor
dem gemainen Steiger geweist hot. Und do die lehen wanten, do
slug der marschaider aine stuff, die am ende ist des egenanten
perges zu Sent Andres und der siben lehen und noch unvorkart stet,
N. 53, 16. also der hoffmaister — gefragt hat, ob man di stuff mit
pilleichrem rechten schull prengen an den tag, so lassen wir euch
wissen : als ir urtail gesprochen habt, das di geswornen marschaider
schullen faren in den eitern gemessen perg czu Sent Jörgen und im
nu sein recht geben haben under der erden und ain stuff gemacht
haben, so tail wir das czu ainem rechten, das di stuff also bleiben
schol, N. 55, 3. wir haben gesehen di stuff, di Jacob Schonhar (der
falsch geinessen hatte und deshalb dann zum Tod verurteilt wird)
czu dem gemessen perge czu Sant Jürgen angefenget bot, N. 104, 1.
stiller (stuoler) stm. 1. Stuhlflechter, 2. unklarer Bedeutung in
Geis. 422 und Grimm Wb. 3, 629. 2. recht vor keinem andern ffürsten
— auch nicht für den freien stuler — fordern noch suchen, Stb.
Brüx N. 253.
stunde, stuiit stf. bisweilen sw. 1. Zeitabschnitt, -punkt, Zeit
(gerne PL), 2. passender Zeitpunkt, Gelegenheit, 3. mal: 1. also das
nicht ein stund in einem wesen beleibt = ut nihil una hora in uno
statu permaneat, Sol. 8, 34. nach des strites stunden (nach dem
Krieg), Dal. 54, 24 (18, 42). Ist aber, das er — der lichter in hin-
geender stunde nicht richten wil — mora procedente, Igl. B. 15.
innewendig der vierden stunde (= 4. Schicht) , die do nechst tags
und nachtes kumet, Const. I 9, 3. 3. tausent stunt = 1000 mal, Sol.
49, 34. nü sult ir hundertsüsend stunt gote unde mir willekome sin,
Trist. 496. zu stund an, (gegenwärtig), Eger. Chr. 1115.
stuppel, stupfel sw f. Stoppel, stipula: si clouben stuppel, "VV — B
Es. 5, 7. ein dürre stupfel echtestu (stipulam siccam persequeris) , Job
13,25. das getreide stunt noch in den stuppeln, Richter 15, 5. Nicht wirt
in vleugen (fugabit) der man der schucze (vir sagittarius) ; in stupfel
sint im vorher et der sleudern steine, Job 41, 19. rechte als die
stupfein achtet er (Leviathan) den hamer, 41, 20. als das vewer
vrisset stupfel und holcz, Is. 5, 24. treibt der gemein hirte zu felde
in die stupphel, Prag. Rb. 162.
stürbling* stm. verendetes Vieh: sturblinge und was von wilden
tiren ist gevangen, sol her nicht essen (morticiuum et captum a
bestia non comedent), W — B Lev. 22, 8.
sturm stm. 1. Unruhe, Lärm. 3. Stimn der Elemente, Unwetter.
3. Kampf. 4. Angriff, Berennung einer Stadt. 5. Sturmläuten.
stürmerinne — suchen 695
6. ein Hundename, das alles seines Streites stürm gekart wer gegen
iherusallem (belli impetu) , W— B Par. II 32, 2. 4. machende einen
stürm (impetum) , Judith 14, 2.
stürmerinne* (stürmserinne) stf. Stürmerin, ungestüme Kämpferin :
die Minne, die vreche st., Trist. 790.
stürinig Adj. 1. lärmend, stürmisch, 2. zur Berennung dienend :
sturmige winde, Hier. 44, 26. nach seinem tode wart beide in der
kirchen und auf dem kirchhove ein so sturmiger grausamer don,
196, 18.
sturm-lich Adj. stürmisch, heftig : ein waz,z,erfluz, gap sturm-
lichen duz,-, Alex. Anh. 606 ; ez,n wurde mit sturmlichen siten die
muer angelaufen, Ernst 794. daz, uns die sturmlichen ünden slahen
iht ze gründe, Alex. 14804.
sturm-rüschende* pari. Adj. ungestüm: die Minne — die
quam st., Trist. 791.
sturm-veuer* stn. zur Verteidigung gegen Belagerer dienende
Brennstoffe: die mawern mit schroten, bollwerken — und sturm-
feuern — befestigen, Eger. Chr. 86.
stürm- wind stm. Sturmwind : wenne in Sturmwinden czutreibet
{zerschmettert) er mich = in turbine enim conteret me, W — B Job
9,17.
stürzen, stürzen swv. 1. stürzen, 2. umwenden, 3. hineingießen,
her gm. Wasser hineinleiten; mit einem stürz (Trauerschleier, -kleid)
bekleiden. 3. so schollen die von dem stein (einem so benannten
Bergwerk) ir wasser in den Stollen sturezen — und dem Stollen ein
sibendes geben, Igl. Bgr. N. 76, 5.
sturzen-gasse * swf. Name einer steil abfallenden Gasse : ortus,
situs trans sturezengassen penes vitulum, puo itu ad klainstamp, Igl.
Stb. IV 194 a. in der st., IV 243 a; IV 196 d.
sturz-vas * stn. Tiegel : hatte einen treibel (fuscinulam) — und
lies den in den — kessel oder in den haven oder in das st. (in caca-
bum), W— B Könige I 2, 14.
stussig s. stoezig.
stütze stf. 1. Stütze, sustentaculum, 2* wohl die Stützen, Unter-
lagen für den Rungbaum: Nun sahen da die scheppfen kain run-
paum noch stuezen, Igl. Bgr. N. 6, 2 u. 5.
stutzen (stützen sivv. stützen)?: Geste sollen nur am Mittwoch
verkaufen dürfen in Olmütz, es sei dann, das ein iuwoner kauffen
wold samkaufs (im großen) einen last ader einen halben, dem mocht
ein gast vorkaufen ader sust stutzen mit dem gast, Olm. Stb. 55.
Stutzer* stm. Erzeuger von stutzen (kegelförmigen Gefäßen)?:
Hans Keil, st. Eger. Chr. 408.
sübern, siubern swv. säubern, reinigen: si das lant subertin
(Jir., surbetin ! Hanka) von den Tutschin, Dal. 164, 37 (72, 98).
suche stf. 1. suchen, Nachforschen : ja habent dicke driuhundert
man nach in (den Räubern) die suoche getan, W. v. W. 5917.
suchen, suocheu sivv. 1. aufsuchen, 2. tr. sich niederwerfen zu
(der Erde, den Füßen usw.), 3. jemanden um etivas bitten, 4. er-
forschen, durchsuchen, 5. refi. sich bestreben, 6. feindlich anhalten,
mit Kriegsgeicalt gegen einen ziehen, 7. einen mit Getvalt in oder
bei einem Hause anfallen = heimsuochen, 6'. zuo s. mit Acc. oder
696 süchtig — süch-stolle
Dat. vorwerfen, bestrafen: ob ez, (daz. lant) suoche (einfalle) ein
vremdes her, Alex. 2325. ob die (eure jetzigen Feinde) snochen her
vor (Heere vor die Stadt führen), wert ir die müre, wir die tor,
Alex. Anh. 1795. 8. umb solich gross herzeleit solt ich euch mit
recht zu suchen, Ack. 10, 9. durch waz, er des geruochte, daz, er sie
da suochte, W. v. W. 6126.
süchtig (sühtec, -ic) Adj. krank, krankhaft: das alter ist s.,
Ack. 30, 11. das nicht ein suchtiges schaf die gancze hert sichtig
mache (morbida ovis) , Const. I 5, 4. wenig wispiln suchtig (ivilde
Hornisse, tschech. mälo srsnov) machint vil vligin fluchtig (zapüzie),
Dal. 102, 17 (44, 53).
süch-stolle* siom. ein vom Wasser notleidendes Gebirge, sei es
zur Lösung ertrunkener Zechen oder erst zum Aufschluß des Gebirgs
zu treibender Stollen, dessen Bau gegen Einschlagen dritter so ge-
schützt ivird, daß innerhalb 3% Lehen vom Stollenhaupt in der
Richtung des Stollen — nicht auch bei Abziveichungen nach der
Seite „ex transverso" — und ebensoviel Lehen dahinter niemand den
Stollner durch irgend einen Bau stören darf. Gewinnt der s. eine
Mindesttiefe von 1 Lehen = 7 Lachtet; so erweitert sich der Schutz
nach rückwärts auf 3 l/s Lahnen hinaus auf das ganze durchfahrene
Feld. Nur mit semer Erlaubnis dürfen andere ansitzen. Nur wer
außerhalb dieser Einflußsphäre früher Erz findet, kann sich — dann
auch auf Kosten des Suchstollens — einen Berg messen lassen. Findet
der Suchstollen, gleichgültig, ob in seiner rechten Richtung oder durch
Querstollen, maßwürdiges Erz (Const. II 5, 4 u. 5), so wird er wie jeder
andere Finder (neufenger) behandelt: Ist es abir, das iemand mit vor-
kenknusse ader wissen des richters und des, der da perkwerk verleihet
und reichet, anhebt czu arbeiten in dem Stollen und erz vindet, von
derselben stat sal in nimand vor im und noch im über vierdhalb
lehen hindern, Igl. Bgr. U — A 6. Ist ez mit des gunst und gewizen,
der di perge verlihen hat und di genge, und das etwer anhept czu
powen und czu arbeiten an dem Stollen und vindet einen ganc (Erz-
gang) , von derselben stat über vierthalbe lehen mag in vor im noch
[hinter] im niemant gehindern, U — B 13. Der s. hat das recht:
Wenne der urbarer adir sein gewaldiger liher mit den schepphin von
der stad. ir sin czwene adir mer, wo di sehen, das ein wasserigis
feit lit, deme not ist, das man einen suchstollen dorczu fare, weme
man den lihet, der hat das recht, wo er sine wassirseige annimmet,
das vor im noch hinder im nimant bi virdehalbem lehen insiezet,
DIR 3, 1. Fert er abir sinen stollen also verre, das er in brenget
an di stat , das er bewisen mag , das er sebin lochter treuget eins
lehens tiff, alles, das er denne vorfaren hat in siner wassirseige, da-
rin sal noch enmag nimant siezen an sinen willen. Wo er der tüffe
nicht enhat, also vor gesprochen ist, do ist irleublich us virdehalben
lehen eim iczlichen manne czu buwen, D I ß 3, 2. Das sein di recht
der, di den egenanten (/Snc/t-)stollen pawen, das, wann er aufpracht
ader erhaben wirt, das si in dem vordem teile vierdhalb lehen haben
sullen für dem haupte desselben stollen und noch ime auch so vil,
und in den mugen si nicht gehindert werden von imande noch
anders imande ist nicht recht czu pawen in den selben stollen.
Const. II 5, 2. Und ab si denselben stollen also vil für sich füren,
süden — summe 697
das si also tief als ein lehen merklich mugen trucken (Wasser ent-
ziehen) , so sol nimand in aller stat, di si durchfaren haben mit der
wasserseige, nu von newes pawen an iren dank. Und also lang es
nicht vortruckent (austruckent D) , so sei es ledig einem idem manne
czu bauen, wo er wil, idoch nach in auswendig dem vierden [halben]
lehen , Ü 5, 3. — wir unsern gemessen perk ubervaren haben mit
rechten pawen und sein kumen in ein freis. Nu sein ander leut czu
uns komen mit eim suchstolleu von dem jungen gemessen perk, den
di lehen gelihen sein — Igl. Bgr. N. 45, 6.
siiden, zuden stn. Süden: czweinczig tafeln an der mittags-
seiten , die sich kert gegen zuden (ad austrum) , W — B Ex. 26, 18.
süden-wint stm. Südwind: du s., W — B Hohes Lied 4, 16. den
wint suden, Austrum Ps. 77, 26.
süden-osten* stm. SO -Wind: den wint suden osten (Africum),
W— B Ps. 77, 26.
sMnisch* Adj. südlich: uncz bis czu dem sudnischen teile =
ad australem partem, W — B Deut. 34, 3.
sttenerin(ne) stf. Versöhnerin: die s. Concordia Alex. 12628.
stiege s. süz,e.
süez,ec-heit s. süz,ec-heit.
süe^ec-liche s. süz,ec-liche.
süft-bsere (siufte-, siufze-bsere) Adj. seufzend, Seufzer bringend,
bejammernswert: daz, dirre werlde unstsetikeit und dise s. zit uns so
kranc ein ende git, Alex. 16419.
snkeiiie (suckenie, suggenie, aus slav. suknje) stsiof. Kleidungs-
stück für Männer und Frauen, über dem Rock und unter dem
Mantel getragen: roc und s., Trist. 4499.
sumelich (sume-, sümelich) pron. Adj., kontr. z. sulch, mancher
einzeln: alle Sachen Willalm ahte und die sumelich betrahte, W v. W.
4202. alle, die der ampte sullen phlegen, die stülent ir so sumeliche
wegen und betrachten so mit fliz,e, daz, ichz, in iht verwiz,e, 4082.
sumelichen er sagen hiez,, Alex. 4593.
sünien sivv. verzögern, versäumen: die tür was offen und nimant
dafür, daz, sümten die kemerere, Ernst 1133.
sumer-haus (-hüs) stn. Sommerhaus, -gemach: in dem sumerhouse
(in aestivo cubiculo) , W— B Richter 3, 20.
sumerig Adj. sommerlich aestivus : in dem sumerigen mushouse
= in aestivo coenaculo, W — B Richter 3, 2.
suiner-lang Adj. lang tvie im Sommer: gar den sumerlangen
tac, Alex. 14201.
sumer-inantel * stm. Sommermantel, Schleier, theristrum, W— B
Gen. 38, 14.
stimer-zeit (-zit) stf. Sommer: Wer do mit dem andern hat
zu tedingen umb wein, bir, gebacken brot, geslagen fleisch, somer-
czeit (so liest Tomaschek), oder umb andere semleiche ding, das über
drei gerichte nicht mag geligen oder es verdürbe, der darff im do-
rumb nur einmal furgebieten, Igl. Str. I S. 354. taidingen umb wein,
pier, — sumerczeit oder ander semleich dinck, 117.
summe stswf. 1. Summe. 2. Inbegriff: dritteil der summen
geldes, dorumb er das erbe oder haus vorkauft hat, Prag. Str. 106.
698 summen — sunder-wesen
summen svw. summare, zusammenrechnen für ein Jahr: so kan
man solichin zol nicht wol s., Stb. Brüx N. 196.
sumpf stm. 1. Sumpf, palus, 2. auch feuchte Stellen und Wasser-
rinnsale, Wasserlaufgraben im Bergwerk: si haben ir wasser in irem
tifesten und iren sumphfen, Igl. Bgr. 66, 2. in der silbergruben
graben, di heissen sumphe, Const. II 3, 5. (fossae, vulgariter Sump
vocantur).
sunden, Sünden swv. sündigen: ein priester sundet, machende
sunden das volk (delinquere faciens) W — B Lev. 4, 3. wie oft hab
ich gesundet (peccavi), Sol. 48, 10.
snnder Aclj. 1. abgesondert, einsam, 2. ausschließlich, 3. eigen:
3. üf sunder kielen sie sint, W. v. W. 2057.
sunder Adv. 1. auf abgesonderte Weise, abseits, ausschließlich,
vorzüglich sehr. 2. Präp. mit Akk. außer, ohne. 3. Konj. a) aus-
genommen, außer, b) gleichwohl, vielmehr, c) indessen, aber,
d) sondern. 3. a) sunder der höhe herre Krist, W. v. W. 1042.
sunder-bar (-bar, -bar) Adv. ohne Beschränkung, 2. unverzüg-
lich, 3. einzeln, insbesondere, 4. aber, jedoch, 5. sondern. 4) sunder-
bar (vero) nach 45 tagen totten den kunig sein sun, W— B Tobias
1, 24. sunderbare (sed) Thobias faricht mer got den herrn denn
den kunig, Tobias 2, 9.
sunder-heit stf. 1. Abgesondertheit, 2. Besonderheit: jedes —
bekentnis — in s. (= besonders) vor ewerm gericht verordent und
verhört, Igl. Bgr. 84, 1.
sunder-lich Adj. 1. besonders, eigen, 2. ausgewählt, 3. aus-
gezeichnet, 4. eigentümlich: meiner gnedigen sunderlichen frawen,
Hier. 1, 2. einem einzelnen, nicht der Allgemeinheit zukommend:
di hantveste (Privilegium) — gibt ein sunderlich recht (jus
speciale), Const. IV 15, 3. äne der gewerken sunderliche laube
(sine colonorum licentia speciali), Const. I 7, 7. so sol sich nimands
wundern, ab unser nutcz auf dem perkwerke als auch anderswo dem
sunderlichen gemache furgeezogen wirt, Const. II 5, 8. von s. lieb
und gunst wegen, Eger. Chr. 9.
sunder-lich, -liehen Adv. besonders, im einzelnen, für sich
allein usw.: Wann es taug mer, das man sunderlichen (specialiter)
heisset, denn das man gemeinlich gepeilt, Const. III 1, 14. si habent
sunderleich (jeder einzeln) gelobt bei iren treuen, das di trew ein
aid sei, das sie wider unsern herren und die etat kein untat mer •
tun wolden, Buch der Gebrechen, S. 244.
sundern siev. sondern, absondern, trennen, auch refl.: als oft
du von dem guten dich irrest, so sunderstu dich von dem wort, Sol.
14, 29. Wann czwen kauff leutt ainem kauffmanne ain sumb gelds
leihen und dorüber ain schultbrief von im nemen, ab sich ainer von
dem andern mit seiner sumb mag sundern an willen und wissen des
andern, — Antwort Nein, Igl. Str. (61) S. 329.
sunder-rote stf. besondere Schar, Schar mit besonderer Auf-
gabe: fünfzig fürsten mit sunderroten, Alex. 21436. ietzlichem
fürsten er s. sprach, daz, die nsemen sines vanen war, Alex. 9966.
sunder-wesen* unregclm. Zw.; fehlen, deesse, W — B Sirach
42, 25.
sündig — süren 699
sündig Adj. sündig: in swacher sündiger bitterkeit beleiben,
Hier. 5, 7.
sünd-liche Adv. sündlich, sündhaft: der großen sünde missetat,
die s. begangen bat Adam u. Evä, Legende 342.
sünerin s. süenerin.
sunken, sungen sivv. intr. anbrennen, versengt werden: von
iren helmen vinres funken ir cleinöt begunden sunken, Alex. 9424.
sün-lich (süen-lich) Adj. zur suone (Schlichtung) dienend;
geschlichtet; sünlicber grenitzbandel (geschlichteter Grenzstreit),
Traut. Chr. 264.
sunne swstf. swm. stm. md. sonne Sonne: die sunn wart
gemacht swarcz, T — B Offenb. 6, 12. sein antlucz lencht als di
sunne, 1, 16. von dem aufgang des sunnes, Offenb. 7, 2. di stat
bedarf nit des sunnes noch der menin, daz, si leuchten in ir, 21, 23.
der sunne neig sich nit (di sunne gee nit under, XL Bibel) über
ewern zorn, Ephes. 4, 26. sein antlucz leucht als der sunnen, Matth.
17, 2. der sunnen wart dertunkelt, Matth. 24, 29; Luk. 23, 45.
sunne-, sun-äbent (sunnen-, sun-äbent) stm. Sonnabend, Sams-
tag: Das dritte teile ewer sol eingeen an dem sunneabende, W — B
Könige IV 11, 6. am sunabent, Prag. Str. 21. 36. 57. 62. an dem
sunabent vor kottember, 65. am sunabent vor sand Mariam Magda-
lenentag, Eger. Achtb. II 89; II 14. 64. 81. 188. 198; Eger. Str.
C 110; M. U. 2. am Sunabende, M. U. 12. des nechsten sunabends
nach Sand Briccy Tage, Mind. des Egerl. S. 34. am s., Budw. Urkdb.
N. 477; Aussig. Urkdb. N. 147; Igl. Bgr. N. 49, 7 und 8; Const. II
3, 13; Olm. Stb. N. 44. des nechsten sunnabendes, Igl. Rspr. V
S. 52 u. s. sonäbent.
sunnen-brehende * pari. Adj. wie die Sonne strahlend: die s.
lichte Isot, Trist. 4495.
sunnen-glast stm. Sonnenglanz : din s. (der Welt), Trist. 6640.
simnen-schein , -schin stm. Sonnenschein, Tageslicht: ein
brehender s., Trist. 787.
sunne-tag (auch sun-, sunnen-tac) stm. Sonntag: an dem
nächsten sunnetac darnach, W. v. W. 3404.
suns-herr* (soviel wie suon-man) stm. Versöhner, Vermittler,
Schiedsrichter: durch die sunsherrn und unterhendler , Traut.
Chr. 289.
sunt- wog (sint-wäg stm.) stf.* oder PI. des stm. Sintflut: er
fürt die suntwog in die werlt uf die ungengen (abgetilget mit der
sündflusz, XL Bibel), T— B II Peter 2, 5.
sun-wende (sunne-wende) stf. Sommersonnenwende, Johannis-
tag: am freitag nach sand Johans tag Sunwenden (27. Juni 1455),
Eger. Achtb. II 92. vor sant Johannstage sunnwenden, Elbog. Chr.
158, 18.
suoche s. suche.
suochen s. suchen.
suone stf. Sühne, Versöhnung, Frieden: ein lieplich suone da
ergie, W. v. W. 6396; s. suons-herre.
süreu swv. 1. sauer sein oder werden, 2. * sauer werden lassen,
verbittern: 2) nü wil din wirdec trüren mir die süez,e süren, W. v. W.
1065. werlt, so kanst du s. din süez,e, Alex. 18604.
700 susen — swankel
süsen swv. sausen, schmoren: daz, nu der brate suste,
Schretel 221.
süz,e (süez,e, suoz,e) stf. Süßigkeit, Lieblichkeit, Annehmlichkeit,
Freundlichkeit, Güte: das got im in seinen süssen untertenig
gemacht hat, Ack. 37, 18.
süz,ec-heit (süez,ec-keit, süe^ekeit) stf. dasselbe: geswigen ist
der harpfen s. = dulcedo citharae, W — B Js. 24, 8. deiner aller-
senftigisten suszikeit, Sol. 49, 30. (pietatis), allerhöchste s. meiner
sei (dulcedo), 2, 13. mein hohste s., 4, 26. di vild deiner s. (multi-
tudo dulcedinis tnae), 3, 3. das di gotleich s. als dise gegenwärtige
pitterkeit endnimt (tollit), Sol. 56, 24.
süz,ec-leieh (süez,ec-liche, -en) Adv. in angenehmer, süßer Weise:
sich suszicleich erlusten, Sol. 1, 6.
swach Adj. schlecht, gering, unedel, niedrig, armselig, verachtet;
sündhaft: er begunde richliche geben und ante niht üf swachez,
leben, Alex. 2340. niht swache kleider het er an, 24508.
swachen swv. int/r. swach sein oder dünken, tr. swach machen,
icerden oder achten: unser vinde tröst nu swachet, Alex. 1202.
swackeln* (ivenn nicht verlesen oder verdruckt statt wackeln)
swv. knicken, brechen: daz, geswackelt rör zerbricht er nit, T — B
Matth. 12, 20.
swaden (swadem, -en stm., swade mf.? Schwadengras, Bluthirse
und deren eßbarer Same: zwivalsamen, lauchsamen und swaden,
Prag. Str. 100. weinper, ole swaden u. anders, 58.
swfegerinne, swegerin stf. Schicägerin: Manischen, seiner
swegerin, Igl. Stb. III 323 a. ein kendl schoff ich der michelin,
meiner swegrin, III 224 a.
swalb-zagel (swalwen-zagel) stm. 1. Schwalbenschwanz.
2* „Schicalbenschivanzu an einem Türschloß: 2. es sol keiner
(Schlosser) keinen swalbczagel ader scharstrich (s. dieses Wort)
nicht einstreichen, es sei dann, das er in wolt besetczen ader an-
sporen, Olm. Stb. 117, 1.
swalm stm. sicm.* Bienenschicarm: di schwalm mit irem ge-
schwinden flug, Traut. Chr. 332. den 28. junius erfroren die
schwärmen in Behem und Schlesingen (a. 1599) 335 (wohl = swalwen <
Schtvalberi).
swani (Gen. swammes) swamp (Gen. swambes) stm. swamme
swm. Schivamm, Pilz: si füllten einen swampen mit ez.z,ig, T — B
Joh. 19, 29.
swaingk, schwamgk (entweder — swam Überschwemmung oder
swanc = alles, was plötzlich kommt) stm. ? Eger. Chr. 745.
swamp s. swam.
swanger Adj. schwanger, bildlich: erfüllt von, voll von: wer
siecht ein swanger vrowen und sie ein vorworfens kint gepere (et
abortivum quidem fecerit) , W— B Ex. 21, 22. der swangern,
Sirach 11. 6. der anger, der swanger was der brunen blüemelin,
Trist. 5970.
swankel (auch swanc) Adj. 1. schwankend, 2. stürmisch,
3. schlank, schmächtig: da stunt swankel als ein ris mannic maget
unde wip da der gürtel umb ir lip bevienc an der krenke mit ge-
schicke ir gelenke, W. t. W. 1483 ff.
swanz — sweifeu 701
swanz stm. 1. schwenkende, tanzartige Bewegung, 2. Schleppe,
Schleppkleid, 3. bildlich Zierde, Glanz, Herrlichkeit, 4. stutzerhaftes
Gepränge; 5. Schwanz eines Tieres, 6. Schlußerweiterung einer lyr.
Strophe : 2. manch richlich swanz von schoenen vrouwen wart gesehen
an dem tanze, Trist. 624.
swanzen swv. schwenkend sich hin- und herbeivegen; sich
zierlich oder tanzartig bewegen, einherstolzieren; tanzen: danzen,
gar minniclichen swanzen, Alex. 26 830. dö sie in vrönden umbe
swanzten, Trist. 634.
swsere s. swere.
swarm stm. Und secht swarrapinen und honicseim was in dem
munde des lewen = et ecce, examen apum in ore leonis et ac
favus mellis, W — B Richter 14, 8 ; ivahr scheinlich ist ein swarm
pinen zu lesen.
swart, -e stswf. behaarte Kopfhaut; Speckhäutlein, -rinde: iet-
wedere hant er vorwar und vaste want und brach ez, üz, der swarten,
Trist. 6601.
schwarz-verber stm. Schwarzfärber, Traut. Chr. 305.
swatzer, schwatzer* stm. ivohl = Flößer (von schwatteln,
Schmeller-From. II 652), Traut. Chr. 180. 186. 214. 217. 222. 257.
274. 311.
swatzer-, schwatzerholz* stm. Flößholz: (= clause-holz),
Traut. Chr. 310. 329.
swebel (auch swevel) stm. Schwefel, sulfur: mit peches und mit
swebels stänke, Hier. 219, 3. ez, regent feuer und swebel vom himel,
T— B Luk. 17, 29. rauch und swebfel, Offenb. 9, 17.
swebel-, schwebel-licht-lin * stn. kl. Schwefellicht, Traut.
Chr. 234.
swechen (Prät. swechte, swachte, Part, geswechet, geswachet)
swv. 1. schwächen, 2. erniedrigen, beschimpfen, 3. daz, sigil sw. ===
entkräften, für ungültig erklären: 2. domit ir auch di gotheit
swechent, Ack. 37, 12.
sweher stm. Schwiegervater, W— B Gen. 38, 25. 29, 25; W. v. W.
1838, 6792. Willehalmes sw., 7842. 7845. sw. und diu swiger, 7711.
mir ist umb minen sweher leit ist er ouch erstorben so (nämlich als
Heide), 6763. der vrawen sw., ires mannes vater, Igl. Str. 269. gut,
das sein sw. gelassen hat, 247. 290. Es sal auch nicht sein in einem
rate der geswornen ein vater mit seim sun noch ein bruder mit
seinem andern noch ein sweher mit seinem eidem, Const. I 5, 4. des
preutigams und der preut sweher noch swiger noch gesweren —
schullcn gen einander weder sloier noch ander kleinöde geben, Eger.
Str. A I 6, B 4. seinem s., Eger. Achtb. II 4. 28. 47; Eger. Chr. 869.
Albrecht v. Brandenburg schreibt 1459: unsern lieben swehern
hertzog Friedrichen u. hertzog Wilhelmen von Sachsen, Stb. Brüx.
N. 349. des Hannus Seiffenmachers, seines swehers beschidung, Igl.
Rspr. IV. seines sweher, Igl. Stb. 111206 b. da er vant den sweher
sin, Trist. 1475. Manasses reit ze sime swere, Alex. 17846.
sweifeu stv. V. tr. in drehende Beivegung setzen; intr. bogen-
förmig gehen, sich schlängeln: den scnilt er ze ahsel swief,
Alex. 7313. üz, der stat üz, einer bilden swief der mangen meister
einen stein, Alex. 9702, = „schweifen"* vom Tuchmacher: nymancz
702 sweigen — swgr
sal minner schwayfen den sechczehen czal, Igl. Stb. III 186 a. wan
er under ein yels sich swief {schlüpfte), Bai. 85, 32 (34, 91).
sweigen, schweigen (swigen) stv. IL, Part, geswigen, geswin
schiceigen. bes. seine rechtlichen Ansprüche nicht geltend machen;
Folgen davon, Igl. Str. (65. 71). da der Hanus Paumgertl mitsambt
seiner Hausfrau in er dann 26 jar geschwigen habe, — das si auch
fürpaa sweigen sullen (71).
schwein-schauer stm. Schweinbeschauer , Eger. Chr. 1040.
schwein-schneider* stm. der Schweine kastriert, Eger. Chr. 1040.
sweigimg stf. das Schweigen: daz, sie wirken und essen ir prot
in s., T — ß II. Thessal. 3, 12. ein michel s. wart gemacht, Botenb.
21, 40. der iesche sweigunge mit der hant. 19, 33. s. wart gemacht
im himel. Offenb. 8, 1. het aufgelegt s. den verlaitern, Matth.
22, 34; I. Timoth. 2, 12.
sweiz,ig Adj. 1. vom Schweiße naß, 2. vom Blute naß: ir ercz,
das si mit sweisiger (fleissiger B, E.) arbeit gewunnen haben.
Const. 4, 6.
swelken sicv. intr. swelc, icelk werden, W — B Ps. 38. 12. ein
swelkende plumen. Ack. 37, 2. Auch in der heutigen Iglauer Mund-
art wie im westl. Böhmen noch: verschivelken.
sweUe stsicf. auch stsivn. 1. Balken zum Hemmen, Schwellen
des Wassers. 2. Grundbalken, Schwelle, auch bildlich: ouf der
swellen, W — B Ex. 12, 22 (in limine), schreibe die an die swellen
und an die türen deines houses, Beut. 6, 9. do der czimerman
mit seinem sune ein swelle wirt czimmern und ir schullet die stat
nennen Prag (volksetymolog. von praha = Schivelle gedeutet), Böhm.
Chr. 7.
swemmen swv. {Trat, swemmete, swamde, swande) 1. ins
Wasser tauchen, 2. darin waschen, 3. durchschicimmen, schwimmend
übersetzen: 3. dv Behem — swembtin ubir des waszirs phat (tu
feku plebridü), Bai. 108, 14 (47, 44).
swenden, sehwenden (Prat. swante, swande) swv. 1. schwinden
machen, ausreuten bes. das Unterholz eines Waldes, 2. tr. fortschaffen,
vertilgen, 3. verbrauchen, verzehren, 4. sper sw. = versiechen, 5. leben
sw. = verbringen: 1. ein richter sol darob sein, damit man alle jähr
gehe an das schwenden, Taiding v. Friedberg 23. daz, viur in vil
vertraute ir habe und die swante, Alex. 22 150. in ir dienste swaut
er manegen schaft, 23816. ir ritterlich geverte daz, swante schefte
herte, 23697. den walt swenden, 19930. ich hau gedinge, an
sin zuht. daz, mich diu armuot phende und minen kummer swende,
27638. durch sie (maget uud wip) swant sich der walt mit
richsender koste. W. v. W. 1489 ff.
s wendung, schwendung stf. 1. Ausreutung des Unterholzes.
2. Ort der sw. 3. Abmühen, Anstrengung: 2. so ainer ist erst-
benannten waiden ein stambeu (Baumstamm) zum tangras abbauen
thät auserhalb der swendung, zum wandel 72 pfenning, Taiding
v. Friedberg 23.
swer, -e swstm. 1. leibl. Schmerz, Krankheit, bes. 2. Geschwulst:
swern und geswolne blasen an den leuten und an dem vihe = ulcera
et vesicae turgentes, W— B Ex. 9, 9 und 10. Sathan — slug Job
gar mit grosen sweren — ulcere pessimo, Job 2, 7. Slahe dich got
swßre — swgrt 703
in den sweren der egipten und das teil deines leibes durch das
der mist wirt vordewet = ulcere Aegypti et partem corporis, per
quam stercora egeruntur, Deut. 28, 27. die hout, an der ein swere
(ulcus) ist gewachsen und ist geheilet , Lev. 13, 18. Und an der
stat des swerens ein weisse schrunde erscheinet oder durchrötet, so
für man den menschen zu dein priester, Lev. 13, 19. der slac der
ousseczikeit ist entsprossen in dem sweren, Lev. 13, 20.
swere, swaere stf., selten swf. 1. Schmerz, Kummer, 2. Be-
schwerde, Bedrängnis, 3. großes Gewicht, Schwere: daz, herze was
betwungen mit leideclicher swaere, W. v. W. 650. vor leitlichen
swseren, 830. ir mnget immer äne swaere wesen, Alex. 6282. sie
hülfen mir von den sweren, Trist. 1087.
swere (swser, -e, swär) Adj. 1. schmerzlich, leid, 2. unangenehm,
lästig, zuwider, lästig, 3. drückend, 4. schwierig, 5. bekümmert, betrübt,
6. gewichtig, schwer, 7. angesehen, vornehm, würdevoll: ob er es
haste niht swaere [nicht übelnimmt), W. v. W. 3254. mein hausfrawe
di get swer mit einem kinde, Igl. Str. 263. swaeren muot tragen
nach einem, W. v. W. 6371. die sweresten und die ringesten in des
herzogen laut, Trist. 514.
sweren, swaeren (md. swären, sweren) swv. swaere machen:
swaeret im das iht, ob er mich das ros berennen siht? W. v. W. 3192 f.
Krist auch im swaerte den muot {erfüllte seine Gedanken), 359.
swerikeit (swaerec-keit, swaerekeit) stf. 1. Schwere. 2. Schivierig-
keit, Hindernis: er hat auch alle sw., alle vinsternusse und allen
zweifei (der hl. Schrift) geleutert, Hier. 111, 13. do wart sein heilige
sele von des leibes s., enbunden 91, 14. dorumb so fragt ich die s.
der werld (mundi molem) und sprach zu ir: Sag mir, ab du mein
got bist ader nicht, Sol. 76, 28 Ler mich — di Weisheit, domit du
gewegen hast di berg — und domit du zu dreien vingern gehengt
hast di s. (Last) der werld, 67, 19 — 24. di s. ditz leibes, 67, 25.
swer-liche, -en Adv. auf schwere, schwierige Weise, heftig,
drückend : swerlich wurden sie gepflaget = vehementer afflicti sunt,
W — B Richter 2, 15. iclicher von der hohe swerlichen vallet, Hier.
22, 4. David ist auch swerlich gefallen, 22, 8. ich hab di teil swer-
lich (mit großen Kosten) gebauet lange czeit, Igl. Rspr. IV. so
swerlich zu fluchen, Ack. 3, 14.
swer- mutig (swaer-müetec) Adj. 1. gedrückter Stimmung,
2. drückend, traurig:* 2. di ding sint nit so sw. als irs furnempt,
Elbog. Chr. 137, 19.
swer-nmtikeit* (vgl. mhd. swaermüetec in gedrückter Stimmung)
stf. Schivermut, gedrückte Stimmung: an alle s. czeugnus geben,
Igl. Bgr. N. 95, 3.
swernusse (swaernisse) stf. Bedrückung, Last: Es ist pilleich,
wer den gewinn hat, der sol auch di arbeit und s. haben, Const. III
5, 17 (gravamini subjacere).
swert stn. Schwert: gespitztes swert, Brunn. Str. II 88. Für
den Verlust eines Schwertes darf man nur lj2 vierdung 6 grosse oder
72 haller fordern, Igl. Str. 196, wer am Markttage das Schivert
zückt, muß 1 Mark, für eine damit geschlagene Wunde 10 Mark
zahlen (7 dem Verletzten, 3 dem Richter und den Geschworenen), 222.
— so feit es (das Erbe) auf den nesten freund dem schwert nacli
704 swert-grosche — tabSrnakel
und nit auf den hern, Rüge v. Pröhl N. 15. swertes, swerts halben
= auf Seiten der Verwandten des Mannes: an den nechsten freund
und erben swerteshalben, Igl. Str. 329 ouf sein nechsten frunt swerz-
halben, Prag. Rb. 60. Gingen aber burger oder burgerinne abe an
gescheffte {Testament) und an eliche erben, derselben gut sullen uf
den nechsten gebornen freunde swertshalben — mannes oder weibes
gesiecht — gevallen, wer aber kein freunde do swertshalben, so
sullen dieselben guter alle auf die nehsten freunde spinnelhalben
gefallen, ürkd. Wenzels v. 26. Mai 1384 im Prag. Str. S. LXV Anm.
= wenn weder Kinder noch Gattin leben, erben die männlichen
Schwertinagen das Vermögen des Hausvaters allein, in Ermangelung
dieser erst die Schwestern des Erblassers.
swert-grosche swm. Groschen mit gekreuzten Schiveriern im
Gepräge: den puben in der schul (für das Fackeltragen bei Begräb-
nissen) ein swertgroschen, Eger. Chr. 557.
swertil (swertel, swertelin) stn. kl. Schioert: er ruckte das
kleine s. von seiner rechten huf (tulit sicam de dextro femore),
W— B Richter 3, 21.
swester-sun stm. Schwestersohn: Pertl, des Sigismunds, uusers
statrichters, sw., Igl. Stb. III A 116 a. swesterson, Böhm. Chr. 101.
swi-boge (auch swebe-boge) sivm. Schicibogen, schwilboge, Traut.
Chr. 170. hat mir ein ersam rath den schwiedbogen uf dem gottsacker
zugesagt, Eger. Chr. 683. ein bat — wol üz,gemüret und obirzogen
mit 50 hoen swibogen, Ernst 2448.
swichen stf. II im Stiche lassen, verderben lassen: er wolte
nihtes in (seinen Kampfgenossen) geswichen, Alex. 2228. die wil
ich immer riehen und nihtes in geswichen helflich mit den gesellen,
17100. ouch sol ich in immer rnere helfen unde riehen, nihtes in
geswichen, 16628.
swiger stf. Schwiegermutter, soerus: W— B Deut. 27, 23; Igl.
Str. 263. seine s. und iren sun, 247; Eger. Str. A I 6; B 4. ir
mügent in (iuwern sweher) wol in fremden sehen unde iuwer swiger
alsam, W. v. W. 6796; Igl. Stb. III 328 b; V240b; Igl. Rspr. IV;
Trist. 1476.
swiger-vrawe* sie f. (vgl mhd. swiger-, swegerherre) Schwieger-
mutter, Igl. Str. 289.
swinde Adv. 1. gewaltig, stark, 2. heftig, leidenschaftlich, 3. ge-
schwind: 1. Des (über den neuerlichen Grubenbrand) ersraken di
gewerken aus der mazen swinde, Igl. Bgr. N. 90, 3. der (Käedin)
vroute sichs vil swinde mit alle dem hofgesinde, Trist. 1127.
swindelimge stf. 1. Schivindel, 2. Schwindsucht: 1. der herre
hat gegeben in sein mitte den geist der swindellunge (spiritus
vertiginis), W— B Js. 19, 14.
taback-trinken * stv. I 3, Tabak aus der Pfeife rauchen: t. in
stall, scheuern usw., Dreiding v. Politz 15.
tabernakel stm. tabernaculum. 1. Hütte: wir machen hier drei
t., dir einen, Moyses einen und Helias einen, T— B Matth. 17.4;
tabulatür — tag-schicht 705
Mark. 9, 4. der t. des gezeugs (Stiftshütte), der da was mit unsern
veteru in der wüst, Btb. 7, 44.
tabulatür f. Tabulatür, Verzeichnis der Fehler gegen die Kunst-
gesetze der Meistersinger: die Nürnberger tabulaturen den Iglauern
(Nov. 1614) übersendet, Igl. Ms. S. 14. welcber namen in unseren
alten tabulaturen verzeichnet, S. 9.
tac, tag- stm. 1. Tag, Tageszeit. 2. Zeit. 3. Tag, auf den eine
Rechtsverhandlung anberaumt ist und diese selbst, Gericht. 4. Frist,
Termin. 5. Aufschub, seine, ire tage = Zeit der Mannbarkeit, Voll-
jährigkeit. 6. swaere tage Kümmernisse, Schmerzen: die vrouwe
nam einen tac vor der stat üf einem plan, dö solte ein hocbgezit er-
gän , W. v. W. 6959 ff. uff sulche tege , Aussig. Urkdb. N. 136. ich
bitt euch — den Gefangenen auf gewonlich weg und auf ir trew teg
zu geben, Eger. Chr. 1150. under den czweiu tegen, Aussig. Urkdb.
N. 147. di teg (Zahlungstermine) sind : XV gülden pereit , XV zu
weinachten, Igl. Stb. V 23 b.
tacke swf. Decke, besonders Strohdecke: der wirt — soll ein
zeiger aussteckhen und nit heimlich in der tacken ausgeben
Cblum. V, 8.
tag-alt stf. Zeitvertreib, Spiel, Scherz: ä&T, Tristan durch t. solde
riten in den walt, Trist. 3385. e^ was ouch der künec durch sin t.
geriten in denselben walt, 3419. wunnenclich was ir t., 1910.
tagen (auch tegen) swv. a. intr., 1. Tag werden, 2. zu Tage
kommen, sich zeigeyi, 3. die Tage hinbringen, verbleiben. 4. Gericht
halten, 5. unter-, verhandeln, 6. einen Tag anberaumen, mit Dat. der
Pers. jemanden für einen bestimmten Tag berufen, b. tr., 7. vor
Gericht bringen oder laden, 8. an den Tag bringen. 6. auch betagen,
Eger. Chr. N. 1165. dem taget da der seiden tac. Trist. 1364.
tage-lang s. tälang.
tage-reise stf. Reise eines Tages: den weg einer t. , W — B
Könige III 19, 4. eilf tagereisen von Oreb, Deut. 1, 2.
tage-weide stf. 1. Tagreise, 2. die an einem Tag (ursprünglich
wohl auf Wanderzügen mit Vieh) zurückgelegte Wegstrecke, soweit
Vieh an einem Tage weiden kann: wol dri t. ouch mit großem ge-
leide mit im sie in ein insulam vuoren, W. v. W. 5558 ff. des wegis
drei tagweide, Ex. 3, 18 u. 5, 3. 15 t. Alexander in wüstenunge
zogt, Alex. 23216. 25354. 25609; Trist. 1576. der herre die t. niht
volreit 1580, T— B Luk. 2, 44.
tag-leisten swv. = einen tac leisten, der Einladung zu einem
anberaumten Verhandlungstag folgen: di ire (derer von Eger) feint
wern, mit den wolen wir auch nicht t., Eger. Chr. 1185 S. 355.
tag-satzung stf. Verhandlungstag; Reichstag: ein t. auf Martini
getan, Elbog. Chr. 42, 10.
tag-schicht* stf. bergm. 1. bei der im böhm.-mähr. Bergbau
des Mittelalters üblichen Einteilung von Tag und Nacht in 4 Schichten
(zu 6 Stunden) gab es zwei Tagschichten : die erer tagschicht = die
ersten 6 Stunden nach Sonnenaufgang und die loser tagschicht =
die darauf folgenden 6 Stunden, 2. die eine solche Schicht arbeitenden
Geiverken und Arbeiter, 3. deren Quote an der Förderung: infra
tempus, quod vulgariter dicitnr „drei erer tagschicht", Igl. Bgr.
Jelin ek, Wörterbuch. 45
706 tag-wis — tarsse
N. 82, 1. das es drei erer t. (= ,9 Tage) ledig ist gelegen (nicht in
Abbau), 82, 2. loser t., Const. 1 18, 1.
tag-wis (tage-wise) stf. 1. Morgenlied des Wächters. 2. Lied
zweier bei Tagesanbruch scheidender Liebenden, 3. gesungenes Morgen-
gebet* eines Geistlichen: 3. er sang di tagwiz al tag als ein pfaf,
Dal. 212, 10 (95, 22).
tälang (tage-lanc) Adr. von jetzt an den Tag hindurch; zu
dieser Tageszeit; heute: der worte, die ir t. gegen nns tuot, Alex.
3239.
tal-neige* (vgl. mhd. neige stf. Senkung, Endschaft) stf. Tal-
gehänge, Berglehne: die andirn slifin sich (schlichen) nackit von der
talneig (s sträne), Dal. 88, 8 (36, 21).
tain (Gen. tammes) stm. 1. Damm, Deich. 3* bergm. Verschluß
einer „Strecke" durch Holzwerk, Steine oder Rasen, um Wasser oder
Wetter abzuhalten, das gras, daz, da wechset an dem tham (des
teichs), Igl. Stb. Dil 187 b. 3. einen den tarn abgraben = „ihm Hörner
aufsetzen-'. 2. Es werden auch in der teufe der silbergruben graben,
di heissen sunipbe ader ein häufe sam ein want, der heisset ein
tarn (tham H) = congeries cum caespitibus taniquam parietes,
Const. H 3, 5.
tamasekke* swm. Damast, Eger. Chr. N. 1200.
tainbür stmf, -e stswf. Handtrommel, Tamburin: tambür und
pusinen gröz, gäben da schalbferen döz,. W. v. W. 1420f. von püsinen
und tambüren was da ungevüeger schal, 3611 f. tambüren, schal-
mien gäben süezen schal, Rf. 176.
tampf stm. Bauch; Dampf: tampf des rouchs, T — B Botenb. 2,20.
tan * stm. Ton, Lehm : ein vas gemachet von tane = vas fictile,
W— B Sprichw. 26, 23.
tan-graz. stn. ~Sadelholzzweig, Beisig, t. dient entweder als Streu
für das Vieh oder wurde es auf feuchte Wege zum Verfaulen und
so zur Düngererzeugung geworfen, Taidmg von Friedberg 23;
s. swendung.
tandletarii s. tendier.
tanne stswf. 1. Tanne. 2. Mastbaum. 3* als Käme einer
Grube eines Bergwerkes: 3. in der gruben czu der tannen, Igl. Bgr.
N. 89, 4. ein achtail geben in der thannen, N. 89, 1.
taennen (tennin, tennen) Adj. von Tannenholz : taenneu kletzer,
Traut. Chr. 212.
tan-zapfe swm. Tannenzapfen: den 15. tag junius (1588) ist (im
flachsgeten) vor Trautnaw ein grosz Wunderwerk begangen worden
mit einem tanzapfen, Traut. Chr. 297.
tauz-geselle swm. Mittänzer: die süez,en tanzgesellen, Alex.
27 837.
tarraß-puehse* swf. eine Art Gewehr: ein eisern tarraßpuchsen
mit czween pulverkamern, Stb. Brüx X. 315. den dritten tag haben
sie vom sloße mit einer tarraßbuchse geschußen zu unserm erbittern,
X. 325.
tarsse tarsche, tartsche, tarse swf. ein kleiner länglichrunder
Schild: wir gedenken ein grosse erbeit an wagin, di wir mit bretin
behengen und tarsen und di hin zu treibin ouch korbe und fasz zu
seezin, do mit wir an das wassir komen mochtin, Elbog. Chr. 115, 32.
tasche — tauf 707
wsern die tarschen nicht gewesen so veste, ir wser deheiner genesen,
Alex. 3685. 9233. vor würfen wol bewart mit breiten tarschen,
Alex. 2520.
tasche (auch tesche) swstf. Tasche: eczliche brot der erstlinge
und czweinczig girsteine brot und newes getreide in der taschen,
W — B Könige IV 4, 42. das si das (houbt des Holofernes) legte in
ire tasche (in peram suaru), Judith 13, 11. und czoch herfur ous der
taschen das houbt holofernis, 13, 19. stap, tesche und zwene schuo,
W. v. W. 754.
taschner stm. Taschenmacher : Eger. Chr. 1039.
tasten swv. befühlen, berühren, tasten: das du tastest zu mittem-
tage, als pfligt czu tasten der blinde, in der vinsternüsse , W — B
Deut. 28, 29.
tastunge stf. das Tasten, Befühlen: vinsternüsse und t. sint
worden über alle holer (speluncas) uncz bis ewiclichen, Is. 32, 14.
tat (tat, Gen. tsete, tat) stf. 1. Tat, Werk. 2. das Tun, Be-
tragen: du — in allen das ende der meinung pruefst mer wenn di
tet der werk = quam actum operationis , Sol. 37, 26. mit Worten,
werken noch teten, Mind. d. Egerl. S. 24.
Tatter (Tater, Tarter) stswm. Tatar: 1242 hatten die Tattern
(Mongolen) ihre speher ausgesant, Böhm. Chr. 82. di Tatrer, Dal.
182, 3. 183, 27. 183, 36. 184, 2. 184, 11. 184, 18 (82).
tau, tiiau* stn.? als Branntmal (der griech. Buchstabe t?) : alt
und junge warn nach eigenlichen siten an der stirne versniten : thau
was daran gebraut, Alex. 15339.
taub (toup. -bes) Adj. l.taub, nicht hörend, 2. stumpfsinnig,
3. närrisch, toll, 4. tot, ohne Leben, 5. öde ivertlos, nichtig, 6. trocken,
dürr z. B. Holz : slahen wirt dich unser herre — mit poser luft und
mit touben sat (rubigine), W — B Deut. 28, 22. sie weisen uns auf
das vorgenante taup (nicht erzhaltiges) stolnort, Igl. Bgr. N. 39, 10.
dein clage get aus tauben sinnen, Ack. 14, 9.
taube, toube stf. Getreidekrankheit, „ Brand'' im Getreide, aurngo,
rubigo : des getreides toube, W — B Par. II 6, 28. roupen, heuschrecken
oder toube des (fälschlich toubes) getreides, Könige III 8, 37.
tauben (töuwen, touwen, Prät. töuwete, toute, tönte) , swv. mit
dem Tode ringen, dahinsterben, faulen* : du hast mines brudirs mich
beraubit, darumb er in der erden täubt (im Tschech. aber: jäz te
zbaviu zivota tveho), Dal. 95,18 (40,6). das si Ludmilin heimlich
— mit dem tod taubtin, 67, 30 (25, 40).
tauben-keuchel * stn. (von tübe u. kiuchel stn. Küchlein) junge
Taube, W— B Lev. 14, 22.
Taubenmül, stswf. Mühle bei Iglau : Stephan mulnar auf der T.,
Igl. Mut. 9; Igl. Stb. 111207 a.
taubikeit: (v. töubic Adj. nichts empfindend oder denkend) stf.
Taubheit, surditas : du hast zerbrochen meine t., Sol. 82, 7. we der
t., das ich dich nicht bort, 82, 16.
taucher (tüchsere, -er) stm. Taucher, Tauchente: den valken,
den swan, den storchen, den toucher, den pellikan, den nachtraben,
den calydrot (mergulum), W— B Deut. 14, 17; Lev. 11, 17.
tauf, touf (touf) stm. 1. Untertauchen, Tiefe. 2. Taufe. 3. christl.
lleligion. 4. die Christen. 5. der jungiste t. = letzte Ölung. 2. den
45*
708 taufen — tavel-runde
touf empfähen, W. v. W. 2768. 2776. 3085. 5820. wer git den touf ?
2770. des toufes im bereitet, 3276. niac ich des toufes wesen frö,
3087. der touf sol uns dasselbe geben, 3063. durch den tauf, T — B
Römer 6, 4.
taufen (toufen, tüufen) swv. 1. untertauchen, 2. taufen: diu ir
wiplichen schin in süez,en tugenden toufte , W. v. W. 409. Judith
— taufte sich in dem bruunen der wasser (baptizabat se, badete),
W— B Judith 12, 7.
taugen, tougen Adv. heimlich, verborgen, im Stillen: sie kam
dicke tougen dar, da mau den herre messen sprach, W. v. W. 6492.
das merkt die fürstin tougen, 6518. die meisterin — dise rede tougen
truoc, 647.
taugen (tougen stn. tougen, -e stf.) Heimlichkeit, Geheimnis:
dem (Christus) alle tougen sint offenbar, W. v. W. 4511. daz, der herre
— ir vor niht verswigen hsete aller siner tougen, W. v. W. 614. kennen
die taugen (heimligkeit XI. Bibel) des reichs Gots, T— B Mark. 4, 11.
di taugen (heimlicheit XI. Bibel) Kristi, di da was verborgen vor
den weiten, T — B Koloss. 1, 26. in der erkennung der t. Gots, 2, 2.
di do ist verporgen in den t., I. Korinth. 2, 7. so wirt volent di t.,
Offenb. 10, 7. di t. (sacrament XL Bibel) der 7 stern, 1, 20. nieman
ir tougen nimet nu war, Trist. 5438.
taugen-liche, tougentliche, -en Adv. verborgen, geheim, im
stillen, W. v. W. 6800. 601'; W— B Gen. 37, 11. seine junger fragten
in t. (in geheim XI. Bibel) T— B Mark. 9, 27.
tausenter* tousenter* stm. Anführer von 1000 Mann, Kriegs-
tribun, tribunus: t. und hunderter (tribunos et centuriones) , W — B
Könige I 22, 7; Par. I 15, 25; I 28, 1 ; I 29, 6. tousenter und
hunderter und funfcziger und zehender, di euch lerten icliche dink,
Deut. 1, 15. die tousenter und alle grosten des heres, Judith 14, 11.
tainvig, toinvec Aclj. voll tau, betaut: manegen röten muut,
der der touwegen rösen glich stunt, Alex. 19168.
tavel, -e swstf. 1. Tafel. 2. geschnitzte Tafel, Schnitzwerk.
3. Speisetisch. 4. Protokoll-, Urkundenbuch, Gerichtstafel. 5. Schreib-
tafel. 6. Glastafel, czu der taffei (Altarbild) czum rosenkranz in
der kirche 3 seh., Igl. Stb. V 99b. 4. = Gerichtstafel, Prag.
Str. 24; Igl. Str. 258b. des richters Schreiber soll eine Vorladung czu
dem house — wenn der Büttel (Gerichtsbote) den Vorzuladenden nicht
getroffen hat, in wichtigen Dingen auf Antrag des Boten in des
gerichtes tavel ader acta schreiben , Const. IV 2, 5. das in der
morgensprache geteilte (gefüllte und geschobene) urteil halden in des
Schreibers tafeln, (= protokollieren) , Const. I 5, 11. Keines urbarers
tavl noch keines munezmeisters noch keines lihers auf imant icht
geben noch uf imands schaden gesten mugen — sunder alleine das
da in den vir penken in geheitem dinge beschriben wirt, die tavel
di schol haben craft, DIR III 31. in der purger tavel = Bürger-
verzeichnis = Geschoßregister, Igl. Str. 98. 100.
tavel-runde stswf. die runde Tafel, bes. die Tafelrunde des
Königs Artus : an die t. wirt er sä gesetzet, Trist. 1376. Artus hat
— einer t. erdächt, 1317. 1322. 1325. 1329. 1464. 1984. spreche ich
tavelrotuude, so tete ich dem namen recht, 1326.
tafei-runder — teiding 709
tafel-rimder stm. Ritter von der Tafelrunde: Trist. 1393. 1596.
1991. 2015. 2027. 2043. 2271.
tavern (taverne, taferne, tabern, -e) stswf. Schenke: niemant
schol von hochzeiten senden in kein tavern weder sez^en noch trinken,
Eger. Str. B 5. tafern, Traut. Chr. 83.
tebich s. tepich.
techel (hebräisch) „gewogen11 eines der drei von Daniel ge-
deuteten geheimnisvollen Worte: mane, techel und phares, Alex. 941.
techel — bediutet — alle dine werc sint gewegen, 962.
techent (techan, dechan aus lat. decanus) stm. Dechant: Traut.
Chr. 13.
techent-amt* stn. Amt eines Dechant: Traut. Chr. 13.
techentei* stf. Dechantei , Amtssube eines Dechant, Traut. Chr.
13. 15. 62.
tegen (degen) stm. Dolch: in grimme ructe er daz. swert, er
hielt vaste üf den tegen wert, Alex. 13 656.
tegler (= tage-, tege-lich) Adj. täglich, für den Tag: um
einen tegleren phennig (l Pf. tägl, Arbeitslohn): T— B Matth. 20, 14.
teg-lieh (tage-, tege-lich) Adj. den Tag hindurch oder alle Tage
geschehend, täglich; für den täglichen Gebrauch bestimmt: den teg-
lichen mantl, Igl. Stb. V 260 a. den t, rok, V 265 d.
teich-stat (tich-stat) stf. Teichstätte: ein t. im rabenstein, Igl.
Stb. V 192 a. IV 194 a. 228 d.
teicht, teucfat (tich) stm. Teich: bei dem Boriczer teucht, Igl.
Stb. IV 242 d.
teiding, taiding, teding (tage-, tege-dinc, teidinc) stn. auch
tagedinc, -dinge stf. 1. auf einen Tag anberaumte Gerichts-
verhandlung, Gericht. 2. Rechtsstreit. 3. Zweikampf, Schlacht.
4. Termin. 5. Frist, Aufschub. 6. Hochzeitstag. 7. Übereinkommen.
8. Besprechende, beratende Versammlung oder der dafür bestimmte
Tag. 9. Geschäft 10. Händel. 11. Abtragung einer Schuld. 12. Ge-
rede, Worte. 1. Wenn der Kläger contumax geworden ist, so sol
man den antworter entledigen von des gerichtes teidinge (ab instancia
judicii absolvatur) , Const. IV 4, 16. di gancze teidinge (stf.) ent-
scheiden (principalem questionem determinare), IV 18, 6. Gerichts-
tag, Brunn. Str. II 5. tag beschiden, tedings zu warten, DIR 23a, 1.
2. grausam und ungehorte taiding vechten uns an, Ack. 2, 15. ire
Sachen und teidinge, Igl. Bgr. N. 40, 6. 53, 12. czweiung und teding,
22, 3. dieselben t. hat er verlorn und kein puss dorczu, 118, 3. alle
teding von des durchslags wegen gesehen sein, 67, 8. darumb (um den
„Durchschlag") krieg und teding was vor dem rate, 40, 2. t. waren
— um 200 schok grosse, 90, 1. vor uns ist quomen t., 76. an alle
anspräche und teidinge, 59, 2. t. und urteil vom freien (einem freien
u. einer uberschar) , 49, 5. si sollen sich dorein nicht flechten noch
in ire teiding legen , Olm. Stb. 96 a, 8. ob si weren billich zu der
egenanten teiding (raitunge G) zu rufen = hier Verleihung von
Lehen, ad dictum traetatum, Const. I 7, 11. in aller teidinge (stf.)
und gerichte furgeen (in omni traetatu et judicio procedere), Const. I
7, 12. di richter — sullen anligen den sachen mit sneller unde
richtiger teidinge (traetatu), IV 18, 10. Diselben teidinge di reichen
oft auf ein grose summe geldes, III 1, 17. czwischen den (ärmsten
710 teicling-en — teilen
Bergleuten) wachsen so hohe teidinge von den lehenscheften, die sich
czihen auf czal vil mark silhers, III 1. EM, wann czwischen
czwaien menschen umh ein wenige rasen ader wenig erden ist
mer teidinge denn czwischen czweien kunigen umb ein gancz kunig-
reich , III 1. Einl. von krigischen leuten ist die groste teidinge,
ebenda, vil krieges und teidinge = multarum litium quaestiones,
IV 17. Einl, so gehöret is danne in der urberer recht und teiding
(Gerichtsbarkeit, jurisdictio) , Const. I 4, 1.
teidingen, tedingen (auch tagedingen) swv. 1. gerichtlich ver-
handeln, 2. unterliandeln , Übereinkommen treffen, 3. mit Gen. der
Person über einen Gericht halten, 4. mit Dat. der Person einen vor
Gericht laden, 5. ihm Frist geben. G. Verteidigung jemandes führen
tr. m. Akk. der Sache: fride t. = Frieden schließen, 7. etwas t. = recht-
lich beanspruchen, S. durch Unterhandlung frei metchen, 9. refl. unter-
handeln, 10. dadurch frei machen. 1. Sich, in gerichte wil ich mit
dir t. (contendam tecum), W — B Jer. 2, 35. in demselben gericht so
schol di sach, darurnb di urteil geschoben warden, werden getaidinkt,
Igl. Str. 39. darumb tedingen, Igl. Bgr. 40, 3. di — wider uns tei-
dingten, 39, 8. warezu teidigt ir mit einander, 39, 9. wie die uber-
scharn, da man umb teidingt, dar sint komen, 49,21. von allen
pussen und gewette, die do in t. ader ausserhalb dem foite (Foyte)
gevallen, Olm. Stb. 80; Traut. Chr. 354; Eger. Chr. 1035 u. öfters
Böhm. Chr. 59. das gerichte — hebt sich an mit des kriegers
(kriegers H) peiderseit teidingen = per litis contestationem , Const.
IV 8. Einl. Findet — der urbarer ader liher den erbestolle — nicht
buhaftig, das er bewisen mag, er beseezt is mit den schepphin und
sal in tedingen (rechtlich überantworten) in des koniges gewalt unde
mag in lihen unde geben mit rechte , weine er wil , D I B I 9. ab-
teidingen = rechtlich abgewinnen: ob her sein leip und sein gut nicht
pas geweren mug denne ims imant ab mocht geteidingen, Igl. Str.
237. teidingt wi ir wolt, Igl. Stb. V 10 c.
teidinger (tage-, tei-dinger) stm. 1. Sachwalter, Schiedsrichter.
2. Schiedsleute. 3* die prozessierenden Parteien: 3. das man schonen
muge der t. czerunge und arbait (= Prozeßkosten , -mühen) , Const.
I 5, 11.
teiding-nüsse stf.? gerichtliche Klage: das er kein ansprach
ader teidig-nüss tur wil in gerichte oder äne gerichte, Igl. Stb. II
152 d.
teidings-leute * PI, Schiedsrichter : Elbog. Chr. 3, 30.
teig (teic) Adj. iveich, besonders durch Fäulnis, weich geworden:
Do claubet ir (Tot) einen ausz dem andern als die teigen pirn,
Ack. 26, 2.
teig-teglich* teigig, noch nicht ausgebacken: t. unausgebacken
oder verprenet unscheinlich prot, Traut. Chr. 137.
teil stn. m. Teil, bergm. Anteilsquote an der Förderung , s.
berg-teil.
teile stf. Teilung; Austeilung: mit milder gäbe teile, Ales.
5598.
teilen swv. 1. teilen, zerstücken, 2. ablösen, abwenden von,
3. zuteilen, zuteil tverden lassen, 4. einteilen in Farben oder Felder
(beim Wappen), 5. austeilen, 6. spez. von der Erbteilung, ins Erbe
teuer 711
einsetzen, so bei L., es soll loolü heißen ausheiraten, 7. ein spil t.
= zweierlei zur Wahl stellen, 8. durch Urteil entscheiden, 9. dadurch
zuerkennen oder auferlegen: Habel in geteiltin (Jir., geiteltin Hanka)
gwan (erhielt) ouch den lebin (Löwen) do von dan, Dal. 194, 35
(88, 17). ob ein kind obging (stürbe), so sal es (das Erbteil) erben
von ainem auf das andre kint und mein weib sal davon nicht getailt
(beteilt) werden, Igl. Stb. III 182 d. 6. Ob ein sun geteilt ist von dem
vater (z. B. bei seiner Verheiratung von diesem seinen Erbteil oder
einen Teil davon erhalten hat), der mer prüder hat ungeteilter — ,
Prag. Rb. 152. wanne si von ires vaters erb ni geteilt wer
(ivohl mit Mitgift ausgestattet), Igl. Str. 227. — 8. si piten, das man
in ein recht urtail tail, Igl. Str. 82. Die gewöhnliche Formel der
sentencia diffiuitiva lautet: Dor über ist geteilt, z. B. Igl. Bgr. N. 8, 3.
18,2. 20,2. 24,2usio., oder: Doruber wart geteilt, N. 14,2. 16,3. 17,2.
19, 2. 25, 2. 26 usw. oder: so teile wir (euch) das czu einem rechten,
N. 3, 2. 5, 7. 6, 7. 10, 7. 11, 7. 12, 2. 34, 4 usw. oder: das ist auch
gegen dem Triesch getailt. 34. 35. das ist auch kegen den Czaslabs
geteilt, 47. das ist kegen dem Wylancz getailt (lauter Ortsnamen)
61. den purgern von Troppaw — ist geteilt czu einem rechten, 15.
wenne wir das pei unserm eide nicht tailen kunnen, 45, 7; selten ist
eine andere Wendung wie: über dise — vrage antworten wir durch
ewer pite willen und sprechen mit urtail czu ainem rechten, 22, 2.
— teilen = durch Urteil entscheiden, Elbog. Chr. 126, 34. messen
von der stuff, der crafft getailet ist (= welcher rechtlich Gültig-
keit zugesprochen worden), Igl. Bgr. N. 57, 1—7. die alten scheppen
vor dem prieff kraft getailt hetten, 44, 1. als ir ratmanne den
scheppfenprief unkreftig getailt habt, 100, 2. Darnach habt ir ain
urtail getailt czwischen den perkwerken und den perkmeistern
von Sent Jörgen und von Sent Andres und iren gewerken, 56, 1. —
3. erez teilen. Das geförderte Erz {im Igl. Bgr. nur 8/9, da das
smid-neuntel außerhalb der Normalzählung bleibt, das wieder in
seine 4 Schichten geteilt wird) wird in 4, 8, 16 und frühzeitig auch
schon in 32 teile = Ertragsquoten geteilt. Der Besitzer eines
solchen Anteils ist ein gewerke. Wenn 2 oder 4 zusammen V32 oder
eine Schicht des Schmiedeneuntels bauen, so stellen sie zusammen
nur 1 gewerken dar, ihr Anteil scheint dann ursprünglich Kux ge-
heißen zu haben, die später als Gewerkenanteile gefaßt werden, so
daß man dann in 4 x 32 = 128 teile teilt; nach Agricola De re met.
1556 P7. B. hätte man zuerst auf dem Schneeberg so geteilt (euni-
cnlum Snebergi primo diviserunt in 128 partes und nach diesem
Muster in Joachimstal und nach des letzteren Vorbild in Böhmen
außer in Kuttenberq, Zycha I S. 247 und Const. I 16.
teuer stm. 1. Verteiler, partitor, 2. bergm. = Erzteiler. Darüber
wi di erczteiler erez teilen sullen handelt Const. 1 16. Sie müssen
dem Urbarer als Vertreter des Begalherm den Eid schwören, ihr
Amt gerecht zu verwalten (1 16, 2), können wegen Verletzung dieses
Eides abgesetzt werden, 1 16, 3. sullen korbe haben, dornit man teilet,
die gleich sein durch alles unser perkwerk und di von alder gewon-
heit beweret sein, und eine bestimmte — czeit und stunde der
teilunge — halden und ihnen (erezscheidere heißen sie Const. I 7, 16)
sowie den, die die bulgen machen und pessern und — den, die die
712 teiler-bär — tempel
czeit und stunden künden — sol man alleine Ionen mit ercze (sonst
keinen Beamten), 1 16, 5.
teiler-bär* stf. (bare stsivf. Sänfte, Bahre, Totenbahre) an
einem Traggestell befestigter Korb, wie sie die teuer beim Erzteilen
gebrauchen: Gibet des erczes ein teilerpar, das vor ein {nicht in]
hicze bat geheissen, einen vierdunk gutes geplicktes silbers über di
butkost (Unkosten des Schmelzern) — so ist es maswirdik, Tgl. Bgr.
N. 1, 9. s. feiler und mäswirdig.
teil-liaftigleieh* Adv. (vom Adj. teilbaftic, -beftic), lehen-
scbefte — geseheen ettwenne aucb sunderlicb ader teilhaftigleich
= concessioues fiunt etiam quandoque particulariter; Enderl. über-
setzt „etzlicbe aucb zertbeilet und unterschiedlich verliehen und hin-
gelassen." Der Zusatz- ader t. drückt ivohl den Gegensatz zu
sunderlich aus, also etwa die Lehenschaft wird entweder einem
bestimmten, einzelnen Lehenhauer oder einer Anzahl, Körperschaft
von solchen = einer juristischen Person, erteilt, Const. III 1, 12.
teil-haftikeit stf. teilhaftic-heit participatio, participium, parti-
cularitas) Wer dich (Christus im Abendmahl) wirdiclichen nutzet,
den vorwandelst du in dich selber, also das er in deiner t. auch ein
got werde, Hier. 84, 2.
teil-stat* (von stat, Gen. stet, -e, stat) stf. Stätte, wo das Erz
durch die Erzteiler geteilt wird: Ist das iemant einen man, der ge-
sworen hat czu dem recht, er sei butman, Steiger oder czimerman,
durch die gerechtikait seines amts strafet oder angreift mit posen
worten in der kawe oder auf der tailstat, wird er sein überwunden
mit czwain piderben mannen und mit ainem gewerken, er ist be-
standen mit neun marken. Der gevallen den urbarem drei, den
gewerken drei, dem sachwalden (dem Beleidigten) drei, D I R II § 29.
das der perkmeister um dibe, wunten, plutrunst oder ume ander
sache. die in der gruben oder in der kauwen oder an der teilstat
geschehen, czu richten hat, Igl. Bgr. 106, 2.
teilunge stf. 1. Teilung, Trennung, 2. Abteilung, 3. Einteilung,
4. Uneinigkeit, 5. Teilnahme: 3. Const. Vorrede 3, wann noch
menschlichen rechten und gesetczen peid das Ion und di czeit nemen
teilunge = stehen in Wechselbeziehung zu einander, in geradem Ver-
hältnis — recipit divisionem, Const. 1 12, 6.
teil-zedel* (zedel, e. zetel stswf. m. n.) Teilungsvertrag, Traut.
Chr. 39.
tein-herre (tuom-herre) swm. Domherr: zu chomm uns dein
reich auf die taynherren, pfaffen, munich, nunnen — vergib uns
unser schuld, als abelln und Caym und die czins der Thaymherren,
Hussitenpaternoster.
telpliin (delfin) m. 1. Delphin? 2. Königssohn:* Schionätu-
lander. der reine junge telphiu, Ei. 33.
temmen (auch tammeu, dämmen) swv. 1. mit einem Damm um-
geben, 2. hindern, 3. endigen: 1. auch sol der richter den grund, als
ver der teich t. (sich sein Damm erstrecken*) werd, freien von aller-
menicklich, Igl. Stb. III 232 b.
tempel stn. m. Tempel: in einem walde Hamön (Oase Ammon)
da der got ein schcene^ t. het, Alex. 9771. daz, t., 5346.
terapel-herre — tepich 713
teuipel-herre siom, Tempelherr: dem probste der tempelherren
(in Jerusalem), Ernst 5097.
tempel-haus , (-hüs) stn. Tempel: alle ir tempelhüs, Alex.
14485.
tempern swv. 1. im gehörigen Verhältnis mischen und so
mäßigen, 2. mischen, ein-, zurichten aus lat. temperare: einen trank
von wein getempert (ex vino condito), W — B Hohes Lied 8, 2. Oder
mac man gessen ungesalcznes, das nicht mit salcze ist getempert
(conditum, gewürzt), Job 6, 6. seit getempert (nüchter, XI. Bibel)
und wacht, T— B I. Peter 5, 8; I. Thessal. 5, 8; Tit. 2, 5 f. es ge-
czimt dem pischof zu sein ain man — ain getemperter, I. Timoth.
3, 2. 3, 11.
temperung stf. 1. Mischung im gehörigen Verhältnisse, 2. ge-
hörige Beschaffenheit, Mäßigkeit: di weip — ziren sich mit schäm
und mit temprung (nüchterkeite, XI. Bibel) T— B I. Timoth. 2, 9.
2, 15. den geist der lieb und der t., IL Timoth. 1, 7.
teinper-licli* Adv. maßvoll, sittsam: daz, wir leben in dirr
werlt t., T— B Tit. 2, 12.
templeis, -e stsivm. 1. Tempelherr, 2. Bitter der Gralburg:
1. üf der templeise marke hat er fride gemacht, Ernst 5112.
tendier sim. Trödler: quod Tandletarii — volgariter Tendier
dicti de cetero alias nova jopulas in Tandleta habere aut vendere
non debent nisi illas, quas a nostris sartoribus emunt, et ille debent
esse signate signis, quibus sartores utuntur, Olm. Stb. 106 und
93 a, 12.
tenein* Adj. aus Ton, Lehm, fictilis: der tenein mawer, W — B
Jer. 48, 31. ein tennin vas (in vase fictili), Num. 5, 17; Lev. 15, 12.
14, 5. 14, 50. das tennein vas — sol man czubrechen = vas fictile
confrigetur, Lev. 6, 28.
tengeln sivv. dengeln, hämmern, klopfen: getengelt wart (beim
tjost) daz, grüene gras, Trist 1782.
tengen sivv. schlagen, klopfen: er dengete gras lind stoubte
melm, Trist. 3296.
tenk Adj. link: an dem tenken arm ein verschnietten wunden,
Igl. Stb. V 157 d. ober dem denken aug, V 199 d. auf der t. hand,
V 181 b, 69 a. ein wunden hinder dem "tenkter or, V 173 c. auf der
tenken Seiten, V 199 d.
tenne stn. stswm. stsivf. Tenne: Von dem tenne und von deiner
weinpresse, W — B Deut. 16, 13. nicht soltu vorpinden den munt des
ochsen*, der do auf dem tenne zutreffet dein getreide, Deut. 25, 4.
er gereinigt seinen tenne, T — B Matth. 3, 12.
tennein (tennin, tennen) Adj. aus Tannenholz: Ich wil tun
deinen willen in cedreinen holezern und in tenneinen (abieginis),
W — B Könige III 5, 8. und also gap Hiram Salomonen cedreine
holezern und tenneine, III 5, 10. taennen kletzer, Traut. Chr. 242.
tennen sivv. wie eine Tenne machen, fest stampfen: man sach
— heistieren unde rennen, der acker furche tennen, Alex. 16492.
tepich, tept, tebt (tepit, teppit, teppet, tept) stmn. Teppich
aus lat. tapes, tapetum: mit gemalten tebten (tapetibus pictis),
W— B Spr. 7, 16. üf einem tebich, Rf. 74.
714 terevent — teufe
terevent* Terehinte, ein Baum, terebinthus: der poum t, W— B
Sirach, 24, 22.
termen, tirmen (lat. terminale) swv. an einen bestimmen Ort
setzen, bestimmen, weihen, loidmen; schaffen, bilden: do (im paradise)
tirmt uns {den Tod) got' Ack. 23, 18. 37, 13.
termer, tirilier (tirmer von termen, tirmen swv. aus lat.
terminare) stm. Schöpfer: got ewer (des Todes) termer, hass euch,
Ack. 1, 10. des meres termer, 56, 20. aller element tirmer, 56, 21.
Tervigant Käme eines heidnischen Gottes: T. der heiden got,
W. v. W. 4606. Jupiter, Apollen, T., 2700. 3626. Machmet, Apollo,
T., 5762. 5860. Apollo, Mahmet, T. solten des iemer sin geschaut
(heidnischer Fluch Wilhalms), 2448.
terzel stn. m. aus lat. tertius, eine Falkenart; eine Schieß-
waffe ? * : des Merlein enykl schaff ich eiu terczl und ein evsern hut,
Igl. Sth. V260a.
tesche s. tasche.
tessak, tesak swm. langes Messer, Waffe: hehmische tessaken,
halbe hakenpüchsen, Traut. Chr. 320. er hat Paul Zipfeln die nase
von einander mit einem tesaken gehauen, 187. 351.
tesse* siv. Ast, Zweig, namentlich von Nadelholz, Ziehten vnd
Tannen: die tessen ligen im walde und verfaulen, Traut. Chr. 224.
225. 233.
testament stn. lat. Fremdwort für gescheft, (s. d.) : sein leezten
willen und t, Igl. Str. (70) S. 336. gescheft, 326. beschiedbrief, 290.
305. 328. 326. ein gut hinschicken = darüber testamentarisch ver-
fügen, 326, es hat Jahr und Tag Kraft, wenn es nicht widerrufen
wird, 62. 328. des Heinrich Dangels pordogaleßer und testament
zugestalt, Eger. Chr. 972.
testier, tehtier stn. Kopfbedeckung des Streitrosses , Sturm-
haube aus mfranz. testiere von teste {Kopf): daz, ors von dem testiere
hete er enblcez,et schiere, Alex. 13341.
tetic-lieh* (vom Adj. tsetec z. B. in uutaetec) Adr. tatsächlich,
wirklich in der ausvart — der heuer — sol er iczlichen suchen
tetielich (reticleich, H.), das man kein erez ausfure (quaerere cum
effectu), Const. 1 12, 5.
tetner* stm. (tfeter Täter) stm. Vollbringer der Tat, Mörder,
t. oder morder, Elbog. Chr. 71. 40; s. theder.
tetzem,* tetzum* (mhd. tetzman aus lat. deeimum) Zehent,
Traut, Chr. 168. 170.
teube* stf. Schwarzsucht, eine Gesichtskrankheit, aurugo: alle
antlicze die" sint gekart in ein swareze der teube (sind verblichen),
W— B Jer. 30, 6.
teuch, feucht (tich stm. 1. Deich, Damm. 2. Teich) stm. Teich:
gegen dem grossen teucht bei Eberhardsdorff (Jetzt Ebersdorf bei
Iglau), der do abgelossen ist, Tgl. Mut. 22. zusambt den wassern,
teuchen, Traut. Chr. 95. die teuche — mit zwei oder dreijerigem
vischsamen besetzen, 97; s. teicht.
teuerunge (tiurunge) stf. 1. bestimmter Wert, Preis. 2. Teuerung :
t. und hunger u. strafunge in alle deine werk, W— B Deut. 28, 20.
teufe (tiefe, md. tufe) stf. Tiefe, Vertiefung, Abgrund: der do
offenbart die teufe ous der vinsternusse (profunda de teuebris), W — B
teuscher — tiliz 715
Job 12, 22. Bei einem gemessenen Berg oder Stollen schol mau inne
haben 3 l/a lehen auf das hangende und auf das ligende ein leben
die höe und die teuffe in gleicher masse, Igl. Bgr. U— A 2. seine
teuffe, die man heisset sol, = profunditas, Const. 112, 9; 113,5;
II 4, 14. mit der (größeren) teuf gewinnet ein freies ein sichters
perkwerk, Igl. Bgr. 49, 14 und 15 ; Traut. Chr. 30. er ist bein der
walkmül unterm wer in die teufe baden gegangen, 282. ertrunken
in der teuffen bein der schleissen am Ander, 314.
teuscher (tiuscher) stm. Täuscher, Betrüger: wir wollen auch,
das kein fremder mensch wider purger mit czepf lern ader tewschern
geczeuknusse füre, Igl. B. 7.
teu-vel (tiuvel, tievel aus lat. diabolus) stm. Teufel: Und es
geschach, so das do was ein man des teufeis (vir Belial), mit namen
Siba, W — B Könige II 20, 1. nicht sollen sie opfern den teufein
(daemonibus), mit den si haben geunkeuschet, Lev. 17, 7. Nabueho-
donosor den tivel bediutet äne zwivel, Alex. 1031. der tivel, 1138.
1154.
teuvel-licli (tiuvel-lich) Adj. teufelmüßig, teuflisch: an czile
habt ir (o Tod) ein teufeliches wesen, Ack. 7, 17. — 1328 wart von
Ludewige, der sich keiser nant gar teufelich mit unrecht gesaczt
ozu Rom ein bobist, Dal. 15, 23.
teuwer Adj. teuer, ioert: gar an allen valschen list der teuwer
bi den getriuwen ist, Ernst 4366.
theder (t feter) stm. Täter: den Balthasar weißbeck — als
Thedern, Eger. Achtb. II 204. 205. 206. 210.
thymotii ein Gewürz, Alex. 14614.
tichte (tihte) stf. schriftliche Abfassung, das Dichten, die
Dichtung, auch Malen, Sticken, Gemälde, Stickerei: min einveldic
tihte, Alex. 27759.
lichten swv. 1. schreiben, schriftl. abfassen, 2. schriftl. in Verse
bringen, besingen, 3. ersinnen, 4. anstiften, 5. lügenhaft erfinden und
erzählen, 6. nachbilden: Gip ein getichte rede in meinen munt
(sermonem compositum), Esther. 14, 13.
tichter stm. 1. Verfasser, Dichter. 2. Erdichter: 2. Aber der
prophete oder der t. der treume = fictor somniornm, W — B Deut.
13,5. t. der lugen = fabricatores mendacii, Lügenschmiede, Job
13,4.
tichtunge stf. 1. dictamen, 2. poesis, 3. machinatio, Bänke,
Anschläge: Esther pate in, so das er — seine (Amans) gar posen
und valschen t., die er bette dertrachtet (excogitaverat) wider di
Juden, hies irre machen, W — B Esther 8, 3.
tiech, diech (PI. diech. -er) stm. Oberschenkel: daz, daz, sper in
den tiech abbrach, Alex. 20638; s. diech.
tiefe stf. Tiefe, Abgrund s. teufe: siezen auf das tiffe = super
profundius, Igl. Bgr. U— A 11 ; s. teufe.
tier-garte swm. Tiergarten, Rf. 63.
tiligen, tilgen swv. tilgen, austilgen: die stat er tiliget unde
brach, Alex. 22951.
tiliz stm. langes Messer: er hat uf in den tiliez ausezogen. es
ist im verloren worden sein tiliez und ein winden, Igl. Str. (76)
S. 343. da hat der Lazarus sein tilecz ausgeruckt und hat den
716 tincke — tocke
Simstorfer wellen slahen, Igi. Stb. V 63d. ein tilcz, V67a. auch
daz, einer anf den andern kain messer noch tylcz auszucken noch
rucKen sol, V 177 c. dem wirtknecht schaff ich den tilicz, di taschen
und ein morser, V 149 b.
tincke (tincte, tinte) sivf. Tinte: gib in tyncke und papirz
genug und nym in denn das wider, Böhm. Chr. 99"
tinten-horn stn. Tintenfaß in Hornform: ein t. eines Schreibers,
W— B Ez. 9, 2.
tinten-ras stn. ein t. eines Schreibers was czu seinen lenden,
Ez. 9, 2.
titanisch* Adj. titanen-, riesenhaft: noch die kinder der
tytanischen starken (die Söhne Titans) haben in geslagen = nee filii
Titan, W— B Judith 16, 8.
tinnen s. termen.
tiscli-bier, * -pir* stn. Bier, Traut. Chr. 239. 308.
tisch-geriist* stn. Tischgestell: er hat sich an dem t. erhengkt,
Eger. Chr. 237.
tiuren swv. 1. tiure machen, verherrlichen, ehren, preisen, 2. im
Werte anschlagen, schätzen, 3. selten machen, rauben, intr. tiure
iverden, 4. selten, teuer werden, 5. sich verschönen: diu zeit wurden
nie baz, getiuret in fremden riebe, W. v. W. 75. des ir von mir
getiuret sit (dafür zeige ich mich erkenntlich) und ich iueh helfe,
Trist. 5984.
Tiuscne, Tiutsche, Diutsche sivv. der Deutsche: ein volc man
ouch ze prise zeit, die man die Tiuschen nennet, Ales. 26257.
ti-vel s. teu-vel.
tjost, tjust, -e (auch jost, -e, just, -e, schust, -e) stf. Zwei-
kampf mit dem Speer, Speerstoß: tjost, Trist. 1749. zu der riehen
tjuste, Rf. 214. zu ritterlicher t,, 236 ; gegen tjost, Alex. 1692.
tjost -geselle* sivm. Genosse oder Gegner im Zweikampf,
(Speerstoß): sin t, Trist, 1757.
tjostiure stm. Kämpfer in einer tjost: der menlich tjostiur
von dem her was geriten, Alex. Anh. 764. manic herter t. dö
reit, Anh. 462.
tjostür (tjostiure = tjost) stf. Tjost: der werde und der wise
mit durchliuhtigem prise was erwachsen der tjostur, Alex. 4617.
tobe* ivahnsinnigmachend, betäubend: es hat vil tobe kraut
unter dem getraide und habernbrott, darvon die menschen taub, toi
und wiste waren, Traut. Chr. 195.
toben swv. rasen, toben: er (ihrer) etlich tobint alle jar, Dal.
77, 4 (30, 101).
tobendig Adj. 1. wütend, toll, nicht bei Verstand: als ein
tobendiger, Hier. 137, 23. als ein t. hunt, 154, 7. gleich tobendigen
hunden, 12,12. 168,22. tobendige hunde 98,25. über den grau-
samen flnz, dieses tobeudiges meres, 108, 9.
toben-hirnig* Adj. rasend, stößig: das — der ochse — t. ist
gewesen = cornupeta, W— B Ex. 21, 36. s. horntobig.
tob-heit (tobe-heit stf. Raserei, Tollheit, T— B II Peter 2, 16.
tocke swf. 1. Puppe des Kindes im Puppenspiel, 2. obszön für
Penis, 3. Schmeichehvort für junges Mädchen, 4. ivalzen förmiges
Stück, Stützholz, Schivungbaum einer Wurfmaschine: zeuche abe
töd — teerisch 717
der schönsten frauwen des sneiders varwe, so sihestu eim schemliche
tockeu, Ack. 37, 2. als ein wol geschicket tocke, Alex. 19808.
töd, tot Gen. todes, Sing, auch mit unechtem Umlaut stm. Tod,
auch personif. z. B. im Ackermann v. B., todes halben = mit Tod;
oh der obgenaute Hamms von Ach todes halben abginge, Olm.
Stb. 146.
todig s. totig, toedigen, s. totigen.
todigung,. s. totigung.
tolde sivstf. Wipfel, Krone einer Pflanze, eines Baumes : manch
gelber blnomen tolde, Trist. 886.
tole (takele) sie f. Dohle: die tolen, Traut. Chr. 151. 296.
tolmetsche {auch tolmetze) swm. Dolmetsch aus slav. tlumac:
das er mit einem tolmetsche mit in redte, W — B Gen. 42, 23.
Tonaw (Tuonouwe, -owe, awe) Flußname, Umdeutschling des
Icelt.-lat. Danubius, griech. davovßiq, Donau: die heuschuren ein
bürg, die Tonaw das mere, den meuszaer einen valken nennet der
tore, Ack. 47, 19.
tonder (doner, toner, donder, tonder) stm. Donner: in winden,
tonder, schawer, Ack. 53, 10.
tondern, dondern, swv. donnern s. dondern.
top s. topf.
topäzius (topäzje, topä^e) stsivm. Topas, Trist. 4519. von
jaspide — underworht mit topä^io, Alex. 12531.
topein, toppein swv. würfeln, Würfel spielen: den tag vortun
— mit tanzen, raien, ochvart, spiln, topelu, Job. v. Igl. 3. Gebot.
s. auch ver- topein. „Doppele" Meitzen, Urkd. schles. Dörfer,
S. 128. 240.
topel-spil stn. Würfelspiel: würfel und ander töpelspiel, Drei-
ding v. Politz 21. Umb t. scholl der richter noch die schepfen
niemant rechtes helfen, Prag. Rb. 44.
topf stm. Topf, olla, W— B Richter 6, 19. ereine topfe (lebetes),
Par. II 4, 11. drei kupprein tepp, Igl. Stb. V 206 a.
topf er, topf er stm. Töpfer, W— B Par. 4, 23. secht als das kot
(der Ton) in des topfers haut, also seit ir in meiner haut, haus
israhel, Jer. 18, 6. das vas des topfers, Jer. 19, 11.
töpf-lein stn. Meiner Topf: weil er töpplein brochen (etivas
Ehebruch getrieben) und im thurin gelegen (im Ehebrecherturm
gefangen lag), hat sein fraw die weiln daheim kruglein zurschlagen
(auch ihrerseits so getan), Eger. Chr. 675.
töpper-müle stf. Töpfermühle bei Iglau, Igl. Mut. 18.
törecht, togrecht Adj. verrückt, dumm, Brunn. Str. II 227. si
namen einen tereten rat, Böhm. Chr. 1.
tören-kolbe* swv. Keule eines Narren, Trist. 5246.
tör-kaft Adj. töricht: das sie torhafter leute gedanken vahen,
Hier. 183, 16.
teerisch tcerscli Adj. närrisch, nach Art eines Toren: mache
nu teerisch dinen ganc und lege narrencleider an, Trist. 5112. du
habe teerische site, 5117.
toerisch, -en Adv. auf törichte Weise, als Tor: dö er in di sUt
also toerischen trat, Trist. 5154.
718 toerischen — tot-bet-mau
toerischen swv. närrische Dinge treiben: Artus toerischte mit
den anderen, Trist. 2903.
torkeln swv. hin und her schwanken, taumeln: torkelte und
stis sich au die tür der pforteu und sein gaifer (salivae) rane im
ous dem munde in den part, W — B Könige I 21, 13.
torlieh Adj. töricht, dumm: nichtesnicht torliches, W — B Job
1, 22. nach torlicher rede krieg, nach krieg veintschaft, Ack. 18, 18.
torlich werben, W. v. W. 3763.
tör-lich (-liehe, -en) Adv. wie ein Tor: was des, ist torlich uns
geschehen? = was liegt daran, wenn ivir töricht waren? W. v. W.
5402. wir haben t. ein großes gut verzerr., 540-4.
tornieren s. turnieren.
tor-sperrer stm. Schließer des Stadttores: Elbog. Chr. 32, 1.
34, 10. Eger. Chr. 720.
torstig, torstigkeit s. turstig, turstikeit.
tor-stock* (= tür-studel, -stuodel stn. f.) stm. Türpfosten bei
der Dorfumfriedung: was betreffent ist die thorstock und die fride
umbs dorf — zum thorstock darezu gebort 2 hüben ackers — die
4 Bauern, deren jeder '/2 Hufe dieses Ackers besitzen, sollen die thor-
stöck halten mit flugein, Rüge von Pröhl 50 —54.
tör-warter (auch -werter) stm. Türhüter, Torwart: des jares,
do die himelvart offen was, an des himmels torwarters kettenfeiertag,
do man zalt vom anfang der weit 6599 jare, Ack. 19, 13.
tor-tvertel, -wartel stm. Torhüter: der hirte rief deu torwertel
an, Böhm. Chr. 36.
tot part. Adj. tot, getötet, {auch bildlich): die maget Isoten an
sorgen gar die töten, Trist. 642.
töt-bet-leute: Testamentszeugen, PI. von totbetman: Ain man
der mac ein gescheit (Testament) tun, er sei gesunt oder sich, mit
guter veruunft. Wen er das empfilhet, es sei ainr oder mer, das
sint recht furmunden und dieselben furmunden die mugen in nichz
selben bezeugen, sunder die, die zu gezeuknuss desselben gescheftz
sein geruft, diselben sint recht totpezleut, also das sie schullen sein
gesessen piderb leut, Prag. Str. 42, JJ. 61- czwaier frunt sigel, di
recht totpezleut siut, 61. und di totpezleut, was sie gebort haben
von des geschefte wegen, daz, schullen sie an aides stat und bei
treuen und bei eren vorswigenleichen pei in behalden und nindar
daz, melden an kaiuer stat, das dem geschefte schad were, 61, auch
66; Igl. Str. 32. 34. 82. si (her) czug sich der rede — czu (an)
totpetleute, 234. 236. man Jcann sie zur Zeugenschaft zwingen: daz
man t. darezu twingeu sal , daz, si sagen, was in gewissen ist, 247.
totbettsleute sind zeugen umb beschiedung, die ein man an seinem
totbett hat getan, I S. 359. Eines gescheftes, des di t. fürmuud und
geezeugen sein wellen, hat nicht crafft, 327 und 305. t. zahlen bei
Eintragung ins pergspuch jeder dem Schreiber einen grossen,
258b. 328. das haben behaut di vor genant totpetleut, Igl. Rspr.
XII. das sie mein todpettleut und geschefftleut sein, Igl. Stb.
III 224 a.
tot-het-man m. Testamentszeuge: ob derselbe t. gestet, als recht
ist, Igl. Str. 247. boret meinen totpetman = der Zeuge war, wie ich
zum Vormund dieser Kinder eingesetzt wurde. 260.
tote — töt-lich-keit 719
tote, totte sivm. Pate; Beschützer, Förderer; Patenlcind: er ist
eiu gotes böte und ist raiuer fröiden tote, Alex. 5180.
tceten sivv. Prät. töte, Part, getastet, getcet. 1. töten, 2. un-
gültig erklären: 2. hantvesten oder brieff — di tötet man wol mit
andern prieffen oder hantvesten, das sie hinnach kain kraft haben,
Igl. Str. 66. das der vorlegete und verlorne — brief mit desin
unserm brieffe gancz, gar unde volkomlich getött — sein gal, Stb.
Brüx N. 227.
töten-jar-register* stn. Verzeichnis der in einem Jahr Ver-
storbenen, Traut. Chr. 193.
töten-schein* stm. ein betrigender t. wird der Mensch genannt,
Ack. 36, 14.
tötig Adj. 1. totbringend, tödlich, 2. sterblich*: eur todig leib,
T— B Rom. 8, 11. von den todigen (toten) werken, Juden 6, 1.
toetigen. tödigen sivv. töten: daz, er uns opphert Got ernstlich
getodigten (getödtet, XI. Bibel) in dem fleisch, wan geleblichten
(lebendig gemachet, XI. Bibel) im geist, T— B I. Peter 3, 18. todigt
eure gelider; di gemain unkeuschung usw., Koloss. 3, 5. ob ir mit
dem geist todigt di werk des fleischs, ir lebt, Römer 8, 13. um dich
werden wir getodigt den ganzen tag, 8, 36.
tötigung* stf. die Tötung, der Tod: czu allen zeiten umtragen
wir di t. Jhesu in unserm leib, T— B II. Korinther 4, 10.
töt-lich, -leicli (tot-, toet-lich) Adj. 1. todbringend, tödlich,
2. todähnlich, des Todes, 3. sterblich: 1 daz, si üf tötlichen vär mit
roube namen ire nar, W. v. W. 6549. mit totlichen Sünden, Hier.
148, 10. — 3. er ist tunim, wer do beweinet die totlichen, Ack.
11, 13. von dem pösten aller totlicher (a pessimo mortalium), W — B
Esther 16, 15. allen totlichen = mortalibus, Job 36, 31. in der
Avustenunge, do nindert ein totlicher wonet, Job 38, 26. Wer bistu,
so das du dich vorchtest vor dem totlichen menschen? Js. 51, 12.
niemant sol clagen den tot der totlichen = Ausspruch des L.
Annaeus Senecca, Ack. 29, 18. Awer dorumb, das nach vorschulduug
unsers vaters Adam wir alle totlich warden sein und gar kurcz des
menschen leben ist, 01m. Stb. 45. in swacheit dises totlichen lebens,
Hier. 20, 19. dises t. leben, 43, 2. totliches gewandes beraubet
(entladen), Hier. 61, 10. 17, 19. von disem totlichem leben zu dem
ewigen himelreich, 61, 20. entblosse mich meines totlichen rockes
(des Leibes), 64, 15. kurtz sind die tage des totlichen menschen,
56, 10. totleich, -er = mortalis, Sol. 81, 31. 8, 16. der leut, die tot-
leich sind und sterben, 60, 40. ein vernunftiger totleicher mensch
bin ich, 77, 6. Grimosophiste wesen totlich, Alex. 22251. bistu t.
also wir, 22301. wann sie t. wseren, 22155; die den tötlichen mort
solden haben getan an dem edelen Tristan, Trist. 3232. daz, t. Un-
gemach, Alex. 13501. äne t. vär (Lebensgefahr) so mac nieman
komen dar, 24847. tcetliche freise — sie dolten, 15176.
töt-lich-keit, tötleichkeit (toet-licheit) stf. 1. Sterblichkeit,
2. Tod: der gewalt der tötlicheit hat und der ewikeit, Alex. Anh.
371. als saut Jeronimus des unreinen, unbederben gewandes diser
totlichkeit beraubet wart, Hier. 113, 1. swimmen auf den wassern
meiner tötleichkeit, Sol. 95, 14. sol des menschen t. dich loben 27, 7.
t hastu empfangen, 33, 20.
720 toet-ling — trachten
toet-ling* stm. verendetes Tier: welches ein tötlink ist, von dem
salt ir nicht essen, W — B Dent. 14, 21.
töt-slac stm. Totschlag: Geschiht abrr ein mort oder totslak
heinilich, Prag. Str. 34. wer do purgen sez um ain vride aiues tot-
slages, 48. umne totsiege [gefallen] dem richter fumf mark und den
scheppen czwo mark, Igl. Str. 257 b. di gesellen mit recht fürnemen
umh die auff leguug desselben todslags, Igl. Stb. V 84 c.
töt-sucht {bei Lex. Geistesabwesenheit n. 112 359b) stf. Pest*:
ouf dem stnle der t. = in cathedra pestilentiae, W— B Ps. 1, 1. die
leute und das vich in grosser t. werden sterben, Jer. 21, 6. wirt des
hungers und der t. sterben, Jer. 21, 9. Dein dritteil von t. wirt
sterben = peste morietur, Ez. 5, 12. die vorterpnisse und die t., Ez.
5, 17. in dem swerte und in dem hunger und in der t. wil ich
besuchen über dasselbe gesiechte (peste), Jer. 27, 8. Jagen wil ich
sie in dem swerte und in hunger und in t, Jer. 29, 18.
töt-suclitig (töt-sühtic) Adj. (bei L. nur = geistesabwesend)
pestbringend, pestilens: di ir hercze haben derhaben wider mich sam
einen totsuchtigen wint, W — B Jer. 51, 1.
toetunge stf. 1. Tötung, Vertilgung, 2. Ungültigkeitserklärung:
nicht wirt er vorterben uncz bis in die totunge = usque ad inter-
necionem, W— B Js. 51, 14. als ein schaf zu der t. wirt er gefurt
= ad occisionem, Js. 53, 7.
traben, draben, draven swv. eilen, reiten, traben : du (= do)
dy Behem in das closter trabtin, Dal. 97, 23 (42, 15).
töuden (töuwen, touwen?) sivv. ringend sterben: die sorge tuot
mich töuden, Alex. 17272.
tracli, -e (trache, tracke. drache, dracke) swm. Drache, aus lat.
draco: das ist der grosse trach und der rot und der aide slang, der
genant ist Sathanas, Sol. 42, 1. der alt trache, der empfremt ist
dem paradeis der wollust, 42, 10. du herr, der in den wassern hat
der trachen heupt zerbrochen, 42, 24. den trachen, 43, 4. Michael
und sein engel di streiten mit dem trakken und der trakk streit
und sein engel, T— B Offenb. 12, 7. der engel — begreif den tracken,
den alten slangen, der da ist teufel und sathanas, 20, 2.
traohen-zagel stm. Drachenschweif: das stern von dem himel
bis in das apgrund gevallen sint von schaurigem slag des trachen-
zagels, Sol. 71, 26.
tracht (traht, Gen. auch trehte) stf. 1. das Tragen, 2. die Last,
3. Schwangerschaft, 4. Holz, das bei einer Belagerung zum Ausfüllen
der Gräben zusammengetragen wird, 5. Belagerung: Gekrummet
werden sie zu der tracht (das Junge) und geperen = incurvantur
ad foetuin et pariunt, W — B Job 39, 3.
trachten (trabten, Brät, trahte) swv. intr. 1. an, über, auf
etwas denken, achten, erwägen, 2. streben, trachten nach, tr. 3. be-
denken, erwägen, 4. schätzen, 5. auslegen, anrechnen, 6. streben nach:
1. mit den jungelingen t, W — B Par. II 10, 8. tracht wir mit uns
selben = tractemus nobiscum, Esdr. II 6, 10. — 2. Einen jeden
sollichen (glücklich verheirateten) man ist auch liep, nach narung zu
stellen und zu t.. Ack. 43, 9.
trachtung — tratz 721
trachtung /trahtunge) stf. 1. das Benken an oder über ehvas,
2. Erwägung, Überlegung: 1. das er keine t. habe zu werltlicheu
dingen, Hier. 42, 24. er hatte keine t. uf den greiz (beachtete ihn
nicht), Dal. 65, 33 (24, 10).
trgege Adj. langsam, verdrossen: mir ist nit treg euch ze
schreiben, T— B Philipper 3, 1.
trsege (träge) Adv. langsam; verdrossen: sie warn gar t. geriten,
Alex. 13332.
tragen stv. 1 4 absol. tr. 1. tragen {im Mutterleibe), 2. an sich
haben, besitzen, bringen, führen, 3. erdulden, ertragen, 4. zuteil
werden lassen, 5. orden t. = Mönch sein, 6. refl. sich betragen, be-
nehmen, sich t. an = gelangen : Wann ich allewege euch allesampt
getragen habe in sunderlicher libe, Hier. 19. 1. nach den (Kindern
und Mann) sie ofte swaeren muot truoc, W. v. W. 6372. ir sorge
truoc üf fremden bau = wandte sich der Freude zu, 4927. grosser
denne meine wort getragen mugen, Hier. 8, 14. swaz, sie (die 24)
in gebietent und sagen den tac sie sullen veste tragen = die Ge-
meinde soll sich den Anordnungen der 24 fügen, W. v. W. 3886
vil herze die e truogen ho , die müez,en an fröiden wenken , Alex.
6356. ires tragenden amts und aides hiszgezalt, Traut. Chr. 152;
gegen ir truoc minneclichen wän Podius, Alex. 23812. sie truogen
wol mit im in ein (stimmten mit ihm überein), 24323. so getraue
ich euern gnaden wol, ir lasst mir nicht mer dorein tragen, sunder
ich hoffe, ich werde mein leib und gut baz, weren, Igl. Rspr. V. —
refl: die tjost so nitlich sich getruoc — daz, die beide beide sich
mit valle ergäben üf den plan, Trist. 1749. dö sich die zit des tages
truoc wol gen der vesperstunde, 1146.
trägen (auch treegen) swv. 1. träge sein oder werden, saumselig
sein, säumen, 2. verdrießen: 1. der kamerer begunde äne trägen
nach bevolner rede fragen = fragte ohne Säumen, wie ihm befohlen
worden, W. v. W. 2048.
träm (träni, -e, dräm. PI. treme, trseme) stswm. Balken, Riegel:
heisse bereiten einen hohen tram eines galgens, habende in die hoe
50 doumelen = trabem excelsam. W— B Esther 5, 14. den lesten
träm. Legende 687. 697. 703. 705. den heiligen t, 713. 744. 772.
806. 810. 815. 835. sichstu nit den trom in deim äuge, T— B Matth.
7, 3. 7, 5; Luk. 6, 42. er sal auch in di selbig (gemeinsame) mauer
seine trem legen, Igl. Stb. III 194 d.
trank stnm. Trank, Getränke: er gap im daz, t., T— B Mark.
15, 36. Phisica mit iren mancherleien steurenden trenken, Ack. 41, 5.
trank-gelt stn. Zechschuld: wer einem sein t. austret (mit der
Zeche durchgeht) — den kann man auf der Flucht anhalten, wenn
er sich aber in ein Haus flüchtet, so mag man im nicht angewinnen
äne des richters boten, Igl. Str. I S. 371.
trat stf. 1. das Treten, Tritt, 2. Weide, Viehtrift: alle wiesen,
wan sie sonsten in der tradt liegen, Taiding von Friedberg N. 58.
trapf'e (trappe, treppe siem. stsivf.) Treppe, Stufe: traepfe aufs
tuchmacherchor gebauet, Traut. Chr. 243. 258.
tratz, trutz stm. Widersetzlichkeit , Trotz, Feinseligkeit, als
Interj. trotz, = Trotz sei dir geboten! als ob sie spreche tratz allem
dem, daz, Schönheit in diser werlt von wiben treit, Trist. 4468. dir
Jelinek, Wörterbuch. 4b
722 trauben-speierl — treiben
zu trutze und zu tratze lebet sie, Scbretel 326. der da spricht zu
seim bruder: trutz, der wirt schuldig zu dem rate, T — B Mattb. 5, 22.
trauben-speierl* (von trübe sicm. sicstf. Traube und spir aus
spiber [lat. spica] Ähre)? racemus: die — eher cloube nicht ouf noch
in deinem Weingarten die traubenspeierl (racemos) und die abge-
vallen körner saltu nicht zusamenlesen, W— B Lev. 19, 10.
trauen s. truwen.
trauren s. trüren.
trauer-maeher* stm. Bringer von Schmerz und Leid, Beiwort
für den Tod: got — gerech mich an euch argen t, Ack. 12, 2.
trauren- weuder* stm. Befreier von Leiden: t. aller in dich
hoffender, Ack. 58, 1.
trauren- wenderin * stf. Erlöserin von Leiden, Ack. 29, 1.
traut s. trat.
trauwe s. treue.
treber stswf. Treber: gesät (gesättigt) von den trebern, die die
swein az,z,en, T — B Luk. 15, 16.
treber-gasse * sivf. in der trebergassen , Igl. Stb. IV 205 b;
IV 248 c.
treehsel-stül* (von drechseln sicv. drechseln, stuol stm.) stm.
Drehbank, Drechselbank: Wirt dann icht gelobet, das musz mit
schänden in einem trechselstule gedret werden, Ack. 45, 7.
treffen stv. 12—1. berühren, treffen, tangere, betreffen, 2. t.
an = ein Ziel erreichen, betreffen, 3. t. ze = Ziel und Ende worin
finden, gehören, gleichkommen, 4. mit einem = feindlich mit einem
zusammentreffen, kämpfen, 5. tr. mit einer Waffe treffen, 6. antreffen,
finden: 2. Und das trifft uns und unsere perkleute gar sere an
= tangit, Const. III 6, 13.
trefflieh (tief-, treffe-, treffen-lich) Adj. 1. vortrefflich, wichtig,
hauptsächlich, entsprechend, geeignet: durch aller kurfursten treff-
liche botschaft. die sie von Frankfurt (dem Wahlort) zum kunig
Albrecht gen Wienn mit ir aller sigl und machtbrieff ausgesant
haben, Olm. Stb. 45.
trege-lieh (auch trage-lich) Adj. erträglich: Und ein t. lere
wer das und sufczende wolde ich sweigen (tolerabile malum), W — B
Esther 7, 4.
treber (traher, treber) stm. Träne : daz, im die t. vielen, W. v. W.
2733. mit voller treher rere = unter reichlichen Tränen, 910.
treibel (tribel, aus mlat. tribulus mit Anlehnung an triben)
stm. fuscinula: und hatte einen dreigeczanten treibel in seiner hant
und lies den in den ereinen topf (fuscinulam tridentem), W — B
Könige I 2, 13.
treiben (triben) stv. II — 1. wenden, treiben, 2. zubringen, ver-
treiben, 3. etwas tun treiben; auch refl. einen stollen czu treiben in
unser dertruncken gepirge czu dem Czukmantel, Igl. Bgr. N. 76, 4.
die helde nitlich üf einander triben, Trist. 1741. 2067. nach
Ernesten si vaste triben, Ernst. 3094. Hansel Panczman hette ein
silber getriben pei nacht in dem ersten slaffe oder in der maz,e, do
er kein gesworn leute nicht pei hette weder gaumer noch hutte-
reiter, pei beslossener tür, das ein vorpoten sache were von uusers
herren des kaisers wegen pei leib und bei gute. Igl. Bspr. XVI. — ab
treien — treugen 723
kein man ader weib von des gutes wegen die frau hoher mit dem
rechten treiben und eiden wolle, Igl. Rspr. V.
treien s. triiweii.
treck-weg (von trecken swv. Intens, zu trechen, ziehen) stm.
Weg zum Fördern des Erzes aus dem Bergwerk: Wir haben unsere
hespel ab und unsere t. aufgebaut mit unser sawer arbait, Igl. Bgr.
N. 53, 10.
treinen (drämen, trämen) sivv. mit Balken versehen: der Gregori
frei darein (in der gemeinsamen fridmauer) tremen (Balken einlegen)
mag, Igl. Stb. V 277 b. so einer dorein (in die bloß von Hans Lidl
erbaute gemeinsame Mauer) wolt pawen ader tremen, der sol des
hansen Lidls — dorumb abkomen noch rat fromer leut, Igl. Stb. V
187 d. der Linhittl sol dorein (in die vom Nachbar gebaute gemein-
same Mauer) frey tremen, V 42 c.
tremuud (tragemunt, tragmunt aus mfranz. dromon, griech.
ÖQÖjxmv) stm. langes, schnellfahrendes Kriegsschiff: in kielen und
tremunden, Ales. 15371.
trenke stf. Tränke: er fürt den esel zu der t., T — B Luk.
13, 15.
tres-kanier (trese - kamere aus franz. tresor, lat. thesaurus)
f. 1. Schatzkammer, 2. Sakristei: 2. Traut, Chr. 25. 175. 180. 234.
tres-kamer-tür* stf. 1. Tür zur Schatzkammer, 2. zur Sakristei,
Traut. Chr. 302.
treten, tretten stv. 11 treten; geraten; von etwa^ t. = ablassen
von, abfallen: nach der ougen gruoz, trat sie dem kinde (Tristan)
üf den fuoz,, Trist. 3460.
trettunge* (mhd. nur in übertretunge belegt) stf. conculcatio:
in ein t, W— B Js. 57, 20.
treu-, trei-brief* stm. Trauungsschein: treuwbrief, Traut,
Chr. 54.
treue (triuwe, triwe, triu) stf. 1. Aufrichtigkeit, Zuverlässigkeit,
Treue, 2. gegebenes Wort, Gelübde, Versprechen, 3. in (bi) triu wen
in Wahrheit, traun: es haben sunderleich gelobt bei iren treuen,
das die trew ein aid sei — das sie wider unsern herrn u. die stat
kein untat mer tun wolden, Buch der Gebrechen S. 244. ein volles
recht haben nach iren rechten trouwen, Igl. Bgr. 117, 3. das ich
in kraft dies briefs bei meinen trauen und waren worten zusag,
Traut. Chr. 127.
treue, treuwe Adj. aufrichtig, treu, zuverlässig: die summ gelts
zu trewer hant eingenommen, Igl. Stb. V45a. narung, weliche im
seine muetter czu t. h. hat czu behalden gegeben, V 173 c.
treuen s. trüwen.
treuffe (trouf, -e) stswf. Dachtraufe; Traufe, Balsam: Jacob
Milichprot gelassen und gunnet hat die selbe treuff von dem benanten
futergaren (s. dieses Wort) in seinen hoff lassen treuffen, Igl. Stb.
III 133 b. einer rinnen wegen und der treuffe, di do get von dem
futergaren des Andres in des Jacobs Milichprots hoff, III 133 a;
HlA158a.
treugen* (= trückenen, trücken, truekenen, trucken) swv. tr.
trocken machen, austrocknen: ist, das er bewisen mag, das er (der
suchstolle,) 7 lochter treuget eins lehens tiff — , D I R I 3, 2. Und
46*
724 treu-lick — trikeit
ist, das der stolle also vil czuninipt, das er mit seiner eraft auff die
teuffe auderhalbes leheus oder czu dem minsten auf czehen mas
getreugken mag und den wint inleiten, so gewinnet er allererst den
namen eines reckten Stollen czu kaben , Const. II 4, 13. Brenget er
abir sinen Stollen an di stat, das er treuget anderkalbes lekens
(= 10 l/a Lackter) tiff adir czu dem minsten czeken lockter, so keisset
is von reckte ein erbkaf tig stolle, DIR I 4, 3. beweiset der stollen-
meister mit seiner hantvest, das im der kerczog den Stollen czu
einem erbstollen vorliken kat, und wanne di sckeppen bekant kaben,
das ber treuget vir und czwenczik lockter, so teil wir czu einem
reckten, das das tifist dem Stollen stollenreckt sckol geben, Igl. Bgr.
X. 71, 2. Des selben Stollen meister quam in einen dertrunken
sckacht, der kete wol suben leben, und treugete di leken — X. 71. 1.
do er es (das wasser) getreuget, X. 69. si haken geseken ein wenick
wasser, das tret (treuget E, trert G) nider, das stet in dem Stollen
und fleusset nindert (wohl trert = treufeit , sickert herab) N. 74, 1.
das der stolle treuget 15 lockter, N. 75, 1 ; s. trucken.
treu-lich (triuwe-licke, -en) Adv. treulich, treu: des (letzten
'Willens) zu fnrmund kat er gemacht den Kluger Mickl, damit t. zu
kandeln, Igl. Stb. III 326 b.
treurig (= trürec) der treurig kimel rötet (als Zeichen
kommenden Hagels), T— B Mattk. 16, 3.
treuwen (wohl treiben = triben) stv. II treiben: in- und aus-
treuwen des Yiekes, Brunn. Str. DI 199. wider treuwen, II 225.
triboc. driboc stm. eine Belagerungs-, Schleadermaschine: mit
dem tribocke gröz, an daz, tor manic stöz, crefteclicken ergienc, Alex.
14983. 19965. tribocken (sivv. PL), pketeraere. 2513.
tribuner (tribune sicm.) stm.* tribunus: Lisias, der tribuner,
T — B Botenb. 24. 7. ez, wart derkunt dem t. der gesellsckaft. 21, 31.
21, 33. zu dem t, 23, 17.
trieb-gerechtigkeit (von trip, Gen. tribes stm.) stf. Weiderecht:
daß die dörffer ein alte t. in den marggräff. wald kaben, Eger. Ckr.
1199 S. 377.
triefen stv. III b triefen, tropfen: Triefet ir kimel dorauf und die
wölken regen den gerechten = Rorate coeli desuper et nubes pluant
justum, W — B Js. 45, 8. las trifen an seinen grünt = faciet distilare
ad fundamentum eius (arae), Lev. 5, 9. die kimel truffen mit
wassern = distilaveruut, Richter 5, 4. inredes tröf Keie ker zu vuoz,e,
Trist. 2168.
triegen stv. III b trügen, betrügen: ob ick nu disen man siner
frage triegen kan und im die wärkeit nickt ensage, W. v. W. 2679 ff.
den kab ick nock ze geziuge, daz, ick iuck nikt entriuge, Ales.
26326.
trieg-lich (vom Adj. triege-lick) Adv. unaufrichtig, trügerisch:
si teten triklick mit iren zungen. T — B Römer 3, 13.
triekeit (triege-keit) stf. Trug, Falschheit: T— B I. Peter 2, 1.
an trigkait, 2, 2. 3, 10. trickait, I. Tkessal. 2, 3. si redent di lug
in trickait, I. Timotk. 4, 2. ick vieng euck mit trikait, II. Korintk.
13, 16; Römer 1, 29. daz, sie Jkesus kielten mit t. (falscke XL Bibel)
und in derslugen, Mattk. 26, 4. nit tu t, Mark. 7, 22. in dem da
nit ist t, Jok. 1, 47; Jkesus merkt ire t., Luk. 20. 23. t., Mark. 7. 22.
triel — trogen 725
triel stm. Lippe, Mund: die mursiel — stiez, er toerische in den
triel, Trist. 5280. er znrzerrete im (dem bern) den triel, Schretel 240.
trift stf. stm. 1. das Schwemmen und Flößen des Holzes, 2. Trift,
Weide, 3. was getrieben ivird, Herde, 4. das Tun, Treiben, Art,
Lebensweise: 2. durch den saamen (besätes Feld) seinen trifft zu
suchen, Eger. Chr. 1199 S. 376. geschieht darumb, daß die von
Fischern den trifft (die Hutweide) besaamen, 1199 S. 375 und
N. 1125.
trift- weg* stm. Weg zur Hutweide: seinen t. zu vorschließen,
Eger. Chr. 1199 S. 376.
trink-gelt stn. für Getränk zu zahlende Zeche, bihales: Prag.
Eb. 113; Bräun. Str. II 196 (debituni pincernae), 1173. Wer trink-
gelt auf den andern erstet, der schol im das gelten in drein
tagen, Igl. Str. 103.
trink-kopf * von köpf, koph stf. 1. Trinkgefäß, Becher, 2. Hirn-
schale, Kopf, 3. Kehlkopf? stm. Trinkgefäß, phiala : W — B III. Kön.
7, 50; IV. Kön. 25, 15; I. Par. 28, 17. 34 c.
trink - pfennig stm. Trinkgeld: Auch die losunger und die
schepfen sullen nimmer t. aus der losunge nemen und sullen auch
iren dinern niemer von der stat trinkgeld geben, Prag. Str. 68, 110.
69, 113.
trink-vas (trinc-vaz,) stn. Trinkgefäß: die rouchvas u. die t.,
W— B IV. Kön. 23, 4. ein silberein t, Num. 7, 19. 7,25. 7,67;
Trist. 616. 907.
trisch (bei Lexer nur: daz, (waz.zer) nam von felsen manegen
trisch: vrisch, Virg. 273, 5 und Anm.) stm. sie saezten die — Scharka
— neben den wege auf einen trisch, Böhm. Chr. 13.
triste (vom bair. tristen, tristem in einen Haufen aufrichten,
aufschichten) swf. ? Haufe z. B. von Stroh : Hess ein tristen stro
machen, Chlum. 128; s. strötristen.
triubel stm. (nicht n., PI. trübelen, drübelen sivmn.?) 1. Traube,
2. gelocktes Haar; 3. Rosine: 1. edelstein — als die triubeln hiengen,
Alex. 22663.
triumphier-liehen* Adv. im Triumph festlich: den 30. jan. 1594
ist erzherzog Ernst von Wien in Prüssel in Brabant eingezogen und
t. angenomen und empfangen, Traut. Chr. 317.
triuten (auch truten) siov. liebhaben, liebkosen, umarmen, oft
wie minnen = beschlafen : die der heehster keiser triutet, W. v. W.
7903. die schibe mir bediutet, daz, mich frou Seelde triutet, Alex.
1924. des herze ouch manheit triutet, 7414. die werlt unstsete
triutet, 7783. kumet ir megde t, Trist. 4975. wer den getriuwen
er entblutet, sins selbs heil er triutet, Ernst 4328.
triuten stn. subst. Inf. von triuten: solden die süez,en daz, niht
klagen, die in ir herren heten erslagen, daz, von der bluotigen hant
ir schäme triutens wart erniant? Alex. 8720.
triuwe s. treue.
troger, trogner (trügener stm.) swm.? Betrüger, Heuchler: als
di trogern {Gleisner, Heuchler) tund in den Synagogen, T — B Matth.
6, 2. 6, 5. 6, 16 ; s. trügensere.
726 troisirer — trucke
troisirer* (trossierer stm. Troßknecht oder von trofieren, tru-
fieren aus mlat. truffare, franz. truffer täuschen, betrügen) stm. komo
levis, Brunn. Str. I 368.
trolde swf.? — tolde swsif. swm. Wipfel oder Krone einer
Pflanze: es (das holz) machet trolden (comam), sam do es zu dem
ersten gepflanczet was, W— B Joh 14, 9.
trön, thron stm. Thron : die trcene dort oben in dem himelrich,
Trist. 3922.
tropf el {auch tropf elin) stn. kleiner Tropfe: ein deines tropf el
seiner rede haben (wir) gebort, W— B Job. 26, 14.
trosse-bübe* (von trosse stf. Gepäck und buobe swm. Diener,
Knabe), swm. Troßknecht: Traut. Chr. 321.
trosseln (vgl. drüz,z,el stm. Gurgel, Schlund, Kehle, Rüssel,
Schnauze, droz,z,eler stm. jugulator) suvn. drosseln, würgen: das er
sein weib — getrosselt und also jämmerlich ermordt und umbbracht
hat, Eger. Achtb. II 216.
trösten (und trcesten, Prät. tröste, Part, getrcestet, getrost)
swv. 1. trösten, ermutigen, erheitern, 2. refl. mit Gen. sein Vertrauen
auf etwas setzen, sich verlassen auf, 3. tr. Sicherheit und Schutz,
Geleite gewähren, 4. einen uf ein zil tr. = auf eine bestimmte Zeit
Zahlung versprechen, 5. Bürgschaft leisten für: die bergmeister sol
man nicht mit ercze sunder mit pfennigen trösten = entlohnen,
Const. I 7, 22.
tröst-lich (auch troestlich) Adj. 1. zuversichtlich, mutig, 2. zu-
verlässig, 3. Trost gebend, hilfreich: 3. den trostlichen Romer Boecium
(weil er Verfasser des Werkes „De consolatione philosophiae ist),
Ack. 46, 12.
tröstunge (auch troestunge) stf. 1. Trost, 2. Hilfe, Erleichterung,
3. gegenseitiges Versprechen, einander keinen Schaden zuzufügen,
4. Sicher Stellung, Bürgschaft, 5. sicheres Geleit: Und im hab ich wider-
gegeben t. (consolationes), W — B Js. 57. 18. das ein geselle der
arbeit sei auch ein geselle der t. Const. III 1 , 4.
trotzen (tratzen, tretzen) swv. 1. Trotz bieten, 2. reizen, necken,
zum besten halten: Und niemant was, der dem volke troczte (in-
sultaret populo isti) nur wenne sie czogen von dem dienste ires
kerren gotis (nisi quando recessit a cultu Domini Dei sui), W — B
Judith 5, 17.
trotz-licli (traz-lich) Adj. trotzig: auf sulcke seine drotzlicke
rede und koen, Elbog. Chr. 82, 38.
trübe s. trüebe.
trüb-nisse (trüebenisse) stfn. Betrübnis: das die Pehem ires
trupnusz und schaden gen im (Ottokar II.) nicht hatten vorgessen,
Böhm. Chr. 92.
trüb-sal (trüebesal) stn. m. f. 1. Trübheit, Finsternis, Betrübnis:
ein sele mit t. vorczeret (moerore consumptam), W — B Deut. 28, 65.
2. Verfolgung: so daz. t. und die jagung wirt geborn, T — B Mark.
4, 17. nit vorchtent kein trubsal. I. Peter 3. 6. ir werdet kaben daz,
t. 10 tag. Ofenb. 2, 10. micbll t. (durckecktung, XL Bibel),
Botenb. 8, i.
truehe s. trübe.
trucken — trukait 727
trucken (truckene, trückene) stf. 1. Trockenheit, 2. trockene
Stelle: durch die t. = per siccum, W — B Ex. 15, 19. sie gierigen
peide über durch die t., Könige IV 2, 8. die wasser, die under dem
himel sint, samen sich an ein stat und erscheine die trucken, Gen.
1, 9. ob das wasser gefallen ist von der dürre der czeit und der t.,
Igl. Bgr. N. 72, 1. ir (der gestirne) t., ir na^, Trist. 231.
trucken (auch trucken, trückenen, truckenen) swv. trocken
machen, siccare: der tiffste (erbstolle) und der do tiffer trucket, sol
sein recht und sein aigenschaft -vor andern stolln behalten, Igl. Bgr.
N. 77, 3. das sie mit irem teich unbetwungen sullen sein abczu-
lassen und czu trucken, Igl. Stb. V 78 c; s. treugen.
trüebe stf. = 1. Unklarheit, Finsternis, 2. Betrübnis: im (dem
menschen) enkseme ein t. darunter, W. v. W. 6748.
trüftern siov. Getreide fochern (durch Werfen von der Spreu
reinigen) : Und do Gedeon trüfterte und vegte getreide in der presse
== cumque G. excuteret atque purgaret frumenta in torculari, W — B
Richter I 6, 11.
trüge stf. Trug, Betrug: durch valscher nider trüge, Trist. 3518.
trügensere, trugner, trügner stm. Betrüger = illusor, W — B
Spr. 13, 1 . 17, 4. ketzer, t. und andre böse leute, Hier. 99, 7. unser
gote sint trügensere, W. v. W. 7633. mit wärhat'tem msere er hat
sie vür t., 5788f.; Trist. 349. trueern (gleichßner, XI. Bibel) T— B
Luk. 12, 56; Matth. 23, 13. 23, 15. 23, 23. 24, 51; s. troger.
trügen-haftig Adj. trügerisch, täuschend: das Elias in war-
haftigem gerichte gewesen sei nicht in trugenhaftigen träumen,
Eier. 221, 10. ein trugenhaftiges leben (fallax), Sol. 8, 22.
trügen-lichen Adv. trügerisch: Alle dise fursten sint abneigende
(declinautes), wandernde trugenlichen (frandulenter), W— B Jer. 6, 28.
trugen-schaft* stf. pellicatus: soltu nicht nemen zu einer t.
= in pellicatum illius non accipies, W — B Lev. 18, 18.
trüge-saui, trug-sam Adj. trüglich, täuschend: das ich siglos
worden sei durch seine trügesame liste, Hier. 73, 15. ein trugsames
gwaches leben, 61, 25. mit seinen trugsamen kunsten, Sol. 42, 38.
trügnusse (trügenisse, trugenisse) slfn. Betrug, Einbildung, Spuk,
Blendwerk, weissagende t. ires herczens = prophetantium seductiones
cordis sui, W — B Jer. 23, 26. argelist und truknusse (fraus) sol
nimande helfen, Const. IH 5, 13. das si das nicht tun czu trucknusse
irer gewerken, III 5, 13 (in fraudem concolonorum), an argelist und
truknusse = sine omni dolo et fraude, II 1, 8. alle unser weg
hat er mit trugnusz erfüllet zu vahen unser sele, Sol. 43, 15. daz,
der tiuvel und sin trucnüsse mich verbirt Schretel, 139. si wanten
in zu sein ain trugnuz,z, (hielten ihn für ein Phantom), T — B Mark.
6, 49. es ist ein t. (Vision), Matth.) 14, 26.
truhe (truhe) swf. Lade, (Geld-)kiste, Schrank: Prag. Str.
89, 6. von einer truchen , die nicht slos hat 1 helbling, Budw.
Urkb. 477.
trühel, trühlin stn. kleine Truhe, kleiner Schrank: pfeil und
dartzu czwu (also f.) deine trüblen mit angesetzten pfeilen, Stb.
Brüx N. 345.
trukait s. triekeit : die t. des reichtum, T— B Mark. 4, 19.
728 trumb — tuft
truiub (drum, PI. drum, drumer) stn. 1. Endstück, Ende,
2. Splitter, Stück, 3. Stück einer Decke, 4. bergm. Seitenabzweigung
einer Erzader: ich muett und beger — freiung als nemlich auf
einem trumb, das von dem hauptgang wekfeldt aus der vierung in
das hanget — , Igl. Mut. 17.
trumete, stf. Trommel: trumeten, ein scharschawn, Igl. Stb.
V 182 b.
trunzel (Dem. von trunze, drunze swf. trunzün stm. n.) stn.
kiemer Speer Splitter: er kam geriten mit einem trunz,el in tjostes
siten. Ales. 7958; s. auch drunzel.
trunzün {auch trunze, drunze sicf.) stm. n. abgebrochenes Speer-
stück, Splitter (aus franz. tronche, trongon aus griech.-lat. thyrsus):
die t. saeh man stigen hoch, W. v. W. 4668. uf man die trunzüne
stigen sach, 7354.
trnop-heit stf. Trübung, Trübheit: got — diser zweier triuwe
an sach diu äne t. bi in was, W. v. W. 1941. so hat steeter fröude
wunder äne t. undervar des himels ingesinde gar, 6750 ff.
trüren stov. trauern: din vröude die trüret, Trist. 6638.
trfit stmn. Liebling, Geliebte (r), Gemahl(in), Tristan und sin
trat Isöt. Trist. 3141. 867. 6617.
trutz s. tratz.
trüwen swv. 1. Zuversicht haben, hoffen, erwarten; 2. beab-
sichtigen; 3. jemandem glauben, ihm zutrauen, 4. vertrauen, anver-
trauen; 5. ehelich verloben, trauen: 5. däz, mir getruwet würde ein
maget, Trist. 1074. Adam Emier ist mit "Wenzel Patzeits tochter
Anna getreiet worden, Traut. Chr. 58. 272. 280. 284. 290. 296.
tscliabrini* f.? Kleid '(?): von grüenem vritschäl ein tschabrun
lac da, Trist. 1171.
tüch-bereiter* stm. Tuchbereiter {Tuchappreteur) Tuchmacher:
der t. hantwerk der sache (Aufruhr gegen den Richter und die
Gemeinde) aller ein ursach und anevauk ist, Igl. Stb. II 106 d. In der-
selben czeit besampte (versammelte sich) der tuchbereitter hantwerk
und prachten czu in di vir hantwerk: sneider, schuster, ledrer
und kursensnider (nicht wie T. liest chursmide), Igl. Str. 190b.
tüch-knappe (aus tuoch stn. und knappe swm.) sivtn. Tuch-
machergeselle: der tuchknapfe, Traut. Chr. 135.
tüch-macher (tuoch-macher, -mecher) stm. Tuchmacher: die t.
ader scherer, Eg. Str. C. 47; Igl. Str. 208.
tücli-inacner-knecht* stm. Tuchmachergeselle, Olm. Stb. 96 a, 3.
tüehinacher-kor * stn. Kirchenchor für die Tuchmacherzunft:
er ligt begraben gegen dem pfeiler über under tem t., Traut.
Chr. 25.
tüch-presse* stf. Tuchpresse: di t. mit dem gerete daz, dorczu
gehört, Igl. Stb. III 200 c.
tüchtig (tühtec, -ic) Adj. brauchbar, wacker, tüchtig: war zu
ir tüchtig wert, das ir so vil gewaltes hapt, Ack. 21, 3. e das t.
dann das untüchtig nimpt er (der Tod) hin, 21, 12.
tiich-weber* stm. Tuchweber, Aussig. ITrkdb. N. 44.
tuft stf. Dunst, Nebel, Tau, Reif: des touwes risel und sin
tuft, Trist. 1766.
tugen — tunkel 729
tilgen, tügen unregehn. Zw. mit sw. Prät, Präs. tone, Konj.
tüge , Prät. tönte, tonte, seit dem 13. Jh. entwickelt sich daneben
ein sivv. tugen, togen, tougen: tüchtig, brauchbar sein, nützen, an-
gemessen, schicklich sein: er gedähte, ob er sie fuorte hin (mit sich
übers 31eer), daz, im daz, niht entöhte (nicht gut wäre), wand sie
verderben möhte, W. v. W. 2406 ff. so was der man ouch tilgende
dem herzen und auch dem muote, Trist. 1654.
tugeud-bernde* %>o,rt. Adj. reich an Vorzügen: er clagte irn
tugendbernden lip. Alex. 10356.
tüg-lich Adj. tauglich, brauchbar: wirdig und t. (tüchtig H)
und auch getrewe, Const. 1 12, 2.
tug-lieü-keit (tügelicheit) stf. Eignung, Beschaffenheit: das aus
ereze ein gemein forme und muneze mit gewisser grosse und t. ge-
slagen werde = sub certa ouantitate et qualitate, Const. III 6, Einl.
tulinatzer (tolmetze, tolmetsche, tulmetz swm. tolmetzer, tol-
matzer stm. aus slav. tlumac) stm. Dolmetsch: wo wolt ir doch tul-
maezer und vorsprechen nemen? Böhm. Chr. 41. Wo wolt er (= ir)
nemen tulmetschin, wau er (= ir) stet vor minir frowen deutschin,
Dal. 96, 37 (41, 37).
tumeln swv. taumeln, sich schnell bewegen: Was bedeutet sich
das geschrei der tumelnden stat: Quid sibi vult clamor civitatis
tumultuantis ? W — B Könige 1111,41. Vor dem eingange des slaf-
gadems tumelten sie und kunstlichen ein gereieze machten sie in
Sachen der erweknüsse, so das nicht von den weckenden sunder von
den schimpfenden (a sonantibus) Holofernes erwachte, Judith 14, 9.
tumidig (die-müetec) Adj. herablassend, bescheiden: herezog
Wenczlab was t. (tschech. pokoren), Dal. 70, 25 (28, 3).
tummern (bei Lexer klopfen, schlagen, Jerosch. 84 a) swv. sich
bemühen um*?: Do Wlasta het daz, lant bekommert, umb daz, recht
si tummert (präva potäza), Dal. 46, 22 (14, 6).
tump-heit stf. Torheit, Dummheit, unkluge Handlungsweise:
Nicht wirt im beheglich sein grimmige t. (vecordia) und als ein
webe der spinnen ist sein getrawen (fiducia), W— B Job. 8, 14. wie
sint die claren kindelin mit unser t. behuot, W. v. W. 1978. kunt
ir vor tumpheit iueh bewarn, so latent soliche rede varn, Alex. 601.
tumn-lich Adj. unverständig, einfältig: so dunket ez, mich t.,
Schretel 143.
tun (tuon) unregehn. Zw. tun, machen usw. Ewer schreiben, uns
lecz gethun = zugesendet, zugekommen: Igl. Bgr. 92, 1. 83, 1. 111.
ouch so hat sich dirre man so genzlich des ze mir getan, daz, ez,
von mir verswigen si (mir so viel Vertrauen geschenkt), Alex. 18050.
— 80 selmes zu tun, Igl. Stb. III 326 a.
Tiinauwe (Tuonouwe) stn. Donau: bei der T., Ernst. 1478.
tünich* f. Tünche (vgl. mhd. tünchen aus lat. tunicare, tünchen),
Traut. Chr. 193.
tunken (auch dünken) swv. tunken, tauchen: tunke der priester
seinen vinger in das blut, W— B Lev. 4, 25. tunkte die — ruten —
in das honieseim (intinxit virgam in favum mellis), Könige 1 14, 27.
tunke her in des toten Sperlings blute, Lev. 14, 6. 14, 51.
tunkel (mhd. stf.) das Dunkel: in der tunkel, Trist. 2065. 2239.
hier subst. Adj. n. : in dem tunkein, W — B Ps. 11, 2.
730 tuime — turren
tunne (auch tonne) swstf. Tonne: von jeder tunnen heringe
dürfen die Bewohner von Brüx 1 haller zoll ufheben. Stb. Brüx
N. 123. 17 Sweidniczer alt pir und czwo tunnen, Igl. Stb. III 112a.
tüpphelecht* Adj. mit Tupfen versehen: der hat einen roten
part und har rot und ist t. under den äugen, Buch der Gebrechen
S. 226.
tür-gericute* als er (der teufel) des erwirdigen sant Jeronimus
bilde gemalet sach auf der zellen türgerichte, so mochte er die
s wellen derselben zellen mit nichte übertreten. Hier. 185, 8.
türkel- taube, turkil-toube (turtel-, türtel-tübe) swf. Turtel-
taube. Die Formen mit k sind im westlichen Böhmen jetzt fast aus-
schließlich im Gebrauch, Knieschek, mein auserwelte turkeltaube
mir empfremdet, Ack. 4. 12. czwu turkiltouben oder die czwei
toubenkeuchel, W— B Lev. 5, 11. 12, 6 Num. 6, 10. ein türkel-
touben, Gen. 15, 9. Ist aber, das das opfer des ganczenczunten opfers
wirt von vogiln unsern herren von turkiltouben keuchein und die
touben sol opfern der priester auf dem alter. Lev. 1, 14. czwu turtil-
touben, Lev. 15. 14. schone sint deine wengel als der turkiltouben,
Hohes Lied 1, 9. 2. 12.
turkil-teubel, -toubil (turtel-tiubelin) stn. kl. Turteltaube:
ein toubenkeuchel oder ein turkilteubel — czwei turkiltöubil,
Lev. 12, 6. In den deutschen Volksliedern aus Böhmen, hrsg. v. Ver.
zur Verbreitung gemeinnütziger Kenntnisse in Prag 1888 III. Abt.
N. 75 findet sich turkeltäuwala zxceimal aus Eger-Plan.
tiirken-glocke swf. Glocke, in Türkengefahr zu läuten, Traut.
Chr. 315.
türnielicht (türmel, turmelic, trumlic) Adj. schwindlig : infolge
eines Unwetters haben die leute gehust, sind t. in hauptern gewest,
etzlich haben blut ausgeworfen, Traut. Chr. 251. Avan die leute (von
dem schlechten Getreide) gepachen und gessen haben, das sie gar in
köpfen wüste und türmlicht krank sind worden, 298.
turmelunge, turinlunge stf. turbo, Wirbelsturm: nebel geiagt
von den turmlungen (wiudspreul, XL Bibel) T — B IL Peter 2, 17.
zu der t.. Juden 12, 18.
turn (auch türm, aus lat. turris) stm. Turm: turn der kreft
Israhel, Sol. 31, 15. turn meiner Sterke, 2, 18.
turnei stm. Turnier, manchmal auch ernster Kampf ) atis franz.
tournoi, lat. tornus = Töpferscheibe, tornare: nü was der t. begat,
W. v. W. 7364. aldar man einen t. sprach. 5319. ein t. wser aldar
genomen (angesetzt), 7253. 7257. 7265. 7278.
turner (auch türner) stm. Türmer, Turmwächter, vielfach die
einzig befugten Musikanten, z. B. Igl. Ms. S. 3.
furnieren swv. das Boß tummeln; turnieren: do brachte Ogierz
tornyren und stechen in daz, lant, Böhm. Chr. 84.
turoner haller (turnös, turnes) stm. mit oder ohne grosse
(Groschen), grossus Turonensis, franz. gros Tournois, alte franz.
Silbermünze, die schon 1204 in Tour geschlagen wurde und sich bis
ins 16. Jh. erhalten hat : Und verwar czwainczigk lat und 25 quinteid
die sullen wegen 600 tnroner haller, W — B Ez. 45, 12.
turren unregehn. Zw., Prät. torste. tcagen, sich unterstehen,
getrauen : "Wie tarstu ie erzürnen mich. W. v. W. 4808. doch torste
turrer — türstikeit 731
er darwider nicht gereden, 5156. die heiden turren doch in striten
der kristen nicht erbiten, 4555. wider den niruant reden tar — sie
— gelogen mere wol sagen turren, Ack. 24, 11. Torst ir der warheit
bekennen, 25. 14. Das got gesprochen hat, mit welcher künheit
getar imant das widersprechen, Hier. 18. 10. also das zu seiner
wouunge nimant komen torste, 159. 19. thar, thaer, thuren, thoren
= wagen, Elbog. Chr. 43, 15. 50, 5. 89, 31. 160, 12 nsiv. thuren, Eger
Chr. N. 1174. thuren = dürfen. Traut. Chr. 71. — das niemant vor
im (dem neufenger) oder noch im in der masse aines lehens arbeiten
geturre, Igl. Bgr. U — A 16. Wenne ousgeczogen sint die meise ous
iren holern, turrende uns zu reiczen zu dem streite, = ausi sunt
provocare nos ad proelium, W — B Judith 14, 12. wenne nimant
torste das geczelt der craft der assiren ouftun, 14, 10- ich wolde
gern die dein sein, thörste ich vor meiner fürstinne, Böhm. Chr. 12.
furpas keiner sich torste weren noch an die Wlasta reiten, 10. sie
torsten doch den meiden nicht begegen, 11.
turrer* stm. der etwas zu unternehmen wagt, Täter: Auch ist
in dem gepirge eines notdurft, das gleiche pusse den turrer und den
vorhenger bestricke = agentes et consentientes — constringantur,
Const. I 7, 8.
turstig, türstig Adj. kühn, verwegen, etwas wagend: Welcher
ist diser unbesnitne Philister, der do t. ist (ausus est) zu vluchen
dem herren des lebendigen gotis, W— B Könige I 17, 36. der do
turstik was (ausus est) zu lassen seine haut in die Juden, Esther
8, 7. übel — gedenken mit turstigen argen sinnen, Hier. 214, 2.
ein turstiger, kuner und werhaftiger Pehem, Böhm. Chr. 50.
den toren ist gegeben, das sie t. sein, und den clugen, das sie wer-
haftig sein, 17. Heinrich von Kärnten — was nicht menlich noch
torstis-, Böhm. Chr. 100. einen torstigen u. werhaftigen man, Böhm.
Chr. 18.
türstig-lich Adj. kühn, verwegen: wir wullen mit tursticlicher
schar uns ehir slän um die nar (um Lebensmittel kämpfen), Ernst
2149.
turstig-licnen Adv. auf kühne, verwegene Weise: das ich so
unmuglicher dinge mich so t. underwunden hab, Hier. 1, 12. wer
seiner krankheit (Schwäche) t. gelaubet, verfällt dein Bösen, 21, 11.
wer bin ich, das ich mit dir rede so t. ? 73, 23. den knaben hiez, er
den grifen an, der tet daz, türsteclichen nuo, Alex. Anh. 805. t. ze
reden, T — B Botenb. 2, 28. er rit (riet) im torsticlichen, Böhm. Chr. 18.
türstikeit, türstikeit stf. Mut, Wagemut, Vertrauen, audacia,
praesumptio : welcher die turstichait biet, das er wider unser pot an
chainerlai sach tuet, der schol daz, wissen, daz, unser aller sweristen
veintschaft darum haben und leiden muez,z,en, Brunn. Str. II 154.
die unweise t. alles fleisches (praesumptio), Sol. 62, 31. durch den
(Christus) wir haben eine behaldige t. = fiduciam repositam, 22, 32.
von gut durstigkeit und vorcht, Ack. 48, 9. wer sich nicht furchtet,
der gelaubet seiner türstikeit, Hier. 21, 11. er lert di ding — mit
aller turstikait (zuversiebt, XL Bibel), T— B Botenb. 28, 31. reden
dein wort mit aller t., 4,30. er redt mit t., 19,8. des Sobiesslav
torstigkeit, Böhm. Chr. 69: sich von solcher torstikait und gotlicher
Verspottung enthalten, Eger. Chr. 1125.
732 tür-studel — twerhe
tür-studel (tür-studel, -stuodel) stn. f. Türpfosten : er machte in
dem eingange des tempils türstüdel von olpoumeinem holcze gevir-
winkelte. W — B Könige III 6. 33. er begreiffe beide türen der
pf orten mit den türstüdeln nnd mit dem slosse und legte (sie) ouf
sein achsiln und trug sie auf die spicze des perges, Richter 16, 3.
halde in czu der tür und czu dem t., Ex. 21, 6. ob da? wachs üf
da? t. si geleit, Trist. 5929; Alex. 22649.
tütein swv. schmeicheln: ich wei? wol, da? von gros?in neit
uns zcu tutein (?) und reiczin unsir leut (ze okolo näs kuso sladie),
Dal. 118, 15 (53, 38).
tusen Adj. gelb: einen tusen hosen (hose stf.. hier wohl sicrn.),
das tusen hozen — ern tosen hozen — der t. hozen, Espr. V.
tuster stn. Gespenst, Kobold: da? boese tuster ungeslacht,
Schretel 225.
tuvelich s. teuvel-lich.
twahen, dwahen stv. I, III waschen, baden: der unser sünde
von uns twuoc, Alex. 18901. wie Jupiter im sin houbt twüge, 7741.
twach dein antlucz. T — B Matth. 6, 17. si twahent nit ir hende,
15. 2; Mark. 7, 5. twechst du mir die fü??? Joh. 13,7. er het
getwagen ir fu?. 13. 12. warum er nit wer getwagen vor dem inibi?,
Luk. 11, 38.
twahen,* -e stf. (von twahen, twän, dwahen, dwän sicv.
waschen) Waschbecken: Ouch machte her ein gegossens mer oder ein
twahen (mare fusile), habende czehn doumelen von einem lebs bis czu
dem andern, sinewel umundumme W — B Könige III 7, 23. Und
her machte czehen twahen ereine = luteres aeneos, Könige III 7, 38.
under die twahen = subter luterem, Könige III 7, 30. czehen twahen
= decem conchos , Par. II 4, 6 ; II 4, 14 ; s. ferner unter kele und
züfoer.
twäl, -e stf. Aufenthalt, Verzug, Zögerung: ich geloube da?
sunder twäl. Alex. 1945. sich sunder twäl darzuo berihten, 26226. ze
der hervart sich s. twäl berihten, 23848. Pücival tet starke Sprünge
s. t. — über manic äs, 14186. 17779. 16460; Ernst 3892. an al
quäl, Dal. 170, 8 (75, 32); s. quäl.
twalmig (von twalm stm. n. Betäubung, Ohnmacht, Traum,
Vision, Dunst, Qualm, betäubender oder tötender Saft oder damit
vermischtes Getränk) Adj. betäubt: bist du aber tobend, wütend, t.
oder anderswo an sinne, Ack. 3, 12.
twang-sal stn. f. 1. Zwang, Gewalt, 2. Einschränkung: 1. offen-
bar t. = manifesta violencia, Const. I 4, 6. durch gebrechen des
rechten mit al dem t. besweret. 1 5, 9. er het ouch ubiral von
vientin kein t, Dal. 211, 36 (95, 12).
twehel, -e (auch dwehel, -e) swstf. Handtuch, auch Tischtuch,
Tuch überhaupt: von silber becken swsere und tweheln wi? siel
brähteu. "W. v. W. 1458. sie giengen mit becken swere und mit
tweln wi?en, Ernst 2719.
twelen stn. = Inf. vom sicv. das Zögern, Verweilen: nü was
der priester tweln niht laue, Alex. 5300; s. en-twelen.
twerhe (auch twer) stf. Quere: da? der (gesetze) äne twerhe
siecht genü??en alle gliche der arme und der riche, W. v. W. 4104ff.
twerch-gasse — über 733
daz, kriuze het nach der lenge eilen siben unde nach der twerche
dri, Legende 865.
twi:rch-gasse * swf. — Quergasse als Gassenname: in platea t.,
Igl. Stb. IV 194 b.
twerch-wand * stf. Querwand, die t. di czwiscben der Pretl-
sckuesterin kammer und des Thoraas stallung ist, Igl. Stb. V65a.
twingen (auch dwingen) stv. 13 — 1. drücken, zusammenfügen,
pressen, 2. zwängen, beengen, 3. bedrängen, zioingen, 4. plagen,
5. beherrschen, bändigen : Wi man di geczeugen sol twingen czu sagen :
der Richter kann sie zur Zeugenschaft zwingen und Ungehorsam
verpußen; wenn sie aber von andern rechten und gerichte sein, sol
sie des kunigs camerer twingen, Const. IV 13.
twinger stm. 1. Dränger, Bezwinger, 2. Kaum zwischen Stadt-
oder Schloßmauer und dem Graben, auch Befestigung daselbst,
Zwinger. 2. Eger Chr. N. 1200.
twirch-zaun* (von twerch Adj. verkehrt, schräg, quer und zun,
zoun stn. Hecke, Zaun): pis an die grenicz des twirchczauns bai
der huntczgassen, Olm. Stb. 59.
ü
übel-handlimge* stf. Mißhandlung, Qual: die grossen ü. und
auf sulchen smertzen, die er geliden hat, Hier. 11, 23. in ü. der
werlde (seitens der Welt), 15, 15.
übel-sagen* subst. Inf. von swv. = Fluch: nit widergebt ubel-
sagen um ubelsagunge (fluch um fluch, XL Bibel), T — B I. Peter 3, 9.
übel - sagunge * stf. das Schmähen, Schmähworte, T — B
I. Peter 3, 9.
übel-tetig f-tsetic) Adj. frevelnd: mit der ubeltetiger morder
swerter, Hier. 225, 11.
übel-tetiger (-tätiger) stm. Frevler: Stb. Brüx N. 101, Wer
schaden in weingerten stiftet, wer das an dem tage tete und be-
griffen würde, der sal seine rechte hant verloren haben, lozet er sie nicht
mit 20 schocken, und seine ander habe sal gefallen uff den berg-
meister. wer aber den schaden bei der nacht tete und begriffen
würde, der hat seinen hals verloren, sein gut sali gefallen auf den
bergmeister. Wer hierbei den ubeltetiger erschlägt, hat nicht ver-
loren dann alleine 2 haller, di er uff des leip, den er bette erslagen,
sal legen, N. 108.
übel-tmmg* stf. schlechte Handlungsweise, Schädigung, T — B
Römer 1, 29.
über Präp. (mit Akk.) und Adv. Bewegung über eine Fläche
oder einen Zeitraum hin oder über diese hinaus bezeichnend; gegen,
ivider: wil in ieman über daz, (trotzdem) slän indes, daz, niuoz, an
mir ergän, Alex. 20531.
über (uober. uover, md. über) stn. Ufer, Gestade: bei dem über
des meres, W — B Deut. 1, 7. den sant, der do ist an dem über des
meres, Gen. 22, 17. an dem über des wassers, Gen. 41. 17. über des
meris, Jos. 11, 4; Richter 7, 12; Ex. 2, 3. ouf der hoe des ubers
734 über-al — über-gän
= per crepidinem alvei, Ex. 2, 5. des ewigen heiles seliges über,
Hier. 116, 9. das eine über in der Aupen. Traut. Chr. 133 ; Trist. 5676.
über-al keinen (nichts) ausgenommen, alle insgesamt: all ir guter
— keins uberal ausgenomen, Olm. Stb. 147. also das es uberal kostet
wol 14 mark phennik, Igl. Bgr. X 90, 3.
über-aller-höhst Sup. höchst, altissimus, Sol. 79, 11.
über-antworten stw. übergeben, ausliefern : den über zu ant-
worten, Elbog. Chr. 136, 33.
über-arn, über-ern swv. einen ü. = über jemandes Grenze
pflügen : Brunn. Str. I 479 ; s. über-eckern.
uber-arn (über-ern).— übei'-eckern. Brunn. Str. I 479.
über-decke* sivf. Überzug (von überdecken swv. bedecken): 50
örl an dem soume einer ubirdecken und 50 an dem seumil der
andern ubirdecken, so das man sie zusamennestüte, W— B Ex. 36, 17.
hereine ubirdecken = saga cilicina , Ex. 26, 7. ein ü. von iacincle
geverbten heuten = operimentum de ianthinis pellibus, Ex. 26, 14.
ttber-dielen (dillen) stw. mit Brettern decken: ist der alte
brunnen mit neuen dielen überdielet worden, Traut. Chr. 8.
über-eckern * (= über-ern) einen ü. = in seinen Acker hinein-
pflügen : claget einer auf den andern mit namen , er hab in uber-
eckert ader die rain ader die gemerke zuprochen wissentlich und
williglich — , Brünner Str. I 479. (= rain brechen, s. rein.)
über-eilen (-ilen) swv. tr. 1. übereilen, einholen, 2. zuvorkommen,
3. überfallen, 4. übervorteilen, 5. einen mit etwas = drängen,
6. schnell ivegschaffen, refl. 7. sich beeilen, überstürzen: 4. Elbog.
Chr. 133, 17.
überein-tragen * stv. IV. übereinstimmen: Do bekant im ider
besunder und alle drei in ein, das die rede alle ubereintrug, Igl.
Bgr. N. 39, 7- seintdemol ich von euch vornomen hab , das ir alle
gar mit der antwort ubereintragt — warczu teidigt ir mit einander?
X. 39, 9. die marscheider behauten, das dieselben marscheiden nicht
übereintrugen, Igl. Rspr. XVII. und dem ü. di Wörter der weissagen
(disem gehellen auch die wort d. w. XL Bibel), T— B Botenb. 15, 15.
dicz neund gebot tragen überein mit dem sibenten an daz, daz, siebente
die werch und daz, neund den willen, Joh. von Igl. 9. Gebot, das
10. gehot treit überein mit dem 6. — 10. Gebot.
über-gän, -gen stv. V. 1. mir. übergehen, -fließen, 2. vorüber-
gehen, schwinden, tr. 3. durch-, überschreiten, 4. überkommen, -fallen,
5. sich ü. län = sich ergeben, überlassen, 6. über ehvas sich aus-
breiten, bedecken, 7. begehren, verüben, 8. über etwas hinausgehen,
9. auslassen, 10. übertreten, unterlassen, 11. bewegen, überreden,
12* vorangehen, praecedere, übertreffen, übersteigen, exsuperare: es
ubergink ein urteil = erfl oß, wurde gefällt, Hier. 170,23. über
etwas kommen, treffen, Traut. Chr. 118. Di — scheppen — scholden
ein recht tun, als in empholhen was, damit die masse (das Berg-
maß) überging (ausreiche, also messen nach einer Seite hin, statt
nach beiden von der Fundgrube aus), Igl. Bgr. 117. — 12. wenn
offenbar sunder und irre weib di burger in dem himelreich über-
gangen sind = publicani et meretrices praecedunt incolas in regno
coelorum, Sol. 72, 2. in sulchem frid, der allen sin uberget = exsu-
perat, 96, 19. di drivaltigkeit uberget allen sin, 80,20. di einung
über-gang — über-gulden 735
deiner drivaltigkeit — uberget di sinne , 79, 4. 2. himel und erd
Übergent, wan meine wort übergent nit , T— B Luk. 21, 31 ; Matth.
24, 35. es ist leichte ze übergeen (vergeen XI. Bibel) dem himel und
der erde denn einem puncten ze Valien von der ee, Luk. 16, 17. ee
überget himel und di erde, e ein punct oder ein puchstab uberget
von der e, Matth. 5,18. dö der samstag was übergangen, Mark.
16, 1. daz, überging von im di stund,' 14, 36. di stund uberget
iczund, 6, 35 ; Matth. 14, 15. übergen wir (gehen wir weiter) uncz zu
Betlehem, Luk. 2, 15. mein ekone ist übergangen in iren tagen
(schon vorgeschrittenen Alters), 1, 18. dise was übergangen in
manigen tagen , 2, 36. — ob ez, ist müglich , dirr kelch überge vor
mir (an mir vorübergehe) , Matth. 26, 39, 26, 42. sprecht ir czu
disem perg: uberge hin und er ubergieng, Matth. 17, 19. er uber-
gieng dan (ging weiter) , 9, 27. 13, 53. er ubergieng dan, daz, er lert
und predigt in ihren steten, 11, 1. do si heten übergangen dise ge-
siecht, si lomen zu Derben, Botenb. 16, 1. si obergiengen Frigiam
und die gegent, Gallacie 16, 6. sie obergiengen Pisidiam und
kamen in Pamphiliam, 14, 23. 10. warum übergent dein iunger
di siten der alten ? Matth. 15, 2. warum überget ir daz, gebot Götz
um euren siten? 15, 3. daz, gebot obirgehin, Ernst 362. gotes
gebot sie übergen, Alex. Anh. 1634. wie er di Lamiter (Lucan
= Lausitzer) mochte ubirgen (überwinden) , Dal. 54, 13 (18, 31).
über-gang stm. das Hinübergehen, Übertretung* (eines Verbotes):
durch den ü. der e (übertrettung der XL Bibel) , T — B Römer 2, 23.
in der gelichsam des Übergangs (übertrettung XL Bibel) Adams,
Römer 5, 14.
über-gen s. über-gän.
über-geer* stm. Übertreter: di ü. der e, T— B Galater, 3,19;
Römer 2, 25. 2, 27.
über-geert* Adj. höchstgeehrt, supergloriosus, Sol. 79, 10.
über-gehöht* Aij. Sup. superexaltatus, Sol. 79, 11.
über-gelobt Adj. Sup. höchst zu lobend, suberlaudabilis : Du
bist alleine der allmechtig, der ubergelobter, Sol. 79, 9.
über-geung* stf. Übertretung des Gesetzes, Vergehen: daz, weip
wart verlaitt in der ü., T— B I. Timoth. 2, 14. daz, er mit dem tot
unterkemm in di derlosung der ubergeungen (damit durch den Tod,
welcher zur Erlösung von den Übertretungen unter dem ersten Bunde
erfolgte, diejenigen, so berufen sind, das verheißene ewige Erbe
erhielten), Juden 9, 15.
tiber-glanz stm. übermäßiger, alles übertreffender Glanz: aller
tugende ein ü., W. v. W. 713.
über-glesten swv. an Glanz übertreffen, überstrahlen: die suune
(der schilt) übergleste, Alex. 12305.
über-golden s. über-gulden.
über-gulde (über-gülte, -gülde, -gulde, -gult) stf. was etwas
übergiltet, mehr roert ist, das Höchste an — : diu (wip) fröude ein
Überguide sin, W. v. W. 1594.
über-gulden, -gülden sivv. übergolden, vergolden: mit einem
guidein vingerlein und einem ubergolten, Igl. Stb. V 25a. ein über-
goltegurtl, III 60 b.
736 über-hangen — überig
über-hangen* stv. V. verhüllen: das der taufir Saut Johannes
mit im was, der in hatte ubirhangen; in dem tuch die schos {Ge-
schosse der Empörer) gevangin wurden. Dal. 84, 6 (34, 35).
über-haubt (über-houbet) stn. Oberhaupt; Adv. sonst; si ge-
wunnen sie (die stat) ü. an (nahmen sie im Sturm), Alex. 23017.
über-heben stsiov. tr. 1. über etwas hinausheben, vorziehen,
mit Dat. 2. retten, 3. nicht treffen, verfehlen, 4. sich worüber erheben,
5. sich über etwas hinwegsetzen, übergehen, auslassen, 6. einen einer
Sache ent-, überheben, verschonen mit, befreien von, refl. 7. sich von
etwas befreien, 8. übermütig, anmaßend werden: 4. in der czal der
reitenden überhaben = sublevatus , W — B Deut. 17, 16. 6. das sie
{durch schöne Sj)iele) boz,heit weren überhaben, Ack. 34, 15. allzu-
haut wirdestu traurens überhaben, 33, 17. — wold sie sein (der
Zeugenschaft) gener — nicht uberhebin = sie ihm erlassen, Igl. Str.
34. sulcher clag pilleich überhaben sein, Igl. Bgr. 40, 2. si schullen
des czupuss überhaben sein, X. 40, 6. 7. Hettestu dich liebes über-
haben, so werestu nun leides vertragen = hättest du auf Liebes ver-
zichtet, Ack. 16, 17. des wil ich mich ü. (davon losmachen) ich wil
im keinen zins geben, Alex. 4179.
über-heinilicu* Adj. ganz geheimnisvoll, superarcanum : dein
kiniel — der ist ein ü. liht, Sol. 79, 33.
über-her, -e Adj. 1. überaus gewaltig, 2. überaus vornehm,
3. übermütig, außer sich: 3. mir fröut sich herze und sin, mir selber
überher ich bin , W. v. W. 7114. der werlt süez,e den man verirt,
daz, er sin überherre wirt und wsenet daz, er so vür sich var.
Alex. 27292.
über-himelisch* Adj. überirdisch: erkennen ü. und geistliche
ding, Hier. 146, 14.
über-hoeren sivv. 1. aufsagen lassen, lesen lassen, 2* Bericht
erstatten lassen, 3. befragen, verhören, 4. nicht beachten oder befolgen,
nachsichtig hinnehmen: ich pat ire genad, das si überhorten den
gesworn marschaider, Igl. Bgr. 53, 18. — 3. die sache ü. = causas
examinare, Igl. Bgr. U — A 15. 5.* Und di — marschaider — machten
do ein stuff ezwischen den czwein gemessen pergen, do die drei
leben: kunigslehen, purgerlehen und abtlehen wanten, also das der
junger gemessen perg etwas musste weichen und überhören (früher
aufhören, cdso = weichen) , Igl. Bgr. N. 55, 1.
über-hort stm. höchster Schatz, höchste Freude: er ist guot,
daz, ist ein suoz,e wort, er wirt guot, daz; ist ein ubirhort, Ernst 524.
überig (auch Überich, -ec, -ech) Adj. 1. übrig bleibend, 2. über-
trieben, übermüßig, unverständig , 3. außer Gebrauch, unnütz, über-
flüssig, 4. ü. fleisch. = totes Fleisch, 5. eines diuges ü. sein = über-
hoben sein: 2. Überige libe bringet mannigen in unkeuschheit,
Hier. 55, 1. geschiet — dem viche — von uberiger Wasserflut wegen
— schaden, der hirte ist unschuldig, Igl. Str. I S. 369. in dem
rechten — wirt uberige clugheit widerwerrt (nimia subtilitas re-
probatur), Const. III 6, 4. mit uberiger gepeinigkeit das volk be-
sweren, Const. I 2, 3. ja mac er des niht überic sin — mit tjoste
twinget in min haut, Alex. 9305. mit sulchem nit uberigs (im Über-
fluß) versehen. Eger. Chr. 1193.
üeberinge — über-lang 737
üeberinge (uberingen, urbaringeu) Adv. unvorhergesehen, plötz-
lich : Do redet des antworters vorsprech üeberinge , Igl. Str. 227.
wenn nicht überig zu lesen ist, tcas soviel wie überflüssig wäre.
über - kaufen swv. übervorteilen beim Kauf, Joh. v. Igl.
7. Gebot.
über-ker, -e (über-ker, -e) stf. m. 1. Überfahrt, Abreise, 2. tiber-
tritt, Bekehrung. 1. Willehalm, diu ü. (dein Abschied, dein Scheiden)
so vil der trehen rere werdes wibes ougen gebeu, W. v. W. 1143ff.
Des hohen werden überker war die gerate von dem mer? 2616 f.
Willehalmes ü. wiben siufzec herzenser gap und jämers volliu not,
3705 ff. von hüs min überker (Abreise von der Heimat) quam gar
wunderlichen zuo, 6624 f.
überkerer stm. 1. wer vom Glauben, von Gott abfällt, 2. Ab-
trünniger, transgressor, Übertreter: ein überkerer von deiner muter
leibe hab ich dich genant, W — B Is. 48, 8.
über-kererinne* stf. Sünderin, praevaricatrix : gesehen hat das
die ü. ir swester Juda, W — B Jeremias 3, 7. Und nicht vorchte
die ü. iuda ir swester. suuder hin giuk sie und unkeuschte ouch sie,
Jer. 3, 8 u. 9.
über-kerunge* stf. praevaricatio , Bosheit, Unrecht: wenn ü.
hat er geredt wider den herren, W — B Jer. 29, 32. krigen mit den
worten ist czu nit nucz neur zu der ü. (Untergang, Verderben) der
hörenden, T— B II. Timoth. 2, 14.
ttber-klär Adj. überaus Mar: 0 überclarer tak, der nicht abends
weisz (dies praeclara) , Sol. 93, 26.
über-komen, -kumen stv.1.2. intr. 1. hinüber kommen, 2. Vor-
zug haben, Oberhand behalten, 3. verhandeln, übereinkommen, tr.4.
kommen über — , 5. gewinnen, in die Gewalt bekommen, 6. der
zorn ü. = befriedigen, 7. überfallen, 8. zuvorkommen, 9. überwinden,
bezwingen, überstehen, 10. überreden, vermögen zu, verführen: daz, er
zaigt in den uberkumenden werlt di begnugenten reichtum seiner
gnad in gut über uns , T — B Ephes. 2, 6. 9. sulcher krafft , die
niemant überwinden noch uberkomen mag, Hier. 134, 6.
über-kraft stf. 1. überlegene Kraft, Oberhand, 2. übergroße
Fülle: mit voller gäbe ü., W. v. W. 7846. durch großer sünden
übercraft, Alex. 27539. der liute ü. wart an den tieren sigehaft,
25579.
über-krupfen, -krüpfen stvv. den Kropf überfüllen , allzu gut
füttern : die uberkrupf ten hunde mohten im (dem hirz) nicht gehaben
an, Trist. 2406.
über-laden stv. IV. tr. überladen, überbürden, mit Übermacht be-
drängen; zu schwer beladen: der hirz, was noch nicht ü. mit vleische,
Trist. 2404. ir sit des guotes iL, Alex. 17641. su daz, sie strites ü.
von uns wurden. 20052. ir menige mac uns obirladen (ihre Über-
macht — erdrücken), 2833. si sint mit dem slos und den zweien
heren (welche die Stadt belagern) vast überladen, Elbog. Chr. 152, 10.
sulcher kraft, die niemant überwinden noch u. mag, Hier 134, 6.
über-lang (bei L. nur aus Kzm. sp. 207a, Kzm. A. 429. 843 Adj.)
Adv. in längerer Zeit, trank truoc mau dar niht ü. = bald, W. v.
W. 2163.
elinok, Wörterbuch. 4-7
738 über-last — über-lönen
über-last stm. zu große Last oder Menge, Übermacht: ez, beten
von krefte überlast die Persän näcb ervellet den gast, Alex. 8163.
die stat mit obirlaste von manchem werden gaste belegen war. an
allen fride, Ernst 823. Eger sich beklagt bette der injurien, ü. nnd
grossen drangsall, Eger. Chr. 10 S. 15.
iiber-lauf, -louf stm. 1. Auflauf, Tumult, 2. Überfall, Angriff,
3* Überschuß, -fluß, superabundantia: 3. des getreides ü., W— B
Lev. 25, 36. ich hab die teil {Bergteile) swerlich {mit Verlust) ge-
bauet lange zeit, biz, daz, mir got hat Überlauf beschert, Igl. Rspr. IV.
ich sprich in an umb teil zum Czappenschu {einem gemessenen Berg)
an der gruben und auch umb den ü., der davon bisher gevallen ist
— der do macht 800 mark ader mer. — den ü. widerkeren, den er
davon genuinen hat , Igl. Rspr. IV. mit dem ü. , ivas meinem Vater
auf dieses Achtteil von seiner kgl. Majestät gegeben und in die
Bergregister eingetragen icurde {Übersetzung des tschech. Textes) . Igl.
Bgr. N. 89, 3. wes auch über solichs schmelczen wurde uberlauff
sein, das an der gewerken nuez und fromen czu wenden, Igl. Bgr.
>\ SO, 4. yberlauff, der von dem Berg ausgeht, = Beinertrag des
Bergbaues, X. 87 (im tschech. Text).
über-laufen, -lout'en stv. red. V. tr. 1. überkommen, treffen, be-
fallen, 2. überfallen, 3. durch Besuch belästigen, überlaufen, 4- laufend
überholen, 5. bildl.: übergehen, auslassen, 6. durchlaufen, durchgehen,
flüchtig durchlesen, 7. ein wort ü. aussprechen, den willen ü. = den
Sinn überdenken, 8. das leben ü. = durchgehen, erzählen, 9. über-
denken, erwägen, 10. eds Überschuß über die Unkosten übrig sein*,
5. di teil mit sambt dem Überlauf, der davon überlaufen ist,.. Igl.
Rspr. IV. die stad ü. (überrumpelt) wurd, Elbog. Chr. 48, 9. — 6. Über-
lauf die alten und newen schritt , Hier. 48, 27. so hab wir gereit
(gerechnet) und überlaufen (oberflächlich geschätzt) das sie und ander
amptleuthe — mit namen der Steiger Urban — uns haben enthawen
aus unser lehenschaft 600 par erez Igl. Bgr. X. 39, 5.
über-legen sivv. bedrücken: der König begunde den hern über-
czulegen und gewalt zu thun, Böhm. Chr. 92.
über-leid stn. höchstes Leid : daz, allez, leide ein überleit ist in
mannes herzen, Trist. 6224.
über-lestic Adj. überaus groß, schiver drückend: ü. herzeser,
W. v. W. 2466. durch sie sin herze sloufte in überlestige sorge, 409.
übei*-leut PI. von über-man, ober-, obe-man, Schiedsrichter,
Schiedsmann: di gemechtleut und mechtig uberleut — von der ge-
nanten gebruder wegen, Igl. Stb. III. 193 d. 194 b. di schidleut und
gauez mechtige (bevollmächtigte) uberleut sint, III 206 b. V 272 c.
einer aus den vier oberleuten — einer früntlichen Verrichtung,
IV 187 c. des czu furmunden und oberleut hab ich gemacht den
Hanns teezner und Janco von Kelerdorf. V 22 c.
über-liet, -lit (über-lit, -litte) stn. Deckel eines Salzfasses, einer
Kiste, eines Sarges, Bechers: Das vas, das nicht hat ü. noch kein
vorpindunge dorüber , wirt unrein (operculum) , W — B Num. 19, 15.
üf daz, underteil was ein überlit gar künstlich versmit, Alex. 24 187.
über-lonen siev. durch Geld bestechen: welcher voruunftiger
wolde das gestatten, das ein geezeuge uberlonet werde (pretio appre-
tiatus) ader mit pete überwunden were ? Const. IV 11, 6.
über-man — über-reiten 739
über-man stm. swm* Schiedsmann, -richter: mechtige geschefft-
leut und übermannen, Igl. Stb. III 173 d. den Sigl Mur hat sie ge-
macht czu einem uberman, V 209 b. czu einem u. den Mertl Mur
meinen swager, V 170 b. verruckt si aber ihren witibstul (heiratet
sie wieder) so sullen die übermannen des gescheftes mitsampt der
muter der oft genanten barbara die 30 s. gr. irer tochter sicher
machen, III 173 d.
iiber-mäz,, -e stf. n. 1 Übermaß, 2. Rest, 3* bergm. ivas nach
Vermessung eines Berges übrig bleibt, ohne für einen 2. „Berg", aus-
zureichen = Überschar (s. d.) , superfluitas, 4. höherer Preis, 5. Über-,
Unmäßigkeit: er hat dem Parchanter von seinem garten czu hülff
gegeben die laiten czu einem halter (Fischhälter) und die Überinas,
ein kleines flekl haben im gegeben di ob gemelt bruder, Igl. Stb.
IV 207 c. di ü. hat er geschafft seiner hausfrawen, III 328 b.
III 326 a. 3. mit unsern (des Königs) lehen und ubermassen (die in
den Const. der König als unvermessenen Grund mit gutem Recht für
sich in Anspruch nimmt, während sie die Iglauer den Bürgern zu-
sprachen), Const. II 3, 8. Abir die Übermasse (falsch urbormasse,
in H.) czwischen denselben czweien pergen, di gehöret czu unser
urbar von alder bewerter gewonheit der Teilte und sal dawider nicht
sein in disem teile, was andere bergleute gesaczt han = non ob-
stante Iglaviensi constitutione), Const. II 2, 16 u. 18.
über-mez,z,en stv. I. 1. tr, messen über, anmessen mit Dat. d. P.
2. ausmessen, 3. mit den Augen messend überschauen , 3. übersehen,
versäumen, 4. über ein Maß, eine Grenze hinausgehen, 5. einen ü. =
zu hoch besteuern, 6. refl, sich überheben: der kraft het übermez^en,
W. v. W. 7706. er hat zu verre sich vergessen und guot spil über-
messen. Ernst 1064.
übermez^ikeit (über-mse^ec-heit) stf. Übermaß: die grosse ü.
hellischer pein, Hier. 38, 10.
über-morgen Adv. übermorgen, perendie: gesucht wirt dein
siczunge uncz bis ü., W — B Könige I 20, 19.
tiber-iuügen unregelm. Zw. tr. stärker sein als, überlegen sein,
übertreffen, -winden: sie werden dich nicht ü. (non praevalebunt),
W— B Jer. 1, 19. bis das in der dewcze rat übermochte, Böhm.
Chr. 96.
über-naclitig (-nahtic, -nehtic) Adj. eine Nacht über dauernd,
worüber eine Nacht vergangen ist: let si is (die Klage) ü. werden
und den richter doch wol gehaben mochte — ir schol nicht gericht
werden, Prag. Rb. 88.
ttber-nant part. Adj. von über-nemmen, -nennen, sivv. mit einem
Übername (Beinamen) belegen; zubenannt: Symon, der do ist uber-
nant Peter, T— B Botenb. 10, 18. 11, 13. Johannes, der da ist u.
Marcus, 12, 12. 12, 25. 15, 37. Barsabas, der da ist u. Gerecht, Btb.
1, 23. Joseph, der do ist u. Barsabas, 4, 36. da^ di iunger in Antioch
zem ersten wurden u. Kristen, 11,26. du bist obernant ain Jude
(zugenennet XI. Bibel), Römer 2, 17.
über-retlleicli (über - redelich) Adj. über das Aussprechen er-
haben, unermeßlich, superrationalis : liht ü., Sol. 79, 28. 79,34.
über-reiten (-riten) stv. IL 1. tr. worüber hin, hinaus reiten, 2. mit
Reiterei überziehen, überfallen, 3. reitend, im Kampfe besiegen,
47*
740 über-sagen — über-schar
4. reitend einholen: 4. Eger. Chr. X. 36. 2. wie in Schramme über-
riten solde haben, Stb. Brüx X. 248. der war überritten, gefangen
und gen Eger gefurt, Eger. Chr. 35. 36.
über-sagen swv. 1. toiderlegen, 2. als Zeuge gegen oder für j.
auftreten, 3. durch Zeugen überweisen, 4. pari. Adj. für gemein-
schädlich erklärt: her Sebastian wissend und mich desz vam rechten
{der Rechtsprechung des Elbogner Rates) auf hern Sebastian mechtig-
lich zu ü. {midi statt des Elbogner dessen Gericht zu unterziehen)
und erkennen zu lassen erputig. Elbog. Chr. 78, 33. 83, 25. 83, 37.
über-satz sUn. 1. supertaxatio, Verlangen eines zu hohen Preises,
Lohnes usw.: alle, die gut gewinnen mit gesuch, mit ubersazzen
und mit uberchauffen, Job. v. Igl. 7. Gebot. 2. ein o. = nächst ihm
der erste. D A 418 bei L.
über-schaffen* swv. in Verwahrung geben: Nikolaus Eydel hat
bechennt, als sein bruder Job. in einen geistlichen orden gefaren ist.
hat er seinen hindern beschieden und auf seiner swester Dorothea
Schausichselberin uberschaft XX guld. — das er dieselben 20 gülden
an stat seiner kinder gauz und gar eingenomen und entpfangen,
Igl. Stb. V. 204 d.
über-schar stf. ivas im Bergwerk zwischen zwei angrenzenden
Gruben übrig bleibt, sie fällt nach Igl. Bgr. U — A 14, B 22 den
Bürgern (= dem während der Vermessung des Berges amtierenden
Stadtrat) zu, nach Const. II 2, 14 aber - — mit mehr Recht, als tmver-
messenes Feld dem Regalherrn, dem Könige zu: Ist abir, das man
czwischen czwain gemessen pergen einen newen perk messen sal —
und mak man die masse gehaben und ist es icht uberig über die
czwai leben, das da haisset ein uberschar, das gefallet czu nucze den
purgern, U — A 14. Und wiert ein niwer perch funden czwischen
czwein gemezen pergen und er der rechten maze an allen leben ge-
haben mac, so schol man in mezen. Und als mau gemizet und
wiert danne an der maze icht über als czwei purgeriehen , daz
heizet man ein uberschar und gehört di purger an, U — B 22, dagegen
Const. II 3,8. teidingt, wie ir wollt, doch unschedlich meinem
herren den kunig an seiner uberschar, Igl. Stb. V 10 c. bis ich einen
durchslag gemacht hab in die uberschar czuu pawern, V 10b. uber-
schar nach des zuges lenge an dem tag mit pilleichen rechten mag
gemessen werden, idoch unschodlich den gemessen richten (= rechten),
Igl. Bspr. III. s. unter übermale. Endlich wurde die ü. im Sinne
der Joachimst. Bergordn. von 1518 je zur Hälfte den Anliegern zu-
geteilt, sie ivurde regelmäßig wie die Königslehen nicht durch eigenen
Betrieb abgebaut, sondern an Lehenhäuer gegen einen Anteil an dem
Ertrag (eigenschaft) überlassen: von den lehenschaften, — die do
gescheen von urburern in unsern (des Königs) lehen und uberscharn.
— Und das dester groser eigenschaft von unsern lehen und uber-
scharn uns erstee, so wollen wir, das man si hinlasse ewicleich ader
als lange czeit si es genisen mugen. di das aufnemen, also das si
dovon allerminst lassen sullen, wann der vorlust sein hantvesten. der
do nicht gebrauchet der gewalt, di im geben ist, Const. III 1,3.
Wenzel IV. traf 1401 mit den Kuttenbergern die Vereinbarung, wer
mit Schürf- und Ausrüstungsarbeiten betroffen werde, wo Königs-,
Herren- und Bürgerlehen und Überscharen vermessen werden, als
über-schar 741
Lehenhäuer gegen Zahlung der Urbar und eines Neuntels als „eigen-
schaft" angenommen werde, Igl. Bgr. N. 51, 6. Nebenlehen und Über-
scharen wurden wohl auch zusammengeschlagen, von dem Gesamt-
ertrag luurde dann die „Eigenschaft" an die Herren der Lehen und
Überscharen tntrichtet : wir sein czu rate worden, — das si czu häuf
gelegt haben ein kunigeslehen — czwai abteslehen (von dem prun
und von den Querczen) und in aberschar czwischen den czwein
gemessen pergen, di auf den ein Stollen sein geczugen, und haben
vorlihen di selben lehen recht u. redlich den erbern Leuten Frenczil
Quarcze — u. iren gewerken — czu arbeiten, di weile si sein ichcz
geniesen mugen — bei Ertrag schullen sie geben ein lediges neun-
teil (x,3 für den König, 1I3 für den Abt u. Kloster von Czedlicz und
l/8 den purgern von Köln (= Kolin), Igl. Bgr. N. 45, 4. — Sint dem
male und sich di mase an peiden Seiten nicht mak ergen, so schal
man czu der funtgruben anheben, als ein recht ist, und schal den
gewerken alle ire (7) lehen an einer Seiten nach einander messen;
und was dan czwischen den gemessen pergen über pleibet, das teil
wir czu einer uberschar, N. 8, 2u. 3. N. 9. Mag sich dise maze
nicht irgehen vor (wegen) andir bergmazen, so mi^et man dise lehen
alle an einer siten noch einandir. Unde was czwischen dem neufange
unde den bergen ist oberig, das heizet man ein obirschar, DIR
I 13,7. eine ü. czwischen 2 gemessen pergen, Igl. Bgr. N. 45,4.
N. 11, 1 u. 5. und bleib doczwischen (zwischen den 2 gemessen
pergen) aine uberschar aines holben lachters lank, N. 53, 1. weichen
aus dem freien in seine ü., als ain ü. recht hat und nicht mer, N. 47, 5.
Und wir kunnen auch in unsern perkrechten von sotaner neuer
uberschar, die nicht czwischen gemessen pergen leit, nichtsnicht
vinden, N. 49, 23. vor nie mer gehört ist von sulchen uberscharn,
die nicht legen zwischen gemessen pergen sunder daneben, N. 49, 6.
so wurde diese uberschar neben gemessen pergen leicht ainer ganczen
meilen lank, das doch nicht sein mag, wen das schade wer dem
ganczen lande, N. 49, 19. was aine uberschar recht hat, die nicht
gelegen ist czwischen 2 gemessen pergen auf hangendes und ligendes
und auff paide stolnorter , N. 48, 1. als di gesworn marscheider di
uberschar geteilt und gemessen haben offenleich, si lige, wo si lige,
uff hangendem ader auff ligendem, so hat si das recht, das si nimant
schaden schol, das ist kainem gemessen perge noch kainem fraien.
So schol ir auch nimand schaden, sunder si schol bleiben in irem
rechten und in irer uberschar ungehindert. Und also schullen di
vom Clingensmid weichen in ire uberschar und di vom frein schullen
bleiben in irem rechten, N. 48, 2. bis — das di vom Klingenschinid
kommen aus irer ü. in ainen Stollen und machten do ainen durch-
slag in ir freies, N. 47, 1. des kunigs uberschar, N. 51, 3. was uns
(dem Könige) rechtens in den uberscharn angehört auch innewendig
der stolleu marscheiden, das behalden wir, Const. II 4,18. Wir wollen
auch nicht, das (nämlich dem König) kein schaden geschee von den
stolleu in unsern uberscharen, di uns von newens angehorten (de
novo cederent) und an uns vilen, ab der stolle nicht were — , Const.
II 5, 11. Da bedauchte dem haffmaister, wi das meinem herren dem
kuninge czu kurcz wurde gescheen in seiner uberschar, Igl. Bgr. N. 6, 1.
Wer aber begriffen Avird mit der masse in einer uberschar, der sal dinen
742 über-schar-inässe — über-slahen
(als Lehenhäuer bleiben), wen di angehört, mit derselben eigen-
schaft, die do vor geschriben ist. ein neunteil genennet, 36, 2. Das
ein uberschar — der mag man geben ire masse oben der erden und
under der erden, doch unschedlieh den gemessen pergen, Igl. Kspr. III.
über-schar-mässe* stf. = überschar: Und ist, das doselbst
icht ü. wirt (superfluitas), Const. II 5, 4, s. übermale.
über-schar-recht* swn. Recht einer überschar: als sie (die
überschar) nicht leit czwischen 2 gemessen pergen und ü. auf paide
stolnort nicht behalden mag, Igl. Bgr. N. 49. 2.
über-schoene Adj. überaus schön: uberschoue in deine craft,
W — B Judith 16, 16. uberschon wart er des leibes, Hier. 189, 13.
über-schcenen swv. 1. mit Schönheit bedecken, verschönern,
2. an Schönheit übertreffen: 2. die alle überschonte ein wip, W. v.
W. 149.
über-schrecken* (von schregen = quer, übers Kreuz legen) siov.
ein missgeburt hat gehabt von fleisch ein uberschreckten faechel
hinter hinabhangende. Traut. Chr. 247.
über-schreiten stv. II. 1. überschreiten, 2. (ein Pferd) besteigen :
das etliche junckfrawen ritten und die pferd überschriten (nach
Mimnerart aufsaßen), Böhm. Chr. 8. — 1. so einigerlei dergleichen
von inne überschritten (übertreten) wurde. Eger. Chr. 1180.
über-schrift stf. Auf-, Inschrift, Epigramma, epitaphium : einen
stein mit einer ü. = titulum lapideum, W — B Gen. 35, 14.
über-sekwelig s. überswelig.
über-se* stf. uz, der kristen marke sie kerten an die überse,
W. v. W. 5354.
über-sehen stv. 1 1. tr. 1. überschatten, hinabsehen auf, 2. Aufsicht
haben über etwas, 3. übersehen, unbeachtet lassen, verschmähen,
4. verzeihen, 5. vergessen, versäumen, 6. verzichten auf, 7. refl. etwas
versäumen: 4. sunde übersehen und gerochen hat gott bisher, Ack.
50, 10. wol konder ü. daz, , "W. v. W. 555. Übersieh herr deinem
kneht, der mit dir. herr, reden tar = ignosce, Sol. 7, 16. si konde
mit züchten übersehen (verstand es taktvoll zu verschleiern) , ob ir
was icht oder nicht gesehen (ob sie noch Jungfrau oder schon sein
Weib war), Trist. 877._
über-se^e* svrni. Vorstand. Vorsitzender: von dem ubersesen,
TV— B Sirach 41, 21.
übersetzen (über-setzen) swv. 1. versetzen, 2. schriftlich verfassen,
3. besetzen mit, 4. überbürden, überlasten, bedrängen, vgl. auch mhd.,
übersaz stm. supertaxatio : richter und scheppen haben dorinne
masse czu seezen — das si (die vursprechen) die leute nicht über-
seezen (daß die Rechtsanwälte nicht zuviel verlangen an Taxen). Igl.
Str. I S. 363.
über-sitzen stv. I. 1. tr. sitzen auf, über, besetzen. 2. bedrängen,
3. überwinden, 4. sich über etwas hinwegsetzen, es unbeachtet lassen
oder nicht tun, versäumen, 5. einen ü. = länger als er sitzen, z. B.
im Gasthaus: 4. das sie das gepot übersessen haben, Igl. Str. 256.
über-slahen, -slagen stv. IV. 1. beschlagen, 2. überwältigen, nieder-
u-erfen, 3. kurz erzählen, kurz zusammenfassen: 2. dem Babilon daz,
swert enphiel. von überslahen daz, geschach, Alex. 11889. 3. mit
über-steigen — über-treibeu 743
kurzen worten überslagen {kurz gesagt), er dancte im gröze,
Schretel 297.
über- steigen (-stigen) stv. IL übersteigen, übertreffen, über-
wältigen: zu wissen di übersteigent lieb der wissenbait Kristi, T — B
Epbes. 3, 19.
über-stöz,en stv. V. 1. stoßend überwältigen, 2. bestecken, be-
pflanzen mit: so die boumgärten überstossen werden mit bäumen und
umgeben mit zäunen, dabei' das wasser seinen freien fluess nicbt ge-
baben möcbte, Cblum. II 8.
über-streben swv. durch streben über etwas hinwegkommen,
überstehen, überwinden: dö Adam nu bet gelebet und mit jämer
überstrebet in Ebrön niun hundert jär, Legende 158.
über-streiten (-striten) stv. II. im Streit oder Wettstreit über-
winden: er bat alle ketzer überstriten, Hier. 4,2.
über-stülpen* swv. einschlagen, überstülpen: 27 schock gross,
in einem überstülpten sacke, Igl. Rspr. V.
über-stürzen sivv. sich kopfüber wohin stürzen: mit einer
micheln gech übersturtzt sich di hert (sweine) in daz, mer, T — B
Mark. 5, 13. tr. daz, si in übersturczten (hinabstürzten) , Luk. 4, 29.
über - swelig* Adj. überaus angeschwollen: das wasäer (die
Moldau) so gros und uberschwelig war, das es auslief, Traut.
Chr. 26.
über-swenimen* swv. durchschwimmen : als schir si (die Ungarn)
di March umberswembtin, die Behem namen si zcu hendin (gefangen),
Dal. 201, 23 (91, 23).
über-swenke Adj. übermäßig , -mächtig: were es (die Summe)
aber in zu übirswenke = zu groß, um sie bezahlen zu können, Prag.
Str. 110.
über-swenk-lick Adj. übermäßig: grosse ü. hitz, Eger. Chr. 67.
über-tauern (über-duren) swv. tr. 1. überdauern, -stehen, 2* über-
winden, jemandes Herr iveräen : 2. so sein vil behendikeit — funden,
wie man dasselbe wasser (in Bergwerken) ubertawer und überwinde,
Const. II 3, 5.
über-toben swv. 1. übermäßig toben, sich überstürzen, 2* Ober-
hand über etwas gewinnen, überwinden: wie man dasselbe wasser
ubertobe (ubertawer H, s. d. Wort) und überwinde, Const. II 3, 5.
über-tragen stv. IV. tr. 1. zum Tragen auf sich nehmen, er-
tragen, 2. überziehen mit, auftragen z. B. eine Farbe, verzieren,
3. überdenken, beraten, 4. übermütig machen, 5. übertreffen (an Ge-
wicht), 6. bewahren, schützen, schonen, 7. verschonen mit (Gen. der S.).
8. aufheben, beseitigen, 9. unterlassen, 10. Übeinkommen treffen, ver-
abreden, 11. wozu bestimmen (Gen.), 12. schlichten, versöhnen, 13. refl.
sich überheben , 14. intr. höher, vornehmer sein, 15. über Ziel und
Maß hinausreichen , 16. Geduld haben: du übertrugst di sunden
durch der busz willen = dissimulas, Sol. 49, 40. Übertrag disen
kelch von mir, (laß diesen Kelch an mir vorübergehen), T — B
Mark. 14, 36. iuwer stete gewaltes übertragen , iuwer hantveste
suln stsete sin, Alex. 1622.
über-treiben stv. II. 1. das Vieh auf jemandes Weideplatz
treiben, 2. zu hoch treiben, 3. fortreißen, 4. das Maß überschreiten:
man sol mein bausfraw nit ü. mit dem gescheft (sie zur Auszahlung
744 über-trenken — über-vam
der Legaten nicht allzu sehr drängen), uncz daz, man die tnch ver-
kauft, Igl. Stb. V 167 a.
über-trenken* (Kausativ, zu übertrinken) sicv. machen, daß
einer zu viel trinkt: übertrenket von dem wein (crapulatus a Tino),
W— B Ps. 77, 65.
über-tugent stf. (bei L. nur : ein obirtugend aller ere, M D ged.
3, 286) vrouwe aller tugent ein übertugent, W. v. TV. 7889.
iiber-unbekomleich * Adj. ganz unerreichbar, unnahbar, super-
inaccessibilis : libt — ü.. Sol. 79,29. uberunbekumleich, 80, 18.
über-imnierkleich* Adj. superincommutabils : liht ü., Sol. 79, 30.
über-unsprechenleicli* Adj. unsagbar, superinenarrabilis : ü.
drivaltikeit, Sol. 80, 16.
über-ununder-suckleick* (von under-suocben) Adj. ganz un-
erforschlich, superinscrutabilis, Sol. 80, 17.
über-unvernenileicli* Adj. gar nicht zu verstehen, zu fassen,
superintelligibilis : ein ü. liht, Sol. 79, 34.
über-üppig Adj. allzu eitel, zu hochfahrend: ich sich euch
(Athener) ze sein nberuppig durch alle dink, T — B Botenb. 17, 22.
über-vall stm. was hinüber fällt; Überschuß: solchen ubervall
(uberfluss, so aus der parfüsser brüdern rörkarten kombt) in ir (der
Klosterfrauen) bemölt rörkästlin nemen, Eger. Chr. 1197 S. 373.
über-vallen stv. V. 1. überfallen, 2. im Fallen übertreffen*:
2. swaz. ich ie gevallen hän, daz, überviel ich hiute zwar: ich bin
wahrlich nie so schlecht vom Pferde gefallen wie heute, Trist. 2219. '
über-vallung* stf. Überrumpelung, Überfall: für (vor) ü. und
einnemung der stad. Elbog. Chr. 62, 36.
über-vam stv. IV. tr. 1. über etwas hinfahren, 2. angreifen,
3. bedrängen, 4. betreten auf einer Rechtsverletzung , ergreifen, 5. zu
hoch besteuern. 6. beschimpft n. anfahren, 7. übergehen, 8. über die I
Grenze hinausgehen, überschreiten, 9. auf jemandes Grund hinüber-
greifen, 10. übertreten, entgegen handeln, 11. mit Dat. d. P. einem
etwas nicht halten, ihn schädigen, 12. überführen: 10. wer dies über-
fahren thut, Chluin. VII 6. 10. u. 11. Elbog. Chr. 64,2. 76,43. I
77, 5. 78, 24. 78, 31. ob si der gesetz ubervuren, Eger. Str. A XV 9.
als oft er das gebot ubervert , Eger. Str. A XIII 3. wer sie (die
Gesetze) bricht und ubervert , Eger. Str. A3, B 2. wer daz. geleit
überfüre, dem kost ez, den leip, Eger. Str. B 35. wer das mit worten
oder werken uberfure, Buch der Gebr., S. 221. wo er das überfüre,
S. 223. das si das recht nicht uberfaren, Const. IV 20, 19 (ne fines
mandati excedant). 8. wir betten leicht unser leben uberfaren und weren
mit unsern ortern kumen in die sechslehen, Igl. Bgr. N. 53, 9. Es
ist gesehen, das si uberfaren haben ire lehen und sein komen durch
die drei (kunigs-. purger- und herren-) lehen , X. 46, 2. wenne wir
unsern gemessen perk ubervarn haben mit rechten pawen und sein
kumen in ein freies , X. 45. 6. die lehen , die wir übervaren haben,
X. 45, 6. was ich für kluffte nnnd geuge uberfar, das ich der erst
muetter dartzue sei, Igl. Mut. 5. 12. ob ein gast ein burger 6n
recht uberfure, Eger. Str. B 30; Brunn. Str. II 22. wer aber sach,
das imant uberfure (dawider handelte), Elbog. Chr. 64, 2. 76. 42.
77, 1—18. 78, 24. 78, 29. 78, 31.
über-varung — über-wesleichen 745
über-varung, -e 1. Übersiedelung, 2. Übertretung, 3. Übervor-
teilung, Beeinträchtigung: 2. umb solche ü. — widerkar verfugen,
Eger. Chr. N. 1160. 2. Verletzung des Waffenstillstandes: von mannig-
feldiger ü., Stb. Brüx N. 337.
iiber-vluot (über-vluot, .-vlüete) stf. m. 1. Überfließen, -strömen,
2. bildl. überreiche Menge, Überfluß: ein wip kiusch und rein genmot
ist aller güete ein überfluot, W. v. W. 692 f. gröz, überfluot der
heidenschaft ist uns gehaz, mit zornes kraft, 3452. von der genäden
überflüete (Marias) und der volkomener güete — nement friheit die
gevangen, in swelchen banden sie sin, 2884.
über-vluz,z,? -vlu^ stm. Hinüberströmen, Überfluß: das es das
wasser nicht mit seinem Überflüsse das nechste bergwerk vertrenke,
Const. II 3. 5.
über-vlüz^ig Adj. 1. überströmend, 2. überreichlich: durch mein
grosses überflüssiges (inständiges) gebete, Hier. 139, 27. wan ewer
Ion überflüssig und übergroß ist in dem himelreich, 44, 5. dein über-
flüssige barmhertzikeit, Sol. 27, 18 und Hier. 73, 1. dieses jar ist das
obs in der Schlesing gar ü. geratten, Traut. Chr. 259.
über-vlü^ig-keit, über-vlü^ec-keit stf. Üoerschioemmung,
Überfließen, Überfluß: do du an aller gebrechen issest dein brot und
allerdinge ubervlussichheit gebrouchest (abundantia omnium rerum),
W— B Deut. 8, 9 ; Gen. 26, 33. Ein wirstu geen in ubervlussicheit
in das grap, Job 5, 26. das wir alle uberflüssigkeit ausreuten und
ausjeten sulten, Ack. 11, 2. in ü. alles guten und aller freuden,
Hier. 115, 18. von grosser ü. trankes und speise, Hier. 36, 18.
habent die redlikhait der Weisheit in der ü. oder in der hoffart,
T— B Kolosser 2, 23.
über-vorniren* siov. mit Holz- oder Metallplatten bedeclcen,
furnieren: das pethous (oraculum) — übervomirte er mit reinem
golde, W— B Könige III 6, 20.
über-vreveln* swv.: alles kirchengerete uberfrevelt mit des
fewers flamen, Hier. 197, 3.
über-wachsuug* stf. Vorhaut, das Nichtbeschnittensein (Heiden-
tum im Gegensatz zum Judentum): zu den mannen, di da habent di
ü. (Vorhaut = zu den Nichtbeschnittenen), T— B Boteub. 11, 3. ob
du bist ain ubergeer der e, dein besneidung ist gemacht ain ü., Rom.
2, 25. 4, 10—12. Ist etlicher gerufen besniten, der zufur nit di ü.
ist etlicher gerufen in der u. ? der werd nit besniten, I. Korinther
7, 18. do ir wart tot in den missetaten und in der ü. eures fleisches,
Kolosser 2, 13.
über-wären C-wseren) swv. überführen mit Gen. d. &, convincere,
Brün. Str. II 22.
über-weclisel* stm. Aufzahlung beim Geldwechsel?: wir haben
geben dem Smucko von Sacz an seinem gelt 20 seh. new und
1 seh. gr. czu ü., Eger. Chr. 1021.
über-wesend* superessentialis, überirdisch: uberwesender =Gott,
Sol. 79, 11. wenn du mit uberwesender verborgener gotheit —
wonest in dir selber, 79, 20.
über-wesleick* Adj. superessentialis, überirdisch: uberwes-
leichs liht, Sol. 79, 35.
über-wesleichen* Adv. superessentialiter, Sol. 87, 10.
746 über-wette — üche
über-wette stn. f. = aber-wette Pfand für die Erfüllung ein-
gegangener Verpflichtungen: ob her di uberwette der hundert schock
ieht pilleicher und mit pesserm rechten im bestanden und vervallen
were, Igl. Str. 243. der clager den antworter mit dem uberwette
vervellet wolt haben, 243. Es ist geschehen, das unsre niitpurger
umb einen, der verderbt ist, vorpnrget und vorvestet sein mit uber-
wett bis auf ein recht, 249.
über-winden slv. 13 tr. 1. überwältigen, besiegen, überstehen,
2. überreden zu, 3. überzeugen von, mit Gen. d. S., 4. überführen,
5. verwinden, verschmerzen: 1. in allen stunden uberwindestu mich,
wenn du mir so grosze gut beweisest, Sol. 50, 6. gots frid, der allen
sin überwindet (exsnperat), 99, 30. — 3. si mit ir tavel mugen
imant ü. und uberczeugen, DIR III 31. den münczer überwinden
selbsibende = metseptimus monetarium convincere, Igl. B 13;
Brunn. Str. II 39. mit der waren tat uberwint man in — wer mit
diephait begriffen wirt, II 217. ein icleicher man wert seinen leib
und sein gut bas mit scheppen (als Zeugen), denne man in mit
scheppen oberwinden mag, Igl. Str. I S. 357. mit guter gewissen
überwinden, Stb. Brüx N. 108. mit biderben leuten überwunden,
Eger. Str. A XV, 8. ich hab ein pergwerk, darumb ich kainer sach
überwunden bin, Igl. Bgr. N. 52, 2. di Merhern künden sichs nicht
derholen und der niderlage nie ü., Böhm. Chr. 73.
über- wiudung stf. Überwindung, Verdammung*: uncz daz, er aus-
ge wirft daz. urtail zu der ü., T— B Matth. 12, 20.
über-wunder-leich* Adj. überaus bewunderungswürdig, ü. —
drivaltikeit, Sol. 80, 16.
über-wunder-leiehen* Adv. auf höchst wunderbare Weise:
wenn das licht ubernaturleich und ü. erhöht ist über allen himeln,
Sol, 80, 3.
über-zeitig (-zitec) Adj. überreif: uberczeitige trouben, W— B
Num. 13, 21.
über-zeugen (-ziugen) suro. 1. mit einem ziuge versehen, über-
ziehen, 2. mit Zeugen überführen: 2. ü. und überwinden, Igl. Bgr.
N. 115.
über-ziehen stv. Illb, tr. 1. ziehen über (ein Feld, einen Berg
usic), 2. an sich ziehen, gewinnen, 3. über-, beziehen, bedecken,
4. überfallen, besetzen, 5. übertreffen, -wiegen, 6* noch einmal messen:
6. ich sold im sein gemessen perk gauez überczihen, Igl. Bgr.
N. 57. 5. man scholde den marschaider di lehen — lassen überczihen,
N. 53, 16.
über-zug (über-zoc) stm. Überfall, feindl. Angriff: mancherlei
anfröre, uberczuge, mord, branud — sich ergangen haben, Stb. Brüx.
N. 349. — 1399 nachdem sich die von Eger eines merklichen grossen
Überzugs und kriegs besorgten, Eger. Chr. 18.
ubig Präp. oberhalb, Traut. Chr. 114. 130. 207. 338; vgl. obig,
nibig.
Übung s. üebung.
üche sivf. Kröte: sie sahen um sich buchen vil der großen
neben, Alex. 25826.
ucke — um-hang 747
uche, üchse (uohse, üehsene) swf. Achselhöhle, ascella: und er
den uchsen, W — B V. B. 108 c. do nani er us dem(!) uchsen das
houbt sines heren (z podpazie), Dal. 60, 21 (21, 48).
üebung stf. 1. Landbau, 2. Ausübimg, 3. Handlung, geschäftiges
Treiben, 4. Eifer, Sorgfalt, 5. Einwirkung, Antrieb: zu der manig
tausend der ubung (emssigkeit, XI. Bibel) der engel, T— B Juden
12, 22. das sich etliche aus euch — mit ungehorsamer Übung gegen
einem burge-meister eigen willens zu gebrauchen furnemen, Elbog.
Chr. 66, 22. dise und viel gewaltsam ü. an uns gescheen, 121, 32
u. 37.
uf- s. auf-.
um-angsten* swv. umdrängen: si umgebeut dich und umangstent
dich allenthalben, T— B Luk 19, 44.
um?), -e, um, umme, ümb, -e, um, -me sieh um.
uinbe-bolu swv. umherwerfen, -schleudern, schopfbeuteln: vaste
sie in umbebolt mit dem här her unde dar, W. v. W. 4777.
um-bringen unregelm. swv. 1. abwenden, verwehren, 2. verderben
lassen, vergeuden: er als umbracht und verthan hat, Traut. Chr. 53.
um-drewen* swv. (von drilie, sivf. Nadel) mit der Nadel
sticken, umnähen, Traut. Chr. 254.
umeräl (umbral, -e) stn. humerale, Schultertuch beim Meßkleid,
Sirach 45, 9.
uiu-gaug stm. 1. Umgang, Umzug z. B. einer Prozession, der
Zünfte, 2. Begehung der Grenze, 3. Hin- und Rückgang. Kreislauf,
4. Tour beim Tanz, 5. Umfang, Umkreis, 6. Kreuzgang, Galerie,
Säulengang, 7. Seitenweg, Schlich: 6. umgenge czwischen cedreiueu
seuleu = deambulacra, W — B Könige III 7, 2. dem Organisten gibt
ein e(rsam) rat 40 seh. u. 4 scheffel körn und die drei umbgenge zu
Martini, Nicolai und Dorothea, Traut. Chr. 310.
uiu-geu, -gäu (umbe-gän, -gen) stv. tr. 1. umgehen, umkreisen,
2. überfallen z. B. eine Müdigkeit überfällt einen, 3. in Prozession
mitgehen, 4. umgeben, 5. durchwandern, 6. besorgen, pflegen, 7. sich
entziehen, umgehen z. B. das Gesetz : 3. in den umbgeen des newen
briesters, Eger. Str. C 23. — 5. die erde, die wir haben ummegangen,
W— B Num. 14, 7 = cireuivimus. 4. ein gröz, gebirge umbegienc die
lant, Caspasis ist daz, genant, Alex. 20877. 5. Jhesus umgieug alles
Galile, T— B Matth. 4, 23.
um-graben* stv. IV timschanzen, umgeben: äugest hat min
herze umbegrabet mit vestem jämer, Alex. 12181.
um-, umbe-kabeu* siov. umgeben, erfüllen: die äugest — hat
min herze umbebabet, Alex. 12182.
um-halbung stf. Umfassung; Umgebung*: di da sa^en in seiner
u., T— B Mark. 3, 34. von der u. des gesesses, Offenb. 4. 6. in der
u. des trons, 5, 11. 7, 11. in der umhalbuug des gesesses (unib-
schweyf des stuls, XI. Bibel), T— B Offenb. 4, 3.
um-halteu stv. V umringen: sie beten in umbehalten, daz, er
niht mohte entwichen, Alex. 8034.
um-haug (umbe-banc) stm. 1. Vorhang, 2. bes. rings um die
Wand oder sonstioie aufgehängter Teppich, 3. ein, größtenteils ver-
lorenes, Gedicht Blickers von Steinach: 1. czehen umbeheuge mache
748 um-haus — uni-slagen
von sneweissem weichen leineinen, czwir gebleicht, W — B Ex. 26, 1.
eines umbhanges, Ex. 26, 2.
um-haus* stn. atrium. Vorhof: in dem grosen gemeinen um-
house des innern houses, W — B Könige HI 7, 12.
uui-hüilen svw. als Hülle herumlegen: ein ungetrewe mentelein
habt ir umgehullet, Böhm. Chr. 15.
um-, umbe-kere stf. 1. Umkehr, ümwendung, 2. Wechsel, Um-
schwung: an siner umbekere (als er sich zum Gehen wandte) do er
zno der tür wolde sin — von dem bette spranc diu herzogin,
W. v. W. 911.
um-keren suw. umwenden, -drehen: er umkert sich zu dem wein,
T— B Luk. 7. 44. 7, 9.
um-keren stn. das Umkehren, Platz zum Wenden: auch sal er
ein freies u. haben mit dem wagen in des Wenczlabs hof, Igl. Stb.
III 210b.
um-, unibe-legen sicv. belagern : die stat Elbogen ir mit ewerm
here umbelegt biet. Elbog. Chr. 154. 26. er umblegete in mit seinem
hei-. Böhm. Chr. 108.
um-ligen (umbe-ligen) stv. I. 1. ir. umstellen, belagern: angest wirt
in ummeligen = angustia vallabit eum, W — B Job 15, 24. Jherusalem
er umbelac, Alex. 1U20.
um-, umbe-ujejen sicv. umnähen: mit borten was alle ire wät
wol bestalt und umbenät, Trist. 1532.
um-, umb-raien* sivv. den Reigen tanzend umherziehen: ez, sol
niemant in Weihnachten nach susten u., Eger. Str. C 44.
um=, umbe-rank* stm. Umarmung mit Kuß: mit umberanke
wart geneiget gegen ietslichem, der im küssen bot, Alex. 6644.
um-ring (umbe-rinc) stm. 1. Umkreis bes. der Erde, 2. Kreis-
lauf: 1. in dem u. des alters = per altaris circuitum, W — B Lev.
3. 2. in dem ummeringe iberusallem, W — B IV. Kön. 23, 5: Par. I
22, 18; Gen. 23, 17 u. s. uf allem u. (aller weit, XI. Bibel), T— B Luk.
21, 26. auf alle dem umring der erd, Btb. 11, 28. alle di reich des
umringes, Luk. 4, 4. in allem u.. Btb. 24, 5. ein gepot gieng aus
von dem kaiser Augusto, daz, aller der umrink wurde geschriben,
Luck. 2, 1.
um-, umme-riugen sicv. umringen, -singein: ein kunic umme-
ringet sie (vallavit urbem), W— B Prediger 9, 14: Sirach 43, 13.
um-, umbe-s<ez,e (auch umbe-sez.z.e; sunt. Bewohner der um-
liegenden Gegenden, Nachbar: wir haben umbesaz,en, W. v. W. 1680.
umb-sa^^en, -se^en* Adj. anwohnend, benachbart: umbsassen
leut, Igl. Str. 292; auch umbsessen leut, ebenda.
um-scketigeu (umbe-schatewen, -schetewenj swv. um-, beschatten:
ein wölken umschetige sie, T— B Mark. 9, 6.
um-seheu stv. 1 1 Umschau halten, umsehen; sich um etwas
kümmern: Jesus umsach sich, T — B Mark. 10, 23.
um-slageu (umbe-slahen) stv. IV — 1. umgeben, umzingeln,
besiegen: er slug in umbe, Böhm. Chr. 46. 57. 53. wen (da) er die
Polen mechtiglichen umbslug und gewan das gancz lant pis ken
Krako, 22. das du die veinde wirst umbslahen, 19. das er (Albrecht)
den röm. kunig Adolff umbslug, 96. 2. beschlagen, 3. ein Vergehen
jemandes austrommeln lassen, 4. die Krieger zusammentrommeln, die
uin-steunge — im-bauhaft 749
Werbetrommel rühren: also hat die stadt Trautnaw lassen u. und
kriegsknechte augenomen, Traut. Chr. 319. 329. 335.
um-steunge* stf. das Herumstehen: in der u. des volkes =
circumstante plebe, W — B Gen. 23, 13.
um-stürzen* swv. (vgl. uinbe-sturz stm. perizoma, DFG 427c
bei L.) niederstürzen, -werfen: jeder mensch musz von uns (dem
Tode) umbgesturzt werden, Ack. 42. 4.
nm-sweifen stv. red. V. Umschweifen, durchstreifen; umfassen,
-schlingen: wie er sie so vriuntlich umbeswief, Trist. 3644. mit
kiuscher zucht dich umbeswief einer reinen meide wamme, Alex. 102.
uin-teilunge* stf. Atisteilung im Kreis: so (im Jubeljahr) wirt
zu schänden die u. der los = sortium distributio, W — B Num. 36, 4.
um-tragerin * stf. Hausiererin, Eger. Chr. Anm. zu N. 776.
umtrag-weib* stn. Hausiererin, Eger. Chr. Anm. zu N. 776.
um-, unibe-yang stm. 1. Umfang, Kreis, 2. umfassendes Stützen,
3. Umhüllung, 4. Umarmung, Kuß: er gap ir mangen umbevanc,
Trist. 4991.
um-vliez,en stv. 111b umfließen: weiszheit, die umbfleuszet alle
weiszheit, Ack. 56, 7.
um-, umbe-YÜerung * stf. 1. das Herumführen, 2. Schädigung:
zu der umfurung des irtums, T — B Ephes. 4, 14.
um-, limine- wandern swv. um und um durchivandern: unime-
gaagen hab ich die erde und hab sie ummewandert, W — B Job 2, 2.
um-, umme-weg stm. Umweg : so das sie ummesust geen durch
den ummewek (per invium), W— B Job. 12, 24.
um-zeunen (umbeziuuen) swv. mit einem Zaun umgaben, um-
zäunen: meinen wek hat er ummeczeunet (circumsepsit) , W — B
Job 19, 8.
un-aberkaut part. Adj. zuerkannt, Elbog. Chr. 36, 16.
un-angelangt part. Adj. unangefochten: einen u. lassen, Eger.
Chr. 1139.
im-angeselien part. Adj. unbeachtet, unberücksichtigt, Elbog.
Chr. 71, 35. u. dieses alles (ohne Rücksicht darauf) so machten die
gemain zwo gassen, Eger. Chr. 49 S. 36.
un-angesproclien part. Adj. unangefochten: das er die teile u.
uncz bis an sein tod gehalten hat, Igl. Bgr. N. 92, 3. hat er an dem ihm
verschriebenen achtail in der gruben czu der thannen — gepaut und
gearbait sechs wachen (Wochen) u. der andern partheien, so behelt
er sein recht mit seiner hautfest noch unssern bergrechteu, Igl. Bgr.
N. 89, 4.
un-angezogen part. Adj. unangefochten, ungemahnt: das ir
künftiger schedeu unbeswert und u. bleibt, Elbog. Chr. 98, 5. 17, 26.
un-auf lieblich * Adj. nicht zu behebend : ein u. vorchte und
erczittern vil auf sie = intollerabilis timor, W — B Judith 14, 17.
im-ausgesetzt* pari. Adj. noch nicht ausgestattet, nicht ver-
heiratet, unversorgt : das alles sol in die teilung gen der mutter und
den unausgesetzten hindern, Igl. Stb. V 167 c. iren vier kindern, die
unausgesetzt sein, V 184 b.
im-bauhaft (un-bühaft) Adj. nicht im Abbau begriffen: perch
oder stolle — die wüest und unpowehaft werden gesehen, die schol
750 un-bedechtlich — tm-beräten
mau cbunden 6 sontage u. dann anderweitig verleihen, Igl. Bgr.
U— B 14.
im-bedeciitliek* Adj. uneingedenk: in seinem eigenen willen
und u. seines eides (immemor), Eger. Chr. C 80.
un-bederbe (un-bederbe. -biderbe) Adj. 1. von Pers.: untüchtig,
schlecht, ungerecht, 2. von Sachen: unbrauchbar, unnütz, nutzlos,
schlecht: 1. schonten wir nicht der biderben frawen, von den un-
biderben künden wir vilmer singen und sagen, Ack. 45, 19. der
falsche garnier alles unbederbes böses krautes. Hier. 207, 25. als
sant Jeronimuß des unreinen u. gewandes diser totlichkeit beraubet
wart. 113, 1. wann der sunder tot unbederber ist, die an vorcht
gesundet haben wider die gebot des allmechtigen gotes, 40, 19. des
fragten sie in, worumb er so unbederbe sunt tun wolde, 157, 22.
was ist unbederber dann di swachheit dises lebens. 20, 7. der —
pfaffen leben alles verlassen und u. was, 12, 9. der unkeuschheit
snode und u. hitze, 10, 22. ich widerstunt dem unbederben meinem
fleische, 11, 7. sint meine kunst ein unbederbes nez,z,elz,kraut ist
neben violvarber und violschoner kunst sulcher heiligen lerer, 1. 14.
un-bedrimgen* part. Adj. unangefochten: das wir da van (von
unserem Hecht) u. bleiben {nicht verdrängt tcerden), Elbog. Chr.
74, 18.
un-begreif'leich (un-begrife-lich) Adj. nicht faßbar, incom-
prehensibilis : u. licht, Sol. 2, 30.
un- begrünt* part. Adj. nicht begründet, unberechtigt: in
meinung, sein u. eigenwillen in die warheit zu brengen, Elbog. Chr.
83,44.
nn-behende Adj. 1. ohne die Hand zu gebrauchen, 2. schwer
zu handhaben, schwer beweglich, 3. unpassend, ungeschickt, 4. hart,
grob: diuer (der werlt) unbehenden üppekeit ein krankez, ende ist
bereit, Alex. 24647.
un-foeimot part. Adj. unbewahrt, -beschützt, -bewacht: daz, er
wil wesen u. an sachen die sin unere sint, W. v. W. 273.
un-bekuniert (my-'bekvaabeTt) part. Adj. nicht bedrängt, belästigt:
Gotes diner schol u. sein mit werltlichen dingen , Hier. 29, 12. die
stat Elbogen u. lassen und sie verre nicht bekriegen, Elbog. Chr.
154, 33. 155, 1.
un-bekuin-leieh* Adj. unnahbar, unerreichbar, inaccessibilis:
got wont in dem unbekumleichen liht, Sol. 78, 30.
im-bekum-Ieichen, * un-bekoin-leichen* Adv. unnahbar, un-
erreichbar: wenne dit — unbekomleichen und undersuchleichen
wonest in dir selber, Sol. 79, 22. da das liht unbekomleichen ist,
79. 24.
un-beleutet* part. Adj. ohne die Feuerglocke zu läuten: das
feuer ist aber gottlob u. gelescht worden, Traut. Chr. 236.
un-bequem-lich Adj. (bei L. nur unbequseme Adv.) nicht ent-
sprechend, incongruus: wann es ist u. unser wirdekeit, Const. I
15, 10.
un-beräten part. Adj. 1. ohne Hat, ohne Überlegung, 2. ohne
Vorrat, entblößt, dem Mangel preisgegeben, ermangelnd, 3. noch nicht
verheiratet, unversorgt: 2. guoter vruobräten wären sie u., Alex.
un-beresplich — un-bestatt 751
25820. ritter — frides u. wider ia die stat riten, 9278. der u. dar
kam, riche gäbe er da nam, 1219.
un-beresylieli* Adj. untadelig: daz, si (di witwe) sei u., T — B
I. Timotb. 5, 7. ez, geczimt dem bischof ze sein u., I. Timotb. 3, 2.
daz, du bebutst dicz gepot an fleck und u. (unstraff bar, XI. Bibel),
I. Timotb. 6, 14. u. Titus, 2, 8. beilik und unfleckbaftig und u. vor
im, Koloss. 1, 22.
uu-ber-haft Adj. unfruchtbar, nicht zeugungsfähig: Elisabetb
— diu von der natür gewalte in ir jugent was unberbaft, W. v. W.
2960.
uu-berliaftig Adj. unfruchtbar: frew dicb, unberbaftige, di da
nit gepirst, T— B Galater 4, 27. Sara, diu., Juden 11, lt. Elisa-
betb was u., Luk. 1, 7. 1,36. selig sint di unberbaftigen , Luk.
23, 29.
un-bericht, -beriht part. Adj. 1. ungeordnet, ungeschlichtet,
uneinig, 2. ungebiißt, 3. noch nicht besorgt, 4. nicht oder schlecht
ausgeführt, vernachlässigt, 5. ungehörig im Betragen, 6. unbelehrt,
7. unkundig mit Gen. d. S.: sie (die lantberren bei der Wahl eines
voget) warn ir muotes unberibt, W. v. W. 3911.
un-beschau-lich Adj. ivas man nicht anschauen kann, incon-
templabilis: liht — u., Sol. 79, 28.
im-bescheden-lieh* Adj. unverletzlich: U. sein wir (der Tod),
wann man uns vant zu Rome in einem tempel an einer want
gemalet usw., Ack. 23, 5.
un-bescheiden-heit stf. 1. Ungebührlichkeit, 2. Unverständig-
keit, Unüberlegtheit, 3. Rücksichtslosigkeit, 4. unziemliche Handlung,
5. blinde Leidenschaft: sein übel breucblicbe u., so er an den berrn
vater Michel Rotbnecker wegen der berberg getban, Igl. Ms. S. 25.
un-bescneiden-lich (-liebe, -en) Adv. in ungebührlicher, unver-
ständiger, rücksichtsloser Weise: Du fluebest und bittest u. unde on
notdurft, Ack. 16, 1.
un-besehend (bei L. nur adv. Gen. unbesebendes = ungeschaut,
ungeprüft) part. Adj. importunus, unvermutet: darnoeb so kumpt der
u. tot, Sol. 9, 4.
un-besiebtic-heit stf. Mangel an Umsicht, Sorglosigkeit: der
Bebem u. wart in mit scbadeii leit, Dal. 182, 31 (82, 33).
un-besint (auch -besinnet) part. Adj. 1. ohne Besinnung, ohn-
mächtig, 2. gedankenlos, einfältig, 3. unsinnig, verrückt: so was ich
blinder und tauber und unbesinter (iusensibilis), Sol. 15, 24. er
begunde unbesinnet werden in grosser torbeit, Hier. 207, 6.
uii-besorgt part. Adj. 1. ohne Sorge, 2. ohne Vorsorge, 3. rück-
sichtslos, 4. unvermutet*: 4. das uns dise reuplieb besebedigung gancz
u. und unbewart bescheen und begangen, Eger. Cbr. 1141. des sieb
die vom Elbogen u. gewest, Elbog. Cbr. 4, 7.
un-besprocheii (bei L. part. Adj. frei von übler Nachrede, un-
bescholten) Adv. ohne Bücksprache mit: flohinten (flüchteten und
retteten beim Brande) die von Brüx varunde habe — äne loube, un-
bewusst und unbesprochen des obgenanten gnedigen herren, Brüx.
Stb. N. 304.
uu-bestatt part. Adj. noch nicht ausgestattet, nicht verheiratet:
u. bruder und swester, Eger. Str. A XVI 1, B 3. 4. u. geswistreid,
752 un-besungen — un-billiche
B 7. welches unbestatt kint unfug tut und der stat waudelhaft
wirt — wil sein vater und muter daz, wandel vür es nicht gehen,
so schol und muz, ez, vür iez pfunt haller ein wochen in der stat
buz, in eim turn ligen, Eger. Str. A XV 10.
un-besungen part. Adj. nicht mit Gesang erfüllt: wan die
kirchen (tvohl die Domkirche in Olmütz) off dem haus wohl czwa
jar öd, geslossen und unbesungen bleip uncz das nach abgang des
vormelten Romischen kunigs Wenczlawen — bischolf Johannes in
sein kirchen — eingelegt und uff seinen bischolfsstul gesaczt wart,
Olm. Stb. 54.
uu-betagt part. Adj. ohne gerichtliche Entscheidung oder ohne
daß einem ein Tag hiefür anberaumt worden: wo si lenger in ewer
gefengknus und u. sein sollen, was unradts — daraus erwachsen
möcht, Eger. Chr. 1186.
im-bet-licke, -en Adv. unbescheiden: wanne er im selber vor-
saget, der unbetlichen bittet, Hier. 136, 9.
un-betrecht* part. Adj. ohne Bedenken, ohne Zögern: di iung-
frowin gahin ir czu recht, si kunten es umedann unbetrecht (tschech. :
dievky jiej to prävo dachu, inhed po vsiej zemi poslachu), Dal.
46, 24.
un-betrecht-leich* (= unbetrehtic) Adj. 1. nicht überlegend,
unverständig. 2. mit Gedanken unfaßbar: 2. unbetrechtleicher herr
= inexeogitabilis, Sol. 90, 14.
un-betrogen part. Adj. 1. nicht zu betrügen, 2. nicht getäuscht,
nicht falsch berichtet, 3. rein, untadelhaft, 4. ohne Falsch, aufrichtig :
maunic gezelt — speehes Werkes unbetrogen, W. v. W. 74. Gotes
kraft — u. wirt, Legende 608.
un-betroffen* part Adj. nicht erreicht von: der mörder ist u.
der gerichte davon komen, Traut. Chr. 273.
un-betwungen part. Adj. 1. ohne Kummer und Sorge, 2. nicht
bezwungen oder zu bezwingen, frei, 3. unbändig, unlenksam,
4. freudigen Mutes, 5. freiwillig, nicht gezwungen: do gaben sie iren
willen unbetwungen darezu, Igl. Bgr. 39, 9.
un-betwuugenlich Adv. ohne Zwang, aus eigenem Antrieb,
freiwillig: sie wellen u. sich mit der stat in, herre, gehen, Alex.
Anh. 1740.
un-beyrunt* Adj. ohne Verwandte, nicht verwandt: den armen
und unbefrunten, die durch die pas habunden und pas befrunten —
gedrungen und beswert warden, Olm. Str. 53; s. bet'runt.
im-beivart part. Adj. unbehütet, -beschützt, -bewacht, ohne
gewahrt zu haben: hielt man sie (die kinder) nach ir rehte? Nein,
sie waren unbewahrt, W. v. W. 4708.
un-beweglich Adj. 1. unbeweglich, 2. unvergänglich*, 2. wir
enphachen da^ unbewechlich reich, T — B Juden 12, 28.
un-be-wost * pari. Adj. unbeiciißt, Eger. Chr. N. 1181.
un-bilde stn. 1. Unrecht, Unbill, 2. was über alles Maß hinaus-
geht, ohne Beispiel, das Ungeheuerliche, Wunder: 1. woldet ir uns
so verweiset lau, unbilde begiengent ir daran, W. v. W. 6851.
im-billicke Adv. 1. mit Unrecht, 2. uiischicklich, 3. auffallend,
4. geivalttätig: ez, hete sie unbilliche, nahm sie wunder, Alex. 3971.
un-bindlich — under-burg-grave 753
im-bimllicli* Adj. unauflöslich, ewig: nach der kraft des un-
pintlichen lebens (uiiauf löszlichen 1. XL Bibel), T— B Juden 7, 16.
un-bunden* part. Adj. nicht gefesselt: Friczsch von Wunsidel
— wart des mordes beschuldigt und was unpunden und ungevangen,
Eger Buch der Gebr. S. 219.
und Konj., Kopiüa an Konjunktionen u. Eelat. angefügt: ehe
und, Elbog. Chr. 15,2. 16,34. 17, 1 usw. was und, 37,2. so und,
36, 25. 37, 7. nochdera und , 39, 15. 50, 9. 75, 27. wen und , 50, 18.
wie und, 54, 27. 56, 12. diweil und, 68, 21. so viel si und, 62, 34.
als und ehe, 9, 2.
un-danks Gen.-Adv. ungern, unfreiwillig, unvorsätzlich; mit
Gen. = gegen den Willen des: deupheit ist ein trugenhaftiges czu-
czihen eines fremden dinges, di Undanks des herren geschieht, Const.
II 2, 13. ab einer — etlich stuckel eines gangs — ernpkeet von
dem vorleiher Undanks und unwissen der rechten gewerken = insciis
et invitis — colonis, II 2, 13.
u ti- dank -hui't (= undanchaftig) Adj. undankbar: der nemer (der
Beschenkte) sol auch nimer u. sein und vorgessen der emphangen
guttete, Const, III 7, 1.
un-dank-neme (un-dancnseme) Adj. undankbar: ich bin u.
gewesen in den zeiten, als du geklopfet hast an die pforten meines
hertzen, Hier. 75, 26.
im-dank-sani Adj. undankbar: das ich iht u. sei, Sol. 48, 5.
unde, ünde stsivf. Flut , Welle , zu lat. unda : sam flutige uff-
waschen seine unden = veluti fluviorum intumescunt gurgites eius,
W— B «Ter. 46, 7. durch des meres sorgsamen unden das schif unsere
lebens zihen = per procellosas voragines, Sol. 96, 40. daz, daz, schif-
lein wart bedeckt mit den unden, T— B Matth. 8, 24. di unden
slugen in daz, schif, Mark. 4, 37. er ahte niht der ünde, die üf dem
wäge sich regten, Alex. 4450.
under-ambeckten* suw. dienen, verpflegen : ob etlicher getrewe
hat witwen, der unterambecht in, T — B I. Timoth. 5, 16.
under-ambeclitung* stf. Beistand, Hilfe: durch die u. (under-
dienung XI. Bibel) des Geists Jhesu Kristi, T— B Pilipp. 1, 19.
»nder-bette stn. Unterbett: das u. pett gewant, Igl. Stb. V 150c.
ein oberpet und ein u., V 41 a.
under-bilden* stvv. menschliche Natur annehmen: durch die
(Maria) sin gütlich hoher art mit uns underbildet wart, W. v. W.
2987. durch daz, diu (Kristi) götlich hohe art mit menschheit
underbildet wart, Alex. 10262.
uuder-bint stnmf. 1. Verbindung, 2. Trennung, 3. Unterschied,
Gegensatz, 4. Wechsel äne u. = ohne Unterschied, Unterlaß, gleich-
mäßig, ohne Verzug, 5. Unterbrechung, Pause: 1. aller dinge ein u.
(= Gott) , Alex. 75. äne wankes underbint was sie (diu niinne) lüter-
lichen glänz, W. v. W. 265.
under-bringen unregelm. Zw. 1. zerstören, 2* verbergen: 2. diu
zwei teil (des goldes) bräht er ander, W. v. W. 2342.
under-burg-grave* stom. Unterbeamter eines Burggrafen (Stadt-
richters), Traut. Chr. 194.
Jelinek, Wörterbuch. 4o
754 nnder-eingen — nnder-kaufel
imder-eingen* stv. V. sich einschleichen: etliche mau under-
eingiengen — sie ubertragent di gnad uusers Gots in uukeusck
(zur Zügellosigkeit mißbrauchen), T — B Judas 1, 4.
under-gang stm. 1. Sonnenuntergang, 2. Untergang, Verderben,
3. Begegnung , Umgang, 4. Begehung und Festsetzung der Grenze,
5. Unterwerfung, G. Schiedsgericht, schiedsrichterlicher Vergleich:
1. gegen der sunuen uudergank, W — B Ex. 2G, 27.
under-geben stv. tr. 1. gegenseitig geben, 2. sich ergeben: siut
er sich des teufeis herrschaft mit willen undergeben bette, Hier.
207, 2.
under-gen, -gsin stv. V. tr. 1. die Grenze begehen, 2. dazwischen
treten, 3. unter etivas gehen, 4. überkommen, befallen, 5. hindernd in
den Weg treten, versperren den Weg, 6. hintergehen, 7. jemandem
den Untergang bereiten, 8. mit einem u. = schiedsrichterlich ver-
gleichen: 4. ein vinstre uudergienge in (invasit), W— B Gen. 15, 12.
gros vorchte undergieuk sie alle , Par. II 14, 14. undergiengen ire
pürge {überfielen) = iuvaserunt castra eorum, Könige I 17, 53. Die
Caldeer — haben undergangen die camelen und haben die genomen
= invaserunt, Job 1, 17. wenn si (di tutsche zung) in dem lande
irstet, di Behem er (der Deutsche) undirget {drückt nieder), Dal.
159, 28 (70, 44).
mider-haeken* sivv. unterminieren: si unterhackten den Sckatzlar
{Schloß Schatzlar) und zunten das schlos an, Traut. Chr. 52.
uuder-hauptman-sehaft stf. Würde und Stellung des Stellver-
treters eines Hauptmannes, Traut. Chr. 307.
imder-houwen stv. V. untergraben; dazivischenhauend ver-
hindern,; auseinandersetzen; vermischen, zieren: si di brück dienlich
undirhiwin {so daß sie dann einstürzte) , Dal. 197, 22 (89, 77).
under-kamerer (under-kemerer) stm. Unterkämmerer: undir-
camerer des koningriches czu Behemin, Stb. Brüx N. 119.
imder-kauf (-kouf) stm. 1. Zwischenhandel, 2. Gewinn daran:
Wir haben — derfaren, das grose underkouffe sein auf dem obse-
margk und das dieselben abzeler selber vorkaufei sein, Prag.
Rb. 128.
under-kaufel, -koul'el, -keufel (under-köufel) stm. Zwischen-
händler, Verkäufer, Makler Sensal: Darnach habe wir funden umbe
die undercoufel: welcher u. (subemptor), der gesworn hat, entrint
und enpfurt den leuten ir gut, man mac in und sein purgen (Bürgen)
bas iiberwinden umb dasselb gelt, do her purgen geschazet hat, der
{= denn) her oder si sich weren mugen, Prag. Rb. 69. es schol auch
kein gast sein kaufmanschaft (Waren) vorkauffen an ein gesworn
underkaufel noch keinem anderen gast nicht vorkauffen bei drein
schoken gr. zu puß, 117. Es schol ein igleich gast sein gepunden,
kaufmanschaft nicht aufbinden an ein gesworn underkoufel oder an
den, der darezu gesaezt ist, bei der vorgescriben pus, 117. ein
iclieber underkeufel der sol keinerlei kaufmanschaft treiben noch sol
keinerlei kaufmanschaft feil haben. — Und das die undercouffel
gesten kauften und vorkauffen in das wider, das sullen sie nicht tun;
sunder was sie den gesten kouffen, das sullen die geste von hinne
füren, 102. von underkouffel, Prager Rb. 177. amptleut, di czu dem
gericht geboren und czu der stat geschepft sam : unterchauffel, wein-
nnder-komen — under-saz 755
choster und ander semleich leut, Brunn. Str. II 201, auch II 182. 183.
der stat gesworner underkeufel , Eger. Str. A. XV 5 u. 9. under-
kenffel und traidmesser, Eger. Chr. N. 1040 s. auch vorkaufei.
nnder-komeu stv. I. 2. 1. dazwischen kommen, 2. mit Dat.
einem entgegentreten, 3. mit Gen. d. S. vorbeugen, verhindern, 4. intr.
überrascht werden, erschrecken: 3. der Bat beschloß — di unrath im
pesten unterkomen sich muntlichen zu verantworten , Elbog\ Chr.
49, 13. domit ewern k. g-. — solcher abzugk von den von Sachsen
und den Slicken mocht unterkomen (Einhalt getan) werden, 152, 26.
den Unwillen (Ungehörigkeit) zu u., 114, 8. er wolt da^ mit sinnen
u., W. v. W. 540. Aber wenn di geezeugen vorbedechtlich di selb
red reden und sein underkomen oder underfaren — so sein si pilleich
czu vorwerften = subordinati ad invicem, Const. IV 11, 11 Schluß.
da ist dürft daz, der tot des bezeugers unterkum, T— B Juden
9, 15. 9, 16.
under-lauf (-louf) stm. Unterstützung, Hinzutritt, Aufwand: äne
vil rede u. sie kuren alle den touf, W. v. W. 7709. da^ äne wankes
u. die burger gseben gesatzten kouf, 4107.
under-laufeu (-loufen) stv. dazwischen laufend ablenken, ver-
hindern: der keiser — wolt sich selb erstochen hän, dö was der
kamersere sän der im da^ swert underlief, Alex. 16383.
under-läz, stm. stn* 1. Unterbrechung, Verzug, 2. das Be-
herbergen: an alles underlas suchen (also ncidr.), Sol. 102, 2.
under-legen sivv. unterlegen, unterbreiten, unterwerfen : ioch die
teufel sint uns underlegt (undergeworffen XL Bibel), T— B Luk.
10, 17. wan nu sechen wir im noch nit sein underlegt alle dink,
Juden 2, 8.
under-ligeu stv. nach unten zu liegen kommen, unterliegen : u.
sol her den sunden, W — B Lev. 5, 3.
under-niäl stn. Zivischenmahl (Frühstück oder Jause; ein
fremder Schneidergeselle , der in Iglau Meister werden tvitt, sol czu
seiner czeit den maistern ein cziemleichs undermal auf sein eigen
darlegung ausrichten, und was man bei dem selbigen u. an der
yrten vertrinken würd, das sullen die maistern für sich selbs auch
"für den selbigen jungen maister beczalen, Igl. Stb. V176d.
uuder-nemeu stv. I. 2. unterbrechen, hindern, wegnehmen, refl.
sich gegenseitig fesseln mit, sich annehmen um, antreten: Silvestir
sich des histums undir nam, Dal. 142, 32 (64, 24).
under-richtung stf. Nachricht, Bescheid, Aufklärung: Elbog.
Chr. 49, 11. 49, 13. wir hoffen ewer gnad andere u. aufneme (lasse
sich eines besseren belehren), 48, 30.
uuder-riteu, -reiten stv. IL tr. dazivischen reitend trennen, ab-
lenken, verhindern: sie — die beiden — hoften ze sigen — Wille-
halm daz, underreit (Prät.), W. v. W. 3647. den kil sie in under-
riten (verlegten ihnen den Weg zum Schiff), Ernst 3097. im wart
der sprunc underriten, dö wart ze fuo^ von im gestriten, Alex.
13 757. Alexander im die Stangen underreit (und warf ihn aus dem
Sattel), 13308.
uuder-saz stm. 1. Unterlage, Stütze, 2. Zögern: ein lüter liebe
was ir wer äne wankes undersaz, W. v. W. 2716.
48*
756 tmder-sa^e — nnder-scheidunge
under-sa^e (-säz,e, -ssez,7,e, -sez,7,e) swm. Untertan, Untergebener:
erbleute und u., Elbog. Chr. 61, 17.
under-scheid, -scheit (2. -des, 3. -de) stmnf. — scheide stfn.
I. Scheidung, Trennung, 2. trennende Zivischemvand , Mittelwand,
3. äne u. = ununterbrochen, 4. Unterschied, differentia, distantia,
5. Unterscheidung, distinctio, 6. verschiedene Weise, 7. charakte-
ristischer Zug, 8. Abicechslung, Wechsel, 9. Zeichnung des Wappens,
10. ausnehmende Bestimmung, Bedingung, bes. in Rechtsdenken,
II. genaue Auseinandersetzung, Belehrung: 4. got jmachet keinen
unterscheit nnder seinen leuten, Hier. 33, 1. — 5. ir goltvarwez, cleit,
der lichten varwe underscheit, W. v. W. 7906. in drier persönen u.
ein got in einer gotheit, 3072. 5. u. 6. Es ist auch ein ander under-
scheid des gewinnes (aliud genus acquisitions), Const. III 6, 12.
8. mancherlei underscheid süsser done, Sol. 54, 7. 10. an alle u. der
leute = sine omni exceptione personarum, Const. 15,6. mit aller
u. als dovor geredt ist (cum omnibus condicionibus), IV 20, 17. noch
der underscheit als vor begriffen ist = secundum conditionem prae-
taxatam, Igl. B. 23. die lehenschaft erblichen vorlihen an alle
underscheit, Igl. Bgr. N. 39, 6. als swf.: die messe lesen in sulcher
unterscheiden, in dem Falle, Eger. Str. M. U. 3, mit der unter-
scheiden, ob, M. U. 7. — stn. : 4. so das ir wisset die underscheideu
des reinen (ut differentias noveritis), W — B Lev. 11, 47. mit manic-
valter underscheit — vil der engel schar, Legende 15. wie got an
dem andern tage gap den wabern underscheit mit des firmamentes
stsetikeit, Alex. 11159; Alex. Anh. 57.
under-sclieiden (-schiden) stv. IL unterscheiden: alsust wirt u.
(außgelegt XI. Bibel) sein name, T — B Botenb. 13, 8. wir haben u.
gab nach der genaden, Römer 12,6; Matth. 15, 15. Geön — wiz,
und swarz was der gevar. mit den varwen beiden sin vel was
underscheideu hin und her gar wuuderlichen, Alex. 12076.
liuder-seheideu-heit stf. 1. distantia, 2. Verschiedenheit, Unter-
schied, 3. Bestimmung, Festsetzung , Bedingung: lehenschefte ge-
scheen etwenne mit u. = conditionaliter, Const. III 1, 12. Di u. der
lehenschefte di sein, di man mit der clausein und ausnemunge vor-
leihet, das also palde di lehenhewer an den ordenlichen gauk komen,
das si dovon lassen und sullen keines ganges czu in peiten. Und
hat das nicht stat in lautern lehenschefteii, Const. III 2.
under-scheider stm. Erkenner, Durchforscher: er ist ein u.
der gedencken und der meinung des herzen, T — B Juden 4, 12.
under-scheid-lich, -lekli Adv. genau, distinete: redlich und
u. messen (distinete et rationabiliter), Const. II 3, 12.
under-scheidunge stf. 1. Unterscheidung, 2. Unterschied, 3. Be-
dingung: 3. die vorleihunge mit allen iren Unterscheidungen, di dor-
uber beredt und vorbrift sein, sal man beschreiben, Const. 115,1.
den perk mit allen seinen underscheidungen messen = cum con-
ditionibus, II 5, 4. ein leben durch varen — mit allen under-
scheidungen , die in disem teile einem erbstollen vorlihen sein,
II 5, 6. den berg mit allen seinen underscheidungen messen (c. con-
ditionibus o.), II 5, 4. vil ander uuderscheidunge = aliae conditiones,
III 1, 2.
under-schidung — under-sten 757
under-schidung stf. Unterschied: die u. ist nit des (den) Juden
und des (den) Kriechen, T — B Kömer 3, 22. 10, 12. es ist gefestent
zwischen uns und euch ein michel u., Luk. 16, 26.
under-schreifoer stm. Schreiber niedriger Ordnung, Vicecancel-
larius, Igl. Str. 257 a.
imder-sesse, Untertan s. imder-sn^e.
under-slahen (auch -slän) stv. IV. tr. 1. unter sich schlagen,
2. senken, neigen, 3. unterschlagen, 4. verbergen, 5. aufgeben, 6. über-
gehen, 7. das? sper — unterm Arm nehmen und zum Angriff senken,
8. sclilagend dazivischen bringen, 9. gewaltsam mitten abbrechen,
unterbrechen, trennen, refl. 10. einander schlagen, 11. sich neigen,
untergehen (der Sonne), 12. mit Gen. der S. sich unterziehen eines
Dinges : 2. ercz unterslahen = suhtrahere , Const. I 20. ir was uf
dem velde gnuoc, den jämer fröide undersluoc, Alex. 16388. an die
wende (des Felsen) tet ir flö^ manchen engestlichen stöz,, der in ir
freude undersluoc, Ernst 3591.
imder-sneiden (-sniden) stv. IL schneidend, trennend dazioischen
treten, stückweise oder bunt Kleiderstoffe zusammensetzen, mischen:
fröude — im da vollic undersniten mit leide wart, Alex. 23299.
dine velschlichen siten habent mir die vröude undersniten, 27348.
ein wip in rechtes wibes siten mit stiegen tilgenden undersniten,
13042. ein wip mit wibes tugent untersniten, Ernst 62.
under-spreckende* part. Adj. interlocutorius : u. urteil = inter-
locutoria sententia, Const. IV 18, 5.
uiider-spriteii stv. IL dazwischen spreiten: sperlachen — wol ge-
worcht und underspriten mit siden und mit golde, Trist. 884.
iinder-staud stm. 1. Stütze, 2. Aufenthalt, Verhinderung, 3. Unter-
schied : mit dem u. unsers fleisches, das ist mit der sei (nostrae carnis
substantia), Sol. 85, 13.
under-stat* stf. (vgl. mhd. Wb. II 2 602 oberstat = Vorort, Clos.
Chr. 79) tiefer gelegener Stadtteil, Bezirk: understete = suburbana,
W-B II Par. 11, 14.
under-steiger* stm. gewerkschaftlicher Steiger, während die
obersten Steiger, Obersteiger regalherrlich sind: halden 12 heuer,
6 haspler, eiu Steiger und understeiger, Igl. Bgr. N. 80, 4.
under-sten (auch -stän) stv. IV- 1. intr. bewenden lassen bei,
2. tr. sich worunter stellen, um einem beizustehen, etwas zu hindern,
zu retten, unterstützen, 3. zustande bringen, bewirken, 4. bestehen,
bekämpfen, 5. mit Dat. der Person entreißen, 6. sich daztvischen
stellen, verhindern: 2. auf die red, das du understeest unser Ver-
drossenheit (ableves) , Sol. 55, 15. tilgend, mit der ich understanden
werd (per quam sustentor), 10,5. gut, das understet mein tilgend
(sustentans senectutem(!) meam, 87, 35. — 6. da^ woldin u. und nit
lenger von in liden, Dal. 225, 7 (102) schedlich begerunge mit dem
rechten understen (limitare) , Const. I Vorrede 2. den irresal , den
man nicht understet (cui non resistitur), den wenet man zu be-
stetigen, I 7, 6. aller leute beswernusse mit dem rechten understeen
(refrenare), I 9, Einleitung, also das der anligende schade (periculum
imminens) — understanden werde, I 11, 1. das sullen di urborer
mit allen iren sinnen understeen und behüeten = praecavere debent,
II 1, 13. alle, die mort und manslacht nicht understen, so sie is ge-
758 under-stent — under-treten
tuen mugen, Joh. v. Igl. 5. solche ubeltat czu u., Mind. d. Egerl.
S. 38. si gebeten haben das zu u., Eger. Chr. 1067; Elbog. Chr.
89, 38. Das alles mag ein rate auch hie zu Olorauncz u., Olm. Stb.
78. het das got mit seiner großen parmherzigkeit nicbt under-
standen, 44. hett das der undercamerer nicht understanden, 44. das
czu sulchem getan und das understanden und gewant werd, 62.
hertzog Albrecht von Sachsen untersteht sich, zu Pehem konig zu
werden, Elbog. Chr. 147, 28. 152, 24.
under-stent (ivohl = understend , under-stande sivf) stf?: wan
wir (der Tod) weder wesen noch gestalt noch unterstent (Wirklich-
keit?) haben, Ack. 22, 14; s. understand.
under-stiveln swv. stützen: das sie understivelten , das an-
gehaben hette ze vallen (fulciretur) , W— B Par. II 24, 12.
under-stöz,en stv. red. V. 1. dazwischen stoßen, -stecken, -schieben,
2. vollstopfen, 3. unterstützen mit Akk. d. F., beiseite schieben, ver-
stecken, 4. unterbrechen: 4. oft ein man, der anhebt zu reden, im
werde dann die rede unterstossen, nit aufgehoren kau, Ack. 51, 5.
under-stützen sivv. stützen: Was in den gruben meint czu
vallen, das sullen — die czimerleute — understuezen mit starker
haldunge, Const. I 11, 1.
under-swingen stv. I. 3. tr. sich dazwischen drängen, mischen:
daz, nie mislich gedanc sie underfuor noch underswanc , W. v. W.
2982 f und 4178.
un-dersuch-leich* Adj. iinerforsclüich , inperscrutabilis : uner-
suchleicher und unnennleicher, Sol. 77, 20. uu-dersuchleich: der
(des göttlichen Lichtes) un-dersuchleichen ist = inperscrutabile lumen,
Sol. 79, 24.
un-(d)ersuchleichen* Adr. uner forschlich: wenne du — u.
wonest in dir selber, Sol. 79, 22.
under-teil stn. unterer Teil: doher (icegen Verjjfändimg Egers
an die böhm. Krone, 1315) ist auch des adlers, welchen die stat
zuvor gantz frey füret, underthail zum getzeugnus solcher ver-
pfendung cantzellirt und in schranken eingeschlossen, Eger. Chr. 10.
under-tenige (-tänige, -tsenige) swm. Untergebener, Untertan:
unserer undertenigen (subditorum), Const. I 5, 9. der gemeine nuez,
wenn der czunimpt, so nemen alle seine undertenigen czu, II 5, 9.
under-tenigen (-tagnigen) siev. unterwerfen: Senecca an Nero:
wiltu dir alle ding undertenig machen, so undertenige dich der vor-
nunft, Const. I 2, 2. das si wider in das underdict fallen und dorinn
als vor (ivie früher) werden underthenigt, Eger. Chr. 1136.
under-tenig-heit stf. Ergebenheit: unser gehorsame u. allzeit
zufur, Elbog. Chr. 92, 35. 106, 27.
under-tragen stv. V. 1. darunter, dazwischen tragen, 2. iintcr-
füttern, 3. unterbrechen, 4. vortragen, 5. schlichten, in Güte aus-
gleichen, verzeihen : 5. undertragt ainander (seid verträglich) und ver-
gebt euch selber, T— B Koloss. 3, 13. ir undertragt alle sorge,
IL Peter 1, 5. undertragend ainander in der lieb, Ephes. 4, 2.
under-treten stv. I. 1. — 1. unterdrücken, 2. dazwischen tretend
ablenken, abwehren, mit Dat. der Person, 3. vermitteln: ich wsen iuwer
(der Götter) helfe habe undertreten, nach dem miner fröuden voget
in eilende hat gezoget, W. v. W. 4258.
under-tuon — under- winden 759
under-tuon unregelm. Ziv. 1. verhindern, vereiteln, 2. unter-
werfen, -drücken, 3. untermischen, verschieden machen: das er dem
wort — Krist — sich nndertete, W. v. W. 354. daz, sich ein herre
dem riebe under tuo und mit gehorsam neige zuo, Alex. Anh. 1191.
under- vähen (auch -vän Prät. viene) stv. V. 1. auffangen, -halten,
2. hindernd dazwischen treten, verhindern , 3. trennen, abgrenzen;
refl. 4. verhindert werden, 5. sich umarmen, 6. mit Gen. d. S. sich
an etivas machen, unterfangen: 6. sich seines (verkauften) gartens
wider uuderfahen, Igl. Str. (55) S. 323: wieder zurücknehmen und
den Kaufpreis zurückgeben, wenn einer unwissentlich auf fremden
grund bauet — so ist pilleich, das der grnutherr, der sich des pawes
uudervecht, demselben powman umb sein darlegung und arbeit ein
Widerlegung tue, Igl. Str. 228 b. auff das hat sich die fraw Apolonia
derselben gruben und hntte pillich und rechtlich mugen undervahen
und — die selbe verkauften, Igl. Bgr. N. 88, 4. so sullen sie sich irer
guetter widerumb annemen und uuderfahen, N. 93, 3. Stephan von
Simosstorff unterfecht sich und trit in czwu mark czinses, Igl. Stb.
III 133 d. sich des auf recht u., Eger. Chr. 1191 S. 363.
under-var* stf? Beimischung von, Hinzutritt von: so hat stteter
fröude Avnnder äne truopheit undervar des himels ingesinde gar,
W. v. W. 6750.
under- varn stv. IV. 1. mit Stützpfeilern versehen, 2. erfassen,
überwältigen, 3. dazivischen fahren, 4. kennen lernen, 5. verhindern,
6. verschieden machen, untermischen: 2. czeugen — die underkomen
oder underfaren sein = unterwiesen, die gleiche Aussage zu machen,
bestochen, Const. IV 11, 11. das nie mislich gedanc sie underfuor
noch undersAvanc (Marien) , W. v. W. 2982. das habe man in der
huote, daz, sie kein wanc undervar, 1825. 3. mit Worten gevuoge
undervuor daz, diu kluoge = brachte das Gespräch auf anderes, 2487.
5. SAvä daz, unminne nicht undervert, 2297. daz, künde niht under-
varn, sie Avolden sich daran beAvarn nimmer daran gevallen = nichts
könne sie in ihrer Dienstbereitschaft hindern, 1692. 6. nndervarn
rot unde Aviz, kos man da, lieht uud clar, 1501. ich hetez, allez,
undervarn; ich hete dinem libe gegeben zu einem wibe Isöten,
Trist. 6736.
under-wegen (under Dat. PI. von wec) Adv.: u. län = im
Stiche lassen: laz, deinen sun nicht u., Hier. 139, 3 und 6.
under-weisen (-wisen) swv. 1. tr. anweisen, belehren, 2. ein
guot u. = eds Pfand geben, 3. refl. zuo einem u. = sich auf seine
Seite stellen, zu ihm halten. 1. ich Avurde denn eines andern under-
Aveiset, Igl. Bgr. N. 56, 3.
under- weislich* Adj. imstande zu unterwerfen, zu belehren: di
Aveisheit — von oben ist u. (ermonlich XI. Bibel) , T— B Jak. 3, 17.
under- winden stv. I. 3. — 1. refl. mit Gen. auf sich nehmen, wofür
zusorgen, etivas zu tun oder zu leiden, etwas übernehmen, sich dessen
annehmen, 2. in Besitz nehmen, sich bemächtigen: 3. daz, er sich
Avil u. der swester min zu wibe, Trist. 404. Eberhertl (der Käufer)
sal sich des (gekauften) guts — mit aller herschaft czuhauez u., Igl.
Stb. III 183 c. sie hat sich — ires mannes guter undenvunden, Igl.
Rspr. V. er unterwant sich der Aveld und etzlicher guter, Eger.
Chr. 1068. gegen den (kristen) — dich frage undenvind = frage
760 under-würken — un-diet
sie, W. v. W. 2043. er musste sich der heiligen schritt gesetzlichen
\i. = ergeben, Hier. 111, 3. mit welcher kunheit sol ich denne seines
lobes mich n., 1, 12. do ir (der Knaben) der künec sich underwant
(sich ihrer annahm), W.v.W. 5180. wenn sich der richter des
gerichtes underwindet, Igl. Str. I S. 355 und Const. I 6, 7. er sich
ires vaterlichen guts underwunden hat, Igl. Bgr. 85, 1. wir under-
winden uns des = aggredimur, Const. II 1. 2. das recht gewinnet
man mit u. (per occupationem) , mit lehenschaft, mit kauffe, mit
ausseczen, mit geben, mit auflassen und mit aller täte, mit der die
herschaft und gewalt gewandelt (übertragen) und geleitet wird in ein
fremde person, II 1, 2 und 3. sich des gepeudes des feldes u., III 5, 15.
ee si sich ander sachen u. = ad alios actus divertant, I 5, 11. sich
der — vorlihen — teil wider u., III -4, 2. der pergmeister — sal
sich u. aller seiner teil (dessen, der um Lohn gepfändet worden ist),
wo er sie hat, I 15, 4. czuhant so sullen sich unser urburer der
(nicht abgebauten Gruben usw.) u. mit dem rechten, III 1,5" wir
underwinden uns des, das in allen perkrechten ausgesucht ist, II 1.
Mit u. behelt man recht in sotaner weise : wann imand hoffenunge
hat czu dem perkwerke — so underwindet er sich einer breiten czu
einer silbergruben czu machen in einem freien felde, do idemmanne
umb und umb czimlich ist czu arbeiten und ercz czu suchen s. vrei-
schurf, Const. II 1, 3. — von erbs unrecht underwinden, Prag. Rb.
144. sich des burgstalles zu Neuenhause unterczihen und unter-
winden , Mind. d. Egerl. S. 54. Wenczlaw Praytschuch hat sich
nnderwunden des kindes und des waisen, Olm. Stb. 75 b. uff das
sich auch die burger und der rate des spitals und der armen leut
nnderwunden haben, 73.
under-wttrkeu unregelm. swv. durchweben, versehen mit, be-
schlagen: daz, tor was mit riegeln underworcht, Ernst 3G35.
under-ziehen stv. III b. 1. unterstützen, 2. unterfüttern, 3. ab-
bringen, entziehen, refl. 4. mit Dat. d. P. sich einem entziehen, 5. mit
Gen. d. S. = underwinden , annehmen, in Besitz nehmen: sich des
burgstalles u. und underwinden, Mind. d. Egerl. S. 54. wie sich der
burggraf etzwas lancz (Landes) underzüg, das dem konig und den
von Eger stunt zu pot, S. 83 und Eger Chr. 1068. ein swarezen rok
mit leimbat underezogen, Igl. Stb. V 41a.
under-zücken swv. 1. unterdrücken, nicht aussprechen, 2. durch
Zucken zu Falle bringen : 2. uz, des waz,z,ers gründe erebz,e gröz, üf
die rihte rueten. die liute sie underzueten, Alex. 22836.
undewen (un-döuwen) swv. erbrechen, vomere: undewe = evome,
W — B Sirach 31, 25. ein trunkener und ein undewender = ebrius et
vomens, Is. 19, 14. welcher gesell trunken und voll würd, also daz.
er undeyet (erbricht) = ist zu puss vervallen , 7 d., Igl. Stb. V
177 d.
im-dewunge (un-döuwunge) stf. das Erbrechen, indigestio, plastia:
wenne alle tische sind erfüllet u. und unreinigkeit (vomitu), W— B
Is. 28, 9. als ein hunt, der do keret czu seiner u. also ist der torechte,
der do anderweidet seine torheit, Spr. 26, 11. der hunt kert wider
zu siner undawung, T — B IL Peter 2, 22
un-diet stf. schlechtes Volk, Gesindel : daz, her was gewarnet, daz,
die u. arnet und ouch die ungevuogen swin, Alex. 21 672. die undiet der
nn-dienst — un-ergetzet 761
fürste enphie, 15 189. der undiet schar was vil groz, , 6207. men-
lichen tat sie an der u. (dem Kranichvolk) erzeigten, Ernst 3105.
mi-dienst stm, dem ich u. nie getet (stets zu Diensten stand),
Ernst 1172.
und i! 11 = un-gedult, auch undulde stf. Ungeduld: ob ir leicht
nach nndnlt geduldig werdet, Ack. 42, 10.
un-eben, -e Adv. 1. nicht passend, ungleieh, -mäßig, 2. un-
bequem, ungelegen, 3. vergebens, 4. uneben, rauh, 5. grausam, bös-
artig, schlecht: iuvvern adel es flieget uneben (nämlich euer Bäuber-
leben), W. v. W. 6170.
im-ebenheit (vom Adj. un-eben) stf. Unbilligkeit, iniquitas: ab
sei — von dem almechtigen u., W — B Job 34, 10.
uu-echt-lich* (von ahten siuv. erwägen, sorgen, nachrechnen)
Adj. unvergleichlich, incomparabilis : so das sie in unechtlicher schone
erschein allen äugen, W — B Judith 10, 4. ein unechtlich geschrei
wart in der mitte irr purge (in medio castrorum), 14, 18.
un-echtic-lich (un-ehtec-lichen) Adv. 1. unberechenbar, 2. un-
aussprechlich, 3* sorglos: lebt ein man so u., das er seinem weibe
die erbsorge let (Sorge um Hab und Gut überläßt), Igl. Str. I
S. 365.
un-endig (un-ende-lich) Adj. 1. endlos, 2. unvollendet, 3. un-
nütz, 4. träge, erbärmlich, liederlich, schlecht: das sie solt zu — un-
endiger ruwe — komen, Ack. 19, 19.
un-endelich Adj. 1. endlos, 2. unvollendet, 3. unnütz, untüchtig,
erbärmlich, schlecht: 3. der frat unendlich spaier und luguer, Igl.
Stb. V 63 d.
un-ondlich-kcit (un-endelicheit) stf. Unendlichkeit: dorauff sie
antworten, das sie im ire bergwergk auff suliche u. nicht vertraut
haben, Igl. Bgr. N. 80, 3.
un-entgeltnuss ivohl zu lesen an entgeltnus: ich bitt euch, die
selbigen armleut unversert an alle beswerung und u. auf wider
stellen auszulassen, Eger. Chr. 1140.
un-entgolten part. Adj. 1. unbezahlt, 2. ohne Buße zu leisten,
3. ohne in Kosten oder Schaden zu kommen, 4. nicht verpflichtet:
die frau Margreth, ir mutter, sol drei kinder halten unez czu iren
mundigen jaren unentgolten ires vaterlichen eribteils, Igl. Stb.
V 148 c.
un-enthebig* Adj. nicht enthaltsam : T— B II. Timoth. 3, 3.
un-entkebikeit stf. Unmäßigkeit, Mangel an Enthaltsamkeit:
daz, euch sathanas icht versuch um eur u., T — B I. Korinth. 7, 5.
un-entredlich* Adj. nicht zu entschuldigen: darum bistu u., o
mensch, T — B Römer 2, 1.
un-entseubert Adj. unbeßekt, ohne Makel: heilig unenezeubert,
T— B Juden 7, 26. des lamps u. und unfleckhaftig, I. Peter 1, 19.
un-erbolgen part. Adj. nicht erzürnt, sanftmütig, zufrieden:
wir wollen iueh daruff helfen u., Ernst 474.
un-eren swv. entehren, beschimpfen, schänden: du unerst Got
durch den Übergang ( Übertretung) der e, T — B Römer 2, 23. Bessus
der geuneret, Alex. 16 554.
un-ergetzet part. Adj. (von ergetzen swv., 1. vergessen machen,
entschädigen, 2. vergüten, 3. erfreuen): Krist erwende mir die klage,
762 un-ergrunt — un-erwert
die ich n. trage, ob ich der triuwen rechte tuo, W. v. W. 6781. daz,
sie der kumber stiege in unergetzter sorgen not, 2414. ein unergetzet
not, 1168. ditz unergetzte herzenser dem fursten freude gar benara,
Ernst 1960. so wirt uns dines swehers tot erniwet mit unergetzter
not, Alex. 26926. diu (werlt) kurze vröude, lanc ungemach immer
unergetzet ist, 27377.
un-ergnmt pari. Adj. grundlos: sein n. eigen willen, Elbog.
Chr. 79, 20.
nii-erhörlich* unerhört, ungeheuerlich: ein n. that \(daß ein
12 jähriger Knabe mit einer Hacke zivei andere auf der Weide er-
schlug), Igl. Str. (1) S. 265 und 266.
un-erkant pari. Adj. ohne Rücksicht auf: unerkant der rechten,
so doch sich sein tochter czu dem rechten erboten hat, Igl. Bgr.
N. 95, 2.
un-erkentlich (= uu-erkennelich) Adj. unkennbar, unkenntlich:
da^ in si gegeben wider uns ein unerkentlich leben, Alex. 22444.
ich bin im u., als wsere er iemer mir verre gewesen dan , W. v. W.
7144. davon er unerkentlich was, 5594.
uu-erkuntlicli Adj. unergründlich, unendlich: er selb der geist
pitt um uns mit underkundlichem seufezen, T— B Kömer 8, 26.
an-erlaufen * part. Adj. nicht im Laufe eingeholt: der hirz den
hunden gar unerloufen entwart (entkam), Trist. 2413.
im-erlich Adj. 1. Unehre bringend, schimpflich, 2. nicht vor-
nehm: unerleichen mut = animus irreverens, Sol. 30, 29.
im-ersam Adj. schimpflich, indecorus, inglorius: unersame wirt
sein angesicht under den mannen, W— B Js. 52, 14.
un-erscheideiiiich Adv. ohne Ausnahme: dabei hat er czu
parigen (Bürgen) geseezt den Michel Freytag und Valtins sun Michel
mit gesambter haut u. (oder unverschaidenlich?), Igl. Stb. V 214 b.
im-ers«clilicli* Adj. incommutabilis, unergründlich, Sol. 83, 4.
wi undersuehlich (unerfarlich, XL Bibel) sein Gots wege, T — B Köm.
11,33; s. lm-dersuch-leich, -en.
un-ervseret Adj. und Adv. 1. untrüglich, 2. unbetrogen, 3. un-
erschrocken: ir ros bellten sie u., W. v. SV. 3177. ich bin der reise u.
(unerfahren), 1170. mit den werken — halde ich diu (wort) iemer
u., 1849. er was ze allen sachen u., die ze wirde tohten, 3680.
menlich und u. striten, Ernst. 902.
un-erverleica * Adj. unerforschlich, inscrutabilis : u. dink, under-
verleich dink (Cod. A B), Sol. 70, 34.
im - ervorcht , im-ervoiiit part. Adj. 1. nicht gefürchtet,
2. furchtlos, unerschrocken : da ein gestüele was geworht nach richer
kür unerforcht, W. v. W. 7180. der unervorhte, Alex. 21020. riebe
tepeche wol geworcht mit grozer kost u., Ernst. 2176. Adv. :
Philippus unschuldic was den brief (Parmenios) er u. las, Alex. 6578,
der ritters werc hat geworht in mangem lande u., 2378. pris erjagen
und den u. tragen, 21826.
iin-erTiintlich Adj. unbegründet, unberechtigt: eigenwillen und
u. fnrnemen, Elbog. Chr. 89.
un-erwert part. Adj. nicht geschützt vor (Gen.): daz, velt stunt
unerwertes schines da hundert leie unde me, Alex. Anh. 552.
un-gang-heit — un-gehiure 763
im-gang-heil, nn-gankeit stf. Schlechtigkeit, Bosheit: werker
der u., T— B Luk. 13, 27. 16, 8. vol raubs und u., Luk. 11, 40. in-
wendig seit ir vol geleichz.enheit und u., Mattb. 23, 28. do die u. be-
gnügt, so derkalt die lieb maniger, 24, 12. hört, wa^ der urteiler
der u. spricht, Luk. 18, 6. di da tunt di u., Matth. 13, 41. I. Job.
3, 4. ir da wirkt die u., Matth. 7, 23. er gerainigt uns von aller
u., I. Job. 1, 9. ze tun ungaukeiten, II. Peter 2, 7. ir u., Juden
10, 17. ieczuut wirkt er die taugen der u., II. Thessal. 2, 7. sie
sint selig, derer u. sint vergeben, Römer 4, 7. der zorn Gots wirt
deroffent vom himel über al u., 1, 18. 6, 19. in der bewellung der
u., Btb. S, 22. acker von dem wert (Ion, XL Bibel) der u. (boszheit,
XI. Bibel), Btb. 1, 18.
un-gearbeitet * part. Adj. bergm. nicht in Abbau gehalten: das
nimand sulle sein perkwerk u. lassen, Const. III 1, 5.
un-gebrere s. un-gebere.
un-gebauet (ungebüwet, -buwen) part. Adj.: wir seezen, das
alle silbergruben, di ein ganezes jar ungepawet bleiben, mit allem
rechten czu unser urbar widerkeren (= zu neuer Verleihung komme),
Const. II 4, 8.
un-gebent* (von ban, -e stfm. freie Bahn, freier Weg) Adj. un-
gebahnt, umvegsam, invius: Seezen wil ich — die ungepente erde
in die prunne der wasser = ponam — terram inviam in rivos aquarum,
W— B Js. 41, 18. vliessende wasser in der ungepenten (in invio),
Js. 43, 19 und 20. so das sie wanderten durch sie an ungepentem
steige (in itinere non trito), Jer. 18, 15.
un-gehere. un-gebsere stf. unfreundliches, unziemliches, freude-
loses Benehmen: den tiuvel mühten sie verjagen mit ir u. , Alex.
15174. Wehklagen: iuwer u. ist alzevil, W. v. W. 2549.
un-gebröchsam* Adj. nicht ausgehend, nicht aufhörend, unab-
lässig, indeficiens: ungebrechsams lih't, Sol. 98, 15 und 35.
uu-gebrestlick* Adj. unzerstörbar, unvergänglich: macht euch
einen ungeprestlicheu schaez in dem himel, T — B Luk. 12, 33.
un-gedult, -gedulde stf. Ungeduld, Heftigkeit; was Ungeduld
erregt, nicht zu ertragen ist: mit strites uugedulte der velde unebne
er fulte, Alex. 8179.
mi-geerbt* einer, der nicht erbe = liegende Habe in einer Stadt
usiv. besitzt: ungeerbten leuten bei der stat und umb die stat sollen
die melczer in Olmütz nicht melczen, Olm. Stb. 96 b. der uugeerbet
ist, Igl. Str. I S. 354.
un-gegurtet part. Adj. nicht gegürtet, discinetus, Sol. 71, 7.
im-gehabe stf. übles Gebaren, Aufregung, Ungestüm, bes. das
Außcrsichsein vor Schmerz: Willehalm ungehabe was gröz,, W. v. W.
2735. die in — mit größer u. hiute vüeren ze grabe, Alex. 27387.
gros; was des volkes u. (bei Philipps Tod), 2067. 2072. alsus was
dirre Alexander bi dem grabe (Achills) in vil größer tu, 4998. do
sin (Alexanders bei Achills Grab) u. was so gröz,, die ritter baldens
da verdroß, 5041. michel was ir u. und ir jämer manicvalt, 2888.
daz, was den werden u. (unlieb), Ernst 3343.
un-gehiure Adj. unheimlich, ungeheuer, schrecklich: der vil u.
(Nabuchodonosor), Alex. 1047. die vil u. diet (Alexanders Heer),
2459. doch sie sie erholten an der ungehiuren diet, Alex. 15179.
764 un-gehorsamec-lichen — un-gelt
der ungehüre, 13286. ein u. volc er kos. er vernam ez, rechte für
u. : menschlich gestalt was in tiur, 15 151 ff. die schcenen n. wip,
22807. den trachen ungehiuren, 21627. nft ist ir gestalt so u.,
Ernst 2965. dise u. diet, 2769. daz. schretel u., "Schretel 195.
creatiure u. , 70. .. ichn kan die ungehiuren der unzuhte nicht
gestiuren {ihrem Übermute steuern), Trist. 2953. 1057. du hettest en
{einen) nachgebur (nachgebuoren, Jir., Nachbar) an mir gar ungehür
(ungehuoren, Jir.), Dal. 185, 9 (83, 16) Sohezlab der grulich virschied
ungehurlich {tschech. ten slechetny knez), 161, 2 (71, 2).
un-gehorsamec-liclien Adv. in ungehorsamer Weise: das u.
verachtet, Elbog. Chr. 89, 8.
un-gehorsamkeit stf. Ungehorsam: mit irer u., Igl. Str. 190b;
Igl. Stb. II 106 d.
un-gekauft part. Adj. ohne gekauft zu haben: di rechten
kauffer — gingen weg ungekauft, Const. I 21, 1.
un-gelauhe sicm. Unglaube: seiner eutschuldigung nach dem
wir nit ungelaubeu geben mugen {glauben müssen), Elbog. Chr. 122, 38.
un-gelaubig (un-geloubec, -ic) Adj. 1. ungläubig, Iceinen Glauben
schenkend, 2. nicht an — Gott — glaubend, 3. abergläubisch, 4. un-
glaublich: Der u. wirt vorkoren {nicht zur Zeugenschaft zugelassen);
wann wer do czweifelt an dem gelauben, der ist ungläubig, noch
im ist nicht czu gelauben — : als di Juden, beiden, ketezer und alle
andere, di Cristi gelauben lenkend, Const. IV 12, 8. ungeleubig,
T— B Matth. 16, 16.
un-sreleiehlich* Adj. unbillig, iniquus: das u. ist, W — B Lev.
19, 15.
un-geleidigt pari. Adj. unbetrübt, unbeschivert: einen uubeswert
und u. läz,en, Eger. Str. B 35.
un-geleit,* -e stn. übles Geleite, schlechter Schutz, schlimme
Berileitioig: nach ir armuot ungeleite und nach ir arbeite sie wären
wol beraten, W. v. W. 5102.
un-gelimpf stm. umziemliches, Betragen, unangemessenes Be-
nehmen, Unrecht, Schmach. Schimpf: äne Schimpfes u., Trist. 2490.
ez, was ein teerisch u. daz, im von ir {Isolde Weißhand) die wärbeit
in diser not nicht wart geseit, 6390. daz, das euch und auch uns
keinen ungelimpfen {sicm.*) nicht bringe, Igl. Bspr. X. er schreibet
mir vil uugelümpf zu, Elbog. Chr. 159, 10. schaden und unglimpfen
bringen, Igl. Str. (56) S. 324.
un-gelimpfen swv. schommgslos behandeln, tadelnd vorwerfen:
dodurch ir ungelimpft sein worden und habt ein Unwillen auf mich
geworfen, Igl. Stb. IV 209 a.
un-gelinge swm. stfn. Mißlingen, Mißgeschick: daz, er (Darius)
üf sin u. die fürsten unfuoge kan twingen, Alex. 2277. du (= dö)
er sterbin mit ungelingin muost, Dal. 151, 33 (67, 113).
un-gelt stimm. Zehrungs-, Verbrauchssteuer, Akzise, eigentlich für
dessen Bezahlung es keinen Rechtsgrund gibt: u., ungeltum Zoll
= oder Mautabgabe, Brunn. Str. 1 176. stewra quoddam ungeltum,
I 227. all kwattempner 5 vierdung von umbgelt ist der armut be-
scheiden, Olm. Stb. 74. de molari, volgariter mulstein 1 gross, de
sliffstein 2 nummi per medium in umbgelt et medium in mutam et
4 halenses prukgelt, 51. Begistrum civitatis Olomucensis de dacione
mi-gelter — nn-geneme 765
unigelt, mute et prukgelt in porta trans pontes sub castro Olomu-
censi volgariter purktor, secundum quod theloneum in quadam cedula
scriptum habebatur. 1. de tuuna olei vel allecum (Heringe) seu
media tunua mellis VIII obuli, quorum quatuor obuli ad mutam,
duo ad umbgelt et duo ad prukgelt realiter dividentur. — Siiigulis
diebus dominicis II gross de ungelto bekommt der Stadtschreiber,
81, 12. Die Einhebung des ungeldes wird der Stadt Olmütz vom
Markgrafen Johann 1351 von bestimmten Waren erlaubt, Cod. dipl.
Mor. VIII B 66 S. 34 und Olm. Stb. 50. — de ungelto civitatis handelt,
Prag. Str. N. 1 ; erhoben von Tüchern, Krämerwaren, Fellen, Hölzern,
Eßwaren, Salz, Hopfen, Honig, Vieh sowohl vom Verkäufer als
Käufer aber nur, wenn der Wert der Ware 1 Mark überstieg, zoll
mauth und ungeld, Dreiding v. Politz 3; Traut. Cbr. 193. Karl IV.
gewährt 1377 der Stadt Saaz ewiglicb das ungelt von dem salz-
messen — auf ein schedel salzes einen groseben u. das sebrotampt,
Saazer Urkdb. S. 42. Der Stadt Brüx wird ewiclicben gegeben das
ungelt von dem salzmessen, das sie uf 1 schedil salcz 1, uf l/2 sebedil
1li, uff V* seh. V4 grossen der stat ze Bruxe seezen und dovon nemen
mugen, Stb. Brüx N. 111. auch sullen die Weingarten, di man binnen
disen jaren oder wenn das ist, anbebit zu bawen, des ungelts und
des lantpernes und aller auder beswerunge ewiclichen frei und ledig
sein, N. 108. wer ungelt, czolle, maute — an unsern willen gesaezt
adir uffgelegt bette, Aussig. Urkdb. N. 139.
uu-gelter stm. Einnehmer des Ungelds, coactor, exaetor: niebt
twinge in als ein ungelter noch drücke in mit wueber, W — B Ex.
22, 25.
lm-gemach Adj. 1. ungestüm, 2 unfreundlich, 3. unangenehm,
lästig, störend: 3. die rede was dem künge u., Alex. 17636.
un-geinacli stnm. 1. Unruhe, 2. Unannehmlichkeit, Übelbeßnden,
Leid: nü hän ich disem lieben man nie kein u. getan, Trist. 816.
dö daz, totlich u. Sanga an dem bruoder sach, Alex. 13501.
uii-gemeiliget part. Adj.: die (erenkranz und erenraantel)
bracht ir frau Seiden unzurissen und ungemeiligt, Ack. 6, 5. ein
ungemeiligtes opfer, W — B Lev. 3, 1.
lm-gemeilt part. Adj. 1. unbefleckt, unschuldig, rein, 2* unver-
letzt, unangetastet: das e^ — das Erz — ungemeild bliben sei in der
gruben, auf dem wege (zur Schmelzhütte), in der hutten, Igl. Bgr.
N. 1, 9.
im-gemiiete stn. Mißmut, Verdruß, Zorn, Kummer, Betrübnis,
Leid: dö wart der frouwen güete verkeret in ungemüete. zornielich
sie sprach, Alex. 590. so twinget an güete iuwer herte u., Alex.
Anh. 1354.
un-geinuot, -gemüet part. Adj. iinbelästigt, ungestört: weit ir
uns ungemüet län? Alex. 18693. 2. übel gesinnt, böse, 3. üble
Laune, verdrießlich, betrübt, 3. W. v. W. 789.
un-genehenlich Adj. unnahbar: Got entweit in aim ungeneken-
lichem licht, T— B I. Timoth. 6, 16.
un-geneme, un-genseme Adj. 1. icas nicht gern genommen wird,
unannehmbar, 2. Widerwillen, Ekel erregend, häßlich, unlieb:
2. weebset die ungeneme veuchticheit — foedus humor, W — B Lev. 15, 3.
ja ist ez, — den wisen u. (an viele Götter zu glauben), W. v. W. 5811.
766 un-genemikeit — un-geschaffet
un-genemikeit (un-gensemec-heit) stf. Mißfälligkeit: der u.
schuldig = impietatis reus, W — B Lev. 19, 7.
uii-genende Adj. widerstrebend, mutlos: da (im walt) mögen
die ungenenden ir starigen nicht bewenden, Ernst 4187.
un-geng* Adj. böse, schlecht: auferstendung der gerechten und
der ungengen, T— B Botenb. 24, 15. durch die hend der ungengen,
2, 21. er ist geacht mit den ungengen, Mark. 15, 28. ob dein aug
werd u. (ein schalck, XL Bibel), aller dein leib wert finster, Mattk.
G, 23. ist dein u., wan ich bin gut, 20, 15. ioch zwen ander u.
(schelck, XI. Bibel) wurden gefürt mit im, Luk. 23, 32. er wart
gemalt mit den ungengen, 22,37. ungeuger kuecht 19,22; Matth.
18, 32. der da ist u. mit dem luczeln, der ist auch ungenge mit
den merern, Luk. 16, 10. ist den Got u., Römer 3, 5. denn wirt
deroffent der u. (bösze mensch, XL Bibel), IL Thessal. 2, 8. urteiler
der ungengen, Jak. 2, 4.
un-geng-lich* Adv. unrecht, schlecht: da^ er tet ungenklich,
T— B Koloss. 3, 25.
un-gemilit stf. Ungenügsamlceit, UnmäßigTceit, Unvernunft, Un-
schicklichkeit : von irs trankes ungenuht da^ man heiztet die waz,z,er-
suht, Alex. 14209. die leide Ungenuht, 24890. Ungenuht ' wil
übermale haben au tränke und äz,e, 24893.
uu-geräten pari Adj. ungeraten, schlecht, verscJncenderisch,
feind*: Die wurden uns alle drei alz ungeroten, das si unser von
neids und von hasses wegen nindert kein guad wolden haben und
füren zu und griffen unser lehenschaft selber an und bauten sie
über unsern willen und über unsern dank, Igl. Bgr. N. 39, 2.
un-gericüte stn. 1. Unrichtigkeit, Ungehöriges, 2. Unrecht, Ver-
brechen: ein u. tun = Untat, Prag. Eb. 206. spil, unfur, czog und
alle ungerichte, Olm. Stb. 80. die "man umb u. vecht und czu in
richten lest, 80. Wann oft gericht kumpt in u. und recht in un-
recht, Const. 1 4, 1.
un-gerüig (un-geruowec) Adj. unruhig: di zung ist ein u. ixbel,
T— B Jak. 3, 8.
un-gerüret* pari Adr. ausgenommen: iedoch wollen wir sagen
von elichem leben, u. aller reinen frawen (ohne diese zu beleidigen),
Ack. 44, 6.
un-gerüsam (un-geruowesam), unruhig: Wer bistu, der do
schreist und machest u. den kunic? = et ' inquietas regem, W — B
Könige 1 26, 14. Worumme hastu mich u. gemachet, so das ich
werde erwecket? Könige I 28, 15.
un-gesauerteigt* (von sür-teic stm. Sauerteig) Adj. ohne Sauer-
teig : ein ungesowerteigtes crustilbrot = crustulam absque fermento,
W— B Ex. 29, 2.
un-gescliaffeu pari Adj. 1. nicht erschaffen, 2. ungestalt, häßlich:
Wann ire (der teuvel) gestalt so grausam ist, das nicht unge-
scliafners auf dieser erden imant erdenken mohte, Hier. 138, 13 und
143, 18.
un-geschaffet, un-geschaft pari Adj. 1. ungetan, unterrichtet,
2* häßlich = ungeschaffen : 2. etliche leut sind besweret mit geiti-
keit — etliche mit unfletigen ungeschaften worten, Hier. 23, 18.
un-geschankt — nn-gestümig 767
nn-gesckankt,* -geschenkt* Adj. ohne Schanhrecht: er sei ein
jar ungeschankt, Eger. Str. A XI 1. ungeschenket, B 37.
uu-gesckepft* pari. Adj. uuer schaffen: di gute dick twang zu
schepfen, das u. Avas, Sol. 28, 27.
un-geschicht stf. 1. Untat, 2. Mißgeschick, unglücklicher, wider-
wärtiger Zufall: das er sulche ungeschickte irem kloster nicht wider-
faren lisse, Hier. 177, 5. ab sie auch da wurden gesehin, daz, muost
von u. geschehiu, Ernst 2(302. er kom von u. {zufällig) unter das
slos, Böhm. Chr. 39.
un-gesetigt part. Adj. unzufrieden: sind di liern u. und gesagt:
wir müssen wissen, was uns hir inne zu tun sei, Elbog. Chr. 114, 34.
daran u. hat der Sebastian Slick unsern burgermeister ■ — durch sein
köpf hawen wellen, 111. sint doch etliche u., ein newes über das
ander funden, 68, 16.
un-gesiektig Adj. 1. unsichtbar, 2. nicht sehend: 1. der da ist
ain pild des uugesichtigen Gots, T — B Koloss. 1, 15 ; II. Korinth. 4, 5.
di gesichtigen und ungesichtigen, Koloss. 1, 16. dem u. Got,
I. Timotk. 1, 17.
un-gesit* Adj. ob wir verterben äne wer an dem ungesiten
mer? Alex. 20826.
un-geslacht Adj. 1. nicht von derselben Familie, demselben
Geschlecht, 2. von niedrigem Geschlecht, 3. übel geartet, bösartig,
roh: 3. der ungeslachte man vorläse seine gedanken (iniquus
derelinquat cogitationes suas), W — B Js. 55, 7. von geschieht (zu-
fällig) quam ein ander ungeslachter man in die kirchen, Hier. 160, 20.
mein widersache sei als ein ungeslachter = quasi iniquus, Job
27, 7. daz, boese tuster u., Schretel 225.
un-gesläfen part. Adj. ohne geschlafen zu haben, schlaflos:
wir wachten bei im die gantzeu nacht u. in grossem leide, Hier.
95, 1. Die selben nacht vortreip der kunic u. = duxit insomnem,
W— B Esther 6, 1.
nn-gesmelzet part. Adj. ungeschmolzen: erezt — gancz u.
lassen, Igl. Bgr. N. 80, 4.
un-gespart part. Adj. 1. nicht ge- oder erspart, 2. nicht ge-
schont, nicht vorenthalten, 3. reichlich vorhanden, 4. ungesäumt: euch
unsern geneigten willen zu zeigen — an uns ungespart sol befanden
werden, Stb. Brüx 441. — will ich mich ungespartes fleiß iederzeit
willig finden lassen, Igl. Ms. S. 28. das wollen sie u. ires leibs und
guts umh — ewer majestät verdienen, Eger. Chr. 1200 S. 378. u.
seines leibs und Vermögens, Traut. Chr. 127. gein Olmuncz quam
er u., Dal. 216, 10. darnach bleip ungespart zehant er gekroenet
wart, Alex. 2201. sin helfe wser in u., 26548.
un-gestalt part. Adj. unqestalt, verunstaltet, häßlich, schmutzig:
ich ungestalter, Sol. 75, 39. 82, 19.
un-gestoclienjpori. Adj. unverwundet: Neklan, das ist czu dewcze
„u." wenn er in keinem streit noch ebentewre nie enkom, Böhm. Chr. 17.
vm-gestreng* Adj. nicht strenge: in ungestrenger gevancknus
gehalden, Eger. Chr. 1165.
iin-gestiimig (un-gestiiemec) Adj. stürmisch, ungestüm: keinen
gewissen grund — fürwenden sondern mancherlei ungestümige reden
von sich geben, Igl. Ms. 21.
768 mi-gestümikeit — un-geverte
un-gestümikeit (ungestüemec-keit) stf. Ungestüm: er hat mit
seiner frevelichen u. den camerer überlaufen, 01m. Stb. 132.
un-gesümet pari. Adj. 1. ungehindert, 2. ungesäumt: diu wirtin
quam u. dar, W. v. W. 2517.
mi-gesimdert part. Adj. nicht abgesondert, unqetrennt: u. gut,
Sol. 32, 33.
uu-gesuutheit stf. Krankheit: er gesuut (heilte) alle u., T — B
Matth. 4, 23. 9, 35. er selb nam unser u., 8, 17.
uu-geteilt part. Adj. nicht geteilt, nicht „abgeteilt" s. d.: mit
seinen u. gebrudere, Elbog. Chr. 108, 33; Prag. Rb. 103. 119.
93, 136.
un-getrukeit (= un-getriuheit) stf. Treulosigkeit: er bekaute
die u. Kochans, Dal. 95, 12 (40, 2).
un-getwagen part. Adj. ungewaschen: mit u. hendeu, T — B
Mark. 7, 2.
un-geurhabt (von ur-hap, -bes stmn. Sauerteig) part. Adj. ohne
Sauerteig bereitet: Und an dem vierczehen tag des moueids werdt
ir haben die hochczeit der ostern und suben tag werdt ir essen u.
prot, W— B Ez. 45, 21.
un-geval stm. n. Unfall, Mißgeschick: das euch zu ungevallen
und widerwertig komen ist, Eger. Chr. 1186 S. 356.
un-gevalten* part. Adj. nicht gefaltet, ohne Falten: die kindel-
pett sieht petten und u., Eger. Str. C. 34.
un-gevangen part. Adj. nicht gefangen oder gefesselt, frei: un-
betwungeu und u., Igl. Str. 251 ; Eger. Buch der Gebrechen S. 219.
un-gevärlich s. un-geverlicli.
nn-geverlieh (un-gevserlicke, -en) Adv. 1. ohne böse Absicht oder
Betrug, zufällig) u. sweher und swiger und geswistereid von beiden
teilen (der Braut und des Bräutigams) dürfen einander beschenken,
Eger. Str. C 3 = ohne Gefahr, dafür Strafe zu zahlen, daz, das (bei
einem Testament) aufrichtig und u. zugee, als das dann einem iden
seinen ait kost, Eger. Str. C 71. das slos (Brüx) obirautworten und
ingeben ungeverlichen, Stb. Brüx N. 341. das sie die fridmawer
ungevarlich mit einander sollen haben, Igl. Stb. Y 277b. u. gutliche
ru geben, Eger. Chr. 1183. alles getreulich und u., Traut. Chr. 127.
nicht lang darnach ungeferlichen acht tage, Elbog. Chi-. 27. bei
7 seh. grosseu gestanden ungeferlich, 99, 29. das — halten — treu-
lich und ungeverlich, Igl. Stb. Y 259b; Y 150. das sie die selbig
fridmawer ungevarlich mit einander wollen haben, Y277b. so sal
— di wisen in oder seinen erben widergeben und obgetreteu werden
ungeferleichen , HI 175 c. in und seine nochkomen — bei den
renthen, gülten — behalten treulich und u. czu ewigen czeiten,
V97c.
un-geverte stn. 1. Beisebeschwerde, 2. Ungemach, Leid, 3. tm-
wegsame Gegend, Unwegsamkeit, 3. übles, rohes Benehmen, böse
Umstände: das im von krankheit des gehirnes sulches u. (schänd-
liches Vorhaben) getraumet hette, Hier. 210, 24. er muoste durch
ungeverte, im wurden die stige enge von gebirge gröz, gedrenge,
Alex. 6014. dö kert er — in ein herte in ein gröz, u., 21316.
manec u. engestlicher reise herte — er durchreit, 25051. der wilde
u. in widerkeren leite (die Univegsamkeit der Wildnis zwang ihn
un-gevogt — un-gewi^en 769
zur Bückkehr), 15191. ez, geschach an einem morgen, daz, ditz un-
gefert gelac (diese schlimme Fahrt aufhörte), Ernst 1989.
un-gevogt* part. Adj. unmündig, Igl. Str. (1) S. 266 ; s. im-
vogtber.
un-gevreit (nn-gevriet) part. Adj. nicht frei gemacht: den
geordenten, gefreiten und ungefreiten, welcher eigenschaft (wessen
Leibeigene) sie sein, Eger. Chr. 1125.
un-gevremdet* part. Adj. nicht getrennt, vereint: die gedenke
und getriuwer sin immer wellent u. sin, W. v. W. 4116.
un-gevröuwet part. Adj. nicht erfreut, ohne Freude: daz, ich
hin ungetroestet und u. von ir, Trist. 5787.
un-gevüege, -vuoge Adj. unhöflich, unfreundlich; unbeholfen,
ungestüm; unpäßlich; schicer, plump; heftig, stark: die ungevüegen
gebüre, Alex. 3680. da von (von Blut) man ungevüegen bach üf der
ebnen fliegen sach, 8175. mit siner ungevüegen schar, 8243. in
(Alex.) erbarmte der u. mort, 8691. in strit die ungefuogen der
Persäne (Perser) vil ersluogen, 8679. er truk ein swert verborgiu
ungefuk, Dal. 186, 27 (83, 78).
un-gevuog stm. Unhöflichkeit, Ungastlichkeit, Ungehörigkeit,
Unfug: daz. er disen ungevuoc — im vertruoc, Trist. 5305.
un-gevuoge, ungevüege stf. 1. Unhöflichkeit , Ungastlichkeit,
2. Ungehörigkeit, Unfug: sie vergap — ir u. mannicvalt, W. v. W.
6399. einer wolte u. tuon an dem einen — knaben — und wolt in
slän, 4759. scharpfer wirt — u. niesen kan, 5370.
un-gevuoge Adv. unhöflich, unfreundlich, ungestüm; überaus,
sehr: die stat (Tharsis) was u. wit, Alex. 6267.
un-gevuogliche, en Adv. auf ungebührliche, unpassende Weise :
sie vuorten ungevuoclich in vaste gein dem rade hin, Trist. 3172.
un-gewaltig Adj. 1. machtlos, schivach, 2. der Gewalt des
Besitzes oder Gebrauches beraubt: nicht eret den gewaltigen — mer
denne den armen oder ungewaltigen, Hier. 32, 26. ich bin u. des
hüses, Schretel 88.
un-gewegen part. Adj. 1. nicht gewogen; ungleich, verschieden;
nicht hold, nicht gewogen: daz, wir gegen uugewegner rote ie helfe
heten der gote, Alex. 21411.
un-gewegen Adv. gleichgültig, ob — : ungewegen ob es vor-
schult ist oder nicht, Olm. Stb. 89.
uu-gewerlich, -gewehrlich (auch un-gewärlich) Adj. unvor-
sichtig, gefährlich, ist feuer auskörnen mit u. leichten, Traut. Chr. 32.
un-gewin stm. 1. Schaden, Nachteil, 2. Unglück, Verlust,
3. Niederlage : aller gewin ader u. des kauften dinges — der gehört
czu dem, der kaufft hat, Const. III 6, 1. der eren u., Trist. 275.
das urteil einem quam czu frumen und dem andern czu u., Igl.
Str. 325.
un-gewiter (-gewiter, -e, gewitter) sin. schlechtes Wetter, Un-
gewitter, Sturm : des wassers u. = ab hoc pelago, Sol. 97, 26. ein
michel u. des wintes, T— B Mark. 4, 37. sich huob ungewiters kraft
und so heller donerslac, Alex. 27 048.
un-gewiz,z,en part. Adj. 1. unbekannt, 2. unverständlich, 3. tm-
verständig, unbesonnen : 3. ir (der gebüre) gebserde was u. : die müre
Jelinek, Wörterbuch. 49
770 un-gewiz,zenlich — un-hulflich
sie vaste riz.z.en, Alez.. 3681. von irn cleidern die ungewißen vür-
span uude cleinöt riz,z.en, 8707.
un-gewiz,zenlich (-liehen) Adv. 1. auf unverständige, unschick-
liche Weise, 2. unbewußt: 2. ob sie (die Sünde) ungewissenlich
geschee, Hier. 41, 23.
un-gewonheit stf. 1. Ungeivohnheit , 2. nie vorgekommen,
3.* schlechte Gewohnheit, abnsus: di arme leute mit irer u. (gewon-
heit, H.) gedruckt und vorleitet haben, Const. I 9, 1.
un-gewonlichkeit* stf. schlechter Brauch, Unsitte: das sei nu
allesanipt sam u. gutlich (vielleicht gruntlich zu lesen) hingelegt
= Quibus omnibus tamquam abusivis radicitus exstirpatis, Const.
IV 11, 10.
un-gezogenheit stf. Ungezogenheit, Unart: vil und mancherlei
u. furkumet, Eger. Str. C 123.
ungezogen-leich (-liehe, -en) Adv. unverzüglich: ab er (der
Richter) in (den Vorgeladenen) halt u. füret, Igl. Str. I S. 356.
un-gezweifelt pari. Adj. ohne Zweifel: u. ewern gnaden frisches
gedechtnus (zweifellos erinnert Ihr Euch), Elbog. Chr. 70, 5.
un-gleich (un-gelich, -glich) Adj. ungleich: ungleicher bilder
aller menschenantlitz — Gott, Ack. 56, 12. hän ich icht — un-
gleiches gegen euch geparet (mich unbillig benommen), Ack. 28, 15.
un-glimpf (un-gelimpf) s. un-geliinpf.
un-gunst stf. Mißgunst stm.: aus hass — des ungunstcz ge-
schehen, Olm. Stb. 77. krieg, stosz, Ungunst, veintschaft, Igl. Stb.
IV 182 a.
im-gunstig Adj. mißgünstig, übelwollend: alles, das leben uud
wesen hat, sei euch (Tod) unhoit, u. und fluchen euch ewigelicheu.
Ack. 1, 2.
un-güt (un-guot) Adj. 1. unfreundlich, übelwollend, 2. böse,
schlecht, 3. grausam: den unguten hat er (Gott) mich gegeben,
W — B Job 16, 12. Alexander, daz, unguote kint, lerte den Persän
sterben dö, Alex. 13960.
un-güticher* subst. Adj. Böseioicht: sin wundin, die der u.
het getan seinem brudir, Dal. 77, 33 (31, 27).
un- gütig* unfreundlich, unbarmherzig: di u. vanchnusse
(nemilostive drzenie), Dal. 136, 3 (61, 17).
im-gütliche, -en (-guotliche, -güetliche, -en) Adv. unfreundlich,
heftig, übel: uns und der cron czu Beheim — zu ungütlichen
gescheen ist, Mind. d. Egerl. S. 69. wie ungutlich ir mir mit habt
gefaren (übel mitgespielt), Ack. 28, 12. das ich mich gegen euch mit
Worten vergessen hab, doran ich euch ungütlich gethun hab — , Igl.
Stb. V 187d. ich bit in, das er niemancz thu u., V 166 d.
un-güt-lichkeit* stf. Unfreundlichkeit: u. geduldet und das
gütlich getragen haben, Eger. Chr. 1072 S. 262. solch u. wir klagen,
ebda, von vil Unrechts und ungutlichkeit wegen, 1071 u. 1072.
un-her, -e Adj. nicht Mr (vornehm, gewaltig, herrlich): die
muoter hiez, der u. ertrenken in dem mere, Ernst 2993. der u.
(= Ernst), 1459. er kerte — sinen fliz. an die imkeren, Alex. 15947.
un-hulflich (un-helfe-lich) Adj. nicht helfend, unnütz: was mir
aber u., Elbog. Chr. 77, 13.
un-kür-Iick — un-le^leicli 771
im-hfir-lich (un-kiur-licken) Adj. und Adv. entsetzlich, greulich:
do in Sobezlab der gruelick au admiczt (anfuhr) unkuorlick — daz,
er zcuhant tot lak, Dal. 151, 38 (67, 118).
liu-keusche (un-kiuscke) stf. 1. unreine Begierde, Unkeuschheit,
2. Begattung, 3. Zeit derselben, 4. Empfängnis: um die sacke der
gemeinen u.*, T— B Mattk. 5, 32.
im-keuscke (uu-kiuscke) Adj. 1. unenthaltsam, blinder Leiden-
schaft folgend, 2. unbescheiden, 3* luxuriosus, 4. unkeusch: 3. ein
unkeusckes dink ist der wein, W— B Spr. 20, 1. — 1. lascivus, Sirack
20,7.
un-keuschen (-kiuscken) siov, Unkeuschheit treiben, fornicari: die
do u. vor dir = qui foruicantur, W — B Ps. 72, 27. geunkeuscket
bat dein snur , Gen. 38, 24, ist das iemant unkeuscket mit eines
andern kousvrowen und ein ebrecken begeet (si moecbatus fuerit),
Lev. 20, 10. Und das volk unkeusckte mit den tockteren Moab,
Num. 25, 1. uukeuscken mit fremden gSten (fornicari cum das
alienis), Siebter 2,17; Ex. 34, 15 u. 16. ein ieglicb man, der da
lest sein weip und fürt ein andere, der gemein unkeusekt, T— B
Luk. 16, 18.
un-keuseker (un-kiusekaere, -er) stm. unkeuscher, wollüstiger
Mensch: ker störte di keuslein der u. (effeminatus), W— B Kön.
IV 23, 7. das ir euck nit vermisekt zu den gemein unkeusekern,
T— B I. Korintk. 5, 9. 6, 9.
un-keusch-keit (un-kiusekec-keit) stf. 1. Unkeuschheit: W — B
Sirack 26,12; Sirack 41, 21; Num. 14, 33. der u. snode und unbe-
derbe bitze, Hier. 10, 21. 2* Luxus: gesotten speise zu essen bei
uns ein groz.z,e u. geachtet were, Hier. 9, 11.
un-keuseklicken Adv. auf unkeusche oder schwelgerische Weise:
da verzert er sein gut und lebent unkeusekelicken, T — B Luk. 15, 14.
uu-keusekung = unkeuseke, stf. die gemain u., T — B Koloss.
3, 5 ; I. Korintker 5, 1.
un-kunde, -künde Adj. unbekannt; fremd, fremdartig, seltsam:
Tristan und sin unkunder stritgenöz,, Trist. 1777. in dise uukunde
lant, 1208.
un-kunder stn. Untier, Ungetüm, Monstrum : diz, u. (= Sckretel),
Sckretel 250. an dem u. (Zwerg), Trist. 5301.
un-kuntlick * Adj. unbekannt : ir unkuntlickez wandern — ir
sorge truoc üf fröuden bau = führte zur Freude, W. v. W. 4925 f.
unkuntlicker sippe kraft, 4928.
un-kust stf. Bosheit, Falschheit, Hinterlist: velscklick kerze
wont in valseker uukust , Ernst 34. die Unkust und die unreiue
gelust, Alex. 24879. nikt wan an unkust sie (die Juden) sick wenen,
26521. daz er vor aller u. volleclick sick wolt bewarn, 24490.
un-leiuenlick (un-lidelicb) Adj. 1. frei von Leiden, 2. un-
empfänglich für körperliche Leiden, 3. unleidlich, unerträglich,
schmerzlich: 2. Wenn du (Christus) nock der gotkeit unleidenleicken
und untotleicken seist (impassibilis), Sol. 84, 27.
un-ledig Adj. nicht frei: der — markgrof was von andrer sack
wegen u. (anderweit beschäftigt), Igl. Str. 10.
un-lez,leick* Adj. unerläßlich: mit 1000 sekocken unlesslicker
puss, Igl. Bgr. N. 40, 6.
49*
772 nn-Iustig — un-nütz-liche
im-lustig Aclj. 1. mißvergnügt, 2. unangenehm, widrig, ekelhaft:
alle monat newen unlustigen unflat oder grawen (gibt es in mancher
Ehe), Ack. 45,14. ein unlustiger spulzuber (der Mensch), 36,10.
aus den fleusst so unlustiger und unreiner unflat, 36, 17.
im -macht stf. Kraftlosigkeit, Schwäche, Erschöpfung, Be-
sinnungslosigkeit, Ohnmacht: zu der erden sie viel in u., Trist. 6526.
lip und herze ir wären ersteinet von der u., 6529.
uu-insere Adj. unlieb, unwert, gering geachtet, zu schlecht, ver-
haßt, zuwider: die sint nicht libebsere, die sint rechter liehe u.,
W. v. W. 276 f. sie jähen, daz, er unmsere in ze herren wsere, Alex.
20573. iuwer red ist mir u., geloubet mir der m?ere, 20461. sie
hänt mich im gemachet unmere, Trist. 3492.
iiii-i!iäz,eii adv. Dat. übermäßig, außerordentlich, sehr: u. gerne
sie daz, sach, W. v. W. 6494.
uu-menschlich-keit stf. Unmenschlichkeit, abhominatio : das die
u. geschehen ist, W — B Deut. 17, 4.
im-mez.iglichen (mae^ecliche, -en) Adv. maßlos, übermäßig:
wie u. gross Jeronimus sei, Hier. 129, 14.
im-milte Adj. unbarmherzig, hartherzig: den unmilten, T — B
Römer 4, 5.
uu-minue stf. Gegenteil von minne z. B. 1. unrechte Liebe, 2. Lieb-
losigkeit, 3. Streit, Haß: u. was ir herzen gast, W. v. W. 821. 2297.
di man warn in u. (wutentbrannt) uf der slachpruck hindir in, Dal-
50, 14 (15, 67). von den seibin u., die man do an in prüft, 51, 29.
un-minne Adj. 1. unfreundlich, 2. unbeliebt : unkunde noch un-
minne, W. v. W. 5362.
un-minnen swv. nicht lieben: oh sie uns u., daz. wir in daz.
selbe tuon, Alex. 3286.
im-miigende part. Adj. unvermögend, kraftlos: Ist nu die haut
unsers herren u. ? W— B Num. 11, 23.
im-mütig Adj. 1. mißmutig, 2. aufgebracht, zornig, 3. betrübt:
anders ich u. wesen inusz, Ack. 31, 18.
im -Miliz, (un-muoze) stswf. 1. Unruhe, 2. Zeitmangel, Be-
schäftigung, Geschäftigkeit, 3. unverdrossene Willigkeit: 1. wie her
vor u. so schier nicht komen mocht, Olm. Stb. 132. do der under-
camerer vor unmüs des landes zu uns nicht komen mocht, ebenda.
u n -mich (auch un-nähe, -en, -nä) Adv. entfernt, bei weitem nicht,
kaum, u. gän, ligen = unberührt lassen, nicht kümmern: do was ir
rede unnäch so guot, ez enzweite sich ir muot, W. v. W. 1762.
un-nächber-lich* Adj. der Art eines guten Nachbarn nicht
entsprechend: daß ihr das Heer, das uns belagerte, mit Proviant
unterstütztet, uns unuachperlich bedeucht, Elbog, Chr. 156, 27.
im-nachteilig* Adj. nicht schädlich, Eger. Chr. 1196 u. 1197;
s. imvergriften-lich.
im-nennleich (un-nennelich) Adj. unnennbar, innominabilis,
Sol. 77, 20.
im - nützlich Adj. unbenutzt, eitel, nutzlos, vanus: nicht nime
den namen deines herren gotes unnüczlich = non assumes — in
vanum, W— B Ex. 20, 7.
im-nütz-liche, -en Adv. ohne Nutzen umsonst: sein gut un-
nüczlich versprenczen, Igl. Stb. V 103 c.
un-nützlichkeit — un-richtig 773
un-nützliehkeit* stf. Zivecklosigkeit, vanitas: ich habe ge-
wandert in u. = in vanitate, W — B Job 31, 5. ein lugen haben be-
sessen unser veter, u. die in nicht hat gevrumet, Jer. 16, 19.
un-ordig* Adj. unordentlich: daraus den ein u. wesen folget,
Igl. Ms. S. 7.
un-priesterlich* Adv. nicht in der einem Priester geziemenden
Weise: als oft ein prister unredlich und u. lebte, Igl. Rspr. XII.
un-pris stm. Schande, Schimpf: ob im u. was geschehen, Alex.
5745. alsolch u. in beiden ((Tjostierenden) nie geschach, Trist. 1758.
ist ez, unpris — nein — ez, gap den beiden hohen pris, 1760. al-
sulch u. was geschehen (Niederlage beim Tjost), 2275.
nn-prisen siov. nicht preisen, schmähen, tadeln, erniedrigen:
min herre mir daz, unpriset {lohnt schlecht), Alex. 18541.
un-prüflich* Adj. uner forschlich: grosse dink und unpruf liehe
an der czal = inscrutabilia et mirabilia absque numero, W — B
Job 5, 9.
uii -rät stm. 1. schlechter Bat, 2. keine Hilfe, Schaden, 3. Dürftig-
keit, Mangel, Not, 4. eine Art Gebäck, in der Lausitz dünne Kuchen,
die in Milch oder andere Getränke getaucht werden: möchte
unrath (Unordnung) erfolgen, der nicht leicht zu stillen wäre,
Igl. Ms. S. 28. das Avir so jemerlich in verrern unrat nit gegeben
und geopfert werden, Eger. Chr. 1123 S. 301. damit mer u. (Un-
annehmlichkeit) vermiden werde, 1140. domit die sachen nit in
weitern u. komen, 1153. der cron zu Behem merklichen u. und
schaden zu zihen, Elbog. Chr. 151, 5. domit ewern k(önigl.) g(naden)
icht andere u. ersteen möchte, 152, 27. künftigen unrats überhaben
bleiben, 73, 32. 105, 26. — 2. undrat, 105. 11.
un-rcchtlickeit* stf. Bechtswidrigkeit : ander meher u. gethan,
Elbog. Chr. 25, 40.
lin-redlichkeit stf. Unvernunft, Untüchtigkeit* : es kumt gar
offte, das durch eines fursten u. willen ein gancz lant mus vorterben,
Böhm. Chr. 17.
un-reinen swv. 1. besudeln, 2. ein vihe u. = mit ihm wider-
natürliche Unzucht treiben: 1. mit der man pfligt sich zu unreinen,
W— B Lev. 5, 3.
un-reinerin * stf. eine treulos Handelnde: sie were vür war
eine unreinerin gar wider irs gelouben kraft mit dem tiuvele behaft,
Legende 762.
un-reinig* (woraus mhd. unreinecheit) Adj. unrein: in un-
reiniger libe, Hier. 184, 11. 205, 28. ich bin ein man mit unreinigen
lippen = pollutus labiis, Sol. 81, 4.
un-reinig-heit stf. Unreinheit, Schmutz: aller der u., mit der
man pfligt sich zu unreinen, W — B Lev. 5, 3 ; Sol. 6, 17. ein vas
der u., Sol. 8, 11. des roubens und mordens u., Hier. 202, 2.
un-reinig-lichen* Adv.: so het gott gar unreinigelichen —
gewurkt (etwas Unreines geschaffen), Ack. 38, 4.
un-reinlich-keit* stf. foeditas: durch etlich u., W — B Deut.
24,1.
un-richtig Adj. 1. unrecht, -richtig, 2. mißgestaltet, 3. nicht ab-
gerichtet, 4. aus der Richtung gebracht, verrückt: einen mech tigern
ader einen unrichtigem krieger (prozessierende Partei, die schwerer
774 un-ruchleich — un-seJikeit
zu behandeln ist, inhabilem et duriorem) an sein stat secze und
gebe, dovon ungerichte gscheen mochte. Const. III 8, 2.
un-ruchleich (un-ruoch-liche, -en) Adv. rücksichtslos, gering-
schätzig: u. nennen den namen gotes, Jon. v. Igl. II. Gebot.
un-rugsam Ad/. = un-ruowec, unruhig, friedlos : ich urtail nich
unrugsamen di (da^ sie ungeruewigt werden, XI. Bibel), T — B Btb.
15, 19.
un-sselde s. un-selde.
un-satig* (un-sat) Adj. nicht gesättigt, nicht satt: ein u. lesch-
kruk (der Mensch), Ack. 36, 15.
un-schadhaft* (= uuschedelich) Adj. ungeschädigt, schadlos,
indemnis: unser bergleute — u. behalden = conservare indempnes,
Const. I 8, 1. er gelubt den obgenanten purgeln mit dem hoff si czu
ledigen und unschadhaft machen (schadlos halten) an alles gever,
Igl. Stb. III 210 d.
un-schedler (un-schedelich) Adj. unschiddig: si verlaitent di
herczen der unschedleren, T — B Römer 16, 18.
un-sclmld (und unschulde) stf. Unschuld, Schuldlosigkeit: ist das
indert ainer den andern süzsteichleich (!) oder von unschult wunt =
unabsichtlich , Brunn. Str. II 53.
un-schuldig Adj. schuldlos: sich des u. machen = expurgare,
Igl. B. 68.
un-schuldigen swv. tr. 1. jemandes Unschuld dartun, 2. ihn für
tinschiddig erklären mit Gen. d. S. refl. sich (durch Eid oder Gottes-
urteil) von einer Schuld reinigen : purgare, Brunn. Str. II 3. 14. 21.
36. 38. 39. 92. 93.
un-schutzlich* Adj. ivogegen es keinen Scliutz gibt: wasser,
das unverstellig und u. ist = aqua irrefrenabilis, Const. II 3, 13.
un-segelich (auch un-sagelich) Adj. unsäglich, unaussprechlich:
u. leit, Ack. 31, 8.
un-sehende pari. Adj. ungesehen: den apfel sie (die Eris) dar
brähte u. sie den üf den tisch warf, Alex. 4897.
un-selde (un-sselde) stf. auch swf* Unglück, Unheil: Gott ewer
(des Todes) termer, hass euch, unseiden merung wone euch bei, Ack.
1, 10. das ist ein grosze u. (miseria), Sol. 9, 17 u. 25. nun wil ich
dir clagen mein unselde, Sol. 9, 31. Von des menschen u. und
krankkeit (de miseria et fragilitate), 6, 10. mit tu unseiden erfüllet,
8, 2. erd der unseiden, 8, 5. ich leb in unseiden, 8, 8. das ist kein
er, sunder es ist ein u., 39, 8. meiner unseiden, miseriarum mearum,
61. 10. aus der gruben der unseiden = de lacu miseriae, 103, 8.
ein grosses zeichen ewiger unseiden ist das besunder, so got den
sunder iren willen lesset, Hier. 43, 17. der unseiden wirstu vor-
gesseu (miseriae oblivisceris) , W — B Job 11 , 16. sat werdende
peinigunge und unseiden (S.), Job 10, 15. zu der erden der unseiden
(S.), Job 10, 22. nicht wirstu vorchten durfticheit und unselde, wenne
die kumet, Job 5, 21. vallen wirt ouf dich unselde, die du nicht
magest abgewischen = calamitas, quam non poteris expiare, Js.
47. 11.
un-selikeit (unsaelecheit) stf. Unglück, Unheil: ich bekenne mein
u., Sol. 12, 29.
un-senft — unten 775
un-senft, -e Adj. 1. unsanft, rauh, 2. drückend, schwer: du bist
senft und ich u., Sol. 6, 20.
un-sichtig Adj. unsichtbar, verborgen: 0 du unsichtiges, un-
begreifliches licht, Hier. 73, 7. unsichtiges licht = lux invisibilis,
Sol. 10, 14. 2, 37. die unsichtigen diuk, 76, 40. 82, 37. 83, 22. 83, 4.
87, 19.
un-sichtig-leich Adj. unsichtbar: mit dreien deinen unsichtic-
leichen vingern, Sol. 67, 26. liht u., 79, 28.
un-sinne stf. Torheit, Wahnsinn: wir sin mit u. behaft, Alex.
10058; T— B Botenb. 26, 24.
uu-sinnen swv. töricht (wahnsinnig) sein oder handeln: Paulus,
du unsinst; di manigeu buchstaben verkerent dich zu der unain,
T— B Btb. 26, 24. ich unsin nit, wan ich rede di wort der warheit,
26, 25.
un-sinnig Adj. sinnlos, verrückt, töricht, rasend, Olm. Stb. 64.
Der unsinnige wirt dorumb verkoren umb das, das er nicht sinnes
hat noch mag nicht kisen di warheit noch kein sache redliche
ordiniren und schicken, Oonst. IV 12, 4. Fritzen den unsinnigen,
Eger. Achtb. 1 14. Habart von Hertenberg der unsinnige gibt, 27. 1.
1306 seine und seiner Brüder Rechte auf dem Hof zu Miloszen
(Mühlsessen) zu Gunsten des Klosters Waldsassen auf.
un-sinnikeit stf. Wahnsinn, amentia: slahe dich — mit u. und
mit bliudheit, W— B Deut. 28, 28.
unslit, ünszlet stn. Unschlitt, Talg, Traut. Chr. 236. die fremden
fleizkacker schullen daz, unslid aus einem vich nicht in das ander
tun, Igl. Stb. II S. 71b. inslicht und schmer um 20 seh., III 190a.
un-spreclienlich, -leich Adj. unaussprechlich, unsäglich: wie
unsprechenleich werden jene (Gaben) sein, di du newr deinen freunden
geben wirdest, Sol. 55, 37. di selb u. dein susze = hanc tuam dul-
cedinem ineffabilem, 58, 15. unsprechenleicher herr = inenarrabilis,
90, 13. unsprechleiche meine freud, 50, 23. umb di starke un-
sprechliche übe, di in dem himel ist, Hier. 124, 10. 0 du unsprech-
liche barmhertzikeit unsers gotes, 7, 25.
un-spürlich* (un-spüric) Adj. wovon keine Spur zu finden, un-
erforschlich, W — B Spr. 5, 6.
un-stetig (un-st?etic) Adj. unstet: zwischen disem meinem un-
stetigen und deinem ewigen leben (lunaticam vitam), Sol. 29, 2.
un-stetikeit (un-streticheit) stf. Unbeständigkeit, Wankelmut):
di erde uude alle ire behaltung (was sie enthält) ist auf u. gepawet,
Ack. 51, 8. der luft u. mischer, 56, 20.
un-siinieliche Adv. nicht säumig, unverzüglich: 2000 — 3000 zu
Pferd — eins zihens u. her — komen lassen, Elbog. Chr. 142, 37.
un-süez,e, un-suoz.e Adj. nicht süß, bitter, herb, unfreundlich:
ein stimme unsüez,er doene riche, Ernst 2552. ein volc ungestalt
und unsuoz,e, die hieben blatefuoz,e, 3827.
uute swf. wohl verlesen für unde (Woge) do daz, schif nit mocht
werden gesteuert in den wint, dem schiffe wart geben di unten
(überließen wir es den Winden) und wir wurden getragen niderlaufent
in ein inseln, T— B Btb. 27, 15.
unten* (wenn nicht verlesen) swv. zweifeln: daz, wir ieezunt nit
sein luczel untend (klein zweflend, XL Bibel) T— B Ephes. 4, 14.
776 unter — un-verborgen
unter s. under.
un-teilieh (auch unteilec, -ic) individuus : der allerhohsten dri-
valtikeit ein unteiliche wesung (individuam essentiara) zu derkennen,
Sol. 99,18 u. 83, 36.
un-tichtig, untochtig s. untüchtig.
un-tödig* Adj. unsterblich: dem uutodigen Got, T — B I. Timoth.
1,17.
un-tödikeit* stf. Unsterblichkeit: der alain hat di u., T— B
I. Timoth. 6, 16. ez. geziemt — ze vassen dicz todig — di u.,
I. Korinther 15, 53.
un-tötleichkeit s. un-tötlicheit.
un- totlich, 1. -leich 2. (auch untcetlich) Adj. unsterblich:
1. wan sie nicht gewaldes haben über die untotliche sele, Hier. 43, 6.
du untotlicher bist und mugest furbas nicht geleiden (leiden), 81, 8.
als du untotlicher und ervvirdiger erstanden bist , 80, 29. 2. mitot-
ischer wonst du in der ewikeit, Sol. 77, 18. u. (verlesen immortabile
für inenarrabile), 79, 26. in untotleicher reinikeit = immortalitatis
cum serenitate), 53,20. Wer Gott im Abendmahl empfängt, wirt
untotlichen, Hier. 85, 26. die gerechticheit ist ewig und untotlich,
W — B Buch der Weisheit, 1,15. volc, daz, man untcetlich sprach
(= die 10000 „Unsterblichen" bei den Persern), Alex. 6111. daz, er
wsenet wie er untotlich si, Alex. 8993. ich waen dicz volc untotlich
si und im niht sterben wone bi, 13353. so mach uns n., 22 297.
ein volc daz, da u. was genant, 25186.
un-tötlicheit (untoetlicheit) stf. Unsterblichkeit : herr der herren,
der allein hat di u., Sol. 78, 29.
un-treglich Adj. unerträglich: swere burdeu und u.. T— B
Matth. 23, 4.
un-tröst stm. 1. Mutlosigkeit, Besorgnis, 2. entmutigende Bede
oder Lage, Handlung, 3. persbnl. wer keinen Trost gewährt: si haben
mich in u. und in leide gesetzt, Sol. 16, 31.
un-troesten sicv. entmutigen : ir untroestet daz, volc damite (mit
euem Klagen) Alex. 2134.
un-tüchtig, -toehtig Adj. untauglich: e das tüchtig dann das
untüchtig nimt er (der Tod) hin . Ack. 21, 12. seine gewerken mit
irem untochtigen priefe, Igl. Bgr. N. 11, 3, was die markleut falsch,
vortarbens und untochtigs gut erfinden, Olm. Stb. 62. grob oder
untichtig mel under das semelmel mischen. Traut. Chr. 137.
un-übung* stf. schechte Handlung, Elbog. Chr. 53, 33.
un-varend, un-varund part. Adj. unbeweglich: u. guot = un-
bewegliche Habe, Prag. Bb.48, 68. 74. 119. 103, 1; Brunn. Str. II 90;
Igl. Str. 247; Const. IV 18, 11. Chlum. YIÜ 15, s. varend und
erbe .
un-vaulend* part. Adj. nicht faulend, imputribilis : leicht ein
unvaulendes holcz hat erweit ein weiser werkman, W — B Js. 40, 20.
un-veige Adj. nicht dem Tode verfallen (geiveiht): ir vesten
Schilde hart die unveigen ernerten, Alex. 3697.
un-verantwort* part. Adj. ungerechtfertigt: dadurch (durch
unberechtigte Klagen) imantz u. verkurtzung sult gescheen, Elbog.
Chr. 38, 33.
un-verborgen part. Adj. nicht verborgen, Alex. 18363.
un-verbrochen — un-verleschenleich 777
un-verbrochen part. Adj. 1. nicht verletzt, nicht erbrochen*:
das der prief unverruckt und u. was an allen seinen teilen, Igl.
Rspr. XV. 2. unverbrüchlich, fest.
un-verbroclienlich Adj. unverbrüchlich, ganz, fest, bergm.
nicht angebrochen: das er den egenanten brieff — ganz und gar u.
(unerbrochen) und unvermeilt gesehen habe, Stb. Brüx N. 108.
unverdinget part. Aäj. 1* ohne Verabredung, ohne Vertrag,
2. unbedingt, 3. ohne Einrede: 1. welicher smid u. smidet pauleuten
des veldes auf 14 tagen = sine aliqua conventione, Const. I 15, 11.
un-verdriez,-lich Adv. ohne dessen überdrüssig zu werden:
ewer gnad geruchen, unser anligen — u. zu verneinen , Elbog. Chr.
73, 24.
un-verdroz,z,en part. Adj. unverdrossen, unermüdlich: unser
willig u. dienst alzeit zuvor, Elbog. Chr. 39, 32. 42, 8. 110, 3.
uu-ver-einet part. Adj. uneinig: darnach (nach des Herzogs
Tod) u leben begunden die lantherren und sich mit einander werren,
W. v. W. 3780 ff.
un-vergeltlick* Adj. unbezahlbar: also vil grose und u. aus-
seczunge und besteunge = pretiosissimas locationes et conductiones,
Const. III 6, 13.
un-vergetzlich s. un-vergez,z,lich.
im- vergessen part. Adj. 1. unvergessen, 2. eingedenk: er en-
phinc die frouwen in unvergessener zuht = ohne zu — , W. v. W.
1442.
un-vergez,z,en-heit* stf. dauerndes Gedenken: das hab ich von
u. wegen (damit es nicht in Vergessenheit gerate) auch hierher
schreiben lassen, Eger. Chr. 97.
un-vergez,zjicb Adj. unvergeßlich: daz, si mich iht ergetzen
mugen so unvergetzlicher Verlust, Alex. 10 475.
un-vergolt* part. Adj. nicht vergoldet: ein silbrein gurtel uber-
golt und ein silbrein uuvorgolt, Igl. Stb. III 64 b.
iin-vergriffen-lich (bei L. nur Adv.) Adj. unbeschadet, ohne
Eingriff in die Hechte eines andern: dise artickel sollen gerechtig-
keiten und altem herkomen u. und unnachteilig sein, Eger. Chr.
1196 S. 370 und N. 1197 S. 373.
un-verhindert part. Adj. unbehindert: das das wasser unser
gruben durch den Stollen des hern Augustin Reindlers seinen gang
wie vorhin u. haben soll, Igl. Bgr. N. 69 a.
im-verirt, -verirret part. Adj. 1. ohne sich worin (Gen) zu
irren, 2. ohne sich zu verirren, 3. ungehindert, 4. nicht betrogen um
(Gen.), 5. geschmückt mit. 5. er was hoher eren unverirt, W. v. W.
253. ein wirt, rieh, reiner tugente unverirt, 4981. der kamerer,
wisheit u. , erwarp einen guoten wirt, 2624. 2. triuwe tragen u.
1818.
uu-verkärt (unverkeret) part. Adj. unverletzt, unverändert: di
stuff noch u. stet, Igl. Bgr. N. 53, 16.
un-verleschenleich (-leschlich) Adj. unauslöschlich: du bist ein
u. susze = dulcedo inaestimabilis (!) , SoL 57, 22. unverleschlichs licht
= lucem inexstinguibilem , 98,16. daz, unverleschlich feure, T— B
Mark. 9, 41 ; Luk. 3, 17. in dem unverleischen feur, Matth. 3, 12.
778 un-verlorn — un-verscheiden-leich
un-verlorn pari. Adj. das ist an in u. = tvohl angewendet,
W. v. W. 6355.
un-verlustig Adj. 1. keinen Verlust (Einbuße) erleidend, 2. un-
vergänglich*: 2. unverlustic herzeser, Alex. 27383.
un-yermeilich Adj. notwendig: wer icht gewandes hat über
sein u. notdurft und sihet den armen leiden und hilft im nicht, der
ist ein dip und morder, Hier. 47, 26.
un-verineiligt, -vermeligt part. Adj. unverletzt, Sol. 73, 19.
ire undertenigen von setaner poser nachrede unvormeiliget czu halden,
Const. I 7, 23; Traut. Chr. 2. unvermeligt, Elbog. Cbr. 64, 28.
un-vermeilt pari. Adj. unbefleckt, rein, unverletzt: u. geistlich-
keit, Hier. 46, 19. den brieff — gancz und gar unverbrochenlich und
u. gesehen, Stb. Brüx N. 108.
un-vermüglich-keit 1* Unvermögen, 2. Kraftlosigkeit, Alters-
schwäche: 1. Mert Schmid erlenngt — die pestättung der fundgruben
aus unvermugligkkait pis auf Georgi nechst, Igl. Mut. 25.
un-vernemen* stn. schlechtes Einvernehmen, Traut. Chr. 302.
un-vernem-lich* 'part. Adj. unverständlich, superintelligibilis: in
der unvernemleichen werlt, Sol. 79, 19.
un-verneinlikeit* stf. Unverständlichkeit: durch vinsternusse,
u. der sinne (unverständliche Stelle im Briefe), Mind. des Egerl.
S. 63.
un-vernomen* part. Adj. ohne um Bat gefragt zu haben: wer
uuvernomen wi^en wil , der schephet daz, waz^er mit dem sibe,
Alex. 27968.
un-vernunst stf. Unverstand, Unkenntnis: min kranker sin, min
u., Trist. 2542.
un-verrichtet part. Adj. 1. nicht unterwiesen, 2. nicht gehörig
bestellt, nicht geordnet, nicht beigelegt: Darnoch pleib der krig u.,
Igl. Bgr. N. 68, 1.
un-verriickt (auch unverrücket) part. Adj. unverrückt, be-
ständig, fest: mit drei fromen, unverruckten mannen au iren eren
und guten leumunt, Igl. Bgr. N. 84, 2. das ich die unverruckten
tochter (mein Weib) hau erkant, Ack. 13, 4. ein zuchtiges, keusches
und an eren unverrucktes weip ist vor aller irdischer augelweide,
Ack. 46, 17. mit unverruckter triuwe kraft , W. v. W. 4972. ab nu
die stuft" craft haben schol und unvorruckt bleiben, die also dar
kumen ist, Igl. Bgr. 53, 21. als sie die brief und ingesigel der ur-
teil von der Ygla gancz und u gesehen hetten, N. 49, 4. ein briv
vorsigelt, der noch heute unvorruckt ist, N. 53, 1. die stufte noch
u., N. 57, 2. — 2. unversehrt: wir besahen den prief liberal, das der
prief u. und unverprochen v>ras an allen seinen teilen, Igl. Rspr.
XV. die fertigung, die man der tochter czugeschickt hatt, sol man
ir unverruckt verfolgen lassen, Igl. Stb. V 280 a. wer das u. Lehn-
gut obig der Obermühl erbauete, Traut. Chr. 364.
un-versagen-licli* Adj. nicht mit Worten zu schildern: nnver-
sagenlicher keiser = Gott, Ack. 57, 2.
un-verschamt part. Adj. unverschämt: unverschampter bosz-
wicht, ewer böse gedenknusz lebe und taure hin an ende, Ack. 2, 8.
un-verscheiden-leich (-liehe, -en) 1. insgesamt, zu gesamter
Hand. 2. ohne Unterschied, 3.* ohne Testament: 1. die — Bürgen —
un-verschert — un-verursacht 779
habent alle mit sampt im mit gesampter hant und u. gelobt, Bucb der
Gebrechen, S. 240. lehen und lehenschafte hinlassen u. — indistincte,
Const. III 1, 11. 3. derselbe Nikel dornach abging u. und lis einen
erben, Igl. Str. 230. czu parig geseczt mit gesampter band unver-
schaidenlich, Igl. Stb. V 261 a. > 181c.
un-verschert (-verschart, verschertet) part. Adj. nicht schartig
gemacht, unverletzt: und eines willen u., swä daz, unminne niht
undervert, W. v. W. 2296 f. des lop noch witen an küneges lobe un-
verschert in den landen unverborgen vert, Alex. 18363.
un-verscliroteii part. Adj. nicht zerschnitten, ganz: an gengen,
die vor u. und unverhawen sin, D I R I 5, 1.
uu- verschult (-scholt, -schuldet, -schult) part. Aäj. unverschuldet,
unverdient passiv u. aktiv : swer u. im nimt sin guot, W. v. W. 6184.
un-verser-lich Adj. Adv. = un-verseret, unverletzt : das ir dise
unser Schickung (Entscheidung) u. solt halden, Eger. Chr. 1136.
un- verslagen part. Adj. 1. nicht betrügerisch, sondern voll-
wichtig geprägt, 2. unbehindert: 1. mit bereitten, guten unverslogen
reinischeu gülden, Stb. Brüx N. 229. mit unverslagenem gesibt =
irreverberatis obtutibus Sol. 92, 17.
un-versoldet (-solt) part. Adj. unverdient , unbelohnt* : als die
minneclieben heten sie üf daz, velt beriht, daz. bleip u. niht von den,
die ez. da fuorten, Alex. 12 892.
un-versorgt part Adj. unversorgt, schlecht bestellt, ahnungslos* :
das du (Bewohnerschaft von Eger) mir unverschult, 6n alle ursach
u. {unvermutet) und unbewart vor meiner behausung Liebenstein ge-
zogen , Eger. Chr. N. 1188. nachdem wir unversorgter sach und
eilend überzogen und verlagert sein, Elbog. Chr. 156, 25.
un-verspart part. Adj. nicht ge-, erspart, ohne zu sparen, zu
schonen: das sol uns ewer k. g. u. leibs und guths gancz willig er-
finden, Elbog. Chr. 148, 33. das wil ich — u. leibs und guts — ver-
dienen, Eger. Chr. 1165 S. 340. so Mertel das recht u. (auch ihm
zugänglich) und im nie gewegert (verweigert), Elbog. Chr. 80, 20.
un- versprochen part. Adj. 1. nicht zurückgewiesen , nicht ab-
gelehnt, 2. worauf kein Anspruch erhoben wird, 3. unbescholten-, wir
haben den wintfang gehabt unvorsprochin 6 oder 8 wochen minner
oder mer = ohne Bechtseinwand, Igl. Bgr. N. 64, 2.
un-versprochen-lich Adv. ohne Widerspruch: Ist is abir, das
di schepphin u. ire lehen vorhantvesten czu dem Stollen, so beheldet
si der stolle, DIR I 6, 1.
un-verstellich* Adj. nicht zu zügeln, nicht in Schranken zu
halten: durch des wassers willen, das unvorstellich und unschuez-
lich ist = propter irrefrenabilem aquam, Const. II 3, 13.
un-verstoln part. Adj. 1. nicht gestohlen, 2* nicht heimlich,
offen: sie was mit liebe u. = zeigte sie ihm offen, W. v. W. 7537.
un-versunnen part. Adj. ohne Besinnung, beivußtlos : da lac er
u., Alex. 20213. u. sie hin seic, 8858. daz. sie u. lac, 2090. daz, er
da belac u. und betoubet, Trist. 5213. 5231.
un-verswendet* part. Adj. nicht vernichtet: von ir übermuot
umnäzen sie die (kiele und tremunde) liezen u., Alex. 15377.
un-verursacht* part. Adj. nicht veranlaßt: unverursachter weis
(ohne Grund), Eger. Chr. 1194.
780 un-vervangen — un-vlat
un-vervangen part. Adj. 1. unnütz, bedeutungslos , wirkungs-
los : u. ist din (der werlt) troesten, Alex. 27 317.
nn-vervoreht part. Adj. furchtlos: intrepidus, Sol. 57, 41.
un- verwandelt part, Adj. unverändert: das sie deu sprach ganz,
stete und u. behalden, Stb. Brüx N. 373.
un-verwart (bei L. nur Karlra. 193,13) part. Adj. unvermutet:
alles unverwarter sachen, Eger. Chr. 1160. solche beschedigung
u., nit besorgt, noch gen euch und den ewern verdint gewest, 1142.
nn-verweislich* Adv. ohne Vorwurf: das uns u. czu erzaigen,
Eger. Chr. 1169.
un-verwindlich Adj. und Adv. nicht zu verwinden, nicht zu
schmerzen: das uns lang unsern nachkomen unverwindlichen ist,
Eger. Chr. 1123 S. 299.
un-verworren part. Adj. nicht darein verwickelt: ich Avil mit
iuwerra strit gar u. sin, Dal. 193, 5 (86, 17). Brünner Str. II 30.
un-verzechet* part. Adj. ohne der Zeche, Zunft anzugehören,
Traut. Chr. 138.
un-verzeit -verzaget part Adj. nicht mutlos, nicht scheu, un-
verzagt: pris sie erwarben unverzeit, W. v. W. 5323. an allen
tilgenden unverzeit, vertraut mit, reich an, 1117.
un-verzegeliche, -en (un-verzagtliche) Adv. unerschrocken:
der u. sprach, Alex. 13276. u. strit, 10953. daz, ich umb ere wolde
guot unverzegeliche geben, 10789. daz, sie u, wolden mit im riten,
10206.
un-verzerleich* Adj. unvergänglich, interminabilis : ich habe
dich erkant — got, unverzerleichen, ewigen . . . Sol. 83, 2.
un-verzieh-lich* Adv. ohne Säumen, ohne Verzug: Elbog. Chr.
154, 2.
un-verzigen part. Adj. 1. pass. unversagt, 2. akt, ohne zu ver-
zichten auf (Gen.): läz, in ligen sines rechtes u., Trist. 5386.
im- verzogen part. Adj. nicht aufgeschoben, nicht hingehalten,
endgültig: ein volles unvorezogens recht thun, Igl. Str. I S. 355.
im-verzogenlich Adj.* unverzüglich: gebt uns ein u. antwort,
Eger. Chr. 1187 S. 359.
un-verzoglich (-zogenliche, -en) Adv. ohne Aufschub, unver-
züglich: Das ir das tut u., Igl. Bgr. N, 1,5. unverzogenleich, Igl.
Stb. III 144 d. das haus räumen u., III A 136 a.
im-verzugen (-zogen) part. Adj. und Adv. nicht aufgeschoben,
unverzüglich, Igl. Bgr. N. 65, 7.
im-veulich* (= un-veile) Adj. nicht käuflich: enphacht di un-
feulich cron der wunnielich (glori XI. Bibel), T— B I Peter 5, 4.
un-vlät stm. n. -vlät, -e stf. das f. neben m. nur in md,
Quellen, das n, sicher nur: Krone 19 670; Schmutz, Unreinigkeit,
Unflat, auch bildlich: vol stanks und unflats, Sol. 8, 13. alle-
weg wer ich in dem unflat gelegen , Sol. 40, 29. von unflat in u.
= de luto in lutum , 16, 36. der — Satan — im golt als unflat
strewet = qui sternit sibi aurum, 42, 17. aus der Unlust des unflats,
Sol. 103, 9. aus dem selben unflat machstu etleiche vas eren und
etleiche zu ewigen schänden, Sol. 69, 23. etleich als ein unflat sein
verflossen, Sol. 71. 36. er hat die armen sünder aus aschen ires Un-
flates derhebet , Hier. 13, 26. durch sulches unflates meiner sunden,
un-vleckhaftig — un-vruchtber-keit 781
75, 2. das mere deines sundigen Unflates meinet dich zu dertrenken,
108,2 böse begerunge des unkeuscben Unflates, 206,24. sulchen
iren u., 217, 18. der mensch wirt — mit unreinem, ungenantem Un-
flat in muterlichem leibe generet, Ack. 36, 7. der mensch ist ein
gantzer u., 36, 9. — das si icht sterben in irem unflat (in sordibus
suis), W — B Lev. 15, 31. des nebeis unvlat und der stanc wider si
zerücke twauc, Alex. Anh. 733. 749. daz, hüs alles unvlätes bar,
Ernst 2472.
un-vleckhaftig (un-vleckaft) Adj. ohne Flecken, rein: heilig
und u., T— B Ephes. 5, 27. 1, 4; Koloss. 1, 22. ein u. pet, Juden 13, 4.
uu-vleiz,* stm. unabsichtliches Vorgehen: ein brief durch unfleis
(tinab sichtlich) ist verloren worden, Elbog. Chr. 85, 8.
un-vletig, unfletig (unvlsetic) Adj. schmutzig, unsauber, un-
rein {auch bildl.): wir sint alle ein unfletigs tuch = quasi pannus
menstruate, Sol. 68, 25. mit sulchen unfletigen unsern sunden, Hier.
148, 7. das domit (durch hochfart) alle seine wege unfletige werden,
29, 20. der unfletigen wurme speise , 73, 25. dieselben unfletigen
ketzer, 131, 17. — unflättig ding auf die gassen ausgiessen, Chlum.
I 34.
un-vletiglicheu (un-vlsetic-liche, -en) Adv. unflätig, in Unkeusch-
heil: wan sie des nachtes u. bei den weiben gelegen haben, Hier.
84, 13.
un-vletikeit stf. = unvlät ; liht, das do hasset alle u., Sol. 67, 33.
alle dorn und alle u. ausroden, Hier. 6, 23. wenne sie der sunden
u. also erkenten, 179, 7. die in sulcher u. leben und in sulchen
snoden sinnen, 36, 13. sich selber rein zu behalden vor u. diser
bösen werlt , 46, 23. das gott — sant Jeronimus von der u. des
snoden fleische» enbunden hette, 113,24. hasser aller u. = Gott,
Ack. 57, 14.
un-vogt-ber (-beere) Adj. 1. dem Vogt nicht unterworfen, 2. un-
mündig : Wiewol noch geschriben gemainen kaiserlichen rechten die,
so unvogtper sein und ir rechts alter nicht erlangt haben, für ander
gefreit sein — so erstatt die poshait das alter, Igl. Str. (1) S. 266.
Die Iglauer fällten das Urteil, diesen 12jährigen Mörder zu er-
tränken, ivährend die Wiener ihn zu lebenslänglichem Kerker bei
Wasser und Brot verurteilt hätten. —
un-vol-acht* part. Adj. nicht genügend geivürdigt : siner genäden
macht ist allem sinne u., W. v. W. 2848 f. von sinem wip man seit,
daz, ir schoene unvolaht wsere, Alex. 23303.
un-vollobt part. Adj. nie völlig genug gepriesen : der unvollobten
maget clär (Maria), Ernst 1771. 3170. 3259.
un-volsegen-licu* part. Adj. unaussprechlich: u. herzeleit ist
mir geschehen, Ack. 31, 11.
un-vridsam Adj. unverträglich , nicht Frieden haltend: solcher
unfridsamen personen, Traut. Chr. 303.
un-vrucktbär-lich* Adv. unnütz, ohne Nutzen: das wir mit
unsern weiben und kinden nit umb leib, ere und gut u. komen
mugen, Eger. Chr. 1123 S. 301. u. der heiligen cristenheit, 1123.
un-vruchtber-keit (-bärkeit) stf. Unfruchtbarkeit: unvrucht-
perkeit und witwetum sint alle kumen über dich , W — B Js. 47, 9.
die sune deiner u. = filii sterilitatis tuae [ ! ] W — B Js. 49, 20.
782 mi-vrüchtig — un-wirdikeit
un-vrüchtig Adj. unfruchtbar, unnütz: worumb vorgizzet ir
sulche unf nichtige zäher? Hier. 19, 25.
un-vuoge stf. 1. Unziemlichkeit, Hoheit, Frevel, 2. Unnatürlich-
keit, Ungereimtheit: Krist sol in die u. wer und sich über sie er-
barmen, W. v. W. 5527. damite vestest du im den muot, daz, er
aber u. tuot, 4791. ir kinder mit unfugin sy uif im achsiln trugin,
Dal. 21, 6 (2, 20).
un-vuogen swv. unziemlich, roh handeln, freveln: wie man dich
— Fortuna — u. siht! Alex. 6365. also daz, guot u. kan (sotveit
kann Reichtum und Macht verführen, wie bei Alexander, der gött-
liche Verehrung in Anspruch nahm), 8991.
un-vuogleick (un-vuoge, -vüege-lich) Adj. unziemlich: wann
es ist u., das man ein ding czu schaden prenge äne schuld, Const.
III 1, 4.
un-vür (un-vuore) stf. 1. üble, rohe Art, 2. üble Auffassung,
3. schlechte Lebensweise, Unfug, Ausschiveifung, 4. Nachteil: das man
wert sunden und u., Olin. Stb. 78. spil, unfur, czog und alle un-
gerichte, 80.
un-vürstlich Adj. nicht fürstlich: dem unfürstlich orden wone
bi, W. v. W. 515.
un-vürtig Adj. ohne Furt: ein waz,z,er (Thanais) daz, ist un-
vürtic unde breit, Alex. 18611.
un-w(ege Adv. auf unvorteilhafte, unangemessene Weise: daz,
(den Treuen) bescheidet ir mir unwege, Alex. 26000.
un-wärheit stf. Lüge, Unwarheit: wenn ein meister dem andern
u. czuseczet, Igl. Stb. V 221 c.
un-weib stn. die den Namen eines Weibes nicht verdient: bei
allerlei muntz beisiege und bei weihe unweib müssen wesen, Ack.
47, 13.
un- Weisheit (-wisheit) stf. Unverstand, Torheit: hoffet dein u.?
Hier. 208, 28. sein u., Böhm. Chr. 28. di mau von unwisheit komen
in groz,e trurikeit, Dal. 34, 18 (8, 55).
un-wendec Adj. nicht rückgängig zu machen, 2. unabwendbar:
nü was das u. = nicht zu ändern, W. v. W. 887; Alex. 22080.
un-wert Adj. 1. nicht geachtet, nicht geschätzt, unlieb, un-
angenehm: unwert man von unwerder art, W. v. W. 1499. ist das
liebe gethreid — in einem guten kauf (billig) gewesen und also un-
werth, das es niemand wollen khauffen, Eger. Chr. 916.
un-widerbriugend* part. Ad), unauf hebbar: in der un wider-
bringenden swersten acht gotes — beleibent (ihr, o Tod) , Ack. 2, 6.
un- wille, -en swm. 1. das Nichtivollen, 2. WiclermUe, 3. Ubel-
ivollen, Groll, Feindschaft: willens ende ist Unwillen, Ack. 17, 2.
dadurch sie — in krieg, czwitracht und Unwillen komen sein, Igl.
Stb. V 170 b. einen u. erczeigen , III 200 b. vehd und zwitracht,
spen und Unwillen , Elbog. Chr. 1, 15 ; Eger. Chr. 1161. ab sich
darinne (im Schloß von Elbogen) u. wolt entporen, den zu Unter-
konten, Elbog. Chr. 114, 8.
un-wirdikeit stf. 1. Herabsetzung, Beschimpfung, 2. Vergebung,
Wegwerfung der Würde : zorn und u. (gramschaf t XL Bibel) , T — B
Römer 2, 8. den kelch des weins der u. (ungenendigkeit XI. Bibel),
Offenb. 16, 19.
nn-wis^en — un-zimlich-keit 783
un-wiz^en part. Adj. nicht gewußt, unbekannt: des {weil die
Boten nicht wußten, daß Alexander in Theben sei) vinden sie in un-
wiz,^en (unerwartet) da, Alex. 3961.
un-wiz,z,end (un-wiz^ende) stf. Unwissenheit: we der vergangen
u., Sol. 89, 37.
un-wiz,z,ende part. Adj. und Adv. 1. nicht wissend, ohne zu
wissen oder zu kennen, unbewußt, 2. bewußtlos, 3* unbekannt:
3. was der erwirdige Jeronimus nicht gekont hat, das ist in der
naturen unkunt und unwiz,z,ent allermeniclichen, Hier. 111, 28. wann
sie von unwissenden sacken sein unsträflich, Ack. 24, 12.
im-wiz,z,en-heit stf. Nichtkenntnis: die u. solcher baunng (daß
man nicht weiß, wann Eger erbaut worden), Eger. Chr. 1 S. 8.
un-wiz^ent-leich 1. Unverständig, töricht, 2* unbekannt: 2. do
ist ir u. umme, Igl. Str. 250.
un-ivonhaft* (== un-wonhaftic) Adj. nicht zu bewohnen, inha-
hitabilis : Ob ich nicht in ein wustenunge secze dich und deine stete
u. = urbes inhabitabiles , W — B Jer. 22, 6. durch die unwonhafte
erde und unwegige, Jer. 2, 6. dein erde u. ist, Jer. 6, 8.
un-wucherhaftig* Adj. unfruchtbar: daz, si nit sein u., T— B
Titus 3, 14. mit enwelt euch gemeinsamen den uuwucherhaftigen
werken der vinster, Epheser 5, 11.
unz, -e stswf. I.Unze, uncia, 2 ein Flüchenmaß, aus Zai. uncia:
swaz, zinses gteben sine stete an pfunden und an unzen, W. v. W. 220.
un-zalhaft Adj. 1. unzählar, 2. unermeßlich, 3. unsäglich: 1.
Alex. 1939.
uu-zeitlich, -zitlich Adj. an keine bestimmte Zeit gebunden:
wanne kumt der unzeitliche tod? Hier. 36, 17 wie Chr. IV 219, 12.
unzitlich dinc ez, im riet, von zitlichen dingen ez, in schiet — daz,
er da niht enahte, niuwan höchvart er trahte, Alex. 8975.
un-zellicli (-zallich, -zellich) Adj. 1. unzählbar, 2. unsäglich,
3. unermeßlich: das er (dein leip) mitsampt der sele u. peine ewic-
lichen leide, Hier. 37, 25.
unzer stm. kleine Schnellivage {ursprüngl. mit einem 1 Unze
schiceren Gewicht): neque aliquo iure aliquam lanam emere debent
cum pendiculo, dicto volgariter Unczer, et eciam in ponderibus emere
non debent, Olm. Stb. 94.
un-zerbrochen part. Adj. nicht zerbrochen, unverletzt, ganz:
wo der rase unczubrochen ist, D I R I 4, 2. ir recht gancz und un-
czuprochen halden, Const. II 4, 5.
un-zerbrochenkeit* stf. Beharrlichkeit: in u. (unzerstörlicheit
XL Bibel), T— B Ephes. 6, 24. ere und u., Römer 2, 7.
un-zergeugleich (un-zer-ganclich, -genclich) Adj. unvergäng-
lich, ewig: ein u. licht, wohl verlesen oder verschrieben für: iinzu-
genKleich = inaccessibile lumen, Sol. 85,21. zu der wären minne,
die unzurgenclich immer ist, Trist. 6859.
un-zerrütt part. Adj. unverletzt: die Verrichtung stet und u.
halten, Igl. Stb. V 20 b.
u n -/im lieh Adj. unziemlich, ungeziemend: u. dink tut der =
rem illicitam, W— B Lev. 20, 21.
un-zimlich-keit (un-zimelic-heit) stf. (bei L. nur DFG 286a
illecebra): sie begangen hat u. in Israhel, so das sie unkeuschte in
784 tm-zucht — urbor
dem hause ires vaters , W — B Deut. 22, 21. haben u. begangen =
nefas, Lev. 20, 21.
un-zueht (unzucht) stf. 1. Ungezogenheit, Verstoß gegen die Sitte,
2. Gewalttätigkeit, Roheit, 3. Schimpf, 4. Wasserabschlagen, 5. Un-
siülichkeit, 6. leichtere Vergehen gegen das Gesetz u. Hecht: die die
unzucht (flagitiuin) haben begangen, W — B Richter 20, 13. der Un-
zucht wil ich in encziehen, Alex 7027.
uu-zuläz^ung* stf. Nicht gestattung , Weigerung: aus u. der
ganzen landschaft der cron Behem abgeschafft, Traut. Chr. 227.
un-zweive-lich Adv. ohne daran zu zweifeln, zuversichtlich:
als wir uns genczlich und u. zu ewern gnaden verhoffen, Eger. Chr.
IUI. unzweifflich, 1140.
uober Ufer, Trist. 5676; s. über.
uop, -bes stm. 1. Landbau, 2. Handlungsweise, 3. Gebrauch,
Sitte, Übung: sus erwarp er prises uop üz, dem satel er in huop,
W. v. W. 7347 f. 2. dir riet ir wirdeclicher uop, 7027.
üppig (üppec, -ic) Adj. 1. überflüssig, unnütz, leer, eitel, 2. über-
mütig, hochfahrend: das glaube, du üppiger geuknecht (gauche D),
Ack. 42, 6. warum grisgrament di haiden und di volk gedachten
in üppig (eytel ding XI. Bibel), T— B Btb. 4, 25.
üppikeit (üppec-heit) stf. Leben in Überfluß, Eitelkeit, Nichtig-
keit, Vergänglichkeit: daz, ir ieczunt nit get als di haiden gent in
der ü. irs sinnes, T — B Ephes. 4, 17. diner (der werlt) unbehenden
ü. ein krankez, ende ist bereit, Alex. 24647.
üppisch == üppig : uppischer gab knecht (B. für üppiger gau-
knecht), Ack. 42, 6.
ur*j uhr* axis lat. hora stf. 1. Stunde, 2. Uhr: umb funfzehen
uhr im 1561 jar, Igl. Mut. 15. in der 16. stund auf der ganzen ur
im 1541 jaren, Mut. 4. 19.
urbar, urbor {von er-bern) stf. n. 1. zinstragendes Grundstück,
Zinsgut, 2. Rente, Einkünfte überhaupt, 3.bergm.: a) Urbar im
engeren Sinne, königlicher Bergwerksertrag in den böhmischen und
den durch deren Bergrecht beeinflußten angrenzenden Ländern (erst
seit dem 15. Jahrhundert allgemein) der 8. Korb der Ausbeute in
natura, seit der 2. Hälfte des 15. Jahrhunderts des beim Erzverkauf
erzielten Erlöses, Sternberg Urk. N. 88 und S. 212 ff. Noch 1478 ist
es 1jH, später immer häiifiger und seit 1534 (Bergwerksvergleich)
ständig, übereinstimmend mit dem sachlichen Bergrechte der Zehnte.
Wenn das Bergwerk nicht auf Königsgrund liegt , gibt der König
(Regalherr) dem Grundeigentümer von der Urbar 1/3, so daß ihm
dann eigentlich sj2i — l/at = 1lti von der Förderung als Urbar bleibt.
Die Urbar toird nicht von der „eigenschaft" der Stollen für Lösung
fremder Bergwerke gezahlt, wohl aber von den Halden, wenn sie
„den klopfern" verwehrt werden, d. h. nachträglich bergmännisch
verwertet werden. 3b) Urbar im weiteren Sinne: außer der unter
3 a erwähnten Urbar Vic von den Lehenschaften außer von denen in
den Bürgerlehen und „Erbgebirgen" ; ferner das Recht auf 2 Königs-
lehen und alle Überscharen, auf „V32 des Leihers", das nach Igl.
Bgr. N. 22 weder dem König noch dem Münzmeister, sondern dem
Hofmeister (in Kuttenberg) als dem Verleiher zukommt; ferner eine
Schicht am Schmiedneuntel und endlich das Recht auf die Edelmetall-
urbar 785
einlösung (Vorkauf, Wechsel, cauibium, losunge s. d. Worte u. berg-
regal): 2. sorge im fröuden urbor brach, W. v. W. 1183. sorgen urbor
was da kranc, 7125. al siu (des landes) urbor inan schätzte, 204.
3 a und b. Dicz sein die teile , di unser urbor angeboren in einem
igleichen gemessen perge: von erstem ein achtteil über alle koste,
das di urbar heisset, vor und noch als gemessen wirt: desselben ein
dritteil noch dem messen gevellet den herren, in der erbe der perg
gemessen ist. Darnoch gleicherweis so gevellet uns ein schiebt in
dem neunden smidteile auch noch der messunge, in der wir mit
andern gewerken ader smiden alle koste und czerunge tun sullen,
ausgenommen geschoss und losunge, mit der wir unsere teil, die der
urbor volgen, nicht besweren wollen. Sunder noch der messunge
gefallen uns fünf czweiunddreissigteile also, das man in den selben
fünf czweiunddreissigteiln rechen sol ein czweiunddreissigteil , das
man gibt um emphaunge der genge. (Die 4/32 = »/8 sind, eben die
Urbar im engeren Sinne.) Darnoch gevellet uns ein sechezehenteil
in aller lehenschaft, di do wirt in gemessen pergen und in kuniges
leben und in der herren leben und in der ubermassen, ausgenommen
alleine die purgeiiehen und pergerblehen , von den man kein sech-
zehenteil geben sol. — über das so sein alle kunigeslehen , alle
herrenlehen (diese natürlich nur, wenn der Regalherr zugleich Grund-
herr ist) und alle Übermasse unser und dieselben teile alleine di
volgen unser urbar, wan wir si hinlassen (ah Lehenschaft vermieten)
ader vorkauffen umb einen genanten czins und genies , Const. II
2, 15 u. 16. Beim Verteilen der Förderung sullen die erczteiler von
ersten für allen dingen — legen der urbor das achte teil; darnoch
das neunde smidteil; czum 3. das sechezehende teil, das uns an-
gepuret aus den lehenschaften, zum vierden mal die eigenschafte, ab
icht do were. Das uberige erez sol man gleich teilen in vier schicht.
Const. 1 16, 2. Dem Grundherrn gehört ein dritteil — des achten
teils, das di urbar heisset, 113,3. gewonlich ist, das man unser
urbar hinlasset pis auf sent Peters und Pauls tage, der czwelfpoten ;
daun in der vigilien, als man beruft di leezt tageschicht, so vor-
lischet und geet aus alles hinlassens recht der besteer, Const. III
6, 16. Die Einhebung der Urbar, das Amt eines Urbarers wurde
nämlich an einen oder wegen der hohen Pachtsumme an eine Gesell-
schaft von 2 — A Männern verpachtet; s. urbarer, di unser urber
beschreiben, Const. I 8. Einleitung. Das Abbaurecht verlieren alle, ab
si di rechte urber nicht geben mit den teilen, Const. III 1, 6. Aber das
das ding (ein vorwustet — vom Wasser ertränktes — perkwerk)
nicht vorterbe, so ist es pesser, das man das vorwuste perkwerk
und silbergruben umb unser recht, das ist alleine umb das achtteil
der urbor in erberecht (== als sogenanntes „Erbgebirge") hinlasse,
doch mit rate der stete und des perges geswornen. — Underweilen
auch so vorleihet man mer perge denn einen miteinander, under-
weilen auch noch einander umb di urbor alleine, Const. II 3, 8. Wir
seezen, das alle silbergruben, di ein ganezes iar ungepawet pleiben,
mit allein rechten czu unser urbar widerkeret und vorvallen sein,
ü 4, 7. das in den selben hochezeiten unser urbor nicht wenig ab-
gangen sei von der hantstein wegen (die bei besonders freudigen,
festlichen Anlässen an den Bergmeister verschenkt wurden, so nicht
Jelinek, Wörterbuch. 50
786 urbar-büch — urbarer
zur Erzteilung kamen, weshalb von ihnen, dem König die Urbar
entging), Const. I 7,32. — pis unser her der pischof sich der u. unter-
want von unsers heren des kaisers wegen = bis er Urbarer wurde,
Igl. Bgr. N. 42, 1?. Ein man — wil die klopper auf der selben halden
nicht lassen kloppen und vurt den selben perk (das auf die Halde
geschüttete, hier nicht ganz taube Gestein) czu mul und nielt und
arbeit in selber; und darum wil der urbarer urbar von derselben
halden nemen; wanne her wil in nicht vorwissen, er schütte auch
ercz auf diselben halden. Doruber ist getailt: wanne her di halden
den klopiern werte , her schol von rechte urbor davon geben , Igl.
Bgr. N. 18. — Urbar = Abgabe an den Landesherrn von Wein-
gärten: Ein Weingarten hat die ersten 12 Jahre, die an underlazze
nachenander volgen , freiunge , in dem 13. sullen sie dem , des das
erbteil oder das gebirg ist (dem Grundherrn) den czehenden und uns
und unsern nachkomen, künigen czu Behem und der cronen desselben
unsers kunigsreichs vom eime ietzlichen Weingarten einen halben
czuber weins jerlichen geben [ein „Weingarten* = 60 Baten lang,
8 breit; eine Rute = 8 Ellen], Stb. Brüx N. 108. — u. = ein Gut,
das Zins oder Lehensabgabe trägt, Traut. Chr. 94. zechen gewon-
heit, orber und gebrauch bestettige, 245.
urbar-büch (urbor-buoch) stn. Verzeichnis von Zinsgütern, Ab-
gaben und Gefällen, Traut. Chr. 93. 307. 309. des {zum Beweis, daß
die Grube zum Czappenschu eine Woche 20 und eine 25 Mark
getragen habe) czihen wir an das urbarburch und register, Igl. Bgr.
N. 11, 3.
ur-bären sivv. intr. zum Vorschein kommen, gestehen, refi. sehen
lassen, offenbaren, anstiften, ausüben: in irem handtwerke sie sich
orbern und regieren sollen und wollen, Traut. Chr. 244. 245; s. ur-
burn.
urbarer, urborer, urburer stm. 1. Zinseinnehmer, Bentamt-
mann, 2.* bergm. mit der Verwaltung der Urbar betrauter Unter-
beamter des regalherrlichen Bergmeisters (Hofmeisters in Kuttenberg),
im DIR und in den Const. als leitender Lokalbeamter, zugleich als
oberster Beamter des Königs in Bergsachen, über den nur der
Kämmerer als Leiter des Zentralverwaltung der königl. Einkünfte
steht. Er erteilt alle Verleihungen: so einen Suchstollen durch
wasseriges Feld, DIR 3, 1 ; läßt dem ersten Finder einen Berg ver-
messen und verleiht ihm diesen. Was die urbarer mit rate der
schepfen czu der Ygla in dem gepirge oder in den Stollen imande
vorleihen oder geben under irem ingesigel und der urbarer, das sol
stete und veste sein an alle Widerrede, Igl. Bgr. U — A 1. was die
urbarer mit wissen der scheppfen von der Igla mit dem perkrechten
schaffen und schicken, das schol stete und veste geholden werden,
U — A 17. so wollen wir von ersten besehen von den — lehen-
scheften, di do gescheen von urburen in unsern (kunigs) leben und
uberscharn , Const. I 1, 3. Czu irem ampt gehört auch bei nahen
alle recht des gepirges czu vorleihen, doch mit underscheidunge,
Const. I 3, 2; stellvertretend verleiht er an Stelle des gewerk-
lichen Bergtneisters auch Lehenschaften. Sie haben den Betrieb zu
beaufsichtigen, um des Königs Nutzen zu wahren: Czu dem ur-
borer ampt von ersten gehört, das si sullen besehen alle nueze und
urbarer 787
gelegenkeit des perkwerkes und sullen des kuniges nucz fleissicleich
behalden als ir äugen, das icht von tragheit oder argelist czu schaden
dem gemeinen nucze von imand gesckee , Const. I 3, 1. Sie haben
zu sorgen für Ordnung auf dem Berg, für billige Lebensmittel und
der gl., Const. I 3, 4 ; bei den Erzteilungen die Urbar einzuheben :
Urborer di heissen urborer von der urbor, di wir in bevehlen czu
bandeln mit ganczen trewen, Const. I 2, 1 ; im Berggericht haben sie
den Vorsitz: Das recht ist ein gewalt czu richten, di von unser
kunigleicher macht geben ist. — Eins wollen wir — das alle ur-
borer, die in czeiten sein werden, an alle Widerrede sullen vur
unsern camerer und vur unsern pergscheppen offenlichen sweren,
das si unser rechte und saczunge mit aller irer macht und crafft
behalden und beschirmen wollen. — Der urborer recht ist, das si
allein richten sullen di Sachen, di czu dem perggericht gehören. —
Und noch urteil der gesworn schepppfen sullen di urborer richten,
von den redlich nicht beruffen wirt, Const. I 4, 3 u. 5. di clage an
di urborer vor den schepphen bringen, DIR 22a, 2. Sie stellen
TJnterbeamte an und beeidigen die gewerklichen Beamten , vor allem
den Bergmeister: Di gewerken nemen einen bergmeister, wen si
wullen, also das derselbe teil mit in habe czu minsten ein czwei-
unddrissigteil , unde wer an des urbarers statt ist, der sal im den
eit geben, DIE, 13, 9. Si (di urborer) haben auch von irem amte
allen pergmeistern den eit czu geben, als gewonlich ist, und ab si
in irem ampte saumig weren, abczusetczen, ab di gewerken an dem
teile trege unde vorlassen wurden funden , Const. I 3, 3. Die Ur-
barer sind Steuerpächter , die, gewöhnlich 2—4, wegen der hohen
Pachtsumme sich zusammengetan und die Urbar unter gewissen in
eigenen Verträgen (z. B. Sternberg. Urkdb. N. 22 — 24. 40) fest-
gesetzten Vereinbarungen für ganz Böhmen (z. B. Urkdb. N. 22) oder
für Böhmen und Mähren zusammen gepachtet haben (z. B. N. 23. 24).
Der 1342., 1343., 1372 bezeugte Titel urburarius in Chuttis zeigt nur
seinen Amtssitz nicht eine Verpachtimg bloß der Kuttetiberger Urbar
an, der Igl. Bgr. N. 97 „provisor montanorum" in Reichenstein ist
jedoch allerdings als königlicher Amtmann für Reichenstein allein
anzusehen. Übergriffe der Urbarer den Gewerken gegenüber be-
kämpfen die Const. Wann das ist uns furkumen mit weinender
clage unser perkleute, das di urburer, den wir unser urbor in einer
bescheidenheit und umb einen sichern genis gelassen haben, das si
si twingen mit notiger unpilleicher gepete umb ir ercz, das si mit
sweissiger arbeit gewunneu haben — wan diselben urborer sprachen,
si wolden das behalden czu stewer ires grossen schaden, den si das
jar an der urbar genommen betten. — Wir wollen, das, welcher
urbar sotanes furpas tut und wirt des offenlich überwunden, der sol,
was er genomen hat, den schadhaften genczlich widerkeren und sol
darczu als vil czu puse geben in unser camer, 1 4, 7. Czu dem virden mal
tail wir euch, das di urborer von lehenscheften, noch von gruben, noch
von gewerken keine pore {nämlich Erz) nemen schulleu, wann si
schullen iren amptleuten — von der urbor und von irem gut Ionen
und nicht von der gewerken guet, Igl. Bgr. N. 102, 2. Was von
iren (der gewerken) wagen vellet auf di weg oder über di wege, so
sprecben die urborer, si haben recht darczu und heben di weg auf
50*
788 urbarer-büch — ur-kunde
und nenien, was darauf oder dar czu gevallen ist; so sprechen di
gewerken, si haben recht dar czu. Im Sinne der Gewerken ent-
scheidet der Iglauer Oberhof, Igl. Bgr. N. 19. Der urbarer sal haben
eine Schicht von dem neuntail, da man das smidampt mit bedeutet,
Igl. Bgr. N. 20. das der urbarer von des lehensamptes wegen mit
czu ',32 recht hat, wiwol di urbarer von den Chutten von newer
gewonhait — das haben auf pracht , das man von einem perge , den
man von newens misset, dem urbarer ein achtail geit, Igl Bgr. N. 21.
ingesigel der urborer, Const. IV 14, 2. urbarers tavl, DIR III 31.
Namen einiger Urbarer in Kuttenberg: Arnold von Pittingen, Igl.
Bgr. N. 16 und 17. Borsat. Borsuta, N. 8, 2. Borsat und Frevel
Tausentmark, N. 36, 1. Petir von Pj'eske, munczmaister und
gemainer vorleiher aller perkwerken, N. 11, 2.
urbarer-büch* stti. = urbarbüch: si czugen sich des an das u.,
das das ^emechte also gescheen wer, do es inne geschriben stunde.
Igl. Bgr. N. 65, 1.
ur-born s. ur-burn.
ur-bot stn. Anerbieten, Art und Weise, wie man aufgenommen
tvird, Bewirtung : gerechtikeit — wil durch keiner gäbe urbot von
ir stsete niht wenken noch ir reht niht lä^en krenken, Alex. 12614.
ur-burn, -born stow, etwas als urbor inne haben, davon urbor
geben oder nehmen, ausnutzen, handhaben: alsus urburte ich minen
lip durch megde und durch reine lip , Trist. 3903. daz, wir nicht
urberen unsern lip durch die minnenclichen wip, Trist. 4027.
urhap, -bes stnm. 1. Sauerteig, 2. bildl. Auflauf, 3. Entzweiung,
4. Ursprung. Anfang, Ursache, 5. Anstiftung, 6. persönlich: Urheber:
4. den man alt und jungen nennet äne urhap ewic erkennet. W. v.
W. 3015. ewic äne ende siniu (Gottes) jär äne urhap wesent un-
gezalt, 5828. 6. ich künde in als mir gewuoc, der diser sache urhap
was und ich in sime buoche las, 5446. 4. wip sind voller urhap
vollekomener dinge guot, 1260. mit manger koste urhap der mar-
schalc herberge gap. 127. wie milteclich er gap manger richeit ur-
hap, 7808. daz, koufwip, diu in het gezogen, welchen urloup sie im
gap und siner richeit urhap im zuwarf, den geren. 6224. der lande
recht und ir gewalt sinen sünen er dö gap und größer wirde urhap.
7869. an urhab aller czeit und an end, Sol. 83, 18. des wuochs im
sorgen urhap, Alex. 4840. durch daz, ich fröiden urhap min tohter
dir ein maget gap, 10929. nü kämen — üz, strite in strites urhap
gevarn Antigonus und. Tholomeus, 13968. reht u. und ursprinc dise
viere aller tilgende sint, 24418. wsere ich der sache u. gewesen,
18441. der dirre m?ere u. ist (der Held dieser Geschichte — Alex.),
Alex. 5101. der mir daz, erste urhap dis buoches gap, 27603. als
der durchslag — ein anfang und ain urhab ist und alle teding von
des durchslags wegen gesehen sein , Igl. Bgr. N, 67, 8. er klagt um
eine (f?) urhab an einem toden, Igl. Str. 164a.
urhabe (ort-habe) swm. Urheber: des gepeudes urhaben (auetores),
W— B Esdr. I 5: 4.
ur-kleine Ädj. ganz klein: ein urkleinez, kindelin, Trist. 2693.
ur-kunde, -künde stn. f. Zeichen, Anzeichen. Kennzeichen, Merk-
mal, Zeugnis, Beweis, schriftliches Zeugnis, Urkunde: Ein grosse ur-
kunde warkaftiges gelaube — ist gotes vorchte, Hier. 41, 19. do er
ur-laub — urloyn 789
(Christus) in dem lesten abendez,z,en seinen jungem ein grosses Ur-
kunde seiner libe Avolte bezeigen , 43, 23. wunder , di wol Urkunde
geben der grossen heiligkeit seines lebens, 150, 13. daz, er über in
ervaren wolt ein wärez, Urkunde, wie Kristes leben stünde, W. v. W.
376. qusem ez, (ein beize), daz, ez, funde solicber fröuden Urkunde,
1447. mit reiner bibte Urkunde und riuwe nach der sünde, 2996 f.
daz, sie iuwer süne sin, welch Urkunde habt ir des? 6604. also sie
der rede Urkunde (Beiveis für seine Behauptung), sach, 6697; diu
weit des (daß Maria jedem hilft) noch Urkunde hat, 7937. — Öffent-
licher, gerichtlicher Ausruf, die Lautbarung eines Geschäftes , auch
die Abgabe für diese gerichtliche Handlung, Brunn. Str. I 10. 186.
273. 280. 325. 330. 341. 352. 439. per protestationem , quae dicitur
urkund, 714. valsch geczeug oder beczengen oder urchund reden
gegen deinen nehsten, Joh. v. Igl. 8. also kurczen alle die ir leben,
die sein (das 4. Gebot) nicht behalten. Des hab wir ein urchund an
hern Absalon , 4. Gebot, das ich des gemüts nicht pin , imands an
gleublich Urkunde was ungeburlicher clag zu gestaten, Elbog. Chr.
38, 32. des alles zu warer u. geben wir disen brief besigelt, 56, 27.
als uns die schrift u. git, Legende 529. dö er der süez,e Urkunde
so reine geschicket funde in so werder ougelweide, Alex. 14559.
ur-laub ur-loup stmn. 1. Erlaubnis, 2. besonders, wegzugehen,
Verabschiedung, Abschied: äne ir Urlaub und verhenknus = sine
consensu ipsorum, Igl. Bgr. U — A 9. diu naht in urloup wolde geben
= bei Anbruch der Nacht wollte man zur Ruhe gehen, W. v. W.
2268. welchen urloup sie im gap, 6223. kuint der tac, daz, ir
komen sit ze grabe — urloub ich dirre rede habe (== verzeiht
diese Worte) — so ist ein veder also tiur als ir, Alex. 24640.
ur-lauben, -louben sivv. tr. 1. erlauben, gestatten, 2. ver-
abschieden, entlassen, 3- intr. Erlaxibnis nehmen zu gehen, sich ver-
abschieden: das man dienstboten (knecht ader maid) ön redlich
ursach vor seiner gedingten zeit nit Urlauben sol, Eger. Str. 61.
ur-leuge, -liuge (ur-liuge, -louge) stn., im Nom. vielleicht auch
urliuc, -louc, Kampf, Streit, Fehde : und solt ir urliuge lenger sten,
sie muosten von ir herschaft gen, W. v. W. 3799 f. aldä ich me dan
zwenzic jär in urliuge bin gewesen gar, 5905. Ist das di iuden
under in selben ein chrieg oder ein urleug machent oder ein gevecht,
Brunn. Str. II 120. damit daz, urleyge was gelegen, Ernst 4874. der
von Babilöne bette ein urleuge mit dem konige Ubyane, 4400. stf.
oder PI. ? : ir seit ze hören di urleg , T— B Matth. 24, 6. di streit
und die mere der urleug , Mark. 13, 7. die erborn vrown sich des
urlogis schemetin und sin vor torheit genitin, Dal. 42, 35 (11, 43).
darumb irstunt (würde daraus entstehen) des urleugis tat (tschech.
stala by se proto vecsie sväda) , 98, 22 (42, 44). in dem urluge
Kochan saz, in gnad (v tu välku) , 86, 27 (35, 14). daz, urleuge ver-
giuk zumal, 51, 2 (15, 91). daz, im wart bekant urleug, 52, 35 (17, 37).
dez urleugiz gedenkin, 124, 11 (56, 8). Lubussin juncfrowen tichtin,
wi si ein urloge trichtin, 33, 2 (8, 6) ; s. auch ehaft not.
ur-leugen, -liugen, -lougen sivv. Krieg führen : Da von (von
Visehrad aus) urlugtin si fünf iar, Dal. 42, 15 (11, 22).
urloyn stn ? aus lat. horologium, Uhr, Eger. Chr. N. 1023.
790 ur-sachen — urteil-büch
ur-sachen swv. veranlassen, nötigen : wen uns di grosse not ur-
sacht (zivingt), Elbog. Chr. 110, 15.
ursier s. ussier.
ur-sprinc, -ges stmn. 1. das Hervorsprießen, 2. eine Ausschlag-
krankheit, 3. Quell, 4. bildl. Ausgangspunkt, Ursprung: 3. üz, vrischem
urspringe ein clärer lüter bach entspranc, W. v. W. 1321. der
hoechsten wisheit ist er (Got) ursprinc, Alex. 10104.
ur-stende stf. 1. das Erstehen, die Entstehung, 2. Auferstehung:
zu einer fig-uren der urstende unsers herren ihesus , W — B Vorrede
zu Ps. 138.
ur-teil, -e stnf. , PI. auch siv., Grimm 5,72, verkürzt urtel.
1. richterliche Entscheidung, Urteil, 2. jüngstes Gericht: 1. Aber di
urteil sein czweierlei: eine ist mit undersprechen ader czwischen
teidingen, di ander ist endhaftig und ausgesprochen, Const. IV 18, 4.
die mulersprechende urteil sein di, di man beredt czwischen dem an-
fange und dem ende der sachen, nicht auf di rechten sachen sunder
was do einfalles und czufalles ist, IV 18, 5. aber das endehaftige
u. ist, das do entweder mit vorpindunge oder mit erlosunge di
gancze teitiuge entscheidet, IV 18, 6. In dem gerichte nach berg-
rechte so ist das urteil der scheppen worhafftige antworte, di der
clage ein ende tut, IV 18, 3. Auch nach bergrechte so sol der richter
kein urteil sprechen, sunder er sol volfuren der scheppen urteil.
IV 20, 3. Auch sullen di scheppen alle urteil — mit wolbedachtem
mute aussprechen und sullen di wegen mit gleicher mase, das idem
manne recht geschee, IV 20, 5. Der richter sol auch di urteil, di di
scheppen gesprochen baben, volenden erberlich, das ist, ab dem clager
unvarende habe czugesprocheu wirt, so sol er in weisen in di ge-
were derselben habe und sol in darinne crefticlich behalden. — Ist
aber das ding varende habe, so sol er gepieten, das maus teticlich
antworte dem clager. Ist aber der antworter von der vorderunge
des clagers mit urteil ledig gesaget, so sol in der richter in seinen
rechten auch beschirmen und sol den clager darumb furpas heissen
ewiclich sweigen, IV 18, 11 — 12. Ein Urteil gegen einen durch ehafte
Not am Erscheinen Verhinderten hat keine Rechtskraft , IV 18, 13.
Auch sollen di scheppen, an den di warheit der urteil leit, recht
urteil sprechen — , IV 18, 1. Der Richter fragt zivischen Klage und
Antwort um ihr Urteil, Igl. Str. 285. er legt oder wirft urteil an
die scheppen , Igl. Str. 287. 288 und Igl. Bgr. ö. urteil wider urteil
geiaget, Igl. Str. 230. wer ein u. strafen wil, muß es mit eigenem
Munde und unverzüglich tun, Igl. Str. 44. der vorspreche steht hie-
bei auf der Bank mit unverrücktem fuze, 284. unbillig gestrafte
urteile, 245. 284. 285. 288. Art und Weise der Scheltung eines Ur-
teils, 286 und s. strafen und berufen. Verfahren bei der Urteils-
fällung, Igl. Str. 284.
urteil-, urtel-antwort* stf. endgültiges Urteil des Oberhofes:
über frage äne briefe und insigel sal man nicht urtelantwort geben,
Igl. Bgr. N. 34.
urteil-forief stm. schriftliches Urteil: in euerm u., Igl. Rspr. X;
Igl. Bgr. 48, 1.
urteil-büch st». Buch, das Rechtsschiede enthält: di decretales
— ez, sint die orteil bucher, Dal. 11, 10.
urteilen — usel 791
urteilen sivv. be-, verurteilen, Urteil sprechen: Beim Berg-
gerichte müssen mindestens 2 Schöffen zugegen sein: doch ist es
sicherer, da si (urborer oder richter), ie meer si gehaben mugen,
wann veste und gancz ist das gerichte, das von den meisten geurteilt
und bestetigt wirt, Const. I 4, 4 u. sonst ö. den schaden — czwischen
in erkennen und urteilen, Igl. Stb. V 163 c.
urteil er* stm. Verurteiler, Richter: dorum werdent si (eure
sune) eure urteiler (richter XI. Bibel), T — B Luk. 11, 19.
urteil-, urtel-, ortel-gelt stn. Gebühr für die Fällung des Ur-
teils, spez. hier seitens des Oberhofes: Igl. Bgr. N. 107, 1. also das
baide teil ir urtelgelt und ire sache beschriben uff den benanten tag
prachten, czum urteil willekurten und globten, gancz daran czu be-
nugen — was das recht von Breslaw (den Oberhof von Olmütz) lernen
und urteilen wurd, Olm. Stb. 132.
urteil-licli Adj. 1. zum Urteil in Beziehung stehend, entscheidend,
des Urteils, 2. der u. tac oder u. zit = jüngster Tag: 2. der boese
(Teufel) gebunben lit biz, üf die urteilliche zit, W. v. W. 5851.
wen mir die nrteiliche zit keine frist miues lebens git, man niuoz,
die mine in jämer sehen, Alex. 6483.
ürtte, irtte sivstf. 1. Wirtsrechnung, Zeche, 2. Wirtshaus,
Gesellschaft darin, 4. Zechgelage: 1. er wolt die ürtten im wein vor
sie zalen , Traut. Chr. 351. sie wolten kein weib lassen ausz der
irten hinweggehen, bisz sie im die ürtten bezalten, 351. 352.
ürten-geselle * swm. bei einigen Handiverken derjenige Geselle,
der dem zugewanderten Gesellen den Willkommentrunk reicht: wen
ein gesel gewandert komt — sal er nach den örtengeselleu schicken
— dann sollen ime die ürtengesellen umb arbeit warten, Traut. Chr.
172. 173.
ur-vehede, urphe, uhrfährte (ur-vehede) stf. Verzicht auf
Rache für erlittene Feindschaft, Urfehde: das wir vor uns und
andere unser bruder dem genanten unserm herren herczogen
Fridriche und siner gnaden erben, eine rechte orfehde gethan, ge-
redt, gelobt und — gesworin habin, Stb. Brüx N. 253. Khun hat
ein uhrfeh gethan , Eger. Chr. 216. er ist uf ein uhrphe ausgelaßen
worden, 514. 1190. er gebe dan ein brief von sich wie ein uhrfehe,
909. hat man in uf ein geschworne uhrfehe auß gelassen, 724. die-
selben gefangen (frunde, helfer und diener der Rosenberge) sullen
eine urfede und fruntschaft sweren , als in dem lande czu Beheim
gewonlich ist, Budw. Urkdb. N. 354. (a. 1382\
ur-vride = urvehede, Urfehde, Traut. Chr. 291.
usch (nuosch stm. Rinne, Röhre, Trog) Kanalöffnung, noch
egerländisch. Eger. Chr. N. 227. Anm.
usel (usel, -e, -üsel, -e) swstf. Asche, Funkenasche, Aschen-
stäubchen: mit in (den achtpern leuten) ist auch mein liep — dahin,
die usel sint uberbliben , Ack. 25, 6. Und sach ufsteigen die üseln
von der erden als einen rouch von einem oven (favillam), W — B Gen.
19, 28. sol her die lasen vorczern bis zu usiln (ad favillam) , Lev.
6, 11. Und als die useln, die das ungewiter zustrewet, Job 21, 18.
ich wil leisten pusz,e in useln und in asche = in favilla et cinere,
Job 42, 6. Und ewer sterke wirt als die usel des Werkes und ewer
wirkunge als ein funk (ut favilla stuppae), Js. 1, 31.
792 ussier — val
assiei"; nrssier, ursier (ans- alt franz. ussier; stm. Barke. Boot,
hauptsächlich zum Transportieren: gar tiure dach man üf ir ursieren
sach. Alex. 24050.
üz,- 8. aus-.
üz,er ouzer Adj. auswärtig, äußerlich, die üzern die Belagerer,
Alex. 3540 u. s
ü^ern (u. iuz,ern) sicv. refl. sich entfernen, verzichten attf: tuot
ir des nicht, so üz,ert iuch min. W. v. W. 7682.
V und Je
vacli sin. 1. Fischwehr, 2. Abteilung einer Wand. Mauer,
Rüstung, eines Schildes usw., Strecke von ungefähr 25 Fuß Länge:
die holzhriesen am Schwarzenberg seind 500 fach lang, lenger dann
15 waldlochtern. Traut. Chr. 186. si sluogen ir (der Elefanten) ab
ein michel vach, Alex. 22066.
vachung s. vähung.
vaechel* stm.? Fächer, Schwanz: ein miszgeburt hat gehabt
von fleisch ein überschreckten faechel hinter hinabhangende, Traut.
Chr. 247.
vaden-richt (fadein-rihte) stf. Richtschnur: sollich v. spinnest
auch du = redest auch so thöricht, Ack. 32, 9.
vahel s. val.
Valien, räu stv. V. Prät. vienc, vie. Fl. viengen, Pari, gevangen,
-van: tr. 1. fassen, auffangen, ergreifen, gefangennehmen, 2. fest-
halten, 3. um-, einfassen, einhüllen, 4. refl. sich fassen, halten, 5. intr.
anfangen, beginnen, 6. in der Erzählung fortfahren, 7. greifen, ge-
langen zu: sin rede der riter eben vie = fand angemessen, erkannte
für richtig: W. v. W. 6006. ob sin (Tristans; herze muot gevienc,
daz, weiz. ich sunder vräge wol, Trist. 1414. der vürste den schilt
ze absein vienc (schob ihn auf die Achseln), 12759. daz, sie nie
grünt mohten gefahen (keinen Ankergrund fanden), Ernst 1982. er
hiez, im herberge vän. Alex. 22 176. er vienc die rede so daz, er sie
meinte üf ein drö (er faßte die Bede als Drohung), Alex. 18945.
All fachent (verneinen, XI. Bibel = verstehen) si nit daz, wort,
T. Mat. 19. 11. der gefachen (verneinen. XL Bibel; muge, der fach.
19, 12.
väh-gulden stm. Fanggeld, als Belohnung für die Gefangen-
nahme eine? Feindes: II fohgulden rheinisch) von dreien gefangenen,
Eger. Chr. 1163.
vähung, vachung* stf. Fang. Fischfang: in der fachunge der
fische. T— B Luk. 5, 9. weitert eure necz in fachung, Luk. 5, 4. ir
tisch wirt in ein vachung. Rümer 11. 9.
val, -lies stm. 1. Fall (der Würfel, des Wassers, der Töne),
2. Sturz. Niederlage, 3. Verderben, Untergang, 4. Tod, 5. Abfall,
6. Straffall und Geldbuße dafür. 7. Übergang eines Lehengutes an
einen andern Besitzer, 8. iras dafür dem Herrn des Gutes entrichtet
wird, 9. Anrecht auf eine Wasserkraft: 2. vallen wert ir under den
vellen (inter rninas) ewer apgote. AV — B Lev. 26. 30. — 4. vahel,
Elbog. Chr. 11, 26. — 7. Elbog. Chr. 9, 40.
väland — väre 793
väland stm. 1. Teufel, Satan, 2. Brache, 3. Biese: des tiuvels
välant und sin gespenste, Schretel 92. — 2. do daz, volc den välant
komen sach, Alex. 21615, v. = Mann, mit Schiveinsborslen bedeckt,
Alex. 22594.
valet- predigt* stf. Abschiedspredigt eines scheidenden Geist-
lichen , Traut. Chr. 317. 355.
val-gater, -gatter* swmn. Fallgitter: gettern und falgattern
über ire thore gemacht, Elbog. Chr. 58, 21. 58, 25. 60, 16. sie haben
auch ein felgattern inwendigk über dasz inner thor gemacht, 37, 17.
valkener stm. Falkner: jager und v., Trist. 4361.
vallen stv. V. intr. I. fallen, stürzen, sinken, 2. plötzlich wohin
geraten, 3. verlustig iverden, 4. zu Fall kommen = sündigen, 5. mit
Dat. d. Fers, zukommen, tr. 6. durch Fallen, brechen, 7. venje
Valien = auf die Knie fallen zum Gebet, 8. refl. stürzen : sunder si
ist gevallen mit der sache = im Prozeß unterlegen, Igl. Str. 234 b.
welcher danne (zu einer in die morgensprache geschobenen Gerichts-
verhandlung) nicht enquimet und vorsoumet is — her vorleuset und
vellet mit der sache , her bewise denn , das in ehaft not habe
gehindert, 36. derselb vorspreche viel an der antwort = beging
einen Formfehler, 164 a. — eiu vallendes leben = hinfälliges (vita
caduca) Sol. 8, 22. sie vielen alle an den rät (stimmten dem Vor-
schlage zu), Ernst 3572.
valsch-haft Adj. treulos, unredlich, betrügerisch: durch der
valschhaften nit, Alex. 20987. 26657. der v. arge Leviathän, 26654.
dinen valschal'ten muot, werlt, 27 453. wer den valschaften man wil
als den getriuwen hän, in beiden der unrecht tuot, Ernst 1529.
valsch-heit stf. Untreue, Unredlichkeit, Betrug: nicht tu v.
(calumniam) deinem nechsten noch mit gewalt Vordrucke in, W — B
Lev. 19, 13.
val-strick stm. Fallstrick, laquea: ein leben voller v., Sol. 8, 27.
valz stm. PI. valze, velze, swm. PI. valzen und velzen : 1. Falz,
Fuge, bes. rinnenartige Vertiefung an der Fläche oder dem Bücken
des Schwertes, 2. Begatten der Vögel, namentlich des Auerhahnes und
der Auerhenne: An den Seiten der tafeln czwen velze, mit den man
ein tafel mit der andern czusamenvelcze (incastraturae) , W — B Ex.
26, 17.
van (van, -e) swstm., md. auch stf. 1. Fahne, Banner, 2. unter
einer Fahne stehende Heeresabteilung: 1. ein deiner van, Alex. 5663.
2. hauptman über dieses fan, Traut. Chr. 327. 331.
vauen-trager* stm. Fahnenträger: Alles, das unter des ewigen
fahnentragers fanen gehöret , helfe mir — sprechen Amen , Ack.
58, 18.
vanc-nüsse s. venc-nüsse.
var stf. Weg, Bahn, Zug, Fahrt; Aufzug, Art und Weise: daz,
sie den vinden bitten var, Alex. 9967. von den, die üf der gotes
var der magnet hat gezogen dar, Ernst 3331.
varch Gen. varhes stn. (auch varhe, varke siom., PI. verhen,
verken) Schwein, Ferkel: wer — ain varch — deuplich slehit — er
raak sich selbdritt entschonen, Igl. Bgr. 88.
väre stf. var stfm. 1. Nachstellung, Hinterlist, Falschheit, Be-
trug, 2. Gefährdung, Gefahr, 3. Nachteil: äne lösliche var aller sache
794 vären — varn
unverdaut. W. v. W. 6431. ,ob wir vride haben dar?', ja äne aller
hande vär, 6296. wir wesen vor iu äne vär (fürchten euch nicht),
6133. die röuber wären äne vär; alle ire siege er offen vant, 6072.
diu wise und diu cläre mangem herzen was ze väre. daz, twanc ir
liuhtic glesten, 3992. so ist unser lant der väre fri (Gefahr), 1685.
hat ein man fare, das sein gelder — des gerichtes nicht erbeiten
mag in der stat, so mag er im in der wochen, acht tag oder czehen,
wenn er wil vor dem gerichte wol lassen furgebieten, Igl. Str. I
S. 354. — 1. Nachstellung: durch gelaid (Geleite) auss fär und
sorgen gelassen werden, Eger. Chr. N. 1165. Ob im — ieman zu
väre engegen rite, Trist. 1688. sie bete ires magettuomes vär, 708.
an allen loeslichen vär truoc der herre werden lip, Alex. 12 276. mit
den wil ich — solicher väre ledic wesen, 18350. daz, stet mir niht
ze väre: ze einem mal in dem järe mit minne suoch ich min wip,
22 289. in der worheit äne vär, Dal. 76, 25 (30, 90). sie truogen ie
der heiden vär, Ernst 2107.
vären swv. feindlich nachstellen, Böses im Sinne haben, mit Gen.
der Fers, oder S., ins Auge fassen, suchen, hütend beobachten, be-
rauben, willfahren : daz, üf dem walde rouber wären die der strafe
vären wolten unde brächen abe diu liute nöten und ir habe, W. v. W.
5192 ff. irs magettuomes vären gar minnenclich er wolle, Trist.
750. er wolle der küneginne und Tristane geväret haben ir lebens,
6673. sint er mir — mines libes väret. Ernst 641. waz, da knehte
wären siner milte sach man sie vären, Alex. 16894.
vär-liche (n) (vser-liche) Adr. aus dem Hinterhalt, hinterlistig:
der seinen gnaden dermassen farlichen stet (nachstellt). Eger. Chr.
1156.
va?r-licheit stf. 1. Hinterlist, Betrug, 2. Gefahr, Bedrohung:
das Spital — ferlickeit der Stadt (bei einer Belagerung) abbrechen,
Elbog. Chr. 103, 25. da sie ire pflicht — dem hl. bebstlichen stule
auch nicht one ferlikeit der widerwertigen ketzer haben getan,
155, 35. so uns in solcher f. not tuet, die Sachen machtung zu haben,
156, 36. auch die f. der stad, so si tragen mit wachen und mit thor-
huten, 43, 41. von unsern noten, augsten, mancherlei besorgungeu
und ferlikeiten, Brüx. Stb. 379.
varin, Tara stm. Farnkraut: gras und grüenen varni — von
bluote machen rot, Alex. 11052.
vara, varen stv. IV. Perf. mit haben und sin 1. intr. fahren,
wandern, ziehen, gehen von einem Ort zum andern, kommen, 2. varn
läz,en = geschehen lassen, aufgeben, nachlassen, tilgen, ungestraft
lassen, 3. (gut, schlecht) ergehn, 4. sich befinden, leben, 5. tr. auf, durch
etwas fahren, 6. antreten, unternehmen eine Beise usw., 7. ein Graben,
Stollen ziehen: mangem armen man, der in sinem (Christi) dienste vert
sine tage eilende zeit, W. v. W. 6454. ir name vert in wirde phlicht,
der doch diz, buoch vil werdes gicht, 246. des vert sin lop in Wenden
hoch, 591. daz, wir recht faren in der weite. Ack. 8, 9. wie ungut-
lich ir mir habt gevaren = mitgespielt, 28, 12. gar übel hapt ir an
mir gefarn, 28, 5. — das si (die totbettleut) sie gemonet betten uf
ire letzte vart, die ir sele varn sohle. Igl. Kspr. 1Y. — 7* do mau
gevarn het den graben, Alex. 5805, einen Schacht oder Stollen vor-
wärts oder abicärts treiben: den selben Stollen ist er gevarn dem
varnde — vast-nacht 795
perkwerk czu nucze, Igl. Bg-r. N. 76, 1. leut vor inanigen jaren
her habent gevaren einen Stollen in eine alte czeche, N. 75, 1. ein
man hat einen Stollen czu uns gevaren in einen perk, N. 71, 1. das
ein man einen erbstollen gevaren hat in ein vorhawenes gepirge
under das tiefiste, N. 72, 1. — alle die mit vornunft varen = ver-
nünftig sind, Const. I 2, 2. in einen orden varen = eintreten, Igl.
B. G3. als sein bruder Johannes in ainen gaistlichen orden
gefaren ist, Igl. Stb. V 204 d. veintlichen mite varen, W — B Vor-
rede zu Ps. 68.
varude, vareut, varund part. Adj. fahrend, wandernd, timher-
ziehend, die varnden, fahrende Sänger und Spielleute, Bußgeld für
sie: Pfaffen kind dem gibt man zu puz,e eiu fuders kew als zwen
ieriche ochsen gezihen mugen. Missetut ein varunde man odir sin
kint, der gut umb ere nimpt; rauft man odir schlicht in an wunden,
do nicht beweisung an ist umb unczucht, dem gibt man zu pu^e
den schaten von dem mannen, Prag. Rb. 173. v. guot, habe = be-
wegliches Gut: dem clager sol man helfen ze seinem gut. farent
oder unfarent, Prag. Str. 68. v. hab, Const. IV 18, 11. mit alle
seinem gut, varent und unvarent, Igl. Bgr. N. 90, 1. das haus und
die varunde habe dorinne betten die schuldiger (Gläubiger) genomen,
N.85, 2. gut, v. und uuvarund, Igl. Stb. II 129a; 11168b; V 85 d.
farnd und unfarend habe, Stb. Brüx N. 126. farunde hab, N. 293.
al ir gut, es sei varund ader unvarund, beweglich ader unbeweglich,
Olm. Stb. 147; Stb. Böhm.-Kamnitz N. 189; Linke S. 307.
vart stf. Gen. vart, verte, PI. verte 1. Fahrt, Zug, Heise,
Kriegszug, Wallfahrt', 2. Gang, Lauf, Umlauf, 3. Weg, Fährte,
4. auf der v. = bei der Gelegenheit, 5. mit der v. = sogleich, 6. in
dehein v. = auf keine Weise: ich froge dich auf dein treu und auf
dein worheit unf auf die fart, die deine arme sei schol faren an
deinen letzten czeiten — , Igl. Bgr. N. 39, 7. — 3. die hunde ver-
misten ouch der vart (verloren die Fährte des Hirsches), Trist. 2414.
richeit man an ir verte (Ausrüstung zur Heerfahrt) sach, Alex. 4394.
sie richten (er warf sich) üf der vlühte vart = ivandte(n) sich zur
Flucht, Alex. 16580. 14146. der heiig herczog nara da da^ swert,
er wart reden mit der vert, Dal. 75, 37 (30, 64).
varung (bei L. nur = Fahrt, Schiffahrt, DFG 376b) stf.
fahrende Habe, die jemand bei sich trägt: das man all, di in (dem
belagerten) slos wer, zihen liß mit irer farung ungehindert — so sie
sich mit irer farung, di si bei im hatten, wollten — gefangen geben,
(wenn nicht f arund habe zu lesen) Eger. Chr. N. 1185 S. 355 f.
vasant (auch fasän) stm. Fasan: mangen vasant, Trist. 1142.
vasande, Trist. 3395.
vaset* (von vase sivmf. Faser) subst. Adj. Faserwolle: nymancz
sal auch einsiahen oder einarbeiten staubwolle noch faseth bey dem
prant, Igl. Stb. III 186 a.
vast-nacht (vast-, vas-naht) stf. Vorabend vor der Fastenzeit,
Tag vor Aschermitüuoch : an der v. = 17. Febr. 1412, Stb. Böhm.-
Kamnitz I N. 88; Linke S. 301. an aller man fastnackt, Igl. Mut.
K 14. uncz auf die vasnacht, Igl. Stb. III 220 b. fassnacht, Eger.
Chr. 38 S. 31; Traut, Chr. S. 29 u. 38.
796 vasnacht-tanz — vecht-eisen
vasnacht-tanz* stm. Fastnachttanz: den jungen bürgern 2 gulcl.
an dem faßnachttancz zu stewr am suntag reminiscere, Eger. Chr.
1027 S. 214.
vatz-haube* swf. ein faczhauben, Igl. Stb. V 281 d.
vaul (vül, voul) Adj. 1. morsch, faul, durch Fäidnis verdorben,
stinkend, 2. gebrechlich, schwach, 3. trüge: 2. also das ir frischer
czechenwint vaul worden wer, Igl. Bgr. N. 64, 1. wir tailen die wint-
feng, die man dernach geseczt hat von den querczin (Name eines
Bergwerks), das die faul bleiben schullen, Nr. 64, 5. sin (des Darius)
fülez, herz was nach verzagt, Alex. 5416.
vaulen (vülen) sivv. faulen, verfaulen: voulende mache her deine
brüste, W— B Num. 5, 21.
vaul-lieit (vül-heit) stf. Fäidnis, putredo, Sol. 26, 28. 27, 9.
faus-gros Name eines Teiches, Igl. Stb. III 199 a. 203 c.
vaust-schuld s. vüst-schuld.
vaz, (vaz,, -z,z,es) sin. Faß, Gefäß, Schrein, auch Bienenkorb, aus
lat. vas : nam herfür silbereine vas und guideine, W — B Gen. 24, 53.
ein stinkendes vas = vas foetidum, Sol. 7, 36.
iaz.-gelt* stn. Abgabe von einem Faß? hat er auf dem schlösse
das fasgelt eingenomen, von stetten, so im Gretzischen kreisz gehörig
sein, Traut. Chr. 273.
va^en sivv. 1. fassen, ergreifen, 2. zusammenfassen, -packen,
aufladen. 3. rüsten, kleiden, schmücken, refl.: sich anhäufen, fahren,
ziehen : daz, sie wellen — manheit an sich vaz,z,en, Alex. 7501.
Herodes wart gevasset (bekleydet, XI. Bibel) mit kunigleiner gewand,
T — B Btb. 12, 21. werfen wir von uns di werk der vinster und
werden gevasset (angelegt mit XL Bibel) mit dem gewefen dez, lichtz,
Böm. 13, 12. er wart gevaz,z,t mit purpur, Luk. 16. 19. Herodes
vaz,z,t in mit weissem gewand, Luk. 23, 11. vasset euch mit dem
gewefen Götz, Eph. 6, 11. gevasset mit langem gewant, Offenb.
1,13. einen man g. mit lindem gewande? Matth. 11,8. Job. was
g. mit den baren des kemlelnz,. Mark. 1, 6. er sach einen man nit
g. mit hochzeitleren gewand; Matth. 22, 11. womit ir in (den
leib) faz,z,t, Matth. 6, 25. Salonion — nie war gefaxt als eine von
disen (lilien) 6. 29. ein menschen g. mit linden gewand? Luk. 7, 25.
bringt her schier daz, erst gewant und vaz,z,t in (leget in an,
XL Bibel), 15, 22. unez daz, ir wert gevaz,z,t (bekleidet, XL Bibel)
mit kraft von der hoch, Luk. 24, 49.
vech (Gen. vehes) mehrfarbig, gefleckt, bunt: der ungefüege
vech gevar, Alex. 13269. als ein rech in der grcez,e ez, (daz, ors)
was unde vech, 18974.
vech-gemäl Adj. buntfarbig: dem v. Feirafiz,, Alex. 9895.
veclite (vehte) stf. Streit, Kampf: an der freisamen vechte (im
Kampf mit dem Drachen), Alex. 21632.
vechten (vehten) stv. 12 intr. 1. fechten, streiten, ringen, 2. die
Arme hin und her werfen, 3. sich abarbeiten, tr. 4. aus-, erfechten,
5. bekämpfen, besiegen : Wenne der herre ewer got wirt vechten vor
euch, W — B Deut. 3, 22. Domit (mit hawen oder der schaufei)
vacht er (eine Figur des Todes) auf dem ochsen, Ack. 23, 9. un-
gehorte taiding vechten uns an, 2, 15.
vecht-eisen, -isen stn. verächtlich für Sclnvert, Trist. 2199.
vecht-meister — veier-tag 797
vecht-meister* stm.: in Smids, fechtuieisters behausung, Eger.
Achtb. II 157.
veder-spil stn. zur Vogelbeize abgerichteter Vogel (Sperber,
Falke, Habicht) eigentl. und bildl. auch kollektiv: Grüne vederspil
ist nicht gemain; wer is vecht, der schol is antwurten mit recht,
Prag. Rb.135; Alex. 1231; Trist, UM.
vegen sicv. 1. fegen, reinigen putzen, scheuern, 2. verbessern,
3. intr. fortwischen, stürmen : der mensch musz in unserm (des Todes)
walktrok ge walken und in unserm rollfasz gefeget werden, Ack.
42, 5. die pförtuerinne , weicz vegende, vorslief das = purgans
triticum obdormivit, W — B Könige II 4, 5. wäpenkleit baz, geveit,
W. v. W. 7264.
vegetieren, feitieren, feiten stvv. zurechtmachen, ausrüsten:
sie begonden schone fegetieren, Trist. 922. widerstratz des meieu
— der da gefegetieret reit, 1929. wie schöne sie het sich üz, gefege-
tieret, 4477. ir (Isöt) sult iuch fegetieren wol in iuwer allerbesten
wät, 4224. die da gefeigetieret brächten engelischen schin aldä zu
Karke mit in in, 569. er wol gefeitieret reit, Alex. 14500.
vehede, vede = veke stf. Feindschaft, Streit, Fehde : ab ir
burggraf — mit uns zu vehden kome, Eger. Chr. 1072, S. 262. si
haben mich in vehd gedrungen, Elbog. Chr. 79, 3. 84, 4. dieweil und
er — fehed und vientschaft gein den vam Elbogen wider recht fur-
gefaßt, 84, 9.
vend-lich (vehede-lich) Adj. feindlich: dogegen mir v. zu ge-
baren wol gezimbt — musst ich dein Verhandlung mit vehdliche
erczaigung zu widerstatung bringen, Eger. Chr. 1188. wo er in
mitler zeit wes fehdlich anheben wurde, 1182.
feliel (vael, -e) stf. das Verfehlen, der Fehler, Elbog. Chr. 41, 26.
vehen sivv. hassen, feindlich behandeln, befehden: die mich
solden vlehen, die wellen mich nu vehen, Alex. 2488.
vehen stn. Haß, Feindschaft: verkiesent üf mich iuwer vehen,
Alex. 3861.
fei, -e, feine sivstf. Fee, Trist. 3974.
fehr*? s. verre.
veiel (viol stm. viole swf, viol, -e, veiel, aus lat. viola) stm.
Veilchen: Do geneust der veiel nicht seiner schonen varbe, Ack.
22,9.
veier-licli (vire-, vier-lich) Adj. feierlich, festlich: seine veier-
liche czeit = ceremonias , W — B Könige I 23, 3. Und also Hessen
sie die veierlichen recht irr veter = ceremonias patrum, Judith 5, 8.
veiern, veihern (viren) swv. 1. als Feiertag begehen, 2. intr.
in Ruhe, müßig sein: in der weile wir also durch gepotes willen
veiherten (nicht arbeiteten), Igl. Bgr. N. 49, 10.
veier-rastnnge * stf. Sabbat: des sibenden jares wirt der erden
veierrastunge = sabbatum terrae, W — B Lev. 25, 4.
veier-tag (vir-, vier-tac) stm. Feiertag, Festtag: wirt v. das
ist rue = sabbatum id est requies, W — B Lev. 23, 39. velschet und
krenket den v. = profanatis diem Sabbati, Esdr. II 13, 17. aber die
czwei teil sullen ousgeen an dem veiertage (sabbato), Könige IV
11,7.
798 veierunge — veil-turn
veierunge* stf. das Feiern, Einhaltung eines Festtages: die
veierunge des newen inanden und den sunabent und ander hoch-
czeitliche tage wil ich nicht tragen = neomeniam et sabbatum et
festivitates alias non feram, W — B Is. 1, 13.
veier-zal* stf. Festtag: so sult ir veiern die veierczal unserm
herren siben tage = celebratis ferias Doniini septeni diebus, W— B
Lev. 23, 39.
yeig-baum (vic-, vigen-boum) stm. Feigenbaum, T — B Job.
1, 48. 1, 50.
reise (vige swf.) Feige: sie (die Behem) beeundin vaig uz. den
viugern machin, Dal. 108, 30 (47, 60).
Teige Adj. vom Schicksal zum Tod (1.) oder Unglück (2.) be-
stimmt, 3. unselig, verdammt ; 4. furchtsam, feige, 5. biegsam, schlank:
1. die veigen Isöten, Trist. 6543. Alexander — wäget uns (setzt
unser Leben aufs Sjnel) sain die veigen, Alex. 10076. ez, geligen doch
nur die veigen. 23842. Darios, der auf Besserung seiner Lage
hofft, sagt: daz, erste was ein veigez. guot, 11963.
veigen &wv. 1. tüten, vernichten, 2. verwünschen; 3. intr. veige
werden, sterben, verderben: 1. sin kraft sol mir der (der eine Gott)
erzeigen und mich an libe veigen. Alex. 3120. ir leben sin haut dö
veigte, 8082. daz, ir sin volc mit töde veiget, 8950. die sie dö
veigten (erschlugen), 14086. vil sie ir da veigten, 22868. dö die
— leien einander haz. erzeigten und ir werdez. leben veigten, 13060.
wer rset iu (Alexander) daz, daz, ir aller werkle haz, tragt und weit
die veigen und haben sie vür eigen, 18 655 ff. e unser tat sich veige,
14388.
veig-maul,* -moul* ein Baum, Sykomore, sycomorus: als die
poume der veigmoule. die do wachsen in der wiltnusse = quasi
sycomoros, W-B Könige in 10, 27; Far. II 1, 15; Par. II 9, 27.
Teig-niaul-paum* stm. Sykomore, W — B Is. 9, 10.
veil (vsel, -e) stf. das Fehlen, Verfehlen: sunder feil (fehlerlos)
die tjost geschach. Alex. 13649.
veil Adj. Adv. käuflich, wohlfeil, billig: failer arbeiten wauu
ein ander, Igl. Stb. V 28 c.
veile (vile) stf. swf.* Feile: der evsensmit mit der veilen hat
geworcht, W— B Is. 44, 12.
veil-haben* (vom Adj. veil, -e, käuflich, feil) subst. Inf. stn.:
die leden offen failbabens willen. Eger. Str. C 55.
veil-kauf* stm.: so muss der Genge seinen feilkauf der cramerei
abetun. Olm. Stb. 132 S. 106. das er sein feilkawff der cramerei ab-
tun sol, S. 107.
feineren (failieren, aus franz. failir) stn. Fehlen, Fehler: sunder
f. vertuon die sper, Alex. 11854.
Teilt, Teild (velt, -des, md. auch veilt) stn. 1. Feld, Boden,
2. Fläche, Ebene, 3. das vom Bergmann gebaute Feld, 4. Feld im
Wappen, Schild, Fahne, 5. auf dem Schachbrett: das stollenhaupt
varen durch die leben in ein ganczes veilt, Igl. Bgr. X. 76, 3.
veil-turn* stm. ein als Gefängnis dienender Turm in Eger: in
feilthurn legen, Eger. Chr. 873. 917. do hat man im zu einer straf
zwei geteilte (die Wahl) gegeben, er solle 4 wochen in f., aber er
veilzer — veld-pfert 799
solle 200 thaler aispalten strafgelt auflegen, 909. ufm feilthurn die
schlagenden glocken gehengt, 132.
veilzer* stm. : daz, die feylczer czu Hohenherg czu uns gesandt
und uns verpotschafft haben, wi das der prantner ir man sei worden,
Mind. des Egerl. S. 45.
veind-brief* stn. Fehdebrief: er hat in ein klupfen in eim zäun
gesteckt zwene v., dorinnen dem confendt abgesaget, Eger. Chr. 330.
feyndtsbrief, feundtsbrief, 1122.
vemig* (== vin) Adj. fein, schön: schar feiniger, uberschoner
leute, Hier. 222, 20.
veiol-var (viol-var) Adj. veilchenfarbig, blau: veiolvar seidein,
das do heisset iacinclen — und iacinclein das ist veiolvar geverbte
heute, W— B Ex. 25, 3—7.
veiste (veiz,ete, veiz,te) stsicf. 1. Feistheit, Fülle, 2. Zeit für
die Hirschjagd: 1. du bist gemacht ain geselle der wurczel und der
veist des olpaumes, T — B Römer 11, 17.
veisticheit stf. crassitudo, pinguedo, Schmer: die veisticheit,
den czagil als ganczen mit den nirleinen und mit der v., die do be-
decken den bouch und alle innerkeit und beide nirl, W — B Lev.
3, 9 u. 10. die v. des opfers meiner hochczeit = adeps solemnitatis
meae, Ex. 23, 18; Is. 55, 2.
{'eitleren s. fegetieren.
veits-, feix-tanz* stm. Veitstanz, Traut. Chr. 42.
Tel, Gen. velles PI. vel, veller, stn. Haut, Fell, Balg der Tiere,
dünne Eisdecke: sie (Bene) reiz, vel unde här, W. v. W. 2530. so
wirt ein erclengen und nicht underscheiden mit vellen werden sie
lauten (non concise ululabunt), W — B Num. 10, 7.
velbe (velwe) stf. fahle Farbe: die velbe, die dein antlicz hat
besessen, die czihe von = pallor — abscedat a te, W — B Judith 5, 5.
in ein velbe vorwandelte sie ire varbe = in palorem colore mutato,
Esther 15, 10.
fel-berg s. vel-werk.
veld (velt, veilt s. veilt) stn. Feld, Fläche, bergm. = freies veld
= wo noch kein Berg oder Stollen gemessen ist und kein Frei-
schürfer ansitzt, also für den Bergbau noch freies Arbeitsgebiet: ein
gank — auswendig der messunge desselben pergis in freiem velde
ader inwendig der messunge desselben pergis, Const. 1 10, 1. in freiem
velde = in campo libero, II 1, 3 u. 4.
veld-hauer (velt-buwsere) stm. Bergmann : pauleuten des feldes,
dafür in E. feldbawern, Const. I 15, 10.
veldecht {wie mhd. veldic, Thür, rd. 333) Adj. campester, eben :
pergecht und v., W— B Deut. 11, 11.
feld-halder* stm. den eldisten beider here felthaldere Therborn
und Weisen, Stb. Brüx N. 223.
veldnns* stn. Ebene, ebenes Tal: czu dir, du wonerinne des
ganczen tales und des veldnusses, spricht der herre (vallis solidae
atque campestris) , W — B Jer. 21, 13.
veld-pfert stn. Stute, equa: czu veldpferden sint sie liephaber
worden in die vrowen. Ein iclicher zu seines nehsten weip hat ge-
wihert = Equi amatores et emissarii facti sunt, unusquisque ad
uxorem proximi hinniebat, W— B Jer. 5, 8.
800 veld-steiger — vellig
veld-steiger* stm. Steige)- im Gegensatz zum regalherrlichen
Obersteiger, oberisten Steiger: der czu derselben czeit ein scheppe
was und oucb ein feltsteiger, Igl. Bgr. N. 65. 1, 4, 5. si czogen sich
des (beriefen sich diesbezüglich) an einen veltsteiger, der ein gesworn
stiger ist, N. 177, 2 u. 3.
veldunge stf. 1. Feldbezirk, 2. abgeteilte Flächen an Wänden,
Saiden, Wajjpen: 2. Und das werk der grüude was mit geteilten
siechten veldnngen durchgraben (interrasile), W — B Kön. III 7. 28. —
1. Und es werden die veldungen in schafstelle der hert = et erunt
campestria in caulas gregum, Is. 65, 10. pesser ist, das wir streiten
wider si iu den veldungen = in campestribus , Kön. III 20, 23. in
den veldungen und in den reichen Dor bei dem chananeischen
mer (in campestribus quoque et in regiouibus Dor), Jos. 11, 2. steig
ouf von den veldungen Moabs, Deut. 34, 1 u. 8.
velen (vaelen, velen, välen) aus franz. faillier, lat. f allere) sicv.
1. sich irren, fehlen, 2. ein Becht durch Versehen der Eidesförmlich-
keit verlieren, 3. verfehlen, nicht treffen. Vielfach mit dem stv. vallen
vermischt: Wie man velt an dem eide: Wer ainen aid schol sweren
und nent einen „Chuntzlein", wan sich ener selber also hat genant,
der swer wol, und nent er halt einen ,.Chunraten", wie wol sich ener
„Chuntzel hat genant, er swer dennoch wol. Und das chumt davon,
daz, man taufet einen „Chunraten" und nicht einen „Chuentzlein",
Brunn. Str. II 211. II 52. Item wiwol ein weip nicht velt an dem
aide, doch schol si geczeugen haben, di vallent (hier icohl das stv.
vallen), II 186.
vel-gatter s. val-gatter.
velge stsicf. Radfelge: von feigen, 1 feig, Budw. Urkdb. N. 177,
s. auch Speiche.
vellein* Adj. atis Fell: ein vellein gurtel. T — B Mark. 1,6.
ein feliin gurtel, Matth. 3, 4.
vellen (vellen) sicv. Prät. vellete, velte, valde, valte, Part, ge-
vellet, -velt, -valt, tr. 1. fallen lassen, 2. zu Fall bringen, stürzen,
3. verderben, töten. 4* eine clage v. = ein-, vorbringen : ir fursprech
wolde ain clage gefeilet haben czum Sigmund Kauffmann und sein
gewerken — von wassers wegen, Igl. Bgr. N. 67, 1.
vellen svw. (Prät. vellete, velte, valte, valde, Part, ge-vellet,
-velt, -valt) 1. fallen lassen, 2. vergießen, 3. niederwerfen, stürzen,
4. töten: der in dö bete gevalt (aus dem Sattel geworfen), Trist.
2235. der mich da vellete üf den sant, 2270. refl. vil goldes und
edler steine über al die lant da tragen, daz, sie den Juden niht ver-
sagen, so sie sich reinen wellent und an daz, lant sich vellent, Alex.
19 330.
vellen stn. das Niederwerfen : er het im na vergolten, sin vellen
uf die molten, Alex. 3602.
vellig Adj. zu Falle kommend, im Kampfe, vor Gericht über-
wwnden, verurteilt, baufällig, treu-, wortbrüchig: wer aber sach, das
der Hansl an seiner tochter in der ee fellig würd — do got vor
sei — so solt er verfallen sein dem Dobroner oder seiner freunt-
schaft 40 seh.. Igl. Stb. V 157 c.
vels — ver-anderung 801
reis, -e stsivm. Fels: ein lüter wa^er vlÖ7, — üz, eines velses
want, Alex. 16715.
velsck-lich Adj. treulos, betrügerisch: so daz, din velschlichez,
leben dem bittern töde si gegeben, Alex. 13553.
Tel- werk stn. Felle, Fellwaren: die kürsner sollen — den ledrarn
— die heyrling und allez felberg lassen ligen in den penken, Igl.
Stb. V 221b.
femol* m. eine Meine Eidechsenart, Sterneidechse: stellio, W — B
Spr. 30, 28.
renc-nüsse (vanc-, venc-nisse, -nüsse, -nus) stf. 1. Gefängnis,
2. Gefangenschaft, 3. Gefangennehmung: 2. entrinnet er aber ous
der fenknus, so sol man in echten auf das kost reckt, Prag. Str. 78.
das sie sin in der vengnisz lacktin, Dal. 136, 22 (61, 36) sent
Apolinaris — ■ in hatte vil suz^e irlost 113 dem venknisse, 141, 12
(63, 78). di ungutige (unbarmherzige) vanchnusz., 136, 3 (61, 17).
doch litiu si kein vanknissc, 144, 1 (64). di noch in ewer fancknüss
ligen sollen, Eger. Chr. 1150.
vend-lein s. venlein.
venje, Yenige stswf. Knie fall zum Gebet, kniefälliges Gebet,
Kniefall: der den anger maz, mit der langen veujen dort, Trist.
2095. mit siner venje und mit gehet Alexander got die ere tet,
Alex. 5349.
ven-lein stn. Fähnlein: ein fendlein landsknecht, Eger. Chr. 91.
ven-recht* stn. sie — wölden die venrechte haben, als die ge-
habt hatte die furstinne Libussie, Böhm. Chr. 8.
Ter, -e s. verge.
ver- nach md. Weise auch vielfach vor- suche man unter ver-.
ver-achten swv. geringschätzen, nicht beachten: das er den-
selbigeu tag der schaczung veracht hat = zu ihm nicht erschienen
ist, Igl. Bgr. N. 92, 2.
ver-äckten, -seckten sivv. in die Acht erklären, ächten: wer in
einer (der verbündeten Städte) verboset oder verecht wirdet , das er in
andern steten und merkten und sust überal verecht — sein solle,
Stb. Brüx N. 139.
ver-alden (-alten) swv. 1. intr. alt werden, 2. t/r. alt machen,
3. veraltet werden = in Vergessenheit geraten, verjähren : David was
nu voraldent = senuerat, W— B Kön. III 1, 15.
ver-aldunge* stf. hohes Alter, vetustas: gar aide schue, die
czu einem scheine der veraldunge waren gevlickit = ad indicium
vetustatis pitaciis consuta, W— B Jos. 9, 5. uncz bis in die v. und
in das alder (in senectam et seninm), Ps. 70, 18.
ver -andern (u. ver- endern) swv. tr. 1. verändern, wechseln,
2. versetzen oder absetzen, besonders an einen andern Ort, in andern
Besitz bringen, 3. verheiraten, auch refl — , refl, 4. sich ändern,
5. eine Teilung treffen, 6. sich verkleiden, maskieren, 7. einen andern
Wohnsitz nehmen, reisen, ivandem, 8. in einen andern Stand treten,
9. sterben: 3. es quam — das einer unsers mitpurgers sun sich ver-
änderte und nam eines pidermannes tochter, Igl. Str. 269. ob berurten
kauff czu widersprechen und czu verandern, Igl. Stb. V260d.
ver-anderung, -enderung stf. Veränderung, Wechsel: die Ver-
änderung seines Stands, Igl. Stb. V 245 a.
Jelinek, Wörterbuch. 51
802 ver-anderweiten — ver-bem
ver-anderweiden swv. wiederholen: Da voranderweit er die
clag und sprach , Igl. Str. 292. veranderweitten in klag und ant-
wort von wort zu wort, als oben geschriben stet, Igl. Rspr. VII.
ver-ant-worten, -wurten swv. 1. antworten, 2. mit Gen., beant-
worten, 3. schweigend zustimmen, 4. rechtfertigen , verteidigen, ver-
treten mit Akk. d. P. : 4. Brunn. Str. II 234. her wold das erb ver-
antwurten, Igl. Str. 227.
ver-antworterin* stf. Beantworter in : Geoniancia mit der saczung
der planeten und des himelsreifes zeichen auf erden allerlei frag be-
hende v., Ack. 41, 6.
ver-argen swv. 1. intr. arg werden, tr. 2. verderben (mir
Ath. F6): do wart verarget sein (Salomos) hercze von den weiben,
so das er nochvolgte fremden goten, W — B Könige III 11, 4.
ver-baden sicv. tr. einem ein Bad geben oder bezahlen für ihn:
die praut mag 6 personen verpaden, Eger. Str. C 6. vrauwen v., C 32.
mannespersonen v., C 6.
ver-baimen stv. V unter Strafandrohung gebieten die Benutzung
einer Sache verbieten, versagen; bannen, verfluchen, verbannen; durch
Bann zueignen : es ist verpaunen {verboten) aim Juden, T— B Btb. 10, 28.
den ungeleubigen u. den verpaunen u. den manslecken, Offenb. 21, 8.
v. und ungeleubig . Tit. 1. 16. den v. (vermeiligten XL Bibel),
I. Timoth. 1, 9- Lot, bedruckent (der do gedrückt wurde XL Bibel),
von der vorpannen unrechten u unkeuschen Wandlung, IL Peter 2, 7.
scheuch die verpammenen (unheililgen XL Bibel) neurung der stumme
u. der widerseczung , I. Timoth. 6, 20. gleich ab es (als ob das
Land) von Got vorbannen und vorflucht were, Böhm. Chr. 94.
ver-baiineiischaft* stf. etwas Verdammenswertes, Verfluchtes:
di verpaunenschaft der Verwüstung (di unmenschliche verwüstunge
XL Bibel), T— B Matth. 24, 15. daz, da tut di v. (ein verflucht ding
XL Bibel) und di luge , Offenb. 21, 27. ein muter der v. der erd
(uumenscblichen Sünden), Offenb. 17, 5.
ver-behren* siov. mit einer bern, Abgabe, Steuer belegen. Traut.
Chr. 193.
verben s. verweil.
ver-bergen stv. 1.3 beiseite schaffen, aufheben, verbergen, ver-
heimlichen : er vorbarg in in dem sande (in sabulo) , W — B Ex. 2, 12.
ver-bern stv. 1. nicht haben, 2. sich enthalten, ablassen von,
loderlassen, aufgeben, meiden, 3. unberücksichtigt oder iniangefochten
lassen, 4. verschonen, 5. auf sich beruhen lassen, 6. refl. nicht vor-
handen sein, unterbleiben: 2. ir meisterinne bat sie, daz, ir weinen
sie verbfere, W. v. W. 619. daz, sie verbsere truren und frö wsere,
808 f. er gedächte erwerben noch an ir, daz, sie des ungelouben gir
durch sin liebe verbsere und kristin mit im wsere, 5700. hüebe sich
ein tiurer zorn, so wserez, verborn (unterblieben), 3960. ob sie uns
so entfremdet wseren, daz. sie iemer uns verheeren und ksemen wider
niemer, 1814 ff. da^ er daz, nicht verheere, er wolte im sagen rehte
sinen art und sin gesiebte, 6212. ich wolde daz, ez, wsere verborn,
daz, er den zins (die Tributforderung) hsete verkorn, Alex. 4077.
Mit im da beiden wären, die zuht ouch niht verbären, 4064. ich
wolde daz. ir betet verborn ere, die ir mir haut getan, 4244. die
clage ist also guot verborn, wir haben doch den künec verlorn, 2137.
ver-bieten 803
wann ez, mir an daz, ende ge, daz, mich verber daz, laue owe, 14798.
der ist da zer helle wirt, den alle güete gar verbirt, 24862.
welcher also alt wirt, daz, in alle kraft verbirt, 25194. ein un-
gemäch uns niht verbirt — diz. lant ist arger nätern vol, 21232.
sit sie — vintschaft verbären, 20544. der Endecrist — von einem
wibe wirt, die alle reinikeit verbirt, 21088. von dem wart jämer
niht verborn, sie wänden den herren haben verlorn, 20741: dar
umbe sie daz. — waz,z,er verbären und kämen üf daz, waz.z,er niht,
22014. zwene gesellen, die nie verbären sie waeren ie triwen und
stsetik einander ze aller zit bereit, 19472. ein site die lant ouch
niht verbirt, 17441. vil fürsten dannoch wären, die den hof ver-
bären (nicht zum Hoftag kamen), 17350. ob in der tou verbirt
(meidet) und die erde begoßen wirt, 7207. da von er (der Mond)
schines krai't verbirt, 10 155. da von sie stürmen niht verburn, 15 024.
daz. enwurde niht verborn , gerne es in wolde Ionen als er solde,
16904. liute belehent er dar zuo — die nimmer daz, verbseren, sie
brauten da licht alle wege, mirre und wirouch ze phlege, 17064.
Christ — uns verber daz, wernde we! Ernst 3276. die den hof ver-
bseren (am Hof nicht erschienen) , Ernst 3718. ob der tiuvel — und
sin truenüsse mich verbirt? Schretel 139.
ver-bieten stv. Illb. tr. 1. vor Gericht laden, 2. ein höheres
Gebot als der Gegner tun, 3. verhindern, verhüten, 4. verbieten,
5. den Gebrauch, den Besitz von etwas untersagen , ein guot v. mit
Beschlag belegen, 6. den Aufenthalt an einem Ort verbieten, verbannen:
1. ver-, vur-biten durch den butel kostet 2 heller, Eger. Str. A. XVII
2 u. 3. ob sein vorpieten hern Petirs keine kraft gehaben muge,
Igl. Str. 263. er scholt im vorpiten , als ein recht ist, 245. die wir
desselben tages auch zu komen verbot haben , Elbog. Ohr. 129, 32.
er — hat rath und ganeze gemein aufs rathaus verpot (geladen), 15, 34.
5. er hat auff demselben wein sein furlon mit dem rechten vorpoten,
Igl. Str. (59) S. 326. das; die wein nimant mag vorpiten umb geld-
schuld, Chlum. VIII 31. eines gastes gut verpieten, darüber handelt:
Igl. Str. 194. ausstehendes gelt — wol 800 mark — di vorpitet uns auff
ein recht , Igl. Bgr. N. 40, 1 , (sicher stellen). Is enmag auch kein
man des andern erez uff dem berge vorbiten adir vorsprechen um
keine schulde wenne alleine umme die samekoste der gewerken,
D I R I 21. Es ist auch furezsehen, das nicht di unschuldigen leute,
als ettwen gewonlich ist gewest, mit versprechen und vorpieten ires
erezes von etlichen potwareieren (Verleumdern) unpillich betrübt
werden. Und dovon so seezen wir, das welcher dem andern sein
erez vorpiten und hindern wil, ee er vor dem richter ader perg-
meister sein sache und clage furlege, so sol er sweren doselbist czu
den heiligen, das er das erez nicht vorpite argelisticlich ader in dem
sinne, in umsunst zu müwen. Und wer sich des eides widert, dem
sol man seiner rede nicht hören. — Der eit sol auch die clausein
mit rede behalden, das der, der das erez vorpeutet, seine sache für
dem pergmeister ader vor dem richter in dem nehesten gerichte vol-
fure , ader das vorpoten erez sol ledig und los sein , Const. III 5, 6.
Idoch umb gemeine pergkoste ist ozimlich idem arbeiter, erez vor-
pieten und hindern an allen eit, Const. III 5, 7. das er czolle und
walttzinsgelt verboten hat, Stb. Brüx. N. 323; s. auch verkümmern.
51*
804 ver-bietunge — ver-braien
4. die gewerken vorputen die mass, Igl. Bgr. N. 69. wir wollen nicht
leiden, das imand vorpite die arbeit nnd gepeude des gepirges, es
were denn, das die egenante vorpitunge geschee durch den genieinen
nucz . sunder man sol niemand vorpieten czu arbeiten durch be-
schirmunge willen seines rechten, pis also lange, ab imand recht
habe, mit gerichte geleutert und geurteilt werde, Chr. III 5, 7.
ver-bietunge stf. 1. Verbot, 2. Arrestation, 3. Interdikt: 1. Const.
III 5, 8 ; s. verbieten. 3. die kirchliche verpitung unvermailigt be-
halden, Eger. Chr. 1125 S. 303.
ver-binden stv. I 3., 1. mit Mörtel verbinden, ausfüllen, 2. im
Brettspiel „bünde" gewinnen oder solche Würfe mit den Würfeln tun,
daß die Steine zu „büuden" gestellt werden, 3. weidmännisch: eine
bestimmte Richtung verfolgen, 4. fr. festbinden, 5. zusammenbinden,
-fügen, 6. zubindend verhüllen, 7. ellipt.: einem v. = ihm vorspiegeln,
8. die verpunten zeit = Fastenzeit , weil die Altäre verhüllt sind,
9. rechtlich verpflichten, 10. verpfänden, 11. refl. sich verhüllen,
maskieren, 11. sich mit einem v., ein Bündnis schließen, 13. sich ver-
pflichten: 9. der ist got grosser rechnung schuldig und verbunden,
Hier. 26, 22. diser rat und dicz gemecht ist von den obgenanten
ratleuten vorpunden pei trawen und pei eren kegen paiden tailen,
Igl. Bgr. !S\ 53, 13. — 13. auch becheun ich und verpind mich und
alle meine erben, das wir alles, das vor geschriben ist, gancz und
stete wellen und schollen haben, Budw. ürkdb. N. 476 als wir uns
mit nimand nicht verwilkurt, vorpunden noch vorschriben haben, Igl.
Rspr. I. dö wart verbunden alczehaut (zum Kampfe gerüstet), Alex.
5699; s. auch ver-bunden.
ver-bindunge stf. Verpflichtung, Verurteilung zu etivas: mit
vorpiudunge (condemnatione) ader mit erlosunge die gancze teidinge
entscheiden, Const. IV 18, 6. das si si (die Stadt) in sulche ding
wider recht Ordnung und vorpindung sulten geben, Elbog. Chr.
126, 21.
ver-blanken* swv. mit Planken einschließen: si unterfingen
sich auch, das slos unter dem perg zu v., Elbog. Chr. 88, 14.
ver-blenden swv. tr. 1. blenden, verblenden, 3. verdunkeln:
3. liecht, das verplendet alle auswendige liecht, Ack. 55,20. Und
dise vorplendet (contenebrati) czugeu ouf die spicze des pergis,
W— B Num. 14, 44.
ver-blinden swv. blind werden, erblinden, eigentlich und bild-
lich, Part, verblint = verblendet: ich bin an dich also oft verbündet
(obcaecatus) , Sol. 11, 22.
ver-bösen, -boesen swv. 1. intr. schlecht werden; 2. tr. schlecht
machen, 3. verderben, 4. verführen, 5. verletzen : wer in einer — der
stete — verboset und verecht wirt, Stb. Brüx N. 139.
rer-botscheften, -botseliaften sivv. tr. 1. durch eine botschaft
zu ivissen tun, 2. rufen, kommen lassen: verbotschefte meinem volke
ire sunde, Hier. 32, 10. das firmarnent verbotschaftet die großen
werk der schrifte seiner hende , 7, 21. das di feylczer czu Hohen-
berg czu uns gesandt und uns verpotschaft haben, Mind. des Egerl
5. 45.
ver-braien s. ver-breuen.
ver-brechen — ver-brünusse 805
ver-brechen stv. 12 — 1. intr. zunichte werden, aufhören, enden,
scheitern, hinschwinden, tr. 2. zerbrechen, zunichte machen, zerstören,
3. entfernen, 4. aufgeben, 5. enden, 6. ein Gebot oder eine Verbindlich-
keit übertreten, brechen, so vom nichtleistcnden Bürgen, 7. rechtlich als
Strafe verwirken, 8. bergm. anbrechen, 9. beim Fechten eine rasche
Wendung machen: das durch ineinen houptmann czu Brux der fride
wer verbrochen , Stb. Brüx 323. den verbricht der tot mit gift =
veneno corrumpit, Sol. 9, 13 ; s. auch unverbrochener rasen.
ver-brechunge stf. (bei L. nur MH 2. 376) Gesetzesübertretung,
Verbrechen: auf solche böse taten und verbrechungen(!), Igl. Ms. S. 22.
ich habe — Nicl aus der gefencknus bracht, das er seiner v. nach
nicht hat dorffen drei tag in der prechen stehen, Eger. Chr. 370.
ver-hrengen s. ver-bringen.
ver-breuen* (briuwen, bruwen, brauen) sivv. beim Bierbrauen
aufbrauchen: daz, malcz verpraien, Igl. Stb. V 96b.
ver-breuten* swv. eine jemandem zur Braut versprechen, mit
ihm verloben: ist das er sie aber seinem sune vorpreutet (desponderit),
noch dem siteu der tochter sol her ir tun, W — B Ex. 21, 9.
ver- brich -lieb* Adj. vertragsbrüchig : wider den v. tal (= teil)
zu helffen, Eger. Chr. 1181.
ver -brieten sivv. tr. durch Urkunde, Unterschrift, Siegel be-
kräftigen: ein schultbrief, so die schuldinger den gleubigern über
sich vermacht, verprieft und gegeben haben, Igl. Bgr. N. 107, 2. ver-
prieffen und verschriben, Igl. Str. 193.
ver -bringen, -breiigen unregelm. Zw. 1. vollbringen, vollenden,
2. ausbauen, 3. durchsetzen, 4. vertun, 5. töten: 1. wir gewilligt
(bereit) alles, das wir uuserm hern vorpflicht zu thun, gerne vor-
brengen, Elbog. Chr. 122. das geschefte volkumleich zu verbringen,
Igl. Stb. III A 164 b. ein ramf art verbringen , V 80 d. damit di
capellem u. das altar mit der obgemelten sumb erberlich aufgepawt
u. verpracht werde, V 198 a. den jartag ausrichten u. vorpringen,
V 259 b. sulche geltschuld nicht vorbringen (zurückzahlen), III A 99 b.
das gotlich gepot vorprengen (essequi), Const. IV 18, 2. Wo nim
ich die worter, das ich verbring (ut explicem) di zeichen deiner
grossen lieb, Sol. 52, 9.
ver-bringunge* stf. Vernichtung, consummatio: aller vor-
prengunge hab ich ende gesehen (omnis consumationis vidi finem),
W— B Ps. 118, 96.
ver-brüen (-brügen) swv. 1. verbrühen, versengen, 2* ver-
brennen, eigentl. und bildl.: 2. das dritte teil wirstu vorpruen in
dem vewer (combures), W — B Ez. 5, 2. vorbrüen — das gewant —
in den vlammen, Lev. 13, 52. sol in dem vewer vorbrün — igne
comburet, Lev. 13, 55 ; Jer. 34, 5. die david hiez, vorpruen (exuri
jussit), Par. 1 14, 12. der czuchtiger einen feischer vorpruet, Olm.
Stb. 88.
ver-bruenen* = ver -brennen si — verpruenent (verbrunnen,
XL Bibel) si mit feur, T— B Offenb. 17, 16.
ver-brünusse,* verprimusse* stf. das Verbrennen: Vor deinem
antlicze die perge zuvlussen, als ein vorprunusse des vewers sie
swn.nden, W— B Is. 64, 1 u. 2.
806 ver-brüunge — ver-bürgen
ver-brüunge,* vor-prüunge* stf. das Verbrennen, exustio: das
hous unser beilikeit ist worden in der vorprunge des vewers = in
exustionem iguis facta est, W — B Is. 64, 11. nach der vorpruunge
(combustiones) deiner veter, der vorigen kimige — werden sie dich
vorpruen (comburent te), Jer. 34, 5.
verbillige* (von verwen, värwen swv.) stf. Farbe, tinctura:
noch wirt gar reine zusammengeleget verbunge = tincturae mun-
dissimae, W— B Job 28, 19.
ver- bunden pari. Adj. von verbinden, rechtlich verpflichtet,
bereit zu einer Leistung: desselben sei wir in noch heute des tages
vorpunten, Igl. Str. 252. dorinne sie sich vorschriben baben ver-
bunden um das vorgenante gelt, 246. das auch mit 400 schocken
vorschriben und verbunden ist = dessen Zahlung rechtlich festgelegt
ist, Igl. Bgr. N. 40, 6.
ver - biuid • misse stfn. Bund, Bündnis: er hat den selbigen
glubd und vorpuntnusz, nicht genüge getan, Elbog. Chr. 25, 44.
ver-bünen (bei L. nur Ot. 22b. von büenen swv.) swv. mit
Brettern und Balken verschließen: das si ein Schacht vorpunet
betten auch in czu schaden, Igl. Bgr. N. 64, 1. Do santen die obe-
risten Steiger aber ir diner in die Wagner (sogenannte Grube) und
enphalhen in, das si in die hespel varen schulden und auch stein
dorein lasen und scholden besehen, ab si icht vorpunet weren. Das
taten sie und vuren in die hespel. Als da sie ein haspel funden,
der do vorkleibet und vorpunet was, den lisen sie aufprechen und
offen. Do das geschach, do gewan der wint seine czuge kreftikleich
wider aus ir gruben in die Wagner und in denselben haspel auf,
N. 63, 2.
ver -burgein, ver -bürgein (= ver-burgen, -bürgen) swv. durch
Bürgen sicher stellen: di hab mit des rates zu der Iglaw wissen den
kindem (Waisen) vorpurgeln, Igl. Stb. 11157 a. ich schaff meines
stifbruders kindern VI seh. gr. als laug das di mündig werden und
als es des vater vorpurgeln mag, so sal er si inne haben, bis di
kinder mundig werden, Igl. Stb. III 81c. auch sullen sie (die vor-
m wirtschaftlichen Verwalter von Waisengut) di hab mit des rates
zur der Iglaw wissen den kindern v. und nach der purglscbaft
sullen si di hab erst einnemen, Igl. Stb. III 57 a.
ver -bürgen, -bürgen swv. 1. Bürgschaft leisten, verbürgen,
2. sich ü^ v. = sich durch Stellung von Bürgen aus etwas, z. B.
der Gefangenschaft, befreien: ir lasst uns darumb ain gotlaich recht
widerfaren und vorpurgt uns czu voraus den Hanman Alder, perk-
maister czum prune genant, und den Cbudi Nicolae und den Spis-
glas usw. — erwirkt uns durch eitern Rechtsspruch, daß uns diese
als Bürgen gestellt werden, bis unsere Ansprüche an der Grube zum
Prunn erwiesen und beglichen sind, Igl. Bgr. N. 40, 1 S. 351 Z 28 ff.
Idoch sal das (strittige) erez, das man die wile (bis zur Entscheidung
des Rechtsstreites) heuwet, vorburget werden, also das is wedir ein-
halp noch anderhalp gefalle (keiner der beiden Parteien zufalle), bis
das is das recht entscheide, D I B, 15, 1 dazu Igl. Bgr. U— B 24 — 26;
Const. 1 10; Freiberg. Bergr. B § 19 s. ver-, be-kummern und verbieten,
der richter — vorpurgt in czu einem rechten nach einem statrechten,
Igl. Str. 10 'S. 59. man sol in (der ein urteil gestraft hat) vorpurgen
ver-büsz,en — ver-däclit 807
(von ihm die Stellung von Bürgen verlangen) und mag; er nicht
purgen haben , so sal man in gefangen halten, Igl. Str. I S. 357. ob
der Petrzik des ob genanten frencsels aiden die ob genannten kinder
pey im wold halden, so sol er den selben kinden ir tail vorpurgen,
Igl. Stb. III, A 135 a. den waisen iren eribtail czu verparigen, Igl.
Stb. V 105 b. si sein von beiden teilen czum rechten vorpurgt und
vor geheckte pank kumen, Olm. Stb. 96. und soll im das (Anspruch
auf Bezahlung der Schidd) wol verbürgen und vermachen, Mind. d.
Egerl. S. 32. des (weil sie sich geczweiet) sind sie beiderseit vor-
bürgt gewest vor fride und recht, Stb. Brüx N. 248. Do bat wir
diselben hern, das sie in vorburgten uff ein recht. Do wart er vor-
burgt uff 500 schock gr., Igl. Bgr. N. 118, 2. das ir dieselben (welche
die tuchmacher zu Zank anhielten) unausfällig vorschrenkten und
genüegsam vorbürgeten Versicherung beklagen sollet beharriglichen
auf unser persönliche kegenwart oder dessen, welcher czu dieser
czeit underkammerer seind wird, Budw. Urkdb. N. 44; Prag. Str. 31.
ver- busz.cn (ver-büez,en) svw. 1. abs. eine Geldbuße zahlen,
Prag. Rb. 144, mit Dat. der Pers. 2- mit Akk. d S. ausbessern, 3. wo-
für Entschädigung, Buße zahlen, Prag. Str. 13, 19. 14, 21. 24, 33 usw.;
Brunn. Str. 358, 52. darauf eins rats straf und verpussen gesazt ist,
Eger. Str. C 124 a. her scho(d es (das ausgerodete, dem Grundherrn
des Waldes entzogene Land) im vorpusen nach dem acker mit czehen
marken, Igl. Str. 51.
verch, -hes stn. Leib, Fleisch und Blut, Leben, Nachkommen-
schaft: öwe daz, ich unsaelic wip trage dines verhes samen,
W. v. W. 1077 f. Von einem verch wir sein geborn (sagt Otto über
den toten Heinr.), Ernst 1225. unser verch ist ungescheiden immer
under uns beiden, Alex. 12197. wie er (Joseph) von sines verches
art Ismäheliteu verkouft wart. 11 356. daz, — leben — er üz, sineni
verche (tötete ihn) brach, 13217. der leben er üz, ir verche sneit,
8322. ir leben er üz, ir verche schriet, 8166.
verch-wnjnde stf. Wunde, die ans Leben geht, tödliche Wunde:
er clagete — Tristandes verchwunden, Triet. 6310.
ver-däclit part. Adj. 1. in Gedanken vertieft, nachdenklich,
2. besonnen, 3. Verdacht hegend, argivöhnisch, 4. verdächtigt, 5. ver-
dächtig. 2. verdachter mut = klarer Verstand: mit vornumft und
mit vordachtem mut, Igl. Str. 236. mit v. m , uubetwungen, 262.
swen ein mensche leuget ein lug vom vordachtem muet, mit der im
wol ist darum, das er effe, die is boren, und nieman schadet den
dem, der sie redet, Joh. v. Igl. 8. Gebot, umb verdähten mut, Eger.
Str. A X 1. — 5. so sol man die czeugen als die vordachten vor-
werfen = ut suspecti a testimonio sunt removendi, Const. IV 11, 10.
geczengen, die vorbedechtleich diselb red reden — sein vordacht,
das si falsch geczengen sein, IV 11, 11. Der vordachte arme (pauper
suspectus) wirt vorkorn (nicht zur Zeugenschaft zugelassen), wenn
er wirt leichte vorleitet czu falschem geczeugnusse czu reden; aber
der getrewe arme helt sein recht gancz alle czeit au aller stat,
IV 12, 7. der richter sal aber einen andern seczen aus den geswornen
an sein stat, der nicht vordacht sei dem andern teile; wenn es ist
schedelich, wo man under eim vordachten richter krieget, 16,8.
ich hab euch pöz,leich vordacht u. schult geben — das ir mir meins
808 ver-dsecht-lich — verders
gelt gestolen. Igl. Stb. III A 135b. us virdachtin mut (nach reif-
licher Überlegung) si jahin, Dal. 89, 33 (37, 26).
ver-d?echt-lick, -misse s. verdeeht-lich, -nüsse.
Ter-daekt part. Adj. von verdecken (sicv. be-, ver-, zudecken,
verhüllen), verhüllt: verdachte Wartung, Achtung auf verdeckte Gefahr,
Eger. Chr. N. 1153.
ver-dagen swv. 1. intr. schiceigen, verstummen, 2. tr. schweigen
über, verschweigen, verhehlen mit Akk. od. Dat. d. Person und Äkk.
oder Gen. d. S. : die ander rede verdagen = von dem andern Ge-
sagten schweigen, W. v. W. 6967. Nu wart diz lenger nicht ver- I
daget, 3229. ich iuch beswer, daz, ir mir genzlich sagent die sache
und mich nicht verdagent, 6567.
ver-decht-lick Adj. 1. überlegt, vorbedacht, 2. verdächtig: 2. so
wirt man wol sehen, das er verdechtlichen schein von sich gebe (als ',
unzuverlässiger Bürger sich zeigt), Traut. Chr. 162. wen ein rat
v. wurd. so si die richtung zwischen in tetten, Elbog. Chr. 83, 19.
83,28.
ver-dechtnüsse (ver-dsektnisse) stf. Verdacht, in dem einer
steht, suspitio: Der poses wort hat, wirt darumb vorkorn (nicht zur j
Zeugenschaft zugelassen) umb das, das di geezeugen sullen sein an
ein pos wort, an vordechtnusse und äne beschuldigunge, Const. IV I
12, 6. ist er — der czeuge — an v. (si caret suspitione) und ist er !
erber und tut das nicht durch genies ader veintschaft, so ist er czu-
czulassen an dem geezeugnusse, IV 12, 9. Darumb seezt man das,
das kein v. hat, das ist ein geschefte, das mit der meisten geheng-
nusse (Zustimmung) bestetiget wirt, I 8, 3. — als man kisen mag
aus der vordechtnusse der vergangen dingen (!) traeta de praeterita
conjeetura, sinngemäße Anwendung, 1 15, 8.
ver-denken unregehn. Zw. 1. abs. denken, sich erinnern, tr.
2. mit Akk. d. S. zu Ende denken, 3. bedenken, erwägen, 4. durch
Denken ein Ende machen, 5. mit Akk. d. Person von einem
Übles denken, ihm im Verdacht haben, 6. ihm etivas übelnehmen,
verargen, 7. refi. sich besinnen, entschließen, 8. sich in Gedanken
verlieren: 5. das man si (di undertenigen) nicht vordenken muge,
das si sich czweien mit irem herren wider den gemeinen nutcz (ne
suspecti videantur), Const. IV 9, 3. — 6. do wedir (icenn wir von
den Gläubigern gemahnt werden) sülle wir keiner nicht tun und sie
(die Gläubiger) dorumme nicht vordenken, Stb. Brüx N. 127.
rer-derben stv. I 2 zu nichte werden, zu Schaden kommen, um-
kommen, sterben, bankerott werden: daz, sie mit triuwen würben an
dem willen nie verdürben. W. v. W. 837.
ver-dtfrbnüsse (-nisse) stf. Verderben, Verderbnis: unez in die
v. = usque ad internecionem, W— B Jos. 10, 33. das her euch lose
von der v., Deut, 20, 4. das was des landes grosser schaden und v.,
Böhm. Chr. 93.
ver-derbung stf. 1. Zerstörung, 2. Verlust: 2. wir furchten,
daz, di anker icht vielen in v. (verloren gehen), T — B Botenb. 27, 17.
Terders* Adv. vor edlem besonders: zu verders ze halden die e
Moyses, T— B Botenb. 15, 5.
ver-dewen — ver-droz.z.en-heit 809
ver-dewen (ver-döuwen, -dönn) sivv. verdauen: Des morgens
aber, do Nabal hette vordewet den wein, do kündigte im sein hous-
vrow dise wort, W — B Kön. I 25, 37.
ver- dienen swv. 1. durch Dienstleistung oder seine Handlungs-
weise etwas verdienen, 2. vergelten, einen Dienst leisten für etwas,
3. mit Dat. etwas als Dienstleistung darbringen, 4. refl. sich ver-
dient machen: wir wollen, das — arbeiter — nur umb vordientes
Ion czweier wocben, di an einander Vorgängen sein, phenden mugen,
Const. 1 15, 3. — 2. das wil ich vordinen, diweil ich geleb, Igl. Bgr.
N. 90, 2. das wollen wir zu allen zeiten um euch gern vordienen,
Igl. Bspr. IV.
ver- dienst -nüsse* stf. Erwerbung eines Anspruches: durch
merung und vordienstnuß ewer Seligkeit, Olm. Stb. 77.
ver- dingen sivv. 1. durch Vertrag verpflichten, binden, sichern,
2. eine Bedingung stellen, 3. vertragsmüßig erwerben, kaufen,
4. überhaupt erwerben, 5. einem etwas v. = durch Vertrag versprechen
oder verstatten, 6. in einer Versammlung beschließen : das selbe wasser
verdingeten di gewerken czu czihen über heilige tag, Igl. Bgr.
N. 68, 1. si netten den wintfaug mit rat der gesworu amptleute
des hoffmeisters vordingt und dargeseczt, N. 64, 2; Traut. Chr. 331.
di badstube — ist abgemessen und verdinget worden zu bawen,
Traut. Chr. 285. sind die newen brotbenke vordinget worden zu
welben u. zu machen (ihre. Einwölbimg in Akkord gegeben), 311.
hat ein erbar rath dem Wahl von Hoffe — den pfarhof vordinget,
das er salt machen ein gewelb — , 239. der rath — hat dem raeister
Hans Neuper vordingt die mittelglocken zu giessen, 210.
ver-ding-nisz stf. n.? Vertrag, Beschluß einer Versammlung:
wie sie von dem rate zum Elbogen an alle v. ingelassen sint, Elbog.
Chr. 141, 8.
ver-dolden* (= verdoln?) swv. ertragen, zulassen: so ich —
mein hantwerk mit Plumels eiden arbeite und vermeinte ie zu v.
und mich getreulich zu neren, Elbog. Chr. 77, 45.
ver-donen* swv. hinziehen, in gespannter Erwartung verbringen:
er liez, sie guot zit verdonen und also in kumer wonen, Alex. 17683.
ver-driez, stm. Verdruß, Überdruß, Unwille: ein vordriß haben =
dessen überdrüssig sein, Olm. Stb. 130. sich des keinen v. zu nemen,
sunder gnediglich zu verhören, Elbog. Chr. 88, 25. groz, v. tragen, 37, 23.
ver-drie^en Illb stv. 1. wvpers. mit Akk. d. P., mit Gen. d. S., zu
lang dünken, Überdruß oder Langweile erregen: Und vordriesen wart
das volke des wegis und der arbeite = taedere coepit populum
itineris ac laboris, W — B Num. 21, 4. mich vordreuset meines lebens,
W— B Gen. 27, 46.
ver-driez,ung stf. Überdruß: um sein v. (= der Bitten über-
drüssig) stet er uf und gibt, T — B Luk, 11, 8.
ver-dringen stv. 13 tr. 1. zusammendrängen, 2. ver-, wegdrängen,
3. refl. sich hineindrängen: Vordringt nu got das gerichtet = Num-
quid Deus supplantat Judicium? "W— B Job 8, 3.
ver-droz^en-heit stf. Überdruß, Univillen: das lange rede nicht
vordrossenheit bringe deinen oren, Hier. 227, 2. noch worden pistu
als ein hure, di vor vordrossenheit ineret das lone, W — B Ez. 16, 31.
das den, die das puch besehen, nicht v. mache = ne legentes efficiat
810 ver-droz,z,enlich — ver-eiteln
taediosos, Const. IT 18, 14. ich tun den Behem leit und ein stoz,
virdroszinkeit, Dal. 205, 16 „(92, 103).
Yer-droz,z,enlick Adj. Überdruß erregend, verdrießlich: sin anplic
was e wunneclick, nü ist er v., Alex. 27510.
ver-drücken, -drucken swv. 1. gewaltsam nieder-, unterdrücken,
überwältigen, 2. zusammendrücken, 3. unterschlagen, heimlich weg-
tragen, 4. verheimlichen: Von dem tage, als er vordruckte Tkamarn
sein swester = oppressit, W — B Kön. II 13. 32. Und her (Othoniel)
vordruckte in — den kunic von Syria, Bichter 3, 10. ob du mich so
velschlichen czeihest und vordruckest mich, Job. 10, 3. die do vor-
druckt waren, die erhebit er, Job 12, 21. nimant verdrucket noch
entut laid, T— B Luk. 3, 14.
ver-druckung, -drückung stf. Unter-, Bedrückung: Trautnaw
wirt abnemen an — v. bein rechten, Traut. Chr. 118.
ver-dulden, -dulten swv. = verdoln. ertragen zulassen: den
mulslag der apt virdult, Dal. 185, 29 (83, 36).
ver-ebenen swv. ausgleichen, versöhnen, schlichten: sie wurden
verebent an der stat, Alex. 26480.
ver-eciit-lick (ver-ahtlich, -ehtlich) Adj. nicht beachtet, miß-
achtet: das mir gein den vam Elbogen alles unhulflich [war] (nichts
half) und van in v., El bog. Chr. 79, 10.
ver-ehelicken s. ver-elichen.
ver-eignen (ver-eigen, -enen) swv. zu eigen geben, machen, als
Eigentum überlassen, Traut. Chr. 25.
rer-einen swv. tr. 1. verbinden, vereinigen. 2. aufnehmen in,
vereinen mit, 3. versöhnen, 4. worüber belehren, aufklären mit Gen.
d. S., 5. allein lassen, 6. refl. sich verbinden, 7. übereinkommen,
8. sich entschließen, 9. refl. und intr. sich vereinsamen, absondern,
allein sein, sich allein einfinden: 8. also er sich vereinte üz, sinen
sinnen allen, W. v. W. 401. — 7. Were aber, dass si — die gewerken
— nicht wolden oder nicht mechten voreinen {einig werden) = con-
cordare, Const. I 7, 10. und wollen sie (2 Duellgegner, tvenn der
Zweikampf schon begonnen hat), sich v. so gevallen dem richter
5 mark, tgl. B. 73. — 9. ir rede stuont so seneclich, swan sie also
vereinte sich, W. v. W. 4227. swä sie sich vereinte, von herzen
sie da^ beweinte, da^ sich der tiure Wende sus gap in da^ eilende
(in die Fremde zog), 4139 ff.
Ter-einigunge (bei L. nur Zips 59b) in meinunge und v. den
vom Elbogen uns ganzen widerstaut und widersacz zu thuue, Elbog.
Chr. 142, 25.
ver-einikeit* stf. Einigkeit, unitas: das nicht v. der egeuanten
leute czweiunge mache czwischen den gesworen, Const. I 5, 4.
ver-einung, -e stf. Vereinigimg, Schlichtung: voreinung, Vor-
richtung und vorwilluuge, Olm. Stb. 108. Wir — vorturnen di sched-
liche voreinunge, di ettlich ans den erczkauffern wider unsern
gemeinen nucz ■ — oft eiugeworffen han Verabredung, daß jeder
folgende weniger für das Erz bot, um dessen Preis herabzudrücken),
Const, I 21, 1.
ver-eiteln (ver-itelen bei L. nur Evang. L. 14, 34. evauescere)
sws. refl. eitel werden, schwinden: des leben sich vereitelt als der
man : cuius vita sicut umbra lunatica evanescit. Sol. 8. 18.
ver-elichen — ver-gen 811
ver-elichen swv. refl. sich verheiraten, verglicht hochzeit =
Hochzeit, Vermählungsfest: zu den selben verelichten hochzeiten und
zu hochzeiten, als man kint zu den orden begibt, Eger Str. B 10
und 12.
ver-enlenden {auch ver-elleuden) swv. 1. tr. aus der Heimat in
die Fremde schicken, verbannen, 2. intr. aus der Heimat wegziehen :
2. wisse, das dein same sich voreulenden wirt in ein erden, die nicht
ir ist, W— B Gen. 15, 13.
ver-gähen tr. und refl. swv. 1. übereilen; 2. verirren: daz, sie sich
niht v. an mir, ob in versmähen kan min einveltic tihte, Alex.
27757. wenn ein so ein kiel sich vergat {verschlagen wird), 26116.
wir suln uns niht v., W. v. W. 6931.
verge, Ter, -e, verje, yerige swm. Ferge, Schiffer, Führmann:
dö rief sin verge ze porte, W. v. W. 2428. niht wan die veren da
wären, die helfe gar verbären {beim Hohngang Alexanders mit
Porus), Alex. 20 136.
ver-geben stv. 1 1. — 1. hingeben, schenken, 2. zur Ehe hingeben,
verloben, 3. aufgeben, unterlasseyi, 4. vergeben, verzeihen, 5. abs. mit
Dat. d. P. einem etwas zum Verderben geben, vergiften. 1. ich hoff,
das mir mein hausfrau das mein nicht hat mugen vergeben, Igl.
Rspr. IV. 5. Traut, Chr. 143.
vergeben (e) Adv. 1. schenkweise, umsonst, unentgeltlich; 2. un-
nütz, vergeblich: 1. v. habt irs enphangen, v. gebts, T — B Matth.
10, 9. das eisern tor — wart in v. {auch XL Bibel) aufgetan,
Boteub. 12, 10.
ver-gebunge stf. Verzeihung: das iar der vorgebunge und der
vreuden = annus iubilaeus, W — B Lev. 25, 10. so das ich predigte
den gevangnen v. = indulgentiam, Is. 61, 1. noch seiner v., Is. 63, 7.
ver-gelden, -gelten stv. 1. zurückerstatten, bezahlen, tr. mit
Akk. d. S. und P., 2. rächen, 3. eintragen, Einkünfte bringen, 4. refl.
sich bezahlt machen, empfangene Streiche vergelten: ochsen gekauft
und vorgolten mit irem gelde, Igl. Str. 251. gelt, das er im czu
rechter czeit nicht habe vorgolden, I S. 370; Igl. Stb. III 134 a. das
den gewerken recht Ion und czu rechter czeit vorgolden werde, Const.
I 7, 15. alles ir verdientes Ion vergelten = persolvere, Const. 1 15, 1.
uncz daz, du vergildest dein vierling, T — B Matth. 5, 26.
ver-geldunge {bei L mir DFG 183b) stf. compensatio, solutio:
Danne so volget auch der eit an di stat voller vorgeldunge, Const.
IV 17; 1.
ver-gen (ver-gen, gä,n) unregelm. Zw. 1. vergehen, aufhören,
verschwinden. 2. auseinandergehen, sich verlaufen, 3. schwach, kraft-
los werden, schwinden mit Dat. d. P., verderben, umkommen, sterben,
5. tr. übergehen, meiden, verfehlen, 6. einstehn, vertreten, 7. refl. vor
sich, von statten gehn, verlaufen, 8. zu Ende gehen, aufhören, 9. Part.
Prät. fällig, verfallen, 10. sich verirren, 11. sich vergehn, verfehlen:
3. do die vinster vorgienk, W — B Richter 19, 26. — 2. wie clag und
antwort sich darumb vorgaugen hat, Igl. Bgr. Nr. 56, 7. — 7. als
verre, als sein gemessen perg sich vorgeen mag1, N. 56, 6. wenn es
wol masswirdig gewesen were, ab es sich hett mugen vorgeen,
N. 50, 1. das sich di mass nicht vorgeen mochte = für ein Berg-
maß ausreichte, N. 50, 1. — 4. = sterben: alle drei vorgiengen,
812 ver-genk-nüsse — ver- giftig
Hier. 150. 27. wanne derselbe man leider gecbling vorgangen wer,
Igl. Str. 232. vil fursten und graffen vorgingen (fielen in der
Schlacht), Böhm. Chr. 44. er vorging (starb) aldo, 99. wenn ich hab
vernumen, das der Xiclas Vischer sei vorgangen (gestorben, eben
ertrunken), Igl. Espr. V. ob ir dehein sich vergienc dö sie kumpänie
enphienc und geselleschaft enholte, Alex. 9142. do sich die czeit
vorgieng und Adam die teg (Zahlungstermine) nicht gehalden het,
Igl. Stb. III 39 d. das wir euch die sache, als si sich Vorgängen
(zugetragen) hat, solden schreben, Igl. Espr. XI. vor manigen ver-
geuden (vergangen, XI Bibel) jaren, T — B Eöm. 15, 23.
ver-genk-misse (ver-genc-nisse) stfn. Untergang, interitus: do-
von. das er getröstet was über die vorgenknusse Ammons, W— B
Köh. II 13, 39.
ver-genügeu s. ver-gnügen.
ver-gewissen swv. Sicherheit, Kaution wofür geben, sicherstellen,
2. mit Gewißheit kundtun: gelt verpurgen, vergewissen und gelten,
Eger. Str. B 39. gelt v. und bezalen. C 85. die sum gelts — ward
beczalt u. vorgolden, Igl. Stb. III 134a. uncz das dem Fricz Euswurm
sein kaufts gut genugsam vorgewisset were worden, Igl. Bgr. N. 92, 4.
den waisen iren eribtail v. und bewarn, Igl. Stb. V 105 b.
ver-gez,z,en stv. 1 1. vergessen (mit Gen.): do Davit lebens ver-
gaz. (starb), Alex. 11 607.
Ter-gez.zen-heit stf. Vergessen, Vergesslichkeit : durch vorgessen-
heit = ob oblivionem, Const. II 1, 12.
ver-gez,z.eminge stf. Vergessenheit: Wenne in die vorgessenunge
geben sint die vordristen engste = quia oblivioni traditae sunt
ano-ustiae priores, W — B Is. 65, 16. in ein v. wirstu werden, o stat
Tyre, Is. 23, 15.
ver-gez.z,igimg* stf. das Vergessen: enphachen der v. (ver-
gessung. XI. Bibel) der gerainigung seiner alten missetat, T — B
H. Peter 1. 9.
rer-giblich (ver-gebelich) Adj. 1. nachsichtig, verzeihend, 2. ver-
geben* verziehen* Komp. leichter vergeben: vergiblicher wird den
Sodomer — denn dirr stat , T - B Luk. 10, 12. vergiblicher wird
Thyri u. Sydon in dem urteil denn euch, 10, 14. vergiblicher wirt
dem laut der Sodomer u. der Gomorer — den dirr stat, T-- B Matth.
10, 15. Idoch sag ichz, dir, daz. vergibelichfer] wirt dem laut der
Sodomer an dem tag zu dem urteil den dir, T — B Matth. 11, 24.
ver-gibunge (ver-gebunge) stf. Verzeihung. Vergebung: v. der
Sünden. T— B Matth. 26, 28; Mark. 1, 4; Luk. 24, 47.
ver-gift stf. n. m. Gift: daz, er den süez,en werden mau mit der
v. solde vergeben. Alex. 26859. der vergift tet er in den win, 26882.
er stiez, die veder in die v., 26900. eiu vil unrein v. da wurde
gemacht und angetragen uud ouch sin tot, 25016. ez, hat die schritt,
daz, du solt sterben von v., 26056. vür v. ist ez, (daz, krüt) guot,
23000. ir sult sterben von v., 26188. — 1313 keiser Heinrichen
wart vergebin — mit v. in eime kelicb, Dal. 14, 30.
ver-giftig Adj. giftig, vergiftet, auch bildl.: saut Johannes hat
den vergü'tigen trank unvervorht getrunken. Sol. 57, 41. geschos,
di do werden vorgiftik, W — B Ez. 5. 16. toetlich ir ätem, v. arc
ver-giftikeit — ver-balten 813
(der Drachen und Schlangen), Alex. 21 612. da was da^ waz^er heiter
v. als ein eiter, 25552, ob si icht v. trinken, T — B Mark. 16, 18.
ver-giftikeit stf. (bei L. nur Kolm. 124, 25) veneficium: wenne
noch die unkeuscheit deiner muter Iezabel und ir mancherlei vor-
giftikeit sint geuge (et veneficia eius multa vigeut), W — B Kön.
IV 9, 22.
ver-glasen swv. Glasfenster einfügen: ich schaff ein schock zum
heiligen Crewcz zum vorglasen (für Glasfenster), Igl. Stb. III 57 a.
Peter Finger vom Schatzler verglast die veuster. Traut. Chr. 318.
ver-gleichen (ver-gelichen) swv. 1. tr. ausgleichen, 2. refl. sich
vergleiche)!, vertragen: das wir mit herr Simon — verglichen seind,
auf den nechsten sontag eine christliche singschule zu halten = ver-
einbart haben,* Igl. Ms. S. 4.
ver-gleichung (ver-gelichunge) stf. 1. Vergleichung ; 2. Ver-
gütung,* Entgelt*: das du in v. thuest, was im mit dem teich
ertrenkt ist, Elbog. Chr. 133, 38.
ver-glüfoen (ver-gelübden) swv. 1. tr. einem ein Gelübde ab-
nehmen, 2.* refl. sich durch Handgelübde binden: 2. wo ein geselle
erfunden würde, das er sich mit eines guten mannes kinde vorglübet
(verlobt) hätte und seinem glübnis nicht nachkeme, Traut. Chr. 173.
ver-gnügen (ver-genüegen) swv. Genüge tun, bezahlen: ein
ersam rath — hat dem hern Reyszke das gelt — vollens vorgnüget,
Traut. Chr. 279. so lange sein gnade — gelegene summa volkomen-
lich vorgnüget, 46 u. 6.
ver-grausaineu* sivv. verabscheuen, Ekel vor etwas empfinden:
Und das ich vorgrausame das sam ein weipsuchtig tuen = quod
detester illud quasi panuum menstruatae, W — B Esther, 14, 16.
ver- grau wen* swv. verabscheuen: meinen adem vorgrawte
meine housvrouwe = halitum meum exhorruit, W — B Job 19, 17.
ver- gülden (und -gülden) swv. vergolden, übergolden, auch
bildl, deaurare, W— B Ex. 26, 29.
ver -günstigen sivv. gestatten, erlauben: ir wollet v., Eger. Chr.
1192. die warheit sol im vorgünstigt sein in das buch zu schreiben,
Traut. Chr. 1.
ferh, -eu (forhe swf, -en stf.) Forelle: wer ferher (fferhan III)
zu markt fürt oder honig, — der schol geben rossmaut, Budw.
Urkdb. N. 477.
ver -haben sww. zuhalten, verdecken, verschließen: si verhabten
ire orn, T — B Btb. 7, 56; s. ver-heben.
ver-haft (stm. Arrestation) stf. * Haft: in gefankliche verhafft
gebracht, Eg. Achtb. II 222. in eines raths v. bringen (sten), Eger.
Chr. 1191.
ver-haft, -tet part. Adj. s. verheften.
ver-hagen, -hegen swv. tr. einfrieden, umzäunen, verhaget
= durch Bäume geschützt: dem verhagten slage er nach gie,
W. v. W. 6075. verheget beten sie den walt ietwecler sit der strafen
halt, 6063 f. darin (im Walde) sie stark verhegten sich in größer
wilde, 4588 f. in unserm verhegten recht, Igl. Str. (55) S. 323.
ver -halten stv. V. tr. 1. verschlossen halten, versperren, ver-
schließen, 2. zurück-, vorenthalten, vorbehalten, 3. verbergen, verheim-
lichen, verschweigen, 4. verzögern, verschieben, 5. abs. oder intr. sögern,
814 ver-handen — ver-hangen
zu spät kommen, 6. refl. sich festsetzen . verborgen halten: 1. Verheldestu
di wasser. so -werden alle dink verdorren (si continueris aquas), Sol.
59, 29. — 2. = vorenthalten , Elbog. Chr. 6, 31. 38. die warheit nit
verhalten, 32. 35, 16. den brief — nber die vam Elpogen — den
29. 2nov. 1499. ausbracht und also v. untz am tage Valentini in
500 jaren (= 14. Febr. 1500) ein rat antworten hat lassen, 90, 36.
disen brief an wissen eines ratz v. ist (unterschlagen), 31. des hab
ich euch nit v. [verschweigen] wellen, Eger. Chr. 1181. die personen
des rats sollen sein tugliche leute bekandt vorhaltene (verschwiegene)
und der gemeine getreue, Traut. Chr. 5. auch haben sie in verhalten
die heiter (Fischälter) in dem yrlgrunt, Igl. Stb. V 100 b. di wisen
neben dem wasser ist auch v. worden czu dem teich, V 100b. der
Mahensak im verhelt einen gannk aus seinem hoff durch das melcz-
haus, V201a. er hat im verhalten ein fleischpank und ein garten,
V 282 a, idoch haben si in im kauf v., so sie das haus nicht mochten
v., so sullen sie das verkaufen mit rat der herren, V272d. auch
verhelt im derselb Peter Lidl obberurten kauff czu widersprechen und
czu verandern, III 260 d. wir haben uns v. vollen gewalt u. macht
— die saezung czu verkeren, V 221c; V 155 a. er hat an dem kauf
gegen dem Kuncz Tischer ain fleckl hinten von dem bemelten haus
durch und durch als weit sein hoffmark auszaigt, verhalten, V 33c.
den halben tail der pin schafft sie gancz und gar — dem Steffi
Fischer — ausgenomen drei steck hat sie ir verhalten, V 151b.
auch haben die furmund (TestamentsvoUzielter) mitsambt den herren
des rats in v., so der hemelt jartag nicht gehalten würd, das sie die
bemelt wisen mügeu anderswo durch gotes willen wenten und keren,
V161a. versesne und verhaldne czehent, III 104 d. — 3. es ist ein
verhalden prief und ist darezu locheracht, Igl. Espr. XV. — so sie
oder ire eriben den teich nicht verhalten (behaupten) mochten,
V 39 d. das di beschiduuge so lange vorswigen und vorhalten
ist, Igl. Str. 300. verhaldener brief, der nie gelautmert ist, 308. das
keine genge — oder erez verhalden und verborgen werde = ne
oecultetur, Const. 1 11, 2. — bekannt vorhalden = deren Aufführung
bekannt, unbescholten, Traut. Chr. 5.
ver-handeu adv. Dat. vorhanden: alles leinbat u. alles ver-
banden was ist das bevelh ich meinen geschefftleuten, Igl. Stb. V
271 d.
ver-hangen pari. Adj. (von vernähen stv. V.) 1. aufhängen,
2. verhängen, 3. = verhengen, geschehen lassen: Wie lang ein man
dem andern gan (gestattet), das sein wasser auf in ge und das mit
pete verhangen ist, das verleuset er seines rechten nicht mit = wird
kein Servitut daraus, Igl. Str. 73. Als dann markgraff Johannes
vorhangen und derlaubt hat in dieser stat und außerhalben der stat
Olomuncz ezinse czu kauften und czu vorkauffen und uff guter und
erbe czu vorschreiben, also das der czinsher nicht mer dann von
einer mark czins alle jar 12 gross zugeschos geben sal, Olm. Stb. 57;
das hat got der almechtig über dieselben veinde vorhangen, N. 44.
di herren im rat haben den messerern vorhängen und vorlihen,
das — , 119. auch ist vorhangen worden, das di ssmid in selbs und
sunst nimanden die gieter zu den fenstern machen sollen und grobe
panthen czu holezen thüren, 118. Herre Albrecht, herezog zu Oster-
ver-haudeln — ver-heit-lichen 815
rieh — vorhängen hat — sulchen freimark mit fleisch zu halden all
sunahent alhie czu Olomuncz, 98 d.
ver- handeln swv. 1. abs. auf verkehrte Weise Hand anlegen,
fehlgreifen, 2. tr. schlecht machen, ins Gegenteil verkehren, fälschen,
refl. 3. sich zutragen, verlaufe?!, 4. sich schlecht betragen, vergehen,
5. sich ins Gegenteil verwandeln, 6. sich mit verschränkten Händen
fassen. — 7.* abs. verhandeln ausmachen mit einem: was sich also
in sulcher vehde verhandelt u. verleufft, Eger. Chr. 1071. 7. das mit
dem herezen vorhaudel = pertraeta mente, W— B Job 5, 27.
ver -hantieren swv. verkaufen: das er kein brot verkaufe oder
v., Traut. Chr. 139.
ver-hantfesten swv. durch eine hautfeste, urkundlich be-
kräftigen: Werne die urborer mit rate der gesworeu us der stat
czunehst dem bergwerke icht vorlehen, is sie an bergen, Stollen, an
leben adir an lehenschefteu unde das vorbantfesten uuder irem in-
gesegil unde undir dem ingesegil der burger von der stat czu
rechtem erbe, das sal kraft haben, D I R 18. unvorsprochenlich ire
leben vorhantfesten, DIR 6, 1. wenn der berg oder stolle eim
andirn vorlegin wurde unde vorhandfestet, D I R 16.
ver-ha>ven ((houwen) stv. red. V. 1. zerhauen, 2. verletzen, be-
schädigen, 3. nieder-, weghauen, 4. einem etwas v. = ihn daran
hindern, 5. die rede v. = endigen, 6. aushauen, -holzen, 7. durch
Verhaue, mit gefällten Bäumen ver sperren, 8. zur Zierde aufschneiden,
zerschlitzen, 9. durcli unrecläes Hauen verderben, 10. refl. sich hauend
verwunden: ein man einen Stollen gevaren hat in ein vorhowenes
gebirge, Igl. Bgr. N. 72, 1. verhowene oder abegeslagene glider
haben, W — B Lev. 22, 24. czubrich ire seulen und ire weide vor-
howe und ire pilde vorbniet, Deut. 7, 5. do sie gein ezwenezig
hundert jungfrouwin hettin mid dem tode virhawen, Dal. 50, 9
(15, 62).
ver-hefoen stv. IV. zuhalten, verschließen, verstopfen: di weissagen
verhaben (verschopten, XL Bibel) di mund der lewen, T — B Juden
11, 33. das ein ieglicher munt wert verhabt (verschoppet, XI. Bibel),
Römer 3, 19 ; s. ver-iiaben.
ver -heckler* stm. wer in einer hucke (stf. Verkaufsladen)
Waren feilbietet: sie haben auch unser vorbeckler ein napf (Salz)
geben um 22 kr., Eger. Chr. 441.
ver -heften swv. Prät. verhafte, Part, verheftet, -heft, -haft,
-haftet 1. umstricken, 2. fest machen, sichern, 3. verbinden, ver-
pflichten, 4. verhaft sin mit einem = ihm Geld schuldig sein, 5. im
rechtl. Sinne arrestieren: 1. Ich bin vorhaftet in der tiefe — füre
mich aus disen stricken, Hier. 89, 29. verhaft sal sein min rüwe
biz, uff den seligen tac, daz, ich dich gerechen mac, Ernst 1228.
ver-heien (ver-hien) sivv. 1. stuprare, 2. bildl. schänden, zu-
grunde richten, Part, verhet, verheit entehrt, infam, niederträchtig,
heimtückisch: du verheite Chocze (verächtl. Ausspruch für vulva,
Schimpfwort für ein verachtetes Weib) Igl. Str. s. kotze, du ver-
heiter gocz, Igl. Str. (68).
ver-heit-lichen (ver-hit-lichen) Adv. heimtückisch, infam: wer
die gemeine untterdruckt, der tut vorheytlichen und poslichen, Böhm.
Chr. 4.
816 ver-keiz,z,en — ver-heng-nus
ver-heiz,z,eu stv. red. V verheißen, versprechen, refl. geloben:
die erde, die ich im habe vorheissen, W — B Deut. 31, 21.
ver-heln stv. 12. — 1. verhehlen, verheimlichen, verbergen, 2. refl.
sich verleugnen . verstellen : dö er der süe^en herzogin verholn (heimlich)
wolt entrannen sin, W. v. W. 1610 f. si verhal sich 5 mant, T — B
Luk. 1, 24. dem vürsten — dise rede — sich nilit verhal, Alex.
10084.
ver-helunge stf. (nur am T F G 392a occultatio) Schlupfwinkel:
oh verporgen wirt der mau in den vorhelungen = iu absconditis,
W— B Jer. 23, 24
ver-hengeii sivv. und stv. V. 1. hängen, die Zügel schießen lassen
(mit oder ohne) zoum dem rosse v. = es frei laufen lassen, 2. bildl.
nachgeben, geschehen lassen, gestatten: ich flehe dich, das du mir ver-
heugst, das ich iu keinem andern trost getröstet werd wenn in dir,
Sol. 57, 17. vorhengen si aber czu der masse auf eine lachter, Igl. Bgr.
U — A 10. ein wirt niuss 1 pfuut haller geben als oft, als er sein
(verbotenes Sjnel) bei im verhengt. Eg. Str. XIII, 4. der rieht er —
vorhenget peiderseit den eit ader ein teil dem andern mit laube des
richters = defert, Const. IV 17, 1. Des gerichtes ordenunge vor-
henget nicht (nou sinit), das di geswornen, di richtere und unpilliche
clagere von der gereebtikeit weichen, IV 7, 10. Darüber sullen di
richtere nicht vorhengen (sinant), das di fursprechen von imande
betrübt werden von ires amptes wegen, IV 4, 11. dovon (wegen ihrer
Bedeutung) so vorhengen wir in (permittimus) , das si sich bewaren,
mit was si mugen. das si in keinen schaden kumen, für wen si fur-
sprechen in gerichte, IV 4, 11. sam in kauffen und vorkauffen
richtielich vorlihen oder vorhenget ist, was mer ist umb minner zu
kauffen — , III 6, 13. den, di do wollen und die vorhengen, geschieht
nicht unrecht = voleutibus et consentientibus non insertur injuria,
II 2, 15. etlicher poser leute verkerunge — kau — sich nicht
mit rechter masse frewen, das im vorhenget ist; alezu beezeiten,
wann si noch nicht haben, der si bedurffen, so pitten si gesworne,
das si domit sprechen, das si di ersten (vinder eines neuen bergis)
sein, II 2, 12. uarezu (zum Verabreichen von hantsteinen) haben die
urborer mitsampt deu urborschreibern — vorhenget, I 7, 22. in böses
Verheugen = in malo favere, 15, 6. er verhengt (liez,, XL Bibel)
keinen in ze gen mit im, T— B Luk. 8, 51. so got über sie verhieng
krankheit, Igl. Stb. V 89 a. so got der almechtig verhieng, das mein
tochter ee stürb, V 160 d. so got über in verhieng, das er auf dem
romweg mit tod verschied, V 151a. darum daz, got virhengt uud sin
armut im virlengt, Dal. 171, 21 (76, 47). er — als libhaber der
gerechtickeit irem furuemen nit verhengt, Elbog. Chr. 90, 21. keine
stad verhengt, ire rat noch irem gefallen zu beseezen, 89, 18.
ver-lienger stm. wer etivas erlaubt gestattet: consentiens, Const.
I 7, 8.
ver-heng-nus* stfn. Zulassung, Erlaubnis, Fügung, consensus:
wenn die gewerken — di siben leheu nicht lenger pawen wolden
noch enmochten. wie das dar kam von gots vorhenknuss, es wer
mit wasser, fewer ader herrennot, Igl. Bgr. N. 11, 2. Nu geschach
es darnach von gotes verhenknus, das diselbe grübe verpran pis in
verher-muter — ver-holzen 817
das allertifst, N. 90, 2. mit vorhenknusse des richters — äne ir (der
Gewerken in einem gemessenen Berg oder der Lehenhäuer im Bürger-
lehen) Urlaub und vorheuknus volfaren si (die Erbstollner) nicht, Igl.
Bgr. U— A 9. mit v. des richters, U — A 6, 15. äue seine (des
vinders, neufengers) vorhenknusse, Const. II 1, 8. wan lange gewon-
heit, die bewert ist mit v. und ubunge, die volget billich nach dem
rechten = consensu — approbati , I 5, 9. von verhengnusse der
czeit = continuatione temporis, I 12, 8. — von gots vorhenknuß,
Olm Stb. 54 S. 36. ab der genant Michel Schonschaider von gots vor-
henknis mit dem tod vorschied, 155. — Nu ist es gescheen, das er
von vorheuknus gotes ertrank, Igl. Rspr. V. ab ich darin verkurezt
wurd an meiner narung durch gotes verhengnüs ader poser leut
gewalt, V 22 c. durch v. und willen des almechtigen gottes, Eger.
Chr. 1196. von gotes v., Böhm. Chr. 94. 61.
verher-muter (verher-muoter) stf. Zuchtsau: v., die man in
dem hoff czucht, di geboren zu dem erb, alle mestswein gehorn zu
der mustel (Mus-teil), Prag. Rb. 158.
ver-hern sivv. 1. mit Heeresmacht überziehen, 2. verderben,
verwüsten, 3. berauben (mit Gen.): 3. ez, ist mir komen — daz, ich
des vater bin verliert, Alex. 2171. wen so der mensche von dir
(werlt) vert, so ist er liebe an dir verhert, 27338. nü ir gesundes
sit verhert (da eure Gesundheit geschädigt ist) — , 15529. wie an
sselden die verherten (Adam und Eva) die erde büweten, 11215.
ver • herten swv. tr. und intr. hart machen oder werden : das ir
swestern also (in Sünden) verhertet waren, Hier. 176, 8.
ver -heuern (ver-hiureu) swv. verheiraten: Herzog Henrichs
von Müusterwergk tochter verheuert worden des königs söhn zu
Boheim, Eger. Chr. 152.
ver -hindern swv. verhindern reff* säumen: so verhindert er
sich doch argelisticlich von dem gerichte von poser gewonheit wegen,
umb das der eit vorezogen (hinausgeschoben) wart pis auf di genügen
(profanos) tage , in den czimlich was zu sweren , Const. IV 17, 6.
das obgeschribeu gelt, gut und habe zu uns mit dem rechten vor-
sperret wart allzumal und vorhindert (arrestiert), Igl. Bspr. V.
ver-hinderung stf. Verhinderung: ohne menniglichs v., Traut.
Chr. 66.
ver -hoffen sivv. 1. hoffen, erivarten, 2. die Hoffnung aufgeben,
verzweifeln: 2. so must ich v. = desperarem, Sol. 63, 38. ich wer
verhoffent (desperarem), wenn das du mein hoffenung bist, Sol.
60, 13. wenn ich verhoffet hab (quando desperavi), so hastu mich
getrost, 34, 24. Do der zaubrer beguude merken, das er betrogen
was mit seinen falschen künsten und was itzunt alzumal verhoffet,
Hier. 187, 13.
ver-hoffung* stf. Erwartung, Hoffnung: in demutiger v., Elbog.
Chr. 93, 20. 38, 6.
ver-hoehen sivv. überhöhen; an Höhe übertreffen: rechte als
der cedrus verhoehet boume mannicvalt, Legende 383.
ver-höhung* stf. Förderung: was in zu v. und besserung ibres
handtwerks betrachten oder aussuchen mochten, Traut. Chr. 245.
ver-holzen* sivv. abholzen, Holz schlagen: Traut. Chr. 122. im
winter sol sie (die Ausgedingerin) sich selbst verholczen (mit Holz
Jolinek, Wörterbuch. 52
818 ver-hoere — ver-jehen
versehen), im sümer sol sie bei des Welers niülners feier kochen, Igl.
Stb. V. 84 d.
ver-hoere stf. das Anhören, Vernähme einer Aussage: nach
solcher v. euch beide teil zu bescheiden und erkennen, Elbog. Chr.
127, 33.
ver-hoeren swv. 1. anhören, vernehmen, zu Ende hören, prüfen,
2. an-, erhören, 3. überhören : minen rät und murin wort habt ir
vernomen und verhört, W. v. TV. 1847. Do wir scheppen den prief
vorhorten, Igl. Str. 268. noch dem als wir denselben prief und unsers
perges puch vorhort hatten, 266.
ver-hoenmg stf. Verhör, Aussage oder Verlesung: zu v. komen,
Elbog. Chr. 79, 5.
ver-liülf-iich * Adj. behilflich, unterstützend : die vom rat waren
Fritzen wider mich seins eigenwillens vorhulflich und beistendig,
Elbog. Chr. 77, 42.
ver- hüten (ver-hüeten) sicv. behüten, beschützen: so got der
almechtige uns nit verhut, alle dadurch vorbrent wurden, Elbog.
Chi-. 111, 1.
ver-fautern* sicv. bedecken, verhüllen: sie bette ire ougen vor-
hutert = operuerat vultum suum, W — B Gen. 38, 15.
ver-hütung* stf. 1. Hintanhaltung, Verhütung: zu verhuthung
der warnung Cum zu verhüten, daß er gewarnt werde), Eger. Chr.
1184. — 2. Bewahrung: mit v. und guter bewarung gnante — stad
wol in acht haben, Elbog. Chr. 30, 37.
ver-insigeln swv. besiegeln, durch Siegel verschließen: die czwene
scheppen wollen es (das erez) vorinsigeln und czu der hutte vuren
und vorsuchen (auf seine Maßwürdigkeit prüfen), Igl. Bgr. N. 1, 9.
ver- irren swv. tr. in die Irre führen, stören, verwirren; einer
Sache berauben (Gen.): intr. irre werden, in Irrtum fallen; refl. sich
verirren, verfehlen: ei verirreter Tristan, Trist. 188. sint ich alsns
verirret bin under disen Isöten zwein? 192. daz, ich mit iueh verirret
mannes unde libes bin" „Sit ir verirret?" „Ja", sprach sie, 1018 ff.
noch der künic noch sin gebot mac uns der geburt verirren, Alex.
Anh. 359.
ver-jahen s. ver-jehen.
ver-jaworten* sicv. zustimmen: die herren des rats haben ire
stiinb dorezu gegeben, vorjowort, gemacht und ganczlichen ein aus-
sprach getan czwischen sattlern und köchermachern, das die sattler
fortan nicht nier kö'cher machen sollen, Olm. Stb. 129.
ver-jävsortung* stf. Zustimmung: mit wissen, willen und v.,
Eger. Chi-. 1196 S. 367 unten.
ver-jehen (Inf. und Part, auch vergehen, md. vergen) swv.
1. erzählen, aussagen, 2. zu erkennen geben, 3. eingestehen, bekennen,
4. versprechen, geloben mit G. d. S., 5. zugestehen, beipflichten mit
Gen. und Bat.: 1. verjahen, Traut. Chr. 71. swaz, üf die zit ie
geschach, gar er dem herren des verjach, W. v. W. 6240. 3. das
ich verjech dir — das gros ist dein barmhertzikeit, Sol. 18, 11. ver-
lieh mir = innotesce mihi, 17, 31. Item verjahet die gantze gemein,
dass diser markht zurecht hat niderzulegen und auffzueheben, wass
kauffmannsschatz ist, Chlum. IV 55. ob mir die gesworn scheppen
des voriehen (bestätigen), das ich die beschidung (Testament meiner
ver-jekung — ver-keren 819
Frau) für in hab widerruft, Igl. Espr. IV. als sie das vor uns alle
eiutreehtiklick mit einander vorjehen haben, Igl. Kspr. V S. 53.
baeten die von Thebas im sam vergeben (sich unterwerfen, wie viele
sind), so wser des mordes da nibt geschehen, Alex. 3945.
ver-jehung stf. Aussage, Bekenntnis: vorjebung, Elbog.
Chr. 2, 1.
ver-jungen swv. 1. recreare, Gr. 1, 949. 2. refl. gebären, Traut.
Chr. 241. ir ros werdin ouch gebundin und verjungst den hundin
(unsinnige Lesart; im tschech. Text: daß sie sich nicht rühren
können; in der Böhm. Chr. 19 an dieser Stelle: das sichs keines
geruren mag), Dal. 57, 16 (19, 42).
ver-kasten sivv. einfassen, einfügen : tiure borten, dar üf verkäst
gesteine, Alex. 4015.
ver-kanl'en (ver-koufen) sivv. verkaufen, preisgeben: er ist aus
dem Elbogiscben kreisz verkauft (hat sein Gut dort verkauft) und
auf Polum gekauft und gesessen Elbog. Chr. 100, 35 ; Ernst 4382.
ver-kaufunge (ver-koufnnge nur Meran 7, Anz. 19, 149. 51
(13. Jahrh.) stf. Verkauf: so taug die vorkaufunge wol, Const. III
6, 10. ein plose und erdochte vorkauffunge (imaginaria venditio)
ist für nicht czn haben, III 6, 11.
ver-keren swv. Trat, meist vor-kärte, Tart. vorkärt 1. timkehren,
verwandeln, 2. eine falsche Richtung geben, 3. vom Hechten oder
Unrechten abbringen, 4. ändern, wechseln; durch einen andern
ersetzen, neu loählen z. B. eine Obrigkeit, gesinde v. = die Dienst-
boten ivechseln: 1. czu eczlichem ous den heiligen dich vorkere
(convertere), W— B Job 5, 1. — 4. nicht rnocht verkeren iren muot,
W. v. W. 3758. mit vorkarten ougen (verdrehten) , Hier. 137, 22.
Ezechias behilt von gote, das er sein urteil vorkerte und in von dem
tod zu dem leben widerbrachte, 59, 9. wie oft vorkeren und vor-
wechseln sie (die reichen) das gewant, 36, 4. doch mochte sie (die
anfechtunge) sein hoffenunge nicht vorkeren, 22, 13. di gedenken,
das wäre gerächte czu vorkeren = subvertere, Const. IV 9, 8. durch
gäbe, durch vorchte — recht urteil vorkeren, I 5, 6. di vorkarten
di geczeugen = festes subordinando, IV 11, 10. — daz, gesinde v.
= entlassen und durch neues ersetzen, Prag. Wo. 113. wenn der
rat vorkart wurde, Igl. Str. 257 a. das di vam Elbogen — unter in
selbst iren ratb vorkert und geordent haben, Elbog. Chr. 57, 26. 50, 15.
der krig pleib un vorrichtet , wanne die scheppen wurden verkart
— Darnach wurden ander scheppen, Igl. Bgr. N. 68. 1. sint
sich di urbarer ofte vorkeren (denn sie haben die Urbar nur auf
eine gewisse Zeit z. B. ein Jahr gepachtet), DIR 18. er niak das
vorkeren (verkaufen) teurer oder leichter, wie in gelüstet, Igl. Str.
186. ir wseren ir iueh v. wolt und Luch läz,en anz, gemach (daß Ihr
Euch ändern und auf einmal bequem tverden ivollt), Alex. 20812.
ob der minnetrank sin art gein ir als gein im het verkart, Trist.
298. die den werden gunnen wirdikeit und eren und in daz, niht
v., Ernst 514. Jhesus — verkert die tische der wechzler, T — B
Mattb. 21, 12. unez das er sein wesen und stand verkert czu der
heirat, Igl. Stb. V 103 c. so mein hawsfraw iren stand wurd v.,
V 48 b. ob sie ein man nem oder ir ding verkere, das si bayretet,
V 67 b. so sie irn witibstul verkeren wolt oder verkeret, das sie ein
52*
820 ver-kerunge — ver-kiesen
man nein, III 153 b. so sie ireu witibstul nicht verkert und pleybt an
man, V 163 d. uncz daz, der Michel seinen stand verkeret oder sich
verheirat, V 163 a. so sol das (diese Vorschrift des Rates) ein czu-
kunftiger rat mit der eldisten und mit der ganczen gemein rat v.
und handeln nach der ganczen gemein fromen , IT 39 c. doch mit
sulicher underscheid, das ich das kegenwurtig gescheft, ah ich des
hernach czu rat wurde, v. (ändern) mag, 11168b. artickel saczung — v.,
V221c. die artikeln u. Ordnung v. noch gel egenheit der zeit, V 256 c.
ver-kerunge stf. 1. Veränderung, 2. Ablenkung von dem Rechten :
2. etlicher böser leute verkerunge = perversitas, Const. IT 2, 12.
ver-kewfen sicv. verkaufen, Ernst 4382.
yer-kiesen stv. 111b. tr. nicht beachten, verschmähen, verachten,
2. aufgeben, fahren lassen, preisgeben, verschmerzen, 3. nachsehen,
verseihen: 1. nicht zur Zeugenschaft zulassen: verkiesent üf mich
iuwer veken (laßt ab, mich zu hassen), Alex. 3861. ich wolde diz
leben — gerne durch dich v., 4952. verkiesent üf den keiser nit
(hört auf, den K. zu hassen), 4230. da von — der ewige zorn uf
uns alle wart verkorn (von uns genommen), 112. daz, du mich
(deinen Oberherrn) verkiesen wilt, 7057. die gote haben mich des
engelten län daz, ich sie verkorn hän, 806. der künec Philippus
bete verkorn sin muoter, 1768. daz, er den zins hfete verkorn, 4078.
waz, er von in hat verlorn daz, hat min herre gar verkorn, 10612.
min herre sinen zorn üf iuch genzlich hat verkorn. 16046. Ez, hete
durch vorhte und durch zorn Alexandern verkorn Patron — da von
tet er überker, 16098. die — minne des twanc ir wipheit, daz, die
künigin irn zorn liez, und genzlich wart verkorn und rehter liebe
wart ermant, 20484. daz. die irn schepher verkurn und die rehte
e verlorn — u. beten an die apgot, 20905. biten, daz. Mute mines
herren zorn werde üf mich alhie verkorn, 2708. daz, er verkür die
schulde, 2711. „daz. si verkorn" (verziehen), 12474. daz, er (der
keiser) verköre uff in die schulde, Ernst 5168. hat bözlieit bisher
verkorn, Ernst 1008. das er vorkiese sinen got und stehe zu Mach-
metes gebot, 4417. daz. des werden zorn gegen minem kinde si ver-
korn, 5326. darumb man in virkust, Dal. 34, 33 (8, 70). wer di
beschirmung (in den Drucken sinnlos: beschrinnung) virluset, den
rad er virkuset, 26, 5 (4, 12). Mehern sin er virloz, und daz, herczogtum
virkoz (verlor die Herzogsivürde), 166, 26 (73, 46). Der poses wort hat
(infamis) wirt vorkorn, Const. IV 12, 6. der vordachte arme wirt vor-
korn, IV 12. 7. Die nicht part haben (impuberes) werden darumb
vorkorn, das kein gerichte in irern mute ist (quia nulluni est eorum
animi Judicium, keine Urteilsfähigkeit haben), IV 12, 4. di — vor-
keuset man an dem geczeuknusse, IV 12, 13; s. gezeuge. 2. diz leben
(eines Räubers) ich lange het vorkorn, wan daz, ich ein weise was,
W. v. W. 6254 f. von ir heimüete verkorn, 5235. der (meines Landes
und meiner Schätze) erwsege ich mich, e ich verkür diu claren kint,
daz. süez,e wip, 2719. daz, wir unser e verküren (unser Christentum
aufgeben) und daz, himelriche verlüren, 3448. ich hän min guot
verkorn gar: Jupiter, Apollon, Tervigant (meine Heidengötter), 2699.
vorkisende des mannes bette = deserto thoro, W — B Num. 5, 19.
darumb man in virkust, Dal. 34, 33 (8, 70). er das kerczogtuni virkoz,
(büßte ein) 166, 26 (73, 46).
ver-klage — ver-kunnen 821
ver-klage stf. Anklage: ick nani in mit recktlicker v. für ein
rat, Elbog. Chr. 77, 26.
ver-klagen swv. zu Ende klagen, zu beklagen, aufhören, ver-
schmerzen: daz, kiiit, daz, was verkleit, Alex. 2967.
ver-klseren siov. 1. erhellen, verklären, 2. erläutern, erklären:
2. verclaret, Eger. Chr. N. 1100.
ver-kleiben swv. 1. verkleben, verschmieren, 2. verlöten, mit
Metall ausgießen: 1. da sie ein kaspel funden, der do vorkleibet und
vorpunet was, Igl. Bgr. N. 63, 2.
ver-klenen svw. verkleben, verschmieren, auch bildl. : alle gelotte
arbeit in der sal man keinen slusl einstreichen, sie sei dann besaczt;
wan sie sol recht gefidert sein und gedakt und nicht zugesmirt und
verklent, Olm. Stb. 117, 1.
ver-komen stv. I2._intr. 1. vorüber, zu Ende gehen, 2. ausgären,
3. übereinkommen, ein Übereinkommen treffen mit, 4. vergelten, 5. tr.
mit Akk. der Pers. vorangehen, zuvorkommen, 6. sorgend entgegen-
kommen, zuvorkommend behandeln, 7. verhüten, -hindern: 5. vor-
kumen haben mich die tage meiner peinunge = praevenerunt me,
W— B Job 30, 27. — 7. schaden v., Elbog. Chr. 31, 24.
ver-kosten swv. 1. abs. Aufwand machen, Geld ausgeben, ver-
zehren, 2. tr. bezahlen für, 3. refl. sich Unkosten machen: 2. di nicht
haben anderswo nicht czu nemen, domit sie ire teile pawen und vor-
kosten nur von dem selben ereze = um die auf ihre Berganteile
kommenden Bergbaukosten zu bezahlen, Const. III 5, 6.
ver-krauken (-krenken) swv. tr. 1. schwächen, 2. herabsetzen,
beschimpfen, 3. vernichten: 2.* intr. schwach werden, marcescere:
1. gar ungenemer und vorkranket an dürre und an mager = foedae
confeetaeque macie, W — B Gen. 41, 3. mein geist wirt vorkranket,
attennabitur, W— B Job 17, 1. — 2* wann alles mein gebein der-
schutet sich und vorkranken under mir meine fuz,z,e iu starken vorchten,
Hier. 16, 21. do verkranket niht di gesundikeit (non marcescit),
Sol. 96, 26. secht, vorkranket sind sie vor hunger, W — B Jer. 14, 18.
ver-krümben (und ver-krümmen) swv. ganz krumm oder lahm
machen: auf das sie verkrumpten meine sei (ut ineurvent), Sol.
30, 38.
ver-kumbern, -kümmern (auch mit ü) swv. 1. in Beschlag
nehmen, arretieren, 2. in die Gewalt eines andern geben durch
Tausch, verpfänden oder verkaufen, 3. einem etwas v. = vorent-
halten: das si dieselben 12 schock grossen und gerichte — vorbas
vorkauffen und vorkumeren mugen irem mitburger einem oder
inboner ir State und nicht von der stat in dheinerweis, Aussig.
Urkdb. N. 137. das di mule zu Nebetein furbas der ganezen gemein
zu Nebetein bleib und nicht vorkumert noch verkauft werd an des
rates der State zu Olomuncz wissen und willen, Olm. Stb. 154.
heuser — umb czins — Vorschüben und vorkumert, 57. Tobias
Reitmayer hat einem Juden 8 pferdt verkhumert, Eger. Chr. 771.
s. auch kommer, kummer = Pfändung des Erzes.
ver-kunnen siov. unregelm. Part. sio. und st. nicht toissen loollen,
tr. in Zweifel, Verzweiflung setzen, mit Dat. nachsehen, verzeihen,
mit Gen. der Sache: verzweifeln an, verzichten auf: des müest ir
iueh verkunnen, ob ir mit in über vart, Ales. 25717.
822 ver-kürzung — ver-läz,en
Yer-kürzung stf. Schade, Beeinträchtigimg, Schmälerung der
Hechte jemands: dardurch (durch unberechtigte Klagen) imautz un-
verantwort v. sult gesekeen, Elbog. Chr. 38, 33.
yer-ladeu stv. red. IV. 1. übermäßig belasten, beschweren, 2. be-
drängen, ,9.* vorladen vor Gericht = vor-, vur-gebieten. 3. auf einen
benanten rechtistag verladen, Igl. Bgr. N. 107, 1. uff dem felde sie
worden verladen von beres obirfluote, Ernst 1376. daz, tier mit
borne was verladen (ganz bedeckt), im mobt debein wäfen niht
geschaden, Alex. 22035. nü was daz, ein gemeine clage — si wseren
sere mit im verladen, daz, er in tet großen sebaden, 24063.
rer-lag * stm. Eröffnung eines Geschäfts : verlag des kretzsebmes
(Gasthauses) vergönnen, Traut. Cbr. 109.
ver-lagern* swv. belagern: unser Stadt verlagert bat, Elbog.
Cbr. 110, 18. so salten die ketzer unsere slösser verlagert baben,
152, 19. also baben uns die berren von Sachsen mit zweien bern
verlagern lassen und zum dritten sei wir mit dem slosz (v. Elbogen)
verlagert, 148, 19. 150, 41. 152, 7. 156, 25.
ver-lagenmg* stf. Belagerung : in der v. der stat, Elbog. Cbr.
103, 23.
rer-langst* Adv. vor langer Zeit, Elbog. Cbr. 78, 15.
ver-lankenieren sivv. (die Seiten des Bosses) mit Decken be-
hängen: ein rosbären — richlich verlankenieret gar mit edelem
baldikin, Trist. 4450.
ver-laufen stv. red. V. 1. intr. vor üb erlaufen, tr. 2. überlaufen
lassen, 3. hindernd vor etwas laufen, 4. refl. vergehen, geschehen,
sich begeben, verlaufen: was sieb in der czbeier berre kunige krig
vorlauft'en (zugetragen) bat, Mind. d. Egerl. S. 35. was sich in
sulcher vehde verbandelt und verleufft, Eger. Cbr. 1071. was sieb
in dem jar bat zugetragen und verloffen, Traut. Cbr. 34, 35. 24;
Eger. Cbr. 1089. wurde sieb darunder iebtes vorlauft'en (ereignen),
1078. das sieb die Pebem vor bunger v. (auseinandergehen) scbolden,
Böhm. Chr. 101.
ver-laufung* stf. Verlauf: umb alle gethanen Sachen v. und
geschichten — nichts pflichtig sein = für die kommenden Ereignisse
keine Verantwortung übernehmen, Stb. Brüx N. 337. u. s. effern.
ver-lauken (verlougen, -enen) swv. leugnen, ab-, verleugnen : die
gotes vor vorchte verlauken, Job. v. Igl. 1. Gebot.
ver-läz,en, -lau stv. V 1. fahren, los-, entlassen, 2. verlieren,
3. in Bewegung setzen, 4. er-, nachlassen, verzeihen, 5. geschehen
lassen, gestatten, 6. übergeben, -tragen, anheimstellen, 7. vermieten,
-pachten, 8. übrig lassen, 9. unterlassen, aufgeben, 10. mit einem
etwas v. = vereinbaren, 11. refl. sich verlassen, vertrauend hingeben:
7. Traut. Cbr. 107. 2. durch merkte und Strassen mit vorlassenem mute
stetielichen zu laufen, Hier. 204, 16. Part, verlassen = lässig, nach-
lässig, träge: ab di gewerken trege und vorlassen fanden werden
(desides et remissi), Const. I 7, 6. ab er — der pergmeister — trege
funden wird und verlasen (u. v. fehlt im Cod. H.), Const. I 7, 6.
Ulrich Tzwinglins hat zu Basel schritten hinder im verlassen, die bat
Jobannes Oecolampadius lassen ausgeben; Traut. Chr. 62. sint daz
er (Gotfrit v. Sträzburc) diz buoch verhe und sin nicht bat vol-
tichtet, Trist. 40. da sie (die rede) der meister hat verlän (= ab-
ver-laz,en-heit — ver-leihen 823
gebrochen hatte). Trist. 109. ich wil in da tuon kunt alle die iuck
baz,z,en, daz, sol iucli niht verladen, ich enwelle die hescheinen, die
iuch mit triuwen meinen, Alex. 19 100. suuder daz, in der touf verlät
(nur daß er nicht getauft ist), Alex. 13034. des wenczl geschls seligen
verlassen wittib, Igl. Stb. V 148 d.
ver-läz,en-heit stf. 1. Ausgelassenheit, Frechheit, dissolutio,
diffectio, 2. Vergehen, delictnm, oblitum : 2. vor die vorlasseuheit =
pro delicto, W— B Lev. 14, 12. 13, 28. di man pfligt czn opfern
nmme die v. in ein reinigunge, Nnm. 29, 11. wirt geopfert umme
die v. = pro delicto, Lev. 7, 7. vor die snnde und vor die v. = pro
peccato atque delicto, Lev. 7, 37. vomimet sein v. = oblita,
Lev. 5, 4.
ver-läz,unge stf. 1. Ausgelassenheit, Frechheit, 2. Er-, Nach-
lassung , Verzeihung: 2. äne hoffenunge der vorlassung (veniae),
Const. I 5, 15. di v. {Änderung) diesz bestands, Traut. Chr. 93.
ver-Ieben swv. tr. 1. verleben, 2. überleben, 3. abieben, verwelken :
verlebt = bejahrt, betagt: das die alten verlebten bürger und mit-
woner gut Wissenschaft (Kenntnis der alten Stadtgrenzen) haben,
Traut. Chr. 201.
ver-legen swv. 1. an einen unrechten Ort legen, verlegen, 2. un-
recht verheiraten, 3. abschließen, versperren, hindern, 4. ausschließen
z. B. vom Kampf, vor der Zeugenschaft, 5. entleerten, beseitigen, ver-
drängen, indem man Besseres an dessen Stelle setzt, 6. die Kosten
bestreiten, dafür aufkommen, 7. die münze v. = auf eigene Rech-
nung Geld münzen, refi. 8. sich begeben, 9. sich beköstigen, 10. eine
Mißheirat tun, 11. tr. bergm. mit Bergknappen, Bergleuten belegen:
6. Elbog. Chr. 77, 2. 76, 38. 79, 17. diweil Plumels eideni mit Mertel
arbeite und in verlegte (Geld vorstreckte), 81, 40. verleget mich mit
gelde czu dem geweitigen von meinen teilen, Igl. Bgr. N. 90, 2. ich
wil nimant mer vorlegen = Geld vorschießen , N. 90, 3. — 11. tail
auf dem bergwerch mit aigen geld verlegen, N. 92, 3. wan die
tail wer not gewesen czu verlegen, N. 85, 2. die sie betten gelegt
in die vorlegte hüte = quos in insidiis collocaverant, W — B Richter
20, 38. kein kretscham zu v. (eröffnen), Eger. Chr. 1196 S. 369. ir
wollet sie damit (mit dem Geld) vorlegen, Eger. Chr. 1210.
ver-legen part. Adj. durch zu langes Liegen verdorben, un-
bratichbar: ein verlegen acker, Böhm. Chr. 5.
ver-leger stm. 1. Unternehmer, der das Kapital für ein
geschäftliches Unternehmen hergibt : Hans Klerer mit seinem vorleger
Franz Bothener, Igl. Bgr. N. 92, 4.
ver-lehenen, -lenen swv. belehnen, verlehent man = Lehnsman,
Alex. 12259.
ver-lelienschaft* stf. Gen. Dat. und PI. — lehenschefte, Lehen-
schaft s. d : das ist bewert in andern getrewen vorlehenscheften (in
bonae fidei concessionibus), Const. III 8, 1.
ver-leib-dingen * stvv. als Leibgedinge zu weisen: alle stete,
welche einer konigin zu Behem vorleibgedinget und zugeeignet
werden, Traut, Chr. 227.
ver-leihen (-lihen) stv. IL Pr. verlech, -lih, Part, ver-lihen. la. als
Darlehen, Lehen oder Miete geben, b. bergm. das Bergbaurecht ver-
leihen. 2. schenken, zuteil loerden lassen. 3. mitteilen, zu erkennen
824 ver-leihen
geben. Ib. swaz die urbarer mit der gesworn rat von der Ygla
verleiben an pergen oder an Stollen oder geben, daz, scbullen sie tun
under der stat insigel uud daz, scbol stete peleiben an alle Wider-
rede, Igl. Bgr. U — B 1. — U — A 1. der das perkwerk vorleibet u.
reichet = qui montes porrigit, U— A 6. Werne di urberer mit rate
der gesworen us der stat czunebst dem bergwercke icbt vorleben,
is si an bergen, an Stollen, an leben adir an lebenscbeften unde das
vorbantfesten undir irem ingesegil unde undir dem ingesegil der
burger von der stat czu rechtem erbe, das sal craft haben, DIR I
18. Ein perch oder ein stolle, die gemez,z,eu sint und darnach wuest
und unpowehaft werden gesehen, die scbol man chunden sechs son-
tage, daz, die komen, der die perge sint gewesen, und sie powen.
Und ist daz, der sibent sontage furkumpt, daz, man niemant da
arbeiten vindet, so nement die urbarer di gesworen czu in uff di
vorgenanten perge und vindent sie si danne wuest und unpouhaft,
die urborer mogens verleihen und geben, swem sie wellen an alle
Widerrede, Igl. Bgr. U — B 14. Die regalherrliche Verleihung durch
die Urbarer oder deren gewaldige leiher erteilt folgende Bergbau-
berechtigungen: 1. neufänge dem, der Erz auf die Spur gekommen.
.2. definitiv: a) einen gemessenen berg = die sieben lehen, zu denen
je zwei kunigs-, herren- und bürgeriehen kommen, b) erbe im engeren
Sinne = Felder von bestimmter Größe, c) ungemessene Felder, ganze
Distrikte. 3. suchstollen. 4. erbstollen, s. d. Worte, ferner hofstat,
hätte. Regale Verleihung von Halden kommen ivohl nicht vor. Das
Verleihen ist an keine bestimmte Zeit geknüpft, kommt auch an
Sonn- und Feiertagen vor (z. B. die Verleihung eines erbes im e.
Sinne, Igl. Bgr. X. 45, 4 am Sonntag). Bei Doppelverleihung hat die
ältere, nach D I R 16 in erster Linie jene, die 6 Wochen ohne Wider-
spruch tatsächlich durch Bergbau ausgeübt wird, Rechtsgültigkeit.
Die Verleihung wird mit dem Siegel des Verleihers und der dem
Bergwerk nächstgelegenen Stadt verhandfestet, seit der 2. Hälfte des
14. Jahrh. wird die Handfeste ins Bergbuch abgeschrieben und
dieses macht dann gleichen Beweis, während einfache Aufzeichnungen
der Verleiher keine Beiveiskraft haben (DIR 31). Seit der Anna-
berger Bergordnung von 1509 und darnach der Joachimstaler hat
nur die Eintragung ins Bergbuch „in beiwessen des bergkmeisters
und geswornen " Rechtsgültigkeit und die Handfeste gilt erst als
Abschrift des Bergbuchs. Seit der Mitte des 16. Jahrh. tritt vielfach
an die Stelle der regal- die grundherrliche Verleihung oder die durch
die königl. Bergstädte. Die Verleihung von Lehenschaften erfolgt
durch deren Herren also in Eönigslehen und Überscharen durch die
Urbarer, in Bürgerlehen (in Iglau auch in Überscharen) durch den
Meister der Stadtschöffen, in Herrenlehen durch den Grundherrn, in
den „sieben Lehen" (= dem gemessenen Berg) durch den (gewerklichen)
Bergmeister entweder freiwillig durch Mehrheitsbeschluß der Ge-
werben oder gezwungen, wenn sonst der Beiriebspfticht nicht genügt
loürde. Nimant mag auch des andirn teil vorlihen wedir sinen
willen. Ist abir, das man wil vorlihen uff einem berge adir uff
einem Stollen, so sal der bergraeister den gewerken an eime sontage
adir an einem andirn tage, welcbir in gefellet, uff das gebirge czu-
sammen gebiten unde was do vorlegin wirt unde beschreiben, das hat
ver-leiher — ver-leus(t) 825
craft. — kumen halt fumf acliteil und die drie nicht, di virde
(nicht erschienene) schiebt noch die drie achteil mögen nicht ge-
hindern, di andern lihen, weine si wollen, D I R 15, 3. Wer teil an
bergen, Stollen, lehen adir lehenscheften, ap derselbe icht vorlihen
mag, diselben teil mag kein urbarer adir bergmeister eime andern
vorlihen, er siez doruff mit den gewereken unde mit den gesworen
unde gewinne si im mit rechte an , D I R 23. — verleihen und
reichen, Mind. d. Egerl. S. 17.
ver-leiher stm. Verleiher, Geber. Verleiher von Bergbau-
berechtigungen, a) regalherrliche = Urbarer oder deren (bevoll-
mächtigte) gewaldige leiher. b) gewerkliche: der bergmeister siehe
leiher u. verleihen, der kunic, der munezmeister und hofmeister des
berges czu den Chutten (Kuttenberg) meinten sie seien die oberisten
vorleiher und es gehöre ihnen das Zweiunddreißigstel des leihers.
Iglau entscheidet, daß der hofmeister — alleine Verleiher ist, das
dasselbe zweiunddreissigteil in auch angehöret. Und erfuren sich
des auch die scheppen recht von der Yglaw, das es in der Yglaw
recht stet geschrieben , Igl. Bgr. N. 22, 3 u 4. In Kuttenberg ist
nämlich der Hofmeister regalherrlicher Verleiher.
ver-leilnmge, vor-lilmnge stf. (bei L. nur R T A 1, 48, 6) Ver-
leihung: Von der v. Ist das imant spricht, das er teil habe an einem
gemessen berge, an stollen, an lehen adir an lehenscheften unde der
selbe berg adir stolle adir des andern icht mit rechte eim andern
vorlegin (verliehen) wurde unde vorbantfestet unde er griffe is an
mit büwe unde erbeit do sechs wochen unde jener hat den in den
sechs wochen nicht angesprochen, er mag ir im hinnoch nicht an-
gewinnen, D I R 16.
ver-leikaufen (ver-litkoufen) swv. für ehvas litkouf geben, ver-
kaufen: dass es — haus und hoff oder was das were — rechtlich
verleikaufft wird, Chlum. IV 9.
ver-leiter stm. Verführer, Verräter: Judas Schariot, der da
was ein verlaiter (verreter XI. Bibel) T— B Luk. 6, 16. die v. (Sadu-
ceer), Matth. 22, 23. 22, 34. 16, 6. 16, 11. manige der Phariseer und
v. (Saduceer) 3, 7; Btb. 4, 1. dirr v. (verfürer XI. B.), Matth. 27, 63.
ver-leitunge stf. Verführung: Loica .(Logik) mit der warheit
v. und krumerei , Ack. 40, 14. das (gehl) ist der sein v. in die ab-
grunde der helle, Böhm. Chr. 37.
ver- lernen swv. ganz lahm machen: wer ainem ein edil glid
vorsneidet oder vorhewet oder sust vorlemet — selbir vierde mit
frummen mannen schol er gerecht werden auff dem kreueze = kann
er sich durch Schivur mit 3 Eideshelfern von dieser Beschädigung
reinigen, Igl. B. 74.
ver-leschen sivv. tr. eigentl. und bildl. auslöschen: das ich aus
den wassern deiner barmherzikeit deinen (statt: meinen) durst ver-
lesch (satiem), Sol. 93, 16. jenen verlescht der durst (extinguit),
9, 8. in dem (schilt dez, gelauben) ir mugt verlesenen alle di
feureinen geschoz, dez, schalkhaftigen, T — B Ephes. 6, 16.
ver-leus(t) (ver-lies) stn. m. Verlust, Verschwendung : diser v.
der salben, T — B Mark. 14, 4. worum ist gemacht dirr verleus?
Matth. 26, 8. der weg, der da füret zu dem verleuse (Verdammnis,
Verderben), Matth. 7, 13. in ireni verleus (tode XI. Bibel), IL Peter
826 ver-leumden — ver-liesen
2, 12. daz, in ist ein saeh des verleuses (verdanmusz XI. B.) , Phil.
1, 28. uncz au den tag des urtails und des verleuses der ungengen
leut , IL Peter 3, 7. di (begird) di leut senkent in den tot und in
den verleuzt (verdampnusz XI. B.), I. Timoth. 6, 9. der sun des ver-
leustes (der verdamnuß XI. B.), Job. 16, 13. Dein scbacz sei mit dir
in verleiiz^z, (in verdamnuß XL B.), Btb. 8, 21.
ver-leumden (ver-liumunden, -liumden, -Humen) siov. in übcln
Buf bringen, verleumden, Part, verliumundet 1. in schlechtem Kufe
stehend, ehrlos, 2. in gutem Rufe stehend, berühmt: 1. unordentlich
wesen, das ettlich verleumnde und unverschämte leut treiben, Eger.
Str. C 123. Strafen: für ungerechte Beschuldigung des Diebstahls
dem Bichter 60 und jedem consul 30 kleine Schillinge, Igl. Str. (79a),
wer einen scheppen verleumdet, muß 3 suntag nach einander in die
Pfarrkirche gehen, auf den Predigtstuhl treten und sprechen „was
ich auf in geredet hab, darin hab ich im unrecht getan" oder „hab
unrecht geredet als ein böser" und sol sich „drei stund (3 mal) in
das maul slahen, Igl. Str. 277.
ver-Iez,-licli (ver-laez,e-, -läz,en, -laez,en-lich) Adj. ausgelassen,
frech, rücksichtslos, Traut. Chr.
ver-lieheit s. vaer-licheit.
ver-Iiegen stv. III verleumden, verlogen, lügenhaft, erlogen: die
mich also lesterlichen hau vorlogen, Trist. 3483.
ver-liesen, Vliesen stv. III abs. 1. verlieren, verspielen (bei
Spiel, Kampf, Los), 2. sich verlieren, aufhören, tr. 3. verlieren,
■1. dem Verderben preisgeben, zugrunde richten töten, 5. unnütz, ver-
gebens etwas tun, 0. ohne Erfolg brauchen, 7. nicht tun, unterlassen,
8. aufgeben, refl 9. sich verlaufen, verloren gehen: 3. die bergrech t
— die von den burgern von der Ygla und von den eldesten berg-
luten bestetiget und beschriben sin — eim iczlicheii bergmanne czu
vorlisen und czu gewinnen, DIR Vorrede. Von teil vorlisen: wer
teil hat an bergen, leben, Stollen adir lehenscheften, di mag im
nimant von vorsumenisse der koste angewinnen, er erheische denne di
kost mit dem bergmeister adir mit sinem (dessen) boten unde mit
czweien gewereken, DIR 22. erbteil für kost Verliesen, D I R 22 a.
wer teil an hespeln und lehenscheften vor kost gewinnen wil, der
darff nicht mehr darüber clagen dan drei arbeitende irer (= erer)
tageschicht (= 3 Tage), das heissen drei lannge schiebt, wann er
di geclaget und boten genemet und si heischet alss recht ist, so
hatt er gewunnen, DIR 22b. Ist das iemant tail an eim gepirge
[hat] und außerhalb landes ist, versäumet sein besteiler oder sein
pfleger drei gedinge, daz, er seiner cost darezu nicht geit, er ver-
teilst sein tail mit rechte, DIR II 28a. — 4. = perdere, W — B: vor-
lisen wil ich die stat, W — B Jer. 45, 2. vorlise wir sie us dein
gesiechte = disperdamus eam de gente, Jer. 48, 2. vorlisen wil ich
vou danne die kunige, Jer. 49, 38. nu wiltu so vorlisen den
gerechten mit den ungerechten? (mun quid perdes), Gen. 18, 23.
anevank der beiden Amaleth, des leczten werden verlorn = prin-
cipium gentium Anialec, cuius estrema perdentur, Xum. 24, 20. ver-
loren in ein mer (= mtere) allen volken = perditus in fabulam
omnibus populis., Deut. 28, 37. Von Jacob wirt, der do herrschet
und wird vorlisen die bleiblinge der stat = De Jacob erit, qui
ver-liesunge — ver-ligen 827
dominetur et perdat reliquias civitatis, Num. 24, 19. bist du kumen
uns ze Verliesen (verderben), T— B Luk. 4, 34. der da mag verlieseii
(verderben) di sei und den leib in di angst, Mattb. 10, 28. Herodes
sucht daz, kint e^ zu v. (verderben), 2, 13. ez, verlose sie alle (ver-
nichtete), Luk. 17, 30. die alten unterweisten daz, volk, daz, sie
ieschen Barraban und Jhesuni verlurn (zum Tode verurteilten),
Matth. 27, 20. er mag daran Verliesen (es kann ihm dabei schlecht
ergehen), Alex. 4193.
ver-liesunge stf. 1. Verlust, 2. Verderben, perditio : 2. alles volk
israhel wirt mitsampt dir in der vorliesungen (!) zustoret, W — B
Judith 6, 3. gelauben, daß die geisselunge unsers herren sam die
knechte mit dem wir gestrafet werden, zu unsers lebens pesserunge
nicht zu seiner vorlisunge uns sei bekumen, Judith 8, 27. 1. bei
vorliesunge aller irer teil = sub amissione, Const. II 1, 16. bei
unsern hulden und vorlisung alles gutes, Const. II 3, 6. pei v. der
sach und aller gerechtickeit, Elbog. Chr. 133, 23. das gepiteu wir
euch bei v. ewr guter, 29, 28. bei v. aller ewr privilegia, 129, 26.
130, 14. für (vor) der v. (Eroberung durch die Slicks) der könig-
lichen stad, 43, 4. in der v. der stad van den gnanten hern, 34, 18.
ver-ligen stv. 1 1. tr. 1. verlegen, versperren, 2. versäumen, ver-
nachlässigen, 3. refl. durch zu langes Liegen verderben, erschlaffen,
4. intr. liegen bleiben, zurückbleiben, 5. bergm. tr. den bau verligen
län = den Grubenbau nicht rechtzeitig beireiben und dadurch das
Eigentumsrecht, Bergbaurecht verlieren: 5. Wie man den stollen oder
vorlegen gepirge ausruffen schol, wenn es 6 Sonntage in der Kirche
atisgerufen ivorden, wird es am 7. von den Urbarem anderweitig
verliehen, Igl. Bgr. U — A 7; U — B 14; Deutschbroder R. (71). grueben,
weliche sich iar und tag oder 4 wochen — verlegen hetten, Igl. Bgr. N.
88, i. ich muett und beger — ein verlegen stollen, Igl. Mut. 20. wenn
(da) sich kein gemein (Gemeindeland) nicht vorligen mag, Igl. Str.
292. Daher verlangen wohl auch die Iglauer, daß sich die Bürger-
lehcn und die von ihnen für die Stadt (Stadtgeschworenen zur Zeit
der Verleihung) und nicht für den König in Anspruch genommenen
Übcrscharn nicht verligen: Burgerlehen, die in desen (diesen) bergen
legen, di vor benant sin, habin das recht, wo der rase czubrocheD
ist, das si nicht vorlegin mögen, DIB, 6, 1. Vgl. Freiberg. Bergr.
B § 27. Dagegen kämpfen die Const. an, da nicht einmal die
Königslehen vor dem Verliegen geschützt sind: Und dovon so wollen
wir nicht leiden — das di purgeriehen meer vortailes haben sullen,
denn als unsern leben angesetezet ist und den siben lehen, die czu
iczlichem perge gemessen sein — Und dovon, als oft furpas di purger-
iehen also lang czeit ungepawet bleiben, das si uns schuldicleich
czugeteilet werden, so gepiete wir, das von den selben lehen als
vou andern gerichtet sullen werden, Const. II 3, 9. Nicht abgebaute
Bürgerlehen müssen jedoch, auch wenn sie sich nach Ansicht der
Iglauer nicht verliegen, ihr Wasser halten; denn welich lehen di —
geswornen leute — besagen, das si di andern trencken, di sal man
czu den andern eigen in drien tagen, di heissen dri lange schiebt,
DIR 6, 2 (den der den andern durch Wasser hindernde Berg wird
diesem zugeeignet, U— A 8; U — B 16; Const. II 3, 7 u. 10). — Frei-
schiirfc verliegen sich sofort, wenn sie nicht unausgesetzt in Bau
828 ver-limen — ver-loben
gehalten werden: Aber ander gepeude des feldes, als palde di ledig
sein, so belehent man di, di es aufgevangen und sich des under-
wunden haben, Const. III 5, 15. Neufänge dürfen nicht einen
Tag aussetzen, Freiberg. Bergr. A § 10: ein bü vorligt sich in einer
tageschicht. — Gemessene Berge haben 6 Wochen Frist, U — A 7;<
U — B 16: Dentschbr. R. 72: DIB, 6,2; nach jüngerem Recht nur
3 Tage: Const. III 3. 7 u. 10; Igl. Bgr. N. 66, 3: so schol man di
(durch Wasser bedrohende, trenkende) grübe und die lehen von dem
,.vreien stein" aigen czu dem lehen von dem „alten stein" in dreien
tagen. — Vrau, habet ir dem perkwerk nachgevolget, sam ein recht
ist, und hat das beweist mit scheppen, die auf dem pergwerk
scheppen sind, also perges recht ist, das es drei erer tagschicht ledig
ist gelegen und si es ledig haben vunden, und seit darüber auf dem
selben perge ein gerichte gesessen, als ein recht ist, so teil wir
euch czu einem rechten, das dasselbe perkwerk czu ewer haut ist
gevallen , Igl. Bgr. N. 82. Vgl, Jochimstaler Bergordn. Art. 7. Die-
selbe Frist hat eine Lehenschaft: Ein vorleiher hatte (icas vom
Oberhof Iglau als richtig erklärt wird) vorlihen ein lehenschaft
andern arbeitern, die er ledig fant drei lange schiebt nach der
saezung des rechten, N. 81. Für Feiertage und Viqilien besteht keine
Betriebspflicht, Const. ITI 5, 13. 15. So auch Freiberg. Bgr. A 12;
in Schemn. R. 14 haben zu „ostern, pfingsten und weinnachtun — l
alle und jegliche perkwerch frei vierezehn tag dornoch, das mon |
kein perckwerch belegun mag {braucht), das do vor gepaut ist. —
Das kein berehwerk sich nicht vorligen mag durch koste willen;
der di gewerken di mögen di teil, di verloren sein durch koste
willen, wol in de gemei paun ade vorlehen, vorkaufen, wen si wollen,
Igl. Rspr. rV. Zu lang, über die vereinbarte Zeit liegen: als mannich
tag und nacht die kaufmannschaft (verkaufte Ware) sich verligt beii
dem Verkäufer, als oft schol er ie der stat 5 pf. haller geben, Eger.y
Str. XV 6. — ir deheiner solt den hof verligen, = versäumen, zu dem\
Hoftag zu kommen, W. v. W. 6978. — wenne das haus jar und tag
sich vorligen hat, das das vorkauft werd und wer denne eklere
und ausweisung haben wirt, derselb derheb das gelt als ferre es
langt, Igl. Stb. III 40a. ich sol mich niht als ein wip verligen,
Alex. 1654. ich sol mich nicht v., 2270. von gemaches — het
Darius sich verlegen, 5418. des auch die gote nämen war, die ir
hochzit niht verlägen, mit in sie da fröide phlägen, 6954. daz, sie
sich iht verlangen und von den schiffen stürmens phlsegen, 9289.
Ich hän mich "hier verlegen und lange nicht ritterschaft gepflegen,
Ernst 4443, die Heinrichs huote phlägen, gar daz, verlägen, 848.
verligender hund (ivohl Vorstehhund, weil er vor dem Wilde liegt,
Eger. Chr. N. 1011. 1016.
yer-limen sivv. verleimen, vermauern, versperren: ir bliben er
aldä swuor: er wolde v. in die clmis, Alex. 20 915.
ver-loben swv. tr. 1. zu sehr loben, 2. zu tun geloben, ver-
sprechen, 3. geloben, nicht zu tun, verschwören, verzichten auf, 4. mit\
Akk. d, P. aufgeben, fahren lassen, abweisen, nicht mit einem um-
gehen, 5. ein v. = ihm Treue und Gehorsam aufkündigen, refl. 0.
sich verloben, 7. sich verpflichten, S. mit Gen. d. S. verzichten auf:
die das tuen , daz, si got verlobt haben, Job. v. Igl. 2. Gebot.
ver-löne — ver-meiligunge 829
ver-löne stn. Lohn: er verleust nit sein verlone (Ion, XI. Bibel),
T— B Matth. 10, 42.
ver-lost s. ver-lust.
ver-lösungen sivv. die losunge für etwas entrichten, versteuern:
iglich erbe nnd guter verwesen und v., Eger. Str. C 81. wer sein
gut nicht recht verlosungt hat, Aussig. Urkdb. N. 139 das czinsgelt
v., Igl. Str. 192. das erb — mit seinem aid, oft verlosunget hat,
82a. mein vater hat verlosunget hundert und sechczik schock
wissentlich ewern losungeregister und hat des ainen gesworn (zum
Zeugen einen Geschworenen), 300. mein fettr — sol mein haus ver-
wachten und v., Igl. Stb. V 163 a. er sol den hof v., V 25 d.
ver-lust (auch vlust) stf. 1. Verlust, 2. Verderben, Schaden:
2. von seiner sele vorlust = de periculo animae, W — B Spr. 7, 23.
Heinrich nam doch vorloste (erlitt Verluste) mer, Ernst 928. von wegen
einer Verlust, dorumb er mit ir ein freundlich berednus thun hab,
Igl. Stb. V 195 d. die verlust was Ernstes herzenser, Ernst 2250.
ver-lustbiere Adj. Verlust bringend oder habend: die wip
clagten verlustbceren tac, do er rfimte Kriechenlant, Alex. 7488. an
dem v. tage üf zöch die sunne im schin, 16274. dirre verlustbseren
zit, 16833.
ver-lustecliclie-, -en Adv. mit Verlust verbunden: wir haben
den wären sorgen funt an dises strites stunden verlüsteclich erfunden,
Alex. 8844.
ver-lusten sivv. unpers. mit AJck. d. Person = mir beliebt, ich
will: si mugen es (das pussgeld) wenden, wo sie hin vorlust, noch
irem willen, Igl. Bgr. N. 52, 5.
ver-niachen sivv. tr. 1. zertrümmern, verderben, vernichten,
2. festmachen, bekräftigen, bestimmen, 3. zumachen, versperren,
•stopfen, 4. einschließen, -packen, -fassen, verbergen, verbinden
(Wunden), 5. durch Testament vermachen, überhaupt schenken, 6. refl.
sich vermummen: ein schuldbrief, so di schuldinger den gleubigern
über sich vermacht, verprieft und gegeben haben, Igl. Bgr. N. 107, 2.
verbürgen und vermachen, Mind. d. Egerl. S. 32. was er dem Hans
lewgkeb obgeprochen hat an seim doche — das sal er im hiwider
vermachen, Igl. Stb. III 201b.
ver-mperen s. ver-meren.
ver-maledeiung stf. Verdammnis: bei der ewigen v., Eger.
Chr. 1125 S. 303.
ver-meiden sivv. ausweichen, vermeiden: di Tutschin er begunt
nicht in Behem zu der stunt laszin und wart si virmidin, Dal.
162, 26 (72, 13).
ver-uieilen sivv. beflecken, beschädigen: das leichte sein reines
unschuldig hertze vormeilet wurd von angesichte der weibe, Hier.
204, 9.
ver-meiligen swv. beflecken, beschädigen: Und do got hette
gesehen, das vormeiliget was die erde, wenne alles vleisch czuhrochen
nette seinen weck uf erden, do sprach er zu Noe, W — B Gen. 6, 12.
die eintweder vormeiligt ist oder valsches wanes wirt geezigen,
Num. 5, 14.
ver-meiligunge * = vermeilunge stf. Befleckung: an vor-
meiligunge der sunden hat er (Gott) mich herwider geruft euch
830 ver-meilung — ver-mieten
vrolichen in seiner sigennnft in meiner empfliehunge und in euer
erlosunge (me vobis gaudentem), W — B Judith 13, 20. von den
profeten ist ousgegangen v. ouf die erde (pollutio), Jer. 23, 15. nis-
nicht, da^ seiner ere niocht vermaligung pringen, Igl. Stb. IV 182 a.
ver-ineilung, -e stf. macula: v. der unreinikeit, Sol. 68, 27.
ver-melden swv. 1. kundtun, toovon andere nichts ivissen sollten,
angeben, 2. erwähnen: an dem vermelten {oben genannten) freitag,
Igl. Mut, 24. er vermeldt bat sein geltschuld, Igl. Stb. V 153 b. ich
vermeld beraiez malcz czwai prau, V269d.
ver-meiigen swv. 1. vermengen, mischen, 2* gegeneinander auf-
reizen: 2. wenne uns unser volk gegen einander tar vormengen und
vorwerren, Böhm. Chr. 53. die Wrssowiczer, die die fursten gen
einander vormenget batten, 53. der den künig mit seinem sone
vormengte (entzweite), 85.
ver-ineren (ver-masren) swv. 1. offenbaren, verkünden, verraten,
2. in guten oder schlechten Ruf bringen, berühmt oder berüchtigt
machen: 2. diese was allen dingen an tilgenden gar vorinert
(famosissima), W— B Judith 8, 8. di vormerten man = viri famosi,
Gen. 6, 4. dir — maier — wart vermert (beschiddigt) vor im, als ob
er het verwust sein gut, T — B Luk. 16, 1. wan si vergiengen aus,
si vermerten in in allen dem land (verbreiteten seinen Ruhm und
seine Taten), Matth. 9, 31.
ver-merunge (von dem vorhergehenden verinseren) stf. faina,
Ruf, Gehort hat der kunig von Babilon ire v., W— B Jer. 50, 43.
ver-me^en stv. 1 1 tr. 1. ausmessen, 2. bestimmen, verabreden,
3. falsch messen, verfehlen, 4. refl. übermütig, kühn sein, sich erkühnen,
anmaßen, behaupten, sich anheischig machen: 4. volvert di vrau mit
irem prieff, als si sich vermessen hat, si geneust sein, Igl. Bgr.
N. 90, 7. volvert di vraw — mit iren geezeugen, als si sich vor- 1
vormessen hat, Igl. Str. 248. als man sich des geezugen vormesseu
hat (von ihm ericartet hat), 247. also als er sich in seiner ant-
wort vormessen hat, 2G0.
vor-mi'^^en part. Adj. vom vor igen: kühn, verwegen: die ritter-
sebaft vorme^en begouden sich rottieren, Trist. 920. aht künige
wert vernieten, die mohten haben liute vil, Alex. 21 816.
ver-iuez^ung* stf. unrichtiges Messen, Täuschimg, Traut.
Chr. 121.
ver-mieten sivv. tr. verdingen, vermieten, locare. Bergteile
werden vermietet, wenn ein einzelner Gewerke (= Besitzer eines An-
teils an der Förderung) dieses sein Anrecht, sei es gegen eine fixe
Summe, sei es gegen eine Quote, am Ertrag einem andern verpachtet,'
gleichsam eine Verlehenschaftung nicht seitens der gesamten Gciverken
sondern seitens eines einzelnen, im Igl. Bgr. vielfach auch lehen-
sebaft genannt, wie die Antcüquote auch „eigenschaft" heißt. Der
Gewerkschaft gegenüber geschieht sie auf Gefahr des Teileigentümers
(Goslarer Bgr. des 14. Jb. Art. 30). Dornach sein eczliche einliczige
lehenscbefte, ab einer allein ader auch nur czwene aus den gewerken
ire teile vorleiben (== vermieten) czu pawen umb ein genant teil
gewiunes, Const. III 4, 1. Ist das ein man siner teil icht vorlibet
eim andern manne, is si an bergen, stollen, leben adir an leben-
scheften unde ist das jener, der si czu lcbenscbaft emphfangen bat,
ver-niischen — ver-nemen 831
siner eigenschaft nicht engebit — er vorlust mit rechte sine lehen-
schaft. Ist abir, das er des nicht gehabin mag, deine di eigenschaft
geboret, so sal er si nsteilen (zum Aufheben geben) mit wissen eins
gewerken nnde sal si etweme befeien, D I R 2-1. v. = verleihen ein
wenig ertragreiches Bergwerk mit „Steuer" (Unterstützung durch den
Regalherren) ganz vereinzelter Ausdruck: vor eczleich czeiten ge-
schehen wer, das man perkwerk vormiten und hinweg mit Steuer
lassen wolde — wer diese übernimmt, hat die Pflicht, wen im got
ercz beschert, dem kunge bevoraus ein sechczenteil zu geben, Igl.
Bgr. N. 42, 1.
ver-inischen sivv. 1. vermischen, 2. geschlechtl. sich vereinigen,
3. verstecken, 4* mehrere Ämter vereinigen, kumulieren: 4. es ist
unpillich noch den redlichen satczungen, ob mit vormischten werken
di ampt betrübet {vernachlässigt) werden , Const. I 7, 23. — 2. mit
einem knechte (cum masculo) vormische dich nicht noch weiplicher
gelust; wenn es ist ein Unmenschlichkeit (du sollst nicht Päderastie
treiben), W— B Lev. 18, 22.
ver-inischunge stf. Beimischung, Zugabe, addi tarnen tum,
2. Beischlaf, coitus : 2. in der hicze ' (der Schafe) vormischunge,
W— B Gen. 30, 39.
ver-morgengäben siov. seiner jungen Frau als Morgengabe
geben: das marggraff Theobald seiner (mit Friedrich Rotbart ver-
mählten) tochter Adelheid di stat Eger u. das ganze Egerland —
soll v., Eger. Chr. 3. der Wenczl hat der jungfrawen Margarethn
vermaringabt c gult. in jar frist dornoch sol si eriben in drittail in
allem seinem gut, Igl. Stb. V 90 a; V 148 a; 152 a; 260 c.
ver-iimgen, -mügen unregelm. Zw. intr. 1. imstande sein,
2. Gewalt haben über, etwas vermögen, 3. wozu überreden, refl.
4. Kraft haben, imstande, 5. im Besitze sein, 6. mündig sein: 5. an
fürstlicher tugende was er sich vermugende, W. v. W. 3674. noch
bas; min herze ist hügende, an fröuden sich vermugende, 955. aller
brach gantz vermugender = Gott, Ack. 56, 9. nach irem besten
vormiegen (Können), Traut. Chr. 136. Do ich was vermugende und
gap lere der tugende, Alex. Anh. 1285. schäm ist aller tugende
gerlich sich vermugende, 1546.
ver-inüten (-muoten, ndrh. vermöden) stvv. refl. mit Gen. ver-
muten: Arevna sach und vormute sich, das der kuuic und seine
knechte wolden geen zu im (Conspiciensque Areuna animadvertit
regem et servos eius transire ad se), "W — B II. Kön. 24, 20.
ver-nrejen, »neen sivv. ein-, zuschnüren, einwickeln, durchflicken:
da, (in ihr Hemd) het sie sich vornet so minnenclich, Trist. 737.
ver-nemelicli Adj. (bei L. nur DFG 424c, perceptibilis) ver-
ständlich: domite ich der e genanten meister schrifte aus latein
gebracht habe zu vornemelicher deutscher zungen, Hier. 231, 8.
ver-nemen stv. 12. tr. fest-, gefangen nehmen, 2. Part, vernomen
= befangen, betrübt, 3. anhören, vernehmen, erfahren, 4. unter-
nehmen, wagen, 5. erfassen, begreifen, intr. mit Bat. d. P. auf einen
hören, anhören: vornemende got = intelligens Deum, W — B Ps.
gib ein Vernunft, die dich vernem = qui te intelligat, Sol. 3, 9.
davon vernimpt si dich niht, das si dein licht nicht begreifen mag,
Sol. 4, 32. der sich vornimet = qui intelligit, W — B Ps. 40, 3.
832 ver-nemlich-keit — ver-pfeien
sinnic man — diz meinen rechte vornirn: man nennet iz eclypsim,
Trist. 236 f. si vernamen (verstanden) nit daz, wort, T — B Lnk.
2, 50. er want, daz, sein brudern vernemen (verstünden, XI. Bibel)
daz, in Got geb di behaltsam durch sein hend, und sie vernamen
sein nit, Btb. 7, 25. di vernamen sich ainhellig an di dink (waren
sehr aufmerksam auf), di da wurden gesagt von Philipp, 8, 6. er
vernam sich an si (schauwet in si, XI. Bibel), 3, 5.
ver-neinlich-keit stf. richtige Auffassung, Verständnis: alle v.
= intelligentiam, Sol. 80, 22.
ver-nenier (bei L. nur D F Gr 424 c pereeptor u. Ack. 41, 15)
stm. der etwas versteht: Angnr, der vogelkosz vernemer, Ack. 41, 15.
ver-newen (-niuwen) swv. 1. ernennen, auffrischen, restaurieren,
2. reformieren, 3. verjüngen, 4. wiederholen: 3. ein vernewends licht
= lux renovans Sol. 100, 20. zu meines heiles vernewenden Jung-
brunnen, Ack. 7, 12. sand wenczlab pild sol man (für das Geld)
vornewern, Igl. Stb. III 329 d.
ver-nemvung (ver-niuwunge, -nüwunge) stf. Erneuerung: eins
ratz v., Elbog. Chr. 57, 2.
ver-nimi't (ver-nunst, -nust, -nunft, -nuft) stf. swf. (stmn.?)
1. Wahrnehmen durch einen Sinn, 2. Verständnis, Einsicht, 3. Khig-
heit, Vernunft: ungewapente leute — äne vornunft (sine peritia)
streitender kunst. W— B Judith 5, 27. leuten, die in großen ver-
nuften vormals geubet sein, Hier. 16. 25. alle, die mit vornunft
faren = cum ratione regentes, Const. I 2, 2. es ist czu wissen, das
di vornunft kauffens und vorkauffens Ursprung hat von der wechse-
lunge (vom Tauschhandel), Const. III 6 Einl. sich irren von der
warheit vornunft, Const. I 8, 1. die wile wir craft und verminst
haben, Alex. 14372.
ver-mmi'tig (ver-nunstic, -nünftic) Adj. vernünftig, verständig,
klug: wenn der junge ap tot ist unter seinen vornunfftigen iareu,
Igl. Str. 305; sie heißen anni discretionis, 335; anni maturi, 328.
ver-nunftikeit (und ver-nunsticheit) stf. 1. Kunde, 2. Vernunft:
die gerehtikeit wirket in der v. natiurliche edelkeit, Alex. Anh. 1515.
ver-nuni'tiklichen* (bei L. nur das Adj.) Adv. in vernünftiger
Weise: irrikeit vornunftiklichen suchten, Hier. 7, 4.
ver-nuiift-leit* sin. Schmerz für all mein Denken: ir (Tod)
wolt mir mein ungeheuer sinnenleit, v. unde herzeleit ausz den
äugen, ausz den sinnen slahen, Ack. 14, 16.
ver-nunst s. vermmft.
ver-oeden* (ganz oeden swv.) swv. ganz öde machen, verheeren:
Jherusallem ist verödet = desolata est, W— B Js. 64, 10.
ver-ordenen swv. 1. in Unordmtng bringen, 2. vernichten,
3* ordnungsgemäß entsenden: 3. als ir für uns verornt habt eure
mitaidgenossen, Igl. Str. (76) S. 344. bekentnis verordent und ver-
hört, Igl. Bgr. N. 84, 1. di er vorordent (geordent, XL Bibel, dazu
bestimmt) — di hat er gerechthaftigt, T— B Rom. 8, 30.
ver-pfandung* stf. Verpfändung: durch diese v. (v. 1315) hat
Eger aufgehöret ein reichstatt zu sein, Eger. Chr. 10 S. 16.
ver-pfeien (ver-phien) sut. tr. vor einem phi ausrufen, mit
Abscheu zurückioeisen, verhöhnen: künde ich gescheiten, kund ich
euch verpfeien, das euch wirsch wurde, Ack. 9, 14.
ver-pfenden — ver-reichen 833
Ter-pf enden* sivv. verpfänden, als Pfand geben: den pfanthern
unterthenickeit leisten, als auf verplant gut leuth gehoert, Elbog.
Chr. 65, 45.
ver-pfenigen* stvv. (im kleinen?) verkaufen: daz, malcz sol man
v. oder verpraien, Igl. Stb. V 96 b. so laz, ich 17 Sweidniczer alt
pir und czwo tunnen, wen man di vorpfenigt, Igl. Stb. III 112 a.
ver-pflegen stv. 1 1 zu pflegen aufhören, sich einer Sache ent-
schlagen: durch den ir daz, reht wolt län und gerihtes v., Alex. 1487.
rechtes verphlegen, 1505. sie muosten des ritens v.: die sunne het
schines sich bewegen, 3503. dö wart frinntschaft gar verphlogen,
3626. sie muosten lebens vor im v. , 8234. dö man der höchzit
(so großes Fest) verphlac, Alexander sich bewac durch die wunden
wolt er bliben, 3933. der vierde tac liehtes schines gar verphlac
die sunne ir lieht verbarc, 10289. durch sie er trürens gar ver-
phlac, 4031. da die swarz geverwete diet (Ägyptens) liehter varwe
gar v., 9763. man muoz, noch büwes da (in der Wüste) v., 9788.
da von sie lebens muost v., 10502. die sunne gegen dem äbent
zöch, irs liehtes sie verphlac, 12355. daz, er sinne verphligt unde
gar sich bewigt eren guotes unde libes, 319.
ver-pflicht stf. Verpflichtung: so sagen wir — bei unser war-
heit und v. unser bewust (ivas wir loissen) also, Elbog. Chr. 35, 1.
ver-pflichten (-phlihten) sivv. tr. 1. verbinden mit, 2. haftbar
iverden, 3. refl. sich verbindlich machen, sich verbinden, versichern,
versprechen mit Gen. d. S. oder abhäng. Satz: das man keinem
Juden mit nichte gestatten sal uff ir(g)ent kein haus ader erbe in
der stat und für der stat weder in dorffern, die czu der stat geboren,
gelt czu leihen weder die czu verpflichten noch umb das hauptgelt
(Kapital) weder um den gesuch (Zinsen), Olm. Stb. 58. dö sich v.
in der tavernen kinder, Alex. 2412. das wollen wir mit unsern
armen verpflichten dinsten gein ewern gnad — verdienen, Elbog.
Chr. 43, 32.
ver-pflichtigen * swv. : wi vil bin ich verpflichtigt dich liep zu
haben, Sol. 17, 28.
ver-, vor-pfluck-brief* stm. Brief oder Urkunde ausgestellt auf
einen Flüchtigen, Elbog. Chr. 88, 30.
ver-rater stm. Verräter, T — B Mark. 14, 44.
ver-ratnisse, -rsetnisse stfn. Verrat, Verräterei: sorge vor ver-
retnisse, Böhm. Chr. 11.
verre Adj. fern, weit, entlegen, subst. diu verren — die ent-
legenen Gebiete: von seinen verren hab ich dich gerufet = a long-
inquis eius (terrae) vocavi te, W — B Js. 41, 9. er sach die stat von
verrens, Gen. 22, 4. 37, 18. von verren, Gen. 24, 63. die ander seite
— in der von Trautnaw Bürgerwalde über die rechte grenitze fehr
(wohl verre) hienüber eingriffe gethan mit ausz - ackerung der alten
grenitzen, Traut. Chr. 205.
ver-reden swv. tr. 1. zu Ende reden, 2. durch Reden zu Ende
bringen, eine Sache austragen, 3. ablehnen, 4. versprechen, geloben,
5. refl. falsch reden, sich verreden, 6* Falsches von jemandem
berichten, Elbog. Chr. 160, 1.
ver-reichen swv. gerichtlich oder durch die Obrigkeit, Behörde
übergeben: der das perkwerk leihet und vorreicht, Igl. Bgr. U — A 15.
Jelinek, Wörterbuch. 53
834 ver-reiteu — verren
von den vorreichten lehenscheiten an wissen der gewerken, Const.
in 5. so wir in (nusern erbthern = Grundherrn) solliches vorreichen
und gehen, so haben wir in verreichet und geben ire gerechtickeit
an iren erbzinsten , Rüge v. Pröhl N. 6. vorreicht und vorkouft
czwo fleischbenke, Stb. Brüx N. 119. do her Salomon an dem totbet
dir sein weiszheit verreichet, Ack. 26, 13. das selbig (die Erbschaft)
hat im sein vater — gancz und gar verraicht und ausgericht, Igl.
Stb. V 158 a. man sol in die XX seh. nicht v. unez czu iren
mündigen jaren, V 201 d. der frauen Ela das haus sunderlich von
irem prüder verrecht und geben ist, Igl. Rspr. XIII.
ver-reiteu (ver-riten) stv. IL. intr. 1. auseinander, ausreifen, 2. refl.
sich beim Reiten übermäßig anstrengen, 3. zu weit reiten, sich beim
Ritt verirren, tr. 4. reitend hindern, 5. reitend überholen, 6. zuschanden
reiten, 7* rechtl. durch Umreiten seitens der Geschworenen in Augen-
schein nehmen, abgrenzen: 7. das erb — kegen hoff an scheppen stat
verriten hat, Igl. Str. 82 a. — Wenn vom Wasser besonders hart be-
drängte Gruben, z. B. mehrere Berge und verschiedene Lehen zu-
sammen (zusarnniengeslagen, zu häuf gelegt) eds Abbaugebiet, erbe
oder erbgebirge verliehen iccrden, und zwar befreit von allen Abgaben
außer der Urbar, so werden dessen Grenzen verlochsteint und vom
Verleiher (dem obersten Regalbeamten) mit einer Abordnung des
Stadtrates umritten (erbe bereiten und verreiten, raontanam here-
ditatem circumequitare z. B. Freib. Urkdb. II S. 9; D I R 4, 1; Const.
II 3, 8) : was im — czu einem erbehaf tigen Stollen — verriten
(berethen) adir gegeben sei, DIR I 4, 1. die vorriten den Meyss-
nern die stat (wollten sie nicht hineinlassen), Böhm. Chr. 103.
ver-reiten swv. Rechnung ablegen über, verrechnen: Prag. Rb. 109.
ver-reiter* stm. ein Schimpfwort: Valtein hat geschrirn: „Es
leigt (Lhr lüget) als die erlesen verraiter". Dorauf hat Steffi
gesprochen hinwider: ,du verhaiter gocz, verraiter selbs, du letil, du
schelkel; bist endlich und frum vom vater und mueter, kküni her
czu uns!' Igl. Str. (68) S. 333.
ver-renken swv. verbiegen, -drehen, mit Dat. d. F., auch refl
vorrenke ir das houpt czu dem halse und reisse ouf die stat der
wunden (retorto capite) W— B Lev. 1, 15.
verren Adv. 1. fern, 2. fernher, von fern, 3. weit hin, entfernt,
4. mit Eifer, 5. sehr: das ettlich gewerken von ferren (seit langer
Zeit?) auf ewer hern perkwerk — czechen und gruben paun, Igl
Bgl. N. 79, 1. er sach di stat von verrens, W— B Gen. 22, 4. 37, 18
von verrens und von den endlisten teilen der erde (de longinquo et
de extremis terae finibus), Deut. 28, 49.
verren swv. 1. intr. in die Ferne schweifen, 2. intr. oder refl
fern iverden oder sein, sich entfernen oder fernhalten, tr. 3. in die
Feme führen, 4. fem halten, entfernen, entfremden, entziehen, 5. einein
ausweichen: trüren inuoz, mir verren = ich bin ganz glücklich,
Alex. 1191. das du etzleicher mas dich von mir hast geverret
(elongasti a me), Sol. 38, 30. das verret sich von mir dester breiter
= magis elongatum est a me, Sol. 62, 13. wer sich von dir verret.
der muz, ewielich vorderben, Hier. 89, 10. leute, die sich von —
gotes gnaden verren, 207, 13. verret euch von im in sulcher weite
als der sunnen aufgank ist geverret von irem undergank, 144, 11
ver-retig — ver-richtnus 835
als sich der sunnen aufgank von dem undergank verret, 207, 20.
von dem (mau und kindeu) mich Krist geverret hat, W. v. W. 4255.
ver-retig (bei L. nur das davon abgeleitete Adv. : vemetecliche)
Adj. verräterisch: der ungetrewe vorretige teufel, Hier. 157, 8.
ver-retmisse (ver-rätnisse, -rsetnisse) stfn. Verrat: keinerhand
vorretnüsse = nee ullas insidias, W — B Gen. 42, 31. sorge vor
verretnisse, Böhm. Chr. 11.
ver-ricliten sivv. tr. Akk. d. S. 1. in Ordnung bringen, ein-
richten, in rechter Weise einrichten, 2. entrichten, bezahlen, 3. für
etwas den Zoll, die darauf lastende Abgabe zahlen, 4. ausrüsten,
versehen, 5. zu Ende führen, vollbringen, 6. beilegen, schlichten; Akk.
d. P. in Ordnung, zur Besinnung bringen, 7. ausrüsten, bes. mit
der letzten Wegzehrung, 8. zufriedenstellen, bezahlen mit Dat. d. P.
und Gen. d. S., 9. belehren, unterweisen, Gen. d. S., 10. ausgleichen,
versöhnen die Parteien, 11. verurteilen; refl. 12. eine Richtung ein-
schlagen, sich begeben, 13. die nötigen Ansialten treffen, sich wieder
in die richtige Verfassung bringen, 14. sich zurecht finden, 15. sich
belehren, unterweisen, 16. sich zur Abreise fertig machen, 17. sich
mit der letzten Wegzehrung versehen, 18. sich ausgleichen, aussöhnen:
2. das er — der inman — den czins noch nicht vorrichtet hah, Igl.
Str. 55. das schol er alezuhant mit phenningen oder mit guten
phanden vorrichten, Igl. Bgr. N. 114. — 5.= Testament: machen her
wolde sein dinck verrichten , Igl. Str. 234. — 5. und 6. ab man die
sache mochte fruntleich v. , Igl. Bgr. N. 49, 10. das man die sache
freuntleichen v. sol, N. 59, 1. als ez, vor seinen gnaden vorricht und
gemacht ist worden mit unser wilkur (Zustimmung) heiderseit,
N. 39, 11. das er — dorumh gancz und gar sich verricht hat, Igl.
Stb. V 153 a. weliche den czwitracht czwischen in geainet u. ver-
richt haben, V 202 c. damit die sach freuntleich verricht und geainet
werde, IV 209 b. sulche czweiunge und schelung czwischen allen
teilen suchten, vorrichten und fruntlichen enden, Olm. Stb. 103. das
solche stosse und czweiunge — furbas hingelegt und vorrichtet
wurden, 108b, 1. — 10. des kuren wir von beiden seiten erber
leut — , die uns freuntlich noch unser beider wilkur vorrichten,
Igl. Bgr. N. 53, 21. — 18. und wollen sich noch (vor dem Zwei-
kampfe) vorrichten = placari, Igl. B. 72 u. 73. Darüber ist unser
rat, das sich ewer mitpurger mit den thumherren gutleich vorrichten,
Igl. Bgr. N. 31, 1. si vorrichten sich mit den Juden, Böhm. Chr. 87.
— 14. do wir uns nicht kunnen aus v. , Igl. Str. 237 u. 241. das
sich doraus niemant v. kan, Igl. Bgr. N. 39, 10.
ver-riclitaere, -er stm. Ordner, Verwalter: dö vrägte der künic
in wer ir verrihtaere an herrengewalde wsere. Er sprach „herre,
der senät mit dem rate der stat" — , Alex. Anh. 959.
ver-richteriune * stf. Schiedsrichterin: die schäm ist üf eren
gewin ein war verrihterin, Alex. Anh. 1512.
ver-riclitleut * PI. Zeugen und Vermittler einer Versöhnung,
einer Schlichtung, eines Rechtsstreites: ire gemecht leut und v., Igl.
Stb. 111204 a.
ver-ricktmis* stfn. ? Beilegung einer Streitsache, Sühne: Des
ist es quumen auf ein vorrichtnus, das si mit Rom und Ach (Aachen,
berühmter Wallfahrtsort zur Jungfrau Maria, vgl. Spruch N. 267
53*
836 ver-rickts-brief — ver-rüfen
u. 309) verteil und mit pruderschaft ablegen scboldeu und ist die
verricktnus in die stattavel quomen, Igl. Str. 224 ; TomascheJc ver-
weist auf Jacobis Cod. epist. Job. regis Bob. N. 165, tvo sich die
Mörder eines Mannes zu Wallfahrten nach Aachen, Born, St. Jago
verpflichten und dazu, mit noch mehreren andern Lehensleute des Vaters
des Erschlagenen zu werden, und auf Prag. Hb. 129. darin haben
wir czwiscken in ein gancze vorrichtnnß gemacht, Igl. Stb. JJI 119b.
ver-richts-brief * stm. Urkunde über einen Vertrag, Ausgleich,
Elbog. Chr. 3, 24.
ver-richtimg stf. Ausgleichung, Versöhnung: wir sebiden mit
einer guten Vorrichtung, Igl. Bgr. N. 39, 9. das uns alle die egenante
v. nicht gehelfen mag, 39, 10. ab iemant icht sulche v. zuprech, der
selb sal alein umb die missetat gepflackt werden, die andern sullen
sich nicht dorein muschen, Olm. Stb. 96 a, 5. voreinung, v. und vor-
willunge, 108 f. dieselbe v. gancz und unezubrochen zu halden, 135.
der gemeinen sselikeit — ein rekt vorriktunge, Alex. Ank. 86. der
senät — kat näck des rekten anwisunge daz, gebot und die v., 966.
der (got) si iuwer anwisunge an rehter v., 1382. ein gemecht und
ein freundleicke v., Igl. Stb. III 194 a. als in der ob geschriben v.
begriffen ist, HI 119c. freundliche v. und aiuung zwischen in
gemacht, Y278d; 111326 c; IT 182 a. dieselbige v. und wilkur —
stet und unezuritt halten ausgenomen redlichen Ursachen halben,
V20b.
ver-ringen* swv. leichter machen, entstellen: Sobeslaw — wolt
in (den Deutschen) daz, houpt virringin mit einer schentlichir gab.
er sneit in al di nasin ab, Dal. 149, 5 (67, 10).
ver-nicken, -rücken sivv. intr. 1. von der Stelle rücken, weichen,
2. abreisen, 3. vergehen, sterben, tr. 4. von der Stelle rücken, ver-
schieben, 5. ändern z. B. ein Testament, 6. einem etwas nicht halten,
7. außer Fassung bringen, verivirren, 8. beendigen, refl. 0. weichen,
lo. dahin schwinden, vergehen, sterben: kannstu verruckten magtum
widerbringen? Ack. 34, 3. iren witibstul vorrucken — wieder heiraten,
Igl. Stb. II 102 c; 139 c; HI 173 d; III 64 a.
ver-rückunge* stf. Änderung: wir geloben gekorsamkeit und
kuldunge — an alle Widerrede und vorruckunge, Stb. Brüx N. 194.
das interdict, das sie an alle v. geduldiclicb gehalten haben, Eger.
Chr. 1148. wurd imands diz unser mandat in v. setzen , 67, 6.
getreulich und vestielich on alle v. zeu halten, Eger. Chr. 1086.
ver-rüefen s. ver-rüfen.
ver-rüeren sivv. 1. tr. berühren, berührend verrücken, 2. intr.
überfließen: Er (der Tod) betrübt und verruret dir alle deine irdisch
herschaft, Ack. 21, 12.
ver-rüfen (-rüefen, -ruofen) sivv. 1. öffentlich ausrufen, bekannt
machen, 2. öffentlich ausbieten, veräußern, 3. eine Münze außer
Kurs setzen, 4. refl. = sich berufen, appellieren; durch öffentl. Ver-
kündigung absagen^ und 3. Traut, Ckr. 247. 260. 286. 1. Wer der
ist, der do kaufet ein erbe oder ein kaus oder ein saezunge, das ker
das aufnemen sckol vor dem rickter und vor den gesworn vor
gekegter pank und sckol das verruffen lasen in der pkarrkireken,
do der menge allermeist ist drei vierezeken tag nock einander, Igl.
Str. 259. — er verruft sick der sack czu teidingen vor unsern
ver-, vor-rünen — ver-schaffen 837
erleuchten fursteu inarkgrof Josten, 10 S. 59. sie hat mit ireiu man
sich in ein höheres recht vorruft, 323 S. 235.
ver-, vor-rünen (ver-runnen, -rünen, -ronen) siov. mit ronen
verdecken, 1. verrammeln, versperren, auch bildl., 2. bewerfen,
3. steinigen: 1. er hat die turnthir mit steinen verrünet, das nie-
mands zun in kundt, Traut. Chr. 188. er hat inwendig die thür mit
steinen vorrünet, 352.
ver-sagen sivv. intr. 1. absagen, entsagen mit D. d. P , 2. versagen,
nicht losgehen von einer Büchse; tr. 3. sagen, an-, aussagen, 4. ver-
leugnen, 5. verweigern, abschlagen, ablehnen, refl. sich lossagen von,
etwas verleugnen: 2. uncz das tiefste hat vorsait {keinen Gewinn, kein
Erz mehr geliefert hat), das das ist aufgelosen und die reder abgeprochen
und ist der gang aufgetriben und auserhawen, Igl. Bgr. 75, 1. —
5. wanne ir im selber vorsaget, der unbetlichen bittet, Hier. 136, 9.
der gesell, der in versait (falsch beschuldigt) hat, Igl. Stb. V 177 b.
ver-samenen swv. vereinigen, versammeln: wenn die maistern
bei einander versambt weren, Igl. Stb. V 176 d.
ver-sargen s. ver-sorgen.
ver-satzunge stf. Versetzung, Verpfändung: die v. von erb und
eigen, Igl. Str. I S. 362. v. der statt Eger — durch keyser Ludwig,
a. 1315, ^Eger. Chr. N. 3 S. 10 a. 11; N. 10 S. 15; N. 1117.
ver-sauinen (-sumen) swv. 1. versäumen, vernachlässigen, ver-
späten in. Akk. d. S., 2. m. Akk. d. P. ab-, auf-, zurückhalten, ver-
nachlässigen, im Stiche lassen, durch Saumseligkeit schädigen, 3. refl.
sich verspäten, säumen : so eigent man den versoumten (und deshalb
durch sein Wasser die Nachbarberge tränkenden) perch mit recht
dem perge, den er gehindert hat (u. ztv. nach drei langen schichten
= Tagen), Igl. Bgr. U — B 16 ; s. bei verligen, die vorsaumet sein
in allen tugentlichen werken (saumselig), Hier. 217, 14.
ver-schaffen swv. 1. übel und zum Verderben schaffen, 2. ver-
toandeln, -zaubern, 3. wegschaffen, verderben, 4. anordnen, bestimmen,
5. durch letztwillige Verfügung vermachen: 5. Dornach ein izleieh
man, der mac vorschaffen sein gut, wem er wil, des er geweldik ist
und das nicht anderswo verkümmert ist, Prag. Str. 61. desgleichen
geschehen auch wilkur in etczlichen steten, — das ein man über
die gemeinen (= Magdeburger) recht sein gut vorschaifen mag noch
seinem willen, Olm. Stb. 133. sein guet zu verschaffen, wohin im
belust oder belangt — so soll solches geschafft (Testament) ein fort-
gang haben, Chlum. I 5. so mag er frey zu v. haben X seh., Igl.
Stb. V 100 a. di mül hat sie ir verhalten czu v., V98b. der sal
mit in v. (zusammen mit ihnen darüber verfügen), Elbog. Chr. 10, 3.
39, 4. 40, 42. sie verhoffen, sulchs — nicht v. werde, 49, 27. wir
(König) vorschaffen mit euch und wollen — , 67, 1. wir mit ernst
v. (befehlen) allen — inwonern, 66. wir haben unsern canczler ver-
schafft (befohlen), Eger. Chr. 118.
ver-schaffen* siebst. Inf, stn. Anordnung, Verfügung: auff fürst-
licher genad v. und bevelhnus — verlihen, Igl. Bgr. N. 83, 2. unser
manchfeldigk gebot und v., Eger. Chr. 1184. bemelte Stadt bei
solcher vemewerung der rath und stadt oberkeit bis auf unser ferrer
v. beruglichen verbleiben zu lassen, Traut. Chr. 92.
838 ver-schallen — ver-schieben
ver-sehallen swv. 1. durch Schall betäuben, 2. in schall, Ver-
ruf bringen, verschreien, 3. verjubeln: sie muosten ganze acht tage
an kumbers geleite wesen in arbeite, e sie durchgingen den walt,
die nü gen rücke sint verschalt, W. v. W. 1913.
ver-schamen s. ver-schenien.
ver-scheiden (-schiden) stv. IL 1. richterlich entscheiden, ver-
gleichen, 2. trennen, ausschließen von (Gen.): 2. swer genäden an
dem herren gert, der niemant ist verscheiden, W. v. W. 5835 f.
verscheiden (-scheiden) stv. V. 1. fortgehen, verscJiwinden, sterben,
2. t/r. einrichten, anordnen, gerichtlich oder gütlich entscheiden, bei-
legen: das er als balden todes vorschieden ist (an dein Stich), Eger
Achtb. II 211. Wladizlab — verschied in das grab, Dal. 170, 12
(76, 2).
ver-scheinen (-schinen) stv. IL 1. aufhören zu scheinen, ver-
blassen, 2. vergehen, verschmachten, 3. ablaufen, vergehen, von der Zeit,
4. vernachlässigt werden: 2. Traut. Chr. 17. vor wenig hiervor ver-
schienen tagen, 65. 76. 77. gestriges tages v. , 133. das sie vor-
schiene zeit — weren an der stelle gewest, 133. suntag nach Elisabet
vorschinnen. Elbog. Chr. 123, 34. 62. Martini verschinnen, 116, 5. im
verschienen 42. jar (= 1542), Traut. Chr. 108. 65 vor kurtz verschienen
jaren, 8. 54. verschiener zeit, 77. 86; Eger Chr. 1190. v. tag, 1170
u. s. — 3. Es hat sich begeben vor seiner verschienen czeitt, Igl.
Str. (60) S. 327. den 31. Julij vorschinnes (des vergangenen) 83. jars
(also 1583), Eg. Achtb. II 206. des vorschinnen 89. jars, II 209.
ver-scheimmg stf. Ablauf: nach v. angerechter (der erwähnten)
6 jar, Traut. Chr. 113. 125. 126. 128. 191.
ver-schemen, -schämen sicv. 1. intr. und refl. in Scham ver-
sinken, sich schämen, 2. refl. über Scham und Schande hinweg-
kommen, sich zu schämen aufhören, schamlos werden. 1. uncz bis
sie sich vorschamten = donec erubescerent, W — B Eichter 3, 25.
er (ihr Mann, den sie noch nicht kannte) mac die ere mir benemen
oder er leret mich verschemen, W. v. W. 5662.
ver-schenken swv. 1. ausschenken, 2. verschenken, weggeben:
wan ein gesell seinen namen verschenken (= heiraten ivill?) — der
sol sich 8 tag vor ansagen, Igt. Stb. V 256 c.
ver-schepfen* swv. verstopfen, zuschütten, so daß man nicht
mehr schöpfen kann, obstruere: ein wint, der do verschepfet den
brunnen der gotleichen barmhertzikeit, Sol. 47, 37.
ver-scherten siov. schartig machen, verletzen: ir helme wären
verschert, Alex. 11874.
ver-schicken sivv. 1. weg-, fortschicken, 2. in die Verbannung
schicken, 3. hingeben, vermachen, bes. testamentarisch: 3. nichts
macht haben zu v. den seiner seien selickeit noch, Elbog. Chr.
11, 12.
ver-schieben stv. 1. hinschieben, 2. auf-, verschieben das Urteil,
die Sache an ein höheres Gericht übenveisen, 3. hineinstecken, ver-,
vollstopfen, 4. refl. zu Ende gehen, 5. sich verstopfen: 2. Prag.
Rh. 54 ; Elbog. Chr. 59, 21. die (in die morgensprache) vorschoben
urteil, Const. I 5, 12. ob die schepphen selber ein urteil verschiben
in ir morgensprache (= in ihren vollen Bat am nächsten Morgen),
DIR 23a, 2.
ver-schiez,en — ver-schulden 839
ver-schiez,en stv. III 1. aufhören zu schießen, 2. abschießen,
schleudern, 3. (Eis) sprengen, 4. wund oder tot schießen, 5. herab-
schleudern, stürzen, 6. etwas entziehen, 7. aufgeben, S. übergeben
einen Hof, durch wegwerfen des Halmes, 9. rasch abfließen, refl. 10.
fehlschießen, 11. eilend verfehlen, 12. sich entäußern: 9. Traut.
Chr. 12.
ver-schiiupfimg' stf. Beschimpfung, Schmähung: v. hon und
spot, Elbog. Chr. 143, 3.
rer-schrecken. sivv. auffahren, erschrecken: nichten weit v.,
als euch etwas newes sei geschehen, T — B I. Peter 4, 12.
ver-schreiben stv. IL abs. und tr. 1. schreiben, aufschreiben, ver-
zeichnen, schriftlich festsetzen, 2. beschreiben, 3. auf die Liste der
Verbannten, 3. schriftlich mitteilen oder befehlen, 5. schriftlich ver-
machen oder zusprechen, 6. einen v. = sich schriftlich für ihn ver-
tuenden, 7. sich lossagen von, 8. berauben, mit Akk. u. Gen., 9. refl.
sich schriftlich verpflichten: 1. als uns ewer furstecliche gnade —
vorschreben (geschrieben) hat, tun wir ewern gnaden kunt, Aussig.
Urkdb. N. i30. wir haben die gesetze verscreiben läz,en in der stat
puch, Eger. Str. A 2; B 2. von der wir schock czins wegen, di auf
irem hoff vorschriben sein, Igl. Stb. III 119 c. als wir uns mit
nimand nicht verwilkurt, vorpunden nach vorschriben haben, Igl.
Rspr. I. die heuser und erbe in der stat und vur der stat — sint
— von tag zu tag so sere vorschriben (durch Hypotheken belastet)
und vorkuinmert warden, — das meniger heuser wüst gelassen sein
und hoer vorschriben warden, wan si wert waren — das man
nimmer gestatten solle, die heuser umb czins czu vorschreiben, Olm.
Stb. 57.
ver-schreibung, -e 1. Ver Schreibung, schriftliche Festsetzung,
2. schriftliche Zusicherung: 3. auf weliche vorschreibung Jocub
Schreiber vermaint durch bergrecht zu behalten, noch laut irer v.
{nach verbriefter Pflicht), Igl. Bgr. 89, 1. wilkur und v., 40, 6. ver-
purge oder v. thun, Elbog. Chr. 67, 12. 70, 27.
ver-sclirien swv. verschreien, durch Schreien verderben; laut
empfehlen*: sin sei er kein (gegen) Got nu virschriet, die er Gote
beval nu, Dal. 76, 17 (30, 82) oder zu ver-schröten.
ver-schröten (Brät, -schriet, Part, -schroten) stv. V. ab-, zer-
schneiden, zerhauen, verwunden, verletzen; durch Schneiden verderben:
er in (den herzog) allir meist mit der martir verschriet, Dal. 81, 17
(34, 44). wi dem Stir ein vetil rit e in der strit verschried, 56, 3-
(19 Überschrift), das her (der stolle) von derjenigen wasserseig in
virdehalben leben hat erraicht ir leben u. vorschroten, Igl. Bgr.
N. 73. das der stolle — verschroten hat die leben von dem steine,
N. 73, 2. durch zimierde und durch den heim verschriet er den
fürsten, Alex. 3610.
ver-schulden siov. 1. durch Schuld verlieren, verwirken, 2. ver-
schulden, 3. verdienen: die was im liep alsam der lip. daz, künde
sie wol v. = und das mit Recht, Alex. 203. „sol ich minen herren
betriegen? daz, hat er gegen mir niht verschult", Alex. 813. daz, ir
mich daz, wiz,z,en lät, wä von daz, si, daz, wil ich v., 22434. das
wollen wir euch zu dangk bezaln lassen und freuntlichen vor3chulden,
Eger. Chr. 1210.
840 ver-sehelich — verseil
ver-sehelich Adj. mit Wahrscheinlichkeit zu erioarten, voraus-
sichtlich, vermutlich: Elbog. Chr. 142, 2.
ver-sehen stv. 11. tr. 1. vorhersehen, 2. glauben, rechnen auf,
3. vorsorgend bedenken, abwenden, verhüten, 4. versorgen, verwalten,
beschützen, 5. anweisen, 6. verwechseln mit, ansehen für, 7. über-
sehen, S. verachten, 9. verzeihen; refl. 10. rechnen auf, 11. sich ver-
sehen, vorherrschend hoffen oder fürchten: uns in unsern anligen
gnediglichen zu v., Elbog. Chr. 120, 27. — 10. wir v. uns dorauf
unzweifflich. Eger. Chr. 1161. als wir des nit zweifeis haben und
uns genzlich v., 1161. als sie triuwen sich versach, W. v. W. 945.
bis das — der munczmeister — sich vorsahen, das perkwerk wer
inasswirdig, Igl. Bgr. N. 53, 1. es ist auch ein ander weise der gäbe,
die do geschieht, wenn man sich, vorsiht des todes, Const. III 7, 2.
— 11. als ich mich vorsach, das leicht von Sent Andres den sechs-
lehen zu schaden gepawet were, Igl. Bgr N. 53, 17 u. 57, 5. wir
vorsehen uns, das in den hespeln in dem Wagner etwas übersehen
sei — das den wint hindert an seinem rechten czuge, N. 63, 2. unez
das sich der gemein steiger vorsach, wir weren leicht aus unsern
leben kumen, 53, 10. Es geschach, das ein durchslag czukumen
scholde, des si sich vorsahen, czwischen in und den „wagnern". —
si vorsehen sich, es were ein durchslag czwischen in und den
„wagnern" (Grubenname), N. 63, 3. wo man sich grossen Schadens
vorsieht, do ist gescheidleicher czu tun. Const. I 4, 2. Wo man sich
raubs oder dieb vorsieht = gestohlenen oder geraubtes Gut vermutet,
Igl. Str. 276. Ist daz, iemant wunt wiert czu welich czeit iz, sei,
und hat er des guetes nicht, da er sich hin vürsicht seiner wunden
(von dem er verwundet zu sein glaubt) und mag auch nicht purgel
haben, so sol in der richter gevangen behalten unez des morgens.
Wen der morgen chumt, so sol der wunt en laden vur gericht. da
er sich auf versieht = suspectos, die Verdächtigen, Brunn. Str. II 14.
so vorsieht man sieht (gerät man in den Verdacht), das man dem
gehenge, Const. III 1, 8. Moyses — an den ir euch versecht (in
dem ir hoffnung habt, XI. Bibel), T — B Joh. 5, 45. di sich versachen
an sich als gerecht (sich für gerecht hielten), Luk. 18, 9. ich versieh
mich (hoffe) schier ze kumen zu dir, I. Timoth. 3, 14. in den waisen
(das Waisenkind) mitsambt seinem eribtail nemen und denselben
anderswo czu versehen noch notdurfften, Igl. Stb. V 233 d. ernstlich
di beschneidung versecht (ist nütz. XI. Bibel, nützt), ob du behütest
die e, T— B Römer 2, 25.
ver-sehen stn. 1. die Vorsorge, 2* Vermutung, Ahnung: dem-
nach sein wir solcher vermanung — in kein v. nit gewest (haben
sie nicht erwartet), Eger. Chr. 1123 S. 299.
ver-sehen-lieh (auch versehelich) Adj. 1. voraussichtlich, ver-
mutlich, 2* sorgsam: 2. Traut. Chr. 94.
ver-sellen Prät. -selte, -salte, Part, -seljet, -salt) swv. zum
Eigentum übergeben, überliefern: min leben ze töde was verselt
(dem Tode geweiht, verfallen), des mich din manheit hat begeben
(indem du mir hochherzig das Leben schenktest, als mir das Schivert
entfallen war), Alex. 11 902 ff.
verseil, -e, verse stsiof. Ferse, calx, planta, calcaneus : Und heil
magstu nicht werden von der versen bis ouf den wirbel, W — B Deut. 28, 35.
ver-senden — ver-sigeln 841
ver-senden siov. toegsenden in die Welt, in die Verbannung
schicken: wie er versante (verkaufte) unser kint, W. v. W. 7151.
sie (die Mörder) virsantiu si czu Gode und zu dem grabe, Dal.
90, 29 (37, 51).
ver-sereu siov. verletzen, verwunden, auch Midi. : daz, sie sie
umbevaken niht nähen zuo ir solte, verseren sie daz, wolte, W. v. W.
6386 f. die verserten (durch Tjost zu Falle Gebrachten) zogten hiu,
7361. swä ein frouwe hete ir man manger sie dann eret, der sus
(wenn sie keinen hat) ir muot verseret (sie kränkt), 1032. we mir,
daz, verseret ist herze unde sinne, 1071. nu wären sie beide mit
jämer verseret, 780. alle vorseret sint si — di fursten = corrupti,*
W — B Jer. 6, 28. wenne ir habt mich vorseret (beleidigt) in der
wüstenunge Syn in der widersagunge der menige = offendistis me
in contradictione multitudinis, Num. 27, 14.
ver-sernüsse* stfn. etwas, woran man sich verletzen kann*,
2. Beleidigung*: lege nicht vor dem blinden kein vorseruusse
= offendiculum, W — B 19, 14. der vorsernüsse = offensionis, Ärger-
nis, W— B Kön. IT 23, 13.
ver-serunge stf. 1. Verletzung, Beschädigung, 2. Beleidigung*,
offendiculum : 2. Ist das du abnimest deine vorserungen von meinem
antlicze, nicht wirstu beweget, W — B Jer. 4, 1.
ver-setzen siov. 1. hinsetzen, legen, 2. einen v. = als Bürgen
stellen, 3. als Pfand versetzen, verpfänden, 4. bei Seite setzen, ver-
lieren, 5. ersetzen, vergüten, 6. abivehren, parieren, 7. überlegen, fest-
setzen, 8. bedrängen, umstellen, versperren: 3. phant vorsetzen, Igl.
Bgr. N. 78 a. Wirt ein haus oder ein ander erb vorseczet und
geaigent, Igl. Str. 57. vorseczet ein man dem andern sein haus vur
gelt — vorprinnet dasselb haus (wenn nicht Brand ausdnick-
lich ausgenommen worden), es ist dem verpmnnen, dem es ist ver-
saczt, 63. das erbe vorseczen = hereditatem obligare, Igl. B. 23.
4. = verweigern, denegare: ader im wirt vorsaczt seine vorderunge,
Const. IV 7, 7. si vorsaczten für in (K. Wenzels Sohn) alle stete
genseit der Eiben, Böhm. Chr. 94. *neu xoählen: Elbog. Chr. 54, 32.
allen seinen (des Hofes) from schaffen mit verseczen, mit verkaufen
als sein aigen gut, Igl. Stb. V 161 d. den (abgelassenen Teich) wider
verseczen (mit Fischbrut) und auffahen, V 32 a. di fenster mit
glesern oder mit schliemen albeg v., V267d. frau Ela — hat das-
selbe haus versaczt und vorschriben um zinsgelt — eczleichem um
fustschult, Igl. Rspr. XIII.
ver-setzsere stm. Pfandleilier: wuocheraere und alle v., Alex.
24910.
ver-seumen (ver-sümen) siov. tr. mit Akk. der Sache ungetan
lassen, verspäten, vernachlässigen, Akk. der Person: auf-, zurück-
halten, im Stiche lassen; refl. saumselig sein: so verseumet euch
nicht, Böhm. Chr. 34.
ver-seufzen s. ver-siufzen.
ver-sigelu (= versigillieren) siov. versiegeln: versigelt mit der
stad unde der burger ingesegil, DIR I Einl. hie lit versigelt in
diesem grabe Darius ist er genant, Alex. 17036. die buochstabe —
wären versigelt üf dem grabe, 27884.
842 ver-sihen — ver-slahen
Ter-silien stv. II versiegen, vertrocknen, -rinnen: der fürste des
bluotes was versigeu (war verblutet), da von im kraft wart verzigen,
Alex. 8669. ez, (daz. salz) versecht (seine Kraft verliert) nit von des
hin, neur daz. ez. wirt ausgeworfen und werd vertreten von den
leuten, Matth. 5, 13.
ver-silen* swv. versiegen? Eger. Chr. 276; vgl. sil, Abzugs-
Jcanal, Vilinar Kurhess. Id. S. 385.
ver-singen* stv. 1 3 tr. als Preis im Wettsingen aussetzen: den
schulern zu versingen 1 par leibfarb gemeine strimpf p 38 gr. — zu
versingen ein par winterhandschue, Igl. Ms. S. 13.
ver-sinken stv. 13 — 1. versinken, untertauchen, 2. -gehen,
3. bergm. in die Tiefe sich richten, 4. sich in Gedanken vertiefen,
bedacht sein auf (Gen.): immeriges versinken und gefelle sei euch,
Tot, zu erbe (und) eigen gegeben, Ack. 7, 13.
ver-sinneclich * Adj. ich volge — solichen rät, den mir git
min versinnecliche zit, Alex. 10786.
ver-sinnen stv. 13 tr. 1. mit den Sinnen wahrnehmen, merken
refl. 2. zur Besinnung, zum Bewußtsein, Verstand kommen, 3. sich
besinnen, nachdenken, begreifen, 4. sich verstehen auf [Gen.): 3. als
ich wol versinne mich, sin fröude was wünneclich, W. v. W. 6279
iedoch er rechte sich versau, 2116. do ich dir volge jach mit mir,
dö versau ich übel mich an dir = ich tat Unrecht, dich mir folgen
zu heißen, 1971. alrerst versau (besann) sie sich, 929. we mir,
das ich das also spete bedacht und vorsunnen hab, Böhm. Chr. 85.
wann die guote sich versan (aus ihrer Ohnmacht erwachte), so huop
sich uiuwer jämer an, Alex. 8865. Porö versinnen (subst. Inf.) wart
bekannt = harn wieder zu sich: Alex. 20240. sich solden wol ver-
dünnen hän (durch den Fall von Tyrus vor gleichem Schicksal
gewarnt sein sollen) bürge unde stete in den landen, 961-1. ein man.
der sich recht v. kau (verständig ist), 24390. also daz. der junge
man an den künic sich versan (dachte, das müsse der König sei)i)
Alex. 20506. in sime sinne er (Tristan) sich versan und gedächte.
Trist. 134.
ver-sitzen stv. 1 1 tr. 1. durch Sitzenbleiben etwas übersehen
versäumen, 2. nicht leisten zur gehörigen Zeit, z. B. den Zins nicht
zahlen, versehen sins: versessen zins, Traut. Chr. 47. 248. vorsesne
intres , Traut. Chr. 249. 250. so der zins — 40 scheffel — versessen
weren, v. zins, Aussiger Urkdb. N. 29; Stb. Brüx N. 135; Igl. Str
308. 309. also vil czins, sain der inman (Inwohner, Wohnpartei
czu derselben czeit vorsessen hat, 55. v. und verhaldene czehent
Jgl. Stb. 1TI 104 d. vorsessen czins, HI 119b: Igl. Bspr. XIII. de)
keiser einen hof gebot: wer daz, gebot versseze und sich daran ver
gseze, den wolde er ze vinde hän, Alex. 17 344 ff.
ver-siufzen swv. intr. aufseufzen, klagen, tr. verschmerzen: d(
begunde er sere zu vorsüffezen, Böhm. Chr. 98. er vorsuffeze — unr
slug den apt (von Efulda) an seinen packen, 83.
ver-siuTven (Prät. -siute, -süte) siev. vernähen, einnähen: di
sie sich legten üf die Mute und man sie darinne versiute, Ernst
3410.
ver-slahen (tmd verslän) stv. IV 1. zer-, 2. erschlagen, töten
3. verwüsten, 4. abhauen, 5. auseinanderschlagen, -treiben, 6. bildl
ver-slahen — ver-smähen 843
erklären, verhandeln, 7. in einer Richtung schieben, 8. verbannen,
9. verkaufen, 10. zu weit, an einen unrechten Ort treiben, verschlagen
werden, von der Fährte abkommen, 11. zurückschlagen, -treiben,
12. bildl. ablehnen, verschmähen, verachten, 13. loiderlegen, ins Wort
fallen, 14. entziehen, unterschlagen, 15. beschlagen, 16. umschmieden,
17. umprägen, 18. schlagend bedecken, beschmutzen, 19. verstecken,
-hehlen, 20. durch Gaukelei betrügen, 21. versperren, ver-, ein-
schließen, fesseln, 22. vernageln, 23. Wälder verhauen, 24. mit
Schlagbäumen sperren, 25. kirchlich untersagen, mit Interdikt
belegen, 26. in Gedanken überschlagen, achten, erachten, 27. unpers.
mich dünkt; refl. 28. sich verstecken, 29. sich beschmutzen,
30. schtvinden, 31. sich entschlagen (mit Gen.): so er denn tage
darumb gelegt hat und verslagen worden ist und nicht nachgefolgt
ist, Stb. Brüx. N. 33. 11. Jorän, des helfe wir niht wellen ver-
slän, Alex. 4730. — 21. das man die orter vorslagen lisse, bis ich
dorezu mit aigener forderung körnen mochte, Igl. Bgr. N. 53, 21.
dieses jar lisz Czeikel Gorge der hauptman im Ungerlande die
kreitzer verschlagen, Traut. Chr. 52.
ver-slahen st. n. 1. Zurückweisen, das Abschlagen, 2. Betrug,
Schliche: Loica (Logik) mit irera verdackten versiahen, Ack. 40, 13.
ver-schlemmen siov. 1. mit Schlamm ausfüllen, 2. verschlemen
= fortschleppen, Traut. Chr. 192.
ver-slicken sivv. verschlucken: die gitikeit wol alle her ver-
slicte sanfte alleine, Alex. 24923. do er die grossem hern also
vorslickte u. vortilgte, Böhm. Chr. 55.
ver-slie^en stv. III b 1. ein-, verschließen, 2. verbergen,
3. verstopfen: 1. der do — vorsleuset die sterne under einem
czeichen (claudit snb signaculo), W — B Job. 9, 7. wenne got hette
vorslossen alle beuche des houses Abymelech durch Saram, Abrahames
housvrowe = concluserat omnem vulvam domus Abimelech, W — B
Gen. 20, 18. sie lieszen sich also in kreise (für den Kampf) ver-
slissen auf pferden, Böhm. Chr. 107.
ver-slinden stv. 13 verschlingen: wie er den jungen in seinen
ewigen fluch vorslinden mochte, Hier. 203, 21. di erde vorslant diso
drei spiler lebendige, 192, 13. als ob er Silvanum zuhaut vorslinden
wolte, 153, 17. er (der teufel) was bereit, mich zu verslinden, Sol.
48, 11. wi oft hat mich nu verslunden der selbe trach, 48, 7. die
erde vorslindet sie, W— B Num. 16, 30. 16, 34. die (Dathan und
Abiron) mit oufgetanem munde die erde vorslant, Deut. 11, 6. wo-
rumme vortregestu mir nicht (non parcis mihi) noch enlesest mich,
so das ich vorslinde meine Speichel?, Job. 7, 19. Ist das er in vor-
slindet von seiner stat — si absorbuerit eum de loco, Job 8, 18.
vorslunden hat er mich als ein trakche = absorbuit, Jer. 51, 34. ir
seicht der mukken und verslindent di olbentel, T — B Matth. 23, 24.
den grossem (der Kröten, Frösche) er (der Storch als König) mit
virslinden echt, Dal. 123, 7 (55, 81). den Hnyewssa (der den hl.
Wenzel erschlagen hatte) vorslant die erde, Böhm. Chr. 30.
ver-slingen stv. 13 verschlingen: Nim daz, puch und versling
daz. (verslinde eiz, XI. Bibel), T— B Offenb. 10, 9.
ver-smähen, -smsehen, -smän, -smaen swv. tr. in entehrender
Weise gering schätzen, schmählich behandeln, verachten, -stoßen:
844 ver-smsechler — ver-sorgen
Und clo dise ersach, das sie empfangen kette, do vorsmechte sie ire
vrowen, W — B Gen. 16, 4. intr. geringfügig, verächtlich erscheinen,
dünken, nicht gefallen: dem vorsmahet alle werltliche vreude und
dunket in ein unflat, Hier. 103, 25. die rede — die im sere ver-
smähte (Schmach brachte), Alex. 5614. ich wsen ez, im versmähte,
daz. er von mir gähte, Alex. 5729. er gebarte als im versmähte ir
frage (tat, als ob ihn ihre Frage nichts angehe), Alex. 25419.
ver-smaechler (ver-smaehelich) Komp. des Adj. schimpflich,
schmachvoll: di unedeln ding und die versmechleren (versmächliclieu,
XI. Bibel), T— B I. Korinther 1, 28.
ver-siujeclilichkeii* stf. Verachtung, Mißachtung: die vorsmech-
liclikeit der armen, Olm. Stb. 79.
ver-snuehnüsse * (ver-sma?henisse, -smähnisse) stfn. repudium,
Verachtung: sie hat mich in v. = despectui me habet, W — B
Gen. 16, 5.
ver-snuehunge (-smaehunge, -smähunge) stf. Verachtung (Akt.),
das Verabscheuen, aspernatio, contemptio, recusatio: Holofernes in
vorsmehunge seiner hochvart hat vorsmehet den herren = in con-
temptu, W — B Judith 13, 28. ab vorsmehung (des Rechtes) den
hochvertigen nicht statet (nützt), Const. Vorrede, (contemptus), dem
rechten czur v., Const. I 5, 12.
ver-sinelzen stv. 13 intr. und refl. zerschmelzen, auseinander-
fließen: als vor des vewers antlutz das wachs versmilzt (liquescit),
Sol. 45, 7. do versmalz die vinster wölken, (liquefacta est), Sol.
89, 18.
ver-sniden, ver-sneiden (-sniden) stv. II 1. zerschneiden,
-hauen, 2. ein Getvatul zur Zierde zerschlitzen, 3. zuschneiden, 4. ab-,
wegschneiden, 5. bildl. schwächen, verkürzen, 6. betrügeu, 7. schneidend,
verwunden oder töten, auch bildl. 8. kastrieren; refl. 9. weggeschnitten
werden, aufhören, 10. sich im Schneiden irren, 11. betrogen iverden,
in Nachteil kommen, sich verletzen: an ir stiegen clärheit manec
lichtez, ouge sich versneit = verschaute sich, W. v. W. 5213. Nicht
vorsneidet euch (incidetis) noch machet euch kalheit, W — B Deut.
14, 1. sin gesinde [sie] zcu dem tode virsnuttin, Dal. 125, 32 (56, 60).
eine saw oder vorschmten swein, Traut. Chr. 303. daz, bloch, da er
sich an versneit (an dem er sich schnitt), Trist. 2754. do wart mit
sporn versniten sin snellez. ors Pücival, Alex. 14184.
ver-snoeden sicv. verschlechtern, depravare, levipendere: in den
czeiten, so in die werlt allermeist vorsnodet, vornichtet und vor-
smehet, Hier. 159, 12.
ver-solden sicv. bezahlen, belohnen, beschenken, einem Sold
zahlen: er solte liute v., den solt sie gelden wolden, Alex. Anh. 789.
ver-sorgen swv. 1. intr. aufhören zu sorgen, 2. tr. besorgen,
3. aussteuern, 4. hypothekarisch sicherstellen, 5. refl. ein Schutz-
bündnis eingehen: 2. so er mit den gewerken des bergwerks czum
Hangenstein — sich angenomen hat, dasselbig czu versargen bis
auff Michaelis, dorauff im die gewerken den silberkauf für sein muhe
czugesagt haben — u. hat — das selb allenthalben czu versargen
angehabt, Igl. Bgr. jS\ 80, 2. hutten und gruben versargen, N. 80, 4.
das sie (die Bergteile) ein kuuiglicher amtmann hiet muessen dem
bergk czu guetter nucz und mit andern leuten versargen, N. 85, 3.
ver-sorglicken — ver-sprechung 845
sie werden euch gnediclich v. (euch helfen) und das interdict ab-
stellen, Eger. Chr. 1146. in welchem jar sie — den genanten zins
v. (zu entrichten versäumen, so ist der Weingarten verfallen),
Aussiger Urkdb. 29.
ver-sorglichen* Aclv. zu besorgen: es ist auch v., Elhog. Chr.
89, 33.
ver-spehen swv. auskundschaften: mit ungehorsamkeit vor-
wicklet und vorsprecht, Traut. Chr. 119. si liszin si sehin und
ir lant virspehin, Dal. 183, 1 (82, 40). die sich durch stürm
heten geleit an die stat vür Thebas, die des äbendes verspehet was,
Alex. 3650.
ver-speher stm. Kundschafter, Späher: Dal. 184, 22 (82,99).
ver-speien (-spien, -spiwen) stsivv. intr. 1. ausspeien, 2.* be-
spucken, 3. verachten, 4. -schmähen: 2* Mein antlicz zu verspeien
(conspuere) sie nicht vorchten, W — B Job 30, 10.
ver-sperren (Trat, ver-sparte, -sporte) swv. ein-, verschließen,
-sperren, -bergen: gelt, gut und habe zu uns mit dem rechten vor-
sperret (arrestiert) wart — und vorhindert, Igl. Rspr. V.
ver-spitzen siev. 1. tr. zu spitz machen, 2. refl. in eine Spitze
auslaufen, auch bildl. : Wer mit einem vorspiezten swerte begriffen
wirt oder gefangen, der schol mit ainer mark silbers vorpusst werden
= cum praecuto gladio, Igl. B. 84.
ver-spotten swv. 1. verspotten, 2. mit Spott hinbringen: 1. hast
mich vorspot = illusisti mihi, W — B Num. 22, 29.
ver-sprechen stv. I 2. intr. vür einen = für einen bürgen,
2. tr. verteidigen, entschuldigen, 3. einem Gexcähr leisten, daß er
keinen Schaden erleide, 4. verloben oder zur Ehe geben, 5. in An-
spruch nehmen, einfordern, mit Beschlag belegen, 6. übel sprechen
von, beschimpfen, 7. widersprechen, leugnen, verleugnen, 8. ver-
weigern, sprechend ablehnen, verreden, zurückweisen, verschmähen,
verzichten auf, refl. 9. sich verteidigen, 10. sich verbindlich machen,
geloben, 11. unrichtig sprechen, 12. sich zum Schaden sprechen, 13. un-
gebührlich sprechen, 14. auf etwas, z. B. das Sprechen verzichten:
8. ich verspriche (entsage) alhie unser gote und ste ze Kristes
geböte, W. v. W. 7527. — 7. Elbog. Chr. 77, 28. 80, 45 u. 46. 81, 9.
— 5. das gut wirt versprochen, Igl. Str. I S. 362. erez vorbiten und
vorsprechen, DIR I 21. welcher urteil zu v. so oftmals ersucht,
Elbog. Chr. 77, 28. urteil inne der dinge zu v., 80, 46. den stein,
den die pauwer versprachen (als unnütz weggeworfen, verwurffen,
XI. Bibel), dirr ist gemacht in dem haupt des winkeis, T — B Luk.
20,17. di ist versprochen (verworfen, XL Bibel), und ist necher
dem fluch, Juden 6, 8.
ver-sprecher stm. 1. vor-, vürspreche, Rechtsanivalt, Verteidiger,
2* der übel nachredet, Verleumder, Traut. Chr. 140.
ver-sprechnus (u. versprechnisse) stfn. 1. Fürsprache, Ver-
teidigung, Schutz, 2. Versprechen, Gelöbnis, 3. Festsetzung, Bestim-
mung: kein ander herschaft und versprechnus haben dan einen rät
= angelobte Herrschaft, Eger. Str. C 82.
ver-sprechung, -e (bei L. nur aus Rcsp. 2, 53) stf. 1. üble
Bede, 2. Ausspruch, Rechtsprechung, 3. Verstoßung: 1. Traut. Chr. 140.
Jurist — mit rechts und Unrechts vorspreclmng und mit krummen
846 ver-sprenzen — ver-stöz,en
urteiln, Ack.42,1. geben ein puchlin der v. (heimscMckung, XL Bibel),
T-B Math. 19. 7; Mark. 10, 4.
ver-sprenzen* swv. vergeuden: sein gut — unnüczlich — ver-
thun und v.; Igl. Stb. Y 103 c.
ver-steinen swv. intr. 1. zu Stein, hart wie ein Stein werden,
2. erstarren, verstocken, tr. 3. mit Steinen versehen oder bedecken,
4. mit Markstein abgrenzen, 5. mit Steinen töten, steinigen: 2. Welch
hertz mag so vorsteinet sein? Hier. 37, 10. sie versteinten die
vrouwen, Leg. 766. allez, volc versteint uns, T — B Luk. 20, 6.
ver-stellen swv. tr. 1. zum Stehen bringen, stillen; 2. abstellen,
verwandeln, 3. entstellen, unmerklich machen: dem (fremden Kürsch-
ner, der außerhalb des Jahrmarkts) kursenberg wolt czweiczing aus
dem hous verkaufen, dem sol es durch die herrn verstellt (eingestellt,
verwehrt) werden, Igl. Stb. V 221b.
ver-stelu stv. 13. 1. heimlich wegnehmen, stehlen, 2. heimlich bei-
bringen. 3. verheimlichen; refl. 4. heimlich wohin gehen oder sich
wegstehlen: 1. Was do vorstoln wart, das hast du an mir gevordert,
W — B Gen. 31, 39. daz, er sine hinvart von ir hal und sich also von
ir verstal, W. v. W. 4214. das sein iunger in iht versteln, T— B
Matth. 27, 64. swaz, sie Marken do verstal, Trist. 4817. dem wart
die schrift (Brief) von in verstoln (gestohlen), Alex. 6735.
ver-sten, -stau red. stv. IV. stehen bleiben, stocken; ausbleiben,
über die rechte Frist hinaus stehen bleiben und dadurch verfallen;
jemandes Stelle vertreten, ihn verteidigen, verbergend, hindernd, vor
etivas treten; verstehen, wahrnehmen, refl. einsehen, bemerken (mit
Gen.): des hau ich e vorstanden mich (habe ich längst bemerkt),
Trist. 377.
ver-stendic-heit, -keit stf. 1. Verstand. 2. Verständnis: ein
clare v. = clarior intellectus, Const. I 7, 14.
ver-stent-nusse (ver-stantnisse, -stentnisse) stfn. Verständnis,
Einsicht. Verstand: das seine (des dinges) vorstentnusse dester leicht
gehaben mugen = ut eius intellectus facilius habeatur, Const.
III 6 Einl.
ver-sterben stv. 13. 1. intr. sterben, icegsterben, 2. refl. durch den
Tod des Besitzers frei werden: leben, äne das ich versterb (pereo),
Sol. 3, 16. das er des folgenden thags — vorstorben ist (den Wunden
erlegen), Eg. Achtb. LT 209. 3* das Recht verlieren durch „verligen" :
drei erer tagschicht (.3 Tage) und doruber czwo gancz wochen lagen
unser bergwerk ungebawet und dovon sint di obgenanten bergwerk
verstorben (vertorben, Hs.), Igl. Bgr. 82, 1 ; s. verligen.
ver-stoln, -e pari. Adv. heimlich, unbemerkt, Brunn. Str. II 58.
ver-stopl'en (auch verstoppen) siev. verstopfen: der mensch, des
ouge ist verstopfet (obturatus), W — B Num. 24, 3.
ver-stoeren , -stören swv. 1. zerteilen, 2. vertreiben, 3. ver-
wüsten, zerstören, vernichten: das nicht ein kurze stunde di arbeit
langer czeit vorstore und breche, Const. IV 5.
ver-st6z,en stv. V — 1. nach einer Richtung stoßen, 2. hin-,
anweisen, 3. wegstoßen, entfernen, vertreiben, 4. vertun, vergeuden,
5. verstopfen, verschließen, 6. refl. sich verlaufen, verirren, einen
Fehltritt tun, 7. sich verbergen, 8. intr. irre gehen: 6. Wlasta —
ver-sträz,en — ver-süns-her 847
virstiez, sich torlich — unclir ir vorich (früheren) veint, Dal. 49, 13
(15, 33).
ver-straz,en *sivv. durch eine Straße verbinden: daz, ercz —
daz, sie mit dem Stollen verströmt haben, Igl. Bgr. N. 39, 10.
ver-strecken sivv. 1. erstrecken, verlängern; 2. vollstrecken,
3. begaben mit; intr. 4. zögern, zuwarten: 2. uncz das die sach ver-
streckt (durchgeführt) wirt, Igl. Stb. V 259 c.
ver-stricken sivv. 1. verflechten, binden, 2. einsperren, ver-
sperren, 3. verbergen, verheimlichen: 1. u. 2. Eger. Chr. N. 48. die
gevaugen edelleut wurden — in zwei wirtsheuser verstrickt,
49 S. 36. ir leben lang der herren (von Eger) verstrickte und
gefangen zu sein, 49 S. 37. die weil aber die edelleut — in der
künigl. mayestat hant eingezogen und v. waren, 49 S. 37. hat man
in aufm thurm verstrickht, 336. er ist v. worden, 485. 723. 816.
891. 895. 909. 933. 942. 948; Elbog. Chr. 113, 10. 113, 17. unser rath
were, ir vurstricket die hern gein Prag {verpflichtet sie, vor des
Königs Gericht in Prag zu erscheinen) , 115, 11. 115, 23. er hat
sie also verstrickt, das sie versprachen, das sie wellen di zwen
hern Pflug geim Elpogen stellen, 118, 24. wir wollen in v. auf
die kgl. majestet ader auf die hern des hoen rechtens zu Prag,
135, 34.
ver-strickung (bei L. Verbindung, Bündnis) stf. Gefangen-
schaft* Haft: bis er seiner v. (Hausarrest) wieder ledig worden,
Eger. Chr. 948. er seiner v. ledig gelassen worden, 320. darauf den
edelleuten ritterliche v. zugesagt worden, 49 S. 36. di in v.
genomen, 1169.
ver-stümmeln (-stümbeln) sivv. s. ver- lernen, Strafe dafür
14 mark: 10 dem selbschol (dem Verstümmelten), 3 dem richter, 1 den
consulen, Igl. Str. (52).
ver-sücken (-suochen) swv. tr. zu erfahren Stichen, forschen
nach, -prüfen, auf die Probe stellen, 2. zu erlangen oder zu tun
suchen, 3. in Versuchung führen, 4. — besuchen, aufsuchen, 5. be-
bauen, benutzen, bewohnen: er pat an einem urteil czu v., Igl. Str.
263. ob einer des ersten ercz vindet, daz, er peezeugen mac mit
versuchten dingen, der erer pehalt, daz, man im 7 leben mez,en
muez,, Igl. Bgr. U— B 23.
ver-suchimge (-suochunge) stf. das Prüfen, Kosten, Probieren;
Versuchung, Verführung: beliben mit mir in meinen Versuchungen,
T— B Luk. 22, 28.
ver-sfmeu (ver-suonen, süenen) sivv. 1. versöhnen, 2. tr. m. Akk.
d. S. sühnen, gut machen, 3. stillen, ausgleichen, 4. refl. sich ver-
söhnen: Schenkungen zivischen Ehegatten wurden von den röm.
Kaisern verboten, das man nicht di eintrechtikeit czwischen in mit
gelde ader gäbe vorsunete = conciliari videatur, Const. III 7, 2. er
bete ze wirde sich versüenet, Alex. 4037. wenne der lenze sie
(beide und ouwe) versüenet mit des meien kunft, so grüenet walt
und anger beide, Alex. 4285. der vorsunet gotes czorn leichtielich,
Hier. 46, 1.
ver-süns-her* stm. Schiedsrichter, der eine Versöhnung zustande
bringen will: diese hern sind in solchem vertrag die versünshern
gewesen, Traut. Chr. 264.
848 ver-sünung — ver-teidingen
ver-sünung (-süenunge) stf. Versöhnung: ob ir verlust ist ein
versunung der werlt, T — B Römer 11, 15.
ver-swarzen (-swerzeu) stvv. tr. ganz schwarz machen, ver-
finstern : mein vel was verblichen und geleich einem moren überall
verswartzet, Hier. 9. 5.
ver-swechen (-swachen, -swecben) swv. tr. schwächen, herab-
setzen, in Schatten stellen, verringern, verderben, beschimpfen: un-
keuschheit — vorswechet das gedechtni^e. Hier. 51. 28. 131, 21.
ver-swenden swv. verswinden mache)), zerbrechen, vertun, ver-
zehren, beseitigen, hinbringen, -geben: do vorswente das (Meer) unser
herre (abstulit), W— B Ex. 14, 21. dar näcb wart mit fiure, was
bliben was, verswendet, Alex. 3803. die (ros) die frecben tier heten
verswendet schier (beim Marsch übers Gebirge), 15148. vil waldes
wart uf siner brüst an reicber tjost verswendet, Ernst. 689.
rer-sweigen (-swigen) ststvv. 1. intr. schweigen, 2. tr. zu nennen
unterlassen, mit Stillschweigen übergehen, schweigend geschehen
lassen, 3. dadurch das Recht verlieren: 3. Nun verhoft't Hanns
Linbietl, weil sie geswiegen haben jar und tag noch abgangk des
Jocub Linhittls, so hetten sie ir recht verschwigen, Igl. Str. (71)
S. 337.
ver-swern stv. 13. 1. intr. falsch schwören, perjurare, 2. tr. unter
Eid angeben, eidlich geloben, versichern, 3. schivören, etwas uicltt
tun zu wollen oder getan zu haben, eidlich sich lossagen von,
verzichten auf, ab-, verschwören mit Akk. d. Person: 1. swern ist
nicht sunde, sunder vorswern ist alle czeit vorpoten = peiurare,
Const. IV 17, 7. 3. kümpt er (der eines Weinbergsfrevels beschiddigt
ist) czu rechte, so muge er selbdritte da vorsweren, Stb. Brüx
N. 108.
ver-swinden stv. 12- 1. unsichtbar, unwirklich werden, 2. vergehen,
umkommen, sterben, xinpers. mit Dat. bewußtlos, ohnmächtig werden:
2. in iemerigen eilende verswindent (Imp.) ir Tot! Ack. 2, 5.
ver-tampnen, -tammen (ver-damnen, -dampnen, -dämmen) lat.
damnare, swv. verurteilen, verdammen: Ader wiltu einen toten bunt
ader noch (pulicem) vertamen? Sol. 60, 36, ich wer ewicleich ver-
tampt, 49, 8. auf das du in vertanist, 45, 37.
ver-tamp-nüsse, -dampnüsse (ver-damnisse, -dampnisse) stfn.
Verdammnis: bitterkeit der verdampnusse, Const. I 5, 7.
vert s. vart.
ver-tauben s. ver-touben.
ver-tauschen* sivv. gelt Verliesen oder v., Eger. Str. A XIII 2.
verte* stf. bergm. Zufahrt, Zugang, Weg für die Förderung:
als verre sie hetten dorezu ire aigeue verte und forderunge, Igl.
Bgr. N. 53, 10; das wir unsere hewer dar legen, als verre wir verten
und forderungen dorezu hetten, dodurch wir uns fordern mochten
— als ich nicht verten hett czu meinem, N. 53, 19; s. auch vart.
ver-teidingen, -tedingen (ver-tagedingen , teidingen) swv.
1. vor Gericht ziehen, laden, 2. daselbst verhandeln, 3. überein-
kommen, festsetzen, ausgleichen, 4* vor Gericht verfügen, über ein
Gut: 11. Ein igleich weib mag irem manne seines gutes nicht mer
vertedingen den drei helbling, ist aber der Mann ein Schlemmer,
ver-teilen — vertagen 849
„ein wolf, ein fräs, ein luclerer oder spiler, so das die vrawe erb-
sorge tret (die Liegenschaften zu verwalten, zu besorgen hat) — und
mannes arbeit füret, so kann si irem man vertedingen alles sein
guet czu gewin oder czu vorlust, Igl. Str. I S. 364 f.
ver-teilen swv. 1. ver-, zerteilen, 2. bei der Teilung beein-
trächtigen oder 3. enterben, 4. den Anteil absprechen, ihn dessen
für verlustig erklären, berauben, mit Akk. und Gen., 5. verurteilen,
-dämmen, -fluchen, zum Unglück bestimmen: 5. man verteilt in cze-
bant, Igt. Str. 38. der ricbter, von des gewalt die unschuldigen
jungen also vorteilet (zum Tode verurteilt) waren, Hier. 172, 13. do
man mich itzunt vorteilen wolte durch hochvart, Hier. 214, 26. Man
sol auch keinem manne sein leip oder sein gut verteilen, er sei
danne gegenwertig oder ime sein gewissenlich tag beschiden tedinges
zu warten; und kumet er czu dem gerichte dan nicht, so hat er
verlorn, es sei dan, das er helfrede muge bringen, D IE 23a. Dorum
wollen wir (vom Oberhof) nimant nicht beweisen, es werde dan
(= denn) aus rechter teiding mit urteilen an uns geschoben; wenn
wir nimant wollen vorteilen sein recht, wir wissen dan, wie, Igl.
Bgr. N. 2, 10.
ver-terben (ver-derben) swv. tr. zu Schaden bringen, zunichte
machen, zugrunde gehen lassen, zugrunde richten, töten, perdere,
hinrichten: er begert zu verterben dise deine schepfung, Sol. 45. 18.
verderb in 45, 24. das in nicht vorterbten alle, di in funden, W — B
Gen. 4, 15. der in vorterbet (tötet), Num. 35, 25. waz, die boten
gegen iu werben, da^ latent niht verterben (= verschmäht das An-
gebot des Darius nicht), Alex. 10732.
ver-terben stn. Unglück, Schaden, Verderben : der oberste bascha
— ist sehr betrübt über diesem v. {Verheerung durch das Umvetter),
Traut. Chr. 230.
ver-terber (verderber) stm. Verderber, Vernichter, Mörder, Tot-
schläger: Ist das der vorterber (interfector) ous den enden der stat
(extra fines) wirt funden, die den enlenden sint benumet und wirt
do geslagen von dem, der do recher ist des Mutes, an schuld wirt
der, der in vorterbit, W— B Num. 35, 24 u. 25.
ver-terpnüsse (ver-derbnisse) stfn. Verderben, interitus: do das
vorterpnüsse was gestillet = postquam quierit interitus, W — B
Num. 16, 50. da^ selb unser vorterpnisse (Vernichtung unserer Stadt)
der heiling cristenheit zu schaden komen mocht, Eger. Chr. 1115.
ver-terbunge (verderbunge) stf. 1. Zerstörung, 2. Gemetzel,
Tötung: nicht tal des sunes Ennon, sunder tal der vorterbunge
(interfectionis), W— B Jer. 7, 32. zu einer vorterbunge = ad inter-
necionem, Is. 10, 7.
vertig Adj. 1. gehen könnend, beweglich, gehend, 2. im Gange,
üblich, 3. bereit, tüchtig, 4. gang-, fahrbar, 4. in Ordnung befindlich,
gut, recht beschaffen, 5. geschickt, gewandt, tauglich: 4. schefte mit
vertigen durichslegen = per amfractus contignatos, Igl. Bgr.
U— B 7.
vertigen (auch vertegen) swv. 1. zur Fahrt ausrüsten oder
bereit halten, 2. brauchbar machen, zustande bringen, ausbessern,
3. mit Vollmacht ausrüsten, 4. einen ob dem amptbuch der stat v.
= durch Eidesleistung aufnehmen, 5. eine tochter v. ausstatten,
Jelinek, Wörterbuch. 54
850 vertig-lich — ver-tören
6. mit Dat. d- P. u. abh. Satz: für einen etwas bewirken, 7. gericht-
lich übertragen, 8. geistl. absolvieren, 9. fort-, wegschaffen, schicken,
10. abfertigen, entsenden, 11. entlassen, verabschieden: 2. unez das
das purgeriehen niderkumpt und gefertiget wirt, Igl. Bgr. N. 53, 5.
fertiget der erbstolle sine lichtlocber, DIR I 10. Mir deucht pesser,
das IT den wintfang seezet über den Schacht, den ir vertiget czu
airn radschacht, N. 64, 2. bergwerk fertigen und verantworten,
N. 107, 1. — 9. Meister Petern — czu unsermbruder Tertigen und
schicken, Mind. d. Egerl. S. 61. auch getrauen wir euch wol, ir
vertiget uns kurzlich di obgeschriben sache vorschriben bei unserm
e genanten boten, Igl. Espr. III. der eine schacht durchkumen und
gevertiget ist, Igl. Bgr. 45, 8. ich solt iueh schiere gevertiget hän
daz, ir ze keinen ziten üf im (der künge) schaden mühtet riten,
Alex. 19001.
vertig-lich (vertecliche) Adv. (bei L. v. ungerichtet = kriegs-,
marschbereit: Zeits. s. 2, 112. v. gen Meran, 9) so daß etwas
daselbst seinen rechten Weg, Zug usw. hat: ir czechenwint durch
denselben durchslak sein czuge vertigklich ungehindert gehabt bette,
Igl. Bgr. X. 64, 1. das si — czweue schacht nider scbullen sinken
vertiklich noch des hofmaisters und der Steiger rat, Igl. Bgr. X. 45, 4.
und das der wint czum ersten sein czuge (durch den Durchschlag)
nicht vertigkleich gehabet hat durch des willen , das her entwer
dennoch ist gegangen — iceil er von vochern gehindert war,
N. 63, 4.
vertigunge stf. 1. Ausstattung, Aussteuer, 2. Ausfertigung eines
Briefes, einer Urkunde, 3. Übergabe, 4. Abfertigung, Entlassung,
5. Auftrag, Mission, 6. Spedition, Fracht: man sol ide fertigung
slechtlich und verporgen haimtragen, Eger. Str. C 4; s. heimfertigung
u. Gradl in Kuhns Zs. XIX. 64. er hat geschafft seiner hausfrawn
60 gülden und mit aller ir v. Igl. Stb. III 329 c. auch die fertigung,
die man der tochter zugeschickt hat, sol man ir gancz unverruckt
verfolgen lassen, Igl. Stb. Y 280 a. die v., die er im versprochen
hat, Y 181 d. also das ir maringab sein sol 204 gülden und dorezu
di fertigung, wer mit tod e abgang dann si, Igl. Stb. Y 99b. her-
widerumb hat sich Paul Lidl czu ir verheyrat mit der fertiguug
seiner hausfrawn seligen und mit einer vergolten gurtl und dorezu
ein ewige maringab. V 99 b. di f. seiner vorigen hausfraw, Y 97 b.
das sich die frau Manda Policzerin hat verheirat czu dem Waczlaw
Starusku mit 61 seh. und dorezu mit irer fertigung und mit einer
khue, Y 263 d. meiner hausfrau schaff ich die gürttl bevor czu irer
fiertigung, V 259 d. icb schaff meiner hausfraw 100 seh. und all ir
fiertigung, die sie czu mir pracht hat, V 210 a.
ver-topeln swr. im Würfelspiel verspielen: chains maus chint
oder knecht oder ander gesinde, daz, au seim brot ist, icht mer ver-
topeln mag, den sein gewaut, daz, er an hat und sein gürtel um-
fangen hat, Brünner E. II 68.
ver-touhen stav. intr. taub werden, tr. taub machen: Keie lac
vortoubet üf dem plan, Trist. 2085.
ver-tören swv. ganz ein tör werden, sich ganz vernarren: ir
bertz — vorvinstert und vortoret ist, Hier. 16, 7. ich bin an dich
als oft vertort, Sol. 11, 25.
ver- tragen — ver-treg-lich 851
ver- tragen stv. IV tr. 1. mit Sachobj. weg-, forttragen, 2. mit
persönl. Obj. dahin führen, 3. zu weit oder in falsche Richtung
/'Uhren, verleiten, 4. einen gegen einem v. = verleumden, 5. ertragen,
erdulden, geschehen, sich gefallen lassen, 6. einem etwas gestatten,
sichs's von ihm gefallen lassen, 7. abs. mit Dat. mit einem Nach-
sicht, Geduld haben, ihn verschonen, 8. eines dinges vertragen sin
= seiner überhoben, davon befreit, damit verschont sein, 9. gütlich
beilegen, 10. sich mit einem aussöhnen, 11. übereinkommen, einen
Vertrag schließen; refl. 12. zu Ende kommen, vergehen, 13. irregehen,
14. übereinstimmen, gleichlautend sein, 15. Vertrag oder Frieden
schließen: 7. parcere: Vortragen hat dir aber mein onge (pepercit
tibi), W-B Kön. I 24, 11. wiltn nicht vortragen der stat (parces),
Gen. 18, 24. der reiche — vortrug zu nemen von seinen schafen
und seinen ochsen (parcens sumere), Kön. II 12, 14. alle tage sie
manende, das er vortrüge dem volke und seiner wonunge (parceret),
Par. II 36, 15. vortragen wirt er dem eilenden und dem armen,
Ps. 71, 13. vortrug nicht von dem tode ire seien = non pepercit
a morte animabus eorum, Ps. 77, 50. sam einem unschuldigen wil
ich dir vortragen, W — B Jer. 47, 28. Dorumme du nicht vortragen
hast deiner sele durch die angest und durch die betrübsal deines
geslechtes, Judith 13, 25. so das er nicht vortrage pflagende mich
mit smerczen = ut affligens me dolore non parcat, Job 6, 10. Got
hat nicht vortragen seinem einem liben sun, sunder er hat in für
uns alle an dem fronen kreutze sterben lassen, Hier. 59, 25. wanne
got ofte sich entheldet und vortreget den sundern gar zu langen
fristen, 29, 28. — 8. verschonen, überheben, Elbog. Chr. 21, 7. 22, 35.
94, 36. ob du mir vertreist (verzeihst), Dal. 89, 21 (37, 15). die also
cluge still do virtrnge, 24, 35 (3, 48). daz, er disen ungevuoc — im
vertruoc, Trist. 5306. der her im aber daz, vertruoc (ließ ihm auch
den ziveiten Schlag noch hingehen), Schretel 218. der rede vil ich
in vertruoc, Alex. 18329. die burger woldenz, wol v., daz, Mäzeus
was erslagen, 9103. ich wolt ez, lieber v., ob sie iuch hseten gar
erslagen (statt euch zu brandmarken), 15367. 15493. habt den muot
daz, ir durch den weit v., der iu so kan genäde sagen, 7791. von
gir daz, ors in vertruoc, 8015. — darmit sol aller widerwil zwischen
in hingelegt und vertragen sein, Igl. Stb. V 182 d. den handel mit
dem Thoma vertragen (beigelegt), Eger. Chr. 382. Hettestu dich vor
liebes überhaben, so werestu nun leides vertragen, Ack. 16, 17. nicht
vortraget den würfen = non parcatis iaculis, W — B Jer. 50, 14.
das erbe — wirt vortragen in ein ander gesiechte und von unserm
erbe geminnert = possessio — translata ad aliam tribum de nostra
hereditate minuetur, W— B Num. 35, 3. — 15. Stb. Brüx N. 343.
ver-trauen (ver-trüwen) stn. stm* Vertrauen : auf sonderlich v.,
den wir haben zu dem vorgenanten hern und vater, Eger. Chr.
1134.
ver-treckeu swv. vertragen, entwenden: lasst di guter (des ver-
storbenen Niclas Vischer) beschreiben, das di nicht vortregt werden,
Igl. Rspr. V.
ver-treg-lich Adj. erträglich, verträglich: da hat im ein ersamer
rat vertreglichen gemacht (ihm verziehen*) und eine gute kuudt-
schaft gegeben, Traut. Chr. 352.
54*
852 ver-treiben — ver-tümen
ver-treiben (ver-triben) stv.II. tr. 1. übermäßig treiben, übermäßig
an-, auseinandertreiben, 2. leer machen, verwüsten, 3. vertun, durch-
bringen, 4. hinbringen das Leben, die Zeit usw.: er wil — mit
Übermut alle ding v., Ack. 28, 9. stand auf und vortreibe mich nicht
ewiclichen, Hier. 74, 14. über die maut mit ochsen ader sust mit
anderm vih vortriben, der sol von iczlichem haup[t] VI gr. puss
geben nach gnaden. Igl. Stb. III 39 b.
ver-treiben, ver-trewen (ver-triuwen, -trüwen) sivv. vermählen,
Traut. Chr. 48, 54.
ver-treibunge (ver-tribunge stf Vertreibung: so schreibe her ir
das buchil der vortreibung (libellum repudii), W — B Deut. 24, 1. 3.
Jer. 3, 8.
ver-trenken swv. tr. 1. tränken, 2. ertränken, 3. durch einen
Trank vergiften, 2. bergm.: das wasser auscziehen, das es nicht mit
seinem Überflüsse das neheste perkwerk vertrenke, Const. II 3, 5.
weliches wasser die andern (berge) vertrenke, II 3, 7.
ver-treten stv. IL — 1. intr. dahin gehen, enden, verlaufen, 2. tr.
tcegstoßen, 3. verschmähen, verleugnen, entsagen, 4. nieder-, zertreten,
vernichten, 5. an jemandes Stelle treten, vertreten, 6. hinausgehen
über, 7. refl. fehl treten: 5. Man hat das Recht jene zu vertreten,
die man in seiner Gewalt hat, Igl. Str. 111. eine verwundete oder
mißhandelte Frau kann sich selbst v. , 112. der Richter vertritt
einen ortsfremden, eilenden man, 113. nu was in vertreten daz, tor,
Ernst 3055. der see wart vertreten ausweindig der stat, T — B
Offenb. 14, 20. di iuncfrown ir ros virtretin (tschech. podpechu), ir
bogin si machtin krum, Dal. 46, 3 (13, 46). do vortrat er die Stuben
{besetzte die Stubentüre) und czuhiben den Bozyge, Böhm. Cbr. 56.
ver-treinveii (-triuwen, -trüwen) svw. 1. intr. trauen, vertrauen,
2. tr. anvertrauen, 3. versprechen, geloben, 4. ehelich verloben oder
vermählen, kirchlich trauen; refl. 5. zuversichtlich sein, Gen.,
6. Treue geloben, angeloben mit Dat. d. P., 7. sich ehelich verloben:
4. ein iuncvrouwe, die vortrewet ist, desponsata, W — B Deut. 22, 25.
Ist das imant ein juncvrowen enpfürt, die noch nicht ist vortrewet,
und slefet bei ir, der sol si bemorgengaben und im haben zu einer
housvrouwen, Ex. 22, 16. — 7. Wer ist der mensch, der im vortrewet
hat ein housvrouwe und hat sie noch nicht genumen = qui despondit
uxorem, Deut. 20, 7. Ist das ein iunge iuncvrouwe vortrewet ein
man = si puellam desponderit vir, Deut. 22, 23. er zog gen Traut-
naw mit seinem vertreueten (ihm angetrauten) ehgemahl und kindern,
Traut. Chr. 171. der pfarher liss im seine hausfraw zu Lemberg
ehlich vertreuwen, 54. 48; s. vertreiben.
ver-trinken stv. 1 3 intr. 1. ertrinken, 2. vertrunken sin = zu
viel getrunken haben, 3. tr. durch Trinken vertun, 4. dadurch ver-
lieren: 1. sint Jeronimus, des quellenden lebens brunne, vortrunken
ist, Hier. 99, 11. vortrunken und vorwuste bergwerk — czu fruchten
brengen, Const. II 3, 12.
ver-tümen (ver-tüemeu) swv. verurteilen, verdammen: vorturnen
sol in der priester (contaminabit) , W— B Lev. 13, 11. vorturnte
(verunreinigte) die höe, W — B Kön. IV 23, 8. vorturnte her tophet,
Kön. IV 23, 10. der (Aussätzige) sol haben oufgetrenntes gewant
und sein houbt blos und den munt mit dem gewande vorstopfet und
ver-tün — ver-uppig 853
vorturnet und unrein sol her sich beschreien, W — B Lev. 13, 45. Ob
ich mich gerecht wil machen, mein mimt vorturnet mich (condem-
nabit me), Job 9, 20. vorturnen wirt dich dein inunt, Job 15, 6. das
man in — mit dem rechten und mit urteil vertume und vorteile,
Const. IV 4, 14. wir widerruffen und vorturnen die schedliche ver-
einunge — der erczkaufer = reprobamus, Const. I 21, 1. den er
(der richter) Vorurteilen und vorturnen sal , I 6, 2. so verre sie ire
seien wellen bewarn und nicht vorturnen, Olm. Stb. 60.
ver-tün (-tuon) unregelm. Zw. 1. aufbrauchen, verzehren, 2. (die
Zeit) hinbringen, 3. wegschaffen, hingeben, 4. vertilgen, verderben;
refl. 5. sich versammeln, 6. schlecht handeln, vertan = verbreche-
risch, verflucht, schuldig: 4. Mörder sind alle, die die kinder vor-
tuen mit welchen Sachen es sei (in der Hs. mit vollen schachen is
sei), e das sie geborn werden, Joh. v. Igl. 5. Gebot, daz, ander
(brüstelin) haben sie (die Amazon) vertan (abgeschnitten), des sint
sie sieht als ein hant, Alex. 17454. wenn die wein vor tan (ver-
kauft) werden, Igl. Stb. II 121 d.
ver- tunkein sivv. 1. tr. verdunkeln, obscurare, 2. intr. trüb,
blind iverden, caligare: nicht vortunkilten im (Moyses) seine ougen
= non caligavit oculus eius, W — B Deut. 34, 7.
ver-tfmüsse* stfn. Verschwendung: unser herren haben be-
trachtt die grosz vertünüsz, Eger. Str. C 18.
verung (vserunge) stf. Bestrafung, Strafe: schelmische feruug
(anferung C a b, serung D) die beezwinge euch (Tot) gröblichen an
aller stat, Ack. 2, 1. nach unruwe serung, nach serung (feruug B)
wetag, Ack. 19, 1.
ver-unmenschen * swv. abominari: v. wirt euch meiue sele,
W — B Lev. 26, 30. in sunde tunkestu mich und mein gewant vor-
unmenschen mich (abominabuntur) Job 9, 31. Spr. 29, 27; Ps. 5, 7.
(hab) vorunmenschet czucht = detestatus suin diseiplinam, Spr. 5, 12.
ver-unre chten swv. einem Unrecht antun, beeinträchtigen: wir
sagten im das, das wir also gedrungen und vorunrecht von in
wurden, Igl. Bgr. N. 39, 3.
ver-unvl?etigen sivv. 1* besudeln, polluere, 2. refl. sich be-
sudeln, verunreinigen: si haben mich — verunfletigt (polluerunt),
Sol. 16, 8. der Satan mit seinem gift verunfletigt di wasser des ert-
reichs (corrumpit), Sol. 42, 14. wie in (den munich) des teufeis
argelist vornnfletiget und vorraten hette, Hier. 213, 6.
ver-unwirden * swc. abominari, verabscheuen: Du weist, herre,
mein notdurft, das ich vorunwirde das czeichen meiner hochvart,
W— B Esther 14, 16.
ver-unwirdigen (= ver-unwerden) sivv. verschmähen: er ver-
unwirdigts und wolt nit ingen, T — B Luk. 15, 28. schmähen, tadeln:
di iunger verunwirdigteu^, Matth. 26, 8. ir verunwirdigt mich, da^
ich mach gesunt am samstag, Joh. 7, 23. si verunwirdigten^ (hielten
sich darüber auf), Matth. 21, 16. si verunwerdigtenz. von den zwen
brudern, 20, 24.
ver-uppig* Adj. eitel: in veruppig dienen si mir, T — B Mark.
7, 7. wol macht ir v. (eytel, XI. Bibel) daz, gepot Gots, 7, 9.
Matth. 15, 6.
854 ver-uppigen — ver-vallen
ver-uppigen* swv. passiv = seine Kraft verlieren: daz, daz,
kreuz Kristi icht werd veruppigt, I. Korinther 1, 17. ob daz, salz
wirt veruppigt, wem bewart irz,, T — B Mark. 9, 49. der glaub
ist veruppigt, Römer 4, 14. si veruppigten in iren gedanken,
Römer 1, 21. ir ungelaub veruppigt er (hebt er auf) den gelauben
Gots? Römer 3, 3. daz. ewer arbeit wirt veruppigt, I. Thessal. 3,
er veruppigt sich selber (vernichtet, XI. Bibel), Philipper 2, 7. und
ob daz, salcz wirt veruppigt (verschwindet, XI. Bibel), in dem ez,
wirt gesalzen, Matth. 5, 13.
ver-ursachen* swv. veranlassen: aus diesem ist ein ersamer
rat — verursacht worden, ihre alte Privilegien zu confirmiren und
von neues zu bestetigen zu lassen, Traut. Chr. 4.
ver-urpheden s. ver-urveheden.
ver-urveheden swv. refl. eine Urfehde schwören: die knecht
musten sich schriftlich verurpheden, Eger. Chr. 49 S. 37.
ver-vähen (auch = -vän) stv. V tr. 1. fassen, fangen, 2. iveidrn.,
spüren, 3. antreffen, erreichen, 4. erwerben, gewinnen, 5. rechtlich:
ein entfremdetes Gut in Anspruch nehmen oder gewinnen, 6. Be-
schlag legen auf, 7. einfrieden, einfassen, 8. schriftlich verfassen,
9. vernehmen, ivahrnehmen, 10. geistig auffassen, beurteilen, an-
rechnen, 11. fassen und vorwärtsschaffen, ausrichten, fördern, 12. un-
2>ers. Subj.; frommen, nützen abs. oder Akk. d. P., 13. einem etwaz,
v. = zugestehen, sich ihm gegenüber zu etivas verpflichten, 14. ihn
woran hindern, 15. refl. sich einem zu etwas verpflichten: 10. wir
vinden mangen tumben man, der lützel das vervähen kan, W. v. W.
690 f. darum, das si sich des gutes e vorvangen haben, e si sich
aus der purgschaft gezogen haben, Igl. Str. 249. in einer andern
weiz, ez, verfecht nit (ist noch nit nücz, XI. Bibel), T — B Juden
9,17. waz, verfecht ez, euch? (ist es nütz, XI. Bibel), Jak. 2,16.
das er seines swehers gut — verfallen und underwinden für die
benanten 100 seh. gr. mechtiklichen als sein aigens gut, Igl. Stb. III
196 a. der vil manheit begienc, daz, in nie niht vervienc (daß ihn
dies dennoch nichts förderte), A\zx. 20646. herberig v. und bestellen
lassen (für Unterkunft sorgen), Eger. Chr. 1200 S. 378.
ver-vallen stv. V inter. 1. zu tief fallen, hinabfallen, versinken,
2. abfallen von, 3. in Schuld oder Sünde geraten, 3. zusammen-
fallen, -stürzen, 4. zugrunde gehen, sterben, 5. als Eigentum zufallen,
anheimfallen, 6. zur Buße verfallen, schuldig werden, 7. tr. fallend
versperren, 8. refl. geraten in, 9. zufallen, verstopfen, 10. durch
Fallen zugrunde gehen, 11. durch schlechtes Fallen der Würfel ver-
loren gehn : 3. worum vorvellet dein antlicze, W — B Gen. 4, 6. —
5. was (welche Geldsumme) sich denn hernach vorteilet (rechtlich zu-
gesprochen wird), das sal allewege geteilt werden, Elbog. Chr. 9, 45.
— 6. ob — ire tochter der sache nicht vorvallen were, Igl. Str. 306 a.
Wer zu einem in die morgensprache geschobenen Urteil nicht
kommt, abe im halt das urteil zu gewinne wurd geteilet, er ver-
leuset es dennoch und verteilet mit der sache, er beweise denne,
das in ehaft not hab gehindert, Igl. Str. I S. 358. wes er mit dem
rechten vorvallen sei, Igl. Bgr. X. 101, 2. mit was pusse der perk-
meister vorvallen sei, N. 34, 3 u. 4. di lehenhewer, ab si nicht czu
gelden haben, so sullen si das ganeze erez bewaren mit guten purgen ;
ver-varn — ver-vlei^en 855
ab si in der sache vorfileii, das si es widerkerten, Const. III 5, 3.
vervellet aber der perkineister in disem gepote , Const. I 7, 8. so
sollen wir in vervallen sein eins pfunt ballers werunge der stat zu
Eger, Eger M. U. 8. der ist der stat vervallen mit zeben pfunt
baller, Eger Str. B 21; von boupgut und von scbaden den dritten
pfennicb vervallen sein, Eger Str. A XV. 8. das ir im dann für alle
seine scbeden, di ir im getan habt, 400 scbock groschen verfallen sein
— sollet, Mind. d. Egerl. S. 21. bei versessenem zins — soll sieb
der genante weingarte und acker an das genant spital zu Dusk
ewigleich verfallen haben , Aussig. Urkdb. N. 29. di richtere und di
scheppen, di unser gepot übertreten, die sein uns vorvallen mit leibe
und mit allem gute, Const. IV 1, 2. mit was pusse der marsebeider
dorumb sei vorvallen, Igl. Espr. II.
ver-varn stv. IV. intr. 1. vorüber-, vergehen, 2. dahin fahren,
verschwinden, 3. euphemistisch = sterben, 4. verloren gehn, verderben,
5. sich verirren, 6. tr. ausweichen, 7. refl. sich verirren, mit Gen.
d. S. vermeiden, ausweichen: 5. leiter, nach dem niemant ververt
in allen wegen, Ack. 57, 7. — 3. der leiher oder der urbarer, der di
leben vorliben hat, ist lange vorvarn, D I R III 30. unz da^ geschach,
daz, daz, stiege wip verfuor (starb), Alex. 10509. allez,, daz, der erb-
stolle denne — wenn er siben lachter treuget eines lehens tief —
vorfaren hat (= durchquert hat) in siner wassirseige, darin sal noch
enmag nimant siezen an sinen (des Erbstollncrs) willen, DIR I
§ 3, 2. wer die maut vorfur (ohne Mautgeld zu zahlen an der Maut
vorüberfahrt) mit einem wagen, das weren 6 gross puss nach gnaden,
Igl. Stb. III 39 b. do Sant Wenczlab was virvarn (ermordet) gar,
Dal. 77, 5 (31, 1). das er von der weit virvarn ist, 93, 26 (39, 65).
do sin vatir wol bi iarn waz mit dem tode virvarn (bei Hanka
falsch: virwarn), Dal. 167, 14 (74, 16).
ver-vaulen (-vülen) swv. verfaulen: wasser vorfaulten = com-
putrescent aquae, W — B Ex. 7, 18. mit zublasnem bouche vorvaulet
ir die brüst (femur), Num. 5, 27.
ver-vaz,z,en swv. tr. aufnehmen, refl. mit Gen. d. S.: wann icht
ein mensch in seinen sinnen verfasset und das nicht heraustreiben
will, Ack. 33, 10.
ver-vechter (von ver-vehten stv. fechten für, verteidige?i) stm.
Vorkämpfer, Verteidiger, propugnator, W — B Is. 63, 1.
ver-veiern* stn. (von einem swv. tr. von einem Übles reden, ihn
anschwärzen) : seine scheden und verfeiern schuldig sei czu beczalen,
Igl. Str. (60) S. 328.
ver-vertigen swv. 1. bei L. nur einen Brief ausstellen, 2. etwas
zustellen, 3* abfertigen, Elbog. Chr. 53,22. 62,8. mit Vollmacht
ausrüsten, der rat hat — gesworn des rats do hin (nach Prag) ver-
niugt (mit Vollmacht ausgestattet) und verfertigt, 49, 16. 53, 5 u. 12.
ver-vestung stf. 1. Ächtung, 2. Befestigung, Elbog. Chr. 48, 26.
ver-vleiz.en, ver-vliz,en stv. II. refl. eifrig bedacht sein: si sind
verflissen und lauffen alleweg zwischen uns und dir = solliciti dis-
currentes inter nos, Sol. 65, 18. vervliz,z,en sin mit ze und Inf, mit
Gen. oder Präp. bedacht, erpicht sein auf: nü was sin muot ver-
vliz,z,en gar üf alle weideliche dinc, Trist. 1134.
856 ver-vleugen — ver-wandeln
ver-vleugen* (Kausativ zu vervliegen) sivv. verscheuchen,
abigere: Nu quame das gevögil auf die as (super cadavera) und
Abram vorvleugte sie, W — B Gen. 15, 11.
ver-vlöhen (bei L. ver-vlcebenen sivv. tr. flüchten, es flüchtend
retten, Anz. 18, 176) sivv. fliehen machen, fortschaffen, Eger Cbr.
N. 1213.
ver-vlüchen (-vluochen) swv. 1. mir. mit Dat. fluchen, 2. tr. ver-
fluchen, verwünschen: 1. Ir Tot, eucb sei verflucht, Ack. 5, 9.
Ter-vlüehet * subst. Part., stn. Fluch: in die — wasser —
her mit Torbannen vervluchte hat gesaniment (maledicta congessit),
W — B Xum. 5, 18. die bittern wasser, in die ich yorvluchte ge-
houffent, Xum. 5, 19 u. 23.
ver-vlüclitig (ver-vlühtic) Adj. flüchtig: ist aber das der selb-
schuldige vorfluchtig wurd, DIR 23 a, 6. wen si vorfluchtik weren
worden, Igl. Str. 249. Vorfluchtig und irre wirst du werden ouf der
erden alle die tage deines lebens = vagus et profugus, W — B Gen.
4, 12 u. 14.
ver-vorsten* sivv. einen wald = über ihm die „forstliche Ober-
hoheit" beanspruchen, den Bann darauf legen : Traut. Chr. 60.
ver-vreünarken * sivv. mit Gen. sich entäußern: verkauffen
oder v., Eger. Chr. N. 1191 S. 363.
ver-vrieren (ver-vriesen) stv.lllb erfrieren, zufrieren*: das
in der gantzen Stadt alle röhrkasten verfroren, Eger. Chr. 919.
ver-vromen, -Trumen sivv. förderlich sein, frommen: an höen
freuden mir da^ verfromet = es icürde mich sehr freuen, Ernst 5180.
ver-vüegeu (-vüegeu bei L. nur intr. mit Dat. passen, anstehen)
swv. tr. veranlassen: um solche uberfarung — und scheden bezalung
und widerkar v., Eger. Chr. 1160.
ver-vüereu swv. vollführen, ausüben, Elbog. Chr. 48, 35. dinen
hohen art, dine cläre geburt ellendeclich hau ich verfuort (habe ich
in die Fremde geführt), W. v. TV. 1969. verfürt er (ein fremder
Kürschnergeselle, der in Iglau das Meisterstück machen will) mit
dem schnit (führt er ihn richtig aus) wird er aufgenommen, vervürt
er aber nicht, so sol er pas lernen, Igl. Stb. V 220 d. sulch mandat
zu verfuren, Elbog. Chr. 103, 32. Ist her Benedict Klinckervogel,
so das recht vorfurtt, fursprecher, Eger. Achtb. II 204 — 209. 212.
so das recht verführt, H 217. 219. 220.
ver-vürisch* (= ver-vüer-lieh) Adj. zu Aufruhr verleitend: dise
v. predicanten, Eger. Chr. 55. wie ein verfürischer aufruerer, 55.
ver-wacken (bei L. nur St. Gall. Stb. 4, 306) swv. bewachen: das
erbe — verwacht, vorczirkelt, kegen hoff an scheppen stat verriten
hat, mit seinem aid oft verlosunget hat, Igl. Str. 82.
ver-v. achten* swv. = ver-wachen: er sol in meim haus wonen,
dasselbig v. uud Verlosungen, Igl. Stb. V 163 a.
ver-wsenen, -wa^nnnge s. ver-wenen, -wenunge.
ver-wandeln swv. 1. tr. umdrehen, herumwerfen, 2. umwenden,
-kehren, 3. verändern, 4. vertauschen, 5. verwandeln, 6. einen an
eines andern Stelle setzen, 7. lip, leben v. = sterben, 8. den sin v.
= den Verstand verlieren: 5. die rute vorwandelt wart in einen
trachen, W — B Ex. 7, 15. — 8* wandel, Strafgeld von jemanden ver-
langen, einen zu, einer Geldstrafe verurteilen; umb solche fälle hat
ver-wandelich — ver-weisen 857
der herr vorn schloss zu verwandeln, Chlum. 1 3. der lantriehter
oder dorfrichter, welcher eher küne hat, hat in — zu v., I 7 u. 10.
ver-wandelich* (s. bei L. verwandelicheit Veränderlichkeit)
Adj. veränderlich, W — B Joh 15, 15.
ver-wandern siav. verändern, verwandeln: verwandert uch, ver-
wandert uch (tschech. promente se), Dal. 164, 8 u. 26 (72, 69 u. 87).
ver-want pari. Adj. 1. in Verbindung, Beziehung stehend, ver-
wandt, 2. beteiligt, 3. verpflichtet, 4. Untertan, 5. verleitet, 6. ver-
wiesen, 7. verheiratet: 3. u. 2. Traut. Chr. 76. — 3. u. 4. noch dem
her Niclosz und her Caspar — di vam Elpogen, eine gantze gemein
auf heuth irer gelubde und pflichte, so si in verwant gewest, ledig
und loes gesagt, Elbog. Chr. 13, 8 und 10. mit aller gerechtikeit, so ir
den genanten — verwant und verpflicht gewest seit, 139, 25. noch-
dem und sie (rat und hurgemeister von Eger) dem heiligen romischen
reich vorwant sein, 1148. sambt des reichs verwanten, Traut. Chr. 177.
ver-war* stm. Verwahrung: diese zeugnis — werden in genüg-
samen v. komen und aufgehaben werden, Traut. Chr. 161.
ver-wärlösen swv. tr. und refl. unachtsam behandeln oder
treiben, verwarlosen: verwarlast auch der hiert von sein selbes wegen
icht, her schol es gelten, Igl. Str. 42. verwarlust der — gedingete
— knecht icht seinem herren, das schol her im gelten, 157. ab der
brief verwerlost were mit schriben ader mit sigel anhengen, Brüx.
Stb. 126.
ver-war reu pari, statt verworren vom stv. (13.) verworren /. in
Unordnung bringen, 2. erschrecken, 3. feindselig entzweien; afterrew
inusz iedem verwarren man begeinen, Ack. 19, 2.
ver-warten swv. (bis zu Ende, zu lange) warten: weil er das
regiment über zwue stunden hat lassen v. (zur Wahl spät kam),
Eger. Chr. 417.
ver-wä^en stv. V intr. zugrunde gehn, tr. zugrunde richten;
verfluchen, verwünschen: der verwäz,ene Tristan, Trist. 5538.
ver-wäz,enunge stf. Verfluchung, execratio, abominatio: wenne
alle dise vorwasenunge haben getan die pouleute diser erden, W— B
Lev. 18, 27.
ver-wechselung stf. Austausch, commutatio: nicht wirt ge-
hangen silber an die wage umme ire (der Weisheit) vorwechselunge,
W — B Job 28, 15. konfet-äne alle v. wein und milch, Is. 55, 1.
ver-wegen stv. II. — 1. an Gewicht übertreffen, überwiegen, 2. mit
Akk. und Gen. kümmern, 3. refl. sich frisch wozu entschließen: unde
(sie) sich zu gen verwac zu dem selben tör hin in, Legende 816.
verwe-kaus* stn. Färberei: alles, das zu dem furbhaus und
czu den remen gehört, Igl. Stb. V 230 c.
ver-weldigen (ver-waltigen, -weltigeu) swv. überwältigen, ge-
walttätig behandeln: ob imant si vorweltigen (zivingen) wohl, Eger.
Chr. 1108.
ver-weilen (-wilen) swv. 1. inlr. säumen, 2. tr. zubringen (das
Leben), 3. refl. sich aufhalten, sich versäumen : ein hantwergk vor-
weilen = betreiben, Elbog. Chr. 76, 10.
ver-weisen swv. intr. verwaisen, zur Waise werden, tr. zur
Waise machen , tr. : soldestu dar um — mit diner vreise (Greueltat)
ein solich rieh virweisin, Dal. 217, 25 (98).
858
ver-weisen — ver-werren
yer-weisen s. ver-wfsen und ver-wiz,en.
ver-weisnng (ver-wiz,unge) stf. Verstoßung, exprobatio: las
mich nicht vallen in sulche Verweisung, Sol. 39, 29.
verweil) väriven swv. 1. ir. ein Aussehen geben, 2. färben,
3. beschönigen, refi. 4. sich färben, 5. ein Aussehen gewinnen, 6. sich
schminken: sie begunde sich bleich unde rot dicke verwen durch in,
W. v. W. 5614. ein tuch czu swarcz Serben, Igl. Stb. V 186 a.
ver-ivenden swv. 1. rückgängig machen, 2. abwenden, abwehren,
entfernen, 3. umkehren, zerstören. 4. auf einen falschen Weg führen,
verleiten, 5. hinweisen auf 6. unterbringen, verheiraten, 7. aus-
statten, schmücken, 8. reft. sich abwenden von, entschlagen, 9. sich
verwandeln, andere Gestalt annehmen; Part, verwant s. d. : auf das
si sich nicht verwenden zu sehen di eitelkeit = vaeh non averten-
tibus oculis, ut non videant vanitatem, Sol. 91, 29, wenn nicht ver-
werten von verwsenen. den iegir mit den hundin wirwentin
(virweitin, Jir.) ein huoz, (= litis ) = schmückten, Dal. 177, 7
(79, 17).
ver-wenen (ver-wtenen. -wänen) swv. 1. hoffen, erwarten,
2. überdenken, beachten mit Gen., 3. refi. vermuten, glauben, 4. sich
zu hoch dünken: do verwente her sich, es were ein hure (suspicatus
est), W — B Gen. 38, 15. stetielichen vorrednusses er vorwenet
suspicatur semper insidias, Job 15, 21. Und mit den sundigen ist er
vorwenet — reputatus est cum sceleratis, Is. 53, 12. Die urborer —
sullen schicken, das die Stollen, auf die man sich vorwenet (de
quibus suspicio habetur) von den gemeinen steigern oder czimer-
leuten alle jar mit guter geezeugnusse geezeichent werden, Const.
II 4, 6. ader man vorwenet sich (gerät in Verdacht) das si in mit-
gehengten, Const. IV 20, 19. so — vorwenet man sich, das er umb
sust nicht gearbeit habe = non gratis praesumitur laborasse,
IV 16, 3. — 100 gülden, die uns denn derselbe ewer ratzfreunt von
ewern wegen zu geben verwenet (gedachte), Elbog. Chr. 169,45;
170, 6.
ver-tveuuuge (ver-wsenunge) stf. Zusage, vorausgehende Ver-
abredung, 2* Vermutung: ous der vorwenunge keuset er (der richter)
di warheit und tut der Sachen ein ende (ex praesumptione eliciet
veritatem), Const. IV 16. 3. Die v. (praesumptio) nach pergrecht, di
macht seiden von ir selber ganezen gelauben und bewerunge suuder
halber bewerunge gibt si hülfe, IV 16, 1.
ver-werfen stv. I 3 tr. 1. üb-, hin-, weg-, 2. niederwerfen,
überwinden, 3. verschleudern, 4. verschmähen, verweigern, 5. ver-
stoßen, -treiben, 6. verwünschen: Xich gar hab ich sie vorworfen
noch hab sie also vorsmehet, also das sie gar verturben (abjeei eos),
W — B Lev. 26, 44. wenne ir in (den kunig) gekiset, so mugt ir in
nicht v., Böhm. Chr. 64. das ir in (den gewäldten König) vorwerfft
und vortreibt, 59.
ver-werlosen s. verwärlösen.
ver-Tverren stv. I 3 Part, verwarren statt verworren: 1. ver-
wirren, in Unruhe, Unordnung bringen, 2. erschrecken 3. unlösbar
verwickeln, 4. entzweien: wir vorweren uns in teglicheu werken mit
mancherlei gedanken , Const. DZI 1 Einl. ich vorwerre mich mit der
meinung = cogitatione verror, Sol. 5, 35. uns gegen einander vor-
ver-wesen — ver-wieren
859
mengen und vorwerren, Böhm. Chr. 53. das si im furstin — nit
reicztin und verwerrin, Dal. 131, 1 (59, 30). er war gar verworrens
an des konigis tochter von Beheim. er eine ouch zcu wip nam,
220, 29 (100). auch sollen der Hauusco und sein weib dem Sigmund
Richter die manschaft entwerren und ledig und frey machen, die
er im vorworren hat, Igl. Stb. III A136a. daz, wir unser herze und
unsern sin in im (Christo) verwerren und verweben, Trist. 6885.
ver-wesen stv. II — 1. intr. zunickt werden, vergehen, herunter-
kommen, 2. tr. verderben, aufbrauchen, 3. an jemandes Stelle treten,
ihn vertreten, 4. verwalten, -sorgen, 5. einem helfen, 6. vericaltend
vorstehen mit Gen. oder Dat.*: das er vorwese den vischen des
meres (ut praesit) W — B Gen. I 26. das selbs selgereth czu vor-
wesen und czu vorlegen, Igl. Str. 289 b. leute, die wissen das selbe
ampte czu vorwesen, Const. I 9, 7. daz, dicz, gemecht mocht von
dem furmunde — geregiert, vorweset und bei seinen wirden behalten
werden, Igl. Stb. V 188 c. Got vertreibt nit sein volk daz, er vowest,
T — B Römer 11, 1. er des landes nicht vorwesen künde, Böhm.
Chr. 74. wer das lant v. scholde, 27. Libusse — richte und vor-
wesete das gancz lant an ires vaters stat, 3.
ver-weser stm. Stellvertreter, bevollmächtigter Vertreter z. B.
eines Gewerben: Hat er aber einen verweser uff dem berge, der
sein erczetphennig einnimet und kost for ime gibt, DIR 22 a, 3.
der ist aber schaffer und vorweser des bergwerks mit dem Steiger
itzund, Igl. Bgr. N. 39, 4 u. 5. Von den Verwesern (Cod. E.) =
schaffern, handeln, Const. I 14. redliche furmunden und vorweser
seczen = procuratores, I 7, 12. vorweser über die streithaften man
(praefectus super bellatores viros), W — B Kön. IV 25, 19. den
richtern und den vorwesern der wercke und den ungerechten
heischern = praefectis operum et exactoribus populi, Ex. 5, 6 u. 10.
ein bischof ist — als ein vicarius und vorweser des almechtigen
g-otes, Hier. 217, 3. mit getrewen und frumen vorwesern (der
Spitäler), Olm. Stb. 77. andere v. und amptleut, 79 = vicarius,
Verivalter, Brunn. Str. II 69. di vorweser (Testamentsvollstrecker)
sullen den jartag ausrichten und vorpringen, Igl. Stb. V 259 b. den
vorwesern des zelgereths, III A 161. zu vorwesern des geschefts hat
er erkoren . . . , III A 135 a. — des wil euer vorweser und euer pfleger
kaine schult daran haben, Hohenfurter Brief.
ver-wesimge stf. 1. Verwesung, corruptio, 2. Verwaltung: hoch-
wirdikeit und vorwesunge der werltlichen herschaft = dignitatis
nomine et honore, Igl. B. S. 193. di vorwesung des spitals und der
armen leut darinnen — den burgern und dem rate zu Olomuncz
abgetreten, Olm. Stb. 73.
vcr-wideren swv. tr. 1. sich sträuben gegen, 2. zurückweisen,
verweigern, 3. verneinen, widersprechen, 4. vergelten, 5. rückgängig
machen, 6. in Schaden bringen, hinderlich sein, herabsetzen, 7. refl.
sich weigern, Traut. Chr. 114.
ver-widersachen * swv. ah Gegner behandeln, aversari : den ich
groslichen liep hette, der vorwidersachte mich = aversatus est me,
W— B Job 19, 19.
ver-wieren swv. mit Gold oder Edelsteinen durchlegen, -wirken,
schmücken: in liehtem golde verwieret sach man mangen tiuren
860 ver-wilden — ver-willen
stein (an den Götzenbildern üf karratschen), W. v. W. 3621. 3758. 3889.
kursit — mit mangem tiuren steine, üf die hilde verwieret gar deine,
Alex. 13880. verwieret dar in (in da^ grap) groz, edelgesteine,
17027. manic tiur werc — vil steine dar üf verwieret, 26299. in
daz, gewelbe verwieret manic edel liechter stein, Alex. Anh. 2006.
ver-wilden swv. tr. 1. wilde machen, entfremden, 2. verwandeln,
3. refl. sich in die wilde verlieren, verbergen; intr. 4. fremd werden,
5. verwildern: 4. alein wir hie verwildet sin (wir 14 sind die
einzigen Christen hier), W. v. W. 6163.
ver-willekürn siev. tr. 1. freiwillig ivählen, 2. freiwillig auf-
gebe)), verzichten auf; refl. 3. mit einem freitoillig ein Abkommen
treffen, 4. sich freiwillig verpflichten (Gen.), mit nmbe Prag.
Rb. 119. — Wen was sie vormals vorwilkurt und vorgeben hat, das
hat sie nicht mugen furbas vorgeben, Igl. Str. 328. biß auf die leezt
ward es durch den raath gemacht und durich die ganeze gemain
vorwilkerth, Olm. Stb. 63. — 4. er sich pei der pus vorwilkort hette;
er hatte sich erboten, falls das ihm gestohlene Gut bei der Haus-
durchsuchung nicht gefunden ivürde, das er mit der pus wold be-
standen sein, Igl. Str. 160 b. wo er des nicht entet, so hat er des
vorwilkurt aller der schad, der darauff ging, den solle er dem (bei
Tom: den solt der) richter gelten, Igl. Str. 275. als sich derselb
Jauko hat vorwilkurt, das er di mithelfer wolle vortreten, 339 b.
unser (Koliner) mitpurger habe sich czu in auf dem Perge vor den
scheppen vorwilkurt = sich freiwillig dem Kuttenberger Gericht
unterworfen, obgleich zwischen Kolin und Kuttenberg die Verein-
barung bestand, daß kein, in Kolin „gesessener" Mann sich in
Kuttenberg verantworten brauche, 252. Wer sich vorwillekurt, er
sal es halden, 251. es wer czwischen in und uns verwilkurt, 252.
das sich — die lehenhewer und ir gewerken vorwilkurt haben czu
kainen dingen, Igl. Bgr. N. 40, 8. noch der wilkur, der sich der
perkmeister von Send Jürgen vor ewern gnaden vorwilkurt hat,
N. 52, 3. wi wol er sich vorwilkurt hat czu leiden, waz die manne
erkennen, Eger. Chr. 1065. Die erbern gesworen meister der pecken
und auch der pecken gesellen haben sich vorwilkurt, wenn ein Streit
zwischen den einen von ihnen und de?i Müllern (den mulnern) ent-
stehe, daß sich die andern nicht drein mischen, Olm. Stb. 101. alle
tuchmacher in den steten czu Merhern sind 1407 mit des fursten
willen eins warden und haben sich vorwilkurt und — vorschriben
umb die leng der tucher, die Tücher fortan in einer Länge zu
machen, 95 a. vorwilkuret odir vorschreibeth sich imand umb bereit
gelde (Bargeld), beczalet er nicht auf den tag, als er sich vorscriben
hat oder vorwilkuret hat, wirt zu seiner varender habe, einem
house oder einem erbe — ein recht geholfen, Prag. Rb. 119. er hat
sich vorphlichtet und vorwilkurt, das er derselben schock, nicht
fodern noch eischen wil bis — , Igl. Stb. II 139 d. als wir uns mit
niemand nicht verwilkurt, vorpunden noch vorschriben haben, Igl.
Rspr. I.
ver-willen swv. refl. sich freiwillig verpflichten, mit Inf. oder
ze: seinttmalln er die Weisung (Nachweis des rechtmäßigen Besitzers)
auf euch geschwornn scheppen vorwillt, Igl. Bgr. N. 95, 3. er hat
sich verwilt (bereit erklärt), Elbog. Chr. 83, 3. 67, 22. 67, 25. des
ver- willigen — ver-wirren 861
sich arm und reich also zu thun vorwilt, 13, 20. in die erbteilnng
— haben sie sich vorwillet — ze halten , 12, 36. si verwilten zu
haupinans und Mallersick willen geleith, Eger. Chr. 1185 S. 356.
was sich — in den erben — ein nachper mit dem andern vorwillet,
Olm. Stb. 131. als czwischen dem rate und dem foit vorwilt und
baiderseit gegeneinander vorbrifft ist worden, 80.
ver-willigen swv. intr. zu etwas einivilligen, tr. bewilligen, zu-
gestehen, refi. einwilligen mit Gen., Dat. oder zu: dass sie dann uff
beiden teilen mit gutem willen verwilligt haben, Brüx. Stb. N. 353.
das von beiden partheien verwilligt ist, Igl. Bgr. 93, 2. seinttmalln
ist zugegeben und verwilligt worden, das — , 93, 2. der Proksch
hat sich verwilligt (bereit erklärt), Igl. Stb. V 25 c.
ver-willigimge stf. Be-, Einwilligung, Zustimmung: Igl. Bgr.
N. 83,3. seiner aigen v. schuld und schaden zumessen, N. 80,3;
Brüx. Stb. N. 229. es wolle sich nit fugen, über sein vorwilligung
(Zustimmung) mit im zu rechten, Elbog. Chr. 102, 31. ist ein v.
geschehen auf dem rathause — der gemeine stücke und gerten aus-
zubauen, Traut. Chr. 167. 169. noch v. der kirchveter des selbigen
gotshaus, Igl. Stb. V 245 d. mit v. des herrn buergermeisters und
rat, V 222 c.
ver-willuug stf. Einwilligimg, Zustimmung, Vereinbarung:
sulche v. und voreinunge stete zu halden, Olm. Stb. 108f. mit v.
desz allerdurchleuchtigisten fursten, Elbog. Chr. 26, 30; Brüx. Stb. 229.
vei'-windeln (-winteln) swv. einwickeln in (bei L. nur M G B
440, 18): den alter sullen sie reinigen von der aschen und sullen
den vorwindeln in eine purpureine wat = involvent, W — B Num.
4, 13. vorwindelt sint die steige irr trite = involutae sunt semitae
gressuum eorum, Job 6, 18. Do ich saczte sein (des meres) gewant
und das mit nebel sam mit kintlichen tuchern (pannis infantiae)
vorwindelte (obvolverem) , Job 38, 9. unser herre vorwindelte si
mitten in die flut = involvit in mediis fluctibus, Ex. 14, 27. das
swert ist vorwindelt in einem mantil noch dem humeral = involutus
pallio post ephod, Kön. I 21, 9. bekummer in (den Tag der Geburt)
der tunkel nebel und werde vorwindelt in pitterkeit = occupet eum
caligo et involvatur amaritudine, Job 2, 3.
ver-wintern sivv. 1. verwintert werden: vom Winter überfallen,
zugrunde gerichtet werden, 2* intr. über wintern: ein schif, da^
verwintert in der inseln, T — B Btb. 28, 11.
ver-wirken, -würken, swv. (Prät. -wirkete, -würkete, -worhte,
Part, -wirket, -würket, -worht, -warbt) tr. 1. kunstmäßig verarbeiten,
2. einfassen, 3. einschließen, 4. verwickeln, 5. umhegen, einfrieden,
6. ins Unglück bringen, verderben, 7. versäumen, 8. durch sein Tun
verwirken; refl. 9. sich ins Unglück stürzen, 10. durch sein Tun
verlustig werden; 11. part. Adj. verworht, verbrecherisch, böse, ver-
flucht: 10. teile (Berganteile) durch vorsumenisse vorwircken adir
vorlisen, DIR 20. dar in (in wäpenroc und kovertiur) Venus was
verworht (ein Bild der Venus eingewoben), Alex. 6193. in einem
mermelsteine — wart der fürste in verworht (begraben), Alex. 27083.
ver-wirren, -würren siov. intr. sich verwickeln, tr. entzweien *
aufhetzen, refl. in Zivist geraten: ich weis wol, das uns unser volk
gegen einander vorwirret, Böhm. Chr. 53; s. ver-T?erren.
862 ver-wischen — ver-zeihen
ver-wischen swv. tr. 1. wegwischen, austilgen, 2. vorübergehen
an, nicht bekommen, 3. verlieren; intr. 4. plötzlich verschwinde)/,
verloren gehen: 4. mit dem winde verwischet es (aller irdische
Besitz), Ack. 52, 2.
vor-wissen sivv. durch Pfand sichern: Wanne ich in des nicht
wil vorwissen, her mag mir wol czu disser czeit — mit bereiten
Pfenning (bar) gelten, Igt, Str. 105. solch gelt (das die gefangenen
Juden für ihre Befreiung zu zahlen versprechen) sal vorwisset und
der brief darubir volczogen und verbürget werden für Michaelis
schirsten, Stb. Brüx N. 292.
ver-wiz,en stv. II 1. md. auch mit siv. Part. verwiz,et : strafend
oder tadelnd vorwerfen, vorrücken, mit Dat. u. Akk. : alle, die der
ampte sullen phlegen, die sullent ir so sumeliche wegen und
betrauten so mit fliz,e, daz, ichz, in iht verwiz,e, W. v. W. 4084.
Jupiter, daz, verwiz,e ich dir und gibe daz, schult uusern goten,
4250.
ver-wiz.zen (t)-heit stf. Einsicht, Verstand: als ir habt gebort
di vorwisseuthait des Herrn, T — B Laod. 1, 16.
ver-wüesten sivv. 1. verwüsten, 2. verderben, 3. unnütz vertun:
di selbigen czechen ein ganezes jar ungepaut und vorwustet gelegen
sein, Igl. Bgr. N. 83, 2. das die czeche davon verwüste, DIR 23a, 9.
sie verwustent ir antlutz, daz, sie scheinen vasten den leuten, T— B
Matth. 6, 16. do in (den schätz) rost und die milben verwustent,
6, 19. engel des abgrunds, des nam ist hebrisch Abadon — und latin
het er ainen namen Verwustent, Offenb. 9, 11. — di menig wart
verwustes gemutes (irrig in dem gemüt, XI. Bibel), Btb. 2, 6.
ver-wüestunge stf. Verwüstung, Zerstörung: wiz,z,et, dar ir
(Jerusalem) verwustnung nacht, T — B Luk. 21, 20. di dink, di mir
waren gewin, dise habe ich gemalt ain Verwüstung, Philipp. 3, 7—8.
ob er gewunne alle di weit und macht Verwüstung seiner sei, Mark.
8, 36. leit er v. (abgang, XI. Bibel) seiner sei, Matth. 16, 26. das
solcher alter schloszturn in dreien Verwüstungen gestanden war,
Traut. Chr. 124.
ver-würken s. ver-wirken.
ver-zagen swv. Prät. verzagete, -zeite, Part, verzaget, -zeget,
-zeit u. ein st. Part, verzagen Per f. meist mit sin, selten mit haben,
den Mut, die Fassung, das Vertrauen verlieren, verzagen: wil mir
die bete Krist versagen, so kan er ouch an helfe zagen, also min
gote sin verzaget, V. v. W. 4275 f. von diu (Maria) niemau des ver-
zaget sie si genäden noch da wer dem. der genäden von ir ger, die
sie noch überflüz,z,ic treit, 2857. sit unser gote an mir verzagen
(mir nicht helfen), Alex. 3113.
ver-zalt pari. Adj. s. ver-zeln.
ver-zeckenden = ver-zehenden: Levi, der da nam den
zechenden (Zehent), der wart verzechend durch Abraham, T — B
Juden 7, 9.
ver-zecliunge * stf. Einleitung? die vorrede und das Urkunde
der vorezechunge in das puch, das do heisset iob, W — B Vorrede
zu Job.
ver-zeihen, -zeieu (ver-zihen, -zien) Prät. verzech, -ze, -zei
swv. 1. versagen, abschlagen, mit Akk. d. P. einem etivas versagen,
ver-zeiung — ver-zeln 863
2. verzichten auf, aufgeben, 3. verlassen, verschmähen, 4. ref. sich
lossagen von, aufgeben: verzeich dich nicht zum hem zu bekereu,
Traut. Chr. 298 (nach Sirach 5). noch dorm verczihen tun (säumen,
zögern), Eger. Chr. 1077. — 4. Eger. Chr. N. 1191. — 1. Elbog. Chr.
16, 27. daz, in sin hrnoder, her Lamech, den got der ougen liecht
verzech (das Augenlicht nahm), Alex. 11229. öwe mich riuwet daz,,
daz, er den zagheit frien des lebens künde verzien (berauben), 8634.
den lebens vor Tröja wart verzigen (die vor Troja gefallen loaren),
4928. der strit geriet aldä so hart, da von im lebens wart verzigen,
8523. so iu hie lebens wirt verzigen, iuwer wirde nimmer wirt
geswigen, 15842. da von im lebens wart verzigen, 13929. dem
kiiuge wart do vil genigen (gedankt), daz, er sie tödes bete verzigen
(geschont hatte), 15 120. einen ritter, dem verzigen was al sines
libes mäht (der altersschwach war), 22192. in was der hiuser (in
dem zerstörten Theben) gar verzigen, des muosen sie üf dem velde
lägen, 3927. der fürste des bluotes was versigen, da von (infolge
des Blutverlustes) im kraft wart verzigen, 8670. er kraft nam,
der im von was verzigen (geschwunden), 7973. swie man dich
(Achilles) siht begraben ligen, noch ist dir wirde niht verzigen,
4966. man sach die ors dänider ligen, in beiden sinne wart
verzigen; hie einer, dort der ander lac, 7966. aller wrete im was
verzigen bis an hemde und an bruoeb, 16732. die fürsten allesamt
swigen, durch vorhte im antwort wart verzigen (sie waren vor
Furcht sprachlos), 12402. daz, krenket minen sin — vindet mich
Darius also ligen (= krank), daz, mir strites wirt verzigen (daß ich
nicht kampffähig bin), 6472. dem da sitzens was verzigen, den
liez, Permeniö also ligen, 5713. nü wären die siule (am Grabmal
des Darius) des niht verzigen, sie het ein meister wol ergraben mit
spsehem werke, reine erhaben, 16948. der (laut) — im ist vil gar
verzigen (deren viele (Länder) ihm entrissen sind), 10882. des
landes — er iueh niht wil verzihen (das Lehen nicht entziehen),
ern wellez, iu gerne üben, 4147. sin milde nieman niht verzech,
27396. des künges kraft so gar gelac, daz, im sprach was nach
verzigen (daß er fast nicht reden konnte), 26971. ritter vil, der ich
nü niht nennen wil, wan mir ir ist verzigen: durch daz, sint si von
mir verswigen, 14957. die mir die aventiure hat verswigen, da von
ir namen sin verzigen, Alex. 4770. wsere des keisers riche min, des
verzige ich mich und woltez, geben vür sie und wolte in armuot
leben, W. v. W. 1728. des lebens was er nach verzigen (er wäre
beinahe gestorben, als er seine Frau entkräftet liegen sah) , 1954.
dö vorzeich wir uns der sechslehen (gaben sie auf), Igl. Bgr.
N. 53, 8. wen sich die zwen perkmaister der sechsleben hatten vor-
zihen, N. 53, 15. da man der sich der teil (Berganteile) verzigen
hat, N. 90, 5. vorezeien, -czegen, -czihen = ein Ding „auflassen",
bei Einführung eines andern in die „gewer" darüber, Böhm.-Kam-
nitz Linke, S. 308. Vielfach vermischt mit: verziehen.
ver-zeiung* stf. Kosten: ieder auf sein eigene dorlegung und
v., Igl. Stb. III 324b.
ver-zeln swv. 1. erzählen, berichten, 2. tadelnd vorhalten,
3. einem etwas v. = vorenthalten, 4. ausscheiden, 5. verurteilen,
verdammen, 6. für verfallen erklären: 3. Igl. Str. 38. 40. umb en
864 ver-zelntisse — ver-zerlichkeit
wort daz, wip im man virczelt, Dal. 42, 29 (11, 36). — 7. ausstoßen
aus einer Zunft oder Stadt, ächten: Wer sach, das ir[g]end ein knapp
ader tuchraackerknecht aus dein handwerk vorczalt ader ausgeworfen
wer, Olni. Stb. 96a, 9. das ein ikleicher vorczalter umme einen
toten an alle Widerrede jar und tak den perk sckol meiden und
dornack, wanne her danne seiner widersachen hulde hat, ee her in
den perg (Kuttenberg) geht, schol her den scheppen eine mark geben
und deme richter eine halbe mark, Igl. Str. 257b; Igl. B. 70. Wer
in ainer stat des kuniges oder unsers fursten vorczalt ist oder in
ainer andern stat, den schol man fürczalt haben in allen landen
und steten des kunicreichs, Igl. B. 71. (im österr. Landrecht: ain
ächter, ein übersaiter man). Von einem verczalten, den man sal
schreiben, gef eilet dem Schreiber zu einschreiben ein halber firdung
und zu abetun also vil; das sein czwene und sibenczig heller, Igl.
Str. I S. 361. vorczalte und denen di stat um poshait verpoten ist,
die haben in der vraiung kainen vrid, Igl. Str. 186. wer eineu ver-
czalten helt und hauset — ist nicht dem selbschol, sunder dem
gerichte, dem ist her bestanden mit alle der schulde, do gener umme
vorczalt ist, 134. ein vorczalter (indisciplinatus pro insolenciis
gravibus) hat die Wahl entweder durch Jahr und Tag die Stadt
zu meiden, zum besten der Stadt 9 Mark zu zahlen oder 9 Tage
allein im Gefängnis zu sitzen, 180; ein solcher, nicht loegen Übel-
taten Geächteter kann zur Verteidigung des Erbes sich vor Gericht
stellen, dann aber soll er die Stadt ivieder verlassen, 175. Kein
Geächteter darf als solcher gelöscht werden, bevor er sich mit seinen
Feinden abfindet, 177; seine Gattin kann ihr Vermögen von ihm
zurückfordern, 124; ein von einem Dorfgericht Geächteter zahlt,
ivcnn er mit diesem einverstanden ist, dem Strafrichter kein Straf-
geld, sondern nur dem Schreiber eine Gebühr für die Löschung aus
dem Stadtbuch, 133. alle di pussen, die do gevallen von vorczalten,
276. doruin wir si vorczalt haben, 249. umb wunden, sie seien vorczalt
ader nicht vorczalt, von der puss nimmt der richter die czwei teil
und di scheppen das dritteil, Igl. Str. 276 S. 181. auch den vorczalten,
wenne di der selbscholdigen tak und auch der scheppen haben, so
wil her in nicht tak geben, si legen denn ee ab mit gelde, 257. —
welicher mensch in des chuniges stat vorczalt wiert, der schol überall
in chuniges piet vorczalt sein, Brunn. Str. II 61. di do entrannen
woren, die hisen wir vorz_eln treulos und erlös, Igl. Rspr. XI.
ver-zelnüsse* stf. Ächtung: scheppen und richter von einer
stat mögen gesteen in einer andern stat umb verczelnusse, Igl. Str. I
S. 357.
ver-zelunge * stf. Ächtung: Igl. Str. I S. 362. als die verczelung
geschach, 249.
ver-zern, -zereii siev. Prät. verzarte tr. 1. ver-, aufzehren,
verbrauchen, 2. verruchten, refl. 3. nichts mehr zu leben haben,
4. durch Überanstrengung Scliaden leiden oder zugrunde gehn: ich
unseliger vertzer mein hertz, Sol. 5,24; verköstigen: das die unseru
gesellen verzert haben, Eger. Chr. 1024 S. 207. die sie aus den
herbergen gelost und verzert haben. 1025 S. 209.
ver-zerlichkeit* stf. Verderben, corruptio: erledigende seine
sele von der vorezerlichkeit , W— B Job 33, 18.
ver-zerunge — vesper
865
ver-zerunge stf. (bei L. nur v. der zeit, Chr. 3, 177. 16) das
Aufzehren, Verschlingen, devoratio: und wirt in ein vorzerunge,
W— B Deut. 31, 17.
"ver-zetten siov. zerstreuen, verlieren: sie wurden verzett (all
zerstreuet, XL Bibel), T — B Botenb. 8, 1. er verzett den schätz der
Wechsler (schüttet aus die müntz, XI. Bibel), Joh. 2, 15.
ver-zettung* stf. Zerstreuung : ist er ze gen in di v. der heiden
(zu zerstreuen die heiden, XL Bibel), T — B Joh. 7, 35. den derwelten
freunden der vorzettung (Zerstreuung, XL Bibel) ze Ponti, I. Peter 1. 1.
ver-zeunen* sivv. umzäunen, mit Pfählen befestigen: ward das
hülzene thor am schloszhofe gesatzt und verzewnet, Traut. Chr. 325.
ver-zicken siov. 1. bezichtigen, verdächtigen, 2. unredlich be-
handeln, gefährden: 1. den (Hisserl) er verzigkt, um seins (Slicks)
bruders tode sulle wissen haben, Elbog. Chr. 100, 29.
ver-ziehen stv. Illb (md. auch ver-, vorzien) tr. 1. unterein-
andermischen, 2. auseinander ziehen , zerstreuen, 3. herausziehen,
zücken, 4. wegziehen, beseitigen, entfernen, 5. wegnehmen, verweigern,
6. hinhalten, hinziehen, aufschieben, verzögern; refl. 7. sich entfernen,
8. entrinnen, 9. sich hinziehen, verzögern, 10. in Verzückung geraten,
11. intr. warten, zögern: 9. Das hat sich vorczogen als lang, bis
ander amptleut gesetzt sint worden, Igl. Bgr. N. 39, 2. — 11. bisher
die arbeiter mit der czalung verczogen haben, N. 79, 1. verczeuche
und enthalt und bisz (sei) nicht zu snel, Ack. 3, 13. er vorzeut alle
seine zeit — nur in wurfelspil, Hier. 193, 9. er verzoch daz, wort
(hielt Vortrag) uncz czu mitternacht, T — B Btb. 20, 7. verczeuch
dich der teil (verzichte auf deine „Bergteile"), Igl. Bgr. Nr. 90, 3.
rer-ziehnusse stfn. Verzögerung, dilatio: das nicht von v. des
gerichtes dem gepirge ettwas Schadens entstee, Const. IV 51.
ver-zimmern (-zimbern, -zimmern) swv. tr. 1. verbauen, zubauen,
2. bauend verbrauchen, zu einem Bau verwenden: do ist in der nasen
der ruch — verzimmert zu beheglicher senftigkeit alles lustsames
und wunnsames riechens, Ack. 39, 5.
ver-zingeln swv. verschanzen: den wec — verzingelt mit ir
hecken heten die waltrecken W. v. W. 5516.
ver-zinsen swv. den Zins (Tribut) von etwas zahlen: daz, ir
verzinsent iuwer laut (Tribut zahlt), Alex. 4142. sie muosten v. daz,
gemach (die Bequemlichkeit teuer bezahlen) vil teuer, da^ in da
geschach, Ernst 2513.
ver -zirkeln von zirkeln swv. intr. 1. die Runde machen,
patrouillieren, 2. mit dem Zirkel messen, 3. nach dem Zirkel ver-
fertigen: das er das erbe vorwacht, vorczirkelt (umgangen), kegen
hoff an scheppen stat verriten {umritten) hat, Igl. Str. 82 a.
ver-zogen swv. intr. 1. vorbei, vorüber ziehen, 2. zögern, säumen;
trans. 3. wegziehen, 4. hinausschieben: 1. uncz daz, sie verzogeten
gar, Trist. 4378. daz, er ist eine verczogter pub, Igl. Str. (1) S. 265.
ver-zoglichkeit* stf. Zögern, Säumen: mit langer v., Elbog.
Chr. 76, 35.
vesper (aus lat. vespera) die vorletzte kanon. Stunde, (6 Uhr
abends) und der betreffende Horagesang : daz, ie der meistir und sein
vrawe — an sand Lucas abent — sei in der vespir als lang, uncz
daz, die vespir volbracht wirt, Prag. Alz. 3.
Jelin ek, Wörterbuch. 55
866 vesper-bild — vetel
vesper-bild (-bilde) stn. ein Bild der hl. Maria, ivie sie den
vom Kreuz genommenen Leichnam Christi auf ihrem Schoß hält,
solcb v. zusainbt dem öblgarten gescbnitzwerg und bildwerk gestehet
20 seh., Traut. Chr. 36.
vesper-stunde stf. vorletzte kanonische Stunde (6 Uhr abends)
gen der v., Trist. 1147.
vesper-zit stf. Zeit der vesper {6 Uhr abends), Trist. 2410.
Test, -e Adj. 1. fest, hart, beständig, 2. standhaft, tapfer, un-
erweichlich, 3. ehrenfest als schmückendes Behvort: die edeln, erbern
und vesten herren, Brüx. Stb. N. 348. den gestrengen und vehsten
Fabian van Veyltzsch, Elbog. Chr. 79.
Testen {und vestenen) swv. 1. tr. fest und beständig machen,
festsetzen, bestätigen, -kräftigen, -glaubigen, 2. an etwas festhalten,
3. an etwas befestigen, 4. begründen, erbauen, 5. als Festung erbauen,
verschanzen: 4. den gruntstein der heiligen kirchen, dorein sie
gevestet und gebauet ist. Hier. 109, 3. die vestenden stein, Ack.
13, 15. disen brief , versigelt und gevestent mit unsern paiden
insigeln, Eger. M. U. 11. ein ander, der vestentz, {bestätigte es)
sagent, T— B Luk. 22, 58- di Juden festenden sagend, Btb. 24, 9.
von eim toten Jhesus, den Paulus festent ze leben (verkündiget, daz,
er lebet, XI. Bibel), 25, 19. di ersten der Juden vestent {als Ankläger)
wider Paulus, 25, 2. ir minne was in vestende, Trist. 1628.
vestenkeit (vestec-heit) stf. Festigkeit, Stärke: eure ordenunge
und sein v., T — B Kolosser 2, 5.
vestemmge stf. 1. Befestigung, Festung, 2. Festsetzung, Be-
stätigung: 1. es werde ein vestenunge in der mitte der wasser und
teilte die wasser von den wassern, W — B Gen. 1, 6. eckestein und
v. der heiligen christenlichen kirchen, Hier. 15, 4. got ein festenunge
ist allen den, die in vorchten, 22, 24. das ich in v. des gelaubens
mit starkem mute Mibe, 144, 21. — 2. des czu Urkunde und v.
haben wir diesen prieff geben vorsigelt mit unserm anhangenden
ingeeigel. Const. IV 15, 4. Nu werd ein stimme in der vestenung
deiner vesten warheit (in firmamento virtutis tuae), Sol. 29, 11.
mein v. = firmamentum meum, Sol. 2, 15.
vestig-licke, -en (vestec-liche, -en) Adv. 1. fest, beständig, stand-
haft, gewaltig, sehr: das {Hinderung eines Berges durch den andern
infolge Wassersnot) schullen die arbeiter dem richter und dem berg-
meister drie tage vestielichen (fleissiclich L, continue) kunt tun,
Igl. Bgr. U — B 16. Wir seezen auch das furbas vestielich (firmiter)
czu halden, Const. I 4, 4.
vestigung stf. Befestigung, Festung: mug und macht gehabt
— und die kgl. stad alleweg bis auf heut mit bawen und festigung
der loblichen cron zu eren und nutz, Elbog. Chr. 55, 34; 55, 36;
56, 21.
vestunge stf. 1. Befestigung, 2. Bekräftigung, 3. Festigkeit,
Kraft, 4. Grund feste, firmamentum: aller weit aufhaltung, vestung
und merung sint die werden frauwen, Ack. 47, 11.
vetel stf. altes Weib: die fettel, welche solchen mord gethan,
Traut. Chr. 228.
veter-lich — veule 867
veter-lich (vater-, veter-lich) Adj. väterlich, des Vaters: sein
veterliche swester, Hier. 206,3. das feterliche lant (Vaterland),
T-B Juden 11, 14.
vettel s. vetel.
vetter (veter, -e) sivm. Vatersbruder, Vetter, patruus, 2. Bruders-
sohn: 1. ist das er ouch nicht vettern hat, so gebt das erbe den, die
im nehsten sint, W— B Num. 27, 11. unserm vater und seinem
bruder, unserem vetteren, Stb. Brüx N. 348; Igl. Stb. II 139 d.
vettich (vetache, veteche, viteche) swfm. Fittich: als di henn
samment ire hingen unter di vettich, T — B Matth. 23, 37.
vetzen* stn. das Auf- und Abladen von Wein oder Bier,
Schroten: Olm. Stb. 123.
vetzer* stm. Wein- oder Bierschröter, vasator: fetczer des pirs
haben dorczu gewilkurt, das man in sumer und winter uberyar vom
fetczen nichtcz mer dann zu funff pfennigen geben sal, Olm. Stb. 123.
veuchte (viuhte) Adj. feucht : feuchte opfer = libamina, W — B
Ez. 45, 17.
veuer-besen s. veur-besen.
veuerein, f eure in (viurin) Adj. aus Feuer bestehend, feurig:
feureine flammen, Hier. 219, 2. gevangen mit feureinen keten,
219, 1.
veuer-glocke sivstf. Glocke zum Feuerallarm: er hat die feuer-
glocke geleutet, Traut. Chr. 302.
veuer-röt s. viur-rot.
veuer-streif* swm. oder -streifen stm. feuriger Streifen: das
sich der himel im blut uud feuerstreifen verwandelt hat mit feuer-
besen, Traut. Chr. 260.
veuer-streim * (vgl. bei L. streim, -e stswm.) feurige Streifen:
hat man ein feurige compression und wunderzeichen gesehen — wie
feuerstreimen aufschissen, Traut. Chr. 238. wunderzeichen am himel
gesehen wie feuerstreimen über dem Hrisenberg her blixen und auf-
schissen, 168. 183. 238. 251.
veuer-streimig* Adj. mit feurigen Streifen: ein feurige com-
pression — f. gesehen worden, Traut. Chr. 198.
veuer-valcke swm. umgedeutet aus vivalter, feifalter, Schmetter-
ling, zunächst ivohl durch die Farbe von Vanessa urticae, Polyom-
matus u. a. veranlaßt, dann auf andere übertragen: den 5. august
— 1578 — sind viel weisse feuerfalcken und heuschrecken geflogen,
Eger. Chr. N. 524.
veuer-werk stn. Brennmaterial: wir gebruch (Mangel) haben
an v. als: an pfeilen und kugeln, Eger. Chr. 1081.
veuer-wttrkerin stf. Beiivort für die Pyromancia: Pyromaucia,
sleunige und warhaftige warsagens feuerwurkerin, Ack. 41, 8.
veule, veulde* (viule) stf. Fäulnis, putredo: sint dem mal das
di gruben czu den goltsmiden der grübe czu dem staine wasser
benimpt, es gesche durch klufte, die man gesehen mag, oder durch
risse oder veule (Wasserdurchlässigkeit des Gesteins) oder durch
eczlich ander sache oder seig, Igl. Bgr. 68, 2. ein veulde seinem
gepeine, W— B Spr. 12, 4. czu der veulde hab ich gesprochen: mein
vater pistu und mein muter, Job 17, 14. Angetan ist mein vleisch
der veulde und des gestaukes des pulvers, 7, 5 ; Sich, auch der man
55*
868 veur-besen — fieren
scheinet nicht und die sterne sint nicht reine in seiner angesichte,
wi vil mer di veulde der mensch (homo putredo) und der wurme!
des menschen kint ? 25, 5 u. 6.
veur-besen* (von beseme swm. besem stm.) stf. besenartiges
Lichtbild {eines Kometen), Traut. Chr. 260 s. veuer-streif.
feximg (vehsunge) stf. Ernte, Fechsung: das einer dem andern
umb geldtschulden seine fexung nicht möge verbieten, Chlum.
VU. 22.
vez,z.er swf Fessel (wohl die md. Form von vez^el) Prag. Rb.
78. deine füz.e sint nicht mit vessern gepunden noch besweret
(compedibus), W— B Könige II 3, 34.
vez,z,eren swv. Fesseln: die gevesserten (compediti), W — B Ps.
78 (79), 11; 101 (102), 21; 145 (146), 7.
viand (vient, viant, vint) stm. Feind, Adj. feind: sie zogten üz,
iren landen gegen iren vianden, Ernst 3870.
vidimus stnm. vidimierte Abschrift: clag und antwort mit sampt
iren copien und vidimus, Igl. Bgr. N. 83, 1.
fie, viech s. vih(e).
vienen swv. ränkevoll behandeln, betrügen : einer der Belagerten
antivoriete auf die Aufforderung zur Übergabe: des habt deheinen
muot, warumb sult ir im dienen, ir erläzent uns iuwers vienen,
Alex. 3212.
iier, vier (aus franz. fier, von lat. ferus) Adj. stolz, stattlich,
schön : ein ritter also fier, Trist. 2032. dise beide fier, 3398. 2107.
vierden-teil* stn. Viertel {z.B. eines Landes): Herodes fürst
des vierdenteils (der Vierfürst), T — B Matth. 14, 1.
vierdunc, vierdung (auch vierdinc) stm. Viertel eines Maßes
oder Gewichtes, namentlich eines Pfundes (Geldmaß): Prag. Str.
33. 45. 58; Brunn. Str. 363, 89. des speres eisen wug dreihundert halbe
vierdunge = trecentas uncias, W — B Könige II 21, 16 und Vorrede
zu Ps. 102; s. auch bei lebs. Ein teilerpar des von geschworenen
Schöffen in einem auf die Maßivürdigkeit zu prüfenden Neufang
gehauenen Erzes muß mindestens einen vierdung geplicktes silbers
über die huttekost geben, um maßwürdig zu sein (s. mäzwirdig),
DIR I 13, 3; U— B 8; Const. II 2, 2; II 5, 4. den messern (des
berges) sol man geben 12 grosse phennige, di do gelten ein virdung
gewonliches silbers unser muncze, Const. II 2, 14. vur einen halben
vierdunk. Das sint sechs grose oder 72 haller, Igl. Str. 196. einen
halben vierdunc — das sint sechs grosse, 202 u. I S. 368. vorpussen
mit einem halben vierding, das sein 72 hl., I S. 356. vorpussen mit
72 hallern oder mit einem halben vuerdung, 141. Aus N. 272 ergibt
sich 1. v. = 7a schok; die Geklagten bekennen auf eine Schuld von
119 schok gezahlt zu haben 113 schok und einen vierdunk und werden
verpflichtet , noch 5 schok und einen vierdunk zu zahlen. — das ist
dem richter mit aim halben v. = in dimidio fertone, Igl. B. 20.
vier-eckecht (eckeht, -eckot) Adj. viereckicht: v. sol das sein
und czwivaldig, quadranguluni erit et duplex, W — B Ex. 28, 16.
czwir gebleicht, czwivaldig v., einer spannen breit, Ex. 39, 9.
fieren, vieren swv. fier (schmuck, stattlich) machen, schmücken :
ein palas, wit und wol gefieret, Ernst 2364. den herren solden sie
zu eren vrö wesen uud viern, 5069.
vieren — vih-trieb 869
vieren swv. 1. zu je vieren sich verbinden, 2. vervierfachen,
3. unter vier verteilen, 4. vierfach zusammensetzen, 5. viereckicht
oder würfelförmig machen, bauen, zusammenfügen, 6. festbauen,
7. bildl. gevieret fest, beständig: ir muotes wol gevieret, W. v. W. 108.
■vierer stm. Vierkreuzer stück, eine Münze: kraytzer und furer,
Igl. Stb. V 168 d.
vierung stm. kleine Geldmünze: uncz das du vergildest den
mindesten v. (Quadranten, XI. Bibel), T — B Matth. 5, 26.
Tier-iueister* stm. beeideter Sachverständiger eines Handwerks:
di gesworn v. der tucbmacher, Igl. Stb. V 86c. Niclas Baltasar, einer
aus den vierraaistern , V 83 b. di gesworn viermaistern mit samt
andern maistern des kürsnerhanndtwerchs, V 220c. was leder gen
markt kümbt, dasselb sullen die v. der ledrer und aucb der schuester
mit einander beschawen, V 81 d.
vier-ortrig (vier-ortec) Adj. viereckig: ain micbel leilach vier-
ortrig, T-B Btb. 11,5; 10,11.
viertel (auch vierteil) stn. 1. Viertel, 2. Stadtviertel, 3. Trocken-
und Flüssigkeitsmaß, und zwar s/4 Korn = 1 malter, 4. ein Flächen-
maß, = lli von einem Strich, Taiding v. Friedberg 27. — 3. Hohl-
maß, das viertel und achtel, Böhm.-Kamnitz, Linke S. 309. ein fiertel
gersten und ein f. habern, Igl. Stb. V 164 b.
Vierlinge stf. Quadrat: Vorwar ire (der Stadt) türme saczte er
in die höe hundert doumelen durch ir virunge paider seiteu in der
lenge 20 füsse strakte er sich, W — B Judith 1, 3. ein funtgrueben,
die nechst ander und dritt mass unter und ober in aller vierung,
Igl. Mut. 19. ein Schacht — mit einer funtgruben und einer vierung,
nechst und andere obere masen, 7. auf einem trumb, das von dem
hauptgang wekfeldt aus der fierung in das hanget, 17.
iiguren (lat. figurare) swv. gestalten: die form gefigüret was
nach diner gotheit, Legende 59.
vihe-licu Adj. viehartig, viehisch: wan si (dise Weisheit) ist ird-
nisch, vichlich, T — B Jak. 3, 15. ob der leip ist vichlich, er ist auch
geistlich, I. Korinther 15, 44. Adv. : di sich selber scheident vichlich,
Judas 2, 19.
vine-knecht* Viehknecht, Halter: friczen, des Schroters vihe-
knecht, Eger. Achtb. II 50.
vih-sterbe sivm. stf.* Viehseuche: ein grosse viehsterbe in der
Schlesmg erfolget, Traut. Chr. 333
vih-treib (vihe-treip, -treibe) stsivm. Gemeindehutweide, ober-
halp des darfs (Dorfs) irer viechtreib nach, Igl. Mut. 3. der
gemain czu ainer fiechtreib, Igl. Stb. 111102 a. Weiter rügen wir
unsere frei fietreiben, so sie einer wolt engen durch sein aeigen
willen, so soll er sein in der straff des herren, Rüge v. Pröhl
N. 33 u. 34 ; Desgleichen — rügen wir — ein freie fietreiben auf der
langen fiechzeil, die sollen halten die zehen hueb, N. 34.
vih-trieb stf. = vih-treib. Das rügt die gemein von Vrbaw
(Urbau), dass die viehtrieb, die da ausgehet von Vrbaw, von dem
löblichen aigen bei dem pfingstbühel wider eingehet; wer auss von
der selbigen viehtrieb treiben wollt, soll der herr vom schloss ein-
wendter sein, Rügung v. Urbau, Chlum. I 1. er hat gegeben czu
870 vih-weide — vinder
der gemain czu ainer fiechtreib ein teil von seinem acker, Igl. Stb.
102 a.
vih-weide stf. n. Viehweide und Weiderecht: also vil weit und
breit — peheldet ein gemessen perg — czu irer Viehweide, als ein
mensche mit einem pogen eins geschisen mag, Const. II 3, 1. Und
— die gewerken eines gemessen perges — schullen haben czu irer
viechweide um und umme sich also verre, als ein man mit einem pogen
geschiesen mag von der czeche, Igl. Bgr. N. 29, 4; 28,2; DIR 12;
Freiberg. Bergr.-B. 14. Der Grundherr hat sie nebst freiem Holz
für das Grubengebäude und 16 Hofstätten gegen das „Ackerteil" zu
gewähren; s. bergfreiheit.
vih-weg (vihe-wec) stm. Viehiceg, Traut. Chr. 189.
vilän, villän stm. Dorfbewohner, Bauer: manec vilän und
garzün, W. v. W. 1334. „du vil arger villän" sagt die Ziehmutter zu
einem der Knaben, 4798. ein villän, Schretel 21. 50. 301.
vilde (vile) stf. Vielheit, Menge: noch der vilde deiner groz^e
= seeundum multitudinem magnitudinis tuae, Sol. 25, 28. du hast
lip di einikeit uud ich di vild = tu diligis solitudinem, ego multi-
tudinem, 6, 14. wi gros die vild ist deiner suzikeit, 3, 3. so grosz
ist di vild meiner unseiden (multitudo miseriarum mearum), 61, 10.
noch der groszen vild deiner almechtikeit ist auch vil der groszen
suszikeit, 56, 10. di vild der unzelleichen meiner unseiden. 63, 34.
vil-haberm * stf. Wiesenname: sein wisen genant v., Igl. Stb.
V 266c.
vil-näch Adv. beinahe: das ich vilnach amechtiger wart und
meiner krefte vilnach beraubet, Hier. 115, 4.
vilz stm. Filz: alsam ein naz,z,er vilz, Trist. 2169.
vilz-gezelt,* -gezelde* stn. Zelt aus Filz: sie lägen zu velde
under manchem vilzgezelde, Ernst 3994.
vinden stv. 13 — 1. finden, v. an = bei jemanden f., erlangen
von ihm, 3. vernehmen, 4. wahrnehmen, 5. ein urteil v. die ans der
Verhandlung sich ergebende Entscheidung f. und aussprechen,
6. erfinden, 7. dichten, komponieren, 8. refl. sich als ivahr heraus-
stellen. 5. nimant urteil vinden schol noch teilen wenne di scheppen,
Igl. Str. 171b.
vinder stm. 1. Finder, 2. Erfinder, Dichter: 1. bergm. Finder einer
neuen Erzader, eines neuen Bergs Neufänger = der vinder eines newen
pergis — hat das recht — das nimant vor im oder noch im in der
masse aines leben arbeiten geturre, Igl. Bgr. U — A 16. In diesem
Felde darf er seinem entdeckten Erzgang nachgehen und alles tun,
um die geforderte Maßwürdigkeit des Erzes zu erweisen. Unde dem
linder sal man heissen rumen ein lehen. Der dornach ist der 2.,
3. oder 4. hat dasselbe recht, DIR 13,2; Deutschbroder R. 81. ;
Schemn. Bergord. 3. Teilweise ahweichend: Const. II 1. Wer aber
dem leiher des emphangen ganges gemacht silber aus dem ersten
ereze gibt, und ist er der erste vinder in dem selben felde, so sol
man messen auf peide Seiten seiner silbergruben ein ganezes lehen,
das er mit sulcher vorgäbe andere anprenge czu der arbeit. Und
in den selben czweien lehen sol nimand anders an seine vorhenk-
nusse turren arbeiten, es sei denne hoffenunge von fremden gengen.
Und wil imand noch fremden gengen arbeiten, der sol einen eit
vindunge — vinster 871
sweren, das er das tu an alle argelist und truknusse und czuvorderst
äne schaden des ersten vinders. Und vindet er den selben gang,
das er iczunt enphanget ist, so sol er an alle Widerrede doselbist
aufhören czu arbeiten furpas und sol sich dovon czihen. Die als
2., 3. u. 4. usw. genge enphahen, den sol man in igleichem teil der
silbergruben nur ein halb leben messen mit dem vorgenanten under-
scheidungen, Const. II 1, 9 u. 10. Der Finder eines nenen Gangs soll
sich den sofort von den Urbarem oder Verleihern verleihen lassen
und ihm dafür l/32 Anteil (das V32 des Verleihers) geben, und wenn er
keinen Verleiher gleich auftreiben kann, so soll er ihm von dessen
hausfrawen, ader kindern ader von dem, den der vorleiher daheime
an seiner stat leset — und ab er der keinen vindet, so sol er sein
recht kundigen und offenlich beseczen für etlichen geworen ader
andern getrewen leuten — Idoch sol er den gank emphahen, als
pald er vinden mag den vorleiher, Const. II 1, 5 — 7. wann der erste
vinder vil gruben hat ader mer denn eine — so kann man ihn
twingen czu sweren mitten in dem wierbel auf dem schachtrade der-
selben silbergruben, das er aus derselben den selben gank redlich
enphangen habe, Const. II 2, 6. ab der vinder in einem leben in
meer silbergruben einen gang mit ercze hat, den er redlich
emphangen — in welcher (der silbergruben) die geswornen genuk
erczes czu messen vinden, von der ist pilleich czu messen, umb das
der vinder durch dasselbe gancz lehen volles recht hat in dem gange,
den er emphangen hat, II 2, 8. Dieses Recht des Finders auf Ver-
leihung durch den Regalherren bezieht sich auf alle Metalle. Salz
ist ausdrücklich der Krone vorbehalten, durch den Maximil. Berg-
werksvergl. wird 1/10 des Produktionsgewinnes dem Grundherrn zu-
gewiesen, Zycha I S. 155 Anm. 54 u. I S. 192 f.
vindunge stf. Finden, Auffindung, Erforschung: nicht ist v.
= inventio, W— B Baruch 3, 18.
flnger-lein (-lin) stn. 1. kleiner Finger, 2. Fingerring, Ring
überhaupt: Nigromancia mit totenopfern, fingerlein und mit sigel
der geiste gewaltige Wandlung, Ack. 41, 12. bis von den handen
die vingerlin sant si ir gespilen hin, W. v. W. 1638 f. Und also
schrieb sie (Jezabel) briefe von Achabs wegen (nomine Achab) und
vorsiegelte sie mit seinem vingerlein, W— B Könige III 21, 8. das v.
von seiner hant, Gen. 41, 42. das v. und das achsilspan und der stab,
Gen. 38, 25. czwei guideine vingerlein die secze czu beiden Seiten
des rationales, henge an die v., die do sint an den söumlein, Ex.
28, 24 f. Und die brief geczeichent mit seinem v. , Esther 3, 12
u. 3, 10. diz vingerlin, (2.) Trist. 766. 778. 1529. 3943. 4126 ff.
wonet iu iht vingerlin bi, die tuot von iu und get her in, Alex.
26030. 26034. ein guldeins fingerlein, Igl. Stb. III 60b. 2500 v. si
funden, Dal. 155, 18 (68, 85); 188, 32 (84, 49).
vinger-zeigen swv. tr. und abs. mit dem Finger auf einen
deuten: er vingerzeigete üf in, Trist. 5182.
vinster (vinster. -e, -in, -i) stf. Dunkelheit, Finsternis, Ver-
dunkelung: in di äusserste vinster, T — B Matth. 8, 12. daz, liecht
leucht in die finstern (den finsternussen, XI. Bibel) und die vinstern
begriffen sein nit, T — B Joh. 1, 5. di leut heten merer lieb di
vinster den daz, liecht, 3, 19.
872 vinster-nüsse — vlachs
vinster-nüsse (-nisse) stfn. 1. Dunkelheit, Finsternis, 2. Unklar-
heit z. B. einer Urkunde: 1. grousame v. (tenebrae horribiles), W — B
Ex. 10, 22. vil finsternussen gewesen sein, Eger. Chr. 75. dagegen
5 finsternnss der sonnen und 9 des monds, 75.
vinsterig {bei L. nur Voc. 1482) Adj. dunkel, finster, tene-
brosus: Es kom der anvehter vinstriger als er ist, Sol. 41, 31.
violein (violin) Adj. violett: Mardocheus — schein in könig-
licher wat in violeiner varbe, W — B Esther 8, 15. wä vünde, violin
(schön wie Veilchen, ivunderschön) gevar? Trist. 3.
viol-schcene* Adj. = violein: neben violschoner kunst sulcher
— heiligen lerer, Hier. 1, 14.
vipper-näter siof. Viper: töten wirt in die czungen der vipper-
natern, W— B Job 20, 16.
ürmamcnt stn. firmamentum, Himmelsfeste: Es werden Hecht
an dem f. des himels und teilen tag und nacht und sint in czeichen
und in czeit und in tag und in iare und scheinen an dem f. und
erleuchten die erde, W— B Gen. 1, 14 u. 15. und got machte ein f.
und schied die wasser, di do waren under dem f., von den, die do
waren ouf dem f. Und es geschach also. Und got nante das f.
himel, Gen. 1, 7. an dem f., Sirach 43, 9.
virren swv. entfernen, trennen, entfremden, fernhalten: sin strit
von fröiden virret in Europa manic wip, Alex. 13266.
virst, lirst stm. hier stf.* 1. Spitze des Daches, Dachfirst,
2. des Helmes, S. Gebirgskamm: si sprechen, sie wellen uns das ercz
nicht geben, das in der zol (Sohle) und in der first stet, das si mit
dem vor genanten stollen vertrost haben, Igl. Bgr. N. 39, 10. si zasen
in di virst in unser lehenschaft und hiben das ercz follent . aus,
N. 39, 5.
visch-same swm. Fischlaich, Fischbrut: teiche mit dreijerigen
vischsamen besetzen, Traut. Chr. 97.
visch-halter* stm. Fischhalter, -Teich: schuldig von eim fisch-
halter 6 gr., Igl. Stb. V 154 a.
visch-haut, -hiit* stf. Fischhaut: seltssene vischhiute, Alex.
23411.
visch-kez,z,el stm. Fischkessel: ein erein rein und ein fischkessel,
Igl. Stb. V 172 c.
visck-teich (-tich) stm. Fischteich, piscina : sie Mengen sie über
den v. zu Ebron, W— -B Könige II 4, 12. sie wuschen seinem wagen
in dem vischteiche der stat Samaria, W — B Kön. III 22, 38.
visirer stm. 1. Eichmeister, 2.* Modellierer, Plastiker, Dar-
steller : 2. aller ding ausrichter, v., entwerfer und abenemer = Gott,
Ack. 58, 6.
vitztuoin (viztuom aus lat. vicedominus) stm. Statthalter, Ver-
walter: der böte dem vitztuom sagt er maere, Ernst 713. er ain
gutlichen tag (zum Zweck der Beilegung des Zwistes) mit uch
besucht hat vor dem vitzdum zu Amberg, Eger. Chr. 1154. 1012.
viur-, viuwer-röt Adj. vom Feuer gerötet, feuerrot: an iren
viuwerröten munt, Trist. 4994.
vlachs (vlahs) stm. Flachs: den richenden flachs (Docht) ver-
lescht er nifc, T— B, Matth. 12, 20.
vlade — vleder-maus 873
vlade swm. 1. dünner breiter Kuchen, Fladen, 2. Honigscheibe,
-wabe, 3. Kuhfladen: die weip zusprengen die veistikeit, so das sie
machen vladen der kuniginne der himel = mulieres conspergunt
adipem, ut faciaut placentas retinae coeli, W — B Jer. 7, 18. un-
gesowerte vladen, gesalbet mit öle = lagana, Num. 6. 15. zu den
vladen (ad lagana) und czu den osterbroten, Par. I 23, 29. in dem
backoven vladin backin, Dal. 105, 6 (45).
vlans stm. Mund, Maul: halt uns niht ze lange hi und tuot
zuo den vlans, Alex. 3245. den flans er wite üf tet, 13284. vil
größer elefant, die racten ir granse, die sie haben vor dem vlanse,
22046.
viasehe (auch vlesche) stsivf. 1. Flasche, aus mlat. flasco, aus
lat. vasculum, 2. flaschenförmiges Gefäß aus Stein als Straf mittel:
sie hat die vlaschen 3 mal um den ring tragen, Eger. Chr. 447. 675.
694. 824.
vlaschner* stm. Flaschenerzeuger: Eger. Chr. 538. 406. 685.
1039. ersam hantwerk der v., Eger. Z. 10.
vlasehnerin* stf. Flaschenerzeugerin oder Tochter eines vlasch-
ners oder eine, die wegen Hurerei die Flasche tragen mußte: es ist
auch der alt schelm. der Lentz, von wegen der schönen flaschnerin
entloffen, Eger. Chr. 786. 798.
vle s. vlehe.
vlec, -ckes stm. vleeke swm. 1. Stück Zeug, Lappen, 2. Stück
zerschnittenen Eingeweides, PI. Kaidaunen, 3 Landsirich, 4. Platz,
Stelle, 5. Marktflecken, 6. andersfarbige Stelle, Fleck, 7. Beschmutzung,
Makel, 8. Gerstenkorn im Auge, 9. breit auffallender Hieb, breite
Wunde, 10. dünnes tellerförmiges Brot: 9. sie maz, im mangen
starken vlec, die er geduldeclich emphie, W. v. W. 4813 f. — 10. ein
laganisch vleeke = laganum, W— B Lev. 8, 26. — 1. Hebe dir auf
czehen vleeke — des mantels, scissuras, W — B Könige III 11, 31. im
sluoc da nieman keinen vlec als man nu tuot den tören. Trist. 5472.
viechsein (vlehsin) Adj. von Flachs : fünff leilach flexein, czwu
czihen flexein, Igl. Stb. V 263 a.
fleckecht (vleckeht, vlekoht) Adj. fleckicht, gesprenkelt: die
schaf. die mancherlei und gestreifter wolle sint und was do sei rot
und fleckecht und mancherlei = maculosus, W — B Gen. 30, 32.
vleckel stn. kleines Stück: er hat an dem kauf ein fleckl (Stück
Grund) verhalten (sich zurückbehalten), Igl. Stb. V33c.
vlecken swv. 1. vom Fleck schaffen, fördern, 2. beschmutzen,
3. schlagen: 3. er begunde des swarzen recken volc mit siegen
vlecken, Alex. 13156. Zeichen, Grenzzeichen machen: es wer oben
am berge gefleckt worden, Traut. Chr. 133.
vleck-haftigen* (von vlec-haft) besudelt, besudeln: di da f. da^
fleisch^, T— B Judas 1, 7.
flecknis* stfn. Grenzzeichen: es were oben am berge gefleckt
worden, dieselben flecknis solten nichts gelten, Traut. Chr. 133.
fleck-werk* stn. Grenzzeichen, Traut. Chr. 150.
vlederen, vledern swv. flattern: den slogier man da sach v.,
Kf. 134.
vleder-maus (-müs) stf. Fledermaus: anders, ir v. (= Tod)
must als vor der vögel veintschaft tragen, Ack. 35, 14.
874 vlegel — vletz
Tiegel stm. Dreschwagen, -flegel, aus lat. flagellum: machte über
sie geende vlegil (tribulas), W— B I. Par. 20, 3 und Is. 41, 15.
riegeln swv. Dreschen: mit kilhouwen und mit siegeln vaste
an dem stein flegeln begunden unde brechen, Alex. 21 788.
vlehe (auch vlege, vleje, vle) stf. demütiges, dringendes Betteln,
Flehen: sich zu dem gepete deines knechtis und zu seiner vlehe,
W — B Könige m 8, 28. er behielt sie da mit grözer vle (inständiges
Bitten), Trist. 5944.
vlehe-lich Adj. flehend: wir sullen unsern herren biten mit
flehelichen siten, daz, er uns welle ze lande län — heimgehen lasse.
W. v. W. 5261. bitten mit flehelichem siten, Ernst 1796.' mit uneh-
lichen siten umb uns biten, Alex. 21 115.
vlehunge stf. = vlehe: an habe ich mich getan in einen sak
der v. (eaeco obsecrationis) W — B Baruch 4,20. Gebetsübung: sie
vastent und machen flehungen (fleissige bet, XL Bibel), T— B Luk.
5, 33. der opphert di gepet und di flechung (bittungen, XI. Bibel),
Juden 5, 7. wacht in flehung Epheser, 6, 18. das auch f. wirt gemacht
zu Got, Römer 10, 1.
vleisch-bank stf. Fleischhalle, Schlachthaus, Igl. Str. (66) S. 322;
Igl. Stb. V 196 d; Traut. Chr. 300.
vleisehel (und vleischeliu) stn. Stückchen Fleisch: ez, briet sin
vleischel fürbaz,, Schretel 215.
vleisch-hacker stm. Fleischhauer: Wenczel, des fleischhackers
sun, Eger. Achtb. II 142.
vleischnacker-knecht stm. Gehilfe eines Fleischhackers: Igl.
Stb. V 153 b.
vleisch-, fleischer-knecht stm. Fleischerknecht, Eger. Achtb.
II 53. fleischer-knecht, Igl. Stb. V 153 b.
vleischer-zeche stswf. Fleischhauerzunft, Traut. Chr. 246.
vleisch -leut* PI. zu vleisch-mann = Fleischhauer, Eger.
Str. C 41.
vleisch-lich Adj. leiblich, körperlich, sinnlich: der meines
weibes elicher und fleisleicher vater gewesen ist, Igl. Str. 308. di
haiden sullen auch ambechten in den fleischlichen (leiblichen,
XI. Bibel) dingen (in leiblichen Bedürfnissen) , T — B Römer 15, 27.
vleischner* stm. Fleischhacker, Eger. Chr. 406. fleißner, 761;
wenn nicht vlaschner zu lesen ist.
vleiz,en (vliz,en) stv. II 1. eifrig sein, streben, sich bemühen,
sich befleißen, 2. sich eifrig schmücken für: die urborschreiber sullen
sich munterlich fleissen, dass sie der Vorgängen ding gedenken,
Const. I 8, 2.
vleiz,ikeit (vliz.ec-heit) stf. 1. Fleiß, 2. Inanspruchnahme durch
Geschäfte: 2. der — lehenschefte — sorge under andern unsers
kunigreiches fleissikeit (sollicitudines) macht uns vil nechte nicht
slafen, Const. III 1 EM.
vleiz,-lich (vliz,-, vliz,ec-lichen) Adv. eifrig, fleißig: Auch sullen
sich hüten fleislich die gesworn, Const. I 5, 6.
vletz, -e stn. 1. geebneter Boden, 2. Tenne, 3. Hausflur, 4. Vor-
halle. 5. Lagerstatt, 6. Flußufer: Und do si quamen zu dem vlecze
(area) Nachor. do rakte ous Oza sein haut an die arche gotis und
hielt die, wenne die ochsen die strouchten, W— B Könige 116,6.
vletz-loch — vliz.zjgung 875
ouf dem vletze des tempels, Esdr. III 23. Beet : wenn in nu rüret ein
durrer wint, wirt her nu nicht [in] den vleczen seines Samens (wo er ge-
pflanzt war) vordorren? Ez. 17, 10. seine weinramen ousrakte her (der
weingarte) czu im (dem adelar), so das er in derveuchte von den vleczen
seiner vruchte = ut irrigaret eam de areolis germinis sui, Ez. 17, 7.
vletz-loch* stn. Öffnung der Stadtmauer, ivo die zugeflößten
Waren ausgeladen wurden: ertruncken in der Eger bei dem fletz-
loch, Eger. Chr. N. 517.
vleugen (vlougen, vlögen, Kausativ zu vliegen) swv. ver-
scheuchen : gevleugit wart Abner (fugatus est) W— B II. Kön. 2, 17.
als ein nebel — der hin gevleuget ist von den stramen der sunnen =
quae fugata est, Buch der Weisheit 2, 3. verre werden gevleuget, die
dich vorslunden = longe fugabuntur, qui absorbebant te, Js. 49, 19.
vliegen-geslechte* stn. Fliegenart: allerlei vligengeslechte,
W— B Ex. 8, 21.
vliehen stv. Illb Prät. vlöch, vlö PI. vluhen, Per f. mit haben,
abs. fliehen, sich flüchten, tr. fliehen vor; sich entfernen von; v. auf
= seine Zuflucht nehmen bei, Elbog. Chr. 77, 35.
vlieher stm. der Fliehende, Flüchtling: der jach, das er were
czu mehern ein v. (se zbehem ciniese), Dal. 121, 12 (55, 14).
vliez. stmn. Fluß, Strömung: lüter ist ez, (daz. waz,z,er) mit
snellem vliez,, Alex. 10294. das das plut ran von den toden aj» ein
flies, Böhm. Chr. 61. sulch plutvorgissen geschach, das plutige flyz,
flössen, Böhm. Chr. 27. 19. genant Psow, nach dem flisse Psowka,
25. do er kom an das fliz., das do heist Brusnycze, 58. die Prager
singen auf ire veinde, das plutige flyz. Aussen, 20. si slugin si, das
fliz (bei Hanka und Jir. das unsinnige: si) plutis hinrunnen, Dal.
57, 34 (20, 10).
fliez.endig * Adj. von vliegen stv. Illb intr. 1. fließen, strömen,
herausströmen, 2. mit Gen. überfließen von, 3- vom Wasser getrieben
werden, schwimmen: mit flissendigen zehern und mit starkem suftzen,
Hier. 214, 20.
vliez,-holz* stn. geflößtes Holz: das fliszholz verboten ist zu
stelen oder zu nemen, Traut. Chr. 299.
vliez,- wasser* stn. das im Bergwerk fließende Wasser: ein tham,
das daseibist das f. in ein stat gesampt werden, Const. II 3, 5.
vlins stm. Kiesel, harter Stein, Fels: ja möht er üz. hertem
vlinse senfter guot gewinnen (als von uns Tribut erhalten), Alex.
2258. ein herze, das als ein vlins wsere verhertet worden, 14008.
Alexander hiesch den vlins und daz. sie im gseben zins, 21767. sint
ir büwet disen vlins (diesem Felsen bewohnt), so tuot mir dienst
und gebt mir zins, 24535. daz, er (der stein) üz, einem vlinse im
gegeben was ze zinse, 24587. 24674.
vliz, stm. Eifer, Wetteifer, Sorgfalt: zu dem wullen wir auch
unsern vlis tun, ab es notdurft wirdet sein, Elbog. Chr. 156, 10.
vliz,sere* stm. Beflissener: der kunst und der wisheit du (Gott)
ein süez.e vliz,sere, Alex. Anh. 5.
vliz,ig Adj. beflissen, eifrig, besorgt um : er was sines harren ere
— vliz,ic, Trist. 1545.
vliz,z.igung* = vliz,unge stf. Sorgfalt: nicht von uns rechte
innerung oder vlissigunge were gespart, Elbog. Chr. 155, 44.
876 vlocke — vlüder
vlocke (vloc Gera, vlockes) stm Flocke: pflocken (Schneeflocken)
als lange wollen vielen dicke ze tal, Alex. 22 188. pflocken und
andere geringe futtertuck, Eger. Z. 46, 20.
vlocken sivv. 1. fliegen, sich schwingen, 2. flockig werden, 3. auf-
fliegen machen, 4. pflücken: wir wern von im (Svatopluk) di erb v.
(bei Hanka und Jir. falsch: locken) als die swammen von den stockin
(tschech.: budera ot neho dediny iako o pni hlivi bräti), Dal. 121, 33
(55, 35).
vlötz-holz (vlöz-kolz s. auch vliez-holz) stn. Flößholz, Effer.
Chr. 104 S. 68.
vlöder s. vlüder.
vloehen (und vloehenen) sivv. flüchten, durch Flucht ent-
fernen, in Sicherheit bringen: der sinen pris von untät flcehete,
W. v. W. 169.
floitirer (floitirsere, floitierre) stm. Flötenbläser: f. und rotsere,
YV. v. W, 1425. flöutaere, videlsere, Alex. 3477.
vlören sivv. mit Blumen oder blumenartigem Zierrat schmücken,
zieren: sie kämen wol gefloret dar, Alex. 13088. ein ouwe, die so
gefloret stünde mit munden rot geblüemet, 26782.
vlörieren = flören : ir helme geflorieret, Alex. 21 860.
vlöutaere s. floitirer.
v^z, stm. n. 1. Fluß, Strömung, Flut, 2. eine katarrhalische
Krankheit, 3. Floß: züez,ekeit, diu ir herze also versneit, daz, ez, was
den ougen gebende der treher vlöz., W. v. TV. 4220. ire vlosse
(rivos) trncken machende, "W— B Ps. 64, 11. seine ougen als der
touben ouf den vlossen der wasser (rivulos aquarum), Hohes Lied
5, 12. do mir gos der stein die vlosse (rivos) des ölis ? Job 29, 6.
emploset wirt der vlus des wassers und die vlosse der prunne, Is.
19, 7. in dem floz, des Jordans, T — B Mark. 1, 5. es ist ouch das
flösz vom rinlin auf die spitalmülrade gefürt worden, Traut. Chr.
308. das nechste flosz stossen an unsere grentze, 131. die floz,z,
(Regengüsse) kamen und die winde weeten, T— B Matth. 7, 25; 7, 27.
di da was gewesen in dem flösse des sichtums 12 jar., Mark. 5, 25.
vloz.z,e stsivf. Flosse: alles, das do hat vlossen und schupen,
W— B Lev. 11, 9 u. 10.
vlöz.z,el* kl. Fluß: nicht wirt er sehen die vlossel des wassers
(rivulos fluminis). die peche des honicseimes und der puttern. TV— -B
Job 20, 17.
vlöz, -lein* stn. kleiner Fluß: das flöszlein, das bein Knauern
herein gehet, das dasselbige flosz die granitz helt, Traut. Chr. 210.
vlüchtig Adj. flüchtig, fliehend: auf fluchtigem fuss, Brunn.
Str. I 375.
vlüehtigen (vlühtegen) sivv. vertreiben: si fluchtigten di gesel-
schaft des wafens (schlugen feindliche Scharen), T — B Juden 11, 34.
vluchtsal (und vlühtesal) stf. m. Flucht, Bergung: in f. auszen
sein — flüchtig sein, Eger. Str. C. 85.
vlüder (vlöder, vlüder) stmnf. das Fließende, Gerinne bei der
Mühle, Schleuse bei einer Mühle im nördl. Böhmen und Iglau noch
(als n.) üblich : di vlüder gotes ist erfüllet der wasser (flumen dei), W — B
Ps. 64, 10. ertruncken in der teuffen bein der schleissen am fluder,
Traut. Chr. 314. di teich vest machen und bewarn mit zain und
vlüder-wehr — vodrer 877
fludern, Igl. Stb. III 232 a. das fluder, das do geet aus dem taich czum
Ranczern nicht nider machen und was pruchs doran wer, czuhant
pessern, V32a. das der Mathia Kromer den fluder (des teichs zu
Hilberstorf) nit hoher erheben und machen sol, wen als iecz erhebt
und gemacht ist, IV 183 b.
vlüder-wehr stn. Wehr zum Holzflössen, Traut. Chr. 252.
flueg - geschirre (phluoc-geschirre) stn. zum Pflug gehörige
Gerätschaften: auch sol der Cristan dem Michel dorczu geben allen
flueggeschier, Igl. Stb. V 167 d.
vlügel stm. 1. Flügel, 2. Schranken: da (beim Turm) hat des
Hans Krafts weib den flugel oder schranken vorgeschlagen, so ist
Clement Flanger — an dem fligel gerent, Eger. Chr. 416.
vlügel-werk* stn. Geflügel: ir solt nicht das wild, f., es sei
klein oder gros mit büchsen, schlagbäumen, laufstricken — abrauben,
Dreiding von Politz 4.
vluges adv. Gen. flugs, alsbald: flux, Traut. Chr. 51.
vlust (verlust, vlust) stf. 1. Verlust, 2. Verderben, Schaden: ich
muo^ mir höher fluste jenen, sol ich die (mein Weib) niemer me
gesehen, W. v. W. 2710f. — 2. Von unser sünde ez, geschach, darinne
uns Eva het gevalt und wir ze fluste warn gezalt, 2791; Eger.
Chr. N. 1026.
vlüt (vluot stf. m. als f. im Gen. vlüete) strömendes Wasser,
Wassermasse, Flut, überströmende Menge, z. B. von Tränen: Secht,
ich wil zufüren die wasser der flute . auf die erde, W — B Gen. 7, 4.
do sich die wasser der flute ergussen auf der erden, Gen. 7, 7 u.
7, 10. der do — geet ouf der vlüte des meres, Job 9, 8. do bedersit
der here vluot zesamne wolden, Alex. 21866. ja wser er anders mit
heres fluot in bi (sonst wäre er mit Heeresmacht bei ihnen), 10616.
vlüten (vluoten, vlüeten) swv. fließen, strömen, fluten: Nicht
mer get ouf mein flutender morgenstern , Ack. 7, 2 ; also sauber,
glänzend, so in der Anm. hierzu.
vlütig (vluotic, vlüetic) Adj. flutend, strömend: wenne stetic-
lichen über mich als vlutige wasser vorchte ich got (quasi tumentes
fluctus), W— B Job 31, 23.
vlüt-rinne* (vluot-rinne) sfw. Wasserleitung, aquaeductus:
emens cum piscina et cum aquaeductibus, qui vulgariter flutrynne
dicuntur, Brunn. Str. I 322.
vluz, (Ge?i. -z,z,es) stm. 1. Fließendes Wasser, Strömimg, Fluß,
2. Zustand des Strömens, 3. Ausströmung ; 4. Einfluß, das Schwimmen:
von dem Aus des samens = fluxum seminis, W — B Lev. 15,5 u.
15, 15.
vlüz,en* sivv. flößen: beiu geflüsten holz, Traut. Chr. 250.
vlüz,z,ic-lic]ien (vom Adj. vlüz.z,ec) Adv. in Strömen, mit vielen
Tränen: er begann so f. weinen, Hier. 226, 18.
voclier stm. Focher, ventilabrum, foculare: 1. zum Ausfochern
der Spreu von den Getreidekörnern, 2. bergm. zur Erzeugung von
Zugwind im Bergwerk, 2. Igl. Bgr. N. 64, 4. das si di vocher in
paiden gruben, die den wint gehindern mochten an seinem czuge,
czuslahen scholden, N. 63, 2.
vodrer stm. Forderer, der auf etwas Anspruch erhebt: Igl.
Str. 249; s. vorderer.
878 vogeler — vol
vogeler, vogelaere stm. Vogelsteller: wirt erlediget als ein vogel
aus den lagungen des voglers, W — B Spr. 6, 5.
vogel-klobe sivm. ein gebogener, an eitlem Ende gespaltener
Zweig mit Schlinge zum Vögelfangen, decipula: als ein vogelcloben
voller vügel also ist ihr haus vol valsches, Jer. 5, 27.
vogel-kösz* {von kose, koese stfn. Rede, Gespräch, Geschwätz)
Vogelgezioitscher: Augur, der vogelkosz vernemer, Ack. 41, 15.
vogel-nest stn. Vogelnest, W— B Deut. 22, 6.
vogel-stange stsicf. Stange, an deren oberen Ende ein hölzerner
Vogel angebracht ist(?): garten ligund bei der vogelstang an der
lewten (= leiten), Igl. Stb. IV 242 a.
vogel-weide stf. Ort, wo wildes Geflügel zu weiden oder zu
hausen pflegt oder gehegt und gejagt wird: Ich bins genant ein
ackermau, von vogelwait ist mein pflüg, Ack. 4, 6; s. pflüg.
vogel-zouber* stnm. Zauberei, Wahrsagung aus dem Vogelflug,
augurium: der do czoubrer bevorsche und halde treume und vogil-
czauber (in der Hs. -czouben), auguria observet, W — B Deut. 18, 10.
nicht sult ir in vogilczoubern noch in troume gelouben = non
augurabimini nee observabitis somnia, Lev. 19, 26; vgl. mhd. vogel-
wickeri stf. augurium.
vogel-zouberei* stf. er volgte nach v. augurium, W— B Par. II
33,6.
vogel-zouberer stm. Augiir, W — B Is. 2, 6.
vogel -zouberinne* stf. Wahrsagerin aus dem Vogelflug,
auguratrix : ir sune der vogelczouberynne = tilii auguratricis, W — B
Is. 57, 3.
vöh-gulden s. väk-gulden.
fobre (forhe sivf. forhen stf.) sivf. Forelle, Traut. Chr. 123. 153;
Eger. Chr. N. 104.
voit (voget, voit, vogt) stm. 1. Rechtsbeistand, Verteidiger, Für-
sprecher, 2. Vormund, 3. Schirmherr, Beschützer, 4. Schirmherr eines
Gotteshauses, 5. der römischen Kirch = Kaiser oder König von
Rom, 6. Landesherr, Herr, Gebieter, Fürst, König, 7. Sieger,
8. Statthalter, beaufsichtigender Beamter in Abwesenheit eines
Fürsten, 9. höherer weltl. Richter, aus lat. vocatus, aus advocatus:
1439 sein die eidern mit dem rate doran beliben, das hifur kein
foit noch statschreiber wein noch pir schenken, wedir keinen handel
treiben sollen, sunder sollen ir ampt allein ausworten — und dovon
leben, Olm. Stb. 61. Berchthold Czwilling, gesatezter foyt, 92 a.
einem foit oder richter, 79. auz des voite laut (Vogtland) oder von
Sachsen, Eger. Str. St. Z. 12.
voitie, vogetei stf. Vogtei; Vormundschaft; Amtsbezirk, Pflichten,
Rechte und Einkünfte eines Vogtes: an der voitie eines landes sieb
genügen län, Alex. 26 109. di vogeteie läz,en, Ernst 659. als Ernst
die voitie wart genomen, 676.
vol, volle, vollen Adv. vollständig, gänzlich, vollends, zur
genüge: solte ich leben tüsent jär ich möhte iu niht vollen danken
gar, W. v. W. 6843. ez, was dannoch niht vollen tac (noch nicht
ganz Tag), Alex. 15275. hunde, vollen übel und gar arc, 21256.
mich betrübt das für vol (= geiciß), das ein wip richtin sol, Dal.
vol-achten — volgen 879
24, 24 (3, 37). ez, hat ein iklickir vir vol (halte für gewiß), da?,
dem tumbin di kunkeit gehört und ist czu geleit, 52, 11 (17, 12).
vol-achten swv. vollständig angeben: sulchen schaden, den
nimant mag in keiner weis vormeiden noch volachten, Hier. 205, 21.
ir schiltriemen künde v. (gebührend schützen) niemen, Alex. 13474.
vol-bringen, -brengen unregelm. Zw. 1. ans Ziel bringen,
2. erreichen, vollenden, vollbringen, 3. eine Klage, Behauptung
gerichtlich durchführen, erweisen, Part, volbräht, adj. vollendet, volt-
kommen : mir hat din süez,er munt volbräht (du hast ausgesprochen),
des ich — het gedäht ze sprechen wider dich, W. v. W. 1235. eine
volbrachte burk (dospely hrad), Dal. 91, 5 (38, 6).
foldt* = vol, vollen Adv. vollständig, Traut. Chr. 163.
vol-enden (Prät. vol-ante, -ente) swv. vollbringen, -enden: dö
er bete volant prislich die ritterlichen werc, Rf. 288; s. vollen.
vol-endunge* stf. consummatio, völlige Yernichtung: Nicht wil
euch machen in ein v. (euch völlig vernichten), W — B Jer. 5, 18.
die Vollendung der weit (Weitende), T — B Matth. 24, 3. ich bin bei
euch alle di tag uncz zu der vollendunge der werlt, 28, 20. in der
v. der werlt, 13, 40 ; 13, 49. versmeestu der gefridsam (gedult,
XL Bibel) und der langen Vollendung (langkmütigkeit, XL Bibel,
Langmut), Römer 2, 4.
volgcere s. volger.
volge stf. 1. Gefolge, Begleitung, 2. Leichenbegängnis mit Dar-
bringung des Meßopfers, 3. Heeresfolge, Aufgebot, 4. Lehensfolge,
5. Verfolgung, 6. Nachfolge, Befolgung, Gehorsam, 7. Zustimmung,
8. Abstimmung zur Fassung eines Ürteiles, 9. Stimmenmehr- oder
-minderheit : 5. üf iuch ein volge ist geboten, W. v. W. 6197. er
sprach, üf die röubsere daz, die volge geboten wsere, die den walt
beküinbert hetten, 5899. bis üf die vrist, daz, die volge zergangen
ist, 5980. — 6. dö ich dir volge jach (dir zu folgen versprach) mit
mir, dö versan ich übel mich an dir, 1970. — 7. in die echt braht
wirt mit urteil und mit volge der scheppfen hie czu Eger, Eger.
Achtb. II Einl. mit rechter clage, mit urteil und mit volge in die
echt braht Avirt, II 1. 2. 3. was di rechtens in dem besprechen mit
gemeiner volge vinden — de communi consensu indixerint, Const.
III 6, 14. dem recess fulg zu thun, Elbog. Chr. 45, 12. sint si
gewilt, dem selben fulg zu thun, 45, 21. dem selbigen nach sullen
si volge zu der eile thun, 9, 37. erzeige an mir den guoten site, des
man giht der volge mite tugendhaften wiben, Alex. 444. des sich
di andern versehen, des läz, ouch uns mit volge jehen (laß uns der
andern Schicksal teilen), 9338. also törlicher tat (die Welt erobern
zu wollen) der wärheit schritt uiht volge hat, 10072; Eger. Z. 12, 1.
volgen swv. Perf. mit haben, 1. Heeresfolge leisten, 2. leiblich
nachfolgen, -gehen, 3. beipflichten, bereit sein, gehorchen, 4. durch
rechtliche volge zuteil iverden: 4. sit demol das unser herre Yan
(von Wartemberg) seinen willen dorczu (daß wir ims an das Iglauer
Gericht berufen und mit seiner Entscheidung nicht zufrieden sein
brauchen) geben hat, das uns (seine Entscheidung) nicht gegen und
gevolgen mag, als es vor seinen gnaden vorricht und gemacht ist
worden — , Igl. Bgr. N. 39, 11.
880 volgens — vol-leist
volgens* Adv. in unmittelbarer Folge: 6 jar lang nach einander
folgens, Traut. Chr. 125. wie folgens zu hören sein wird, 201.
volger stm. Begleiter, Nachfolger, Anhänger: des were ich
volgere {so ivürde ich mittun), Ernst 1026.
vol-keit stf. das Vollsein die Fülle: ire volheit von der stimme
seines hrimmens = plenitudo eius a voce rugitus eius, W — B Ez.
19,7. v. fälschlich statt vul-, vaulheit, putredo: ein schal der vol-
heit = concha putredinis, Sol, 8, 12. = Gefäß mit faulen Dingen.
vol-hoeren swv. ganz hören: sin (Christi) genäde doch niemer
würde volhort, W. v. W. 2855.
vol-komen, -kumen part. Adj. 1. zum Ziel kommend oder
gekommen, 2. ausgebildet, ausgewachsen, 3. unbescholten, ehrenhaft:
Noe was ein gerechter und ein volkumner (perfectus) man in seinen
geperungen (generationibus suis), W — B Gen. 6, 9.
vol-koinen-lich Adj. vollkommen, v. gewachsen, Ack. 41, 4;
oder Adv. ?
vol-kuinen-leick Adv. vollständig, plene, Sol. 5, 16.
vol-lasten = vol-leisten sivv. 1. vollenden, 2. genug tun, 3.* mit-
helfen, Eger. Chr. N. 1181.
vollec-lich (vollec-liche, -en) Adv. vollständig, ganz, ausführ-
lich., plene : als wir hernach reden werden v., Const. I 3, 2. sein
ampt getreulich und v. volfuren, I, 17. so sol er (der richter) der
täte (tete H) v. erfarn = plenius instruatur, I 6, 5 ; s. vollig-lich.
vol-leist, -e stm. f. 1. Vollendung, 2. Inhalt, 3. Kraft, Macht,
Vermögen, 3. Mithilfe, Beistand; pers. 4. Ausführer, Vollstrecker,
5. Mithelfer, 6. Urheber: 1. Die ersten, die unkeusch zu ruem hegen,
oh si sein hetten stat und zceit und vollaist, Joh. v. Igl. 10. Gebot,
daz. fli^ec ein ambet wart getan von dem beilegen geiste gotes ere
ze volleiste, W. v. W. 7756. — 2. oder 3. daz, er (Gott) im sende
sinen geist mit einer süez,en volleist, 3307. von oben hernider ze
tal in diner liehter kiusche sal komet der heilige geist mit einer
werden volleist, 2944. der pinus zeichent den heiligen geist mit
eigenlicher volleist. Legende 380. aller guoten dinge volleist,
Alex. 78. — 3. Mithilfe bei einem Mord oder Totschlag, oder Ver-
wundung: Von lemde und von vollaist. Wer imande ein glid
unnucze machet — wird er beclagt um vollaist, so mac er sich
alleine unschuldigen auff dem creucze, Igl. B. 75. 77. 78. kamper-
wunden, plutrunst, ein vollaist und einen blawen slack, Igl. Str. 28.
Ein man — klagte auf einen andern um ein vollaist an einem toden
seines kindes, 164a. den man der volleist czech, 164 a. den man
der volleist an dem toten czeicht, 264 b. Umb volleist an ein toten
dem selbschol ein mark, 181 u. 257 b. (opera homicidii). Von v. Ist
das ein wunter vor dem richter und vor den schephen inner drin
tagen nicht bechlait (klagt) um vollaist, so schol er vurbas niemant
bechlagen, Brunn. Str. II, 54. accusatus pro vollaist homicidii, 14, 25.
wirt imant beschuldigt umb ein v. (coadjutorio), Prag. Rb. 52. 70.
er wart beschuldigt umb messerrucken und umb ein volleist,
Eger Buch d. Gebrechen, S. 219. Karll wird geächtet, das er dobei
gewest ist, vlreich czugeb den Ott seeman seinen vater derslagen
hat — und ist (die Ächtung) umb ein folieist, Eger Achtb. II 64.
87. 91. 93. 94. 105. Jörg Zone — ist von der vollaist wegen in die
vol-leister — vol-tichteu 881
acht getan worden, 102. — v. = Bußgeld für Aufhebung der Acht
wegen volleist: — seiu auch in die echt getan — umb der vollaist
willen, das sie die nach Gerichts erlangung nicht gelegt haben,
Eger Achtb. II 135. 143. 148. 153. 156. 175. 185. umb ein volleist,
Eger Achtb. 1, 1.
vol-leister stm. Urheber, Helfer, Beistand: Es werden 3 ge-
ächtet darumb, daz. sie dabei gewest sint und volleister gewest sind,
daz, im (Chunrat Meirhöfil) sein freunt, den hensel Meirhöfel vom
leben zum tode komen ist, Eger Achtb. II 46 ebenso II 41. 43.
vollen swv. : disen derslugt ir mit Vollendern rat = nach Gottes
Ratschluß, T— B Botenb. 2, 23.
vollen-köch* Adj. (— eben-hoch) genügend hoch: sin ros —
ebenstarc und v. was ez. zu mäz,e wol dem man, Trist. 1644.
vollen-schriben s. vol-schreiben.
vollent* (vollent-liche = vollecliche, Böhm. 464) Adv. völlig,
ganz: si weiden die fordernuss folent czubrengen, Igl. Bgr. N. 39, 5.
si triben den Stollen follent under Görliczer grübe — si hiben das
ercz folent aus, N. 39, 5.
vollen-varn s. vol-varn.
vollig-heit stf. Vollheit, Fülle; was sonst noch dazu gehört:
zu der pfandschaft, lehen oder manschaft und derselben folligkeiten
— pfandweise innehaben, Traut. Chr. 67.
vollig-lich Adj. vollständig, vollkommen, reichlich: sich mit
volliclicher gir {blicke ins Paradies voll Sehnsucht), Legende 257.
volmacbt-brief * stm. schriftliche Vollmacht: di volmachtsbriefe,
Traut. Chr. 147.
vol-inechtig Adj. 1. völlig imstande, 2. bevollmächtigt: 2. durch
ewern volmechtigen anwalt, Elbog. Chr. 73.
föllung* stf. Vertiefung im Gegensatz zu posse, Traut. Chr. 35.
vol-recken swv. vollziehen, -führen, verrichten, vollenden: waz,
von himel und erde ist bedecket, diu gotheit daz, hat volrecket,
Alex. 86. vier banier (Fahnen) mit richer kost volrecket , 3378.
wapenroc, kovertiur — mit richer kost volrecket, 6192. ir tjost v.,
11042. darüf (üf der heide) di hende volracten (streckten die
fallenden Helden die Hände aus), 13198.
vol-sagen swv. zu Ende, vollständig sagen, erzählen, ersdwpfend
aussprechen : ich bin zu swach — ir ere und fügend — zu volsagen,
Ack. 10, 8. aller meister zungen mochten nicht volsageu der reichen
leute sünde, Hier. 35, 9. von dem nimmer v. kan menschliche zunge!
14, 27. das menschen hertzen, menschen zungen und alle Vernunft
nicht v. mugen sant Jeronimus grosse wirdikeit, 1, 9.
vol-schreiben (-schriben) stv. aus-, zu Ende schreiben, voll-
ständig beschreiben: des treiben sie so vil mit uns, des wir euch
nicht alles volschreibeu mugen, Igl. Bgr. N. 39, 10. daz, enmöchte
— nieman vollenschribeu, Trist. 5318.
vol-sitzend (von vol-sitzen bis zu Ende sitzen) part. vollzählig
versammelt: in unserm volsitzendem rate, Traut. Chr. 6.
vol-tichten swv. zu Ende dichten, verfassen, beendigen: v. und
volbringen, Trist. 65. sint daz, er diz buoch verlie und sin nicht
hat voltichtet, 41.
Jeliuek, Würterbuoh. 56
882 vol- — vor-
vol-, vollen-varn stv. red. IV 1. zum Ziel kommen, 2. eine Sache
zu Ende führen, 3. sein Recht beweisen, 4. mit Gen. vollenden, er-
füllen, 5. überfallen, 6. mit Dat. genügetun, ausführen, 7. in Er-
füllung gehn: 2. ich erwinde niht, ich volvüere diz kleit, als ez, her
ist geleit (trage aus) , W. v. W. 812. ob si nicht vollenvärn au der
kür, 3889. die erbstolner volfareu nicht (teilen ihren Stollen durch
die von dem Erbstollen getroffenen Lehen äne ir (der Arbeiter, Ge-
werken in einem „Berg" oder in einem Bürgerlehen) urlauh und
vorhenknus, Igl. Bgr. U — A9; gestatten jene dies, dann volfaren si
(die Erbstollner) auf aine lachter, U — A 10; s. auch stollenhieb. —
3. Prag. Rb. 129. he hantfesten, domit si wollen volvarn, DIR
III 30. di stollner — sullen nach der weise volfareu (procedere),
Const. II 4, 5; IV 18, 10. was geczügen (welche Zeugen) eiues
mannnes vorsprech vor einem gerichte nennet, mit den selben mus
her volvaren, Igl. Str. 35. alt und volvarnes alders und Sare was
Torgangen die seuche (hatte bereits den Wechsel hinter sich, desieraut
Sarae fieri muliebria), W— B Gen. 18, 11. an eren vollenvärn, Alex.
24492.
vol-vüren (-vüeren) swv. vollständig machen, ausführen: das er
seiu ampt getreulich und volleclich volfure, Const. 1 17. Es enhilft
nicht recht czu seiu in eczlicher stat, es sein denne leute, di das
recht volfuren, Const. I 4, 2.
vol-wackseii stv. IV aus-, groß wachsen, erwachsen : also ir wol
veruement hernach, so sie volwechset in lobes jär, W. v. W. 19.
volwechset das gevruste, W — B Job 37, 10. Isöt — volwachsen unde
vol betaget, Trist. 98.
vol- wart, -wort (vol-bort, -bart, -wort) stfn. Zustimmung: mit
unserer aller — rathe und volwart gescheen, Stb. Brüx N. 379. mit
irer beider — Parteien — wissen und volwort beteidingt, N. 349.
vor-aus (vor-üz,) Adv. 1. voraus, 2. vor andern, 3. ganz be-
sonders, vorzüglich: 2. Böhm. Chr. 92.
vor-bedechtig* Adj. bedächtig, klug: er was v. unde vruot,
Trist. 1283.
vor-bedeehtikeit (vor-bedaehticheit) stf. vorausgehende Be-
dachtsamkeit: den erweit und erkoren hat dein ewige v., Hier. 12, 26.
vor-bedecht-Ieich (vor-bedsehtic-lichen nur RTA 1. 235, 19)
Adr. nach vorhergegangener Überlegung, praemeditate: wenn die
geezeugen v. die selb red reden, Const. IV 11, 11.
vor-bedeclitnusz (-bedjehtnisse) stfn. vorausgehende Bedachtsam-
keit: Von der tifen vorbedehtnusz = praedestinatione, Sol. 67, 6.
vor-bedenken swv. liickuml. im voraus bedenken, praedestinari:
Welche du aber vorbedaht bast, deu hastu gerufen, Sol. 72, 10.
dorezu hastu mich vorbedaht (praeordinasti), Sol. 19, 7.
vor-, vür-begürten* (Prät. -begurte) svw. vorbinden, so um-
gürten, daß es vorne zu hängen kommt: ein tuch er furbegurt sich,
T — B Job. 13, 4. furbegurt zu seinen prusten mit einer guideinen
gurtel, Offenb. 1, 13. furbegurt um di prust mit guldeiu gurtein, 15, 6.
vor-behaltunge stf. Vorbehalt: mit v. derer, mit den ich im
rechten strittig bin, Traut. Chr. 165.
vor-, vür-beschied (vür-bescheit) stm. Vorladung: er (der Ge-
fangene) hat eiuen vorbesebied gehabt, Eger. Chr. 917. auf sulche
vor-besichtikeit — vorcht-sam 883
k(önigliche) mandat und furbeschiedt (Vorladung), Eibog. Cbr. 31, 3.
wan wir si pei unser scbrift und billich furbescbied wollen behalden,
133, 30.
vor-besichtikeit stf. voraussehende Fürsorge: Wenne mir ist
das gesaget von der v. gotes = per providentiam Dei, W — B Judith
11, IG.
vor-betrachtung stf. Erwägung: mit guter v. wolbedechtlich
— wir beteidingt baben, Stb. Brüx N. 349. mit wol bedachtem sin
und mut und v. ein solche Ordnung und gescheit getan, Igl. Stb. V
245 b.
vor-bezeugen* sicv. vorhersagen: er wart betrübt im geist und
furbezeug und sprach: einer von euch verret mich, T — B Job. 13, 21.
vor-bite (vür-bite) stf. Fürbitte: dem urtl soll ohne alle vorpitt
(Einsprache?) nachgesatzt werden, Eger. Chr. 917. mit schriftlichem
vorbitt und suplicationen, Traut. Chr. 8.
vor-, vür-bringen unregelm. Zw. 1. anMagen, 2* ans Licht
bringen, producere, Prag. Rb. 126; Elbog. Chr. 93, 29. die do für-
brachten die wasser in irr gestalt — produxerunt aquas in species
suas, W — B Gen. 1,21. seine geschefftleut — haben das geschefft
geschriben also fürgepracht, Igl. Stb. V 154 a. als er (der Angeklagte)
mit keiner hanttat nicht furpracht ist (nicht bei der Tat ertappt
worden ist), Igl. Rspr. XVI. ein ickleich unversprochener man in
unserm rechten, der nicht mit warer tat furpracht wirt, der mak
sein leip und sein gut zu dem ersten male pas geweren, denn es im
imand abgezeugen muge mit seinem ei de, Igl. Rspr. XVI.
Yor-hringimg, -brenguug, auch vür-, stf. 1* Consummatio: aller
vorprengunge habe ich ende gesehen, W— B Ps. 119, 96. — 2. Bei-
bringung eines Beweises, Vorbringung der Klage: das ist ir und
irer heller klag und furprengung, Olm. Stb. 132. czum gerichte und
seiner vorpringung geboren sunderlich personen, 84. so geslossen
sein furprenguuge der geczeugen (productiones), Const. IV 11, 14 u. 15.
vor-, vur-burge (vor-burc stf.) stn* Gebäude oder Stadtteil
außerhalb der Stadtmauer als Schutzwehr, Vorwerk, antemurale: ein
vorpurge, W — B Is. 26, 1. geclaget hat das vurpurge = luxit ante-
murale, Klagen des Jer. 2, 8. üf das; castel durch daz, vorbürge,
Trist. 2479.
vorcht, -e stf. 1. Furcht, Besorgnis, gerne im PL, 2. was Furcht
erregt: graw und vorcht schaideu euch nit, Ack. 2, 9. Und seine
vorchte viel ouf alle die woner der erden, W — B Judith 2, 18. also
grose vorchte viel ouf dieselben lant = tantus metus provinciis illis
incubuit, Judith 3, 9.
vorcht-lich Adj. 1. voll Furcht, furchtsam, gefürchtet, furchtbar:
wir suln den man in vorhtlicher wirde hau = müssen vor ihm auf
der Hut sein, W. v. W. 6080.
vorcht-sam (vorht, -e, -sam) Adj. 1. furchtsam, ängstlich,
2. gottesfürchtig , 3. scheu, untenvürfig, 4. furchtbar, gewaltsam,
5. tapfer: 1. W — B: ein vorchtsames hercze, cor pavidum, Deut.
28, 65. welcher ist ein vorchtsamer mensch und eines vorchtsamen
herczen, der gee und kere wider in sein hous (homo formidolosus
et corde pavido), Deut. 20,8. — 4. Hier, und Sol.: bedenke den
forhtsamen tag, den grausamen tag gotliches czornes, Hier. 37, 12.
56*
vorder — vor-gäbe
in einer vorchtsamen wustenung, Hier. 217, 27. worhaftiger got,
vorhtsamer und starcker = terribilis, Sol. 77, 22. dir vorbtsamen
(terribilis) und lobleicben und wunderhaftigen got, Sol. 88, 19.
gerecbt und v. (gottes fürchtig), T— B Luk. 2, 25.
vorder s. vürder.
forderer stm. Forderer, Kläger, petitor : der f. ader der clager,
Const. IV 19, 3 ; s. auch vodrer.
vorder-gut* Adv. besonders gut: man sol — aufs meist drei
viertel aus einem scbeffel weizen — fordergut mel ausziehen, Traut.
Cbr. 136 ^^nten.
vorderist, l'edrist Sup. des Adj. vorderst, vornehmst, vorzüg-
lich, Adv. zuvorderst, an der Spitze, vor allem : das er am fedristen
geschafft bat, Igl. Stb. III 326 b.
vorder-, vürder-lieh Adj. gewogen, gnädig: wir biten euer
furderleicbe libe, Igl. Rspr. XIII.
forder-lich (vürder-liche, -en) Adv. auf fördernde Weise, als-
bald, sofort, Elbog. Chr. 5, 1. auf das forderlist möglichst schnell,
87, 36. meinen leczten willen auf das furderlichst ausrichten, Igl.
Stb. V 164 d. ewer meinung fuderlicb (schleunig) zu versten lassen,
Eger. Chr. 1124 S. 301. uns an sein kfönigl.) m(ajestet) forderlichen
sein. Elbog. Chr. 111, 19. der gar der werlde dieten sol vorderlich
gebieten, Alex. Anh. 1674. der (wisheit) die burger dar in vorderlich
volkomen sin vor andern künsten, Alex. Anh. 886.
vordem s. vürdern.
vorderimge stm. Forderung (bes. rechtliche) Anklage: des
clagers forderunge — di ist nicht anders denn ein manunge czu dem
richter umb daz, recht, daz, im widerfaren sol, als er hoft, im
gerichte czu behalden ader ersteen. Const. IV 6, 1. alle ansprach
ader f. — sein von personen ader von den dingen, IV 6, 5.
vor-eher* swm. Vorfahre: brive und brivilegien, so euch ire
(der Slick) fureliern genomen haben, Elbog. Chr. 30, 31.
vor-eid* stm. Schwur, das man etivas z. B. die Anklage nicht
aus Böswilligkeit tue, juramentum calumniae, auch potwarei s. d.,
Brunn. Str. II 14. von dem voreide, der do heisset calumpnia, Const.
IV !»; s. potwarei.
vor-erkemien* sivv. vorhersehen, vorherbestimmen: vorderkant
vor der schickunge (Erschaffung) der werlt, T — B I. Peter 1, 20.
vor-gäbe stf. 1. Geschenk, das man vor andern voraus hat,
Vorzug. Vorteil, 2. Privileg, 3. Vorteil im Krieg, vorteilhafte Stellung,
4. Vorgabe beim Spiel: 2. wann di vorgäbe (daß von Schmelzhütten
auf einem Berg dieser keinen Zins zahlen muß) di heißt pergfreiunge,
Const. II 3, 3. unredlich der stat gesworne — wollen genisen einer
sunderlichen vorgäbe (nämlich, daß die Bürgerlehen sich nicht ver-
liegcn, tvas selbst die Königslehen tun), Const. II 3, 9. so sal man
messen ein ganezes leben, das er mit sulcher vorgäbe andere an-
prenge czu der arbeit, Const. II 1, 9; s. vinder. ander tag in der
wochen (als am Markttag) sal ein gast mit dem andern gast nicht
handeln uf das, das das stadvolk ein vorgab hab und desterpas sein
geschos der stat zu geben hab, Olm. Stb. 91.
vor-gang — vor- 885
vor-gang (vür-ganc) stm. 1. das Vorausgehende, Einleitung,
2. Fortgang, Fortschritt, Erfolg, 3. rechtliehe Geltung: 3. daz, diz
geschriben geschefte also ein ewigen furgang haben schol, Igl. Stb.
III 153 b.
vor-gebung (vürgebunge Vorgebung, Vorwand nur Beisp., 59, 4)
stf. was einer vorbringt, Bericht: ewer notturftige v. euers ergangen
Schadens, Stb. Brüx N. 452.
vor-geer (vor-ganger, -genger) stm. 1. ante-, praecessor,
2. Vorstand, Vorgesetzter: das eitere und vorgeer sein sollen, Igl.
Ms. S. 24. der da ist ein forgeer, der wirt als der ambechter, T— B
Luk. 22, 26. es sei dem kunig als dem vorgeer, I. Peter 2, 13. die,
so gemeiner Stadt greuitzen kündig wären, sollten der andern vor-
geuger sein (bei der Abgrenzung vorausgehen), Traut. Chr. 209.
vor-geu (-gän, -gen) stv. red. V. 1. vorher, voraus gehen, 2. an
einem vorüber gehen: 2. er wolt si furgen, T — B Mark. 6, 48. do er
in gesach, er rargieng (ging an ihm vorüber), Luk. 10, 31. und er
furgieng dan, er sach zwei ander bruder, Matth. 4, 21; s. auch vür-gen.
vor-gende (-gände, -gende) part. Adj. 1. vorausgehend, vor-
gencle^ bilde = Vorbild: 1. um di Vergebung der vorgenden miss-
tat (früherer Vergehen), T— B Römer 3, 25.
vor-gezalt* part. Adj. vorhergesagt, vorher erzählt: do bewiste
der künegin beide herze unde sin und vorgezalte nnere daz, erz
Alexander wpere, Alex. 20291.
vor -halten stv. V — 1. tr. behaupten vor, 2. vorenthalten,
2. Traut. Chr. 100. das wir dem hochgebornen Josten, markgraffen
zu Brandenburg und zu Merhern — 2000 schock grossen Prager
muueze für die czinse, gulte und rente unser stete: Newmburg,
Coln (Kolin), Czasslaw, Gurym und Ausk uf der Elbe, als wir im
die vorschriben haben und die im bis uff sand Gallen tage schierist
kumenden furgehalten sind, recht und redlich schuldig sein und
gelten sollen, Aussig. Urkdb. N. 140.
vor-hang (vür-, vor-hanc) stm. Vorhang, antependium, cortiua,
expansorium, pallarium: ein v. zu den türen, W— B Ex. 35, 12.
velum Par. II 3, 14. die vorhenge der umbhenge = vela cortinarum,
W— B Ex. 26, 6.
vor-liaus stn. porticus, fur-baus stm. atrium (vor-lrus) Vorhalle,
Vorhaus: Und ein vorhous was vor dem tempil, czweinczik doum-
elen lang, W — B Kön. III 6, 3. ein heusei, in dem er sas zu
urteilen, was in der mitte semliches werkis in dem vorhouse, Kön.
III 7, 8. Und ein ander vorlouben dem grosen vorhouse und seulen
und houbt ouf die seulen machte her, Kön. III 7, 6. die phorten des
inwendigen furhouses (atrii interioris), Ez. 46, 1. die Pehem —
singen in dem v. (in der Vorburg, na pfehradiu) die Meissner umb,
Böhm. Chr. 104.
vor-haut* stf. Vorhaut, praeputium: Beschneidet dorumme die
vorhout der schäme, W — B Ueut. 10, 16.
vor-heckler* (von hucke, md. hocke sivm. Kleinhändler, Höcker)
stm. vorwegkaufender Händler, Eg. Chr. N. 441.
vor-, t'ur-heuscl* stn. Dem. von furhaus, atriolum, kleiner
Vorhof: Und nembt war, in dem selben winkchel des fuv-
hous[es] was ein vierekkats furheusel und alle furheusel waren
886 vor-keren — vor-rede
in den vier wiukchelen des fnrkonses = atriolum erat in angulo atrii,
W — B Ez. 46, 21. Und ein want ging czuring darumb, nmgebund
die vier vurkeusel = paries per circuitum ambiens quatuor atriola,
Ez. 46, 23.
vor-keren* sivv. amvenden: allen vleiss furkern, Esrer. Cbr.
1145.
vor-komen, -kuinen s. vur-koinen.
vor-lägunge* (läge, vor-läge) stf. Hinterhalt: in den vor-
lagungeu, in insidiis, W — B Ps. 9, 8.
vor-laube (vor-loube) swf. Vorlaube, -halle, vestibulum: in den
vorl cmben des geczeldis = in vestibulo tabernaculi, W — B Lev. 3, 8.
under die vorlonbeu des tempils, Par. II 3, 17. in den vorlouben
und in den sacristen nnd in den scbaczkamern, Par. 1 23, 28. in
seinen vorlonben (in domate suo), Esdr. II 8, 16. einen bort in den
vorlonben, Esdr. IL in den vorlouben des geczeldis des geczenknüs,
Ex. 29, 32. den alter des ganczenczunten opfers in der vorlonben
des geczenknnsses, Ex. 40, 26. Und do waren gepawt kncben
czuring nmb imder der vorlonben des inwendigen furbanses = cnlinae
fabricatae erant subter porticus per gyrum, Ez. 46, 23 ; s. auch vor-
hans und richtsal. ein tempel in der vorlanben Salomonis, T — B
Job. 10, 23. unter di vorlanben Salomons, Btb. 5, 12. 3, 11.
vor-laul'er (-loufer, -löufer) stm. Vorläufer, Vorgänger: er wirt
im die (evvere kinder) macben zu reitern und zu vorloufern seiner
wegen (praecursores quadrigaruni suarum), W — B Kön. I 8, 11.
vor-lenfflich* Adj. vergangen: nmb alle die verhandelte und
vorleufflicbe gescbicbt, Mind. d. Egerl. S. 23 ; Eger. Chr. 1046.
form, -e stswf. 1. Form, Gestalt, 2. Gestelle, 3. Vorbild, Muster,
4. Art und Weise, aus lat. forma: indruck der allerbosten formen,
Beiwort für Gott, Ack. 55, 17. die gebrechin siut alle auff furm u.
meiuunge — vorthedingt, Elbog, Chr. 153, 11.
vor-mälcn adv. Dat. ehedem, früher: morgengab, die man im
v. czu seinem weibe geben hat, Igl. Stb. III A 161b. vor-mälens,
Jgl. Str. 242.
formen swv. formen, gestalten, bilden: do formte her ein forme
noch giessendem werke (formavit opere fusorio), W — B Ex. 32, 4.
vor-mund stm. Fürsprecher, Beschützer, Vormund: das si sullen
iren kindern Vormünder sein, Igl. Stb. V 260 b ; s. vür-mund.
vor-nemen s. vür-nemen.
vorniren (furnieren, furrieren) swv. 1. unterfüttern, 2. über-
ziehen, mit Fournieren bedecken, aus franz. fourrer, vom deutschen
vuotern: Salomou vornirte die camer uberal mit cedreineu getefel,
W — B Kön. III 1, 3. Alles das was mit cedreineu getefel gevorniret
noch uberplecte nindert ein stein an der want (vestiebantur nee —
lapis apparere poterat — , Kön. III 6, 18. das hous vornirte er mit
tafeln, mit golde, mit blechen, Par. II 3, 5.
forn-teichlin* (von forhe stvf. forhen stf. Forelle) stn. kleiner
Forellenteich, Traut. Chr. 251.
vor-quemen s. vor-kumen.
vor-rede stf. 1. die vorige Bede, 2. einleitende, vorberatende
Rede, 3. Verabredung, Bedingung : 3. ein cristenliche vorrede beredt
und beteidingt ist worden, Stb. Brüx. N. 337- von der forrede wegen
vor- — vor-vordem 887
— ab wir üch sollicher vorrede vermeinen zcn halden, N. 257. Über-
tretung der furrede, die er Mathis Slicke beteidingt hatte, N. 340.
vor-, vür-saz (vür-saz, md. vorsaz) stm. 1. Vorspann, 2. Vor-
satz, Vorhaben, Entschluß, 3. Einsatz, Pfandnehmimg, -setzung,
4.* Vorschlag, 5.* Aufschlag auf einen Preis: 4. gut ist der vorsacz,
den gesprochen hat Helias (propositio), W— B Kön. III 18, 24. — 3. noch
lasz mich in manche fursatz zefurt werden (distrahi im multa), Sol.
101, 18. — 4. vursetz oder auf sieg tun = Wucherzinsen nehmen,
Eger Str. A XV, 8. weihe vrowe oder man deheinerleie aufsiege
oder fürsetz tun mit iren gewern durch lenger frist willen und des
si mit piderben leuten überwunden werden, die schullen peide von
houpgut und von schaden den 3. pfennich verfallen sein, Eger Str.
A XV, 8. — brot des fürsaczes = panes propositionis, Schaubrote,
W — B Ex. 25, 30. mit den broten des vorsaczes, Ex. 39, 36.
vor-schicken* swv. im voraus begnaden, praeordinare: da hestu
mich vorgeschickt, Sol. 63, 19.
vor-schreien stv. II ausrufen, proclamare: Und die fürsten —
sullen v. = proclamabunt, W— B Deut. 20, 5.
vorsclnmge stf. Nachforschung, Aufsicht: si (di czimmerleute)
sullen auch mit steter f. behüten, das keine genge, di iczunt funden
sein, oder ercz — vorhalden und vorporgen werden, Const. I 11, 2.
der eit ist ein forschunge der warheit (scrutinium), Const. IV 9, 10.
vor-selien s. vür-sehen.
vor-sitzen stv. 1 1 eine stat — sitzet mit ir kunst uns vor,
Alex. Anh. 1045.
vor-steter* stm. Bewohner der Vorstadt: den bürgern und vor-
stettern, Traut. Chr. 6.
vorst-haber m. (bei L. nur Gr. W. 6, 109) Haber cds Abgabe
für das Waldnutzungsrecht, Traut. Chr. 9; Eger. Chr. 1171.
vorst-vuoter stm. vuoter als Abgabe für Waldnutzungsrecht:
umb ir waid kas u. forstfuter — geben, Eger. Chr. 1172. 1067
S. 254 u. 256.
vort (vurt stm., md. fürt, fort stm f.) 1. Eurt, eigentl. und bildl.,
2. Flußbett: den vort Jaboc, W— B Gen. 32, 23. so lange ir weit
hie wesen, so wirt iuwer vort gephlogen paz,, W. v. W. 2380. man sach
da manegen den fürt mit helme suochen in dem acker, Alex. 3630.
manc anger unde vurt und Eufrätes — nach bluote wart gevar,
4082. durch bluomen fürt, 11036. den lerte Nicänor den fürt
suochen üf dem plane verwunt und lebens äne, 13688.
vor-tragen stv. vorbringen, vorgaukeln: gaukelweis tragt ir
mir vor, unter valsch tragt ir mir ein, Ack. 14, 14.
f ort-triften * swv. Holzblöcke fortschwemmen, fortstoßen: holz
fortzuflössen und fortzutrifften vom Hrisengebirge bis auf Kutten-
berg, Traut. Chr. 185.
vort-vlcez,en swv. durch Flößen weiterschaffen : Traut. Chr. 185.
vort-zug stm. die ersamen des tuchmacherhandwerks haben
manlich die zwei Schlosser — also sie den vortzug gehabt haben,
gesturmet, Eger. Chr. 20 S. 23.
vor-ublicli * Adv. üblich, Traut. 172.
vor- vordem PI. Vorfahren: als wir es (das gericht) vor seinen
vorvordern inne gehabt haben, Budw. Urkdb. N. 476 u. 445 ; Traut.
vor-wenden — vraun-haus
Chr. 2. dienst, die sie und ihre vyfürdern uns und unsern vorfödern
oft nützlich gethau, — ihre vorfordern, 89. im und sein vorfadern
umb ir sei selikait, Igl. Sth. III 328 b. ein brieff unser vorfödern,
III 114 d.
Tor- wenden s. vür-wenden.
vor-werk, forberg, forbereh, for-bre"cht, forber (vor-werc)
stn. stf.* vor der Stadt gelegenes Gehöfte, Landgut, Traut. Chr. 33.
87. 93. 96. 109. 148. 159. 216. 220. 229. 194 usw. so ist ein for-
bergk czum slosse, do mus — hauptmau, knechte und pherde doruff
halden. Sth. Brüx N. 196. Melczern, die in vorbercken und vorsteten
unser stat wonen, ist vorpoten, das si auch kein pir in der stat
legen sullen, Ohn. Sth. 96 c, 3. das spital in der eren des hl. geists
in der vorberk zu Olomuncz zu setzen, 72. dem spital, in unser
vorberk gelegen, 131 a. heuser und hofstett in der stat und in iren
Vorwerken, 131. — 1462 brandt die furbergkh ab, Eger. Chr. 151.
das forberg — neben der brücken an der Anpen — zu TrautnaAv,
Traut. Chr. 33. verkauft das forwerk zu Wolfen mit allem getreide,
vieh usw., 159.
vor-werk-stüek stn. zum vorwerk gehöriges Grundstück: for-
bergstücke, Traut. Chr. 242.
vor-ziehen s. vür-ziehen.
fossiure stswf. Grotte (aus franz. fossur, lat. fossura): sie
suochten — die fossiuren, die meister Gotfrit hat genant, Trist. 3322.
votier* stm. Weinstock: wer grub stocke oder pogenorter anf-
czug und von dem votter abschneidet, im zu frummen und dem
Weingarten zum schaden, — er ist des halses vervallen und gehört
auf den rost, Chlum. VIII 16.
vräge stf. 1. Frage, Nachfrage, -forschung, 2. Umfrage nach
einem Urteil, 3. peinliche Frage, Tortur, 4. Eätselfrage, 5. Beratung,
6. Amtsperiode der „vräger" (Bürgermeister): 3. Traut. Chr. 31.
vragnerinne (vragenterinne) stf. Händlerin mit Lebensmitteln:
wrer das waltobs da vuert — daz, gehört czu den phragnerinneu
(2 mal), Brunn. Str. II 148.
vrägunge stf. 1. Frage, 2. Zögern : 2. an alle v. = absque ulla
cunctatione, ohne gerufen zu sein, W — B Esther 4, 11. — 1. der —
hielt v. = habita quaestione, W — B IV B 175 a = Esther.
vräg-weis (vräge-wise) stf. in v. = fragend, Elbog. Chr. 6, 1.
vrank Adj. frei: so sich Mertel selbst nicht smehet, van eim
rat wol Mertel frank (unangetastet) blibe, Elbog. Chr. 81, 44.
vrat Adj. 1. halb faul, zerbröckelnd , 2. wund gerieben, ent-
zündet, 3. bildlich: durchtrieben, verschlagen: 3. er hat gesprochen:
der frat, unendlich spaier und lugner, Igl. Stb. V 63 d.
vraun-gasse swf. Name einer Gasse, in der die Marienkirche
liegt, Igl. Stb. IV 249c.
vraun-haus stn. Frauenhans (Bordell) : das kein gesell in dem
frawnhaus über nacht behausen noch peleiben sol noch mit sulichen
freyen weybern auf den ring ader anderswo vor erbarn fromen leuten
offenbar reden noch von der gesellen yrten czu trinken geben sol
pey der puss, VII d; Igl. Stb. V 177 c.
vrami-tor — vrech 889
vraun-tor* stn. Name des in der Nähe der Marienkirche am
Ende der vraungasse gelegenen Stadttores in Jglau: Igl. Stb. IV
243 b.
vrauwe (vrouwe, vrowe) swf. auch st. 1. Herrin, Gebieterin,
2. Geliebte, 3. Fraxi oder Jungfrau von Stand, Dame, 4. Weib, im
Gegensatz zur Jungfrau, 5. so nennt der Kegelspieler die Kugel. In
der Bedeutung Gattin fast immer housvrouwe. Die Frau (Gattin)
hat bloß das Recht über ihr Feiertagskleid zu verfügen, wenn sie
nicht eigenes Vermögen hat, das sie dein Manne nicht geschenkt,
Igl. Str. 123. Weiber können bei Notzucht nicht Zeugen sein, 154;
sie können zeugen über den Verlust des Gewandes im Bade, 200;
das Zeugnis von 2 Frauen ist sonst unzureichend (48b); der Mann
führt die Sache seiner Gattin vor Gericht, 308; eine Frau kann an
Kleidung und Bettgewand mit gepfändet werden, wenn sie mit ihrem
Mann gelebt hat, 309. Das Vermögen eines Verstorbenen soll nach
Befriedigung der Gläubiger unter die Frau und die Kinder so
geteilt werden, daß jene l\z, diese 2/3 erhalten, Igl. Str. 311. 332 (33)
(34a) (35) (54b) (81); außerdem fällt ihr zu ihr Bettgeräte und ihre
Kleider, die des Verstorbenen aber gehören den Erben, 324. Dieses
ihr gebührende Drittel fällt, wenn sie wieder heiratet, nach ihrem
Tode dem sie überlebenden Manne zu, wenn aus der 2. Ehe Kinder
entsprossen sind; sonst hat dieser keinen Anspruch darauf, wenn sie
es ihm nicht bei Lebzeiten geschenkt hat, 337.
vrauwe-lieh s. vrewe-lich.
vräz, stm. (PI. vräze, vra^e) 1. Vielfraß, Nimmersatt, 2. Fressen,
Gefräßigkeit: fraz.es sie sich fliz;en beide au traue und an huor,
Alex. 12820.
vräz,-heit stf. Gefräßigkeit, Unmäßigkeit: in den v. und in den
trunkenheit, T — B I. Peter 4, 3; Galater 5, 21. daz, wir geen, nit in
frashaiten und in trunkenhaiten, Römer 13, 13.
vrebel s. vrevel.
vrech Adj. 1. mutig, kühn, tapfer, 2. keck, dreist, 3. lebhaft:
1. ein ritter v. und gar kurteis, Trist. 73. die Minne, die vreche
stürmerinne, 790. stolzer knappe, v. und vruot, 1203. die vrechen
heldeu jungen, 1773. sin (Tristans) ellentbafte vreche jugent, 2004.
dem erenrichen vrechen, Ei. 102. ir vrechen ors, Alex. 3490. daz,
ich so freche rede hän, daz. solt ir äue zürnen län, 4201. man sach
die unwisen vor den frechen risen (herunterfallen), 3636. mit heres-
kraft und mit vrecher ritterschaft, 5492. mit siner frechen schar,
7456. die frechen man, 6687. freche ritter, 6842. die frechen
wolden iren herren rechen, 8023. also daz, er sin frechez, leben vil
nach dem töde hete gegeben, 8029. man sach die dri mit frechen
liden üf den unverzagten smiden (loshauen), 8137. ein frechez, volc
er fuorte, 9721. von so frechen fürsten. 10350. niht vür wisheit
ich daz, hän, ich wise ez, sinen frechen siteu, 10587. er bräht der
Persän vil von frechem leben üf tödes zu, 13624. der freche
(Alexander) zogte vaste nä, 16454. von Macedö den vrechen
(= Alex.), 23069. die helde vrech unde balt, Ernst 3075. in frechem
geläz,e (in lebhafter Unterhaltung) sie wären üf der strafe, darüf ir
muoter mit in gie {auf dem rechten Weg, ihre Mutter zu finden),
W. v. W. 5440. ein vrechir rittir schoz sich üz, (trat vor, erbot sich,
890 vrech-heit — vreidikeit
die Botschaft zu übernehmen), Dal. 152, 9 (68, 125). da von er
(Heinr. 1313) virlos sin vreches leben, 14, 29.
vrech-heit stf. Kühnheit, Verwegenheit: do wart sie betrogen
von ibrer v., Böhm. Chr. 15.
vrede-bruch s. vride-lmich.
vregen (= vregen = vrägen) svw. fragen: wes ich iuch vrege,
Alex. 25 999. do vreget in der guote, 1336.
frei, vri Adj. 1. frei, nicht gebunden oder gefangen, 2. unbe-
schränkt, 3. unverheiratet, 4. fre/geborn, adelich, 5. unbekümmert,
sorglos, 6. ausgelassen, zuchtlos, frech, 7* bergm. noch niemandem
zum Bergbau verliehen s. berg-freibeit : er ist gevaren durch vreien
stein, Igl. Bgr. N. 76, 1. sind dem mal und das nicht da gemessen
perk sein, so ist is noch vrei, so mak man wol darin siezen, wer si
empfet, als ein recht ist, N. 2, 8. in freiem felde und gemessen
gepirge, Const. II 4, 12 u. II 4, 4. ob nu — czwischen den lehen,
di nu leuten weren gegeben, vreies etwas pleib aus dem lehen
peiderseit, wer dorezu recht schulle haben, Igl. Bgr. N. 2, 3. ap sie
czu dem berge gehöre adir ein frihes sei, D I R 15, 1. der stolze,
muotes vrie, Triest. 1149. den herren muotes vrien, Rf. 175. wan
er was ein grossir vrey (svoboda velika biese), Dal. 81, 29 (32, 73).
vrei-brief (vri-brief) stm. Freibrief, Privileg: freibriefe von
unserm genedigen herren dem kunig umb schulde, Prag. Str. 118.
vreidec-liche, -en Adv. auf mutige, heftige, übermütige Weise:
zu im gar v. sprach sie, Trist. 5381. Vil nuezer were — bischofes
wirdikeit zu vlihen denne sich dorezu v. zu halden, Hier. 217, 2.
der böse geist — nam freidielichen den unseligen jungen und fürte
in weg, 193, 25. Unkeuschheit ist des teufeis swert, domit er f.
vichtet, 51, 15.
vreidig Adj. 1. treulos, abtrünnig, 2. flüchtig, 3. abhanden
gekommen, gestohlen, 4. gefahr-, verderbenbringend, schrecklich,
5. trotzig, wild, keck, 6. muticillig , übermütig, 7. prahlerisch,
8. leichtsinnig, 9. frisch, munter, loohlgemut, 10. mutig, kühn: 3. den
andern toten der freidigen tier zen (bestiarum ferocium), Sol. 9, 12.
Welch unvornuftiger tire mag freidiger sein denne ein böser prister?
Hier. 46, 13. 0 freidiger tod! woldestu nicht merken, das du einen
sulchen hast genomen, — dem an fugenden nichts gleiches lebt auf
erden ? 98, 13. des wart er erzürnet und sprach zu im mit freidiger
stimme, 144, 7. zuhant nam sie (die arme Seele) mit grossem schauer
die freidige schar der bösen geiste, 219, 16. er gebot mit freidiger
stimme, 162, 22. er wart gleich als ob er unsinnig wer mit freidiger
lauter stimme schreien, 161, 9. wer sulche stimme auslisse mit so
freidigem schreien, 186. 5. si mochten des egenanten freidigen
Sturmes nimmer ledig werden, 197, 28. do stunt das unschuldig
lamp mitten unter freidigen wolfen, 162, 1. den sie das geistliche
almusen mit vreidigen gewalde vorhalden, .216, 3; s. auch frende.
vreidikeit (und freidec-heit) stf. 1. Übermut, Trotz, 2. Aus-
gelassenheit, 3. Prahlsucht, 4. Mut, Kühnheit, Stärke. 5.* Gräßliclir
keit: 5. Mir grawet durch sulche f. (die Qualen des Fegefeuers und
der Hölle), die ich von dir höre, Hier. 143, 8. — 1. das sie (die
Bäuber) aller v. vorgassen — und baten genade umb ir grosse
missetat des mordes, 168, 5. do sprach derselbige ketzer in sundiger
vreien — vrei-keit 891
v., 179, 25. das er in lert alle v. und alle unbescheidenheit untugent-
liches lebens, 192, 26.
vreien (vrien, vrigen) swv. tr. 1. frei machen, erlösen, erretten,
2. mit Gen. frei machen, berauben, entledigen von, 3. frei lassen,
4. mit Privileg begaben, 5* = 2. rechtl. eine Sache von den darauf
liegenden Lasten (Verpfändung, Arrestation, Bekomerung, Hypothek)
frei machen, dis- oder exbrigare, 6* einen „singer" in einer Meister-
singschule, einen Lehrbuben freisprechen-: 4. Traut. Chr. 59. das
eczlich straßen dem lande czu gute geoffint und gefreib.it wurde,
Stb. Brüx N. 326. — 5. der Verkäufer eines „Erbes" ist verpflichtet
dasselbe (Haus, Hof, liegende Habe) zu freien; möcht er (der Ver-
käufer) den — garten — nicht freien, so solt er im di II s. wider-
keren (Kaufpreis zurückgeben) und des gartens sich wider under-
fahen, tgl. Str. (55) S. 323. das teil des houses — freien (exbrigare),
223. Wer dem andern bekennet, das her im ein ros hab vorkaufet,
der mus im das selb ros vreien, sam landes recht ist, 93. er hat sie
(Bergleide, die ivegen Nicht-Bezahlung ihres Arbeitslohnes, Bergkost,
das Bergwerk rechtlich erlangt haben) alle beczalt und suliche
fordernnge und einweisunge mit seinem gelde gefreiett und wirdiget
suliches czu guetter rechnurig auff 130 guld. und gr., Igl. Bgr.
N. 80. vor schänden der gefrit (= Alex.), Alex. 3798. der zagheit
vreien, Ernst 1859. wo künge oder keiser die dienstman vrien
(freisprechen) welche man also vriet, die sint genant liberti, Alex.
Anh. 1176—80. suln uns die swachen frien (berauben) siges unde
prises tat? Alex. 14044. die uinb falsches vrien in strite ir menlich
eilen durch räche erswingen wellen, 12232. die selbigen derfer
(= dörfer) freyen und in die lanttafel einlegen, Igl. Stb. III 194 a.
das selbig mefczhaus freyen und ledig machen von allen czinsen,
ausgenomen die losung, III 206 d. er gelubt di — (verkaufte Wiese),
wenn nürt die greniezstein werden an die stat — eingesaezt, auf-
czugeben und czu freyen, III 198 d. dasselbe halbteil (au dem dorfe
hylbersstorff ) freyen nach lantrecht, II 196 b. 2.-6. Marcus Mischko
— ist gefreiet worden, Igl. Ms. S. 17. Es wirdt auch ein fremder
junger singer auf meiner schul gefreit werden, S. 8.
vreien, freien swv. 1. heiraten, 2. stuprare : 1. er vreit um des
Hamms Gogriczers tochter Katherina, Igl. Str. 248.
vrei-geld, fri-geld (vri-gelt bei L. Abzugsgeld, Ost. W. 160, 19.
176, 37) stn. Gebühr für das „Ausschreiben" der Bürgen aus dem
Stadtbuch, Böhm. Kamnitz Stb. N. 188.
frei-, fri-Iieit (vriheit) stf. 1. Freiheit, 2. Stand eines Freien,
Edeln, 3. Privileg, 4. Asyl, privilegirter Ort: 3. gap den Merhern
alle freiheit, Böhm. Chr. 24. Ist das man hutten buwet uff eines
herren eigen, er si geistlich ader werltlich, das ist bergwerkes fri-
heit, das er keinen czius sulle dovon gebin, DIR 25. Und uff
welches herren eigen bergwerck funden wirt unde gemessen, er
nimmet dovon ein dritteil der urbar (s. ackerteil). Was des selbige
bergwerk holezes bedarff in den gruben, das sal im der herre nicht
weren (verweigern), er sie geistlich adir werltlich, DIR 26; s. berg-
freiunge.
vrei-keit, vri-keit stf. = vrei-heit: die durchnechtig e der
frikait (ee der volkommen freyheit, XL Bibel), T — B Jak. 1,25;
892 vrei-ledig — vreise
I. Peter 2, 16. di e der freikait, Jak. 2, 12. warum wirt geurteilt
mein freikait (freyhevt, XI. B.) von einer fremden gewissen,
I. Korinther 10, 29.
vrei-ledig (vri-ledic) Adj. frei und ledig: aller ob geschrieben
Sachen — quit, freiledig und las lassen, Stb. Brüx N. 134.
vrei-lich (vri-liche, -en) Adv. vrei, schrankenlos, unbehindert,
unbefangen: unser perkwerk in allen stucken freilich pawen (libera-
liter), Const. I 2, 2.
vrei-mark (vri-market) stm. freier Markt, Freimarktskauf: so
sollen danne die herren des rats einen freimarkt über das hantwerk
(der unzufriedenen Schuster) legen, Stb. Brüx N. 353. f. mit fleisch
zu halden all sunnabent. Olm. Stb. 98 d. ez, ist ein f. geschehen umb
ein wasserganck, Igl. Stb. IV 178 d. ein kauf und ein f. (Haustausch)
ist geschehen, III 195 b. das kainer kain schauben noch pelcz noch
hauben auf kaiu f. tragen sol, V 221 a. czu dem bemelteu ffreimark
1 seh gr. aufgeben, V 254 c.
vrei-marken (vri-marketen) stvv. in einem vriraarkt handeln,
ein Geschäft abschließen: man verpeut v., Eger. Str. C 102. frei-
marken tun. nach H. Gradl Kuhns Zs. XIX 65, euphem. für stehlen.
vreisam (und vreis-sam) Adj. 1. Gefahr und Verderben bringend,
Schrecken erregend, furchtbar, 2. wild, grimmig, verwegen, entsetzlich:
die tochter meines Tolkes ist vreisam (crudelis) sam der strause in
der wnstenunge, W — B Klagen d. Jer. 4, 3. schädlicher ächter aller
weite, fraissamer morder aller leute, ir Tot, euch sei verfluchet,
Ack. i, 8. darnach si do nomen (zum Herzog) gar einen vreisamen,
Dal. 122, 14 (55, 54). an der freisamen vehte (dem furchtbaren
Kampf mit dem Drachen), Alex. 21632. an mangem tiere v., 23569.
von den hunden v., da? her überal des erkain, 21263. freisam —
nätern, 23240.
vreisam-lich (vreissamec-liche, -en) Adv. schrecklich: ir (o Tod)
habt mir den 12. buchstaben — aus dem aiphabet gar freisamlich
enzucket. Ack. 4, 10.
vreiseken, rer-eisclien unregelm. Zw. vernehmen, erfahren: dö
di burger des gefrieschen, Alex. 24434.
vreise stsicf. swm. Gefährdung, Gefahr, Verderben, Drangsal,
Xot, Schrecken, Ungestüm : nü habe ouch ich die vreise sin unde sin
untät gevlogen, Schretel 118. ir solt der vreise sie (die boten)
begeben, Alex. 1892. er wold ez, durch dehein freise läz,en; man
enstehe in üf den strafen, 9783. durch der ersten verste freise
{wegen der Beschwerden der Hinreise) geviengen sie ein umbereise
il'mwcg) zwischen Patelamunt und Libiä, 9875. sie machten herte
reise durch teetliche freise, die sie aldä dolten, 15176. dö Darius
uus gröze freise enboten hat, 21382. daz. muost er durch die vreise
spain, die ze der zit der (Fluß) Fisön hat, 22388. niemau moht in
(den Friedensbrecher) von der not noch der vreise erwern, 25879.
got, din leben hat behuot in manger herten reise vor engestlicher
vreise, 23624. Maria, din barmunge si da bereit — vor aller swaere
freise, 27534. witwen und weisen vor unrehten vreisen — soltu
wern, 27830. in so getaner vreise, darin ich gefuoret bin, Ernst
2766. manie engestliche reise in gar herter freise, 3818. daz, er in
uff der verte freise muost bewarn, 1798. si (die Polen) furchtin nit
vreise — vreiunge 893
noer der Bebem vraise, Dal. 127, 14 (57, 18). soldestu dar um (weil
er gegen dich nicht freigebig ivar) mit diner vreise (Greueltat) ein
solich rieh virweisin, 217, 25 (98). laz. wir sie (die uns gegeneinander
hetzen) nit grosse vrasin(?) biszin und under einandir slahin, 118,23
(53, 46).
vreise Adj. gefahr- %md verderbenbringend, grausam, schreck-
lich: wie der konig gar vreisir mit für dem keisir, Dal. 184,27
(83 Überschrift), der keisir, Gutam vatir, also vreysir, 101, 12
(44, 14).
vreis-lich Ad). 1. gefährlich, verderblich, furchtbar, schrecklich,
2. wild, grimmig, verwegen, entsetzlich: v. = crudelis, W — B Jer.
51, 42. v. ist das volk aus norden, Jer. 6, 23. idra heilet ein freis-
lieh wurm, Alex. 9941. ein f. sorge mich bat ermant, 12167. wie
mit vreislicben siten uätern — in mit vreislichen Sachen und sin
volc liefen an, 23564 ff. ein fragliche (grausam, XL Bibel) wunden,
T — B Offenb. 16, 2. ein f. paitung des Urteils, Juden 10, 27. ez. ist
f. (grausamlich, XL Bibel) ze fallen in die hent Gots, Juden 10, 31.
vreis-lichen Adv. auf verderbenbringende, auf schreckliche, grau-
saume Weise: die unselige sele begunde freislicben schreien, Hier.
219, 6. der teufel begunde f. schreien, 163, 3. sie beguude zuhant
f. schreien, 157, 2. do er sprach gar vreislich, Dal. 170, 16 (76, 6).
vreit-hof (vrit-hof) stm. Vorhof eines Tempels; eingefriedeter
Raum um ein Kirche, Kirchhof: Igl. Stb. V 162 a. ich schaff ein
selmes, 5 selpad und ein marter auf dem freithof, V 16 c. der Juden
freutboff, Eger. Chr. 103 S. 66.
vreiunge (vriunge) stf. Freiheit, Befreiung von gewissen Be-
schränkungen im Handel oder von Abgaben (Markt-, Maut-, Zoll-
freiheit), Immunität, Privileg: Wier verleihen vreiung allen den, die
in die stat zu Brunne chaufmanschaft pringen drei wochen vor
phingesten und hinuach als vil di als lang beleiben, Brünu. Str.
II 29. v. = Marktprivileg, Igl. Str. 186. das kein gast wider den
andern kauffen sal nur in unseren freiungen (marktfreien Tagen)
und jarmerkten, Olm. Stb. 92 a. ir recht, freiung und gewonheit —
der czichner = und parchanterrneister , 108 a. v. = Zollfreiheit,
Stb. Brüs N. 305. Ein Weingarten soll die ersten 12 Jahre freiunge
haben, wenn der Grundbesitzer den Zehent, dem Könige l/s Zuber
Wein von jedem Weingarten (= 60 Ruten ä 8 Ellen lang und
8 breit) gibt, Stb. Brüs N. 108. f. = Privileg: sotan f. vorleihen wir
im (praerogativam), Const. IV 15, 4. er gab im al vriung in Merbern,
Dal. 66, 6 (24, 49). wider alle freihung und der mannen zum Elbogen
recht, Elbog. Chr. 24, 21. unser mandat und freihung in verruckuug
setzen, 65, 19. o konig, der vreigunge gib, wem du wild, nach diner
libe (swe lhoty) Dal. 111, 8 (49, 32). ein keysir gab den Pehem
freyunge und wilkur, das sie einen — künig — möchten kisen, wen
sie wollen, Böhm. Chr. 51. = Asyl: wie das si in in ewer fürstlichen
freiung (im Triescher Gebiet) geslagen — haben, ir tat macht sie
friedprueber ewer freiung — sie werden daher verfallenn sein jeder
mit der hanndt adir ir jeder losze sein haut mit X marken, Igl. Str.
(62) S. 330. daz, alle die, die in die f. zu den barfuszen fliben oder
entweichen umb welche sache daz, ist, daz. ir keiner lenger f. darinne
haben schol dann 14 tage, Eger. Str. Fr. 2. daz, kein geechter man
894 vrei-vechter — vreuden-lust
oder dem die stat verboten ist, soll kein f. zu den barfuszen nicbt
haben. Fr. 3. — wie er auf seine gruben und Stollen fristunge und v.
gehabt hat, Igl. Bgr. N. 83, 1. ich muett und beger romischer kaiser-
licher maiestat freiung (sonst „ein freies"), Igl. Mut. X. 17. f. =
Freisprechung eines „Singers" seitens der Me ister sing er zunft: das er
(der schuler Michko) die f. innerhalb 2 jharen an die singer nicht
begehren soll, Igl. Ms. S. 23. er sal drei jar zu dem übrigen holcz
im hayholcz abczuhawen freyung haben; — wer aber sach, das si
in der czeit den hoff wurd verkauffen, so hat die freyung furbas
kein kraft, Igl. Stb. III 119 c.
vrei-vechter* stm. lanista privilegiatus, Grim. Wb. 28. Mai
1581 hat Matz Fischer, schuknecht von Ellenbogen, f. fechtschul
alhie gehalten, Traut. Chr. 257.
vremde Adj. und Adv. 1. fern, 2. einem andern gehörig, 3. un-
bekannt, nicht vertraut, 4. befremdlich, seltsam, wunderbar, 5. selten:
5. er gedacht an wäpen fremde, sin snevar westerhemde wolter ze
wäpenrocke hän, YV. v. VY. 3566.
vremde stf. Entfernung, Trennung; Unbekanntheit, Unvertraut-
lieit; Entfremdung Feindschaft: durch vremde er jene Isöte vlöch,
zu diser er durch state zoch, Trist. 321.
vreiudec-liche, -en Adv. auf fremde seltsame Weise: hie
gebarte so v. zuo diu edel fürstinne niaere, als ob ir niht hierumbe
wsere, W. v. W. 6783 ff. ain man, der da gieng fremdicklich (in
fremde lande, XL Bibel), T— B Mark. 13, 3-1. 12. 1 ; Matth. 25, 14.
vreniden {auch vremeden, vrömden) sivv. 1. fremd machen, ent-
fremden, 2. entziehen, 3. fern halten, 4. fernbleiben von, meiden,
5. refl. sich fem halten, meiden: 3. swä liebe friunde zesamen komen,
die einander vreniden langiu jär, da siht maneer bände gebär,
W. v. W. 7553. gefremdt von dem weg Gots, T— B Ephes. 4, 18.
vrenidikeit stf. 1. Entfernung, Trennung, 2. sonderbare, wunder-
bare Weise, 3. ungewohnter, beschwerlicher Zustand, 4. Seltenheit:
durch snliche ungehorte f. begann der bischof so fluz,z,iclichen weinen,
Hier. 226, 17.
vrenc-lieh* Adj. das ir von sulcher und aller ander frenclicheu
widerstant gein den von Elbogen wullet uf boren, Elbog. Chr. 156, 5.
vreude, freudt (vreide, vreidec, -ic) Adj. 1. abtrünnig, flüchtig,
treulos, 2. abhanden gekommen, gestohlen, 3. verderbenbringend,
schrecklich, 4. ausgelassen, mutwillig, prahlerisch, 5. gewalttätig,
trotzig, 6. leichtsinnig, 7. munter, wohlgemut, 8. mutig, kühn: 1. Elbog.
Chr. 107, 12. 110, 33. — 5. Lederer u. seine bürgen geloben seiner
Verhandlung noch gefenknusz nimmer meher in keinem arg zu
gedenken auch nimands dister freuder zu sein, 75, 7.
vreude-bernde (vröude[n]-bernde) Adj. Freude bringend, erfreu-
lich: ja müez,t ir fröidebernden lip immer mit höher wirde tragen,
siht man iuch minne da bejagen, Alex. 10650.
vreudeu-lön* stmn. Erfreuendes, Gabe zu erfreuen: an im lac
vröudenlönes vil (er verstand es zu erfreuen), Alex. Anh. 2054.
vreuden-lust (vröuden-lust nur aus MSH 1,337b belegt) stm.
sie erstarcten üf v. des werden herze unde brüst, Alex. Anh. 2049.
vreudeu-spil — vrewe-lich 895
vreuden-spil stm.? Unterhaltung, erfreuendes Spiel: mit aller-
hande vröudenspil(n), Alex. 3486. 4269; Alex. Anh. 2074.
vreund (vriunt, -des, gekürzt Mint, frunt md., PI. vriunde) stm.
1. Freund, 2. Geliebter, 3. Freundin, Geliebte, 4. Verwandter, affinis,
consanguineus, 5. Kriegs-, Bundesgenosse: 4. Eger. Achtb. II öfter.
vreund-, frund-holt Adj. 1. seinen Freunden oder Verwandten
zugetan, ergeben, 2. dienstfertig, 3. überhaupt freundlich, freund-
schaftlich: guter gewissen, freuntholt, trewe ge warund zumal gütig
was si gegen allen leuten, Ack. S. 6, 8.
vreund-, vrunt-lich Adj. freundschaftlich: ungern fruntlichen
dinst vuvor, Igl. Rspr. V u. s.
vreund-, vrund-schaft stf. 1 Freundschaft, Bund, 2. Liebschaft,
3. Verwandtschaft: 3. in W — B frimtschaft, affinitas, amicitia, foedus.
1. amicitia: Mache mit mir vruntschaft, W — B Kön. II 3, 12. Ouster-
weltlichen wil ich machen mit dir v., sunder ein dink pite ich von
dir, Kön. II 3, 13. hüte dich, das du immer czusammenlegist frünt-
schaft = ne umquam jungas amicitias, Ex. 34, 12. — foedus:
machte got f. mit Ahram, Gen. 15, 18. mein geluhde wirt sein in
ewerm vleische zu einer ewigen f., Gen. 17, 13. gelobden beide f.
= inierunt foedus, Gen. 21, 32. v. hab wir geslagen mit dem tode
= percussimus foedus cum morte, Is. 28, 15. ich hab dich behalden
in ein vruntschaft des Volkes = servavi te et dedi te in foedus
populi, Is. 49, 8. Und die vruntschaft meines vrides wird nicht bewegt
= foedus pacis meae non movebitur, Is. 54, 10. — 3. affinitas: die dir an
frimtschaft zugehöret, Lev. 18, 14. durch freuntschaft ader gunst
willen = effectu consanguinitatis aut favoris, Const. III 1, 3. die
freuntschaft (kollekt, = die Verwandten) der czwaier erslagen knaben,
Igl. Str. (1) S. 265. ire frunschaft, Elbog. Chr. 118, 32.
f reund- willig * Adj. freundschaftlich bereit: Unser freuntwillige
dienst zeuvor, Stb. Brüx N. 441.
vrevel, -e (vrävel, vrevel, -e) Adj. 1. mutig, kühn, unerschrocken,
2. verwegen, gewaltig, übermütig, frech: 2. wenne vrevel sind sie
gewesen (violenti), W — B Job 36, 9. din frevel kindekeit, Alex. 5525.
vrevel, frevel, -e stfm. 1. Kühnheit, Unerschrockenheit, 2. Ge-
walttätigkeit, Vcrmesseidieit, Übermut, Frechheit: nimand ist in seinem
frevel {bei Servituten) czu leiden, der nichtsnicht anders treibet,
nur das er schaden prenge (in sua pertinacia), Const. IV 6, 6. da^
er also lebt und siner vrebel (Druck: vrebe) sich ubirhebt, Dal.
215, 14 (97).
vrevel-liclien (vrevel-liche, -en) Adv. 1. auf mutige, un-
erschrockene Weise, 2. auf vermessene , übermütige, freche Weise:
wurd sich iemande under in dowider von seineu eigen mutwillen
frevlichen seezen und das nicht halden, der sol 50 mark lotiges
Silbers büße zahlen, Stb. Brüx N. 157. sie sich haben freuelichen
wider uns gesatzt, Böhm. Chr. 18.
vrewe-lich, vreu-leich (vrouwe-, vröuwe-, vrowe-, vrou-, vröu-
lich) Adj. iveiblich: das ist ir freuleicher hausrat: des ersten ir
gepent — , dornach alle ir claider und ain nehelfengerl, da^ er ir
hat gegewen — und ir petgewant, dorauf sie mit sampt im gelegen
ist — das schol ir (der Witwe) nachfolgen, Prag. Str. 60. gevüeret
896 vrewen — vride-breche
von der vrouwelichen schar, Trist. 666. an dirre vrouwelichen schar,
865; s. vrauwe.
vrewen (vröuwen, vrouwen, vröiwen, vröwen, vreuwen, vrewen,
vrüun, vreun) swv. tr. vrö machen, erfreuen: niemaiit mag — hi und
dort gefrewet werden, Sol. 57, 7.
vrfepg (vrsez,ec, -ic) Adj. gefräßig: als vressige wolfe vorslinden
sie alles alnmsen, Hier. 217, 17.
vre^ikeit (vrse^ec-, vräz,-heit) stf. gula. gulositas, ingluvies,
voracitas: der smack smeckt, do nicht ist freszikeit (edacitas), Sol.
75, 29.
vrewen (ver-ez^en, vrewen) stv. II. — 1. aufzehren, aufessen (von
Menschen und Tieren gesagt), 2. refl. sich abhärmen, quälen, plagen:
als der eider gemessen perk von Send Jörgen den jungen gemessen perk
von dem pruu in sich gefressen hat und (letzterer) zu nicht wurden ist,
Igl. Bgr. N. 59, 8. So hat auch der eider gemessen perk von Sent
Jörgen den jungern gemessen perk zum prun in sich fressen und
czu nichte gemacht, N. 59, 1. also als der selbe eider gemessen perk
den jungern gemessen perk vom prunne in sich gefressen hat und
doch die mass dieselben lehen, vom prun gemessen, nicht begriffen
hat, N. 59, 7.
vride stswm. 1. Friede, Waffenstillstand, 2. Ruhe, Sicherheit,
Schutz, 3. Buße für Friedensbruch, 4. Einfriedung, 5. eingehegter
Baxim, Bezirk: finde gebieten. Wer gebotenen Frieden übertritt,
zahlt das erste Mal 5, das zweite Mal 10, das dritte Male 30, das
vierte Mal 100 pfund haller und wer das 5. mal, dem kost ez, den
leip, ob er sich des mit dem rechten da von nicht nemen mag, Eger.
Str. B 33. — 4. Von wegen irer fried in ställhöfen und umb die
ställhöff, es sein graben oder zäune — und wolt einer — sein fried
nicht bessern und kam seines nachbawrn viech hinein und geschäch
ein schad dar durch, — so soll es entgelten, dess der offen fried ist,
Chluin. I 27. Truckt im (der nachbawer) ihm ein fried nieder — ,
Chlum. I 28. D6 Dimus fride (freies Geleit als Parlamenteur) genam
und er dem tor so nähen kam, Alex. 5215.
vride-bsere Adj. 1. friedlich, friedfertig, 2. in Frieden, sicher,
3. schutzgewährend, 4. durch einen Zaun abgesperrt: swä niht mort-
lich tat geschehen mit fridebserer phlichte die zugen ze gerihte,
W. v. W. 562.
vride-breche (auch -brache) Adj. den Frieden, Landfrieden
brechend: das her do fridprech were worden an unsers herren des
kaisers vride, Igl. Str. 265.
vride-breche stf. Friedensbruch: Umb fridpreche mit Worten
dem richter 60 Schillinge und jedem scheppen 30 Schillinge der
kurczen, 181 u. 257b; mit dem Zusatz: vorstet es, das wir nur
12 scheppen dem fridpruch teilen. — Wer sich dem richter oder den
Schöffen mit Waffen widersetzt, soll als Friedensbrecher enthauptet
tcerden, 185. Wer gegen den von den Schöffen den beiden Prozeß-
parteien auferlegten „christlichen friden", bis zur Entscheidung über
das gestrafte Urteil (bei Berufung also) ruhig zu ivarten, sich ver-
geht mit Worten, hat seine Berufung und sein Recht verloren, 325.
umme fridprechen mit den werken, das ist der hals, wirt her über-
wunden, als ein recht ist, 257 b; s. auch vreiung. Für Friedens-
vride-brechen — vride-wand 897
brück mit Worten get es im an die pfennig, mit den werken an den
hals, Prag. Rb. 130.
vride-brechen sin. Friedensbruch, Igl. Str. 257 b.
vride-brecher (vride-breche sivm.) stm. Friedensbrecher, Prag.
Rb. 25.
vride-brief stm. FriedensurJcunde, bes. schriftliches Gebot des
Landfriedens: fridsbrief, friczbrieff, Stb. Brüx, 224. copia imsers
fridsbriefs (schriftlicher Zusicherung eines Waffenstillstandes), Eger.
Chr. 1086.
vride-bruch stm. Friedensbruch: Umb fridpruch mit den werken,
das ist der hals, ob er überwunden wirt, als ein recht ist, Igl. Str.
181. ettliche ffredebruche, Stb. Brüx N. 326.
vride-brüchig Adj. den Frieden brechend: darumb das er f.
ist worden, Buch d. Gebr. S. 222.
vride-gebot* stn. gebotener Landfriede: wir hetten uns sulchs
Zugriffs in dem königlichen fridgepot — nit versehen, Eger. Chr.
1169.
vride-he^ig* Adj. dem Frieden feindlich, unverträglich:
M. Michko von der laden abgewisen, dieweil er auch sonst ein fried-
hessiger mensch ist, Igl. Ms. S. 13.
vridel (vriedel und vridel) stm. Geliebter, Buhle, Bräutigam,
Gatte: Ja her! ich was ir fridel, si mein amei, Ack. 6, 13. Und
secht, aldo sasen weip, klagende Adoniden, den vridel Venus der
gotinne = plagentes Adonidem, W— B Ez. 8, 14. ein iunge iunc-
vrowe, die do nicht hat einen vridel (sponsum), Deut. 22, 28.
Fridel Koseform für Friedrich: der im seinen bruder f. Jürgen
erslagen hat, Eger. Achtb. U 92. den fridel Oertel, II 18. den f.
Rymer, II 68.
vride-mauer (-müre) stf. Scheide-, Grenzmauer: ein bewilligung
ist geschehen von einer fridmawer wegen, also das sie die selbig
mawer ungevarlich mit einander sollen haben, Igl. Stb. V 277 b.
vriden swv. t/r. 1. in Frieden bringen, friedlich beilegen, stillen,
2. einen Zaun machen refl. sich mit einem v. = Frieden schließen:
da^ sie billich lä^en solden und da vriden, ob sie wolden, W. v. W.
5525. wan da^ iuch miner frouwen tot gefridet hat von strites
not (von der Notwendigkeit zu kämpfen befreit hat), Alex. 10622.
vride-sam Adj. friedlich, friedfertig : Auch sal er (der richter) f.
sein (pacificus) , Const. I 6, 3. fridsam lust = tranquilla iucunditas,
Sol. 94, 11. fridsame opfertir (pacifica), W — B Par. I 16,2. ein
opfertir der fridsamen = hostiam pacificorum, W — B Lev. 19, 5;
Num. 6, 17. die wilt der erden werden dir vridsam (pacificae), Job
5,23.
vrid-sam-lichen Adv. friedfertig, ruhig: v. reden, W — B
Judith 7, 13.
vride-schild stm. schützender Schild, Schutz, Schirm; Be-
schützer, -in: Maria was ie und ist der sünder frideschilt, Alex.
10244. mein fridschilt für ungemach, Ack. 6, 15.
vride-wand* stf. Grenzmauer: das sie die fridwant miteinander
albeg pawen und machen sullen auf ir paider darlegung, Igl. Stb.
V69a, b; V42c; Vlöld.
Jelinek , Wörterbuch. 57
898 vrids-brief — vromen
vrids-brief, f ricz - foriefl* stm. Friedensurhunde: Stb. Brüx
N. 224; Eger. Chr. 1086.
vrid-zaun (vride-zün) stm. abschließender Zaun: den friedzaun
wegtragen, Chlum. IV 42. weitere sol ein iczlicher di fridtzeun
halten ein gewendt (Ackermaß) vom dorf {Feldzaun, der nach der
Ernte wieder abgebrochen werden darf), Rüge von Pröhl N. 48.
friede s. frid, -e.
vrisch-liche(n) Adv. frischweg, munter, rüstig, kecklich: slahe
v., Böhm. Chr. 37.
vrist stf. 1. Frist, Aufschub, 2. abgegrenzte Zeit überhaupt, si
sollen gehen 13 000 fl. zu underschiedtlichen friesten, Eger. Chr. 728.
Tristen swv. ir. 1. hinhalten, auf-, verschieben, 2. aufrecht
erhalten, bewahren, schützen, retten, Pardon geben, 3. schirmen im
Kampf, 4. abs. säumen: 1. ab er abginge adir gefangin würde, das
got lange friste, Stb. Brüx N. 216. nieman sich gefristen vor sime
gewalde Kunde, Alex. 872. daz, man nimant vristin solt (Iceinen
Pardon geben), Dal. 154, 35 (68, 63). der (heidnischen böhm. Herzoge)
sei müz,e got aller vristen — in sinem hoen himelrich, Dal. S. 1 Z. 16.
got wolt ir sei vristin, 1, 21.
vristung, -e stf. 1. Aufschub, Frist. 2. Erhaltung, Bewahrung,
Schutz: 1. er begert v., Igl. Str. I S. 365. — 3* bergm. Aufhebung
der Pflicht kontinuierlichen Betriebes des Bergbaues durch die Berg-
behörde scheint dein alten Becht unbekannt zu sein, stand aber f rillte
in Schemnitz in Übung : das alle gemaine perckwerch , die durch
peschwernus nicht mognn gepaut werdnn, das sie fristung mognn
erwerbnn von dem rate und dem perckmaister ie vierczehnn tag,
also oft es not geschieht, Schemn. Bergr. Punkt 14. ein iczlicher,
der pergwerk paut und darnach arbeter halben ader ander noth
halben muss lassen ligen, und er spricht, er will es noch nicht lassen
und will es noch pauen ... so mag er das in fristung aufhalten
pauhaftig ein firtel jar ader mehr, das das keiner mag entpfangen,
Göllnitz R. von 1400 Wenzel Mag. ban. S. 328. Später wurden sie
recht häufig, obgleich Joach. Bergordn. Art. 27 verlangt wurde:
„merkliche Nothdurft und eine nützliche Ursache". An dem ver-
melten freitag haben sie fristung genomen 14 tag, Igl. Mut. 24. wie
er auf seine gruben und stollen fristunge und freiunge gehabt hat,
Igl. Bgr. N. 83, 1. er hat gebeten um ein v. bis auf s. Georgi, Traut.
Chr. 220. um v. seiner schult, 261.
vrit-schäl (aus mlat. fritsalum Weinhold D. Fr. 419) stm. ein
kostbarer Kleiderstoff: von grüenem vritschäl ein tschabrün der lac
da bi dem garzün, Trist. 1171.
rrö-loeken swv. jubilieren, frolocken: das die tochter der un-
besnitenen vrolocken, W — B Kön. II 1, 20. v. wirt meine sele in
meinem gote, Is. 61, 10. in vrolockender stimme kundiget = in voce
exultationis, Is. 48, 20.
vrö-lockunge stf. das Frohlocken, exultatio: Und ouf wirt
gehaben die vreude und die v. von dem perge carmel, W — B Is.
16, 10.
vroine s. vruni, -e swstm. stf. vrome-lich s. vrume-lich.
vromen swv. s. vrainen.
vrön — vrucht-berig 899
vrön, -e stm. 1. Gerichtsbote, Büttel, 2.* Leistung an den
Herren: 2. Eger. Chr. N. 1196.
vröii Adj. ivas den geistt. oder weltl. Herrn betrifft, ihm gehört,
1. heilig, 2. herrschaftlich, 3. öffentlich: 1. uns ze sselden stiure an
dem frönen kriuze er starp, W. v. W. 3034. auf (an) dem fronen
kreutze, Hier. 76, 10. 76, 13. 80, 19. 80, 26. Do nun der prister nahe
bei im was mit dem vronen leichnam unsers kerren, 79, 4. sende
uns deine gotlicbe kraft in deinem fronen geiste, 129, 4. die vröne
gotbeit, Legende, 20. üt, dem vronen paradise, 98. 214.
Yi*ön-bote stm. 1. Bote Gottes, 2. unverletzlicher Bote auch
Stellvertreter des Richters, Gerichtsbote, Büttel: 2. sie sullen nocb
dem fronboten senden (hier im Gegensatz zu des ricbters poten,
Prag. Str. 58, 96. den fronboten senden, Prag. Rb. 93. gemeiner stat
f., Eger. Achtb. II 221. f., Olm. Stb. 80.
vröii-hof stm. 1. Herrnhof, 2. Hof, Platz um, an einer Kirche:
Das sein die recht, die czu der smelczhutten gehoeren, die in den
vronhoffe steet, Prag. Rb. 142. kumel mit ganzen lagen oder tunen
— und kumel mit ganczen secken gehört in den vronhof zu wegen
(= wägen), 100 u. 101. es sol ein icleich gast, der da kumpt gen
Prag in die alten grossen stat oder in die newe mit seiner kauf-
manschaft {Waren), welcherlei die sei, füren in den fronhoff, 117.
frön-leiclmams-tag* (von vrön-licham, -lichname swm. =
Hostie) stm. nach unsers herrn f., Stb. Brüx. N. 349.
vrön-schaft* stf. Herrschaft, freies Verfügungsrecht: mit seinen
gutern czu tun und czu lassen noch fronschafft geleicherweis als er
das selb tun mecht, Igl. Stb. II 139 c.
vröude-bemde, vröuden-spil, vröuden-lön s. unter vreude.
vröuwel (vröuwelin, vröulin) stn. 1. Herrin, Gebieterin, Frau
oder Jungfrau von Stande, 2. Geliebte, 3. Mägdlein niederen Standes,
4. feile Dirne, 5. Tierweibchen: 1. manec vröuwel liecht gevar, die
ir mit minne nämen war, Alex. 21863.
vrouwelich s. vreuwelich.
vröuwen, vrouwen s. vreuwen.
vrucht (vrucht Gen. auch vrühte) stf. Baum- oder Feldfrucht,
auch Midi. : unser frouwe mit frühte get also swsere = ist schivanger
im hohen Grade, W. v. W. 1807. Die frucht ist genant, di do über-
lauffet über die koste, die man tut, umb das man das hauptgut ader
di fruchte gewinnen muge, Const. IV 19, 1. namen von iren (der
erde) fruchten, so das sie erczeigten (um zu beiveisen) ire fruchtper-
keit, W— B Deut. 1, 25.
vruclit-barlich (vruht-bser-lich) Adj. 1. fruchtbar, 2* nützlich:
2. wir versehen uns — umb ein freundlichen bescheid und frucht-
barlichen antwort, Igl. Ms. S. 10. der den vam Elpogen viel v. und
hulflich in iren Sachen gewest, Elbog. Chr. 31, 15.
vrucht-ber (vruht-bsere) Adj. 1. fruchtbar, 2. nützlich, heilsam:
das der nucz mit rechtikeit fruchtper sei (ut utilitas fecunda sit),
Const. I 5, 16. nach dem als di silbergruben f. ist, Const. III 1, 2.
vruclit-berig (-bserec, -ic) Adj. fruchtbar, nützlich, beraubet
des grünen fruchtberigen czweies, den sie (die kirche) auf dem acker
des heiligen gelaubens gepflantzet hat, Hier. 97, 17.
57*
900 vrüchtig — vrum-werker
vrüchtig (vrühtec, -ic) Adj. 1. fruchtbar, ergiebig, 2. schivanger:
kunstreich, edel, erkaft, fruchtig, ertig und alles, was lehet, musz
von unser (des Todes) hende abwendig werden, Ack. 16, 2. die
fruchtigen leute, Ack. 25, 11. der same niht aufgeet und fruchtig
wirdet, er sei denn des ersten in dem ertreich alzumal gestorben,
Hier. 42, 21. also das der nuca fruchtig und die gerechtikeit gecziret
sei, Const. I 5, 16. wann di lehenhewer machen fruchtig vil perg-
werk mit irer steter arbeit und mit kleiner koste, Const. III 1, 11.
vrüe (vrüeje) Adj. früh: in den vrüen = in matutinis. W — B
Ps. 62, 7.
Trum, -e, vroine stswm. stf. Nutzen, Gewinn, Vorteil, ze
vrume, -en hinlänglich, völlig, niht ze v. nicht zum besten: andachtig
gebete grossen frumen bringet, Hier. 59, 2. Und wer undir uns
neme den fronten (die Oberhand gewinnt) und an dem kämpf gesige,
Dal. 71, 20 (28, 35). wirst ir (der süne und töchter) keinen vrumen
nemen, wenne sie werden gefürt in die gevenknüsse = non frueris
eis, W— B Deut. 28, 41.
vrumberg* stn. bestellte Arbeit? wil ein reisslosser frumberger (!)
machen, das sal er gerecht machen, Olm. Stb. 117, 1.
vramberger* stn. eine bestimmte Art von Schlossern: die frum-
berger, bewslosser, sporer (calcariatores) und pangraczer unser stat,
Olm. Stb. 1 17. wil ein frumberger reisslos machen, die sal er auch
gerecht machen, 117, 1.
vrümekeit s. vrümikeit.
vrume-lich Adj. und Adv. förderlich, nützlich: wo in das aller-
nüczleichst und frumleich ist, Saazer Urkdb. S. 48. ab di vam
Valkenaw nit fromlich geret haben, sunder sich benotigt, die vam
Elpogen zu smehen, Elbog. Chr. 118, 10. wie gar fromlich und
cristenlich — die ewer stat Egra allzeit gehalden hat, Eger. Chr.
1146. 1115.
Trumen, vromen (auch vrümen) swv. tr. 1. befördern, 2. schicken,
3. schaffen, 4. machen, bereiten, bewirken, tun, 5. bestellen, 6. stiften;
7. intr. vorwärts kommen, förderlich sein, nützen, helfen: 1. er fromte
ir vil zer helle (tötete viele), W. v. W. 3704. 6. niman schol die
messe, die mau brautmess heilet, mer frumen oder erzeugen zu
sprechen oder zu singen, Eger. Str. A I 5. nicht mer mess vrumen
oder opfern dan zu einem alter (Altar), Eger. Str. A V 4. Wir wellin
auch, daz, ie der meistir und sein vrawe sein bei der mes an sand
lucas tag und schullin beide mess vruemin und opfirn, Prag. Mz. 6.
mess freumen, Prag. Mz. 25. — 7. der di warheit vorpirget, der
wil nicht frumen = prodesse non vult , Const. IV 11, 7. die tjost
wart dar üf (üf die schilt) gefrumet, Alex. 13483.
vrüinig (vrümec, vrumec) Adj. gut, brav, tüchtig; tapfer: der
künic — was wise und vrümic, Alex. 1210. der werlt mutze unde
v., Alex. Anh. 1920.
vrümikeit (vrümec-, vrumec-heit) stf. Bravheit, Tüchtigkeit,
Tapferkeit: daz, man von siner (Artus) vrümekeit liset, singet unde
seit, Trist. 1217.
vruni-werk s. vruinberg.
vram-werker s. vram-berger.
fründt — vuchsich 901
fi'üudt Name eines Ackers: den akher, fründt genant (zu Pistau
bei Iglau gehörig), Igl. Stb. III 199 d.
vrunden (vriunden) siov. mit vriunden versehen, zum vriunt
{Freund) machen: sie hatten den liuten wol gef rundet, daz, sie in
allen wären wert, Ernst 3792.
vruut, vrunt- s. vreuiid, vreund-,
vruo-bräte sivm. Frühstücksbraten: guoter vruobräten, Alex.
25819.
vruo-ez,zen stm. Frühstück: der turnei — solte vor v. sin,
W. v. W. 7279.
vruo-iiubiz,-zit stf. Zeit des Frühstücks: ez, was nu v., die tische
waren bereite, W. v. W. 2469.
vruo-niesse (vruo-, vrüe-messe f. Frühmesse: Selb (Ort im Egerl.)
mit drein erben (Liegenschaften) gesessen und zweier frumessen
lehen, Mind. d. Egerl. S. 83.
vruo-messer (vruo-, vrüe-messer) stm. der Geistliche, der die
Frühmesse liest: Eger. Chr. N. 26, hat der frumesser zu Wunsiedel
ettliche guter, Mind. d. Egerl. S. 75.
vruo-mursel* (aus mfranz. morcel) stn. Leckerbissen zum Früh-
stück, gutes Frühstück: fruomursel, gröz.e braten heiz,, Alex. 21502.
vruo-predigt* stf. Predigt am frühen Morgen: geschehen unter
der frupredigt, Traut. Chr. 198.
vruot Adj. 1. verständig, weise, klug, 2. brav, tüchtig, edel,
wecker, 3. fein, artig, gesittet, 4. froh, frisch, munter, gesund: 4. frut
unde froh was ich vormals zu aller stunt, Ack. 4, 17. — 1. sin muot
vruot unde guoter — im daz. gebot, Trist. 396. verstendig unde
vruoter, 411; — 2. des wart sin guoter stolzer muot guot und v.,
v. unde guot, 1664. — 4. nu huob sich der vruote von der herberge
sän, 1672. mit disen ritteren v., 1736. der degen v., 2801. 2872.
3303. 3878. die beide v., 5794. der degen manlich unde v., 6101.
6123. üf ritterschaft der vruote, 1656. knappe, vrech und v., 1203.
vruotig, vrüetec Adj. behende, munter, rüstig: darumb sit
frutig (udatne) czu diszin stundin, Dal. 103, 11 (44, 79). das sie
recht als ein kern frisch und frutik wern, 36, 3 (9, 16).
vruot-lich Adj. und Adv. = vruot, heldenmütig: ez, zcimpt dich
frutlich zcu habin (se hrdinsky jmieti), Dal. 186, 20 (83, 61). er gink
— frutlich ouch hin in (näsilim vnide), 186, 25 (83, 76). di stat zu
Gran er frutlich gewan, 104, 22 (45).
vruo-worten* sivv. in der Frühe im Wirtshaus sitzen und
plauschen (den Tagesanbruch abwarten'?), Frühschoppen einnehmen:
An suntagen — für singczeit vorpeutet man in kreczem (Gasthaus)
zu fruworten, Olm. Stb. 78.
vrü-stücken siov. frühstücken, das Frühstück einnehmen: Do
Przemisl frustuck [t], Dal. 29, 18 (5, 70).
vuchs stm. Fuchs: der Duringk tat gleich als der fusch tut und
fürte schone süsse listige wort, Böhm. Chr. 21.
vuchsen (vuhsin) Adj. vom Fuchs: ein fuxen schauben, Igl.
Stb. V 79 b.
vuchsich (vuhsic, bei L. nur DFG 632 c) Adj. in der AH eines
Fuchses, schlau: sotane fuchsiche listekeit (talem vulpinam astutiam),
sotane fuchsiche list, Hs. H. fuchsis list, andere Hs., Const. I 7, 8.
902 vuchs-rücke — vftg
Tuchs-rücke* Adj. (aus dem sicm.) aus einem Fuchsrücken: mein
alte füchsruken schauben, Igl. Stb. V 176 a.
vüder (vuoder) stn. Fuder, Wagenlast, Fiüire, bildl. übergroße
Menge: von einem halben fuder (fremden Weines) war ein zoll von
1 groschen, den jedoch die Bürger von Brüx nicht zahlen brauchen,
Stb. Brüx N. 196. czwen (also m. !) fuder salcz, N. 346.
fuder s. yürder.
rudern s. vürdern.
Yudernüsse s. vürdernüsse.
vüegen, vuogen md. vftgen swv. tr. 1. passend zusammen-, hin-
zufügen, verbinden, 2. wohin bringen oder schicken, 3. aufnehmen
in, 4. passend gestalten, machen, 5. bewerkstellen, ermöglichen,
gestatten, lassen, 6. bescheren, zuteilen, gewähren; refl. 7. sich fügen,
schmiegen an, umbe, 8. sich verfügen, begeben, 9. sich begeben,
ereignen, geschehen; intr. 10. sich passen, schicken, anstehen: man
sol — endelichen enden swaz, uns nu fiiege dräte, W. v. W. 1734. —
5. wir fuege e. w. (ewer Weisheit) wissen, das = lassen euch wissen,
Igl. Bgr. N. 89, 1. — 10. Wann das fugt wol der menschlichen vor-
nunfft, das ein geselle der arbeit sei auch ein geselle der trostunge,
Const. III 1, 4. wann es fuget woll menschlichen treuen das zu
erfüllen und czu halden, das die leute, czwischen in gesaezt
haben (bonae fidei congruit), 114,5. werlich es fuget nicht der
gesworn rechtickeit, das — , II 3, 11 u. Elbog. Chr. 70, 30. er kumt,
so ez, im wirt fugen (passen), T — B I Korinther 16, 12. der uns fug
und uns auch czu herreu tug. Dal, 25, 29 (3, 79). Reif si im den
namen fugtin (gaben), Dal. 22, 5 (2, 52). czu turnei etlich fugen
(sind geeignet), di in dem strit sint gar verczelt (schlecht), Dal.
188, 19 (84, 37). di sach wil uns hinter eim rat (ohne dessen Wissen)
zu thun nit fugen, Elbog. Chr. 117, 26.
vüeren (Prät. vuorte, Part, gevüeret, gevuort) treiben, fort-
schaffen, leiten, herbeiführen, ausführen tun, stiften; heimführen,
heiraten* (uxorem ducere), an sich tragen, besitzen: Herodes het si
(Herodyadem) gefurt (genomen, XI. Bibel, T— B Mark. 6, 17; Eger.
Achtb. H 214-216.
vüg, -e, vuoge (vuoge) stf. 1. Zusammenfügung, Vereinigung,
2. Fuge, 3. Stelle bei gewirkten Kleidern, die der Naht entspricht,
4. Schicklichkeit, passende Gelegenheit, 5. gebührende Weise, Wohl-
anständigkeit, 6. Geschicklichkeit, Kunstfertigkeit, 7. Bewerkstelligung,
Zutun: 1. vii eisens — zu den fugen (ad iuneturas), W — B Par. I
22, 3 ; s. sliez,z,unge. 4. so hat di meisterschaft stat und fuge in
ausseezen und besteen (ist am Platze), Const. III 6, 13. das selbe
recht hat auch fuge und stat in kauften und vorkauffen, Const. ÜI
6, 12. — 5. bei loben und bei sehenden sol fug und masz sein, Ack.
44, 3. ist diu herzogin bi fuogen, der rede sol sie genuogen,
W. v. W. 2606. sie sol sich dannoch nach ir man mit fuogen senen
als sie wol kan, 2615. mit fuoge und mit witzen kraft, 53. daz,
man des danc ir fuoge seit, 5322. mit größer fuoge sie do sprach,
6027. diz (ihre Kinder zu sehen) bräht sie zuo mit vuogen gar und
äne lösliche vär aller sache unverdaut, 6433 ff. der herre mit vuogen
witzen bat in zuo im sitzen, 3442. er sprach mit fuoge witzen,
daz, sie zuo im wolten sitzen, 6105. mit swelcher vuoge im
vüg- — vund 903
daz, querue eben, Trist. 5846. die kerzen truogen mit züchten \md
mit vuogen ritter und juncvrouwen, 2552. ich wil hoeren wa^ ir
sagt, so daz, ir der rede fuoge gebet, Alex. 15971. Lubuschy mit
irem (!) vuge sie zu richtin begunde, Dal. 24, 9 (3, 22).
vüg-, vuoc-heit stf. 1. SchickMcftkeit, 2. Geschicklichkeit, Fein-
heit : mit vuocheit und mit speher list, Trist. 2867.
vftgen s. vüegen.
vüg-lich (vuoc-, vüec-lich) Adj. schicklich, angemessen: do di
scheppen var czu haben, das si (Leute, die heimlichen rat halten)
trachten, das der stat nicht vuglich sei — , Igl. Str. 189. das ir
habt blanken um das slos gemacht, die nicht v. sein, Elbog. Chr.
47, 16. 48, 2.
vüg-sam vuoc-, vüec-sam) Adj. und Adv. schicklich, angemessen:
czu tune und czu lassen, wie mir das fugsam und eben ist, Stb.
Brüx N. 335. wie sie das billich und fugsamb taten, Eger. Chr. 69.
führe s. vuore.
vül, -e, -i, -in, vüln stn. das FüUen, Fohlen: sitzent üf dem
füll der eselin, T— B Joh. 12, 15. Keie üf siner muoter vüln (scherz-
hafte Bezeichnung für dessen Pferd) ist gesessen, Trist. 2192.
vülen sivv. faulen, verfaiden: wenn ich bin, fule und wachse =
qnia sum et cresco, Sol. 19, 37.
vülen (vüelen) swv. fühlen, wahrnehmen, empfinden: fulet in
gutikeit von dem herren (sentite de domino in bonitate), W — B Spr.
1, 1. nicht hab ich sein (Gen.) gefulet (non sensi), W — B Spr. 23, 35.
Die madianitischen veinde sullen ewer fülen und slahet sie (vos
sentiant), Num. 25, 17. ich bin, fule und wachse, Sol. 19, 37.
vule-zan, -zant stm. Milchzahn eines Füllens: fulezene, dentes
poledrales, qui vulgariter fulczend dicuntur, Brunn. Str. 1 100; zur
Altersbestimmung des Füllens dienend.
vül-heit stf. Fäulnis, pudredo : Nu weist du wol, das der mensch
ein fulheit ist — und ein wurm, Sol. 67, 11.
vülle stf. 1. Fülle, Menge, Überfluß, Vollheit, 2. Fülle, mit der
etivas (Krapfen, Wurst u. dergl.) gefüllt ist : 2. das mer, das ertreich
und seine fülle (et omnia, quae in eis sunt), Sol. 2, 28. — An sun-
tagen — für singczeit — in die füll (Gasthaus) czu gen, czu spilen
und czu coppeln (wohl toppein) ist verboten, Olm. Stb. 78.
vülle-wein, vül-wein (vülle-win) stm. Wein zum Nachfüllen
der Weinfässer : so Avil ich der wein auswarten mit fülwein und mit
andern sachen, Igl. Stb. II 120 d.
vund (vunt, -des) stm. 1. das Finden, 2. bergm. neuentdeckte
Lagerstätte, edler Aufschluß, 3. Ausgedachtes, Ersonnenes, 4. Kniff,
Ausflucht: 2. Traut. Chr. 12. — 1. din (Mariens) kiusche hat der
genäden vunt an dem hohen got erjaget, W. v. W. 2915. wip gebent
süez,es tröstes funt, 1267. du hast diner wisheit funt vil durch der
Propheten munt, süez,er got, bescheiden, Alex. 5383. wä vünde
(dichterische Erfindungen) violin gevarV Trist. 3. siner (Gotfrits)
blüenden vünde kränz, 34. Mißbrauch, abusio : Es war ein unnuczer
fund (abusio abhorrenda), das man czu heiligen czeiten — nicht
suhle den eit nemeu, Const. IV 17, 6. — 3. Wir beweren (heißen gut)
die funde (neuen Einrichtungen, Erfindungen), die von alden perk-
904 vündeler — vuoter-baren
leuten funden sein, Const. II 2, 15. das nicht von sotanen newen
funden unser perkwerk vorwustet werd, Const. I 7, 8.
vündeler,* vündler* (von vündeln swv. forschend finden,
dichterisch erfinden) stm. Finder eines neuen Erzganges = vinder
u. neuf enger: das man dem ersten fundler des gevildes czwai lehen
schulle geben: nu ist ein perk gemessen und ist mank schacht ein-
geslagen, e das dem vor genanten perge sein mas gegeben wurde;
und sein fundler komen aus den selben schachten mit gengen und
haben di beweist und auch silber dort ausgeprocht mit gewissen in
dem freien. — ob man dem fundler, der nach dem selben gemessen
perge von erst seine genge und silber hat peweist, czwei lehen
schulle geben oder eins oder was sein recht sei, Igl. Bgr. N. 2, 1.
vund-griibe s. vunt-grube.
viindig Adj. erfinderisch: wä vündig sin? Trist. 5.
vunkel stm. Funke: sie — suchen zu vorleschen meine funkil,
das do gelasen ist, so das nicht sei meinem manne ein namen und
bleiblinge uf der erden, W — B Kön. II 14, 7. der minne glüenden
vunkel in da müen begonden, Trist. 2769.
vunt-grübe, -grueb (funt-gruobe) stf. bergm. Fundgrube, in der
zuerst Erz usiv. gefunden worden und von der aus der Berg
gemessen ivird. eine funtgrube hat das selbe recht wie andere haupt-
gruben, berge und zechen, Igl. Bgr. N. 35, 2. ein funtgrueb auf-
genumen, Igl. Mut. 1 u. s.
vuoc-beit s. vüg-beit.
vuoge s. viige.
vuogen s. vüegen.
vuore, vüre stf. 1. Fahrt, Weg, 2. Begleitung, Gefolge, Fuhre,
Fuhrbenützung, 3. Unterhalt, Speise, 4. Fütterungskosten, 5. Heil,
Bettung, 6. Lebensweise, Art und Weise : 4. führe, Traut. Chr. 7. —
7. loser fuore behuot (frei von lasterhaftem Wandel), W. v. W. 699.
ze valscher vuore was er laz,, 3692. alle sine vuore und alle sin
leben, Trist. 203. die vuore (eines Räubers) ist mir unmsere, Alex.
24116. wiltu ein guot man wesen und der vuore enbern (dein
Bäuberleben aufgeben), ich wil dich miner hulde wem, 24153.
solchs (Pflasterung eines Weges) geschach mit hilfe und führe (Bei-
stellung der Fuhren) der pfandsherschaft ihrer pauersleut, Traut.
Chr. 7.
vuor-knecht stm. Kutscher eines Fuhrmanns: ein fuerknecht,
Eger. Chr. 548.
vuoter stn. 1. Nahrung, Speise, Futter, 2. Futter für eine
Fütterung, 3. Futter feld, 4. Unterfutter, 5. Futteral, Kapsel, 6. Bei-
schlaf, 7. einem ins v. reiten = ihm Schaden zufügen: 5. die
guideinen vas — die seezet in einem futer an ir (der Bundeslade)
seiten, W — B Kön. I 6, 8. das futer, dorinne die guideinen meuse
und do di guideinen gleichnüsse der erse waren, Kön. I 6, 11. das
laut mit seinem futir ist eines iclichen mutir, Dal. 150, 22 (67, 65).
vuoter-baren, -barn* (vielfach futergarn geschrieben) stm.
Futterkammer (?): Andres sol czwischen des Jakob Milichprots melcz-
haus und seinem f. die rinnen legen und schicken auf sein selbs
gelt , Igl. Stb. III A 158 a. er hat erlaubet dem Steffel Symosdorffer
ein venster czu pawen und rafen erhöchen in sein dach am f.,
vuoterunge — fürb-haus 905
III 139 b. berednus von einer rinnen wegen und der treuff, die do
get von dem f. des egenanten Andres in des Jacobs Milicbprots bof,
111133 a; 133 b. der Jacob Milicbprot hat gelassen die treuff von
dem benauten futtergaren in seinen hoff treuffen, III A 158. die
wannth über der kamer czwischen des Thomas f. und irem hewsl,
V65a.
vuoterunge, vüeterunge stf. Speise, Nahrung: er hatte in
futerunge und speise gegeben, Böhm. Chr. 75.
vuoter-tuoch stm. Tuch für Futter: Eger. Z. 46, 20.
vuoz,-eisen (-isen) stn. Fußfessel: mit fuz,eisen, T — B Mark.
5, 4. da£ die velt wseren durchleit mit fuoz,isen, Alex. 12791. 12807.
vuo^-gengel (-genge) stm. Fußgänger, Infanterist: mit den
fuoz,gengeln er (Darius) vlöch, Alex. 8562. in der v. schar, 13270.
die v. sluogen {trieben) ohsen, küe usw., 21456. v. vil, 22863. —
100000 fuzg-engil, W— B Kön. III 20, 29; IV 13, 7. bundertstunt
tousent und czweinczigtausent streitender fuz,gengel, Judith 2, 7.
di füz,gengel liefen da zusamen, T— B Mark. 6, 33.
vuoz,-genger (vuo^-genger) stm. Fußgänger, Fußsoldat: Alex.
2447. 2517. v. = Choden, Böhm. Chr. 44; Stb. Brüx N. 325.
vuo^-knecht stm. Fußsoldat : Elbog. Chr. 113, 35.
vuo^-spor stn. Fußspur: secht, do czoch ouf von dem mer
ein deines wolkenlein sam ein fuzspor eines menschen, W — B Kön.
III 18, 44.
vuoz,-stappe (vuoz,-stapfe) sivm. Fußstapfe, Fußspur: also vil
ein fuz mag getreten einen fuzstappen = calcare vestigium, W — B
Deut. 2, 5. die abscheidunge deines fuesstapfen = finis tuus pedalis
praecisionis tuae, Jer. 51, 13; Hier. 165, 6. der dich twingt tausend
fuz,stapphen (Schritte), ge mit im zwei ander, T — B Matth. 5, 41.
vuoz,-trit stm. Fußtritt, -spur: Barachs fuztriten volgten sie,
W— B Richter 5, 15.
vuoz,-turnier* stn. Lanzenstechen zu Fuß: Traut. Chr. 166.
vuranlassen swv. Tcompromittieren: Elbog. Chr. 8, 20.
vürbas, fürpas comp. Adv. mehr vorioärts, fürder, weiter, ferner
in Baum, Zeit und Grad, noch mehr: das er furbas mer nicht
furchten darf, Hier. 17, 17; in der Bedeutung fortan sehr häufig in
Const. z. B.: was einst beheglich gewesen ist, das sol furpas nicht
missehagen, III 5, 2. das di urburer noch die lehenherren furpas
keine lehen in der vorgenanten weise vorleihen sullen , III 5, 13 ;
ebenso Igl. Bgr. und Igl. Str.
vurben (vürben) swv. reinigen, säubern, putzen, fegen: sein
teufe — lengen und seinen gank furben und reinigen (näml. beim
erbstollen), Const. II 2, 9.
vür-beschiedt (vür-bescheit) stm. Zitation, Vorladung vor
Gericht, Elbog. Chr. 31, 3.
vür-bieten stv. III tr. 1. vor sich halten, 2. vorladen, citare, meist
für-gebieten s. d. : von itczlicher person, die man furpitt, gibt man
in (den fronboten) auch czwen pfennig, Olm. Stb. 86.
vür-bilden* sivv. vor Augen stellen: damit der jugent auff
allerlei weis gottes wort fürgebildet werdt, Igl. Ms. S. 3 u. 4.
turb-haus s. verwe-haus.
906 vür-bote — vurder-
TÜr-bote stn. gerichtliche Vorladung: Brunn. Str. II 192. 56.
das genem, der das erb schol verantworten, das vurpot kunt und
czu wissen mog werden getan, und geschieht das nicht, so hat das
vurpot nicht kraft, Igl. Str. 89.
vür-burg s. vor-burg.
vür-butig* Aclj. erbötig: vurputig, Igl. Str. I S. 363.
vür-daek* stn. vordere Dachseite oder vorspringendes Bach:
ist der alten stadtschreiberin fürdach eingefallen auf zwei pauer-
pferde, Traut. Chr. 183.
vür-dienerin* stf. Bedienerin, Wärterin: ein ide kindelpetterin
sol nicht mer won zwu frauwen zu furdienerinnen haben, E^er.
Str. C 33.
vurder, vorder, vuder, voder (vürder) vorwärts, fürder, iceiter-
hin: der Landler sol sein kytting (mit seiner Mauer) fuder rucken,
Igl. Stb. Y 42 c; Elbog. Chr. sehr oft.
vürderer stm. Förderer, Unterstützer: ersame weisen liben
herren und besunder grosse furdrer, Igl. Kspr. V S. 52.
vurdern, vürdern, vudern, vüdern swv. 1. vorwärts bringen,
2. fördern, befördern, beschleunigen, 3. bevorzugen, begünstigen,
4. halten lassen, stiften, eine Messe, 5. ohne Verzug abfertigen,
6. refl. sich beeilen: unser herre hat gefüdert meinen wek (direxit),
W — B Gen. 24, 56. das er en — üz. der fenknis^e ledig und furder
(sprostiti) , Dal. 87, 13 (35, 32). AVratizlab was gefüdert (befördert)
czu dem bistuin gar snel, 167, 30 (74, 34). — 2. er wolt in darezu
furdern, daz. sie wurden gefangen, Buch der Gebrechen S. 228. ider-
raan schul das perkwerk fudern mit seinem ampt, Igl. Bgr. N. 54, 3.
des kuniges nuez und der urbor als seiner gewerken zu fudern
ist Pflicht des Bergmeisters, DIR 23a, 9. sich gegen einander
furdern und eren, Igl. Stb. III 200 a ; bergm. das Erz aus dein Berg-
werk befördern: ein durchslag machen, dodurch sie sich selber
gefurdern mugen, Igl. Bgr. X. 53, 12; Z. 31. wir musten ez, (die lehen-
schaft) lossen ligen, dorumme daz. sie uns nicht vordem wolden,
N. 39, 1. — 6. freudenreicher tod, furder dich! Hier. 64, 26. fürder
dich, das du mir kein soumnusse machest an dem czihen (in eundo),
W — B Kön. IV 4, 24. und fudert sich ous zu senden die pliezen
= et accelerat corruscationes emittere, W — B Sirach 43, 14. dez.
schult ir euch herabe vurdern — zo ir aller schirest muget (sollt
möglichst rasch nach Nußdorf kommen) — vurdert euch herabe,
Hokenfurter Brief.
vurder-, vuder-, vorder-nüsse (vürdernisse) stfn. 1* bergm.
Fördermaschinen zum Herausbefördern des Erzes usw. aus dem
Bergwerk, 2. Förderung. Unterstützung, Beihilfe, 3. Empfehlung,
4. Fürsprache, 5. Erlaubnis, Gestattung: Da sachen die scheppfen
auch auff und sahen weder leiterwerc noch seilricht noch kainerlei
fudernuss, Igl. Bgr. N. 6, 2. da prengen di gewerken iren perk, ir
erez und ir wasser aus und alle fordernuss, N. 6, 2. so taile wir \
das czu ainem rechten, das man von der gruben messen schol, von
dan alle fordernuss aus- und inget, als verre, ob es masswirdig
ist, N. 6, 7. das man pilleich von dem schacht messen schol, do si \
aus- und ingefaren sein und do alle fordernusse auch aus und ingen,
also (wenn) das maswirdig ist, N. 6, 5 u. N. 6, 3. — 2. die czwen,
vürder-lich — für-gebot 907
der steiger und der Eberhart, schaffer und vorwezer des bergwerks,
di gelobten uns, sie weiden die fordernus folent czubrengen und
weiden uns den auf unser lehenschaft fordern und weiden uns helfen
und raten, N. 39, 5 (die Hauptgewcrken pflegten z. B. ihren Lehen-
hüuem Seil und Leder beizustellen zum Fördern des Erzes). Do
ich mein wasser, perk, geng und all mein furdernisse aus hab, Igl.
Rspr. VII.
vürder-lich s. vorder-lich.
vurdenmge, vürderunge, vordernng stf. 1* Förderung der
gewonnenen Mineralien aus dem Bergwerk, 2. Förderung, Unter-
stützung, Beihilfe: 1. als verre sie heften dorczu ire aigene verte
und forderunge, Igl. Bgr. N. 53, 10. das wir unsre hewer darlegen,
als verre wir verteil und forderungen dorczu heften, dodurch wir
uns fordern mochten, N. 53, 20. ir (derer von Korn) wasser, perk-
hawer und all andre furderung zu demselben gemessen perg zur
Gersten ist ausgegangen, Igl. Rspr. VII. — 2. freundlichen dinst und
gunstliche fordrung bevor, N. 92, 1. — das verleihen sulle craft haben
also bescheidenlichen, das an irem (des Verleihers und der Stadt-
geschivorenen) geschefte des koniges nucz unde des gebirges furderung
offinbar irschinen möge, DIR I 1. inen wider mich keinen beistand
oder fuderung zu thun, Eger. Chr. 1165.
vurer s. vierer.
vür-, vor-gang stm. 1. Einleitung, 2. das Vorgehen, der Vor-
gang, -tritt, 3. Zugang, -tritt, 4. Fortgang, -schritt, Erfolg, 5. rcchtl.
Geltung, 6. das Heraustreten: 4. so glaub wir ewern gnaden wol,
das der gemessen perg nicht Vorgang habe, Igl. Bgr. N. 10, 3. — das
di gesecze furgang haben sullen und von allermeniclichen ewic-
lichen gehalden werden, Prag. Rb. 59. 119. daz dicz geschriben
geschefte also einen ewigen furgang haben schol, Igl. Stb. III 153,b.
vür-gebieten stv. III 1. weiter gebieten, 2. die Oberhand be-
haupten, 3* vorladen: 3. Eines manes erb gepeut man drei stund
(3 mal) vur; kumet gener nicht und vorantwurt das erb, czu dem
dritten mal man derstet auf das selb erb, umme we man im vur
hat gepoten, Igl. Str. 88. mer gelts denne eine halbe mark (= 30
grosse pfennige) sal ein man dem andern drei gerichte nach ein-
andir furgebieten (gerichtlich aufkündigen), Igl. Str. I S. 353. des
hatte ein judinne vorgepoten unser scheppen einem, 273. das si
hefte vorgepoten irem prüder Hanna, 248. nach einander an under-
las schol her im drei gericht vorgepiten, 87. dem richter, scheppen,
Schreiber und putel, di von not müssen des gerichtes warten, den
schol man vurgepieten noch der stat recht, 85. Hat ein man vur
das seine gelter — so mag her im in der wochen achtag oder
czehen oder wanne her wil von dem gerichte wol lassen vurgebieten,
86. das man einem manne um di selbe kost (Bergkost) nicht darf
(braucht) fuergebieten, Igl. Bgr. N. 114. wenn sie einem gaste vur-
gebieten, Eger. Str. A XVII 3.
vür-gebitunge* stf. Vorladung vor Gericht: di ladunge ist ein
redliche heischunge ader furgepietunge czu dem rechten, Const.
IV. 2, 1.
für-gebot stn. = vürbot, gerichtl. Vorladung: fnrgebot um eine
halbe mark grosser pfennig = 30 grosse: Gebeut ein man dem
908 vürgehegt — vür-käuf-lein
andern für czu einem mal und der antwurter kumet nicht vur, der
clager erstet auff in die selben pfennige, Igl. Str. I S. 353. wie das
furgepot crafft sal haben, 118. Von den 4 Bänken kann man
jemanden ohne fürgebot klagen. Dieses ist notwendig, bei Klagen
um Erb und Eigen oder bei solchen Klagen, die an das Leben
gehen; oder der Richter soll bei Klagen ohne fürgebot in solchen Fällen
den Geklagten über 14 Tage in ein anderes Gericht bescheiden; aber
den Gerichtspersonen soll man nach dem Stadtrecht fürgebieten, Tgl.
Str. 85. Man braucht das Gericht in der Stadt nicht abzuwarten,
sondern kann zu jeder Zeit fürgebieten, 86. das f. soll 3 nach
einander folgende Gerichtstage erfolgen, antwortet der Geklagte nicht
zum 3. mal, so verliert er sein Erb, 88 ; in diesem Falle soll das f.
beizeiten geschehen, 89. Wenn ein dreimaliges f. geschehen soll und
der Vorzuladende wurde nur das 1. mal zu Hause getroffen, so ist
das f. rechtskräftig; wird er das 1. mal nicht angetroffen, so sind
alle 3 fürgebote ungültig, 119. Ein beim v. nicht zu Hause An-
getroffener ist bis zur Stunde des Gerichtes nicht schiddig, vor Gericht
zu erscheinen, 119. einmaliges v. um Eß- und Trinkwaren, 117.
Yürgehegt* pari. Adj. vor ewern furgehektem rechten = vor
den 4 Bänken des Gerichts, Igl. Str. (68) S. 334.
Tür-gen, -gan stv. V tr. 1. übertreffen, 2.* intr. vorüberziehen,
3* vorgehen: 2. den furgeenden ysmaeliten und koufleuten vor-
kouften si in, W — B Gen. 37, 28. — 3. die richter und perkmeistere
sullen in aller teiding und gerichte furgeen als vil als mit rechte
czu tun ist, Const. I 7, 12 ; s. vor-gen.
vür-gesten* stv. I\T vor Gericht erscheinen: ir sult auf dinstag
furgesten, Elbog. Chr. 127, 29.
Yür-heischunge stf. Vorladung: die ladung und f. {der Egerer
vor das Landgericht zu Kürnberg), Mind. d. Egerl. S. 60 u. 62.
furirei' (bei L. forier = franz. fourrier? Hans 907, s. Germ.
20, 31) stm. Quartiermacher, Furier, Traut. Chr. 327.
vür-kaut'el (vür-koufe sicm. vür-köufel stm.) stm. wer Waren
vorwegkauft, um sie dann mit großem Gewinn wieder zu verkaufen,
praeemptor, Eger. Str. C 116.
YÜr-kaufen (vür-koufen) sivv. vorwegkaufen zu wucherischem
Wiederverkauf: man verbeut alles fürkaufen in den dörfern bei dem
wandel bei Strafe von 72 Pfenninge, Taiding v. Friedberg 25.
nullus debet in bonis civitatis proemere, vulgariter furkaufen, pisces
causa lucri sub pena perditionis piscium eorundem = fürkaufen von
Fischen bei Strafe der Wegnahme derselben verboten, Igl. Str. 203.
das niemant geworchtes ader gemachtes leder, das er andern enden
furgekauft hat, her ger Olomuncz czu vorkauffen füren sol, Olm.
Stb. 109 a.
vür-kaufer strn. = fürkaufel: Wo man einen fürkaufer in dem
gericht begreift, es wäre mit vögeln, mit käsen oder mit schmalz,
der selbigs fürkauft ohne verlaub, dem sol man es nemen und man
sol den fürkaufer zu gerichtshanden bringen, Taiding v. Friedberg
N. 25.
vür-käuf-lein stf. Zwischenhändlerin fem. von fürkaufel : welche
furkouflein (vorkauffelin, Hs. D.) neuwes kramgewant, welcherlei iz,
si, veil treit, daz, sal man ir nemen, Prag. Str. 8.
vür-kumen — vur- 909
vür-kuineii , -komeu, -quemen stv.lStr. 1. vorbeikommen,
2. überholen, 3. zuvorkommen, übertreffen, 4* vor jemanden kommen,
anriehen: 2. Dieselben briefe — wurden gesaut durch poten, die
durch alle laut luffen und die alden priefe mit den newen vor-
quemen = qui — praevenirent, W — B Esther 8, 10. seine parm-
herczikeit vorknme mich = praeveniet me, W — B Ps. 58, 11. vor-
komen haben wachen meine augeu = auticipaverunt vigilias oculi
mei, Ps. 76, 5. bi^ wir eins wurden mit euander auf beide teil, das
wir mit enander scholden furkomen für unsern erbherren herren
Yan von Wartemberg, ab uns der doraus mochte entscheiden noch
unser clag und noch irer antwort, Igl. Bgr. N. 39, 6. Wan uns und
di gemain mancherlai sach vorkunipt, der wir nicht weislich kuunen
ausrichten an ewern rat und underweisung, Igl. Str. 257. Jhesus
vurkome im sagent (holte ihn ein), T — B Matth. 17, 24.
vür-laufen stv. V voraneilen, die Kunden wegfangen: es soll
auch keiner dem andern im handtwerk in der arbeit v. noch die-
selben abwendig machen, Eger. Z. 11, 5. würde aber nach verdingter
arbeit einer dem andern v. u. von solcher arbeit dringen, 11, 5.
vür-legen swv. vornehmen, vorlegen: da^ aber ich dise arbeit
hän minem sinne vürgeleit, Trist. 54. ir wollet inen mit gelde in
600 oder 800 thaler furstreckeu, sie umb unsern willen damit vor-
legen (es ihnen vorschießen, borgen), Eger. Chr. 1210.
vür-legunge stf. 1. das Vorlegen, Darstellung einer Sache,
2. das Vorgelegte, die Frage, 3. vorgelegte Speise, bes. Schaubrote:
des clagers und antworters hin — und her f. umb die sache, Const.
IV 8 1. calumpnia ist ein falsche furlegunge ader ein unrechte hin-
legunge, die er wissentlich erdacht hat, czu deucz potwarei (falsa
petitio), Const. IV 9, 2. des krieges anefank wirt von der f. des
clagers = per narrationem actoris, Const. IV 8, 2. als wir furlegung
beider teil und urteil wider urteil vernumen haben, Igl. Stb. V 12 d.
die brot der furlegung = Schaubrote, T— B Matth. 12, 4; Mark. 2, 26;
Luk. 6, 4.
vur-, vormund stm. 1. Fürsprecher, Beschützer, 2. Vormund,
3. bevollmächtigter Vertreter: 4. tutor et provisor testamenti,
testamentator, tutor, 5. einer ewigen Messe: der vormund was alles des,
das er hette = qui praeerat omnibus, quae habebat, W — B Gen. 24, 2.
Gib uns herre, allergerechtigister richter, di Weisheit deines gerichtes
czu furmunden (assistricem), Const. IV 18 Einl. — 3. mit seinem
schaffer und furmunden (procurator) , IV 3. 3; Igl. Str. 263. der
— ganczen gemeine — furmunde sei wir (die 4 „gemeinen"), Igl.
Str. 190 b. — 4. Igl. Str. 326. 327. 291. — 5. derselben ewigen mess
Stephan Schik, dieweil er gelebt hat, furmund was, Igl. Str. 289.
furmund desselben selgereths und der ewigen mess, 289. — 2. das
er an stat der waisen angenomen und als ein furmund gepraucht
hat, Igl. Bgr. N. 85, 4. Beweis der Vormundschaft mit Stadtbrief
und totbetraan, Igl. Str. 260. der v. ist nicht verpflichtet, das Ver-
mögen des Mündels zu meliorieren, 297. 310; wenn einem v. ein Gut
in gewer und gewalt zu getrewer hant überlassen wird, bis die
Mündel in die vernünftigen Jahre kommen, und diese sterben früher,
so hat er das nächste Recht darauf, 305; er muß für die Güter der
Waisen Kaution legen (cautionem, fideiiussores ponere), 310; er ist
910 furmuud-schaft — vtir-nemisch
über die seine)' Treue und seinem Gewissen üb erlassenen Güter der
Waisen den Verwandten keine Rechenschaft schuldig, 268.
furmuud-schaft (vormunt-, vorraunde-schaft) stf. 1. Schutz,
2. Vormundschaft: Seinttmalln .Tau Sander hat sich der waisen under-
wunden und ires vatterlichen eribtails und des ettliche czeit
gepraucht in der f.: hat er die f. domach nit mugen auffsagen und
sich des eisern noch unsern bergrechten, nur alleine die waisen
komen dan ee czu ireu mündigen und manperigen jaren. Und wan
in das geschieht, so sol der furmund den waisen ir narung ad er
gutter, weliche er an ir stat empfangen und eiugenomen hat, ver-
rechnen und uberanttworten und dornach erst von den waisen
quittung begeren; und wann er von den waisen frei, quitt und
ledig gesagt wird vor dem rat, richter und scheppen, dornach erst
wird er von der f. frei und ledig und anders nicht noch inhalt unser
bergrecht, Igl. Bgr. N. 85, 6.
vür-uauieus Adv. vorzugsiveise, im vollen Sinne des Wortes, in
der Tat: v. — die vinde müe^en darumbe in sorge wesen, Alex. 1203.
vür-nenien stv. 12 tr. 1. losgehen auf, angreifen, 2. gerichtlich
vorladen, 3. vorgeben, -schützen; refl. 4. voraus sein, hervorragen,
sich hervorheben, -tun, auszeichnen: 2. u. 3. Elbog. Chr. 76, 33;
93, 19; 97, 6; 97, 26; 81, 10; 82. 23; 87, 8 u. 13; vornehmen, unter-
nehmen, sich zu ehoas entschließen: Orestes het sich vor genomen,
Alex. 3518. ir moget die sach selbst noch ewerm gutduncken — ■
zur rue furnemen (könnt euch — selbst Riüie verschaffen), Eger.
Chr. 1157. dawider wir noch nichts furnemen noch gedenken, 1157.
er vornam unrecht und zog darvon, Traut. Chr. 135.
vür-uenieu stn. Handlungsweise, Unternehmen, Vorkehrung: mit
unpillichen furnemen. Elbog. Chr. 10, 40. damit wir verclags ader
andern furnemen — nit bedürften, Eger. Chr. 1158. ir dringt mich
— sulchem geswindem furnemen uud ansatz nach, zulesst gedenken,
was ich mir schuldig bin (gegen ein solches Vergehen), Eger. Chr.
1160.
vür-uemig* (vür-nseme, vgl. mhd. vürnfemicheit) Adj. 1. vor-
züglich, ausgezeichnet, vornehm: Darnach sint furnemige leute, di
gewerken heissen, dornach di andern, darnoch di dritten und also
furpas, di lehenhewer heissen, Const. I 1, 3. so sein di lehen-
schefter (die die Lehenschaft vergeben) in disem teile vürnemiger
denn di lehenhewer (die sie annehmen) = potentiores, Const. JJI 1, 13.
wann der anefank eines igleichen dinges ist das furnemigste teil
(potissima pars) IV 2, Einl.
viir-uemisch (vür-nsemisch) Adj. 1. sich etwas herausnehmend,
vermessen, 2* vornehm, angesehen, erster Klasse, principalis: die
furnemischen smide = fabri principales, Const. 1 15, 1. das seiu die
f urnemischen leute (auf dem perkwerk): di urborer, di gesworne,
di richter und di perkmeister; die haben von unser kuniglichen
macht gewalt, ander leute czu richten, I 1, 1. Und der selbe was
ein groser vornemischer man under allen orientischen mannen
(magnus), W— B Job 1, 3. er was ein alder man in den tagen
Sauls und vornemischer under den mannen (grandaevus), Köii. I
17, 12.
vür-nSmunge — vür- 911
vttr<nemunge stf. 1. Anmaßung, 2* Wegnahme: das wir gein
unserm gnedigen kern wider di billickeit etlicher v. fliegen und un-
gehorsamglich erzaigen sullen, Elbog. Chr. 123, 25. rautwillig f.,
Stb. Brüx N. 337.
viir-reimer sim. Vorrenner, Vorläufer: Sderad hie^ loufin di
vorriuner (honciu käza), da^ sie schouwetiu, wa^ daz, wer, Dal. 114, 6
(50, 65).
furrieren swv. unterfüttern, überziehen: kovertiure und lankenir
— prislich gefurrieret, Rf". 116.
vür-sehen stv. 1 1 vorher sehen; versehen, versorgen: fürsehen,
damit sie {die Mutter) in allen dingen furgesehen wer und kein
abgank habe, Igl. Stb. V 166 d. die waisen — mit allen notdürften
fürczusehen, V 199 b. die waisen halten und cziehen und sie für-
sehen mit aller notdurft, Vlöld. 153 a. 184 b. 218 c.
Yür-sehung stf. Obsorge, Schutz, Vorsehung: das es (forberge
und mühl) wo nicht zeitliche v. geschehe, gar eingehen und ver-
derben, Traut. Chr. 74.
vür-setzen sivv. (Prät. -satzte) bestimmen: den (Kristum) Got
vursaczt ainen versüner durch den glauben, T— B Römer 3, 25.
vür-sichtig (vür-, vor-sihtic) Adj. voraussehend, einsichtig, ver-
ständig: di urborschreiber sullen — auf (auch H.) czukunftige ding
v. sein, Const. I 8, 2. fursichtig, ersam und weis gebietend herren,
Igl. Mut. 19.
vür-sichtikeit (vür-, vorsichtic-heit) stf. Providentia, Voraus-,
Vorsicht, Vorbedachtsamkeit, Einsicht, Verständigheit: Const. II 2, 11.
unsere hoffenung setczen wir alleine in di fursichtikeit der hl. dri-
valtikeit, IV 9, 3. das alle machunge oder auslegunge oder leuterunge
des rechten furbas zu unser kuniglichen f. geboren sal, I 5, 10. alle
f. tun, I 7, 18. in bescheidner f. erkennen = discreta Providentia
judicare, IV 5, 1. Und deine gerichte in deiner vorsichtikeit hastu
gesaczt, W — B Judith 9, 5. manig dink werdent gestraft durch dein
v. (Fürsorge), T — B Btb. 24, 2 e. e. fürsichtikeiten und erbare wol-
weisheit zu grossen eren, Eger. Chr. S. 4 u. N. 50. euer wolweise
f. = Ratsherrn (von Iglau), Igl. Ms. S. 7.
vür-slaüen stv. IV vorschlagen, treiben, inir. veranschlagen,
rechnen; iveidm. die Spur des Wildes mit Hunden verfolgen: si baten
in, in (den Gefangenen) an entgelt ledig lassen und das recht fur-
slahen (den Rechtsweg zu betreten), Elbog. Chr. 103, 11.
vür-, vor-spreche swm. Fürsprecher, Verteidiger vor Gericht,
Rechtsanwalt: wenn ein Geschworener für einen v. ist, darf er in
dieser Sache für ihn kein Zeuge sein, Igl. Str. 26. der v. soll mit
den von ihm namhaft gemachten Zeugen den Beweis führen, die
Partei, die er vertritt, widerrufe denn diese Nennung als ihrem
Willen entgegen, 35; kein v. kann bei Totschlag und andern wichtigen
Leib und Vermögen betreffenden Angelegenheiten die Sache mehrerer
Parteien führen, 126. bei einem Prozeß um Geldschulden kann der-
selbe v. die Sache des Klägers und des Geklagten führen, 312 ; ebenso
wegen Erbschaft, 236; was in ivichtigen Dingen nicht gestattet ist,
1 363. Wer vor seinem vorsprechen redet vor den vir penken
(= Gericht), der schol den richter das vorpusen mit 12 hallern, 137;
sein Verhalten beim Hilfseid: Wanne ein man schol sweren um
912 vttr-
wunten oder umme ander sache, do her nachvolger czu bedarf, so
schol sein vorspreche im und seinen nachvolgeren di aide noch ein-
ander raiten und schal si danne mit einander ausvuren und di aid
leren und darnach mit einander herwider füren und so schol danne
der waltsache czu dem ersten volvaren und die nachvolger darnach
und schollen der waltsache und di nachvolger also lange in den
vier penken sten, uncz das die scheppen geteilen, oh si sein volvarn
oder nicht, 148. einer het ein holung verlorn. Do hies sein vor-
sprech jenen di clag vornewen und dingete im nicht anderweit sein
recht. — der antworter hat mit der rede nichts verlorn, 227. So-
wohl Kläger als Geklagter haben das Hecht, den Richter um ein
vürsprechen zu ersuchen, 227. Von wem die Schöffen tcissen, daß er
um Geld v. ist : „der leute wort spricht", der darf sich nicht weigern
icenn ihm einer gegen Bezahlung zum v. ertcählt, Richter und
Schöffen können ihn dazu zwingen, I S. 363. Richter und Schöffen
sollen den vürsprechen mässe seczen, das si die leute nicht überseczen
(überhalten, zu viel für ihre Mühe verlangen), I S. 363; in diesem
Falle sollen die Schöffen dem v. den Lohn aussetzen, 257 h. Der v.
setzt beim Berufen (Appellieren) seinen Fuß auf die Bank, 266, und
spricht die Berufung mit unvorrucktem fuz,e, 291; er dingt der
Partei alle ir recht (behält sie iJir vor), sichert sie ihr, 305. 326; ein
v. verfällt dann nicht, wenn er einen mit rechten Namen nennt,
jedoch nicht hinzusetzt „oder wie er sonst mit christennamen genant
ist", 164. Bei Auslagen, die einer zur Durchsetzung seiner Rechts-
ansprüche gemacht hat, werden nicht die Fahrten zu Gericht (etiva
übers Land), tcohl aber die Auslagen für den v. ersetzt (13h); ein
v. kann in deutscher Sprache gegen einen Tschechen und in tschech.
gegen einen Deutschen sprechen, wenn dies die Sprache seiner Partei
ist, 314. War ein Scheppe v. in einer Sache und wird das Urteil
in die Morgeyisprache geschoben, so darf er bei dieser 2. Verhandlung
über sie nicht Scheppe sein, I S. 363, 4. er nam einen vorsprechen
mit des richters laub, 227; ferner 164 a und sonst, v. prolocutor,
Igl. B. 39; Prag. Rb. 77. swelcher über das vürsprechen von eim
manne me neme den als vorgeschriben stet, und des mit eim bider-
man überwunden wirt, der schol zehen schok grosser pfennige uff
die stat geben oder schol zwai ganzer iar aus der stat sein, Prag.
Rb. 77. di vürsprechen (advocati), Const. IV 11, 10; IV 18, S:
IV 4, 7 — 13. die kaiserlichen gesecze sprechen : di fursprechen und
sachwalden der Sachen, di treiben ritterschaft , wann si getrawen
irer ersamen stimmen und beschirmen der arbeiter hoffenunge und
leben und beseben nicht minner den gemeinen und auch iedes
mannes nutcz, IV 4, 10. di richtere sullen von irem ampte (kraft
dessen) fursprechen geben den, di ir nicht haben, IV 4, 9. Wer auch
ein stunt (einmal) furspricht für gehegter pank, wirt er darnoch
gepeten ader gegeben von dem richter, so sol er furpas das fur-
sprecherampt nicht geturren vorsagen, IV 4, 10. Idoch so sein di
fursprechen darczu nicht czu twingen über iren dank, das si wider
ire freunde und mage auf das fumfte gesippe fursprechen und
teidingen noch wider iren gevattern und fettern und gotel und auch
nicht wider di, den si von vorkauffes ader kaufes wegen hulde getan
haben, IV 4, 10. Ist aber das czwene mit einander einen fursprechen
vür-, — vür-treiben 913
pitten, so sol in der erste bebalten nacb der regeln des rechtens:
wer der erste ist in der czeit, der ist mechtiger in dem rechten,
IV 4, 8. Und den selben fnrsprechen gepieten wir czu geben einen
iglichen ganczen menschen, der in rechtlich pitet (unicuique integre-
homini jnste petenti), IV 4, 7. der fnrspreche dingt uns alle unser
recht, Igl. Bgr. N. 118, 2; N. 59, 2. 67; 65, 2 u. 3; N. 6, 1. Niklas,
wiltu dein wort selber reden oder ein vorsprechen nemen, das gunde
wir dir wol, K 5, 3. Auch mag man falschen fursprechen melden nicht
allein für den urteil, sunder auch nach dem urteil, und wenn man das
beweret, so ist das gerichte und czweiunge .und krig für nichtes-
nicht geachtet, Const. IV 7, 5. — des (der Ächtung) ist fürsprech
gewest — , Eger. Achtb. II 1 — 12. uusern erwirdigen vorsprechen
(näml. Christum), Sol. 86, 19, T — B Btb. 24, 1. si empoten das dem
fursten pei einem vorsprechen, Böhm. Chr. 31.
vür-, vor-sprecher stm. Fürsprecher, Bechtsanwalt: Christum
Jhesum — unsern vorsprecher (advocatum nostrum), Sol. 22, 28. die
unrecht vürsprecher sein, Joh. v. Igl. 8. Gebot; Btb. 24, 1.
vür-staben swv. einem den Stab zur Eidesleistung vorhalten,
ihm den Eid vorsprechen: der ambtman — den erkürten — newen
rat den eid furstabt zum rechten, Elbog. Chr. 59, 20 ; Eger. Chr.
N. 1196.
vur-stat (vor-stat) stf. Vorstadt, prae-, suburbana, W — B
Ez. 45, 2.
vürsten-lich Adj. fürstlich, einem Fürsten gemäß: genug zu
thun seiner furstenlichen andacht, Sol. 1, 18.
vürsten-stat* stf. einem Fürsten gehörige Stadt: 1179 ist Eger
ein v. gewesen — und ist aus v. einer v. Eger eine reichsstadt
worden, Eger. Chr. 138.
vürsteu-tüm stm. n. 1. Fürstenstand, -würde, -gewalt, 2. Regie-
rung, 3. ein von einem Fürsten regiertes Land: und sach seinen
furstentum (prineipatum suum), W — B Deut. 33, 21. der kunig —
gab gäbe noch der gröse seines furstentums = juxta magnificentiam
principalem, Esther 2, 18. du beheltst denn den furstentum über
alles fleisch (prineipatum), Sol. 61, 30. über allez, furstentum und
gewalt, T— B Ephes. 1, 21.
vurst-gelt* stn. Ertrag des Forstes, Elbog. Chr. 9, 17.
vurt s. vort.
vür-tragen stv. IV tr. 1. vorn hintragen, 2. vor Augen bringen,
3. (Speisen) auftragen, 4. (in Worten) vortragen, 5. vorübertragen,
6. fördern, nützen, fruchten: 4. welches zwar an eine obrigkeit
gebüret fürzutragen, Igl. Ms. S. 25.
vür-trächtig (vür-trehtic) Adj. 1. vorwärts trachtend, hinstrebend,
2. vorbedacht, sorgsam, behutsam: hergegen thun f. der gotlosen
gütter mit spott versiegen, Igl. Ms. S. 18.
vür-trechtlichen* Adv. vorsichtig, Traut. Chr. 56.
vür- trefflich (vür-treflich) Adj. vortrefflich: czwischen fur-
trefflichen leuten = propter personarum eminentiam, Const. I 7, 20.
vür-treglich Adj. zuträglich, nützlich: Eger. Z. 39, 3.
vür-treiben stv. II vorladen: das man sie und alle ire gutter
— für kein landtsgericht oder ander gerichte furtreiben, pfenden
oder laden soll, Mind. d. Egerl. S. 18.
Jelinok, Wörterbuch. 58
914 vür-vaz,z,en — wachsen
vür-va^en sivv. vornehmen: was sie (manche Leute) f. = sich
vornehmen, Ack. 44, 1.
vür-vuoz, (vür-vuoz) stm. 1. Socke, 2. Lederhose der Fischer und
Wasserarbeiter, 3* Vorfuß beim Schuh? 3. die ledrer haben dorczu
gewilkurt, das die deuczen ledrer furhas sol sneiden und stuck
sneiden und furfusse sneiden sullen und mögen alswol als die
behemischen ledrer, Olm. Stb. 111.
vür-warten swv. auflauern : einen guten mann oder gesellen f.,
Chlum. I 56. Mischko ist — einem aus derselben gesellschaft in der
nacht nachgegangen und hat ihme fürgewartet, Ig-]. Ms. S. 22.
vör-wenden swv. 1. zur Verantwortung ziehen, 2. in Worten
vorbringen: 1. Elbog. Chr. 87, 26. — 2. sie haben keinen gewissen
grund können fürwenden, Igl. Ms. S. 21. so sein wir — me pflichtig,
der nucz und bestes fürczuwenden, die wir treu — funden haben,
Stb. Brüx N. 225. auszflucht furwenten, Elbog. Chr. 87, 31.
vür-werfunge * stf. Vorschlag, Einwand: Das sein auch die
cromerarticl und antwort wider irer widersachen furwerfunge, Olm.
Stb. 132.
TÜr-ziehen stv. III b 1. vorführen, 2. vor-, darlegen, 3. geltend
machen, 4. verschieben, 5. vorüberziehen, vorbeiwandern: ir sult den
bcesen man vürziehens gar erlän: ez, ist allez, an im verlorn, Alex. 1428.
und mochte sein lauken (Leugnen) nicht vorgeczihen, Igl. Str. 162.
— 5. rauber der kaufleut und furcziehenden (Beisender), Mind. des
Egerl. S. 70. ist das du uns selbir nicht vorczeuhest (voranziehst,
praecedas), nicht füre uns ous von diser stat, W — B Ex. 33, 15. die
wort der posen haben vorgeczogen über uns (Übergewicht über uns,
übertrafen uns, praevaluerunt super nos), W — B Ps. 64, 4.
Yür-zug-, vor-zug (vür-zoc, -zuc) stm. n. 1. Verzug, Hinderung,
2. gerichtlicher Einicand, 3* das Vomberziehen, 4* Vorzug, Be-
günstigung: 3. phase, das ist der vürzug des herren (transitus
Domihi), W — B Ex. 12, 11. — 4. er hatte gelückes vorczug (war
vom Glück begünstigt, prosperatus est), W — B Par. II 7, 11. die
ersamen des tuchmacher handwerks haben manlich die zwei Schlosser
(Schlösser, Burgen) — als sie den vortzug (das Vorrecht, zuerst
anzugreifen) gehabt haben, gesturmet, Eger. Chr. 20 S. 23.
vüst-schuld stf. Faustpfand: frau Ela — hat das haus versaczt
und vorschriben — um fustschult, Igl. Bspr. XIII.
vuter s. vuoter.
Tüz,-eisen, -gengel, -genger, -knecht, -spor, -stapfe, -trit,
furnier s. vuoz.
w
w&e s. wäg.
waehalder-baum (wachalter, wecholter, queckolter-boum) stm.
Wachholder, juniperus: die czweige des wachalderpoum waren ire
speise (radix juniperorum), W — B Job 30, 4.
wach-register stn.: Traut. Chr. 178.
wachsen stv. 14 — 1. wachsen, auf-, erwachsen, 2. entstellen,
3. zum Vorschein kommen, 4. zunehmen, sich mehren, 5. sich wohin
begeben: in wachsenden jären — wer git im (unserm Kinde) helfe
wachsen — wag-baum 915
und rät, W. v. W. 1089. schone diner jungen tage und diner
wahsenden zit, Alex. 5521.
wachsen,* waxen* Adj. aus Wachs: waxen, Traut. Chr. 13.
wachsung, -e stf. (bei L. crementum, nur DFG 156 b) Wachs-
tum, Vegetation, virentia: geschepfet hastu — w. der erden, Sol. 23, 30.
wachs-zeichen stn. Siegel: einen brief er schriben hiez,, in zwei
wahszeicben man in stiez,, Alex. 5484. wie ein künclich w. an dem
brief versigelt wart, 5601.
Wachtel-sac stm. ein Übername mit Anspielung auf das
Wachtelmäre (bei L. Ot. 364 a) : Watek — trug gestügt gwant gern an.
Sin spottin di jungbern. Darumbe sie in gern den seibin Wachtil-
sag nantin, Dal. 135, 19 (60, 80).
wachung stf. Nachtwache, vigilia : di huter — behüten (halten)
di w. der naht über ire schar, Sol. 64, 34. = Gefängnis : in ir
wachung (gefängknus, XL Bibel), T— B II. Peter 2, 12.
wade sivm. fast nur im PI. Wade : die wüten in dem blute bis
under den waden, Ack. 25, 19. Slahe dich got mit gar posen sweren
in den knien und in den waden , W— B Deut. 28, 35. so das sie
erschreckende legten die waden ouf die huf = ut stupentes suram
femori imponerent, Richter 15, 8.
wäf'en (wäfen, wäpen) stn. 1. Waffe, im Sing. bes. das Schwert,
Rüstung, 2. ellipt. : wäfen, wäfenä Not-, Hilfs, Wehe- und Drohungs-
ruf: wofin, daz, weiz, ich wol, Dal. 74, 32 (30, 23); — 3. Werkzeug,
4. Wappen (an Schild, Rüstung, Fahne), 5. eines w. tragen = sein
Diener sein: 2. waffen des leides und des ungeluckes über Adames
kinder — weh ihnen, Hier. 20, 21. ee die Pehem zu ireu wapen
komen, Böhm. Chr. 60. si fluchtigten di geselschaft des wafens, T — B
Juden 11, 34. sie sterben in der erslahung des waffens, Juden 11, 37.
wäfenen, wsefenen, wäpenen swv. waffnen, rüsten: der stark
geweffent behut seinen hofe, T — B Luk. 11, 21.
wäfen-geschrei stn. Not-, Wehe-, Drohungsgeschrei: Spoliati —
protulerunt flebiliter super dictos balneatores tamquam mortificatores,
domorum invasores et spoliatores, vulgariter dictos rerauber, clamorem
terrificum, qui „waffengeschrei" dicitur, Brunn. Str. I 401.
wäfen-kleid stn. Schutzwaffe, Rüstung für Mann und Roß:
von rotem zindäle ein wäfenkleit, Rf. 105. wäpenkleit, W. v. W.
3574. 7263. sterke und ziere werden ewer wäpenkleid, Hier. 51, 8.
wäfen-kanier, -rock s. wäpen-kamer, wäpen-rock.
wäfen-tüm* strrm. Wehgeschrei, Jammer: unseligs trubsals unde
iemerliches waffentums, Ack. 18, 15.
wäfen- werk stn Verfertigung von Waffen und Werkzeugen: es
sei mit Hufschlag oder waffenwerkh, Eger. Z. 15, 2.
wäg (wäc, Gen. wäges) stm. wogendes Wasser, Strömung, Flut,
Fluß, Meer, See üf dem wäge (Meeresflut), Alex. 4403. die schif
in des wäges tiefe senken, Alex. 9818. üf dem wäge sich verstän,
Trist. 1566. er viel (sprang) durch daz, venster in den wäc und
swam daz, waz,z,er hin zu tal, 3200. ze vromen uns der wäc wesen
sol, Alex. Anh. 633.
wag-bauin* stm. Wiesbaum oder Deichsel? si (die Einbrecher)
hatten einen grossen w. aus dem pferdestal — hinder den kirchhof
getragen — , Traut. Chr. 234.
58*
916 wäge — wsehe
wäge stf. 1. Wage, 2. städtische Wage, Wagamt, 3. ungewisser
Ausgang, Wagnis, 4. Gewicht, bestimmtes Gewicht, 5. Vorrichtung
zum Spannen einer größeren Armbrust, 6. erneu an die wäg schlagen
= peinlich inquirieren : hienk her an die wage das gelt, W — B Gen.
23, 16. Gewicht: eris unczellicher wage (aeris pondus innumerahile),
Par. I 22, 3. ir fröide ringet an .der wäge (schwindet), Alex. 11430.
lip und lehen setzen in wäge, 2179. 6130; Ernst 1575. guot und
leben — in die wäge geben, Ernst 1730.
wsege Adj. 1. das Übergeioicht habend, sich neigend zu, 2. nahe
bevorstehend, 3. Vorteil habend oder gebend, vorteilhaft, überlegen,
4. angemessen, gut, tüchtig: er hegunde — suochen rät ze in, waz,
sie daz, wsegeste dühte sin, Alex. 12398. nu sprecht, waz, mac daz,
wsegest sin, 23825. wie großer kraft man in giht, so wiz,z,en wir
doch des wsegesten niht {was man von ihm noch alles erwarten
kann), 6800. oder ob dich daz, weger dunket, so wil ich dir dorumme
(für den Weingarten) silber geben, W — B Kön. III 21, 2.
wägen sivv. in die wäge legen, aufs Geratewohl daransetzen,
tvagen: sie hseten alle den muot, daz, sie durch reht und niht durch
guot — sich wolden bi im wägeu, Alex. 16216.
wagen-bürd,* -burg stf. Gesamtheit der Reisewagen, teils als
eine den Zug beschwerende Last (Bürde), teils als Deckung : er zoch
mit der w., Eger. Chr. N. 1028 S. 217.
wagen-knecht stm. Wagenlenker, auriga, tessarius, auch bildl.
= Lenker: Und her sprach zu seinem wagenknechte, W — B Kön.
III 22, 34.
wagen-leis, -e stswf. Spur, Geleise des Wagens: bi einer wagen-
leise, Trist. 3756; Brunn. Str. I 479.
wagen-man stm. Wagenlenker, auriga: sin w. lac vor im tot,
Alex. 8540.
wagen-pfert stn. Zugpferd, equus jugalis, W — B: s. unter
krippe.
wagen-smer stnm. (bei L. nur DFG 64 b. axungia, Voc. Sehr.
2470, rotagium) Wagenschmier, Olm. Stb. 132.
wäg-kamer* stf. Schupfen für die Stadtivage: man hat die
hülzene w. weggeraumht, Traut. Chr. 191.
wäg-ineister (wage-) stm. Aufseher über die städtische Wage,
libripens, librarius, Traut. Chr. 295.
wsehe Adj. 1. glänzend, schön, fein, 2. kunstreich, zierlich,
kostbar, schmuck, stattlich, 3. gut, angemessen, wert, lieb: manic
werk von golde waehe wart da gehalden harte smsehe (die heid-
nischen Götzenbilder), W. v. W. 7643 f. siner site was er niht wsehe,
niht zornig noch ze gsehe, 550. swie man — die beiden Knaben
— hielt in smaehe, ir gebsere waren doch waehe, 4719. — 3. Elbog.
Chr. 170, 23. — das sie (über dieses vermeintliche Wunder) als wehe
allesampt amechtig wurden, Hier. 214, 18. ein hüs also wsehe (so
stattlich), Alex. 22682. was sin gereit ie wsehe, daz, man den keiser
e sach tragen, des sol min munt alhie gedagen, 16426. getihte, des
riehen und des wehen, Trist. 8.
wsehe stf. Schönheit Zierlichkeit, Herrlichkeit: sich, werlt, diner
wsehe ist di'tz ein trost vil smsehe, Alex. 24645. die süez,e diuer
wsehe sol mir wesen smsehe, 27497.
wsehr-holz — wallen 917
waehr-holz s. wer.
wähl s. walch.
wal, -e stn. m. f. (bes. alemannisch f.) Schlachtfeld, Walstatt:
die ros hin liefen von dem wal, Trist. 1771. da von er behielt da^
wal, Alex. 1750. mangem, den man üf dem wale bliben sach, 3811.
sie müesten siges äne rümen wal und anger, 6511. dö lerte manegem
todes val vor Jssön behaben da^ wal, 7390. üf dem wal, 7854.
8298. üf da^ w., 8150. üf dem wal albereit des heres braht, 12344.
wol hundert bliben üf dem wal, 13579. Alexander da^ w. mit den
sinen behielt und prises mal, 14221. die da fuorten gotes mal
(= die Kreuzfahrer) die wären des ersten üf daz, wal, Ernst 4726.
wal, -e stf. 1. Wahl, Auswahl, 2. freie Selbstbestimmung, Ver-
fügimg, 3. besondere Weise, Lage, Schicksal: dafür hat er im die
wale geben mit 4 slossen (Schlössern), Mind. d. Egerl. S. 50.
walap stm. Galopp: durch tjost er gegen den Kriechen kam,
der Pücival mit walap nam, Alex. 14276.
Walch, -e stsivm. Welscher, Romane, 1. Italiener oder
2. Franzose: 2. des Walchen ors, Bf. 262. 277. Walh {Wallone) u.
Franzoyssere, W. v. W. 2751. dieser bischof — was ein wähl und
kam aus Welschland, Traut. Chr. 21. die Walhen (= Mailänder),
Böhm. Chr. 47, 59.
walchisch (walhisch, weihisch, walsch, welsch) Adj. romanisch,
ital, franz. : ein w. padtuch, Igl. Stb. V 281 c. eine welsche mile,
Trist. 2100. 3414. der allerbeste welsche win, 3363. welisch wein,
Eger. Chr. 1031 S. 226.
walch-stampf m. Tuchwalke, pyla panni: nullibi panni falsi
laborari debent neque in w. nee alibi, Olm. Stb. 93 a, 6.
wald s. walt.
walgen swv. 1. sich ivälzen, rollen, bewegen, tr. und refl. 2. un-
pers. Ekel empfinden: 1. walget grosse steine in den mund des
holes = volvite saxa ingentia ad os speluncae, W— B Jos. 10, 18.
walget nu herezu mir einen grossen stein, Kön. 1 14, 33. daz, hundel
walgete in den bluomen sich, Trist. 4569.
walh s. walch.
walk stf. Tuchwalke: in der walkh — färbhaus sich friedlich
und eingezogen verhalten, Eger. Z. 46,14.
walken stv. Vir. walken, vertilgen; durchbleuen, prügeln, drauf-
losschlagen: sie wielkenz, hin und her, Schretel 254.
w alker (auch welker) stm. Walker: Herman des walkers sun,
Eger. Achtb. I 41.
walk-müle stsivf. Walkmühle : ein w. da die weisgerber walken,
Eger. Chr. 103.
walk-troc, -ges stm. Trog zum Tuchwalken: Jeder mensch
musz in unserm w. gewalken und in unserm rollfasz gefeget werden,
Ack. 42, 4.
wallen stv. red. V wallen, aufwallen, -kochen, sprudeln, ivogen,
intr. ziemlich allgemein: sam die salben wallen (buliunt), W— B
Job. 41, 22. üz, ir spilden ougen clär aldä begonde wallen, Trist. 3521.
kein waz,z,er wiel üz, ougen der vil clären, 6526. zeher, die üz, irs herzen
gründe wielen, Alex. 3874. daz, waz,^er üz, gegen berge wiel, über die
wangen ez, im viel (als Alexander an Achilles Grabe iveinte), 4939.
918 wal-stat — walt-zinse-gelt
wal-stat stf. Schlachtfeld, Kampfplatz: Böhm. Chr. 74. die drei
sind an der walstadt auf dem Schiltperg begraben, Elbog. Chr. 18.
walt, -des, PI. walde, meist weide, 1. Wald, eigentl. und bildl,
den walt swenden = viele Speere verstecken, 2. Baumstand, Wald-
holz, 3. laubige Äste eines Baumes: 1. lucus: W — B Kön. IV 23, 6.
dem walde der abtgöter, Kön. IV 23, 4. ir seulen zubrich und ir
weide howe abe, Ex. 34, 13. nemus : Par. II 9, 16. Darnoch von den
wolden desselben erbes, darinne der perg gemessen ist, sullen die
pergleute alles das umbsust nemen, das alleine notdurft ist in den
silbergruben, Const. II 3, 2 ; s. bergfreiheit.
walt stmf. Gewalt, Macht, Vollmacht: ich wil im kein walt tun,
ich wil im recht tun, Elbog. Chr. 136, 8.
walt-dieb* stm. Dieb im Wald, Räuber: so engiengen in mit
gewaltes kraft starke die waltdiebe vür, W. v. W. 5512.
walt-elle* sivf. Elle von bestimmter Länge: waltelle oder
rechte holczelle = l/js rute oder messrute = der 86400ste Teil einer
daiczen maile kunigesmasse: so schol iede ruten behalten 15 wald-
ellen oder rechte holzellen, Brunn. I N. 479 S. 223 ; s. ineile.
walten, walden stv. V — 1. Gewalt haben, herrschen, 2. in
Geivalt haben, besitzen, haben, gebrauchen, 3. des todes w. = sterben,
4. sich annehmen, sorgen für, pflegen, beschützen mit Gen. d. S. oder
Pers., 5. einem eines dinges = ihn darin unterrichten: süez,er witze
wielt diu riebe, W. v. W. 4056. sin herze großer triuwe wielt, Trist.
3226. von irm zouber, des sie (Phebus und Neptuuus) wielden, vür
gote die liute sie Melden, Alex. 4833.
walt-esel stm. Waldesel, wilder Esel, onager: als ein keuchel
eines waldesels wenet er sich vrei geporn, W — B Job 11, 12. wer hat
vrei gelassen den waldesel? Job 39, 5. Der gewonte waldesel in der
wustenunge in der begerunge seiner sele hat czugeezogen den wint
(veint, Hs.) seiner liebe (ventum amoris sui), W — B Is. 32, 14.
walt-honig stm. wilder König, Hier. 9, 6.
walt-lachter, -lochter* stn. Klafter der Bergleute: ein jede
schnür ist lang 36 waltlochtern, Traut. Chr. 226. die holzhriesen
am Schwarzenberg seind 500 fach lang, lenger dan 15 waltlochtern,
186. das new wassergerinne ist, 1600 waltlochtern lang und 2 elen
breit, 186.
walt-recke siv7n. Riese, W. v. W. 5517.
walt-sache* swm. prozessierende Partei = selbschol., Igl. Str.
148. vil sein der waltsache, dem sie (die zeugen) gesteen sollen — sie
müssen auf iren eit nemen, das sie die heimliche uberezugunge
(Besprechung mit den Zeugen) nor durich einer rechten willen tun
und nicht im zu schaden, Igl. Str. I S. 358. beider sachwalden fur-
sprechen, ebenda.
walt-straz,e f. hier sivf. Straße durch einen Wald: üf der walt-
sträz,en bau riten 6 koufman, W. v. W. 5452.
walt-zins stm. Abgabe für den Bezug von Grubenholz für ein
Bergwerk: behülzunge zu irem pergwerke — umb den gebürlichen
waldzins — ervolgen, Traut. Chr. 253.
walt-zinse-gelt (= waltzins stm. lucar, DFG 337 b) stn. Zins
für Benützung eines Waldes: das er zcolle und w. verboten had,
Stb. Brüx N. 323.
wal-visch — wandel 919
wal-visch stm. Wal, -fisch balena, cete: schepfte grosse wal-
vische = cete grandia, W — B Gen. 1, 21. als Jonas was in dem
pauch des wallflschs drei tag, T — B Matth. 12, 40.
walze swf. Walze: o du walzendes glücke, wie bald verkerst
du dein glänz ! Traut. Chr. 120.
walzen stf. V intr. sich zvälzen, rollen, drehen, tr. = welzen,
ivälzen in dem gezelde viel er nider, sas wielz er üf unde nider,
Alex. 10422.
wanibeis (auch wambis, wambas, wainbes) stn. Wams unter dem
Panzer: zu wem (bei welchem Schneider) man ein valscb wambeis
vindet, das sol man brennen zum ersten mal, Prag. Str. 33.
wan, wann, wenne Konjunkt da, weil: Eger. Cbr. N. 1115.
wenne: W — B Const.
wan Adj. 1. nicht voll, nicht das volle Maß haltend, leer,
2. erfolglos: doch bleibt si — die sele — wan, wenn nibts ist, das
si erfüllen muge, Sol. 73, 14.
wan stm. 1. ungeivisse, nicht ganz begründete Meinung, Ver-
mutung, Glauben, 2. Ericarten, Hoffen, 3. Gedanke, Absicht,
4. Schein, Vorwand: wie er nacb wäne was betrogen, W. v. W. 6221.
die steiger sullen kein teil, wo si vorleiben, behalden, das si alles
bösen wanes überhaben sein (nicht in Verdacht kommen, parteiisch
zu sein), Const. I 9, 3. der sol e^ be^ern sunder wan, Alex. 20 358.
wän-brüt stf. vermeintliche Braut oder Frau: Tristandes w.,
Trist. 850.
wand s. want.
wandel stnm. 1. Bückgang, Bückgängigkeit , 2. Änderung,
Tausch, Wechsel, 3. Gebrechen, Makel, Fehler, Tadel, Tadelnswertes,
4. Schadenersatz, Vergütung eines Unrechtes, 5. Buße, Strafgeld,
6. Handel und Wandel, Verkehr, 7. Umgang, 8. Aufenthalt, 9. Art
zu gehen, Gang, 10. Lebenswandel: milde und. erber, also das er kein
wandel an im hatte, Böhm. Chr. 103. sich holung und wandel
dingen = sich die Freiheit zum Gutmachen eines Fehlers oder
Vermeiden eines Bechtsnachteiles vorbehalten, die restitutio in
integrum, Igl. Str. Die Schöffen dürfen keinen größeren als den
ihnen rechtlich zukommenden wandel (Strafgelder) beziehen, Igl.
Str. 16; wenn der Beklagte vor dem Bichter und den Geschworenen
abwechselnd bejaht und verneint, verfällt er der Strafe von einem
vierdung (ferto), 131 ; wegen Beschimpfung vor Gericht kommen dem
Bichter zu 60, jedem Schöffen 30 Schillinge, 1 39 ; ivegen Widersetzlich-
keit (z. B. einer schlägt dem Bichter den Mantel aus der Hand)
ebenso dem Bichter 60, jedem Schöffen 30 Schillinge, 140; so oft
einer vor Gericht nicht schweigen will, zahlt er 72 haller oder einen
Vierdung, 141; jeder von denen, die sich außergerichtlich abfinden,
zahlen 1/2 Vierdung, 143; wenn einer den andern wegen unczucht
oder wunden beklagt, dann aber nicht kommt, so ist der, der vor
Gericht erscheint, frei, der andere aber ivird zu so viel verurteilt, als
man Unzucht oder die Wunden bestraft, 145; wer sich bei peinlicher
Klage weigert, Bürgschaft zu leisten, zahlt dem Bichter 60, jedem
Schöffen 30 solidi, 156; wer einen iviederholt wegen Diebstahl un-
begründet anklagt, sich mit der einen Hausdurchsuchung nicht zu-
920 wandel
frieden gibt, zahlt 10 Mark dem selbschol {hier dem Beschuldigten)
und 4 dem Richter und den Schöffen zusammen, also 14 Mark,
160; wegen lern zahlt man 14 Mark: 10 dem selbschol, 3 dem
Richter und 1 den Schöffen, 161 u. 181; ebenso wegen kamper-
wunden, 170 u. 181; teer ohne Schöffen ein Urteil finden will,
zahlt 10 Mark, 171; die einen Schöffen schmähen, sind dem Richter
mit 60 Schillingen guter haller, der czwölfe vor ein grossen gehen,
und jedem scheppen mit 30 Schillingen bestanden, 172; einen kleinen
vrevel vorpust man mit 72 hallern, einen grossen mit 60 Schillingen
dem richter und jedem scheppen mit 30 churezen, 197; wer einen an
einem Werktage schlägt, ohne das Schicert zu ziehen, zahlt dem
Richter 60 solidi und jedem Schöffen 30, dem selbschol, percusso seu
leso in duabus sexagenis solidorum hallensium, 244 u. 181; wer um
eine Sache von den Schöffen schon bestraft worden, darf um dieselbe
Sache vom Kaiser und seinem Hofmeister nicht mehr bestraft werden,
265; wenn ein vorczalter (indiseiplinatus) unter den 3 Strafen:
1. auf ein Jahr die Stadt zu meiden, 2. 9 marcas emendales per
48 grossos solvere, 3. im Stocke „in cippo" 9 Tage zu verweilen, die
2. wählt, so kommen diese 9 Mark zum Besten der Stadt, 180; an
einer durch die Schöffen festgesetzten Buße, hat der Richter keinen
Anteil, 181; als höchsten „wandel" zahlt „wer do frevelt vor dem
richter und den scheppen" jedem scheppen 30 Schilling und dem
richter 60 Schilling, 276. Verteihoig des Bußgeldes: um einen tot-
slag 5 pfenning dem R (Richter) und allen Seh (Schöffen) um Wunden
*/3 dem R., 1 3 den Seh., eid = und schonpfennig nur dem R., ver-
fallene Schwerter, je 2 dem R., das 3. den Seh., vom Aufgeben der
Erbe und Häuser \2 dem R., 1j2 den Seh., wo der richter pfänden
hilft umb schult, die puss ist allein sein; heimgesuchtes gestohlenes
Gut fällt denen zu, die es als ihr Eigentum nachweisen, zvas übrig
bleibt, zur Hälfte dem R., zur Hälfte den Seh.: vom angiessen, un-
recht eilen, gelot (Gewichte) fallen 2,3 dem R., V3 den Seh. zu, ebenso
von panezir, schlappen und ander gewer (verbotene Waffen); vom
Spielgeld (Strafe für verbotene Spiele) dem R. 7s, denen, die ge-
schivoren haben 2 3 ; von notezogen, prand, eeprechen, heimsuchen,
fridprechen, um falsch, maulschleg und ander übelhandlunge 2/3 dem
R., 7s den SM., 276.
Der Anteil an dein Bu/sgeld beträgt für den Richter: die Schöffen: den selbschol:
Igl. Str. N. 69 Totslag 5 Mark 2 Mark
„ N. 74 lerne 3 „ 1 „ 10 Mark
„ N. 53 B Kampfer-
wunden 2 „ 1 „ 7 ,,
„ N. 76 blutrunst 16 Groschen 8 Groschen 1!2 „
„ N. 81 fridbrecheni 60 kurze 30 kurze —
mit wortenl Schillinge Schillinge
— plabslag lYierdung 1 Vierdung 1 Vierdung.
„ N. 77 vollaist bei
einem Totschlag — — 1 Mark
— wegelagerung 1 großer- — —
pfennig
— Angiessen — 5 Groschen —
wandel-bär — wandeln 921
fridbrechen mit werken N. 81 und heimsuchung N. 67 kostet den Hals.
— Ferner Igl. B. 16. — ee der kauff und vorkauff volkumen ader
vollendet sein, also das er noch mochte berewen, so mag- der kaufer
oder vorkauffer an wandel von dem kauffe ader vorkauffe abtreten
und hinder sich geen. Doch lassen wir sie äne wandel (Art Reu-
geld), es were denn iczund etwas hantgift doran geben, Const. III
6, 5. — Item si judaeus judaeum vulneraverit, suo judici quae in
poenam, que wandel dicitur, duo talenta solvere non recuset, Prag.
Str. Anh. S. 183. Ist das ein Jude seim richter gevelt einer puez,,
da^ da wandel haist, wiert er daran erfunden, so geit er dem richter
12 pfenning, Brunn. Str. II 128. der richter — schol sich der stat
wandel (der Stadt gehörige Strafgelder) nicht ancziehen (aneignen),
II 200. Wen der richter wandel nimt und in der stat hantvest
nicht mit namen ste geschriben, wie vil die stat an dem selben
wandel tailes hab, so gepueren dem richter czwai tail und der
(Hs. die) stat ein drittail, 11207; ferner 1479; II 128. 221. 273.
Avandel von 12 oder 72 pfenniuge, Taiding von Friedberg (von
1654—1697) N. 1. 4. 7. 8. 5. 10. 11. 14. 15. 17; Chlum. IV 8; 113.
29. 32; Elbog. Chr. 11, 40; Traut. Chr. 139. 140; Mind. d. Egerl.
S. 67 ; Eger. Str. XV 10, A3, B 2. wolt aber imant der wandel nicht
achten und — das uberfuren (dieses Verbot übertreten) , Eger. Str.
C 124. was ader meer person (als 20) da (bei einem Hochzeitsmahle)
essen, für der iglichen sol der preutigam zu wandel geben 25 grosch,
Eger. Str. C 12. die gesetze stete zu halten 6n allez geverde bei
den hernach geschriben wandeln, Eger. Str. B 1. umb solche tat und
name (Beraubung bei einem Überfall) abtrag, karung, fug und
wandel nach billikait bescheen, Eger. Chr. 1142. 1143.
wandel-bär, -baere Adj. 1. veränderlich, ivankelmütig, unstet,
2. schadhaft, mangelhaft, 3. tadelnswert, straffällig, böse, 4. wandelnd,
geltend, 5. gang-, fahrbar: 2 als sie (die wasserklause aber hienach-
mals wandelbar (schadhaft) ist worden, hat man 700 gülden vom
flicken gegeben, Traut. Chr. 186. keinerlei ist also wandelber ~ Et
est quidquam tarn vanum? W — B Prediger 2, 18.
wandel-bßrkeit (wandel-bsericheit) stf. 1. varietas, 2. mutabilitas
Veränderung: also underligen alle ding der w., Sol. 8, 33.
wandel-haft Adj. = wandelbar : w. werden , Eger. Str. XV 10.
wandel-liaftig Adj. straffällig: 3. der ist dem grundherrn w.,
Chlum. VII 13.
wandel-kerze swf. 1. größere Kerze, die bei einer Messe vor der
Wandlung angezündet wird und bis zum Ende der stilmesse brennt,
2. größere Kerze überhaupt, 3. Windlicht: 2. auch sol ein ider des
rats, der schöpfen ader der 36 sein wandelkerzen haben zu gots
leichnamstag und den 8. dornach und die in der processen tragen
lassen, Eger. Str. C 45 und Prag. Mz. s. brüen. sie hat geschafft in
icleiche der drei kirchen (zu der pharr, zu unser frawen, zu dem
heiligen chreuz) ein wandelkerzen, lgl. Stb. III 137 d; 138a.
wandeln sivv. 1. tr. rückgängig machen, zurücknehmen,
2. tauschen, wechseln, ändern, vericandeln, 3. übersetzen, 4. in eine
andere Lage bringen, wenden, 5. ivegschaffen , 6. nachlassen,
7. gerichtl. verhandeln, 8. vor sich gehn lassen, treiben, tun, 9. Er-
satz wofür leisten, büßen, 10. mit Geldstrafe belegen; intr. 11. wandern,
922 wandel-stat — wandern
reisen, gehen, 12. leben, 13. umgehn, verfahren: 2. die herschaft und
gewalt wird gewandelt und geleitet in ein fremde person, Const.
II 1, 2. do — der cz weifte mande wart gewandelt (vertebatur),
W — B Esther 2, 12. — 10. wer in fremdem Weingarten stat im
eigenen sitzt, so soll er gewandelt werden, Chlum. 1 13. das man
dem gerechten muste w. und pessern, Böhm. Chr. 2. wo euch das
nit bekert, abgetragen und gewandelt wurd, Eger. Chr. 1143.
wandel-stat* stf. Platz zum Ausweichen und Umkehren der
Wagen vor einem Weingarten: Wir rügen auch, daz, ein wandelstat
vor dem Weingarten sein schol also preit, als ein wagen mit ros und
mit ornczen(!) mit allen lanc ist, und die w. schol so gut recht
haben als der Weingarten und wer darauf fluhe, wer in dan leidigt
mit argen Worten, der ist vorvallen V phunt oder ein haut, fleucht
er aber in den Weingarten um erlich sach, so hat er freiung als in
einer stat oder in einer vesten — bis auf des percmeisters kunfft
oder eines bercgenossen, Chlum. VIII 11. wir riegen: alle gewön-
liche wandelstat von den Weingärten sollen frei sein und die fahrt-
weg also braidten, dass ein wagen mag umkhert werden, die w.
aber bei und von den Weingarten selbst, also dass so jemandt umb
freiheit darauf fliechend belaidiget, 5 gülden dem herrn zur straff
verfallen sei, Chlum. VIT 3.
wandelunge stf. 1. Änderung, Tatisch, Wechsel, Um-, Ver-
ivandlung, 2. Anfang des Frühlings, 3. Besserung, Bekehrung,
4. Lüge, Meineid, 5. Abänderung der Münze, 6. w. haben = das
Recht zur Änderung eines schon in Wirksamkeit gesetzten Ent-
schlusses haben, 7. gerichtliche Verhandlung, 8. Vertrag über Kauf,
9. Verzichtleistung, 10. Wandelbarkeit, 11. Gebrechen, Makel, Fehler,
12. Lebenswandel, -art, 13. Umgang, Verkehr, 14. Aufenthalt, 15. Aus-
übung, 16. Handel: Xigromancia mit totenopfer, fingerlein und mit
sigel der geiste gewaltige Wandlung, Ack. 41, 12. in irdische w.
hastu nit gegutzt, 13, 11. in unserm kunigreich dem gerichte von
Nürnberg w. (Auferlegen eines Strafgeldes) vorbiten, Mind. d. Egerl.
5. 69. durch die Wandlung (den wandel, XL Bibel, das Betragen)
der weip, T — B I. Peter 3, 1. si derkunten die w. (bekerung,
XI. Bibel) der heiden, Btb. 15, 3.
wandel-vrei* Adj. tadel-, fehlerlos: sie was gantz frum und w.,
Ack. 6, 2.
wandern (wohl md. Wort) swv. gehen, ziehen, ivandeln, wandern,
reisen: er wanderte und czoch zu Mesopotamia, W — B Gen. 24, 10.
got herre, in des angesichte ich wander, Gen. 24, 40; Par. II 20, 32.
in dem house gotes habe wir gewandert, Ps. 54, 15. gewandert
haben meine veter, Gen. 48, 15. was ouf vier füz,en wandert, Lev.
11, 21. wandern wil ich under euch, Lev. 26, 12. si haben gewandert
widerwerticlichen mir (ex adverso mihi) , Lev. 26, 40. ich hab ge-
wandert in der buden und in dem geczelde durch alle stete, do ich
durchgewandert hab mit allen hindern Israhels, Könige 7, 6 u. 7. —
ferre gewandert man gelogen mere wol sagen turren, Ack. 24, 10.
baseliscen äugen, die wanderten an allen enden der weit, 23, 15.
wo ir wandrent und wo ir wonent, 2, 10. er wander, wo er wander,
43, 9. — nicht wander furbas mer nach begerunge des fleisches, Hier.
18, 11. er wirt euch leren, wir ir w. sullet in seinen wegen, 67, 7.
wander-schaft — wäpen-kamer 923
— dorin er hat gewandert, Sol. 45, 14. — nach irer notturft wandern
und czihen mögen (nach Belieben), Stb. Brüx. N. 292. das kaufleut
und pilgereim — frei w. mügen , Mind. d. Egerl. S. 39. — Und die
16 hofstete — schollen ordenlich gepawet sein pei der czeche, das
mugen gewandern peid mit wegen und sust an alle hindernisse, Igl.
Bgr. N. 28, 1. goth — gebe euch zu derkennen seine heilige
saczunge, darinne ir möchtet wandern, Saazer Urkdb. S. 179. sie
woldin sich in wafin wander [n] = in Bewaffnete venoandeln, Dal.
164, 29 (72, 90). er gebot den andirn mit im gewafent wandirn,
186, 25 (83, 66). di puchs sol haben der gesellen vater, darczu sie
ein wandern (Siegel erklärt: ivühlen, bestimmen), Eger. Z. 16,2.
wander-schaft stf. Wanderschaft (eines Gesellen): da aber einer
die w. nicht verrichten könnte, Eger. Z. 25, 11.
wandemnge stf. Verwandlung, transsubstantiatio, 2. Wanderung,
3. Lebenstvandel: 2. w. in pilgreimes weise, Hier. 10, 4. secht an
den ausgang irer w., T— B Juden 13, 7.
wange swstn. stf. Wange, Backe: wan der dich slach an dein
zesems wange, peut im auch daz, ander, T — B Matth. 5, 39.
wank, -kes stm. 1. Bewegung nach vorn, rückwärts oder zur
Seite, bildl, 2. Untreue, 3. Zweifel, 4. Rückfall in etivas, 5. äne, sunder
wanc = ununterbrochen, stät, treu, unzweifelhaft, 6. Seite-, Bück-
iceg: äne wankes underbint was sie (die niinne) lüterlichen glänz,
W. v. W. 265. sunden wankes anhaft, 4176. äne wankes underlouf,
4107. iuwer muot ist äne wanc gegen mir, 1660.
wankel Adj. schwankend, unbeständig, wankelmütig: man vindet
sumeliche — wip — die also w. sin geihuot als in dem lenzen daz,
weter tuot, Alex. 15 619.
wanken swv. schwanken, wanken: darzu (dem Anerbieten, durch
Zweikampf über ihr Land zu entscheiden) künde Badisslaw nicht
gewanken (ausiveichen), Böhm. Ohr. 28.
waut stf. 1. Wand eines Gemaches, Gebäudes, 2. Seitenfläche
eines Gegenstandes, 3. steiler Abhang, Felswand, 4. Scheidewand:
das nicht di wideransprache sei ein want der ungerechtikeit sunder
ein hülfe einer rechten forderunge, Const. IV 7, 8; doch ist nach dem
lat. Text „vinculum iniquitatis" und Enderl „ein bant der boßheit"
zu lesen: bant.
want-rutte * (= -ruote stsiof.) in die Mauer eingelegter Balken:
di mawer die ire paide heuser tailt, durch und durch ist ir peider mit-
einander und die wantrutten paide miteinander sullen neben des
lang (= Lang) mawer ligen auf des Paumgertels teil, als sie iecz
ligen, Igl. Stb. V 73 d. di gesper auf dieselbig wantruten legen,
III 193 b.
wan-witzig Adj. leer an Verstand, unsinnig: ein lunaticus das
ist w., soll nicht in den Bat von Olmütz gewählt werden, Olm.
Stb. 64.
wanze f. Wanze, cimex: wanczen = sciniphes, W — B Ex.
8, 16 u. 18.
wäpen (auch wäfen) stm. s. wäfen. er hat abgeleget die alten
swachen wapen diser werlt, Hier. 105, 18.
wäpen-kamer (bei L. nur D F G 48 c) stf. Waffen-, Büstkammer,
armamentarium, W— B Par. II 9, 16; II 11, 12.
924 wäpen-kleid — warnunge
wäpen-kleid, -kleit s. wäfen-kleid.
wäpen-rock (wäfen-, wäpen-roc) stm. über den Panzer gezogenes
Oberkleid: W. v. W. 3568. al Bach des wäpenrockes siten sin covertiur
alsam ersniten. 7275 f.; Rf. 114.
wäpner (wäpenaere, wsepenaere) st?n. Gewaff neter, Kämpfer zu
Fuß: do sach er alle gassen vol Avapner, Böhm. Chr. 83.
war Adj. wahr, -haß, wirklich, gewiß, echt, recht: mit der waren
tat = „mit handhafter Tat", Bräun. Str. II -13. 217. ehelich geburt
durch Zeugen wahr machen (nachweisen), Eger. Z. 39, 2.
war* stn.? Floß: wer floss fürt, vulgariter heist ein war, di
man fürt gen Prog, von idem war ein pfenning, Budw. Urkdb. N. 477.
warf stn. Aufzug oder Kette eines Gewebes, Werfte, Zettel,
Zettelgarn auch bildl, stamen: des warfis uud wefils = staminis
atque subtegminis, W— B Lev. 13, 59. Ein wulleins gewant oder ein
leineins, das do ousseezikeit hat an dem warf oder an dem wefil,
oder vel oder was ous vellen gemachet sei — , Lev. 13, 48. nymant
sal an dem rade kain warf spynnen — oder man soll ihm das hant-
werk jar und tag niderlegen, Igl. Stb. III 185 d.
warf-vadem* PI. -vedem stm. sw. PL = Faden im Zettel: mit
den warfvedmen (= cum liceo), W— B Richter 16, 14.
wär-heit stf. Wahrheit, Wirklichkeit, wirklicher Sachverhalt,
Bestätigung, Bewährung von etwas, bei höf. Dichtem = aventiure,
rechte Quelle, Überlieferung: chumt niemant in iar und tag mit
rechten warhaiten — so schol man iz, (das gefundene, gestohlene oder
geraubte Gut) tailen in dreu teil, Brunn. Str. II 216.
wär-heftig (-haftic) Adj. sicher, wahrheitsliebend, aufrichtig,
wahrhaftig: ein warheftiger cristen in warheftiger gotes libe — sal
nur got allein besitzen, Hier. 42, 15.
wärleiclinains-tag* stm. Fronleichnamstag: Elbog. Chr. 17, 36.
warnen swv. refl. 1. sich vorsehe?!, vorbereiten, rüsten, 2. sich
in acht nehmen, hüten; tr. 3. vorbereiten, rüsten, 4. aufmerksam
machen, mahnen, warnen, 5. beschützen, behüten vor eticas, verhüten:
Da warf der hoffmeister — urteil an meine herren die scheppfen.
Da sassen meine herren di scheppfen über urteil und sprachen: „wil
sich imant dorezu warnen (das Recht vorbehalten, sich zu berufen),
dem welle wir es wol gunnen (oder „des gunnen wir im wol"). Da
warnten si sich von paiden tailen. Dann sagen die Schöffen über
Aufforderung des Richters (in Kuttenberg hoffmeisters) ihr Urteil,
Igl. Bgr. N. 6. 5 u. 6; X. 10, 5; N. 46; N. 47, 4; N. 49, 21; N. 57, 7;
60,4; N. 67, 7 u. 8. der vürspreche der unterliegenden Partei sagt
dann sofort: Das urteil, das strafe ich uud wil ein pessers tailen; her
hoffmeister (oder herr richter), wolt ir das urteil. Auf dessen Er-
laubnis hin, sagt er dann, wie das Urteil nach seiner Meinung hätte
ausfallen müssen und schließt: „Wolt ir des an mein wort jeehen,
ich dank genaden und dem rechten; wolt ir des nicht tun, so scheub
ich das mit euch do hin an di stat, do wil recht geben und nemen
(den Oberhof), Igl. Bgr. N. 67, 8 und s. Igl. Respr. IV; Igl. Str. 12c.
wamigen* swv. icarnen, Traut. Chr. 278.
warmmge stf. Vorbereitung, Rüstung, Warnung, Hut: er hies
sich die seine alle czu bereiten und in w. sein, Böhm. Chr. 83.
warte — wäz, 925
mummen tum: wann der clager — bat sich iczund langest bewart
mit seiner w., Const. IV, 2, 3.
warte stf. spähendes Ausschauen, Wachen, Lauem, Bewachen,
Vorpostendienst, Wache; Platz oder Gebäude, von dem aus man
Wache, Umschau hält: zu Krako machte er ein warte, Böhm. Chr. 32.
warten swv. abs. oder mit Nachsatz 1. acht haben, spähen,
schauen, wahrnehmen, 2. einem dienen, untergeben sein, 3. mit Gen.
achthaben auf, lauern auf, 4. sich verlassen auf (an) , 5. sorgen für,
p>p.egcn, 6. sich überzeugen von, 7. rechnen auf, erwarten: sie warten,
wie sie empfiihen mochten den hebreern, W — B Judith 15, 2. do di
arbeiter nach den heiligen tagen czu der gruben warten und wolden
wasser geczogen haben, do was das wasser verswonden, Igl. Bgr. N.
68, 1. einen um arbeit warten = Arbeit für einen suchen, Traut.
Chr. 172.
wart-man (PI. -man, Hute) m. Mann auf der Warte, Späher,
Vorposten: ein w., Alex. 7111. 7281. der fürsten w., 10980. der
Kriechen w., 11947. die wartman, 19765.
Wartung stf. 1. das Achtgeben, 2. Erwartung, das Harren,
Warten, 3. Anwartschaft: 2. T — B Philipper 1, 20. das si solche gfar
und w. bishere gutlich gedult han, Eger. Chr. 1153.
wär-zeichen stn. Erkennungs-, Wahrzeichen, Merkmal: ir sult
nicht — noch keiner warezeichen noch gebranter locher an euch
machen = neque figuras aliquas aut Stigmata facietis vobis, W — B
19, 28 (Tätowierung), der knappe sin warzeichen und sine brieve
reichen begonde dem herren in die haut, Trist. 1405.
was Adj. s. wechse.
wascherei* (vgl. mhd. wescher = Wäscher, Schwätzer) stf.
Geschwätz, Verleumdung, Gerede: weiln er aber durch sein w. dem
herrn und andern leuten trey und ehr abgeschniedten, Eger. Chr. 794.
waserlei (waz,erlei = waz, der leie) Adj. welcherlei, ivas für
ein: durch wasserlei weise man künde oder mochte, Traut. Chr. 20. 18;
Elbog. Chr. 26, 5.
wasen (wase swm.) Rasen, zugleich Sgmbol der Übergabe von
Grund und Boden ins Eigentum, Eger. Chr. N. 104. •
wät (G. waete, wät) stf. Kleidung, Kleidungsstück: under ire
wät, Trist. 3776. von ir wsete clär, 2539. doch was die wät so
richer pflicht, 2544. stolze ritterliche w., 1931. in liechter wete
glander, 1922. ire w., 1531. hie wät gein liechter wete schein,
898. riche w., 548. Hechte w., 24. mit himmelischer wät gecleidet,
Hier. 61, 11. riche w., arme w., W. v. W. 570 f. legte ab die wat,
W— B Gen. 38, 14. 38, 19.
waten stv. IV (Prät. wuot) intr. waten, schreiten, gehen, dringen:
die künegin — lieht gevar den tou da wuot. Alex. 23469. über
den bach sie wuot, Legende 822.„ sin swert vast durch ir leben
wuot, Alex. 13426. sin ax wuot Elim durch daz, hirn, 8231. durch
der leben er mit swerte wuot, 8057. die (Schlachtreihen von
3000 Mann) wüten in dem plute bis unter den waden, Ack. 25, 19.
er gink in dem blude und biz au die enkil wude, Dal. 138, 3 (62, 28).
wset-lich Adj. schön, stattlich: ein weetlich wip, Ernst 305.
wäz, stm., wäz,e swm. 1. das Wehen, der Sturm, 2. Atem, Rauch,
3. Duft, Geruch: 3. die bluomen gäben guoten wäz,, Alex. 25325.
926 wa^er — waz^er-leite
waz,z,er stn. 1. Wasser als Element, Meer, See, Fluß usio.
2. Trink-, Waschicasser, 3. Augenwasser, Träne, 4. Harn, 5. ge-
branntes Wasser, Absud, 6. Scheideic asser, 7. Grubenwasser im Berg-
werk: Jeder soll sein w. auf seinem erbe auffallen, damit es dem
Nachbar nicht schade, Igl. Str. 70. Über Wasserhaltung im Bergbau
s. treugen, trenken, wasserig, wasserscheppe und verligen, melzer,
bademeister usio. sollen das w. so leiten, daß es keinen Schaden dem
Nachbar bringe, Igl. Str. 71.
ivaz,z,er-ber* sivm. Wasserbär: einen zamen wa^erbern, Schretel
15. 75.
waz^er-brunne* sivm. Quelle: der do vorkart hat — die stein-
gerulle in w. (in fontes aquarum), W — B Ps. 113, 8.
waz,z,er-gang stm. Wasserleitung, -fall: ez, ist ein freymarkt
bescbeen — umb einen wasserganck — das die obgenanten — das
wasser mugen und schullen durch die äcker des Convents (zum
heiligen creuz) frei füren und leiten, Igl. Stb. IV 178 d.
waz,z,er-gewürke* stn. im Wasser erscheinendes Bild: Ydro-
mancia, in wassergewurke der zukunft entwerferin, Ack. 41, 9.
wa^er-holz-bauleute* PI. Arbeiter bei Wasserbauten: Traut.
Chr. 223.
waz,z,er-hris* (von rise stf. Wasser-, Stein-, Holzrinne an
einem Berge) stn.: Traut, Chr. 132. bis zum wasserhrisz, 209; vgl.
holz-rise.
wa^ericht, wa^erig (wez^eric, wa^eric) Adj wässerig, feucht:
ein wasseriges velt, deme not ist, das man einen suchstollen dorezu
fare ; weme man den lihet, der hat das recht, wo er seine wassirseige
annimet, das vor im noch hinder im nimant bi virdehalben lehen
insiezet, DIR 3,1. auf wez^erichten boden, Traut. Chr. 131. sie
bat mit waz,z,erigen (tränenfeuchten) ougen, Ernst 5115.
waz,z,er-klause* (= klüse) stswf Schleuse zur Aufstauung von
Wasser für die Holzflößung: der tarn an der grossen wasserklausen
(an der großen Aupa) ist 120 elen lang breit, sie helt 15 elen tief
wasser oder fünf man hoch , Traut. Chr. 186. den 3. Mai 1567 ist
die kleine w. erbaut worden, 185. 190.
waz,z,er-krügelein* stn. kleiner Wasserkrug, urceus (vgl. bei
L. waz,z,er-kruoc sttn. idria, urceus), W — B Sirach 2, 8.
waz,z,er-kmist* stf. Wasserleitung, Springbrunnen?: die rhör —
von der eingegangenen w., Traut. Chr. 8.
wa^z,er-lebs stm. labrum Waschbecken (von lefs, -e stsivmf.
Lippe): einen wasserlebs, W— B Ex. 35, 16. ouch machte her einen
ereinen w. mit seinem gründe von vrowenspigeln, die aldo wachten
in der tür des geczeldis, Ex. 38, 8.
waz,z,er- leite stf. Wasserleitung, aquagium, aquaeduetus: do
vant er, das ein brunne ein vlos in ein w. an dem splenischen teile
(a parte australi) ousserhalb der stat und fürte ire w., W— B
Judith 7, 6. und er stund in der w. des obristen vischteiches in
dem wege der gewantverberacker = in via agri fullonis, Is. 36, 2.
sie stunden neben der w. des obristen vischteiches, der do ist ouf
dem acker der waschwüreze (in via agri fullonis), Is. 36, 2. w. des
obristen vischteiches, Kön. IV 18, 17. De aquaeduetu, von wasserleite,
waz^er-leitunge — waz,z,er-seige 927
Igl. Str. 73; Const. II 9, 12. u. machte ein w. sam czwu furche unime
und umme, Kön. III 18, 32.
waz^er-leitunge stf. (bei L. nur aus DFG 43c; Voc. S. 1, 7a,
aquagium) Wasserleitung, aquaeductus : und der graben der w. wart
gefüllet, W— B Kön. III 18, 35. das wasser, das do was in der
w., das lafte es (das vewer unseres herren) ous, Kön. III 18, 38.
w., Igl. Str. 73; man ist jederzeit berechtigt, die Ableitung des
Wassers, das man einem andern auf seinen Grund zu leiten erlaubt
hat, von seinem Grund zu fordern.
>vaz,z,er-, waz^er-lich Adj. wässerig, aquosus: mit wa^erlichen
ougen sie kuste in aber und sprach also (mit tränenfeuchten Augen),
W.v.W. 769 f.
wa^er-man stm. 1. an einem Wasser lebendes Wäldungetüm,
2. Schiffer: „ja herre", sprach der w., „des truchsez,en (Tinas) eigen
ich bin", Trist. 4080; 3. bei einer Wiesenbewässerung Angestellter,
4. ein Sternbild im Tierkreis.
wa^er-iuaus (-müs === orix, DFG 401a; Voc. S. 2, 5 b) stf. oryx:
als die gevangne w., W — B Is. 51, 20.
waz^er-nöt s. waz,z,ers-nöt.
waz^er-perl stf. (wa^er-berlin, -perlin stn. Wasserperle) Perle,
margarita, W— B Spr. 26, 8.
waz,z,er-perln* swv. mit (silbernen) Perlen verzieren, inargentare:
Wenn ir holczer (nämlich die Götzenbilder), gepoliret von dem smide
auch sie gewasserperlt und vorgoldet, valsch sint sie und mugen
nicht gereden = inaurata et inargentata, W — B Baruch 6, 7.
waz^er-runse sivf. (wa^er-runs, -runst stmf, -runse stswf.)
Bach, Wasserlauf, -graben, -leitung, Bewässerungsrecht: in die
wasserrunsen der erden (in voragines terrae, Erdklüfte), W — B
Is. 2, 19. mit wasserrunsen, Igl. Str. 266.
wa^er-scheppe* stf. Schöpfwerk in einem Bergwerk: Treufet
es aber (in einer lehenschaft) so sullen si (die lehenhewer) ir wasser
leiten czu der wasserschepp der vodrigen gewerken (der Verleiher
der Lehenschaft, des lehenherren), Hs. H.; ire wasserleiten czu der
w. der vorigen gewerken cziehen, Hs. E. : Const. III 5, 17; die vor-
leiher (einer lehenschaft) haben die gewonheit, das si den lehen-
hewern seil und leder geben, das si domit ir wasser ausczihen und
das es flise czu der gemeine wasserscheppe (-schepfe, E.) der ersten
gewerken, Const. III 1, 15.
waz,^er-seige stsivf. Neigung des Bodens, welcher der Abfluß
des Wassers folgt, Wasserscheide, bergm. die Grundfläche des Stollens,
auf der das Wasser abfließt: Und sie quam zu dem hubel der
wasserseige, der do ist — gegen Gabaon = ad collem aquaeductus,
W — B Kön. II 2, 24. dass die wasserseig und der grünt, der da
czwischen seinen paiden ubern ligt, das der sein ist, Igl. Str. 292.
weme man den suchstolle (durch ein wasseriges feit) übet, der hat
das recht, wo er sine wassirseige annimet, das vor im noch hinder
im nimant bi virdehalbem lehen insiezet, DIR 3,1. fert er (der
Erbstollner) sinen stollen also verre, das er in brenget an di stat,
das er bewisen mag, das er sebin lochter treuget eins lehens tiff,
alles, das er denne vorfaren hat in siner w., darin sal noch enmag
nimant siezen an sinen willen , D I R 3, 2. nimant sol in aller stat,
928 waz^ers-not — w&be-baum
di ßi (die Erbstollner) durchfaren haben mit der w. , nu (wenn der
Stollen 7 Leichter lang 1 Lehen tief treuget), von newes pawen an
iren dank , Const. II 5, 3. Der erbstolle ist ein w. nnder der erden
(aquaeduetus subterraneus), Const. II 4, 3. das von ersten die stollner
czimelich auferheben die w., Const. 114, 6; 114,13. wer di roren
oder rinnen des wasserseiges (wohl verschrieben für der wasserseige)
färbet und räumet, II 4, 8. und das di roren und rinnen der w.
und di lichtlocher czu allem nueze geschicket sein , II 5, 13. wo er
(der suchstolle) sine w. annimet, DIR 3,1. von der rechten w.,
Igl. Bgr. N. 73, 1. er ist angesessen in dem erbstollen auf der rechten
w., N. 76, 1. in der gruben in dem tiefsten, als do die w. get,
N. 39, 1 u. 4. Ist das der, der den Stollen powet, sin w. recht und
redlichen u^furet, Igl. Bgr. U— B 15.
waz^ers-nöt (wa^er-not) stf. 1. Not auf dem Heere, 2. Gefahr
durch eindringendes Wasser im Bergbau, 3. Unmöglichkeit, ein
Wasser zu überschreiten (als ehaft not): 2. Ob ein perch den andern
hindert mit der großen w. — wenn dem in 3 Tagen nicht ab-
geholfen wird, so eigent man den vorsoumten perch mit recht dem
perge, den er gehindert hat, Igl. Bgr. U — B 16.
waz,z,er-sucht stf. Wassersucht; von verdorbenem Wasser her-
rührende Krankheit: Alex. 14210.
waz^er-vart (Gen. auch -verte) stf. Reise zu Schiff: üf diser
waz,z,erverte, Trist. 1572.
waz^er-va^ stn. Gefäß für Wasser, idria, urceus: ous seinem
wasservasse vleusset das wasser (de situla eius), W — B Num. 24,7.
waz^er-vluot stfm. Wasserfluß, -ström, Überschioemmung : auf
solche grosse erschröckliche wasserflüte oder wolkenbruste hat gar
ein schwere teure zeit kurzlich erfolgt, Traut. Chr. 192.
waz^er-vlu^ stm. fließendes Wasser, Bach, Fluß, Strom, Wasser-
fall : Ouf wil ich tun ouf den hosten hubein wasservlusse, flumina, W — B
Is. 41, 18. ein waz,z,ervlu? — gap sturmlichen du^, Alex. Anh. 605.
we Adj. und Adv. 1. weh, 2. Ausruf des Schmerzes, Unwillens,
Staunens, Hohnes, der Verwunderung, des Wunsches, 3. Subst. we, Gen.
wewes Schmerz, Krankheit: we ze den kindelin werden = Geburts-
wehen bekommen, W. v. W. 6668.
we stf. 1. das Weh, der Schmerz, 2. Geburtswehen: 2. in alle
ir wewen swsere diu süe^e lobebsere wiplicher zuht sich wol versan,
W. v. W. 1930.
we Instrumental von w&t, mit Präp. = woran, -in, -mit,
-zu, weshalb usw.: es war mit we es wölte; womit immer, Chlum.
I 35. also das man nicht wost, zu we man am ersten greiffen solt,
Olm. Stb. 54. mit we wir euch freuntlichen willen wisten erzeigen,
Stb. Brüx N. 441. zu we sie des bedürfen, Igl. Stb. IV 128c.
webe stn. das Gewebe: als die vedeu eines webis (fila telarum),
W — B Richter 16, 12. endlicher (schneller), wenne von den wirkenden
wirt abgesniten das webe, Job 7, 6. das webe, das er hat geworcht,
Is. 25, 7.
webe-baum (-boum, bei L. nur als Var. von welle-boum, H. B.
M. 322) stm. Webebaum, liciatorium: G-oliatbes speres schaft was als
ein webepoum der wirkenden (texentium), W — B Kön. II, 21, 19.
der schaft seines speris was als ein webpoum der weher, Kön. 1 17, 7.
weber — wechst 929
weber stm. Weber: W — B Kön. 1 17, 7.
weber-gasse swf. Name der Gasse, in der die Weber wohnen:
Igl. Stb. V 180d.
weber- werk (weber-werc nur Germ. 18, 67) sin. Weberarbeit:
Anna sein housvrow gieng tagleich czum weberwerich (opus textrinum),
W— B Tobias 2, 19.
wechen s. wegen.
wechse (was, Gen. wasses; wasse, wesse, webse) Adj. schneidend,
scharf: sie beten cläwen wecbse, Ales. 23 134.
wechsein * Adj. aus Wachs : brinnende wecbseine kertzen, Hier.
92, 21.
Wechsel (wehsei) stm. auch stn. 1. Wechsel, Tausch, 2. Handel,
eigentl. und bildl., 3. Vorkaufsrecht auf das geförderte Silbererz, das
sich der Landesherr vorbehält: 1. was dir daran abget an dem
Wechsel, das wil ich dir widerkeren, Igl. Str. 265 (vergüten) das man
ir (der amptleute) wolt nicht Wechsel "hän, W. v. W. 217. — 2. Das
zweifellos sehr alte, in Schlesien schon 1203 (Tschoppe-Stenzel Urk.
S. 43) doch für Böhmen- Mähren erst in den Const. I 21, 2: Igl Bgr.
N 97, 1 u. 7 bezeugte Recht des Königs als einzigen Münzherrn,
alles gewonnene Gold oder Silber zu einem von ihm bestimmten Preis
einzulösen und das Verbot der freien Verwertung dieser Metalle. Der
doppelte Vorteil bestand einerseits in dem Münzgewinn, andererseits,
daß sich der Münzherr den nötigen Metallfond sicherte. Nach Stern-
berg Urkdb. N. 26 sollen z. B. aus der Mark 2l\i Talente und
30 Denare (denarii Moravicales), deren ungefähr 48 — 56 damals wohl
auf 1 Talent gingen, geprägt werden, der Münzgewinn betrug von
einer Mark 30 Denare, also etwa 17 — 20°ln. In jedem Bergwerks-
vertrage ist daher dieses Recht des Regalherrn auf „Wechsel" auf-
rechterhalten. Wechsel = Münze, Igl. Bgr. N. 103, 1. das Johannes
Klewl — mit erbern leuten von der maute einen Wechsel gemacht
hat von geldes wegen und gesprochen hat, er sulde von dem selben
gelde zur Swidnicz bir bezalen, Igl. Bspr. V s. 53. was wechseis
(zur Rettung) gibt der mensch umb sein sei, T— B Mark. 8, 37.
wechseln swv. 1. wechseln, einwechseln, eintauschen, 2. ändern,
3. iveciiseln vom Wild gesagt, 4. das Silber an die Münze verkaufen,
5. absol. ein Wechselgeschäft betreiben: 4. das sie das gesmelczte
silber zu wechseln in unser müncze brengen, Const. I 21, 2.
wechsel-rede stf. Wechsel-, Zwiegespräch, Unterhaltung, nach
Wack. 167b veränderliche, sich selbst widersprechende Rede: Nach
ewer w. kan sich nimant gerichten, Ack. 50, 6.
wechselunge stf. Wechsel Tausch: alle emfremdung und w.
des gerichtes, di gescheen wider gute gewonheit und wider gemeinen
nutcz und ere, di widerrufen wir mit disem gepote alczumale, Const.
1118,2. Bosz aus, gut ein: die wechslung musz bis an das ende
der weite weren, Ack. 34, 20.
Wechsel- weise Adv. Abwechselnd: die herbrig für die fremden
gesellen soll w. von einem zu dem andern Meister verlegt werden,
Eger. Z. 9, 6.
wechst Adj. Superl. = am verschlagensten, sehr listig:
Traut. 121.
Jelinek, Wörterbuch. 59
930 wecker-liche — wegen
wecker-liche , -en (wacker-, wecker-licke, -en) wachsam,
munter: sin houbt daz, kundel schütte w., Trist. 4570.
wedern s. widern.
wediruniine * Aclu. umgekehrt, vice versa: also gewinnet ein
gemessen berg den andern, ein koniges lehen ein burgerlehen —
und dasselbe wediruinme, D I R 6, 2.
wege-läge (nur DFG 300 c) stf. Hinterhalt, das Auflauern,
insidiae: nmb wegelage: das ist ein kleiner frevil, ein grosser
phennik dem richter, Igl. Str. 181.
wege-lägen swv. auflauern, aus dem Hinterhalte überfallen,
insidiari: Während die Entscheidung über ein gestraftes Urteil noch
aussteht — in dem selben cbristenlichen frid — da weglagt der,
dem das urteil emphallen was, ienem, dem es czu frumen ward
gesprochen, auf einer freien Strassen und rantte auff in mit einem
geladen armbrost und schos in durch sein diech durch und durch — ,
Igl. Str. 325, ab imand gewegeloget hette, Aussig. Urkdb. N. 139.
wege-lägern* (= weg-lägen) sivv. auflauern: umme weglagern,
das ist ein kleiner vrevel, dem richter 1 grosser phennig, Igl. Str.
257 b.
wefel s. wevel.
wefenen s. wäfenen.
wege s. wsege.
wege-niüede, -muode Adj. reisemüde: der wegemüede sarjant,
Trist. 1187.
wegen stf. 1 1 Prät. wac, wag, manchmal bes. md. unter Ein-
fluß von wahen, grewahen, nach IV auch wuoc (wüg) wuogen 1. intr.
und refl. sich bewegen, die Richtung nehmen, 2. tr. in Bewegung
setzen, richten, 3. abladen, 4. schwer oder leicht wägen, an Wert,
Gewicht schätzen, erachten; 5. unpers. mit Akk d. Person: dünken,
sich kehren an, sich kümmern; 6. mit Dat. d. Person: zuwägen, zu-
teilen, geben, 7. foltern, 8. genau bestimmen, festsetzen: diz hau ich
anders niht gewegen sie muosten beide jämers phlegen, W. v. W.
1120. der strit vil nach was gewegen, noch deheiner was gelegen,
er wsere vergolten also tiur, Alex. 14301. im (dem stein) moht
gewegen last dehein (konnte keine Last das Gleichgewicht halten),
24610. Alexander da mit größer craft vor lac, daz, die burgerringe
wac (dies achteten sie für nichts), 20570. si (stein u. veder) wägen
gelich gar in ein (hielten sich genau das Gleichgewicht), 24624. der
rede vil ich iu vertruoc, daz, ir ir nieman gewuoc, 18330. er wolt
in von dem bistum gewechin do (verdrängen? tschech. biskupstva
postüpiti), Dal. 80, 9 (32, 26).
wegen swv. wiegen, schwingen, schütteln, erwägen, bedenken,
raten: alle ding, die sich wegen ader regen in dem luft, Sol. 23, 9.
die Weisheit, domit du gewesen hast di berg (librasti in pondere),
Sol. 67, 21. daz, sie sich vaste wolden regen und die hantwerc
(Belagerungsmaschinen) mit würfen wegen, Alex. 9276. gink hin,
ringe wegende = parvi pendens, W— B Gen. 25, 34. recht sam ring
wegende mein gepot, Lev. 20, 4. sam mit geprantem opfern (opphern)
sam in semel und in gewegem 51 = pro holocausto et in sacrificio
et in oleo, Ez. 45, 25. beweisen, das wir recht wegen, recht richten
und recht faren in der werlte — jugent und allerlei sach nicht
weger — weg-vertig 931
wegeilt, Ack. 8, 11. auch sullen, die do kriegen, mit guter gedeckt-
nusse wegen (pensare), das nickt umbsust sick beruffen, Const. IV
20, 8. den geczeugen was nickt czimlick, ireu fues von der stat czu
wegen (de loco movere), ader man vortreib si von dem geczeugnüsse,
Const. IV 11, 10. di selb saumung {Nichterscheinen vor Gericht)
sullen die kerren in der margensprack wegen, Igl. Stb. IV 206 d.
weger stm. 1. Beweger, 2.* Abwäger, ponderator : 2. du bist
aller geist w., Sol. 36, 35.
wegern s. weigern.
wege-warten swv. nachstellen, aus dem Hinterhalt überfallen,
insidiari: das si auf den Oberndorffer ketten gewegewortet mit
bedacktem mute — und slugen in um sacke, di der rat vor kett
berichtet, Buch der Gebrecken S. 222.
wege-weise, -wise Adj. des Weges kundig: ein wegewiser
villän, Sckretel 21.
weg-lseß, -losz (wege-loese) stf. hier stn. 1. Abgabe an den
Guts- oder Zinsherrn beim Abzug von einem Gut oder bei der Ver-
äußerung eines solchen, 2. ständige jährliche Pachtabgabe, 3. Ur-
kunde über 1. = Weglaß-, Losbrief, abzugbrief: 3. so sol im der
erbtkerr geben ein redtliches weglaeß, das nimands der mitburgere
an sein wissen und willen von der stat zihe, er bab den des weg-
losz van im genomen, El bog. Cbr. 108, 24; Rüge v. Prökl N. 8.
weg-scheide stswf. Wegscheide, Scheideweg: W. v. W. 4881;
auf der wegsckaid zwischen Stebnicz und dreincz, Eger. Acktb. II
122. an des Steiges w., W— B Gen. 38, 14; 38, 21. nickt — kundigt
das in den wegscheiden Ascalon, das sich leichte icht nu vrewen
die tochter der Philisten und die tochter der unbesnitenen vrolocken,
Kön. II 1, 20. in dem houbte aller wegscheiden, Klagen des Jerem.
2, 19. in iren wegscheiden sint sie gegurt mit secken, Is. 15, 3. si
funden daz, ful (Füllen) gebunden in der wegsckaid, T— B Mark.
11,4.
weg-sclienken swv.: wegtrinken und w. okne erlaubnis der
inaister und gesellen — ist verboten, Traut. Cbr. 174.
weg-steuer* (von stiur, -e) stf. Unterstützung für die Reise,
Reiseproviant, viaticum : Und die brot, die sie trugen czu der wege-
stewer waren berte und in stücke zuvallen, W— B Jos. 9, 5. Und
dem du vreiunge gibst — gib im ein w. von deiner kert, Deut.
15, 13 u. 14.
wegunge, wegunge stf. 1. Bewegung, 2. der erde w. = Erd-
beben: di sei ist alleweg lebendig, alleweg in wegunge, Sol. 72, 30.
weg-vertig Adj. des Weges fahrend, reisend: von wegfertigen
leuten, Prag. Rb. 160. sie giengen zu den mordern (Räubern) als
zu wegfertigen guten leuten, Hier. 167, 9. wegfertige Ismabeliten
(viatores), W — B Gen. 37, 25. Und Saul — czock zu spüren Daviden
und seinen mannen und ouck ouf den allerköcksten steinen, die nur
sint steige der steinpöcke, und quam zu den schafstellen, die do
waren enkegen dem wegfertigen (quae se offerebant vianti), Kön.
I 24, 3 u. 4. dem wegfertigen was offen meine tür (viatori), Job
31, 32. wer wirt mich geben in ein wüstenunge mancher bände
wegevertiger (viatorum), Jer. 9, 2. worumme als ein powman
59*
932 weg-vlug — weich-f asten
(colonus) bistu ezukunftig in der erden und als ein wegfertiger czu
neigende sich zu bleiben? Jer. 14, 8; Sirach 42, 3.
weg-vlug* stm. das Hinwegfliegen: das glück wird mit ihn
spielen in schnellen w. von ihn allen und sie traurig verlassen,
Traut. Chr. 120.
weg- wart (wege-warte) f. Wegwart: Brunn. Str. I 730.
wehe s. waehe.
wehr s. wer.
weib (wip, -bes stn. PI. wip, später auch wiber) Weih: Das
weip wirt darumb von geczeugnusse gestossen, das si leichtmutig
ist und unstete, wenn an den geczeugen sol sein grosse stetikeit
und si sol sich nicht mischen under die man, Const. IV 12, 3; s. auch
vrauwe.
weiben, wiben sivv. intr., weiblich sein, 2. für ein Weib sich
ziemen, 3 sich als wip betragen; tr. mit einem Weib versehen, ver-
mählen: wie ich mich het gewibet (wen ich zur Frau genommen),
Trist. 3953.
weibeler (wibeler) stm. weibischer Mann, effeminatus: ir leben
ist unter den weibeiern, W— B Job 36, 14. unstete weibler, W — B
Is. 3, 4.
weibe-zegelen, -zelen swv. schweifwedeln: da^ hundel weibe-
zegelte gein ir, Trist. 4573.
weib-lich, wip-lich Adj. 1. von Weibes Art, 2. einem Weibe
geziemend, 3. des Weibes: 6 du wiplichez, wip, trceste minen senenden
lip, Alex. 427. daz, wipliche ja (s. megetlich), Trist. 875.
weibs-gebilde stn. Weibsperson: es wer menschlichs ader weibs
gebilde, Olm. Stb. 96 a, 4.
weibs-kleid* stn. Weiberkleid: ist der bekenknecht in der
kirchen in weibskleidern angezogen — gesessen und predigt gehört,
Traut. Chr. 239.
weib-suchtig* Adj. bei der Menstruation benützt: ein w. tuch
= pannum menstruatae, W — B Esther 14, 16.
weich Adj. weich, biegsam, nachgiebig, zart, milde, schwach,
furchtsam = subst.: das du mich als einen deinen weichen, deinen
sun mit den brüsten deines trostes geseugt und ernert hast = par-
vullum tenellmn, Sol. 52, 29. noch die eeprecher noch die waichen,
T— B I. Korinther 6, 10.
weich-bilde, weipit (wich-bilde) stn. 1. Bild, Kreuz zur Be-
zeichnung der Grenze des Stadt- (wich) gebietes; 2. Stadt-, Ortsgebiet,
3. Stadtrecht, 4. nach Stadtrecht besessene Güter, 5. bischöflicher
Sprengel: 2. ein gancze gemein und dorczu die umbsessen im weik-
pilde — orden, regieren im w., Olm. Stb. 76. 97c, 4. margengab,
leibgedinge. leibczucht und prautschatcz sein im lantrecht und im
w. gar underscheidenlich, 141. ein erb, das in aim andern weipit
ist gelegen, Igl. Str. 245. her were in eim andern weikpilde czu
Präge, 263 S. 163. die vor alters in das Trautuawische weichbilde
zu techentei gehörig gewesen sind, Traut. Chr. 13, 23. weichpilds,
Elbog. Chr. 54, 23.
weich-f asten* stn. Quatemberf asten: Traut. Chr. 181.
weide-lich — weilundt 933
weide-lich (weide [n]- lieh) Adj. 1. jagdgemäß, 2. frisch, keck,
3. ausgezeichnet, stattlich, schön: 1. uf alle weideliche ding- = alles
was zur Jagd gehört, Trist. 1135.
weideil (witen) swv. 1. intr. wit werden, sich erweitern, 3. ent-
fernen refl. sich erweitern: Über wen habt ir geweidet den munt?
= super quem dilatastis os? W— B Is. 57, 4.
weiden-zwiesel* {von wide swf. Weide, salix und zwisel, -e
stf. Gabel) stf. Weidenbaum mit gegabelten Asten: Traut. Chr.
203. 260.
weidner stm. 1. pabulator, fütrer oder weidner, 2. Jäger,
3. Jagdmesser, Hirschfänger: 3. er hat in erstochen mit einem w.,
Eger. Chr. 477. soll khein Meister noch gesell {bei einer Zunftoer-
sammlung) kheinen dolchen, w. oder andere schedliche Wehr mit
sich in die Stuben tragen, Eger. Z. 31, 5.
weid-vihe, waidiiech (weide-vihe nur Gr. W. 1, 649) stn. Vieh-
weide, Weide: das ein knab in 12 jaren auf der waidfiech hat er-
mordt mit der hacken czwen andere knaben, Igl. Str. (1) S. 265e;
wenn nicht Schreibfehler für tiechwaid.
weie (wie) swm. Weihe, milvus: Der weie in dem himel hat
erkant seine czeit, W— B Jer. 8, 7; u. s. bei sprinzel.
weif /'. 1. Haspel, Garnwinde; 2. Markzeichen an Grund-
stücken: — den 22. marci 1599. lisz ein ersamer rath lengere eilen
und waiffen und rechte masz und virtel machen, Traut. Chr. 334.
weigeln swv. wälzen, weigen swv. zum Schwanken, bringen,
Schweiz. = wackelnd bewegen: der do weigelt den stein, widerkeren
wirt er zu im (volvit), W— B Spr. 26, 27.
weigern swv. 1. sich widersetzen, weigern, 2. in einer zu
leistenden Sache einen andern vorschieben: 1. Traut. Chr. 136.
139; Eger. Chr. N. 1179. dagegen wegert = begert, begehrt, Eger.
Chr. N. 1109.
weilier, wiher (wiwsere, wiwer, wiher, wiger, wier) stm.
Weiher {aus lat. vivarium) : in einen wiher — genennet aldä pis-
cinä probaticä, Legende 774. 789. 797.
weihern (wihenen , wihen , wihelen, wiheren) sivv. wiehern,
hinnire; subst stn. hinnitus: wirstu mit weihern ummegeben seinen
{des Bosses) hals, W— B Job. 39, 19.
weikunge (wihunge) stf. Weihe, consecratio: der keiser — wolde
seine leezte weihung {Kaiserkrone) von dem pabste empfahen, Böhm.
Chr. 61. die w. seines gotis, W — B Num. 6, 7.
weik-haus (wic-hüs) stn. Festungsturm, Blockhaus: Traut. Chr.
262. 288. die statmauer mit den weikbeusern, 318.
weil, -e (wil, -e) stf. 1. Weile, Zeit, -punkt, -raunt. Stunde,
2. davon adv Wendungen ein wil - ein wil = bald, bald, alle w. =
allzeit, diu wile während dessen, solange, während, indem, da weil,
wile längst, so lange als: 1. vor Sanct Creorg,ir,ag zu rechter weil
und zeith, Chlum. 19; 127. mein heil wirt kein weile machen =
wird nicht zögern, non morabitur, W — B Is. 46, 13. weil = so lange
als, Eger. Chr. N. 104. weil er {solange als) nicht burgerrecht ge-
winnet, Eger. Str. A VI 1.
weilundt (wilen, wilent) adv. Dat. vor Zeiten, vormals, tätigst:
weilundt hauß hegen (s) wittib, Eger. Achtb. II 207.
934 weil-zeit — wein-rebe
weil-zeit* stf. Verzug, Verzögerung: darinnen die weilczeit
schedlich ist (niora), Const, I 7, 13.
wein-ber stnf. Weinbeere: welsche weinper = uvam passam,
W— B Par. 1 12, 40.
•weinen swv weinen, tr. beweinen: das ist uns oft furkumen
mit weinender klage unser perkleute = voce lacrimabili, Const.
I 4, 6.
wein-garte (win-gart, -e) swstm. Weingarten, -berg: und sal
ein iczlich weingarte 60 ruten lank und 8 ruten breit sein und sal
iczliche rute 8 efen haben, Stb. Brtix N. 108.
Tveingart-leute (wingart-liute) PI. vinitores, Winzer: W — B
Jer. 52, 16.
weiu-gehacke * stn. Anzahl von Setzlingen am Weinstock:
W — B Ez. 17, 6; s. wein-ranie.
wein-herre* swm.: die erbere bruderschafft der weinherrn,
Olm. Stb. 63.
wein-kolz (win-holz) stn. Weinrebe, Rebholz: Menschinkint,
was geschieht dem weinholcze, W — B Ez. 15. 6.
wein-hüeter (win-hüeter) stm. Wächter des Weingartens: die
w. , so man umb St. Lorenczentag mit vorgehender aidspfiieht jähr-
lichen seezen soll, Chlum. VII 17.
Tvein-korn (win-korn) stn. Weinbeere, uva, vinaculum: nicht
cloub zusamen die bleibenden weinkorner (racemos), sunder sie sullen
gevallen in die bedurft des neukomen und des waisen und der
witwen, W— B Deut. 24, 21.
wein-koster ( win-koster = -kieser) stm. amtlich bestellter Wein-
prüfer: Igl. Str. 257; Brunn Str. II 201.
wein-küftl* {kleine winkuofe = dolium DFG 189 b, u. gl. 140 a)
stn. Weinschlauch: Alle secke legten sie ouf ire esil und zubrochne
weinkufil und gepestilte (utres vinario scissos atque consutos), W — B
Jos. 9, 4. die weinkufil fülle wir newe = utres vinos novos implebi-
mus, Jos. 9, 13.
wein-lesen stn * = subst. Inf. (bei L. win-lese f.) Weinlese:
über dein w. ist der rouber gevallen, W— B Jer. 48, 32 und Lev.
26, 5. die trouben — soltu nicht zusainenclouben als Weinlesen,
Lev. 25, 5 imd Is. 24, 13.
wein-leser (win-leser) stm. Weinleser, vindemiator: kere deine
haut als ein w. czu dem korbe, W — B Jer. 6, 9.
wein-lich Adj* weinend, kläglich, betrübt: daz, wären wein-
lichiu wort, W. v. W. 1124.
wein-niön, -niönat (win-mänöt) sim. Weinmonat, Oktober:
Traut. Chr. 181. 197. den 10. weinmonat, 115. 220.
wein-rame * swm.? Fruchtrebe: Nu wart is dorumme ein wein-
garte und vruchtperte iu weinramen und lis weiugehacke =
— fruetifieavit in palmites et emisit propagines, W — B Ez. 17, 6.
wein-rebe, win-rebe /'. m. Weinrebe: wan wir ez, sin die win-
reben, die üz, im liez, enspriesen er (Christus), Trist. 6872. daz, wir
alsam die winrebe uns vlechten wider in in (Christus), 6882. den
winreben, (Akk.\ 6885. einen grüenen winreben liez, er üf Isöten
pelzen, 6826. 6830. 6840.
wein-schenke — weiser 935
wein-schenke sivm. der Weinschenke, tver Wein ausschenkt:
wir seczen und machen, daz ein iczlicher weinschenk nicht lenger
lantwein schenken sol nur von der czeit, als sich die moste anheben
uncz uff die ostern, sundern osterwein und ungrischen wein der ist
niemand Vorboten durichs jar, aber ein phebert umb ein phennig
und in seinem eigen haus einer allein oder czwen und nicht mer,
di bed gesessen sein, Igl. Stb. 11139 b. — neben dem pawl, Wein-
schenken, V 84 d.
wein-stecke* siom. Weinstecken: die weinsteckhen, Chlum. 1 15.
wein-treublein (kleines wintriubel stm.) sin. Weintraube: recht
a^s - — abgeslagen weiden die w., so geendet wirt das Weinlesen,
W-B Is. 24, 13
wein- trunken Ad), weinberauscht: nit ainen weinz,trunken,
T— B Titus 1, 7.
wein- wachs (win-wahs) stm. f. n. Weingarten, -berg: wie sie
bawen w., Ack. 53, 17.
wein-zürel (winzürl, -e) stsivm. Winzer: das kein weinczurel
auf der mitstat das Ion sckol bescheiden für die gesessen leut, er tu
es denn noch der percgenossen rate, die do gesessen sint, Chlum.
VIII 7.
wei-rauch (wi-rouch) stnm. Weihrauch: gar lichhten weirouch
= thus lucidissimum, W — B Lev. 24, 7; Lev. 2, 2. den weirouch,
der ouf die semil ist gelegt, Lev. 6, 15. daz, entzuute weirouch,
T — B Luk. 1, 9. weirach, Matth. 2, 11. der rauch der weirauch
steig auf, Offenb. 8, 4.
weise (wis, -e) stf. Art und Weise, in adv. Ausdrücken, wis
zugl. als stmu. gebraucht, mit einem Gen. = wie; Melodie, Gesang-
stück, Lied: Disz (34.) capitel stet eines betes weise = hat die Form
eines Gebetes, Ack. 55, 10. die nei bewerte Iglauer weiß Phillipp
Hagers von Nüremberg — ■ helt 25 reimen — , die hocherfreite meien-
weis Marcus Mischko, Igl. Ms. S. 17.
weise (weise) swm. Waise; Edelstein in der deutschen Königs-
krone, der angeblich seinesgleichen nicht hat: der wise(!) ist er (der
stein) da von genant : ir wart keiner mer bekant, Ernst 3621.
weisel (wisel) stm. 1. Führer, Anführer, Oberhaupt, 2. Bienen-
königin, Weisel: 2. zu dem alle gute ding als zu dem weisel der
pin neben und halten, Ack. 57, 8.
weisen (wisen) swv. 1. intr. weise werden, 2. tr. anweisen,
unterrichten, belehren, 3. anzeigen, kundtun, offenbaren: 4. wein, daz,
vaz, w. = den weinkiesern, -kostern zeigen, von denen er zum Aus-
schank zugelassen wird, 5. dartun, beweisen, 6. führen, lenken, leiten,
7. warnen, abmahnen, 8. einweisen, in, in die Gewehr einführen, in-
vestieren, 9. belehnen mit {Gen.): 3. Du bist die weisend worheit,
Sol. 11, 24. — 8. man hab si (die bergteile) denne aufgeben und sei
darinn geweiset (sine resignatione et investitura, Const. I 7, 20.
nochdem als die stuff czwischen den sechslehen und Send Andres
geweist ist, Igl, Bgr. 53, 22; 63, 2.
weisen-kabe* stf. Waisengut: rechnung tun von w., Eger.
Str. C 69.
weiser (wissere) stm. 1. Führer, Anführer, Oberhaupt, 2. Assessor
(Beistand eines Richters), 3. Zeigefinger, 4. einer, der etwas vorweist*:
936 weis-lieit — weizen
4. bei uusern eidgenossen, weisem dicz brifs, Igl. Rspr. II. Johannes
Klewl, dicz brifes weiser, V S 53.
weis-keit (wis-beit) stf. Verständigkeit, Erfahrung, Wissen,
Weisheit, Kunst: darumb bitten wir ewer ersaine w., Igl. Stb. V 10 d.
euern (ersamen) Weisheiten tun wir zu wissen, Igl. Rspr. V 53.
weis-lich (bei L. nur in anwiselich) Adj. w. machen = zeigen,
nachweisen: So die ge werken des Mathes Steigers Stollen weislich
machen, das si den Stollen von dem obristen leihern auffgenomen
und entpfangen haben, Igl. Bgr. N. 77, 2. so der Karl w. macht,
N. 84, 2. so er das w. macht als recht ist, N. 95, 2. als das genug-
sam weislich gemacht wer, Igl. Stb. V 100 d.
weissage (wissage, wisage) swm. Wahrsager, Prophet: Plato
und ander weissagen, Ack. 50, 15. das haben gelobt alle weissagen,
wann sie sprachen: am besten zu sterben, wann am besten zu leben,
Ack. 19, 8. Hastu nicht gekannt den weissagen, der in dem bade
sterben wolt (ivohl L. Annaeus Senecca, Tac. Ann. XV 60 ff.), Ack.
29, 16. wie Hermes, der weissage leret, 30, 19, (Hermes trismegistos,
s. Pauly, Realencyclopädie der klass. Altertumswissensck. III 1309 ff. ;
Preller, Griech. Myth. 3 Aufl. S. 310 und Anm. 3). durch Isaias den
weissagen, T-B Matth. 1, 22; 2, 17; 2, 23; 3, 3.
weis-saginne (wissaginne) stf. Prophetin, prophetissa: Maria,
die w., W — ß Ex. 15, 20. Anna was ein weiz,z,aginne, T — B Luk.
2, 36. Lubussi (Lybusa) was ein wissagin, Dal. 24, 2 (3, 15).
weis-saglich (wis-segelich) Adj. weissagend: wir habten noch
ein festerz, weissagklickz, wort (weissagende rede, XI. Bibel), T — B
II. Peter 1, 19.
weis-sagunge stf. Prophezeiung, prophetia, divinatio, W— B
Num. 22, 7.
weiten (witen) swv. intr. weit werden, sich erioeitern, tr. er-
weitern: geweitet und geveistet si sind, W — B Jer. 5, 28. Homerus
— din (Achills) lop nach dinem töde gewitet hat, Alex. 5003. sie
sahen, das der durchslag auch dennoch nicht czu was geweit, Igl.
Bgr. N. 63, 2 S. 423.
weitern (witern) swv. intr. weiter werden, tr. erweitern : weitert
eure necz in fachung (werft eure Netze zum Fange aus) — in dein
wort weiter ich daz, necz, T — B Luk. 5, 5 — 6.
Weiterung (witerunge) stf. 1. Erweiterung, 2. Verzögerung*
Verzug: an alle w. (allez, verziehen, XI. Bibel), T— B Botenb. 25, 17.
weit-vengig (wit-vengec) Adj. mit Gen. weit fangend, weit
fassend: des (Jonathams) witvengec prises eilen in strite sterben dö
erwarp, Alex. 11546.
weive s. weife.
weiz,, waisz (weiz,, -e, weiz,z,e) stswm. Weizen: Traut. Chr.
136 und öfter.
weiz,-gehand (wiz,-gehant) Adj. weißhändig: ouch der wiz,-
gehanden. Trist. 856. die wiz,gehande Isöt, 307. 96. 171. 440. die
maget die wiz.gehande, 526. 987. 3685. 3799. 3981. 4051. 6749.
weiz,-got Adv. — Gott iveiß es, tvahrlich: ir beginnent ez, weiz,-
got beclagen, Alex. 5257.
weizen (weiz,in) Adj. aus Weizen: das weitzene semelmel,
Traut. Chr. 137 oben.
weizen-bröt — wen 937
weizen-bröt (weiz,-, weiz,en-bröt) stn. Weizenbrot: David teilte
— einem iclichen ein schei blecht weiczenbrot und einen braten
vleisches wisent und ein seniil, gekreischet mit öle (collyridam panis
unam et assaturam bubulae carnis unam et similam frixam oleo,
W— B Kön. II 6, 19.
weiz^groscke * swm. Weißgroschen: 1 Pf. heller ist 3 weiss-
groschen. Eger. Chr. 164 S. 68.
weiz/lecht (wiz,lot, wizjich) Adj. weißlich: ist das gehere weis-
lecht und deiner wenne es czu recht sein sol, W — B Lev. 13, 30.
weide (ivohl verschrieben für gelde = gelte) die smelczhutten
— hett im nucz gemacht bis an dise czeit, se weide, umb hundert
mark; — clagete, das er der hutten — kaine rechuung hat getan,
se weide aber um hundert mark, Igl. Bgr. N. 99, 1.
welisck s. walchiscli.
weidecht* Adj. waldig, waldreich: die weidechten tal = valles
nemorosae, W — B Num. 24, 5 u. 6; s. buden.
weidigen (waltigen, weltigen) swv. 1. tr. einem die Gewalt
übergeben, 2. Oberhand gewinnen, bewältigen: das man ir {der ver-
brannten Grube) nicht weidigen wolt, Igl. Bgr. N. 90, 3.
weif, -e stswm.n Junges von Hunden und wilden Tieren: Dan,
des leben weif, vleusset mildiclich von basan = Dan, catulus leonis,
flu et largiter de Basan, W — B Deut. 33, 22. der lewen weif er, Ps.
56, 5. Wirstu nu vahen der lebinne (leaenae) den raup und erfüllen
die sele irr weifen, so si ligen in den holeru und in den kluften
(Hs., lüften = in specubus) lagen? Job 38 — 40. der igel hat ernert
seiue weifen, Is. 34, 15. under den lewen hat si dirczogen ire weifen?
Ez. 19, 2. wan joch die weifer (huntleiu, XI. Bibel) ez,z,ent von den
prosmen, di da vallent von dem tische irr herren, T— B Matth.
15, 27.
Weif nom. = Wolfram: die Welffen (später die Wolfrainen
genannt), Böhm. Chr. 103.
welfel (und welfelin) stn. Meines Junges von Hunden oder
wilden Tieren: die rosweibe (lamiae = weibliche Vampyre) — haben
emplecket ire brüste und haben geseuyet ire welfel, Klagen des
Jer. 4, 3. w. (= junge Hunde), T— B Mark. 7, 28.
welle stswf. 1. Woge, Welle, 2. Stroh-, Reisigbündel: ein well
oder ein bewegung des windes steig ab in den* see, T — B Luk.
8,23. __
wellen tmreg. Zw. 1. wollen, beabsichtigen, verlangen, wünschen,
2. als Hilfszeitw. der Zukunft, vermutend = ivird wohl, 3. glauben,
meinen, daß: das es vor got eine sünde wil sein, Igl. Ms. S. 25.
welsch s. walchisch.
welt-wärheit* stf. alte w. = Gott: Ack. 57, 14.
wehmg stf. Wahl, auserwählter Teil: di welung ist begriffen,
T— B Bömer 11, 7.
welzung* stf. das Herumwälzen: daz, gewaschen swain — kert
wider in die welczung des horbes (kots, XL Bibel), T — B II Peter
2,22.
wen, wenne 1. denn, 2. weil, 3. als beim Komp.: W — B Igl.
Str., Bgr. Const.; 1.) Elbog. Chr. 5, 12; 16, 28; 17, 19; 2.) 19, 5;
22, 36 usiv. ; 3.) 27, 33.
938 wende — wenig
wende stf. 1. Wende, Bückwendung, -kehr, 2. äne w. unabwend-
bar, unleugbar, 3. Ort des Wendens, 4. Seite, Himmelsgegend,
5. Ende, Grenze, 6. Richtung, 7. Handlungsiceise, 8. Schande: üf
des ringes (von sidin tuochen) wenden wären an allen enden rück-
lachen breit üfgezogen, W. v. W. 1284.
wenden sivv. Trat, wante, wände, auch wente, Part, gewant,
seltener gewendet 1. umwenden, -kehren, 2. rückgängig machen,
abwenden, hindern, verhindern, 3. verwandeln, 4. kehren, richten,
5. ausrichten (eine Botschaft), 6. an-, verwenden, 7. vermachen,
(testamentarisch), 8. verwant part. Adj. angebracht, verwendet; aus
schlaggebend; zustehend; angemessen, beschaffen; geneigt, beteiligt;
intr. 9. eine Richtung einschlagen, sich wenden, 10. grenzen an,
11. aufhören, sich enden: 2. wirken werde ich und wer mak das
hin gewenden? (quis avertit illud?), W— B Is. 43, 13. — 10. Traut.
Chr. 267. — 11. Traut. Chr. 308. wisliche sie (die streitenden lant-
herren) genanten bi zit sie wider wanten, W. v. W. 3802. do die
dreilehen: kunigslehen, purgeriehen und abtlehen, wanten, Igl. Bgr.
N. 55, 1. do die leben — wanten, N. 104, 1; N. 53, 16. das si
westen, wo die leben ires gemessen pergs wenten, 53, 16. do di
siben leben wenden zu Send Andres, do schol auch sein ain stende
stuff zu der selben gruben czu Send Andres und czwischen den
vorgenanten sechslehen in czukünftigen czeiten , N. 53, 4. sein
gemessen perg sol do wenden, N. 57, 4. das di mass sich wenden
sol an der stuffen, N. 58, 8. als verre die losunge wendet, Eger.
Str. B 27. wie es ihr kais. maj(estet) mit solcher herschaft — enden
und wenden mocht, Traut. Chr. 308. das des hern gründe bein diesen
grenitzstein sich an der von Trautnaw gründen daselbst endeten
und wendeten, 267. do also von sinem lande ein so werder furste
wände (schied), Ernst 1782. er daz, min sele wende von dem libe,
5145. von der stuffen, als der eider gemessen perg gewant hat (zu
Ende ivar), Igl. Bgr. N. 53. 24. so ver ez, went (reicht), Igl. Stb.
V 154 c.
wend-stein (wendel-stein) sim. Wendeltreppe, das sie die glas-
venster im w. ausdruckten, Traut. Chr. 153.
wenen swv. tr. gewöhnen, mit Gen. an etwas, sich angewöhnen;
refl. sich gewöhnen an (Gen.): wie sie so waren wilde, sie künde
doch die minne wenen, daz, sie sich nach minne künden senen, Alex.
25657. ez, hiez, der knappe guoter an höu und an vuoter und an
ander spise wenen, Alex. 1719.
wengel (wengelin, wengel) stn. Dein. v. Wange: manec wengel
licht, W. v. W. 1380.
wenig, wening (wenec, -ic) Adj. Adv. 1. akt. weinend, klagend,
2. 2}ass- erbarmenswert, unglücklich, 3. wenc, weng nach andern
Interj. des Leides und Mitleides, 4 klein, gering, schicach, 5. unfl.
subst. n. wenic, vil w. ein w. wenig, nichts, 6. Adv. wenig, kaum:
der wenige man (Zwerg), Alex. 19087. der wenige man (David
beim Kampfe mit Goliat), 12993. der wenige recke (Zwerg), 19185.
weningez, mennel, süf ouch du, Trist. 5294. — als Adv. sitze du von
uns ein weninc hin dan, Trist. 389. wie weninc weste (wußte) sie,
972. daz, er weninc slief, 1420. — 4. unser wenige swester (parva),
wenikeit — werben 939
W — B Hohes Lied 8, 8. w., der weniger, der wenigsten (Mein, -er,
-sie Zahl) zal, Elbog. Chr. 57, 15; 34, 38.
wenikeit stf. 1. Elend, Not, Unglück, 2* geringe Menge,
paucitas : die nberigen holczer deines waldes vor w. werden geczalt,
W— B Is. 10, 19.
wenken swv. Prät. wancte, wenkete, wencte intr. 1. wanken,
schwanken, weichen, schiveifen, 2. winken; tr. 3. einen wanc w. =
intr. 4. wenden: die an ir reht iht wenken = in ihrer Pflicht nicht
wankend werden, W. v. W. 4076. vil herze müe^en an fröiden
wenken und in järaers tiefe sich senken, Alex. 6357. so tnrret ir
niht gewenken von manheit, 7006. also saz, er mit gedanken
wenkende, Trist. 168.
wenne s. wen.
Went* swm. Slave, W. v. W. 3268.
wenunge (wrenunge) stf. Schätzung, Vermutung, praesumptio:
der weise Salomon spricht: di peste meisterinne ist wenunge der
warheit, Const. IV 16, 5; s. auch vorwenunge.
wepner (wäpensere, wsepensere, -er) stm. Waffenträger, armiger:
W— B Kön. 1 14, 1. 6. 7; 131,4. Der rufte endlich seinen w.,
Richter 9, 54. do die wache was der w. (arniatorum, der Bewaffneten),
Richter 7, 11.
wer,* wehr* Holzblock von bestimmter Länge und Dicke =
Traut. Chr. 250. sind 100000 wer holz verbrant, 250. — 18—19000
wsehr holz wirt in einem jar (von Trautenau) auf Kuttenberg geflüst
und ist der besoldung von 1000 wehr aufs wenigste 12 gülden
(ä 15 patzen), 185.
wer, -e swm. der gewährleistet, gewährt, Gewährsmann, Bürge:
des ist her Walther min wer, Alex. 6022.
wer, -e stf. 1. Verteidigung, Wehr, Kampf, Widerstand,
2. Weigerung, 3. Gesamtheit der Verteidiger, Kriegsmacht, Heer,
4. Waffe, 5. Brustwehr, Befestigung: 1. einen sprach — zu bewerunge
der warheit und zu seiner were, Hier. 179, 15. David lag in helf-
licher were (in praesidio), W — B Par. I 11, 16. — 4 hat die bogen
irer wer zubrochen (arcum conterens), Hier. 4, 3. die wapeu ewer
geistlichen were sullen sein keuschheit, gedult, demutikeit und dorzu
gotliche übe, Hier. 51, 5. verboten wer zu tragen büßt man mit 5 phunt
haller, Eger. Str. A IX 1; B 30; Prag. Str. 14, 20. das sie dem
Weissen pesolt mit verbotener were in sein haus wolden sein geloffen
mit frevel, Buch d. Gebrechen S. 221. David seczte seine were zu
Syria der stat Damasco (posuit praesidium), W — B Kön. II 8, 6. —
5. und sie ummelegten di were und czunten das an (praesidium),
Richter 9, 49. David lag in helf licher were, I. Par. 11, 16. w. =
Grenzzaun zioischen den Häusern und Grundstücken, intersticia,
vulgariter wer dicta (mezirka, tschech.) raichen, Brunn. Str. I 78.
er hat min geleite her, des bin ich ouch hin wider (auf dem Rück-
weg) wer (Schutz), Alex. 20528.
werben stv. 13 intr. sich (in einer Kreislinie, um eine Achse)
drehen, 2. fähren, 3. sich umtun, bemühen, tätig sein, streben, 4. be-
nehmen, verfahren, 5. ein Geschäft haben, Handel treiben, 6. w. an
= sich mit einer Bitte oder Botschaft wenden an einen, 7. w. nach,
umbe streben nach, sich bemühen um, 8. einen w. = berufen, ein-
940 Werbung — werfen
laden, 9. anwerben, 10. Akk. d. S. ins Werk setzen, betreiben, aus-
richten, 11. bitten um: dö er so tugentlichen warp (so tüchtig tvar),
W. v. W. 548. — 7. darnach werben. W. v. W. 7310. swer under
dem kriuze stirbet, wie saeleclich der wirbet, 34-69. daz, sie mit
triuweu würben an dem willen nie verdürben, 836. — 3. Dovon
werbet, wie ir vornunfticlichen lebet nicht als toren, Hier. 60, 21.
die weil vaste peiclenthalben (bei streitige Parteien) nach dem ercze
werben (arbeiter, E.) und heilen ez, mit der huete pehalten — bis
zur rechtlichen Entscheidung, wem es gehört, Igl. Bgr. U — ß 26. waz,
werbet ir, waz, ist iuwer ger? Trist. 1206.
Werbung stf. Werbung, Bitte: w. = Bitte um Hilfe wegen des
Brandes von Brüx, Briix. Stb. N. 304. wir haben unsern rats-
freuud Erhärten Haller zu ewern g-naden mit unser w. und um
euern rat zu piten geschickt, Eger. Chr. 1123 S. 298.
werc s. werk und werg.
werde (bei L. nur DFG 303b und Prag. Str.) sivm. 1. Insel:
wo ein werde leit bei einem Stade — er gehört zu dem stad,
dem er nehir leit, Prag. Rb. 165. — 2* Hindernis im Wasser:
räumen und keren seine (der wasserseige, des Stollens) rinne — das
icht das fliessende wasser mit keinerlei werde und hindernüsse
gehindert werden (aliquo obstaculo), Const. II 4, 5 (wenn nicht von
wert, -des stm.). umb werd (Land im Wasser) und alle visseray
(Fischerei) ansprach czu dem aigen, czu dem werden noch czu der
vischserai, Budw. Urkdb. Js. 498.
werde Adv. 1. herrlich, 2. zur Ehre, 3. zur Freude gereichend:
3. dö er den brief gelas, gar werde im zu muote was (wurde er sehr
froh), Ernst 5210.
werden stv. 13 — 1. Richtung einschlagen, kommen, gelangen
zu, 2. erlangen, 3. mit sich eins werden, 4. mit Dat. d. P. zufallen,
zuteil werden, bekommen. 5. werden, ausschlagen, gereichen zu,
6. geboren werden, entstehen, wachsen, zustande kommen. Durch
Abschleif ung der Partici-p- in die Infinitivform entwickelt sich die
Umschreibung des Fut., 7. mit Gen. = gerechnet werden zu, werden
aus, geschehen mit. Des e genanten reichen mannes sun wart teg-
lichen wacbseu, Hier. 193, 6. was wirdestu uns denne geben in dem
tage der hoo.hzeit (nuptiarum) , Sol. 55, 39 ; meist ist auch in Sol.
das Fut. mit werden umschrieben.
werdikeit s. wirdikeit.
weren s. wem.
were-wort s. wer-wort.
werfen s. ein-werfen.
werfen stv. 13 — 1. icerfen, schleudern, 2. stoßen, 3. rasch
wenden, 4. jagen, 5. streuen u. dgl , 6. vertreiben, anweisen, verstoßen,
7. refl. sich zusammene w. = sich rasch versammeln, 8. sich von einem
w. = abfallen, 9. schleudern, schießen, 10 würfeln, 11. fliegen lassen,
12. bergm. schürfen, 13. üf w. gegen = zum Wettkampf heraus-
fordern: der richter (hofmeister) wirft urteil an die schepfen =
fordert sie zur Fällung des Urteils a?</', Igl. Str. 271; Igl. Bgr.
N. 10, 2. 3. 5; N. 6, 4 u. s. ö. sie haben uns — dorauf geworfen
und dorczu gehalden, das wir der lehenschaft nicht schulten begeben,
Igl. Bgr. N. 39, 5. sich werfen an = sich wenden an, Elbog. Chr.
werg — werk-man 941
83, 25. das wasser zurücke w. = überschreiten : do er nu weck-
quam — und das wasser zurücke gewarf (amue transraisso) — , W — B
Gen. 31, 21; s. auch einwerfen.
werg* stn. Werg, Abfälle von Flachs: ir kleider brinnen als ein
werc begunden, Legende 752.
werg* Adj. übel gesinnt, feind: dem (Job. v. Wartinberg war
er [König Rudolf v. Österreich] werg und von der Lippin dem
Henrich, Dal. 219 4 (99).
wer'-geld stn. Wergeid: Prag. Str. 137, 121; Olmütz. Stb. 80.
wer-haft Adj. 1. g während, 2. gesetzlichen Zahlungswert be-
sitzend: 2. 20 seh. gr. werhafter müncz, Igl. Stb. V 266 d.
"wer-lial't Adj. dauernd, streitbar: Got aller wunder hat gewalt,
die ich werhaft und manicvalt geloube und erkennen sol, Alex.
12904. die Sachsen haben weisse har und die schrift spricht, das
sulche leut selten w. sein, Böhm. Chr. 44.
wer-haftig Adj. = werhaft 1. dauerhaft, 2. kühn, streitbar:
einen torstigen und w. man, Böhm. Chr. 18. den toren ist gegeben,
das sie turstig sein, und den clugen, das sie w. sein, 17. Neklan —
was clug und was doch nicht w. und redlich (tüchtig) zu streiten,
17. ein turstiger, kuner und werhaftiger Pehem, 50. vil wer-
haftiger leut, 86. Tömlik czumal (besonders) w. ritter, 104; die
Befestigung der Stadt mit werhaftiger hant erhalten, Elbog. Chr.
58, 23.
werk-berlicli Adj. (bei L. nur werebserlich handwerksmäßig
betrieben, Mone 27, 215): einen so werkberlichen deinen closz als
eines menschen haupt? Ack. 38, 16.
werken s. wurken.
werker stm. 1. Arbeiter, Handwerker, 2* die etwas tun, aus-
üben: 2. die werker der ungangkeit, T — B Luk. 13, 27. daz, er sent
w. an sein snite, Luk. 10, 2. wirdig ist der w. seines Ions, Luk.
10, 7. w. der ungerehtikeit, Sol. 66, 8.
werk-genosse (-genö^e) swm. Randwerksgenosse, Prag. Str. 30.
die meister (der becken) oder ire werggenossen, Traut. Chr. 140, 137.
werk-gezeug* (= werc-ziue) sttnn. Handwerkszeug: all sein
werchgezeug, Igl. Stb. V 182 b.
werk-leute (werc-liute PI. von werc -man) PI. Bauleute,
Künstler, Arbeiter: einem kauf — oder w. entfremden (abwendig
machen), Eger. Z. 43, 7.
werk-licke, -en Adv. 1. kunstgerecht, künstlich, 2. wunderbar,
3.* wirklich, -in der Tat: Erst nu wirstu sehen, ob mein rede werk-
lichen, (opere) wird erfüllet, W — B Num. 11, 23.
werk-man stm. 1. Schöpfer, 2. Werk-, Baumeister, 3. Künstler,
bes. in Schmiedearbeit, 4. Handwerker, Arbeiter: aller hande w.
muosten vil ze werke hau von richer gezierde, \V. v. W. 7010. Wo
hat ie w. gewurket so behendes und reiches werkstucke — als eines
menschen haupt? Ack. 38, 15. von diesem werc-manne (hier Schmied),
Trist. 6013; Legende 712. 719. des betehüses w., 685. wan die
gewonheit machin kan ein gutin werchman (tschech. : neb obyc.ej
cini dobre femeslo). Dal. 157, 6 (69, 38). einem andern Meister einen
w. entfremden, Eger. Z. 13, 18; 14, 13. bei einem Meister, dessen
.w er ist, 15, 24.
942 werk-meister — werm-topf
werk-ineister stm. = werk-man: saczte in w. == magistros
operum, W— B Ex. 1, 11. Demeter und und die werkmaister (Gold-
schmiede), T— B Btb. 19, 38.
werk-schüli (werc-schuoch) stm. Schuh als Längenmaß der
Zimmerleute, Tischler, Maurer: ein Thruenn ( Truhe), " die da soll
6 werckschüg lanng sein, Eger. Z. 44, 4.
werk-stat stf. Werkstätte: in deiner w. sahen wir dich ein edel
gewant von regenbogen wurken, Ack. 27, 9. wier wollen auch
beschützt haben und einsetzen die w. derselben pröbste und brüder
mit dem sigil an die crone unsers — vaters (K. Otakarv), Traut.
Chr. 20.
werk-stücke* stn. Werk, Meisterstück: der mensch ist — das
allerbehendest (kunstvollste) und das allerfreiest gottes werkstuck,
Ack. 38, 12 u. 16. w. ist ein Mühlstein genannt, Traut. Chr. 266.
werkung stf. das Inswerksetzen, die Tat: der zaig sein werkung
von guter wandelung in der senft der Weisheit, T — B Jak. 3, 13.
werk-zeug-strempfel* stm.? Prägestempel zum Münzen: Traut.
Chr. 41.
wer-lich = werhaft Adj. 1. kämpf gerüstet , bewaffnet, tapfer,
2. Schutz bietoid, befestigt: 1. so werliche hant, W. v. W. 4571. ich
sol mit werlicher hant und durch kämpf gein den heiden komen,
3495. Er kam in werliche laut, die er wol erbüwen vant mit guoten
bürgen unde steten, Alex. 21 811.
wer-liche, -en Adv. hievon: wann wir in langer czeit zu
Behem nit endliches han geschafft sonder nur neulich in einer vesten
hübschen stat auf einem berge werlich gelegen, Ack. 5, 16.
•wer-liche, -en (wserliche, -en) Adv. wahrhaftig, wahrlich, in
der Tat: Ack. 46, 7.
wSrlt (G. werlt, -e, werlde) stf. 1. Zeitalter, Jahrhundert, Jahr-
tausend, 2. die ganze Schöpfimg, Welt, 3. Menschengeschlecht,
Menschheit; 3 junge w. = junge Leute: ein junge werlt gegen im
trat mit allerhande seitenspil, Alex. Anh. 1956; — 5. weltliches, sünd-
haftes Leben.
werlt-lich Adj. und Adv. 1. zur Welt, zum Leben gehörig,
2. iceltlich (Gegensatz zu geistlich und himmlisch), 3. weltlich gesinnt:
2. in geistlichen und werltlichen Sachen, Const. II 5, 9. geistliches
und werbliches rechten, Const. III 1 Einl. keinerlei doran fordern
— wider geistlieh noch werltlich in keinerlei weis 6n geverde, Mind.
d. Egerl. S. 48. zu werltlichen höchzeiten (im Gegensatz zur Priminz
eines Pristers) Eger. Str. A 1, 1; B 3. den werntlichen pristern
( Wr/tpriestern), Eger. Chr. 1125 S. 303. in werntlichen sachen, 1148;
Eger. Str. C 18. mit gaistlicher und werntlicher manschaft, Brüx.
Stb. 349. unter dem schein des glaubens sich wemtlich und geist-
lichen behelfen mit unbestendigen furbringen, Elbog. Chr. 160, 39.
epicurier und stoici, weltliche weisen, T — B Botenb. 17, 18.
Tverni-stube* swf. Wärmstube: man bawet die wermstuben
aufn rathaus, Eger. Chr. 81.
werm-topf (bei L. nur HB. M. 412) stm. Wärmtopf, scutra:
Hiram machte kessil und gleich hoch sinewelle vermtopfe und gis-
kopfe, W— B Kön. III 7, 40.
wermüt — werren 943
wermüt, -e (wermuote, -e, -müete) n. Wermut, absinthium:
Gefullet hat er mich mit herbikeiten; trunken hat er mich gemacht
mit wermute, W— B Klagen Jer. 3, 15. gedenke meiner ubergerunge
(Elends), der wermute und der galle, 3, 19.
wern, weren swv. 1. abs. zahlen, geben, 2. Entschädigung geben,
3. Auskunft geben über, 4. gewährleisten, bürgen, 5. sicher stellen:
1. das in Procop schon gewert hab und im nicht mer schuldik sei,
Igl. Str. 246. ein schuldiger schal man czu dem ersten weren, 253.
— 4. daz, ich im uubevahens wer (gewähre) nach unser zweier liebe
ger, W. v. W. 4269.
wem, weren siov. verweilen, ausdauern, Bestand haben, dauern:
din kintheit gerach diu werndez, herzeleit, Trist. 1890. Paulus bräht
daz, wernde lieht, Alex. 6297. seinen wehrender dieser Zeit ehrlich
vollführten Lebenswandel dociren, Eger. Z. 25, 14.
wem, weren siov. 1. schützen, verteidigen, 2. refl. sich wehren,
sträuben gegen, 3. mit Dat. fernhalten, versagen, verbieten, 4. hindern,
verhindern: 1. Ob nu di vraw ir leip und ir gut nicht pas geweren
mug mit totpetleuten, Igl. Str. 247. sol ich din enbern, daz, muoz,
mich ganzer sorge wem, Alex. 728. so er — das handtwerch
arbeiten würd, das sol man im wieren und ablegen, Igl. Stb. V
176 d.
wernde s. werren.
wernt-licli s. werlt-lieh.
werre stsiof._ swm. Verwirrung, Störung, Schaden, Not, Be-
drängnis, Leid, Ärgernis, Zerwürfnis, Zwietracht, Aufruhr, Krieg,
Gefecht, Scharmützel, Gatter, Falltor : würde der werre rnere dan so
vor was der ere, W. v. W. 3949. zu kriege und zu weren lassen
sie (die menschen) es (ihr Gut) nach in, Ack. 54, 9. wirt aber ein
werre (Rechtsstreit) under in , D I R 13, 5. doriune begriffen ist
weres Sachen (Streitigkeiteyi) , Mind. d. Eg. S. 21. unmenschliche
krig, unfrid und werren, 01m. Stb. 54. — W — B 1. error; 2. ritus;
3. iurgium: 1. ein poser werre (error pessimus), W — B Prediger 10, 13.
lere und werren und torheit, Prediger 1, 17. lachen hab ich vor-
wenet werren, das Lachen hielt ich für Unsinn, Prediger 2, 2. in
werren umb sust betrogen = errore deceptus, Job. 15, 31. — 2. do lies
er (Achior) seinen heidnischen werren (relicto geutilitatis ritu) und
geloubte gote und besneit das vleisch seiner vorbaut, Judith 14, 6.
— 3. Alleine mag ich nicht ewer geschefte getragen und die purde
und den werren (ac jurgia), Deut. 1, 12.
werren stv. 13 — 1. verwirren, 2. uneins machen, in Zwietracht
bringen, 3. hindern, 4. schaden, 5. kümmern, waz, wirret = was liegt
daran, Kummer verursachen: 1. sie want und war sich vaste darin
(wickelte sich ins Hemd), Trist. 701. hier ein storje, dort die ander,
die sich sere wurren, Alex. 3489. toene, die sich wurren in einander,
Alex. 6063. dö begunden sich die herren an der küre werren,
W. v. W. 3904 u. 3782. ez, muoz, ein ander sache sin, diu iu an in
wernde ist, 6561. was wirret dir? (was quält dich?), Trist. 343.
,iuch wirret lichte ein ander not', „mir wirret, daz, mir wirret,
daz, ich mit iuch verirret mannes unde liebes bin", Trist. 1016 ff.
ir wirret zu dem leben nicht (fehlt nichts), 3637. was wirret dir
944 werts — wesen
(was fehlt dir), hertzenliber vater? Hier. 137, 28. nimant sal sich
an »lern andern rechen, was im anch gewirret. Hier. 45, 2.
werts (Gew. von wert, wart) Adv. gerichtet gegen, in der
Richtung: sein haus, das da ligt ewerm statrichter zu rechter hande
ken Prag wercz, Igl. Stb. III 114 d.
wert-schaft stf. (bei L. nur Jen. st. 65) Wert: die herrn (wein-
koster, weiuseczer) sollen allen den wein nach seiner wertschaft
seczen und nicht noch gunst tewr oder nach Ungunst pas feiler,
Olm. Stb 53.
werunge* stf. = were, 1. Gelegenheit, 2. Schutzmannschaft,
Besatzung: durch eiu ander werunge werden die iuden erlost (per
aliam occasionem), W — B Esther 4, 14. werunge wil ich seczen in
dein belegunge, Is. 29, 3 (muninienta). David legte in dem lande
Edom hutleute und werunge = statuit praesidium, Eon. II 8, 14.
"Wenne du beiigest ein stat lange czeit und mit werungen (munitioni-
bus) sie ummeringest, nicht hovve ab die poume, von den man gessen
mag, Deut. 20, 19.
werunge stf. 1. Geicährung , 2. Bezahlung, 3. Sicherstellung,
Gewährleistung des Besitzrechtes, 4. geivährleisteter Münzicert, Gold-
oder Silber Währung einer Stadt, eines Landes: 2. der erste — schol
von dem vorkaufteu haus oder erbe e sein werung genczlich nemen und
her (der Zweite) donach, Igl. Str. 57 b. die erste w. (Bäte) auf czu-
kuuftig phingsten 78 seh.. Igl. Stb. V274d. die leezte w. XIII seh.,
V282a. — 3. Von werunge (= gewere). "Wer die gewere hat an
eime gute, do wider muss in iener mit mer rechte uberezeugen; der
hat pesser recht, mit czeugen sich weren, denn iener, der der gewer
darbit, Prag. Rb. 98. — 4. prager muneze behemischer w., Stb. Brüx
N. 126. der stat werung, Eger. Achtb. H 29. 4. werunge der stat
czu Eger, II 5. 6. 7. 12. — 30 seh. gr., was der stat w. ist, Igl. Stb.
III 316 a. mit gutem gelt und werunge beczalen, III 193 d.
wer- wort stn. Wort der Abwehr, Entschuldigung, Ausrede:
umb werwort fiuden bedarf sie keines ratmannes. Ack. 45. 2. das si
icht vorschame sich, werworter vindende (die Tochter möchte sich
sonst der Gelegenheit, die sich findet, bedienen), Sirach 26, 13.
wescher stm. 1. Wäscher, 2. Schwätzer: 2. Elbog. Chr. 104, 29.
wesen stv. II — 1. bleiben, verweilen, 2. sein, existieren,
3. dauern, 4. geschehen : wesent (seid) mit uns wolgemut, W. v. W.
2595.
wesen stn. 1. das Sein, 2. Verweilen, Wohnen an einem Ort,
Aufenthalt, 3 Wohnung, Hausu-esen, 4. Wesenheit, 5. Art zu sein,
Eigenschaft, Zustand, Lage, 6 in persönlichem wesen = persönlich,
7. in w. komen, gedeihen, 8. Bing, Sache: 1. wann nu alle mensch-
geslechte — müssen von wesen zu nichte wesen kumen, Ack. 14, 4.
alles, das leben und wesen hat, sei euch unholt, ungunstig und
fluchen euch ewielichen, 2, 4. nicht aus den gesiechten, die neur
ein wesen (esse) haben, noch aus den, di wesen und wachsen. Sol.
19, 30. — 5. dem allein der rechten wesen vorlihen ist (legis esse
latorem concessum est), Coust. I 5, 10. das ding mit allem seinem
wesen (cum omni suo iuteresse), das davon entsteet, IV 6, 3. in
welichem (D, welchen H) wesen oder wirden es sei (praeeminentiae),
I 8, 4. Das urteil — in seinem wesen krefftigen und bestettigen,
wes-lich — we-tag 945
IjSfl. Bgr. N. 84, 2. in das erste wesen = in statum pristinum,
W — B Par. II 24, 18. also das nicht ein stund (una hora) in einem
wesen (statu) beleibt, Sol. 8, 34. die weil (solange) aber mein haus-
fravv katerina also ir wesen (Witwenstand) steticleich fueret und
witib beleihet, Igl. Stb. III 153c.
wes-lich (wese-, wesent-lich) Adj. 1. wesenhaft, loirMich,
2. dauerhaft: in weslicheui baw = in gutem Zustand, Elbog.
Chr. 58, 7.
weste Prät. von wizj^en s. d.
wester-barn stn. m. Kind im Tauf Meid, Täufling: er bevalh
diu reinen westerbarn einem wisen kapelän, der solt sie in siner
phlege hän, W. v. W. 3419.
wester-hemde stn Tauf Meid, -hemd: siner snevar westerhemde
Wolter zu wäjienrocke hän, W. v. W. 3567 f.
wester-lege stf. Anlegung des TaufMeides: nach kristen e
vrouwe Benen nam Willehalm, hän ich vernomen. ir westerlege
ouch vür was komen, W. v. W. 7776.
wöstnisch* Adj. westlieh: Czeucb ous gegen allem westuischen
reiche (adversus omne regnum occidentis), W — B Judith II 5.
wesung stf. Wesen, WirMichkeit: über alle Vernunft und
wesunge, Sol. 79, 22. wenn du — über alle w. — erkennet wurdest,
79, 14. alle w. der himelischen seien (essentiam), Sol. 8<J, 22. ein
got, 3 personen in der w., 102, 21. unteiliche w. = individuam
essentiam (trinitatis), 99, 18. von der unbegreiflichen w. der heiligen
drivaltikeit, 102, 10. drileichs in den personen und ein in der w.
(in essentia), 101, 4.
wet (und wette) Adj. bezahlt, ausgeglichen: kein teil dem
andern ichtes pfiicbtig sol sein, sunder es sol gancz und gar czwischen
in wet sein, Olm. Stb. 153. ir leben wart dö wette (verloren), Alex.
8286.
we-tag, -e stswm. 1. leiblicher Schmerz, Leiden, KranMteit,
2. der fallende w. = Fallsucht: nach unruwe seruug, nach serung
wetag, nach wetag afterrew musz verwarren man begeiuen, Ack.
19, 1. in wetagen lassen sie (die menschen) ir gut zunick, 54, 11.
wanne von des houptes wetagen wirt der gantze leip gekrenket,
Hier. 70, 23. noch der menige meines wetagens und meiner betrüb-
sal hab ich geredt, W — B Kön. I 1, 15. in we lagen wirdestu gebeten
deine sune, Gen. 3, 16. iu wetagen eivzurnet = dolore stimulatus,
Deut. 19, 6. und weis iren wetagen wol = sciens dolorem eius, Ex.
3, 8. auevank meines wetagens, Gen. 49, 3. wenne sie sahen seinen
wetagen gar giosen, Job 2, 13. von der erden czeuchet nicht ous
der wetage, Job 5, 6. Und dovon sint meine wort voller wetagens,
6, 3. nicht rastet mein wetage, 16, 7. in wetagen werdet ir slafen,
Is. 50, 11. — über den wetagen (S.) meiner wunden, Ps. 68,27.
= languor: slug in unser herre in unheimlichen (st. uuheillicheu)
wetagen des pouchis = languore insanabili, Par. II 21, 18. beheldest
seine gepot allen den wetagen, den ich hab gesaczt in egypten, Ex.
15, 26. Ouf wirt heben der herre von dir allen wetagen und die gar
büst-n seuchen der egipten, Deut. 7, 15. — Wann leider manigmal die
leute vor marter und vor sulchem wetagen sagen und bekennen uff
sich selbs und uff ander, das sie nie getan haben, Olm. Stb. 89.
Jelinek, Wörterbuch. 60
946 wette — wide
wette Adj. s. wet.
weter, wetter stn. 1. Wetter, Witterung, 2. Gewitter, Ungewitter,
3. frische Luft : 3. wandernde in dem paradise gegen dem weter noch
mittem tage = ad anram, W— B Gen. 3, 8. das ir Stollen — den
czechen weter pringt und wasser benimt, Igl. Bgr. N. 77. 2.
weter-leichten (weter-leichen) swv. blitzen: mit dondern und
w., Ee:er. Chr. 426.
weter-tag stm. 1. Tag mit günstiger Witterung, 2.*?: auf die
w. 6 gemain pachofen machen (hier ganz bestimmte Tage), E°-er.
Str. C 105.
wetzen Prüt. wetzete, wazte, Part, gewetzet swv. 1. schärfen,
schleifen, wetzen, 2. tjoste werden gewetzet = es tcird scharf los-
gerannt, 3. bildl. anfeuern, anreizen: do wurden durchsniten he
(der Sünder) hertzen und wetzten auf in ire zene, Hier. 13, 16.
wetzger, wetzker (vielleicht entstellt aus wätsac oder nach
Schindler mit franz. wache zusammenhängend) stm. Hängetasche:
in diser aufrure hern Sebastian der wetzscko, dar inne sein gerechtic-
keit und gelt gehapt, verloren woren, Elbog. Chr. 128, 22 u. 31.
weuchzen (wuchzen) sicv. schreien, brüllen: mit busaunen er-
clengende und weuchczende (ululautes) nach in, W — B Judith 15. 3.
Des lewens wenchczen (rugitus) und die stimme der lpbinne und
die czene der weifen der leben sint czumüschet, Job 4, 10. Von
verrens reuchet (riecht, odoratur) es den streit, die reiczunge der
fursten und das weuchczen des heres (ululatum). Job 39, 25.
wevel, wefel stn. Einschlag beim Gewebe, stamen, substamen,
tela s. bei warf: des warfis und wefils. W — B Lev. 15, 59. an dem
warf oder wefil, Lev. 13, 47 f. Do was auch die eul, der äff und esel
wefels weis getragen (so verbessert von Martin, eingetragen Cb.),
Ack. 27, 12. — 100 gülden in peraitschaft (= bar), wol und weffl
und worf, Igl. Stb. V 31 a.
wez^erl, -in stn. Meines Gewässer: da daz, wez^erl vlöz,, Trist.
3773. diz we^erlin, 3795.
wibel stm. Korn-, Mistkäfer, attacus. curculio, scarabaeus: Und
doruber wirt deine herre got wibel senden in sie, uncz bis her sie
vortilget alle (crabrones) , W — B Deut. 7, 20. ich wil wibeln aus-
senden, Ex 23, 28.
wie Gen. wiges stm. n. Kampf, Krieg : beriht iueh niht wan üf
wie, Alex. 16521. ir wie tet den Kriechen we, 21921. er fuort sin
her in den wie, Ernst 3882.
wichsen Adj. aus Wachs: ein wixsen kelch. Traut. Chr. 43.
wicht stmn. Geschöpf, Wesen, Ding, Wicht, Kobold, Zwerg,
Teufel: du bist ze strite noch ein wiht (noch zu gering), Alex. 5523.
wichtel, wichtelin stn. Kobold, Zwerg, Wichtel: du beesez,
wichtel, Schretel 327.
wichtikeit* [vgl. Lexer wihtec, was nach dem Pfund, Gewicht
verkauft wird) stf. Berechnen nach Geivicht? von ein Lott, was gar
gemein u. schlechte arbeit (der Goldschmiede) 3 weiß groscheu und
was der w. 4 weiß groschen (als Strafe) und nit weniger [soll]
genommen werden, Eger. Z. 12, 11.
Wide (wid, -e, wit) stf. 1. Flechtreis. 2. Strang aus gedrehten
Reisern, bi der wide bei Strafe des Henkens, bei Todesstrafe,
widemen — wider-brengen 947
3. Band als Schmuck: 2. — reht wart genzlich ervult — mit swert
und mit der wide. sus sehuof der junge starken vride, W. v. W.
234. swer den fride — braeche, daz, solt diu wide rihten unde ouch
das swert, 4041. wir suln einen lantfride swern und gebieten bi
der wide, daz, man den balde als man sol, 1779. da gegen (gegen
den angebotenen Frieden) bot er in die wide und anders niht wan
sterben, Alex. 9263. bi dem swert und bi der wide sol man halten
dineu vride, Alex. 27991. 25868. dö wart geboten in der vride bi
dem hals und bi der wide, Ernst 4364. sust wart geboten in der
vride bi dem swerte und bi der wide, 1434.
widemen s. widmen.
wider swm. stn. Widder: ein ungemeiligten wider von der bert,
W— B Lev. 5. 18.
wider-ansprache* stsivf. Gegenklage, Const. IV 7, 8.
wider-ansui'eclien * stv. 1 2 Gegenklage erheben, ein Geklagter
kann den Kläger w. = seinerseits klagen: und sol do wider (gegen
dieses Gesetz) nicht helfen di aide gewonheit, di pillich genant ist
ein pöse rechtprecherinn, das ist, das nimand den andern wider an-
sprechen muge, er sei denne vor von im mit gerichte, das iczuud
angehaben ist, erlediget und enpiudet, Const. IV 7, 6.
wider-ausprecken* stn. Erhebung einer Gegenklage seitens
eines Geklagten: man sol halden — dise ordenunge in dem w. : das, wann
des clagers vorderlinge furgelegt ist, czuhant sol der antworter den
clager wider ansprechen — darnoch wirt er nindert gehört, es sei
denne, das des widersprechens meldunge ee dem richter gereicht sei
ader das der antworter gelautmert habe, das er wolle wider-
ansprechunge tun in demselben gerichte, Const. IV 7, 6. das wider-
ansprechen sol — kein stat haben: 1. ist das des wideransprechers
vorderunge schedlich ist der ersten vorderunge; 2. ader ab der
clager clagt in statrecht und der antworter meinet in in der an-
spräche czu sehenden ader scheiden; 3. ader herwiderumb, ab der
clager claget und schendet (criminaliter impulsare) und der antworter
in anspricht mit statrecht, so geet pilleich abe in disen geschichten
di wideransprache ; wan gleicheit ist in gerichte peiden teilen czu
halden, Const. IV 7, 8.
wider-ansprechunge* stf. Gegenklage : es sol nimand vorsuchen,
den richter wider sich czu haben in der w. , den er für sich gehabt
in seiner clage (in reconveniendo), Const. IV 7, 7.
wider-bägen siov. heftig widersprechen: zühteclichen er das
dulte äne w., W. v. W. 6209.
wider- bieten stv. III 1. durch Botschaft absagen, widerrufen,
2. Fehde ansagen, Krieg ankündigen: wenne der herre der here
(exercituum) hat das betrachtet und gesaezt; wer mag das wider-
pieten? (quis poterit infirmare?), W — B Is. 14, 27.
wider-bot stn. 1. Gegeneinsatz im Brettspiel; 2. Gegenantrag,
Antwort; 3. Fehde-, Kriegsankündigung: 3. dö er vernam daz. w.,
Alex. 5265.
wider-brengen, -bringen unregelm. Zw. 1. wieder-, zurück-
bringen, 2. wiedereinbringen, 3. iviederherstellen, 4. ersetzen, vergüten:
Eintweder ir widerbiingt, was ir habt — begangen oder kompt des
mit ir an got, — der do ist mein und aller weit richter, Ack. 29, 1.
60*
948 wider-brengunge — wider-gelt
rates und widerbringeus seit ir mir pflichtig. 32. 2. clage mit Ver-
lust, die du nit kaust widerbriugen, 31, 2. mich reuet mein serig
{schmerzlicher) Verlust, die ich nimmer w. mag, 14, 18. es (mein
Vergehen gegen Gott) hett mir widerbracht die wandelsäne [mein
Weib), 21, 1. aller seuchen widerpringenden artzt = Gott, Ack.
57, 10. Christus — widerbreng-en sol den leip unserr demütikeit
(qui reformabit). Sol. 86, 11. du (Gott) rufst: ich widerbring ireficio),
33, 5 u. 7. Der macher bistu, widerbreng mich = Plasmator es,
restaura me, 7, 12. eine sache widerprengen = restaurare, Const.
IV 10, 8. einen am Erscheinen vor Gericht durch ehaft not Ge-
hinderten sol man widerprengen geüczlich czu ganczer sachen an
alle minnerunge, P7 4, 14 (reformetur). die werden das lant er-
leuchten und w., Böhm. Chr. 7. das ir hon, smachait und schaden
— widerbracht werden mocht, Eger. Chr. 1162.
wider-brengunge, -bringunge stf. Wiederherstellung, Zurück-
bringung, Errettung von: des rechten widerbrengunge (jus recuperaudi)
ist an den: das ab imand mit gewalt aus seiner sitczuuge geworfen
und geweist ist ader ab ein man nicht daheime ader nicht kegen-
wortig were von eehafter not, wegen etliche besiczunge ader etwas
dinges wurde angesprochen ader etwas anders im czu schaden getan
were, man sotane ding widerprengen sol, Const. III 9, 2.
•»vider-driez, stm. 1. Verdruß, Ärger, Groll, 2. Beschwerde, was
Verdruß usw erregt: so man wiederzemikeit, anfechtunge und wider-
drisz — geduldeclichen leidet, Hier. 9, 16. vor den richtern sal er
seinen widerdriz mit seines rechten bewerunge furlegen (iniuriam),
Const. I 4, 1. so schadet mere der widerdris eines mannes. der nicht
kegeinvortig ist [in einer Gewerkenversammlung bei Verleihung einer
Lehenschaft) in diesem teile denne Widerrede vil leute, die kegen-
wortig sein (contemptus), 17, 11. czu irem (der bergmeisterj ampte
gehöret auch, das si kleine widerdrise, do nicht blut vergossen ist,
— richten, I 7, 20. das nicht der minner w. sich zu räche stellen
niuss der menige (offensa), I 15, 8. was in (den smiden — ) widerdrisses
entsteet oder gebrechens, I 15, 7. noch sullen richter und scheppen
in das czu widerdries ader unrecht achten, das der, der überwunden
ist, sein recht czu beschirmen sich berufet in dem pergrechte,
IV 20, 11. — uns und der cron czu Beheim czu widerdrisse, Mind.
d. Egerl. S. 68.
wider-gäbe stf. 1. Zurückgabe, 2. Vergütung: got unser veter
— wirt dir geben die w. (vicissitudinem), VY — B Judith 6. 17.
wider-geben st». I 1 zurückzahlen, vergelten: dir wirt v. (ver-
golten, XI. Bibel; in der auferstendung der gerechten, T— B Luk.
14, 14.
wider-gelt stmn. Gegeneinsatz (im Spiel, im Kampf), Erwide-
rung, Vergeltung, Rückerstattung, Entgelt, Schadenersatz: wisst, daz,
ir enphacht vom Herren den w. des erbes, T — B Kolosser 3, 24. des
sach man sie vorkeuffen ir leben äne w , Ernst. 797. von strites
widergelde kumpt er gegen iuch ze velde, Ernst 1106. sie nämen
und gäben strit mit widergelde, 1320. im riet ein sin geverte, daz,
er sie — die cleinöte — nseme üf w. (als einen Teil des Tributs),
Alex. 4253. ez, wart ze widergelde etslicher von des andern hant
vil harte gevellet üf den sant, Alex. 2348. niht anders ist sin w.
wider-gelten — wider-keren 949
wan der üf ein boesez, velt guoten sämen reret, daz, im niht wider
keret niuwan distel un<le dorn, 487.
wider-gelten stv. 13 zurückzahlen, wieder einbringen, vergelten:
trew mit trew, gut mit gut w., Ack. 43, 11.
wider-genzen* swv. wieder ganz machen, wieder herstellen: das
recht, das eins vorloschen ist, mit der weise {durch Wiederaufnahme
der lange unterbrochenen Arbeit an einem Erbstollen) mag es nicht
widergegenczet werden, es sei denn, das es dannoch von den ur-
burern mit seiner ordenunge in vorliben werde, Const. II 4,8;
s. verligen.
wider-glast stm. Wiederschein, Glanz: der kerzen w., Trist. 696.
ir roeselechter wangen brehen gap den rösen w., 4391. Isöt — gap
w. der sunnen, 4527. mit sckoene der sunnen w. ist daz, süez,e
fröiwelin, Alex. 10644.
wider-heim-ziehen stn. Rückreise: alsdann namen sie iren zug
am w. für Wunsidl, Eger. Chr. 26 S. 26.
widerig Adj. entgegengesetzt: im wiedrigen und do er (falls er
jedoch) in der Zeit — die Stadt betretten würde, Eger. Z. 23.
wider-jagen* swv. zurücktreiben: ich enweiz, waz, mich wider
jagt, ich weiz, mich wol unverzagt, Alex. Anh. 499.
wider-kalzen* swv. recalcitrare 1. hinten ausschlagen, 2. störrisch,
widerspenstig sein: Gemestet ist mein liber (Hs., leber) und hat
widerkalczet geniestet, geveistet und geweitet (Incrassatus est
dilectus et recalcitravit ; incrassatus, impinguatus. dilatatus), W — B
Deut. 31, 15.
wider-kär, -ker, -e stm. (und -ker, -e stf.) 1. Bück-, Heimkehr,
2. Umkehr, Sinnesänderung, 3. Rückerstattung, Ersatz, Entschädigung:
da die widerker die ors under uns täten (sich mit uns zurück-
wandten), Alex. Anh. 512. da von er widerkere nam (floh), Alex.
3612. noch stunt in vestem muote der widerkere gar vermeit,
13699. — 3. abtrag und w. thun, Eger. Chr. 1188. umb solche -
scheden beczahmg und w. verfugen, 1160.
wider-kärung, -keruug stf. dasselbe wie wider-kar: welche site
(Partei) der andern sal widerkaruug tun, Stb. Brüx N. 340; Eger.
Chr. öfters.
wider-kaufen swv. zurückkaufen, einlösen: si mugen der chauf-
mannschaf t ( Waren) nicht mer w. noch nemen, Eger. Str. A XV 4.
wider-keren swv. Prät. und Part, meist nach md. Weise
-karte, -gekärt: 1. zurückwenden, -führen, -treiben, 2. zurückerstatten,
vergüten: 2. was si czu unrechte iugenomen habeu, das schullen si
czu rechte widerkeren, Igl. Ugr. N. 41, 2. das si uns mit dem un-
rechten ap^'einessen haben, das müssen si — mit dem rechten w.,
N. 40, 8. ab di selben scheppen — die 100 mark — im und seinen
gewerken icht pillicher w. und gelten schullen oder nicht, N. 117, 2.
di czerunge (Gerichtskosten) w., Const. IV 20, 16. allen schaden w.,
I 15. 4. das ding w. (restituere), IV 19, 3. die dinge w., Stb. Brüx.
N. 345. das das wedergekart und gebessirt werde, N. 326. schulden
und scheden — gentzlichen w. und geben, Mind. d. Egerl. S. 32.
w., Traut. Chr. 6. so viel — irem bruder w. , Elbog. Chr. 10,33;
29, 17. 22. alle, die ander leute ding vinden und is nicht wider-
950 wider kererinne — widern
cheren, Job. v. Igl. 7. Gebot, was man unrechtlich von meinem gut
eingenomen hat, daz, sol man widerkeren. Igl Stb. Y 45 c
wider-kererinne * (bei L. -kerer stm. redux DFG 489a) stf.
praevaricatrix, eine Abtrünnige: der w. Juda, W — B Jer. 3, 11.
wider-kif (-kip) stm. Widerstreit, Gegenrede : genedic äue wider-
kif verrichteten die beiden Knaben schwere Arbeiten : W. v. W. 4746.
wider-koinen stv. 12 — 1. wieder zu Kräften kommen, sich
erholen, 2. mit Dat. begegnen, 3. widerfahren, 4. erdgegentreten,
5. widersprechen: ich wil sein (wenn ich euch unrecht getan) gern
willigclich widerkonien (es gut machen), Ack. 28, 16. unterweisent
mich, wie ich wiederkome meines grossen herzeleides, 28, 17. ir ver-
derbet iuch also gar (durch euern Streit), daz, ir sin nicht wider-
komet. W. v. W. 3833.
wider-kriegen sivv. rebellare, reluctari, widerspenstig sein:
Höret ir widerkrigenden (rebelies) und ir ungelaubigen, W — B
Kum. 20, 10.
wider-künden, kündigen swv. 1. zurückmelden, 2. widerrufen:
1. widerkündet mirs, dt«z, auch ich kum und ez, anpete, T — B
Matth. 2, 8.
wider-legen swv. einen Gegeneinsatz machen; erstatten, ersetzen, j
vergüten; bes. einer Frau eine Widerlage (ihres mitgebrachten Ver-
mögens) bieten, aufwiegen: unser beider tjoste schanze der unver- )
zagte widerlegte, Alex. 5773.
wider-Iegunge stf. Gegengabe, -einsatz von gleichem Wert, f
Äquivalent, bes. 2. das einer Frau zugesicherte Äquivalent ihres
Mitgebrachten, Widerlage: 1. = repositum, recompensatio, arrabo: j
der gruntherr — sol dem (der unwissentlich, auf dessen Grund baut) I
ein w. tun, Igl. Str. 228b. w. und abtragung thun, (68) S. 334.
wen sie des begeren würd, sal man ir darumb ein Widerlegung thun i
(es ihr zurückerstatten), Igl. Stb. V 155 a. das ainer dem andern I
kain schult gibt noch yn nichte ausstet yn kainer geltschuld ader
w. sunder ainer dem andern gancz quitt frev und ledig gesagt hat,
Igl. Stb. Y 198b.
wider- inachung stf. 1. Wiederherstellung, 2. Speisesal* Söller*: !
2. wo ist mein w. (soler, XI. Bibel), do ich isse da^ ostern? T — B
Mark. 14, 14.
wider-niüete, -inuote stfn. Mißgeschick, Ungemach. Trübsal,
Schwermut, Unmut, Zorn; Widersetzlichkeit, Ungehorsam: ob ir in
keiner stund in widermut gevellet, Dal. 30, 36 (6, 38).
wider-neinen* stv. I 2 wieder zurücknehmen: das di, die das- i
selbig gut ansprachen und widernomen, beweist haben, das das gut
ir was, Igl. Rspr. V S. 52.
widern, wideren swv. 1. tr. verleiden, 2. entgegen sein, sich
widersetzen, 3. verweigern mit Akk., 4. refl. mit Gen. eine Sache an- \
zunehmen oder zu tun, sich weigern: Was ie geschehen sol, des sol ]
sich nimant widern, Ack. 30, 2. Wes widerstu dich, 32, 12. ist einer
vurputig, er wolle im (einem, der um Geld vürspreche ist) sein
Pfenning dorumb geben, er mag sich nicht gewedern mit einem
rechten, er solle sein wort sprechen und richter und scheppen sullen
in dorczu twingen, Igl. Str. I S. 363. sie wollen sich des widern
mit einem rechten, Igl. Bgr. N. 25, 1. des widernt sich die von dem
wider-ordenen — wider-sacherinne 951
stein, N. 68, 1. wer sich des eides widert, dein so] man seiner rede
nicht hören, Const. III 5, 6. ich hab mich des nicht gewidert (non
abnui), W — B Kön. III 20, 7. ob er sich snlcher pues wolt widern
und seczen, ist er vorfallen czu puess VII d., Igl. Stb. V 177 b. wie
ir euch widert, dem selben sprach ein benugen zu thun, Elbog.
Chr. 39, 2.
wider-ordenen* sivv. wiederherstellen: Helias ist künftig und
widerordent alle dink, T— B Mattb. 17, 11.
wider-part, -e stswfm. Gegenpartei, -teil, -satz, Gegner-, Feind-
schaft, Zwiespalt, pers. Gegner, Feind; Widerwärtigkeit: sein wider-
parth, Igl. Bgr. N. 83, 3.
wider-purren* {vom einfachen bürn, burn, burren) swv. sich
gegen jemanden erheben, sich widersetzen (Gegensatz zu liebkosen):
liebkosen, widerpurren (wider pellen, D.) kau sie wol in einem
augenblick, Ack. 44, 18.
wider-quicken (und -kicken) swv. neu beleben, erquicken: speise
czu w. ire sele (ad refocilliandam animam). W — B Klagen Jer. 1, 11.
wider-rede stf. Gegenrede als 1. Antwort oder 2. Widerspruch,
3. Replik des Geklagten: 3. einred und widerred, Igl. Bgr. N. 69 a
und Brunn. Str, oft.
wider-reden sicv. abs. und tr. Einspruch, Einwand erheben,
widersprechen, tr. gegen etwas: das widerrette der perkmeister, Igl.
Bgr. N. 53, 15. den — brief — her Thomel nicht widerredet hat,
N. 44, 3. alle die warheit Widerreden und ier vorlauten, Job. v. Igl.
8. Gebot, was der Peschel Pusch mit seinem prief beweisen mak,
den her Thomel nicht widerredt hat, des mag er wol genissen, Igl.
Rspr. XVII.
wider- reiten (-riten) stv. zurückreiten, entgegenreiten, -eilen,
reitend begegnen: dö widerreit im dirre man, Ernst 2986. ein man,
den ich widerreit, Alex. 26021.
wider-richten (bei L. nur den schaden w., Tyr. W. 1 13) swv.
zurückzahlen: bis das wir in die (Schidd) w., Aussig. Urkdb. N. 181.
uncz das wir in die (1000 schock) genczlich w., Stb. Brüx N. 188.
wider-rüfen (-ruofen, -rüefen) stsicv. 1. ab-, zurückrufen, 2. wider-
rufen, zurücknehmen, 3 widerlegen: eine vor Gericht geschehene Ver-
schreibung w., Igl. Str. (49 c). Leben des lebens, widerruf den toten
(revoca mortnum, belebe ihn wider), Sol. 7, 32. das ich di beschiduug
(testamentarische Verfügung meiner Frau) hab widerruft (dagegen
Rechtsverwahrung eingelegt). Igl. Rspr. IV.
wider-sache swm. Gegner in einem Rechtsstreit, Angeklagter,
Gegner, Widersacher. Feind überhaupt: ewer w., der teufe! , Hier.
21, 23. alle seine widersachen, 15, 24. ob einer seinem widersachen
holt si, 54, 22 ; Igl. Bgr. N. 40. 3. in kegenworticheit seines wider-
sachen ader des schaffers, Const. IV 10, 2; Deutsch. R. i. Ost. = Ig!. B. 30.
sein haut wirt sein helfer in (contra) sein widersachen, W— B Deut.
33, 7. unser gar poser w. und unser veint ist diser Aman, Esther
7,6. des widersachen der Juden, Esther 8, 1. gevestent hat er seine
rechte hant als ein w., Klagen des Jer. 2, 4.
wider-sacherinne * stf. Feindin, Gegnerin, aversatrix: Ge-
rechtigt hat ir sele die w. israhel in gleichunge der widerkererinne
iuda, Jer. 3, 11. kere wider, du w. Israhel, Jer. 3, 12.
952 wider-sagen — wider-spenig
wider-sagen swv. 1. das Gegenteil von etwas sagen, wider-
sprechen, -rufen, verneinen, 2. aufkündigen, absprechen, versagen
mit Dat. und Akk., 3. untersagen, verbieten mit Dat. und Inf.,
4. sich lossagen von, intr., 5. Friede und Freundschaft auf-, Fehde
und Krieg ankündigen, feind werden: 4. iderman mag w. seinem
rechten (renuntiari), Coust, III 1. 14. do Krok — dem lebin wider-
seit (starb), Dal. 23, 29 (3, 8). das si al dem lebin w. (sterben mußten),
154, 30 (68, 58). der rät im niht benagte, darumb er in widersagte
(veruarf er ihn), Alex. 6814. di widersagten mir, T — B Römer
10, 21. spotteilt widersagten die jnden den dingen, T — B Botenbuch
13, 45. der nichten widersagt (entsagt) allen den dink, die er hat
besehen, Luk. 15. 33.
wider-sagung, -e stf. 1. Widerspruch, 2. Entsagung, 3. Kriegs-
ankündigung: das ist das wasser der w. (contradictionis), W— B
Kum. 20, 13. si vordurben in der widersagung Chore, T — B
Judas 2. 11.
wider-satzunge stf. 1. Gegensatz, 2. Widerstand, 3. Wider-
setzlichkeit, 4. Widerlegung der Klagepunkte*: 4. El bog. Chr. 79,32.
wider-suz stm. 1. Gegensatz. Gegenteil, 2. Widerstand, -streben,
-setzlichkeit, Hindernis, 3. Falschheit, 4. Gegenpartei, Feind, Gegner:
5. starker anvechtunge der Untugend ein widersatz = Gegengewicht*
Alex. Anh. 1301. den vom Elbogen ganzen widerstant u. w. zu
thune, Elbog. Chr. 142, 25.
widers-haut (widers hüt, hont, Gen. hiute, hüt, PI. hiute) stf.
Widdershaut: czigenhar und geröte widersheute, W— B Ex. 35, 23.
wider-sin stm. entgegengesetzter Sinn (ei)ier Stelle): Dovon mit
eime Widersinne (a contrario sensu) ader gleichem sinne czu nemeu,
so ist das in dem rechten ein starke bewerunge, das wer um ein
sache nicht weis, so ist sein geczeugnusse falsch, Const. IV 11, 6
= Anagramm: Isöt — den namen (Peilnetösi) Widersinnes (ver-
kehrt) las — Isötenliep sie drinne vant, Trist. 5333. do er den
namen (Peilnetosi) hin wider las und darinne verborgen was Wider-
sinnes Isötenliep, 5657.
wider-sitzen st». 11 — 1. intr. Widerstand leisten (mit Dat.);
2. mit refl. Dat. bange werden, fürchten: im herren sie sere wider-
saz,, Alex. 767. ein teil er im widersaz,. wenn er vorhte, daz, sin
schade solt sich meren, 253. Alexander den brief (Parnieniös) be-
sach, den arzet er darumbe widersaz,, 6559. vil deine er daz, (daß
die Bösen ihn haßten) widersaz, (fürchtete), Ernst 488.
wider-spenig (-spsenec) Ad], widerspenstig : Nicht seit w. gegen
unsern herren debelles), W-B Num. 14, 9. zu der widerspenigen
stat, W— B Esdr. I 4, 12; I 4, 15. hienach wirt er empfinden in —
seinen knecht — widerspenigen (contumacem), Spr. 29, 2. steticlich
wart ir w., Deut. 9, 24. Unser suu ist widerspeuik stolczirnde und
hochvertig, unser geheisse zu hören vorsmehet her (protervus et
contumax), Deut. 21, 20. bis nicht w. = noli esse exasperans, Ez.
2, 8. darinne sich etzliche unsere mitburgere w. und ungehorsam
merken lassen, Elbog. Chr. 74, 5. der ungehorsamen widerspeuigen
— mitburger, 74, 20. die weil Endres in den leuften ein rate viel
und ofte w. [gewesen] , 70, 23. wo aber einer widerspennig war
= sich iceigerte, an der jährlich von der Gemeinde vorzunehmen-
wider-spräche — wider-treiben 953
den Reinigung des Brunnens teilzunehmen, Chlurn. I 33; T — B
II. Timoth. 3, 4.
wider-spräche stf. Gegenrede, Eintvand, Einspruch, Wider-
spruch: an alle w., DIR 22a, 2.
wider-sprechen stv. 12 — 1. intr. widersprechen ; tr. 2. in Abrede
stellen, verneinen, leugnen, 3. verschmähen, ablehnen. 4. sich lossagen
von, verleugnen: di mass (die Vornahme der Messung eines Berges)
widersprech wir und glauben ewem genaden wol, das ir di mass
nicht furpas czihen lasset, Igl. Bgr. N. 11, 1. also als wir di mass
czu sent Andres widersprochen haben auf unser recht und auff unser
brieff, N. 11, 2. darnach ez, kurzlich so geschach, daz, den vride
widersprach gein in ein heidensch man, W. v. W. 3522 ff. der perk-
maister widersprach die masse (legte gegen die Vermessung eines
neuen Berges Verwahrung ein), Igl. Rspr. I. er verhelt im (behält sich
vor) ob berurten kauff czu w. und czu verandern, Igl. Stb. V260d.
wider -sprechunge stf. reconventio, Einspruch, Rechtsver-
wahrung: wann noch der regeln so sol di w. gescheen, ee des clagers
krieg und teidinge angehaben werden, Const. IV 7, 6.
wider-spruch stm. 1. Widerspruch, 2. Widerruf: 2. Elbog. Chr.
78, 29.
wider-statunge (i), -stattunge (2) (widerstatunge, -state) stf.
Wiedererstattung, Vergütung: 1. Elbog. Chr. 11, 2. das im solle red-
liche w. vor ire scheden gesehen, Stb. Brüx N. 175. — 2. zu w. und
auch etwas zu einer ergeezunge, Aussig. Urkdb. N. 147. zu w. aller
unser czolle und ungeltes — geben, Budw. Urkdb. N. 523. zu w.
bringen (rächen), Eger. Chr. 1188; s. bei vehed-licli.
wider -stöben red. stv. V tr. wogegen stoßen, zurückstoßen,
-treiben; intr. mit Dat. begegnen: wer im im strite widerstiez,, vor
im er dö sin leben liez,, Alex. 13619.
wider-streben swv. widerstreben, Widerstand leisten, mit Gen.
oder Dat.: gehessig, widerwertig und widerstrebend sol ich euch
immer wesen, Ack. 4, 8.
wider- streit, -strit (-strit) stm. Wettstreit, Widerstand,
Widerstreit: und wuochs ir vröude in widerstrit in herzen und in
sinne, Trist. 468. üf einander — w. gar prislichen stächen, 940.
wider-tät stf. 1. Vergeltung, 2. Widerstand, 3.* Heilmittel,
remedium: 3. sint dem male der eit — ein w. ist der kriege czu
entscheiden = litium dirimeiidarum remedium, Const. IV 17, 6.
wider-teil stmn. 1. Gegenteil, 2.* Gegenpartei, 3. Zioiespalt,
Feindschaft: 2. do beschiden wir beiden widerteilen — vor uns zu
komen, Olm. Stb. 132. des w. mus im den heiratman stellen, Igl.
Str, 242. — 3. des heutigen widertails (auf lauffes, XL Bibel) , T— B
Btb. 19, 40.
wider- tratz (-traz) stm. Trotz: Tristan brachte mit im dar w.
des meien vor mangem werden leien, Trist. 1927.
wider-treiben (-triben) stv. II 1. zurücktreiben, 2. rückgängig
machen, 3. hintertreiben, abwehren, 4. zurückgeben, 5. vergelten,
6. widerlegen, refl. 7. sich widersetzen, 8. nicht gelingen: das lestz
gescheft schol daz, erst widertreiben (das letzte Testament ein früheres
annullieren), Brunn. Str. II 225. Ob man mit andern totpetleuten
954 wider-varen — wider-wertig
di beschidung — w. mng, Igl. Str. 248. au allen sachen wid^rtreibt
ber mich und czayet (zeubet?) mir gewalt zu, Hobenfurter Brief.
wider-varen, -Tarn stv. IV 1. intr entgegentreten, begegnen,
2. feindlich entgegentreten, in Streit geraten, 3. widerfahren, zuteil
werden, 4. abs. vor sich gehn, geschehet : 3. die — 73 schock grosschen
— kunen der frawen nicht widerfaren, es sei denne, her ricbter, mit
ewrer hulf, Igl. Str. 291. lasset mir, her ricbter ein urteil w.. Igl.
Str. 291 S. 197. das geld sol man den selben enyklein widerfahren
(zukommen) lazen, Igl. Stb. III A 135a. im wiclerfuor (begegnete)
ein alter mau, Alex. 25406.
wider- vart stf. Rück-, Umkehr, Rückreise, -weg: wie er an
seiner w. von der kristenheit beleitet wart mit mangem fürsten
lobesam, W. v. W. 5548 f. Alexander — gegen Memphi tet sin wider-
vart, Alex. 9898.
wider- Füller* stm. Ernährer: der hungrigen widervuller
= Gott, Ack. 58, 2.
wider-wanc stm. Beilegung nach rückwärts; Zurückweichen,
-treten (bes. im Kampfe); Rückkehr: ist min gelücke blute kranc,
ez, tuot iiht morgen w., Alex. 5056.
wider-wi'geu stv. 1 1 (Prüt. -wac, nach 14 -wuoc) das Gegen-
gewicht halten oder geben, aufwiegen, intr. mit D.: da man der
äventiure erelt mit Karies löte widerwac, Trist. 1677. ein guldin
creucz — doniit er sich, ob er wolde, mochte dristund widirwegin
(tschech. pivväziti = 3 mal so schwer wie er), Dal. 100, 21 (43, 43).
wider-weuden swv. 1. tr. zurück-, abwenden, abwehren, intr.
= widerwinden, zurückkehren, Ende oder Ziel finden, aufhören,
ruhen, festsitzen: 1. nimant mag w. seinen gedanken = avertere,
W — B Job 23, 13. also widerwante (verhinderte) die furstinne —
einen mörtlichen krieg, Böhm. Chr. 42. brudir, ich dich gern erte,
also din (diene) ich der (= dir) an widerweut (takto ti poslüziu.
Dal. 75, 26 (30, 53). wie Esdra der geprisete die Babilön widerwant,
die die Juden heten verbrant, Alex. 11819. dö die flut widerwante
(sich verlief). 11261. Cyrus wolt in (Cresus) haben verbrant, daz,
ein güsse widerwaut (verhinderte), 7724.
wider-werfen stv. I 3 tr. rückgängig machen, zurückweisen, um-
stoßen, verwerfen, anfechten, ins Gegenteil verkehren: das sullen noch
mugen w. (revocare) andere urburer. Consr. III 1, 4.
wider-wSrn sicv. (bei L. nur Gerh. 2746) verbieten, reprobare:
Unde dovon so widerweren wir auch czumale die gäbe czwischen
den eeleuten, Const. III 7, 2. in dem rechten — wirt uberige clug-
heit widerwerrt (nimia subtilitas reprobatur), III 6, 4. nicht das wir
di alden recht w. sunder auslegen, so gebiten wir, II 4, 7. wan
gunst czu bereiten und has w. (D., widertreiben, H. = restringere),
II 2, 9. die — aide — weise — geczeugnüsse czu sprechen di w.
wir, IV 12, 15. wir w. di unpilliche gewonheit, IV 11, 10 di wider-
werten — fursprechen — uud recbtbrecher di ausslissen wir von
allem fursprechenampte (reprobos advocatos), IV 4, 12.
wider-wertig (auch wartic) Adj. 1. entgegengesetzt, widersetz-
lich, feindlich, -selig, zwieträchtig, 2. unangenehm, zuwider: die
widerwertige Israhel (aversatrix j.), W — B Jer. 3. 6. zwo wider-
wertige (einander ividerstreitende) reden mugen miteinander nit war
wider-wertikeit — widmet 955
gewesen, Ack. 49, 15. gehessig, w. — sol ich euch immer wesen,
4, 7. wann wo man mag widersteen dem widerwertigen (adversis),
Const. III 1, 8. wer do meldet und t'urgibt widerwertige ding (ein-
ander widersprechende Briefe und Urkunden), den sol man nicht
hören, IV 14, 6. all euer widerwnrtigen {Gegner), T — B Luk. 21, 15.
der widerwertig, Matth. 5, 25. bis gehellige deim widerwirdigen,
Matth. 5, 25.
wider-wertikeit (und -warticheit) stf. adversitas, contrarietas,
controversia : si taten alle w. (contraria), W— B Richter 2, 17. di
gemeinschat't der leute prengt kein w., wo si vereinet sein mit
trewen, Const. I 5, 4. ab fewer oder andere w. entstünde, Elbog.
Chr. 104, 21. aller unwill und w. von beiden teilen — gescheen,
3, 4. das sich dann unser w. (unsere Gegner) von tag zu tag merk-
lich meret, Eger. Chr. 1 123 S. 300.
wider-wertiglich* Adv. rächend, ebenso feindselig: tu w. und
vertilge den greulichen tot, Ack. 21, 8.
wider-wille swm. Zwist, Auflehnung, Widersetzlichkeit: damit
nicht — einiger zank und widerwill erwachse, Aussig. Urkdb. N. 44.
wider-wirdig,* wider-wurtig s. wider-wertig.
wider-zem, -e, -zaem, -e Adj. 1. unziemlich, tadelnswert, 2. wider-
lich. Widerwillen oder Ekel erregend, abstoßend, mißfällig, 3. ver-
haßt: wenn got di rechte warheit ist, so ist im widerzeme ein
icl icher lugener, Hier. 57, 12. wie wol im alles Würfelspiel w. sei,
193, 19. fleisch und fische waren im so gar w., das er sie nicht
mochte hören nennen, 110, 6. so ist der unsselig man ninder so
ungenseme noch so widerzseme so bi den nsehsten Munden sin, Alex.
15554.
wider-zeinig, -zaemic Adj. feindselig, zuwider: die natur
gehenget nicht, das widerzemige ding bei einander bleiben, Hier.
29, 3. den bösen argen, die mir w. gewesen sein, 71, 6. Cardinal
Celestinus , der unserm erwirdigen St. Jeronimus gar w. was,
213, 25.
wider-zemikeit, -zseniic-heit stf. Abscheu, Feindseligkeit: so
mau w., anfechtunge und widerdriz,z, mit starkem hertzen geduldic-
lichen leidet, Hier. 9, 16. so euch vil leides und w. begegnet, 44, 13.
alle trubsal und alle w. durch got leiden, 45, 13. grosses smertzens
w., 66, 13. nicht smertzen noch keine w., 103, 11. in so grosser
w. (infolge der Verleumdung) bleib sein hertz stetes und an allen
zweifei, i58, 15.
wider-ziehen stv III 1. zurückziehen, -halten, 2. zum Stillstand
bringen: wie mac wesen er ein man, der nicht w. kan sin zorn,
Alex. Anh. 1318. ir säht mich nie — gegen strite w. (zurückweichen)
durch vorhte not fuoz,es lanc, Alex. 12838.
wid-kopfe (auch wit, -e -hopf) swm. Wiedehopf: den widhopfen,
W— B Lev. 11, 19, Deut. 14, 18 (upupam).
widmet, widmert (widern, -e, widen) sivstm. stf. 1. Was der
Bräutigam der Braut (ursprünglich als Kaufpreis ihrem Vater) zu
eigen gibt, Brautgabe, Wittum, dos, 2. die zur Dotation einer Pfarr-
kirche gestifteten Grundstücke, oder Gebäude, bes. der Pfarrhof,
3. die zu 2 gehörende Wiese: 3. neben des — pfarhers widmet,
Traut. Chr. 175. 117. auf der widmat vor dem thor, 351.
956 widmen — wild-schütze
widmen (widemen) swv. als widern stiften, dotieren: 1471 —
fingen die hertzogen in Bayern die hohe schul zu Ingolstat zu hawen
und zu widmen, Eger. Chr. 44.
widmer stm. 1. Inhaber eines widern, 2. Stifter* eines widern:
fundatores und widmer des parfusser- und nunnenklosters. Eger.
Chr. 4. 9 S. 14.
Wienisck Adj. aus Wien, Wiener: mit den Wienischen hürgern,
Traut, Chr. 117.
wieren swv. 1. Gold läutern, 2. mit eingelegtem Gold, mit gold-
gefaßten Edelsteinen schmücken, zieren: vil stein üf däz, gewant
gewieret, Ernst 2631.
wieren s. wern.
wigant stm. md auch swm. wigande, PI. wiganden, Part. Präs.
von wigen. kämpfen: Willehalm der wigant, W. v. W. 7855; Rf.
72. 83. 138. 242. 268: Alex. 12061. 13685. 13777. 13343. 13359.
134!»3: Ernst 326. 4cS8. 706. 724. 772. 1416. 1703. 1747. 1846. 2003.
2057. 2311. 2621.
wige, wiege sivstf. 1. Wiege, 2.* ein Folterwerkzeug: 2. der
zuchtiger sei euer richter her Tot — und bind euch sprechend vor
mir in sein wigen! Ack. 15, 14.
wild (wilt, G. -des) stn. das Wild : Tristan erjaget bete an der
künegiane daz, wäre wilt der minne, Trist. 2794.
wild-ban (wilt-ban) stm 1. Wildhegimg, -park, Jagdbezirk und
2. ausschließliches Hecht darin zu jagen: 2. die forste und den wildban
auf diesem forste, Mind. d. Egerl. S. 25. streuch. püsch, wiltpeune,
S. 53. mit wiesen, weiden, wilpan. mit der fischwaidt an der Eger
usw., S. 16. man greift uns in wald und forst und alle wildbahn,
groß und kleine, Eger. Chr. 1067. wildpann und gejagt — w. zu-
sampt dem hultz, El bog. Chr. 10, 23 u. 25; Traut. Chr. 113. 126.
wilde stf. 1. Wildnis, 2. Wildheit, Heftigkeit, ivildes Wesen,
3. wunderbares, tinbegreifliches Wesen: 1. in der wilde, W. v. W.
5931. in größer wilde, 4589. ein tier üz, einer wilde, Rf. 155. in
diser w., Trist. 3505. 3382.
wilde (und wilt) Adj. 1. wild, unangebaut, nicht von Menschen
gepflegt, ivild wachsend, 2. abgestorben, faul, 3. loild, in der Wildnis
wohnend. 4. dämonisch, 5. irre, unstät, 6. untreu, unwahr, sittenlos,
7. unbekannt, fremd, fremdartig, entfremdet. 8. ivunderbar, seltsam,
unheimlich, 9. entfernt, abgewendet von: 7. ist im die wärheit wilde,
der neme bi dem heideu bilde, W. v. W. 516. diu tot macht mir
vröude wilde, Alex. 27479. der gotinne bilde von spsehem werke
wilde, 13374.
wilde-ling* stm. wilde Bebe, wahrscheinlich unsere Klaret-
traube. labrusca, Herling: W — B Js. 5, 2; 5, 4; 17, 11.
wilden swv. 1. entfremden, entfernen, 2. fremd werden: 2. so
muoz, uns truren wilden, W. v. W. 7173.
wildner stm. 1. Jäger, 2. Wildbrethändler: 1. Eger. Chr.
N. 1174.
wild-schütze sivm. Wildschütze, -dieb: gewesenen Wildschützen
zu Königsberg, Eger. Achtb. II 221.
wild-steiner — wil- 957
wild-steiner aus Wildstein (Ort nördl. von Eger, ein anderer
in der Oberpfalz): kein Töpfer darf einige w. noch andere frembde
töpff hie — feil haben, Eger. Z. 45, 12.
IVilhalm E. inarggraf Wilhalm (von Orantz), Ack. 48, 20.
wille-kür s. wilkur.
willig Adj. 1. akt. willig, gut-, bereit-, dienstwillig, geneigt,
freundlich, eifrig, entschlossen, 2 pass. gewollt, gewünscht, beab-
sichtigt, freiwillig: videler mit willeger gunst bewisten da ir süe^e
kunst, W. v. W. 1540. w. = voluntarins: Ein iclicher williger von
seines selbes mute opfer das dem herren, W — B Ex. 35, 5. die
willige sünde, Sirach 20, 4. einen willigen regen (pluviam volun-
tariam) wirstu sundern, eot, Ps. 67, 10. die willigen meines mundes
= voluntaria oris mei, Ps. 118, 108. ire willigen und ire gelobten
opfer = vota et repromissiones suas, Judith 16, 22. — Willige koste
sein, di do gescheen umb keine notdurft des dinges, sunder alleine
durch gelust der leute, Const IV 19,2. Burgermeister und rat der
stat Igla embieten — unser willig dinst bevor, Igl. Bgr. N. 77, 1.
wil-, wille-kür stf. 1. freie Willenswahl, freier Wille, freiwillige
Entschließung, 2. Neigung, Zu-, Übereinstimmung, Gutdünken,
3. rechtl.: autonomes Statut: das du von freier willeküre opfern wilt,
W — B Deut. 12, 17. in des mannes willekür wirt das, ob sie das
wirt tun oder nicht entun, Num. 30, 14. Habt ir gesaczet czeit der
parmunge unsers herren und in ewer willekür in den tak geseczt
(in arbitrium vestrum), Judith 8, 13. — in wilkur ist ainer iczleieken
junkfrawen und frawen, Igl. B. 2. czwischen den hern von dem
Perge (Kuttenberg) und uns (von Kolin) von alder her ein w.
gesehen ist, das kein gesworn man noch kein scheppe von dem Perge
ezu uns noch wir hin auf czu in gesten mak auf unser purger
umme keinerleige gelt, es sei vil oder wenik — sunder, wo der man
gesessen were, do schold her pas verantworten, Igl. Str. 252. gelub
oder w., 107. in guter meinung und mit freier w., 242b. von wil-
kur in des perges puch — einen grossen , 258 b. her enwolle es
denne tun von vreier w., 104. es sei danne ein besundrer punt mit
w. davon geschriben, 98. wan wilkur prechen recht. (70) S. 336 ;
Igl. Bgr. N. 92, 2; N. 93, 2 und N. 29, 2. das der bergmeister von
Send Jürgen und seine gewerken — getreten sein czu der wilkur,
N. 40, 5. von paider tail gutem willen und w., N. 40, 5. Darczu
wilkurt wir uns mit guter w. von paiden tailen, N. 40, 2. do di
clag und wilkur (Zustimmung, sich an des Hofmeisters Entscheidung
halten zu wollen) der hofmaister vornam, N. 45, 1. wann der clager,
in des w. di clage stet, der hat sich iczund langest bewart mit
seiner warunge, Const. IV 2, 3. glubet und wilknre alle lantrecht
brechen, DIR 22c. wilkur, das ain tail dem andern nicht zu
schaden paweu schol, Igl. Bgr. 58, 8 und 52, 1. das er das wider die
w. nicht enthu, — ein gemecht u. wilkur, 52, 1 und 57, 4. die steunde
marscheide czwischen in ■ — di si mit w. betten peiderseit gesaezt
und gemacht, 65, 1. als es vor seinen gnaden vorricht und gemacht
ist worden mit unser w. beiderseit, 39, 11. auch sind di cram mit
der stat wilkur ausgesaezt, Olm. Stb. 132 S. 103. briffe fraier wilkor
des rathes und der geraein, 132 S. 100. di willekur an der kur
(freie Wahl), Dal. 115, 27 (51, 23). sie legeten ire willekür (Ent-
958 wil wilt-nüsse
Schluß) dem vater vür, Trist. 4035. Tristan leite im sine w. und
sines herzeu willen vür, 335. nach des küneges w., 3116. des wgere
ir die willekür (sie hätten freie Wahl), Alex. Anh. 196. wenn sich
heide teil wilknrn an zeugknuss, das sol kraft haben; wen wilkur
prichet alle recht, IgL Rspr. V. X. beide teil wilkur mit einander getan
haben, Igl. Rspr. III. so er in auff die czeit nicht bezalt, hat er im
die wilkur (Erlaubnis) gebeu, das er das haus selbs verkaufte und
sich damit czale, Igl. Stb. V26a. ein freye w. und ein gemecht —
um die hausmawer di cz wischen in ist beidenthalben, III 194 c
wil-, Mille-kürn md. -kurn, -körn swv. freiwillig etwas tun,
belieben, beschließen, zustimmen, einwilligen: wilkurn bricht alle recht,
Igl. Str. (.71) S. 337. des wilkurten sie peiderseit dar in ainem vollen
rate. 245. das er auch gewilkurt hett czu der beschidung (mit dem
Testament einverstanden war), 290 es sei denne das beide teil
dorczu w., das — , I S. 366. wer wilkurt (sich vorwilekurt) er sal
es halden, 251 . 252. von paider ewer wilkor wegen, do ir paide czu
gewilkurt habt; wan wilkur alle recht pricht, Igl. Bgr. N. 29. 2.
dorczu si gewilkurt haben, N. 64, 3 u. 4. durch des willen wir
gewilkurt haben czu ainer berichtunge darumb, N. 53, 21; Elbog.
Chr. 63, 22. er ist geseczet und vor dem rate und der ganczen
gemein gemacht uud gewilkurt worden, Olm. Stb. 97 b. mit ir
beider (der kursner und sneider) wilkur ist gewilkuret worden, das
die sneider nicht kursnerwerk und die rocke sneiden noch arbeiten
sullen, weder aldes noch newes, weder pußflecke noch anderlei, 103.
vor uns — habeu die huter (Hutmacher) alle gewillkürt in vollem
rate, das sie furbas — gerecht und gut hut machen sullen und nicht
falsche, 104. czu dem haben sie uf beiden teilen gewulkurt, 110a.
baide teile — czum urteil willekurten, 132. wilkur bricht alle recht
und zu we (ivozu) gewilkurt wirt mit den worten, das sol pilleich
volbracht weiden mit den werken, Igl. Rspr. X.
wüle-töre swm. der den Toren spielt, sich als Tor behandeln
läßt: der w., her Tristant, Trist. 5192.
willic-leich, -liehen Adv. willig, gut-, freiwillig, gern: Darumb
so begern wir willicleich arbeit czu haben, pis das wir den unsern
ruwr gemachen, Const. I 5, 1. do gaben sie iren willen willeclichen
und unbetwungen darezu, Igl. Bgr. N. 39, 9 u. 11.
willigen swv. 1. tr. willig machen, 2. einen mit etwas: ihm zu
willen sein, ihm bewilligen, 3. üf einen etwaz, w. ihm zur Ent-
scheidung übertragen: solche neuerung — gefiel niemandis und wolt
ein ersam rat nicht w. (zustimmen), Traut. Chr. 354. was ein andern
mitpurger antreffe, desz, sei er auch gewilligt (sei auch ihm erlaubt),
16, 29. _
willig- heit stf. Bereitwdligkeit: in untertheniger gehorsamer
willickeit, Elbog. Chr. 74, 30.
wilpert (wilt-brät, -brsete) sin. zum Braten bestimmtes oder
gebratenes (auch gesottenes) Wild, Wildbret: es wird sich zu gutter
zeit zeigen mit wilpert und fischen, Traut. Chr. 119; Eger. Str. C 111.
wilt-nüsse (auch wiltnis, -se, -nus) stfn. Wildnis: als die poume
der veigmoule, die do wachsen in der w. (in campestribus), W — B
Kön. III 10, 27. in der w. Bersabe (in solitudine Bersabe), Gen.
21, 14.
wilt-werk — winkel-rät 959
wilt-werk stn. Wild: gesalczen vische, swi di sein, oder wilte-
werch, Brünii. Str. II 374, 149.
wim-bräwe (wint-, wim-, bräwe, -brä) stswf. Wimper: so scber
herab die hare seines houbtes und den bart und die wimbrawen und
alles seines leibes geliere (supercilia), W — B Lev. 14, 9.
wimraer, wiiner stm. knorriger, von einem erstickten Ast her-
rührender Auswuchs an einem Baumstamm: und der Lantnitner
(Lausitzer) herzog (im Druck: gengt) ein recht wimmer wirt irn
herczog laz,en und dy gepurt wird furbas nicht irsten, Dal. 56, 27
(19, 22); die Stelle heißt in der Böhm. Chr. 19: und ewer furste der
wirt da pleiben tod und sein gesiechte wirt nicht me auffsten.
win wohl verschrieben für wind stm. Windhund: Eger. Chr.
N. 968.
wind s. wint.
wind-bräwe s. wim-bräwe.
windeln swv. (in Windeln) einwickeln: Ein gewindeltes silber
von tharsis wirt czugetragen (argentum involutum de Tharsis),
W— B Jer. 10, 9.
winden (winde swf.) 1. Winde, Vorrichtung zum Winden,
2. Kr ahn, 3. Armbrustwinde, 4. Fallbaum, Zugbrücke? 5. wagrecht
drehbare Vorrichtung zum Aufziehen von Gegenständen in Nonnen-
klöstern, 6. die Pflanze Winde: 3.? es ist im verloren worden sein
tilicz (langes Messer) und ein winden, Igl. Str. (76) S. 343.
winden stv. I 3 (auch winten) 1. winden, ringen, drehen,
2. keltern, 3. um-, einwickeln, 4. eine Richtung geben, intr. 5. sich
wenden gegen, 6 feindlich angreifen, 7. gehören zu: 3. Warinne
winden wir diu kindelin? W. v. W. 1992. — 5. daz, von verren
landen gröziu schif dar wanden, 2031.
windesch (und windisch) Adj. slavisch, wendisch: sie vernämen
w. zunge wol, W. v. W. 329. in derselben windischen czungen ist
ein laut Charwat genant, Böhm. Chr. 2. pischof sent Metudius —
was ein Rewse und hilt windische messe, 23. der sang eine windisse
messe czuhaut, Dal. 64, 11 (23, 24). mangiu spräche was im kunt,
heidensch, windesch rette sin munt, 2749. windescher zunge diu
frage geschach, 4874.
wiuds-brüt s. wints-brüt.
wind-schaufel, -schaufeln, -Schacht, -stil, -vang s. wint-.
winkel stm. 1. Winkel, Ecke, 2. abseits gelegener, verborgener
Baum: 1. vir guideine ringe die secze ouf die vier winkel der
archen, W— B Ex. 25, 26.
winkel-mäz, stn. Winkelmaß, norma: Werne is denne (nach
Herstellung eines Durchschlages) das recht gebit mit der suure unde
mit dem winkelmase, des ist das ercz, D I R 15, 1. ein w. nemen
= mensuram angularem deferre, Igl. Bgr. U — B 24. es sei mit
slechter masse oder mit winkelmase, Const. I 10, 4.
winkel-rät stm. 1. heimliche Batsver Sammlung, 2. heimlicher,
falscher Batgeber: 1.* winkelret und ainuuge sint vordampt und
vorpoten — in einer iczlicher gemain — dovon das Sprichwort geet:
di worheit sucht nicht winkel, Prag. Rb. 129.
960 winkel-recht — wint-vang
winkel-recht* Adv. in einem rechten Winkel: wo — die gründe
und grenitzen im anfange w. zusammenstossen mit den von der
Kriblitz — erben, Traut. Chr. 266.
winkel-stein stm. Eckstein: ich secze in Syon den obersten w.,
T — B I Peter 2, 6. Jhesu Krist, den ubersteu w., in dem alle di
gemacht pawung wechst in (zu XL Bibel) aim heiligen tempel im
Herren, Ephes. 2, 21.
winster Adj. link: siezen zu deiner winster, T — B Matth. 20, 21;
20, 23. die schaf schickt er zu seiner zesem, wan di pock zu der
w., 25, 33. einer zu der zesem und einer zu der w., 27, 38. den
ain (dieb) zu der zeswen und der andern zu seiner w., Mark. 15, 27.
so du niachts ein almusen, nichtenweiz, dein w., was dings tut dein
zesem. Matth. 6, 3. zu deiner w., Mark. 10, 37; Luk. 23, 33.
winnuiig stf. 1. eultura, 2. Gewinn, Errungenschaft: auf das
du allein ir w. seist (ut lucrifaciant te solum), Sol. 73, 22.
win-stück, -e* stn. superiores partes tunicarum, volgariter
wynstücke dürfen die Mentler auf alte Tuniken machen und arbeiten,
Olm. Stb. 105.
wint, -des stm. 1. Wind, 2. bildl. etwas Nichtiges, das nicht in
Betracht kommt oder ohne Wirkung bleibt, 3. die von Hieben auf-
sprühenden Funken, 4. freie Luft. 5. Duft, Geruch, 6. Windhund:
1. Eine schuppe — der andern wirt czugefüget und nicht eczwi
kein wint geet durch sie (ne spiraculum quidem incedit per eas),
W — B Job 41. 7. — 2. zwar daz, ist ein wint da wider, Trist. 2215.
winter-mön stm. Wintermonat. Xovember: Traut. Chr. 226.
wintern swv. intr. Winter icerden, tr. überwintern: 2. und so
daz, gestatt nit was zimlich ze wintern, — ob sie in etlich weis hin
mochten kumen ze wintern zu Phenice, T — B Btb. 27, 12.
wints-braut, -briit* stf. Windsbraut, Sturmwind: wenne so ein
wintsprüt (Samum) kam, manegem er (der heiße Wind) sin leben
nam, Alex. 9795. ein sulcher grosser wind, das man windstille,
Windsbraut u. zwirbelwint heisset. Traut. Chr. 68-
wint-sekacht* stm. Luftschacht in einem Bergwerk: do ist
unser w., Igl. Bgr. N. 6, 2.
wint-schaufel (-schüfel) f. Wurf schau fei , ventilabrum: czu-
strewen wil ich si mit der w. in den pforten der erden, "W — B Jer.
15, 7. des wintschufel ist in seiner hant, T — B Matth. 3, 12.
wint-schaufeln* swv. mit der Wurfschaufel das Getreide werfen
(„loorfeln"), um es von der Spreu zu reinigen, ventilare: Treten
wirst du die perge und wirst sie czumuschen und die hubel wirstu
seezen als den stäup ; wintschaufeln wirstu sie und der wint wirt
uf heben und das ungewiter wirt sie zustreuen, Is. 41, 15 u. 16. die
spreu gemuschet mit der gersten, als es auf dem tenne ist gewint-
schaufelt, Is. 30. 24.
wint-stille* stf. Sturmwind: Traut. Chr. 68. 251; s. wints-braut.
wint-vang stm. 1. ivorin der Wind sich fängt, cemchus, tolus,
ventieipiura, proceres, 2. Hutkrempe: 1. dass Hamman Wolkenstein
— in czu schaden — den wintfang beseezt und beslagen hette wider
iren willen, Igl. Bgr. N. 64, 1. das in vorpoten werde, ein w. czu
slahen und czu beraiten, 64, 1. das not were gewest eines wint-
fanges czu seezen, 64, 2.
wip-heit — wirdekeit 961
wip-heit stf. 1. das Weibsein, 2. Weiblichkeit, weibl. Art und
Gesinnung, 3. Frauentum im Gegensatz zum magettuom : 2. ir werdiu
wipheit = die loürdevolle Frau, W. v. W. 673. daz, man die ere von
ir saget, daz, sie ir w. rehte tuot, 698. 0 wol dir, süez,iu wipheit!
fröu dich der hohen wirdekeit! 726.
Wirbel (auch werbel) stm. 1. Scheitel, 2. ivas sich kreisförmig
dreht, Wirbel in Wasser oder Luft, 3. Sonnenblume: 1. Von dem
wirbel der alden perge, W — B Deut. 33, 15. nicht von den fuz,-
stapfen uncz bis an den wirbel waren an im kein mail, Kön. II
14, 25. den herg messen (3 Vs lehen nach jeder Seite), anczuhehen
mitten in dem wirbel des rumpaumes, Const. II 2, 3 (vertibuli). ab
das czu rede queme, wann der erste vinder (eines neuen Silber-
ganges) vil gruben hat ader meer denn eine, ab der gank, der
emphangen ist, aus der silbergruben sei, darin di gesworn gefaren
sein, so sol man denselben erst vinder twingen czu sweren mitten
in dem wirbel auf dem schachtrade derselben silbergruben, das er aus
derselben denselben gank redleich empfangen habe, II 2, 6.
wirbelig* Adj. sich drehend: die do arbeiten in dem wirbeligen
hörne = am runbaum oder schachtrade die Herausförderung des
Erzes besorgen, Const. II 2, 5.
wirde (und werde) stf. 1. Wert, Ansehen, Würde, 2. Ehren-
bezeigung, Verehrung: alles, saget wirde, ere und lop dem all-
mechtigen gote, Hier. 215, 14. der künste wirde ich im wol gan,
Trist. 265. daz, wip, die im der wirde günstic was, Alex. 8123. ouch
ist mir also gesagt, daz, er da vil wirde tet, Alex. 20 549.
wirdec, wirdig Adj. 1. wert habend, angesehen, trefflich, edel,
2. mit Gen. wert, würdig: gottes allmechtige wirdige haut, Ack.
38, 5. und wird sein (des hl. Hieronymus) wirdiger name in alle
die werlt wirdiklichen gebreitet, Hier. 6, 14. in den wirdigen hoch-
czeiten, Const. I 7, 22. wirdig ist der wirker (Arbeiter) seins ez,z,ens,
T— B Matth. 10, 10.
wirdec-lich Adj. ehrenvoll, herrlich: w. tugent, Alex. 2703.
wirdec-lich, -en Adv. würdig, ehrenvoll, herrlich: 0 wunder-
haftiges vas, mit allem edlen gesteine so wirdichlich geziret, Hier.
7, 18. wirdiclichen = merito, W— B Judith 10, 18. w. tuon, Alex. 2150.
wirdekeit, werdekeit stf. Würdigkeit, hohes Ansehen, Herrlich-
keit, Amt und Würde, Ehre, Auszeichnung: durch die werdekeit die
des toufes orden treit, W. v. W. 3492. hoehe an mir diu w., süez,er
Willalm, unde blip, W. v. W. 1075. das ein mensche aller hubsch-
heit und wirdigkeit vol sei, Ack. 40, 6. das ist ein lob der groszen
wirdikeit unser menschheit, Sol. 72, 20. von des menschen w., 21, 2.
di w. derkenne ich denne alleine, so ich dir dank sag, 64, 24. Sant
Jeronimus grozze w., Hier. 1, 10. der sant Jeronimus w. ganz
beschreiben oder betihten muge, 17, 2. die zwene begunden einander
auch w. erbieten, 223, 13. Aman sulche menschliche wirdikeit in im
hat ervaren, W — B Esther 16, 11. seiner kunglichen wirdikeit gerne
dinen, Igl. Bgr. U — A Einl. das nicht ir (der gesworn) w. davon
geswechet werde, ab wir ir pete nicht erhörten, Const. I 5, 1. noch
kaiserlicher w., I 5, 10. das — der richter — seiner w. macht
mere, I 6, 3. alle ere und w. des kunigreiches czu Behem — abe-
nam, II 5, 9. ein gut wort ist also vil gesprochen sam ein wesen
J elinek, Wörterbuch. Q^
962 wirden — wirt-schaft
einer unverserten w., IV 12, 6. enpern aller w. = numquam aliquod
officium habiturus, IV 20, 7. die wunnende wunne der wertlichen
werdikeit, die wirt im (an der Tafelrunde) wunnenclich bereit, Trist.
1369. den hat man in so höer w., 1395. der schalbseren w., 1401.
dem herren durch sin w., Rf. 299. da hielt der helt — in ritter-
licher w., 189. in ritters w., 226. 6 we mir miner w., Alex. 3073.
lät werdikeit an iuch erblüen und schaffent, daz, wir die vinde
müen, 3519. sin wirdikeit im daz, riet, Alex. 407. lät mich iuwer
wirdikeit genießen, 2694.
wirden swv. intr. würdig sein, tr. wert, lieb machen, schätzen,
ehren, verherrlichen: die mit ritters tat ir manheit so gewirdet hat,
daz, sie gesitzen dar an (an der Tafelrunde), Trist. 1344.
wirdig s. wirdec.
würdigen swv. wirdic viachen oder halten: wirdiget sein güt-
liche ere, Hier. 61, 1. got, der uns gewirdiget hat (glorificavit),
Sol. 99, 34. er wirdiget (schützt) suliches czu gueter rechnung auf
130 guld. u. gr., Igl. Bgr. N. 80, 2.
wirken (auch würken, wurken, wirken mehr md-, Prot, worhte)
swv. tätig sein, arbeiten, verfahren, ins Werk setzen, schaffen, tun,
verfertigen, bes. nähend, webend, strickend verfertigen, oe-, verarbeiten:
wirken allerlei dink = texant omnia, W — B Ex. 35, 35. wenne du
hast die vordristen dink geworcht (fecisti priora), Judith 9, 4.
dannen di wirkend meinung der werk get = de qua procedit intentio
operantis, Sol. 37, 10. mit was gewissen man den — neugefundenen
— gank hawen und wirken sal, Igl. Bgr. 1. wie vil man auch
(scheppen) des ganges schölle nemen czu wirken in di hutten, czu
vorsuchen, ob her der mase wert sei oder nicht, und wi vil silbers
her schulle geben über di hutkost, Igl. Bgr. 1, 4. dar an ir w. tuot,
Alex. 2150.
wirker s. würker.
wirk-nuss* (= wirkunge) Tätigkeit: durch wirknusz deiner
undertanen dinst, Sol. 53, 40.
wirine stf. Wärme: Alle tage der erden sehen (Säen) und
sneidens. kelde und wirme, sumer und winter, nacht und tack nicht
sullen ruen, W — B Gen. 8, 22. der brunne — vaz,zet wirme wider
den äbent als den morgen, Alex. 9852.
wirsch (wirs Adv. Komp. von übel) übler, schlimmer, schlechter,
weniger, Sup. wirsest, wirst: künde ich gescheiten, kund ich euch
verpfeien, das euch wirsch wurde, Ack. 9, 14.
wirt stm. 1. Ehemann, 2. Männchen eines Tierpaares, 3. Haus-,
Burgherr im Gegensatz zu gast, 4. Landesherr, Gebieter, Herr, des
himels w. = Gott, Christus, der helle w. = der Teufel, 5. Gast-
freund, 6. Begleiter der Brautleute, Hochzeitsgast, 7. Gastwirt: 1. das
zelgeret durch ires wirtes sei willen, Igl. Str. 242 b. do diselbe vraw
Cristein iren ersten wirt nam, Nikiaus den Nundler, 230. sie lies
einen deichen erben, den si gehabt hette mit irem ersten wirte,
229. als ir wirt (Gatte) von wassers not vorscheiden was, Igl.
Rspr. V.
wirt-schaft stf. 1. Tätigkeit des Hausherrn, 2. des Schenkwirtes,
3. Bewirtung und was dazu gehört, Gastmahl, Schmaus, überhaupt
Fest, festl. Freude, auch Midi.: daz, man da heilet Wirtschaft (Tafel-
wirt-scheften — wischel 963
gerät), Trist. 2529. ob ich sage von ir w. vil, 2577. do die w. ende
ham, 985. mit den herren w. hat er sihen tage do, Ernst 3778. er
tet da grö^e w., 3924. 3948. er sie zu wirtschaften luot, 3953.
Levi der macht im ein gröz,e w. in seim hause, T — B Luk. 5, 29.
si unkeuschent mit euch in iren wirtscheften, II. Peter 2, 13. auch
schaff ich, das Hester, mein eleiche hausfraw sol halten und ver-
wesen die w. (1.) mit innemen und mit ausgehen, Igl. Stb. 111148 c.
stillin ein w. durch der touf willin (einen Taufschmaus geben), Dal.
76,28 (30,92). ladin czu einer w.,' 74,16 (30,7). der erhern w.
dankt er, 75, 22 (30, 49). er lud czu einer w. den herczog gut,
82, 5 (33, 14). sie machten ein w. (inito convivio), W — B Gen.
24, 54. der machte ein grosse w., Gen. 40, 20. schände dunket sie
die Wirtschaft sein, Gen. 43, 32. Und secht do hatte her ein w. in
seinem house als ein w. eines kunigs, Kön. I 25, 36. David machte
Abnern und seinen mannen ein w., Kön. II 3, 20. — machte seinem
sune Sampson ein w., Richter 14, 10. Laban rufte vil volkes seiner
fründe czu der w. und machte ein hochczeit (nuptias), Gen. 29, 22.
der w. des kunigis, Par. II 9, 20. wirtschefte (epulae), Sirach
29,29. 31. in der w. des wein es (in convivio vini), Sirach 32,7.
in dem wirtscheften, 30, 27. in das hous der w. (convivii), Prediger
7, 4. in den wirtscheften der hofel, die zu essen vleisch zusammen-
tragen (in commessationibus), Spr. 23, 20. sie vreuten sich durch
die wirtschefte (per convivia), Richter 16, 25. do erfüllet waren die
tage der w., Esther 1, 5. Vasti, die kuniginne machte ein w. den
vrowen, Esther 1, 9. Und do geczogen waren in die wochen die tage
der wirtschefte und der hochczeite (cumque in orben transissent dies
convivii), Job 1, 5. sol her ir vor besehen w. (providebit puellae
nuptias), Ex. 21, 9. wie sie mit richer koste kraft volbrsehten dise
w., W. v. W. 1277. daz, man da nseme, swaz, der w. was gezaeme,
1307. Wo sint denn euer wirtschafte, wo reicher trank, wo wol
gemachte speise? Hier. 37, 2. 0 edele w. — dorinne in brotes und
weines gestalt Cristus gantzer empfangen wirt, 85, 17. eile zu
sulcher suzzer wirtschafte, dorinne dir nicht ochsen oder bockes
fleisch nach alter gewonheit zu tisch getragen wirdet, 86, 21. du
bringest in in die überflussige grosse w. deines gotlichen hauses,
87, 19. das sie hochvertiger trunkner wirtschafte gepflogen bette,
219, 8. — w. = Gastgelage, Eger. Str. XVI 1 u. 2. w. und krolaiz,
zu kindelpetten oder Priminzen sind verboten, Eger. Str. A III 2;
AIV1; B19. w. = Hochzeitsmahl, Eger. Chr. N. 412. 603. 609.
643. 763. 869; Eger. Z. 35, 3.
wirt-scheften (und -Schäften) sivv. ein Gastmahl halten,
schmausen: wirst w. vor deinem herrn (= epulabis coram d. tuo),
W — B Deut. 27, 7. wirst w. in deiner hochczeit (epulaberis in
festivitate tua), Deut. 16, 14. den wirtscheftenden, Ps. 41, 5. daz
wir essen und wirtscheften, T — B Luk. 15, 23 f. ez, gezam ze w. und
ze frewen, Luk. 15, 32. ir habt gewirtscheft auf der erden, Jak. 5, 4.
wirts-haus* stn. Gasthaus: Eger. Achtb. II 199. 172. im wirtts-
hauß zu Treuntz, II 213.
wischel* stm.? Strohwisch: ein — sintflut — verwust der dor-
fir vil (Druck: wel) bi Hermanicz czu dem Lantmischil recht als di
dein wischil, Dal. 231, 13 (105).
61*
964 wischen — witib-stuol
wischen (und wüschen) swv. 1. abwischen, reinigen, trocknen,
2. intr. leicht und schnell sich dahin bewegen: 1. Und iener, der
wischte alczuhant den stoup von seinem antlicze, YV — B Kön. III
20, 41. — 2. Unf ouf wischten (surgentes) alle sune des kuniges und
stigen ein iclicher ouf sein moul (mulas ascenderunt) und vluhen,
Kön. II 13, 29. er wischt davon, Eger. Chr. S. 34 Anm.
wiseln vielleicht verlesen für wispeln: wan einer üz, en hatte
ein geisiln (Druck: gesiln, tschech. hie), so sprach er ein wisilu (in
wispeln?) (einer zum andern), Dal. 89, 19 (37, 14).
wisent, -e stsivm. Wisent, Bisonochse, huhalus: W — B Deut.
14, 5. vleisches von einem wisent (carnis bubalae), Par. 1 16, 3.
wis-lich s. wissen-lich.
wis-mat (auch wise-mat, wisemät) stn. f. Wiese, die gemäht
ivird: wisen und wismat — ausgesaezt und gegraniezt, Olm. Stb.
131. zu Stebnicz unterm dorff auff den wißmat, Eger. Achtb. II 189.
bei der herren grossen teich oben in der wißmat, II 147. velt und
wißmat, Eger. Chr. 1183. holez und w. das zu sein hof gehört, 1174.
drei teich mitsambt dem wiszmat, das dorezu gehert, Igl. Stb. V 45 a.
das er aus dem selben öden teich wismath mache und kein teich,
V 43 a. darzu wysmeth und acker, IY244b. so des convents wismet
wasser not wer, IV 128 c. umb die teiche (kernteich und newteich
bei Piestaw (Pistau) umbgrunt, wisen und wismath, III 183 c. hof
und wismet und gerten, V 270 a.
wispel* swf.? Homis: wenig wispiln (tschech. mälo srsnov =
wenige Hornisse) süchtig machint vil vligin fluchtig, Dal. 102, 17
(44, 53).
wispeln swv. zischen, pfeifen, blöken, sibilare: er wispelt über in,
W— B Job 27, 23. so das du hörest die hert w. (sibilos gregum),
Bichter 5, 16.
wispeln stn. das Zischen: seezen wil ich dise stat in ein
erschrecken und in ein w. = in stuporem et in sibilum, Jer. 19, 8
■und 25. 9 u. 18. Gott hat Jerusalem gegeben in ein vorterpnüsse
und ein wispeln, Par. DI 29, 8.
wis-vleekelin, -vleckel stn. keines Wiesenstück: mit sambt dem
wisflecklein doselbst, Igl. Stb. IV 244 a c. den teich in einem wiß-
fleckl, Y 154 c. den halter (Fischhälter) mitsambt dem wisfleckl,
Y 237 d. uf ein wießflecklein im holtz am ranck, Eger. Chr. 893.
wis- wachs stm. f. n. Wiese: es sei gleich w. oder secker, Traut.
Chr. 216. das gut — es wer in eckern — wiesen, w. und grenzen,
70. 71.
witewe-stuol s. witib-stuol.
witib (witewe, witiwe, witib) stswf. Witwe: eines Meisters w.,
Eger. Z. 15, 4. eines Meisters witbin, 14, 2. ein witwe, W— B Lev.
21. 14.
witib-stuol, witewe-stuol stm. Witwenstuhl, Witwenstand: so
die muter ir witibstul verkeret (ivieder heiratet), Igl. Stb. V 22 d.
diweil (solange) sie iren w. nicht verruckt, II 139 c. den w. vor-
keren, III 153b; UI173d. das sein hausfrauwe, di weil di iren
witwestule nicht verruckte und witwe beleibet — mit irem rate
für dieselben kinder und für ir gut schol helfen raten — , II 102 c.
witwe-tuom — wiz,zen-schaft 965
witwe-tuom (witewen-tuom) stmn. Witwenstand, viduitas:
lebende in dem w., W — B Kön. II 20, 3. sie czoch ab ir cleider des
witwetnmes und wusch iren leip und salbte sich mit gar guter
mirre, Judith 10, 2. gewant des witwetnmes, Gen. 38, 14; 38, 19.
witz, -e stf. Wissen, Verstand, Einsicht, Klugheit, Weisheit:
lachende und mit witzen sprach er der schoenen maget zuo,
Trist. 386.
wixen = wehsin, wehsen, Adj. aus Wachs: Traut. Chr. 43.
waxen, 13; s. wichsen.
wiz.zen unreal. Zw. mit verschobenen Prüt. : wisse, wesse, wiste,
weste, daneben md. und später obd. woste (z. B. W — B): du west
wol, Sol. 49, 5. allein ich des nicht enwest, Sol. 48, 27. west, Eger.
Chr. N. 1178. wissend = die Formen des Femgerichtes kennend,
Eger. Chr. N. 1034.
wi^en pari. Adj. — bekannt: das ist denjenigen wissen, [die]
dabei gewest, Elbog. Chr. 101, 8. das haben die gegenwertigen
wissen, 19, 8. das allen guten leuten — wissen ist, Igl. Bgr. N. 84, 2.
was in w. wer, Igl. Str. 247.
wi^zen stf. Wissen, Kenntnis: mit willen und rechter wissen
der ganezen unser gemain desselben pergs, Igl. Bgr. N. 59, 4. mit
bedachtem mute, rechter w. und ganezer wilkur, N. 52, 5. das wir
mit wolbedachtem mute, gutem rate und von rechter wissen erloubet,
Stb. Brüx N. 123 und N. 124. wie das gescheen, haben die gegen-
wertigen wissen, Elbog. Chr. 19, 8.
wiz.zen-heit (wiz.z,en-, wiz.z.ent-heit) stf. Einsicht, Wissen, Be-
wußtsein: ir ewers bergwerchs — allenthalben gute kundschaft und
wissenhait habt, Igl. Bgr. N. 84, 2. mit guter kundschaft und w.
des rates, Aussig. Urkdb. N. 181; Stb. Brüx N. 188- geben Avissent-
heit der behaltsam in die Vergebung irer sundt, T— B Luk. 1, 77.
in dem (Kristo) do sint verporgen alle die scheeze der Weisheit und
der w., Kolosser 2, 3. in der w. Gots, 1, 10. wir wissen, daz, wir
alle haben w., I. Korinther 8, 1. ob ich derkenn alle taugen und
alle w. — wan hab ich der lieb nit, ich bin nichts, I. Korinther
13, 2. daz, euer lieb begnüg mer und mer in der w., Philipper 1, 9.
habent pilde der w. (die Form der künste, XL Bibel), Bömer 2, 20.
wiz.zen (t)-lich, >viz.-lich Adj. beivußt, bekannt, offenkundig : was
in umme die sache w. were, Igl. Bgr. N. 64, 3; 65,5. so wil ich
bekennen, was mir w. ist von der stuff, 53, 18. daz. frumen leuten
wol wissenlichen ist, 39, 5. was in wissentleichen were, Igl. Str.
261. wir uns fromleichen gehalden haben, das lant und steten wol
wislichen ist, Igl. Bgr. N. 39, 2. wissentlicher ader bekentlicher
schulde, Brüx Stb. N. 340. wir thun solches auch hiemit w., Traut.
Chr. 125. vil fremden leuten — wislich, Elbog. Chr. 82, 45. als her-
nach, so viel am tag wislich ist, wirt begriffen, 15, 7. welcher
(richter) wasz wiszlichen vorschwiege — , Traut. Chr. 6. einem
wizHch machen (kundtun), Eger. Z. 9, 27.
Tviz,zen - schalt (wiz^en-, wiz.z.ent- Schaft) stf. Wissen, Ge-
nehmigung: das ich solch erezt (Erz) mit w. nemen mag und an
der herren gewerken nuez und fromen zuwenden, Igl. Bgr. N. 80, 4.
biderleut, die um ihre eheliche geburth — grundliche w. tragen,
Eger. Z. 39, 1.
966 wladeke — wol-meinung
wladeke,* bladicke sicm. (tsehech. wladik) Adeliger: Auch
spricht die gemein, das man einen wladeken mac vorpieten und
hindern an ein loth umb 5 mark um allerlai schult, Prag. Str.
N. 137. Und wie muget ix denne widersteen vor einem bladicken
ous den knechten meines herren dem allerminsten (ante unum
satrapam) Kön. IV 18, 24.
Wochen -lön (bei L. nur Tuch. 67, 7. 10) stn. Wochenlohn:
welicher gesell wirt an dem dinstag gesetzt (zur Arbeit auf-
genommen), dem sol das wachenlon gancz nochfolgen, Igl. Stb.
VI77c.
wol-ermelt* part. Adj. erwähnt, genannt: auf anreden wol-
ermelts grafen, Eger. Chr. 73.
wolf stm. 1. Wolf, 2. durch Reibung entstandene Hautent-
zündung, 3. Werkzeug zum Erz- und Steinbrechen, 4. Oberschivelle
der Türpfosten, 5. fehlerhaft geschnittenes Brett, 6. Fehler im Bau:
ein tochter konig Rudolfs, des romischen, eins rechten wolfs, Dal.
7, 26. — 1307 starb konig Rudolf. Er was den Behem als ein
wolf, 14, 5.
wolf-mäne (wolf-manot stm.) sicm. Xov.—Jan., der semitische
Monat Bid: in dem achten mened, den wir nennen den wolfmanen,
wart volbracht das hous, W — B Kön. III 6, 38.
wol-gevallung* stf. das Wohlgefallen: nach seiner w., T— B
Epheser 1, 9.
wol-geflört* Adj. schön (mit Blumen) geschmückt: ein wol-
geflörtez, her, Alex. 8425.
wol-haltung* stf. ordentliches Betragen: di irer tapferkeit,
erbarkeit und w. wegen — zu wirden gesetzt, Eger. Chr. S. 4.
wölken stn. wölke swm. Wolke: secht ein weisses wölken, T — B
Offenb. 14, 14. dö sie ingiengen in daz, w.. Luk. 9, 34. wir habend
ein solchz, ingesacztez, wölken der gezeug [von Zeugen), Juden 12, 1.
wolken-bnist stf. Wolkenbruch: grosse erschröcklicbe wasser-
flüte oder w., Traut. Chr. 192. er geusset ous die regen gleich einer
w. (ad instar gurgitum), W — B Job 36, 27.
wolken-seule (-sül) stf. swf* Wolkensäule, columna nubis:
W — B Ex. 33, 9. in einer wolkenseulen, Nun. 14, 14.
wolken-spor* stn. Spur einer Wolke, vestigium nubis: unser
leben vorgeet sam ein w., W — B Buch. d. Weish. 2, 3.
woller (wollfere) stm. Wollenschläger, -weder?: Brunn. Str.
II 149.
woll-slalier (wolle-, wollen-slaher. -sieher) stm. lanifex: den
Bernhart w., Eger. Achtb. II 42. den w., II 41. 43.
wollust stmf Wohlgefallen. Freude, Vergnügen, Wollust, Wohl-
leben, Genuß: dem paradeis der wollust = paradiso voluptatis, Sol.
42, 11. gegen Orient in dem tale der w. = ad orientalem plagam
Eden, W— B Gen. 4, 16. wollust und wunnen pflegen, Ack. 54. 4.
wol-lustigen* swv. refl. sich erfreuen: ich enczamt wollustig
mich der e Gots, T — B Römer 7, 22.
wol-meinung* stf. Entscheidung, Beschluß: mit eines erbern
rats w., Eger. Chr. 1197 S. 372. sie haben irem willen und w. des
kirchenbauens furbracht, Traut. Chr. 14.
wol-sagen — wücher 967
wol-sagen* sivv. preisen: we euch, so euch alle leut wolsagent,
T— B Luk. 6, 26.
wol-tag stm. Freude: ir {Reichen) seit itzund in freuden, in
wol tagen, Hier. 34, 8.
wol-tiiung* stf. Wohltat: in der w. ains siechen menschen,
T-B Bth. 4, 9.
WOl-Teil (= veil) Adj. 1. feil, käuflich, 2. wohlfeil, billig : ein
gut wulfeil jar, Traut. Chr. 24.
wol-weisheit* stf. in einer Anrede an den Gemeinderat: erbar
fursichtige w., Eger. Chr. S. 5.
wou, -e stf. 1. Aufenthalt, Wohnung, 2. Gewohnheit, Sitte: er
zoch sich von höher wirde in swachen won durch Krist und den
süe^en Ion, W. v. W. 852. daz, viur bot in (den Belagerten) so
swache won, daz, sie vergäben manger wer, Alex. 9262. an der du
— vindes viel fröiden won, 10932.
won-haft Adj. Wohnung habend, wohnhaft, angesessen: ist das
wonhaft ist ein fremder in ewer erden, W — B Lev. 19, 33.
won-haftig Adj. ivohnhaft: der w. ist in dir (qui habitat in te),
Sol. 94, 21.
wonunge stf. 1. Gewohnheit, 2. Aufenthalt, Wohnung, 3. Gegend,
Himmelsstrich: 2. durch alle ire w. (mansiones), W — B Ex. 40, 36.
sie sol ir wonung haben in der kamer under der stuben, Igl. Stb.
V85a.
worfel s. wtirfel.
worfen sivv. ivorfeln, ventilare: gersten tenne her worfet =
areain hordei Ventilat, W— B Ruth 3, 2.
worfer* stm. Worfler, Ventilator: senden wil ich in Babilon
worfer und worfen werden sie sie, W — B Jer. 51, 2.
wort stn. 1. Name, 2. Wort, 3. PI. Bede, 4. Buf Nachrede,
5. Verteidigungsrede, Fürsprache, Entschuldigung, 6. Ausrede, Vor-
wand, 7. Verabredung, Bedingung, 8. Absicht, 9. Erlaubnis,
10. Zauberwort, Beschwörung, 11. Text eines Gedichtes, 12. Silbe,
Verssilbe: 0 herre wort, o got wort, du bist ein liht, Sol. 11, 32.
sprich, her, sprich wort! = Die verbum, Domine, 12, 3. niht ist
gut an das hohste gut, an des worts gut, 13, 17. unser ganczer
wille und wort ist, Aussig. Urkdb. N. 139.
Worten swv. Worte machen, reden: als ich und Cunrat R. —
da mit einander geredt und gewort haben, Eger. Chr. 1065.
wort-lK'h Adj. wörtlich, mit Worten, ausgedrückt: Davit jämer
mit gewalt leit umb daz, w. ungemach, Alex. 11583.
wücher (wuocher) stmn. 1. Frucht, 2. Nachkommenschaft,
3. Zins, 4. unerlaubt hoher Zins, Wucherzins: Und ouf wücher wirstu
leihen vil gesiechten und du selber von nimant wirdest entlehen
(foenerabis), W — B Deut. 28, 12. wer auf w. nicht enleihet = qui
ad usuram non commodaverit, Ez. 18, 8. wer w. und übergäbe er
nicht ennimet, Ez. 18, 17. vor den w., den du hast vorlihen got
(pro foenore), Kön. I 2, 20. nicht nim wücher von im (usuras), Lev.
25, 36. dein gelt soltu im nicht leihen ouf w. = ad usuram, Lev.
25, 37. nicht ist czurunnen in iren (der Stadt) gassen w. und
valschheit, Ps. 54, 12; Ps. 71, 14. houpgut und wücher, Stb. Brüx
N. 126. so sal vorbas uf ein iczlich schock besundern ein guter
968 wuchern — wüeste
behemischer grosche czu wucher geen also lange, als wirs mit guten
willen des vorgeschriben Juden gehaben mögen, N. 126. der wucher
des geistes ist: di lieb, freud, frid, gefridsam, T — B Galater 5,22.
er samt w. (frucht. XI. Bibel) in daz. ewig leben, Joh. 4, 36. gesegnet
ist der w. (die frucht , XI. Bibel) deines leibs, Luk. 1, 42. ein
iegleicher bäum wirt derkant von seim wucher, 6, 44. w. des Wein-
garten, Mark. 12, 2. w. (Früchte) bringen, Joh. 15, 2 — 4. er antwurt
seinen Weingarten andern pawern, die im gebent seinen w. in seiner
zeit, Matth. 21, 41. daz, wort — wirt gemacht an w. (ivirkungslos),
Mark. 4, 19. ernstlich der pauin wirt derkant von dem w., Matth.
12, 33. von irn wuchern (an ihren Früchten) derkent ir sie, 7, 16 ;
7, 19. ein igleich gut paum macht guten w., wan der poz, paum
macht posen w., 7, 17 — 19. di — samen fielen in die gute erde und
gaben w. — hundertvalt, 13, 8. daz. ich hab etlichen wucher (Erfolg,
frucht, XI. Bibel), in euch als auch in den andern haiden, Römer
1, 13. ein iegleich paum , der nicht macht guten w., der wirt
abgehauwen, Matth. 3, 10. macht wirdigen w. der puz,z,, 3,8; Luk.
3, 8. — Mark. 4, 28.
wuchern (wuochern) sivv. intr. Frucht bringen, geivinnen,
erwerben, retten: di erd wuchert vergeben, zum erstenmal ain kraut,
danach daz, eher, darnach einen vollen wucher in den eher, T — B
Mark. 4, 28. der da derstund von den toden, das wir w. (fruchte
bringen, XI. Bibel) zu Got, Römer 7, 4.
wücher-gelt stn. Zinsen: das wir ob 4000 gülden zinß ader
wucher gelts — hingeben müssen, Eger. Chr. 1123 S. 299.
wücher-neiuer* stm. foenerator: ervorsche der w. alle seine
habe, W-B Spr. 25, 12.
wuchstlein* stn. auch sol kainer kain pelcz nicht fail haben,
daran die ermel bei har eingeseczt sein oder mit eingestochen
wuchstlein, Igl. Stb. 17. 221 a.
wüeste, wuoste Adj. wüst, öde, einsam leer: in eine w. erde
= in terram solitariam, W — B Lev. 16, 21. ain perg oder stolle,
die da gemessen sein und dornach wüste sein, können die Urbarer,
ivenn sie es 6 Sonntage nach einander mit den Geschworenen in der
Kirche haben ausrufen lassen, wenn sie es nach Verlauf des 6. Sonn-
tags „wüste" finden, ledicleich vorleihen, wem sie wollen, Igl. Bgr.
U — A 7. Ein perg oder ein stolle, die gemez,zen sint und darnach
wuest und unpowehaft werden gesehen, die schol man chunden sechs
sontage, daz, die komen, der die perge sint gewesen, und si powen.
Und ist daz, der sibent sontage furkumpt, daz. man niemant da
arbeiten vindet, so nement die urbarer di gesworen czu in uf die
vor genanten perge und vindent sie sie danne wuest und unpouhaft,
die urborer mogens verleihen und geben, swem sie wellen an alle
Widerrede, U — B 14. welche silbergruben ein ganczes jar wüst leit,
di sol man an Urkunde und Widerrede andern arbeitern verleihen,
Const. II 4, 11 ; s. verligen, item die mül, — das dorf — ein hamer-
stat daselbst ist wüste, Mind. des Egerl. S. 84. di kirch — ist nu
w., Böhm. Chr. 35.
wüeste, wuoste stf. öde Gegend, Wildnis, Wüste: in diser
Avüeste hie, Trist. 3511.
wüesten — wunder-haft 969
wüesten swv. Prät. wuoste, wüste; verwüsten, ausplündern, ver-
nichten: an fröiden kunde sie daz, wüesten, Alex. 16972. umb daz,
sie enbern muoste irs herren, ir fröide wuoste, 10308. daz, (daß
Ernst ins Hl. Land zog) ir herze freuden wüste, Ernst 1690.
wüestenunge (wüestenunge, md. wustenunge) stf. öde Gegend,
TFästc, Einöd: von den si wartend sind, das di wustenunge des
alten vals wider beseezet wurd = per quos suae ruinae scissuras
exspeetant, Sol. 65, 12. Unser veter assen inanna in der wustenunge,
Hier. 85, 29. wanne er gleich sie in der w. einsidel gewesen, 109, 30.
die w. = desertum, W— B Lev. 16, 21. czu der inwendigen
wustenunge — ad interiora deserti, Ex. 3, 1. in der w. , Ex. 4, 27;
5, 1. von der w., Ex. 23, 31. an dem wege sur in der w. , Gen.
16, 7. seezen wil ich in der w. die tanne und die ulme und den
puchspaum mit einander, Is. 41, 19. in der w. , Ernst 3509, Alex.
23058. 23264.
wüest-heit* stf. vastitas: Posheit und wustheit wirt gehört in
ir (der Stadt), W— B Jer. 6, 7.
wüestung, -e stf. Wüste, Einöde: in eutrischen wustungen,
Ack. 13, 17. würm in wüstung und in wilden beiden — ausreuten,
11, 6. ich stunt in der einot der großen wüstunge, Hier. 10, 12.
w., 11,12; Alex. 21317. die ganze wüstunge — dann die mül ist
des gerichtes man (Lehen), Mind. d. Egerl. S. 84; Böhm. Chr. 24.
warumb nu das slos in die w. gepawet was und also wüste stund, 39.
wüetendig (wüetendic = wüetic) Adj. xvütend, toll: die teufel
schriren mit wütendiger stimme, Hier. 96, 7.
wüetig, wuotig Adj. wütend, toll: ir wüetigen gar, Legende 493.
wuf s. wuof.
wühr* s. wür.
wulfin (wülvin, -ne) stf. Wölfin: einer gruben, genant czu der
wulfinn, Igl. Bgr. N. 10, 1.
wullen* (= wulgern, wolgern) sivv. nauseare, rülpsen, erbrechen,
brechen müssen: Unser sele wullet nu ubir dise allerleichste speise,
W— B Num. 21, 5.
wullen* stn. = wüllunge, wullunge, nausea, das Erbrechen,
Brechreiz: unez bis es — werde gekart in ein wullen (vertatur in
nauseam, zum Ekel wird), W — B Num. 11, 20.
wullen (wullin, wüllin) Adj. 1. von Wolle, in Wolle gekleidet,
im Bußgewand : wullen und barfus — zur walfardt gegangen, Traut.
Chr. 54.
wunden (Prät. wunte, Part, gewunt, gewundet) siov. verwunden:
wer in dem streit gar ein wenig gewunt wart, der pleib nicht pei
dem leben, Böhm. Chr. 58.
wunder stn. 1. Verwunderung, 2. ivas Bewunderung erregt,
Außergewöhnliches: sie brähten Schönheit w., Alex. 13459.
wunderaere, -er stm. 1. wer wunderbare Taten verrichtet,
2. ivunderbar lebt, 3. sich wundert: süez,er w. (= Christus), Alex.
18908.
wunder-haft Adj. tounderbar: wie gar w. ist dein mildikeit,
Hier. 88, 17.
970 wunder-haftig — wunnec-liche
wunder-haftig Adj. ivunderbar: ein wunderhaftiger got (mira-
bilis) Sol. 92, 25. in die stat des wunderhaftigen geczeldes (taber-
naculi admirabilis), Sol. 92, 32 und 12, 19. w. bistu der engel äugen
(mirabilis), 77, 19. allein dein selbs groszer erkenner und wunder-
haftiger schawer (cognitor et mirabilis contemplator, 78, 35. wie w.
du bist in aller erden, 67, 28. wi w. ist dein nam, 66, 41. 0 wunder-
haftiges vas, mit allem edlen gesteine so wirdeclich gezieret, Hier.
7, 17. 0 du starker, wunderhaftiger man, 11, 26. so meine ich
seine groz,z,e wunderhaftigen werk nicht alle zu beschreiben, 17, 1.
o du wunderhaftiges unsprechliches wunder, 82, 23. wie w. ist der
almechtige got in seinen heiligen: 94, 1. was wunderhaftigen eren
sein leip teglichen wunderhafte zeichen wurket, 94, 19. seine
wunder, die unzellich und w. sint allermenniclichen, 112, 16. es
derschein ein so wunderhaftiges licht — mit so wunderhaftigem
ruche, 113, 15. wunderhaftiger herr aller herren, Ack. 55, 12.
wunder-haftig-lich* Adv. in wunderbarer, bewundernswerter
Weise : wann er mit St. Jeronimus w. gewurket hat, Hier. 15, 28.
wunder-leich, -lieh Adj. 1. wunderbar, seltsam, 2. subj. sieh
leicht verwundernd, reizbar, launisch: 1. du hast mich gerufen in
dein wunderleichs liht (admirabile lumen), Sol. 89, 25. von dem
wunderleicher liht gots, 10, 2. der milde und wunderliche Jan {ein
Bischof), Böhm. Chr. 89. ez, was ein wunder w. und wundert sin
noch hiute mich, Trist. 1065. got — ist gröz, und w., Legende 620.
wunder-lich, -liehe, -en Adv. wunderbar, erstaunlich, sehr:
wie bin ich so wunderlich gescheiden von Isöten beiden, Trist. 147.
wundern swv. 1. intr. und refi. sich wundem, zu toissen
gespannt sein, auch unpers. mit Ahle., tr. 2. bewundern, 3. Wunder
wirken, auf wunderbare Weise tun oder inachen: 3. wan got mit
im gewundert hat auf diser erden auf die rede, das sein heiliger
name gebreitet und verkündet wurde allermeniclichen, Hier. 4, 5.
wünne-, wunne-bsere Adj. wünne (Wonne, Lust, Herrlichkeit)
hervorbringend oder besitzend: Karsie kiez, die videlsere üf strichen
wunnebere {Adv.?), Trist. 622.
wunne(n)-bernde (wünne-, wunne-bernde), part. Adj. = wünne-
bsere: wunnenbemdez, wip, Alex. 13015. wunnebernder lip (der
frouwen), 13045.
wunnec (wünnic) Adj. wonniglich: ein w. her — meide und
vrouwen, Alex. Anh. 2041.
wunnec-lich, wimnic-lich, wunnenc-lich Adj. mit Avünne
verbunden, w. erregend, wonniglieh, erfreulich: ein Avunneclich buhurt,
Trist. 924. üf daz, wunnecliche hüs {des Königs Artus), 1583.
manch grüner plan gar w. dar inne lac, 1602. manch ritter
wunnenclich die nämen waz,z,er und sazten sich, Trist. 611. Isöt die
maget wunnenclich, 664. dem wunnenclichen castel da zu Karke in
Arundel, 1153. üf daz, w. velt, 1675. w. was ir tagalt, 1910. einen
walt gar w., 2368. von golde w. talier, ßf. 131. ez, het so wunnec-
lichen berg, dar umbe er {Kadmus) stifte Thebas, Alex. 3820. üf
ein w. velt hiez, er rihten die gezelt, 21125. 21229.
wunnee-liche stf. Anmut, Herrlichkeit: wir sahen sein wunnik-
lich, die wunniklich als des eingeporn von dem vater, T — B Joh.
1, 14. di w. die da ist allein von eini Got, Joh. 5, 44. ze gen in
wunnec- — wünsch img 971
sein w. (glori, XI. Bibel), Luk. 24, 26. den wirt es dir ein w. vor
den enczamt sitzenden, 14, 10. der da widerkert und geh w., (daz,
lob, XI. Bibel) got, 17, 18. so er kumt in der w. seins vater, Mark.
8, 38. gib uns, daz, wir siezen in deiner w. einer zu deiner zeswen
und der ander zu deiner winster, 10, 37. zu der w. deines volks
Israel, Luk. 2, 32. ich gib dir allen disen gewalt und ire w., Luk.
4, 6. der sucht aigen w., Job. 7, 18. um w. gots, 11, 4. in der w.
seins vaters, Matth. 16, 27. Salomon in aller seiner w., 6, 29. er
zeigt im alle die reich der weit und ir w., Matth. 4, 8. er sach uf
in den himel und sach di w. Gots, Btb. 7, 55. ze enphachen w. und
ere und kraft, Offenb. 4, 11. segen und ere und w. und gewalt,
5, 13. gib w. (di ere, XL Bibel) got, Job. 9, 24.
wunnec-, wunnenc-liche, -en Adv. mit Wonne, tvonnevoll:
der mochte wunnenclicheu sehen — sins herzen ougelweide zwar,
Trist. 864. wunnencliche, Rf. 113. ouch gab von golde lichten schin
des herren satel w., 119. 122.
Tvünnen-heil* stn. Seligkeit, wonnevolles Glück: die guoten, die
das w. enphähen (beim jüngsten Gericht), W. v. W. 5866.
wunnen-spil (wünne-, wunne-spil) stn. hohe Freude: ir blic wser
friunde w., Alex. 23910.
wünne-, wunne-sam Adj. wonniglich: wie trostlich ein an-
schouwen ist an den wunnesamen frouwen, W. v. W. 695. von
der fürstin wünnesam ir vater ouch diu rede kam, 7014. alles
lustsames unde wunnsames riechens, Ack. 39, 5. die weil ich lept,
were mein leben wunnsam, 43, 7. wuusamer hofmeister = Gott,
56, 15. die zit wünnesam (Hochzeitstag), Trist. 551. ein schoene
vrouwe w., 1082. 608. sie wurden beide w. , 5936. zu der türe
(des Paradieses) w. , Legende 310. sie quam vür die stat gar
w., 814.
wunnic-lichen* swv. verherrlichen, preisen: si swigen und
wunnielichten Got, T— B Btb. 11,18; Luk. 13,13; 23,47; Matth.
9, 8. daz, si w. euern vater, Matth. 5, 16. Jhesus was den noch nit
gewunnielicht (glorificieret, XL Bibel), Joh. 7, 39. ob ich mich
selber wunnielich, mein w. ist nit; mein vater ist, der mich
wunniclert(!), Joh. 854. wir w. uns auch in Got (können uns Gottes
rühmen) durch unsern Herren Jhesum Kristum, Römer 5, 11.
wun-sauikeit (wünnesam-heit) stf. Wonne: Wenne geezogen
habe ich sie mit w. (jueunditate), W — B Baruch 4, 11. der wirt
zufuren euch die ewige w. mit ewerm heile (sempiternam jueundi-
tatem), 4, 29. sich die w. kumende, 4, 36. zuvuren wirt got Israel
mit w. in dem lichte seiner gewalt (in lumine maiestatis suae), 5, 9.
wünsch stm. 1. Vermögen, Außerordentliches zu schaffen,
2. persönlich = Schöpfer und Verleiher aller Vollkommenheit,
3. Wünschelrute, 4. Wunsch, Verlangen, 5. Inbegriff des Schönsten,
Vollkommensten, Ideal: 5. innen man sie (die zeit) gezieret sach vou
des Wunsches aventiureu (den schönsten Frauen), Alex. 6887. bi
Kassien, des Wunsches amien, Trist. 6096.
wünschel-rüte (-ruote) f. Wünschelrute: enweg ist mein war-
sagende wunschelrut, Ack. 6, 15.
wunschung (und wünschunge) stf. optio, adoptio, adoptatio,
Wunsch: mit w. alles guttes, Stb. Brüx 452.
972 wun-weide — würkung
wun-weide* stf. Wiesenland: Traut Chr. 93.
Tvunt Adj. wund, verwundet: wnt (so!), Eger. Chr. N. 1080.
wuof stm. Geschrei, Wehklage: er sach den wuf (das geböfel,
XL Bibel) und vil wainens, T — B Mark. 5, 38. noch wainen noch l
wuf— wirt nit von des hin, Offenb. 21, 4; Btb. 24, 18. do er nit
mocht derkennen di warheit vor dem wuf (geschrey, XI. Bibel),]
21, 34. do der wuf (daz, geschrey, XI. Bibel), het aufgebort, 20, 1.
wuofeu stn. vom red. stv. das Schreien, Klagen, Weinen: jene
horten des heres wuofen, Alex. 22565.
wür (wer, -e stn.) stf. Wasserivehr: das die wür noch czu nider
noch czu hach (hoch) schol sein, Budw. Urkdb. N. 498; Eger. Chr.
193. so ein mülner an seiner wür ein abgang an etwas biet, Igl.
Stb. V 257 c. der rosenmüller sol die wür räumen und festigen,
V 168b; V 151a. wir burgermaister und der rat haben dem — er-
laubt ein wur czu pawen an der kleynen Igla under der mul bey der
langen want, III 106 d.
wurf stm. 1. Wurf, 2. bes. im Würfelspiel, 3. im Zweikampf,
4. Fischerei mit dem wurfgarn, ö. her gm. Schürfung: hatten würfe
= habentes iacula, W— B Gen. 49, 23. do uns daz, michel ungewiter
anläge, si machten einen warf (warfen Ladung über Bord) und an
dem dritten tage si würfen aus mit iren henden di rüder des
schiffes in daz. mer, T— B Btb. 27, 18 f.
würfel stm. Würfel: sie spilten mit worfeln umb gelt, Böhm.
Chr. 102.
würfel-spil stn. Würfelspiel: mit unseligem wurfelspil, Hier.
191, 24.
wurken, werken unregelm. swv.: czu der hutten gevurt und
geworcht und das selbe silber czu hofe pracht, Igl. Bgr. N. 117,3;
s. mäz,wirdig. — Eintweder gut oder bosz musz allzeit der sin
wurken, Ack. 34, 18. ein edel gewant von regenpogen wurken,
27, 10. der mensch — ist allein der lieplich klosz, dem gleichen
niemant wann got gewurken kann, 39, 15. bis an des bimels clare
wurket es (das Auge), 38, 20. wider euch zu wurken, 10, 14. her
tot, ein rechter wurk ender meder, 22, 6. da ein gestüele was
geworht, W. v. W. 7149. werken daz, werk gots, T — B Joh. 6, 28;
6, 30. vom wurken der czwai altertuch (Altartücher) sol man lassen
von meiner narung, Igl. Stb. V 240 c. sperlachen wol geworcht und
underspriten mit siden uud mit golde, Trist, 884. michel tat er do
worhte ze fuoz, der uuervorhte, Alex. 13707.
wurker (und wirker) stm. der etwas ins Werk setzt, hervor-
bringt, schafft, arbeitet, bewirkt: ein streflicher und gemeiligter
wurker wer er (Gott) , Ack. 38, 7. ausz nichts icht, aus icbt nichts
allein vermugender wurker, 58, 3. ze laden wirker in seinen Wein-
garten, T — B Matth. 20, 1. ruf den werkern und gib in ir
lone, 20, 8.
würk-stül* (stuol) stm. Wirkstuhl eines Webers, Tuchmachers:
ein wurkstul, Igl. Stb. III 329 b. ein w. mit seiner czugehorung,
rHA158a.
würkung (und wirkunge) stf. das Schaffen, Hervorbringen,
Schöpfung, effectio, operatio, praxis: als er (Gott) auch selber in
der wurkuug der weite hat gesprochen, Ack. 38, 14. Herre, in deiner
würmeln — zage 973
w. ist nichts greulichers, nichts scheutzlichers — dann der tot, Ack.
21, 10. iclicher wolt in seiner w. der beste sein, 54, 13. Philosophia,
cker der Weisheit, in zwirch und in naturlichen erkentnusz und in
juter sitten wurkung geackert, geseet und volkomenlich ge-
wachsen, 41, 4.
würmeln* swv. mit der Scharlachfarbe der Kermesschildlaus
färben: gewürmeltes und ysop = vermiculum et hyssopum, W — B
Lev. 14, 4. 49. 52. in gewürnielteni = in coccino, Scharlach, Par.
II 2, 7. von gewürnieltem und pfelle (ex cocco et bysso), Par. II 3, 14.
von purpur und von gewürmelten und von pfelle machte her gewant
= de purpura, vermiculo ac bysso, Es. 39, 1.
wurren* (bei L. nur in verwürren swv. intr. sich verwickeln)
swv. geschäftig und mit andern sich verwickelnd herumkriechen,
wohl unser mundartl. „wurln" : er (der Tod) snurret und wurret gar
gescheftig an allen enden (zivischen den Schlachtreihen), Ack.
25, 20.
würz, -e, würz, -e stf. 1. Kraut, 2. Wurzel, 3. Gewürzkraut,
4. was mit Würze angemacht wird, auch Gebräu: Gebere die erde
grünende wurcze und machende samen (Germinet terra herbam
virentem — ), W — B Gen. 1, 11.
würze-kainer stf. Behälter für Spezereien, cella aromatum : er
czeigte im seine w., W — B Is. 39, 2.
wurzeln swv. intr. Wurzel fassen, wurzeln, tr. wie durch Wurzel-
fasern befestigen: wurzel dich üz, und überpflanz dich in daz, mere,
T— B Luk. 17, 6.
würzen (und würzen) swv. 1. mit Würze bereiten, coudire,
2. balsamieren: 2. bestate und würcze mich in dem grabe meiner
grosern (condasque in sepulchro maiorum meorum), W — B Gen.
47, 30. auch leit Lya do gewürczet (condita jacet), Gen. 49, 31. und
wart gewürczet mit wurczen und gelegt in einen sarch (conditus
aromatibus), Gen. 50, 26.
zä, zäzä Interj. 1. der Aufmunterung im Kampf, 2. Lockruf
für Hunde: 2. zä Petitcriu, zä, zä, zä! Trist. 4565.
zabel s. zobel.
zabelen, zabeln stn. 1. Brettspiel, 2. zappeln, Klappern, 3. ruhe-
lose Tätigkeit: in dem hüse wart michel zabeln von den kranches
snabeln, Ernst 3029.
zäf- e, zaf, -e stf. 1. Anbau, Pflege, 2. Schmuck: mir kam vür
in släfe ein man in großem zäfe, Alex. 5110. Victoria — kam mit
großem zäfe zuo irm friunde, dem Släfe, 12681.
zäfen, zäven swv. 1. intr. ziehen, tr. 2. ziehen, erziehen; 3. in
Zucht halten, züchtigen, 4. hervorbringen, 5. passend einrichten,
pflegen: 3. die bösen kunt ir zaffen, die ir valschheit gein iuch worhten,
Ernst 576. — 5. diz msere wil ich noch zäfen mit den werden, der
ich wil nennen mer, Alex. 4662.
zage sivm. 1. feiger Mensch; als Sclämp>fivort: 2. elender Gesell,
Durchtriebener, 3. Faulpelz: 1. an die tavele kein zage tar gesitzen,
974 zage-heit — zank-handel
Trist. 1382. ir liget als ein zage bi einer minnenclichen maget,
4978. ez, si der zage oder der helt, W. v. W. 4022.
zage-heit, zag-heit stf. Feigheit, Verzagtheit: di in von zagheit
lost sin wip, Alex. 5684. 1538. 1952. 1978. 3827. die z. frien,
19411.
zagel (auch kontr. zail, zeil, PI. zagel, -e, zegel, -e) stm.
1. Schwanz, Schweif von Tieren, einer Wurzel, 2. Baumwipfel,
Wipfelholz, 3. Schiffs -Hinterteil, Achterdeck, 4. männliches Glied,
5. Stachel der Biene, 6. Nachtrab des Heeres, letzter einer Schar,
7. Ende eines Dinges: begreif sie (die slange) bei dem czagel,
W— B Ex. 4, 4 : 29; 22. vienk 300 fuchse und fugte die mit den
czegeln zusamen und baut vackeln in die mitte, Richter 15, 3. der
— Satan — mit seinem zagel zeuht den dritten teil der himelstern
und sendet di in die erden, Sol. 42, 12. din (der werlt) vrö'nde die
trüret zu jungest an des endes zagel, Trist. 6639. als ein lewe die
tiere beten zagel, Alex. 22747. den wiszin lebin {Löwen) mit dem
andern zcagel gestrakt als ein gabel (gegabelten Schweif), Dal.
175, 33 (78, 31). Ottokar trat im (Rudolf v. Habsburg) alle lant
abe an alleine Pehem und hierher] ant. die behilt er im und gab im
also den ochsen bei den hörnern und hilt sich selber an den czagel,
Böhm. Chr. 92.
zagel-los* Adj. ohne zagel (Schu-anz): ein hase zwacket einen
wolf, noch heute ist er zagellos darumb, Ack. 8, 2.
zagen swv. zage sein: din name tuot den bcesen zagen, W. v. W.
2956. sie — die frowen — lerten ouch an losheit zagen, 1255. da
von (von der Stichwunde) daz, ors begunde zagen, Alex. 19997.
zal, -e stf. 1. bestimmte oder unbestimmte Anzahl, 2. Menge,
ScJiar, 3. Zählung, Berechnung, 4. Aufzählung, 5. Rechnung, 6. Zeit-
rechnung nach Jahrhunderten, 6. Bericht, Erzählung, Rede, 7. der
zal buoch = Geschichtsbuch, Chronik: 1. fünfzig wer ist ein zal,
50 zal ist ein tausent, Traut. Chr. 250. — 48 schock meisznisch zal,
25. geben an der minnern zal 97. jare = 1497, Elbog. Chr. 35, 26.
noch Christi gebuert der weniger zael im 98. jaren = 1498, Elbog.
Chr. 57, 15. der weniger zael Christi unsers üben herrn im newn-
zigisten jare umb Yiti (15. Juni 1490), 14, 7. er got bat um di sei
gar an zaal, Dal. 85, 13. Numeri, — ist also vil gesprochen zu
deutsche ein buch der czale, W — B Einl. zu Num.
zahmg stf. Bezahlung: trinken sie aber mehr (als umb zwen
groschen), das soll ir z. sein und antreffen (müssem sie selbst
bezahlen) Eger. Z. 16, 2.
zain-kauf* stm. Kauf im großen, en gros: Eciam nullus hospitum
vel incola civitatis alios cingulos, preter hie factos in collecto foro
vulgariter zamkawff vendere presumat, Olm. Stb. 114; = sam-kauf.
zauge stsivf. 1. Zange, eigentl. und bildl., 2. Lichtputze:
1. W— B; Ex. 27, 3; 38, 3; Kön. III 7, 49; s. kreuwel.
zanke siem. Zacke, Spitze: ein blawe taffetene binden mit
güldenen zancken, den knaben, so die biblia trägt auf die schul,
damit zu ziren, Igl. Ms. 15.
zank-handel * stm. Wortstreit: entstünde durch dergleichen
zanckhänddel gar schlägerey, Eger. Z. 46, 15.
zapeln — zauber-lister 975
zapeln (zabelen, zabeln) sivv. 1. auf dem (Schach-) Brett spielen,
2. mit den Gliedern hin und her fahren, zappeln, 3. ruhelos tütig
sein, 4. im Zweifel sein, schivanken: Vor iren fü^en czapelte er und
lag amechtig und dürftig- = volvebatur, W — B Richter 5, 27. Und
do er dennoch czapelte hangende an der eichen, do lieffen hinczu
czehen junge wepner Joabs und slugeu und vorterbten in, Kön. II
18, 14.
zapfe swm. zapf stm. 1. Zapfen, 2. Zapfen zum Ablassen einer
Flüssigkeit, 3. Ausschank, 4. Schankgerechtigkeit, 5. Fruchttraube:
ous zwein zapfen oder vassen schenken ist (bei Verlust des Schank-
r echtes auf 1 Jahr) verboten, Eger. Str. A XI 2; B 36.
zapfen-gelt* stn. Zeche für Getränke (als Spieleinsatz): um
trinkgelt oder um zapfengelt, Igl. Str. 198.
zart Adj. 1. lieb, geliebt, teuer, vertraut, 2. stattlich schön,
3. zart, schwächlich: 1. die zarte hirsinne = cerva charissima, W — B
Spr. 5, 19; ein czarter mensch (delicatus), Deut. 28, 54. ein czarte
— hinge vrowe (delicata), Deut. 28, 56. das hochwürdige sacrament
des zarten fronleichnams Christi enpfaugen, Dreiding v. Politz 1. —
2. Wi der keisir rieht ein hervart für die burk zcart, Dal. 93, 35
(39 nach Vers 72) oder Prät. von zerren = zog? Jesus unser herre
zart, Legende 839.
zart-heit stf. 1. Feinheit, Schönheit, 2. Wohlleben, Weichlich-
keit, 3* Schwäche: 3. ouf eine — her meide — neigte sie (Esther)
sich sam vor wollust und sam vor groser Zartheit (teneritudine) iren
leip nicht mugende getragen, W — B Esther 15, 6.
zaspel stn. ? ein gewisses Maß gehaspelten Garns, in Hessen =
1 Strang, bestehend aus 10 — 20 zälen, ä 10—20 gebunden, vgl. Vilmar,
Kurhess. Idioticon : er wolt noch gerne einen (zu den 19) erschlagen
haben, das er die zaspel het zugefitzt bis auf zwenzig, Traut. Chr. 72.
zauberer (zoubersere, -er) stm. Zauberer: die czoubrer = male-
fici, W— B Ex. 8, 18.
Zauberei (zouberie) stf. Zauberei, Zaubermittel, -Spruch: Nicht
ist czouberei in Jacob noch kein czouberlist in (gegen) Israhel
(augurium), W — B Num. 23, 23. Die Zauberei ist manigvaltig, Joh.
v. Igl. 1. G.
zauber-geist * stm. pytho: die do czoubergeiste hetten in den
beuchen, W — B Köm I 28, 3. weissage mir in dem czoubergeiste
und wecke mir ouf, den ich dir sage, W — B Kön. I 28, 8.
zauberin (zouberaerinne) stf. Zauberin: die bilbis und die z.
komen vor uns (Tod) nicht bleiben, Ack. 8, 15; s. Grimm, Myth. 2
S. 990ff.
zauber-lich Adj. Zauber betreffend, zaubermäßig: mit zouber-
lichen sachen macht er sich ze eime trachen, Alex. 635.
zauber-list stmf. Zauberkunst, Zauberei: Nicht ist czouberlist
in (gegen) Israhel (divinatio), W — B Num. 23, 23.
zauber-lister* stm. Zauberer, hariola: Und Saul hub ouf die
czouberer und die czouberlister von der erden und vorterbte sie, die
do czoubergeiste hetten in den beuchen (magos et hariolas, qui
pythones habebant in ventre), W — B Kön. I 28, 3. wie er (Saul) hat
abgetilget die czouberer und die czouberlister (Wahrsager) von der
erden, Kön. I 28, 9.
976 zauber-listig — zech
zauber-listig Adj. zur Zauberei dienend: Saul sprach: suchet
mir ein weip, di do hab einen czouberlistigen geiste (der Toten-
beschwörung kundig, mulierem habentem pythonem) und das ich czu
ir gee, W — B Xün. I 28, 7. czouberlistigen man (virum arreptitium,
der sich für einen Propheten ausgibt), Jer. 29, 26.
zauber- nus (und -nisse) stfn. Zauberei: der richter woste nicht
anders zu besinnen nur das in dauchte, es musste von z. gescheen,
Hier. 172, 18; 173,2. es dauchte in, das sulcher mort mit zauber-
uusse gescheen were, 161, 19 u. 23. Die Steiger — sullen auch
nimmer gedenken die greniczen ader das wasser durch ganczen stein
czu czeigen mit czaubernusse, Const. I 9, 4. in deinen (Babilons)
zaubernussen irrten alle leut, T— B Offenb. 18, 23. habent den geist
der z. (einen warsagenden teufel, XI. Bibel), Btb. 16, 16.
zauder* (züder aus tschech. cüdaf) stm. Gerichtsperson, ur-
sprünglich Kreisrichter: an hofherren und ingesinde daz, auf ierm
guet wonhaft ist, noch der obristchamrer noch der underchamrer
noch die czouder noch der lantrichter chain recht noch chainen
gewalt haben schullen, Brunn. Str. II 385, 171 und S. 418 b.
zäum (czoum) stm. Zaum, Zügel, auch bildl.: Und David nam
den czoum des czinses aus der hant der Philisten (frenum tributi),
W— B Kön. II 8, 1; u. s. leitseil.
zäumen, zoumen (zöumen, zoumen) sivv. tr. 1. den Zaum an-
legen, zäumen, 2. ein ros z., am zäume führen, 3. einen z., den
Zaum seines Eosses ergreifen und ihn (z. B. gefangen) fortführen,
4. mit dem Zaume lenken, reiten auf: 3. mange maget vol gevar
zoumten hübsche ritter dar, W. v. W. 1367. diu (so manche Dame)
hübschlich kam gezoumet dar von Averdes ritters hende, 7055. ab
ir unsanfte troumte, daz, ir wipheit zu sorgen zoumte, Ernst 3450.
zaum-stricker* stm. = zoummacher, lorifex, Erzeuger von
Panzern, Riemer: 1417 ist gemacht, das furbas die riemer ader czawm-
stricker keinen kecher mer vail sullen haben in iren werchsteten
ader an iren liden, Olm. Stb. 115. die z. ader schuster sullen kein
haut in die rören nit stassen, Eger. Str. 47.
zauiven, zouwen (zouwen, zöuwen) sivv. 1. abs. tun, verfahren,
2. tr. fertig machen, bereiten, 3. refl. sich rüsten, aufmachen, beeilen:
diu ir vor al den vrouwen so lät der reise zouwen, W. v. W. 7112.
diz hil gar diner frouwen, läz dir der verte zouwen, 2037. sus liez,
er im prises z., 1521. so sol sich mir des z. län und ein herberge
enphän, 2114.
zebrochen s. zer-brechen.
zech, -e stswf. 1. Verrichtung, die in einer bestimmten Folge
rangeht (z. B. Wachdienst), 2. Reihenfolge, Reihe, Stufe, 3. Anord-
nung, Veranstaltung, Einrichtung, 4. Gesamtheit der Personen des-
selben Standes, 5. Vereinigung mehrerer zu gemeinsamen Zwecken
(Trink-, Zechgesellschaft, Zunft, Bergwerksgenossenschaft usw.), 6. Ort
ihrer Zusammenkunft, 7. Geldbeitrag zu einer z., 8. deren Vermögen,
9. gemeinsamer Schmaus und Beitrag hierzu, 10. Wirtsrechnung:
5. Von den Strafgeldern der Krümer soll tertia pars zechae institorum
debebunt cedere in emendam, Prag. Rb. 147 a. 1418. Wir wellen
auch, wer unsir czech habin wil, der mus geben ein halb schok, all
quatemper ein halbin vierdung mit allim, daz, dazu gebort, Prag.
zech 977
Mz. 12. Und gibt er nicht den vierdung, wen in der bruder meistir
mant, er gibt im selber Urlaub aus der czech. Und wirt im in der
vrist der czech not, man leiht ims nicht, denn er hab es allissamt
verricht, 13. gibt — ein meistir — seine tochter — einem manne,
der der czech nicht enhat, 15. daz, man sie (die Kerze) derkennen
muege vuer di andirn, daz, si aus der moler czech sey, 5. quod ad
eorum czecham et unionem quicquam solvat, Brunn. Str. I 477. Wer
einen absichtlich erschlägt und beraubt, soll von Pferden zerrissen
oder ans Rad geschlagen werden, wer einen unabsichtlich erschlügt,
enthauptet werden, beide sollen, wenn sie fliehen, aus der Zeche (der
Schuster) gestrichen werden, letzterer aber kann nach einer Aus-
söhnung mit den Verwandten des Erschlagenen nach seiner Bück-
kehr wieder in die Zunft aufgenommen werden und sein Handwerk
wieder ausüben, Igl. Str. (4Gb). Die Schuster- und Schneiderinnung
in Chotebor streiten sich um den Vorrang bei der Fronleichnams-
prozession. In Iglau besteht der Brauch, daß die vornehmsten
Zechen dem Allerheiligsten zunächst gehen, Igl. Str. (74). Dorumb
solche czechen (die bei allen andern Zünften verhaßten der Fleisch-
hauer, Bäcker und Melzer) ouch den rate zu Olomuncz vordachten
und gegen dem rate unwillig waren, Olm. Stb. 52. Im Lederer- und
Leder verarbeitendem Gewerbe gab es früher in Olmütz 3 Zechen:
1. deutsche schuster, ivelche nur Schuhe machten; 2. behemische
schuster, die außerdem leder wurchten und gerbten; 3. deutsche
ledrer. 1455 trat ein großer Teil von der 2. in die 1., der Best in
die 3. ein, die einen mußten das Gerben, die andern die Schuh-
macherei aufgeben, Olm. Stb. 130. sunderliche pecken, die die
Golaczer (Kuchenbäcker) geheissen haben , hatten eine sunderliche
czech in Olmütz ; dornach wart den golaczern derlaubt, czum pecken
in ir czech zu treten, 99 a. der cromer czeche und innunge, 132.
in eorum czecham seu communitatem suscipere, 99 c. z. = Zunft,
Traut. Chr. 172. 277. in hantwercken, zunfften und czechen, Igl.
Ms. S. 24. in dem leben oder auf der czeche, Igl. Bgr. N. 116. das
es (das Ort einer Lehenschaft) der z. nicht schedelich ist, DIR
23 a, 10. Und ist kein man, der gesworen hat zu der z., er sei
Steiger, zimerman oder hutman, DIR 23a, 7. czechen und gruben
paun, Igl. Bgr. N. 79. Sperrung über ire czechen — mit czechen,
hutten und andern czugehorungen, N. 79, 1. sind der Stollenmeister
das tiefste wasser aus der z. nicht wil halden, K 71, 1. eine der-
trunkene czech — des wurt die czeche durchslagen und wart getreugen
(trocken), N. 74, 1. czechen ungepaut und vorwustet, N. 83, 2. das
die z. davon verwüste, DIR 23a, 9. das er in den czechen hat
lassen arbeiten, N. 83, 1. einen Stollen varen in eine alte czeche,
N. 75, 1. das ir Stollen tifer komet — und den czechen weter priuget
und wasser benimt, N. 77, 2. die 16 hofstete (die ein gemessener
Berg frei hat) schollen ordenleich gepawet sein pei der czeche, das
mugen gewandern peid mit wegen und sust an alle hindernisse,
N. 28, 1 ; freie Viehweide also als ein man mit einem pogen schiesen
mag von der czeche, N. 28, 2. die obigen bergleute mochten wonen
und notdurft keuffen, wo in das allerfu gleichst czu tun were, also
lange, bis sie wol vermochten in heuser bei der czeche czu bawen,
N. 26, 1. er mueth und begert kuniglicher maiestat ein freis, ein
Jelinek, Wörterbuch. 62
978 zech-buch — zedel
alten erlegenen czech hinter Eberberczdorf, Igl. Mut. 4. mit allem
vorrat, der vorhanden ist pei der czech und bei dem Stollen, Igl.
Mut. 13. wen die maister (leinweber) von wegen nucz und er des
handtwerichs in die czech lassen sagen, wer do nicht kumbt, der ist
schuldig zu gehen ain gr. , Igl. Stb. V 28 d. den acker, genant
Hamman, gelegen bei der czeche (bei Obergoß), Igl. Stb. III 198.
der selbig meister — sol aus der czech und gemainschal't der andern
maistern abgeteilt und verworfen werden, V 177a. ein junger
meister soll den maistern in die czech ein pfunt wachs geben,
V176d.
zeck-buch* stn. Zunftbuch: die neue zechordenung — der
schuster — in ir z. eingeschrieben, Traut. Chr. 308.
zech-brief stn. Zunft-, Gewerbeschein: Traut. Chr. 247. 248.
zechen swv. 1. tr. fügen, verfügen, anordnen, 2. veranstalten,
ins Werk setzen, zustande bringen, 3. auf Wirtshausrechnimg trinken,
zechen, intr. 4. tränken : 1. mit vollem rät daz, zeche (sorge dafür),
daz, nichtes in gehreche, W. v. W. 5074. der herbest sprach, er brecht
unde zecht ein beide in stedel, in keller und in die heuser alle
frucht, Ack. 54-, 15. — 2. ob min törkeit daz, gezeche, daz, ich mich
verspreche, daz, mir daz, äne väre si, Ernst 355. sie hegunden an
dem stein flegeln unde brechen, ab umb und umbe daz, z., Alex.
21 790. die im daz, hülfen z. — die wolte er hoehen u. riehen, 2224.
ob sie daz, möhten gezechen, 3988,22399. iuwern schaden z., 7646.
zechenen s. zekenen.
zechen-wint* stm. Grubenwind: das czu derselben czeit ir
czechenwint durch denselben durchslak sein czuge vertigklick unge-
hindert gehabt hette — das Haman Wolkenstein und sein gewerken
in czu schaden — wintfang beseezt und beslagen betten wider iren
willen, domit si in irn frischen czechenwint — czurüke wider in ire
czeche getriben heften, also das ir frischer czehenwint (Hs., czeher-
wint) vaul worden wer, das si an irein perkwerk grossen schaden
nemen — . Igl. Bgr. N. 64, 1-
zeck-lade* swtsf. Zunftkasse: Traut. Chr. 174. 306. 308.
zeck-meister stm. Zunftmeister, Obmann eines Vereines: Traut.
Chr. 22. 136. 137 u. s. in der Prager Malerczeche sind 4 z., Prag.
Mz. 26. ein erbar handtwerg der schuster — haben ire z. abgesandt,
Traut. Chr. 22. die z. (der Bäcker), Traut. Chr. 136. 137. 138. 302.
303. 304.
zeck-ineister-amt* Amt eines Obmanns oder Verwalters einer
zeche. Traut. Chr. 243. 307.
zeek-meister-tüin * stn. Obmannschaft oder Verwaltung einer
zeche: di puss, di bei ierem czechmeistertum verworcht wirt, Prag.
Mz. 26.
zeck-ordnung* stf. Ordnung in einer zeche: Traut. Chr. 22.
172. 261. 308.
zecken stn. von swv. einen leichten Stoß (Schlag) geben, reizen,
necken: ir z. ofte werte — bis Sonnenuntergang, Ernst 1325.
zedel, -e (auch zetel) stswf. m. n. 1. beschriebenes oder zu be-
schreibendes Blatt, Zettel, 2. schriftliches Instrument, aus lat.
schedula: das ich mich einer solchen zcedel mit — ern Jörgen von
Bebenburg und ern Hause von Maltitz reten vortragen haben, Stb.
zeder-baum — zeidel 979
Brüx N. 3-13. di schult beschreiben auf einer czedl, Igl. Stb. V
273 b. so noch etwas under den gesellen czwitracht auferstündt,
das in diser czedl u. Ordnung nicht begriffen wer — ■, V 178 d. noch
laut u. inhalt diser z., V 201 b.
zeder-baum (-boura) stm. Zeder: recht als die cedirpoum neben
dem wasser, W— B Num. 24, 6. als der c. auf dem libanischen perge
bin ich erhaben, Sirach 24, 17.
zedrern (zederin, zedrin) Adj. aus Zedernholz, von der Zeder:
cedrein holcz, W — B Lev. 14, 49.
zege-lich (zage-, zege-liche, -en) Adv. auf feige, verzagte Art:
ir habt z. getan, Alex. 21420. sich z. stellen, 16568. z. tuon,
20078. ez, wäre z. getan, daz, er so liez,e sinen mäc, Ernst 1142.
zegense s. segense.
zehen, -zen Zahlw. = zehn: der frost aldä von libe bräht
vierzig ritter zehener mere, Alex. 22203.
zehend, -e {und zehent, -e) sivstm. der 10. Teil als Abgabe bes.
von Vieh, Früchten, Zehent: den czehenden und dein erstgepurt nicht
vorczeuch czu opfern, W — B Ex. 22, 29. lösen seinen czehenden =
redimere decimas suas, Lev. 27, 31. versessene und verhaldene
czehent (für den Pfarrer), Igl. Stb. III 104 d.
zehend-hof stm. (bei L. nur MB 41, 547a; 1351; Gr. Wb. 3, 683),
Chlum. 1 17.
zehend-boding* stm. (von botech, -e, boting, -e stmswf.) als
Zehent abgelieferter Bottich (Weintrauben): das sich niemants zu
lesen (Weinlese halten) understehe es sein den zuvor die zehet Poding
geseczt und das gepürg aufgethan, Chlum. VII 19.
zehendner (zehendensere, zehentnsere, zehendsere, -er) stm.
Zehenteinhcber: der — (der den czehent nicht geit) ist dem
czehentner vorvallen aller der wein, die er in dem Weingarten pawet
und man schol im nur den czehenden emmer geben, Chlum. VIII 28.
zehend-scliaffl.* stn. Schaff mit dem der Zehent an Wein-
trauben gemessen ivird: alle zehentschaffl sollen gehumbt und mit
des herrn oder des perkhmaisters zaigen bezaignet sein, Chlum.
VII 21.
zehen-eiinerig* Adj. zehn Eimer fassend: ein z. vass wein,
Traut. Chr. 53.
zehenen* swv. (— ver-zehenen) mit Zehent belegen: we euch
Phariseer, ir da zechent (verzehent, XI. Bibel) di minczen und den
tille und di ruten und alles kraut, T— B Luk. 11, 42.
zeher (zäher, zeher) stm., md. auch f., PI. zeher, -e, zäher, -e,
Träne, Zähre: mit bitterlichen zehern, Hier. 19, 17. sie weinten,
uncz bis in der czeher (Gen. PI.) zurunnen = donec deficereut
lacrimae, W — B Kön. I 30, 4.
zeichen-liclie(n) Adv. 1. auf symbolische, wunderbare Weise,
2* auf deutlich erkennbare Weise: 2. ein iclicher sol wiszin — daz
di dimutikeit zaichenlich bi stat (zu erkennen ist, tschech. jest
znamenie) gancze tat und dimitige red, Dal. 70, 35 (28, 15).
zeidel* stf. lieihe; der pharher — lisz auch die lange zeidel
sitzbenke mitten in der kirchen hininter setzen, Traut. Chr. 199.
darauf (auf den Prager Münzen von 1578) der text gestanden
980 zeidel-weide — zeitung
2 zeideln „grosch maley" und die jarzal und des kaisers bildnis und
namen ,.Budolphus rex Bohemie", Traut. Chr. 231.
zeidel-weide (zidel-weide) stf. 1. Bienensucht und Waldbetirk,
in dem sie betrieben wird, 2.* Flug und Nahrung der Bienen,
3* Becht auf solche Bienenfutter bietende Orte: 1 — 2 Eger. Chr.
N. 1067.
zeigen* swv.? (Anke)-) auswerfen: als sie anviengen ze zaigen
(auszulassen, XI. Bibel) di anker von dem vordem teil, daz, daz, schif
sicher stund, T-B Btb. 27, 30.
zeiger = seiger, Traut. Chr. 55. 62. 111. in der 18. stunde am
ganzen zeiger {auf der Uhr mit 24 Stunden), 167. um die 21. stunde
am ganzen zeiger, 184. 278. in der czeit czeiger = in horologio,
W — B Kön. IV 20, 11. — 2. Vorweiser: bei zaiger dis briefis, Elbog.
Chr. 171, 2.
zeil (zil, -e) stf. Beihe, Linie, Eger. Chr. N. 76. ob si mit slechter
des ganges linie und czeil für sich czufaren und ercz finden, Const.
II 5, 12. die czeil oder linie = stolle, Const. II 4, 2. fürt wider hinder
sich den schaten durch die czeilen, die er nu was abgestigen in der
czeit czeiger Achas hinder sich czehen staffeln, W — B Kön. IV 20, 11.
doch die stat nach der zile was lanc einer mile, Alex. Anh. 709.
6 eisene pfannen und 2 zeile, Stb. Brüx 346.
zeimäl Adv. aus ze einem (eime) male einmal: zwar wan wseret
ir niht ein gans, ir möhtet wol zeimäl hoeren, Alex. 3247.
zein stm. n. zeine swm. Beis, Bitte, Bohr, Stab; männliches
Glied; Pfeilschaft, Pfeil; Metallstäbchen, -Stange, Umzäunung: = PI.
von zäun (zun, zoun) stm. er sull den teich vest machen und bewarn
mit zahl und Andern, Igl. Stb. III 232 a.
zeinein* (von zein) aus Weidenruten geflochten: Adj. heb ouf von
allen deinen fruchten erstlinge und lege die in ein czeineiue cistel
(pones in cartallo. in einen Korb), W — B Deut. 26, 2.
zeisen stv. red. II und swv. zausen, zupfen, bes. Wolle: er zeiste
im sin wollen mit füstslegen envollen, W. v. W. 4766 f.
zeit (zit) stf. und Zeit, Lebensalter, -umstände, Jahres-, Tages-
zeit, Zeitpunkt: ir wist nit, wen daz, zeit kamt, T — B Mark. 13, 33.
in disem zeit, Luk. 18, 30. daz, zeit der heimsuchung, 19, 44. vor
vil zeites, 23,8. vil zeites {lange) Btb. 8, 11; 14,3. nit ein luczel
zeites, 14, 27. durch allez, daz, zeit, 20, 19. da daz, zeit wart
gemacht (als die Zeit kam), 15, 33. zu dem zeit, 19, 23.
zeitig (zitec, -ic) Adj. 1. ausgewachsen, reif 2. mannbar, 3. zeit-
gemäß, zur rechten Zeit geschehend, 4. der Jahreszeit entsprechend,
5. den Umständen entsprechend, angemessen: 6. mit rechtem wissen
und zeitigem rat, Traut. Chr. 125. mit wolbedachtem mute und
zeitigem (damaligem) vorgehaltem rate, Igl. Bgr. N. 51, 11.
zeitung (zituuge) stswf. 1. Nachricht, Kunde, 2* Zeitung:
ewern Unterricht (Nachricht) neben auder zeitung — widerfaren
lassen, Eger. Chr. 1204. wir haben eur gnaden schreiben, so e. gn.
von "berichts wegen neuer z. an uns gethan ■ — entphangen —
sunsten wird von Zeitungen geschriben und gesagt, das des chur-
fursten zu Sachsen Herzog Morizn krigsvolk — , Eger. Chr. 1212.
— 2. den 7. Okt. 1571 hat man ein gedruckte neuw zeitung zu
zeit-wesen — zenk 981
Trantnaw gehabt vom kriege der Venediger und des Türken, Traut.
Chr. 197.
zeit-wesen* gleichzeitig lebendes Wesen: aller wesen zeitwesen
und iranierwesen = Gott, Ack. 58, 4.
zeiziug Adv. aas ze einzigen (vom Adj. einzec) einzeln: so
iemands ein kursenberg (eine Kürschnerarbeit) — ausserhalb des
jarmarkts her in die stat precht und wolt es czaycziug aus dem
haus verkaufen als ein ander kürsner — dem sol es durch die herrn
(Ratsherren) verstellt (eingestellt) werden, Igl. Stb. V 221b.
zelle stswf. Wohngemach, Zelle: Minne legte sie (Isöt üz, Irlant)
gar snelle rechte in die innern zelle, die in Tristandes herzen was,
Trist. 798.
zelii, zelen, zellen sivv. Trat, zalte, zalde, zelte, Part, gezalt,
-zeit, -zellet, 1. zählen, rechnen, berechnen, vergleichen, 2. halten für,
betrachten als, erMären für, ernennen zu, 3. zuzählen, als Anteil
geben, bestimmen mit Dat. d. Person, 4. zuschreiben, 5. erzählen,
sagen, sprechen: der gewalt (die Taufe zu erteilen) von gote nieman
ist gezalt sunder allein der priesterschaft, W. v. W. 7722. nätern,
die ir vil ze töde zelten (töteten), Alex. 21516. dem din wite und
diu lenge ze kurz was — dem kanstu ze hüse zellen niht vollen dri
eilen, 27303. dar üz. (aus ihrem Herzen) er doch nie wart gezalt
(verstoßen), Ernst 5362. — 2. zu furstin, wen ir wellit (ivollt) zceln,
Dal. 130, 29 (59, 20). di herrin — ein andern herczogen zceltin
(wählten), 128, 1 (57, 42).
zeler (und zeller) stm. Zähler, Berechner: noch werden geen
die schafhert czu der hant des czelers (numerantis), W — B Jer.
33, 13. Umme dasselbe spilgelt überwindet man einen man mit dem
czeler und mit dem czuseher, Igl. Str. 198.
zell-vart* stf. Wallfahrt nach Maria-Zeil und die Geldmittel
dafür: er hat zum ersten geschafft (Ictztivillig verfügt) ein czellfart,
Igl. Stb. V 78 a. ich schaff 5 seh. davon sol man aufrichten ein z.
und 30 seh. mess czu der czell, V 150c. ich schaff ein achfart (nach
Aachen) und ein selfart (zellvart?), Igl. Stb. III 322 d.
zeit stm. Paßgang des Pferdes: Isöten pfert gienc schone in
zeit, Trist. 3754.
zelten (und zeltenen, zelden) sivv. 1. intr. im Paßgang gehen,
2. tr. so gehen lassen: drin schone zeltende phert, W. v. W. 3149.
zelten stn. Paßgang: ez, (daz, phert) gie snelles zeltens eben,
daz, sie volles ganges reit, W. v. W. 7096.
zelung* stf. 1. liniamentum, 2. Zahlimg: alle zelung seiner
glider an sinne sind: omnia liniaraenta habet membrorum sine sensu
eorum , Sol. 15, 17. des geldes czelunge s. hantgift, Const. III 6, 1.
zemen st v. 1 2 ziemen, passen, sich eignen, taugen ; ivohlgef allen,
behagen: er acht, daz, der stein zeme — iu des riches eröne, Ernst
3615.
zenen, zennen sivv. reizen, locken: daz, herze min — mich
wider ze lande (heim) zenet, Alex. 26708. ein meister het zwen
grifen also gewent, daz, man sie mit äse zent, daz, sie vlugen, war
man wolde, Alex. 24698.
zenk* stm. Zwist, Zank: er — hat ein großen zenck zwischem
dem Egerischen und Waltsassnern gemacht, Eger. Chr. 827.
982 zen-leg — zer-bresten
zen-leg* Schlinge zum Wild fang: es ist verboten zur Müllf rann,
im Wald, der Peltz genandt, dem wild und hasen entweder durch
zahn Leg oder andern mitlen nachstellen, Chlum. III 3.
zentner (und zentenaere) stm. Zentner: Eiram sante dem kunic
Salomonen, 120 centner goldes (talenta auri), W — B Kön. III 9, 14.
goldis gewichte einen centner (auri pondo talentum), Par. I 20, 2.
zenturio* (tat. centurio) stm. Hauptmann: ein z. zu Caphar-
naum, T— B Matth. 8, 5.
zenzel* stm. Stollen mit geneigter Sohle (?) sie hatten da gefaren
ainen czenczel mit ainein geslepp durch ganczen stain uncz czu
ainem hespel, das was wol vier lachter tiff, Igl. Bgr. N. 6, 2. sie
haben furpas gefaren auf dem selben Schacht ainem czenczel mit
ainem geslepp, X. 6, 1 und 6, 6.
zepfler* stm. trucelarius: Wir wollen auch, das kain fremder
mensch wider kainen purger mit czepflern ader teuschern geczenk-
nusse füre = cum trucelariis vel truffatoribus — , Igl. B. 7.
zepter stmn. Zepter: das czepter von Juda und der fürste von
seiner huf = sceptrum de Juda et dux de femore eius, W— B Gen.
49, 10.
zer, -e stf. Mahlzeit, Lebensunterhalt, Xahrung, Kosten, Auf-
wand für Essen und Trinken: wä geriet künic üf libes zer gegen
vinden mit so vrecher wer? Alex. 27 427.
zer-blsejen, -bltegen, -blsen, md. -bleen swr. 1. auseinander-
blasen, zerteilen, :.'. aufblasen, -blähen, -schwellen: 2. zerpleet, T — B
IL Timoth. 3, 4. ich derkenne nit di wort der, di da sint zepleet,
wan di kraft, I. Korinther 4, 19. ir seit zepleet (zerbläet, XL Bibel),
I 5, 1. di lieb zepleet sich nit, 1 13, 4. so daz, keiner fürbas sich
zublehe in hochvart, W — B Deut. 17, 13.
zer-brechen stv. 12 — 1. entzwei brechen, zerbrechen, 2. aus-
einander fallen, bersten, 3. zerreißen, 4. sich enden, aufhören,
5. bildl. verletzen, nicht halten, übertreten, 6. vernichten, nieder-
reißen, zerstören, verwüsten: von zebrochner materie (de massa
corrupta), Sol. 68, 26. du must den hals czuprechen, Böhm. Chr. 21.
daz, er sit halp der Persän roten bete mit strite zerbrochen (durch-
brochen), Alex. 14233. mit dem bruoder er sich zebrach (entzweite),
17757. hästu gegen in (den friunden) zerbrochens iht (verbrochen),
1401. leut zeprochens gemutes, T — B IL Timoth. 3, 8. ir gepeine
werden sie czubrechen und durchstechen mit geschossen, W — B
Num. 24, 8; Is. 24, 19. wenn ich dein gepot zubrach, Sol. 48,13.
der Sünden eisereine rigel — alczumal zubrochen, Hier. 13, 14.
zer-breehenlieh Adj. vergänglich: daz, si enphacht di zer-
brechenlichen krön. T — B I. Korinther 9, 25. des zerbrochenlichen
menschen, Römer 1, 23.
zer-brecüunge stf. Zertrümmerung: in czubrechunge czu-
brochen wirf die erde (in confractione confringetur\ W — B Is. 24, 19.
zer-breiteu swv. auseinander, verbreiten: ob im ein ar swebte
zerbreitet (die Fittiche ausgebreitet) als (als ob) er lebte, Alex. 6166.
zer-bresten stv. 12 zerbrechen, -reißen, bersten, platzen: daz,
newe (neues Tuch als Fleck an einem cdten Gewand) zerprist dl
zesammenfügung, T — B Luk. 5, 36.
zer-brochenkeit — zer-kimtschen 983
zer-brochenkeit* stf. Gebrechlichkeit, Schlechtigkeit: in irer z.
(zerstörlichkeit, XL Bibel), T— B IL Peter 2, 12. swie daz, sie selb
sint knechte der z., 2, 19. ze fleischen die z. der geitikait, di da ist
in der werld, II. Peter 1, 4. di z. (Zerrüttung, XL Bibel) des gemuts,
I. Timoth. 6, 5. der sneidt auch von dem fleisch die z. (zerstörlichkeit,
XL Bibel), Galater 6, 8. daz, daz, fleisch und daz, plut nit mugen
besiezen daz, reich Gots noch di zeprochenkait besiezt di unzeprochen-
kait (Unverweslichkeit), I. Korinther 15, 50. du gibst nit dehn heiligen
ze sehen di z., Btb. 13, 35.
zer-broehenlich s. zer-brechenlich.
zer-dünnen* sivv. extenuare, dünn machen, auswalzen: zusneit
guideine blech und zndünte sie in vedem, so daz, man sie mochte
gedringen oder gewirken oder geneen mit der vorigen varb wevil,
W— B Ex. 39, 3.
zer-genc-lich (imd zer-ganglich) Adj. vergänglich: Dein lob ist
ewig, z. ist es nicht, Sol. 26, 1; 18,21. disen zergenkleichen leip
(corpus corruptibile), 55, 5. di freud der zergenklichen sunden, T— B
Juden 11, 25.
zer-hamven stv. V zerhauen, zerschneiden, niederhauen, ein
Gewand aufschlitzen; her gm. einen Gang ganz aushauen: du (Otto-
kar IL) hast den herren Benesch in dem gefengknusse keyssen czu-
howen, Böhm. Chr. 92.
zer-klieben stv. III b zerklieben, spalten, zerreißen: reich gewset
wurden zuquetschet und zucloben in der Christen sac geschoben,
Ernst 4905.
zer-knischen s. zer-knutschen.
zer-knischung (und zer-knüsunge) stf. das Zermalmen: z. und
unselikeit ist in iren wegen, T — B Römer 3, 16.
zer-knüllen sivv. zerschlagen, zerbleuen, zerdrücken: Sie wirt
czuknüllen dein houbt und du wirdest lagen in irem trit (con-
teret), W — B Gen. 3, 15. er hat czuknullet mein gepein (con-
trivit), Klagen des Jer. 3, 4. ich wil czuslahen in dir den wagen
und seine aufsteiger und will czuknüllen in dir den alden man und
das weip (collidam), Jer. 51, 21 u. 22. und z. wirt er die seulen des
houses der sunnen, die do sind in der egiptischen erden, Jer. 43, 13.
cznknullet sint sie als der lein (contriti sunt quasi linum), Is. 43, 17.
und aller menschen hereze wirt swinden und wirt czuknullet (con-
teretur) Is. 13, 7 u. 8; Is. 24, 19. czuknullet, Par. II 14, 13. zu-
knüliet ist Moab (contrita), Jer. 48, 4. ich will czuknüllen ewer alter
(demoliar aras vestras), Ez. 6, 4.
zer-knüllunge * stf. das Zerschlagen, die Vernichtung, contritio :
in der czuknullunge czuknullet wirt die erde, Is. 24, 19. czu einer
cz. und czu einer vorterbunge der heiden = ad conterendum — et
ad internecionem gentium, Is. 10, 7.
zer-knutschen (md. Form für zer-knüsten, -knisten) swv. zer-
malmen, zerdrücken, quatere, rotare, terere: unez bis du wirst zu-
knutschet = donec conteraris, W — B Deut. 28, 24. dein herre got
— ein vressendes vewer und ein vorezerendes, der sie zuknutschet
und vortilgfet und vorterbet vor deinen ougen endlich (rasch) = qui
conterat, Deut. 9, 3. der stein zerknischt in, T — B Matth. 21, 44.
Got des frides zerknischt sathanas, Körner 16, 20.
984 zerlaufen — zer-rei^unge
zer-laufeu stv. V auseinander laufen, zer-, vergehen: In seiner
grose zuloufen die wölken (magnificentia eins discurrunt nubes),
W— B Deut. 33, 26.
zer-läz,en, -län red. stv. tr. auseinander gehen lassen, entlassen;
refJ. sich trennen, zerstreuen, schmelzen; sich auflösen, enden: des
morgens, so sie (die rose) sich zerlät (öffnet), Alex. 19169. so die
sunne üfgät, alzehant er (der Fluß) sich zelät {taut auf), 26434.
do der nebel sich zerlie (zerstreute), Alex. Anh. 737. dö sich die
herschaft zulie und die Wirtschaft ende nam, Trist. 984.
zer-liden swv. zergliedern, -legen, -fleischen: si het vidinet mit
ir unsittin, daz, si die man czulittin (tschech. zbvlv) allesampt mit
missirn, Dal. 49, 28.
zer-mülen (zer-müln, -müllen) sws. zerquetschen, zermahnen: do
erschein her in der einode zumület und als mit einem stösil zustosen
gleich einem reif ouf der erden (minutum et pilo tusum), W — B
Ex. 16, 14. czumülte her = comminuit, W— B Kön. IV 23. 15. Ich
czumülte die backczene des posen = couterebam molas iniqui, Job
29, 17. er hat czumület sein geczeld (demolitU6 est), Klagen Jer.
2, 6. sie trugen hervor die seule Baals ous dem tempil, vorbranten
und czumülten die, Kön. IV 10, 27.
zer-inüschen, -mischen (= zermürsen) swv. zerdrücken, zer-
quetschen: wie ofte ich czumüschet han die egipten (contriverim),
"W — B Ex. 10, 2. wenne ich gesige — so wil ich zumuschen ewer
vleisch mit den disteln und mit dornen der wustenunge (conteram),
Richter 8, 7. ezumüschte die seulen, Kön. IV 23, 14. czumusche das
legel in {vor) den ougen der manne, die do geen werden mit dir, Jer.
19, 10. Endlich (subito) ist gevallen Babilou und ist czumüschet
(contrita est), Jer. 51, 8. sein (Moabs) arm ist z., Jer. 48, 25. den
erwegten halm wirt er nicht czumuschen und den rauchenden lein
wirt er nicht vorleschen (calamum quassatum non conteret — ),
Is. 42, 3. das prot wirt czumüschet (comminuetur), Is. 28, 28. der
sunder czende hast du z., Ps. 3, 8. czumusche den arm des sunders,
Ps. 9 (10), 15.
zern, zeren sivv. 1. für Essen und Trinken Aufwand machen,
leben, tr. 2. mit Akk. d. 8. aufzehren, sich nähren von, verbrauchen,
hinbringen mit, 3. mit Akk. d. S. verköstigen, 4. vernichten töten: an
riehen vröuden milden suln wir vürbas zern unser jär, W. v. W.
7175. mangem armen man, der in sinem (Christi) dienste vert, sine
tage eilende zert, 6454. 4. wir sulien hiute vinde zern, Alex. 7304.
9028. 20692. man sach da Clitum — die Persän sere zern, 7925.
den wolden sie mit töde zern, 8159. der vogt die burger zerte (ver-
nichtete), 15400; Ernst 912.
zerquetschen (zer-quetzen, -quetschen) swv. xeohl md. zer-
quetschen: die gruntfesten der perge sint zustoßen und zuquetschet
(conquassata — fundamenta), W — B Kön. II 22, 8. Do die wegen
sint zuquetschet (currus eollisi) und das her der veinde ist erstecket,
do werden gekündigt die gerechtickeit des herren, Eicht er 5, 11.
zer-reiz,en (-riz,en) stv. II zerreißen, -zupfen, -fleischen: ir lichtez,
antlicz sie zureiz,, daz, von ir ran des bluotes sweiz, Ernst 2749.
zer-reiz,unge (-riz,unge) stf. Zerstörung, Vernichtung: wenne als
sie sich gevrewet hat in deiner zureissunge, W — B Baruch 4, 33.
zer-nnnen
985
zer-riimen stv. 13 zu Ende gehn, ausgehen, mangeln: noch
was nicht zurunnen (aufgezehrt) derselbenlei speise (defecerat), W — B
Num. 11, 33.
zer-schricken stv.* 12 zerspringen, bersten, vergehen: im was
die wäre fröide enzwei zeschrockeu mit größer swsere, Alex. 9468.
zer-schütten (zer-schüten) swv. auseinander schütten, erschütteln,
schütteln: Und czuschutten werden sie ire har als die welffen der
lebe = excutient comas veluti catnli leonum, W — B Jer. 51, 38.
zer-slahen, -släu stv. IV 1. auseinanderschlagen, ausbreiten,
2. zerschlagen, 3. zerbleuen, 4. nicht zustande kommen lassen, ver-
eiteln; 5. intr. sich nicht einigen: 2. das si di vocher in paiden
gruben, die den wint gehindern mochten, czuslahen scholden. Nu
czuslugen sie — die vocher — sie wunderten sich sere, noch dem
und die vocher czu dem Wagner auch czuslagen waren, Igl. Bgr.
N. 63, 2. sie die guter zuslagen (geteilt) haben, Elbog. Chr. 7, 29.
zer-slahunge * stf. Teilung: zuslahung der guter, Elbog.
Chr. 7, 29.
zer-sleifen sivv. dem Erdboden gleichmachen, schleifen: sie
zerbrochen und zerschlaifften ez, (daz, sloz,) bis auf den grünt, Eger.
Chr. 33. ist der Zedwitzer schlos — eingenomen, aber nicht zer-
schlaifft noch verbrent, 48. die zerschlaifften mawer, 50.
zer-stoeren swv. vollständig zerstreuen, in Zwietracht, Ver-
wirrung, Verfall, Verderben bringen, zerstören, verwüsten, vernichten:
do wir (der Tod) Paris von Troi und Helenam von Kriechen zur-
storten, Ack. 48, 19. vil roten, die wären zerstoeret, Alex. 8327.
zer-stöz,en stv. V stoßend vernichten: ein groser stürm- wind
zusties die vier winkel des houses (concussit), W — B Job 1, 19.
zer-swellen stv. 13 (zer-) schwellend sich erweitern: die wunde
und die plewe und der czuswolne slak nicht ist ummepunden (plaga
tumens), W— B Is. 1, 6.
zer-teihmg stf. Teilung, Trennung: der apostel z., Traut. Chr.
39. 180.
zerteln sivv. intr. zart, schivächlich sein, tr. zart behandeln,
liebkosen: und auf knien wirt man euch ezerteln recht als ob einen
sein muter czertilte, W — B Is. 66, 13.
zer-trennen siov. auftrennen, -lösen, zerstreuen, -hauen, -reißen,
brechen: Ich beger, das ich zutrennet werd und das ich mit Christo
sei = dissolvi cupio, Sol. 4, 12. das hemd — nicht wart zuriz^en
noch zutrant, Trist 740.
zer-treten, -tretten sivv. zertreten, zerstampfen: W— B Jer.
8,21; 14, 17; s. d. folg.
zer-tretunge,* zu-trettunge * stf. das Zertretenwerden, die
Vernichtung, contritio: Über die czutretunge der tochter (Sing.)
meines volkes bin ich czutretet und betrübet, W — B Jer. 8, 21. in
grosser czutrettunge ist czutrettet die junevrowe, die tochter meines
volkes, Jer. 14, 17. ir werdet werden in ein czutrettunge == in con-
culcationem, Is. 28, 18.
zerunge Stf. 1. Nahrung, 2. Zehrgeld, Aufivand, Kosten, 3. bes.
Gerichtskosten: 3. Auslagen und Ersatz dafür: Igl. Str. (13b). Aus-
lagen z. B. für Fahrten über Land werden nicht ersetzt außer für
den vürsprechen; wer an der sachen unterleit, der unterleit auch
986 zer-varn — zesamene-widen
mit der czerunge, 309. darczu die z. schol er geben und gelden, di
dorauf gegangen ist. Igl. Bgr. N. 46, 7. wer die kost und die z.
gelten schrille, X. 45, 7. wer di pnrger let, ob sie nicht messen, der
schol di kost (trotzdem) gelden und z., 45, 9. umme die z. der
scheppen von «Teten, ob man di schulle slahen in di hutkost oder
nicht. 2, 5. der teidinger z. und arbeit, Const. I 5, 11. unnucze z.
(inutilis expensa), I 7, 19. notige z., I 7, 19. czu rechter z.. di der
clager getan hat von des kriges wegen, sol man in verurteilen und
den antwnrter entledigen, wenn der clager mit frevel niht gesteet,
IV 4. 15: in diesem Fall soll er dem antworter in eehaften czerungen
vorvallen sein, IV 4, 16. koste ader z. reiten, IV 19, 4. wenn das
(gestrafte) urteil avoI gesprochen ist, soll man den, der sieh beruft
hat, an den ersten Richter weisen, das er in heisse, das er seinem
widersachen, als der richter schaczet. czerunge und koste widerkere,
IV 20, 15; = Prozeßunkosten auch IV 20, 18. des gepirges pauleute
überheben an czerungen und kosten, I 9, 1. Es ist auch für in (vor
dem Bergmeister) czu tun aller koste rechnunge, das man nicht un-
nucze czerumr habe ader nucze ader notige czerunge nicht under-
wegen lasse, I 7, 19. di silbergruben auspawen mit iren kosten und mit
czerungen, III 1, 1 vnd I 7, 8. für alle seine koste und czerunge,
die er vormals und auch iczunt getann hat, als er zu seinem
(K. Wenzels IV.) gnaden geriten ist, Mind. d. Egerl. S. 32. dovon
hat sie wider genomen czu czerung (Lebensunterhalt) III seh., Igl.
Stb. V 154 d. wie wol uns das, z. und kost halben, gar swere gewest
ist, Elbog. Chr. 148. 10.
zer-varn stv. IV auseinander, in Stücke gehn, -fallen, zerbrechen,
rergehn : daz, sie — die beiden — zervärent als ein mist, W. v. W.
4549.
zer-vlecken swv. zerschlagen, -hauen, -spalten: ist das er Mint
ist oder hufhalcz (lahm), es sei wenig oder vil. oder einer zuvlecten
nasen (torto naso) oder eines zubrochen fuz,es. TV — B Lev. 21, 18 — 19.
zer-vüeren swv. auseinander bringen, zerstreuen, -trennen,
-reißen, auflösen; schlichten: den abgot er zerfuorte (zerstörte), Alex.
11456. wie Zoreb die stat got Achorn zerfüeren bat, 11470.
Alexander die stat zerfuorte, 5283. die Aviten g-ezelte der admirät
hiez, z., 6079. sin harnasch was also zefuort, 11Ö65. di varwe (auf
den Schilden) also zuvüeret, Trist. 2112. ob man den krieg- czwischen
in muge ezufuren (verrichten E., beilegen), Igl. Bgr. U — B 24.
zer-werfen stv. 13 auseinander werfen, ausbreiten, zerstören,
vernichten: sie czuwarffen das slos Diewin gancz und gar, Böhm.
Chr. 16.
zer-zerren swv. (Priit. -zarte, Part, -zerret, -zart) auseinander
zerren, zerreißen, in Stucke reißen, zertrümmern: er wart mit rossen
do zerzart, Alex. 9736.
zer- in den andern zusammengesetzten Zeihcörtern siehe
unter -zn.
zesamen-reiz,en stv. II zusammenstürzen, niederreißen: do was
also lüter du?, als ob aller waz,z,er guz, walt, berc, heide, velt und
tal zesammen riz,z,en liberal, Alex. 12898.
zesamene-widen siev. verbinden, -ketten: er hiez, — groz,e keten
smiden di schif damit z., Alex. 18716.
ze-samenung — zeuge
987
ze-samenuug* stf. Verbindung, Fuge: mit aller meiner z. der
glider lob ich dich = omnium compaginum mearum, Sol. 35, 5.
zese (fielet, zesewer, zeswer, entstellt zesem, zesm) Adj. recht
= dexter: siezend ze der zesem der kreft Gots, T — B Lnk. 22, 69;
1,11; 20,42; Matth. 20, 21; 20,23; 25, 33; Mark. 14, 62. wer dich
slach an dein zesems wange, Matth. 5, 39. z. hant, 5, 30. siezen
zu meiner zesem, 22, 44; Mark. 10, 37; 12, 36. hieb im ab sein
zesems ore, Luk. 22, 50. siezend zu der zesem "Gots, Kolosser 3, 1.
er sazt sein zesem fuz. auf daz, mer, Offenb. 10, 2. er nam in die
zeswen hant, Trist. 1188. 1230. 1705. die z. und die lerzen hant,
6598. die z. huf, 2220. ze miner z. siten, Alex. 7411.
zetefoar ein Gewürz: Nellekein, Galecin, Czetebar, Czenemey,
pariskorner, feigen — darf in Breslau vor der Stadt niemand (außer
am Jahrmarkt) unter 1 mark grossen verkaufen, Olm. Stb.
zeter, zether, zetter Interj. Hufs-, Klageruf. Ruf des Er-
staunens: Zeter, waffen! sei geschrien über das jar, Ack. 7, 7. von
mir sei über euch ernstlichen zetter geschrien mit gewunden
henden, 2, 11. zeter si über si geschrit, die mich also — hän vor-
vlogen, Trist. 3480. zether über daz. leben min! 49R4.
zetter-geschrei stn. Zetergeschrei: trewens, fluchens, zetter-
geschreies, hendewindens und aller ankreutung sein wir allen enden
untz her wol genesen, Ack. 2, 16.
zetzen, zecketzeu (Intens, zu zecken) swv. einen leichten Schlag
geben, reizen, necken: gegen der selben siten (von Gäzä) sach man
sie zetzende riten, Alex. 9642.
zeuber-lieh (zouber-lich) Adj. zaubermäßig, zauberisch: daz, er
si het betrogen — mit seinen zeuberlichen kunsten, T— B Botenb.
8,11.
zeuf* di rinne, di do gelegt sal werden an des benanten
Michalken zewf auf das nideriste, Tgl. Stb. III 201 b.
zeuge (ziuge) sivm. Zeuge: Der Vater kann für seinen Sohn
kein Zeuge sein, Igl. Str. 3. Wenn die Zeugen dem Bichter oder der
Gegenpartei verdächtig sind, so können sie abgesondert verhört
werden, bevor sie die Hand aufs Kreuz legen, 5; die Geschworenen
müssen jedoch auf Verlangen der Partei einen Eid leisten, daß sie
diese Teilung der Zeugen nicht aus Parteilichkeit, sondern um der
Gerechtigkeit willen vornehmen, 6. — IL Arten der Zeugen : nuptiales
(heiratsleut) , testamentatores (totbetleut), litcopiales (leitkaufleut),
arbitri (ratleute, Schiedsleute. Von diesen müssen wenigstens zwei
sein, 32. 283. Ihr Zeugnis hat Jahr und Tag Beweiskraft,^ durch
Eintragung in die Stadtbücher aber für immer (23 a). Eine Überein-
kunft bei einer Hochzeit, worin ein Vater seiner Tochter einen
gleichen Teil mit den andern Kindern nach seinem Tode verspricht,
bezeugt von mehreren Brünner Bürgern, hat nach dem Iglauer Hecht
gegen das diesem widersprechende Testament des Vaters nur dann
Kraft, wenn seit dem nicht mehr als Jahr und Tag verflossen ist
oder jene in das Stadtbuch eingetragen ist (27). Das Zeugnis eines
leitkaufmannes hat Jahr und Tag Beweiskraft (46 a). Zahl der
Testamentszeugen: Ein Testament, nur von einer Person, selbst einem
Geschworenen oder dem Bürgermeister gemacht, hat keine Kraft,
sondern es soll vor mindestens 2 Personen aus der Gemeinde
988 zeugen — ziechende
gemacht werden, die angesessen, bieder und ordentlich sein sollen
(25). Von den oben II. genannten Arten von Zeugen braucht der
Kläger mindestens zwei; wenn der Kläger sich nur auf seine heirats-
leut, totbetleut, leitkaufleut u. ratleut berufen, der Geklagte aber mit
dem Zeugnis ihrer beider heiratsleut usw. antworten kann, so ist
dieser im Vorteil, 33. Die Zeugen müssen auf dem Kreuze schwören
und sagen, rras sie von der Sache wissen, außer die Gegenpartei
enthebt sie dessen,' 34; sie können zur Zeugenschaft vor Gericht
gezwungen werden, 37 (63). Schwiegersöhne können gegen ihre
Schwiegermutter nicht Zeugenschaft ablegen, 43. Geschworene haben
als Zeugen den Vorzug vor den totbetleuten, 78. Sei Wunden
müssen die Zeugen ..gesessen" sein, 149; das ist auch einer, der bloß
burgrecht oder Zins zahlt, 150. Zeugnisse verlieren durch langen
Nichtgebrauch ihre Kraft. 256; ein Unschuldiger ist mit seiner Ver-
teidigung in einer rechtlich günstigeren Stellung als der, der Hin mit
7 Zeugen überwinden will, 336. Zeugnis um- und altgesessener
Zeugen. 292. Die Zeugnisse der unter IL Genannten müssen ins
Bürgerbuch kommen oder mit Briefen bewährt werden, sonst müssen
sie mit dem Eid bekräftigt werden. 298, 300. Das Zeugnis der
heiratsleute ist gültig, auch wenn sie Vormünder oder Eidame derer
sind, für die sie zeugen. 299. Wenn einer jemandem die Zeugen-
schaft verweigert, ist er ihm dafür bußwürdig, 261. Zeuge und
arbiter über Totschlag, 167. Wenn beide Teile nicht erklären, daß
sie furbas (fortan) keine Zeugen füren wollen, so sollen sie binnen
14 Tagen alle ire eide und beweisunge — czeigen in gerichte, dann
sollen geslossen sein alle furprengunge der czengen, Const. IV 11, 14.
zeugen (ziugen) swv. zeugen, erzeugen, 2. herstellen, machen
lassen, 3. die Kosten wovon bestreiten, 4. anschaffen, erwerben,
5. aufzäumen (das Vieh), 6. bezeugen, beweisen: 3. Traut. Chr. 36.
der noch ziuget disin maere (dafür Zeuge sein kann), W. v. W.
6690.
zeug-meister (ziug-) stm. Aufseher 1. über Kriegsgerät, 2. über
Hand werksgerät: 1. Stb. Brüx N. 344
zeunen (ziunen) swv. zäunen, fechten, umzäunen: wie sie
o-ewent zeunen, Ack. 53, 15. wer seinen zäun zeunen sal, Prag.
Kb. 167.
zeuner* stm. Zaun- oder Korbflechter: 1. Hanns Schmidl, der
z., Eger. Chr. 73. zauner, zeuner, 1039.
zewen s. zouwen.
ziekel (und zickelin) stn. Zicklein: brenge mir czwei gute
czickel, W — B Gen. 27, 9. die vele von den czicklein, ebda, nicht
coche das czickel in der milch seiner muter. Ex. 34. 26. ein ziclin
(kitzlein, XI. Bibel), T— B Luk. 15, 29.
zieek, -e stswf Zieche, Bettdecken-, Kissenüberzug: Über das
Maß der czichen (somentorum) handelt Olm. Stb. 108 d. ein unters
pet mit einer glitten czichen, Igl. Stb. V 41 a.
ziechende* part. Adj. (Kinder) säugend, stillend: we den
swangern und den ziecheuden (seugenden, XL Bibel) in den tagen,
T — B Matth. 24. 19. den swangern und den zeichenden (sie!), Luk.
21, 23.
ziechen-werk — ziehen 989
ziechen - werk stn. 1. Stoff zu Ziechen, 2* Werkstätte der
Ziechenmacher: 2. ein itzlicher uf dem czichenwerk und barchant-
werk sol nicht mer wen einen lerknecht haben, 01m. Stb. 108 und
108 a und b.
ziechner (ziechener) stm. Ziechenweber: Traut. Chr. 328. die
gancze czeche der czichner und der parchantermeister, Olm. Stb.
108 a. Ein iczleicher czichner ader barchanter der sul czvvieren und
garn nicht anders verben mit keinerlei weis wenn mit weid 108 g,
über die zichner und leinweber handelt, 108 c.
ziegel-berg stm. Ziegelei: es ist geschehen am czigelperg in
der losunge, Eger, Achtb. II 63.
ziegel - (lecker stm. Ziegeidecker, Dachdecker: Eger. Achtb.
II 196.
ziegel-sckeune * {vgl. ziegel-schiure bei.L.) slsivf. Ziegelhütte:
zu der zeit macht man ziegel in der ziegelscheun über der Lötzschen,
Traut. Chr. 158.
ziegel-teich stm. Name eines Teiches bei Iglau: bey dem
czieglteucht, Igl. Stb. IV 241a.
zieglein (ziegelin) Adj. aus Ziegeln, latericius: vorpirge die
steine in der gruft, die do ist under der czigleinen mawern, W — B
Jer. 43, 9.
ziek-eiume* stf. Säugende: we den swangern und den zih-
emmen (seygenden frawen, XI. Bibel) in den tagen, T — B Mark.
13, 17.
ziehen stv. III Prät. zöch, zqug, zö ziehen intr. 1. einen Weg
einschlagen, sich begeben, 2. das Übergewicht erlangen, 3. ins Feld,
ziehen, 4. ausschlagen zu, gereichen zu, 5. passen zu, ein Zeichen
sein von, 6. ziehen an und refl. = sich einer Sache wegen berufen
auf, 7. sich zuo einem z., sich einem anschließen, S. sich z. ze =
Anspruch erheben auf, in Besitz nehmen, 9. sich erziehen, bilden;
tr. 10. ziehen, führen, 11. leiten, 12. bringen, 13. Hellten, 14. an sich
nehmen, 15. mit sich führen, 10. vorführen, 17. verleiten, verderben,
18. etwas an sich z., sich aneignen, 19. einen an sich ziehen = sich
geneigt machen, den höf gen Böm z. = verlegen, 20. in gewonheit z.,
ins Werk setzen, aufbringen, 21. schieben auf, 22. au einen etwas z.
= auf ihn beziehen, mit ihm vergleichen, 23. auf-, großziehen,
füttern, unterhalten, pflegen, 24. belehren; abs. 25. rudern, segeln,
26. Schach spielen, 27. einem die Bosse vorführen, 28. in den letzten
Zügen liegen: so hohe teidinge von lehenscheften, die sich czihen
auf czal vil mark silbers (sich erstrecken, beziehen auf), Const. III 1
Einl. des was an im vertorben allez,, daz; ze schänden zöch, Alex.
4043. was ze zagheit mac geziehen, 11979. ein ander rede, sul
wir haben die ze strite ziehen wil, 11825. die wärheit ziuhet üf daz;
reht, 24391. die rede ziuhet sich üf rnort, Alex. Anh. 1338. ein
unergetzet not, diu sich züge an den tot, W. v. W. 1169. ir (der
böume) dicke ze der mäz,e zöch als daz; ein starc volkomen man mit
den armen mac umbevän, Alex. 21526. ein igliches das sich czu
wunden czeucht (fälschlich gedruckt czucht) unde czu Unzucht, Igl.
Stb. 28. — 6. czuhet sich ein man vor einem gehegeten gerieht an
scheppin, her dorf ir kainen nennen, czechet her sich aber an ander
geezugen, her schol ir einen nennen, Igl. Str. 25. si czugen sich
990 zieniem — zier-lich
der sache hinder sich kegen Wyne an iren wirt = beriefen sich auf
den, bei dem sie in Wien weilten, ivo sie die Ochsen kauften, 251.
als sie sich geczogen haben an ein nierer teil ains rates, Igl. Bgr.
40, 3. er czencht sich an den prief, X. 44, 2. das er sich an das
urborerpuch czencht, N. 65, 2. Des czihen in sich zu den scheppen,
N. 5. 3; Elbog. Chr. 83, 24. des ich mich zeuch an dieselben gesworn
scheppen, Igl. Rspr. IV. des ich mich an iuch selben ziehe,
Schretel 121. Anspruch erheben auf: Traut. Chr. 52. — Wir seczen,
das keine der geswornen vorleiunge auf czukunftige czeit, sunder
allein auf kegenwortige czeit geczogen (= bezogen) sol werden;
wann argelist und trüge sullen nimand helfen, Const. II 2, 12. —
10. als ir den — perk — geczogen und gemesen habt, Igl. Bgr.
N. 57, 2. die niarsckeider — zogen den ersten czuk, N. 10, 3. seinen
teich czihen (die Schleußen des Teiches öffnen) und ablassen rinnen,
Igl. Stb. V 19 a. — 1(3. der wirt — hiez, im sän ziehen dar daz,
kastelän schoene und einer varwen gar, guot als ein rabe swarz
gevar, da bi drin schone zeltende phert, W. v. W. 3144 ff. — die da
arbeiten (am Feiertag) mit irem hautwerch an den dingen, die sie
wol ze rat mochten geczihen, Job. v. Igl. 3. Gebot. — ein brunnen
— ist wieder angericht und gezogen worden, Traut. Chr. 8. sin
selbes herze wären wip gegen den dienst er sich ie zöch, Ales.
13857. daz, er sich von ir minue zöch, Trist. 224. sin herschaft
niht ziuhet ze der erbeschaft (ist nicht erblich), Alex. Anh. 974. ir
schin glich goldes varwe zöch, Alex. 23288. die waisen — halten
und cziehen (erziehen) uncz czu iren mundigen jaren, Igl. Stb. V
100c; 101a. — wenn er sich dorein (in das gekaufte Haus) czeicht
(es bezieht), V 84 d.
ziemern s. ziniern.
zier stf. Schmuck, Schönheit, Pracht: Sterke und zire werden
ewer wapenkleid, Hier. 51, 8.
zierde stf.: du (Tod) bist schone und grosser zirde, Hier. 64, 2.
zier-haftig* schmückend, zur Zierde gereichend: ein zirhaftige
zirheit (decor adornans), Sol. 100, 21.
zier-heit stf. Zierde, Schmuck (-gegenstände) Ausschmückung,
Schönheit Pracht: z. derzeit, Sol. 74, 38. zirhaftige zirheit, 100.21.
ein crou irr z. = diadema decoris, 98, 24. zu dem kunigreich der
z. kumen, 95, 35. z., Hier. 122, 17. reden mit sulchem gebluinede
und so lustiger z., 224, 1. der — leset sich der werlde z. und des
teufeis list betrigen, 35, 16. also scheint auch sein heilikeit mit
wirdiger z. — gleich der lichten sunnen, 105, 26. wann alle z.
(decor) eiuer iczlichen stat czu voraus stet an dreien dingen (besteht
in großer Bevölkerung, schönen Bauten und Eintracht der Bewohner),
Const. I 5, 15. das daselbst (zu Igla, im lat. Text in Chutna) z. des
gepeues sei, I 5, 15. ob ettliche Schönheit und z. — in dem briefe
— underwegen gelassen worden, Mind. d. Egerl. S. 63. der bischof
— sin ornät mit z. hete an sich geleit, Trist. 637. mit aller z., 547.
funfczig schock zu zirhait und zu claid, zu pette und zu tische,
Igl. Stb. III 148 b.
zier-lich Adj. prächtig, kostbar, schön, schmuck, froh: die in
so bluender jugent also zierlich anzusehen waren, Hier. 170, 27. di
zier-lich — zimer-bole 991
engel — in czirleichen eren gekrönt, Sol. 21, 9. gar schone und
czirlich, W— B Esther 2, 7. zierlicher degen vruot, Trist. 2872.
zier-lich Adv. di mit irer steten arbeit unsern gemein nucz
czirlich (decenter) besorgen, Const. I 8, 2.
zier-lich-keit (zier-licheit) stf. Geschmücktheit, Schönheit, Ge-
pränge: W — B Gen. 2, 1.
zier-nüsse* stfn. Schmuck: das czu irr czirnüsse gehorte = ad
ornatum pertinens, W — B Esther 2, 13. sie nam alle ire z. und
czirte sich, Judith 10, 3. die suchte nicht weipliche z. (muliebrem
cultum), Esther 2, 15.
zierunge stf. Schmuck: alle gotes z. sol mir beistendig wesen
wider euch zu wurken, Ack. 10, 13. mit allen disen sam mit
czirunge wirstu becleidet (ornamento), W— B Is. 49, 18.
zigauner, zigeiiier (ziginer) stm. Zigeuner: di zigauner, Eger.
Chr. 206. die zigeiner khomen (1418) das erste, mahl in Deutsch-
land u. nach Eger, 118.
zigel-berg s. ziegel-berg.
zigel-decker s. ziegel-.
zigen-balg* stm PI. -balge, Ziegenhaut: etwas in gerete bereit,
von czigenpalgen und von gehere = aliquid in utensilia praeparatum
de caprarum pellibus et pilis, W — B Num. 31, 20.
zigen-bock* stm. PI. -bücke, -bocke? Ziegenbock: czwen czigen-
pocke (hircos), W— B Lev. 16, 5. einen czigenpock, der geslagen
wirt um die reinigunge, Num. 28, 30.
zil stn. 1. Ziel des Laufens, Schießens, Angreifern usw., 2. Fest-
setzung, Bestimmung, Absicht, 3. festgesetzter, abschließender Zeit-
punkt, Ende, Frist, Termin, 4. Grenze, abgegrenzter Baum, Maß,
5. mit Gen. oder Adj, Art. und Weise: 4. in der greniczen und czil
des burgerlehens (in metis lanei civium), Igl. Bgr. U — A 13. ze
berge (gegen das Gepirge zu) bis an Walhen zil, W. v. W. 7861.
diu herzogin het schoende vil. kein vrouwe reichte an ir zil (kam
ihr an Schönheit gleich), 655. wip gebent hoher fröuden zil
(= große Freuden), 3738. sie Uten kumbers zil, 4851. er brähte ir
vil üf tödes zil, Alex. 3170. 15422. in mancher mile zil, 16695.
sie was gar ob des Wunsches zil, 4023. daz, er hete wären zil
gegeben, 9977. mit großem schalle sunder zil, Trist. 2186.
zun, zillen siuv. (Prät. zilte, zilde Part, gezilt, gezillet) 1. int/r.
zielen, ringen, streben, tr. 1. als zil aufstellen, festsetzen, einrichten,
bestimmen, zumessen 3. hervorbringen, bewirken, erzielen, erzeugen:
3. din genäde wisheit zilt ieglichem, als du im, herre, ganst, Alex.
5379. helfe die uns ouch mit staten zilt, 6996. im (Midas) wären
eselören gezilt (verliehen), 5904. Acrisius zilte (zeugte) Dänen, Alex.
6981. er hete im einen slac gezilt, Trist. 5609.
zhnbel (und zimel) stm. n. kleine (mit einem Hammer ge-
schlagene) Glocke oder Schelle: Traut. Chr. 331.
zinient, -e (und cimente, cement) stnm. 1. Zement, 2. Beize
zum Scheiden oder Beinigen der Metalle, 3* ob hieher gehörig?
blechernes Bier maß: 2. golt in der czyment (in Camino, Schmelzofen)
Spr. 17, 3. — 3. das zyment darzu, Chlum. I, 41.
zimer-bole s. zimmer-bole.
992 zimern — zindäl
ziiiiern (zimieren) sivv. mit dem ritterlichen Schmucke (zimier, -e,
zimierde) versehen, schmücken überhaupt: ein heim — rilich ge-
zieniert, W. v. W. 4581.
ziniier, -e (und zimierde) stn. f. Helmschmuck und sonstiger
ritterlicher Aufputz an Mann und Roß, Schmuck überhaupt, aus
franz. cimiere von cime (Gipfel): auf dem heim gebunden oben ein
zimier, diu was ze loben zwivach rieh von golde, W. v. \Y. 7270.
er sin zimier von dem helme baut, Trist. 2048. helmes z., 2064.
2241. durch z. sul wir sie houwen, Alex. 7564. — under richer
zimierde, Alex. 3557. durch z. und durch den heim verschriet er
den fürsten lobesam, 3610. 5689; Trist. 1696.
zim-ler s. zim-lich.
zim-lich Adj. 1. schicklich, gebührend, geziemend, angemessen,
2. billig, nicht zu teuer, müßig, 3. gefällig, angenehm, entsprechend,
zuträglich: 1. die czu essen czimlichen sin't (quibus vesci licitum est),
W — B Lev. 14, 4. in den tagen zimlich was czu sweren (licitum
erat), Const. IV 17, 6. im freien velde, da idemanne czimlich ist
czu arbeiten und erez czu suchen, II 1, 3. do ain zimlerer tag was
genachent seiner gepurt (sein Geburtstag), T — B Mark. 6, 21.
zim-lichkeit stf. 1. Schicklichkeit, 2.* Gelegenheit: 2. Und von
des hin sucht er (Judas) z., daz, er Jhesum in antwurt, T — B Matth.
26, 16; Luk. 22, 6. daz, er gebe z., I. Korinther 7, 35.
ziinmer-bole* sief. Bauholz: bauholz und zimmerbohlen, Traut.
Chr. 156.
zimmer-leute (auch zimber-liute) PI. von zimmer-man: von der
czimerleute ampte handelt, Const. I 11. die bergmeister sullen alle
woeben die warheit erfaren von hutleuten und von czimmerleuten,
I 7, 18. Hieram sante poten czu David und sante im cedreiue holeze
und saute im dar czimmerleute uud mowrer, W — B Kön. II 5, 11.
den czimmerleuten und den mourern, Kön. IV 12, 11.
züiiiiier-meister (bei L. nur aus XP 295; Tuch. 38, 12. 78)
stm. artifex lignorum: ein hoer z. und ein webir wirkende mancher
hande varbe (polymitarius), W — B Ex. 38, 23.
zimmer-werk (zimber-werc) stn. 1. Zimmermannsarbeit, opus
carpeutarium, 2. -handwerk: 1. in z., W — B Ex. 35, 33.
zi-müsz* (von muos) stm eine bestimmte Art muos: bei jeder
Mahlzeit bei einer Festtafel muß unter den 5 erlaubten Gerichten
ein ziniusz sein: fünf gericht, darunter ein z. sei, Eger. Str. C 43.
zin (zin, ein) st». Zinn: er und eisen und czyn und blei und
alles, das do mac gegen durch die flammen, sol gereinigt werden in
dem'fewer, W— B Kum. 31, 22.
ziuami, zinoniin, zinemin (zinemiu, zimin, zinment, -mint)
stm. Zimt, ciuamomum: W — B Prediger 24, 20. ciuami, Alex. 14614.
zindäl (auch zindel, zendal, zendel, sindal, sendel stm. zindät,
zendät, stf.) Zindel. eine Art Tuff et: die banier — von liehten zin-
dälen — der truoc der Luft da vil enbor, Alex. Anh. 445. von rotem
z. ein wäfenkleit, Bf. 104. mit einem z. von golde licht gemale,
Ernst 3013. er want in (Christi Leichnam) in ein zendal, T-B Luk.
23, 53. Joseph nam den leib und want in in einen reinen sindal,
Matth. 27, 59. Joseph kauft einen syndon und want in (Christi
Leichnam) in den syndon, Mark. 15, 46.
ziiien — zirkel 993
zinen, zinin Adj. aus Zinn: ein czines schussel, Igl. Stb. V 96a.
das czinen gefes, V 18 b. alles meines hausrats von czyneyn
schusseln, III 174 b.
zinne swstf Zinne : sie (die Belagerten) muosten sich dort innen
bergen hinder die zinnen, Alex. 3670. swer durch schouwen an die
zinnen trat, Trist. 574.
zinnerer* stm. Zinngießer? hern Bernhards Schmiedeis z. Eger.
Chr. 528.
zins stm. Abgabe, Tribut, Zins, aus lat. census: Wegen nicht
gezahlten Zinses hat man das Recht zu pfänden, Igl. Str. 53; der
Hausherr kann wegen rückständigen Zinses die Pfändung seines
inman (Inwohners) durch den Richter nur soweit wehren, als der
inman zins vorsessen hat, 55; die Bürger sollen auch das Zinsgeld
von ihren außerstädtischen Besitzungen Verlosungen, 192 ; Kauf eines
ewigen, freien jährlichen Zinses von 20 Schock groschen in einem
Hof und Erbe um 200 Schock Groschen, 308; wenn man versessenen
(fälligen) zins lange nicht fordert, verjährt er, 319. ewiger jähr-
licher Zins (census annuus perpetuus), 291. 266. — 4 gross ewig
czinses, Olm. Stb. 74, 5.
zins-brief stm. Urkunde über einen zins: dodurch die czinsbrief,
die do uff des jungpfarrers hause geschriben waren, vornicht sein,
Olm. Stb. 131 k.
Zinsen sivv. den zins geben, zahlen: ffrancz müelner schal
czinsen ein mark von der hellmül, Igl. Stb. II 132 b.
zins-geld stn. Zinsgeld, Zins: Igl. Str. (77. 78c). Ein recht von
czinsgelde. Is sei pharrer, is sei minner prüder, is sei prediger, di
erbe und eigen haben, czinsz oder czinsgelt, die scholn is vorkaufen
in jar und in tage, D I R III 41.
zins-haft Adj. zins-, tributpflichtig: machten sie z. (tributarios),
W — B Jos. 17, 13. der Chananeer — wart z., Richter 1, 33.
zins-haftig = zinshaft Adj. : Igl. Stb. III 156 a.
zins-henne* stswf. Henne als Abgabe von einem Zinslehen: so
man kan erkennen, das es ein guete fuelhen ist und kan über drei
sprüssel fligen, so sol sich unser her settigen lassen zu einer zins-
hennen, Rüge von Pröhl N. 6.
zins-herre sivm. der zum Bezüge eines Zinses Berechtigte:
Brunn. Str. II 236. purkrecht und erbczinsgelt aufgeben und
emphahen — vor richter und scheppen — und nicht heimelich vor
dem czinsherren, Igl. Str. 50.
zipl (zipfel) stm. spitzes Ende, Zipfel: von dem vodern vinger
ein czipl abgehawt, Igl. Stb. V 157 d.
zipres, zipresse stsivm. Zypresse: zipres der ander boum ist
genannt, Legende 373.
zipres-baum (zipres, zipressen-boum) stm. Zypresse: W — B
Sirach 24, 17.
zipressin Adj. aus Zypressenholz: ü^ zipressinem holze, Alex.
21139.
zirkel stm. 1. Kreis, Zirkel, 2. goldener Stirnreif als Haupt-
schmuck der Fürsten und Königinnen (Diadem), 3. in die Runde
gehende Streifwache, 4. Zirkel zum Kreisemachen: 2. einen z. truoc
er — der des landes herschafft iach, Ernst 2645.
Jelinek, Wörterbuch. (53
994 zirkeln — zogen
zirkeln swr. 1. die Bunde machen, 2. mit dem Zirkel messen,
3. darnach verfertigen: 1. die huter, die do czirkeln umme die stat,
W— B Hohes Lied 5, 7; 3, 3. die sunne czirkelt durch den mitten
tak (sol gyrat per meridiem), Prediger 1,5. — 1. wir — auch ein
grosse forcht und betrachten müssen haben mit wachen, zirckelln,
torhüten und andern, Eger. Chr. 1123 S. 300.
zirkel-niaz,, -e stf. Zirkel maß, Kreis: rechter und zusammen-
halter aller mittel und zirkelmasz = Gott, Ack. 57, 24.
zisel stm. Zeisig: Isöt an ir zartem libe was linder den ein
zisel, Trist, 3273.
zistel stf. (aus lat. cistella) Korb: lege die — erstliuge der
fruchte -- in ein zeineine cistel (pones in cartallo), W — B Deut.
26, 2. sie legten ire houbt in cistelu (in cophinis), Kön. IV 10, 7.
zisterlin stn. Körbchen: nü want er ein z., da legete er die
ruoten in, Legende 591.
zistern, -e swstf. Zisterne, lat. cisterna: W— B Ex. 21, 33. ein
aide cistern, Gen. 37, 20. in dieselbe cistern, Gen. 37, 22. aus der
cistern, Gen. 37, 28. Ein wischten dorumme drei starke und durch-
czogen die purge der philisten und schapften wasser ous der cisterne
Bethleem, Kön. II 23, 16. das rat der cisterne (rota super cisternam),
Prediger 12, 6.
ziter, zitter stm. das Zittern, Beben: wie er hübischlich da
warp, allen der ziter da verdarp (sie hörten auf zu beben), Alex.
Anh. 1420.
zitenmge, zitterunge stf. das Zittern, Schrecken : das die freud
nicht sei an zitterunge, Sol. 71, 6. mit welcher vorcht und z. wir
deinen gnaden dienen, 65, 30.
zitöl, -e, zitolle stsivf. Zither: dise ruorten die zitöl, die
andern harphen ruorten, Alex. Anh. 1961.
ziugen s. zeugen.
zobel stm. Zobel, -feil, -pelz: ein swarze haub ein czabl und ein
par hoz, Igl. Stb. III 64.
zocken, zocken stn. vom swv. das Ziehen, Beißen, Locken: diu
(der weilt) lusteclichez, zocken kau des menschen sinne locken üf
gitic vart und üf diu spor, Alex. 27279.
zoge-brücke* stswf. Zugbrücke: die z. an dem tor hiez. der helt
üf ziehen. Alex. 15428; Alex. Anh. 428. an das nidertor ward auch
ein z. gebauet, Traut. Chr. 55.
zog'en swv. 1. sich auf den Weg machen, ziehen, gelin, eilen,
laufen, 2. unpers. mit Dat. eilen, 3. refl. den Weg nehmen, kommen,
4. sich zanken raufen; ir. 5. zerren, zupfen, reißen, raufen, G. hin-
ziehen, -halten, verzögern, verschieben: dem edelu fürsten zogten für
(schritten voran) von höher art jnncherrelin, W. v. W. 1417. nu
zogete ouch her Tristant — lancseme unde seine, Trist. 1682. er
zogete sunder ile, 1581. swä er (Mo}rses) zogete her und dar,
Legende, 476. man sach daz, her zogen berc und tal, Alex. 6031.
ir sehse — zogt gegen Alexander, 10964. der vogt was durch tjost
vür gezogt, 7858. Darius mit höchvart zogt üf einem karrätseben,
6148. nach den (auf Wagen mitgeführten) tempeln zogten zehant
— zwelf bände liute, 6099. Darius, aller künge vogt, des gewalt
in wirde sich hat gezogt von siner geburt rehte den heehsten gote
zogen — zü-bereiten 995
gesiebte (auf göttliche Abstammung zurückging), 5512. ei werlt, nu
sieb, waz, din vogt (der Teufel) smäcbeit und lasters üf dieb zogt,
17964. nu bin ich doruach nacb beweisung gezogt (ausgezogen)
und di leg icb do für euer gnad, Igl. Rspr. V.
zogen stii. vom sivv. zogen: ir zogen (Zögern mit der Antioort)
daz, ist doeb umsust, Alex. Anb. 296.
zol, -lies stmn. 1. Zoll als Abgabe, 2. Zollamt, -stelle aus gr.-lat.
teloninra: Niemaut mag den czol verfueren, die weil er in der stat-
mauer ist, er queme denue auswendig die mawern, und abe sein
wirt spreebe, er babe im den czol gegeben, das mus er mit dem
eide bebalten, Igl. Str. 207. Die Bürger von Brüx dürfen von
gesalzen fisseben oder beringen von jedem pferde einen baller und
von jeder tunnen einen baller czu zolle ufbeben und nemen, Stb.
Brüx N. 123.
zol-lade* stf. Kasse für die eingegangenen Zölle: sie haben im
die z. und die Sparbüchse zusambt deu zaichen überantwortet, Traut.
Chr. 165.
zol-zeichen* stn. Bestätigung (Bolette) über gezahlten Zoll:
Traut. Chr. 165.
zop, -ppes (md. für zopf, zoph) stm. 1. Zopf, 2. zopfförmiges
Backwerk, 3. Schwanz, Zipfel: „Hensel mit dem czoppe" Igl. Bgr.
N. 51, 11.
zorn (auch zoren) stm. Zorn, Wut, Beleidigung, Wortwechsel,
Zank, auch leblosen Dingen (Meer, Stern) beigelegt: pileieb sein di
urborer czu loben, di nicht czorn noch grim, sunder rechte Ver-
nunft leitet; wann des mannes czorn wirket nicht gotes gerechti-
keit, Const. I 4, 6. die rede was Alexandro zorn (ärgerte ihn),
Alex. 1798.
zorn-lich Adj. zornig, erzürnt: in des mit zornlichen siten die
werden mit einander striten, Alex. 21289.
zöuwen, zouwen swv. Brät, zouwete, zoute, abs. 1. tun, ver-
fahren, 2. tr. fertig machen, bereiten, 3. refl. sich rüsten, aufmachen,
beeilen: Wann ich Eusebius nicht gerediger (beredt) bin und mir
gespreebikeit nicht zewet (eigen ist), so muss ich kurtzlichen sagen,
Hier. 8, 22.
zu- nach mitteldeutscher Weise für zer- in: zu-dünen, -knüllen,
-knutschen, -müschen, -quetschen, -reiben, -reizunge, -rinnen, -slahen,
-stoeren, -stöben, -swellen, -trennen, -treten, -tretunge, -vlecken,
-vüeren (mit dem Hauptton auf der zweiten Silbe); man suche die
Worte unter zer-.
zuber, zuber s/w. Bottich, Gefäß mit 2 Handhaben aus zwi-bar:
Wer do vuert honick — der gibt von dem czuber 4 — und vom
schaffe czwen phenning und von dem eimer 1 phenning, Brunn. Str.
II 149. — 40 mase, die man nennet bath der (twahen) eine behielt,
nahent gegen drein czubern, W — B Kön. III 7, 38. bis czu 100 masen
olei, die man nennet Bath; ein bath behelt wol drei zuber, W — B
Esdr. I 7, 22.
zü-bereiten (zuo-) swv.: das sie — den selben wint einbeslagen
und czubereit betten in czn grossem schaden, Igl. Bgr. N. 64, 1.
63*
996 zu-bereitunge — züchtige
zn-l)ereituiige stf. (bei L. nur Myst. 1. 29. 26) Vorbereitung:
czubereitunge czu dem gerichte = praeparatoria ad Judicium, Const.
IV 8, Eirä.
zu-blehen s. zer-blsejen.
zu-brechen s. zer-brecben.
zu-brechunge s. zer-brechunge.
zu-brengen, zuo-bringen unregelm. Zw. 1. herbeibringen, 2. zu-
wege, zustande bringen, rollenden: 2. sie gelobten uns, si weiden die
fürdernus (Vorrichtungen zur Förderung) folent czubrengen und
weiden ans den auf unser lehenschaft fordern, Igl. Bgr. N. 39, 5. da
(an ihrem Leibe) was niht an vergeben, er wsere zuobräht als ez,
sol gar schoenen lip schicken wol, W. v. W. 936. er diz sfeleclichen
zuobrähte = erreichte, brachte zustande, 7715. mit der wären
alchimien war silber sie von ere zuo bringen (aus Erz machen),
Alex. Anh. 1058. 1063. an dem ersten tage (der Schöpfung) wurden
dise werc zuo bräht (geschaffen), Alex. 11154. sin harnasch von
guldinen ringen — mit tiurer kost was ez zuo bräht, 7608.
zii-büez,eii* swv. Zusetzen: er hat müssen sein aygen gelts
1 seh. czupüssen, Igl. Stb. V167d. die weile hau ich czugepust wol
drew jär minner oder mer, Igl. Bgr. N. 42, 2. vaste man in zuo
buoz.te, Alex. 9265.
zii-buoz, stm., -buoz,e stf. Zugabe, -wage; Beitrag: das sie die
teil („Bergteile") etliche zeit gebaut hett, biz daz, si zupuss (Bei-
trag zu den Betriebskosten des Bergbaus) schuldig belaib fünf mark,
Igl. Rspr. IV.
zü-burger* stm.: das ein czupurger czu uns gewesen ist, Igl.
Str. 233.
zueh l wohl verschrieben für zucht = Gefangenschaft: wenn ein
knapp ader ein diner uf dem czichenwerk und uf dem parchantwerk
aus seiner werkstat get an seines meisters willen und an recht,
derselb sol in die zceche czu puose geben 1 pfunt wachs oder er sol
in der State czuch gen, Olm. Stb. 108d.
zucht stf. Gen. zucht, züchte, PI. züchte: 1. das Ziehen, Zerren,
2. Zug, Richtung, Weg, Gang, 3. Appellation, 4. Schaffen, Bilden,
5. Erziehung, 6. Züchtigung, Strafe, 7. Wohl gezogenheit, feine Sitte,
Lebensati,, Siitsamkeit, liöflichkeit, Liebenswürdigkeit, Anstand,
Artigkeit, S. Ernährung, Unterhalt. Nahrung, 'J Junges, Brut, Nach-
kommenschaft, Frucht, 10. Brutplatz, 11. Senkgrube 12. Wasserlauf,
-leitung und darüber festgesetzte Ordnung: 7. Nu solt du ein zuht
begän. du solt alle dine man besenden und beschriben, W. v. W.
1210. — 6. = Gefangenschaft: den die herren in die czucht heissen
einsetezen, Olm. Stb. 85.
zucht-bsere Adj. auf zuht sich beziehend, daraufhindeutend:
ez, gebot ir zuhtb?erer sin, das; diu hübsche herzogin stille stunt
an irer stat, W. v. W. 1512. die tragen zuhtbaeren siten, Alex.
18887.
züchtig (zühtec, -ic) Adj. 1. züchtigend, 2. wohlerzogen, artig,
höflich, von feinem Anstand, gesittet, 3. gedeihlich, fruchtbringend:
2. Wettlaufen, springen und alle zuchtige hubschheit treiben, Ack.
34, 14. kein man kan zuchtig wesen, er sei danne gemeistert mit
frauwen zucht, 46, 14. an die ehrbare und züchtige brüderschaft
züchtiger — zu-dünen 997
der deutschen meistersingkunst alhie, Igl. Ms. S. 24. der ehrbaren
und züchtigen brüderschaft, S. 27. vil aglastir und zeuch tig(?)
macht ein hawich (jastfab) fluchtig, Dal. 102, 19 (44, 55).
züchtiger (zühteger, zühtiger) stm. Scharfrichter, Henker: der
zuchtiger sei ewer (des Todes) richter, Ack. 15, 14; Elbog. Chr.
14, 27 u. 28; Eger. Chr. N. 1163. der z. (tortor) zu Olomuncz
bekommt als Lohn a) im Auftrage der herren von Olomuncz 1. für
das Henken oder Enthaupten eines Diebs oder Räubers, für das
dertrenken oder lebendig begraben 8 gross, 2. für das radbrechen
eines morders oder vorpruen eines felschers 16 gross, 3. für das
martern 4 gross, 4. wenn er einen stäupt am pranger: 1 Ohr,
1 Hand abschneidet, ein Auge auspricht oder durch die czen pruet
4 gross, für beide Hände, Augen oder Ohren, 8 gross ; b) im Auf-
trag eines Gastes für 1. einen vierdung, für 3. 4 gross, für 2. eine
halbe mark ob mit ob ohne Marter; c) in den umligenden steten,
merken oder dorffern: 4 gross für die meile und tag, morgens u.
abends 2 gross als Diäten oder die Kost und erhält für 1. 3. 4. das
Doppelte wie in Olmütz, für 2. 1 mark, dann aber kein Meilengeld,
Olm. Stb. 88. so oft der fronpott den czuchtiger ansagt zu geen in
die umbligunde stet, merkt ader dorffer zu richten, so gibt man im
einen gross, 86.
zuchtig-lich (zühtec-lich) Adj. = züchtig: wann sie so zuchtic-
liches ganges pflag, Ack. 12, 8.
zucht-ineister stm. Erzieher: si fingen seinen (des König-
sohnes) z , Böhm. Chr. 82. ich sehe wol, das du nicht hast gehabt
einen weisen z., wenn er hat dich nicht gelart, wie du vor erbern
leuten scholt geparen, 83.
zücken, zucken swv. 1. schnell ergreifen, an sich reißen, 2. fort-,
tvegreißen, ■wegnehmen, stehlen, 3. in Entzückung versetzen; refl. 4.
zerren, reißen, 5. tanzen mit, 6. sich ane z. mit Gen. sich aneignen,
intr. hin. z. = von dannen ziehen: 1. mit unserm garne musz er
(der mensche) geezucket werden, Ack. 40, 7. die guten und nutzen
(leute) zuckt er hin alle, 21, 14. — 2. der herre — gab sie in die
haut der czükkenden (dirripientium), W— B Richter 2, 14. Wenne
iclicher, was her in dem roube hette geezücket (rapuerat), das was
sein, Num. 31, 53. und czu dem andern male hat er mir velschlich
geezuckt meinen segen (surripuit), Gen. 27, 36. die hufhalczen
werden czucken den raup (claudi diripient rapinam) , Is. 33, 23 ;
= entführen: der man, der si geezucket hat (die Tochter eines
andern entführt hat), den schol man enthaupten, wenn die Entführte
im Gerichte nicht zu ihm, sondern zu ihren Verwandten (frewnden)
geht, Igl. B. 62. Den, der , ein Mädchen oder Weib mit Gewalt ent-
führt, trifft der Tod oder Ächtung; wenn sie erklärt ihm beigestimmt
zu haben, trifft beide ewige Verbannung und sie verlieren ihr Erb-
recht in der Stadt: Igl. Str. 217 (a. 1365). — 3. Do — sein geist
alczumal geezucket was in got (beim Gebet), Hier. 92, 10.
zuckunge (bei L. nur raptus D F G 484 b) stf. Plünderung: Wer
hat gegeben in ein czuckunge (in direptionem) Jacoben und Israhel
den wüstenden (vastantibus)? W — B Is. 42, 24. Und in czuckunge
wirt sie (die erde) beraubet = Dissipatione dissipabitur, Is. 24, 3.
zu-dünen* s. zer-dünnen.
998
zu-eigenen — zug
zü-eigenen (zuo-) sivv. zu eigen geben, zueignen : die teil —
czueigen, Const. I 7, 15. Nach dem, das imant ein hof, ein acker,
oder welcherlei erh das ist, czngeaignet wirt, so hat gener furpas,
des das erh was, keinen gewalt czu sehen (säen), czu mehen, czu
ackeren, czu sneiden oder ackerteil czu nemen — also verre, als in
sein gener gan, dem es geaigent ist, Igl. Bgr. 25 a.
zü-einung* stf. das dazu Gehörige: mit dem haus und mit allen
seinen zugehörungen und zueinung. es sei holtz oder velt, Mind. d.
Egerl. S. 17.
zug, zog stm. 1. Das Ziehen, der Zug (des Zügels, Netzes,
Ruders). Strich des Fiedelbogens, Zug auf dem Schachbrett, 2. Atem-
zug, 3. beim Seufzen, 4. Winkelzug, Kunstgriff, 5. Aufschub, Verzug,
Frist, 6. Unterhalt, Kosten, 7. Vorrichtung zum Aufziehen, 8. Ort,
ioo ein Schiff ans Land gezogen toird, 9. Bewegung, Wanderung,
Zug. 10. Kriegs-. Kreuzzug, 11. Art und Weise, mit Adj. um-
schreibend, 12. gezogene oder sich ziehende Linie, 13. so bergm. bes.
Zug, Streichrichtung der Erzader usw., „Gang", „eine größere Anzahl
von Gängen, Trümmern, Lagern oder Flötzen, tcelche in nicht
bedeutender Entfernung von einander vorkommen und dabei von
einer gewissen Gleichförmigkeit dez Streichens und Fallens und in
der Kegel auch von gleicher Ausfüllungsmasse sind", Veith, Berg-
wörterbuch, 14. ,.die mit einmaligem Spannen der Schnur oder
Lachterkette vermessene Länge", 15. „markscheiderische Vermessung
überhaupt", Veith, 16. Bereich, Landstrich, Gegend: spil, unfur, czog
und alle ungerichte, 01m. Stb. 80. daraus vil czwitracht, czog, krig
und mord und grosse sunden kumen, 78. der zitternde zug, Traut.
Chr. 221. — 13. also pleiben vil czoge und ercz under der erden
unvorsucht,g Igl. Bgr. N. 49, 2. wir sprechen aus, das man dem
maister Niclas, perkmaister czu Sant Jürgen und sein gewerken iren
gemessen perg den eidern geben und czihen schol noch des czoges
lenge , als ein gemessen perg czu recht haben schol , N. 40, 6. die
marscheider geben mir meinem eidern gemessen berge nach des
czuges lenge sein recht, 51, 2. mit einem Schacht oder mit so vil
schechten, als sie nach des zuges lenge ader uff ir hangendes ader
ir ligendes dorczu bedürfen werden, 51, 11. das ich die egenanten
leben mit einem schachte ader mit also vil schechten nach des czuges
lenge ader uff hangendes ader ligendes pauen mag, 51, 2; das wen
in got ercz bescherte czu den siben lehen, das si den czuk an den
tag prengen schullen an alle Widerrede, 11, 7. Wenn innerhalb oder
außerhalb des Bergmaßes in einem vermessenen Berg ein neuer
„Gang" gefunden wird, sollen die strittigen Parteien 3, die Urbarer
einen Vertrauensmann wählen; di vir also erkorn — sullen czihen
czu obrist ein snur an dem rasen von dem hohlsten teil der genge,
und ab si also mit sotaner mase die warheit (icohin der neue Gang
gehöre) nicht erkisen mugen, so sollen si denn in dem tiefen der-
selben silbergruben czihen also, das man ein gank mache von einem
gank czu dem andern (D, H; inwendig der gruben cziehen von einem
czuge czu dem andern EG): was denne di vorgenanten vier messer
es sei mit slechter mase oder mit winkelmase — noch der warheit
cz wischen den krigern urteilen — sol von den egenanten teilen —
gehalten werden, Const. 1 10, 1. der halben (wegen eines Streites
zü-geben — zü-haften 999
über die Zugehörigkeit eines Ganges) sei der zueg des marscheiders
furgenomen und sodann nochrn zueg befunden, das die von Sand
Moricz und vorn „heiligen lande" (den beiden streitenden Gruben)
inneczuhalden also, das keiner an sein wissen das orth belege — ,
Igl. Bgr. N. 62, 3. also das Sent Mertein (Name einer Silbergrube)
uff einem andern zuge leit und der Czappenschu auch uff einem
andern zuge. — als die perkwerk ligen uf zwein zugen, Igl. Rspr. I.
er hat gezogen (die Meßschnur) nach des zuges lenge und doruber
uff desselben zuges hangendes, Igl. Rspr. II. nu hab ich mer zuge
(Erzgänge) in denselben leben denue einen, Igl. Stb. V 10 b. wie oft
das geschieht und sich in künftigen czeiten geburen wurdet uf
czugen und uff gengen in dem berge oder umb den berg gelegen,
Igl. Stb. V IIa. mein tochter ist in den zugen (letzten Zügen), T — B
Mark. 5, 23.
zü-geben (zuo-geben) stv. 1 1 auf einen tapfer eindringen, ihm
zusetzen, Schlimmes sagen: er wil beweisen, das er mir mehr
nach zugeben schuldig ist, Igl. Ms. S. 26.
zü-gebürn (bei L. nur Gr. Wb. 1, 179) zustehen, gehören zu:
Seiuttmalln aber sulicher hanndl unserm bergrecht nicht czugepurt
noch unterlägt, Igl. Bgr. N. 107, 2. wo das ist, das mir czugepurt,
das schaff ich der M. peckin, Igl. Stb. V 45 d, kain weip sol arbaiten
praite leinmet, sunder smale ding, als den frawen zugepuret, Igl.
Stb. V 28 c. mit aller irer narung, di ir noch irem vorigen man
rechtlich czugepurt, V 148 d. das silbrein geschmeid, das den kindern
czugepurt, V 105 d.
zugegen-wertig* Adj. anwesend: er sei z., Traut. Chr. 146.
zfi-gehörige* (= zuo-geheer stn., zuo-geheerde stf., zuo-gehoere
stf.) stf.? Zugehör: Traut. Chr. 159.
zü-gehörunge (zuo-gehoeruuge) stf. Zugehör, was zu etwas
gehört: das sie (die nicht bezahlten Arbeiter) mit den czechen, hutten,
andern czugehorungen handeln, als recht ist, Igl. Bgr. N. 79, 1.
zü-geleufte* (= geloufe, geleufe, geleufte) stm. Auflauf: ein
z. hat czugefurt di czeit (tumultum adduxit tempus), W — B Jer.
46, 17.
zü-gen red. V herankommen, drohen; zukommen, zufallen: so
ich allenthalben sich vil zu gende zweifei (imminere pericula), Sol.
63, 33. di 10 seh. g. sullen meinen kindern czugeen czu ixen czweien
teilen, Igl. Stb. III A 102 a.
zü-griff (zuo-grif) stm. 1. das Zunehmen, 2. Wegnehmen,
Arrestieren, 3. feindlicher Einfall: 3. Elbog. Chr. 9, 35. wir netten
uns sulchs Zugriffs in dem königlichen fridgepot — nit versehen,
Eger. Chr. 1169. sie zu z. komen (gerieten aneinander), etliche
gefangen beiderseit inligende haben, 1161. wer, das czugriffe (Ver-
letzungen des Landfriedens) gesehen, Mind. d. Egerl. S. 39. das die
nesten under euch (den zum Schutz des Landfriedens gegen Friedens-
brecher und Räuber verbündeten Städten: Saaz, Brüx, Kaaden,
Laun uud Komotau) die dem czugriffe gesessen weren, Stb. Brüx
N. 139.
zü-haften* (bei L. zuo-gehaft) swv. anhaften, ankleben; halten
zu einem: daz, gestupp (Staub), daz, uns zuhaft von eurer stat,
T— B Luk. 10, 11. der da zuhaft (anhanget, XI. Bibel) dem Herren,
1000 zü-halt — zü-legen
ain geist ist her, I. Korinther 6, 17; 6,16. czuhaft dem guten!
Kömer 12, 9. um dise ding (deshalb) lest der man den vater und
di muter und zuhaft (wirt anhangen, XI. Bibel) seim weib,
Epheser 5, 31.
zü-halt (zuo-halt) stm. Rückhalt, Stützpunkt, Zufluchtsstätte:
die iren zuhält bei mir haben, Eger. Chr. 1159.
zü-haltunge stf. = zü-halt: meine veste — czum Newenhause
schol ir offen hause, czuflucht und czuhaltunge sein wider alle ire
veinde, Eger. Chr. 1046.
zu-hant (ze-hant Adv. atif der Stelle, sogleich, alsbald: nu leb
ich, nu stirb ich zuhant (statim), Sol. 8, 29. nu lach ich, nu wein
ich zuhant, 8, 32.
zuhauf-legunge* stf. die Anhäufung, compositio : die z. des
weirouches, W — B Xum. 4, 16. vil eisens und negil der türen und
zu den zuhouf legungen (ad commissuras) und czu den fugen bereite
David, Par. I 22, 3.
zü-heusel* sin. kleines Haus, Hof, Hinterhaus: wie das er
sein czuhewsl verkauft hat dem pretl schuester, Tgl. Stb. V 65 a. der
di czuheusl pawen wil, V 42 c. di unter mawer, di do schayt di
schergstuben und Honus Lidls czuheusl hinten im hoff, V 187 d.
Steffel weber von dem langenn Girgen sein czuheusl gekauft hat,
V 168 a; V 155 b. vier feuster, weliche aus dem czuheusl des Pawln
in des Prokesch Teczner hoff geen, V 267 d. di kamer di hat er im
verhalten zu dem z., V 230c
zü-kunft (zuokunft, -kumft) stf. das Kommen, Herzukommen,
Ankunft: die turkiltouben und die swalbe uud der storch haben
behütet die czeit irr z. (adventus sui), W — B Jer. 8, 7. in der z.
der kinder Israel, Par. II 28, 3. die weile sie seiner z. peiten =
dum illius praestolabantur adventum, Richter 9, 25. wanne ich deiner
z. wartender bin teglichen, Hier. 149, 28. Des hat her prieffe gesant
vor seiner z. etleich tag, Igl. Str. 249. bis auf czukuuft unsers
camerers = donec ad praesentiam camerarii, Const. I 15, 9. wen
wir mit der offenunge des selben (aus Breslau gekommenen) Urteils
seiner (des undercamerers) czukuuft warten, Olm. Stb. 132. des
camerers z. wold der Gengel awer nicbt derharren, 132. er soll
unser z. erbeiten, Elbog. Chr. 132, 30. bis auf sein gnaden z. gen
>"ürenberck. Eger. Chr. 1067 S. 255. bis zun des jungen Schweden
konigs z., Traut. Chr. 294.
zü-künftig (zuo-künftig) Adj. kommend, künftig, noch zu er-
warten: Czütreten sie und potscheften uns (Hs. yn) alle dink, die
uns (Hs. yn) czukunftik sint = accedant et nuntient nobis. quae-
cumque Ventura sunt, W — B Is. 41, 22. der mag auf czukunfüge
des himels freuden sicherlichen hoffen, Hier. 44, 22. aus den Sachen
uns viel — gebrechen aufstehen und z. worden sein und noch täg-
lich werden, Eger. Chr. 1067.
zü-läz,* (= zuo-läz,unge nur DFG. 13b) stm. admissura: YVenne
der spete zulas was und die leczte enpfencnüsse (conceptus extreinus),
Gen. 30, 42.
zü-legen* suw. 1. z. mit Hat. einen begünstigen, magis favere,
2. mit Dat. der. Vers., Akk. der Sache einem etwas hingehn lassen,
es bdiigen, approbare, 3. refl. Beilager halten: 1. der — rieht er —
zfi-legen — zü-reden 1001
sol auch nicht urteil fragen von dem scheppen, den er weiss, das er
dein teile czulege und gunne, für das man urteil sol sprechen, Const.
IV 18, 1. Wellet kainem tail ab noch czulegen, sunder got vor
äugen haben = unparteiisch richten, Igl. Bgr. N. 84, 2. — 2. Were
aber, das die gewerken daran funden wurden willeclicb saumik und
legten dein perkmeister sein saumnusse und irresal zu, Const. I 7, G.
Und er zuleget ze senden (schichte nochmals) einen andern knecht,
T— B Luk. 20, 11 ; 20, 12. er zulegt über alle dise ding, 3, 20. si
zulegten di ding, die da waren notdurftig. Botenb. 28, 10. er zulegt
und begraiff auch Petern, 12,3. — 3. 14 tag vor und e sie (das
Brautpaar) sich zulegen, Eger. Str. C. 2. der kunig legte auch
keinem teil zu (unterstützte nicht), Böhm. Chr. 86.
zii-legen stn. Seilager: am abent des zulegens, Eger. Str. C. 7.
zü-ligen stv. I 1 nahe, am Herzen liegen, zustehen: vrö daz,,
herre, zuliget minem herzen (= das freut mich, Herr), Alex. Anh.
1106. di gedult wil — einer guoten gewiz,z,en ligen zuo, 1333.
zünden, zünden, zünten suro. Trat, zünde, zunte an-, ent-
zünden: vil kerzen wurden uf gezunt. Trist. 657.
zu-neiguuge* stf. Zuneigung, Gewogenheit: von sunderlichen
gnaden und czuneigung-en, Stb. Brüx N. 296.
zu-neme* stm.? Förderung: durch besserunge, zunemes, nuczes
und fromes willen des burgemeisters, rates usw., Stb. Brüx N. 157.
zü-neniunge stf. assumptio, augmentum, Förderung: umb —
diser kuniglichen und namhaftigen hauptstat ditcz landes (Olmütz)
czunemung, Ordnung und freiheit willen, Olm. Stb. 132.
zunft-mez,ig* Adj. mit Zunfteinrichtungen versehen: seine Lehr-
jahr alhie oder an einem andern zunftmesigen ortt redlich aus-
gestanden, Eger. Z. 15, 1. bei einem redlichen zunftmesigen Meister
das handwerk 3 jähr ehrlich und redlich ausgelernet, 39, 1.
zunge swstf. Zunge; Sprache; sprechender Mensch: daz, volk
sprach kriechesche zungen, Alex. 22831. daz, er indischer zungen
(indisch) fragte, 21 540. ich daz, libir sehe, daz, min gesiecht stürbe,
e min czunge (meine Sprache, mein Volk) virdurbe, Dal. 142, 8
(63. 110). einem iclichen ist daz, hercze czu siner zcungin groz,
(schlägt für seine Muttersprache, für sein Volk), 92, 25 (41, 25).
Wladisslaw was ein freunt der dewczen czungen, Böhm. Chr. 66.
unser z. wurde (würde) unterdrückt von einem auslendischen fursten,
57. ich dancke euch, das ir getrew seit ewer czungen (Nation), 49.
unter allen fursten was keiner, der die pehemische czungen also
g-epreit und gemert als er (Wratislaw), 45. Wilh. Hase war ein
freunt seiner czungen (seines Volkes), 104. wert (wird) ewer her
von vremden lant, so wird iwir zcung geschant und wirt ser
geniinnert und allewege gehindert, Dal. 26, 29 (4, 35).
zuom falsche Lesart bei Hanka für Znoim = Znaim: er (Leu-
pold von Osterrich) bekumert daz, rieh biz, gein zeuom (bei Jir.
Znom, tschech, do znojemskeho hrada), Dal. 179, 19 (SO, 21).
zü-reden * (vgl. zuo-rednüsse stf. Schmährede Gr. Wb. 3, 695)
z. mit einander = sich zanken, schmähen: Ist daz,, daz, sich czwen
meistir czureden mit einander (tschech. sobe pfimh'ivali) in der czech
und wiert es den meistirn in die hende gegeben und wellen sie den
nicht volgin, wie ez, di meistir machin und welln — di gebin im
1002 zu-reiz,unge — zusammen-legunge
selber Urlaub aus der czech, Prag. Mz. 17. Wohl erklären die
zweiten Herausgeber Patera und Tadra richtig gegen die ersten, daß
czureden = czuoreden sei, auch mit Rücksicht auf das tschech.
pfimlüvali und die Bedeutungsentwicklung: „zu jemanden reden, um
ihm auf bessere Wege zu bringen, tadeln, mit ihm zanken", ist richtig,
doch ist ihre Behauptung, daß die Verla! 'prä fixe zu (zuo) und zer im
mittelalterl. Deutsch gerade so verschieden gewesen wie mhd. für die
Schrift und md. Denkmäler nicht richtig, wo vielmehr zu- (zuo-N und zu-
(zer-) ganz gleich geschrieben werden. — wenn sich czwei arbeiter in
czwein Weingarten zureden neben einander, daz, sie ein reyen scheidet
— so ist ir iczlicher vorvallen 10 gr., Chlum. VIII 12. wir rüegen,
so zwen arbeiter in zwein Weingarten einander schmechlich hielten
und mit scheltworden, da sich ein rhein scheidet, zueredeten — ,
Chlum. VII 4.
zu-reiz,unge, zu-rinnen, zu-stoeren, -stöz,en s. unter zer-.
zü-richten* su-v.: er hat sich zu einer meid geleget und ir also
ein kindlein zugericht (sie geschwängert), Eger. Chr. 405.
zu-riugs* Adv. rings: z. herum — umgeben, Eger. Chr. 103,
S. 67.
zurüek-gen* (aus ze-rücke gen, gän) st». V die Vereinbarung,
das Versprechen nicht halten: Liben herren. das klag wir got und
euern gnaden, das sie uns des alles zurukgingen, Igl. Bgr. N. 39, 5.
zurück-werfen* stv. 1 3 nicht gelten lassen: hast meine wort
versmehet und zurückgeworfen, Hier. 25, 6.
zü-sachen* swv. anrechnen, impntare: das nisnicht mi;ge irer
saumnusse czugesachet werden, Const. 1 16, 4. slacht ir sie darnider,
ich wil euch darumb nicht z. (nicht zur Rechenschaft ziehen), Böhm.
Chr. 86.
zü-sagen swv. als. mit Gen. zustimmen, zusagen, versprechen;
als Eigentum zusprechen; bekennen, gestehen: ankündigen: dan sol
sich der jung maister den herren czu der gemain stat für iren
undertan czusagen (um Zuständigkeit in der Stadt einkommen), Igl.
Stb. V176d.
zü-sager* stm. Vorhersager: Augur, des vogelkosz vernemer
und — inkunftiger sacken warhaftiger zusager. Ack. 41, 16.
zusammen-bindunge (ze-) stf. Verbindung, colligatio: Pinde
ouf von einander die z. der posheit, W — B Is. 58, 6.
zusauimen-bot,* -gebot* stn. Einladung zn einer Zunftver-
sammlung: wenn ein handwerk eiu zusammenboth nacht, Eger. Z.
37, 2. ein zusammengebott begern 12, 9. 14, 28.
zusampue (ze-samen, -e, -samne) Adv. zusammen: gut, das sie
gestolen haben oder sust z. bringen, Hier. 49, 10.
zusamineu-gelüben * swv. conventicula facere : smide, die nicht
z. noch samenunge oder einunge machen, Const. 1 15, 8.
zusammen-glubimge * stf. conventiculum: alle z. — der smide,
Const. I 15, 9.
zusaiiimen-lialter* stm.: rechter und z. aller mittel und zirkel-
masz (= Gott), Ack 57. 23.
zusaiimien-leguuge* stf. compositio: alle die z. hienk nicht von
der gelust sunder von fugenden (ista compositio non ex. libidine sed
ex virtute pendebat), "\V — B Judith 10, 4.
zusammen-rimpfen — zü-spruch 1003
zusammen-rimpfen* stv. 13 (bei L. rimphen, md. auch rimpen,
remfen) in Falten, Runzeln zusammenziehen, krümmen, rümpfen:
Mein hont hat gedorret und ist czusammengerumpfen (contracta est),
W— B Job 7, 5.
zusammen-slahen* stv. IV (mit ergänztem Obj. die Glocken)
das letzte Zeichen mit den Glocken geben, Elbog. Chr. 104, 31.
zusammen- tragen* stv. IV zusammensteuern: etwas zusammen-
getragen, uns in fried und einikeit — zu ergetzen, Igl. Ms. S. 24.
zusammen- Taren * stv. IV zwei Stollen oder Bergiverke mittelst
Durchschlags verbinden: so muz, man die czwene genge z. mit einem
durichslage, Igl. Bgr. U— B 25.
zü-schaffen* stv. IV zur Hilfe, Unterstützung beigeben: der mir
Ernsten, seiner gnaden diner und hofschreiber, zuschuf van wegen
seiner gnaden mit dem rate zu reden, Elbog. Chr. 77, 10.
zü-schieken* sivv. rechtlich zusprechen, zuerkennen: als vil berge
dem selben (erb-) Stollen czugeschicket (deputati) sein, Const. II 4,
23. die fertigung, die man der tochter czugeschickt hat, sol man
ir gancz unverruckt verfolgen (ausfolgen) lassen, Igl. Stb. V 280 a;
vermitteln eines Dienstpostens für einen zugereisten Wanderburscheu
durch den ürtengesellen: wenn nur ein gesell vorhanden ist, so soll
im der jüngste Meister helfen zuschickhen, Eger. Z. 44 S. 150. die
Orttengesellen — sollen in 14 thag nach hanndtwergksgebrauch z.,
44 S. 149. so ein gesell hie wirdt zugeschickt, soll er nit umb-
stehenn (Arbeit zu nehmen sich weigern), er hab denn zuvor 4 wochen
bei sein Maister gearbeitt, darnach soll er zugeschickt werden, zu
welchem Maister er begertt, 44 S. 148.
züschicke-grosche * sivm. Groschen, als Vergütung an die
Ortengesellen für Vermittlung eines Arbeitspostens von einem zu-
gereisten Gesellen gezahlt, der gemeinschaftlich vertrunken wird: hat
er (der zugewanderte Geselle) arbeit, so sollen die ürtengesellen den
z. mit im vortrinken, Traut. Chr. 173.
zü-schreiben stv. II dazu schreiben: 1204 wart Sent Procop
derhaben und czu andern heiligen czugeschrieben , Böhm. Chr. 75.
in sulchem z. des tags (Ankündigung der Fehde), Eger. Chr. 1072.
S. 261.
zii-schub (zuo-schup) stm. Hilfe bes. heimliche, Begünstigung,
Vorschub: die uns durch sein z. hilf, rat und tat — angegriffen,
Eger. Chr. N. 1072, S. 261. von mancherlei ungerechtikeit und zu-
schübe wegen, S. 262.
zü-sitzer* stm. Beisitzer: Elbog. Chr. 8, 16; 12, 34. 42.
zü-slahen (zuo-) stv. IV 1. zuschlagen (die Tür), 2. zurichten
(die Mahlzeit), 3. abs. drauf losschlagen, 4. baumeln, 5. intr. heran-,
zusammenkommen, 6. refl. sich zugesellen: 6. das g-ot nit hat haben
wellen, so fewer oder ander ungluck zugeslagen, Elbog. Chr. 105, 19.
do hiez, er den walt hinder im czuslahen (durch Verhau absperren),
Böhm. Chr. 44.
ZÜ-spruch (zuo-) stm. Anspruch, rechtliche Forderung, Klage:
der teding und czuspruche, damit sie mich angesprochen hat, Igl.
Str. 291. als wir die anklage, czuspruch und erbittung Sannd
Margarethen gewerken — vemomen haben, Igl. Bgr. N. 62, 2. clag
und z., N. 108. alle sachen und z., die die tuchmacherknecht ader
1004 zü-sten — zü-varn
knappen vormalen gegen im gehabt haben, sollen vorloschen sein,
Olm. Stb. 96 a, 3. das geteidingt ist. — um snlche z., die sie zu
uns gehabt haben von der 10000 schoke, Stb. Brüx ]\". 135. nach z.
ader absprach des Schlosses und der stat Brux gegen Herzog Friedr.
v. Sachsen, Landgrafen v. Thüringen, N. 346. z., forderung, recht
noch ansprach, N. 226. das ich daruff alle zehulde und zcuspruche
— ganz abgetan habe (bezahlt bin), X. 238; Elbog. Chr. 3, 13; 78, 26.
so ich doch in (den Gegner) in meinen anclagen und zusprachen
het, 78, 26; Eger. Chr. N. 1108. da euch der egenante Erhart umb
alle z., die ir zu im zu sprechen und zu clagen habt, gerecht werden
soll, Mind. d. Egerl. S. 21. das wir — keinerlei schulde oder czu-
spruch gewönnen kegen — der einunge (von fürsten, stat u. herren),
S. 48. umb di sach und z., die czwischen in gewesen sein, Igl. Stb.
III 327b. keinerlei z. noch anfaderunge, V 44c. so hat in auch
gelubt Marcus (der Verkäufer des Hofes in l'istau) und versprochen
für alle ander schulde: losuug, czins und auch für alle ander czu-
sprüche — in künftigen czeiten, 111200 a.
zü-sten stv. IV 1. zu, verschlossen sein; 2. mit Dat. der Person
dabei stehen, zu einem hintreten: 3. zu teil werden lassen, ziikommen,
zustellen: 4. angehören, zuständig sein: 2. der eng'el Gots zustunt
mir in dirr nacht sagent: Paulus, nicht furcht dir, T — B Btb. 27, 23.
an der andern nacht der Herr zustund im und sprach, 23, 11. —
= dabei stehen: ich zustund, 22, 20. Paulus sprach zu dem centurio,
der im zustund. 22. 25. der richter und di im zustunden, 26, 30. —
3. des czuheusels ire czwai tail haben sie im auch lassen czusteen
umb ein sumb gelts noch rat und erkentnus fromer leut, Igl. Stb.
V 268b. Andre hat bewilligt, so im die waisen folgen werden, so
wil er in die 5 seh. ganez und gar lassen czusteen und wil sein
drittail nit begeren, V272b.
zii-steud (wohl PI. v. zn-stand*?) stm.? was einem zusteht,
Verpflichtungen: di rennth und die zustenndt, die da gefallen von
dem preuhaus und dem czuheusl, Igl. Stb. V 103b.
zü-stendig* Adj. gebührend, rechtlich zuerkannt: weliches
achteil im von seinem vater z. ist, Igl. Bgr. 89. 1. z. ein garten —
der Stadt Trautnaw, Traut. Chr. 70. der dritte thail (des Strafgeldes
soll) dem Hern Obman z. sein (gebühren), Eger. Z. 11, 5.
zü-tragen* stv. IV emporsteigen: das solch wasserbrünlin so
hoch herauf zugetragen hat nach der wasserwagen, Traut. Chr. 124.
zü-val (zuo-val, -lies) stm. 1. Zufall, aeeidens. 2. das Zuteil-
icerden, 3. Abgabe, Einnahme, Nebeneinkünfte, 4. Beifall, Zu-
stimmung, Anschluß, 5. bes. dirimierende Stimme des Vorsitzenden:
was do einfalles und czuf alles ist = super emergentibus et inci-
dentibus, Const. IV 18, 5. 4. dem ich kein zufahel gab (nicht zu-
stimmte)', Elbog. Chr. 78, 18.
zil-vallen stv. V 1. zufallen (vom Los), 2.* sich ereignen, vor-
fallen: Aber czu den dingen, die do gar seiden in gerichten czu-
vallen (raro aeeidunt), ee si gescheen, so mag man di recht nicht
czufugen und schicken (jnra adaptari non possunt), Const. IV 3, 5.
zü-varn (zuo-) stv. IV 1. herzu fahren, kommen, 2. sich auf-
machen, rasch zu Werke gehn, etwas unternehmen, 3.* bergm. mit
zu-vart — zü-ziehen 1005
dem Ausbau eines Stollens vorrücken: 3. von dem houpt des Stollens
czufaren (procedere), Const. II 4, 6.
zü-vart (zuo-vart) stf. Zu-, Eingang, -fahrt: so das ich — czeige
im, in welcher znvart er sie muge behaben = quo aditu possit
obtinere eos, W— B Judith 10, 13.
zü-reHig (zuo-vellic) Adj. 1. zufallend, 2. zufällig, 3. hinfällig,
4.* zustimmend, anhänglich: 4. nachdem er in der zwitracht dem
hern meher dan den bürgern zufellig gewest (zu ihm mehr gehalten
hat) Elbog. Chr. 72, 2; 77, 14. mit zufelliger potschaft dem hern
untercamerer — zu wissen zu fügen, Traut. Chr. 303.
zü-versicht (zuo-versiht) stf. 1. Hinblick auf Künftiges, das
man zu erwarten hat, 2. gewisse Erwartung, Hoffnung, Zuver-
sicht 3. das, worauf sich diese gründet, Unterstützung, Zuflucht:
Laidige anfechtung, schentliche z., und schemliche ferung die be-
zwinge euch gröblichen au aller stat, Ack. 1, 14; 2, 1. um den, da
nicht gut z. (Zuverlässigkeit) ist an den aiden, Brünu. Str. II 93. er
gelaubt wider di Zuversicht in di z. (hoffhung, XI. Bibel), daz, er
wurd ein vater maniger leut, T — B Römer 4, 18. di z. ires gewins
was ausgegangen, Btb. 16, 19. zuvorsicht (in sicherer Erwartung)
werdet mich des zu keinem weg verargen, Eger. Chr. 1171. z.,
werdet mich von der pillickeit nit vordringen lassen, 1176.
zü-fitzen* swv. (Kunstwort der Weber und Tüncher) 1. das
Einflechten des Einschlags oder dessen, ivas ihn vertritt, in den
Aufzug, 2. bei Tünchern Einflechten der Gerten in die Schalhölzer:
Vilmar, kurhess. Id. — Traut. Chr. 72.
zü-vriden* swv. den Zaun schließen: so einer nicht zufriedt
und dadurch ein schaden kähm mit viech, so soll das nicht ent-
gelten, des das viech ist, aber wess der friedt ist, der soll den
schaden dem frommen mann abtragen, Chlum. V 18.
zu-vüegen sivv. (Prät. -vuocte) refl. = 1. sich anschließen an,*
2. landen,* tr. 3. beigegeben, bescheren, verschaffen: 1. etlich die
gelaubten und zufugten sich Paulo und Syle, T — B Btb. 17, 4. —
2. si kamen in daz, lant Genczareth und zufugten sich (zu lendeten
da, XI. Bibel) Mark. 6, 53. an dem andern tag zufugten (lendten,
XL Bibel) wir uns zu Samum (= Samos), Btb. 20, 15.
zii-vür* stn. Zufahrt: auch sal sie ein freies czufur zu irem
teich ab und czu haben, Igl. Stb. V 162 c.
zü-vüeren swv. (Prät. -vuorte) hinführen, geleiten: er zufurt in
zu Jhesus, T— B Job. 1, 42.
zuvuran* Adv. im voraus: Elbog. Chr. 25, 13.
zü-YÜruuge* stf. Herbeischaffung, Zufuhr: durch czufurunge
willen der notdorft (necessaria adducere), Igl. Bgr. N. 26, 2.
zü-wachsung* stf. Zuwachs, was zugewachsen ist: hetten wir
— visch in dem wäge (in der Woge, im Wasser) zuwachsung und
merung nit auszgereutet, Ack. 11, 7.
zü-winterii* sicv. Winter werden, zufrieren: also das es umb
aller heiligen tag zuwintert, Eger. Chr. 52.
zu-ziehen* stv. Illb antun, martern: solt den (Gefangenen)
aber was durch euch an irem leib und glidern zugezogen und
beweist werden, Eger. Chr. 1140.
1006 zwacken — zweiunge
zwacken sicv. zwacken, zupfen, zerren: ein hase zwacket einen
wolf, noch heute ist er zagellos darnmb, Ack. 8, 2. waz, er {der
Großkönig) ab im {Alex.) zwacke, daz, sol her Jupiter im vergeben,
Alex. 6038.
zwang {und twanc) stm. n. 1. {Leibes-)Verstopfung, 2. Zwang,
Einschränkung, 3. Not, Ungemach, 4. Verzierung am Frauenkleid:
2. zwang, von dem alle himelische ordenung ausz irem geewigten
angel nimmer treten mag, Ack. 56, 15.
zwang-sal stn. f. Zwang, Gewalt, Einschränkung: sulch z. und
gewaltsam ubung an unsern eren, leib und gutem — verbrengen,
Elbog. Chr. 121, 36.
zwang-wesen st«. : Engel, teufel, schretlein, clagmuter, das sind
gotes zwaugwesen, Ack. 38, 11.
zweien sivv. tr. 1. zu ziveien vereinigen, gesellen, 2. in 2 Teile
zerlegen, scheiden, sondern, trennen, 3. gezweiet sitzen = gegenüber
sitzen, refl. 4. sich zu zweien vereinigen, paaren, 5. sich scheiden,
unterscheiden, zwiespältig sein, sich entzweien, sich geliche z., wenn
gleich viel Stimmen dafür wie dagegen sind; intr. 6. verschieden sein,
7. sich entzweien, streiten: nenn einer zu kaufen glaubt in einem
burgerlehen und der Verkäufer verkauft in einem apteslehen, do wirt
geezweiet an dem leichnam und wesen des dinges; darumb so ist
der kauf niebtesnicht, Const. III 6, 2. das recht — derer — , die
sich czweien (litigantium) gancz pleibet, I 7, 14.
zweifel-rede* s. czwein-rede.
zweigecht* {von zwic, -ges stn. m.) Adj. mit Zweigen ver-
sehen: linder allem czweigechtem holeze (ligno frondoso), W — B Jer.
3, 6 n. 2, 20.
z weilig -tiscktiicli* stm. Tischtuch für zwei Personen: die
tischtucher sollen behalden an ein vierteil drei elen, die z. — czwu
eleu, die fleckl 2 elen, die kleinen snidezichen — 9 vierteil, Olm.
Stb. 108, 3.
zwein-rede* stf. Unklarheit, Zweifel, verschiedene Ansicht: ist
— das czweinrede (czeifelrede, E.) ist, ab si {die Entscheidung)
gerecht ader ungerecht ist, Const. IV 20, 14.
zwei-seitlich * Adj. zwei Seidel fassend {vgl. bei L. sitel-kandel
1 Seidel haltende kandl): ein zweiseitliches kandel, Igl. Ms. S. 13.
zwei-tracht (zwi-, zwei-traht) stf. Uneinigkeit, Zwietracht: die
z., die sich czwissen im und hern Wicko von Holenstein verlaufen
hatte, Igl. Bgr. N. 26, 1.
zweiunge stf. 1. Entzweiung, Zwiespalt; 2. äne zw. von vater
und von muoter = vollbürtig, Swsp. 6, 3; 6, 6: — 1. er gab den rat, das
sie ein z. scholden machen czwischen den fursten, Böhm. Chr. 34. an
der zeunge wirt ein groz, z. (es wird ein Zwist zwischen den Nationen
werden), Dal. 96, 32 (41, 32). do was z. und teding von wegen des
32., das einem vorleiher angevellet {zufällt), Igl. Bgr. N. 22, 3. nu
ist eezwas z. und irsal czwischen mir von meines herrn des kaisers
wegen — und dem grün therm. X. 29, 1. das man di czweiunge
ausrichte. Const. IV 11, 13. z. stillen, I 2, 1. clage und z., I 7, 22.
z. = quaestiones, I 10. 1 u. 2; I 11, 3. z. der marscheider, 19,4.
gerechtigkeit — in aller z. behalten = in omnibus processibus,
I 4, 6. czu vil z. zu vormeiden, I 7, 14. si machen oft z. czwischen
zweiuuddreissig-teil — zwelf-bote 1007
den gesworn, I 5, 4. si — wurden gekart in ein z. = in seditionem,
W— B Nmn. 20, 3. krieg und z., IgJ. Stb. V 41b.
zweiunddreissig-teil stn. l/s2, >m !$■ und dem darauf ruhendem
Bergrecht erhall der Verleiher eines gemessenen Berges (s. verleihen)
von der Förderung nach Abzug des '/« {der Urbar), von den übrig
bleibenden 7/8 den 32. Korb, also von der Gesamtförderung 7/25ß, das
sogenannte lj32 des leihers: der des ersten einen gank vindet — sol
in von den urburern ader dem vorleiher der genge eraphahen und
sol in geben mir ein z. als gewonlich ist, Const. II 1, 5.
zwei-valt s. zwei-veltig.
zwei-valter (umgedeutete, entstellte Form für vivalter) stswm.
Schmetterling: solten wir (der Tod) allein den zweifaltern und den
heuschrecken rechnung tun umbe ir gesiecht? Ack. 9, 2.
zweivel-haftig, -heftig (zwifel-haft, -ic) Adj. ungewiß, zweifel-
haft: ein z. rede ist rechticlich ausczulegen dem czu schaden, der si
geredt hat, Const. III 6, 3. czweifelhaftigen dinges (rei dubiae), IV
11, 1. also wurden die rechten kauffer mit jener listikeit czweifel-
heftig (schwankend) und gingen iren weg ungekauft, I 21, 1.
zweivel-lieli, zwivel-lich Adv. ungewiß, unsicher, ziveifelhaft;
ohne Zuversicht, verzagt, verzweifelnd: ir swseret mir den inuot, daz,
ir so zwivelliche tuot und iuch so sere förhtet ir, Alex. 18742.
zweiveln (zwiveln, zwivelön) swv. 1. intr. in Ungewißheit sein,
zweifeln, 2. wankelmütig, untreu werden, 3. verzagen, verzweifeln,
4. unpers. m. Dat. d. P. zweifelhaft sein, 5. tr. bezweifeln, in Ver-
dacht haben: 4. czweivelt uns nicht, uvvern fürstlichen gnaden sei
unverborgen, Stb. Brüx N. 379. als uns nit zweifelt (wie wir nicht
ziveifeln), Eger. Chr. 1123 S. 298. uns zwifelt nicht, uch sei — zu
erkennen gegeben, Elbog. Chr. 139, 10. mir zweifelt auch nit,
Eger. Chr. 1140. 1144.
zwei-veltig (zwi-valtic, -veltic) Adj. 1. zwiefach, doppelt,
2.* zweifelhaft: 2. So sal der rat alweg in zweifeldigen dingen mer
czum pessern teil die Sachen wegen und czu parmherczikeit, Olm.
Stb. 89. gerainigt die herzen zwifeldiges gemuts (ihr Doppelsinnigen),
T — B Jak. 4, 8. er zwivalter liebe eupfant, Trist. 128. der hat zwi-
valtige not, des nam blibet mit dem libe tot, Alex. 5037.
zweivelunge (zwivelunge) stf. 1. Zweifel, 2. Verzweiflung,
3* Pomp, großer Aufzug: waren kumen mit maniger zweiflung
(großer pomp, XI. Bibel) oder umgeung (vil Volkes, XL Bibel), T— B
Btb. 25, 23.
zwelf-bote swm. Apostel: alle zweifboten, Hier. 120, 1; 120, 22. 23;
128, 14. deinen heiligen zweifboten, 54. 15; 81, 2. als der heilig z.
gesprochen hat, 47, 17. das er mit dem heiligen zwelf boten sprechen
muge, unser gedanknizze ist in dem himelreiche, 42, 25. er hat auch
geboten, seinen zweifboten das sie weder secke noch taschen solten
tragen, 28, 22. der heilige z. sant Paul, 5, 19; 24, 8. der z., Sol. 76, 40.
Dureh dein suszikeit gingen di zweifboten vroleich für angesicht
des gerichts, 57, 27. Dein suszikeit hat der zweifboten Fürsten
(principes apostolorum) so derfullt, 57, 34. Cristus sprichet zu den
czwelfpoten, W— B V127a. pis auf seut Peters und Pauls tag, der
czwelfpoten, Const. III 6, 16. — an sende Johannes tag, des heiligen
ewangelisten und czwelfboten, Stb. Brüx N. 126. vor sant Bartho-
1008 zwelfboten-tag — zwiselecht
lomens tage, des heiligen czwelffpoten, N. 348. an sand Peter und
Pauls, der heiligen czwelfbotten, tag, N. 373. — an sand Thymotey
tage, des heiligen czwelfboten, Budw. Urkdb. N. 354. an sende
Matheus, des zwelfhoten und ewangelisten, abent, Eger. Achtb. II, 51.
am mitwoch vor aller XII botin tailungtag (13. Juli, a. 1502), II 121.
vor sent Andree tag des heiligen czwelfboten, Igl. Str. 330. geben
an der heiligen czwelfpoten tag, als si zusam worden, Igl. Stb. II
102 c. Keie ritet der zwelf boten pfert {zu Fuß, per pedes aposto-
lorum), Trist. 2195. uff saut Jacob czwelfpoten abent, Olm. Stb.
121b. tag des heiligen z., Elbog. Chr. 8, 7; Eger. Chr. 1042. teilung
der heiligen z., 1126.
zwelt'boten-tag* stm. Tag der Apostelteilung, 15. Juli: an einem
unser flauen tag noch zwölf botentag, Taiding v. Friedberg 46. an
dem heiligen z., Prag. Str. 20.
zweng-lick* Adj. zwingend: welieherlei Sachen dir sei von uns
mit zwenglicher gewalt begeint, Ack. 4, 2. mir zwenglich herzeleit
ist geschehen, 13, 3.
zwerch Adj. quer, schräge: beim Einschlagen des Blitzes hat
es den steinen altar ein zwerch band (um Handbreite) von der
mauer unversehrt weggedruugen, Traut. Chr. 154. das wasser hat
im meltzhaus gegangen ein zwerch band einem über die knie, Traut.
Chr. 213.
zwerch-holz* (vgl. mhd. zwerch-gasse, -sparre = Quergasse,
-balken) stn. Querholz, Griff beim Bohrer: Traut. Chr. 234.
zwickel stm. Keil: mit iserinen zwickein — wären komen an
die müre die gebüre, Alex. 3675. bei den Glasern sollen vier
Zwicklen vor eine Scheuben und 4 Hafften auch vor eine Scheuben
gerechnet werden, Eger. Z. 11, 1 u. 3.
zwi-lauft (zwi-louf, -louft) stm. Zwist, Zwietracht: das wir
bericht sint umb alle czwitrechte, stosse und czwileufte, Mind. d.
Egerl. S. 47.
zwiling (zwinelinc, zwiling, zwilling stm. zwinelin stn.)
Zwilling, gemellus, gemini: W — B Gen. 38, 27.
zwilingel* stn.: czwei czwilingel wurden in irem bouche funden,
}Y—B Gen. 25, 24.
zwinger-mauer (müre) stswf. Burg-, Stadtmauer: mit durch-
reissung der eussern z., Eger. Chr. 79.
zwir (zwir, -e, zwier) Adv. zweimal: ein engel und ein wip,
sus zwir genant und ein lip (mit zwei Namen bezeichnet und doch
eine Person), W. v. W. 703. czwir so vil, Olm. Stb. 88.
zwirbel-wiml* (vgl. bei L. zwirbel stm. = kreisförmige Be-
wegung) stm. Wirbelwind: ein solcher grosser wind — das man
windstile, wiudsbraut und z. heisset, Traut. Chr. 68.
zwirch (meist twerch, dwerch) stf. die Quere, in z. = in
doppelter Beziecht<ng(?): Philosophia, acker der Weisheit in zwirch
und in naturlichen erkentnusz und in guter sitten wurkung geackert,
geseet und volkomenlich gewachsen, Ack. 41, 4.
zwiselecht* Adj. gegabelt: der keyser gap im (Ottakar) das
er furpas seinen weissen leben (Löiven) scholde füren mit czwize-
lechten czagel, Böhm. Chr. 78. ein par Socken als lang, das sie einem
Mann, sovern er zwißlacht ist, geen, Eger. Z. 17, 2 S. 74.
zwi-speldig — ab-stellung 1009
zwi-speldig (zwispild, -spilde doppelt) Adj. doppelt: die gult
(Leibrente) z. geben, Eger. Str. L. Meing. 6. selig ist der man der
guten vrouweu, wenne die czal ir tage sint z. (duplex), W — B
Sirach 26, 1.
zwi-spelduug (zwi-spildunge, swi-spilde) stf. doppelter Betrag:
teten wir des nicbt (die nicht rechtzeitig gezahlte gulte zwispeldig
zu geben), svvelcben schaden wir dann der vorgenanten zwispeldung
nemen, ez, wer an beuten gen kristen oder an Juden — den scbaden
sollen wir mit samt den vor genanten hallern von unserer stat
geben, Eger L. Meing. 7.
zwi-tracht stf. Zwietracht: stm.* den czwitracht czwischen in
geainet und verriebt haben, lgl. Stb. V 202 c.
zwi-trecht (zwi-, zweitraht) stf. Uneinigkeit, Zwietracht: als
ein z. gewesen ist zwischen — , Stb. Brüx N. 353.
zwi-trechtig (zwi-, zvvei-trehtic) Adj. Zwietracht ig, uneinig:
leuthen, die zwiträchtig seindt — sol der richter drei rechtstag
halten, Chlum. I 54.
zwi-vaclitig (bei L. nur aus DFG 192c, Mag. er. 44b) Adj.
doppelt: des andern males wart zwifachtig alles sulches ungelucke,
Hier, 197, 7.
zwi-valdig (zwi-valtic, -veltic) Adj. zwiefach, doppelt: die
czwivaldige gruft = speluncam duplicem, W — B Gen. 23, 9 u. 19;
s. auch zwei-veldig.
zwi-vechig* (zwi-vach, zwi-vachtic) Adj. doppelt: ich wil dir
geben alle iare czehen silbereine und ein czwivechiges gewant
(vestem duplicem), W — B Richter 17, 10. gib in einen centner
silbers und czwei par cleider czwivechiger (vestes mutatorias duplices),
Kön. IV 5, 22.
zwizelecht s. zwiseleclit.
zwüricht (wohl — zerwürkt) part. Adj. zerzaust, in Unordnung
gebracht durch Hagel, Hegen oder dergl. : nicht auff seines nachbauern
auch durch zwürigstes feldt fahren noch gehen, Chlum. V 24.
Nachträge und Berichtigung.
ab-dringen stv.1,3. — 1. abnötigen, 2. abwendig machen: kein
Meister soll dem andern keinen gesellen oder kneent entpfremden
oder a., Eg. Z. 0. 14, 7.
abgevelzt *part. Adj. mit Falz versehen: ain Aichen abgef eiste
f ennsterramb — soll 3V-2 werkschüg weitt sein, Eg. Z. 0. 44, 4.
ab-malung * stf. Beendigung des Mahlens: nach a. des getraidts,
Eg. Z. 0. 30, 11.
ab-stellung *stf. Beseitigung: zu a. der eingerissen Unordnung,
Eg. Z. 0. 25 Einl.
64
J e 1 i uo k, Wörterbuch. "^
1010 ab-tüung — auf-nemung
ab-tüung* stf. Beseitigung: vorendung, a. und vorbesserung —
der Zunftordnung, Eg. Z. Ö. 11 u. 12 Einl.
ab- wandeln* swv. durch Zahlung von wände! (Bußgeld) sühnen,
gutmachen: geringe Fehler mit einer Geld-Straff abzuwandeln ist
erlaubt, Eg. Z. 0. 25, 1.
aLhiesig* Adj hiesig, in diesem Orte angesessen: welcher kein
allhiesiger Maister Sohn ist, Eg. Z. 0. 44 S. 151.
alt-knecht* stm. Altknecht, Obmann der Gesellen eines Hand-
werks: der a., so unter den Gesellen erkhiest (erwählt toorden ist),
soll den Schlißel zur Gesellenlade haben, Eg. Z. 0. 31, 4.
amts-burgermeister* stm. (amtierender) Bürgermeister: Eg.
Z. 0. 41, 6.
an-göllung* (fehlt bei Lexer und Grimm) stf. Aufnahme in
die Zahl der angesessenen Meister: Vor seiner Hochzeit soll jeder
Meistersohn bei dem Regierenden Ladenmeister sich anmelden und
umb die a. — dem handtwerksgebrauch nach gebührlich bitten,
Eg. Z. 0. 46, 1; s an-gölden.
an-guz, stm. 1. Trichter, in den die Sahsole gegossen icird,
2* Begutachtung jedes Gebräus eines Meisers nach Maß und Güte
durch die angiez,er (s. d.): damit der a. gerecht gehalten und das
umbgeld in die Losungsstuben (städtisches Steueramt) gehörig ab-
geführt wird, Eg. Z. 0. 33, 22.
ausankhan* st/n.?: auch sollen die thürleiu (an einem Fenster)
und das futter verbortt sein, das ansanckhau ein Richtscheidt schrech
(schräge) nach der Linien hienüber halten, daß die Negel Innwendig
und auß wendig der Linien nach (fast) übereintreffen. Eg. Z. 0. 44
S. 145.
an-stiuunen* sie», festsetzen, anberaumen: welcher aber die
angstimbten Stunde versäumet, Eg. Z. 0. 14. 4.
an-werden* str 13 loswerden: wo er aber den speck nit kunt
a. (verkaufen). Eg. Z. 0. 28, 1.
artikuls-brief * stm. Satzungen einer Zunft, Zunftbrief: das ein
erbar Handtwergkh der Goldschmidten umb — Bestellung eines
articulsbriefs angesucht, Eg. Z. 0. 12 Einl. u. 44 S. 152.
äs stn Aas; enthäutetes totes Tier: es sullen auch die ledrer
daz, recht asze für ir Dür (Türe) nicht legen, Eg. Z. 0. 36, 6.
auf- dingen* stv. 1 3 — 1. als Lehrling aufnehmen, 2. hiebet'
ausmachen: würde ein lerjung seine ufgedingte drei jähr nicht auß-
lernen, Eg. Z. 0. 43.
aul'-legen swv. 1. auflegen, imponere. auf die Zunft- oder Ge-
hilfenkasse ein Geldstück legen, es in sie einzahlen: ein weißpfennig
a., Eg. Z. 0. 7, 3.
auf-nemen stn. vom stv. I 2 Förderung, Hebung: umb besserung
und auffnemens willen xlis ires hanndtwergks, Eg. Z. 0. 5, 1 — 10 Einl.
zu verpesserung und a. auch guten gerüchts ires baudwerekhs,
34 Einl. Handwerkern, die in ein aufneraben (Aufschwung) kommen
und mit Ruhe leben wollen, 23 Einl.
auf-nemung stf. 1. Aufnahme, 2. Förderung, Hebung: 1. nach
aufnembung (eines Lehrlings), Eg. Z. U. 23,2. — 2. umb derselben
beferderung und aufnehmung im handtwerekh, 14 Zusatz S. 68. zu
a. irer nahrung (Verbesserung des Erwerbs), 33, 24.
auf -richten — batze 1011
ausrichten s-wv. errichten: es soll auch keine Neue werckh-
stadt — aufgerieht werden, es were denn, daß eine alte abgangen
oder — abgelegt were, Eg. Z. 0. 9, 16.
auf-schauer S. 35 lies: auf-schauer st. aufschauer.
auf-slagen, -slaheu stv. IV von Seiten der Obrigkeit öffnen
(um daraus zu verkaufen): von jeder tunnen heringes, die man auf-
slehet und schawet, gibt man 3 reg. (Begensburger), Eg. Z. 0. 40, 8.
auf-trag (uf-trac) stm. 1. Verputz* vorderer a. = Stirnseite,
Fassade eines Hauses: die Facade oder vorderer Auftrag, Eg. Z. 0.
25, 1; 2. Träger, Erhalter.
auf- Weisung* stf. Vorweisung: neben a. seines geburtts- und
Lehrbriefs, Eg. Z. 0. 39, 1.
auf-ziehen stv. Illb 1. emporschwingen, -richten, 2* nach-
ivägen, die Richtigkeit des Gewichtes nachprüfen: daß jeder Bürger
das Recht habe , das gekaufte Brot an der Wage im Rathause a. zu
lassen, Eg. Z. 0. 6, 2.
aus-bereden S. 37 lies: aus-bereden st. aus-beredeu.
aus-reuteln* sivv. durchsieben: gutts autsgereuttelts Melbs,
Eg. Z. 0. 6, 2.
aus-scheuken swv. trans. 1. ausschenken, 2* einen aus der
Arbeit tretenden, abzuändernden Gehilfen durch Verabreichung des
Abschiedstrunkes seitens der Gehilfen desselben Handiverks aus der
Gehüfenzeche entlassen: es sollen auch die gesellen keinen (Gesellen)
a. , er hab dann 1(i Jar in derselben Stat aneinander in arbeit ge-
standen und widerumb keinen einschencken , er hab dann '/'■ Jar
gewandert, Eg. Z. 0. 42 S. 140.
aus-schern stv. 1 2 einen a. , mit ihm eine Ausnahme machen:
wa^ wiltu in vor mir ü^schern, daz, du mich slahest und niht in?
Wh. v. W. 4787.
aus-schreiten* stv. II austreten, sich lossagen von: daraus (aus
den Satzungen) mit nichten a. oder tretten, Eg. Z. 0. 9, 30.
aus-schuz, stm. 1. Ausschuß, Kommission, 2.* Brot aus Aus-
schußmehl: dein prot, a., Eg. Z. 0. 3, 9.
aus-sten unregelm. stv. IV 1. aus-, wegbleiben, 2. ausruhen (vom
Pferde gesagt), 3. bis zu Ende ausharrend durchmachen: nach aus-
gestandener Lehrzeit, Eg. Z. 0. 9 S. 42. seine Lehrjahr vollkomblich
auszustehen, 12, 19.
aus -wegen stv. II abwiegen: die Goldschmiede wollen zum
Aus - und Einwegen das Nürnbergisch und Egerisch gewichtt führen
und brauchen, Eg. Z. 0. 12, 2.
au^er-halb (üz,er-halp, -halbe) Ado. und Prüp. mit Gen. ab-
gesehen von, mit Ausnahme von: a. Schwachheit oder ander beweg-
lichen Ursachen, Eg. Z. 0. 45 S. 154.
B
band, baut stn. 1. Band, 2. Verband eines Kranken: 2. Eg.
Z. 0. 1, 30.
batze sivm. kleine Münze, ursprünglich der Stadt Bern mit
deren Wappen dem betz (Bären): einen Patzen auflegen, Eg. Z. 0.
26, 2.
64*
1012 becken-kneckt — boden-stein
becken-knecht stm. Bückergehilfe: Eg. Z. 0. 31, 13.
becken-schrage* swm. einfacher Verkaufstisch eines Bäckers:
kein peck soll seinen peckenschragen über nacht am markt nit stee
lassen, Eg. Z. 0. 3, 12.
beding* stm. Vertragspunkt, Vorbehalt: mit disen anßdrüek-
lichen beding, Eg. Z. 0. 44 S. 152.
be-geben II refl. sich einlassen in: "Wann ein meister sich mit
einem andern Meister oder gesellen mit scheltworten sich begibt,
Eg. Z. 0. 10, 8.
be-greifnng stf. 1. Inhalt, 2. Verständnis, 3. Umfang, Wirkungs-
bereich, für den ein Vertrag, eine Urkunde Geltung hat: in allen
Punkten, Articnln und Begreifungen, Eg. Z. 0. 12, 1.
be-heuten swv. 1. einem an die Haut gehen, 2.* mit Haut über-
ziehen: ein jeder — Sattler — soll die Sättel geädert machen und
auf den vier seitten beheutten, Eg. Z. 0. 39, 9.
bei-lag* stf. das Beilager, Hochzeit: so er seine beilag hat,
Eg. Z. 0. 8 S. 38.
berg-man* stwm. Weinbergbesitzer: das kein Maister {Binder-
meister) soll entnemen oder borgenu auf arbeit bei einem andern
Meisters meltzer oder Bergkmann, Eg. Z. 0. 8 S. 40.
be-schehen stv. 1 1 sieh ereignen: so offt solches beschicht,
Eg. Z. 0. 26, 15.
be-scheiuen swv. 1.* (mit Schriften) beiveisen: seines weib ge-
bührt mit brieffen oder Biderleuthen bescheinen, Eg. Z. 0. 47, 1;
2. bescheinen, beleuchten.
be-stand stm. 1.* Stücklohn: so ein gesell bei einem meister
arbeit, es sei bstandtt oder wochlon und hat denselbigen bstandt
ausgemacht — , Eg. Z. 0. 8 S. 42; 2. Bestand, Dauer.
bestands-weis* Adr. pachtweise: so ein frembder Meister (der
Müller) durch einkhauffen oder b. hin diser Stadt oder Landkreiß —
sich niederlest, Eg. Z. 0. 31, 1.
be-swa?rung stf. Belästigung: zu Verhütung allerlei nachteils,
Übels und beschwährung, Eg. Z. 0. 47 EM.
beuliel (bihel) stn. Beil, Wurfbeil: ein Schmiedt — der Meister
icerden will — soll ein dünn oder braittes peuhel machen, Eg\ Z.
0. 15, 2. P i B
beutel-inül* swstf. Mühlbeutel: die Beuttel Mühl soll stargkh,
geheb, gefalzt und gemacht sein 4 schlich über zwerch und 4' ■> lang.
Eg. Z. 0. 30 S. 100.
bider-leute* (PI. von bider-mau) st. PI. ehrbare Leute: mit
brieffen oder bidersleuten bescheinen, Eg. Z. 0. 23, 1.
bloez,e stf. 1. Blöße. Nacktheit, 2 offener Platz im Walde oder
Burghof, 3* Fell, dem die Wolle abgenommen worden: 3. kein ledrer
soll auch kein Flöß kaufen dann auf den Märkten, Eg. Z. 0. 37
S. 128.
boden-stein* stm. Bodenstein, der untere unbewegliche Mühl-
stein: wer Müllermeister iverden will, muß ein kampfrath (Kamm-
rad), ein gangstein und ein podenstein verfertigenn , Eg. Z. (>.
öl , 1.
boese — eigen-lich 1013
bwse Adj. schlecht: böß vor guett Meli (Mehl), Eg. Z. 0. 30, 2.
ist es (das rintftaisch) aber bös, so soll er das selber für die hund
binhawen, Eg. Z. 0. 27, 7.
bot-ma^ikeit (nur Haltans 1, 180) stf.: als die (Ratsherren)
obrigkeit oder aber pottmeßigkeit im Craiß (von Eger) haben, Eg.
Z. 0. 30 S. 101.
breuchig* Adj. 'üblich, gebräuchlich: wie zu dergleichen zeiten
b., Eg. Z. 0. 35, 12.
brüchig Adj. 1. brüchig, 2. Vertrags-, ivortbrüchig: so im einer
(Lehrling) entlueff ader b. würde, Eg. Z. 0. 42 S. 139. ab ir einer
in den stuckhen b. und überfaren würde, 29, 10.
bütner stm. Böttcher, Faßbinder: Eg. Z. 0. 7, 1.
D
dendel-markt * stm. Tandel-, Trödelmarkt: Eg. Z. 0. 26,6.
doppelt Adj. d. schüch = Schiüie mit doppelter Sohle: vor
1 baar schlechte schueg 6, vor ein baar doppelte Schueg 12 creutzer,
Eg. Z. 0. 41, 13.
drei-ling-vaz, stn. 1j3 fuder = 24 Eimer enthaltendes Faß: Eg.
Z. 0. 40,3; s. dreilig.
drossdram stf. Die Umgebung des drossdram, stm. Ein solcher
Gemeindespeicher {Schüttkasten) steht in der Znaimer Gegend heute
noch in Gnadlersdorf. Er mußte in seinen drei Stockwerken (tram
= Tram, Balken) mit Getreide gefüllt loerdcn zum Zweck von Kon-
tributionsabgaben in Kriegszeiten und Abgabe von Saatkorn in
schlechten Erntejahren. Die Schatiauer hatten ihre Abgaben an den
d. in Joslowitz zu leisten. In Kaidling diente sein Vorrat zur Er-
haltung der Pfarre. (Nach freundlicher Mitteilung von Prof. Leo-
pold Tertsch in Reichenberg). Vielleicht ist sein Name zu deuten
als tröst-tram — Reservespeicher für die Zeit der Not, oder als
tross-trarn (zum swv. trossen, aus mittellat. trossare packen, aufladen).
Vgl. auch schütt.
E
eben Adj. eben, glatt, gerade, gleichmäßig: gibt aber ein Meister
dem gesellen urlaub (Entlassung), soll er in ebner gestalt, doch zu
des Meisters wilkhür gestellt, noch 14 thag arbeit geben, Eger. Z. 0.
31, 10. ebenermaßen = gleichfalls, 37, 3.
egerisch Adj. vom Stadtnamen FJger: drei Gerlitzer oder neun
Egrisch heller, Eg. Z. 0. 11, 2. ein klein Pfenning ader 3 Egrisch
haller, 11, 3.
ehender* adv. Komp. früher, eher: er soll ehender nit auf-
genommen werden, Eg. Z. 0. 9, 10.
e-haft stn. 1. Gesetzmäßigkeit, 2. eheliche Geburt, gesetzlicher
Verhinderungsgrund: ohne leibes Noth und anderer Ehehafften, Eg.
Z. 0. 41, 9.
eigen-lich stn* Eigentum: das sein aigelich nit ist, Eg. Z. 0.
36, 9.
1014 ein-binden — eren-verkleinerlich
ein-binden stv. 13 als Patengeschenl- geben; als Lehre zum
Abschied mitgeben: was ihme (dem Lehrling) alda fürgehalten, auch
von seinem Meister eingebunden wirdet. soll er — steth und vest
hallten. Eg. Z. 0. 10,2 u. 23,6.
eiu-srebot (in-gebot Gebot) .-tu. Einladung*: so er das e. ver-
achtete, Eg. Z. 0. 46, 4.
ein-mfiten swv. Aufnahme in eine Zunft durch Erlegung der
festgesetzten Taxe erbitten: ein fremder schueknecht, der Meister
werden und außerhalb des handwerks heurathen will — muß unter
anderem nachweisen — . das er 3 Jahr alhie gearbaitet. als 2 ums
Jahr und das 3. alle Quartal mit jedesmaliger erlegang eiues Vier-
teil Reuhstaler eingemutet habe, dann sein meisterstück machen
10 Reiehstaler erlegen und ein Meistermahl geben, Eg. Z. 0. 41, 1.
eiu-räten stv.V raten: mit e. der heim und obleut, Eg. Z.
0. 35 Einl.
cin-sitzen stv. I 1 bei einem Meister ah Gehilfe Arbeit erhalten:
will ein gesell bei einem andern (Meister) e., Eg. Z. 0. 12, 14.
ein-vallcn stv. 1" und swv, in die Recltte eines andern Meisters
sieh Eingriffe erlauben: ob — ein fremder Meister, der alliier nicht
zünftig — iu die Arbeit einfallete, Eg. Z. 0. 25, 15. wenn ein
frenibder, der mit disem haudwerk der flaschner nit leidt oder leiden
will, einteilt und stehrt. 10.4.
ein-wegen* stv. 1 1 s. answegen.
ein-werber* stm. Bewerber um Auf nähme in eine Zunft: Eg.
Z.U. 25.2.
einz-lich (einzelic) Adj einzeln: weder den Pallen (Tuchballen)
noch andere aintzliche stuckh keineswegs eröffnen, sie weren denu
zuvor besichtigt. Eg. Z. 0. 46. 20.
ein-zünften swv. m eine Zunft aufnehmen: das handtwerk
deren Maurern und Steinmetzen war 20 Jahr bei einem auch Ehr-
baren Handwerk deren Ziegeideckern alhier eingezünftet , Eg. Z.
i». 2:» EM.
eud- schaft stf. Ende. Beendigung: bis die 4 Jahr ihre e. er-
reicht und verloffen sindt. Eg. Z. 0. 35, 10. 37, 3.
ent-vremden* swv. abwendig machen: ein meister -dem andern
e. sein arbeit. Eg. Z. 0. 8 S. 39, einem sein gesintt (Arbeitsleute) e.
8 S. 40.
eut-weren stv. 13 aus einem Vertragsverhältnis treten: so ein
lehrjung austreten und entwehren würde, Eg. Z. 0. 37, 3.
er-berig (er-b?erec) Adj. ehrenhaft, verehrt: ewer erbrige Weis-
heit. Eg. Z. 0. 32 Einl. erbrigeu lieben herren 32. 9.
erb-smid* Schmied auf einer zu einer Grundherrschaft ge-
hurigen Sehmiede oder Schmied auf Lebenszeit: außer diesen Erb-
und Gemeinen Schmidten soll kein Schmidt oder Wagner geduldet
werden. Eg. Z. 1 >. 14. in.
er- eischen stv. V rerlangen: nach eraischender Notturf t Eg. Z.
0. 14 EM.
§ren-tag ere-tac) stm. Hochzeitstag, Hochzeit: vor Vollziehung
seines hochzeitlichen Ehrentags, Eg. Z. 0. 46, 1.
ereu- verkleinerlieh* Adj. ehrenrührig: mit e. Reden Eg. Z.
0. 12, 8.
er-kant-nus — ge-verlick 1015
er- kaut- uns stfn. obrigkeitliche Entscheidung: er soll nach e.
gestrafft werden, Eg. Z. 0. 11, 6, nach e. vorbießen lassen. 11, 8.
er-sten unregelm. str. IV überstehen, aushalten: da ein lerjung
seine zeit also erfüllet und ausgestanden hat, Eg. Z. 0. 39, 3.
e-vroelichkeit* stf. Hochzeitsschmaus: er sei denn verheiratet
und hab sein hochzeitliche ehefröligkheit zuvor verrichtet. Eg. Z.
0. 34, 3.
G
galge swm. PI. auch geigen : henge sie an geigen W— B Niun. 25, 4.
gang stm. PI. geng-e. Gang, Art des Gehens, Zug im Schach-
spiel: Erzgang; Vene; Länge des Zettels (Warfs) eines Tuches: weil
bei ietziger zeit das geringste Tuch alhier als Futter unter 30
gangen, ieder zu 30 fäden nicht geschweift wird, sollen die nach-
folgenden fäden zu 30, 40. 46, 50. 56 und 60 Gängen, jeder zu
30 fäden halten, Eg. Z. 0. 46, 9.
gang-stein* stm. sich drehender oberer Mühlstein, ..Laufer":
ein g. und ein bodenstein, Eg. Z. 0. 31, 1.
gegen-wertikeit stf. Gegenwart, Anwesenheit: in g. der meister.
Eg. Z. 0. 16, 1.
ge-leger stn. Liegerstatt, Lager: hat eiu gesell eine rechte Ur-
sach — aus der Arbeit zu treten — es sei mit Lohn oder Essen oder
g. Eg. Z. 0. 8, 41.
genem-habung* (vom Adj. genseine) stf. Genehmigung , Zu-
stimmung : mit g. und Einwilligung des herii Burgermeisters. Eg. 20.
44, S. 151 mit g. der Obmänner 9 S. 43.
ge-nügsani (ge-nuoc-sam) Adj. hinreichend: genugsamben schrift-
lichen scheiu fürlegen, Eg. Z. 0. 26, 11.
ge-rechtikeit stf. was einem von rechtswegen zukommt: unserm
herrn obman gepürt sein g. (Taxe) uud ein pfundt wazs. Eg. Z. 0. 13, 1.
dem herrn obman sein g. ausrichten 14, 1, so sich der Jung Minister
will vorheuratten, — soll er geben II hennen — zu ainer g. 8 S. 38.
ge-rücht, gerucht stm. 1. Duft. Geruch, 2. guter Ruf, 3. Nach-
rede : umb beßruug. auch gueten gerüchts wegen Ihres handtwerekhs
Eg. Z. 0. 34 uud 37 Einl.
ge- schelle stn. Lärmen. Zanken: bei Zusammenkünften soll
alles g., gottlestern, zancken — vermiden bleiben Eg. Z. 0. 33,5
es soll kheiner dem andern mit g. — an ehren oder sonsten nit an-
dasten, Eg. Z. 0. 12. 8.
ge-sling* Beuschel, Gekröse: hingen, leber, krös. g. Eg. Z. 0.
27. 2 und 3.
gestalt stf. 1. Gestalt, 2. Aussehen, Beschaffenheit, 3. Sachlage:
gehörter gestalt = nachdem man die Sachlage vernommen, Eg. Z. 0.
12, 14.
gevelzt s. valzen.
ge- verlieh (ge-vaer-lich) Adj. verdächtig, hinterlistig: so auch
etwas geferliches und einem diebstall gleich erkandt würde , Eg.
Z. 0. 30, 13.
1016 ge-walt — in-heimisch
ge-walt stmf. 1. Gewalt. Macht, 2. Verhängnis, 3. Machtbereich:
ein Lehrjung der Schwarzfärber muß schwören, 3 jähr zu lernen,
ohne Gottes Gewalt davon nit auszutreten, Eg. Z. 0. 8 S. 42.
ge-zogen pari. Adj. die gezogen hüte — arbeiten. Eg. Z. 0. 18,
1 und 3.
glimpf stm. s. d. : mit heschaidenheit u. g. einrathen Eg. Z. 0. 12, 8.
Gloye = Eligius oder Elogius, zu St. Glovenn tag (1. Dez.)
Eg. Z. 0. 13, 15 und 20.
glöz,-ling stm. s. klöz,linsr.
gröz,- günstig* Adj. gnädig, wohlwollend: des g. Herrns und
Obmans {eines Handwerks) Eg. Z. 0. 25, 8.
güt-lich (guot-, güet-liche) Adv. in Güte: sich g. vortragen.
Eg. Z. 0. 13, 6.
guz, stm. 1. Guß, Erguß, 2. Gebräu: das den Preuheusern der
gesatzte guß nit überschritten (ein größeres Gebräu gestattet) werde
Eg. Z. 0. 33, 6.
H
hamine stmf. Hintcrschenkel. SchinJee: weder pachen, schultern,
haminen. Eg. Z. 0. 28. 1.
band- streich* stm. Handschlag: dem — rat durch ein h. ge-
loben und zusagen. Eg. Z. 0. 12. 1.
handwerks-kerze* swm. Holzfackeln der Zünfte mit kleinen
Kerzen darin, Traut. Chr. 353.
harlaz,-weber stm. Weber von Loden? Eg. Z. 0. 9. 29.
häufe* stom. am Mühlstein: Der Stein soll rottundt und in den
Zirgkel gehawen sein, auf den ortten zweier finger dick, und den
hautfen haben, das das getreidt nit herausspringt, Eg. Z. 0. 30
S. 100.
haus-haltung* stf. eigener Haushalt: getreides zu ihr h. (s. den
Hausgebrauch) notturftig, Eg. Z. 0. 29 Einl.
heirät-leute, -man su lesen statt heirat-leute, -man.
herzü-komen* stc. 12 sich nähern, nahe berorstehen: vor dem
herzukommenden jarmarkt, Eg. Z. 0. 10, 9.
heuräten, heuräts-tag zu lesen für heurateu, heurats-tag.
heven-sieder* stm. zum Aufgehen in die Wärme gesetztes Stück-
Teig mit der Hefe, „Helfer" (T): wenn die maister (der peckenj heffen
Sider seczen, Eg. Z. 0. 2, 9.
hieiseh* Adj. hiesig, liier wohnend: eines vorigen hieischen
Meisters Sohn, Eg. Z. 0. 44 S. 146.
hinder- Wertung st. hinder- werf'ung.
höeh-vlei^ig* Adj. mit Eifer betrieben, hartnäckig: ihrer mit-
burger h. ansuchen, Eg. ZO. 78 Einl.
I
ier-trog st. iertrog.
in-heimisch Adj. zu Havse. einheimisch: es i. oder außlen-
discher, Eg. Z. 0. 12, 1.
irden-geselle — klözling 1017
irden-gesölle s. ürten-geselle.
irren swv. stören, hindern: wann sie Jeibs not yrrett (Krank-
heit am Erscheinen hindert), Eg. Z. 0. 13, 20.
J
jär-gang stm. Jahreslauf', Ereignisse im Jahre: nach gelegen-
heit der Zeit und jargangs — dise mühlordnung endern, Eg. Z. 0. 30
S. 102.
jar-lauf* stm. Jahreslauf, (guter oder schlechter) Jahrgang: was
jedes (Getreide) dem j. nach ertragen (an Mehl geben) könne, Eg.
Z. 0. 30, 3.
jung-meister-amt* stn. Amt eines „Jungmeisters", der zu den
Zunftversammhingen einladen muß: wann ein frembder eines Meisters
wittib oder tochter heyrath, der soll das Junge Meister Ambt — ver-
treten, Eg. Z. 0. 9, 13.
K
kam-rad* (PI. -rad, -reder) stn. Kammrad, Zahnrad: alle Mahl-
mühlen sollen also verwahrt sein, damit sich das getraidt in roren
und under die kampfräder — nit verfalle , Eg. Z. 0. 30 Z. 100. als
Meisterstück muß ein Müller ein kampfrath, ein gangstein und ein
Podeustein verfertigen, 31, 1.
kandier- löt* stn. Gutsmetall für Kannengießer: ein Pfnndt
Kandtler Löth umb 7 creuzre, Eg. Z. 0. 11, 2.
kar stm. 1. Geschirr, Schüssel; 2. Bienenkorb; 3. Getreidemalß
= 45!8 Wiener Metzcn; 4. die Müller haben zu liefern von einem
halben khar Korn 3 viertel (Meßl) Melb und 4 nepf Kleyen, Eg.
Z. 0. 30, 4, von 1j.i Khar Korn und J/a Khar gersten 1 '/a Khar melb
u. 8 nepf Kleien 30, 5 s. kar.
kät-raz st. kät-vasz.
kelen-bier* stn. beim Auslernen von einem Maurer- oder Ziegel-
deckerlehrling den Gesellen zu zahlendes Bier, Eg. Z. 0. 23, 5.
ketzer (= kotze? zottiges Wollzeug, Loden) stm.?: einige Elen
k. oder gespunnen Garn darf kein Tuchmachermeister kaufen, Eg.
Z. 0. 46, 8.
ke^eler stm. Kessel-, Kupferschmied: daß fremde keßler — au
den wochenmerkten — pfannen verkaufen, Eg. Z. 0. 10, 4.
kien-vören (kien-vorhin) Adj. aus Föhrenholz: creutzrahm, es
sind aichen- oder khünfören, Eg. Z. 0. 44 S. 148.
kiudel-bette stn. Wochenbett: wenn ein Meistrin im k. lege,
Eger. Z. 0. 13, 20.
kleiber stm. der Lehmwände macht: maurer, pttasterer und k.
Eg. Z. 0. 22, Einl. und 2.
klö^ling* stm. ein kleines Biermaß: bei Aufnahme eines Tischler-
lehrlings soll der Meister und der jung jeder ein k. Pier zum Leukoff
geben, Eg. Z. 0. 44 8. 14<i, bei straff ein kleßling bier 21,2. 21, 4—12.
13, 4. 13, 11. 13, 16. 14, 11 ein klosling bier ah Strafe 8 S. 40, ein
glößling bier nur straf 34, 13.
1018 knecktil-opfer — leid-lich
kuechtil-opfer st. kuechtil-opfer.
korb (PI. korb, körbe, kürbe) stm. Korb: das der korb (durch
den das Getreide zwischen du Mühlsteine fällt) auf das niderst hange,
gericbts drei finger ob dem Loch des Steins, Eg. Z. 0. 30 S. 100.
kriegs-louft* (louft, PI. löufte) stm. kriegerische Zeitlauf, Kriegs-
zeit: wie bei diseu kriegsleufften zu zeiten geschehen. Eg. Z. O.
46, 16.
kuderwau, kudewän (kurdewäu aus franz. cordouan, Ziegen-
felledcr aus Cordova in Spanien) stm. Corduanleder oder -schuh: es
ist auch verboten , das dhein Ledrer auf dheinen kuderwan noch
Byndshaut — noch dhein vel aufsaigen, außer er kumpt auß dem
aschen Eg. Z. 0. 36, 4. es sol auch dhein ledrer dheinen gast leder
noch kuderwan noch schaffei — hie würkeu weder umb Ion noch
umbsust, 36, 8.
kutschen -wagen* stm. (ob aus franz. coche oder nachdem
ungar. Dorf Kocs bei Eaab ist fraglich) gedeckter lleiseivagen: als
meisterstück macben einen k. Eg. Z. 0. 15, 2.
laden-meister stm. Verwalter der Zunftkasse: Eg. Z. 0. 46, 4.
lägunge st. lagunge.
laud-tüch* stm. billiges Tuch s. laut -wein: die andern Land-
tücher als Meißner, Schleier und dergl. dürfen nur in einem ganzen
stuck eingeführt werden, Eg. Z. 0. 46, 20.
lasche swm. Lappen, Fetzen : ein par Socken, als lang, das die
einem Mann, soverr er zwißlacht ist, geen mit laschen oben umbher.
Eg. Z. 0. 172 S. 74.
laub (loube) stf. Erlaubnis, Urlaub: welcher seinen aussenbleiben
nit laub hau, Eg. Z. 0. 45, 1.
lauf (louf. PI. löufe) stm. Lauf, Umlauf; BretterumraJimung der
Mühlsteine: der Lauff — soll gantz umb den Mühlstein auffgericht
stehen, domit die Eeich des Strangs zwischen dem Stein und engern
lauff't und der stein darvor an dem laufft — frey umgehen mag.
Der Lauff soll zum wenigsten eine zwerche handt über den Stein
gehen. Eg. Z. 0. 30 S. 100.
lauft (louft, PI löufte), PI. leufte stm. Ereignis, Zeitenlauf:
nach gelegenheit der zeiten und Leuffte, Eg. Z. 0. 14 Einl. itziger
lenft und zeit nach, 45 Einl.
lautuug (lütunge. bei L. nur DFG. 494c) stf. Wortlaut: bei ob-
beschribener Ordnung in allen ihren lauthuugen (soweit sie nach
ihrem Wortlaut gelten), Eg. Z. 0. 9, 30.
ledleiu-geschirre* stn. Umrahmung einer Schublade: auch soll
das 1. mit einem geschnittenen und geschobenen frieß sein, Eg.
Z. 0. 44, 4 S. 145.
leieh-begrebnis* stfn. Begräbnis: er uam die waxkerzen von
den hülzen handwerkskerzen , die sie zum den leichbegrebnissen
brauchten, und studiert dabei, Traut, Chr. 353.
leid-lich* Adj. erträglich: umb ein leidliches wochenlohn, Eg.
Z. 0. 26. 1.
lei man-slecke 1019
lei-, leit- kauf stm. s. d. : wenn ein frembder gesell mit seinem
meister 1. nnibs wockenlolm gemacht hat, Eg. Z. 0. 26, 9. 10, 5.
leiter-werk st. leiter-vverk.
ler-bräte* swm. Schmaitß hei der Freispreclrnng eines Lehrling»,
von diesem dem Meister und den Gesellen zu geben: Eg. Z. 0.
35, 10. 34, 4 und 7. 44, S. 147.
ler-brief* stm. Lehrbrief, -Zeugnis: under der herren Obleut und
eines Erbaren Handvvergks Insigel und Petschaft einen Lehrbrieff
mitteilen, Eg. Z. 0. 12, 21.
ler-knccht s/w. Lehrling: ein hutmacher soll auch kein 1. dingen,
er sei dann ein jare maister gewest, Eg. Z. 0. 16,1. es soll kein
Meister keinen 1. ohne der Geschwornen Meister wissen und willen
aufnehmen, Eg. Z. 0. 14, 18. 13, 13.
letzer-geld st. letzer-geld.
leufte s. lauft.
lieb-haber stm, Buhle: und stunden große liphaber (hubschere
L.) auff, do die andern frawen begunden czu hübschen mit unczimb-
licher liebe, Böhm. Chr. 102.
lob-sprechen st. lob-sprechen.
ldn-haut* stf. gegen Stücklohn .zu bearbeitende Haut: einem
gesellen der Riemer soll von einer jeden Lohnhautt aufzuarbeiten
neben ganzen Trinckgeldt ein weissen groschen zu Tranckgeldt ge-
geben werden, Eg. Z. 0. 35, 11.
lön-müle* swf. Mühle, in der gegen Stücklohn gearbeitet wird:
körperliche freyhung zue und von der lohnmühle — haben, Eg. Z.
0. 37, 3.
lüngel luugel(e) stn. Lunge: l/2 lamp mit den lünglen für II.
gr. Eg. Z. 0. 27 S. 93.
lust-gebeude st. lust-gebeude.
M
macher-lön (mach-lon) stnm. Macherlohn, Eg. Z. 0. 12, 13.
majestät Z. 3 S. 484 lies: das si (statt so) eiu wirdig . . .
mal -gast stm. wer in einer Mühle mahlen läßt, Kunde eines
Müllers: so sollen die Müllner einem jeden Mahlgast, der es begert,
das Melb in Sackh. zumessen, Eg. Z. 0. 30, 3 und 9.
man -bar (man-btere) Adj. mannbar; männlich: ich von meinen
mannbaren jaren her — viel schrifften — geschrieben, Igl. Ms. S. 25.
uian-berig* (-hfere) Adj. mannbar, volljährig: nur allein die
waisen komen dann ee czu iren mundigen und manperigen jaren,
Igl. Bgr. 85, 6.
maudel-frucht Z. 2 S. 486 lies: von dem bouine storax (st. stackt).
mangel-bar* Adj. nicht vollötig: do nun eine arbeit — der
Goldschmiede — m. befunden — so soll man sie uff 13 löttig streichen
und volgends Probirn, Eg. Z. 0. 12, 4.
maunes-persöne st, manues-persone.
man-slecke (-siege, -slegge) swm, Mörder: den m. T — B
I Tim. 1, 9.
1020 marken — näch-läz,en
marken Z. 3 S. 490 lies: heraus an den (st. dan) tag . . .
mar-schalk Z. 3 S. 491 lies: Trist. 1540 (st. 1545).
mastung (und inestunge) stf. Mästung, die Mast: Binder in die
m. einstellen, Eg. Z. 0. 33, 15.
Meilaner Z. 1 S. 497 lies: Dal. 131, 38 {st. 131, 35).
meischner stm. wohl = aus Meißen: eine kleine Münzgattung:
einlegen zwen m. Egrischer müncz oder 12 egrisch thaller, Eg.
Z. 0. 16, 2.
meister - brate : swm. Fest schmaus, den der freigesprochene
Lehrling dem Meister zu geben hat. Eg. Z. 0. 26, 11.
meister -mal* stn. Mahlzeit, die der zum Meister Gewordene
der Zunft zu geben hat, Eg. Z. 0. 12, 17 und 18.
meister-lieh Adj. meisterhaft, das Können von Meistern zeigend,
kunstgemäß: die m. leute, Ack. 25, 10.
mensch-heit, menscheit stf. Menschlichkeit : het ez, (daz, herze)
den jämer gesehen, im müeste menscheit riuwe jehen, Alex. 8870.
mensch - werdung stf. nach Jesu Christi — gehurt und m., Eg.
Z. 0. 47, 14.
michel Z. 5 S. 504 lies: Matth. 27, 46 (st. 24, 46).
michelen Z. 3 S. 504 lies: Btb. 19, 18 (st. 19, 16).
iniet-ling Z. 1 S. 505 lies: prelatn (st. prelatu).
morgen -gäbe stf. 1. 3Iorgengabe, 2. Leibgedinge: mutirlein,
siez in diuer m.: mir gehört zeu des landes habe, Dal. 69,25 (27,27).
morgenst Adv. am Morgen: wenn man zu m. die ersten messe
— angehaben hat, Eg. Z. 0. 22, 1.
miiam*: in was kein ander rede kunt. müam, als die cranche
tunt, Ernst 2706.
mül-besichtigung1 stf. Besichtigung durch die „mülherren'1,
Eg. Z. 0. 30 S. 101.
mül-herre* swm. Hatsherren, welche die Beaufsichtigung der
Stadtmühlen zu besorgen haben: straff, welche ihnen (den müllern)
die Mühlherren alßbaiden auferlegen, Eg. Z. 0. 30 S. 101, die Hälfte
der Strafgelder von Mühlen gehört den m. 30 S. 131.
mül-knecht stm. Müllerbursche, -gehilf e, Eg. Z. 0. 31, 12 und 13.
mül-werk stn. 1. Mühle, 2. Müllerhandwerk: so das handtwerekh
des Mahlens oder in. lernen will, Eg. Z. 0. 31 Zusatz.
mül-zeug* stn. Gesamtheit der Bestandteile einer Mühle: die
Mullner sollen an Vorwißen des Bauherrn nichts Neues am m. beim
Schmidt u. Binnttern ferttigen und bauen lassen, Eg. Z. 0. 29, 9.
nmlzen (u. malzen) swv. Malz erzeugen : wenn einer von dem
lande zu einem mulezer trit und wil mit im m., Eg. Z. 0. 32, 7.
zum m gehörig 33, 1.
miilzer (u. malzer, melzer) stm. Mälzer: wen wir m. geen und
ein guten wagen — maltz — kaufen wollten, Eg. Z. 0. 32, 3. 33 Einl.
N
näch-läz,en stv. V. gestatten, nachträglich bewilligen: keinem
soll — eine neue Schmidten tzue Paueu vergönnt oder nachgelassen
werden, Eg. Z. 0.14, 19.
näch-läz,ung — pfinnig 1021
lWich-laz.ung, • lassang stf. Erlaubnis: es soll im n. gescheen,
Eg. Z. 0. 31, 17.
nach - sprach* stm. hinterdrein erhobene Forderung: es haben
sich denne Meister und gesell tzuvor miteinander ohne alle vernere
nachsprüche vertragen, Eg. Z. 0. 14, 7.
usich-volgen st. uach-volgen.
nach- wandern * saw. auf die Wanderschaft gehen : er habe dan
zuvor 2 Jahr lang seinem handwergh nachgewandert, Eg. Z. 0. 35, 2.
nach- warten* swv. zuwarten: ein meister, so einem Lehrjnngeu
außgelernet gegeben, soll in negsten zweyen Jahren keinen andern
ufzunehmen, viel weniger mit einem uf eine solche zeit nachzuwarten
heimblichen verstand und part machen, Eg. Z. 0. 46 S. 163.
nach- Wartung* stf. das Zuwarten: vor dise n. und Vorbehaltung
(daß nämlich der Witwe eines Meisters das Geschäft 3 Jahre bleibt,
bis ihr Sohn von der Wanderschaft zurückkommt und das Gewerbe
des Vaters übernehmen kann Eg. Z. 0. 25, 3.
nal = nagel stm. Nagel: czu hant viel en nal ab (tschech. jeden
nehtek) Dal. 78, 22 (31, 50).
narung (n. nerunge) stf. 1. Nahrung, 2. Geschäftsertrag: 2. zu
aufnehmung Ihrer n. {Steigerung der Einnahmen vom Geschäft),
Eg. Z. 0. 33, 24.
nöt-hrestung st. nöt-brestuug.
0
oh-leute PI. v. obmaun, Funktioneur einer Zunft: unsern herr
und obleuten — ein Thaler erlegen, Eg. Z. 0. 12, 2 und 4.
oede Adj. leerstehend: sein fleisch in ein öde panck — hangen,
Eg. Z. 0. 28, 6.
ort stm. 1ji einer Münze: ein ort eines Thalers, Eg. Z. 0. 1,
10 und 12. ort eines guldens 1, 17. 1, 18 und 19. ein ort uf legen
43, 10. gerste ein schaffei um 7 örter = L 3/4 Taler, Traut. Chr. 193.
orts-taler* stm. in Viertel eingeteilter Taler?: Eg. Z. 0. 43, 13.
öster-weiii stn. viuum austricum: von einem dreilinge vasze o.
zahlt man fürs Schroten des 3. teiles mer dann von Elsaszer, Eg.
Z. 0. 40, 3.
pautoffel (aus ital. pantofolu, franz. pantoufle) stswm Pantoffel:
vor ein baar p. 6 creutzer — Macherlohn, Eger. Z. 0. 41, 12.
patze s. batze.
pet-sehaft (petschat, betschat) stn. Pettschaft, Siegel: Insigel u.
pettschaft, Eg. Z. 0. 12, 21, petzschaft 12, 23.
pfant-recht st. pfant-recht.
pfe ff er- küchler stm. der pfefferknochen erzeugt, Lebzelter: Eg.
Z. 0. 34, 17.
pfinnig, vinnig Adj. finnig: wer pfynuyg flaisch hat, sol er
ein ströen kränz (Strohkranz) an das kreuz hengen — pis er das
pfynuyg flaisch verkauft has, Eg. Z. 0. 27 S. 94 swein, das do pfynnich
ist, 28, 2.
1022 pflaiizung — röck-lein
Pflanzung stf. Einflanzung , Pflanzung: zu p. guter nützlicher
Ordnung und Pollicey, Eg. Z. 0. 45 Einl.
pflichtig Adj. verpflichtet, schuldig: nur in der weihnachts-,
oster- und pfingstwochen ist der Meister einem Gehilfen, der ihm
gekündigt hat, kein wochenlon pfligtig zu geben, Eg. Z. 0. 16, 2.
pflocke s. vlocke.
pflüg-kneeht st. pflüg-knecht.
pfoscher;: stm. Pfuscher: das in der Stadt — ein handwergh
der glaser zu nachteil die Pfoscker sich vielfeltig gedrungen und
denselben das Brott vor dem Mundt abgeschnitten , Eg. Z. 0. 11, 8.
pichen* swv. auspichen, mit Pech ausschmieren: so ein — Faß-
binder — begriffen wird mit falscher arbeit, es sei mit pichenn oder
mit fas machen, so gibt er zur Strafe 10 groschen, Eg. Z. 0. 8 S. 39.
platz* (vgl. bei Grimm plotz, plötz, Messer oder Eisenteil, den
die Bergleute ins Gestein treiben) stn.'i eine Art Messer: welcher
ein Platz ader Messer zu einem handtwergk (Zunftversammlung)
tregt, soll 5 groschen zu straf geben Eg. Z. 0. 45, 8.
plüz, s. ploeze.
polizei (polizi aus mittellat. politia) stf. Aufrechterhaltung der
öffentlichen Ordnung und Sicherheit: zu Erhaltung gueter pollicey.
ordnung, Eg. Z. 0. 14, Einl. zu pflanzung gutter nutzlicher Ordnung
u. p., 45 Einl.
proseckin* (wohl slaiv. Ursprungs) eine Art Stiefel: vor ein
haar p. oder Keittstiefel 30 Creutzer — Macherlohn, Eg. Z. 0. 41, 12.
R
rät-schaffung * stf. Abhilfe : darauf inen geburliche antwort und
r. begegnen sol, Eg. Z. 0. 18, 2.
raute (rüte), sicf. Rhombus, Raute: was aber von Rauften und
sechs Ecken von Tafelglas im New Pley gemacht wirdt, Eg. Z. 0.
11, 1 und 4.
Regensburger stm. eine Münze: Eg. Z. 0. 40, 3.
rodich (rotec, rotic) Adj. com Rost befallen: im fall aber der
waicz brandtig, rodich, taub oder sonsten nit guett, Eg. Z. 0. 30, 10.
reich (vgl. mhd. ric, Gen. rickes stm. Fessel, Knoten, Schleife)
stf. Verknotimg der beiden Enden eines Stranges: der Lauft' soll gantz
umb den Mühlstein auftgericht stehen, damit die Reich des Strangs
zwischen dem Stein und engern laufft und der Stein darvor an den
laufft — frey umbgehen mag, Eg. Z. 0. 30 S. 100.
reie (reie, reige) swm. Reigen, Tanz: mögen die Irden (ürten-)
gesellen uft' den Raieu herumb (die ganze Reihe der Meister durch),
doch zuvor zu den Eltisten gehen und dem frembden um arbait
schauen, Eg. Z. 0. 38, 2.
reit-zedel st. reit-zedel.
rem, -e, stf. Rahmen zum Tuchanschlagen: tuch in der Rämb
angeschlagen, Eg. Z. 0. 46, 13.
reut-mez,z,er st. reut-messer.
röck-lein (röckelin, röggelin, röckel, röggel) stn. aus Roggen-
ii nd Weizenmehl gemischtes Brötchen: semmein, Rocklein und laib,
Eg. Z. 0. 3, 2 hallenvertig r. 3, 7.
rocken-beck — schrot 1023
rocken -beck: swm. Bäcker von Konibrot : darnach sich die
maister der Rockenbeckens halben, auch der Schlotterbecken halden
sollen, Eg. Z. 0 6.
rocken-mel* stn. Kornmehl: ruckenmelb, Eg. Z. 0. 30, 12.
rot-gerber stm. Botgerber, Eg. Z. 0. 37 EM.
rötting* (Siegl erklärt es als rat-diug = Radwerk) stn. auch
sollen — die mullner mit den steinen u. ßotting vleißig sorg und
aufsehen haben, Eg. Z. 0. 29, 4.
rübeu-kirchweih* (von ruobe, rüebe swf.) stf. zu Eger die
erste Woche nach Maria Geburt (8. Sejrt.) gefeiertes Fest: Eg. Z. 0.
1, 23. 44 S. 147.
s
schadeu-geld st. schadeu-geld.
schät'-hof stm. Hof mit Schäferei: kein meister (der Rotgerber
und Lederer) soll auf keinen Schaaf hof gehen und kein leder kaufen,
Eg. Z. 0. 37, 2.
schar-werk stn. Fronarbeit: Kinder eines das Handwerk nicht
mehr ausübenden Meisters, denen 6 Jahre lang das Aurecht auf Über-
nahme des väterlichen Handiverks gewahrt wird, sind mit seh. und
andern dem band werk gehörigen und schuldigen beytrag zu thun
verbunden, Eg. Z. 0. 46, 21.
schein (schin) stm. Beweisführung, Nachweis: mit mündlichem
schein und beweis, Eg. Z. 0. 11, 9.
schein-ber-lich (schin-bser-lich) Adj. in die Augen fallend,
glänzend: ein seh. crancz aufhangen, Eg. Z. 0.28,2.
schem-wort* stn. Schmähivort: mit Ehrenrührischen Schäm-
und Schmähworten augreifen, Eg. Z. 0. 25, 17.
schenke stf. 1. Gabe, Geschenk, 2. Schmauß, Mahl bei gewissen
Anlässen: 2. was sich aber sousten bei einer Scbenck (bei der dem
neuangekommenen Gesellen der Willkommgruß verabreicht, „er ein-
geschenkt" ivird) will gebüren, werden Ihnen die Irden Jungen
(jungen ürtengesellen) wol wissen fürzulegen, Eg. Z. 0. 38, S. 130.
wie sich die gesellen des Sattler-Handtwergkhs bei der Schengkh
und annehmung der Gesellen — verhalten sollen, 38, Eint.
schenk-sontag* stm. jeder 4. Sonntag, an dem die „schenk (e)"
der neu aufgenommenen Gesellen vorgenommen ivurde: ferner sollen
demjenigen, so arbeit angenommen, die andern gesellen uff den seh.,
welcher alle 4 Wochen gehaltten wirdt, des bandwerks gebrauch
nach schenken, Eg. Z. 0. 38, 2.
schild stn. 1. Schild, 2. schildartige Holzverschalung?: der
Mühlstein soll mit Schilden verdecket und das Loch am schildt ein
vorspan vom Loch des Steins sein, Eg. Z. 0. 30 S. 100.
schötzen-kopf* stm. Schöpsenkopf, Eg. Z. 0 27, 12.
schötzen-vleisch (= schöp^en-vleisch) stn. Schöpsenfleisch, Eg.
Z. 0. 27, 8.
schrot stm. Silberbarren: das silber besehen und ein jeden
Schrott desselben Meisters zaichen schlagen u. solches in ihren handen
nehmen, nachvolgends, do ein handwerk zusamenkombt, bemelte
Schrott vorgelegt und gestrichen werden, Eg. Z. 0. 12, 5.
1024 schrot-amt — sweifen
schrot-amt sin. Amt der Wem- und Bierschröter, Eg. Z. 0. 40. EM.
schuster-zeche st, schuster-zeche.
Sel-wein stm. Saalewein: vom Selweyne und lewpmericzer, Eg.
siben-gesternet st. siben-gesternet.
sigel-geld (bei L. nur aus Mosse 5, 245) stn. Gebühr für das
Siegeln einer Urkunde (hier des Lehrbriefs), Eg. Z. 0. 9 S. 43.
slag-dill* stf. ein bestimmter Geschäftsraum bei Tuchmachern.
das ein ietweder Meister (der tuchmacher) guet gerechtes gewicht
und gleiche rechte breitte, in allen geschirren — nicht über die
gesetzte — lenge haben, Eg. Z. 0. 46, 11.
slick (slich, slich) stm. 1. Schlick, Schlamm, 2. Wollabfall:
2. Eg. Z. 0. 46, 7 s. vlocke.
sloter-becke* stm. eine Art von Bücker: Eg. Z. 0. 4, 1 und 6.
Scbloderbecken 6, 1. der Rogkenbecken halben, auch der Schlotter-
becken 6.
snappen-kut* stm. eine Art breitkrämpiger Hut: einen praitteu
schnappenhut, Eg. Z. 0. 17, 2 S. 74.
spreeh-lichkeit st. sprecn-lichkeit.
spreuter* Abfallprodukt beim Getreidemahlen: 4 Meßlein Melbs,
3 nepf Kleien u. 3 näpf Spreuter wol gemessen, Eg. Z. 0. 30, 8.
steif-haltung* stf. Aufrechthaltung: zu stein0- und festhaltung
dessen, Eg. Z. 0. 44 S. 152.
stein stm. Gewicht = '/? Zentner: ie 7 stain für einen czentner
czu rechnen, Eg. Z. 0. 40, 10.
ster 8. sterr.
sterben stv., sterbens-zeit, sterbunge st. sterben. Sterbenszeit,
.sterbunge.
sterbs-leuf'te * (PI. von -lauft) PI. stm, Zeiten einer Epidemie:
es sei denn in Sterbsleufftemi. Eg. Z. 0. 44 S. 149.
stieren swv. in die Bechte eines andern Handwerks greifen:
wenn ein fremder — einfellt und das handwergkk störet — dem
mag das handwergk — den zeug nehmen, Eg. Z. 0. 39, 4.
stoerer stm. wer sich gegen die Handwerksregeln vergeht, in die
Bechte anderer greift oder in Häusern um Kost und Taglohn
arbeitet: vor einen st. des handwerks gehalten werden, Eg. Z. 0.
41, 7. was die Störerer belangen thut, 44 S. 149.
stoezjg Adj. 1. im Streit begriffen, tineins, 2. widerspenstig,
sich auflehnend: ab die gesellen mit einem Erbern Rate ader eym
hantwerg — stössig und dorumb außtreten würden, Eg. Z. 0. 19, 6.
sträz,-wagen stm. schiverer Lastwagen: als meister,°tück einen
halben fordern stroßwagen beschlagen, Eg. Z. 0. 15. 2.
stritt (strit) stm. Zank, Streit: do sich zwischen dem Meister
und Jungen ein stritt zutrüge, Eg. Z. 0. 46, 22.
stül-veier stf. cathedra Petri: von sant peters tag Stulfeier
(22. Febr.), Eg. Z. 0. 22 S. 79.
stürz- vaz, st. sturz-vaz.
sunnen-brehende st. sunnen-brehende.
sweifen stv. V und swv. Garn „schweifen": das geringste tuch
alliier als Futter unter 30 gangen, ieder zu 30 fäden nicht geschweift
wird. Eg\ Z. 0. 46, 9.
swemmen — um-sagen
1025
swemmen swv. 1. schwimmen machen, schwemmen, 2. Brot
„schwemmen", durch Wasser schwerer machen: In allen sullen die
pecken das Rucken (Boggenbrötchen) und laib nit swemben, sunder
getreulich — pachen, Eg. Z. 0. 3, 13.
swert-grosche swv. Groschen mit gekreuzten Schwertern als
Prägung: für ein gancz tagwerk gibt man dem gesellen einen swert-
groschen, Eg. Z. 0. 42 S. 140.
T
tan stf. Ton-, Lehmschichte: Do einer (der Töpfer) Raumbt (die
obere Schichte abräumt) und konipt auff die thaen, soll er 14 tag
gerechtigkait haben (Lehm für sich zu nehmen), Eg. Z. 0. 45, 4.
tän-börg* stm. Lehmgrube: es soll ein Maister (der Töpfer)
sovil gerechtigkait auf dem thaen perg haben als der ander, Eg.
Z. 0. 45, 3.
tenne swn. festgestampfter Boden, Tenne: das Schroten — von
einem tennen über die strasze auf einen andern tennen kostet
7 meisner, Eg. Z. 0. 40, 1.
triimm stn. Tuchrest: halbe und trümmer von tuch. Eg. Z. 0.
46, 20.
u
über-mä^ stf. Überschuß: für essen und trinkeu — soll albeg
dem arbeitet- an seinem geseczten Ion (wenn dieser ohne Kost aus-
gemacht war) 8 weißpfenning abgezogen und die ubermaß gebenn
werden, Eg. Z. 0. 22 S. 80.
über-sagen* sivv. durch Zeugenschaft üb er iv eisen: do aber einer
unpillich die herren obleut bemühen möcht und übersagt und über-
wunden wirdt (beim BeJcurs gegen eine Strafe), Eg. Z. 0. 43, 14.
über-swenc-lich Adv. verschwenderisch: mit dem Heu zum
Füttern der Esel sollen die mullner nit ü. handeln (umgehn), Eg.
Z. 0. 29, 5.
über-yaren stv. TV über etwas hinausfahren, eine Bestimmung
übertreten: bei einem wandel (bei Strafe), Avelcher das überfür, Eg.
Z. 0. 18, 1.
um -gang stm. 1. Umgang, Umzug, 2. Kreislauf, geschlossene
Beihenfolge: Do ein frembder gesell anhero gelangt, soll von den
Eltisten bies auf den Jüngsten maister nach dem umbgang (der
Beihe nach) einen eine Nacht herbergk mitgeteilt werden, Eg. Z. 0.
11, 7. es sollen jährlich 24 Mulczer — zu der Jarsrechnuug zu-
gezogen und der umbgang durch die Mulzer gehalten werden (der
Beihe nach alle daran kommen), 33, 5.
um-sagen swv. 1. umständlich erzählen, 2. alle Zunftgenossen
einladen zur Zunftversammlung: welche zwene das umbsagen vor-
richtet, sollen der belonung von gott gewärtig sein, Eg. Z. 0. 33, 12.
der soll des umbsagens (durch Zahlung von 4 Talern) befreyet sein,
31, 16. wider umbsagen (allen der Beihe nach melden) lassen, das
die bezalung gescheen sei, 14, 6.
Jelinek, Wörterbuch. 65
L026 un-auslezlich — vaust-recht
nn-auslez,lich ; Adr. ununterbrochen: 3 jar u. ausgestanden und
redlich auz,gelernet, Eg. Z. 0. 46, 2.
under-irürfig* unterworfen Untertan: unsern Burgern und
unterwürfigen, Eg. Z. 0. 39, Einl., 15, Einl.
nndeuwen swv. erbrechen, sich übergeben: so einer trinckt über
die nattur, das er undeuet auf der herbrig, Eg. Z. 0. 8, 11 S. 36.
un-ervordert Adv. 1. unaufgefordert, 2. ohne rechtliche An-
klage: Eg. Z. 0. 12, 10.
nn-geeicht part. Adj. nicht geeicht: liülzerne und ander u.
gefäß, Eg. Z. 0. 33, 18.
un-getruckeu* part. Adj. nicht ausgetrocknet: nasse oder u.
leeder, Eg. Z. 0. 41, 14.
un-giit (un-guot) stn. Übel, Böses, Schlechtigkeit: ist er in un-
guten (im Zwist) von seinem nieister geschiden, Eg. Z. 0. 13, 7.
un-lauterkeit (un-lüterkeit Unreinheit) stf. Unklarheit: demnach
in dem obgesatzten 16. Articul eine u. sich befindet, dadurch Miß-
verstand und stritt entstehen wollen, Eg. Z. 0. 12, Schlußklausel.
un-nütz Adj. ohne Nutzen, nichts helfend: so sich ein Gesell
auch der nmbfrag u. machet, Eg. Z. 0. 44 S. 150.
im-rät stm. 1. schlechter Rat, 2. keine Hdfe, Schaden, 3. Mangel,
Not, 4. Unkraut, 5. dünne Kuchen: 2. damit nicht gezenckh und
unrath daraus entstünde. Eg. Z. 0. 14, 8.
un-verhütlioh* Adj. unvermeidlich: durchs feuer, Krieg oder
ander u. zufall, Eg. Z. 0. 9, 23.
ur-sachen swv. 1. veranlassen, 2. Schaden stiften, 3. refl. ent-
stehen: 2. ist, das der lerknecht Malz verderbt oder anders geursacht,
das sol zu der geschwornen Mulzer vergleichung stehen, Eg. Z. 0.
33,8.
ürte, urte swstf. Wirtsrechnung, Gelage der Gesellen einer
Zunft: es soll auch kein Gesell keiner gemayn Frawen von der
gesellen örtten nit scheuchen, dy puss vom zutrinken ain gantz und
von der gemain Frawen zu schencken ain grosch, Eg. Z. 0. 20, 5.
iirten-anit stn. Ehrenamt eines ürtengesellen: essoll auch khein
gesell das Ortten Ambt haben, der sein namen nit verschenket hat,
Eg. Z. 0. 44 S. 190.
iirten -geselle* swm. s. d.: die Orttengesellen sollen alle
4 wochen das ambt von sich geben in die werckstatt, da es am
lengsten nit gewest ist, Eg. Z. 0. 44 S. 150. die Orttengesellen sollen
dem neu zugewanderten Gesellen umb Erbeit sehen, Eg. Z. 0. 44
S. 147. es sollen Irdengesellen, welche den frembden gesellen umb
Arbeit umbschauen, gesetzt werden, Eg. Z. 0. 38. 2; 10, 5.
valseh sttn. Betrug, Treulosigkeit: ohne abgang und ohne
einigen falsch wider geben, Eg. Z. 0. 30. 1.
valzen swv. 1. krümmen, biegen, 2. Bretter durch valz (rinnen-
artige Fuge) verbinden: Eg. Z. 0. 24, 18.
vaust-recht* stn. Gewalttätigkeit: do aber das v. volgtt, wenn
es zu Tätlichkeiten kommt, Eg. Z. 0. 12, 8.
va^-vüllen - ver-wirkung 1027
vaz-vüllen* stn. das Fidlen eines Fasses als Strafe für Müller:
der {Müller) soll ohne mittel mit faßfüllen gestrafft weiden, Eg.
Z. 0. 31, 19.
Yer-brecher stm. Übertreter (z. B. der Zunftordnung): Eg. Z. 0.
46. 12.
Ter-brechung stf. (hier der Zunftordnung): nach gestalt der
Sachen und v. — gestraft werden, Eg. Z. 0. 30, 1.
ver-gleiehnng stf. I. Vergleichimg, 2. Ausgleichung, Ordnung
einer strittigen Sache: ist das der lerknecht Malz verderbt — das
soll zn der geswornen Mnlzer v. stehen, Eg. Z. 0. 33, 8.
ver-holn Adr. heimlich: dö er der stiegen herzogin verholn
wolt entrunnen sin, W. v. W. 1611.
ver-reizen (ver-rei^en) sivv. verführen, anreizen, zum Austritt
aus der Arbeit aufhetzen: wenn ein gesell — abgehalten und vor-
raizt wird und also ohne redlich ursach Urlaub fordertte, Eg. Z. 0.
12, 14.
yer-scheinen (ver-sclnnen) stv. II zu scheinen aufhören, ver-
blassen, ablaufen, vergehen (von der Zeit): das verschienen viertel
Jahr, Eg. Z. 0. 31, 3. von viel — verschinnen Jaren, 14, Einl.
ver-sclieimiiig stf. Ablauf (der Zeit): nach v. der zweie Jahr,
Eg. Z. 0. 37, S. 128, uf v. der 14 tag, 38, 2.
ver-scheukeii sivv. 1. ausschenken, 2. weggeben, 3.* do ein
gesell wer, der seinen Namen nit verschenckhet hett {nicht ürten-
geselle geworden wäre), der soll ihn inn der umbfrag verschenkhen
und 1 wochenlohn auflegen, Eg. Z. 0. 44 S. 150.
ver-schuchen(J)* swv.: sent (sint = da) ir uns also virschucht
mit dem mandel (Mantel) iuwr uutriwn, Dal. 42, 28.
ver-slemuieu s. ver-schleuimen.
ver-sprechen stv. 1 2 1. für einen bürgen, 2. verteidigen, ent-
schuldigen; 3. einem garantieren, daß er keinen Schaden leidet,
4. mit Beschlag belegen, 5. bestimmen, versprechen, 6. verweigern,
verzichten auf, 7. verreden, — refl. 8. sich verteidigen, 0. sich ver-
dingen, 10. geloben: ein versprochener (freigesprochener oder einer,
für den Bürgschaft geleistet ivorden?) Lehrjung, Eg. Z. 0. 9 S. 43.
ver-stand stm. 1. Verständnis, 2. Verständigung: 2. mit einem
heimlichen v. (Verabredung, Einverständnis) und pact machen, Eg.
Z. 0. 46, 23.
ver-süchuug stf. Probe, das Kosten: ein aufzunehmender Lehr-
ling soll nit leuger dan 14 Tag auf v. gehalten werden, Eg. Z. 0.
35, 10.
ver-trageu stv. IV refl. sich über etwas einigen: der lehrjung
— soll sich mit dem Lehrmeister umh das lehrgelt — v., Eg. Z. 0.
10, 2.
ver-veiern* swv. seine Ferien (freie Zeit) eigenmächtig ver-
längern : do sich ein schuknecht an einem Montag oder in der wochen
muthwillig verfeyerte (= „blau machte"), Eg. Z. 0. 41, 3.
ver-willen swv. refl. sich entschließen: do ein gesell sich vor-
wilt zu wanderun, Eg. Z. 0. 7 S. 37.
ver-wirkuug, -würkung stf. Verwirkung, so daß einer sach-
fällig oder strafbar wird: alles bei v. desselben tags der gantzen
Ordten, Eg. Z. 0. 14, 14, von Dr. Siegel in der Anm. wohl falsch
65*
1028 ver-zechunge — zü-büez,en
erklärt: es war ihm der Zutritt zu den Orten, ivo die Festlichkeiten
stattfanden, nicht gestattet," sondern: „er mußte zur Strafe die ganze
ürte, d. h. alles zahlen, ivas bei dieser Zunftversammlung getrunken
wird."
ver-zeehunge st. ver-zechunge.
vinnig s. pfinnig.
yisierung stf. 1. Bauplan, 2.* Zeichenvorlage für die Arbeit
eines Gold- oder Süberschmieds: als Meisterstück wird verlangt ein
Trinckhgeschierr nach vermög der Visirnng, Eg. Z. 0. 12. 16.
vliez,-waz,z,er st. vliez,-wasser.
vlocke, pflocke swm. 1. Flocke, 2. Funke, 3. Flaum, i. Flock-
trollc, flockiger Abfall der ~\Yolle beim Indischeren: 4- das ein
Tuchmacher — guete tangliche Schafwolle erkauffen und sich der
Pflockhen wie auch aller — ausgekembter schlickh u. kurtier wollen
enthalten solle, Eg. Z. 0. 4tf. 7.
vor-kanfen svw. vor Eröffnung des Detailmarkts kaufen: mit
alliier fürgekauften töpffen, Eg. Z. 0. 45, 12.
vor-laufeii* str. 1" vorfallen, sich ereignen, eintreten: in an-
sehung der ein Zeit vorgeloffenen Unordnung, Eg. Z. 0. 31, Einl.
vor-stand* stm. der beste „Stand-' ( „Verkauf splatz") am Markte:
die meister — sollen am freitag vor dem Jarmark zugleich uffmachen
unnd der eidist Maister den vorstanndt haben. Eg. Z. 0. 10, 9.
Tor-stat* ein {wollener?) Stoff: allerhandt Zeug: vorstatt. halb-
wüllen und halb Leinwat, Garn — färben, Eg. Z. 0 9, 29. Stimpler,
die sich allerhandt: vorstatten, halb wüllen, halb leinbath. Garn oder
dergl. zu ferben unterstehen, 9 S. 43. s. das folgende.
ror-staten* Adj. aus einem bestimmten (wollenen?) Stoff gemacht:
ein grosse schwarz vorstatene reverenda (Sonntagskleid). Traut.
Chr. 180.
vor-varen stv. IV zu Hände kommen, fertigmachen: do aber
einer in ' , Jahr mit sein Meisterstuckh nit vorfahren und seumig
würde. Eg. Z. 0. 12. lfi.
z.
zech-bück st. zeeh-buch.
zehen-eimerig st. zehen-eimerig.
zer-tretunge st. zer-tretunge.
zü-büe^en* svw. lies zusetzen st. Zusetzen.
Druck von Ehrhardt Karras, Halle a- S.
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